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BBR. REINHARD MARX: NEUER ERZBISCHOF VON ... - Unitas

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www.unitas.org<br />

147. Jahrgang<br />

unitas<br />

Zeitschrift des Verbandes der wissenschaftlichen katholischen Studentenvereine UNITAS<br />

<strong>BBR</strong>. <strong>REINHARD</strong> <strong>MARX</strong>:<br />

<strong>NEUER</strong> <strong>ERZBISCHOF</strong> <strong>VON</strong> MÜNCHEN UND FREISING<br />

EINLADUNG ZUR 131. GENERALVERSAMMLUNG IN KÖLN<br />

WALTER KELLER 90: UNITARISCHER LEUCHTTURM<br />

<strong>VON</strong> DER UNITAS-REISE IN DIE EUROPA-REGION NEISSE<br />

AGV-SEMINARE MIT PROMINENTEN GESPRÄCHSPARTNERN<br />

Doppelnummer<br />

3-4/2007


146<br />

INHALT<br />

Gott mit dir im Land der Bayern >147<br />

Das Interview: Ein Bundesbruder in Nahost > 149<br />

Vorortsübergabe in Stuttgart > 152<br />

AGV: Berlin-Seminar prominent besetzt >154<br />

Integration: Herausforderung für unser Gemeinwesen > 158<br />

Berichte vom AHB-/HDB-Tag in der Europa-Region Neiße > 162<br />

Walter Keller: Ein unitarisches Leben > 171<br />

Stiftung „UNITAS 150 plus“: Vermögen angewachsen > 175<br />

<strong>Unitas</strong> coloniensis: Von Straßburg nach Köln >176<br />

Akkreditierung: Aus dem Hochschulpolitischen Beirat > 182<br />

Pesch-Preis: Von Heinrich Pesch bis heute > 189<br />

Einladung zur 131. Generalversammlung in Köln > 193<br />

AGV-Wallfahrt auf den Spuren des Alten Testaments >202<br />

Berichte aus dem Verband > 210<br />

Namen & Nachrichten > 219<br />

Kirche auf Sendung: Bald ein eigener Kirchenkanal? > 226<br />

125 Jahre unitas-Zeitschrift > 234<br />

In memoriam > 236<br />

Vorgestellt: Bücher / Medien > 239<br />

Geburtstage von Dezember bis März 2008 >244<br />

Einladung zum Krone-Seminar 2008 in Berlin >248<br />

Herausgeber und Verlag<br />

Neue Adresse<br />

Verband der wissenschaftlichen katholischen Studentenvereine e.V.,<br />

Aachener Str. 29, 41564 Kaarst (Büttgen), Tel. 02131 / 27 17 25, Fax 0 21 31 / 27 59 60,<br />

Homepage: www.unitas.org, E-Mail: vgs@unitas.org, stiftung@unitas.org<br />

Vorort<br />

W.K.St.V. UNITAS Palatia Darmstadt<br />

Gutenbergstraße 5, 64289 Darmstadt, Tel. 065151 / 790 90 30,<br />

E-Mail: palatia@unitas.org, vop@unitas.org<br />

Vorortspräsident<br />

Johannes Günther, Böblinger Straße 516, 70569 Stuttgart, Tel. 0711 / 6 87 29 45,<br />

Mobil: 0179 / 3 87 84 72, E-Mail: johannes_guenther@yahoo.de, vop@unitas.org<br />

Verbands-Konten<br />

PAX-Bank Köln, Nr. 28 796 013, BLZ 370 601 93<br />

Spendenkonten<br />

Stiftung UNITAS 150plus: Pax-Bank e.G., Köln, Kto.-Nr. 444 555, BLZ 370 601 93,<br />

Bank für Sozialwirtschaft, Kto.-Nr. 80 61 000, BLZ 370 205 00<br />

Soziales Projekt: Spk Bonn, Kto.-Nr. 71 61, BLZ 380 500 00, Verwendungszweck: Osek<br />

Schriftleitung<br />

Dr. Christof M. Beckmann, Hülsmannstr. 74, 45355 Essen-Borbeck,<br />

Tel. 0208 / 46 84 99 61 (d), FAX 0208 / 46 84 99 69,<br />

E-Mail: unitas@unitas.org, kipnrw@aol.com<br />

Hermann-Josef Großimlinghaus (Bonn), Rheinstraße 12, 53179 Bonn,<br />

Tel. 0228 / 21 14 87, 0228 / 10 32 68 (d), E-Mail: H.Grossimlinghaus@DBK.de<br />

Der Bezugspreis der unitas beträgt halbjährlich 2,50 EUR zzgl. Zustellgebühr. Für Mitglieder<br />

des UNITAS-Verbandes ist er im jährlichen Verbandsbeitrag von 60,- EUR enthalten.<br />

Namentlich gekennzeichnete Beiträge stellen nicht in jedem Fall die Meinung des Herausgebers<br />

und der Redaktion dar.<br />

Fotos: Hermann-Josef Großimlinghaus, Jürgen Schmiesing, Helmut Mann, Andy Dohmen,<br />

Reinhold Schönemund, privat<br />

Druck<br />

DZE Druckzentrum, Essen<br />

Redaktionsschluss für die Ausgabe 1/2008: 9. Februar 2008<br />

unitas 3-4/2007<br />

unitas<br />

Zeitschrift des Verbandes der wissenschaftlichen<br />

katholischen Studentenvereine UNITAS<br />

ISSN-Nr.0344-9769<br />

Editorial<br />

Liebe Leser,<br />

liebe Bundesschwestern<br />

und Bundesbrüder!<br />

1388 ins Leben gerufen, ist die Universität zu Köln eine der ältesten<br />

Europas. Hier lehrten und studierten Albertus Magnus und<br />

unser Verbandspatron Thomas von Aquin. Die vierte Universität<br />

im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation nach Prag, Wien<br />

und Heidelberg wurde 1789 von den Franzosen geschlossen und<br />

1919 wiederbegründet. Doch bis heute zeigt das seit 1392 nachgewiesene<br />

Universitätssiegel die Kölner Stadtpatrone, die Heiligen<br />

Drei Könige oder Weisen, die dem Jesuskind auf dem Schoß seiner<br />

Mutter Maria ihre Reverenz erweisen. Ihr Thron zeigt sie selbst als<br />

„Sedes Sapientiae - Sitz des Weisheit“ – ein Motiv, das uns bereits<br />

auf die kommenden Wochen einstimmen kann.<br />

Das Bild zeigt uns Gottsucher am Ziel: Geführt vom Stern, erreichen<br />

die Gelehrten das Zentrum ihrer Bemühungen. Es ist ihnen<br />

mehr wert als alles andere, als alle Weltklugheit, alles Faktenwissen,<br />

als alle anderen Theorien und Ideen. Alle ihre Talente und<br />

Gaben legen sie am Thron der Weisheit nieder – ein Zeichen<br />

dafür, dass diese nichts gegen das sind, was sie gefunden haben,<br />

dass sie bereits selbst mit viel Größerem beschenkt sind.<br />

Das Motiv lässt uns bereits ins kommende Jahr schauen. Nicht das<br />

Fest Epiphanie allein erwartet uns, auch die Stadt, die einst ihre<br />

Bürgeruniversität unter dieses Zeichen stellte und heute die<br />

Heimat von 85.000 Studenten ist. Bei der nächsten Generalversammlung<br />

im „Heiligen Köln“ lässt sich ein Zeichen für die<br />

oben beschriebene Haltung setzen. Mit einem ambitionierten<br />

Thema und einem vollen Programm laden uns unsere Bundesbrüder<br />

und -schwestern in der Domstadt ein. Alle Hinweise dazu<br />

finden sich in dieser Doppelausgabe. Ganz wichtig: Wegen des<br />

frühen GV-Termins Anfang Mai und der Fünf-Wochenfrist zur<br />

Einreichung der GV-Anträge und Resolutionen bis zum 27.03.2008<br />

ist dringend erforderlich, GV-Anträge bereits im WS 2007/2008<br />

vorzubereiten und zu beschließen.<br />

Eine gute Adventszeit, ein frohmachendes Weihnachtsfest, viel<br />

Freude und Erfolg im Neuen Jahr!<br />

semper in unitate,<br />

Dr. Christof M. Beckmann ( M3, B2, M5 )


Gott mit Dir im Land der Bayern!<br />

ROM/TRIER/MÜNCHEN. Papst Benedikt<br />

XVI. hat am 30. November, dem<br />

Fest des Hl. Andreas, Bundesbruder<br />

Bischof Reinhard Marx von Trier zum<br />

Erzbischof von München und Freising<br />

ernannt. Der Termin des Amtsantritts<br />

stand bei Redaktionsschluss noch<br />

nicht fest.<br />

Für den UNITAS-Verband übermittelte<br />

Verbandsgeschäftsführer Dieter Krüll dem<br />

73. Nachfolger des Heiligen Korbinian noch<br />

am selben Tag herzliche Glück- und Segenswünsche:<br />

„Über diese Auszeichnung durch<br />

den Heiligen Vater und das damit zum<br />

Ausdruck gebrachte Vertrauen sind wir als<br />

Deine Bundesbrüder stolz und dankbar. Wir<br />

sind sicher, dass Du auch in Deiner neuen<br />

Aufgabe ein beeindruckender Zeuge für<br />

unseren Glauben und ein tatkräftiger Repräsentant<br />

unserer Kirche sein wirst. Durch<br />

unseren Einsatz und unser Gebet wollen<br />

wir auch in Zukunft Dein Wirken begleiten<br />

und unterstützen“, erklärte der Verbandsvorstand<br />

in bundesbrüderlicher Verbundenheit<br />

et semper in unitate.<br />

Der ernannte neue Erzbischof in<br />

München ist Nachfolger von Kardinal Friedrich<br />

Wetter (79), der das fast zwei Millionen<br />

Katholiken zählende Erzbistum ein Vierteljahrhundert<br />

lang als Oberhirte geleitet hat.<br />

Benedikt XVI., selbst 1977- 1982 Erzbischof<br />

von München und Freising, setzte ihn für<br />

die Zeit der Sedisvakanz als Apostolischen<br />

Administrator der Erzdiözese ein. Über die<br />

Nachfolge war seit Monaten spekuliert<br />

worden. Auch der Name von Bbr. Marx war<br />

unter anderem genannt worden. Viele allerdings<br />

schlossen eine Berufung aus dem<br />

Norden kategorisch aus – nun ist er der<br />

erste Nicht-Bayer in der 186-jährigen Geschichte<br />

auf dem neben Köln bedeutendsten<br />

Bischofsstuhl in Deutschland. Mit seiner<br />

Ernennung, so die WELT, sei die „derzeit<br />

brisanteste Personalie im deutschen<br />

Katholizismus entschieden.“<br />

„I do my best !“<br />

Er gehe mit großer Offenheit in die bayerische<br />

Landeshauptstadt, machte der<br />

zukünftige Erzbischof selbst am Tag seiner<br />

Ernennung deutlich. Zugleich hoffe er, dass<br />

die Bayern auch einen Westfalen akzeptieren<br />

könnten. „Man lernt ein Bistum und die<br />

Menschen nur kennen, wenn man sie<br />

liebt.“ Das habe er sich auch für München<br />

vorgenommen. Freimütig räumte er ein,<br />

dass ihm in Bayern „eigentlich alles fremd<br />

sei“. Er versicherte zugleich, er habe keine<br />

Vorurteile und fügte hinzu: „I do my best.“<br />

Mit Blick auf sein bisheriges Bistum Trier<br />

sagte Marx, er sei „ein wenig traurig und<br />

wehmütig“ darüber, es verlassen zu müssen,<br />

denn Deutschlands älteste Diözese sei<br />

ihm zu einer zweiten Heimat geworden.<br />

Seine Berufung durch Benedikt XVI. auf den<br />

Münchener Bischofsstuhl nannte Marx<br />

einen großen Vertrauensbeweis, der ihn tief<br />

bewege. Der Wunsch des Papstes sei für ihn<br />

eine „Einladung des Herrn selbst“. Mit seiner<br />

neuen Aufgabe verbunden sind der<br />

Vorsitz in der Freisinger Bischofskonferenz<br />

und in der Regel auch die Kardinalswürde.<br />

„Reinhard Marx wurde am 21. September<br />

1953 in Geseke, Kreis Lippstadt in<br />

Nordrhein-Westfalen geboren und wuchs<br />

unter drei Geschwistern auf. In dem Sohn<br />

eines gewerkschaftlich engagierten Schlossermeisters<br />

vereint sich bodenständige<br />

Frömmigkeit mit echter Neugier auf die<br />

Mitmenschen und ihre Lebenswelten.<br />

Schon als Kleinkind stand sein Berufswunsch<br />

Priester fest, starke Pfarrerpersönlichkeiten<br />

in seinem Heimatort prägten<br />

ihn. Seinen Eltern habe er besonders viel zu<br />

danken, bekannte er einmal im Gespräch<br />

mit der unitas-Redaktion. Wo andere ihre<br />

Zimmer mit Bildern von Pop- oder Sportstars<br />

schmückten, habe er das Bild von<br />

Papst Johannes XXIII. an die Wand gehängt.<br />

Von ihm sind sein Denken und Glauben<br />

nachhaltig beeinflusst, auch von Augustinus,<br />

Thomas von Aquin, Franz von Assisi<br />

und Ignatius von Loyola.<br />

Nach dem Abitur 1972 studierte Reinhard<br />

Marx Theologie und Philosophie in<br />

Paderborn und Paris. 1979 weihte ihn der<br />

Erzbischof von Paderborn, Johannes<br />

Joachim Degenhardt, zum Priester. Nach<br />

zweijähriger Tätigkeit in der Seelsorge in<br />

Bad Arolsen wurde er Geistlicher Rektor<br />

und 1989 Direktor der St.-Klemens-Kommende<br />

in Dortmund, des Sozialinstituts der<br />

Erzdiözese Paderborn. Erzbischof Degenhardt<br />

beauftragte ihn mit der Seelsorge in<br />

der Berufs- und Arbeitswelt.<br />

Bereits 1975 hatte sich Reinhard Marx in<br />

Paderborn der UNITAS Hathumar angeschlossen.<br />

Mit der Fortsetzung des<br />

Studiums 1981-1989 in Münster und<br />

Bochum wurde er bei UNITAS Winfridia<br />

aktiv. Mit seiner Dissertation „Ist Kirche<br />

anders? Möglichkeiten und Grenzen einer<br />

soziologischen Betrachtungsweise“ wurde<br />

er an der Ruhr-Universiät Bochum zum<br />

Doktor der Theologie promoviert. 1996<br />

Professor für Christliche Gesellschaftslehre<br />

an der Katholisch-Theologischen Fakultät<br />

der Universität Paderborn, ernannte ihn<br />

Papst Johannes Paul II. zum Titularbischof<br />

von Pedena, einem erloschenen Bistum in<br />

Istrien, und zum Weihbischof im Erzbistum<br />

Paderborn. An seinem 43. Geburtstag, dem<br />

21. September 1996, weihte ihn Erzbischof<br />

Degenhardt im Hohen Dom zu Paderborn<br />

zum Bischof und ernannte ihn zum<br />

Bischofsvikar für Gesellschaft, Kultur und<br />

Wissenschaft. Seit 1999 ist Marx Vorsitzender<br />

der von der Deutschen Bischofskonferenz<br />

und vom Zentralkomitee der<br />

deutschen Katholiken gemeinsam getragenen<br />

Kommission „Justitia et Pax“ (Gerechtigkeit<br />

und Frieden). 2001 wurde er in das<br />

Paderborner Metropolitankapitel aufgenommen.<br />

>><br />

unitas 3-4/2007 147


Am 20. Dezember 2001 ernannte Papst<br />

Johannes Paul II. Reinhard Marx zum<br />

Bischof von Trier, wo er zu Ostern, am 1. April<br />

2002, im Dom in sein Amt eingeführt<br />

wurde. Zu seinem bischöflichen Wahlspruch<br />

wählte er „Ubi spiritus Domini ibi<br />

libertas – Wo der Geist des Herrn wirkt, da<br />

ist Freiheit“, ein Wort aus dem 2. Brief des<br />

Apostels Paulus an die Gemeinde von<br />

Korinth. In der Deutschen Bischofskonferenz<br />

führt er den Vorsitz der Kommission<br />

für gesellschaftliche und soziale Fragen<br />

und ist Stellvertretender Vorsitzender der<br />

Kommission Weltkirche.<br />

Bereits 2001, unmittelbar nach seiner<br />

Ernennung zum Bischof von Trier, machte<br />

der ernannte Erzbischof von München und<br />

Freising deutlich: „Zur Kirche, zum<br />

Evangelium, zu Jesus Christus gibt es keine<br />

Alternative.“ Die Menschen müssten wieder<br />

sagen können, sie seien eigentlich<br />

gerne Christen, „nicht gezwungen oder<br />

gelangweilt, sondern mit ganzem Herzen“.<br />

Wie lebendiger Glaube weitergegeben werden<br />

könne, ist für Reinhard Marx eine zentrale<br />

Frage: „Wer Christus nicht gefunden<br />

hat, hat etwas verpasst in seinem Leben.“<br />

Das irdische Leben bekomme erst Tiefe,<br />

Qualität und Würde, „wenn es den Himmel<br />

gibt, wenn Gott existiert und mein Leben<br />

ganz in ihm geborgen ist“, erklärte er in der<br />

Predigt zum Osterfest 2007. Ohne den Blick<br />

auf den Himmel würde Europa nicht nur<br />

den Glauben, sondern auch seine kulturellen<br />

Grundlagen verlieren. Menschliche<br />

Kultur entstehe dann, wenn der Blick über<br />

das Irdische, Sichtbare und Materielle hinausgehe,<br />

„wenn Transzendenz gewagt<br />

wird“. Nur dann könnten sich Kunst, Musik,<br />

Literatur, Denken, Geist und Leben entwikkeln.<br />

Auch soziales und politisches<br />

Engagement müsse stets spirituell verankert<br />

sein: „Mystik und Politik“, so Marx,<br />

seien für ihn zwei Seiten einer Medaille. Die<br />

katholische Soziallehre, so der Sozialethiker,<br />

interessiere sich grundsätzlich für den<br />

Aufbau einer gerechteren Gesellschaft in<br />

den verschiedenen Lebenswelten der<br />

Menschen. Der Sohn Gottes sei Mensch<br />

geworden, „um uns Menschen den Weg in<br />

das Leben in Fülle zu ermöglichen.“<br />

148<br />

unitas 3-4/2007<br />

Der Mann aus dem Westen<br />

Als „barock und neo-sozial“ in der Presse<br />

charakterisiert, gilt der „Mann aus dem<br />

Westen“ als „umgänglich, schlagfertig, frei<br />

von Berührungsängsten und diskussionsfreudig“.<br />

Erstaunen weckt bei Medienleuten<br />

seine Liebe zu einer guten Zigarre ebenso<br />

wie seine spontane Heiterkeit. Er sei „genervt“<br />

vom „verbreiteten innerkirchlichen<br />

Griesgram“, so der TAGESSPIEGEL.„In grundlegenden<br />

ethischen Fragen sattelfest, um<br />

eine deftige Stellungnahme selten verlegen,<br />

auf Bankenkongressen und im Fernsehen<br />

ebenso präsentabel wie in der Caritas-<br />

Suppenküche, dazu in Rom wohlgelitten“, so<br />

formulierte etwa Daniel Deckers in der FAZ.<br />

Zugleich wird er theologisch, kirchenpolitisch<br />

und vor allem auch liturgisch als konservativ<br />

kategorisiert. Gerne wird verwiesen<br />

auf seine Bonmots: „Wir können doch nicht<br />

von den Meinungsumfragen abhängig<br />

machen, was wir glauben sollen“ oder „Wer<br />

den Zeitgeist heiratet, ist morgen schon<br />

Witwer.“ Nicht vergessen wird sein klares<br />

Wort bei der Suspendierung des Theologieprofessors<br />

Gotthold Hasenhüttl. Marx<br />

habe, so im Portrait des KNA-Chefredakteurs<br />

Ludwig Ring-Eifel, im Bistum Trier<br />

Verwaltung und Seelsorge „mit einer<br />

schneidigen Strukturreform aufgemischt“<br />

und sei dabei mitunter angeeckt. Marx sei<br />

als „Denker des Sozialen kein Umverteilungs-Nostalgiker<br />

nach Art eines „Herz-<br />

Jesu-Marxisten“, vielmehr deckten sich<br />

seine Vorstellungen zum Umbau des Sozialstaats<br />

in Richtung mehr Eigenverantwortung<br />

und Subsidiarität mit Kernaussagen<br />

des neuen CSU-Grundsatzprogramms.<br />

Große Herausforderungen<br />

Ein „handfestes Problem“ hat Reinhard<br />

Marx bereits geklärt: Auch als Münchner<br />

Erzbischof wolle er seine Mitgliedschaft bei<br />

Borussia Dortmund nicht aufgeben, erklärte<br />

er im Bayerischen Rundfunk. Dies sei für ihn<br />

ein Ausdruck „westfälischer Treue“. Zugleich<br />

wollte er nicht völlig ausschließen, auch<br />

noch einem anderen Fußballverein beizutreten.<br />

Er wolle sich nach seinem Umzug zunächst<br />

mal die Münchner Vereine ansehen.<br />

Doch kommen dort auf den neuen Erzbischof,<br />

nur ein Jahr älter als der jüngste<br />

unter Bayerns Bischöfen, der Eichstätter<br />

Benediktiner Gregor Maria Hanke, in Bayern<br />

zweifellos noch ganz andere Herausforderungen<br />

und Entscheidungen zu. Auseinandersetzungen<br />

um Fragen der Zukunft der<br />

katholischen Schwangerenkonfliktberatung,<br />

um das Krisenmanagement zur<br />

Sanierung der Deutschordenswerke, um<br />

den Erhalt der katholischen Universität<br />

Eichstätt-Ingolstadt oder die Neuordnung<br />

der theologischen Fakultäten und die Gestalt<br />

der Laienräte haben hier manche<br />

Narben hinterlassen. Doch auch wenn die<br />

Außensicht zunächst sicher einige Zeit<br />

beanspruchen wird – viele im Verband<br />

haben den unerschütterlichen Glauben und<br />

die Weltzugewandtheit des langjährigen<br />

Verbandsseelsorgers kennengelernt, mit<br />

denen er diese Herausforderungen angehen<br />

wird. Diese Fähigkeiten schätzen nicht nur<br />

die Bundesbrüder, mit denen er die Priestergemeinschaft<br />

ins Leben rief, die sich unter<br />

dem Namen Papst Johannes XXIII. regelmäßig<br />

trifft, das theologische Gespräch, das<br />

Gebet und die Gemeinschaft in besonderer<br />

Weise pflegt. Diese Erfahrung prägt bis<br />

heute auch viele Bundesgeschwister und<br />

die Pilger, die er auf den AGV-Wallfahrten<br />

oft begleitet hat.<br />

Zu seiner UNITAS und ihren Prinzipien<br />

hat sich der zukünftige Erzbischof Reinhard<br />

Marx überall und immer klar bekannt. Er<br />

schätzt ihr Erbe des sozialen Katholizismus,<br />

seine programmatischen Worte zum christlichen<br />

Europa bei der 130. Generalversammlung<br />

in Trier gaben der Verbandsarbeit eine<br />

größere Dimension. Wenn er nun dem Ruf<br />

des Hl. Vaters nach München folgt, begleiten<br />

ihn die besten Segenswünsche seiner<br />

Bundesschwestern und Bundesbrüder:<br />

„Gott mit Dir im Land der Bayern!“ CB<br />

Das Erzbistum<br />

München und Freising<br />

Das mit mehr als 1,8 Millionen Katholiken<br />

größte unter den sieben bayerischen Bistümern<br />

und neben Köln die bedeutendste<br />

Diözese in Deutschland erstreckt sich<br />

über eine Fläche von 12.000 Quadratkilometern<br />

vorwiegend auf Oberbayern.<br />

Sie ging hervor aus dem Hochstift Freising,<br />

das der heilige Bonifatius 739 errichtete.<br />

Nach der Säkularisation 1821 wurde<br />

der Bischofssitz nach München verlegt<br />

und die Erhebung zum Erzbistum verfügt.<br />

Offizielle Bischofskirche ist der<br />

Münchner Liebfrauendom, dazu kommt<br />

aus historischen Gründen als Konkathedrale<br />

der Freisinger Mariendom. Auf dem<br />

Gebiet der Erzdiözese liegen 662 Pfarreien<br />

und 93 Nebenstellen mit knapp<br />

1.100 Priestern. In der Trägerschaft des<br />

Erzbistums befinden sich außerdem 19<br />

Schulen. Bistumspatron ist der heilige<br />

Korbinian, der im 8. Jahrhundert das<br />

Christentum nach Altbayern brachte. Seit<br />

der Erhebung zum Erzbistum haben mit<br />

Kardinal Friedrich Wetter 13 Erzbischöfe<br />

die Kirche von München und Freising geleitet,<br />

unter ihnen Kardinal Michael Faulhaber<br />

(1917 bis 1952), Joseph Wendel (1952<br />

bis 1960), Julius Döpfner (1961 bis 1976)<br />

sowie Joseph Ratzinger, der jetzige Papst<br />

Benedikt XVI. (1977 bis 1982).


Das Interview<br />

„SEIT ICH IM NAHEN OSTEN BIN, WEISS ICH ERST<br />

WIRKLICH, WIE GUT ES UNS IN DEUTSCHLAND GEHT.“<br />

Bbr. Thomas Birringer ist Landesbeauftragter der Konrad-Adenauer-<br />

Stiftung für die Palästinensischen Autonomiegebiete. Sein Büro hat er in<br />

Ramallah im Westjordanland. In einem Interview für die UNITAS äußert<br />

er sich aktuell zu seinen Aufgaben, den Perspektiven im Nahost-Konflikt,<br />

aber auch zu persönlichen Fragen im Blick auf sein Arbeitsfeld.<br />

Die Fragen stellte Bbr. Hermann-Josef Großimlinghaus<br />

? Thomas,<br />

Du leitest das Auslandsbüro<br />

der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) in<br />

Ramallah. Es gibt sicher attraktivere<br />

und weniger risikobehaftete Auslandsvertretungen<br />

der KAS. Was hat Dich<br />

bewogen, gerade diese Herausforderung<br />

anzunehmen?<br />

Der Posten in Ramallah ist gar nicht so<br />

unattraktiv. Die Mischung aus außenpolischer<br />

Beratung und „politischer Entwicklungshilfe“,<br />

die für die Arbeit eines Auslandsbüros<br />

der KAS überall auf der Welt<br />

kennzeichnend ist, ist hier besonders ausgeprägt.<br />

Eigenständig politisch arbeiten in<br />

einer Region, die im Mittelpunkt des Interesses<br />

steht, ist schon eine Herausforderung.<br />

Gerade auf diese Eigenverantwortlichkeit<br />

kam es mir aber an, nachdem ich in<br />

unterschiedlichen Tätigkeiten in der Politik<br />

und bei einem Wirtschaftsverband das<br />

Handwerkszeug dafür gelernt hatte. Als<br />

Volkswirt mit Entwicklungsländerschwerpunkt<br />

hat mich der Nahe Osten dabei<br />

schon lange interessiert.<br />

? Was<br />

will die KAS mit ihrer Arbeit in den<br />

palästinensischen Autonomiegebieten<br />

erreichen und wie setzt sie diese Ziele<br />

um?<br />

Zunächst einmal wollen wir zu einer<br />

friedlichen Beilegung des Konfliktes zwischen<br />

Israel und den Palästinensern beitragen.<br />

Hierfür haben wir als Deutsche eine<br />

besondere Verantwortung, aber es ist auch<br />

im Interesse einer Verständigung zwischen<br />

dem Westen und der arabischen Welt. Dazu<br />

gehört für uns nicht zuletzt, beim Aufbau<br />

eines lebensfähigen palästinensischen Gemeinwesens<br />

zu helfen, mit individueller<br />

Freiheit, rechtsstaatlichen Strukturen, Demokratie<br />

und Marktwirtschaft. Das ist im<br />

Interesse der Palästinenser wie auch Israels.<br />

Wir tun dies mit verschiedenen lokalen<br />

Partnern zusammen. Die Arbeitsfelder reichen<br />

von der Beratung und Beobachtung<br />

des Parlaments, dem Justizsektor (Aus-<br />

bildung von Richtern und Staatsanwälten<br />

sowie rechtspoltische Arbeit im Bereich der<br />

Rechtsvereinheitlichung) über Korruptionsbekämpfung,<br />

Meinungsforschung und der<br />

Weiterbildung von Kommunalpolitikern<br />

auf der Grundlage des Subsidiaritätsprinzips<br />

bis hin zum Aufbau eines Jugendparlaments<br />

und der Förderung einer unabhängigen<br />

Medienlandschaft. Schließlich<br />

fördern und beraten wir den führenden<br />

Wirtschaftsverband im Hinblick auf das<br />

Konzept der sozialen Marktwirtschaft und<br />

wollen so zur Verbesserung der ökonomischen<br />

Bedingungen beitragen – eine wichtige<br />

Stütze jeder friedlichen Entwicklung.<br />

? Zurzeit<br />

müssen die Menschen in den<br />

Palästinensergebieten mit zwei Konflikten<br />

leben. Einmal dem internen<br />

Konflikt zwischen Hamas und Fatah,<br />

zum anderen dem andauernden Konflikt<br />

mit Israel. Hinzu kommt, dass<br />

beide Regierungen derzeit relativ<br />

schwach sind. Kann es vor diesem Hintergrund<br />

zu einer ernsthaften Wiederbelebung<br />

des Friedensprozesses kommen?<br />

Gibt es überhaupt realistische<br />

Perspektiven für eine Friedensregelung?<br />

Die Analyse stimmt, beide Regierungen<br />

sehen zunächst schwach aus und die palästinensische<br />

beherrscht zudem nur einen<br />

Teil des Landes. Man könnte noch die<br />

Schwäche der amerikanischen Regierung<br />

hinzu addieren und die Lage sähe noch<br />

düsterer aus. Aber der Zustand auf beiden<br />

Seiten bietet auch Chancen: Hintergrund<br />

ist zunächst die arabische Friedensinitiative.<br />

Die arabischen Nachbarstaaten Israels<br />

bieten dem Land zum ersten Mal wirklichen<br />

Frieden an – wenn man sich mit den<br />

Palästinensern einigt. Auch die Araber rükken<br />

zusammen in Anbetracht der drohenden<br />

iranischen Atombombe. Für Israel ist<br />

Iran die eigentliche strategische Herausforderung.<br />

Dieser kann man besser begegnen,<br />

wenn die Probleme vor der Haustür<br />

gelöst sind.<br />

Bbr. Thomas Birringer<br />

geb. am 07.06.1968 in Trier<br />

1987 Abitur<br />

1987 - 1989 Ausbildung<br />

zum Bankkaufmann<br />

1989 - 1990 Wehrdienst<br />

1990 - 1997 Studium der Volkswirtschaftslehre<br />

und der Politikwissenschaften<br />

an der Universität Trier und<br />

der Loughborough University of<br />

Technology (England)<br />

1997 Diplom-Volkswirt<br />

1997 - 1999 Wissenschaftl. Mitarbeiter<br />

an der Universität Trier,<br />

Lehrstuhl für Europäische Wirtschaftspolitik<br />

1999 - 2001 Referent in der Thüringer<br />

Staatskanzlei, Erfurt, Abt.<br />

Öffentlichkeitsarbeit, Tätigkeit als<br />

Redenschreiber<br />

2001 - 2005 Referent beim Bundesverband<br />

deutscher Banken, Berlin,<br />

Hauptgeschäftsführerbüro und<br />

Grundsatzfragen<br />

Seit Juni 2005 Landesbeauftragter<br />

der Konrad-Adenauer-Stiftung für<br />

die Palästinensischen Autonomiegebiete,<br />

Ramallah<br />

Am 1.2.1992 bei der UNITAS<br />

Trebeta Trier recipiert und dort<br />

am 14.04.1997 auch philistriert<br />

unitas 3-4/2007 149<br />

>>


Auch der israelische Ministerpräsident<br />

Olmert selbst könnte die Friedensverhandlungen<br />

in Annapolis nutzen wollen, um<br />

endlich Profil zu gewinnen, nicht länger nur<br />

als Machtpolitiker ohne Programm zu gelten.<br />

Und die offizelle Regierung der Palästinenser<br />

in Ramallah unter Premierminister<br />

Salam Fayyad ist die pragmatischste und<br />

friedensorientierteste Führung, die die<br />

Palästinenser je hatten. Mit dieser Technokratenregierung<br />

ist mehr machbar, als es<br />

mit Fatah und erst recht mit Hamas möglich<br />

wäre. Letztere hat freilich den Gaza-<br />

Streifen unter Kontrolle, Abbas hat dort<br />

nichts mehr zu sagen. Doch die Verhandlungen<br />

mit Israel führt ohnehin die PLO,<br />

und die spricht für alle Palästinenser, in<br />

Gaza, der Westbank und im Exil. Ihr Vorsitzender<br />

ist wiederum Mahmoud Abbas.<br />

? Amnesty<br />

150<br />

International hat gerade in<br />

diesen Tagen darauf aufmerksam gemacht,<br />

dass die Eskalation des Machtkampfes<br />

zwischen Hamas und Fatah<br />

die Menschenrechtslage in den palästinensischen<br />

Gebieten massiv verschlechtert,<br />

dass die Zivilbevölkerung<br />

im Gaza-Streifen und im Westjordanland<br />

regelrecht zwischen den Fronten<br />

zerrieben werde. Können die Palästinenser<br />

wieder aus der Sackgasse der<br />

Zweiteilung ihrer Gebiete herauskommen?<br />

Abbas kann die<br />

Macht im Gaza-Streifen<br />

dann zurück gewinnen,<br />

wenn er einen politischen<br />

Horizont aufzeigen<br />

kann. Außerdem<br />

muss er eine Verbesserung<br />

der Lebensbedingungen<br />

der Palästinenser<br />

in Westbank<br />

und Gaza erreichen.<br />

Besonders im Gaza-<br />

Streifen leidet die Zivilbevölkerung<br />

immens.<br />

Etwa drei Viertel der<br />

Menschen dort sind<br />

inzwischen von direkter<br />

ausländischer<br />

Nahrungsmittelhilfe abhängig. So schlecht<br />

ging es den Palästinensern noch nie. Gaza<br />

wird von Israel als feindliches Gebiet eingestuft<br />

und komplett abgeschnitten, so lange<br />

dort Hamas regiert.<br />

Zwischen den Extremisten der Hamas<br />

in Gaza einerseits und der offiziellen Regierung<br />

und Fatah andererseits herrscht<br />

immer noch Funkstille. Kein Wunder, denn<br />

Hamas hatte bei ihrer Machtübernahme in<br />

Gaza viele besonders unbeliebte Fatah-<br />

Milizionäre umgebracht. Die Strategie<br />

scheint nun eher darin zu bestehen, die<br />

Menschen im Gaza-Streifen davon zu überzeugen,<br />

dass sich der moderate Weg aus-<br />

unitas 3-4/2007<br />

zahlt, der in der Westbank bereits beschritten<br />

wird. Dann, so hofft man, hat Hamas<br />

auch in Gaza keine Chancen mehr und spätestens<br />

mit den nächsten Wahlen ist der<br />

Spuk vorbei – sofern Wahlen stattfinden.<br />

? Der<br />

Lateinische Patriarch Michel Sabbah<br />

und sein Koadjutor Erzbischof<br />

Fouad Twal haben jüngst gefordert, die<br />

Hamas als Dialogpartner für eine<br />

Friedenslösung im Nahen Osten einzubeziehen.<br />

Die Bewegung dürfe nicht<br />

marginalisiert werden, sondern man<br />

müsse ihr helfen, ein „gemäßigtes<br />

Ufer“ zu erreichen. Teilst Du diese Meinung<br />

und können die Palästinenser<br />

noch zu einer „Regierung der Nationalen<br />

Einheit“ finden, die auch von Israel<br />

als Verhandlungspartner akzeptiert<br />

werden kann?<br />

Die gewaltsame Machtübernahme der<br />

Hamas in Gaza war letztlich ein Putsch der<br />

Islamisten gegen sich selbst, denn sie<br />

waren ja an der damaligen „Regierung der<br />

nationalen Einheit“ beteiligt und stellten<br />

den Ministerpräsidenten. Vor diesem<br />

Putsch gab es zu dieser Frage noch eine<br />

ernsthafte Diskussion. Damals dachten<br />

viele, man könne Hamas durch Beteiligung<br />

und Gespräche in die moderate Richtung<br />

hinüberziehen. Ich hatte auch damals<br />

Bbr. Thomas Birringer (rechts) mit dem Vorsitzenden des Auswärtigen Ausschusses<br />

des Deutschen Bundestags Ruprecht Polenz (Mitte).<br />

schon Zweifel: Viele gute Worte von Hamas-Leuten<br />

hatten auch taktische Hintergründe.<br />

Hamas ist Teil einer gesamtislamistischen<br />

Bewegung. Die werden nicht<br />

einfach ihre Ideologie verabschieden, sondern<br />

allenfalls ihre Taktik ändern. Und nun,<br />

durch den Putsch in Gaza, die Morde dort<br />

und die Unterdrückung von Pressefreiheit<br />

und Opposition jetzt in Gaza, disqualifiziert<br />

Hamas sich fortlaufend selbst.<br />

Die Möglichkeit, dass Hamas sich<br />

soweit bewegt, Israel anzuerkennen, sehe<br />

ich daher auf absehbare Zeit nicht. Das<br />

wäre aber Voraussetzung für einen ernsthaften<br />

Dialog.<br />

? Wie<br />

stark schätzt Du das Potenzial und<br />

den Einfluss der Islamisten unter den<br />

Palästinensern ein?<br />

Bei den – wirklich freien und fairen –<br />

Parlamentswahlen im Januar 2006 hat die<br />

Hamas zwar die absolute Mehrheit der<br />

Sitze erreicht, das aber wegen des Wahlrechts<br />

mit „nur“ 46 Prozent der Stimmen.<br />

Die von der Konrad-Adenauer-Stiftung geförderten<br />

und recht verlässlichen Umfragen<br />

zeigen: Davon waren etwa die Hälfte<br />

Proteststimmen: Wähler, die der als korrupt<br />

geltenden Fatah einen möglichst wirksamen<br />

Denkzettel verpassen wollten.<br />

Damit bleiben als wirkliches Potenzial<br />

der Islamisten etwa 25 Prozent, rund ein<br />

Viertel der Palästinenser. Daran dürfte sich<br />

seit den Wahlen auch nicht viel geändert<br />

haben, denn diese Leute machen ihre Einstellung<br />

nicht von tagespolitischen Ereignissen<br />

abhängig. Ein Viertel ist zwar keine<br />

Mehrheit, aber es sind immer noch Viele,<br />

deutlich mehr als vor wenigen Jahren.<br />

Tendenz weiter steigend.<br />

? Seit<br />

den Osloer Verträgen von 1994 ist<br />

der Friedensprozess kaum vorangekommen.<br />

Jetzt scheint wieder etwas<br />

Bewegung in die Sache zu kommen.<br />

Gibst Du diesen Bemühungen eine<br />

neue Chance? Kann in der<br />

Schwäche beider Seiten auch eine<br />

Chance liegen? Und: Welche<br />

Rollen können Deutschland und<br />

die EU dabei spielen?<br />

Ja, in der Schwäche kann eine<br />

Chance liegen. Olmert muss sich<br />

profilieren, Abbas etwas vorweisen.<br />

Vielleicht ist es auch gar nicht<br />

schlecht, dass alle mit sehr niedrigen<br />

Erwartungen zu der<br />

Konferenz von Annapolis fahren.<br />

Dann ist man auch nicht so<br />

schnell enttäuscht. Dieses Heft<br />

der „<strong>Unitas</strong>“ wird wohl nach<br />

dem Gipfeltreffen in den USA erscheinen,<br />

dann wissen die Leser<br />

mehr als ich jetzt. Die Chancen<br />

sind durchwachsen, aber vorhanden.<br />

Auf jeden Fall haben<br />

Deutschland und die Europäische Union ein<br />

lebhaftes Interesse daran, diesen Konflikt<br />

beizulegen, damit er nicht zu uns herüberschwappt.<br />

Daher sollten wir uns entsprechend<br />

engagieren. Deutschland genießt<br />

auf beiden Seiten hohe Glaubwürdigkeit.<br />

Und wir sollten unser politisches Gewicht,<br />

und nicht unser Geld dabei in die Waagschale<br />

werfen.<br />

? Immer<br />

mehr, vor allem jüngere Menschen<br />

in den Palästinensergebieten<br />

und auch in Israel sehen keine<br />

Hoffnung mehr für einen baldigen<br />

Frieden; sie wollen das Land verlassen.


