Schnelles Dreirad: Das Tiefgeschoß - Tretmühle
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Spaß hoch 3<br />
Ausprobiert: HP Velotechnik "Scorpion"<br />
Mit dem "Scorpion" stellt Liegeradhersteller HP Velotechnik erstmals ein<br />
<strong>Dreirad</strong> auf die Räder, in das er seine geballten Erfahrungen mit gefederten<br />
Rahmen und Sitzkomfort einbringt. <strong>Das</strong> "Tourendreirad" erweist sich als<br />
schnell, vertrauenerweckend sicher und macht tierisch Spaß!<br />
Noch hoch zur Anhöhe, dann eröffnet sich das grandiose Donau-Panorama.<br />
Bergauf benötigt man hier wie bei jedem Liegerad etwas Langmut, doch bergab…<br />
<strong>Das</strong> Tretlager mit dem großen 60er-Blatt taucht schon ab, das "Scorpion" nimmt von<br />
selbst Fahrt auf. Der Unterlenker liegt satt und sicher in meinen Händen, jeweils zwei<br />
Fingerspitzen berühren die Bremsgriffe beider Scheibenbremsen in den<br />
Vorderrädern.<br />
TRETMÜHLE Telefon: +49 (0)351 – 895 63 63<br />
Michael Huhn & André Stübner GbR Telefax: +49 (0)351 – 895 63 64<br />
Moritzburger Str. 11 www.tretmuehle.de<br />
D - 01445 Radebeul radebeul@tretmuehle.de
Vier Kurbeldrehungen mit vollem Druck aus dem Rücken, das Scorpion beschleunigt<br />
wie eine Rakete. Klack, klack, den Daumenhebel für das hintere Schaltwerk ganz<br />
nach vorn, Volldampf voraus! Wir heben ab, das Herz jubiliert!<br />
Unten ein gekiester Parkplatz, gut zum Anhalten: Schräg jage ich darauf zu, das<br />
rechte Rad rumpelt schon über die Piste, die grässliche Querrinne vor mir federt<br />
souverän das Heck ab, trotz losem Untergrund keine Schleudergefahr, keine<br />
Kippgefühle. Voller Zug in die Eisen, wie ein Porsche stoppt das Scorpion, steht still<br />
in einer gigantischen Staubwolke - und ich haue mir vor Freude auf die Schenkel.<br />
Klasse.<br />
Mit seinem <strong>Dreirad</strong> Scorpion verbindet HP Velotechnik aus dem hessischen Kriftel<br />
sehr gekonnt die Vorteile eines Liegerades mit der stabilen Straßenlage und dem<br />
Fahrspaß eines flotten Dreiers. Erstmals wird hier ein komfortables <strong>Dreirad</strong> speziell<br />
für Tourenradler angeboten, das mit seinem verstellbaren Schalensitz und dem<br />
mitgefederten Gepäckträger für 25 kg Zuladung voll überzeugt.<br />
Der Name Scorpion ist gut gewählt. Vorne sorgen die zwei gelenkten Vorderräder für<br />
eine hohe Kippsicherheit. Sie sind zudem gut im Blick, wenn auf dem Radweg Poller<br />
auf mich zukommen. 83 cm Spurweite, also 2x15 cm über Schulterbreite, da kommt<br />
man überall durch - mit etwas Mut sogar mit Karacho. Mit 3,9 Meter ist der<br />
Wendekreis recht gut. Dickes Lob: Der tiefe Schwerpunkt durch die Sitzhöhe von 24<br />
cm, die geringe Spurweite (gut für Platz sparendes Abstellen / Transport im Kombi<br />
oder Van) und der recht lange Radstand von 109 cm sorgen für eine hohe<br />
Fahrstabilität in schnellen Kurven und sehr sicheres Bremsen.<br />
Prima gemacht ist die Hinterradfederung: Sie spricht auf Schlaglöcher schnell wie der<br />
Stachel eines Scorpions an, lässt sich aber vom normalen Treten nicht aus der Ruhe<br />
bringen. Sieben Zentimeter Federweg reichen vollkommen aus, die von HP-<br />
Liegerädern adaptierte "No-Squat"-Geometrie arbeitet unbeeinflusst von Tretkräften<br />
und ermöglicht so ein kraftvolles Antreten und Beschleunigen - ohne lästiges<br />
Wippen.<br />
Ruhig und überlegen gleitet der mit 18,2 kg (Anmerkung <strong>Tretmühle</strong>: Basisvariante<br />
ohne Zubehör 16,2 kg) relativ leichte Tief(f)lieger über den Radweg. Im normalen<br />
