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Literarisches Schreiben im Deutschunterricht - Literaturhaus Stuttgart

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Andreas Stoch MdLMinister für Kultus, Jugend und Sportdes Landes Baden-Württemberg<strong>Schreiben</strong> offenbart und vermittelt.Wer hatte nicht schon einmal die Absicht, eigene Ideen, Anschauungen, Geschichten oderBeschreibungen derart zu Papier zu bringen, dass diese auf den Punkt genau, originell,fesselnd und geistreich für andere erlebbar werden und ihre Wirkung entfalten? <strong>Schreiben</strong>offenbart die Gedanken des Autors, vermittelt und führt zu einem größeren Verständnisfüreinander. Das Fortbildungsprogramm des <strong>Literaturhaus</strong>es <strong>Stuttgart</strong> setzt hier an undbietet Expertisen an der Schnittstelle zwischen Literaturdidaktik, Literatur- und Medienwissenschaftund Lernforschung.Den Lehrkräften werden Kompetenzen <strong>im</strong> literarischen <strong>Schreiben</strong> vermittelt, mit denensie den Schülerinnen und Schülern Anleitungen geben können, wie sie ihre Welt und ihreGedanken für andere verständlich und mit Hilfe verschiedener Stilmittel gezielt darstellenkönnen. Deren Kreativität und Fantasie bekommt dadurch literarische Beine. In diesemSinne ist auch Lawrence Sternes‘ Aussage zu verstehen, dass das <strong>Schreiben</strong> die einzigeMöglichkeit darstellt, mehrere angenehme Leben zur gleichen Zeit zu führen.Das Fortbildungsprogramm betont mit seinen Schreibwerkstätten den produktiven anstelledes rezeptiven Charakters und spricht neben der Kontextualisierung und dem kulturellenWissen insbesondere das literarische Gestaltungswissen an – es führt vom leeren Blatt zurReflexion. Es leistet neben der Weiterentwicklung der Didaktik des Faches Deutsch aucheinen Beitrag zur kulturellen Jugendbildung und damit zur aktiven Auseinandersetzung mitKunst und Kultur <strong>im</strong> Sinne einer umfassenden Persönlichkeitsbildung. Grundlage dafür stellendie Wahlbereiche lyrisches, erzählendes, szenisches und journalistisches <strong>Schreiben</strong> dar,wie auch Wort und Spiel sowie Comic und Film.Ich danke allen Beteiligten, die sich in diesem hervorragenden Projekt engagieren, insbesondereder Robert Bosch Stiftung für ihre Unterstützung, sowie den Lehrkräften, die hochmotiviert an dem Fortbildungsprogramm teilnehmen.GrussworteAndreas Stoch MdL6 7


Dr. Ingrid Hamm,Geschäftsführerin derRobert Bosch Stiftung GmbHKreativität heißt, Phantasie und Vorstellungskraft zu übenund ist der Schlüssel, um für sich persönlich,aber auch in der Gesellschaft neue Räume zu erschließen.Mit dem mehrfach ausgezeichneten Projekt Unterricht <strong>im</strong> Dialog – Schreibwerkstätten <strong>im</strong><strong>Deutschunterricht</strong> hat das <strong>Literaturhaus</strong> <strong>Stuttgart</strong> Lehrkräften professionelle Künstler,Schriftsteller, Dichter und Journalisten zur Seite gestellt, die gemeinsam mit den PädagogenMethoden literarischen <strong>Schreiben</strong>s für den <strong>Deutschunterricht</strong> erarbeitet und umgesetzthaben. Dabei hat sich das <strong>Literaturhaus</strong> <strong>Stuttgart</strong> den großen Verdienst erworben,kreatives <strong>Schreiben</strong> an allen Schularten, auch an Haupt- und Realschulen, zu etablieren.Die Arbeit der Schüler mit den Autoren führte dabei zu erstaunlichen Leistungen undErgebnissen. An dieser Stelle gilt daher mein Dank der jahrelangen engagierten Arbeit des<strong>Literaturhaus</strong>es.Aber nicht jede Schule hat das Glück, auf einen guten Journalisten oder Schriftstellerund einen so versierten Kooperationspartner wie das <strong>Literaturhaus</strong> <strong>Stuttgart</strong> zurückgreifenzu können. Wie kann also das <strong>Schreiben</strong> als künstlerisch-kreativer Akt <strong>im</strong> schulischen<strong>Deutschunterricht</strong> dauerhaft seinen Platz finden? Der Schlüssel für eine umfassendeFörderung des kreativen <strong>Schreiben</strong>s <strong>im</strong> <strong>Deutschunterricht</strong> liegt bei den Schulen und denLehrkräften selbst.Ausgehend von seinen jahrelangen Erfahrungen mit den Schreibwerkstätten und seinemNetzwerk von exzellenten Künstlern möchte das <strong>Literaturhaus</strong> <strong>Stuttgart</strong> nun seine Kenntnissean die Lehrer weitergeben und hat ein Weiterbildungsprogramm entwickelt, dasLehrkräfte aller Schularten dazu befähigt sich einen kreativen, eigenen aktiven Zugangzum <strong>Schreiben</strong> zu eröffnen und diesen an Schüler zu vermitteln. Mit dieser Initiative erhältdie ästhetisch-künstlerische Bildung in Baden-Württemberg einen bedeutenden Impulsund das <strong>Literaturhaus</strong> <strong>Stuttgart</strong> übern<strong>im</strong>mt <strong>im</strong> Bereich der literarischen Schreibförderungeinmal mehr eine Vorreiterrolle. Ich möchte den Initiatoren an dieser Stelle für die Bereitschaftzur Weitergabe des bestehenden Erfahrungsschatzes herzlich danken und hoffe,dass es gelingt, eine breite Wirkung in die Schulen hinein zu erzielen. Mein Dank richtetsich außerdem an das Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg fürdie Unterstützung des Projektes. Diesem beispielhaften Vorhaben wünsche ich allen Erfolg,das heißt starke Nachahmung und Nachhaltigkeit.GrussworteDr. Ingrid Hamm8 9


Comic und FilmWort und SpielErzählendesLyrischesSzenischesJournalistisches<strong>Literarisches</strong><strong>Schreiben</strong> <strong>im</strong><strong>Deutschunterricht</strong>ZielsetzungEntsprechend den Anforderungen der Lehrerbildungsstandards der Kultusministerkonferenzvon 2009 wird <strong>im</strong> Rahmen dieser zweijährigen Fortbildung die Kompetenzorientierungder Lehrenden in den Mittelpunkt gestellt. Indem Deutschlehrer zu eigenen praktischenSchreib- und Überarbeitungsversuchen angeleitet werden und best<strong>im</strong>mte Techniken undVerfahren kennen lernen, erweitern sie ihre eigene Gestaltungskompetenz. Mit der Erfahrung,gestaltete Sprache <strong>im</strong> Entstehungsprozess zu begreifen, eröffnen sich neue Perspektivender Wahrnehmung und Beurteilung von Texten. Im Austausch über Geschriebeneswerden sich die Teilnehmer über Kriterien und Aspekte der Bewertung verständigen undlernen, diese selbst zu entwickeln. Die Erweiterung der literarischen Urteilskompetenzbezieht sich dann auch auf die Fähigkeit, das literarische <strong>Schreiben</strong> von Schülern mit adäquatenMaßstäben zu beurteilen. Möglichkeiten des kritischen Dialogs über eigene undfremde Texte sollen hier erfahrbar gemacht werden, damit die Lehrenden später in derLage sind, in ihrem <strong>Deutschunterricht</strong> eine solche Anschlusskommunikation über Text- undMedienprodukte zu initiieren. Vor dem Hintergrund dieser Ziele werden didaktisch-methodischeKonzepte zu den Formen des erzählenden, lyrischen, szenischen, journalistischen<strong>Schreiben</strong>s und zu den Formen Comic und Film sowie Wort und Spiel <strong>im</strong> <strong>Deutschunterricht</strong>angeboten.Ein zweijähriges Fortbildungsprogrammfür DeutschLehrkräfte alleR weiterführendenSchularten in Baden-WürttembergAdressatInnerhalb des ersten Jahres sollen mit dem Programm 90 Deutschlehrkräfte aller Schulartender Sekundarstufen aus Baden-Württemberg angesprochen werden. Ungeachtet derUnterschiede zwischen den Bildungsplaninhalten gilt für alle Deutschlehrer, dass eigeneErfahrungen in der literarischen Praxis ihnen <strong>im</strong> Unterricht zu mehr Sicherheit verhelfenund ihren Kompetenzerwerb unterstützen. Die eingangs skizzierten Zielsetzungen legeneine Organisation der geplanten Deutschlehrerfortbildung nahe, die sich nicht an der Formherkömmlicher Einzelveranstaltungen orientiert, deren Nachhaltigkeit in Frage steht. Vielmehrsollen innerhalb eines Zeitraums von zwei Jahren verschiedene Elemente platziertwerden (Schreibtage, Seminartage, Seminartage-Praxis, Gesprächsreihe, Präsentationenvon Schreib- und Projektergebnissen).Im zweiten Jahr geht es vorrangig um den Transfer der Weiterbildungsinhalte in deneigenen Unterricht vor Ort. Jede Lehrkraft soll in ihrem eigenen schulischen Umfeld einCurriculum, das gemeinsam mit den Dozenten entwickelt wurde, <strong>im</strong> Rahmen des regulären<strong>Deutschunterricht</strong>s umsetzen. Begleitet wird diese Phase durch Reflexionseinheiten, die inForm von fünf zweitägigen Seminarkursen <strong>im</strong> <strong>Literaturhaus</strong> <strong>Stuttgart</strong> stattfinden.Fortbildungsprogramm10 11


Elemente des ProgrammsSchreibtage – eigene Erfahrungen machenMit ihrer Anmeldung entscheiden sich die Teilnehmer für eine Werkstattform. Im Rahmenvon fünf Schreibtagen innerhalb des Schuljahres 2013/2014 sollen die Teilnehmer unterAnleitung eines Dozenten des <strong>Literaturhaus</strong>es <strong>Stuttgart</strong> eigene Erfahrungen mit Verfahrenund Techniken des <strong>Schreiben</strong>s entwickeln. Die gewählte Werkstatt soll später auch Grundlagefür eigene Vor-Ort-Projekte innerhalb des Schuljahres 2014/2015 sein. Die Teilnehmerzahlje Werkstatt ist auf 15 Personen beschränkt.Folgende Werkstätten sind geplant:– Comic und Film <strong>im</strong> <strong>Deutschunterricht</strong>– Wort und Spiel <strong>im</strong> <strong>Deutschunterricht</strong>– Erzählendes <strong>Schreiben</strong> <strong>im</strong> <strong>Deutschunterricht</strong>– Lyrisches <strong>Schreiben</strong> <strong>im</strong> <strong>Deutschunterricht</strong>– Szenisches <strong>Schreiben</strong> <strong>im</strong> <strong>Deutschunterricht</strong>– Journalistisches <strong>Schreiben</strong> <strong>im</strong> <strong>Deutschunterricht</strong>Seminartage – Reflektion der SchreiberfahrungenIm Rahmen von drei zweitägigen Seminartagen sollen innerhalb des Schuljahres 2013/2014die eigenen Schreiberfahrungen reflektiert werden. Darüber hinaus werden methodischeund didaktische Konzepte diskutiert und diese <strong>im</strong> Sinne einer Einsetzbarkeit innerhalb dereigenen Unterrichtsprozesse überprüft. Zum Ende des Schuljahres 2013/2014 werden zudemKonzepte für Vor-Ort-Projekte an den Schulen der jeweiligen Teilnehmer entwickelt.Die Seminarwochenenden finden unter Anleitung der Dozenten des <strong>Literaturhaus</strong>es undunter Mitwirkung von Vertretern der Deutschdidaktik der Universität Bamberg statt.Seminartage – Vor-Ort-ProjekteInnerhalb des Schuljahres 2014/2015 sollen <strong>im</strong> Rahmen von fünf zweitägigen Seminartagendie jeweiligen Vor-Ort-Projekte reflektiert, diskutiert und nachjustiert werden. ZumAbschluss des Schuljahres werden Erfahrungen aus den Vor-Ort-Projekten in Form einesProjektkatalogs zusammenfassend dokumentiert. Auch diese Seminartage finden unterAnleitung von Dozenten des <strong>Literaturhaus</strong>es unter Mitwirkung von Vertretern der Deutschdidaktikder Universität Bamberg statt.GesprächsreiheDas Angebot der zweijährigen Fortbildung für Lehrer wird vor dem Hintergrund eines erweitertenDialoges von einer zehnteiligen Gesprächsreihe begleitet. Zehn bedeutendeSchriftsteller und ebenso namhafte Wissenschaftler treffen sich <strong>im</strong> <strong>Literaturhaus</strong> zum Gesprächüber das literarische <strong>Schreiben</strong> und dessen Vermittelbarkeit. Die Paarungen wurdenin Kooperation mit dem Lehrstuhl für Didaktik der deutschen Sprache und Literatur derUniversität Bamberg sorgfältig überlegt und zusammengestellt. Die Gesprächsreihe istauch Teil des öffentlichen Programms des <strong>Literaturhaus</strong>es <strong>Stuttgart</strong>.AbschlusszertifizierungAlle Teilnehmer, die erfolgreich an dem Fortbildungsprogramm teilgenommen haben, erhaltennach Abschluss von den beteiligten Projektpartnern ein Zertifikat.Fortbildungsprogramm12 13