Dazu gehören auch viele Christen. Wie<br />

kann man den Exodus aufhalten?<br />

Wenn die Menschen dort ein gutes und<br />

sicheres Leben führen können, dann bleiben<br />

sie, ganz einfach. Zu einem guten<br />

Leben gehörten wirtschaftliche Perspektiven<br />

und ein politischer Horizont der<br />

Stabilität. Und dazu gehört die Freiheit, sich<br />

zu entfalten: ökonomisch, politisch und<br />

nicht zuletzt religiös.<br />

Die Christen im Heiligen Land sind inzwischen<br />

eine kleine Minderheit. Von einst<br />

fast 30 Prozent vor 60 Jahren<br />

ist ihr Bevölkerungsanteil<br />

unter den Palästinensern<br />

auf etwa drei Prozent<br />

gesunken. Gründe sind<br />

vor allem die höhere Geburtenrate<br />

bei den Moslems<br />

und die Auswanderung.<br />

Die christlichen Palästinenser<br />

stellen oft die bildungsbürgerlicheMittelschicht<br />

dar. Sie können als<br />

Ärzte oder Lehrer leichter<br />

weggehen als andere. Aber<br />

sie würden eben auch dringend<br />

gebraucht, als moderater,<br />

stabiler Kern der<br />

Gesellschaft. Schließlich<br />

war Palästina nicht zuletzt<br />

wegen der vielen Christen<br />

immer ein Brückenland zwischen<br />

Europa und der arabischen<br />

Welt.<br />

Inzwischen gibt es aber<br />

einen Teufelskreis: Je kleiner<br />

die Minderheit ist, desto unangenehmer<br />

wird es, ihr anzugehören. Auch wenn diese<br />

nicht im eigentlichen Wortsinn verfolgt<br />

wird. Immer mehr Christen gehen, weil sie<br />

einer schrumpfenden Gemeinschaft angehören.<br />

Wenn sich dies so fortsetzt, werden<br />

die Heiligen Stätten der Christenheit bald<br />

zu einem „Disneyland“ ohne einheimische<br />

Gemeinden.<br />

? Als<br />

Christen muss uns das Heilige Land,<br />

das Ursprungsland unseres Glaubens,<br />

natürlich besonders am Herzen liegen.<br />

Können wir als katholische Studentenverbände<br />

einen – wie auch immer gearteten<br />

– Beitrag leisten, den Menschen<br />

im Heiligen Land zu helfen und wieder<br />

eine lebenswerte Zukunft in ihrer<br />

Heimat zu bieten?<br />

Natürlich liegt der Schlüssel zu einer<br />

besseren Zukunft in einer politischen Lösung.<br />

Und dazu können wir ja durchaus<br />

einen Beitrag leisten. Ich glaube, wir sollten<br />

uns, jeder in seinem Beruf und seinem<br />

Umfeld, dafür einsetzen, dass der Nahostkonflikt<br />

nicht immer weiter abgeschrieben<br />

oder von Fundamentalisten instrumentalisiert<br />

wird. Ein resigniertes „Die eini-<br />

gen sich sowieso nie“ wäre das Schlimmste.<br />

Außerdem gibt es eine Menge einzelner<br />

Projekte, die den Christen im Heiligen Land<br />

zu Gute kommen. Nicht zuletzt einige deutsche<br />

Einrichtungen sorgen im Kleinen dafür,<br />

dass die Menschen sich nicht verlassen<br />

fühlen. So unterhält der katholische<br />

Deutsche Verein vom Heiligen Land beispielsweise<br />

nicht nur Pilgerhäuser, sondern<br />

auch eine Mädchenschule in Ost-Jerusalem<br />

und ein Pflegeheim in einem Nachbarort.<br />

Dazu kommt, dass besonders viele<br />

Christen in Jerusalem und Bethlehem vom<br />

Der Saarländische Ministerpräsident Peter Müller (3.v.l.) zu Gast<br />

bei der Konrad-Adenauer-Stiftung in Ramallah.<br />

Tourismus leben. Jede Pilgerreise ist auch<br />

ein Stück Solidarität. Vor allem aber lohnt<br />

sich ein Besuch!<br />

? Die<br />

KAS bietet Studierenden die Möglichkeit,<br />

für zwei bis drei Monate ein<br />

Praktikum in ihrem Länderbüro in Ramallah<br />

zu absolvieren. Was können<br />

Studenten hier Besonderes lernen und<br />

ist ein solcher Aufenthalt mit Risiken<br />

behaftet?<br />

Wenn man sich vorsichtig verhält und<br />

bestimmte Orte meidet, ist der Aufenthalt<br />

nicht gefährlich. Derzeit ist es in Ramallah<br />

sehr sicher.<br />

Unter den Bedingungen eines solchen<br />

Konfliktes zu arbeiten, schult meiner Meinung<br />

nach die Urteilsfähigkeit und man<br />

lernt, komplizierte politische Zusammenhänge<br />

zu analysieren. Außerdem kann man<br />

eine Menge erleben, als politisch interessierter<br />

Mensch mitten im Nahostkonflikt,<br />

als Deutscher in Israel und Palästina, als<br />

Europäer im Orient und als Christ im<br />

Heiligen Land. Mich jedenfalls hat das Land<br />

nach meinem ersten Besuch nicht mehr<br />

losgelassen.<br />

Wir sind auf jeden Fall offen für Interessierte,<br />

die das Grundstudium hinter sich<br />

haben in Fächern wie Politikwissenschaft<br />

oder Nahoststudien, aber auch Wirtschaft,<br />

Jura und anderen verwandten Fachrichtungen.<br />

Und zwei bis drei Monate sollte so<br />

ein Praktikum schon dauern, man braucht<br />

Einarbeitungszeit. Schließlich werden unsere<br />

Praktikanten voll in die Arbeit des<br />

Büros integriert.<br />

? Wir<br />

befinden uns in der Adventszeit<br />

und Weihnachten, das Fest des Friedens,<br />

ist nun nicht mehr<br />

fern. Bethlehem, der Geburtsort<br />

Jesu, ist nur wenige<br />

Kilometer von Ramallah<br />

entfernt. Welche besonderen<br />

Gefühle und Gedanken<br />

bewegen Dich vor<br />

Ort in dieser Zeit?<br />

Bethlehem ist von den<br />

größeren palästinensischen<br />

Städten diejenige mit dem<br />

höchsten christlichen Bevölkerungsanteil.<br />

Alles, was<br />

eben zu den Christen im<br />

Heiligen Land gesagt<br />

wurde, gilt dort in besonderem<br />

Maße. Es wäre schade,<br />

wenn eines Tages zu Weihnachten<br />

in der Geburtskirche<br />

keine Einheimischen<br />

mehr säßen.<br />

Soweit ist es aber nicht.<br />

Daher denke ich an Weihnachten<br />

auch an die Freunde<br />

dort, an der Universität zum Beispiel,<br />

eine christliche Einrichtung, mit der wir zusammenarbeiten.<br />

Ich denke an eine palästinensische<br />

Stadt mit allen ihren Problemen,<br />

wie die fehlende Bewegungsfreiheit der<br />

Menschen. Es ist für Palästinenser nicht<br />

mehr so leicht, aus anderen Landesteilen zu<br />

Weihnachten nach Bethlehem zu fahren.<br />

? Möchtest<br />

Du unseren Bundesschwestern<br />

und Bundesbrüdern zu Weihnachten<br />

einen besonderen Wunsch für die<br />

Festtage mitgeben?<br />

Ich habe ja nicht mein ganzes Leben im<br />

Ausland verbracht, sondern lebe erst seit<br />

zweieinhalb Jahren nicht mehr in Deutschland,<br />

in Europa. Deshalb wünsche ich uns,<br />

dass wir wieder zu schätzen wissen, dass<br />

wir in Deutschland in Frieden und Sicherheit<br />

leben. Seit ich im Ausland, im Nahen<br />

Osten bin, weiß ich erst wirklich, wie gut es<br />

uns in Deutschland und Europa geht;<br />

auch was es heißt, einfach so, ohne<br />

Kontrolle, über Staatsgrenzen fahren zu<br />

können. Vielleicht ist Weihnachten, sind die<br />

Tage der Besinnung eine Gelegenheit, sich<br />

dessen klar zu werden und dafür dankbar<br />

zu sein.<br />

unitas 3-4/2007 151


Vorortsübergabe in Stuttgart<br />

<strong>VON</strong> <strong>BBR</strong>. MATTHIAS FISCHER<br />

Der 14. Juli 2007 war für die UNITAS<br />

Palatia Darmstadt ein besonderer<br />

Feiertag: Erstmals in seiner Geschichte<br />

übernahm der Verein den<br />

Vorort des UNITAS-Verbandes. Die<br />

feierliche Übergabe von der UNITAS<br />

Frankonia Eichstätt an die Darmstädter<br />

fand in Fellbach-Schmiden bei<br />

Stuttgart statt, und eine große Schar<br />

Bundesgeschwister und Gäste begleitete<br />

dieses Ereignis.<br />

Als Rahmen für die feierliche Vorortsübergabe<br />

wurde das bereits zur Tradition<br />

gewordene unitarische Stuttgarter Gartenfest<br />

genutzt, das seit vielen Jahren von Bbr.<br />

Norbert Scherhag ausgerichtet wird. Es gab<br />

zwei Gründe für die Entscheidung, die<br />

Vorortsübergabe in Stuttgart stattfinden<br />

zu lassen: Zum einen liegt die baden-württembergische<br />

Landeshauptstadt geografisch<br />

in der Mitte zwischen Eichstätt und<br />

Darmstadt. Zum anderen studiert der neue<br />

Vorortspräsident Johannes Günther mittlerweile<br />

nicht mehr in Darmstadt, sondern<br />

in Stuttgart. Um das Amt als Vorortspräsident<br />

für den W.K.St.V. UNITAS Palatia<br />

antreten zu können, ließ Bbr. Günther sich<br />

wieder bei der Palatia in Darmstadt reaktivieren.<br />

Er hat bereits seine Fuxenzeit und<br />

darüber hinaus auch sein Vordiplom als<br />

Aktiver der Palatia in Darmstadt hinter sich<br />

gebracht.<br />

So wurden die Gäste am Samstagnachmittag<br />

bei Kaffee und Kuchen auf den Terrassen<br />

des Maximilian-Kolbe-Hauses auf<br />

das herzlichste willkommen geheißen. Diese<br />

Gelegenheit nutzten viele Bundesschwestern,<br />

Bundesbrüder und Gäste, um<br />

152<br />

unitas 3-4/2007<br />

Die Vorortsübergabe wurde im Rahmen eines feierlichen Kommerses vorgenommen:<br />

Der bisherige Vorortspräsident Christian Schmidt gibt die Verbandsstandarte weiter an seinen<br />

Nachfolger Johannes Günther, der von Verbandsgeschäftsführer Krüll auf seine neue Aufgabe verpflichtet<br />

wird.<br />

sich über die Ereignisse seit dem letzten<br />

Gartenfest auszutauschen. Auch Petrus<br />

war der UNITAS wohl gesonnen: Nach<br />

einem doch bisher recht verregneten Sommer<br />

verdiente das Wetter sich pünktlich<br />

zum Gartenfest endlich das Attribut „sommerlich“.<br />

Bbr. Christian Poplutz, Vorsitzender des<br />

Beirates für Gesellschaftspolitik im UNITAS-<br />

Verband, hielt zum Auftakt einen Vortrag<br />

mit dem Titel „Opus iustitiae pax, der<br />

Friede, ein Werk der Gerechtigkeit (Jes 32, 17)<br />

– Anmerkungen zur Friedenslehre der<br />

Kirche.“ Im Anschluss an dieses hervorragende<br />

Referat fand in der Dreifaltigkeitskirche<br />

in direkter Nachbarschaft zum<br />

Veranstaltungsort der Festgottesdienst<br />

statt. Die Kirche wurde von 1956 bis 1958<br />

erbaut, nachdem insbesondere vertriebene<br />

Katholiken aus dem Sudetenland in das<br />

damalige Dorf Schmiden gekommen waren.<br />

Unter größten Opfern und viel Eigenarbeit<br />

entstand ein stattlicher, wenn auch<br />

bescheidener Bau nach Plänen des Architekten<br />

Otto Linder, die freilich wegen<br />

Geldmangel nur unvollständig ausgeführt<br />

werden konnten. Da die Katholikenzahl in<br />

Schmiden inzwischen auf rund 3500 anstieg,<br />

mussten in der Folgezeit vorrangig<br />

Gemeindezentrum und Kindergarten erstellt<br />

werden, bis die Kirche selbst 1993 bis<br />

1995 gründlich saniert und sakralkünstlerisch<br />

ausgestattet werden konnte.<br />

Der geistliche Beirat des Vorortes<br />

2006/2007, des W.K.St.V. UNITAS Frankonia<br />

Eichstätt, Bbr. Domdekan Klaus Schim-<br />

möller, zelebrierte den Festgottesdienst, bei<br />

dem vier Chargenteams den Altar umrahmten.<br />

Neben dem alten und dem neuen<br />

Vorort, UNITAS Frankonia Eichstätt und<br />

UNITAS Palatia Darmstadt, hatten die<br />

Vereine UNITAS Hohenstaufen Stuttgart<br />

und UNITAS Hetania Würzburg eine<br />

Chargenabordnung gesandt. Neben der<br />

sehr feierlichen Gestaltung der Eucharistiefeier<br />

hat wohl vor allen Dingen die<br />

Predigt Eindruck gemacht. Bbr. Schimmöller<br />

hat versucht, jeden der Anwesenden<br />

an seine persönliche Berufung zu erinnern.<br />

Dabei sei es eben nicht ausreichend,<br />

Mitglied einer katholischen Vereinigung –<br />

wie etwa der UNITAS – zu sein. Vielmehr sei<br />

es nötig, dass ein jeder von uns an jedem<br />

Tag nach seiner ganz eigenen Nachfolge<br />

suche.<br />

Nach der gemeinsamen Eucharistie<br />

rückte der Höhepunkt des Tages näher: die<br />

feierliche Vorortsübergabe im Rahmen des<br />

Festkommerses. Im großen Saal des<br />

Maximilian-Kolbe-Hauses versammelten<br />

sich hierzu ca. 130 Bundesschwestern, Bundesbrüder<br />

und Gäste. Doch bevor Verbandsgeschäftsführer<br />

Dieter Krüll die Verbandsstandarte<br />

an den neuen Vorort übergab,<br />

stand ein weiteres großes Ereignis an.<br />

Die UNITAS Hohenstaufen Stuttgart konnte<br />

im Rahmen der Vorortsübergabe einen<br />

neuen Bundesbruder an die UNITAS binden<br />

und somit einen neuen Fuxen für die<br />

Aktivitas rezipieren. Nachdem dieses Ereignis<br />

mit einem gebührenden Applaus<br />

bedacht worden war, stand nun endlich der<br />

absolute Höhepunkt des Abends an. Zu-


„WER GLAUBT, IST NICHT ALLEIN“ (PAPST BENEDIKT XVI.)<br />

Grundsatzerklärung von Vorortspräsident<br />

Johannes Günther<br />

Als neuer Vorort des UNITAS-Verbandes ist es uns, dem W.K.St.V. UNITAS Palatia<br />

Darmstadt wichtig, dass der Verband nicht nur weiter besteht und wächst, sondern<br />

vielmehr auch, dass der Verband in einer sehr schnelllebigen Zeit weiter an dem festhält,<br />

was ihn von den anderen Studentenverbindungen und -vereinen unterscheidet.<br />

Wesensmerkmal für den UNITAS-Verband und die Unitarier ist ein Leben aus dem<br />

katholischen Glauben heraus, das im Prinzip Virtus grundgelegt ist. Die Ausgestaltung<br />

dieses Grundsatzes findet in den einzelnen Vereinen mehr oder weniger intensiv statt.<br />

Leider ist es oft so, dass das Leben aus dem Glauben zwar gestaltet wird, jedoch von<br />

außen kaum oder gar nicht erkennbar ist. Dadurch verlieren diese Vereine und auch<br />

der Verband stark an Anziehungskraft. Angesichts der momentanen Situation des<br />

UNITAS-Verbandes mit einer zurückgehenden Mitgliederzahl gilt es aber, diese<br />

Außenwirkung zu stärken. Die Inhalte sind zwar vorhanden, sie müssen aber auch<br />

„verkauft“ werden. Aus diesem Grund soll es Ziel unseres Vorortsjahres werden, dafür<br />

zu sorgen, dass die UNITAS gerade auch von Außenstehenden immer mehr als das<br />

erkannt wird, was sie wirklich ist: Eine freundschaftlich verbundene Gemeinschaft von<br />

Studenten und Akademikern, die ihr Studium und ihr Leben nach dem katholischen<br />

Glauben ausrichtet. Zur Erreichung dieses Ziels muss selbstverständlich auch darauf<br />

geachtet werden, dass dieser Kern und diese Inhalte in unserer sehr schnelllebigen Zeit<br />

nicht verloren gehen.Wenn wir junge Menschen dazu bringen wollen, sich an die UNI-<br />

TAS zu binden, dann muss auch klar sein, an was sie sich binden.<br />

Um dieses Gesamtziel zu erreichen, wollen wir Veränderungen auf mehreren<br />

Gebieten anstreben:<br />

� Verstärkte Arbeit in der Außendarstellung des Verbandes<br />

� Verbesserung der Pressearbeit<br />

� Verbesserung der Verbandshomepage und der Vereinsseiten<br />

� Bewahrung der Stärken im Verband<br />

� Das katholische Prinzip darf nicht durchbrochen werden<br />

� Es ist nicht mit der Virtus vereinbar, wenn in einer Stadt zwei oder mehr Vereine<br />

existieren, die am Existenzminimum dahinvegetieren und sich dann noch gegenseitig<br />

bekämpfen<br />

� Katholische Ausrichtung der Verbandsveranstaltungen. (Man darf bei allem Feiern<br />

nicht die Gottesdienste vernachlässigen.)<br />

� Stärkung der „Corporate Identity“<br />

� Bereitstellung eines Designs von Seiten des Verbandes, etwa für Flyer oder Poster,<br />

mit denen die Vereine Kommilitonen zu Veranstaltungen einladen können. Diese<br />

könnten etwa in einem Designwettbewerb von Aktiven (oder AHAH) entworfen<br />

werden.<br />

� Ebenso wäre es möglich, einen Wettbewerb für einen kurzen Imagefilm auszurufen,<br />

der in den kostenfreien Internetforen für Kurzfilme verbreitet werden könnte.<br />

Bei alldem muss aber gelten:<br />

„Du kannst mit deinem Leben ein besseres Bekenntnis ablegen als mit deinen Lippen.“<br />

[Oliver Goldsmith, (1728 – 1774)]<br />

nächst dankte Bbr. Dieter Krüll dem alten<br />

Vorort, der UNITAS Frankonia Eichstätt und<br />

insbesondere dem neuen Alt-Vorortspräsidenten<br />

Bbr. Christian Schmidt, der während<br />

seines Vorortsjahres sogar sein Examen<br />

ablegte. Der Vorort UNITAS Frankonia Eichstätt<br />

habe im vergangenen Jahre sehr gute<br />

Arbeit geleistet. Eingerahmt von den<br />

Strophen des unitarischen Bundesliedes<br />

übergab der scheidende Vorortspräsident<br />

die Verbandsstandarte dem Verbandsgeschäftsführer.<br />

Die Standarte wurde dann an<br />

den neuen Vorortspräsidenten des UNITAS-<br />

Verbandes, Bbr. Johannes Günther, weiter<br />

gereicht. Mit den Worten „Ich stelle fest, der<br />

W.K.St.V. UNITAS Palatia Darmstadt ist der<br />

neue Vorort“, besiegelte der Verbandsgeschäftsführer<br />

die Amtsübergabe. Somit<br />

ist die Palatia Darmstadt zum ersten Mal in<br />

ihrer Geschichte Vorort des UNITAS-Verbandes.<br />

Schließlich fand der Abend seinen Ausklang<br />

beim traditionellen Gartenfest der<br />

UNITAS Hohenstaufen Stuttgart. Aufgrund<br />

der stetig steigenden Teilnehmerzahl findet<br />

dieses Gartenfest schon lange nicht mehr<br />

im Garten der Familie Scherhag statt.<br />

Der Vorsitzende des gesellschaftspolitischen<br />

Beirats, Bbr. Christian Poplutz, bei seinem<br />

Festvortrag .<br />

Der Vorsitzende des Altherrenzirkels Stuttgart,<br />

Bbr. Norbert Scherhag, bei seinem Grußwort.<br />

Dieses Jahr konnte durch die Veredlung dieser<br />

Veranstaltung mit der Vorortsübergabe<br />

die größte Teilnehmerzahl seit ihren Anfängen<br />

verzeichnet werden. Mit einem Spanferkel<br />

sowie dem einen oder anderen Kaltgetränk<br />

war für das leibliche Wohl aller Anwesenden<br />

hervorragend gesorgt. Doch<br />

wurden die Kehlen nicht nur von Gerstensaft<br />

befeuchtet, sondern auch dazu genutzt,<br />

studentisches Liedgut zum Besten zu<br />

geben. Einige Bundesbrüder wählten die<br />

Vorortsübergabe und das anschließende<br />

Gartenfest als Rahmen für einen Zipftausch,<br />

wobei an diesem Abend gleich zwei<br />

neue Leibverhältnisse eingegangen wurden.<br />

Nachdem am nächsten Tag die Aufräumarbeiten<br />

abgeschlossen waren, brach<br />

der neue Vorort mit dem „Dienstwagen“ in<br />

ein sicherlich anstrengendes, aber vor allen<br />

Dingen spannendes und lehrreiches Jahr<br />

als oberster Repräsentant des UNITAS-<br />

Verbandes auf.<br />

unitas 3-4/2007 153


„Wenn ein Auto vorbeifährt, hören wir<br />

die Geräusche. So dünn sind die Wände“,<br />

sagt Robert Wessels. Er ist Referent im Katholischen<br />

Büro in Berlin und steht mit den<br />

Teilnehmern des Berlin-Seminars der Arbeitsgemeinschaftkatholischer<br />

Studentenverbände<br />

(AGV) in der Kapelle im Erdgeschoss<br />

des Hauses der Deutschen<br />

Bischofskonferenz an der<br />

Hannoverschen Straße. Als<br />

Wessels diesen Satz sagt,<br />

lächelt er verschmitzt. Kein<br />

Wunder, steckt doch dahinter<br />

mehr als eine bloße Beobachtung.<br />

Es ist gewissermaßen ein<br />

Arbeitsprogramm. Denn wenn<br />

man als katholische Interessenvertretung<br />

in der deutschen<br />

Hauptstadt wahrgenommen<br />

werden will, muss man in der<br />

Tat sehr hellhörig sein. Man<br />

muss mitbekommen, was sich<br />

um einen herum im politischen<br />

154<br />

Die Teilnehmer des „Berlin-Seminars“ der AGV mit Bundesministerin Dr. Annette Schavan (6.v.l.) im Berliner Reichstag. Der UNITAS-Verband war<br />

vertreten durch die Vorortsschriftführer Matthias Fischer (2.v.l.) und Christoph Baumann (2.v.r.), den stv. AGV-Vors. Claus Broekmans (l.), den AGV-<br />

Ehrenvors. Hermann-Josef Großimlinghaus (r.), den AGV-Pressereferenten Sebastian Sasse (3.v.l.) und Lina Brockhaus (5.v.l.). Rechts hinter Annette<br />

Schavan: der AGV-Vorsitzende Markus R. T. Cordemann (CV).<br />

Norbert Lammert: „Ich kenne nichts<br />

Spannenderes als die Politik!“<br />

AGV-DIALOGPROGRAMM WIEDER PROMINENT BESETZT<br />

<strong>VON</strong> <strong>BBR</strong>. SEBASTIAN SASSE<br />

unitas 3-4/2007<br />

Berlin abspielt. Und man muss wissen, bei<br />

welcher Gelegenheit man sich zu Wort<br />

meldet. Das Katholische Büro verfügt hier<br />

über eine jahrzehntelange Erfahrung. Seit<br />

der Gründung der Bundesrepublik sorgt es<br />

Kanzleramtsminister Dr. Thomas De Maiziére (2.v.l.) im Gespräch mit<br />

Vertretern der Arbeitsgemeinschaft katholischer Studentenverbände (AGV).<br />

dafür, dass die Stimme der Deutschen<br />

Bischofskonferenz bei allen wichtigen<br />

Gesetzgebungsverfahren gehört wird. Denn<br />

wenn man etwas erreichen will, muss man<br />

dort präsent sein, wo die Entscheidungen<br />

getroffen werden. – Kein<br />

schlechter Tipp zu Beginn des<br />

Seminars, schließlich wollen<br />

auch die Spitzen der katholischen<br />

Korporationsverbände<br />

bei ihren Gesprächen mit Vertretern<br />

aus Politik, Kirche und<br />

Medien ihre Positionen glaubwürdig<br />

vermitteln.<br />

„Wir betreiben hier Lobbyarbeit.<br />

Über die Jahre haben<br />

wir in diesem Feld viel Kompetenz<br />

erworben. Der Erfolg<br />

unserer Arbeit hängt von der<br />

Qualität unserer Argumente<br />

ab. Das wissen unsere Gesprächspartner<br />

zu schätzen“,<br />

beschrieb Wessels die Strategie


Kompetente Gesprächspartner beim Dialogprogramm der<br />

AGV: (von oben) der stellv. Leiter des ZDF-Hauptstadtstudios<br />

und Publizist Peter Hahne (links daneben der stv. AGV-<br />

Vorsitzende Bernd Schulte (KV), Bundestagspräsident Dr.<br />

Norbert Lammert (rechts daneben der stv. AGV-Vorsitzende<br />

Bbr. Claus Broekmans) sowie der Direktor der Stiftung<br />

Wissenschaft und Politik Prof. Dr. Volker Perthes und seine<br />

Mitarbeiterin Dr. Susanne Dröge.<br />

des Verbindungsbüros. Humorvoll und<br />

anhand vieler Anekdoten erläuterte er, wie<br />

man professionelle Lobbyarbeit betreibt.<br />

De Maziére: „Wir können nichts<br />

schlechter gebrauchen, als<br />

erstklassige Fachidioten!“<br />

Dass die AGV ebenfalls über einen guten<br />

Namen in der deutschen Hauptstadt verfügt,<br />

zeigte sich bei allen Gesprächen, die sie<br />

mit Vertretern aus Politik, Kirche und Medien<br />

in diesen Tagen führte. „Sie sind aber<br />

gut vorbereitet“, lobte denn auch Kanzleramtsminister<br />

Dr. Thomas de Maiziére (CDU)<br />

die Diskussionskultur der Studenten. Und in<br />

der Tat, die Palette der Themen, die von den<br />

Verbandsvertretern angesprochen wurden,<br />

war vielfältig. Sie reichte von den Auswirkungen<br />

der Globalisierung über eine<br />

Bilanz der EU-Ratspräsidentschaft bis hin zu<br />

den Herausforderungen des<br />

Klimawandels. De Maiziére ließ<br />

es sich zum Schluss aber auch<br />

nicht nehmen, einen konkreten<br />

Rat an die Studenten zu geben:<br />

„Blicken Sie über das Studienfach<br />

hinaus. Lieber zwei Semester<br />

mehr studieren, als keine<br />

Erfahrung haben. Wir können<br />

nichts schlechter gebrauchen,<br />

als erstklassige Fachidioten.“<br />

Hier sehe er auch eine wichtige<br />

Aufgabe für die Verbände, den<br />

Horizont ihrer Mitglieder zu<br />

erweitern. Besonders wichtig<br />

sei es, den natur- und ingenieurwissenschaftlichenNachwuchs<br />

zu stärken.<br />

AGV: Stichtag beim<br />

Stammzellengesetz<br />

nicht verschieben<br />

Im Gespräch mit Bundesforschungsministerin<br />

Dr. Annette<br />

Schavan (CDU) zeigten<br />

die AGV-Vertreter sich besorgt<br />

über die gegenwärtige Diskussion,<br />

einen neuen Stichtag<br />

für die Einfuhr und Verwendung<br />

embryonaler Stammzellen<br />

festzulegen. Stattdessen<br />

sprachen sie sich dafür aus, am<br />

bisherigen Stichtag festzuhalten<br />

und die Förderung der<br />

ethisch unbedenklichen Forschung<br />

an adulten Stammzellen<br />

zu verstärken. Jede Embryonen<br />

verbrauchende Forschung<br />

ist nach Auffassung der<br />

AGV ethisch bedenklich.<br />

Schavan erklärte, sie sei innerlich<br />

sehr zerrissen, werde<br />

aber nach reiflicher Überlegung<br />

für eine Verschiebung des<br />

Stichtages beim Stammzellengesetz<br />

plädieren. Ein Bekenntnis, das die<br />

Ministerin dann einige Tage später in einem<br />

Interview mit der Tageszeitung<br />

„Die Welt“ der<br />

breiten Öffentlichkeit<br />

mitteilte. Ihre Begründung:<br />

Man befände sich<br />

in einem „ethischen Dilemma“.<br />

Denn um in der<br />

Forschung mit adulten<br />

Stammzellen Fortschritte<br />

erzielen zu können, benötige<br />

man embryonale<br />

Stammzellen. Gleichwohl<br />

sprach sich Schavan dafür<br />

aus, dass auch weiterhin<br />

der Lebensschutz<br />

der wissenschaftlichen<br />

Forschung Grenzen setze.<br />

Sie plädiere für eine Verschiebung<br />

des Stichtages,<br />

solange er in der Ver-<br />

gangenheit liege und keinen Anreiz für den<br />

Verbrauch von Embryonen biete. Bisher gilt<br />

der 1. Januar 2002 als Stichtag. Das bedeutet:<br />

Es dürfen in der Forschung nur<br />

embryonale Stammzellen verwendet<br />

werden, die im Ausland vor diesem Datum<br />

gewonnen worden sind.<br />

Verbände sollen zu<br />

„Studium generale“ beitragen<br />

In ihrem Gespräch diskutierten die<br />

Spitzen der katholischen Korporationsverbände<br />

mit der Ministerin aber nicht nur<br />

über dieses wichtige ethische Thema, auf<br />

ihrer Agenda stand vor allem auch die<br />

Situation an den Hochschulen nach der<br />

großen Studienreform. Hier zeigten sich die<br />

Studenten beunruhigt, dass ihre Mitglieder<br />

über immer weniger Freizeit verfügten, in<br />

der sie sich in den Korporationen sozial engagieren<br />

können. Das Studium, so wurde<br />

deutlich gemacht, sei eine wichtige Phase<br />

der Persönlichkeitsbildung. Persönlichkeit<br />

entwickele man aber nicht in erster Linie bei<br />

Seminaren und in Vorlesungen, sondern vor<br />

allem durch soziale und politische Aktivitäten.<br />

Schavan unterstrich, dass sie diese<br />

Auffassung teile. Auch plädiere sie dafür,<br />

dass Studenten die Möglichkeit bekämen,<br />

über ihre Fachgrenzen hinweg zu blicken.<br />

Die Verbände könnten zu einem solchen<br />

„Studium generale“ einen wesentlichen Beitrag<br />

leisten. Die Ministerin schlug vor, ein<br />

solches Angebot in Zusammenarbeit mit<br />

den Hochschulgemeinden zu machen.<br />

Im Gespräch mit der Beauftragten der<br />

SPD-Bundestagsfraktion für Kirchen und<br />

Religionsgemeinschaften, Kerstin Griese,<br />

wiesen die Vertreter der katholischen Studentenverbände<br />

noch einmal auf den skandalösen<br />

Unvereinbarkeitsbeschluss der SPD<br />

hin, nach dem nicht nur Mitglieder revanchistischer<br />

Burschenschaften, sondern auch<br />

Angehörige des CV nicht Mitglied der SPD<br />

sein könnten. Zwar sei dieser später – was<br />

den CV betrifft – revidiert worden, doch<br />

zeige sich hier, wie wenig in sozialdemo- >><br />

Die SPD-Kirchenbeauftragte Kerstin Griese betont, wie wichtig der<br />

SPD das Gespräch mit den Kirchen und Glaubensgemeinschaften ist.<br />

unitas 3-4/2007 155


156<br />

Bei strahlendem Herbstwetter blieb auch noch etwas Zeit, bei einer<br />

Bootsfahrt das Regierungsviertel kennen zu lernen – hier auf der Höhe<br />

des Reichstagsgebäudes. Des Weiteren bot das Rahmenprogramm eine<br />

abendliche Führung durch das Kanzleramt und durch das<br />

Reichstagsgebäude mit Besteigen der Kuppel.<br />

kratischen Kreisen über die Geschichte des<br />

deutschen Verbindungswesens bekannt sei.<br />

Griese machte deutlich, dass sie die Ablehnung<br />

nationalistischer Verbindungen<br />

unterstütze, gleichwohl die katholischen<br />

Verbände nicht dazu rechne. Hier müsse<br />

man in Zukunft mehr differenzieren. Ansonsten<br />

zeigte sich Griese den Verbänden<br />

gegenüber aufgeschlossen und ermutigte<br />

sie dazu, ihre Arbeit erfolgreich fortzusetzen.<br />

Die SPD sei in ihrer Programmatik<br />

toleranter und offener geworden, betonte<br />

Griese mit Blick auf das neue Grundsatz-<br />

In der „Ständigen Vertretung“, einer rheinisch<br />

geprägten Restauration am Schiffbauerdamm,<br />

ließen es sich die Vororte nicht nehmen, die<br />

Seminarteilnehmer mit adäquatem Stoff zu<br />

versorgen. Hier zapft der CV-VOP Daniel Eck<br />

persönlich eine Runde Kölsch.<br />

unitas 3-4/2007<br />

programm ihrer Partei.<br />

In dem Text<br />

werde sehr deutlich<br />

gesagt, dass die Sozialdemokraten<br />

sich<br />

zum jüdisch-christlichen<br />

und zum humanistischen<br />

Erbe<br />

Europas und zur<br />

Toleranz in Fragen<br />

des Glaubens bekennen.<br />

WerteorientierteGrundhaltung<br />

Einen Einblick in<br />

die Medienszene der<br />

Hauptstadt erhielten<br />

die Seminarteilnehmer<br />

von Peter<br />

Hahne, dem stellvertretenden Leiter des<br />

Hauptstadtstudios des ZDF. Der bekennende<br />

evangelische Christ Hahne, der<br />

mit seinem Buch „Schluss mit lustig“ mehrere<br />

Monate lang die deutschen Bestsellerlisten<br />

anführte, plädierte für einen<br />

Wertewandel. Die 68er hätten auf ganzer<br />

Linie versagt. Nun<br />

liege es vor allem an<br />

der jungen Generation,<br />

diese Fehler<br />

auszubügeln. Wichtig<br />

sei, dass sich<br />

immer wieder engagierte<br />

Christen zu<br />

Wort meldeten.<br />

Auch in den Medien<br />

seien sie gefordert.<br />

Hahne begeisterte<br />

vor allem durch seinen<br />

mitreißenden<br />

Optimismus. Christen<br />

sollten sich nicht<br />

verstecken, sondern<br />

sich offensiv in der<br />

Öffentlichkeit zu<br />

Wort melden und<br />

die Gesellschaft mitgestalten.<br />

„Ich kenne nichts<br />

Spannenderes als<br />

die Politik“, warb<br />

Bundestagspräsident<br />

Dr. Norbert<br />

Lammert (CDU) für<br />

ein anderes Berufsfeld.<br />

„Ich kann Ihnen<br />

nur raten, sich zu<br />

engagieren“, erklärte<br />

der oberste<br />

deutsche Parlamentarier.<br />

Gleichzeitig<br />

wies er die oft anzutreffende<br />

Klage über<br />

die Politikverdrossenheit<br />

in Deutsch-<br />

land zurück. Er sei davon überzeugt, dass die<br />

große Mehrheit der deutschen Bevölkerung<br />

mit der parlamentarischen Demokratie<br />

zufrieden sei.<br />

Dass man Politik nicht nur als Parlamentarier,<br />

sondern auch als Wissenschaftler<br />

gestalten kann, zeigte Prof. Dr. Volker<br />

Perthes, Leiter der „Stiftung Wissenschaft<br />

und Politik“, in der Diskussion mit den Studenten.<br />

Dieses Institut, durch öffentliche<br />

Mittel finanziert, berät die Bundesregierung<br />

in der Außen- und Sicherheitspolitik. „Wir<br />

sind in unserer wissenschaftlichen Arbeit<br />

aber vollkommen unabhängig. Wir erledigen<br />

keine Auftragsarbeiten“, so der<br />

Nahost-Experte Perthes. Schließlich machte<br />

er deutlich, dass die Politikberatung ein<br />

attraktives Arbeitsfeld für den akademischen<br />

Nachwuchs sei.<br />

Neben diesen interessanten Begegnungen<br />

beeindruckte die Teilnehmer auch<br />

die Magie des Ortes. Ob Kanzleramt oder<br />

Reichstag, die Schaltzentralen der Macht<br />

verströmen eine ganz eigene Ästhetik. Eine<br />

Erfahrung, die man machen muss, wenn<br />

man wissen will, wie und wo in Berlin<br />

politische Entscheidungen zustande<br />

kommen.<br />

Bundestagspräsident Dr. Norbert Lammert (5.v.l.) stellte sich nach dem Gespräch<br />

noch mit den Seminarteilnehmern zum „Gruppenfoto mit Dame.“<br />

Zum Abschluss des Seminars feierte der CV-Seelsorger Domvikar Ulrich<br />

Bonin zusammen mit den Teilnehmern eine Messe in der Kapelle der<br />

Katholischen Akademie.


Die Katholische Akademikerarbeit<br />

Deutschlands (KAD) hat sich auf ihrer Mitgliederversammlung<br />

am 17. Nov. 2007 mit<br />

den Entwicklungen in der Familienpolitik<br />

auseinandergesetzt und dazu folgende<br />

Stellungnahme beschlossen:<br />

„Die KAD begrüßt und unterstützt nachdrücklich<br />

alle Bestrebungen, der Familienpolitik<br />

in Deutschland einen höheren<br />

Stellenwert zu geben. Diese tragen der immer<br />

deutlicher werdenden Erkenntnis Rechnung,<br />

dass unser Gemeinwesen ohne Kinder<br />

und ohne verantwortungsbewusste<br />

Eltern keine gesicherte Zukunft mehr hat.<br />

Das gilt nicht nur für unsere soziale Sicherung<br />

im Rahmen einer Mehr-Generationen-<br />

Solidarität, sondern auch für<br />

alle anderen Bereiche unserer<br />

gesellschaftlichen Entwicklung<br />

wie der Wirtschaft und<br />

der Kultur.<br />

Es ist Aufgabe der Familienpolitik,<br />

die Gründung von<br />

Familien und die Übernahme<br />

von Elternverantwortung<br />

umfassend zu erleichtern und<br />

zu fördern. Dabei muss sie beachten,<br />

dass die Familien<br />

selbst entscheiden können,<br />

wie sie ihre Aufgaben wahrnehmen<br />

und untereinander<br />

aufteilen wollen.<br />

„Politik hat den Menschen<br />

nicht vorzuschreiben,<br />

wie sie leben sollen, sondern<br />

Rahmenbedingungen zu schaffen,<br />

damit junge Menschen – so wie sie es<br />

wollen – sich für Familie entscheiden<br />

können“ (Koalitionsvereinbarung).<br />

Anders als es dieser Grundvorstellung<br />

für eine Familienpolitik in einem demokratischen<br />

Staat und einer pluralen Gesellschaft<br />

entspricht, sieht die KAD bei den<br />

derzeit verfolgten Schwerpunktsetzungen<br />

in der Familienpolitik eine nicht mehr hinzunehmende<br />

Einseitigkeit in der Bevorzugung<br />

erwerbstätiger Mütter und Väter und<br />

eine Vernachlässigung der finanziellen Unterstützung<br />

von Familien, deren selbst erwirtschaftetes<br />

Einkommen nicht ausreicht,<br />

STATEMENT<br />

KAD: Familienpolitik<br />

geht nicht ohne Eltern<br />

mit Kinderlosen in vergleichbaren Lebensverhältnissen<br />

mithalten zu können.<br />

Kinderarmut muss in erster Linie durch<br />

adäquate Familienleistungen bekämpft<br />

werden, nicht durch Propagierung einer<br />

gleichzeitigen Erwerbstätigkeit von Müttern<br />

und Vätern.<br />

Die KAD unterstützt alle Maßnahmen,<br />

die es Familien ermöglichen, ihren Aufgaben<br />

in der Familie auch bei gleichzeitiger Erwerbstätigkeit<br />

gerecht werden zu können.<br />

Die KAD sieht es auch als notwendig an, für<br />

die Vereinbarkeit von Studium und Elternverantwortung<br />

bessere Bedingungen zu<br />

schaffen. Ein bedarfsgerechter Ausbau von<br />

Angeboten der Tagesbetreuung für Kinder<br />

ist auch an Universitäten notwendig.<br />

Die KAD hält es aber für nicht vertretbar,<br />

wenn die Finanzierung von Maßnahmen für<br />

berufstätige Eltern zu Lasten der direkten<br />

Förderung von Familien geht, die ihre Kinder<br />

selbst betreuen und erziehen, wie es bei der<br />

Reduzierung des für zwei Jahre gezahlten<br />

Erziehungsgeldes auf ein Jahr Elterngeld der<br />

Fall war.<br />

Wahlfreiheit setzt nicht nur eine gute<br />

Infrastruktur von Betreuungsangeboten<br />

voraus, sondern auch wirtschaftliche Sicherheit<br />

für Familien, die ihre Elternverantwortung<br />

in einem größeren Umfang ohne<br />

Erwerbstätigkeit oder neben dem Studium<br />

wahrnehmen möchten.<br />

Für die finanzielle Förderung von Familien<br />

muss der Grundsatz, dass Familien umso<br />

stärker zu fördern sind, je geringer das<br />

eigene Einkommen und je größer die Kinderzahl<br />

ist, wieder den gleichen Stellenwert<br />

wie eine an den Opportunitätskosten orientierte<br />

Entlastung der Familien und eine Besserstellung<br />

durch steuerliche Maßnahmen<br />

haben.<br />

Die KAD hält am Ehegattensplitting fest,<br />

weil es der Bedeutung der Ehe ebenso gerecht<br />

wird wie dem Grundsatz einer leistungsgerechten<br />

Besteuerung.<br />

Die KAD hält die Betreuung und Erziehung<br />

von Kindern durch die eigenen<br />

Eltern auch deshalb für besonders förderungswürdig,<br />

weil die Eltern die Verantwortung<br />

für die Vermittlung von Religion<br />

und Lebensvorstellungen tragen, die bei den<br />

Kindern eine tragfähige Grundlage für<br />

eigene Orientierung und das Finden einer<br />

Antwort auf die Sinnfrage des eigenen<br />

Lebens legen. Diese Aufgabe können<br />

öffentliche Betreuungs- und Erziehungsinstanzen<br />

zwar unterstützen,<br />

den Eltern aber nicht<br />

abnehmen.<br />

Je stärker die Angebote<br />

der Betreuung und Erziehung<br />

von Kindern ausgeweitet<br />

werden und je<br />

mehr Zeit die Kinder<br />

außerhalb des Elternhauses<br />

verbringen, desto<br />

wichtiger ist es, dass im<br />

Kernbereich der Erziehung<br />

die Zuständigkeit der<br />

Eltern auch durch die<br />

Förderung ihrer Erziehungskompetenzunterstützt<br />

wird. Deshalb fordert<br />

die KAD alle Bundesländer,<br />

aber auch die<br />

Kirchen auf, der Elternbildung<br />

einen wesentlich höheren Stellenwert<br />

zu geben, als es heute der Fall ist.<br />

Die KAD sieht in der Förderung und<br />

Unterstützung von Familien die zentrale<br />

Aufgabe für die Zukunft von Kirche, Gesellschaft<br />

und Staat. Sie fordert alle Verantwortlichen<br />

auf, in ihren jeweiligen Aufgaben<br />

und Tätigkeitsfeldern ihren Beitrag dazu zu<br />

leisten, dass sich auch in Zukunft junge<br />

Paare in Deutschland ohne unzumutbare<br />

Belastungen und mit Unterstützung ihrer<br />

Mitbürger und Mitbürgerinnen für Kinder<br />

und die Übernahme von Elternverantwortung<br />

entscheiden können.“<br />

unitas 3-4/2007 157


158<br />

Integration – Herausforderung<br />

für unser Gemeinwesen<br />

<strong>VON</strong> <strong>BBR</strong>. SEBASTIAN SASSE<br />

„40 Jahre lang haben wir<br />

darüber gestritten, ob Deutschland<br />

ein Einwanderungsland ist<br />

oder nicht“, beschrieb Armin<br />

Laschet (CV) die Debatte der<br />

vergangenen Jahrzehnte im<br />

Gespräch mit der AGV. Der nordrhein-westfälische<br />

Minister für<br />

Generationen, Familie, Frauen<br />

und Integration machte deutlich,<br />

dass diese ideologisch<br />

geprägte Diskussion nun aber<br />

vorbei sei und ein Paradigmenwechsel<br />

sich vollzogen habe.<br />

Nordrhein-Westfalen sei auf<br />

diese neue Situation besonders<br />

gut vorbereitet: Laschet ist bis-<br />

unitas 3-4/2007<br />

AGV: KATHOLISCHE STUDENTENVERBÄNDE<br />

KÖNNEN ZU BEWUSSTSEINSWANDEL BEITRAGEN<br />

Integration – es vergeht kaum ein Tag, an dem nicht dieses Thema in den Medien auftaucht:<br />