Verkehr fühle ich mich nicht so wohl, trotz Neon-Wimpel könnte man übersehen<br />
werden. Die Lenkung erscheint anfänglich nervös, später ruhen die Hände entspannt<br />
auf den leicht nach vorn geneigten Griffen. Generell kann man auf dem sehr<br />
wendigen Scorpion durch die gute Aerodynamik (wiegt den erhöhten, aber bei<br />
meinen sechs Bar Luftdruck kaum spürbaren Rollwiderstand auf) souverän<br />
geradeaus und schneller fahren als Radfahrer, die von unten wie Riesen erscheinen.<br />
25 km/h sind ein gut machbares, zügiges Reisetempo. Und man kann auch<br />
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langsamer als ein Trekkingrad sein. Ohne unsicheres Pendeln. Beim Ampelstopp<br />
braucht man nicht abzusteigen.<br />
Taube Hände, Po-Schmerzen, verspannter Nacken - das können Sie hier vergessen.<br />
Man ruht in einer gut gepolsterten, in der Länge verstellbaren, sanft gewölbten und<br />
flexiblen Sitzschale - Ergonomie vom Feinsten. Die Höhe der Sitzvorderkante, die<br />
Beckenstütze sowie die Neigung der Rückenlehne können einfach per<br />
Schnellspanner verstellt werden - flach bei schneller Fahrt, aufrecht für die Stadt.<br />
Fazit: HP Velotechnik bringt mit dem Scorpion ein ausgereiftes, äußerst kompetent<br />
gemachtes Tourendreirad, das durch seine ausgereifte Technik, ausgesucht gute<br />
Komponenten, sicheres Fahrverhalten und viel Fahrspaß überzeugt! Unbedingt<br />
Probe fahren!<br />
Quelle: Aktiv Radfahren 11/2005, Daniel Fikuart<br />
<strong>Schnelles</strong> <strong>Dreirad</strong>: <strong>Das</strong> <strong>Tiefgeschoß</strong><br />
Von Hans-Heinrich Pardey<br />
Die Radtour zum Cappuccino in der nächsten Stadt dauere gewöhnlich etwa eine Stunde,<br />
sagte der Freund. Aber mit diesem Ding da, meinte er und deutete auf unser <strong>Dreirad</strong>, plane<br />
man wohl besser anderthalb ein. Knapp vierzig Minuten später ließ sich der Gute japsend im<br />
Eiscafe nieder, orderte Wasser und erklärte: Er habe ja nicht geahnt, daß man "wie die<br />
Verrückten bolzen" wolle. <strong>Das</strong> allerdings hatte allenfalls er getan; der <strong>Dreirad</strong>-Pilot war von<br />
seinem Gefährt genauso entspannt aufgestanden, wie er dem anderen permanent das<br />
Hinterrad von "diesem Ding da" gezeigt hatte.<br />
Geschwindigkeit, das ist der erste<br />
Grund, warum das Liegedreirad<br />
Scorpion von HP Velotechnik in Kriftel<br />
auch jemand gefallen kann, der kein<br />
ausgesprochener Liegerad-Liebhaber<br />
ist und für den zweispurige Fahrräder<br />
eher Behindertenfahrzeuge oder<br />
Kinderkram sind. Geschwindigkeit ist<br />
beim Fahrrad mit körperlicher<br />
Anstrengung verbunden, je schneller,<br />
desto mehr. Generell jedes Liegerad<br />
kann dadurch überraschen, daß es viel<br />
schneller ist, als es aussieht. <strong>Das</strong><br />
hängt mit der Physik zusammen: Beim<br />
flotteren Fahrradfahren ist die<br />
Überwindung des Luftwiderstands<br />
kräftezehrend. Hierauf wirkt sich eine<br />
Reduzierung der sogenannten<br />
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Stirnfläche, wie in der Aerodynamik der Maximalquerschnitt eines durch die Luft bewegten<br />
Körpers heißt, stark aus: Deshalb fahren Rennfahrer vornübergebeugt. Was niedriger ist,<br />
kann bei gleichem Krafteinsatz schneller bewegt werden.<br />
Oder andersherum: Um genauso schnell wie ein aufrecht sitzender Radfahrer mit<br />
entsprechend großer Stirnfläche zu fahren, muß der Benutzer eines Liegerads wegen seiner<br />