DATUM Schreibtage Seminartage GesprächsreiheFreitag, 18.10.2013 10.00 - 17.00 Uhr Freitag, 20.00 UhrOKT Schreibtag 1 Gesprächsreihe 01literatur und GedächtnisFreitag, 15.11.2013 10.00 - 17.00 Uhr Freitag, 20.00 UhrNOV Schreibtag 2 Gesprächsreihe 02literatur und ZeitgeistFreitag, 13.12.2013 10.00 - 17.00 Uhr Freitag, 20.00 UhrDEZ Schreibtag 3 Gesprächsreihe 03literatur und RhythmusFreitag, 17.01.2014 undje 10.00 - 17.00 UhrJAN Samstag, 18.01.2014 Seminartage 1schwerpunkt: LiteraturbegriffFreitag, 21.02.2014 10.00 - 17.00 Uhr Freitag, 20.00 UhrFEB Schreibtag 4 Gesprächsreihe 04literatur und ReligionFreitag, 28.03.2014 undje 10.00 - 17.00 UhrMRZ Samstag, 29.03.2014 Seminartage 2schwerpunkt: SchreibprozessFreitag, 09.05.2014 10.00 - 17.00 Uhr Freitag, 20.00 UhrMAI Schreibtag 5 Gesprächsreihe 05literatur und SelbstdarstellungFreitag, 04.07.2014 undje 10.00 - 17.00 UhrJUL Samstag, 05.07.2014 Seminartage 3schwerpunkt: BewertungZeitplanung Schuljahr 2013/201414 15


DATUM Schreibtage Seminartage - PRaxis GesprächsreiheFreitag, 17.10.2014 und je 10.00 - 17.00 Uhr Freitag, 20.00 UhrOKT Samstag, 18.10.2014 Seminartage Praxis 1 Gesprächsreihe 06literatur und IdentitätFreitag, 12.12.2014 und je 10.00 - 17.00 Uhr Freitag, 20.00 UhrDEZ Samstag, 13.12.2014 Seminartage Praxis 2 Gesprächsreihe 07literatur und Sex(ualität)Freitag, 06.02.2015 und je 10.00 - 17.00 Uhr Freitag, 20.00 UhrFEB Samstag, 07.02.2015 Seminartage Praxis 3 Gesprächsreihe 08literatur und ProfessionalitätFreitag, 24.04.2015 und je 10.00 - 17.00 Uhr Freitag, 20.00 UhrAPR Samstag, 25.04.2015 Seminartage Praxis 4 Gesprächsreihe 09literatur und OriginalitätFreitag, 26.06.2015 und je 10.00 - 17.00 Uhr Freitag, 20.00 UhrJUN Samstag, 27.06.2015 Seminartage Praxis 5 Gesprächsreihe 10literatur und NaivitätZeitplanung Schuljahr 2014/201516 17


Comic und FilmWort und SpielErzählendesLyrischesSzenischesJournalistisches<strong>Literarisches</strong><strong>Schreiben</strong> <strong>im</strong><strong>Deutschunterricht</strong>Ein Fortbildungsprogramm für Deutschlehrkräftealler weiterführenden Schularten in Baden-WürttembergFortbildungsschwerpunkte18 19


Stefan Dinter, geboren 1965, studierte Kommunikationsdesign mit SchwerpunktIllustration bei Professor Julio Rondo an der Merz Akademie in <strong>Stuttgart</strong>, wo er1993 mit einer Diplomarbeit über „Die Entwicklung der Underground Comix in denUSA“ abschloss. Seit 1995 arbeitet er als freier Illustrator und Comiczeichner fürZeitungen, Verlage und Filmproduktionen. Daneben leitet er Comicworkshops, seit2006 schwerpunktmäßig am <strong>Literaturhaus</strong> <strong>Stuttgart</strong>. Aus den dort gegebenenWorkshops entstand auch sein Buch Comics machen Schule, verlegt bei KallmeyerFriedrich.WerkstattWorte und Bilder und Wortbilder und Bildworte und die Zusammenhänge und Abständezwischen ihnen...Comic und Film sind an ihrer Oberfläche bildnerische Medien. Hinter dieser Oberfläche aberfindet sich in beiden ein ungleich größerer Teil des <strong>Schreiben</strong>s wieder. Beide benötigen sehrspezialisierte Buchvorlagen – Drehbücher – und eine tiefgehende Auseinandersetzung mitErzähltechniken und Dramaturgien. Gleichzeitig sind sie sehr gut geeignet, die verschiedenstenliterarischen Disziplinen, ob Drama, Lyrik, Reportage und natürlich die verschiedenenFormen erzählender Texte, aufzunehmen und umzusetzen.Wer in Comics und Filmen erzählt, wird <strong>im</strong>mer zuerst Texte über Bilder und deren dramaturgischzum Thema passende Aneinanderreihung schreiben müssen. Es gilt einerseits dieTiefe des Raumes in Medien zu beschreiben, die nur in zwei D<strong>im</strong>ensionen existieren. Undandererseits die exakt passenden Bilder und Wortbilder zur genauen Beschreibung vonEmotionen und Sachzusammenhängen zu finden. Verlangt wird eine tiefgehende Auseinandersetzungmit Texten und Bildern. Dies kann gerade bei der Lektüre als schwierig empfundener,älterer literarischer Texte von Vorteil sein: Die Transformation eines solchen Textesin ein Comic- oder Filmdrehbuch oder gar in einen fertigen Comic oder Film führt zu einerintensiven Beschäftigung mit dem Text, seinen Aussagen und seinen Möglichkeiten. DasVisualisieren kann dem <strong>Schreiben</strong> behilflich sein, das <strong>Schreiben</strong> dem Visualisieren.Ziel der Werkstatt für Comic und Film ist das genaue Betrachten, das analytische Sehenund die genaue Beschreibung des Gesehenen. Dazu gehört u.a. die Auseinandersetzung mitBildsequenzen und Filmszenen. Das gemeinsame Erörtern der erarbeiteten Texte und Bilderin der Gruppe bildet einen großen Teil unserer Arbeit. Und: „gut“ zeichnen können musskeiner der Teilnehmer! Das Erzählen steht <strong>im</strong>mer <strong>im</strong> Vordergrund.Wort und Bild werden in dieser Werkstatt kombiniert und verstärken sich gegenseitig.COMIC UND FILMComic und Film <strong>im</strong><strong>Deutschunterricht</strong>2021


SchreibtageAn fünf Schreibtagen werden die verschiedenen Möglichkeiten der Transformation vonliterarischen Texten in Comic- oder Filmdrehbücher ausgelotet. Hier wird jeder Teilnehmerseine eigene Vorgehensweise finden. Fest zementierte Regeln gibt es nicht – „nur“ hilfreicheStrukturen: von der Idee zur Geschichte, von der Geschichte zur Skizze, von der Skizzezum Text, vom Text zum Bild. Die Kombination von Wort und Bild führt uns zu einer intensivenAuseinandersetzung mit Redaktion und Reduktion: Wo muss ich kürzen? Wo sagtmein Bild mehr als mein Wort? Und wo sagt mein Wort mehr als mein Bild? Der <strong>Schreiben</strong>deist gleichzeitig Autor, Redakteur und Regisseur seiner Texte.Comic und Film arbeiten in genau begrenzten Räumen: der Comic auf einer Seite, der Filmauf einer Leinwand. Die Exploration des Raumes und der Menschen darin wird für beideMedien <strong>im</strong>mer nur in zwei D<strong>im</strong>ensionen möglich sein. Aber trotzdem werden beide Medienuns ein komplettes Bild dieses Raumes geben. Zumindest so komplett, wie der jeweiligeAutor es uns erzählen will. Es geht also auch um die Frage, was wir zeigen, verstecken undverschweigen wollen und dem warum. Diese Art der Dramaturgie, ob auf der Seite oder derLeinwand, ist ein zentraler Punkt der Schreibtage.Hierbei wird das Skizzenbuch zum Ideenlabor, in dem, schnell kritzelnd, verwerfend, undneu kombinierend, verschiedene dramaturgische Ansätze schnell durchprobiert werdenkönnen. Die gemeinsame Analyse von Film- und Comicsequenzen wird weitere Möglichkeitender Dramaturgie aufweisen.Wir werden einzeln und in der Gruppe arbeiten. Denn <strong>Schreiben</strong> in Drehbüchern kann auchbedeuten, dass wir für jemand anderen schreiben, der unsere Texte umsetzt. UmfangreichereTexte können auch in Szenen unterteilt und arbeitsteilig umgesetzt werden, so dassdas Drehbuch zu einem Text die Handschrift verschiedener Autoren tragen kann. Diesemüssen sich sehr genau aufeinander einstellen und miteinander abst<strong>im</strong>men, um ein rundesErgebnis zu erreichen. Wir werden daher nicht nur unseren eigenen Schreibprozess kritischbetrachten, sondern auch den anderer Autoren.Dazu gibt es <strong>im</strong>mer wieder kurze Zeichenübungen, das so genannte „Zeichnen für Nichtzeichner“.Hier soll aufgezeigt werden, wie auch Autoren ohne besondere Routine <strong>im</strong> bildnerischenBereich ihre Drehbücher adäquat umsetzen können. Eine genauere Beleuchtungder technischen Voraussetzungen zur Realisierung von erarbeiteten Comics oder Filmengehört ebenso zu den Schreibtagen, wie das Erarbeiten von Bewertungskriterien von Schülerarbeiten.COMIC UND FILM2223


SeminartageDie Seminartage geben die Gelegenheit, Inhalte der Schreibtage genauer zu beleuchtenund zu vertiefen. Es werden u.a. folgende Themen behandelt:Autorenschaft und Gruppe – Wer ist eigentlich der Autor eines in einer Gruppe arbeitsteiligerschaffenen Films oder Comics? Wie kann der einzelne Autor in einer gemeinschaftlichenArbeit bestehen? Kann die Gruppe zum Autoren werden? Wie kann die Leistung dereinzelnen Autoren einer kreativen Gruppe bewertet werden?St<strong>im</strong>me und Bild – Wo finde ich „meine“ St<strong>im</strong>me <strong>im</strong> Zusammenspiel von Wort und Bild?Welche Erzählperspektive wähle ich – und warum? Welches Medium ist für welche Erzählperspektivebesser oder schlechter?Eigener Stil: der Weg vom Kopf aufs Papier – Der Satz: „Ich kann nicht gut zeichnen“st<strong>im</strong>mt nicht ganz. Richtiger sollte er lauten: „Das von mir gezeichnete Bild sieht ganzanders aus, als das Bild, das ich mir <strong>im</strong> Kopf vorher bildete“. Welche Kombination aus „Fehlern“und „Richtigkeiten“ macht unseren Stil aus? Müssen wir „gut“ zeichnen, um gut erzählenzu können? Welche anderen gestalterischen Möglichkeiten stehen uns zur Verfügung?Wo es weh tut – Wie weit kann ich mit einem Thema gehen? Ist das Bild schmerzhafterals das Wort? Was oder wen kann oder will ich zeigen, und was nicht? Darf oder muss ichBiografisches editieren?Wertungen – Über die Zeit der eigenen praktischen Arbeit wird jeder Teilnehmer seineeigenen Kriterien zur Bewertung von Comics und Filmen gefunden haben. Wie können wirkreative Arbeit bewerten? Sehen wir das Ergebnis oder den Prozess?Alles auf Null – Wenn der Comic druckfertig, der Film abgedreht ist – ist er dann fertig?Oder würden wir lieber noch einmal von vorne beginnen? Wann ist ein Text „fertig“?Seminartage PraxisDie gemeinsamen Erfahrungen des ersten Werkstattjahres sollen <strong>im</strong> zweiten Jahr vonden Teilnehmern in ihre Schulen getragen und in eigenen Projekten als Werkstattleiterweitergeführt werden. Die jeweilige Klassen- oder Gruppenzusammenstellung wird neueFragen und Möglichkeiten aufwerfen, die jeweils spezifische Konzepte erfordern werden.Gemeinsam werden an den praktischen Seminartagen Ergebnisse und Probleme aus diesenGruppen besprochen, Erfahrungen ausgetauscht und mögliche Strategien besprochen.COMIC UND FILM2425