Die Bundeskanzlerin lädt zum Integrationsgipfel, der Bundesinnenminister zur<br />

Islam-Konferenz ein. Die Fernseh-Diskussionen sind Legion, in denen Woche um Woche<br />

darum gestritten wird, wie eine angemessene Integrationspolitik auszusehen habe. Und<br />

selbst in den Feuilleton-Spalten der großen Tageszeitungen ist das Thema angekommen.<br />

Doch in diesen Debatten geht es nicht immer sachlich zu, zunehmend beherrscht ein emotionaler<br />

Zug die Diskussionen. Ängste werden offenbar: Der linksliberale Intellektuelle<br />

Ralph Giordano gibt angesichts des geplanten Baus einer Groß-Moschee in Köln-Ehrenfeld<br />

seiner Angst vor einer schleichenden Islamisierung Deutschlands Ausdruck. Vertreter muslimischer<br />

Verbände wiederum sehen ihre Religionsfreiheit gefährdet. Man erkennt: Angesichts<br />

dieser Vielfalt von Meinungen wird es immer schwieriger, den Überblick zu behalten.<br />

Phrasen helfen hier nicht weiter, Orientierung tut not. Hier sind auch die katholischen<br />

Korporationsverbände gefordert. Dieser Herausforderung stellte sich die Arbeitsgemeinschaft<br />

der katholischen Studentenverbände (AGV) im Rahmen ihres Dialogprogramms<br />

vom 12. – 14. Juni bei einem Seminar in Köln, Bonn und Düsseldorf. In Gesprächen mit<br />

Vertretern aus Politik, Kirche, Wirtschaft und Medien gingen die Spitzen der Studentenverbände<br />

der Frage nach, wie eine angemessene Integrationspolitik auszusehen habe.<br />

Selbst beim Gruppenfoto hat Minister Armin Laschet (vorne in der Mitte)<br />

sein Ohr immer am Puls der Zeit.<br />

her der einzige Integrationsminister<br />

in Deutschland. „Es ist von erheblichem<br />

gesellschaftlichem Interesse, dass Integration<br />

gelingt“, ist der Christdemokrat<br />

überzeugt. Deswegen müsse die Politik<br />

auch alle Kräfte bündeln, um dieses Ziel zu<br />

erreichen.<br />

Eine erste wichtige Etappe sei in Form<br />

des nationalen Integrationsplans erreicht,<br />

der im Rahmen des Integrationsgipfels bei<br />

Bundeskanzlerin Merkel erarbeitet worden<br />

sei. Es dürfe aber auch nicht vergessen<br />

werden, dass es nicht nur darum gehe, die<br />

Integration der bereits hier lebenden Einwanderer<br />

zu gestalten. Auch weiterhin<br />

müsse Deutschland sich darum bemühen,<br />

hochqualifizierte Einwanderer ins Land zu<br />

holen. Der Minister betonte aber auch: „Es<br />

ist ganz klar: Unsere demografischen<br />

Probleme werden wir nicht allein durch Einwanderung<br />

lösen können. Dann müssten<br />

3,4 Millionen junge Menschen in den<br />

nächsten Jahren zu uns kommen. Das ist<br />

unrealistisch.“<br />

Wie aber sieht nun gelungene<br />

Integrationspolitik vor Ort<br />

aus? Laschet betonte, dass die<br />

Politik nur Rahmenbedingungen<br />

setzen könne. Denn letztlich<br />

sei Integration ein Prozess,<br />

der auch mit vielen Gefühlen<br />

verbunden sei, die man nicht<br />

zentral steuern könne. Der<br />

Minister setzt hier auf das Subsidiaritätsprinzip:<br />

Eine wichtige<br />

Rolle käme den kleinen Einheiten<br />

zu. In der Nachbarschaft,<br />

am Arbeitsplatz, im Freundeskreis<br />

oder im Sportverein –<br />

überall dort, wo sich die Menschen<br />

direkt begegneten, könne


auch Integration stattfinden. Diese Entwicklung<br />

müsse von der Politik unterstützt<br />

und durch Begleitmaßnahmen flankiert<br />

werden: Als wichtigsten Punkt nannte<br />

Laschet hier die Sprachförderung. In NRW<br />

werden mittlerweile alle Kinder, bevor sie<br />

eingeschult werden, Sprachtests unterzogen.<br />

So könnten frühzeitig Mängel festgestellt<br />

und behoben werden.<br />

Laschet: Mehr Menschen mit<br />

Migrationshintergrund in den<br />

öffentlichen Dienst<br />

Ein entscheidender Punkt sei schließlich,<br />

dass die Einwanderer sich mit dem<br />

deutschen Staat identifizierten. „In den<br />

USA ist es ganz selbstverständlich, dass bei<br />

einer Einbürgerungsfeier die Flagge gehisst<br />

und die Nationalhymne gesungen wird.<br />

Dahin müssen auch wir kommen“, beschrieb<br />

Laschet sein Ziel. Ebenso sei es<br />

wichtig, dass Menschen mit Migrationshintergrund<br />

verstärkt im öffentlichen<br />

Dienst tätig würden – ob als Polizisten,<br />

Lehrer oder Beamte in den einzelnen Behörden.<br />

„Das baut Kontaktschwierigkeiten<br />

ab. Außerdem dienen diese Personen als<br />

Vorbild“, ist sich Laschet sicher.<br />

Nach Ansicht des Ministers kommen<br />

auch den Religionsgemeinschaften besondere<br />

Aufgaben zu: Viele christliche<br />

Kirchengemeinden leisteten einen wichtigen<br />

Beitrag zum interreligiösen Dialog vor<br />

allem mit den Muslimen. Laschet hofft,<br />

dass bald auch mit ihnen ein Staatsvertrag<br />

geschlossen werden kann. Im Moment<br />

stelle jedoch die Tatsache, dass es bei<br />

den Muslimen keine zentrale Organisation<br />

gebe, die als Ansprechpartner dienen<br />

könne, ein Problem dar. Er sei aber sicher,<br />

dass sich dieses Problem in Zukunft lösen<br />

lasse.<br />

Über die Frage, welche Herausforderung<br />

die Integration an die Kirche stellt,<br />

ging es auch in dem Gespräch mit dem<br />

Bischof von Essen, Dr. Felix Genn. Während<br />

der Islam immer stärker werde, nehme die<br />

Bindung vieler Katholiken an ihre Kirche<br />

immer mehr ab.<br />

Der interreligiöse Dialog könne nur<br />

funktionieren, wenn beide Seiten sich<br />

akzeptierten. So berichtete Genn: „Ich habe<br />

eine katholische Schule besucht, wo eine<br />

muslimische Schülerin in der Messe eine<br />

Fürbitte vortragen sollte. Ich habe gesagt,<br />

dass das so nicht funktioniere. Und zwar<br />

aus Respekt vor dem Glauben dieser Muslima.“<br />

Jede Seite müsse die Grenzen, die die<br />

Anhänger der jeweils anderen Religionsgemeinschaft<br />

nicht überschreiten könnten,<br />

anerkennen. Nur auf diese Weise sei ein<br />

echter Dialog möglich.<br />

Um einen solchen Prozess in Gang<br />

setzen zu können, müsse auf katholischer<br />

Zum Rahmenprogramm des Seminars gehörte auch eine Führung<br />

durch die Ausgrabungen unter dem Kölner Dom.<br />

Seite klar sein, was den katholischen Glauben<br />

ausmache. Hier seien jedoch vielfache<br />

Defizite festzustellen. In diesem Zusammenhang<br />

schilderte Genn die Situation in<br />

seinem Bistum: Das Ruhrbistum ist noch<br />

jung und wurde erst 1958 gegründet.<br />

Lebten damals 1,6 Millionen Katholiken in<br />

der Diözese, sind es nun nur noch 940.000.<br />

Die sich daraus ergebenden sinkenden<br />

Kirchensteuereinnahmen machten Umstrukturierungsmaßnahmen<br />

notwendig:<br />

Gemeinden mussten zusammengelegt,<br />

Kirchen geschlossen werden. War bis in die<br />

60er Jahre hinein das katholische Milieu<br />

mit seinen Vereinen und Verbänden in der<br />

Region stark ausgeprägt, sind nun starke<br />

Erosionen zu verzeichnen. Jedes Jahr treten<br />

rund 9.000 Katholiken aus der Kirche aus.<br />

2006 waren es nur 766. Ob sich hier eine<br />

Trendwende andeute, sei aber, so Genn,<br />

noch nicht abzuschätzen. Rund 90 Prozent<br />

der Katholiken besuchten nur noch punktuell<br />

die Messe, der Rest habe einen hohen<br />

Altersdurchschnitt. Angesichts dieser Situation<br />

stelle sich die Frage, wie in Zukunft<br />

kirchliches Leben auszusehen<br />

habe.<br />

Laut Genn stellen<br />

diese Herausforderungen<br />

aber keinen<br />

Grund zur Verzweiflung<br />

dar, vielmehr<br />

böten sie eine Chance,<br />

sich darauf zu<br />

besinnen, was es<br />

eigentlich bedeutet,<br />

katholisch zu sein. Es<br />

sei gut, dass Menschen<br />

heute nicht<br />

mehr nur zur Kirche<br />

gingen, weil es in<br />

ihrem Milieu so üblich<br />

sei, sondern aus freier<br />

Entscheidung. „Ich bin in einem katholischen<br />

Eifeldorf aufgewachsen. Katholisch<br />

zu sein, war da einfach selbstverständlich.<br />

Als einmal ein fremder Knecht ins<br />

Dorf kam, wurde die Bäuerin gefragt:<br />

,Ist der evangelisch?‘ Die Antwort lautete:<br />

,Nein, der ist arbeitslos.‘ Man hat überhaupt<br />

nicht gewusst, was evangelisch sein<br />

bedeutet.“<br />

Genn: Kirche muss flexibler<br />

auf Bedürfnisse der Menschen<br />

eingehen<br />

Diese Zeiten seien nun vorbei. Die<br />

Kirche müsse nach neuen Wegen suchen,<br />

die Menschen anzusprechen. Im Moment<br />

werde vielfach von einer Renaissance des<br />

Religiösen gesprochen. Diese Erfahrung<br />

mache auch er bei vielen Begegnungen, so<br />

der Bischof. In zahlreichen Gesprächen,<br />

auch mit Vertretern der Wirtschaft, erlebe<br />

er, dass diese Menschen ganz konkret nach<br />

Antworten der Kirche auf ihre Fragen >><br />

Bischof Dr. Felix Genn mit den Seminarteilnehmern nach dem Gespräch im Gästehaus der<br />

Deutschen Bischofskonferenz in Bonn.<br />

unitas 3-4/2007 159


suchten: „Ich habe aber die Sorge, dass wir<br />

als Kirche zu biedermeierhaft darauf<br />

reagieren.“ Viele Gemeinden seien zu sehr<br />

mit sich selbst beschäftigt, anstatt sich zu<br />

überlegen, wie sie auf die Menschen<br />

zugehen könnten. „Wenn Jugendliche bis<br />

Sonntagmorgen in der Disko sind, werden<br />

sie nicht morgens in die Messe gehen.<br />

Warum gibt es deswegen am Sonntag<br />

nicht abends noch einmal ein Messe?“, so<br />

Genn. Man müsse lernen, flexibler auf die<br />

Bedürfnisse der Menschen einzugehen. In<br />

Bochum zum Beispiel habe ein Pfarrer<br />

zu einer speziellen Messe für Über-30-<br />

Jährige eingeladen. Die Kirche sei voll<br />

gewesen. Außerdem hätten sich im Anschluss<br />

drei Gesprächskreise gebildet, die<br />

inzwischen zu einer festen Einrichtung<br />

geworden seien.<br />

Im Hinblick auf die katholischen Korporationsverbände<br />

bemerkte der selbst nicht<br />

korporierte Bischof: „Ich habe nie etwas<br />

gegen den Elite-Begriff gehabt. Es kommt<br />

auf eine geistige Elite an, die den Mut hat,<br />

den Glauben nach außen zu tragen.“ Hier<br />

seien die angehenden katholischen Akademiker<br />

in spezieller Weise gefordert: „Sie<br />

werden später in ganz unterschiedlichen<br />

Berufen sein und von dort aus die Gesellschaft<br />

mitgestalten.“<br />

Auch Professor Dr. Michael Rutz (CV),<br />

Chefredakteur des „Rheinischen Merkurs“,<br />

stellte in seinem Gespräch mit der AGV<br />

konkrete Forderungen an die katholischen<br />

Korporationsverbände. Sie hätten eine<br />

wichtige Multiplikatorenfunktion und<br />

müssten dazu beitragen, dass sich in der<br />

deutschen Gesellschaft ein Bewusstseinwandel<br />

vollziehe: „Deutschland ist ein Einwanderungsland<br />

und gleichzeitig ein Auswanderungsland“,<br />

skizzierte Rutz die Lage.<br />

Es reiche nicht mehr aus, in den Kategorien<br />

des Nationalstaates zu denken. Gut<br />

ausgebildete Menschen, also gerade auch<br />

Der Chefredakteur des „Rheinischen Merkur“, Prof. Dr. Michael Rutz<br />

(links), im Gespräch mit Seminarteilnehmern auf der Dachterrasse des<br />

Verlagsgebäudes (in der Mitte: der stv. AGV-Vors. Bbr. Claus Broekmans<br />

und Bsr. Lina Brockhaus).<br />

160<br />

unitas 3-4/2007<br />

Akademiker, würden heute, wenn sie nach<br />

attraktiven Betätigungsfeldern suchten,<br />

nicht mehr an den Ländergrenzen halt<br />

machen. Es herrsche daher ein globaler<br />

Wettbewerb um die klügsten Köpfe. Die<br />

Korporationsverbände müssten ihre Mitglieder<br />

auf diese neue Situation besser<br />

vorbereiten, als dies bisher geschehe. Auch<br />

forderte er dazu auf, sich für Hochschulreformen<br />

einzusetzen, die Deutschland als<br />

Studienort für qualifizierte ausländische<br />

Studenten attraktiv mache.<br />

Stahl: Studium erfordert<br />

in der Zukunft ein gutes<br />

Zeitmanagement<br />

Der Vorsitzende der nordrhein-westfälischen<br />

Landtagsfraktion, Helmut Stahl,<br />

zeigte gegenüber den Vertretern der<br />

katholischen Studentenverbände auf, wie<br />

sein Bundesland auf diese Herausforderungen<br />

reagiert habe. Die Umstellung auf<br />

das Bachelor-/Master-System habe dazu<br />

geführt, dass die Abschlüsse nun international<br />

vergleichbar seien. „Das ist ein wichtiger<br />

Vorteil im globalen Wettbewerb um<br />

die klügsten Köpfe“, betonte Stahl. „Es ist<br />

deswegen jetzt auch angemessen, dass die<br />

jungen Menschen durch Studienbeiträge<br />

einen eigenen Beitrag leisten.“ Auch dass<br />

das neue Abschlusssystem einen strikteren<br />

Studienablauf vorschreibe, wertete Stahl<br />

als Vorteil: „Die Studenten haben sich zu<br />

allen Zeiten ihre Nischen gesucht. Es<br />

kommt eben auf ein gutes Zeitmanagement<br />

an. Das ist eine wichtige Erfahrung<br />

auch für das spätere Berufsleben“, zeigte<br />

sich der Christdemokrat überzeugt.<br />

Stahl gab ferner einen Einblick in den<br />

Alltag eines Parlamentariers. „Als Vorsitzender<br />

der Regierungsfraktion habe ich<br />

Mehrheiten für bestimmte Zwecke zu<br />

organisieren“, beschrieb Stahl seine Aufgabe.<br />

Dabei sei es<br />

immer schwieriger,<br />

den Spagat zwischen<br />

einer festen Grundsatzüberzeugung,<br />

die<br />

für ihn als Christdemokraten<br />

das christliche<br />

Menschenbild<br />

bilde, und dem legitimen<br />

Anspruch der<br />

Bürger auf eine pragmatische<br />

Politik zu<br />

schaffen. Als Volkspartei<br />

müsse die CDU<br />

alle Menschen ansprechen.<br />

Auch die,<br />

die sich als eher<br />

kirchenfern verstün-<br />

den. Trotzdem setze<br />

er sich dafür ein, dass<br />

die CDU sich zu ihren<br />

christlichen Wurzeln<br />

bekenne. Allerdings<br />

könne man nicht mit<br />

Der CDU-Fraktionsvorsitzende Helmut Stahl<br />

(oben) und der Staatssekretär für Bundesund<br />

Europaangelegenheiten Michael Mertes<br />

erläuterten den Entwurf für das neue CDU-<br />

Grundsatzprogramm.<br />

dem Grundsatzprogramm unter dem Arm<br />

Politik machen. Man müsse die Bürger mit<br />

Argumenten überzeugen.<br />

Mertes: Eine Partei kann<br />

nicht christlicher sein<br />

als die Gesellschaft<br />

Über die Frage, welche Bedeutung dem<br />

„C“ in der Politik der CDU zukommen solle,<br />

diskutierte auch Michael Mertes mit den<br />

AGV-Vertretern. Der NRW-Staatssekretär<br />

für Bundes- und Europaangelegenheiten,<br />

der auch der CDU-Grundsatzprogrammkommission<br />

angehört, machte deutlich,<br />

dass die öffentliche Diskussion über Grundwerte<br />

heute oft unter falschen Vorzeichen<br />

geführt werde. Der Wert der Toleranz werde<br />

hier meist falsch interpretiert. „Es ist keine<br />

Kunst, tolerant zu sein, wenn man keinen<br />

eigenen Standpunkt hat“, so Mertes. Vor<br />

diesem Hintergrund sei es ein deutliches<br />

Zeichen, wenn die CDU in ihrem neuen<br />

Grundsatzprogramm eine klare Stellung<br />

beziehe, indem sie Freiheit, Gerechtigkeit<br />

und Solidarität als ihre Grundwerte be-


Der Terrorismusexperte Rolf Tophoven (2.v.l.), sieht einen Zusammenhang zwischen einer gelungenen<br />

Integrationspoltik und der Vorbeugung gegen Terrorismus.<br />

zeichne. Gleichwohl müsse immer beachtet<br />

werden, dass solche programmatischen<br />

Erklärungen nur die Rahmenrichtlinien für<br />

die praktische Politik bildeten. Hier gelte es<br />

zu bedenken: „Eine Partei kann nicht<br />

christlicher sein als die Gesellschaft.“<br />

Ein ähnliches Problem zeige sich auch in<br />

der Europapolitik. Grundsätzlich stimmten<br />

die Deutschen in ihrer großen Mehrheit<br />

den Grundwerten, die den europäischen<br />

Einigungsprozess geprägt hätten, zu. Nur<br />

der praktischen Umsetzung ständen sie<br />

zunehmend kritisch gegenüber. Von der<br />

deutschen EU-Ratspräsidentschaft seien<br />

allerdings positive Signale ausgegangen.<br />

Gemeinsam mit den Bundesländern habe<br />

sich etwa Bundeskanzlerin Merkel stark für<br />

einen Abbau der Überregulierung, die vor<br />

allem kleinen und mittleren Unternehmen<br />

zusetzen, eingesetzt.<br />

Im Gespräch mit dem Leiter des Essener<br />

Instituts für Terrorismusforschung und<br />

Sicherheitspolitik Rolf Tophoven (CV) ging<br />

es schließlich um die Frage, ob die Integrationspolitik<br />

von den Gefahren, die vom<br />

internationalen Terrorismus auf die westlichen<br />

Gesellschaften ausgehen, beeinflusst<br />

wird. Der Terrorismusexperte stellte<br />

klar, dass auch Deutschland keine Insel der<br />

Glückseligen sei und im Visier des militanten<br />

islamistischen Terrorismus liege;<br />

dies hätten bereits mehrere bei uns vereitelte<br />

Anschläge bewiesen.<br />

Er sieht durchaus einen positiven Zusammenhang<br />

zwischen einer gelungenen<br />

Integration und der Prävention von Terroranschlägen.<br />

„Terroristen reisen heute oft<br />

nicht mehr in westliche Zielländer ein,<br />

sondern werden vor Ort bereits langfristig<br />

rekrutiert und leben unauffällig mitten<br />

unter uns“, stellte Tophoven fest. Desorientierung,<br />

Frustration, Ausgegrenztheit<br />

und andere Enttäuschungen in der westlichen<br />

Welt machten diese Menschen empfänglich<br />

für Hassprediger. Je mehr sich<br />

jedoch Menschen mit Migrationshintergrund<br />

mit unserer Gesellschaftsordnung<br />

identifizieren könnten, je mehr sie unsere<br />

Kultur verstünden, umso schwieriger dürfte<br />

es sein, sie zu radikalisieren und für<br />

Terroranschläge zu gewinnen.<br />

Und Tophoven ist überzeugt: „Die ideologische<br />

Auseinandersetzung mit dem<br />

radikalisierten Islam und seinen Anhängern<br />

muss hier bei uns geführt werden.“ Dies sei<br />

eine riesige Herausforderung, nicht zuletzt<br />

aufgrund der Parallelgesellschaften, in denen<br />

viele Muslime in Deutschland lebten.<br />

„Wir müssen von ihnen fordern, das<br />

politische Virus des Dschihad aus den<br />

Köpfen vieler, besonders junger Muslime zu<br />

vertreiben“, so sein Postulat. Dies verlange<br />

von uns Dialogbereitschaft. Aber auch die<br />

Muslime in unserer Gesellschaft hätten<br />

eine Bringschuld: „Sie müssen beim Aufkeimen<br />

radikaler Tendenzen mit unseren<br />

Sicherheitsdiensten zusammenarbeiten.“<br />

Die Integrationspolitik ist, so wurde den<br />

Teilnehmern des AGV-Seminars in allen<br />

Gesprächen immer wieder verdeutlicht, ein<br />

weites Feld. Aber es wurde auch klar: Diese<br />

Herausforderungen müssen angenommen<br />

werden, denn es geht hier um die Zukunftsfähigkeit<br />

der deutschen Gesellschaft. Zur<br />

Lösung dieser vielfältigen Probleme können<br />

auch die katholischen Studentenverbände<br />

einen Beitrag leisten, indem sie mit auf<br />

einen Bewusstseinswandel hinwirken.<br />

Pax-Bank wirbt um katholische Studenten<br />

Bbr. Winfried Hinzen (vorne in der Mitte), geschäftsführendes Vorstandsmitglied der<br />

Pax-Bank, und Michael Ruland (rechts daneben) informierten den AGV-Vorstand und<br />

die Vertreter der Vororte im Rahmen des Mitte Juni durchgeführten AGV-Seminars in<br />

Köln über das spezielle Angebot der Pax-Bank für Studierende, insbesondere auch<br />

über die Vermittlungsmöglichkeiten von Studienkrediten in Zusammenarbeit mit der<br />

KfW. „Wir bieten professionelle Finanzdienstleistungen mit Mehrwert“, betonte Bbr.<br />

Hinzen. Als katholische Bank für Christen gehe die Pax-Bank auch im Finanzleben<br />

besonders auf die persönlichen Bedürfnisse ihrer Kunden ein und fördere sie auf<br />

vielfältige Weise. „Der Mensch steht bei uns im Vordergrund!“, lautet die Maxime.<br />

Seit nunmehr 90 Jahren sei dieser hohe Qualitätsanspruch und eine zukunftsfähige<br />

Identität auf der Basis christlich-katholischer Werte das Fundament der Kundenbeziehungen.<br />

Die Pax-Bank verfüge über ein interessantes Netzwerk, das künftig<br />

auch jungen Nachwuchskräften aus den katholischen Studentenverbänden zur Verfügung<br />

stehen soll, kündigte Bbr. Hinzen an.<br />

Mehr Infos: www.pax-bank.de Stichwort: „Pax et Studia“<br />

unitas 3-4/2007<br />

161


Einblicke in die Europaregion „Neiße“<br />

ALTHERRENBUNDS-/HOHEDAMENBUNDSTAG IN DER ABTEI ST. MARIENTHAL<br />

<strong>VON</strong> <strong>BBR</strong>. HEINRICH SUDMANN<br />

1234 von der böhmischen Königin Kunigunde<br />

gegründet, besteht die Zisterzienserinnenabtei<br />

St. Marienthal bis heute ununterbrochen<br />

als Kloster am Ausgang des<br />

Neißetals. Sie liegt in unmittelbarer Nähe<br />

der Grenzen zu Polen und Tschechien.<br />

An diesem geschichtsträchtigen Ort<br />

trafen sich Bundesbrüder und Bundesschwestern<br />

zum diesjährigen Altherrenbunds-/Hohedamenbundstag.<br />

Das Kloster<br />

und die Region bestimmten auch den Inhalt<br />

des thematischen Teils der Tagung:<br />

„Aus der Geschichte Aufbruch in die Zukunft.“<br />

Mit Vorträgen, Besichtigungen und<br />

Gesprächen zur Historie der Region und zur<br />

Entwicklung des Klosters zu einem Internationalen<br />

Begegnungszentrum wurde das<br />

Tagungsthema umgesetzt.<br />

Vom alten Kloster<br />

zum Internationalen<br />

Begegnungszentrum<br />

Mit Geschichte, Gegenwart und Zukunft<br />

der Abtei machte die Teilnehmerinnen<br />

und Teilnehmer die Priorin, Sr. M. Hildegard<br />

Zeletzki, Ocist., vertraut. Aus eigenem<br />

Erleben schilderte sie, wie groß die<br />

Herausforderung für die Schwestern war,<br />

sich der Renovierung<br />

und Umwidmung der<br />

alten Wirtschaftsgebäude<br />

des Klosters zu<br />

einem InternationalenBegegnungszentrum<br />

zu stellen. „Wir<br />

haben im Konvent der<br />

Schwestern lange mit<br />

uns gerungen und<br />

dann aber doch diesen<br />

Plänen zugestimmt.“<br />

Es ist sicher gestellt,<br />

dass die Schwestern<br />

von St. Marienthal<br />

durch Einbindung<br />

der Äbtissin und der<br />

Priorin in den Stiftungsrat<br />

und den Vorstand<br />

der Stiftung InternationalesBegegnungszentrum<br />

St.<br />

Marienthal (IBZ) Ent-<br />

162<br />

unitas 3-4/2007<br />

Priorin Sr. Hildegard Zeletzki hat als Dank<br />

für ihren Vortrag über die Zisterzienserinnenabtei<br />

St. Marienthal einen<br />

Blumenstrauß erhalten.<br />

Priorin Sr. Hildegard Zeletzki bei ihrem Vortrag über die Zisterzienserinnenabtei St. Marienthal.<br />

Rechts daneben: die Vorsitzenden von Hohedamen- und Altherrenbund, Bsr. Dr. Claudia Bellen-<br />

Kortevoß und Bbr. Heinrich Sudmann.<br />

scheidungen mitbestimmen und auch ihre<br />

Zielvorstellungen in die inhaltliche Arbeit<br />

einbringen können. Allerdings ist aufgrund<br />

des Alters vieler Schwestern und nur<br />

weniger Neueintritte die Mitwirkung an<br />

der täglichen Arbeit in den Bildungsveranstaltungen<br />

und Begegnungen nur<br />

sehr begrenzt möglich.<br />

Die heutige Nutzung<br />

der Klostergebäude<br />

und die Arbeit<br />

des Internationalen<br />

Begegnungszentrums<br />

vermittelte den Teilnehmern<br />

der Stiftungsdirektor<br />

des IBZ,<br />

Dr. Michael Schlitt. Beeindruckend,<br />

wie aus<br />

einer Idee, die vor allem<br />

von Prof. Dr. Clemens<br />

Geißler, ehem.<br />

Leiter des Instituts für<br />

Entwicklungsplanung<br />

und Strukturforschung<br />

in Hannover,<br />

entwickelt worden ist,<br />

eine Begegnungs- und<br />

Bildungsstätte entstanden<br />

ist, in der im<br />

Jahre 2006 insgesamt<br />

19284 Übernachtungen<br />

gezählt werden<br />

konnten. Das Zentrum<br />

ist zudem von großer wirtschaftlicher Bedeutung<br />

für die Region. Das IBZ hat für 60<br />

Projekte in den Jahren 2006 und 2007 eine<br />

Förderung von 3.757.764 Euro erhalten.<br />

Möglich wurde dieses Werk durch eine<br />

Vernetzung vieler Zuwendungsgeber, die<br />

alle von der Idee einer einmaligen Chance<br />

für die Region und die internationale Begegnung<br />

überzeugt werden konnten. Dazu<br />

zählen u. a. die Deutsche Bundesstiftung<br />

Umwelt, die Deutsche Stiftung Umweltschutz,<br />

weitere Stiftungen, die Sächsische<br />

Staatskanzlei und Landesministerien, das<br />

Bundesministerium für Familie, Senioren,<br />

Frauen und Jugend, die Bundesanstalt für<br />

Arbeit, die Europäische Union, die Bundeszentrale<br />

für politische Bildung und die<br />

regionalen Kreise und Städte.<br />

Dr. Schlitt konnte nicht ohne Stolz<br />

darauf verweisen, dass zur Verwirklichung<br />

der Ziele der Stiftung 2006 und 2007 ca.<br />

170 Veranstaltungen ebenso beitrugen<br />

wie zahlreiche Projekte (PONTES; Bekämpfung<br />

von Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit;<br />

Bodenbildung; Außerschulische<br />

Jugendarbeit; Qualifizierung<br />

von Jugendlichen in Schülerfirmen;<br />

Familienbildung, Weiterentwicklung der<br />

Energieökologischen Modellstadt Ostritz,<br />

Chancengleichheit für Männer und Frauen<br />

usw.).


