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BUND & LÄNDERAbfälle, die normalerweise am Entstehungsortbeseitigt oder stofflich verwertet würden.Da Wirtschaftsunternehmen auch die Abfallentsorgungnach ökonomischen Gesichtspunktenvornehmen, gehen zentrale Abfallströmeden Weg zu den billigsten Anlagen,unabhängig davon, ob die Abfälle verwertet,verbrannt oder abgelagert werden. Solangedieser Preiskampf um die Abfälle vorherrscht,ist die Entsorgung gewerblicherAbfälle gleichzeitig zu billig, um ernsthafteMaßnahmen zur Vermeidung von Abfällenzu bewirken. Das gilt zumindest für Produkte,deren Primärrohstoffe auf dem internationalenMarkt preisgünstig gehandelt werden.Erfahrungen in Schleswig-HolsteinIn Schleswig-Holstein haben sich in den90er Jahren ganz unterschiedliche Organisationsformenin der Abfallentsorgung herausgebildet.Von den 15 Kreisen und kreisfreienStädten des Landes waren 1999 nochsechs unter kommunaler Eigenregie, darunteralle vier kreisfreien Städte. Fünf Kreisehaben die Schleswag (das größte Energieversorgungsunternehmenin Schleswig-Holstein)beteiligt. Zwei Kreise haben die Aufgabenan Zweckverbände übertragen, zweibetreiben eine eigene Gesellschaft.Im Verlauf der 90er Jahre nahm die Mengedes zu beseitigenden Haus- und Geschäftsmüllsstetig ab. Demgegenüber stiegen dieAbfälle zur Verwertung stärker an. Die Gesamtmengeder Haushaltsabfälle hat deshalb,ähnlich wie in anderen Bundesländern,zugenommen, insgesamt um circa10 Gewichtsprozent. Neben der Zunahmevon Leichtverpackungen, die über dieDSD-Getrenntsammlung erfaßt werden, sowieeiner stärkeren Altpapierverwertung,fällt die flächendeckende Einführung derBioabfallerfassung am deutlichsten ins Gewicht.Während die Getrenntsammlungder Leichtverpackungen von circa 10.000Tonnen im Jahr 1992 auf 70.000 Tonnenim Jahr 1999 anwuchs, stieg im gleichenZeitraum die Erfassung von Altpapier von120.000 auf 220.000 Tonnen pro Jahrund die von Bioabfall von 10.000 auf180.000 Tonnen pro Jahr 5 .In Abbildung 1 ist das Hausmüllpotential allerKreise und kreisfreien Städte in Schleswig-Holsteinaufgetragen. Die Angabensind nach der jeweiligen Organisationsformder Abfallentsorgung gegliedert. Dashöchste Abfallaufkommen weisen die StadtNeumünster mit einem kommunalen Eigenbetriebund der Flächenkreis Nordfrieslandauf, der eine eigene Gesellschaft betreibt.Das niedrigste Abfallaufkommen wird inden Kreisen Schleswig-Flensburg und inSteinburg verzeichnet. Während Schleswig-Flensburgdas örtliche Energieversorgungsunternehmenan der Abfallentsorgungbeteiligt hat, führt Steinburg die Abfallentsorgungin Eigenregie durch. So wie dieExtremwerte beim Abfallpotential in keinerBeziehung zur Organisationsform in derAbfallwirtschaft stehen, sind auch die Abfallmengender anderen Kreise so gestreut,daß bei einer Korrelation der Organisationsformenmit den einwohnerspezifischenAbfallmengen und den Abfallströmen keineAuffälligkeiten zu erkennen sind.Der von Kritikern der Privatisierung vorgebrachte,theoretisch mögliche Effekt, daßdie Privatisierung einen „Müllsog“ begünstigt,wird durch die in Schleswig-Holsteinvorgefundene Datenlage nicht bestätigt.Möglicherweise wirkt sich die erfolgreicheAbfallakquisition einer einzelnen Beseitigungsanlagenicht unmittelbar auf die kreisbezogeneAbfallstatistik aus. Aber auch einestichprobenartige Befragung von Akteurenunterschiedlicher Abfallwirtschaftsbetriebein Deutschland ergab keine belastbarenAnhaltspunkte dafür, daß die Privatisierungper se einen mengenrelevanten Müllsogzur Folge hatte. Eine Studie der Landesanstaltfür Umweltschutz in Baden-Württemberg6 kommt ebenfalls zu dem Ergebnis,daß von der Wahl der Organisationsformnur ein begrenzter Einfluß auf abfallwirtschaftlicheÄnderungen ausgeht. Es liegtdaher die Vermutung nahe, daß es nebender Privatisierung andere – möglicherweisegewichtigere – Einflußfaktoren gibt, die dietatsächlich stattgefundene Umlenkung derAbfallströme bewirkt haben.Verpackungen und das DSDAuf der Basis der bundesweiten Hausmüllanalysenvon 1980 bis 1984 erstellte dieBerliner Arbeitsgruppe für Umwelt und Statistik(ARGUS) in den 80er Jahren ein Prognoseszenariofür die Entwicklung der bundesdeutschenHausmüllmenge bis zum JahrAbbildung 1: Abfälle zur Beseitigung und Abfälle zur Verwertung aus schleswig-holsteinischen Haushaltenin den Jahren 1998 und 1999, aufgegliedert nach der Organisationsform derAbfallentsorgung in den Kreisen und kreisfreien Städten (in kg / Einw.+ Jahr) 5MÜLLMAGAZIN 3/2001 56

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