WORT UND SPIELT<strong>im</strong>o Brunke, der Wortkünstler und Performance-Poet steht mit seinen Textenauf Bühnen <strong>im</strong> In- und Ausland. Als eine der Gründungsfiguren der deutschenPoetry Slam-Szene hat er zahlreichen jungen Menschen zu ersten schöpferischenSprech- und Schreiberfahrungen verholfen. Sein etymologisches Wörterbuch fürKinder Warum heißt das so? wurde 2010 in der Sparte Juniorwissen zum Sachbuchdes Jahres ernannt. 2011 erhielt T<strong>im</strong>o Brunke den Schubart Förderpreis. SeinSprachspielbuch 10 Minuten Dings erschien <strong>im</strong> Frühjahr 2013 ebenfalls bei KlettKinderbuch.WerkstattWer literarisch tätig werden will, der muss auf dem Weg zum gelingenden Text mit Wörternund Sätzen, mit Ideen, Genres und Stilarten umgehen. Die Werkstatt Wort und Spiel hörtund schaut hierbei in besonderem Maße auf das poetische und produktive Urpotentialalles Sprachlichen: Schon in den einzelnen Lauten eines Wortes liegt ein Material vor, dassich gestalten lässt. Vom einzelnen Laut ausgehend verfolgt die Werkstatt die wunderbareSymbiose, die die Laute bei der Wortbildung eingehen. So weiter betrachtet rückt auch dieSyntax in ein neues Licht. Grammatik wird als Kunstwerk erfahrbar.Die Werkstatt setzt auf die körperliche, seelische und geistige Anwesenheit der Teilnehmer.Denn die Elemente der frühkindlichen Sprachförderung, Singen, Sprechen, Bewegen,Re<strong>im</strong>en usw. können gerade auch an der weiterführenden Schule – natürlich in jeweilsaltersgemäßer Form – dazu verhelfen, die grundsätzliche Lust an der Sprache zu erhaltenund zu steigern – allen Regularien des Schulbetriebs zum Trotz.Wort und Spiel <strong>im</strong><strong>Deutschunterricht</strong>2627


Die Sprech- und Schreibtage sind modular unterteilt in sechs „Sprachbäder“ für Atem, Bewegung,Sprechen, Singen, Erzählen, Sprachspiele, einen Theorieteil, drei Einheiten für dieTextarbeit sowie ein „Abschluss-Sprachbad“, das spontan gewählt wird. Die Reihenfolgeder einzelnen Teile ergibt sich aus dem Fluss des Geschehens.Die Schreibschwerpunkte der Textarbeit sind folgende:1: Praktische Metrik / „Verse drechseln“2: Literarische Motivkunde3: Ballade und mündliche Erzählung4: Slam Poesie / Poetry Slam5: Rhapsodie.WORT UND SPIELSPRECH- UND SchreibtageJahre bevor der Mensch zu schreiben anfängt, lernt er mit allen Fasern seines jungenLebens zu sprechen. Die anthropologische D<strong>im</strong>ension des frühkindlichen Spracherwerbsbildet den Übungshorizont für die Sprech- und Schreibtage. Sprache ist Bewegung. Sprachesetzt körperlich-motorische, seelisch-empfindende und geistig-erkennende Bewegungen inGang.Dieser Tatsache folgend erfährt die Werkstattgruppe am eigenen Leib, was es heißt, inBezug auf die eigene sprachliche Ausdruckskraft vom „Kapieren“ ins Erleben zu geraten.Wie sehr unser Erzählfluss vom jeweiligen Atemfluss abhängt, wie sehr der persönlicheaktive Wortschatz vom erworbenen Bewegungsspektrum des eigenen Körpers abhängenkann, wie Sprachspiele zur persönlichen Sprachförderung systemisch und gezielt eingesetztoder wie die eigene performative Leistung be<strong>im</strong> Unterrichten kontinuierlich erhöhtwerden kann – solche Übungserfahrungen bilden die Grundlage für die darauf aufbauendeelementare Textarbeit.Aus dem Spiel mit Lauten, Wörtern und Sätzen und aus ebenso lustvoller, aber methodischerHingabe an Ideen und Einfälle erwachsen „Textlinge“. Aus „Textlingen“ werdenVerse, Balladen, Raptexte, Lautgedichte und mündliche Erzählungen. Die Arbeit an diesenpoetischen Formen mündet schließlich darin, einen literarischen Stoff von kanonischemRang oder ein substantielles Stück Gegenwartsliteratur in eine sogenannte „Rhapsodie“zu übertragen und dabei die erlernten Übtechniken auf das gemeinsame <strong>Schreiben</strong> undVortragen einer Sprechpartitur anzuwenden.2829


SeminartageDas erste Treffen dreht sich um den Literaturbegriff: Was ist Literatur und was nicht? Wofängt Literarizität an? In welchen medialen Formen zeigt sich Literatur heutzutage? Welcheliterarischen Strömungen der Gegenwart sind an mir vorbeigegangen und welche Autorenoder Gattungen taugen erstaunlich gut für literarisches Lernen? Welchen Begriff von Literaturhabe ich bisher gehabt? Wo erweitert er sich nun in der Begegnung mit Dozenten undanderen Tagungsteilnehmern?Dieses Treffen wird auch Anlass sein, sich gründlich mit den genuin mündlichen Traditioneninnerhalb der Literaturgeschichte auseinanderzusetzen.Hier nehmen wir sowohl die rhapsodischen Anfänge der Poesiegeschichte (Homer, Nibelungenlied...)als auch Meistersang und Balladentraditionen zur Kenntnis. Ein größeresAugenmerk wird auf den mündlichen Strängen der literarischen Moderne und Gegenwartliegen: DADA und literarisches Kabarett haben zu Beginn des letzten Jahrhunderts für einepoetische Durchlüftung gesorgt, die bis heute anhält und von der der Poetry Slam unsererTage noch <strong>im</strong>mer zehrt. Wir werden uns mit Rap und seinen afrikanischen Wurzeln beschäftigen.Von dort ist es nur noch ein kurzer, aber wesentlicher Schritt zu den mündlichenErzähltraditionen, die seit jeher und bis heute alles literarische Leben umgreifen, und diees gerechtfertigt erscheinen lassen, neben der Literatur (littera, lat. Buchstabe) auch voneiner „Lauteratur“ zu sprechen.Das zweite Treffen widmet sich dem Schreibprozess. Die Angst vor dem weißen Blattist vielleicht nur eine von vielen Klippen, die der <strong>Schreiben</strong>de zu umfahren hat. Auch dasGegenteil – schwarzes Gedankengew<strong>im</strong>mel – kann die schöpferische Arbeit erschweren.Wie aber gingen Autoren früher, wie gehen sie heute mit diesen Begleiterscheinungenihres Berufes um?Bei diesem Treffen ergibt sich die Gelegenheit auf die am eigenen Leib bisher erfahreneÜbstrecke zurückzublicken. Wir werden uns über den alten Gedanken der Meisterschaftaustauschen. Warum man zwar seinen Meister oder Master machen, Meisterschaft abernicht herstellen kann, und mit welcher Haltung wir uns die unterschiedlichen Fließgeschwindigkeitendes Ideenstroms am besten zunutze machen können.Das dritte Treffen behandelt eine Schlüsselfrage für den <strong>Deutschunterricht</strong>: Wie ist eineBewertung literarischer Texte überhaupt möglich?Spielerisch werden wir hier unsere bis dahin entstandenen Texte „vor Gericht“ stellen, sieselber gegenseitig angreifen und verteidigen. Es wird neben konstruktiver und st<strong>im</strong>migerTextkritik darum gehen, welche Möglichkeiten sich für eine Bewertung künstlerischen,schöpferischen Sprechens ergeben. Anhand der selbst von den Teilnehmern absolviertenÜbungen wird sich hier ein Weg weisen, wie der Stellenwert des gesprochenen Worts <strong>im</strong><strong>Deutschunterricht</strong> auch und gerade durch Benotungschancen erhöht werden kann.Seminartage Praxis – RHAPSODIE-LABORWie wird ein Schüler, der auf schöpferische Weise sprachlich sensibilisiert wurde, reagieren,wenn er auf einen kanonischen Lehrstoff wie Goethes Faust trifft?Eine Rhapsodie bezeichnet zum einen eine epische mündliche Erzählform, zum zweiteneine formenreiche musikalische Komposition. In der Methodik und Didaktik der Werkstattbedeutet die Rhapsodie den unterrichtlichen Ziel- und Höhepunkt: Eine literarische Ganzschriftwird zum zentralen Thema eines Schuljahres. Grammatik, Wortschatz und Literaturunterrichtarbeiten einander zu. Aus dem gemeinsam durch Lektüre oder mündliches Erzählenerarbeiteten Stoff wird eine Sprechpartitur. In diese fließt alles ein, was an sprachlicherPräsenz und literarischer Produktivität entwickelt wurde. Allein, zu zweit, in Kleingruppensowie <strong>im</strong> Klassenplenum entsteht eine komplexe poetische Textur, die aus vielen poetischenBauformen bestehen wird und bei der die schreiberischen und sprecherischen Talenteund Neigungen individuell zur Geltung kommen.Eine Rhapsodie entsteht be<strong>im</strong> Machen. Zwar entwirft der Lehrer als Projektleiter einenZeitplan für die Arbeit bis zum Ende eines Schuljahres. Aber das eigentliche Unterrichtsabenteuerbeginnt, wenn es gilt, den unterschiedlichen Neigungen, Talenten und Entwicklungsstufender Schüler in einer heterogenen Klassengemeinschaft gerecht zu werden. Sowerden sich die Spiel-, Sprech- und Schreibpläne <strong>im</strong>mer wieder ändern. Das große Ziel,die mündlich-performative Vorführung einer selbstverfassten Sprechpartitur, sorgt fürgruppendynamische Spannung bis zuletzt. Und für eine lustvolle Inszenierung sprachlicherAusdruckskraft.Die fünf Sprech- und Schreibtage Praxis sind dafür da, diesen rhapsodischen Prozess <strong>im</strong>pulsivund reflektierend zu begleiten. Die Werkstatt wird zur Basisstation. Die Teilnehmerdürfen sowohl vom Dozenten als auch voneinander vielfältige Hilfestellung erwarten,um einem öffentlichen Beweis ihrer Unterrichtskunst vertrauensvoll entgegen sehen zukönnen.WORT UND SPIEL3031


Ulrike Wörner M.A., geboren 1969, studierteAllgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaften,Germanistik und Politik in <strong>Stuttgart</strong>und arbeitet als Geschäftsführerin des„fbk Baden-Württemberg – Autorenbegegnungenfür Kinder und Jugendliche“. Sie ist Jurymitgliedfür Literaturpreise und -stipendien undseit 1999 Dozentin für literarisches <strong>Schreiben</strong><strong>im</strong> In- und Ausland.Yves Noir, 1967 in Straßburg geboren, lebt seit 1985in Deutschland. Nach seiner Tätigkeit als Fotoassistentin München, studierte Noir Mediendesign mitSchwerpunkt Fotografie und arbeitet seit 1995 alsfreier Fotograf und seit 2003 auch als Dozent für Fotografie<strong>im</strong> In- und Ausland.Gemeinsam mit Tilman Rau publizierten UlrikeWörner und Yves Noir 2012 <strong>im</strong> Kallmeyer FriedrichVerlag Erzählendes <strong>Schreiben</strong> <strong>im</strong> Unterricht.WerkstattNachdem der Geniegedanke spätestens mit Andy Warhol und Joseph Beuys begrabenwurde, demzufolge nur ein Genie in der Lage ist Kunst zu produzieren, haben sich inDeutschland seit Mitte der 1990er Jahre Schreibschulen, Creative-Writing Kurse und dieuniversitäre Ausbildung zum Schriftsteller mehr und mehr etabliert.Im <strong>Deutschunterricht</strong> gilt das kreative <strong>Schreiben</strong> häufig als Lösung für desinteressierteoder schreibfaule Schüler und der Markt ist von Schriften, die allerdings nicht unbedingtdem nahe kommen, was wir mit unserer Werkstatt beabsichtigen, in den letzten Jahrennahezu überflutet worden.Die Werkstatt für erzählendes <strong>Schreiben</strong> und Fotografie arbeitet inter- bzw. transtextuellund hat sich zum Ziel gesetzt, rein spielerische, exper<strong>im</strong>entelle oder didaktische SchreibundFotoübungen zu überwinden, indem sie das <strong>Schreiben</strong> und Fotografieren in die Literatur-und Kunstgeschichte und die aktuelle Literatur bzw. Fotografie aktiv und passiv einbindet.Dazu gehören nicht nur die Arbeit mit aktuellen Texten und Rezeption zeitgenössischerAutoren und Fotografen, sondern auch der Besuch der Vorlesungsreihe des <strong>Literaturhaus</strong>esund die intensive Diskussion der Texte und Fotos in der Gruppe.Ein doppelter Prozess soll in Gang gesetzt werden: ein Prozess des <strong>Schreiben</strong>s und einProzess des Betrachtens.Erzählendes <strong>Schreiben</strong>Erzählendes<strong>Schreiben</strong> <strong>im</strong><strong>Deutschunterricht</strong>3233