Bbr. Dr. Otto Paleczek gab einen<br />

Überblick über die Geschichte<br />

unitarischen Lebens in Breslau<br />

und Prag.<br />

Region als Basis<br />

für Kooperation<br />

Die geschichtliche Einordnung der<br />

derzeitigen Gestaltung einer europäischen<br />

Nachbarschaft in der Europaregion Neiße<br />

war Gegenstand des einführenden Vortrags<br />

von Bbr. Dr. Raimund Paleczek. In Abgrenzung<br />

zu nationalistischen Tönen aus<br />

Warschau und Prag legte er dar, dass Ostmitteleuropa<br />

in seiner Geschichte nie<br />

monoethnisch, sondern ganz im Gegenteil<br />

polyethnisch geprägt war.<br />

„Die Euroregion Neiße vereint dabei als<br />

einzige ein Gebiet, das drei Staaten mit vier<br />

Amtssprachen umfasst: Deutsch, Polnisch,<br />

Tschechisch, Sorbisch.“ Ausführlich<br />

wurden anhand vieler<br />

Details die historischen Traditionen<br />

und Prägungen benannt,<br />

aus denen die heutige Europaregion<br />

Neiße-Nisa-Nysa erwachsen<br />

ist. Es ist ein Raum, der<br />

kulturell gemeinsame Wurzeln<br />

und Entwicklungen aufweist.<br />

Raimund Paleczek wörtlich:<br />

„Die Identitäten von Landschaft<br />

und Menschen haben Traditionen<br />

geschaffen, die durch das verhängnisvolle<br />

und unmenschliche<br />

Ideologiengemisch von<br />

Nationalismus, Sozialismus und<br />

Kommunismus während eineinhalb<br />

Jahrhunderten zwischen<br />

1850 und 2000 (Jugoslawien,<br />

Kosovo) das Bewusstsein darüber<br />

verschüttet haben. Diese historischen<br />

und für die eigene Identität<br />

bestimmenden Traditionen gilt es, neu<br />

zu entdecken. Das hat man erfreulicherweise<br />

in der Euroregion Neiße schon früh erkannt.“<br />

UNITAS in Breslau und Prag<br />

Einen Einblick in unitarisches Leben in<br />

der Geschichte in diesem Raum gab Bbr. Dr.<br />

Otto Paleczek. Auf der Grundlage von<br />

Bbr. Dr. Raimund Paleczek befasste<br />

sich in seinem Vortrag mit der<br />

Einordnung der Region in eine<br />

europäische Nachbarschaft.<br />

Recherchen von Bbr.<br />

Ottmar Burska stellte<br />

er zunächst die<br />

Entstehung katholischerKorporationen<br />

in Breslau im<br />

19. Jahrhundert dar.<br />

Wenn hier schon<br />

vor 1900 Verbindungen<br />

mit dem<br />

Namen UNITAS entstanden,<br />

handelte<br />

es sich um Vereine<br />

aus dem KV und TCV.<br />

Mit der Gründung<br />

der Guestfalia-UNITAS<br />

1909<br />

in Breslau entstand<br />

dort der erste<br />

UNITAS-Verein. 1919 folgte die Sigfridia-<br />

UNITAS. 1921 wurde mit der Ottonia-UNITAS<br />

ein dritter UV-Verein gegründet, der<br />

allerdings später wieder suspendiert wurde.<br />

Herausragende Persönlichkeit der Breslauer<br />

UNITAS war Kardinal Bertram, dessen<br />

Weg der Referent nachzeichnete. Als<br />

weiteren Bundesbruder aus Breslau stellte<br />

Otto Paleczek Weihbischof Dr. Heinrich<br />

Grzondziel vor.<br />

Mit der Gründung der UNITAS Staffelstein<br />

1922 in Prag entstand auch hier<br />

unitarisches Leben, das noch heute im<br />

Altherren-Verein Praha existiert.<br />

Rege Diskussion: Hier meldet sich Bbr. Dr. Franz Kutny zu Wort.<br />

Die Geschichte der Breslauer UNITAS hat<br />

sich nach dem 2.Weltkrieg in der Guestfalia-<br />

Sigfridia in Frankfurt am Main fortgesetzt.<br />

Verbandsfragen<br />

Wie bei jedem Altherrenbunds-/Hohedamenbundstag<br />

wurden auch in St. Marienthal<br />

Entwicklungen und Ereignisse aus<br />

dem UNITAS-Verband diskutiert. Mit der<br />

Vorsitzenden des HDB, Bsr. Dr. Claudia<br />

Bellen-Kortevoß, Verbandsgeschäftsführer<br />

Bbr. Dieter Krüll und dem Vorsitzenden des<br />

Altherrenbundes, Bbr. Heinrich Sudmann,<br />

diskutierten die Teilnehmer insbesondere<br />

über die Entwicklung der Stiftung UNITAS<br />

150 plus, das mögliche Zusammenspiel<br />

dieser Stiftung mit dem UNITAS-<br />

Bildungswerk, dem Verein für den<br />

Heinrich-Pesch-Preis und dem Hausbauverein<br />

und über das Thema des<br />

nächsten Altherrenbunds-/Hohedamenbundstages.<br />

Der Verbandsgeschäftsführer konnte<br />

einerseits über eine erfreuliche Entwicklung<br />

der Stiftung berichten, deren Kapital<br />

bald die 500.000 Euro erreicht haben<br />

dürfte, musste mit Bedauern aber auch<br />

darauf hinweisen, dass dieser Betrag ganz<br />

überwiegend von einem kleineren Teil der<br />

Mitglieder des Verbandes aufgebracht<br />

worden ist. Er forderte die Teilnehmer auf,<br />

das erste Projekt der Stiftung, „Studienförderung“,<br />

mit der Bereitstellung kostenfreier<br />

Zimmer für Studentinnen und Studenten<br />

zum Anlass zu nehmen, immer<br />

wieder auf die Stiftung UNITAS 150 Plus<br />

hinzuweisen.<br />

Im Hinblick auf mögliche Verwaltungsvereinfachungen<br />

in Bereich von Stiftung<br />

und Zweckvereinen machte der Vorsitzende<br />

des UNITAS-Bildungswerkes, Bbr.<br />

Wolfgang Hener, darauf aufmerksam, dass<br />

auch in – falls notwendig – neuen Strukturen<br />

oder Kooperationsformen<br />

sichergestellt sein<br />

sollte, dass das besondere<br />

Engagement von Bundesschwestern<br />

und Bundesbrüdern<br />

für bestimmte<br />

Schwerpunkte der Verbandarbeit<br />

wie der Verankerung<br />

der Katholischen Soziallehre<br />

im UNITAS-Verband erhalten<br />

bleibt.<br />

Die Teilnehmer sprachen<br />

sich dafür aus, den Beschluss<br />

der Trierer Generalversammlung<br />

aufzugreifen, und das<br />

Thema „Europa“ in die Veranstaltungen<br />

des Verbandes zu<br />

integrieren. Es wurde unterstrichen,<br />

dass eine größere<br />

Attraktivität des Verbandes<br />

erreicht werden könnte, wenn<br />

seine Arbeit durch bestimmte<br />

Inhalte breiter vermittelt würde.<br />

Einladung nach Stuttgart<br />

Der Altherrenbunds/Hohedamenbundstag<br />

2008 findet vom 19. 09. – 21. 09.<br />

2008 in Stuttgart statt. Alle Bundesschwestern<br />

und Bundesbrüder sind eingeladen,<br />

diesen Termin schon jetzt zu<br />

reservieren.<br />

unitas 3-4/2007 163


St. Marienthal und die Oberlausitz<br />

ERINNERUNGEN AN DIE REISE ZUM ALTHERRENBUNDS-/HOHEDAMENBUNDS-TAG<br />

<strong>VON</strong> <strong>BBR</strong>. HELMUT J. MANN<br />

Freitag, 21. September: Aufbruchstimmung.<br />

In Düsseldorf ging die Busreise los,<br />

die uns über Siegburg/Bonn, Frankfurt/<br />

Main und Würzburg nach St. Marienthal<br />

bringen sollte. Der größte Teil der Mitreisenden<br />

nutze den Stopp in Würzburg, um<br />

an dem feierlichen Gottesdienst aus Anlass<br />

der Vollendung des 90. Lebensjahres unseres<br />

Verbands-Ehrenseniors Walter Keller<br />

in der Hofkirche der Würzburger Residenz<br />

und danach am Festkommers zu Ehren des<br />

Jubilars teilzunehmen. (Gesonderter Bericht<br />

auf S. 171)<br />

Nach einer kurzen Nacht ging es über<br />

Bamberg, Bayreuth, Chemnitz, Dresden und<br />

Bautzen weiter und gegen Abend erreichten<br />

wir das Kloster Marienthal, unseren Standort<br />

bis zum kommenden Mittwoch. Der<br />

Sonntag galt dem Altherrenbunds-/Hohedamenbunds-Tag<br />

mit verschiedenen Vorträgen<br />

und der Diskussion über aktuelle<br />

Verbandsfragen. (Gesonderter Bericht auf<br />

S. 160). Die Hl. Messe an diesem Tag feierten<br />

wir in der Klosterkirche, zelebriert vom<br />

Hausgeistlichen.<br />

Eine Führung durch das Klosterareal<br />

machte uns mit den Örtlichkeiten vertraut.<br />

Marienthal liegt 14 Kilometer südlich von<br />

Görlitz äußerst idyllisch im Tal der Neiße.<br />

Mit der natürlichen Schönheit konkurriert<br />

der farbenprächtige Barock der weitläufigen<br />

Anlage, die 1234 als erstes Zisterzienserinnenkloster<br />

in Sachsen gegründet wurde<br />

und im 17. und 18. Jahrhundert ihr heutiges<br />

Aussehen erhielt.<br />

Kloster Marienthal<br />

vor großen<br />

Herausforderungen<br />

Der Zisterzienserorden ist ein benediktinischer<br />

Reformorden. Benedikt versteht das<br />

Kloster als Ort der Begegnung mit Gott.<br />

„Das Kloster soll womöglich so angelegt<br />

sein, dass sich alles Notwendige innerhalb<br />

der Klostermauern befindet, nämlich Wasser,<br />

Mühle, Garten und die verschiedenen<br />

Werkstätten, in denen gearbeitet wird. So<br />

brauchen die Mönche nicht draußen herumzulaufen,<br />

was ihren Seelen ja durchaus<br />

nicht zuträglich wäre...” (aus dem 66. Kapitel<br />

der Regel des Hl. Benedikt).<br />

164<br />

unitas 3-4/2007<br />

Das Zisterzienserinnenkloster Marienthal<br />

Die friedliche Wende in Deutschland<br />

stellte den Konvent vor neue Herausforderungen<br />

und große Veränderungen, denen<br />

sich die Schwestern mit viel Offenheit<br />

stellten. Sie gründeten das „Internationale<br />

Begegnungszentrum St. Marienthal” (IBZ)<br />

und stifteten dafür die leer stehenden<br />

Wirtschaftsgebäude. Wichtigste Ziele sind:<br />

Versöhnung und Völkerverständigung im<br />

Dreiländereck über kulturelle und konfessionelle<br />

und Landesgrenzen hinaus.<br />

Um 1740 vom Kloster erbaut, hat die<br />

historische Klosterschenke nach grundlegender<br />

Sanierung ihre Ursprünglichkeit<br />

weitestgehend zurückerhalten. Davon zeugen<br />

das beeindruckende Fachwerk in der<br />

Außenfassade, die<br />

freigelegten Holzkonstruktionen.<br />

Im<br />

Innern die dezente<br />

Farbgebung der<br />

einzelnen Gasträume<br />

und nicht<br />

zuletzt der hundertjährigeKastaniengarten.<br />

Seit<br />

dem Himmelfahrtstag<br />

1998 lädt das<br />

historische Gasthaus<br />

in alter Tradition<br />

wieder Spaziergänger,Fußund<br />

Radwanderer,<br />

Besucher des Klosters<br />

St. Marienthal,<br />

des Internationalen<br />

Begegnungszentrums<br />

sowie Familien,<br />

Vereine und<br />

Die Klosterkapelle<br />

Reisegruppen zu gemütlicher Gastlichkeit<br />

mit Oberlausitzer Küche und Klosterspezialitäten<br />

ein.<br />

Die ursprünglich gotische Kirche (geweiht<br />

1244) brannte 1683 mit den anderen<br />

Klostergebäuden nieder. Für den Wiederaufbau<br />

im Barockstil (1684) wurden die<br />

Umfassungsmauern wieder benutzt. In der<br />

Westwand liegt im Dachgiebel ein nach<br />

außen zugemauertes gotisches Westfenster.<br />

1859 wurde die Kirche nochmals<br />

umgebaut und im Nazarener Stil ausgemalt.<br />

Nach einem Hochwasser (1897)<br />

musste die gesamte Innenausstattung<br />

erneuert werden (beendet 1921). Die Kirche<br />

lädt ein zur Teilnahme am Gottesdienst, am<br />

Chorgebet, zu<br />

Andacht und<br />

Stille und zu<br />

geistlichen Konzerten.<br />

Urkunden<br />

bezeugen, dass<br />

es bereits vor<br />

1700 eine Kreuzkapelle<br />

in St. Marienthal<br />

gab.<br />

Die heutige<br />

Kapelle mit ihrer<br />

Rokokoausstattung<br />

wurde 1756<br />

geweiht. Sie wurde<br />

dadurch zu einem<br />

Ort hervorgehobener„Begegnung“<br />

von innen<br />

und außen,<br />

von Kloster und<br />

Welt – unter dem


Zeichen des Kreuzes. Ein überlebensgroßes<br />

realistisch gestaltetes<br />

Kruzifix (um 1515) inmitten<br />

eines (späteren) Strahlenkranzes<br />

beherrscht den Raum,<br />

in dem außer dem Michaelsaltar<br />

alles auf dieses Kreuz ausgerichtet<br />

ist. Die Kuppelwölbung<br />

der Kreuz- und Michaeliskapelle<br />

zieren Deckengemälde.<br />

Das eine Gemälde erzählt von<br />

der Erhöhung der „Eisernen<br />

Schlange in der Wüste“, das<br />

andere von der „Auffindung und<br />

Erhöhung des wahren Kreuzes“<br />

durch die Kaiserin Helena in<br />

Jerusalem. In der Kapelle befindet<br />

sich auch die Gruft der<br />

Sängerin Henriette Sontag<br />

(* 3. 1. 1806, † 1854). Henriette<br />

Sontag (eigentlich Gertrude<br />

Walpurgia) war eine begnadete<br />

und begabte Sängerin. Auf dem<br />

Höhepunkt ihrer Karriere erkrankte<br />

sie während einer Gastspielreise<br />

auf dem amerikanischen Kontinent<br />

tödlich. Dem sardischen Grafen Carlo<br />

Rossi, ihrem Gemahl gelang es, seiner verstorbenen<br />

Frau ihren letzten Wunsch zu<br />

erfüllen. Ein Jahr nach ihrem Tod überführte<br />

er ihre sterblichen Reste nach Marienthal,<br />

wo sie im Kloster ihre letzte Ruhestätte<br />

fand. Auch Graf Rossi wurde hier an ihrer<br />

Seite beigesetzt.<br />

Das Abteigebäude ist der Wohnsitz der<br />

Äbtissin und zugleich Eingang zum Kloster<br />

(Klosterpforte). Der erste Bau ist vermutlich<br />

im 13. Jahrhundert errichtet worden. Er<br />

wurde beim großen Brand 1683 zerstört.<br />

Anschließend erfolgte unter Äbtissin Anna<br />

Friedrich der Wiederaufbau im Barockstil<br />

unter Benutzung alter Bauteile. Das Stiftsamt<br />

ist die Verwaltung der wirtschaftlichen<br />

Belange des Klosters.<br />

Der Klosterflügel, in dem das Stiftsamt<br />

untergebracht ist, hatte Vorgängerbauten.<br />

Über dem Stiftsamt befindet sich das Parlatorium,<br />

das Sprechzimmer der Schwestern.<br />

Nach mehreren Bauphasen wurde das<br />

heutige Gebäude ab 1743 unter der Äbtissin<br />

Theresia Senfftleben im Barockstil errichtet.<br />

Die Propstei war der Wohnsitz des Propstes.<br />

Der Propst – ein Zisterzienserpater – war<br />

Hausgeistlicher des Klosters und vertrat die<br />

Äbtissin bei weltlichen Aufgaben, z. B. auf<br />

Landtagen. Das Gebäude entstand aus<br />

mehreren Bauabschnitten nach 1683. Heute<br />

dient sie zur Beherbergung von Gästen.<br />

Auch der jetzige Hausgeistliche – ein<br />

Weltpriester – hat dort seine Wohnung.<br />

Nach Abschluss des ersten Teils der<br />

AHB-/HDB-Tagung, der mit hervorragenden<br />

Vorträgen und fruchtbaren Gesprächen<br />

über Verbandsfragen voll gepackt war,<br />

konnten unsere Ausflüge in die Oberlausitz<br />

beginnen. Unser Standort war weiterhin St.<br />

Marienthal.<br />

Die ehemaligen Wirtschaftsgebäude des Klosters Marienthal wurden umgebaut<br />

zu einem Internationalen Begegnungszentrum.<br />

Auf der Fahrt nach Görlitz haben unsere<br />

Reiseführer uns schon viele Informationen<br />

geliefert über eine Region, die für einige<br />

Bundesbrüder und ihre Ehefrauen alte<br />

Heimat war. Es war sehr interessant zu<br />

sehen, wie die Wunden, die der Braunkohlebergbau<br />

in die Landschaft geschlagen hat,<br />

beseitigt werden und wie daraus Ferienregionen<br />

und Erholungsziele entstehen.<br />

Görlitz – Kronjuwel<br />

der Oberlausitz<br />

Görlitz, die östlichste Stadt Deutschlands,<br />

genau auf 15 Grad östlicher Länge an<br />

der Lausitzer Neiße<br />

gelegen, darf sich, da<br />

sie den Zweiten Weltkrieg<br />

beinahe unbeschadet<br />

überstanden<br />

hat, als das Kronjuwel<br />

der Oberlausitz bezeichnen,<br />

auch wenn<br />

die Bauten aus Mittelalter<br />

und Renaissance<br />

inzwischen<br />

reichlich Patina angesetzt<br />

hatten. Es ist<br />

teilweise aber auch<br />

überwältigend zu<br />

sehen, was in den<br />

beinahe 20 Jahren<br />

seit der Wiedervereinigung<br />

geschafft<br />

wurde.<br />

Die Dresdener Semperoper<br />

Die Stadtrundfahrt<br />

hatte im Westen<br />

der Nikolaivorstadt<br />

das kunsthistorisch bedeutende Heilige<br />

Grab (1481 – 1504) als Ziel. Die Architektur,<br />

Plastik und gestaltete Landschaft vereinende<br />

Anlage ist eine Kopie des Heiligen<br />

Grabes von Jerusalem und symbolisiert die<br />

Stätten der Passion Christi.<br />

Sie gilt als erster Versuch<br />

von Landschaftsgestaltung<br />

in Europa.<br />

Als nächste Etappe war<br />

ein Rundgang durch das<br />

historische Görlitz vorgesehen.<br />

Die Straßenzüge und<br />

Bauten um den Postplatz<br />

stammen vorwiegend aus<br />

dem späten 19. Jahrhundert.<br />

Nur die Frauenkirche<br />

am Marienplatz ist aus der<br />

Spätgotik (1459 – 1486).<br />

Gleich neben der Kirche<br />

steht das jetzige Kaufhaus<br />

Karstadt, 1913, vor dem<br />

Ersten Weltkrieg erbaut.<br />

Von hier blickt man<br />

zum Dicken Turm (vor 1305)<br />

mit dem 1477 in Sandstein<br />

gehauenen Stadtwappen.<br />

Hinter dem Reichenbacher<br />

Turm öffnet sich weit der vom Barock<br />

geprägte Obermarkt mit seinen bemerkenswerten<br />

Bürgerhäusern. Spätgotische, Renaissance-<br />

und Barockhäuser geben auch<br />

dem Untermarkt mit dem Rathaus und der<br />

Ratsapotheke seine Atmosphäre.<br />

Auf der Peterstraße verlässt man den<br />

Obermarkt und geht zur Pfarrkirche Sankt<br />

Peter und Paul (1423 – 1497), der spätgotischen<br />

Nachfahrin einer um 1230 geweihten<br />

spätromanischen Basilika. Am 12. Oktober<br />

1997 wurde der Neubau der Sonnenorgel<br />

eingeweiht, ein Nachbau der auf den<br />

Tag genau 300 Jahre vorher von der Stadt<br />

Görlitz beim Orgelbauer Eugenio Casparini<br />

bestellten Orgel. In der 14,40 Meter hohen<br />

und 10,30 Meter breiten Orgelfassade fallen<br />

die mit 7,82 Meter hohen Pfeifen auf. Über<br />

den gesamten Prospekt sind siebzehn sog.<br />

Sonnen verteilt, die um goldene Sonnenge- >><br />

unitas 3-4/2007 165


sichter strahlenförmig mit gleich langen, an<br />

der Rückseite jedoch verschieden tief ausgeschnittenen<br />

Pfeifen einer zwölffachen<br />

Pedalmixtur versehen sind und damit dem<br />

Instrument den Namen Sonnenorgel gegeben<br />

haben. Jede Sonne erzeugte jeweils<br />

einen Ton der Pedalmixtur und ist außerdem<br />

mit einem Acht-Zoll-Trompetenregister<br />

kombiniert, dessen einzelne Pfeifen auf die<br />

siebzehn am Orgelgehäuse befindlichen Engelsfiguren<br />

verteilt sind (die restlichen neun<br />

Töne der Mixtur und Trompete kamen auf<br />

einer eigenen Windlade im Inneren der<br />

Orgel zu stehen). Dieses einzigartige Register<br />

verfügte über eine eigene Traktur, die<br />

am Spieltisch als Sperrventil funktioniert.<br />

Als weitere ungewöhnliche Besonderheit<br />

wurde in die Orgel ein „Glöcklein – Thon“,<br />

ein „Cymbelstern“ (umlaufende Sonne),<br />

Nachtigall, Vogel-Gesang und ein Kuckuck<br />

eingebaut. Zur Freude der Benutzer der<br />

Orgel wurden die alten Registernamen in<br />

ihrer damaligen Orthographie belassen.<br />

Diese einzigartige Orgel wurde uns durch<br />

eine Führerin erklärt und durch ein kleines<br />

Orgelkonzert zu Gehör gebracht. Rechts der<br />

Kirche steht über dem Steilabfall zur Neiße<br />

das wehrhafte Waidhaus oder Renthaus, der<br />

älteste Profanbau der Stadt.<br />

Ein kleiner Spaziergang führte die Reisegruppe<br />

zum Abendessen durch den<br />

deutsch-polnischen Grenzübergang auf der<br />

Brücke des Grenzflusses Neiße in das landestypische<br />

Restaurant KAPRYS mit polnisch-schlesischen<br />

Spezialitäten.<br />

Am nächsten Tag ging unsere Exkursion<br />

in den hintersten Winkel von Deutschland,<br />

in das Dreiländereck mit Polen und der<br />

Tschechischen Republik nach Zittau, 1238<br />

erstmals urkundlich erwähnt.<br />

Auf den Spuren<br />

des Zittauer Fastentuchs<br />

Zittau ist heute Hochschulstadt sowie<br />

ein wichtiges Kultur- und Industriezentrum.<br />

Auf dem Programm stand ein Stadtrundgang<br />

und die Besichtigung des „Großes<br />

Zittauer Fastentuch 1472“. Um 1000 wird<br />

erstmals von dem Brauch berichtet, in der<br />

Fastenzeit Altäre, Reliquien, Bilder, ja ganze<br />

Altarräume mit großen Tüchern zu verdecken.<br />

Sie wurden im Chor aufgehängt, um<br />

der Gemeinde den Blick auf das Allerheiligste<br />

zu verwehren. Diese Textilien nannte<br />

man Fastentücher (Velum quadragesimale),<br />

aber auch Hungertücher oder Schmachtlappen.<br />

Die Verhüllung war für die mittelalterlichen<br />

Gläubigen eine Bußübung. Sie<br />

verzichteten auf den Augenschein der Heiligen<br />

Messe. Zur körperlichen kam die eucharistische<br />

Abstinenz. Die Wendung „am Hungertuch<br />

nagen“ für „darben, ärmlich leben,<br />

kümmerlich vegetieren“ ist zumindest indirekt<br />

mit dem Fastentuch-Gebrauch verbunden.<br />

Ursprünglich schmucklos und einfarbig,<br />

wurden die Tücher bald bestickt oder<br />

166<br />

unitas 3-4/2007<br />

bemalt. Die volkstümlichen Darstellungen<br />

aus dem Alten und Neuen Testament<br />

dienten zur Glaubensunterweisung der<br />

meist analphabetischen Gemeindemitglieder.<br />

Einst in Europa weit verbreitet, sind<br />

Fastentücher u. a. durch den reformatorischen<br />

Bildersturm selten geworden. Erhalten<br />

geblieben sind einige dieser Zeugnisse<br />

mittelalterlicher Frömmigkeit nur<br />

noch in Kärnten, Tirol, im westfälischen<br />

Münsterland und Zittau. Zu den bedeutendsten<br />

gehören die bemalten Fastentücher<br />

von Gurk (1458) und Haimburg (1504)<br />

in Kärnten sowie das Große Zittauer<br />

Fastentuch (1472) und das Kleine Zittauer<br />

Fastentuch (1573). Das große Zittauer<br />

Fastentuch ist das einzige seiner Art in<br />

Deutschland und mit 8,20 Meter Höhe und<br />

6,80 Meter Breite das drittgrößte überlieferte<br />

Fastentuch überhaupt. Im Museum<br />

„Kirche zum Heiligen Kreuz“ wird es in der<br />

größten Museumsvitrine der Welt gezeigt<br />

(„Guinness Buch der Rekorde“). Das Fastentuch<br />

zeigt die Erschaffung der Welt, die<br />

ersten Menschen, Noahs Arche, Jakob und<br />

Josef, Wirken, Sterben und Auferstehung<br />

Jesu – 90 Bilder in zehn Reihen erzählen<br />

Geschichten aus dem Alten und Neuen<br />

Testament („Zittauer Bibel“). Jedem Bild ist<br />

eine gereimte Erklärung in Mittelhochdeutsch<br />

zugeordnet.<br />

Die biblischen Szenen malte vor über<br />

500 Jahren ein unbekannter Meister als anschauliche<br />

Christenlehre mit Tempera auf<br />

ein 56 Quadratmeter großes Leinengewebe<br />

Abendessen im gemütlichen Kellergewölbe des<br />

Dresdener Restaurants Wenzel.<br />

(nasse Tüchleinmalerei). Im spätmittelalterlichen<br />

Zittau, damals „die Reiche“ unter<br />

den Oberlausitzer Städten, wurde das Tuch<br />

1472 vom Gewürz- und Getreidehändler<br />

Jacob Gürtler gestiftet. In der St. Johanniskirche<br />

war es 200 Jahre lang im Gebrauch. In<br />

der Fastenzeit hing es zwischen Langhaus<br />

und Chor und trennte so den Altarraum von<br />

der Gemeinde.<br />

Sein späterer Verbleib blieb rätselhaft.<br />

1840 entdeckte man es in der Zittauer Ratsbibliothek<br />

wieder, zusammengerollt unter<br />

einem Bücherregal. 1842 gelangte der Fund<br />

nach Dresden, 1876 zurück nach Zittau, wo<br />

er nur sieben Mal öffentlich gezeigt wurde,<br />

zuletzt 1933.<br />

Vor Kriegsende auf dem Oybin ausgelagert,<br />

fiel das Tuch 1945 sowjetischen<br />

Soldaten in die Hände. In vier Teile zerschnitten,<br />

diente es kurzzeitig als Badestubenverkleidung.<br />

Danach im Wald zurückgelassen,<br />

rettete es ein Oybiner Holzsammler.<br />

Jahrzehntelang verblieb es dann<br />

im Museumsdepot als von sowjetischen<br />

Soldaten geschändetes sakrales Zeugnis in<br />

der DDR tabuisiert.<br />

Auf der anschließenden Fahrt nach<br />

Oybin konnten wir die „Zittauer Bimmelbahn“,<br />

eine noch immer dampfbetriebene<br />

Schmalspurbahn, im regulären Betrieb der<br />

DB bewundern. Leider hat der Regengott im<br />

Hauptort des Zittauer Gebirges, in Oybin,<br />

einige Tränen über uns vergossen. Den<br />

Spaziergang auf den Berg Oybin und die<br />

Besichtigung der Burg- und Klosterruine<br />

Oybin haben sich die wetterfesten Bundesschwestern,<br />

Bundesbrüder und deren<br />

mitreisende Angehörigen aber nicht vermiesen<br />

lassen.<br />

Nächstes Ziel: der Kreis Löbau, bekannt<br />

durch gut erhaltene „Umgebindehäuser“.<br />

Das in den Dörfern noch landschaftsbestimmendeUmgebindehaus<br />

entstand<br />

aus der Verschmelzung<br />

des slawischen<br />

Blockhauses mit dem<br />

fränkischen Fachwerkbau.<br />

Zu erkennen<br />

an der in sich geschlossenenBlockstube<br />

und ihrer Abdeckung,<br />

die nicht als<br />

Dielung des Obergeschosses<br />

dient. Die<br />

Ständer des Umgebindes<br />

haben keine<br />

Verbindung mit der<br />

Blockstube und tragen<br />

das Rahmenbalkenwerk,<br />

auf dem das<br />

Obergeschoß errich-<br />

tet ist. Das Haus ist<br />

strohgedeckt. Bei seinem<br />

Bau wurden<br />

Baustoffe verwendet,<br />

die in der Natur reichlich<br />

zur Verfügung stehen: Feldsteine für die<br />

Mauern, Holz für die Blockstube und die<br />

Fachwerkverbindungen sowie Lehm und<br />

Stroh.<br />

Etwa 10 Kilometer südlich von Löbau<br />

liegt die kleine Stadt Herrnhut, Namensgeber<br />

und Stammsitz der Herrnhuter Brüdergemeinde.<br />

Die Evangelische Brüder-


Unität ist eine ökumenisch offene Kirche. In<br />

Europa hat sie 30.000 Mitglieder. Diese sind<br />

verwaltungsmäßig aufgeteilt in drei selbstständige<br />

Kirchenprovinzen in Tschechien, in<br />

Großbritannien sowie in Kontinentaleuropa<br />

(Deutschland, Niederlande, Schweiz, Dänemark,<br />

Schweden, Estland und Lettland). Die<br />

Brüder-Unität entstand Mitte des 15. Jahrhunderts<br />

aus der böhmischen Reformation<br />

heraus. Anfang des 18. Jahrhunderts kam es<br />

in Herrnhut (Oberlausitz) zur Neugründung<br />

unter Nikolaus Ludwig von Zinzendorf. Bis<br />

heute gehören viele ihrer Mitglieder zugleich<br />

auch der evangelischen Kirche an. Die<br />

Brüder-Unität ist der Evangelischen Kirche<br />

in Deutschland (EKD) angegliedert und<br />

zugleich Gastmitglied in der Vereinigung<br />

evangelischer Freikirchen (VEF).<br />

Die Brüder-Unität hat kein<br />

eigenes Bekenntnis. Sie bekennt<br />

mit den anderen Kirchen Jesus<br />

Christus als ihren Herrn und<br />

Heiland.<br />

Zu Gast<br />

bei der Herrnhuter<br />

Brüdergemeinde<br />

Die Gemeinschaft legt einen<br />

besonderen Akzent auf ihr Gemeindeleben.<br />

Die Mitglieder<br />

kennen sich persönlich und versuchen<br />

sich in allen Lebenslagen<br />

gegenseitig zu stützen. Die internationale<br />

Ausstrahlung in<br />

fünf Kontinenten macht die<br />

Brüdergemeinde für viele<br />

attraktiv und erweitert ihren<br />

Horizont. Bekannt ist die Brüder-<br />

Unität unter anderem für die Herausgabe<br />

der Losungen, einem<br />

seit 1731 in ununterbrochener<br />

Folge erscheinenden Andachtsbuch,<br />

das für jeden Tag des Jahres<br />

zwei Bibeltexte und einen<br />

Liedvers bzw. ein Gebet enthält.<br />

Die Unität hat verschiedene<br />

Namen: Brüder-Unität leitet sich<br />

vom lateinischen »<strong>Unitas</strong><br />

Fratrum« ab, dem Namen der<br />

Böhmischen Brüder, von denen<br />

die Herrnhuter Brüdergemeinde<br />

abstammt. Der Name leitet sich<br />

vom Ursprungsort Herrnhut in<br />

Sachsen ab. Moravian Church ist der<br />

englische Name, der ebenfalls auf den<br />

Ursprung in Böhmen und Mähren hinweist<br />

(Spanisch: lglesia Morava, Französisch:<br />

Eglise morave).<br />

Am Mittwoch traten wir frohgelaunt<br />

nach einem gut sortierten Frühstück mit<br />

Zutaten und Erzeugnissen aus der Region,<br />

überwiegend aus ökologischem Anbau, die<br />

Heimreise über Dresden an, nicht ohne<br />

daran zu erinnern, dass der Volksmund das<br />

Sprichwort kennt: „Wenn Engel reisen, lacht<br />

der Himmel (Freudentränen)!“<br />

Zu viele Worte über Dresden zu verlieren<br />

hieße Eulen nach Athen tragen. Beim<br />

Stadtrundgang im Elbflorenz sind wir an der<br />

neuen Synagoge vorbei über die Brühlsche<br />

Terrasse, die sich über dem Elbufer auf den<br />

Resten der Dresdner Festung erstreckt,<br />

gegangen. Sie verdankt ihren Namen dem<br />

sächsischen Minister Graf Heinrich von<br />

Brühl (1700 – 1763). Seit 1814 ist dieser<br />

Bereich der Stadt öffentlich und hat sich<br />

bald zur Flaniermeile mit dem Namen<br />

„Balkon Europas“ entwickelt. An der Frauenkirche<br />

vorbei, Richtung Semperoper, passierten<br />

wir den „Langer Gang“ mit dem<br />

berühmten 101 m langen Fürstenzug aus<br />

24000 Meissner Porzellankacheln und die<br />

Hofkirche am Theaterplatz. Von der Semper-<br />

Die Dresdener Hofkirche und der Zwinger<br />

oper gingen wir direkt zum Zwinger, ein in<br />

der Welt einzigartiges Meisterwerk höfischen<br />

Barocks und Dresdens berühmtestes<br />

Baudenkmal. August der Starke beauftragte<br />

Daniel Pöppelmann mit dem Bau einer<br />

Orangerie, aus der bis 1732 der heutige Zwinger<br />

hervorgegangen ist. Der Zwinger war<br />

nie als Residenz oder zu sonstigen Wohnzwecken<br />

gedacht. Er diente allein den repräsentativen<br />

Ansprüchen Augusts des Starken.<br />

High noon wurde uns von dem an der<br />

Ostseite des Zwingers errichteten Glockenspiel-Pavillon<br />

auf dem Glockenspiel mit<br />

Glocken aus Meissner Porzellan intoniert.<br />

Über den Theaterplatz zurück würdigten<br />

wir das Taschenbergpalais mit einem<br />

Mittagessen im Sophienkeller. Körperlich<br />

gestärkt und regeneriert genehmigten wir<br />

uns einen Augenschmaus im Neuen Grünen<br />

Gewölbe an der dort untergebrachten<br />

Pretiosensammlung. Und obwohl wir schon<br />

am Vormittag kurz in der Frauenkirche<br />

waren, gönnten wir unserem Gehörsinn<br />

und unseren Seelen um 18 Uhr eine<br />

Abendandacht mit anschließender zentraler<br />

Kirchenführung.<br />

Donnerstag am frühen Morgen starteten<br />

wir unsere Rückfahrt über Würzburg,<br />

Frankfurt/Main, Siegburg/Bonn nach Düsseldorf.<br />

Hier endete unsere Reise, die noch<br />

von unserem lieben Bundesbruder<br />

Helmut Voss vorbereitet<br />

wurde, der bei einem tragischen<br />

Verkehrsunfall mit jugendlichen<br />

Verkehrsrowdies leider sein Leben<br />

verloren hat. Die weitere<br />

Organisation und Durchführung<br />

wurde daher dem Reiseunternehmen<br />

Poppe & Co. in Mainz<br />

übertragen, die das Busunternehmen<br />

Karibu Reisen verpflichtete.<br />

Unterwegs besuchten wir<br />

noch die Zisterzienserabtei Osek<br />

und das von Abt Bernhard Thebes<br />

im Drei-Länder-Eck Deutschland,<br />

Polen und Tschechien initiierte<br />

Projekt eines Begegnungshauses<br />

für Kinder in Dlouha<br />

Louka, das der UV in den letzten<br />

Jahren als Soziales Verbandsprojekt<br />

unterstützt hat. Die an<br />

dieser Reise teilnehmenden Unitarier<br />

haben sich dafür ausgesprochen,<br />

ein Treffen von Aktiven<br />

aus dem UNITAS-Verband mit<br />

polnischen und tschechischen<br />

Studenten in dem unweit des<br />

Klosters errichteten Begegnungshaus<br />

zu organisieren. Dieser Gedanke<br />

wurde auch inspiriert<br />

durch die GV in Trier, bei der wir<br />

uns den Europagedanken und<br />

die christlichen Wurzeln Europas<br />

besonders auf die Fahne<br />

geschrieben haben. Es ist uns<br />

spontan allerdings noch keine<br />

Lösung eingefallen, wie man mit<br />

interessierten jungen Menschen aus den<br />

beiden benachbarten Ländern Polen und<br />

Tschechien für ein solches Begegnungsprojekt<br />

Kontakt aufnehmen kann. (Vgl. auch<br />

gesonderten Bericht auf S. 168)<br />

Von den Reiseteilnehmern wurde lang<br />

anhaltender Dank dem Busfahrer und dem<br />

unitarischen Dreigestirn, Frau Marianne<br />

Hübers von der Geschäftsstelle und den<br />

Bundesbrüdern Dieter Krüll und Heinrich<br />

Sudmann gespendet, die die Reise organisatorisch<br />

vorbereitet und begleitet<br />

hatten.<br />

unitas 3-4/2007 167


Unitarier besuchen das Soziale<br />

Projekt in Osek<br />

<strong>VON</strong> <strong>BBR</strong>. DIETER KRÜLL<br />

Am letzten Tag der unitarischen Besichtigungsreise zum Altherren-<br />

und Hohedamenbundstag im Kloster Marienthal,<br />

durch die Oberlausitz und Dresden stand die Besichtigung des<br />

aktuellen Sozialen Projekts des UNITAS-Verbandes, das Begegnungshaus<br />

für Kinder in Dlouka-Louka in der Nähe des<br />

Klosters Osek in Nord-Böhmen (Tschechien), auf dem Reiseprogramm.<br />

Fünfundvierzig Unitarier, zum Teil mit ihren Damen,<br />

machten sich mit dem Reisebus von Dresden aus auf den Weg<br />

nach Süden. Osek liegt etwa 50 Kilometer Luftlinie südlich von<br />

Dresden unmittelbar hinter dem Bergkamm des Erzgebirges<br />

(westlich von Teplice) in Tschechien.<br />

Wir benutzten nicht die Bundesstraße<br />

170 / E55 Dresden-Prag über Altenberg im<br />

Erzgebirge, über die sich viele Jahrzehnte<br />

lang der Verkehr auf kurvenreicher Strecke<br />

hatte quälen müssen, sondern die soeben<br />

neu eröffnete Autobahn A 17 weiter östlich<br />

über Prina, Bad Gottleuba nach Usti (Aussig),<br />

von wo wir dann über Landstraßen<br />

Richtung Westen nach Osek gelangten.<br />

Wir hatten leider einen sehr nebligen,<br />

dunstigen Tag erwischt. Aber wir durften<br />

zufrieden sein, hatten wir doch die Tage<br />

zuvor fast meist herrlichen Sonnenschein<br />

genießen dürfen. Die heftigen Regenfälle<br />

setzten erst am Nachmittag während<br />

unserer Rückreise nach Düsseldorf ein.<br />

168<br />

unitas 3-4/2007<br />

An der Landesgrenze nach Tschechien<br />

für uns die erste Überraschung: Tschechien<br />

gehört zwar inzwischen zur EU, ist aber<br />

noch nicht dem Schengener Abkommen<br />

beigetreten. Passkontrolle im Herzen Europas,<br />

für uns sehr ungewohnt und an der<br />

noch provisorischen Grenzstation, in karger<br />

Landschaft und Nebeldunst auch etwas<br />

beklemmend, ein wenig wie in alten Zeiten<br />

des Eisernen Vorhangs.<br />

Prompt Probleme: Ein Mitreisender hat<br />

seinen Personalausweis nicht dabei. Die<br />

Ausstellung eines Ersatzpapiers gegen<br />

Zahlung von EUR 8,00 ist zwar grundsätzlich<br />

möglich, aber irgendein Nachweis<br />

der Identität muss her. Die Kreditkarte hat<br />

In einem ehemaligen Gasthaus des Örtchens Dlouha-Louka befindet sich heute das vom UNITAS-<br />

Verband geförderte „Begegnungshaus für Kinder“ (gelbes Gebäude). Im Hintergrund sehen wir die<br />