geringeren Stirnfläche weniger Kraft aufwenden. Und um dieser schreienden Ungerechtigkeit<br />
die Krone aufzusetzen: Er sitzt auch noch unvergleichlich bequemer dabei. Komfort, das<br />
macht die Geschwindigkeit des Scorpion zum lässigen Erlebnis. Und zwar auf einem<br />
Liegerad, das obendrein ein altes Vorurteil ausräumt: Angeblich sind Liegeräder viel kippliger<br />
als herkömmliche Fahrräder. <strong>Das</strong> Scorpion aber steht und rollt bei langsamstem Tempo<br />
gleichermaßen sicher auf drei 20-Zoll-Rädern: zwei gelenkten vorn, einem angetriebenen<br />
hinten.<br />
Dazwischen sitzt der Fahrer auf einer gepolsterten und mehrfach in Länge und Neigung<br />
verstellbaren Sitzschale namens "Bodylink" ungefähr so niedrig über dem Boden wie die vier<br />
Spalten dieses Artikels breit sind: 24 Zentimeter. <strong>Das</strong> Tretlager mit den Pedalkurbeln<br />
befindet sich 10 bis 15 Zentimeter höher; man liegt mehr auf dem Scorpion, als daß man<br />
darauf sitzt, und bekommt vom Bodylink auch noch eine Nackenstütze. Nur das<br />
Platznehmen ist untypisch für ein Fahrrad: Man setzt sich - mit dem Zentralrohr des<br />
Rahmens zwischen den Beinen - rückwärts wie auf einen besonders niedrigen Stuhl.<br />
Die beiden Vorderräder haben eine Spurweite von 78 Zentimeter, die Gesamtbreite von 83<br />
Zentimeter paßt haarscharf durch Normtüren. Daß man als Lenker die größte Breite stets im<br />
Blick hat, ist psychologisch wie praktisch höchst nützlich. Nach hinten ist das Fahrzeug mit<br />
einem Radstand von 1,09 Meter und einer zwischen 1,70 und 2 Meter variierenden<br />
Gesamtlänge kürzer, als man anfangs meint. Durch Auszug des Zentralrohrs läßt sich das<br />
Scorpion an unterschiedliche Fahrergrößen anpassen: Binnen 30 Sekunden war das <strong>Dreirad</strong><br />
für einen Zwei-Meter-Mann umgerüstet. Und da wir bei den Maßen sind: Der Wendekreis<br />
beträgt 3,90 Meter.<br />
Wenn man weiß, wo anpacken, ist das Tragen der knapp 16,5 Kilogramm <strong>Dreirad</strong> kein<br />
Problem; die Nutzlast beträgt 120 Kilogramm. 25 vollgefederte Kilo kann der Gepäckträger<br />
über der Heckschwinge (Federweg 70 Millimeter) verkraften. Schön niedrig rechts und links<br />
sein Gepäck unterzubringen empfiehlt sich. Ein durch falsches Beladen hochwandernder<br />
Schwerpunkt macht in der nächsten Kurve aus dem Drei- ein umkippendes Zweirad. Da, wo<br />
die Hände automatisch hinlangen, wenn man sich gesetzt hat, findet man den Lenker, in<br />
dessen Enden die Schalthebel stecken. Die Handbremshebel wirken auf die<br />
Scheibenbremsen der Vorderräder; fürs Parken gibt es außerdem eine aufs Hinterrad<br />
wirkende V-Brake als Feststellbremse.<br />
Am überzeugendsten wirkt das von rund 2500 Euro an zu habende Scorpion bei abrupten<br />
Richtungswechseln auf einem Slalomkurs, bei hohen Kurvengeschwindigkeiten und<br />
Bremsmanövern mit höchstmöglicher Verzögerung. Da darf man ruhig am Lenker reißen<br />
oder nur einseitig in die Eisen steigen; bis man soweit ist, die kurveninnere Bremse gezielt<br />
einzusetzen, um schneller um die Ecken zu kommen, verzeiht einem das ausgezeichnete<br />
Fahrwerk, daß man mit dem Scorpion vor allem eins haben möchte: Spaß. Der hört da auf,<br />
wo man im Verkehr einfach übersehen wird, weil man so niedrig daherkommt, oder wo<br />
einem die schöne Übersicht im Sattel eines herkömmlichen Fahrrads fehlt. <strong>Das</strong> wird uns in<br />
ein paar Wochen auf einer Radreise mit dem Scorpion noch beschäftigen.<br />
Quelle: FAZ vom 23.05.2006<br />
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