SchreibtageInsgesamt fünf Schreibtage mit verschiedenen Modulen bieten die Möglichkeit sich intensivmit dem literarischen <strong>Schreiben</strong> und der Materie Wort und Bild auseinanderzusetzen.Wer dies getan hat, dem wird die eigene Schreiberfahrung dabei helfen auch andere zum<strong>Schreiben</strong> anzuregen und anzuleiten.Ziele der Schreibtage:• Das <strong>Schreiben</strong> (und auch Fotografieren) als Prozess rückt gegenüber dem Ergebnis in denVordergrund.• Da die in der Werkstatt entstandenen Texte und Bilder, schon in Anbetracht der Kürze derZeit, bis auf wenige Ausnahmen nicht als „fertige“ Literatur und Fotografie <strong>im</strong> künstlerischenSinne verstanden werden können, kann hier das <strong>Schreiben</strong> als unfertiger Prozessangesehen und vor allem erkannt werden, der allerdings auf die gleiche Stufe zu stellenist wie das so genannte fertige Ergebnis.• Aus diesem Prozess und mit Hilfe der eigenen Schreib- und praktischen Lernerfahrungensollen die Teilnehmer in der Lage sein eigene poetologische Ansätze zu formulieren undaus diesen wiederum, <strong>im</strong> zweiten Seminarjahr, Übungen und Umsetzungen für einen eigenständigenund authentischen Schreibunterricht zu erarbeiten.SeminartageAn den Seminartagen werden die Inhalte der Schreibtage u.a. mit folgenden Arbeitsmodulentheoretisch und praktisch vertieft:Annäherung an einen LiteraturbegriffAnhand von literarischen und theoretischen Textbeispielen wird der Versuch einer Definitionunternommen, was ein offener und geschlossener Literaturbegriff bedeutet, die BegriffeLiteratur und Literarizität untersucht und die Frage erörtert, welche und wie vielSprache Literatur erlaubt.Lesebiografie und LiteraturbegriffWie hat meine eigene Lesebiografie meinen Begriff von Literatur geprägt, welche Entwicklungund Veränderungen machen sich bemerkbar und welchen Einfluss nehmen sie auf mein<strong>Schreiben</strong>?Literatur ist gleich Text minus Autor – Über FiktionalisierungUm Zugang zu seinem tiefsten autobiografischen Material zu bekommen, muss der SchrifstellerFiguren erfinden, die ausdrücklich er sind, und Geschichten, die ausdrücklich nicht direktaus seinem Leben gegriffen sind. Jonathan FranzenUnterschiedliche Handhabungen der Fiktionalisierung eines literarischen Prosatextessollen herausgearbeitet, untersucht und erörtert werden. Möglichkeiten, einen Text vonseinem Autor zu befreien, werden ebenso angesprochen wie die Frage, wie viel Ich ein Textbenötigt und erträgt und wer der vielfache Leser sein soll.Erzählendes <strong>Schreiben</strong>Schillers Totalidee oder Ricos Clustering?Es gibt unzählige Möglichkeiten von Schreibanlässen und -prozessen. Einem kurzen Überblicküber unterschiedliche Methoden und Schreib<strong>im</strong>pulse folgt die Einordnung der bisherigeneigenen Schreiberfahrung sowie eine Betrachtung verschiedener Arbeitsmethodenanhand ausgewählter Dichter: Ideensammlungen, Vortexte, Fremdtexte, Vorbilder – dereigene literaturästhetische Standpunkt soll dabei mit einbezogen werden.3435


Selbstversuch: Dokumentation eigener SchreibprozesseEin Versuch: anhand einer Aufgabe wird der eigene Schreibprozess, vom Schreib<strong>im</strong>pulsüber die Ideengenerierung bis zur Textgestaltung, mit Hilfe eines Protokolls dokumentiert.Weitere Themen sind der Umgang mit Schreibblockaden und fehlender Distanz sowie derVeränderung der Wahrnehmung vor, während und nach dem <strong>Schreiben</strong>.Fotografien als Schreib<strong>im</strong>pulsWelche Bilder eignen sich als Schreibanlass und welche gerade nicht? Fotografien werdenauf Schreib<strong>im</strong>pulstauglichkeit überprüft, zeitgenössische Fotografen vorgestellt.Stil oder Gefühl?Literarische Wertung und der Literaturbegriff liegen dicht beieinander. Urteil, Kritik, Geschmack,Kontext und Kanon sind wiederum wichtige Bestandteile der literarischenWertung, an denen sich jedes literarische Werk messen lassen muss. Außerdem unterliegtWertung einem historischen Wandel – was gestern ein Skandal bedeutete, ruft heute einmüdes Gähnen hervor und wirft sofort die Frage nach der Rolle des Lesers auf. Eine spannendeDiskussion.Kanon oder Kanones?Es gibt keinen absolut gültigen Kanon, es gibt Kanones: verschiedene allgemeine Kanonesund spezifische Kanones, beispielsweise von Subkultur-Literaturen oder unterschiedlicherFachgebiete. Überlegungen, welche Leserpräferenzen, welche Reflexion und Identifikationeinem Kanon zugrunde liegen, münden in einen individuellen Kanon, der wiederum mit dereigenen Lektürepraxis und dem eigenen Literaturbegriff zusammenhängt.Seminartage PraxisFünf Seminartage Praxis <strong>im</strong> Zeichen des Tuns und des Transfers in den Alltag der Schule:alle Fertigkeiten und (Er-)Kenntnisse aus den Schreib- und Seminartagen des ersten Jahressollen hier so reflektiert und strukturiert werden, dass sie <strong>im</strong> Unterrichtsalltag angewendetwerden und dort bestehen können. Aus dem Erlernten und den Erfahrungen entsteheneigene Konzepte und Strategien, um mit einer Schulklasse literarisch zu arbeiten. Im Gesprächmit den anderen Teilnehmern und den Vertretern der Didaktik werden Übungen undKonzepte vorgestellt, erprobt und verfeinert, Erfahrungen ausgetauscht, Schwierigkeiten<strong>im</strong> Plenum oder in Arbeitsgruppen diskutiert.Erzählendes <strong>Schreiben</strong>Die Würde meines Textes ist unantastbar<strong>Schreiben</strong> ist ein permanentes Quiz mit sich selbst. Angelika WaldisMit 15 Fragen an den eigenen Text startet der Versuch einer Eigen(be)wertung <strong>im</strong> Selbstdialog,dem Fragen über den Umgang mit Wertung eigener und fremder Texte folgen.Wann ein Text fertig istBei dieser Überschrift werden sich viele <strong>Schreiben</strong>de fragen: Ist ein Text jemals fertig? Undwenn ja, wann? Über Vor- und Nachtexte muss ebenso nachgedacht werden, wie über eineErmutigung zum unfertigen Text.3637


José F.A. Oliver, andalusischerHerkunft, wurde 1961in Hausach <strong>im</strong> Schwarzwaldgeboren und lebt dort alsfreier Schriftsteller. 2001 warer Stadtschreiber in Dresden.2002 Gastprofessor und writer-in-residenceam MIT (Cambridge/USA). 2004 Stadtschreiber in Kairo. 2007hatte er die Chamisso-Poetik-Dozentur an der TU Dresden inne. 2009 war er writer-in-residencean der Keele-University in England, 2011 writer-in-residence ander Jacobs-University Bremen. 1997 erhielt er den Adelbert-von-Chamisso-Preis,2007 den Kulturpreis des Landes Baden-Württemberg, 2009 den Thaddäus-Troll-Preis und 2012 den Joach<strong>im</strong>-Ringelnatz-Preis. Jüngste Publikationen (erschienenbei Suhrkamp): Mein andalusisches Schwarzwalddorf (2007) und fahrtenschreiber(2010). 2013 erschien <strong>im</strong> Kallmeyer Friedrich Verlag Lyrisches <strong>Schreiben</strong> <strong>Schreiben</strong><strong>im</strong> Unterricht.WerkstattJeder Mensch birgt Augenblicke der PoesieVor ein paar Jahren sagte mir eine Schülerin der Realschule Osthe<strong>im</strong> nach einem längerenGespräch über das Gedicht Hälfte des Lebens von Friedrich Hölderlin einen Satz, der michseither begleitet: „Jetzt begreife ich, ein Gedicht folgt keinen Gesetzen, hat aber Regeln.“Treffender könnte die Erkenntnis nicht formuliert sein.Gedichte sind Texte, die einen kontinuierlichen Prozess in Sprache öffnen, dabei Rhythmusund Struktur, W:orte und Bilder in eine Form münden lassen, die weder beliebig entstehennoch planmäßig umgesetzt werden. Octavio Paz hat gar formuliert, dass es keine definitiveoder endgültige Version eines Gedichtes gebe und schrieb: „Vielleicht ist jedes Gedichtder Entwurf eines Gedichtes, das wir niemals schreiben werden.“ Auch diesem Satz folgeich gerne, weil er jene Haltung zum Ausdruck bringt, die mich auch <strong>im</strong>mer wieder ins eigene<strong>Schreiben</strong> begleitet. Lust auf Sprache, die sich fortschreibt. Lyrisches <strong>Schreiben</strong> <strong>im</strong><strong>Deutschunterricht</strong> setzt genau hier an. Über das eigene <strong>Schreiben</strong> ins Lesen anderer zukommen und umgekehrt. Über das Lesen von Gedichten <strong>im</strong> eigenen <strong>Schreiben</strong> weiter zukommen.Diesem Credo liegt eine zehnjährige Erfahrung mit Schülern aller Schularten zu Grunde.Deshalb setzt die zweijährige Fortbildung für Lehrer be<strong>im</strong> eigenen <strong>Schreiben</strong> an, führt überdie Begegnung mit Lyrik und verschiedener poetologischer Skizzen <strong>im</strong> ersten Jahr zur konkretenUmsetzung <strong>im</strong> Klassenz<strong>im</strong>mer während des zweiten Jahres. Es gilt die poetischenAugenblicke, die jeder Mensch in sich birgt, Sprache werden zu lassen.Lyrisches <strong>Schreiben</strong>Lyrisches<strong>Schreiben</strong> <strong>im</strong><strong>Deutschunterricht</strong>3839