kleine Dorfkirche.<br />

Verbandsgeschäftsführer Dieter Krüll mit Pater Schabel vor dem<br />

Kloster Osek<br />

kein Foto und könnte daher jedem gehören.<br />

Mein rheinisch fröhlicher Hinweis: „Ich<br />

kenn däm!“ bewirkt nichts, auch kein<br />

Lächeln. Aber gottlob habe ich die Teilnehmerliste<br />

der Busreise dabei, die den<br />

Kreditkarteninhaber als Mitreisenden ausweist.<br />

Nach 20 Minuten Aufenthalt geht es<br />

weiter nach Osek.<br />

Abt Bernhard dankt<br />

allen Unitariern<br />

für die geleistete Hilfe<br />

Als unser Bus mit Verspätung in den Hof<br />

der Zisterzienser-Abtei einfährt, steht dort<br />

bereits der Bus einer anderen Reisegruppe<br />

der katholischen Frauengemeinschaft aus<br />

Dresden, die mit Pater Schabel um zehn Uhr<br />

einen Gottesdienst feiern möchte. Pater<br />

Schabel vertritt Abt Bernhard (Thebes), der<br />

wegen seines Blasenkrebsleidens leider im<br />

Krankenhaus in Dresden liegt. Man hatte<br />

mir noch kurz vorher gesagt, er liege wohl<br />

im Sterben. Doch als ich mit ihm nach unserem<br />

Besuch telefonierte, war sein Stimme<br />

fest und dynamisch wie eh und je. Er dankt<br />

allen Unitariern sehr herzlich für ihre Hilfe<br />

beim Sozialen Projekt Osek und wünscht<br />

allen Gottes reichen Segen. Inzwischen<br />

steht Abt Bernhard sogar wieder am Altar in<br />

Osek, dem Herrn sei Dank!<br />

Pater Schabel (er ist der erste Neupriester<br />

des Klosters Osek nach der Wende,<br />

geweiht Pfingsten 2007) verschiebt kurzer<br />

Hand die Messe auf elf Uhr, besteigt unseren<br />

Bus und fährt mit uns in nördlicher<br />

Richtung den steilen Hang des Erzgebirges<br />

hinauf nach Dlouha-Louka (Weiße Wiese).<br />

Wir passieren einen Gedenkstein für dreißig<br />

verunglückte Bergleute, die im inzwischen<br />

geschlossenen Kohleschacht bei<br />

Osek ihr Leben lassen mussten. Vorbei an


Holzkreuzen verunglückter Autofahrer<br />

(einige Mitreisende sollen<br />

still gebetet haben, aber unser<br />

Fahrer Andreas Frank fuhr stets<br />

umsichtig und sicher) erreichen wir<br />

auf enger Straße Dlouha Louka. Der<br />

Ort war vor der Wende 1990 bis auf<br />

wenige Bewohner und Häuser fast<br />

ausgestorben. Heute siedeln sich<br />

immer mehr Wochenend-Urlauber<br />

hier an, obwohl das offiziell gar<br />

nicht erlaubt ist.<br />

So stand auch das ehemalige<br />

Gasthaus/Hotel mit dem angrenzenden<br />

Dorfkirchlein leer und war<br />

dem langsamen Verfall preisgegeben,<br />

bis Abt Bernhard den<br />

kühnen Entschluss fasste, hier ein<br />

„Begegnungshaus für Kinder“ zu<br />

errichten. Er hatte nämlich in Osek<br />

die Erfahrung gemacht, dass die<br />

erwachsenen Bewohner derart<br />

durch den Kommunismus und<br />

seine Verfolgungen geprägt waren,<br />

dass für sie Gott und der Glaube an<br />

Jesus Christus eine Bedrohung darstellt<br />

(siehe auch den Artikel „Kommunismus<br />

steckt noch immer in<br />

den Köpfen der Menschen“, UNITAS<br />

1/2007, S. 36). Nur sehr wenige<br />

Bürger besuchen den Gottesdienst<br />

in der Klosterkirche. Alle Versuche,<br />

sich den anderen zu nähern, scheiterten<br />

bisher, obwohl man dem Abt<br />

ansonsten freundlich begegnet<br />

und sein segensreiches Wirken für<br />

die Erhaltung der Klosteranlage respektiert.<br />

Bei Ferienaufenthalten auch<br />

Jesus Christus kennen lernen<br />

Umso erstaunlicher ist, dass die Menschen<br />

in und um Osek es zulassen, dass ihre<br />

Kinder – neugierig wie diese sind – Kontakt<br />

zum Kloster und zum Abt aufnehmen. Dies<br />

scheint die einzige Chance zu sein, wenigstens<br />

mit langem Atem die Heilslehre Jesu<br />

Christi wieder in Tschechien zu verbreiten.<br />

Dabei soll das Begegnungshaus für Kinder<br />

in Dlouha-Louka helfen, nämlich Ferien und<br />

Erholungsangebote in diesem Haus und in<br />

der herrlichen Wald- und Heidelandschaft<br />

Blick in einen Schlafraum und die Küche des Begegnungshauses<br />

hoch oben auf dem Kamm des Erzgebirges<br />

mit einer nahe liegenden Trinkwasser-Talsperre<br />

zu nutzen, um nebenbei Kindern von<br />

Jesus Christus zu erzählen und seine Heilslehre<br />

nahe zu bringen.<br />

Ein mühsamer und äußerst schwieriger<br />

Weg, der nur mit schier grenzenlosem<br />

Gottvertrauen – wie es der Abt vorlebt – gelingen<br />

kann. Wer aber den Zustand des<br />

Klosters Osek und auch dieses ehemaligen<br />

Gasthauses in Dlouha Louka vor dem Eingreifen<br />

des Abtes gekannt hat und mit dem<br />

heutigen Zustand vergleicht, mag nicht<br />

glauben, dass dies nur ein Mann mit seiner<br />

unendlichen Energie und dem Vertrauen<br />

auf Gottes Hilfe bewerkstelligen konnte.<br />

Die Gebäude sind gesichert und in<br />

passablem Zustand. Es bleibt noch<br />

viel zu tun, aber deutlich mehr als<br />

ein Grundstein wurde gelegt.<br />

Abt Bernhard ist gelernter Bauingenieur.<br />

Er hat das alte Gasthaus<br />

und das Kirchlein, das durch einen<br />

gemauerten Gang mit dem Haus<br />

verbunden ist, von Grund auf saniert.<br />

Im Erdgeschoss liegen die Gemeinschaftsräume,<br />

die Küche, der<br />

Speisesaal usw. Im Obergeschoss<br />

wurden ein Schlafsaal und mehrere<br />

Einzel- bzw. Doppelzimmer mit<br />

Duschen in modernem Standard<br />

neu errichtet.<br />

Das geräumige Dachgeschoss<br />

mit der Balkenkonstruktion des<br />

neuen Daches schreit geradezu<br />

nach einem weiteren Ausbau.<br />

Die Unitarier konnten das ganze<br />

Haus und die von Unitariern und<br />

anderen finanzierte Innenausstattung<br />

bewundern. Ein großer Mehrstoff-Heizkessel<br />

(Vissmann), der mit<br />

Öl, aber auch mit Holz befeuert<br />

werden kann, das die jugendlichen<br />

Bewohner selbst sammeln können.<br />

Die Bestuhlung, Tische, Betten<br />

waren von solider und optisch sehr<br />

ansprechender Qualität. Eine moderne<br />

Groß-Kücheneinrichtung (Nirosta-Stahl)<br />

war zu bewundern, die<br />

große Waschmaschine wurde<br />

zunächst unten im Tal im Kloster aufgestellt,<br />

um das dort verfügbare Personal besser<br />

nutzen zu können. Kurz, unser Geld<br />

scheint hervorragend investiert worden zu<br />

sein. Zur Kostenersparnis wurden viele<br />

Gegenstände aus tschechischer Produktion<br />

erworben, die bei akzeptabler Qualität erheblich<br />

preisgünstiger waren. Die Teilnehmer<br />

der Reisegruppe waren wirklich hellauf<br />

begeistert.<br />

Aktivenfahrt nach Dlouha Louka<br />

Nun fehlt nur noch eines: Das Haus<br />

muss zum Leben erweckt und von Menschen<br />

(Personal) und Jugendlichen (Gästen)<br />

bezogen und genutzt werden. Hier kam sofort<br />

die Idee auf, ob nicht der Vorort/Verband<br />

im kommenden Sommer ein Aktiventreffen<br />

oder gar einen gemeinsamen Sommerurlaub<br />

in Dlouha-Louka organisieren<br />

und abhalten könnte. Die Bundesbrüder in<br />

Prag und Oppeln könnten den Kontakt zu<br />

tschechischen und polnischen Studierenden<br />

herstellen, die ebenfalls teilnehmen<br />

könnten.<br />

Damit wäre ein Anfang gemacht, der<br />

auch der europäischen Idee und der Völkerverständigung<br />

im Herzen Europas (Dreiländereck)<br />

dienen würde. Wer hat hilfreiche<br />

Ideen für solch ein Projekt? Meldet Euch, >><br />

unitas 3-4/2007 169


hier könnt Ihr persönlich etwas<br />

tun.<br />

Zum Abschluss besichtigten<br />

wir die absolut<br />

schlicht gehaltene Kirche.<br />

Zentrum des Kirchenraums<br />

ist der Altar, ein „Moses-<br />

Altar“ aus Steinbrocken des<br />

Erzgebirges vom Abt Bernhard<br />

persönlich gemauert.<br />

Beeindruckend! Die Gruppe<br />

sang gemeinsam ein Lied,<br />

ein Reise-Segensspruch<br />

wurde verlesen und Pater<br />

Schabel erbat den Schutz<br />

Gottes für die Rückreise und<br />

segnete uns alle.<br />

Zwischenzeitlich machte<br />

Bbr. Thomas Staroszinski den<br />

Vorschlag, dass sein Sohn,<br />

der Dozent an der FH Nürtingen (Kunsttherapie)<br />

ist, die Wand hinter dem Altar<br />

gestalten und ausmalen könnte.Wir wissen<br />

noch nicht, ob Abt Bernhard damit einverstanden<br />

ist. Man sieht aber, der Funke ist<br />

übergesprungen.<br />

Zurück in Osek besuchten wir noch kurz<br />

die riesige, barocke Abtei-Kirche, die auch<br />

innen noch sehr gut erhalten ist und von<br />

alter Macht und Herrlichkeit des Ordens in<br />

früherer Zeit Zeugnis gibt. Dort wartete seit<br />

über einer Stunde die Dresdener Frauengemeinschaft,<br />

für deren Geduld wir uns<br />

sehr herzlich bedankten. Alle gemeinsam<br />

sangen wir „Großer Gott wir loben Dich“, in<br />

Haus „Egypta“ soll Kindern Kriegstrauma<br />

nehmen - 5/1997<br />

Für Haus Egypta: Ein tolles Ergebnis - 1/1998<br />

Besuch im Haus Egypta - 2/1998<br />

Keine Zuschauer, sondern Akteure / Robert<br />

Schuman-Haus Markkleeberg - 3/1998<br />

Haus Egypta: Auf halbem Weg zum Ziel<br />

- 1/1999<br />

Haus Egypta: Eingeweiht und schon bezogen<br />

- 4/1999<br />

Freudiges Ereignis in Sarajewo: Kinderheim<br />

„Haus Egypta“ eingeweiht - 5/1999<br />

Unser neues Soziales Projekt: Jungen Menschen<br />

in Kolumbien eine Chance - 6/1999<br />

(dieses Projekt wurde nicht realisiert)<br />

Unser Projekt: Das „Centro de Formacion<br />

Juvenil y Popular“ in Caracas - 3/2000<br />

Nachrichten aus Venezuela (Caracas)<br />

- 4/2000<br />

170<br />

unitas 3-4/2007<br />

Die Barockkirche des Zisterzienserklosters Osek<br />

das auch die Dresdener mit einstimmten.<br />

Leider konnten wir an dem Gottesdienst<br />

nicht teilnehmen, da wir noch die lange<br />

Rückreise nach Düsseldorf vor uns hatten<br />

(die Letzten kamen nach ein Uhr nachts ans<br />

Ziel).<br />

Zu einem Imbiss gingen wir ins Refektorium<br />

des Klosters, wo wir von fleißigen<br />

Damen mit heißen Getränken und Kuchen<br />

reichhaltig bewirtet wurden. Als wir uns<br />

bald verabschieden mussten, erhielt jeder<br />

Mitreisende im Fließbandverfahren drei<br />

Tüten mit Reiseproviant (belegte Brote,<br />

kalte Schnitzel, Obst), die wir bei der langen<br />

Rückreise gut gebrauchen konnten.<br />

Erster Scheck an Salesianer Don Bosco<br />

übergeben / Bald UNITAS-Caracas?<br />

- 5/2000<br />

Was soll in „unserem“ Jugendzentrum in<br />

Caracas geschehen? - 1/2001<br />

Grünes Licht für Baubeginn in Caracas<br />

- 2/2001<br />

Das Jugendzentrum in Caracas geht ins<br />

Internet - 4/2001<br />

Venezuela: Kirche wehrt sich gegen<br />

Repressalien - 4/2001<br />

Zeitwende in Venezuela: Der Staat, die<br />

Kirche und das UNITAS-Projekt - 4/2002<br />

Was wurde aus unserem Kinderdorf-Projekt<br />

in Markkleeberg? - 1/2003<br />

Neues Soziales Projekt: Hilfe für Schülerinternat<br />

in Prijedor/Bosnien-Herzegovina<br />

- 2/2003<br />

Bosnien-Herzegowina / Diözese Banja-Luka<br />

/ Stadt Prijedor - 1/2004<br />

Der Besuch in Osek und<br />

Dlouha-Louka war für alle<br />

ein unvergessliches Erlebnis,<br />

den niemand bereut hat. Es<br />

war gut, dass wir unser<br />

Soziales Projekt gesehen<br />

haben und mit dem Gefühl<br />

heimreisen konnten, dass wir<br />

Unitarier hier etwas sehr<br />

Gutes getan haben und<br />

hoffentlich noch tun werden.<br />

Jeder Unitarier ist von Abt<br />

Bernhard und Pater Schabel<br />

herzlich eingeladen, jederzeit<br />

im Kloster zu Besuch zu sein<br />

und auch dort zu übernachten.<br />

Dieses Ziel ist eine<br />

Reise wert, schaut einmal<br />

vorbei.<br />

Nun fehlen noch 10.000 Euro<br />

Die UNITAS hat bei Beginn des Projekts<br />

Finanzmittel in Höhe von EUR 60.000,00<br />

zugesagt. Bisher wurden ca. EUR 52.000,00<br />

durch Spenden aufgebracht und über<br />

Renovabis nach Osek gezahlt.<br />

Ich bitte alle Unitarier, die restliche<br />

Summe oder möglichst etwas mehr bis<br />

zum Jahresende zu spenden, damit dieses<br />

wertvolle Projekt weiter Erfolg haben<br />

kann. Allen Spendern möchte ich für Ihre<br />

Großherzigkeit auch im Namen von Abt<br />

Bernhard sehr herzlich danken.<br />

Soziale Projekte des UNITAS-Verbandes<br />

ARTIKEL IN DER VERBANDSZEITSCHRIFT AB AUSGABE 5/1997<br />

Prijedor: Das Soziale Verbandsprojekt<br />

Braucht unsere Hilfe! - 3/2004<br />

Prijedor in Bosnien-Herzegowina: Die<br />

aktuelle Aktion zum Sozialen Projekt -<br />

4/2004<br />

Das Ziel fast erreicht! Bericht über unser<br />

Projekt in Prijedor - 1/2005<br />

„Auftrag erfüllt!“ – Bericht des Beauftragten<br />

für das Soziale Projekt in Projedor<br />

- 2-3/2005<br />

Neues Soziales Projekt des UNITAS-Verbands<br />

„Begenungshaus für Kinder in<br />

Osek/Dlouha-Louka“ - 4/2005<br />

Neues aus Caracas: In Venezuela geht es<br />

weiter - 3/2006<br />

Venezuela: Unser Projekt ist feierlich eingeweiht<br />

- 2/2007<br />

Zusammenstellung: Dieter Krüll


Walter Keller – Ein unitarisches Leben<br />

<strong>VON</strong> <strong>BBR</strong>. FRITZ FLACH, WÜRZBURG<br />

Breslau im Jahre 1917. Der Erste Weltkrieg<br />

zieht sich jetzt schon ins vierte<br />

Jahr. Die Bevölkerung hat die katastrophale<br />

Nahrungsmittelversorgung<br />

im so genannten „Steckrübenwinter“<br />

einigermaßen überstanden, es nähert<br />

sich ein weiterer leidvoller Winter, der<br />

durch Lebensmittelknappheit und<br />

Rationierung des Heizmaterials die<br />

Bevölkerung in Lethargie und Depression<br />

versinken lässt.<br />

In dieser durch Hunger, Leid und Tod<br />

gekennzeichneten Zeit erblickt in der Familie<br />

Keller ein weiterer Sohn den Septembersonnenschein,<br />

der auf den Namen<br />

Walter nach protestantischem Ritus getauft<br />

wird. In seiner neunköpfigen Familie wächst<br />

er wohlbehütet und gerüstet für den Gang<br />

durchs Leben heran. Vor allem seine Mutter<br />

legt das Fundament für die Entfaltung der<br />

religiösen Gaben. Mit zehn Jahren ist Walter<br />

soweit, dass er und mit ihm alle Geschwister<br />

zum katholischen Glauben konvertieren.<br />

Die weitere Kindheit und Jugendzeit<br />

ist geprägt durch die dreijährige<br />

Schulzeit am Missionsgymnasium der<br />

Oblaten in Striegau, wo er vom damaligen<br />

Adolf Kardinal Bertram (s. Bild) das Sakrament<br />

der Firmung empfängt. Noch ist nicht<br />

vorauszusehen, dass der Firmling sich einmal<br />

der gleichen Korporation wie sein Bischof<br />

anschließen wird. Das Matthias-<br />

Gymnasium in Breslau, das auch schon<br />

Joseph Freiherr von Eichendorff besucht<br />

hatte, ist die nächste Schule, wo ihm dann<br />

1937 das Zeugnis der Reife überreicht wird.<br />

Damit steht dem jungen Abiturienten<br />

der Weg zum Studium offen – zumindest<br />

theoretisch. Da er aus seiner Gegnerschaft<br />

zum nationalsozialistischen Gedankengut<br />

keinen Hehl macht und als Anti-Nazi verschrien<br />

ist, droht ihm die Zwangsexmatrikulation.<br />

Deshalb entscheidet er sich bereits<br />

im Zweitem Semester notgedrungen<br />

zur freiwilligen Meldung beim Militär. Ab<br />

1938 bei der Wehrmacht wird er ein Jahr<br />

später, dem Sterbejahr seines Vaters, an der<br />

Grenze bei Gleiwitz stationiert. Die Grausamkeit<br />

des Krieges erlebt er im Polen-,<br />

Frankreich- und Russlandfeldzug, bis er bei<br />

der Invasion im September 1944 zunächst<br />

in belgische Gefangenschaft gerät und<br />

dann in ein englisches Lager überstellt<br />

wird. Hier zeigt sich die Entfaltung seiner<br />

Glaubensstärke, die ihm in die Wiege gelegt<br />

und von seiner Mutter intensiviert wurde:<br />

Für alle sichtbar trägt er das Kreuz zum<br />

Gottesdienst quer durch das Lager hin zum<br />

Altar. Keinerlei Rücksicht nimmt er dabei<br />

auf ausgediente Alt-Nazis, die in ihrem Innersten<br />

dem braunen Sumpf verhaftet<br />

sind. Ihr verdorbenes Gedankengut lässt<br />

diesen christlichen Bekennermut nicht zu,<br />

es regt sich in ihnen der Plan eines<br />

Meuchelmordes, dem ein englischer Offizier<br />

einen Strich durch die Rechnung<br />

macht.<br />

Zugleich ist dieses Leben in Gefangenschaft<br />

aber auch der Beginn einer neuen<br />

Freundschaft und Quelle für einen neuen<br />

Lebensbund: Hier lernt er Ludwig Freibüter<br />

und somit die UNITAS kennen, die für ihn<br />

neben dem Beruf sein Leben ausfüllen wird.<br />

Nach der Entlassung aus dem Lager in die<br />

neu gewonnene Freiheit studiert Walter in<br />

München Jura und leistet sein Referendariat.<br />

Hier sucht er die Korporation auf,<br />

von deren Prinzipien er überzeugt ist. Als<br />

tätiger Christ, der mit den Gaben des Geistes<br />

und der Seele beschenkt ist, der andererseits<br />

allem Äußerlichen und Peripheren<br />

abhold ist, kommt für ihn nur ein neustudentischer<br />

Verein in Frage: Am 14. Dezember<br />

1947 wird er in die UNITAS Albertus-<br />

Magnus zu München rezipiert und im Februar<br />

1953 philistriert. Kneipen werden<br />

keine geschlagen, Bundesbruder Keller<br />

kann auch darauf verweisen, nie in einer<br />

Wichs gesteckt zu haben. Dennoch gilt er<br />

bis heute als aufmerksamer Konkneipant,<br />

der voll Inbrunst die alten Studentenweisen<br />

cum pectore intoniert und über Jahr-<br />

zehnte hinweg die Corona mit einem rechten<br />

und ausgedehnten Grußwort erfreut.<br />

Die ersten Berufsjahre verbringt er bei<br />

der Allianz in Frankfurt und der LVA in Düsseldorf.<br />

Als 1959 die Frühlingssonne ihre<br />

ersten Strahlen nach Würzburg schickt, da<br />

treffen sie auch im Rheinland unseren<br />

Walter und flüstern ihm das Frankenlied in<br />

die Ohren: „…ins Land der Franken fahren.“<br />

So tritt er denn auch im März in der mainfränkischen<br />

Metropole seinen Dienst bei der<br />

LVA-Unterfranken an und wird gleichzeitig<br />

vom Vorsitzenden Dr. Alois Bulitta beim<br />

Altherrenverein UNITAS-Würzburg als B-<br />

Philister aufgenommen und aktiv. Sein Herz<br />

pocht in erster Linie für die Aktivitas, die<br />

nach mehreren Vereinsgründungen wieder<br />

in einem Coetus zusammengeführt ist:<br />

UNITAS-Würzburg. Sie bedarf dringend<br />

eines Verbindungshauses und dazu<br />

wird das Studentenhilfswerk gegründet.<br />

Als Direktor in der Rentenversicherungsanstalt<br />

und so auch in<br />

Neu- und Umbauten involviert, ist<br />

der neue B-Philister der prädestinierte<br />

Vorsitzende des SHW und<br />

engagiert sich mit dem Zeitaufwand,<br />

der ihm sein Beruf noch ermöglicht.<br />

Unter optimaler Mitwirkung<br />

der Vorstandsmitglieder und<br />

mit finanzkräftiger Unterstützung<br />

vor allem auch des Lohrer Altherrenzirkels<br />

gelingt es, das Haus in der<br />

Schellingstraße zu erwerben. Mit Begeisterung<br />

und Andacht kann das<br />

neue Domizil durch Bundesbruder<br />

Weihbischof Alfons Kempf im Juni<br />

1961 eingeweiht werden. Gleichzeitig<br />

rekonstituiert sich mit Enthusiasmus<br />

die Bavaria, um aufzubrechen in ein<br />

neues, erlebnisreiches Jahrzehnt. Als<br />

neustudentischer Unitarier fühlt<br />

Walter sich eher zur Hetania hingezogen,<br />

da die ausgedehnten und<br />

intensiven Festivitäten nach alter<br />

Bavarentradition seinem Gemüt<br />

nicht so liegen. Um ihn zu zitieren:<br />

„Die Hetanen sind die Bräveren.“<br />

Dennoch akzeptiert er nicht nur die beiden<br />

Ausrichtungen, sondern gestaltet sie auch<br />

auf Verbandsebene tatkräftig mit.<br />

Seine Vorstandstätigkeit in Würzburg<br />

wird beendet durch ein höhere Position im<br />

UNITAS-Verband: Auf der 85. GV in Tübingen<br />

1962 wird Bundesbruder Keller als<br />

Nachfolger von Dr. Ludwig Florian zum Verbandsgeschäftsführer<br />

gewählt und ist 23<br />

Jahre in diesem Amt segensreich tätig für<br />

seinen Studentenverband. Da sein unitarisches<br />

Herz in Würzburg schlägt und er die<br />

Verbandsgeschäftsstelle hierher verlegt,<br />

profitiert auch die Würzburger Korporation<br />

immens davon und ist in Verbandsangelegenheiten<br />

immer bestens informiert. >><br />

unitas 3-4/2007 171


Für sein hohes Engagement ist auch<br />

großer Bedarf gegeben, denn ab Mitte der<br />

60er Jahre schwappt aus den USA einerseits<br />

die Hippie-, andererseits die Protestbewegung,<br />

die in der Studentenschaft<br />

reichlich Nahrung findet. In Deutschland<br />

führt zudem der durch Georg Picht ausgelöste<br />

Alarm über einen – immerhin schon<br />

vor über 40 Jahren – Bildungsnotstand zu<br />

einer Abiturientenschwemme und später<br />

zu vermehrter Akademikerarbeitslosigkeit.<br />

Der Sozialistische Deutsche Studentenbund<br />

SDS schafft es, auch in die Aktivitates<br />

Streit und Hader zu bringen und Lücken im<br />

Verband aufzureißen. So ist es bezeichnend,<br />

dass unsere Bavaria prompt 1970<br />

zerrüttet ist, als der SDS sich selbst auflöst<br />

und ein Teil davon zur bewaffneten<br />

Schwerstkriminalität abwandert. Gar so<br />

schlimm wird es für unseren Verbandsgeschäftsführer<br />

nicht, er hält das Ruder fest in<br />

der Hand und lenkt das UNITAS-Schiff<br />

vorbei an den scharfen Klippen einer sog.<br />

Kulturrevolution. Dies hauptsächlich durch<br />

das unbeugsame Beharren auf den unitarischen<br />

und letztlich christlichen<br />

Werten. Mainzer Modell<br />

und kurzfristige Aufnahmen<br />

von Damen (z. B. Hathumar-Paderborn)<br />

sind Auswirkungen<br />

brisanter verbandsinternerAuseinandersetzungen<br />

am Ende der 60er Jahre,<br />

lassen aber auch erahnen,<br />

dass er nicht mit sturer Gewalt<br />

versucht, andere Gewalten<br />

zu brechen, sondern<br />

feinfühlig auf sich immer<br />

wieder ändernde Bedürfnisse<br />

der studierenden Jugend<br />

zu antworten weiß.<br />

Trotz etlicher Verluste an<br />

Vereinen ist der Verband an-<br />

fangs 1980 saniert. Es ist<br />

nicht übertrieben zu sagen,<br />

dass sich unser damaliger<br />

Verbandsgeschäftsführer<br />

historisch um die UNITAS<br />

verdient gemacht hat.<br />

Für seine vielfältigen Verdienste neben<br />

dem Bundesverdienstkreuz Erster Klasse<br />

am Bande und der Lorenz-Werthmann-Medaille<br />

der Caritas wird Walter im Mai 1986<br />

zum Ehrenmitglied des Altherrenvereins<br />

und im September 1992 der Aktivitas ernannt.<br />

Soweit er überhaupt Ehrungen zulässt,<br />

sieht er sie als Verpflichtungen an,<br />

sich nicht nur weiterhin, sondern noch<br />

intensiver für seine Klientel einzusetzen. So<br />

war sein segensreicher und großherziger<br />

Geist um dauerhaftes Wohlergehen seines<br />

Verbandes besorgt und bemüht. Dies geschah<br />

vor allem auch vor Ort auf Vereinsebene,<br />

so wie wir es in Würzburg hautnah<br />

erleben durften. Seine nahezu unübersehbaren<br />

B-Philisterschaften (ich zähle ca.<br />

16 Altherrenvereine) und seine Ehrenmitgliedschaften<br />

in diversen Vereinen zeugen<br />

von den unablässigen Besuchsfahrten, die<br />

172<br />

unitas 3-4/2007<br />

ihn quer durch Deutschland und auch nach<br />

Österreich führten. Die Gesamtkilometerzahl<br />

und der Nikotinverbrauch im Dienste<br />

der UNITAS wird jedenfalls nicht mehr zu<br />

ermitteln sein und steigt ins Unermessliche.<br />

Dabei war schon die Regel, dass er<br />

nicht nach einer Kneipe am Ort übernachtet,<br />

sondern nach Würzburg zurückfährt.<br />

Dies aus gutem Grund: entweder war<br />

hier am nächsten Tag ebenfalls z. B. ein<br />

Vereinsfest oder er musste gleich zum<br />

nächsten Verein. Ein Blick in seinen Terminkalender<br />

zeigt noch heute ein volles Programm,<br />

wie es für einen Neunzigjährigen<br />

ausgefüllter nicht sein kann. In den letzten<br />

Jahren konzentriert sich dies allerdings in<br />

der Hauptsache auf seine Herzenskorporation,<br />

die Hetania. Einen Alten Herren mit<br />

solch einer selbst aufgelegten Verpflichtung<br />

wird unser Verein wohl vergeblich ein<br />

zweites Mal suchen. Dabei weiß jeder AH<br />

zumindest aus seiner eigenen Aktivenzeit,<br />

wie zermürbend beispielsweise fünf Konvente<br />

im Semester sein können. Walter<br />

Keller erträgt es mit stoischer Ruhe.<br />

Zur Feier des 90. Geburtstag gehörte für den UNITAS-Ehrensenior<br />

zuerst die Dankmesse in der Würzburger Hofkirche<br />

Dazu möchte ich aber auch eine weitere<br />

Charaktereigenschaft hier nicht unterschlagen,<br />

die man ihm auf den ersten Blick<br />

nicht zutraut bzw. die nicht von jedermann<br />

erkannt wird. Dies ist seine feine Ironie<br />

dort, wo etwas kurz und bündig ohne tierischen<br />

Ernst auf den Punkt zu bringen ist.<br />

Ich denke nur an seine Einstellung zu<br />

Besichtigungen von Sehenswürdigkeiten,<br />

die für ihn nur „alte Gemäuer“ sind. Nehmen<br />

wir Essen und Trinken, so ist ihm zum<br />

ersten die Zeit zu schade dafür. Von der Unbedarftheit<br />

her gesehen ist sein Leben<br />

vergleichbar dem eines Franziskus von<br />

Assisi, dem das Geben seliger ist als das<br />

Nehmen. Was das Trinken angeht – bekanntlich<br />

ein Glas Bier am Abend – so ist<br />

der Satz von ihm und seiner Schwester<br />

Kläre überliefert: „Wir sind froh über jedes<br />

Glas Wein, das wir nicht trinken müssen.“<br />

Die Politik beurteilt er als Träger des CSU-<br />

Ehrenabzeichens wie folgt: „Alle Parteien<br />

sind von Übel, ich habe mich aber dem geringeren<br />

Übel angeschlossen.“ Und kirchlich<br />

sieht er sich „als der letzte Römling“, bei<br />

dem selbst Bischöfe ihr Placet einholen<br />

müssen, der aber auf den Papst nichts kommen<br />

lässt. Der verstorbene Bundesbruder<br />

Prälat Prof. Dr. Rudolf Schnackenburg hat<br />

ihm jedes Mal von weitem zugerufen, dass<br />

er noch katholisch sei. Dafür hatte Walter<br />

eine freundschaftliche Beziehung zu ihm.<br />

Ich selbst habe es aus dem Munde Rudolfs<br />

vernommen, dass er einmal in seiner leisen<br />

Art betonte: „Der Walter ist tatsächlich ein<br />

wahrer Freund.“ Ein wichtiges Erlebnis<br />

möchte ich noch hervorheben: Sein Bewusstsein,<br />

auf Erden nur Gast zu sein und<br />

ohne Ruhe zur himmlischen Heimat hin zu<br />

wandeln. Dies kam einmal im Jahr sehr<br />

stark zum Ausdruck durch die ununterbrochene<br />

Teilnahme an unserer UNITAS-<br />

Wallfahrt zum Kreuzberg. Im Herbst Anfang<br />

Oktober in der Rhön, egal ob die Sonne<br />

mit ihren letzten Strahlen die weit durchglänzte<br />

Natur noch einmal<br />

aufheizt, ob es regnet oder<br />

stürmt und die „Wall-Leut“<br />

am Kreuzberggipfel beim<br />

sonntäglichen Kreuzweg<br />

erbärmlich frieren lässt:<br />

Pilger Walter Keller geht<br />

unbeirrt seinen Weg,<br />

bekleidet mit dem grauen<br />

Mantel, gestärkt durch ein<br />

karges Mahl und abends das<br />

obligate Glas Klosterbier,<br />

dafür aber bestärkt im<br />

Glauben an Gott und seinen<br />

verherrlichten Sohn Jesus<br />

Christus. Was er sich als<br />

einzigen Luxus erlaubt, ist<br />

die Zigarette nach all den<br />

körperlichen Strapazen. Und<br />

selbst wenn er nun diese<br />

Last nicht mehr auf sich<br />

nehmen kann, so sorgt er<br />

dennoch dafür, dass die<br />

Corona am Samstagabend<br />

an adäquatem Stoff nicht darben muss.<br />

Vieles wäre noch zu ergänzen und zu<br />

vertiefen – allein: es fehlt der Platz dazu.<br />

Rückblickend ist für Walter Keller neben<br />

aller äußeren Bedingtheit auch heute<br />

unitarisch das maßgeblich, was klare und<br />

eigentliche Motivation für seinen Eintritt<br />

vor nahezu 60 Jahren war: „Bestechend für<br />

mich war die eindeutige Zielsetzung und<br />

Aufgabenstellung des UNITAS-Verbandes,<br />

seine religiöse Einstellung, seine Stellung<br />

zu Kirche, Papst und Bischöfen, sein soziales<br />

Engagement, seine Toleranz, bei der sich<br />

jeder so entfalten kann und angenommen<br />

wird, wie er von Gott geschaffen wurde,<br />

und die Ablehnung jeden Standesdünkels.“<br />

Dies ist und bleibt der wesenhafte und<br />

ursprüngliche Antrieb der hervorragenden<br />

und achtenswerten Wirksamkeit unseres<br />

Bundesbruders, sowohl auf Verbands- wie<br />

auf Vereinsebene.


90 Jahre Walter Keller<br />

200 GÄSTE BEIM RUNDEN GEBURTSTAG IN WÜRZBURG<br />

Ein großes Fest, angemessen und<br />

würdig. Es galt zu danken, sich zu<br />

freuen und zu gratulieren. Den Auftakt<br />

machte natürlich das große Danken<br />

in der Heiligen Messe in der Hofkirche<br />

der Fürstbischöflichen Residenz,<br />

die bis auf den letzten Platz<br />

besetzt war. Verstärkt durch die Teilnehmer<br />

der Reise zum diesjährigen<br />

Altherrenbunds- / Hohedamenbundstages<br />

im böhmischen Marienthal,<br />

feierten rund 200 Gäste den Dankgottesdienst<br />

anlässlich des 90. Geburtstags<br />

unseres langjährigen Verbandsgeschäftsführers<br />

und Ehrenseniors<br />

Bbr. Walter Keller.<br />

Dass vor allem diese Messe dem Jubilar<br />

am Herzen liegt, seine besondere Verbundenheit<br />

zu Glauben und Kirche, sprach<br />

auch der Zelebrant an, dem Walter Keller<br />

seit Jahren freundschaftlich verbunden ist:<br />

Bbr. Domdekan Klaus Schimmöller (Eichstätt),<br />

durch zahlreiche Bundesbrüder als<br />

Konzelebranten und Ministranten unterstützt,<br />

stellte in seiner Predigt das unitarische<br />

Vereinsgebet in den Mittelpunkt,<br />

das für Walter „zum Brevier seines Lebens<br />

geworden“ sei: ,,... ut te tote virtute diligant<br />

et, qua tibi placita sunt, tota dilectione<br />

perficiant.“<br />

Im Anschluss an den Segen feierte die<br />

Menge mit einem Ständchen und<br />

„UNITAS“-Rufen ihren Gastgeber auf dem<br />

Residenzplatz, bevor sich die große Kolonne<br />

den Rennweg hinauf zum Luisengarten<br />

zum großen Festkommers begab. Hier<br />

füllte sich das Foyer rasch mit der am Büffet<br />

adäquat verköstigten großen Gästeschar.<br />

Chargierte von zehn Vereinen traten zum<br />

Kommers im großen, vollbesetzten Saal des<br />

Luisengartens an. Als<br />

Überraschungsgast unter<br />

zahlreichen Ehrengästen<br />

war Bbr. Dr. Anton Schlembach,<br />

emeritierter Bischof<br />

von Speyer (Bild rechts),<br />

nach Würzburg<br />

gekommen, um seinem<br />

langjährigen Freund die<br />

Ehre zu geben. Dessen<br />

ereignisreiches Leben und<br />

seine großen Verdienste<br />

führte der souverän<br />

präsidierende Kommersleiter<br />

Bbr. Christoph Jaugstetter<br />

v/o Igel der Corona<br />

noch einmal vor Augen.<br />

Die Festrede mit dem<br />

Titel „Traditione Religione<br />

Fides“ hatte Walter Kellers Nachfolger im<br />

Amt als Verbandsgeschäftsführer, Bbr.<br />

Ministerialdirektor a. D. Dr. Wolfgang Burr,<br />

nur zu gerne übernommen (s. folgende<br />

Seite). Routiniert und commentfest geleitet,<br />

zog die Veranstaltung durch bis zu den<br />

Grußworten: Als Vertreter der<br />

Kirche von Würzburg hob<br />

Domkapitular Prälat Karl Rost<br />

in sehr persönlich gehaltenen<br />

Worten die aufopferungsvolle<br />

Sorge des Jubilars um seine<br />

pflegebedürftige Schwester<br />

hervor und überreichte eine<br />

Glückwunschurkunde des<br />

Diözesanbischofs. Für den<br />

UNITAS-Verband sprach der<br />

Hohe Vorortspräsident Bbr.<br />

Johannes Günther v/o Rocky<br />

die Glückwünsche aus; eine<br />

ausführliche Würdigung des<br />

Jubilars überließ er dem Verbandsgeschäftsführer<br />

Bbr. Dieter Krüll v/o Rübe.<br />

Gemeinsam überreichten sie Walter ein<br />

Gemälde des Vaters der UNITAS, Hermann<br />

Ludger Potthoff.<br />

Eine außergewöhnliche Ehrung erfuhr<br />

der überzeugte Neustudent durch die Aktivitas,<br />

die mit ihrem Geschenk ihre Wertschätzung<br />

zum Ausdruck brachte: Sechzig<br />

Jahre nach seiner Rezipierung erhielt Bbr.<br />

Keller einen Ehrenzipfel seiner Hetania mit<br />

der Inschrift Valet ancora virtus. Der Senior<br />

des kommenden Semesters, Bbr. Christian<br />

Zerzer v/o Admiral, dankte für die treue<br />

Teilnahme Walters am Leben der Aktivitas<br />

und seine unschätzbare Unterstützung<br />

durch Rat und Tat. Bbr. Fritz Flach überreichte<br />

dem Jubilar für den Würzburger<br />

AHV das Jesus-Buch des Papstes als Hörbuch<br />

auf CD – samt dazu gehörendem CD-<br />

Player, bevor Walter Keller selbst das letzte<br />

Wort an diesem Abend gebührte. Herzlich<br />

bedankte er sich für die Glückwünsche und<br />

das gelungene Fest. Mit einem feierlichen<br />

Salamander klang der Kommers aus.<br />

Am folgenden Nachmittag schloss<br />

sich eine Festakademie im festlich geschmückten<br />

und gut gefüllten Kneipsaal<br />

auf dem Hetanen-Haus an. Mit dieser<br />

Veranstaltung erwiesen die Würzburger<br />

Unitarier ihrem Ehrenmitglied nochmals<br />

im „kleinen“ Kreis die Ehre. Hier ließ es sich<br />

der Jubilar nicht nehmen, bis tief in die<br />

Nacht im Kreise seiner Aktivitas die Feierlichkeiten<br />

ausklingen zu lassen.<br />

Jürgen Schmiesing /<br />

Christof Beckmann<br />

unitas 3-4/2007 173


Einige Bundesbrüder, so der Festredner<br />

Bbr. Dr. Wolfgang Burr (Bild oben), „hätten<br />

bereits erwogen, in Vorbereitung … einen<br />

Abendkurs in Latein für Fortgeschrittene<br />

bzw. für Anfänger zu belegen“. In launigen<br />

Worten erinnerte er an den „Altlateiner“<br />

Walter Keller, der vor genau 70 Jahren, 1937,<br />

am kath. Staatlichen St. Matthiasgymnasium<br />

in Breslau sein Maturum abgelegt<br />

hatte. Doch vom Jubilar gebeten, die Festrede<br />

„bitte auf Hochdeutsch und nicht auf<br />

Latein“ zu halten sowie die Formulierungen<br />

in nicht allzu lustige Wendungen“ zu fassen,<br />

brachte Bbr. Burr in seiner Laudatio man-<br />

174<br />

unitas 3-4/2007<br />

„Traditione Religione Fides“<br />

LAUNIGE UND ERNSTE WORTE IN DER LAUDATIO <strong>VON</strong> <strong>BBR</strong>. DR. WOLFGANG BURR<br />

KLARTEXT<br />

Bbr. Walter Keller wurde auf der GV in<br />

Tübingen 1962 im Alter von 49 Jahren<br />

zum Geschäftsführer gewählt und übte<br />

ab 1. 1. 1963 das Amt 23 Jahre aus.<br />

Freimütig berichtet der junggebliebene<br />

Ehrensenior im Interview der aktuellen<br />

Ausgabe der Vereinszeitschrift „Der Hetane“<br />

aus seinem Leben. Gefragt, was er<br />

mit Blick auf 60 Jahre Mitgliedschaft bei<br />

der UNITAS mitgeben will und jungen<br />

Bundesbrüdern rät, antwortete er:<br />

„Den Aktiven kann ich nur empfehlen,<br />

dass sie festhalten an den Prinzipien, an<br />

unserer Idee der UNITAS und an den Wertvorstellungen,<br />

die uns zu eigen sind. Diese<br />

Dinge müssen gewahrt bleiben. Nur das<br />

macht uns zur UNITAS. Das ist das Wichtigste<br />

vor allen äußeren oder organisatorischen<br />

Dingen. Diese sind sekundär.<br />

Wichtig ist nur die geistige Haltung und<br />

das katholische Prinzip. Das muss uneingeschränkt<br />

aufrecht erhalten bleiben.<br />

Da gibt es kein Abweichen davon.“<br />

ches auf den Punkt. So blieben bis heute die<br />

Würdigungen in der Verbandszeitschrift<br />

anlässlich des 80. Geburtstages gültig.<br />

Damals habe Bbr. Alois Fürst zu Löwenstein<br />

unter dem Titel „Ein Fels im Fluss im Wandel<br />

der Zeit“ ein „kritisches, umfassendes und<br />

abgewogenes Bild“ des Jubilars gezeichnet,<br />

das wie die Laudatio von Bbr. Bernhard<br />

Mihm – „gelungene, angemessene und<br />

nicht zu übertreffende Lebensbilder“ – noch<br />

heute nachlesenswert und diskussionswürdig<br />

bleibe. (Vgl. UNITAS 5/1997, S. 199f.)<br />

In knappen Stichworten ließ Burr die<br />

Lebensstationen Walter Kellers Revue passieren<br />

und erhellte den historischen Hintergrund<br />

der Zeit. Der Jubilar teile den gemeinsamen<br />

Erlebnishintergrund vieler Zeitgenossen<br />

aus der Gründungszeit der Europäischen<br />

Union: „Sie alle stammen aus dem<br />

Territorium des Hl. Römischen Reiches. Ihre<br />

Herkunft sind aber nationale Grenzräume,<br />

sie stammen aus umstrittenen Gebieten,<br />

die oftmals Spielräume großer politischer<br />

Spannungen und zahlreicher Konflikte waren.“<br />

Den Vätern des neuen Europa, dem<br />

Tridentiner Alcide de Gasperi, dem Lothringer<br />

Bbr. Robert Schuman und dem Rheinländer<br />

Konrad Adenauer stellte Bbr. Burr den<br />

Schlesier Walter Keller zur Seite. Er teile wie<br />

sie die Liebe zu ihrer Heimat, sei wie sie geistig<br />

von derselben Katholizität durchdrungen,<br />

die den Nationalsozialismus nie als<br />

Religionsersatz erkennen konnte. „Charakterlich<br />

gefestigt und geprägt von der<br />

Enzyklika ,Rerum novarum‘ des Papstes Leo<br />

XIII., d. h. von einem sozialen, nicht sozialistischen<br />

Menschenbild geprägt, waren und<br />

sind sie in christlicher Tradition verankert.“<br />

Sie suchten stets „eine echte lebensfähige<br />

Gemeinschaft, die von Einzelpersönlichkeiten<br />

geprägt und geformt ist“, betonte<br />

Bbr. Burr. In dieser Tradition habe auch ihr<br />

Glaube Stärkung erfahren. Solche Tradition,<br />

verbunden mit religiöser Überzeugung,<br />

schaffe Treue, erklärte er im Blick auf das<br />

Femegericht, das Walter Keller auf viele<br />

Bitten hin in Band V des UNITAS-Handbuchs<br />

unter dem Titel „Drei Unitarier entgehen<br />

nationalsozialistischer Lynchjustiz“ geschildert<br />

hatte. „Lieber Walter, wir alle wissen,<br />

dass Du mit einem Lob Deiner Person nicht<br />

glücklich leben kannst. Aber gegen Anerkennung<br />

darfst und kannst auch Du Dich<br />

nicht wehren. Im Namen der hohen Festkorona<br />

und aller Unitarier spreche ich Dir<br />

für Dein damaliges Verhalten unserer aller<br />

Anerkennung aus.“<br />

Bbr. Keller sei – wie es Bbr. Hasenberg in<br />

seinem Buch „125 Jahre UNITAS-Verband“<br />

(Köln 1981) genannt hat – „ein treuer Wahrer<br />

unseres unitarischen Erbes“, unterstrich der<br />

Festredner. Er sei seiner traditio bis heute<br />

treu geblieben: „Er war aber nie ein Fundamentalist,<br />

er hat stets das Ganze gesehen. In<br />

der Tradition verhaftet, blieb ihm stets der<br />

klare Sinn für die Realität.“ Das Bild sei aber<br />

unvollständig ohne sein kirchliches und<br />

soziales Engagement. So unterstütze er seit<br />

vielen Jahren zwei Bistümer in Indien, ein<br />

Priesterseminar in Indonesien, Klöster in<br />

Portugal, Spanien, Italien, in der Schweiz<br />

und in Belgien. Besonders seien viele UNI-<br />

TAS-Vereine dem „donator permanens“<br />

dankbar. Keine Einladung, kein Schreiben an<br />

ihn bleibe unbeantwortet und fast immer<br />

sei den Antwortschreiben eine Zuwendung<br />

für die Aktivenkasse beigefügt: „Im Namen<br />

aller, die von Dir unterstützt wurden, insbesondere<br />

im Namen aller Aktivitates<br />

möchte ich Dir in Anlehnung an Dein ,fröhliches<br />

bayerisches Grüß Gott‘ ein herzliches<br />

,Vergelt's Gott‘ sagen!“ Walter Keller, so<br />

Wolfgang Burr, gehöre in die Reihe der<br />

„unitarischen Leuchttürme, die auf Verbandsebene<br />

in der Dunkelheit Ziel und in<br />

stürmischer Zeit Richtung wiesen“, an<br />

denen heute kein Verbandshistoriker<br />

vorbeikomme.„Wenn ich die Person unseres<br />

lieben Walter beschreiben dürfte, dann<br />

würde ich dies wie folgt zusammenfassen:<br />

Er glaubt an die Botschaft des Evangeliums,<br />

er setzt sein Vertrauen in die demokratische<br />

Freiheit, er lebt in der Hoffnung auf die<br />

Gnade des Herrn und er handelt nach dem<br />

Imperativ der Pflicht.“<br />

Silberne Ehrennadel<br />

für Bbr. Dr. Aretz<br />

Eine verdiente Auszeichnung und fröhliche<br />

Mienen: Bbr. Staatssekretär a. D. Dr.<br />

Jürgen Aretz wurde bei der Festakademie<br />

am Samstag auf dem Hetanen-Haus<br />

für seine Verdienste um die UNITAS<br />

durch den stellvertretenden Verbandsgeschäftsführer<br />

Bbr. Dr. Markus Heubes die<br />

Silberne Ehrennadel des Verbandes übergeben.<br />

Der Ehrensenior des Verbandes,<br />

Walter Keller, freute sich, als erster Gratulant<br />

die Ehrenurkunde zu überreichen.


Stiftung UNITAS 150 PLUS<br />

STIFTUNGSVERMÖGEN IST AUF ÜBER EUR 500.000 ANGEWACHSEN!<br />

Liebe Bundesschwestern,<br />

liebe Bundesbrüder,<br />

diese überaus erfreuliche Nachricht will ich<br />

Euch nicht vorenthalten. Kuratorium und<br />

Vorstand der Stiftung danken allen Stiftern<br />

und Spendern sehr herzlich für die bisher<br />

gezeigte Großzügigkeit. Fundraising-Fachleute<br />

sagen mir immer wieder, dass ein<br />

solches Ergebnis in so kurzer Zeit (gerade<br />

mal zwei Jahre) hervorragend und ein<br />

deutlicher Beleg dafür ist, dass die Unitarier<br />

und Unitarierinnen eine tiefe Verbundenheit<br />

zu ihrer UNITAS und damit zu den<br />

unitarischen Zielen der Stiftung haben.<br />

Wir alle können mächtig stolz sein auf<br />

dieses Ergebnis, und zwar auch diejenigen,<br />

die bisher noch nichts dazu beitragen<br />

konnten, weil ihre wirtschaftliche Situation<br />

dies nicht erlaubt hat. Schließlich<br />

stammen ca. 206.000 EUR aus dem Vermögen<br />

des UNITAS-Verbandes und damit<br />

aus Beitragseinnahmen aller Bundesschwestern<br />

und Bundesbrüder.<br />

UNITAS<br />

Stiftung<br />

Der Zuschuss des Verbandes war möglich,<br />

da der letzten Beitragserhöhung um EUR<br />

10,00 p. a. keine wesentlichen Kostensteigerungen<br />

gegenüber standen und der<br />

Zuschuss des Verbandes an den ZHBV<br />

vorübergehend ausgesetzt wurde. Allerdings<br />

verliert der Verband von Jahr zu<br />

Jahr 100 bis 120 Mitglieder durch Tod oder<br />

(in geringem Umfang) durch Austritt.<br />

Fast 40 Prozent unsere Mitglieder sind<br />

über 70 Jahre alt. 100 Mitglieder weniger<br />

bedeutet einen Einnahmenausfall von<br />

EUR 6.000 pro Jahr, so dass der Effekt der<br />

letzten Beitragserhöhung etwa im Jahre<br />

2010 durch Mitgliederschwund aufgezehrt<br />

sein wird.<br />

Hier wollte und will die Stiftung ansetzen<br />

und zukünftig – ein ausreichendes Stiftungsvermögen<br />

vorausgesetzt – Leistungen<br />

des Verbandes z. B. an den Hausbauverein<br />

UNITAS e.V. (ZHBV) übernehmen, so<br />

dass die Wohnheimförderung nicht mangels<br />

Einnahmen zurückgefahren werden<br />

muss. Denn das Zimmerangebot in unitarischen<br />

Verbindungshäusern ist nach wie<br />

vor die beste Möglichkeit, junge Studierende<br />

für die UNITAS zu gewinnen.<br />

Diesem Ziel dient bekanntlich auch die<br />

erste kleine Fördermaßnahme der Stiftung:<br />

„Wohnheimförderung für begabte<br />

Studienanfänger“, für die wir zuletzt in<br />

einem Spendenbrief geworben haben. Ich<br />

hoffe sehr, dass die Philologen und Geistlichen,<br />

die Werbeplakate der Stiftung zu<br />

diesem Förderprojekt auch an Schulen,<br />

Kirchengemeinden und Jugendgruppen<br />

verteilt haben.<br />

Mit dem Projekt „Wohnheimförderung<br />

für begabte Studienanfänger“ können<br />

nämlich mehrere Ziele verfolgt und erreicht<br />

werden:<br />

1. Studienanfänger werden bei der Zimmersuche,<br />

auch finanziell, unterstützt.<br />

2. Die Aktivitates unserer Vereine erhalten<br />

Unterstützung bei der Keilarbeit.<br />

3. Unsere Stifter und Spender erfahren die<br />

Sinnhaftigkeit ihrer Spende.<br />

Die Förderbedingungen waren auf der<br />

Rückseite der letzten Ausgabe der UNITAS<br />

Nr. 2/2007 abgedruckt. Bitte dort nachschlagen.<br />

Nochmals: Wir sind dankbar und mit dem<br />

bisherigen Spendenergebnis sehr zufrieden!<br />

Zur letzten GV angefertigte<br />

Statistiken zeigen aber, dass – entgegen<br />

der ursprünglichen Kalkulation (2.000<br />

Spender von ca. 5.500 Mitgliedern) – zu<br />

diesem Zeitpunkt nur 732 Unitarier in das<br />

Stiftungsvermögen einmal oder mehrmals<br />

eingezahlt haben.<br />

Andererseits hatte ich unverbesserlicher<br />

Optimist gehofft, dass der Aufruf der 128.<br />

GV-Bonn an alle Bundesschwestern und<br />

Bundesbrüder ein größeres Echo finden<br />

würde, in einem einmaligen Kraftakt (und<br />

nicht auf Dauer angelegt) durch Zahlung<br />

von jeweils EUR 200,00 in den Jahren<br />

2005, 2006 und 2007 die Zukunft der<br />

UNITAS zu sichern.<br />

Unsere Prinzipien und der Lebensbund der<br />

unitarischen Gemeinschaft sind so wertvoll,<br />

dass wir heute in Solidarität mit zukünftigen<br />

Generationen nichts unversucht<br />

lassen dürfen, die UNITAS zu erhalten<br />

und zu fördern. Dies ist das eigentliche<br />

Ziel der Stiftung.<br />

Die Statistiken zeigen auch, dass vor allem<br />

die älteren Bundesschwestern und Bundesbrüder<br />

im Rentenalter mit etwa zwei<br />

Dritteln an der Zahl der Spender und den<br />

Einnahmen beteiligt sind, obwohl diese<br />

häufig nur noch über ein geringeres Renten-Einkommen<br />

verfügen und die Spendenquittungen<br />

steuerlich nicht mehr<br />

nutzen können.<br />

Die noch im aktiven Berufsleben stehenden<br />

Bundesgeschwister halten sich dagegen<br />

zurück. Ich bin davon überzeugt,<br />

dass als Ursache nicht Ablehnung der<br />

UNITAS, sondern Unkenntnis über das Bestehen<br />

und die Ziele der Stiftung zu nennen<br />

ist, da dieser Personenkreis weniger<br />

Zeit findet, die Verbandszeitschrift intensiv<br />

zu lesen.<br />

Unklar bleibt, warum die Spenderquote in<br />

den UNITAS-Vereinen so unterschiedlich<br />

ist. Dies könnte reiner Zufall sein oder<br />

auch an den Bemühungen der Vereins-<br />

vorstände liegen, auf die Ziele der Stiftung<br />

erklärend und werbend hinzuweisen. Es<br />

wäre schön, wenn die Vorsitzenden der<br />

Vereine, ihre Mitglieder erneut auf die<br />

Stiftung ansprechen würden, denn letztendlich<br />

profitieren auch die Vereine von<br />

der Stiftung.<br />

Da die Werbung für die Stiftung in 2005<br />

aus technischen Gründen erst im vierten<br />

Quartal 2005 anlaufen konnte, werden wir<br />

nicht umhin kommen, neben der dritten<br />

Rate der von der GV beschlossenen Spendenaktion<br />

für 2007 auch in 2008 zu<br />

weiteren Zuwendungen an die Stiftung<br />

aufzurufen (Nachholung der meist fehlenden<br />

Rate aus 2005). Das bisherige Einzahlungsergebnis<br />

von gut EUR 500.000 ist<br />

zudem geschönt dadurch, dass eine<br />

größere Zahl von Bundesbrüdern alle drei<br />

Raten auf einmal, also bereits EUR 600,00,<br />

gezahlt haben.<br />

Unser gemeinsames Ziel muss ein Stiftungsvermögen<br />

von rd. 1,5 Mio. EUR bleiben,<br />

da nur eine solch stattliche Summe<br />

dauerhaft auskömmliche Erträge für die<br />

UNITAS abwirft.<br />

Informationsmaterial zur Stiftung und zur<br />

UNITAS, zur besonderen, steuerlichen Abzugsfähigkeit<br />

von Stiftungseinlagen und<br />

Spenden sowie Spendenflyer der Stiftung<br />

können in der Verbandsgeschäftsstelle abgerufen<br />

werden (Tel. 02131-271725 / E-Mail:<br />

stiftung@UNITAS.org oder vgs@UNITAS.org ).<br />

Die Bankverbindungen der Stiftung<br />

UNITAS 150 PLUS lauten:<br />

Pax-Bank e.G. Köln,<br />

Konto.-Nr. 32230016, BLZ 370 601 93 oder<br />

Bank für Sozialwirtschaft Köln,<br />

Konto.-Nr. 8061000, BLZ 370 205 00<br />

Bei Einzahlungen bitten wir alternativ<br />

anzugeben:<br />

• „Zustiftung“, wenn Zuwendungen zum<br />

dauerhaften Stiftungskapital gewollt<br />

sind (z. Z. zum Aufbau des Stiftungskapitals<br />

vordringlich).<br />

• „Spende“, wenn die Zuwendung von<br />

Spendenmitteln zur kurzfristigen Verwendung<br />

für Förderzwecke beabsichtigt<br />

ist (ggf. Zweck angeben).<br />

Jeder, auch ein kleiner Betrag ist<br />

wertvoll und wir wissen, dass nicht alle<br />

sich eine Spende leisten können.<br />

Nochmals herzlichen Dank an alle Stifter<br />

und Spender für die Unterstützung<br />

der Stiftung.<br />

semper in unitate<br />

Dieter Krüll, VGF<br />

(Vorsitzender des Stiftungsvorstands)<br />

unitas 3-4/2007 175


UNITAS Coloniensis:<br />

Von Straßburg nach Köln<br />

<strong>VON</strong> <strong>BBR</strong>.<br />

PROF. HERBERT HÖMIG<br />

UNITAS-Straßburg<br />

Die Kölner Universität gibt<br />

als drittälteste Universität im<br />

deutschen Sprachraum nach<br />

Wien und Heidelberg stolz das<br />

Gründungsjahr 1388 an. 1988<br />

beging sie die Sechshundertjahrfeier<br />

ihrer ersten Gründung.<br />

Dabei gedachte man<br />

auch ihrer Wiederbegründung<br />

1919, nachdem die alte Kölner<br />

Alma mater durch die französische<br />

Besatzungsmacht am 2.<br />

April 1798 aufgehoben worden<br />

war. Der letzte Rektor, Ferdinand<br />

Franz Wallraf (1748-1824),<br />

hatte nach dem Wiener Kongress<br />

von 1814/15 vergeblich<br />

ihre Wiederherstellung gefordert.<br />

Stattdessen wurde die<br />

benachbarte Universität Bonn<br />

durch eine Kabinettsordre des<br />

preußischen Königs Friedrich<br />

Wilhelms III. vom 26. Mai 1818<br />

errichtet. Die Abneigung des<br />

protestantischen Preußen gegen<br />

das traditionell katholische Köln sprach<br />

dabei mit. Anstelle der alten Universität in<br />

der Domstadt fiel die Wahl der Regierung<br />

auf Bonn. Man entschloss sich, an das nur<br />

kurze Erbe der von Kurfürst Maximilian<br />

Franz, dem jüngsten Sohn der Kaiserin<br />

Maria Theresia, begründeten „Maxischen<br />

Akademie“ in Bonn anzuknüpfen.<br />

Die Wurzeln der Kölner UNITAS lassen<br />

sich bis in die frühere Kaiser-Wilhelms-<br />

Universität in Straßburg vor 1918 zurückverfolgen.<br />

Einschlägige Nachrichten verdanken<br />

wir den BbrBbr. Dr. Joseph Klersch<br />

(UNITAS Sigfridia und UNITAS Erwinia) und<br />

Dr.-Ing. Rudolf Schmidt (UNITAS Erwinia<br />

und UNITAS-Salia), die den Spuren der in<br />

Straßburg und Köln ansässigen Vereine<br />

nachgegangen sind. So ist der Weg der<br />

UNITAS von Straßburg nach Köln sehr<br />

konkret zu verfolgen. Er begann 1872, als<br />

fünf junge Freiburger Unitarier nach Straßburg<br />

kamen. Am 21. Oktober 1898 trafen sie<br />

sich im Hause von AH Prof. Dr. Wilhelm<br />

Hahn, damals Vorsitzender des Straßburger<br />

Philisterzirkels, um die Bildung einer neuen<br />

Korporation zu beraten. Als Vorsitzender<br />

des Coetus, dem bereits drei Füchse angehörten,<br />

wurde stud. iur. Karl Joder gewählt.<br />

176<br />

unitas 3-4/2007<br />

Fünf Tage später fand der erste Konvent<br />

statt, wenige Wochen danach das erste<br />

Vereinsfest im Priesterseminar. Zu diesem<br />

Zeitpunkt verfügte man bereits über<br />

Schärpen, Baretts und Schläger.<br />

Die Funktion des zunächst noch nicht<br />

vorhandenen AHV für UNITAS Straßburg,<br />

auch UNITAS Argentinensis genannt, übte<br />

noch eine Zeitlang der Straßburger Zirkel<br />

aus, unterstützt von zahlreichen Unitariern<br />

aus dem Elsaß, Lothringen, dem Saargebiet<br />

und anderen Gebieten Westdeutschlands.<br />

Schon 1899/1900 hatte UNITAS Straßburg<br />

den Vorort des Verbandes inne. Die Vorortspräsidenten<br />

hießen F. Hinsler und<br />

P. Halfmann. Doch begann die eigentliche<br />

Blüte der Korporation erst nach 1900,<br />

nachdem andere Unitarier an die Universität<br />

im damaligen „Reichsland Elsass-<br />

Lothringen“ kamen. Bald gewann man<br />

acht Neofüchse. Dabei ist zu berücksichtigen,<br />

dass die Atmosphäre angesichts<br />

des sogenannten Akademischen Kulturkampfes<br />

in Straßburg keineswegs für<br />

katholische Vereine günstig gewesen ist.<br />

Schlagende Verbindungen und Korps<br />

standen den katholischen Verbänden<br />

besonders feindselig gegenüber. Umso<br />

mehr Beachtung verdient der Umstand,<br />

dass die Straßburger Unitarier zu Kaisers<br />

Geburtstag und zu den Universitätsfesten<br />

um die Jahrhundertwende in aller<br />

Öffentlichkeit – die Chargen im Vollwichs –<br />

wie berichtet wurde, mit Pferd und Wagen<br />

auffuhren.<br />

Im Hinblick auf die Entwicklung von<br />

UNITAS Straßburg ist zu erwähnen, dass<br />

die Universität erst 1903 eine katholischtheologische<br />

Fakultät erhielt. Dorthin<br />

wurden auch mehrere Unitarier berufen,<br />

unter anderen der angesehene Kirchenhistoriker<br />

Prof. Dr. Albert Ehrhard. 1904/5<br />

war Straßburg zum zweiten Mal Vorort<br />

unter dem Präsidenten stud. phil. Wilhelm<br />

Krause, der auch die Generalversammlung<br />

von 1905 leitete. In den Jahren<br />

danach geriet die Korporation vorübergehend<br />

in die sogenannte Couleurkrise,<br />

von der sie sich um 1909 allmählich<br />

wieder erholte.