SchreibtageWenn ich schreibe, stehe ich mit mir <strong>im</strong> Dialog. Stehe ich mit mir <strong>im</strong> Dialog, so bedeutetdieser Dialog auch <strong>im</strong>mer ein Gespräch in und mit dieser Welt. Wenn ich mit dieser Weltspreche, komme ich irgendwann mit Texten in Berührung, die vor mir geschrieben wurdenoder sich heute in der Literatur zeigen.Diesem Gesprächsfaden wollen wir nachgehen. Es wird eine Reihe von Übungen geben, dieallen teilnehmenden Lehrkräften W:orte an die Hand geben, aus denen sich Texte schreibenlassen, die dem Gedicht auf der Spur sind. Aus der Notiz wird ein Notat, aus ihm eineVerdichtung. Aus der Verdichtung vielleicht ein Gedicht. Diese Schritte sind notwendig, umdas in Sprache zu übersetzen, was wir fühlen und denken. Die Symbiose aus Gefühl undGedanken gibt Erfahrung, aus dieser Erfahrung werden Gedichte wachsen.Die Aufgaben, die sich auf diesem Weg ergeben, suchen einerseits die eigenen W:orteauf, binden andererseits aber auch drei Dichter – Bertolt Brecht, Gottfried Benn und PaulCelan – in die Schreibübungen mit ein, die für das 20. Jahrhundert in deutscher Sprachestilprägend waren und deren Erbe die Dichter von heute angetreten haben.Insgesamt sind fünf Schreibtage vorgesehen, die über die W:orte in den Vers führen. DieFrage, wie und wann ein Gedicht entsteht, wird dabei ebenfalls in gemeinsamen Gesprächsrundenerörtert, so dass nach den Schreibtagen und den jeweils vorgesehen Seminartageneine eigene Poetologie entworfen werden kann, die eine Ausgangsbasis für die Gestaltungdes Unterrichtes <strong>im</strong> zweiten Jahr bildet.Dementsprechend tragen dieSchreibtage folgende Titel:W:orteVerschiedene Wort- undSprachspiele, um ein„Ausgangswort“ ins<strong>Schreiben</strong> zu finden.W:orte, An:sätze, Verse„Ich leihe mir einen Satz“ –Aus dem Inneren eines Textes.Gedichte <strong>im</strong> DialogHerausschälen einzelnerSätze oder Verse aus denmitgebrachten Gedichten.Poetologische Frag:menteWie und wannbeginnt ein Gedicht?Gedanken zur Lyrik anhandausgewählter poetologischerAnsätze oder Poetologien.Einfüsse„Vom Übersetzen“ –Wie komme ich zu dem,was ich schreibe?Der erste Schreibtag stellt die Wortfindung in den Mittelpunkt, der zweite widmet sich denSätzen und Versen, der dritte sucht den Dialog mit Gedichten von heute auf. Am viertenSchreibtag werden erste poetologische Erkenntnisse formuliert und vertieft, am fünftenund letzten Schreibtag geht es um die Einflüsse auf das <strong>Schreiben</strong> von Gedichten.Lyrisches <strong>Schreiben</strong>4041


SeminartageWährend die Schreibtage in erster Linie für das eigene <strong>Schreiben</strong> lyrischer Texte gedachtsind, kommen <strong>im</strong> Rahmen der Seminartage auch Arbeits- und Gesprächsrunden mit denDozenten, den Teilnehmern der anderen Werkstätten und Vertretern der Deutsch-Didaktikder Universität Bamberg hinzu.Die Beschäftigung mit der Lyrik und dem lyrischen <strong>Schreiben</strong> <strong>im</strong> Unterricht wird jeweils unterein Werkstatt übergreifendes Motto gestellt und in Bezug auf das gemeinsame Themainhaltlich ausgestaltet und weiterentwickelt.Es ergeben sich drei Schwerpunkte:Literaturbegriff: Museum oder Atlas –Welchen Blick auf die Literatur und in ihr auf die Lyrik haben wir heute?Beispielfragen:– Welche „eigenen“ Kriterien machen ein Gedicht aus?– Gibt es „Kriterien“, die ich nicht berücksichtigt habe?– Wenn ja, welche und weshalb?Schreibprozess: Erfolg oder Versagen – Was bringt mich be<strong>im</strong> <strong>Schreiben</strong> weiter?Beispielfragen:– Wie bewusst ist mir mein <strong>Schreiben</strong>?– Wie komme ich mir selber auf die „Schliche“?– Was bedeutet die Erkenntnis für mein Weiterschreiben?Seminartage PraxisDie Erfahrungen, die von den Lehrern in ihren jeweiligen Projektklassen gemacht werden,sollen an den Seminartagen Praxis zur Sprache kommen und diese kritisch und motivierendbegleiten. Lyrisches <strong>Schreiben</strong> <strong>im</strong> Unterricht wäre unter folgenden Aspekten zu reflektieren:Die Sprache(n) der SchülerAlltag, Internet und das Papier auf der Schulbank.Weiterschreiben, wie?Wie finde ich Wege in die Kontinuität des <strong>Schreiben</strong>s?Wann ist ein Gedicht ein Gedicht?Wer best<strong>im</strong>mt, wann ein Gedicht fertig ist?Lyrische Räume – von der Kunst öffentlich zu sein.Wie gestalte ich eine Präsentation der Texte?Lyrisches <strong>Schreiben</strong>Wertung: Kritik oder Urteil – Welche Maßstäbe setzen wir in der Bewertung?Beispielfragen:– Fragen an die interkulturelle Verwobenheit des Alltages.– Welchen Einfluss hat Herkunft auf Wahrnehmung?– Wie begegne ich anderen Kulturen?Zur methodischen und didaktischen Aufarbeitung sind ausgewählte Texte mehrkulturellerLyrik vorgesehen.4243


Thomas Richhardt, geboren 1971, studierte Diplom-Psychologie und arbeitet alsDramaturg und Autor. Seine Stücke erlebten zahlreiche Aufführungen <strong>im</strong> In- undAusland, u.a. am Wiener Burgtheater, am Düsseldorfer Schauspielhaus sowie amJungen Ensemble <strong>Stuttgart</strong>, dessen Gründung er als Dramaturg begleitete. Fürdie Städtischen Bühnen Münster konzipierte er 2002 seine ersten Schreibwerkstättenfür Jugendliche, es folgten Dramawerkstätten für sämtliche Schulformen.Seit 2009 arbeitet er als Autor und dramaturgischer Berater für das <strong>Stuttgart</strong>erTheaterhaus. Im Herbst 2011 erschien sein Buch Szenisches <strong>Schreiben</strong> <strong>im</strong> Unterricht<strong>im</strong> Kallmeyer Friedrich Verlag.WerkstattMinidramen, Szenen, Stücke selber schreiben – und auf diesem Weg die literarischeGattung Drama kennen lernen und verstehen. Das ist das Programm: Ein Verfahren, das beider Sprache des Einzelnen, seinen eigenen Erfahrungen und Geschichten ansetzt.Die explizite Verortung dieses Verfahrens <strong>im</strong> <strong>Deutschunterricht</strong> und in der Auseinandersetzungmit Inhalten des Bildungsplans bedeutet, dass das Interesse am Drama als historischgewachsene Literaturgattung und Kulturtechnik <strong>im</strong> Vordergrund steht.Produktive Verfahren, die sich mit dem Theater auseinandersetzen, werden traditionelleher als „Bauch“-Tätigkeiten gesehen, die spielerisch den allzu kognitiven Ausformungendes Unterrichts entgegenwirken sollen. Im Schauspiel kommen jedoch sowohl kognitive alsauch spielerische Elemente zusammen. Sprach- und Körperarbeit, Inhalte des Bildungsplansund persönliche Themen, sinnliche Übungen und intellektuelle Anforderungen werden <strong>im</strong>szenischen <strong>Schreiben</strong> als einem Labor für Sprache und Kommunikation zusammengeführt.Das <strong>Schreiben</strong> findet dabei nicht nur am Tisch und in Einzelarbeit statt, sondern auch in derKleingruppe, in Erzählrunden, auf der Bühne und in der szenischen Improvisation, weshalbsich das Verfahren intensiv mit Teamarbeit und Gruppenprozessen auseinandersetzt.Das hier vorgestellte Verfahren des szenischen <strong>Schreiben</strong>s ist geprägt durch die langjährigeErfahrung des Dozenten als Bühnenautor und Dramaturg für Stückentwicklungen, esbasiert auf der Zusammenarbeit mit Schauspielern und Regisseuren aus unterschiedlichenTheatertraditionen. Vor allem aber lebt das Verfahren von den Erfahrungen, die der Dozentin offenen Schreibwerkstätten und <strong>im</strong> regulären <strong>Deutschunterricht</strong> gemacht hat und diemit dieser praxisbezogenen Weiterbildung vermittelt und erweitert werden sollen.Szenisches <strong>Schreiben</strong>Szenisches<strong>Schreiben</strong> <strong>im</strong><strong>Deutschunterricht</strong>4445


SchreibtageWomit beginnt man, wenn man ein Stück schreiben will? Sollte man die ganze Geschichteseines Stückes vorher wissen? Oder ist es besser mit einzelnen Figuren zu beginnen? Undwie findet man heraus, ob die Geschichte, die man erzählen will, überhaupt für die dramatischeForm geeignet ist? Während der Schreibtage widmen sich die Teilnehmer ausschließlichihrer eigenen Textproduktion. Sie lernen dramatische Bögen zu entwerfen, Figuren zuentwickeln und Dialoge zu schreiben. Sie setzen sich mit verschiedenen dramaturgischenKonzepten auseinander und erkunden das Entwerfen von Szenarien. Sie erproben, wie manmit Hilfe der Improvisation Szenen entwickelt und wie sich bereits bestehende Szenendurch Verfremdung verändern und überprüfen lassen.An den fünf Schreibtagen werden anhand eigener Texte die fünf Phasen des szenischen<strong>Schreiben</strong>s <strong>im</strong> Unterricht durchlaufen. Angefangen bei der spielerischen Annäherung an diedramatische Form, an Konflikte, Figuren, Räume und Zeiten, über den Weg ins persönliche<strong>Schreiben</strong>, die Konstruktion und das Durchspielen von Szenarien bis hin zur Überarbeitungvon Szenen durch Lesen und Proben werden die einzelnen Arbeitsschritte vorgestellt undreflektiert. Die Schreibtage sind daher auch Erzähltage, Spieltage, Konstruktionstage, Improvisationstageund Stückentwicklungstage. Das Verfahren zielt von Anfang an auf einErgebnis hin: Von der Erzählung zum Text. Vom Text zum Szenario. Vom Szenario zur Szene.Es sollen Theaterszenen entstehen, die bereits in ihrer Schriftform eine dramatische Strukturaufweisen und diese nicht erst <strong>im</strong> Prozess einer Inszenierung erhalten.Das gemeinsame Aushandeln von Themen und Positionen, der Austausch eigener Erfahrungenund das Durchspielen von Kommunikations- und Handlungsmustern während derSchreibtage schafft eine intensive Arbeitsatmosphäre unter den Teilnehmern. Die dramatischeForm bedingt ein Bewusstsein für das Zusammenspiel unterschiedlicher Personen,weshalb die Schreibtage auch das Netzwerk der Teilnehmer untereinander fördern undstärken.SeminartageDie Seminartage sollen dazu dienen, eine innere Landkarte für das eigene <strong>Schreiben</strong> undden Blick auf fremde Texte zu entwickeln. Sie tragen dazu dabei, die Grenzen der Gattungenzu best<strong>im</strong>men (Was ist das Dramatische am Drama?), sie geben dem <strong>Schreiben</strong> eine Richtung(Wie best<strong>im</strong>me ich das Thema meines <strong>Schreiben</strong>s?) und weisen auf Schwierigkeiten inder Wegfindung hin (Ist Mobbing ein Theaterthema?). Da es eine unüberschaubare Mengean Methodensammlungen <strong>im</strong> kreativ-produktiven Bereich gibt, wird diese innere Landkartedabei helfen, selbständig Übungen in das Konzept zu integrieren und einen eigenen Wegbei der Durchführung des Verfahrens zu finden. Die innere Landkarte gibt Orientierung<strong>im</strong> Hinblick auf den eigenen Literaturbegriff (Wo findet für mich Literatur statt?), auf dieProzesshaftigkeit (Was bringt mich selbst be<strong>im</strong> <strong>Schreiben</strong> weiter?) und die Bewertungsmaßstäbe,die an Texte gelegt werden (Was macht ein gutes und interessantes Theaterstückfür mich aus?). Im Mittelpunkt der Seminartage steht die literarische Qualität von Theatertexten.Daher werden sowohl klassische Dramen als auch moderne Jugendtheaterstückevorgestellt und gemeinsam gelesen und besprochen. Im lyrischen Drama, <strong>im</strong> epischenTheater und <strong>im</strong> dokumentarischen Theater begegnen die Teilnehmer den anderen Gattungen.Filmische Dramaturgie und ihre Attraktion für Schüler werden ebenso diskutiert wieder Umgang mit Gewaltphantasien, die Sprache von Theaterfiguren und die Umsetzung vonmedial geprägten Schauplätzen auf der Bühne.Ein Theaterbesuch eines der an den Seminartagen erörterten Stücke sowie eine Theaterführunggeben zudem einen Ausblick auf die Zusammenarbeit mit außerschulischen Institutionen.Szenisches <strong>Schreiben</strong>4647