Ein für den Verband wichtiges Datum<br />

aus dieser Zeit ist noch zu vermelden: 1911<br />

wurde Robert Schuman (1886-1963), der<br />

zuvor in Bonn und Berlin studiert hatte, in<br />

Straßburg philistriert, nachdem er dort zum<br />

Doktor der Rechte promoviert worden war.<br />

Sein lebenslanges Bekenntnis zur UNITAS<br />

ist über den Verband hinaus bekannt. Nach<br />

dem Zweiten Weltkrieg gehörte der<br />

zeitweilige französische Ministerpräsident<br />

und Außenminister neben Alcide de<br />

Gasperi, Jean Monnet und Konrad<br />

Adenauer zu den Vorkämpfern der<br />

europäischen Einigung.<br />

Der Weg<br />

zur Kölner UNITAS<br />

Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs<br />

bedeutete das Ende der deutschen „Reichsuniversität“<br />

und das praktische Ende von<br />

UNITAS Straßburg, nachdem das Elsass<br />

wieder zu Frankreich zurückgekehrt war.<br />

Die Lage in Köln nach dem Ersten Weltkrieg<br />

war in mancher Hinsicht derjenigen in<br />

Straßburg in deutscher Zeit, also vor der<br />

Jahrhundertwende, vergleichbar. In Köln<br />

gab es seit Oktober 1913 ein UNITAS-<br />

Kränzchen, aber noch keine Universität.<br />

Viele Bonner Studenten wohnten freilich in<br />

Köln, die täglich nach Bonn fuhren. Senior<br />

des Kränzchens, zu dem die UNITAS<br />

Sigfridia Bonn fünf Mitglieder abgestellt<br />

hatte, war Bbr. Joseph Klersch (1893-1969),<br />

der später noch eine bedeutende Rolle in<br />

der Kölner UNITAS spielen sollte.<br />

Die neuere Geschichte des Kölner Hochschulwesens<br />

begann mit der 1901 begründeten<br />

Kölner Handelshochschule, die<br />

ihre Existenz u. a. den Bestrebungen des<br />

Kaufmanns Gustav v. Mevissens (1815-1899)<br />

verdankte, der durch eine größere Stiftung<br />

private Mittel zu ihrem Aufbau zur Verfügung<br />

stellte. Es dauerte aber noch<br />

dreizehn Jahre, bis der erste Kommilitone<br />

der Handelshochschule zur UNITAS stieß.<br />

Bald kamen noch zwei weitere, die dann<br />

schon an der 1912 ins Leben gerufenen<br />

Kölner Hochschule für Kommunale Verwaltung<br />

am Kölner Hansaring studierten.<br />

Letztere löste die Gründung von 1901 ab.<br />

Im Sommer 1914 verzeichnete das Kränzchen<br />

sieben Aktive und vier Generaldispensierte.<br />

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde die<br />

Kölner Universität unter maßgeblicher<br />

Förderung durch den Oberbürgermeister<br />

Konrad Adenauer wiederbegründet. Erster<br />

Rektor war der Nationalökonom Christian<br />

Eckert (1874-1952), der zuvor die Handelsakademie<br />

geleitet hatte. Der Festakt fand<br />

am 19. Juni 1919 im Kölner Gürzenich statt.<br />

Adenauers Appell, „das hohe Werk<br />

dauernder Völkerversöhnung<br />

und Völkergemeinschaft<br />

zum Heile<br />

Europas zu fördern“,<br />

sollte die Universität in<br />

ihrem Charakter prägen,<br />

eine Forderung,<br />

die erst nach dem<br />

Zweiten Weltkrieg ihre<br />

Chance haben sollte.<br />

Am Tag darauf begann<br />

der ordentliche<br />

Studienbetrieb an vier<br />

Fakultäten. Die Alma<br />

Mater Colonienis war<br />

zunächst in der Süd-<br />

stadt am Rheinufer untergebracht, ehe sie<br />

zum Wintersemester 1934/35 in ein neues<br />

Gebäude am inneren Grüngürtel umzog.<br />

Die Neubegründung der Universität veranlasste<br />

den UNITAS-Verband, auf der<br />

Generalversammlung in Münster zu beschließen,<br />

das Vereinsleben in Köln zu<br />

fördern. Am 9. September 1918 stellte die<br />

GV 750 Mark zur Verfügung, die den drei<br />

Aktiven, die die Chargen stellten, den Start<br />

erleichtern sollten. Bbr. Klersch hatte schon<br />

dafür gesorgt, dass UNITAS Köln in die<br />

Matrikel der Universität aufgenommen<br />

worden war, ehe die Universität überhaupt<br />

eröffnet wurde. Über einen mangelnden<br />

Zulauf von Studenten hatte Köln nicht zu<br />

klagen, als das Millionenheer von Soldaten<br />

aus dem Krieg heimkehrte. Auch frühere<br />

Straßburger Studenten gingen in großer<br />

Zahl nach Köln. Allgemein war damals die<br />

Überzeugung verbreitet, dass Köln die<br />

frühere Rolle der sogenannten Reichsuniversität<br />

als westlichste Hochschule innerhalb<br />

Deutschlands übernehmen solle.<br />

Ein restauratives Moment im Selbstverständnis<br />

der Dozenten und Studenten<br />

war also unverkennbar. Der Vorsitzende des<br />

Kölner Altherrenzirkels, AH Studienprofessor<br />

Alphons Maehser(1879-1936), hatte<br />

einst in Münster, Frankfurt/Main und<br />

Straßburg studiert. Als Vorsitzender des Altherrenzirkels<br />

beantragte er auf der Frankfurter<br />

GV im Juni 1919, UNITAS Köln ausdrücklich<br />

mit der ideellen Fortsetzung der<br />

aufgegebenen UNITAS Straßburg zu beauf-<br />

unitas 3-4/2007 177<br />

>>


tragen. Dies prägte die Kölner Korporationen<br />

in den nachfolgenden Jahren der<br />

Weimarer Republik. Äußeres Zeichen für die<br />

damals angestrebte Zielsetzung war der<br />

Umstand, dass die alte Straßburger Fahne<br />

und der Wichs, die anlässlich einer Primiz in<br />

Andernach im Jahre 1914 zurückgeblieben<br />

war, sich jetzt in Köln befand. Die Fahne<br />

erhielt den Zusatz „Köln“.<br />

Die zeitgeschichtlichen Zusammenhänge<br />

sind aufschlussreich. Charakteristisch<br />

für die Zeit war der bewusste Rückgriff<br />

auf die – kurzlebige – Straßburger Tradition,<br />

etwa auf dem Publikationsfest von<br />

UNITAS Köln am 24./26. Oktober 1919, das<br />

zugleich als 21. Stiftungsfest von UNITAS<br />

Straßburg begangen wurde. Die Stärke der<br />

Aktivitas war beachtlich, sie umfasste 14<br />

Burschen, 20 Füchse, sechs Aktive und<br />

einen Hospitanten, was insgesamt einem<br />

verbreiteten Interesse an Korporationen in<br />

der damaligen Studentenschaft an den<br />

deutschen Hochschulen entsprach. Nachwuchssorgen<br />

gab es damals kaum. Die<br />

UNITAS wie auch das katholische Verbandswesen<br />

insgesamt erlebten damals einen<br />

Aufschwung. So war es nicht verwunderlich,<br />

dass es nach 1919 nicht bei einer<br />

einzigen UNITAS-Korporation in Köln blieb.<br />

Noch im Wintersemester 1919/20 dachte<br />

man daran, einen weiteren Verein ins Leben<br />

zu rufen. Es war die UNITAS Rheinmark, bei<br />

deren Gründung die Bonner Rhenania<br />

Hilfestellung bot. Der Name entsprach der<br />

damaligen politischen Situation, insbesondere<br />

der gefährdeten politischen<br />

Situation der Rheinlande, in denen sich bis<br />

1923 separatistische Bestrebungen bemerkbar<br />

machten, die sich gegen die Einheit des<br />

Reiches, das seit 1919 Republik war, richteten.<br />

Die Gründung der zweiten Korporation<br />

war der Anlass, die Mutterkorporation<br />

UNITAS Köln ihrerseits umzubenennen. Sie<br />

hieß seit dem Wintersemester 1919/20<br />

UNITAS Erwinia, nach dem Namen des<br />

mittelalterlichen Erbauers des Straßburger<br />

Münsters, Erwin von Steinbach (1244-1318),<br />

den einst Goethe in seinem berühmten<br />

Aufsatz von 1772 „Von deutscher Baukunst“<br />

gefeiert hat. Die Erwinia entwickelte sich<br />

rasch und konnte sogar zwölf Mitglieder an<br />

eine Tochterkorporation, UNITAS Rheinmark,<br />

abgeben. Dass die Erwinia, die in den<br />

Weimarer Jahren stets altstudentisch<br />

orientiert blieb, schon 1924 einen Hausbauverein<br />

gründete, der bald die Rheinmark<br />

folgte, ist bemerkenswert.<br />

Die Deutschritter-UNITAS und die<br />

UNITAS Landshut (nach der Burg Landshut<br />

an der Mosel) wurden 1920, im Jahr des<br />

Kölner Katholikentages, angesichts des<br />

großen Zuspruchs der katholischen Korporationen<br />

in der Studentenschaft begründet.<br />

Im Gründungsbericht von UNITAS Landshut<br />

heißt es: „UNITAS Landshut sind wir genannt<br />

nach der Burg Landshut auf den<br />

178<br />

unitas 3-4/2007<br />

weinreichen Moselhöhen. Eine ‚Landshut’<br />

wollen wir sein in der Westmark Deutschlands,<br />

Hüter des unitarischen Gedankens,<br />

deutscher Sitte und alter studentischer<br />

Bräuche.“ 1927 folgte UNITAS Falkenstein,<br />

die jedoch Ende 1933 in der UNITAS Rheinmark<br />

aufging.<br />

1925 fand die 62. Generalversammlung<br />

des Verbandes in Köln statt. Sie fiel in eines<br />

der sogenannten guten Jahre der Weimarer<br />

Republik, als auch die vielbeachtete Jahrtausendausstellung<br />

der Rheinlande von<br />

Mai bis August stattfand. Die Ausstellung<br />

war der tausendjährigen Zugehörigkeit der<br />

Rheinlande zum Reich gewidmet – ein<br />

politischer Akzent, der angesichts der<br />

separatistischen Umtriebe zu Beginn der<br />

zwanziger Jahre gesetzt wurde, allerdings<br />

in heutiger Sicht auch nicht zu überschätzen<br />

ist. Der kulturgeschichtliche<br />

Aspekt überwog, keineswegs der nationalistische<br />

der dreißiger Jahre. Die GV in der<br />

Pfingstwoche 1925 setzte ihren Schwerpunkt<br />

auf die Klärung der inneren und<br />

äußeren Formen des Verbindungslebens.<br />

Sie besiegelte den sogenannten Couleur-<br />

Streit innerhalb des Verbandes.<br />

Zurück zur Kölner UNITAS. Die 1929<br />

einsetzende Weltwirtschaftskrise verhinderte<br />

die Realisierung der Hausbau-Pläne<br />

von 1924. Es gelang der Altherrenschaft<br />

jedoch, 1930 eine Wohnung in der Trajanstraße<br />

anzumieten, die als vorläufiges<br />

Vereinsheim diente. Um so aufschlussreicher<br />

ist die Nachricht, dass die Aktivitas


der Erwinia sich Ende 1929 ein eigenes<br />

Ruderboot, einen Vierer mit Rollsitzen,<br />

anschaffte. Auch in anderen Korporationen<br />

betrieb man Sport – anscheinend in<br />

größerem Ausmaß als heute.<br />

UNITAS im Dritten Reich<br />

Die Machtübernahme der Nationalsozialisten<br />

1933 brachte einen gewaltigen<br />

Einschnitt für das Leben der Kölner UNITAS.<br />

Nach der Statistik von Bbr. Dr. Klersch hatte<br />

die Erwinia sieben, die Rheinmark sechs, die<br />

Landshut 14, die Deutschritter-UNITAS und<br />

die Falkenstein je acht Aktive. Bedeutsam<br />

für die künftige Entwicklung war das nationalsozialistische<br />

Studentenrecht, das die<br />

deutsche Studentschaft ähnlich gleich- >><br />

unitas 3-4/2007 179


schalten sollte, wie das unter anderem mit<br />

den verschiedenen Richtungsgewerkschaften<br />

nach dem 1. Mai 1933 geschah. Eine<br />

wesentliche Veränderung für die Kölner<br />

UNITAS-Korporationen bedeutete der Bezug<br />

eines Hauses im Wintersemester 1933/34 in<br />

der Hardefuststraße 3 – nicht allzu weit vom<br />

heutigen UNITAS-Haus am Pantaleonswall<br />

32 entfernt. Es bot Wohnraum für 30 Studenten.<br />

Nach den damaligen Vorschriften<br />

musste das Haus als „Kameradschaftshaus“<br />

mit politischen Schulungen geführt werden.<br />

Die UNITAS versuchte zunächst ihr<br />

traditionelles Verbindungsleben fortzusetzen<br />

und beging insbesondere die regelmäßigen<br />

Vereinsfeste.<br />

Ursprünglich hatte das Regime beabsichtigt,<br />

die Studentenvereine zu kasernieren,<br />

diese Absicht aber nach dem sogenannten<br />

Röhm-Putsch vom Juni 1934<br />

aufgegeben. Die Kameradschaftshäuser<br />

waren eine Erfindung des „Hauptamtes für<br />

politische Erziehung der deutschen Studentschaft“.<br />

Dahinter stand die Absicht, die<br />

zahlreichen Verbindungshäuser der verschiedenen<br />

Verbände zu verstaatlichen,<br />

und darin sogenannte Wohnkameradschaften<br />

einzurichten. Die Kölner UNITAS<br />

musste sich dem äußerlich anpassen.<br />

Schließlich wurde der UNITAS-Verband, der<br />

sich als überkonfessioneller Studentenverband<br />

organisieren musste, am 26. Juli<br />

1938 als staatsfeindliche Organisation<br />

aufgelöst.<br />

Bbr. Dr. Joseph Klersch berichtet, dass er<br />

das übriggebliebene Vermögen von RM<br />

3,48 in der berüchtigten Gestapo-Zentrale<br />

in der Elisenstraße abgeben musste, aber<br />

froh war, dass der dortige Beamte, ein<br />

Weinheimer S.C.er ihn ohne weitere Komplikationen<br />

wieder ziehen ließ. Damit ging<br />

auch das Vermögen und das Haus in der<br />

Hardefuststraße verloren. Die damalige<br />

180<br />

unitas 3-4/2007<br />

politische Atmosphäre war unter anderem<br />

dadurch gekennzeichnet, dass Bbr. Dr.<br />

Klersch die alte Straßburger Vereinsfahne<br />

als sogenannte Leihgabe im Rheinischen<br />

Landesmuseum unterbringen konnte. Die<br />

verbotenen unitarischen Vereinsfeste<br />

fanden künftig bei den Dominikanern in<br />

der Lindenstraße statt, unter dem Schutz<br />

des damaligen Provinzials Bbr. Dr. Laurenz<br />

Siemer OP (1888-1956). Letzterer stand nach<br />

dem gescheiterten Attentat auf Hitler vom<br />

20. Juli 1944 auf der Fahndungsliste<br />

der Gestapo.<br />

Bbr. Dr. Peter Joseph Hasenberg<br />

(Deutschritter-UNITAS)<br />

(1909-1984), der in seinem<br />

Dienst als Soldat davon<br />

rechtzeitig erfuhr, konnte<br />

die Dominikaner warnen. Im<br />

Steckbrief hieß es: „Sucht<br />

den Provinzial des Dominikanerordens,<br />

Josef Siemer,<br />

genannt Pater Laurentius,<br />

der sich führend an der Vorbereitung<br />

des Attentats auf<br />

den Führer vom 20. Juli 1944<br />

beteiligt hat. Es gelang ihm unmittelbar der<br />

Verhaftung zu entfliehen.“ Bis Kriegsende<br />

konnte sich Bbr. Siemer in Schwichteler bei<br />

Oldenburg versteckt halten. Nach 1945 war<br />

er einer der bekanntesten Kanzelredner in<br />

Köln.<br />

Wiederaufbauzeit<br />

und Gegenwart<br />

Die Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges<br />

in Köln, wo fast achtzig Prozent des<br />

Stadtgebietes ausgelöscht waren, kamen<br />

einem totalen Zusammenbruch gleich.<br />

Dass der Dom innerhalb der Trümmerwüste<br />

noch stand, obwohl er große<br />

Schäden erlitten hatte, ist von den Zeitgenossen<br />

oft als Symbol der Hoffnung<br />

empfunden worden. Das erste unitarische<br />

Treffen von zwölf Bundesbrüdern nach dem<br />

Ende der Kampfhandlungen fand schon im<br />

Juli 1945 im Dominikanerkloster Walberberg<br />

statt, organisiert von Bbr. Dr. Peter<br />

Hasenberg, der dort als Bibliothekar eine<br />

vorübergehende Bleibe gefunden hatte.<br />

Bald entstand in Köln ein neuer Altherrenzirkel<br />

unter der Leitung von Baurat Peter<br />

Hoffmann (1903-1990) (UNITAS Landshut),<br />

der auch in Walberberg dabei gewesen war,<br />

und Anfang 1947 ein sogenannter UNITAS-<br />

Club innerhalb der Katholischen Studentengemeinde.<br />

Ihm gehörten<br />

24 Studenten, darunter 15<br />

Kölner an, die am 23. März<br />

1947 zusammen mit dem<br />

Altherrenzirkel ihr erstes<br />

Vereinsfest feierten.<br />

Die nächste Stufe der<br />

Wiederbelebung der Kölner<br />

UNITAS erfolgte, nachdem<br />

die Gründungsverbote der<br />

englischen Besatzungsmacht<br />

aufgehoben worden<br />

waren. Am 17. Mai 1947<br />

konnten neben UNITAS<br />

Erwinia, die am 3. Juni 1947 mit sieben<br />

Aktiven ihr Eigenleben wieder bekann,<br />

UNITAS Landshut und UNITAS Rheinmark<br />

wiederbegründet werden. Die neustudentisch<br />

geprägte UNITAS St. Martin<br />

hatte sich schon im November 1946 ohne<br />

Bindung an einen Verband gebildet, musste<br />

aber 1957 aufgelöst werden.<br />

An der Spitze des AHV von UNITAS<br />

Erwinia stand zunächst wieder AH Dr.<br />

Klersch, der nach einiger Zeit sein Amt an<br />

Bbr. Vermessungsrat Franz Remmer<br />

übergab. Verdienter Ehrensenior der Aktivitas<br />

war AH Dr. Josef Marner von der<br />

UNITAS-Salia, Bonn, der in Köln wohnte.<br />

Geistiger Mentor war AH Msgr. Prof. Dr.<br />

theol. Josef Hünermann, Regens des Priesterseminars<br />

in Aachen. Manche Alte Herren<br />

erinnern sich noch der Karnevalsfeste von<br />

Erwinia und Rheinmark im Fürstenhof am


Dom, die wesentlich von eigenen Kräften<br />

getragen wurden.<br />

In den fünfziger Jahren hatten sich die<br />

drei alten Kölner Korporationen zwar<br />

wieder konsolidiert, doch verfügte man<br />

noch nicht über ein eigenes Haus, obwohl<br />

schon 1947 ein neuer Hausbauverein<br />

gegründet worden war. Die Veranstaltungen<br />

fanden deshalb in wechselnden<br />

Kölner Gaststätten und Restaurants wie der<br />

Funkenburg am Sachsenring, im Hahnenbräu<br />

am Rudolfplatz, in den Zunftstuben<br />

am Kolpingplatz, im „Haus der Begegnung“<br />

in der Jabachstraße oder im Konferenzzimmer<br />

von AH Dr. Joseph Klersch im<br />

Hochhaus am Hansaring statt. Das „Studentenwohnheim<br />

UNITAS“ wurde erst 1964<br />

eingeweiht, nachdem führende Unitarier<br />

öffentliche Mittel für den Bau hatten<br />

gewinnen können. Die Bauleitung hatte<br />

Bbr. Peter Hoffmann.<br />

Mit dem Bau des UNITAS-Hauses begann<br />

die letzte Epoche in der Geschichte<br />

der Kölner UNITAS. Noch heute zeigt die<br />

Statistik, dass es in Köln insgesamt sieben<br />

Korporationen gegeben hat. Die jüngste<br />

Verbindung war UNITAS Nibelung, 1927 an<br />

der Pädagogischen Akademie in Bonn<br />

begründet, 1948 wieder reaktiviert. 1960<br />

wurde sie nach Köln verlagert, u. a. weil die<br />

dortige Pädagogische Hochschule stärker<br />

katholisch geprägt war als die Hochschule<br />

in Bonn. Unter der Führung der Bbr. Prof. Dr.<br />

Josef Esterhues und des Ministerialrates Dr.<br />

August Klein nahm die Korporation einige<br />

Jahre einen beachtlichen Aufschwung, bis<br />

sie in den siebziger Jahren, nachdem sie<br />

zweimal den Vorort des Verbandes innehatte,<br />

unter beträchtlichem Mitgliederschwund<br />

litt.<br />

Bei den meisten anderen Korporationen<br />

war es nicht anders. Hinzu kam die Krise der<br />

deutschen Hochschulen im Gefolge der<br />

Achtundsechziger Bewegung, die der Existenz<br />

des traditionellen Korporationswesens<br />

nicht günstig war. In den achtziger Jahren<br />

gab es dann nur noch eine aktive Korporation,<br />

UNITAS Landshut, nachdem am 2. Januar<br />

1971 die Erwinen geschlossen zur<br />

Landshut übergetreten waren. Die Altherrenvereine<br />

blieben bestehen. Doch führten<br />

Auseinandersetzungen über die äußeren<br />

Formen des Verbindungslebens unter den<br />

aktiven Unitariern Ende der achtziger Jahre<br />

dazu, dass eine Gruppe UNITAS Nibelung<br />

für mehr als ein Jahrzehnt reaktivierte.<br />

Auch eine Wiederbelebung der Erwinia<br />

stand damals zur Debatte. Gegenwärtig ist<br />

UNITAS Nibelung zum dritten Mal suspendiert<br />

worden. Zurzeit bestehen in Köln<br />

UNITAS Landshut und UNITAS Theophanu,<br />

die erste weibliche Korporation der Kölner<br />

UNITAS. Sie benutzen gemeinsam das Haus<br />

Pantaleonswall 32.<br />

Zusammenstellung der Kölner Couleurpostkarten:<br />

Christof Beckmann >><br />

unitas 3-4/2007 181


<strong>VON</strong> <strong>BBR</strong>. PROF.<br />

DR. HUBERT BRAUN<br />

Die Hochschulen sind seit einigen<br />

Jahren mit vom Staat vorgegebenen<br />

Verfahren wie „Akkreditierung“ und<br />

„Qualitätssicherung“ konfrontiert.<br />

Der Hochschulpolitische Beirat hält es<br />

für geboten, Studenten und Alte Herren<br />

über Zweck und Bedeutung dieser<br />

neuartigen staatlichen Vorgaben zu<br />

informieren.<br />

Bei Berichten in der Presse über die<br />

Hochschulen stolpert man immer häufiger<br />

– auch im Zusammenhang mit dem „Bologna-Prozess“<br />

– über Stichworte wie „Akkreditierung<br />

von Studiengängen“, „Externe<br />

und Interne Evaluation“, und dies unter<br />

dem Vorzeichen einer notwendigen „Sicherung<br />

der Qualität der deutschen Hochschulen“.<br />

Man fragt sich: Was soll das eigentlich?<br />

Sind die deutschen Hochschulen inzwischen<br />

so schlecht, dass ihre Qualität kontrolliert<br />

und gesichert werden muss? Wer<br />

sich für das Hochschulwesen interessiert,<br />

muss wissen, was das bedeutet!<br />

Ein Angelpunkt dieser Thematik ist<br />

auch hier letztlich die Einführung der<br />

graduierten Studiengänge (Bachelor,<br />

Master) im „Bologna-Prozess“. Dabei<br />

182<br />

unitas 3-4/2007<br />

AUS DEM BEIRAT FÜR<br />

HOCHSCHULPOLITIK<br />

„Qualitätssicherung“<br />

und „Akkreditierung“:<br />

Was ist das?<br />

scheint zunächst das Thema „Qualitätssicherung“<br />

und „Akkreditierung“ eher etwas<br />

uninteressantes Technokratisches zu<br />

sein. Das wäre ein Irrtum! Tatsächlich<br />

bedeuten diese Maßnahmen einen tiefen<br />

Eingriff in das Hochschulwesen und im<br />

Grunde auch in die politisch viel beschworene<br />

Autonomie der Hochschulen.<br />

Vorab aber zwei Feststellungen:<br />

1. Hier handelt es sich um ein zentrales<br />

Anliegen der deutschen Hochschulpolitik.<br />

2. Das so genannte Qualitätssicherungssystem<br />

hat zwei tragende Säulen:<br />

Akkreditierung und Evaluation.<br />

Dieser Bericht beschränkt sich auf die<br />

Akkreditierung.<br />

I. Warum bedarf es eines Qualitätssicherungsverfahrens<br />

für<br />

die deutschen Hochschulen?<br />

In der Tradition des deutschen Hochschulwesens<br />

war es eine Selbstverständlichkeit,<br />

dass die Hochschulen durch die<br />

qualifizierte Auswahl ihrer Professoren im<br />

Berufungsverfahren, durch die Forschung<br />

und die Einbeziehung der Forschungsergebnisse<br />

in die Lehre sowie den darauf<br />

basierenden Ansprüchen in den Prüfungen<br />

für eine gute Qualität ihrer Absolventen<br />

sorgten.<br />

Nach dem Hochschulrahmengesetz<br />

(HRG) von 1976 sah der Staat die Notwendigkeit,<br />

durch studiengangspezifische<br />

Rahmenordnungen (§ 9 HRG), gültig für<br />

alle Länder und Hochschulen, die Studiengänge<br />

durch fachlich-inhaltliche Mindeststandards,<br />

Regelstudienzeiten, Anzahl der<br />

Semesterwochenstunden sowie Vorgaben<br />

zum Prüfungsverfahren (z. B. Fristen, Art der<br />

Prüfungsleistungen etc.) zu koordinieren<br />

und zu regulieren. Das Anliegen war, vor<br />

allem bei der Explosion der Studentenzahlen<br />

nach 1970 die Voraussetzungen zu<br />

schaffen, dass ein Studium in der für jeden<br />

Studiengang festgesetzten „Regelstudien-<br />

zeit“ (an der Universität in der Regel vier<br />

Jahre, an der Fachhochschule FHS 3/3,5<br />

Jahre) erfolgreich abgeschlossen werden<br />

könnte, um damit bei den begrenzten<br />

finanziellen Möglichkeiten dem Andrang<br />

zu den Hochschulen gerecht zu werden.<br />

Der Staat verlangte die Anpassung der<br />

Prüfungsordnungen an die neuen Rahmenordnungen,<br />

um die angestrebte Studienreform<br />

zu erreichen. Ein Bemühen, das<br />

relativ wenig erfolgreich war. Die Hochschulen<br />

haben dieses Verfahren schließlich<br />

als zu zeitaufwändig, innovationshemmend<br />

kritisiert und nicht mehr akzeptiert.<br />

Der „Bologna-Prozess“ gab die Möglichkeit,<br />

einen völlig neuen Ansatz zu verfolgen.<br />

Das Instrument der Rahmenprüfungsordnungen<br />

war für diese neuen und<br />

anders strukturierten Bachelor- und Masterstudiengänge<br />

mit anderen Regelstudienzeiten<br />

(drei bis vier und ein bis zwei<br />

Jahre) und neuen Inhalten schlecht<br />

geeignet (Modularisierung, Leistungspunktesystem,<br />

u.a.).<br />

II. Grundlagen<br />

der Akkreditierung<br />

Die Kultusministerkonferenz hat in<br />

rascher Folge ein Akkreditierungssystem<br />

begründet und weiterentwickelt, um die<br />

Voraussetzungen für die Einführung der<br />

neuen Studienstruktur zu schaffen und<br />

deren Qualität zu sichern:<br />

� Beschluss vom 3.12.1998: Ein Akkreditierungsverfahren<br />

für die probeweise


eingeführten Bachelor-/Master-Studiengänge,<br />

� Beschluss vom 1.3.2002: Künftige Entwicklung<br />

der länder- und hochschulübergreifenden<br />

Qualitätssicherung in<br />

Deutschland,<br />

� Beschluss vom 10.10.2003: Ländergemeinsame<br />

Strukturvorgaben gem. § 9<br />

Abs. 2 HRG für die Akkreditierung von<br />

Bachelor- und Master-Studiengängen,<br />

� Gesetz vom 15.2.2005: „Stiftung zur<br />

Akkreditierung in Deutschland“, und<br />

zuletzt<br />

� Beschluss vom 14./15.06.2007: „Weiterentwicklung<br />

des Akkreditierungssystems“<br />

III. Das deutsche<br />

Akkreditierungssystem<br />

(Programmakkreditierung)<br />

Die umfassenden Regelungen zum Akkreditierungsverfahren<br />

werden in sechs<br />

Punkten holzschnittartig dargelegt:<br />

1. Ziele der Akkreditierung,<br />

2. Organisation des Systems,<br />

3. das Verfahren,<br />

4. Akkreditierung und staatliche Genehmigung,<br />

5. Mindestvoraussetzungen für die Akkreditierung,<br />

6. heutiger Stand der Akkreditierung.<br />

1. Ziele der Akkreditierung<br />

(1) Sie soll Mindestausbildungsstandards<br />

sichern und verlässliche Informationen<br />

über die Qualität eines Studiengangs<br />

geben.<br />

(2) Sie soll die mit der Einführung des Graduierungssystems<br />

(Bachelor-/Master-<br />

Studiengänge) vorgesehene Studienreform<br />

qualitativ und quantitativ (ca.<br />

11.000 Studiengänge) rasch voranbringen.<br />

(3) Sie soll im Zusammenwirken von Staat,<br />

Hochschulen und der Berufspraxis<br />

(Wirtschaft) erfolgen, aber so, dass die<br />

Länder ihrer Verantwortung für die<br />

Studienangebote gerecht werden.<br />

(4) Das Akkreditierungssystem gilt für alle<br />

Hochschulen und langfristig für alle<br />

Studiengänge.<br />

(5) Die Einbeziehung von Vertretern der<br />

Berufspraxis sorgt für die „Beschäftigungsfähigkeit“<br />

der Absolventen.<br />

(6) Das deutsche Akkreditierungssystem<br />

wird in ein internationales Netzwerk<br />

der Qualitätssicherung eingebettet<br />

(z. B. European Association for Quality<br />

Assurance in Higher Education (ENQA),<br />

Consortium for Accreditation in Higher<br />

Education, u. a.).<br />

(7) Die Akkreditierung ist neben der Evaluation<br />

das wichtigste Instrument zur<br />

Qualitätssicherung der Studiengänge.<br />

(8) Weitere Stichworte für den Akkreditierungsprozess<br />

sind:<br />

� Europäische Verflechtung der neuen<br />

Studiengänge auf der Grundlage des<br />

„Bologna-Prozesses“,<br />

� Schaffung einer Vielfalt von neuen<br />

Studiengängen (Differenzierung)<br />

� Profilbildung, Wettbewerb<br />

2. Die Organisation<br />

des Systems<br />

Das Akkreditierungsverfahren ist dezentral<br />

organisiert mit einer Oberinstanz,<br />

dem Akkreditierungsrat und den die Anträge<br />

bearbeitenden Akkreditierungsagen-<br />

turen.<br />

(1) Der Akkreditierungsrat trägt<br />

die zentrale Verantwortung<br />

und Steuerung des Systems:<br />

� er akkreditiert die Agenturen,<br />

d. h. er verleiht ihnen<br />

das Recht, Studiengänge<br />

zu akkreditieren,<br />

� er gibt die Mindeststandards<br />

und den Verfahrensrahmen<br />

vor,<br />

� er kontrolliert, ob diese<br />

Vorgaben eingehalten<br />

werden,<br />

� er übernimmt die internationale<br />

Abstimmung<br />

und Koordinierung im Bereich<br />

der Qualitätssicherung.<br />

Seine Organe sind der Rat (4 VertreterInnen<br />

der Hochschulen, 4 Ländervertreter,<br />

5 Vertreter der Berufspraxis, 2 Studierende,<br />

2 ausländische Experten, 1 Agenturvertreter),<br />

der Vorstand und der Stiftungsrat<br />

(VertreterInnen der Länder und<br />

HRK).<br />

(2) Die akkreditierten Agenturen haben<br />

insbesondere die Aufgabe:<br />

� Überprüfung und Feststellung der<br />

Mindeststandards durch Überprüfung<br />

der von den Hochschulen gestellten<br />

Anträge auf Einrichtung neuer Bachelor-/Master-Studiengänge.<br />

� Einbeziehung interner und externer<br />

Evaluationsergebnisse.<br />

� Funktion und Studierbarkeit der Studiengänge,<br />

Beschäftigungsfähigkeit<br />

der Absolventen in möglichen Berufsfeldern,<br />

� Akkreditierung der Studiengänge, Akkreditierung<br />

unter Auflagen oder Ablehnung<br />

aufgrund der einschlägigen<br />

Vorgaben des Akkreditierungsrats<br />

oder von Kultusministerkonferenz-<br />

(KMK)-beschlüssen.<br />

Die Akkreditierungsagenturen werden<br />

nur dann selbst akkreditiert, wenn sie<br />

unabhängig sind, eine verlässliche Infrastruktur<br />

haben, nicht gewinnorientiert<br />

arbeiten, nicht nur nationale, sondern auch<br />

internationale Kompetenz einbeziehen und<br />

transparent unter Beteiligung von Hochschulen<br />

und der Berufspraxis arbeiten. Sie<br />

sind dem Akkreditierungsrat berichtspflichtig<br />

und werden von diesem überwacht.<br />

Nach fünf Jahren wird die Akkreditierung<br />

überprüft und es kann Reakkreditierung erfolgen.<br />

Das System lässt die Agenturen in<br />

unterschiedlicher Trägerschaft zu (in der<br />

Regel gemeinnütziger Verein oder Stiftung).<br />

Sie haben divergierende Ausrichtungen,<br />

entweder sie betrachten sich als<br />

umfassend zuständig für alle Fachrichtungen,<br />

oder sie sind auf bestimmte Bereiche<br />

konzentriert (z. B. Heilberufe, Ingenieur-,<br />

Naturwissenschaften). Zurzeit gibt es sechs<br />

akkreditierte Agenturen (ZEVA, FIBAA,<br />

ASIIN, ACQUIN, ANPGS, AQAS).<br />

3. Das Verfahren<br />

Den Akkreditierungsagenturen obliegt<br />

die Durchführung. Der Begutachtungsprozess<br />

wird von ihnen unter Einrichtung<br />

einer „peer group“ (fachliches Gutachterteam)<br />

organisiert und begleitet.<br />

Die Anträge der Hochschulen müssen<br />

Angaben zu folgenden Punkten enthalten:<br />

1. Begründung für den Studiengang,<br />

2. Struktur des Studiums und fachlichinhaltliche<br />

Anforderungen,<br />

3. Personelle, räumliche, sächliche Ausstattung,<br />

4. Qualitätssicherungsmaßnahmen (z.B.<br />

Evaluation),<br />

5. Studiengangsbezogene Kooperationen.<br />

Die Agenturen akkreditieren einen Studiengang<br />

ohne Vorbehalt (immer auf 5 Jahre,<br />

dann bedarf er der Reakkreditierung),<br />

oder unter Auflagen (Frist 18 Monate), oder<br />

der Antrag wird abgelehnt. Die Entscheidungen<br />

sind dem Akkreditierungsrat mitzuteilen,<br />

der die Einhaltung der vorgegebenen<br />

Kriterien prüft.<br />

4. Akkreditierung<br />

und staatliche Genehmigung<br />

Die Akkreditierung eines Studiengangs<br />

ersetzt allerdings nicht die staatliche Genehmigung.<br />

unitas 3-4/2007 183<br />

>>


Die Einrichtung neuer Studiengänge,<br />

aber auch Änderungen der Prüfungsordnung<br />

bedurften schon immer prinzipiell<br />

der staatlichen Genehmigung. Umfasste<br />

sie früher auch inhaltliche Aspekte, so<br />

kontrolliert sie jetzt die Gewährleistung der<br />

Finanzierung, die Einbindung in die Landeshochschulplanung<br />

(u.U. Zielvereinbarung),<br />

und die Einhaltung der KMK- oder landesspezifischen<br />

Bedingungen.<br />

Es ist systemlogisch, dass diese staatliche<br />

Genehmigung in allen Ländern entweder<br />

die Akkreditierung zur Voraussetzung<br />

hat oder diese begleitend oder nachträglich<br />

erfolgen muss.<br />

5. Mindestvoraussetzungen<br />

für eine Akkreditierung<br />

(1) „Systemsteuerung der Hochschule“,<br />

d. h. die Hochschule hat ein eigenes<br />

Verständnis von Qualität im Studium<br />

und kann dies dokumentieren.<br />

(2) „Bildungsziele des Studiengangkonzepts“,<br />

d. h. der Studiengang orientiert<br />

sich an wissenschaftlichen fachlichen<br />

und überfachlichen Bildungszielen.<br />

(3) „Konzeptionelle Einordnung des Studiengangs<br />

in das neue Studiensystem“<br />

(Bologna), d. h. der Studiengang entspricht<br />

den von den Ländern beschlossenen<br />

Anforderungen qualitativ<br />

(B. von 21.04.2005) und strukturell<br />

(B. v. 10.10.2003).<br />

(4) Der Studiengang soll „methodische und<br />

generische Kompetenzen“ vermitteln.<br />

(5) Die Realisierung muss gesichert sein.<br />

(6) Die Prüfungen basieren auf definierten<br />

Bildungszielen.<br />

(7) Der Studiengang, -verlauf und Prüfungen<br />

müssen transparent dokumentiert<br />

sein, und die Qualität wird durch ein<br />

internes Qualitätsmanagement gesichert.<br />

6. Stand der Akkreditierung<br />

Zum Stand der Akkreditierung informiert<br />

das Schaubild in diesem<br />

Artikel. Quelle: Akkreditierungsrat, Stand:<br />

16.06.2007.<br />

184<br />

unitas 3-4/2007<br />

IV. Zur Problematik des<br />

Akkreditierungsverfahrens<br />

1. Warum eigentlich Akkreditierung<br />

in Deutschland?<br />

Das Akkreditierungswesen wurde dort<br />

eingeführt, wo Hochschulen vor allem auch<br />

von privaten Institutionen betrieben werden<br />

und sich dadurch eine sehr heterogene<br />

Qualität dieser Einrichtungen ergibt. Das<br />

Musterbeispiel sind die USA. Diese Tatsache<br />

machte dort ein System zur Sicherung von<br />

Mindeststandards erforderlich, an dem<br />

auch die Berufsverbände beteiligt sind.<br />

Daher ist dieses System eigentlich für<br />

Deutschland mit seinen vorwiegend staatlich<br />

finanzierten Hochschulen und einem<br />

tradierten Qualitätsverfahren (siehe Einleitung<br />

unter I.) befremdend. Und nicht nur<br />

das! Es bedeutet letztlich, dass bildungspolitisch<br />

die traditionellen Qualitätsmaßstäbe<br />

und -garantien als nicht mehr ausreichend<br />

angesehen werden und diese<br />

durch den „Bologna-Prozess“ obsolet geworden<br />

sein sollen.<br />

2. Kosten- und<br />

Verfahrensprobleme<br />

Die Kritik der Hochschulen bezieht sich<br />

zunächst darauf, dass die Kosten erheblich<br />

sind. Sie liegen für einen konsekutiven<br />

Studiengang bei ca. 10.000 bis ca. 15.000<br />

Euro. Sie sind von den Hochschulen zu<br />

tragen, d. h., die Kosten fallen in der Regel<br />

bei den Fachbereichen oder Instituten an<br />

und führen dadurch zu einer erheblichen<br />

Einschränkung der Ausgaben für Forschung<br />

und Lehre.<br />

Ferner wird das Verfahren als zu aufwändig<br />

bezeichnet. Der verwaltungsmäßige<br />

und fachspezifische Arbeitsaufwand<br />

ist enorm, so dass andere Aufgaben<br />

(z. B. Forschung) vernachlässigt werden<br />

müssen. Dabei sind bis jetzt von ca. 11.000<br />

zu erwartenden Studiengängen erst rd.<br />

2500 akkreditiert und gut die Hälfte nur<br />

unter Auflagen.<br />

Schließlich ist ein entscheidender Gesichtspunkt,<br />

dass das Verfahren den Hochschulen<br />

zu wenig Steuerungsüberblick und<br />

-flexibilität gibt, da das System immer nur<br />

einen bestimmten Sektor begutachtet. Die<br />

Verantwortung der Hochschulen für die<br />

Qualität der Studiengänge wird dadurch<br />

eher beeinträchtigt.<br />

3. Weiterentwicklung<br />

der Programmakkreditierung<br />

Die genannten Probleme haben dazu<br />

geführt, dass auch die KMK die Notwendigkeit<br />

der Weiterentwicklung erkannt hat.<br />

Dem lag auch die Einsicht zugrunde, dass<br />

eigentlich nur die Hochschulen vor allem in<br />

der Lage sind, hohe Qualität von Studium<br />

und Lehre zu gewährleisten. Die Eigenverantwortung<br />

muss als tragende Säule der<br />

Ausbildung wieder stärker berücksichtigt<br />

werden.<br />

Die KMK ist daher einem Vorschlag des<br />

Akkreditierungsrats gefolgt, das derzeitige<br />

Verfahren probeweise durch die „Systemakkreditierung“<br />

zu ergänzen. Im Ergebnis<br />

wird bei dieser Akkreditierungsform auf<br />

eine Begutachtung einer Agentur verzichtet,<br />

wenn der Hochschule bescheinigt<br />

werden kann, dass sie durch ihr internes<br />

Qualitätssicherungssystem in der Lage ist,<br />

die Qualitätsziele zu gewährleisten.<br />

Dies bedeutet – jedenfalls teilweise –<br />

eine Rückkehr zum tradierten deutschen<br />

Hochschulverständnis.<br />

Die KMK hat diesen Vorschlag unter<br />

gewissen Bedingungen für geeignet erklärt<br />

(B. v. 14./15.06.2007), allerdings mit der<br />

Maßgabe, dass beide Verfahren – Programm-<br />

und Systemakkreditierung – auf<br />

lange Zeit nebeneinander durchgeführt<br />

werden müssen.<br />

Anmerkung: Dem Bericht liegen u. a. die<br />

Beschlüsse der KMK sowie Veröffentlichungen<br />

der HRK (z. B. Bologna-Reader I<br />

und II) sowie Internet-Veröffentlichungen<br />

des Akkreditierungsrats zugrunde.


Guardini-Stiftung feierte<br />

20 Jahre in Berlin<br />

BERLIN. Die Guardini-Stiftung hat in Berlin<br />

ihr 20-jähriges Bestehen gefeiert. Spitzenvertreter<br />

aus Kirche und Politik würdigten<br />

am 20. Oktober deren Engagement für<br />

einen Dialog zwischen Kunst, Wissenschaft<br />

und Religion. Benannt ist sie nach dem<br />

katholischen Theologen Bbr. Romano<br />

Guardini (1885-1968). Von 1923 bis 1939 hielt<br />

er an der damaligen Friedrich-Wilhelms-<br />

Universität vielbeachtete Vorträge über<br />

Religionsphilosophie und katholische Weltanschauung.<br />

Dessen Wirken führt die Stiftung<br />

unter anderem mit einer Professur an<br />

der Humboldt-Universität fort.<br />

In ökumenischem Geist entspreche sie<br />

dem wachsenden Bedürfnis nach Orientierung,<br />

sagte in seinem Grußwort der<br />

Aachener Bischof Heinrich Mussinghoff,<br />

Vorsitzender der Kommission für Wissenschaft<br />

und Kultur in der Bischofskonferenz.<br />

Die Stiftung wurde im Rahmen der Vorbereitung<br />

des Berliner Katholikentags 1990<br />

als eingetragener Verein gegründet. 2004<br />

errichtete sie mit Hilfe weiterer Förderer ein<br />

Kolleg und die Stiftungsprofessur, die der<br />

Philosoph Ludger Honnefelder übernahm.<br />

Dessen Nachfolger ist seit dem Wintersemester<br />

der Innsbrucker Jesuit und Philosoph<br />

Edmund Runggaldier. Er will einen Schwerpunkt<br />

auf das Verhältnis von „Orientierungswissen<br />

und praktischer Rationalität“<br />

setzen – so der Titel der Ringvorlesung. Inzwischen<br />

ist die Guardini-Stiftungsprofessur<br />

für Religionsphilosophie und Katholische<br />

Weltanschauung für weitere fünf<br />

Jahre gesichert. Die beiden Liechtensteiner<br />

Stiftungen, die die Professur bereits seit<br />

2004 fördern, haben eine weitere Unterstützung<br />

zugesagt.<br />

Die Geldquellen<br />

der Studenten<br />

BONN. Studenten in Deutschland verfügten<br />

2006 durchschnittlich über 770 Euro im<br />

Monat. Nach Alter und Einkommensquellen<br />

zeigen sich jedoch deutliche Verschiebun-<br />

gen, wie das Deutsche Studentenwerk in<br />

seiner 18. Sozialerhebung ermittelte. Studenten<br />

bis zum 21. Lebensjahr erhalten 64<br />

Prozent ihres Einkommens von den Eltern,<br />

nur ein Zehntel wird selbst verdient. Je jünger<br />

die Studierenden, desto niedriger das<br />

Einkommen und desto höher die Finanzspritzen<br />

aus dem Elternhaus. Mit zunehmendem<br />

Alter des studierenden Nachwuchses<br />

steigen die Einnahmen der Studenten<br />

und sinkt der Anteil, den Eltern<br />

beisteuern. So erwirtschaften Studierende<br />

zwischen 24 und 25 Jahren ein Viertel ihrer<br />

Einnahmen selbst, über die Hälfte wird<br />

allerdings noch von den Eltern beigesteuert.<br />

Bei den 30-Jährigen und Älteren haben 53<br />

Prozent ein eigenes Einkommen. Die Eltern<br />

beteiligen sich finanziell nur noch mit<br />

knapp einem Fünftel.<br />

Geisteswissenschaften<br />

nicht aus Unis verdrängen<br />

BILDUNG<br />

BERLIN. Bundesbildungsministerin Annette<br />

Schavan (CDU) hat davor gewarnt, die<br />

Geisteswissenschaften aus den Universitäten<br />

zu verdrängen. Die Geisteswissenschaften<br />

sorgten für die Grundlagen des gebildeten<br />

Menschen vor jeder Spezialisierung.<br />

Die Ministerin äußerte sich zum Auftakt eines<br />

zweitägigen Kongresses des Deutschen<br />

Kulturrates über „Kultur als Arbeitsfeld und<br />

Arbeitsmarkt für Geisteswissenschaftler“.<br />

Bildung müsse an den Hochschulen wie<br />

in den Schulen viel stärker nach der kulturellen<br />

Substanz fragen, betonte Schavan.<br />

Dazu gehöre wesentlich der Beitrag der<br />

Geisteswissenschaften. Weiter betonte die<br />

CDU-Politikerin, auch die Theologie gehöre<br />

in die Universitäten. Sie sei nicht nur schön,<br />

sondern „von hohem Nutzen und sinnvoll in<br />

einer Welt, in der die Menschen so ungewöhnlich<br />

viel eingreifen können in das<br />

menschliche Leben“.<br />

Nach Berechnungen des Deutschen<br />

Hochschulverbandes haben die Geisteswissenschaften<br />

in Deutschland in den vergangenen<br />

zehn Jahren allerdings 663 Professorenstellen<br />

verloren. Mit Blick auf einen<br />

Rückgang von 11,6 Prozent sprach die Berufsvertretung<br />

der deutschen Hochschulprofessoren<br />

deshalb am Montag von einer<br />

Krise der Sprach- und Kulturwissenschaften<br />

im Land. Diese könne auch von dem von der<br />

Bundesregierung ausgerufenen Jahr der<br />

Geisteswissenschaften nicht verdeckt<br />

werden. Insgesamt verloren die Universitäten<br />

laut Verband im gleichen Zeitraum<br />

1.451 Professorenstellen. Die Zahl der Studierenden<br />

erhöhte sich in demselben<br />

Zeitraum um 0,5 Prozent. Die auf Zahlen des<br />

Statistischen Bundesamtes beruhende Aus-<br />

wertung zeigt einen überproportionalen<br />

Abbau von Professuren in der klassischen<br />

Philologie (-35 Prozent) und in den Erziehungswissenschaften<br />

(-34,8 Prozent). Vom<br />

Rückgang betroffen sind allerdings auch die<br />

Ingenieurwissenschaften mit einem Minus<br />

von 356 Professuren (-13,3 Prozent), die<br />

Agrar-, Forst- und Ernährungswissenschaften<br />

mit 96 Professuren (-16,9 Prozent), die<br />

Mathematik und Naturwissenschaften mit<br />

264 Professuren (-4,3 Prozent) und die Humanmedizin<br />

mit 86 Professuren (-2,7 Prozent).<br />

Im Aufwind befinden sich der Statistik<br />

zufolge lediglich die Rechts-, Wirtschaftsund<br />

Sozialwissenschaften (+ 5,6 Prozent)<br />

und die Kunstwissenschaft (+ 9,4 Prozent).<br />

Der Deutsche Hochschulverband ist die<br />

bundesweite Berufsvertretung der<br />

deutschen Universitätsprofessoren und des<br />

wissenschaftlichen Nachwuchses mit über<br />

22.000 Mitgliedern.<br />

Konfuzius-Institut<br />

in Hamburg gegründet<br />

HAMBURG. In Hamburg ist das bundesweit<br />

sechste Konfuzius-Institut eröffnet<br />

worden. Es will die chinesische Sprache und<br />

Kultur vermitteln sowie den Austausch<br />

zwischen China und Deutschland fördern.<br />

Konfuzius-Institute gibt es in Deutschland<br />

bereits in Berlin, Hannover, Düsseldorf sowie<br />

an der Universität Erlangen-Nürnberg; ein<br />

weiteres wurde in Frankfurt am Main<br />

gegründet. China fördert im Rahmen einer<br />

vor drei Jahren begonnenen kulturellen Auslandsinitiative<br />

die Gründung von Konfuzius-<br />

Instituten. Sie sind mit den deutschen<br />

Goethe-Instituten und den British Councils<br />

vergleichbar, im Unterschied zu diesen aber<br />

jeweils an Hochschulen im Gastland angegliedert.<br />

Weltweit gibt es mittlerweile<br />

mehr als 170 Konfuzius-Institute. Der Philosoph<br />

und Universalgelehrte Konfuzius lebte<br />

im sechsten und fünften vorchristlichen<br />

Jahrhundert in China. Er übt bis heute entscheidenden<br />

Einfluss auf das Denken in<br />

Ostasien aus.<br />

Mehr: www.konfuzius-institut-hamburg.de.<br />

Bundesregierung verstärkt<br />

Demenz-Forschung massiv<br />

BERLIN. Die Bundesregierung will die Lage<br />

von Demenzkranken verbessern. Das Konzept<br />

eines Nationalen Forschungszentrums<br />

Demenz wird der Bund in den nächsten<br />

Jahren mit 50 bis 60 Millionen Euro finanzieren.<br />

Nach Angaben der Regierung sind<br />

über eine Million Menschen in Deutschland<br />

an Demenz erkrankt. Bis zum Jahr 2030 wird<br />

unitas 3-4/2007 185<br />

>>


diese Zahl voraussichtlich auf 1,5 Millionen<br />

ansteigen. Experten mahnen seit längerem<br />

auch angesichts der demografischen Entwicklung<br />

eine Stärkung der stationären und<br />

ambulanten Versorgung von Demenzkranken<br />

an. Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft<br />

startete derweil einen bundesweiten<br />

Jugendwettbewerb „Alzheimer & You“. Er<br />

solle die „Enkelgeneration“ für die Alzheimer-Krankheit<br />

sensibilisieren und für die<br />

aktive Unterstützung der Erkrankten gewinnen.<br />

Näheres: www.bmbf.de, www.bmg.bund.de<br />

und unter www.alzheimerandyou.de.<br />

Wissenschaftsfreiheit<br />

auch an katholischen Unis<br />

BRÜSSEL. Der belgische Kardinal Godfried<br />

Danneels hat die Freiheit der Wissenschaft<br />

an katholischen Universitäten verteidigt.<br />

Dass es dabei zu Auseinandersetzungen<br />

zwischen wissenschaftlichen und kirchlichen<br />

Positionen kommen könne, sei normal.<br />

Auch Thomas von Aquin sei wegen einiger<br />

seiner Positionen gemaßregelt worden.<br />

Universitäten seien kein Propagandamittel<br />

des Glaubens. Mit Blick auf Gespräche<br />

zwischen dem Vatikan und der<br />

katholischen Universität Löwen über die<br />

Bioethik sagte der Kardinal, dieser Forschungszweig<br />

sei nur ein Teil der universitären<br />

Arbeit. Er könne nicht erkennen, warum<br />

deswegen die Katholizität der gesamten<br />

Hochschule infrage gestellt werden<br />

solle. Im Juni war berichtet worden, Reproduktionsmediziner<br />

der Universität Löwen<br />

seien in den Vatikan einbestellt worden. Dabei<br />

sei es unter anderem darum gegangen,<br />

dass sich die an die Universität angeschlossene<br />

Klinik für das von der Kirche abgelehnte<br />

Forschungsklonen ausgesprochen<br />

habe. Dabei werden menschliche Embryonen<br />

zerstört. Bereits im Jahr 2002 hatte<br />

Papst Johannes Paul II. die katholischen Universitäten<br />

dazu aufgerufen, die kirchliche<br />

Lehre insbesondere zur Bioethik zu achten.<br />

Andernfalls könnten sie nicht für sich in<br />

Anspruch nehmen, katholisch zu sein.<br />

Zunahme christlicher<br />

Fundamentalisten an Unis<br />

MÜNSTER. Christliche Fundamentalisten<br />

werben nach Erkenntnissen katholischer<br />

Hochschulseelorger an deutschen Unis<br />

immer stärker um Mitglieder für ihre<br />

Gruppen. Viele Studierende fühlten sich von<br />

den Bewegungen angesprochen, die einen<br />

absoluten Wahrheitsanspruch verträten<br />

und die Bibel wörtlich auslegten, sagte der<br />

Vorsitzende der Konferenz für Katholische<br />

Hochschulpastoral in Deutschland (KHP),<br />

Jürgen Janik bei der Jahrestagung von 100<br />

Priestern, Pastoral- und Gemeindereferenten.<br />

Der Erfolg der fundamentalistischen<br />

Gruppen liege laut Janik in den „einfachen<br />

Antworten“, die sie auf die Fragen des<br />

186<br />

unitas 3-4/2007<br />

Lebens geben. „Die Studierenden führen ein<br />

Alltagsleben, in dem die Wissenschaft fast<br />

alles infrage stellt. Da wächst das Bedürfnis<br />

nach Orientierung“, so der Darmstädter<br />

Pfarrer. Die Gruppen schotteten sich sehr<br />

von anderen ab und feierten sehr emotionale<br />

Gottesdienste. Das trage zu einem<br />

starken Gemeinschaftsgefühl bei. Die Hochschulgemeinden<br />

dagegen regten vielmehr<br />

zum kritischen und politischen Dialog an.<br />

Dennoch müsse die Kirche auf die Zunahme<br />

an Fundamentalisten reagieren und über<br />

ihre eigenen, eher rational ausgerichteten<br />

Gottesdienste und Gemeinschaftsangebote<br />

nachdenken.<br />

In den katholischen Hochschulgemeinden<br />

kommen laut KHP fünf Prozent der Studierenden<br />

zusammen. Bei den fundamentalistischen<br />

Gruppen handelt es sich nach<br />

Einschätzung der KHP je zur Hälfte um<br />

katholische und freikirchliche. Sie kommen<br />

meist aus dem spanisch-, italienisch- und<br />

französischsprachigen Raum. Als katholische<br />

Beispiele für „exklusive Gruppen“<br />

nannte Janik die Bewegung Emmanuel,<br />

Jugend 2000 und die Gemeinschaft Chemin<br />

Neuf. Er scheue sich, sie fundamentalistisch<br />

zu nennen, weil sie selbst den Anspruch<br />

hätten, katholisch zu sein, betonte der<br />

Theologe. Entscheidend sei, dass sie sich<br />

nicht von der Hochschulseelsorge abschotteten.<br />

Die Hochschulseelsorger hatten<br />

kritisiert, dass der Kölner Kardinal Bbr.<br />

Joachim Meisner die Seelsorgeleitung der<br />

Hochschulgemeinde in Bonn der Gemeinschaft<br />

Chemin Neuf übertragen hatte.<br />

Solche Gruppen mit eigenem Charisma sollten<br />

offen gegenüber anderen Katholiken<br />

bleiben, betonte Janik.<br />

Immer mehr Deutsche<br />

studieren im Ausland<br />

WIESBADEN. Immer mehr Deutsche studieren<br />

im Ausland. Im Jahr 2005 waren es nach<br />

Angaben des Statistischen Bundesamtes in<br />

Wiesbaden etwa 75.800 und damit 9.300<br />

oder 14 Prozent mehr als im Jahr 2004.<br />

Während laut Statistik 1995 auf 1.000<br />

deutsche Studierende an inländischen<br />

Hochschulen 24 deutsche Studierende an<br />

Hochschulen im Ausland kamen, waren es<br />

im Jahr 2005 bereits 44. Die drei beliebtesten<br />

Zielländer waren im vorvergangenen<br />

Jahr die Niederlande, Großbritannien und<br />

Österreich.<br />

Gute Chancen<br />

für Theologen an Unis<br />

FRANKFURT. Angesichts einer hohen Zahl<br />

an Pensionierungen sei für die Zeit bis zum<br />

Jahr 2011 mit einem Nachwuchsmangel an<br />

Theologischen Fakultäten zu rechnen. Dies<br />

erklärte Prof. Karl Gabriel vom Institut für<br />

Christliche Sozialwissenschaften in Münster<br />

bei einem Workshop in Frankfurt, bei<br />

dem er die Ergebnisse einer Studie „Zur Lage<br />

des wissenschaftlichen Nachwuchses in der<br />

Katholischen Theologie“ vorstellte. Veranstalter<br />

des Workshops waren neben anderen<br />

der Katholisch-Theologische Fakultätentag,<br />

die Deutsche Forschungsgemeinschaft<br />

(DFG) und die Bischofskonferenz. Mit<br />

20 Fakultäten und 35 Einrichtungen der<br />

Lehrerbildung sei die katholische Theologie<br />

an den Universitäten in Deutschland breit<br />

vertreten, so Gabriel. Über 360 Professorinnen<br />

und Professoren und mehr als 200<br />

wissenschaftliche Mitarbeiter seien an den<br />

Hochschulen in dem Fach tätig. Es gehöre zu<br />

den klassischen Disziplinen und genieße<br />

auch international einen guten Ruf.<br />

Deutsche Hochschulen<br />

steigern Drittmittel<br />

WIESBADEN. Die deutschen Hochschulen<br />

haben ihre Drittmittel-Einnahmen um 5,6<br />

Prozent steigern können. Nach Angaben des<br />

Statistischen Bundesamtes erhielten sie<br />

2005 von privaten und öffentlichen Einrichtungen<br />

3,66 Milliarden Euro. Damit lagen<br />

die durchschnittlichen Drittmittel-Einnahmen<br />

eines Professors bei knapp über<br />

100.000 Euro. Das entspricht einer Steigerung<br />

pro Kopf von 6,4 Prozent gegenüber<br />

2004. Die Höhe der eingeworbenen Drittmittel<br />

ist je nach Hochschulart, Fächergruppe<br />

sowie Lehr- und Forschungsbereich<br />

sehr unterschiedlich. Wie bereits im Vorjahr<br />

erzielten die Universitätsprofessoren mit<br />

durchschnittlich 165.500 Euro (plus 6,6 Prozent)<br />

weitaus mehr Drittmittel als ihre Kollegen<br />

an anderen Hochschularten. Die Pro-<br />

Kopf-Drittmittel-Einnahmen an den Fachhochschulen<br />

betrugen 14.300 Euro (plus 16<br />

Prozent). Auch 2005 waren der Statistik<br />

zufolge die Mediziner und die ingenieurwissenschaftlichen<br />

Lehr- und Forschungsbereiche<br />

am erfolgreichsten. Vergleichsweise<br />

geringe Drittmittel-Einnahmen verbuchten<br />

die Sprach- und Kulturwissenschaften<br />

sowie die Rechts-,Wirtschafts- und<br />

Sozialwissenschaften. Die meisten Drittmittel<br />

unter den Universitäten (ohne Medizinische<br />

Einrichtungen) erzielten die Technische<br />

Hochschule Aachen (131 Millionen<br />

Euro), die Universität Stuttgart (106 Millionen<br />

Euro) und die Technische Universität<br />

München (105 Millionen Euro).<br />

Grünes Licht für den<br />

1.000. neuen Studiengang<br />

BONN. Die Bonner „Agentur für Qualitätssicherung<br />

durch Akkreditierung von<br />

Studiengängen“ (AQAS) hat dem Masterstudiengang<br />

Neuere Fremdsprachen und<br />

Fremdsprachendidaktik der Justus-Liebig-<br />

Universität Gießen als 1.000 neuem Studiengang<br />

an deutschen Hochschulen das<br />

Gütesiegel verliehen. AQAS akkreditiert seit<br />

fünf Jahren Bachelor- und Masterstudiengänge<br />

aller Fachrichtungen. Dabei wird die<br />

Qualität und die Vereinbarkeit mit nationa


len und europäischen Standards begutachtet.<br />

In den Gutachtergruppen arbeiten<br />

Wissenschaftler, Vertreter der Berufspraxis<br />

sowie Studierende zusammen. Im Rahmen<br />

des 1999 gestarteten Bologna-Prozesses soll<br />

durch die Einführung von Bachelor- und<br />

Masterstudiengängen das Studium europaweit<br />

vergleichbar gemacht werden.<br />

Studie sieht<br />

Trendwende bei Bildung<br />

BERLIN. Nach den schlechten Ergebnissen<br />

beim Pisa-Test sieht die Studie „Bildungsmonitor<br />

2007“ erstmals eine klare Trendwende<br />

in der Bildung. Die beim Institut der<br />

deutschen Wirtschaft Köln (IW) in Auftrag<br />

gegeben Studie der Initiative neue Soziale<br />

Marktwirtschaft (INSM) bezieht sich auf das<br />

Berichtjahr 2005. Sie erscheint zum vierten<br />

Mal und bewertet anhand von über 100<br />

Indikatoren das gesamte Bildungssystem,<br />

vom Kindergarten bis zur Hochschule. Trotz<br />

steigender Studentenzahlen sei der Anteil an<br />

Mathematikern, Naturwissenschaftlern und<br />

Technikern rückläufig; er decke nicht mehr<br />

den Bedarf der Wirtschaft. Auch bei dem in<br />

der Pisa-Studie beklagten engen Zusammenhang<br />

von sozialer Herkunft und Bildungserfolg<br />

sieht das IW noch keine Fortschritte.<br />

Kritisch bewertet es auch die Situation<br />

bei Betreuung und Integration. Als<br />

Fortschritt wertet das IW die Internationalisierung<br />

des Bildungswesens durch frühen<br />

Fremdsprachenunterricht, die steigende<br />

Zahl ausländischer Studenten, das Zurückgehen<br />

der Studienzeitdauer in Deutschland<br />

und die Halbierung der Zahl von Frühpensionierungen<br />

bei Lehrern seit 2004, den Ausbau<br />

an Ganztagsschulen und eine Qualifizierung<br />

des Personals im Elementarbereich.<br />

Studenten flüchten<br />

häufig vor Lernstress<br />

MÜNSTER. Studenten flüchten sich nach<br />

Angaben von Psychotherapeuten im Lernstress<br />

häufig in Ablenkungsmanöver. Sogar<br />

Haushaltsaufgaben wie Putzen, Spülen,<br />

Staubsaugen erschienen in der Drucksituation<br />

verlockender als ernsthaftes Arbeiten<br />

am Schreibtisch, so Experten der Psychotherapie-Ambulanz<br />

der Universität Münster.<br />

Viele Studierende hätten Probleme, sich<br />

ihre Zeit selbst einzuteilen. So werde das<br />

Lernen regelmäßig bis kurz vor den Prüfungstermin<br />

verschoben. Gegen das Aufschiebeverhalten<br />

bieten Therapeuten<br />

Übungen an. Die Betroffenen könnten mittels<br />

erprobter Techniken lernen, ihr Arbeitsverhalten<br />

gezielt zu beobachten und realistische<br />

Lernvorsätze zu fassen, hieß es. So gelinge<br />

es auf Dauer, sich den Lernstoff rechtzeitig<br />

anzueignen. Außerdem ließen sich<br />

Semester- oder Abschlussarbeit effizienter<br />

planen. Mehr unter<br />

http://www.uni-muenster.de/Psychologie/<br />

einrichtungen/pta.html.<br />

Philologenverband gegen<br />

weniger Unterrichtsstunden<br />

FRANKFURT. Der Deutsche Philologenverband<br />

(DPhV) hält nichts von einer Verringerung<br />

der Unterrichtsstunden an Gymnasien.<br />

Schon jetzt liege Deutschland mit seinem<br />

Unterrichtsvolumen hinter fast allen anderen<br />

Industriestaaten zurück: Rund 9.500<br />

Vollzeitstunden in Deutschland stünden in<br />

Frankreich und England 11.500 beziehungsweise<br />

12.000 gegenüber. Viele Fächer würden<br />

immer weniger unterrichtet. Für weitere<br />

Kürzungen müsste man bei den Kernfächern<br />

eingreifen. Die Konsequenz wäre,<br />

dass die Hochschulen nicht mehr auf das<br />

Abitur setzten, sondern auf eigene Eingangsprüfungen.<br />

Wohngemeinschaften<br />

besonders beliebt<br />

WORMS. Nach Angaben des Deutschen<br />

Studentenwerks (DSW) sind Wohngemeinschaften<br />

bei deutschen Studenten die beliebteste<br />

Wohnform. Danach leben 25 Prozent<br />

aller Studierenden in einer solchen Gemeinschaftswohnung,<br />

23 Prozent weiterhin<br />

bei ihren Eltern, je 20 Prozent allein oder mit<br />

ihrem Partner zusammen. Elf Prozent der<br />

Studierenden haben einen Platz in Wohnheimen.<br />

Bei den Studenten, die bei ihren Eltern<br />

lebten, gebe es einen deutlichen Männer-<br />

Überschuss: Während von den weiblichen<br />

Studierenden 19 Prozent weiter im Elternhaus<br />

wohnten, seien es bei den Männern<br />

26 Prozent. Allerdings scheine das so<br />

genannte „Hotel Mama“ eher eine Notlösung<br />

zu sein, denn die Eltern-Wohner<br />

seien mit ihrer Wohnsituation am unzufriedensten.<br />

Im Durchschnitt gäben<br />

Studenten für die Miete 266 Euro im Monat<br />

aus, so das DSW.<br />

Philologenverband:<br />

Lehrerversorgung dramatisch<br />

BERLIN. Als „so schwierig wie seit 35 Jahren<br />

nicht mehr“ hat der Bundesvorsitzende des<br />

Deutschen Philologenverbandes, Heinz-<br />

Peter Meidinger, die Lehrerversorgung an<br />

deutschen Schulen zu Beginn dieses Schuljahres<br />

bezeichnet. Laut einer Umfrage des<br />

DPhV fehlten derzeit an deutschen Schulen<br />

rund 16.000 Lehrer. Besonders dramatisch<br />

sei die Lage an beruflichen Schulen, an Gymnasien<br />

und Realschulen in Süddeutschland<br />

und in den so genannten Mangelfächern,<br />

wozu neben Mathematik, Physik, Latein, Religion<br />

inzwischen in Bayern auch Fremdsprachen<br />

und sogar Deutsch zählen. Allein<br />

in Baden-Württemberg fehlten 900 Berufsschullehrer,<br />

in Bayern fast 1000 sowie über<br />

600 Gymnasiallehrer, aber auch in Hessen,<br />

Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen und<br />

Berlin sei die Personaldecke zum Zerreißen<br />

gespannt. Zwar könne nach Auskunft der<br />

Kultusministerien der Pflichtunterricht<br />

weitgehend abgedeckt werden, Tatsache sei<br />

aber – so der DPhV-Vorsitzende –, dass inzwischen<br />

immer mehr Lehrkräfte ohne<br />

ausreichende Qualifikation bzw. Seiteneinsteiger<br />

ohne jegliche Lehrerfahrung<br />

eingestellt würden, um Unterrichtsausfall<br />

zu vermeiden. So liege die Quote der Seiteneinsteiger<br />

bei den Neueinstellungen bundesweit<br />

inzwischen bei fast 20 Prozent, an<br />

bestimmten Schularten in einzelnen Bundesländern<br />

sogar deutlich über 50 Prozent.<br />

Die Versorgungssituation in den Mangelfächern<br />

verschärfe sich zudem dadurch,<br />

dass zahlreiche Lehramtsstudenten naturwissenschaftlicher<br />

Fächer kurzfristig in die<br />

Diplomstudiengänge wechseln, weil die<br />

Wirtschaft deutlich lukrativere Berufsperspektiven<br />

bietet. Erst in drei bis vier Jahren<br />

werde in den alten Bundesländern durch die<br />

dann ansteigenden Lehramtsabsolventenzahlen<br />

und den Wegfall der 13. Jahrgangsstufe<br />

an den Gymnasien ein Entlastungseffekt<br />

eintreten. Gleichzeitig werde aber<br />

dann in den neuen Bundesländern der<br />

Lehrermangel massiv zunehmen, da zu<br />

diesem Zeitpunkt die Pensionierungen stark<br />

ansteigen, während dort in den letzten<br />

Jahren kaum mehr Lehrernachwuchs ausgebildet<br />

worden sei.<br />

Deutlich mehr Schüler<br />

besuchen Privatschulen<br />

BERLIN. Immer mehr Jungen und Mädchen<br />

in Deutschland lernen auf einer Privatschule.<br />

Im Schuljahr 2006/2007 besuchten<br />

656.000 Schüler private allgemeinbildende<br />

Schulen. Nach Angaben des „Statistischen<br />

Jahrbuchs 2007“ sind das gegenüber<br />

2000/2001 mit 96.000 deutlich mehr (17,2<br />

Prozent). Jetzt besuchen sieben Prozent aller<br />

Schüler in allgemeinbildenden Schulen<br />

nichtstaatliche Einrichtungen in kirchlicher<br />

oder anderer privater Trägerschaft sowie<br />

rund 236.000 Schüler private berufliche<br />

Schulen.<br />

Lehrer in Deutschland<br />

überdurchschnittlich alt<br />

WIESBADEN. Die Lehrer in Deutschland sind<br />

im Primar- und Sekundarbereich I im internationalen<br />

Vergleich überdurchschnittlich<br />

alt. Im Jahr 2005 war über die Hälfte der<br />

Lehrkräfte durchschnittlich 50 Jahre und<br />

älter, während in den zur Organisation für<br />

wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung<br />

(OECD) zählenden Industriestaaten<br />

weniger als ein Drittel in diese Altersgruppe<br />

gehörte. Nach Angaben des<br />

Statistischen Bundesamts waren die Lehrer<br />

in 15 Bundesländern älter als im OECD-<br />

Durchschnitt. Im Ländervergleich wiesen im<br />

Primarbereich Bremen (65,6 Prozent) und<br />

das Saarland (62,5 Prozent) die höchsten<br />

Anteile an älteren Lehrkräften auf, im<br />

Sekundarbereich I ebenfalls Bremen (65,2<br />

Prozent) sowie Hessen (55,9 Prozent).<br />

unitas 3-4/2007 187<br />

>>


Forum Hochschule und Kirche:<br />

100.000 POSTKARTEN FÜR MEHR ANSTRENGUNG FÜR CHANCENGLEICHHEIT<br />

UND FAMILIENPOLITISCHE AUSGEWOGENHEIT IN DER BAFÖG-NOVELLE<br />

Arbeitsgemeinschaft Katholischer<br />

Hochschulgemeinden (AKH) fordert in<br />

einer bundesweiten Postkartenkampagne<br />

Verbesserungen an der geplanten<br />

BAföG-Novelle der Regierungskoalition<br />

UNITAS ist Unterstützer<br />

Zum Beginn des Wintersemesters hat<br />

die Arbeitsgemeinschaft Katholischer<br />

Hochschulgemeinden (AKH) gemeinsam<br />

mit weiteren Partnern eine breite bundesweite<br />

Postkarten-Kampagne zur geplanten<br />

BAföG-Novelle im Bundestag gestartet. Die<br />

125 in der AKH zusammengeschlossenen<br />

Hochschulgemeinden fordern eine Anhebung<br />

der Freibeträge und Bedarfssätze um<br />

acht bzw. zehn Prozent zum 1. Januar 2008.<br />

Bisher ist die Regierungskoalition lediglich<br />

zu einer Anpassung dieser Beträge um fünf<br />

Prozent bereit. Deutliche Verbesserungen<br />

fordert die AKH auch beim neu geplanten<br />

Kinderbetreuungszuschlag. Hier sollen<br />

mindestens 200 Euro pro Kind bezahlt<br />

werden statt wie bisher vorgesehen 113<br />

Euro.<br />

188<br />

unitas 3-4/2007<br />

„Studierende mit Kind<br />

haben durch die Einführung<br />

des Elterngeldes einen<br />

Verlust an staatlicher<br />

Unterstützung während<br />

der ersten beiden Erziehungsjahre<br />

in Höhe von<br />

7.200 Euro hinnehmen<br />

müssen. Wenn die Unionsparteien<br />

und die SPD nun<br />

ein ‚familienfreundliches’<br />

BAföG gestalten möchten,<br />

dann müssen sie deutlich<br />

mehr Geld in die Hand<br />

nehmen“, erklärt Tobias<br />

Weber, Vorsitzender der<br />

AKH. Er kann auch nicht<br />

nachvollziehen, weshalb<br />

gleichzeitig mit der Einführung<br />

des Kinderbetreuungszuschlags<br />

der Darlehensteilerlass<br />

für Akademikerinnen<br />

und Akademiker<br />

gestrichen werden soll,<br />

die in der Rückzahlungsphase<br />

des BAföG-Darlehens<br />

wegen Kindererziehung<br />

auf eine volle Erwerbstätigkeit<br />

verzichten.<br />

„Es kann<br />

doch nicht<br />

sein, dass<br />

die Bundesregierung die<br />

eine Form der Familiengründung<br />

gegen eine<br />

andere ausspielt. Am Geld<br />

kann das ja nicht liegen,<br />

denn diese familienpolitisch<br />

sinnvolle Leistung<br />

kostet den Staat lediglich<br />

rund 34 Millionen Euro im<br />

Jahr“, sagt der Kölner Student<br />

der Theater-, Filmund<br />

Fernsehwissenschaft.<br />

Die vom Bundesbildungsministeriumvorgeschlagene<br />

Streichung des<br />

Darlehensteilerlasses hatte<br />

in der Anhörung des Bundestags-Bildungsausschusses<br />

im Mai diesen Jahres<br />

bei keinem einzigen Experten<br />

Zustimmung gefunden.<br />

Die Erhöhung der Freibeträge<br />

und Bedarfssätze<br />

um acht bzw. zehn Prozent<br />

wurde bereits vom Beirat<br />

für Ausbildungsförderung<br />

des Ministeriums und von<br />

zahlreichen Fachorganisa-<br />

tionen immer wieder gefordert. „Die<br />

derzeitige Haushaltslage des Bundes<br />

rechtfertigt nun in keiner Weise mehr die<br />

Aufschiebung dieser längst fälligen<br />

Anpassungen“, meint Tobias Weber.<br />

Unter dem Dach des Forum Hochschule<br />

und Kirche setzt sich die Arbeitsgemeinschaft<br />

Katholischer Hochschulgemeinden<br />

(AKH) in verschiedenen Zusammenhängen<br />

für mehr Beteiligungs- und Chancengerechtigkeit<br />

in unserem Bildungssystem ein.<br />

Die Kampagne wird von den Evangelischen<br />

StudentInnengemeinden (ESG), der Katholischen<br />

Studierenden Jugend (KSJ), der<br />

Arbeitsgemeinschaft Studierende der<br />

Katholischen Theologie (AGT) und dem<br />

UNITAS-Verband mitgetragen und auch<br />

von der Gewerkschaft Erziehung und<br />

Wissenschaft (GEW) sowie dem Deutschen<br />

Studentenwerk (DSW) unterstützt. Bundesweit<br />

werden über 100.000 Postkarten verteilt,<br />

die an den Haushalts- und Bildungsausschuss<br />

des Deutschen Bundestages<br />

adressiert sind.<br />

Parallel läuft eine E-Mail-Kampagne im<br />

Internet (www.fhok.de).