Seminartage PraxisDie Seminartage Praxis unterstützen die Teilnehmer <strong>im</strong> zweiten Jahr bei der Konzeption,Planung und Durchführung konkreter Unterrichtsprojekte zum szenischen <strong>Schreiben</strong>. Diesekönnen sowohl <strong>im</strong> regulären <strong>Deutschunterricht</strong> stattfinden als auch <strong>im</strong> Wahlfach Literaturund Theater. Auch fächerübergreifende Projekte oder die Zusammenarbeit mit einerTheater-AG sind bei einer geplanten Stückentwicklung möglich.Anhand konkreter Beispiele und Probleme in der Unterrichtspraxis werden die Übungendes Verfahrens besprochen und sensible Punkte erläutert. Die Dramaturgie des Verfahrensund seiner Methoden stehen dabei ebenso <strong>im</strong> Blickfeld wie die Variationen für verschiedeneSchularten. Von der Zielsetzung der Unterrichtsprojekte über die organisatorischenEckdaten bis hin zur Ergebnissicherung wird es eine Begleitung zu den Inhalten undFormen des szenischen <strong>Schreiben</strong>s geben. Da anhand konkreter Schülertexte der Prozessdes <strong>Schreiben</strong>s in der Weiterbildungsgruppe besprochen werden kann, werden sie an denTreffen <strong>im</strong> Fokus der Auseinandersetzung stehen. Die <strong>im</strong> ersten Jahr selbst erfahrenenMethoden werden in Hinblick auf schulische Rahmenbedingung überprüft.Dabei werden Rituale diskutiert, die für das Verfahren hinderlich oder förderlich sein könnensowie der Umgang mit Sachzwängen besprochen, die sich etwa durch Raumproblemeoder zeitliche Begrenzungen ergeben. Die Reflexion sozialer Interaktionen bei der szenischenArbeit sowie der Umgang mit der eigenen Rolle als Leiter des Prozesses werdendurch das Netzwerk der Teilnehmer <strong>im</strong> Rahmen der Seminartage Praxis ermöglicht undrunden die Projektbegleitung ab.Szenisches <strong>Schreiben</strong>4849


Tilman Rau M.A., geboren 1971, lebt und arbeitet als freier Journalist, Dozentund Autor in <strong>Stuttgart</strong>. Nach seinem Studium der Politikwissenschaft, Amerikanistikund Neueren deutschen Literatur war er für mehrere Redaktionen in denBereichen Radio, Zeitung und Internet tätig. Seit 2002 leitet er literarische sowiejournalistische Schreibwerkstätten und Seminare, unter anderem am <strong>Stuttgart</strong>er<strong>Literaturhaus</strong>. Tilman Rau ist einer der Autoren des Buches Erzählendes <strong>Schreiben</strong><strong>im</strong> Unterricht, erschienen 2012 <strong>im</strong> Kallmeyer Friedrich Verlag.WerkstattDer Journalist ist, ganz <strong>im</strong> Gegensatz zu anderen Vertretern der schreibenden Zunft, inhohem Maße einer objektiv nachprüfbaren Wahrheit verpflichtet. Schl<strong>im</strong>mer noch – meistist der ihm zur Verfügung stehende Raum durch konkrete Zeilen- oder Minutenangabenstark eingeschränkt. So viel zu den schlechten Nachrichten.Die gute Nachricht: all dies lässt sich auch positiv ausdrücken.Der Journalist darf sich aus dem unüberschaubaren Fundus von Geschichten und Informationenbedienen, die der Alltag und die ihn umgebende Welt bieten. Er kann aus einerebenso unüberschaubaren Anzahl von journalistischen Formen und Spielarten diejenigeauswählen, die seinem Thema am besten dient. Und er braucht, um die Geschichten zuerzählen, nicht mehr Worte machen als unbedingt nötig.Ziel der Werkstatt für journalistisches <strong>Schreiben</strong> ist, zunächst den Blick für Themen undGeschichten zu schärfen, die uns umgeben. Auch Grundsätze und Methoden des journalistischenHandwerks, wie Recherche- und Interviewtechniken, werden behandelt undgeübt. Im Mittelpunkt steht dabei die Reportage. Aber auch alle anderen Textformen desZeitungsjournalismus (nachrichtliches <strong>Schreiben</strong>, Kulturrezension, Interview) werden berücksichtigt.Zum Programm gehört auch eine Einführung in die journalistische Fotografie.Bei Interesse ist zusätzlich ein Exkurs in den Radiojournalismus möglich.Journalistisches <strong>Schreiben</strong>Journalistisches<strong>Schreiben</strong> <strong>im</strong><strong>Deutschunterricht</strong>5051


SCHREIBTAGEObwohl die Formen des Zeitungsjournalismus scheinbar klar und festgelegt sind, bietensie Raum und Freiheit für stilistische und inhaltliche Exper<strong>im</strong>ente. Exper<strong>im</strong>entell wird dieWerkstatt auch beginnen: mit intuitiven und spontanen Reportagen. Auf diese erste Erfahrungaufbauend, werden Formen und Texte vorgestellt und diskutiert.Der Ablauf der Schreibtage orientiert sich am Muster eines gewöhnlichen Redaktionsalltags– in stark verlangsamter Form. Von der Themengenerierung über die Schreibtischrecherche,die Vor-Ort-Recherche und das Interview, bis hin zur Komposition und Redaktioneines Textes werden all jene Schritte nachvollzogen, die Journalisten bei ihrer täglichenArbeit ausführen.Die Teilnehmer erarbeiten und recherchieren ein eigenes Reportage-Projekt, das über einenlängeren Zeitraum weiterentwickelt wird. Jeder Schritt wird dabei in der Gruppe reflektiertund diskutiert – ganz besonders wenn es um die Arbeit am Text und die Schlussredaktiongeht.Formen des Kulturjournalismus werden anhand von Rezensionen (Film, Musik, Literatur undVeranstaltung) vermittelt .Journalistisches <strong>Schreiben</strong>5253


SEMINARTAGEDie Erfahrungen (und Probleme) der praktischen Arbeit werden während der Seminartagemit theoretischen Diskussionen und Vorträgen unterfüttert. Auch hier folgen die Fragestellungeneiner festgelegten Dramaturgie. Zu Beginn geht es um die Positionierung des<strong>Schreiben</strong>den und seiner Themen. Wie nah am (eigenen oder gesellschaftlichen) Alltagdürfen und müssen die Themen sein? Welche sprachlichen Möglichkeiten oder Einschränkungenergeben sich durch die journalistischen Formen?Im Mittelpunkt der zweiten Arbeitseinheit geht es um den Prozess des <strong>Schreiben</strong>s. Wiereagiere ich als Autor auf die Herausforderungen eines Themas und seiner Umsetzung?Wie gehe ich mit Rückschlägen um – wenn sich ein Thema als nicht durchführbar erweistoder als weniger spannend als ursprünglich angenommen? Welche Mittel und Wege habeich, mit Schreibhemmungen umzugehen?In der dritten und letzten Einheit verschiebt sich die Perspektive – weg vom schaffenden,hin zum bewertenden Autor. Die Erfahrungen der eigenen praktischen Arbeit fließen einin die Frage, welche Kriterien einer Bewertung von eigenen und fremden Texten zugrundegelegt werden. Wie sehen diese Kriterien aus? Inwieweit können Prozesse, die zu einemText geführt haben, in die Bewertung einbezogen werden? Gibt es Kriterien, die den Möglichkeitendes <strong>Schreiben</strong>den und den Ansprüchen des Rezipienten gleichermaßen gerechtwerden?SEMINARTAGE PRAXISIm zweiten Werkstattjahr schlüpfen die Teilnehmer in eine neue Rolle. Nachdem sie einJahr lang selbst praktische Erfahrungen gemacht und diskutiert haben, sind sie nun selbstAnleiter und Moderatoren eines kreativen Schreibprozesses.Lassen sich die Erfahrungen, Übungen und Methoden auf die eigene Projektklasse übertragen?Welche Besonderheiten, welche Probleme zeigen sich bei der Umsetzung?Innerhalb der Seminareinheiten werden Erfahrungen ausgetauscht und diskutiert; Reaktionenund Texte der Schüler werden besprochen; neue Methoden ausprobiert.Journalistisches <strong>Schreiben</strong>5455


Prof. Dr. Ulf Abraham leitet den Lehrstuhlfür Didaktik der deutschen Spracheund Literatur an der Universität Bambergund gilt als Fachmann für Literaturdidaktikund literarisches Lernen unterEinschluss der AV-Medien. Er hat aberauch zur Didaktik des <strong>Schreiben</strong>s und derBewertung von Texten publiziert. Er istMitherausgeber der Zeitschrift „PraxisDeutsch“ und war von 2008 bis 2012Erster Vorsitzender des Fachverbandes„Symposion Deutschdidaktik“ (SDD). Zusammen mit Dr. Ina Brendel-Perpina verantworteter für die Otto-Friedrich-Universität Bamberg die Konzeption diesesFortbildungsprogramms.Dr. Ina Brendel-Perpina, geboren 1971,ist Oberstudienrätin und wissenschaftlicheMitarbeiterin am Lehrstuhl für Didaktikder deutschen Sprache und Literaturder Universität Bamberg. Sie ist Verfasserinvon Unterrichtsmodellen zum <strong>Deutschunterricht</strong>,Referentin in der Lehrerfortbildung,Gutachterin <strong>im</strong> Leseforum Bayernund Mitglied in der Kritikerjury für denDeutschen Jugendliteraturpreis 2011/12.Die Konzeption der Lehrerfortbildung zum literarischen <strong>Schreiben</strong> <strong>im</strong> <strong>Deutschunterricht</strong>wurde in enger Kooperation mit dem Lehrstuhl für Didaktik der deutschen Sprache undLiteratur der Universität Bamberg entwickelt. Vertreter des Lehrstuhls unterstützendarüber hinaus die Dozenten des <strong>Literaturhaus</strong>es bei der praktischen Durchführung derSeminartage.Auseinandersetzung mit TextergebnissenUm die während der Schreibtage gesammelten Erfahrungen der Teilnehmer hinsichtlichbest<strong>im</strong>mter Schreibverfahren und -techniken didaktisch zu reflektieren, sollen <strong>im</strong> Rahmender Seminartage zunächst ausgewählte Schreibprodukte herangezogen werden. Die Auseinandersetzungmit den Textergebnissen erfolgt durch zwei Verfahrensweisen: Zum einenpräsentieren an jedem Seminarwochenende die Teilnehmer je einer Werkstatt ihre genrespezifischenSchreibprodukte und stellen diese <strong>im</strong> Plenum zur Diskussion. Zum anderenwerden ausgewählte Textergebnisse aller Werkstätten, die zu gemeinsamen thematischenVorgaben wie dem Literaturbegriff, dem Schreibprozess und zum Thema Wertung entstandensind, gesichtet und kontrastiv zueinander in Beziehung gesetzt, um Genremerkmaleund spezifische Besonderheiten der einzelnen Texte an Kontur gewinnen zu lassen und sobest<strong>im</strong>mte Schreibintentionen zu hinterfragen. Die Zusammenarbeit der Werkstattdozentendes <strong>Literaturhaus</strong>es mit den Vertretern der Deutschdidaktik der Universität Bamberggestattet dabei unterschiedliche Perspektiven auf die entstandenen Schreibergebnisse.Didaktische begleitungDidaktischeBegleitung <strong>im</strong>Rahmen der Seminartage56 57


PodiumsdiskussionenDie Beteiligung der Deutschdidaktik an den Seminartagen konkretisiert sich des Weiterenin der Moderation von Podiumsdiskussionen. Um sich den Grenzerfahrungen „Literaturbegriff“anzunähern, müssen erzähltheoretische Implikationen einbezogen und die Gültigkeitund Leistung von Genre- und Gattungszuschreibungen hinterfragt werden. Vor demHintergrund des schulischen Handlungsfeldes wird auch auf die Möglichkeiten der Grenzüberschreitungzwischen Erwachsenenliteratur und Kinder- und Jugendliteratur einzugehensein, womit Phänomene gängiger Crossover-Vermarktungsstrategien ebenso wie eineauf der Textebene angelegte Mehrfachadressiertheit reflektiert werden können. Die Bezugnahmeauf Textbeispiele der Literatur, die als typische Grenzgänger auftreten, erlaubteine Überprüfung der theoretischen Annahmen.Das Thema Grenzerfahrungen „Schreibprozess“ wird unter den Prämissen der Schreibmotivation,der Gelingenserwartungen des Schreibers und der unterschiedlichen Anforderungssituationenzu diskutieren sein. Dabei soll auf Erfahrungen des Scheiterns be<strong>im</strong><strong>Schreiben</strong> <strong>im</strong> privaten und institutionellen Bereich eingegangen werden und die Frage nachder Gestaltung einer für den <strong>Deutschunterricht</strong> wesentlichen „Kultur der Rückmeldung“als relevant herausgestellt werden. Außerdem wird es in diesem Themenbereich um dieZusammenhänge zwischen <strong>Schreiben</strong> und Lesen und um die Funktion des <strong>Schreiben</strong>s <strong>im</strong>Literaturunterricht gehen.Mit dem Thema der Grenzerfahrungen „Wertung“ werden Aspekte der literarischen Wertungin unterschiedlichen Kontexten in den Blick genommen und die Bedeutung des Wertensals hermeneutische bzw. kommunikative Aufgabe des <strong>Deutschunterricht</strong>s diskutiert.Die Diskussion soll die Semantik von einschlägigen Begrifflichkeiten wie Kitsch und Kanonfür ihre Brauchbarkeit <strong>im</strong> <strong>Deutschunterricht</strong> hinterfragen.VorträgeNeben den Podiumsdiskussionen werden die Vertreter der Deutschdidaktik Vorträge anbieten,die an die thematischen Schwerpunkte des jeweiligen Seminarwochenendes angebundensind. Zum Thema Weite des Literaturbegriffs wird der Versuch einer Definition vonLiteratur als kultureller Praxis unternommen. Dabei wird – ausgehend von den Ergebnissender Podiumsdiskussion – die Frage nach der Notwendigkeit eines literarischen Kanons undnach den Merkmalen von Klassikern näher beleuchtet, ebenso fordert das Thema aberauch eine Auseinandersetzung mit Formen der Intertextualität und intermedialen Zusammenhängenwie Literatur <strong>im</strong> Medienverbund und Medien als Thema der Literatur oder Literaturund neue Medien – Netzliteratur und Literatur <strong>im</strong> Netz.Der Vortrag zum Schreibprozess aus didaktischer Sicht erläutert die prozess- und produktbezogenenTeilkompetenzen Planen, Strukturieren und Überarbeiten in ihrer Bedeutung fürden <strong>Deutschunterricht</strong> und differenziert Handlungsmuster, die das Lernen be<strong>im</strong> <strong>Schreiben</strong>bzw. das Lernen des <strong>Schreiben</strong>s unterstützen.Der Vortrag Maßstäbe, Modi, Kriterien und Formen der Bewertung n<strong>im</strong>mt schließlich denUmgang mit Fragen nach der Textqualität in den Blick, wobei unterschiedliche Möglichkeitender Anschlusskommunikation über Texte vorgestellt werden.Didaktische Begleitung58 59


SeidenstraßeGesprächsreiheLiteraturund ihre Vermittlerin Kooperation mit der<strong>Literarisches</strong> <strong>Schreiben</strong> bedeutet <strong>im</strong>merauch die Herausforderung, das intensiveGespräch aufzusuchen. Dies kann invielfältiger Weise geschehen. Einerseitsmit dem verfassten Text, der sprachlichstandhalten soll, andererseits mit sichselber, weil Autorenschaft auch Glaubwürdigkeitmeint. Schließlich aber auchmit anderen, die sich des Geschriebenenannehmen, indem sie zu Lesern werden.Was einst mit dem Angebot offenerSchreibwerkstätten am <strong>Literaturhaus</strong><strong>Stuttgart</strong> vor zehn Jahren begann undspäter <strong>im</strong> Rahmen des Projektes Unter-TivoliRosenbergstraßeBreitscheid- straßeHegelstraßeHolzgartenstraßeKunst, Wissenschaftund Schule <strong>im</strong> DialogDas Angebot der zweijährigen FortbildungBreitscheidstraße 8 (Bosch-Areal)für Lehrer, die auf den Schreibwerkstättendes Tel. <strong>Literaturhaus</strong>es +49 (0)711 - 722 351- basiert, 0 wird vorD-70174 <strong>Stuttgart</strong>dem Hintergrund Fax +49 (0)711 eines - 722 erweiterten 351-28 Dialogesvon einer zehnteiligen Gesprächsreiheinfo@breuninger-stiftung.debegleitet. www.breuninger-stiftung.deZehn bedeutende Schriftstellerund ebenso namhafte Wissenschaftlertreffen sich <strong>im</strong> <strong>Literaturhaus</strong> zum Gesprächüber das literarische <strong>Schreiben</strong>und dessen Vermittelbarkeit. Abgest<strong>im</strong>mtauf das Fortbildungsprogramm wurdenzehn Themenschwerpunkte ausgewählt,mit denen sich die Gäste in moderiertenAbendveranstaltungen befassen – eineMöglichkeit für die Teilnehmenden derKriegsbergstraßeFortbildung, die eigene Wahrnehmung zu<strong>Stuttgart</strong>schärfen, neue Fragen und andere Antwortenzu entdecken.Die Paarungen wurden in Kooperation mitdem Lehrstuhl für Didaktik der deutschenDiese Gesprächsreihe ist deshalb Richtung nichtnur eine großartige GelegenheitHBFfürLehrer die verschiedenen Denkrichtungenkennen zu lernen, sondern wird auch Teildes offiziellen, öffentlichen Programmsdes <strong>Literaturhaus</strong>es <strong>Stuttgart</strong> sein.SchlossstraßeWie äußern sich Schriftsteller in ihreneigens für die jeweiligen Gespräche gefertigtenEssays zu den vorgegebenenThemen? Und was sagen Didaktiker undSprachwissenschaftler zu den literaturtheoretischenVorstellungen der entsprechendenSchriftsteller? Es wird spannendwerden und die Begegnungen dürften indieser Form einmalig sein.Moderiert werden die Einzelveranstaltungenvon José F.A. Oliver, Lyriker und Dozentfür Lyrik am <strong>Literaturhaus</strong> <strong>Stuttgart</strong>.Ein ganz besonderer Dank gilt derBreuninger Stiftung <strong>Stuttgart</strong> für diefinanzielle Unterstützung der GesamtreiheLiteratur und ihre Vermittler.60 61Richtung<strong>Stuttgart</strong>WestBerliner Platz(Liederhalle)U2basicBreuningerStiftungBerliner PlatzSprache und Literatur der UniversitätBamberg sorgfältig überlegt und zusammengestellt.richt <strong>im</strong> Dialog weitergeführt Hoppenlaufriedhofwurde,mündet nun in eine Konsequenz, die nichtausbleiben durfte. Nachdem in sehr unterschiedlichausgerichteten WerkstättenHolzgartenstraßeüber das literarische <strong>Schreiben</strong> Brückenins Weiterschreiben und ins Lesen geschlagenwurden, Liederhalle/ wo sich Heranwachsendemit den eigenen Kultur Gedanken & undBoscharealKongresszentrumKultur desGefühlen in ihrer jeweiligen<strong>Schreiben</strong>s Boscharealfür Lehrer geschaf-auseinandersetzten, wird nunauch die Möglichkeitfen, sich die erkenntnisreichen Liederhalleund innovativenErfahrungen des <strong>Literaturhaus</strong>esLiederhalle/<strong>Stuttgart</strong> <strong>im</strong> Umgang Boschareal mit literarischem<strong>Schreiben</strong> zu eigen zu machen.<strong>Literaturhaus</strong>Berliner Platz(Liederhalle)U9, U14UniversitätBreitscheidstraßeRichtungInnenstadtDie erste Runde der Gesprächsreihe Literaturund ihre Vermittler, in der sich Schriftstellerzu verschiedenen Aspekten ihres<strong>Schreiben</strong>s äußern, fand von Herbst 2011bis Sommer 2013 <strong>im</strong> <strong>Literaturhaus</strong> <strong>Stuttgart</strong>statt. Die Beiträge erscheinen nunexklusiv in einem gesammelten Band, derab Oktober 2013 bei Voland & Quist unterfolgenden bibliografischen Angaben erhältlichist:Erwin Krottenthalerund José F.A. Oliver (Hg.):literaturmachen –Literatur und ihre VermittlerEssays von Ulrike Draesner,Harald Hartung, Georg Klein,Katja Lange-Müller, Thomas Richhardt,Jaroslav Rudiš, Yoko Tawada, Janne Teller,Ilija Trojanow, Feridun Za<strong>im</strong>ogluISBN 978-3-86391-036-5ca. 128 Seiten, ca. EUR 14,90Gesprächsreihe


010203Literaturund Gedächtnis Freitag, 18.10.2013, 20 UhrWoher weiSSt du, was du schreibst?Ursula Krecheltrifft Marko DemantowskyPädagogische Hochschule AarauLiteraturund Zeitgeist Freitag, 15.11.2013, 20 UhrWohin schreibt die Wirklichkeit?Nicolas Mahlertrifft Monika Schmitz-EmansRuhr-Universität BochumLiteraturund Rhythmus Freitag, 13.12.2013, 20 UhrWann singt das Sprechen?Nora Gomringertrifft Georg MeinUniversité du Luxembourg0607Literaturund Identität Freitag, 17.10.2014, 20 UhrWer spricht hier mit wem?Thomas Hettchetrifft Stefan NeuhausUniversität Koblenz LandauLiteraturund Sex(ualität) Freitag, 12.12.2014, 20 UhrWie weiblich ist dein <strong>Schreiben</strong> männlich?Tobias Elsäßertrifft Stefan KrammerUniversität Wien08Literaturund Professionalität Freitag, 06.02.2015, 20 UhrWer nicht mitmischt, bleibt auf der Strecke?Katharina Hackertrifft Daniel Perrin, Züricher Hochschulefür Angewandte WissenschaftenGesprächsreihe04Literaturund Religion Freitag, 21.02.2014, 20 UhrWer’s glaubt, wird selig?Josef Winklertrifft Ortwin BeisbartOtto-Friedrich-Universität Bamberg09Literaturund Originalität Freitag, 24.04.2015, 20 UhrWie viel Fantasie muss sein?Peter Licht (angefragt)trifft Ulf AbrahamOtto-Friedrich-Universität Bamberg05Literaturund Selbstdarstellung Freitag, 09.05.2014, 20 UhrWenn nicht ich, wer dann?Alban Nicolai Herbsttrifft Klaus MaiwaldUniversität Augsburg10Literaturund Naivität Freitag, 26.06.2015, 20 UhrWas wisst ihr schon von uns?Nuran David Calistrifft Heinrich KaulenUniversität Marburg62 63


Ihre ANMELDung –was wir uns wünschenDie zweijährige Fortbildung für Deutschlehrkräfte aller weiterführenden Schularten inBaden-Württemberg ist insofern von besonderer Bedeutung, da sie die langjährigen Erfahrungendes <strong>Literaturhaus</strong>es <strong>Stuttgart</strong> <strong>im</strong> Umgang mit Schülern und deren Erleben derdeutschen Sprache in den Mittelpunkt stellt. <strong>Literarisches</strong> <strong>Schreiben</strong> <strong>im</strong> Unterricht eröffnetungeahnte schöpferische Möglichkeiten. Unsere methodischen und didaktischen Ansätzebedeuten zu lernen, schreibend das Eigene zu benennen. Deshalb verfassen Sie <strong>im</strong> erstenJahr als Teilnehmer eigene Texte. Im zweiten Jahr setzen Sie Ihre Schreibpraxis und IhrWissen in einer Projektklasse an Ihrer Schule um. Dabei sind uns zwei Sachen besonderswichtig. Einerseits würden wir uns freuen, wenn alle weiterführenden Schularten vertretenwären, andererseits wäre uns sehr daran gelegen, dass Lehrer aus ganz Baden-Württembergan unserem Programm teilnehmen. Unser Angebot, der Sprache in ihrer Schönheitneu zu begegnen, soll für alle Schüler offen sein. Unabhängig davon, welche Schule siebesuchen. Das ist das Verbindende, selbst dort, wo Handhabe und Vorgehensweise bei denunterschiedlich ausgerichteten Schularten ein anderes, st<strong>im</strong>miges Tempo und eine spezifischeAuswahl verlangen.Ihre ANMELDung –organisatorische DetailsAuswahl der Werkstatt-SchwerpunkteMit Ihrer Anmeldung wählen Sie eine Werkstatt aus nachfolgendem Angebot:– Comic und Film <strong>im</strong> <strong>Deutschunterricht</strong>– Wort und Spiel <strong>im</strong> <strong>Deutschunterricht</strong>– Erzählendes <strong>Schreiben</strong> <strong>im</strong> <strong>Deutschunterricht</strong>– Lyrisches <strong>Schreiben</strong> <strong>im</strong> <strong>Deutschunterricht</strong>– Szenisches <strong>Schreiben</strong> <strong>im</strong> <strong>Deutschunterricht</strong>– Journalistisches <strong>Schreiben</strong> <strong>im</strong> <strong>Deutschunterricht</strong>Da die Teilnehmerzahl je Gattung auf 15 Personen begrenzt ist, sollten Sie sich für zweiinhaltliche Schwerpunkte anmelden. Teilen Sie uns in beiliegendem Anmeldungsflyer bitteIhre Präferenz und eine entsprechende Alternative mit (1. Wahl bzw. 2. Wahl).Damit Sie entsprechend frühzeitig für das neue Schuljahr planen können, erhaltendiejenigen, die sich bis zum 15. Juli 2013 anmelden, innerhalb einer Wocheeine Bestätigung über die Teilnahme. Danach werden die Restplätze vergeben.Offizieller Anmeldeschluss ist der 30. 09. 2013Reise- bzw. ÜbernachtungskostenAlle anfallenden Reise- und ggf. Übernachtungskosten müssen von den Teilnehmern selbstgetragen werden. Bei der Suche nach einem geeigneten Hotel sind wir aber gerne behilflich.TeilnahmebedingungenFortbildungskosten / Verpflegung / MaterialienIm Rahmen des zweijährigen Fortbildungsprogramms entstehen Ihnen folgende Kosten:Für das Schuljahr 2013/2014: 250,- EURFür das Schuljahr 2014/2015: 250,- EURMit diesen Teilnahmebeträgen werden Ihre Verpflegung <strong>im</strong> Rahmen der Schreib- bzw.Seminartage (Mittagessen, Tagungsgetränke, Kaffee, Tee, etc.) sowie Aufwendungen fürMaterialien, etc. finanziert.Die Teilnahme an der öffentlichen Gesprächsreihe Literatur und ihre Vermittler ist für alleTeilnehmer kostenlos.64 65


AnfahrtANFAHRTU-BahnVom Hauptbahnhof mit den U-Bahn Linien U14 Richtung Heslach Vogelrain und U9 RichtungVogelsang bis zur Haltestelle Berliner Platz/Liederhalle.S-BahnVom Flughafen mit den S-Bahn Linien S2 Richtung Schorndorf oder S3 Richtung Backnangbis zur Haltestelle Stadtmitte. Ausgang Büchsenstraße/Haus der Wirtschaft, dann <strong>im</strong>mergeradeaus – hier sind es nur noch ca. 5 Gehminuten zum <strong>Literaturhaus</strong>.Pkw – Anfahrt aus Richtung München/SalzburgA8 – Autobahnausfahrt <strong>Stuttgart</strong> Degerloch/<strong>Stuttgart</strong> Zentrum. Innerhalb der Straßenunterführung(Schlossplatz) links einordnen in Richtung S-West. Richtung Berliner Platzfahren und der Ausschilderung Bosch-Areal, Liederhalle oder KKL folgen.Pkw – Anfahrt aus Richtung Basel/Karlsruhe/Zürich/KonstanzA8 – Autobahnausfahrt <strong>Stuttgart</strong> Zuffenhausen/<strong>Stuttgart</strong> Zentrum. Anschlussstelle <strong>Stuttgart</strong>Vaihingen Richtung <strong>Stuttgart</strong> Zentrum (B 14). Ca. 700 m nach dem Heslacher Tunnelrechts einordnen. Am Österreichischen Platz links in die Paulinenstraße abbiegen. RichtungBerliner Platz fahren und der Ausschilderung Bosch-Areal, Liederhalle oder KKL folgen.Pkw – Anfahrt aus Richtung Hamburg/Frankfurt/Nürnberg/WürzburgA 81 – Autobahnausfahrt <strong>Stuttgart</strong> Zuffenhausen/<strong>Stuttgart</strong> Zentrum (B10/B27). Am Hauptbahnhofrechts in die Kriegsbergstraße abbiegen. Am Hegelplatz links in die Holzgartenstraßeabbiegen. Richtung Berliner Platz fahren und der Ausschilderung Bosch-Areal,Liederhalle/KKL folgen.Bitte beachten Sie:Seit dem 1. März 2008 gehört die <strong>Stuttgart</strong>er Innenstadt zur Umweltzone, somit ist dieAnfahrt ausschließlich mit einer Umweltplakette möglich. Umweltplaketten erhalten Siebei Ihrer Zulassungsstelle, bei TÜV, DEKRA und in zertifizierten Kfz-Werkstätten.AnfahrtsbeschreibungFolgende Parkhäuser befinden sich in unmittelbarer Nähetarif Kurzparker Abendtarif TagestarifLiederhalle/Bosch-Areal 1,70 Euro / Std 5,00 Euro 17,00 EuroTivoli 1,50 Euro / Std 3,00 Euro 15,00 EuroSchlossstraße 1,50 Euro / Std 3,00 Euro 15,00 EuroHolzgartenstraße 1,70 Euro / Std 5,00 Euro 17,00 EuroHofdienergarage 1,50 Euro / Std 2,00 Euro 12,00 EuroÖffnungszeiten: durchgehend / Abendtarif: 18 - 6 UhrIn den Parkhäusern Liederhalle/Bosch-Areal und Holzgartenstraße kann an Sonntagenfür einen Pauschalbetrag von 4,00 Euro ganztags geparkt werden. Nähere Informationensowie Parktickets für die Parkgaragen Liederhalle/Bosch-Areal und Holzgartenstraßeerhalten Sie direkt bei unserer Partnerfirma: Apcoa, Breitscheidstraße 6, 70174 <strong>Stuttgart</strong>,Fon 0711 / 18 74 22, www.apcoa.de66 67


PUBLIKATIONENUlrike Wörner, Tilman Rau, Yves NoirErzählendes <strong>Schreiben</strong><strong>im</strong> UnterrichtWerkstätten für Skizzen,Prosatexte, Fotografie16 x 23 cm · 224 SeitenFriedrich Verlag, 2012ISBN 978-3-7800-4911-7EUR 19,95Im <strong>Deutschunterricht</strong> wird kreatives <strong>Schreiben</strong> gerne als Mittel eingesetzt, umdesinteressierte oder unmotivierte Schüler aus der Reserve zu locken. Allzu oftbleibt dabei die ernsthafte Auseinandersetzung mit der Sprache bzw. der Literaturauf der Strecke, weil sich die Übungen <strong>im</strong> rein Didaktischen, Spielerischen oderExper<strong>im</strong>entellen verlieren. Ob Förderschule oder Elite-Internat, Muttersprachleroder nicht: jede Schulart, jede Gruppe stellt eine neue Herausforderung dar, diees nicht nur auf sprachlicher und bildlicher, sondern auch auf menschlicher Ebenezu meistern gilt.Seit 2003 arbeiten Tilman Rau und Ulrike Wörner gemeinsam mit Jugendlichenin ihren Schreibwerkstätten <strong>im</strong> In- und Ausland, <strong>im</strong>mer begleitet von dem FotografenYves Noir. „Reset“ – so lautet das erste Kapitel des Buches – bedeutetbei Null zu beginnen, als hätte man etwas noch nie getan. Dieser neue Weg ins<strong>Schreiben</strong> wird begleitet von der Fotografie und ihrer Bildsprache und ist inspiriertvon moderner und zeitgenössischer Literatur. Die Arbeitsschritte führen vonKleinstformen der erzählenden Prosa über Schreibkonferenzen hin zu einem längerenText. Dabei wird ein doppelter Prozess initiiert: ein Prozess des Betrachtensund Urteilens wie auch ein Prozess des <strong>Schreiben</strong>s und Gestaltens.José F.A. OliverLyrisches <strong>Schreiben</strong><strong>im</strong> UnterrichtVom Wort in dieVerdichtung16 x 23 cm · 200 SeitenFriedrich Verlag, 2013ISBN 978-3-7800-4963-6EUR 19,95Bisweilen kann eine einzelne Verszeile die Welt erklären. <strong>Schreiben</strong> heißt deshalb, mitder Welt <strong>im</strong> Dialog zu stehen. Wer <strong>im</strong> Dialog steht, der spricht und sagt. Benennt sich<strong>im</strong>mer auch selber. Vor diesem Hintergrund bedeutet Lyrisches schreiben, die Spracheeinfühlsam und sorgfältig wahrzunehmen und zu verdichten.Seit Jahren fördert José F.A. Oliver bei Schülern aller Schularten den entschiedenerenUmgang mit Sprache und n<strong>im</strong>mt die jungen Menschen be<strong>im</strong> Wort. Das Vermögen, zusagen, was der Einzelne erlebt, fühlt und denkt, hängt unmittelbar mit dem gestaltetenWortschatz zusammen, der ihm zur Verfügung steht. Das klingt einfach, ist jedoch einebesondere Herausforderung für diejenigen, die Sprache unterrichten.Oft wird – wenn es um die deutsche Sprache geht – bei Schülern das „Defizitäre“<strong>im</strong> Umgang mit ihr betont. José Oliver stellt sich in seinen Schreibwerkstätten lieberpositiv den Gegebenheiten: Für ihn birgt jede scheinbar noch so „defizitäre“ SpracheSchönheit. Ausgangspunkt seiner poetologischen Entwürfe ist das Wort. Wird dasWort bewusst gewählt, schenkt Sprache dem Menschen Identität. Diese gilt es miteinfachen Mitteln und Methoden zu entdecken. Vom w:ort in den Satz. Vom Satz indie Verdichtung. Aus der Verdichtung in den Vers. Vom Vers vielleicht ins Gedicht. Einanregendes Praxisbuch, das erkundet, wo ein Gedicht seinen Anfang n<strong>im</strong>mt und wiemit diesen an:sätzen konsequent Form und Rhythmus gebildet werden können.HINWEISE AUF PUBLIKATIONEN68 69


PUBLIKATIONENThomas RichhardtSzenisches <strong>Schreiben</strong><strong>im</strong> UnterrichtMinidramen, Szenen,Stücke selber schreiben16 x 23 cm · 288 SeitenFriedrich Verlag, 2011ISBN 978-3-7800-1087-2EUR 20,95Die eigene Sprache ins Spiel zu bringen und der persönlichen Erfahrungsweltmehr Raum zu geben, ist ein grundlegendes Bedürfnis vieler Schüler. Das szenische<strong>Schreiben</strong> <strong>im</strong> Unterricht bietet dafür einen Weg, der in fünf Phasenbeschrieben und durch praxisbewährte Arbeitsmaterialien und Schülerbeispieleerläutert wird.Von der ersten Textproduktion über die spielerische Auseinandersetzung mitKommunikationsmustern bis hin zur dramaturgischen Arbeit an den entstandenenSzenen werden Arbeitsschritte vorgestellt, die für verschiedene Schulartenund Altersstufen differenziert aufbereitet sind. Zugleich gibt die Publikation einenAusblick auf fächerübergreifende Projekte und die Möglichkeiten der Zusammenarbeitmit Literaturhäusern und Kinder- und Jugendtheatern.Stefan DinterErwin Krottenthaler (Hrsg.)Comicsmachen SchuleMöglichkeiten der Vermittlungvon Comics <strong>im</strong> SchulunterrichtStefan DinterErwin Krottenthaler (Hrsg.)Comics machen SchuleMöglichkeiten derVermittlung von Comics<strong>im</strong> Schulunterricht21 x 24 cm · 208 SeitenKallmeyer Verlag, 2007ISBN 978-3-7800-1997-4EUR 6,95(direkt über den Verlag)Mit Comics <strong>im</strong> <strong>Deutschunterricht</strong> die Lust auf Sprache wecken. Das ist das Zieldes <strong>Stuttgart</strong>er Comicautors Stefan Dinter. Zusammen mit Deutschlehrern führter deshalb, <strong>im</strong> Rahmen des Schreibwerkstattprogramms des <strong>Literaturhaus</strong>es<strong>Stuttgart</strong>, an Schulen einen etwas anderen Unterricht durch. Es ist ein Unterricht,der die Schüler auf ganz besondere Weise fordert und fördert – als Planer,Autoren und Zeichner ihrer eigenen Comics lernen sie die Möglichkeiten undFacetten von Sprache, Form und ihrer Ausdrucksfähigkeit kennen.Was als Exper<strong>im</strong>ent begann, hat sich inzwischen zu einem Konzept verfestigt.Dieses Buch stellt das Konzept vor. Mit vielen Beispielen, Ergebnissen undeinem akribischen Lehrplan für die Arbeit mit Comics <strong>im</strong> Schulunterricht ist esAnleitung und Anregung zugleich. Gastbeiträge von Andreas C. Knigge und KlausSchikowski setzen sich einleitend mit dem Thema Comics als literarische Formauseinander. Die anschaulich erläuterten Projektergebnisse der teilnehmendenSchüler und ein Glossar mit den wichtigsten Comic-Fachbegriffen runden dasWerk ab.HINWEISE AUF PUBLIKATIONEN70 71


Kontakt<strong>Literaturhaus</strong> <strong>Stuttgart</strong> / Literaturpädagogisches ZentrumErwin KrottenthalerBreitscheidstraße 4, 70174 <strong>Stuttgart</strong>Tel. 0711/220217-3, Fax 0711/220217-48E-Mail: krottenthaler@literaturhaus-stuttgart.deWebsites: www.lpz-stuttgart.de · www.literaturhaus-stuttgart.de72


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