Von Heinrich Pesch damals<br />

bis nach Nigeria heute<br />

Die Entstehung der modernen<br />

Katholischen Soziallehre<br />

Als sich Ende des 18. und im Laufe des<br />

19. Jahrhunderts die bisherige gesellschaftliche<br />

Ordnung fast völlig auflöste und neue<br />

politische und wirtschaftliche Strukturen<br />

und Mentalitäten, also die moderne Gesellschaft,<br />

entstanden, war die Kirche<br />

ökonomisch machtlos und befand sich<br />

geistig am Rand der Gesellschaft. Die<br />

Päpste des 19. Jahrhunderts sahen sich in<br />

einen Abwehrkampf gegen einen von<br />

atheistischen, laizistischen und relativistischen<br />

Strömungen bestimmten „Zeitgeist“<br />

gedrängt, auf den sie mit einem dezidierten<br />

„Antimodernismus“ reagierten. Die<br />

Kirche ging aber keineswegs zugrunde, wie<br />

ihre Gegner gehofft, ja prophezeit hatten,<br />

sondern es kam zu einer überraschenden<br />

kirchlichen Erneuerung. Diese war nicht nur<br />

nach innen gerichtet, sondern die Kirche<br />

<strong>VON</strong> <strong>BBR</strong>. PROF. DR. LOTHAR ROOS<br />

fand auch die Kraft, sich mit den Problemen<br />

der Welt, insbesondere der immer stärker<br />

werdenden „sozialen Frage“ zu beschäftigen.<br />

Der Freiburger Sozialhistoriker Clemens<br />

Bauer stellt rückblickend auf diese<br />

Zeit fest, die Kirche habe durch die unter<br />

Leo XIII. (1878-1903) beginnende „systematische“<br />

Erneuerung ihrer Soziallehre ihre<br />

damalige politische und soziale „Standortlosigkeit“<br />

überwunden und wieder einen<br />

soziologisch „festen Platz“ in der modernen<br />

Gesellschaft gefunden. 1<br />

Franz Hitze<br />

und Heinrich Pesch<br />

Unter den katholischen Akademikerverbänden<br />

war es besonders der UNITAS-<br />

Verband, der nicht unwesentlich bei der<br />

Formung des sozialen und politischen<br />

Katholizismus mitgewirkt hat. Hier ist als<br />

Pioniereder Christlichen Soziallehre<br />

<strong>BBR</strong>. PRÄLAT PROF. DR. FRANZ HITZE<br />

(1851-1921)<br />

Erster Inhaber des Lehrstuhls für Christliche<br />

Sozialwissenschaften in Münster,<br />

katholischer Sozialtheoretiker und<br />

Sozialpolitiker, mit Franz Brandts und<br />

Bbr. Ludwig Windthorst Begründer des<br />

„Volksvereins für das katholische<br />

Deutschland“ (1890) und des Deutschen<br />

Caritasverbandes.<br />

<strong>BBR</strong>. PATER DR. HEINRICH PESCH SJ<br />

(1854-1926)<br />

Jesuit, Nationalökonom, Mitbegründer<br />

einer modernen katholischen Sozialphilosophie.<br />

Begründer des Solidarismus.<br />

Nach ihm ist der vom UNITAS-<br />

Verband verliehene Preis für besondere<br />

Leistungen auf dem Gebiet der Sozialwissenschaften<br />

und für beispielhafte<br />

tätige soziale Arbeit benannt.<br />

erster Bbr. Franz Hitze zu nennen, der<br />

bereits als Student am 6. Juli 1875 auf Bitten<br />

der Kommilitonen seiner Würzburger Verbindung<br />

über „Die soziale Frage und der<br />

moderne Sozialismus in Deutschland“<br />

referierte. Fünfzehn Jahre später war aus<br />

dem damaligen Würzburger Studenten<br />

einer der drei Mitbegründer – zusammen<br />

mit Franz Brandts und Ludwig Windthorst –<br />

des 1890 in Mönchengladbach gegründeten<br />

„Volksvereins für das katholische<br />

Deutschland“ geworden. Seit 1884 finden<br />

wir ihn im Deutschen Reichstag, wo er später<br />

Georg von Hertling als sozialpolitischer<br />

Sprecher des Zentrums nachfolgte. 1893<br />

wurde Franz Hitze zum ersten Lehrstuhlinhaber<br />

eines neuen theologischen<br />

Faches „Christliche Gesellschaftslehre“<br />

nach Münster berufen.<br />

Während Franz Hitze in erster Linie für<br />

die konkrete praktische Umsetzung der<br />

Soziallehre der Kirche in den katholischen<br />

Verbänden und in der damaligen Politik mit<br />

großem Erfolg wirkte, wurde ein anderer<br />

Unitarier, Heinrich Pesch, der erste bedeutende<br />

wissenschaftliche Repräsentant dieser<br />

Soziallehre. Heinrich Pesch (1876-1926)<br />

studierte zunächst in Bonn Rechts- und<br />

Staatswissenschaften, trat dann unter dem<br />

Einbruch des Kulturkampfes in den Jesuitenorden<br />

ein, lernte während seinem Theologiestudium<br />

in Lancashire (England) die<br />

dortige Situation der Arbeiterschaft hautnah<br />

kennen. Als Spiritual am Priesterseminar<br />

in Mainz (1892-1900) kam er mit dem<br />

geistigen Erbe Bischof Kettelers in Kontakt.<br />

Dabei wurde ihm klar, dass die Kirche ihren<br />

Beitrag zur Lösung der sozialen Frage nur<br />

leisten konnte, wenn – wie dies schon bei<br />

Ketteler der Fall war – die wirtschaftlichen<br />

Tatbestände und Zusammenhänge richtig<br />

gesehen würden. Dies veranlasste ihn, noch<br />

im vorgerückten Alter bei Adolph Wagner in<br />

Berlin Nationalökonomie zu studieren<br />

(1901-1903). Pesch ging es zunächst darum,<br />

eine sozialanthropologische Grundlage des<br />

menschlichen Wirtschaftens zu entwerfen,<br />

in der die individualistischen und kollektivistischen<br />

Fehlinterpretationen vermieden<br />

wurden. Er wendet sich gegen eine rein<br />

sachhafte Betrachtung des Wirtschaftens<br />

und setzt beim „Menschen inmitten der Gesellschaft“<br />

an. Auf der Suche nach einer<br />

griffigen Kurzformel, die sich sowohl vom<br />

Individualismus wie vom Kollektivismus<br />

absetzt, wählte er den Begriff „Solidarismus“.<br />

2 Auf dieser Grundlage gelang es<br />

Heinrich Pesch, in seinem fünfbändigen<br />

Hauptwerk „Lehrbuch der Nationalökono-<br />

unitas 3-4/2007 189<br />

>>


190<br />

Heinrich<br />

Pesch-<br />

Preisträger<br />

1992<br />

Bbr. Dr. Rudolf Seiters<br />

2003<br />

Bbr. Dr. Ludwig Freibüter<br />

unitas 3-4/2007<br />

1988<br />

Bbr. Prof. Dr. Franz H. Mueller<br />

und Dr. Wilhelm Paul Link<br />

(Bild r. mit Bbr. Prof. Lothar Roos)<br />

1992<br />

Bischof Joachim Reinelt<br />

2003<br />

Bbr. Dr. Anton Rauscher<br />

1988<br />

Dr. Norbert Blüm<br />

1997<br />

Bbr. Bischof Franjo Komarica<br />

2004<br />

Bbr. Dr. Johannes Stemmler


mie“ 3 erstmals eine Wirtschaftstheorie zu<br />

entwerfen, in der die sozialethischen<br />

Vorgaben einer christlich-naturrechtlichen<br />

Sozialanthropologie mit den „Sachgesetzlichkeiten“<br />

des Wirtschaftens überzeugend<br />

verbunden wurden. Pesch hatte sich<br />

während seines Theologiestudiums dazu<br />

entschlossen, „der Hebung des Arbeiters<br />

mein Leben zu widmen“ (Selbstbiografie). Er<br />

hat dies nicht primär durch praktisches<br />

sozial-politisches Handeln getan, sondern<br />

durch das erste große wissenschaftlichsystematische<br />

Werk einer christlichen Wirtschaftsethik,<br />

die für die katholisch-soziale<br />

und katholisch-politische Bewegung im<br />

Kaiserreich und in der Weimarer Republik<br />

zu einem unersetzlichen Grundlagenwerk<br />

wurde.<br />

Die Gründung des Fördervereins<br />

Heinrich-Pesch-Preis e.V.<br />

Der UNITAS-Verband hat seitdem in<br />

vielfältiger Weise versucht, die mit Franz<br />

Hitze und Heinrich Pesch verbundene Tradition<br />

lebendig zu erhalten und konkrete Verantwortung<br />

für die geistige Entwicklung<br />

anhand neuer Fragestellungen in Kirche<br />

und Gesellschaft zu übernehmen. Es ist hier<br />

nicht der Platz, um alle anderen dafür<br />

wichtigen Namen zu nennen. Einer davon<br />

war Bbr. Heinrich Krone, der – wie einmal<br />

formuliert wurde – „treue Paladin Adenauers“<br />

– dessen Name bis zum heutigen<br />

Tag im „Krone-Kreis“ des UNITAS-Verbandes<br />

lebendig geblieben ist. Gerade auch<br />

über all das, was bisher unter diesem<br />

Namen geschehen ist, ließe sich ein umfangreicher<br />

Artikel schreiben. Im Krone-<br />

Kreis geht es vor allem darum, den<br />

heutigen Aktiven die nötigen geistigen<br />

Grundlagen zu vermitteln, um selber im<br />

Sinne von Franz Hitze und Heinrich Pesch<br />

tätig zu werden.<br />

Mit der gleichen Stoßrichtung, nur<br />

inhaltlich mit anderen Schwerpunkten,<br />

haben am 22. Mai 1982 in Bonn einige<br />

Unitarier den Heinrich-Pesch-Preis e.V.,<br />

Förderverein des „Verband der wissenschaftlichen<br />

katholischen Studentenvereine<br />

UNITAS e.V. für Sozialwissenschaft<br />

und soziale Tätigkeit e.V.“ gegründet. Er<br />

konnte also 2007 auf sein 25-jähriges<br />

Bestehen zurückblicken. Dies hätte Anlass<br />

sein können, den Heinrich-Pesch-Preis in<br />

diesem kleinen Jubiläumsjahr zum zehnten<br />

Mal zu verleihen. Die letzte Mitgliederversammlung<br />

vom 26.4.2005 kam jedoch zu<br />

der aufgrund der Finanzlage notwendigen<br />

Feststellung „dass in nächster Zeit keine<br />

weitere Preisverleihung möglich sein wird.“<br />

.<br />

Die bisherigen Preisträger<br />

Zunächst seien nochmals die bisherigen<br />

Preisträger in Erinnerung gerufen: Dr.<br />

Wilhelm Paul Link (1986), Generalpräses des<br />

Kolpingwerkes in Südamerika, für besondere<br />

Verdienste um die Weiterentwicklung<br />

und Vermittlung der Katholischen Soziallehre<br />

in Lateinamerika; Bundesminister a. D.<br />

Dr. Norbert Blüm (1988), für besondere Verdienste<br />

um die Gestaltung einer menschenwürdigen<br />

gesellschaftlichen Ordnung<br />

auf der Grundlage der Katholischen<br />

Soziallehre; † Bbr. Prof. Dr. Franz H. Mueller<br />

(1988), St. Paul, Minnesota, für besondere<br />

Verdienste um die Verbreitung und interkulturelle<br />

Vermittlung der Katholischen<br />

Soziallehre im interdisziplinären Dialog;<br />

Bbr. Bundestagsvizepräsident a. D. Dr.<br />

Rudolf Seiters (1992), für besondere Verdienste<br />

um die politischen, rechtlichen und<br />

ethischen Grundlagen der Wiedervereinigung<br />

Deutschlands; Bischof Joachim<br />

Reinelt (1992), Bischof von Dresden-Meißen,<br />

für besondere Verdienste um die Wahrung<br />

der Grundrechte der Person in der Zeit<br />

der Unterdrückung und um die religiösgeistige<br />

und sozialethische Begleitung des<br />

Prozesses der Wiedervereinigung Deutschlands;<br />

Bbr. Dr. Franjo Komarica (1997),<br />

Bischof von Banja Luka, für besondere<br />

Verdienste um die Wahrung der Würde und<br />

Rechte aller Menschen unter schwierigsten<br />

Bedingungen; † Bbr. Minrat. a. D. Dr. Ludwig<br />

Freibüter (2003), für besondere Verdienste<br />

um die gesellschaftspolitische Verwirklichung<br />

und bildungsmäßige Vermittlung<br />

der Katholischen Soziallehre; Bbr. Prof. Dr.<br />

Dr. h. c. mult. Anton Rauscher SJ (2003), für<br />

hervorragende Verdienste um die historisch-systematische<br />

Fundierung, die wissenschaftliche<br />

Vertiefung im interdisziplinären<br />

und internationalen Dialog und<br />

die akademische Vermittlung der Katholischen<br />

Soziallehre; Bbr. Dr. Johannes<br />

Stemmler (2004), für besondere Verdienste<br />

um die ethische Fundierung unternehmerischen<br />

Handelns und die interkulturelle<br />

Vermittlung der Katholischen Soziallehre.<br />

Katholische Soziallehre<br />

für Bosnien-Hercegowina<br />

Laut § 2 der Satzung wird der Zweck des<br />

Vereins, die „Förderung von Wissenschaft<br />

und Forschung und praktische Tätigkeit im<br />

Bereich gesellschaftlichen Zusammenlebens...,<br />

insbesondere durch die Durchführung<br />

wissenschaftlicher Veranstaltungen<br />

und Forschungsvorhaben, Vergabe von<br />

Forschungsaufträgen, durch die Unterstützung<br />

von praktischer Tätigkeit im<br />

sozialen Bereich“ und eben „durch die<br />

Vergabe des Heinrich-Pesch-Preises“<br />

verwirklicht.<br />

Als Bbr. Bischof Franjo Komarica von<br />

Banja Luka am 2. Mai 1997 den Heinrich-<br />

Pesch-Preis erhielt, sagte ihm der Verein ein<br />

Stipendium im Wert von 5.000 DM für<br />

einen Priester zu, um ein Studium der Katholischen<br />

Soziallehre an der Theologischen<br />

Fakultät in Zagreb zu beginnen. Aufgrund<br />

der schwierigen politischen und<br />

kirchlichen Lage dauerte es über fünf Jahre,<br />

bis er 2002, wie er selbst schreibt, „einen<br />

jungen, sehr fleißigen und vielseitigen<br />

Priester“ fand, „der bereit ist, neben anderen<br />

Verpflichtungen in der Pfarrei auch<br />

das Studium der Katholischen Soziallehre<br />

an der Theologischen Fakultät in Zagreb zu<br />

beginnen“. Inzwischen konnte ich Zvonko<br />

Brezovski, Pfarrer in Vrbanja / Bosna i Hercegovina<br />

bei einer Tagung in Zagreb persönlich<br />

kennen lernen. Er ist sehr dankbar<br />

für unsere Unterstützung. Er mußte die im<br />

Krieg zerstörte Kirche mit viel Mühe und<br />

der Mithilfe seiner Gemeinde und anderer<br />

wieder aufbauen. Neben seinen pastoralen<br />

und sozialen Aufgaben setzt er derzeit<br />

seine Studien im Fach „Christliche Gesellschaftslehre“<br />

in Zagreb bei Prof. Baloban<br />

fort.<br />

unitas 3-4/2007 191<br />

>>


Katholische Soziallehre:<br />

Hoffnung für Afrika<br />

Weiterhin hat der Förderverein bisher<br />

vier nigerianische Priester, die in Bonn im<br />

Fach „Christliche Gesellschaftslehre“ promoviert<br />

wurden, mit namhaften Beträgen<br />

bei der Veröffentlichung ihrer Doktorarbeit<br />

unterstützt: Im Jahr 2002 erhielt Fr. Dr.<br />

Casimir C. Nzeh einen Druckkostenzuschuss<br />

von 1.397,68 Euro für die Drucklegung<br />

seiner Doktorarbeit mit dem Titel<br />

„From Clash o Dialog of Religions: A Socio-<br />

Ethical Analysis of the Christian-Islamic<br />

Tension in a Pluralistic Nigeria“; ein Jahr<br />

später stellte der Förderverein Fr. Dr.<br />

Nwokedi Francis Ezumezu 420 Euro zur<br />

Verfügung, um zwanzig Exemplare seiner<br />

Dissertation mit dem Thema „Freedom as<br />

responsibility: Social market economy in<br />

the light of catholic social Teaching for<br />

Nigerian society“ gezielt für Personen und<br />

Institutionen zur Verbreitung der Katholischen<br />

Soziallehre in Nigeria einzusetzen.<br />

An diese Tradition anknüpfend haben wir in<br />

diesem Jahr die Veröffentlichung der Doktorarbeiten<br />

von Fr. Dr. Michael Ndubueze<br />

Diochi mit dem Thema „The Quest for<br />

Integral Development in Nigeria“ mit<br />

1362,52 Euro unterstützt, sowie von Fr.<br />

Polycarp Chuks Obikwelu mit dem Thema<br />

„Contextual Application of Christian Social<br />

Teaching on Political Ethics in the Light of<br />

the Pronouncements of the Symposium of<br />

the Episcopal Conferences of Africa and<br />

Madagascar (SECAM) in the Era of Globalisation“<br />

mit 1.292,24 Euro.<br />

Von den nigerianischen Priestern, die an<br />

der Bonner Fakultät seit dem Beginn der 80er<br />

Jahre ihr Promotionsstudium im Fach<br />

Christliche Gesellschaftslehre begonnen<br />

haben, konnte ich immer wieder – nachdem<br />

sie die Geschichte des sozialen und<br />

politischen Katholizismus in Deutschland<br />

studiert hatten – die Feststellung hören: Die<br />

Situation, die wir heute in Kirche und<br />

Gesellschaft in Nigeria antreffen, ähnelt in<br />

erstaunlicher Weise dem, was sich in der<br />

Frühzeit der Industriegesellschaft im 19.<br />

Jahrhundert in Deutschland abspielte, und<br />

worauf die damals entstehende Soziallehre<br />

der Kirche eine Antwort zu geben versuchte.<br />

Fanz Hitze und Heinrich Pesch sind also<br />

nicht nur den oben Genannten, sondern<br />

durch sie vielen Katholiken und anderen in<br />

Nigeria gut bekannt.<br />

Der erste Bonner Promovend war<br />

Objora F. Ike (s. Bild), heute Professor für<br />

Christliche Gesellschaftslehre im Priesterseminar<br />

in Enugu und an der dortigen<br />

staatlichen Universität. Er ist inzwischen<br />

auch Honorarprofessor an der Universität<br />

Frankfurt und vielen hier in Deutschland<br />

nicht unbekannt.<br />

Indem unser Förderverein in den zurückliegenden<br />

Jahren schwerpunktmäßig<br />

die Publikation der genannten Disserta-<br />

192<br />

unitas 3-4/2007<br />

tionen unterstützt hat, schließt sich sozusagen<br />

der Kreis von der Situation in<br />

Deutschland zurzeit Heinrich Peschs zur<br />

heutigen Situation in Nigeria. Dort ist die<br />

Kirche, wie man immer wieder hört, die fast<br />

einzige und größte Hoffnung der Menschen<br />

auf Besserung der Verhältnisse.<br />

Zukünftige Aufgaben<br />

und Projekte<br />

Um die Arbeit des Heinrich-Pesch-Preis<br />

e.V. auch in Zukunft wie bisher weiterführen<br />

zu können, brauchen wir die<br />

Mithilfe weiterer, vor allem auch jüngerer<br />

Bundesbrüder und Bundesschwestern.<br />

Sobald es unsere Mittel erlauben, möchten<br />

wir zum zehnten Mal den Heinrich-Pesch-<br />

Preis verleihen. Aus diesem Anlass ist in der<br />

UNITAS-Buchreihe auch eine Publikation<br />

geplant, in der die Laudationes und die<br />

Dankreden sämtlicher Preisträger aufgeführt<br />

werden. Damit würde sowohl ein<br />

Stück Zeitgeschichte als auch ein wichtiger<br />

Teil der Arbeit des UNITAS-Verbandes<br />

innerhalb der eigenen Reihen, aber auch<br />

öffentlich deutlicher bewusst werden. Das<br />

Buch könnte zusätzlich Informationen über<br />

Thema und Bedeutung der von uns<br />

geförderten Dissertationen auf dem Gebiet<br />

der Katholischen Soziallehre enthalten. Vor<br />

allem aber kommt es darauf an, innerhalb<br />

unseres Verbandes die christlich-soziale<br />

Tradition, auf die wir stolz sein können, zu<br />

wahren und auch anhand neuer Fragestellungen<br />

weiterzuführen. Anders gesprochen:<br />

Wir freuen uns auf weitere Mitglieder.<br />

Anmerkungen:<br />

1 vgl. Bauer, Clemens: Deutscher Katholizismus.<br />

Entwicklungslinien und Profile,<br />

Frankfurt a. M. 1964, S. 25-27.<br />

2 vgl. Rauscher, Anton: Der soziale und politische<br />

Katholizismus. Entwicklungslinie<br />

in Deutschland 1803-1963, hrsg. von<br />

Anton Rauscher Bd. I., S. 340-368.<br />

3 Pesch, Heinrich: Lehrbuch der Nationalökonomie,<br />

5 Bde., Freiburg i. Br. 1904-1923.<br />

Christliche Hoffnung<br />

gegen neuzeitliche Ideologien<br />

VATIKAN. Papst Benedikt XVI. stellt in seiner<br />

am 30. November veröffentlichten<br />

zweiten Enzyklika „Spe salvi“ (Auf Hoffnung<br />

hin sind wir gerettet / Röm 8,24)<br />

die christliche Hoffnung weltlichen Zukunftsverheißungen<br />

und einer blinden<br />

Fortschrittsgläubigkeit gegenüber. Alle<br />

Versuche und Theorien, menschliche<br />

Vernunft und Freiheit ohne Gott zum<br />

Maßstab einer vollkommenen Weltordnung<br />

zu machen, hätten sich als unzureichend<br />

erwiesen, so der Papst.<br />

Ausführlich setzt sich Benedikt XVI. in<br />

dem Lehrschreiben mit den Ideen der<br />

Französischen Revolution wie auch mit<br />

Kant, Marx und Engels bis hin zu Adorno<br />

und Horkheimer auseinander. Marx habe<br />

zwar die gesellschaftlichen Missstände<br />

der Ausbeutung präzise analysiert und<br />

den Weg zum Umsturz aufgezeigt. Aber<br />

er habe die menschliche Freiheit ignoriert,<br />

die „immer auch Freiheit zum Bösen<br />

bleibt“; zudem habe er nicht gesagt, wie<br />

es weitergehen könne – und damit trostlose<br />

Zerstörungen hinterlassen. Wissenschaft<br />

und politische Theorien hätten<br />

sich als überfordert erwiesen, was die Erlösungserwartung<br />

des Menschen betrifft,<br />

betont Benedikt XVI. in seinem 80seitigen<br />

Lehrschreiben. Letztlich sei Gott<br />

das Fundament der Hoffnung, und<br />

Hoffnung sei das Kennzeichen des Christentums<br />

Vernunft und Glauben brauchten<br />

einander: „Der Mensch braucht Gott,<br />

sonst ist er hoffnungslos.“ Das Christentum<br />

ist nach den Worten des Papstes<br />

keine sozialrevolutionäre Botschaft und<br />

Jesus kein Freiheitskämpfer. Vielmehr<br />

habe Christus die Begegnung mit Gott<br />

gebracht und damit die Begegnung mit<br />

einer Hoffnung, so Benedikt XVI. in seinem<br />

theologisch und philosophisch anspruchsvollen<br />

Schreiben.<br />

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz,<br />

Kardinal Karl Lehmann, würdigte<br />

die Enzyklika als „großes und eindrucksvolles<br />

Dokument des katholischen<br />

und weithin auch des christlichen Verständnisses<br />

über die Hoffnung“. Es seien<br />

„viele Erkenntnisse aus der Diagnose<br />

unserer Gegenwart, den theologischen<br />

Disziplinen, philosophischen Überlegungen<br />

und verschiedenen Zeugnissen aus<br />

Geschichte und Gegenwart“ eingegangen.<br />

Die Vereinigte Evangelisch-Lutherische<br />

Kirche Deutschlands (VELKD)wertete<br />

die Enzyklika als einen „erfreulichen<br />

Text“. Das Schreiben lese sich wie eine<br />

Einladung zum Gespräch über Glaube,<br />

Liebe und Hoffnung, erklärte der Catholica-Beauftragte<br />

der VELKD, Bischof Friedrich<br />

Weber. Die lutherische Kirche könne<br />

dem Inhalt über weiteste Strecken vorbehaltlos<br />

zustimmen. Das Lehrschreiben<br />

belege die ökumenische Einsicht, „dass<br />

die evangelisch-lutherische und die<br />

römisch-katholische Kirche sehr viel<br />

mehr eint als trennt“.


EINLADUNG<br />

131. GENERALVERSAMMLUNG DES VERBANDES<br />

DER WISSENSCHAFTLICHEN KATHOLISCHEN<br />

STUDENTENVEREINE UNITAS<br />

VOM 1. BIS 4. MAI 2008 IN KÖLN<br />

AUS ANLASS DES 110-JÄHRIGEN JUBILÄUMS <strong>VON</strong><br />

UNITAS-ERWINIA ZU STRASSBURG UND KÖLN<br />

„Dialog der Kulturen im Zeichen der Globalisierung“<br />

Tagungsort für alle Veranstaltungen:<br />

MATERNUSHAUS – Kongresszentrum des Erzbistums Köln, Kardinal-Frings-Straße 1–3, 50668 Köln,<br />

Tel. (0221) 16 31-0, Fax (0221) 16 31-215, Mail: info@maternushaus.de, www.maternushaus.de.<br />

Die Gottesdienste, der Begrüßungsabend und der Kommers finden an den im Programmablauf (siehe unten)<br />

angegebenen Orten statt. Für alle Veranstaltungen gilt: s. t. !<br />

Donnerstag, 1. Mai 2008 – Fest Christi Himmelfahrt<br />

Programmablauf<br />

Anreise und Anmeldung ab 11 Uhr im Tagungsbüro Maternushaus. Die Zuweisung der Aktivenunterkunft erfolgt ausschließlich bei<br />

der Anmeldung; zugleich können Fahnen und Wichs im Tagungshotel deponiert werden.<br />

10:00 Sitzung des Verbandsvorstandes und der Verbandsamtsträger<br />

Raum Adelheid<br />

12:30 gemeinsames Mittagessen<br />

14:00 Eröffnung der GV und 1. Plenarsitzung – Maternussaal<br />

15:00 Begleitprogramm<br />

15:45 Kaffeepause<br />

16:00 Getrennte Sitzungen: Aktiventag im Maternussaal / Hohedamenbund im Raum Adelheid / Altherrenbund im<br />

Dreikönigssaal / Finanzkommission im Raum Laurentius<br />

18:15 Verbandsmesse in St. Gereon, Christophstr. 1, 50670 Köln<br />

Festlicher Eröffnungsgottesdienst zum Hochfest Christi Himmelfahrt<br />

Zelebrant: Geistlicher Beirat Bbr. Kaplan Helmut Wiechmann<br />

Conzelebraten wenden sich bitte an Bbr. Hartmut Fritze – Tel. 0221-7408017<br />

Begrüßung und einführende Worte zur Basilika St. Gereon durch Pfarrer Andreas Brocke<br />

Gedenken der verstorbenen Bundesschwestern und Bundesbrüder durch den Verbandsgeschäftsführer Bbr. Dieter Krüll<br />

20:15 Begrüßungsabend mit gemeinsamem Abendessen im Kölner Brauhaus Früh am Kölner Dom<br />

Für das rheinisch-kölsche Lokalkolorit in Text und Ton sorgen Wim Mergenbaum und Bbr. Hans Leo Neu.<br />

unitas 3-4/2007 193<br />

>>


194<br />

Freitag, 2. Mai 2008<br />

09:00 Empfang für den Verbandsvorstand im Historischen Rathaus der Stadt Köln<br />

09:00 Morgenlob in der Hauskapelle<br />

10:00 Begleitprogramm<br />

10:00 2. Plenarsitzung – Maternussaal<br />

11:00 Kaffeepause<br />

11:15 2. Plenarsitzung (Fortsetzung)<br />

13:00 gemeinsames Mittagessen<br />

14:00 3. Plenarsitzung – Maternussaal<br />

15:00 Begleitprogramm<br />

15:30 Kaffeepause<br />

15:45 3. Plenarsitzung (Fortsetzung)<br />

18:00 gemeinsames Abendessen<br />

18:00 Abmarsch der Chargenteams zum Abendessen im Kölner Gürzenich<br />

19:30 Einlass in den großen Festsaal des Kölner Gürzenich<br />

20:00 Festkommers im Großen Saal des Kölner Gürzenich<br />

Gürzenichstraße, Eingang Martinstr. 29-37, 50667 Köln<br />

Festvortrag: Interreligiöse und interkulturelle Kompetenz als Grundlage eines Dialogs der Kulturen<br />

Festredner: Prof. Dr. Alexander Thomas, Institut für Psychologie, Universität Regensburg<br />

Samstag, 3. Mai 2008<br />

09:30 Morgenlob in der Hauskapelle<br />

09:30 Sitzung des ZHBV im Raum Adelheid<br />

11:00 Podiumsdiskussion im Maternussaal<br />

Thema: Interkulturell kompetent: Leitbild für Christen in einer globalisierten Welt –<br />

Kritische Anmerkungen zu Theorie und Praxis des Dialogs der Kulturen<br />

Podiumsteilnehmer:<br />

Bbr. Winfried Hinzen, Dipl.-Kfm. (Vorstand Pax-Bank e.G., Vorstandsmitglied des Bundes Katholischer Unternehmer)<br />

Werner Höbsch, Dipl.-Theol. (stv. Leiter der Abtlg. Liturgie und Verkündigung im Generalvikariat des Erzbistums Köln)<br />

Prof. Dr. Alexander Thomas (Institut für Psychologie, Universität Regensburg)<br />

Bbr. Tobias Wagner, Drs. NL, MIB (Vice President – Credit Suisse SOVP, Zürich)<br />

Moderation: Astrid Wirtz, Journalistin, Kölner Stadt-Anzeiger<br />

13:00 gemeinsames Mittagessen im Tagungshotel<br />

14:00 4. Plenarsitzung – Maternussaal (nur soweit erforderlich und angekündigt!)<br />

15:00 Begleitprogramm vorzugsweise für die Delegierten der GV<br />

19:30 Einlass in den Maternussaal<br />

20:00 Festball mit Bankett im Maternussaal<br />

Sonntag, 4. Mai<br />

09:50 Einführende Worte zur Geschichte der Basilika St. Kunibert<br />

durch Pfarrer Frank N. Müller, Ehrenmitglied von UNITAS-Rheinfranken Düsseldorf<br />

10:00 Pontifikalamt in St. Kunibert, Kunibertsklostergasse 2 (Altstadt)<br />

Zelebrant: Seine Eminenz Joachim Kardinal Meisner, Erzbischof von Köln – Ehrenmitglied des UNITAS-Verbandes<br />

und Conzelebranten (Conzelebraten wenden sich bitte an Bbr. Hartmut Fritze Tel. 0221 – 7408017)<br />

11:45 Kaffeepause im Foyer<br />

12:00 Festakt im Maternussaal<br />

Begrüßung durch den Vorsitzenden des Altherrenbundes Bbr. Heinrich Sudmann, Ministerialdirigent a.D.<br />

Festvortrag: Der Beitrag des Christentums zum weltweiten Dialog<br />

Festredner: Abtprimas Dr. Notker Wolf, OSB, Rom<br />

13:30 Ende der Generalversammlung: Verabschiedung der Teilnehmer durch die Vorsitzende<br />

des Hohedamenbundes Bsr. Dr. Claudia Bellen-Kortevoß<br />

14:00 Imbiss zum Abschluss, Abreise der Teilnehmer<br />

Satzungsmäßige Hinweise<br />

Gemäß der Verbandssatzung sind Anträge zur Generalversammlung bis Mittwoch, den 26. März 2008 schriftlich in doppelter<br />

Ausfertigung beim Vorort W.K.St.V. UNITAS-Palatia zu Darmstadt, VOP Johannes Günther, Gutenbergstr. 5, 64289 Darmstadt,<br />

Tel. 06151-7909030 / Telefax 06151-7909050, E-Mail: vop@UNITAS.org einzureichen. Den schriftlich formulierten Anträgen sind<br />

eine Begründung sowie eine Protokollabschrift über den Beschluss des Antrages durch das jeweilige Gremium beizufügen.<br />

Teilnahmeberechtigt an den Plenarsitzungen sind alle Verbandsmitglieder (Vereine / § 4 (1) VS) des UNITAS-Verbandes und<br />

deren Mitglieder. Stimmberechtigt bei den Plenarsitzungen ist gem. § 9 (7) VS je ein bevollmächtigter Vertreter eines aktiven<br />

Studentenvereines oder eine bevollmächtigte Vertreterin eines Studentinnenvereines, des Weiteren je ein bevollmächtigter Vertreter<br />

eines Altherrenvereines bzw. eine bevollmächtigte Vertreterin eines Hohedamenvereines. Jeder offizielle Vertreter ist nur<br />

für einen Verein stimmberechtigt. Die Meldung aller offiziellen Vertreter muss bis zum 26. März 2008 an den Hohen Vorort des<br />

UNITAS-Verbandes e.V., den W.K.St.V. UNITAS-Palatia zu Darmstadt (s.o.) erfolgen. Vereine, die keinen Bevollmächtigten abgeordnet<br />

haben, besitzen kein Stimmrecht.<br />

unitas 3-4/2007


Bonn – Darmstadt – Kaarst – Köln<br />

im November 2007<br />

Mit unitarischem Bundesgruß<br />

Johannes Günther<br />

Vorortspräsident<br />

Heinrich Sudmann Dieter Krüll Dr. Claudia Bellen-Kortevoß<br />

Vorsitzender des AHB Vorstand des e.V. Vorsitzende des HDB<br />

und VGF<br />

Karl Heinz Wagner<br />

Örtlicher Vorbereitungsausschuss<br />

Organisatorische Hinweise<br />

Die Unterbringung der Aktiven/Gäste erfolgt im CITY-HOSTEL Jugendherberge Köln-Riehl, An der Schanz 14, 50735 Köln,<br />

Tel. 0221-767081; Fax 0221-761555. Dort stehen Zwei- und Mehrbettzimmer zur Verfügung. Die Zuteilung der Zimmer wird bei<br />

der Anmeldung im Maternushaus / Tagungsbüro (nicht in der Jugendherberge) geregelt.<br />

Die Kosten der Unterbringung der Aktiven und deren Gäste übernimmt bei ordnungsgemäßer und fristgerechter Anmeldung<br />

der Verband. Für jede angemeldete Person wird eine Kaution i. H. von 50,- € erhoben. Bei Nichtteilnahme verfällt die Kaution.<br />

Für die Hohen Damen und Alten Herren stehen eine begrenzte Anzahl von reservierten Ein- und Zweibettzimmern im<br />

Tagungshotel: Maternushaus ( ��� ), Kardinal-Frings-Str. 1-3, 50668 Köln,<br />

Tel: 0221-1631-0, Fax 0221-1631215 und im<br />

Hotel: Kolpinghaus International ( ��� ), St. Apernstr. 32, 50667 Köln,<br />

Tel. 0221-20930; Fax 0221-2578081<br />

zum Preis pro Person und Nacht von € 65,00 im Einzelzimmer und<br />

von € 47,50 im Doppelzimmer (Maternushaus)<br />

von € 42,50 im Doppelzimmer (Kolpinghaus)<br />

bereit. Die Vergabe erfolgt nach Bestelleingang. Das Kolpinghaus International und das Maternushaus verfügen über ausreichende<br />

Parkmöglichkeiten.<br />

Für den Fußweg vom Hauptbahnhof Köln bis zum Maternushaus wie auch zwischen Maternushaus und Kolpinghaus benötigt<br />

man knapp 15 Minuten.<br />

Die Anmeldung der Aktiven und deren Gäste, sowie die der Hohen Damen, der Alten Herren und Gäste erfolgt über das Internet:<br />

www.GV2008.de oder mittels der nachfolgend abgedruckten Anmeldeformulare an die Verbandsgeschäftsstelle: UNITAS-<br />

Verband e.V., Aachener Str. 29, D 41564 Kaarst. Fax 02131-275960; E-Mail: vgs@UNITAS.org. Die Anmeldeformulare können<br />

aus dem Internet: www.GV2008.de heruntergeladen werden.<br />

Auch in Köln und Umgebung wohnende Bundesschwestern und Bundesbrüder, die keine Unterkunft benötigen, müssen ihre<br />

Teilnahme an der GV über das Internet: www.GV2008.de oder mittels der nachfolgend abgedruckten Anmeldeformulare an die<br />

Verbandsgeschäftsstelle: UNITAS-Verband e.V., Aachener Str. 29, D-41564 Kaarst, Fax 02131-275960; E-Mail: vgs@UNITAS.org<br />

schriftlich anmelden und den GV-Beitrag entrichten.<br />

Eine Teilnahme an den Veranstaltungen ohne Entrichtung des GV-Beitrags ist nicht möglich.<br />

Alle in Köln eintreffenden, ebenso die in Köln und Umgebung wohnenden GV-Teilnehmer werden gebeten, sich umgehend im<br />

Tagungsbüro: Foyer des Maternushauses zu melden. Das gilt auch, wenn keine Übernachtungsmöglichkeit gebucht wurde. Sie<br />

erhalten dort alle erforderlichen GV-Unterlagen, insbesondere Delegiertenkarten, das Tagungsabzeichen, Gutscheine für die<br />

Mahlzeiten und die Teilnahmeausweise für das Begleitprogramm.<br />

Wer nicht im Maternushaus / Hotel Kolpinghaus International übernachten möchte, kann ein Zimmer über KölnTourismus GmbH<br />

Tel. 0221/221-30400, Fax 0221/221-30410, Internet: www.koelntourismus.de; info@koelntourismus.de buchen oder unmittelbar<br />

eines der örtlichen Hotels ansprechen.<br />

Das Tagungshaus verfügt über eine gute Küche zu günstigen Preisen. Schon aus terminlichen Gründen bietet es sich an, das<br />

Angebot der Küche wahrzunehmen. Allerdings müssen die Veranstalter die Zahl der Essen verbindlich anmelden. Daher bitten<br />

wir bei der Anmeldung, die gewünschten Mahlzeiten anzugeben und im voraus zu zahlen. Über die gebuchten Leistungen<br />

werden bei der Ankunft im Tagungsbüro Gutscheine ausgegeben.<br />

Hinweis zum Begleitprogramm (vergl. unten Anmeldung):<br />

Durch eigene Veranstaltungen des Doms, die jetzt noch nicht bekannt sind, können kurzfristig Änderungen im Begleitprogramm<br />

eintreten.<br />

unitas 3-4/2007 195<br />

>>


196<br />

Anmeldung für Aktive / Gäste (Sammelbestellung des Aktivenvereins)<br />

Wir (Ich) nehme/n an der 131. GV in Köln mit insges. _______ Personen teil.<br />

Name des UV-Vereines: ____________________________________<br />

Chargieren beim Kommers und ggf. Gottesdienst: ja _____ nein _____<br />

Teilnehmer der Aktivitates:<br />

Namen, Vornamen Übernachtungen: ______ Do/Frei ______ Frei/Sa ______ Sa/So<br />

______________________________________________<br />

______________________________________________<br />

______________________________________________<br />

______________________________________________ (ggf. Liste einreichen!)<br />

GV – Beitrag für Aktive /Gäste € 30,- pro Person Aktive/Gäste ______ Personen ____ €<br />

Kaution für die Unterkunft: € 50,- pro Person Aktive/Gäste ______ Personen ____ €<br />

Teilnahme an Veranstaltungen<br />

Donnerstag, 1. Mai 2008<br />

Verbandsmesse in St. Gereon ______ Personen<br />

Begrüßungsabend im Brauhaus Früh mit<br />

gemeinsamen Abendessen Selbstzahler ______ Personen<br />

Freitag, 2. Mai 2008<br />

Kommers im Gürzenich ______ Personen<br />

Samstag, 3. Mai 2008<br />

Podiumsdiskussion ______ Personen<br />

Ball mit festlichem Buffet € 15,00 (incl. Essen) ______ Personen ______ €<br />

Sonntag, 4. Mai 2008<br />

Pontifikalamt in St. Kunibert ______ Personen<br />

Festakt im Maternushaus ______ Personen<br />

Teilnahme an folgenden Mahlzeiten im Maternushaus:<br />

Donnerstag, 1. Mai 2008<br />

Mittagessen € 5,90 ______ Personen ______ €<br />

(Rhein. Schnittbohnensuppe mit Ochsenbrust)<br />

Freitag, 2. Mai 2008<br />

Tagespauschale: € 14,90<br />

(2 Kaffeepausen, Mittagessen, Abendessen) ______ Personen ______ €<br />

Samstag, 3. Mai 2008<br />

Mittagessen € 5,90 ______ Personen ______ €<br />

(Gaisburger Marsch mit Knopfspätzle)<br />

Sonntag, 4. Mai 2008<br />

Imbiss nach dem Festakt € 5,90 ______ Personen ______ €<br />

Begleitprogramm<br />

Siehe vorab die Informationen zu den einzelnen Veranstaltungen dieses Begleitprogramms in diesem Heft oder unter<br />

www.GV2008.de.<br />

Nähere Informationen zu den Treffpunkten finden sich im Tagungsbüro und ebenfalls unter www.GV2008.de. Treffpunkt ist in der<br />

Regel die Kreuzblume am Rande der Domplatte und/oder der Eingang zum „Dom-Forum“, beide gegenüber dem Hauptportal<br />

des Doms.<br />

Die Führungen kosten jeweils:<br />

– für teilnehmende Aktive und deren Gäste je Person 6,00 €<br />

(für AHAH, HDHD und Gäste 10,00 €)<br />

unitas 3-4/2007


Buchung:<br />

Donnerstag, 01. 05. 2008 Teilnahme Personen Preis<br />

15:00 h a) Der Dom von innen O ________ ______ €<br />

b) Typisch Kölsch O ________ ______ €<br />

c) Köln grüßt Jerusalem O ________ ______ €<br />

d) Museum Ludwig O ________ ______ €<br />

Freitag, 03.05. 2008<br />

10:00 h a) Der Dom von innen O ________ ______ €<br />

b)…handelt wie ein Kölner! O ________ ______ €<br />

c) Kölsche Mädcher O ________ ______ €<br />

d) Tot in Köln – Melatenfriedhof O ________ ______ €<br />

e) Stadtführung per Bus<br />

(bitte nur Gehbehinderte!) O ________ ______ €<br />

15:00 h a) Der Dom von innen O ________ ______ €<br />

b) Unter den Füßen des Doms O ________ ______ €<br />

c) ....handelt wie ein Kölner! O ________ ______ €<br />

d) Kölsche Mädcher O ________ ______ €<br />

e) Typisch Kölsch O ________ ______ €<br />

f) Nazis in Köln – nein danke? O ________ ______ €<br />

16:00 h Dem Dom aufs Dach!° O ________ ______ €<br />

(Teilnahme nur von trittsicheren, höhenfesten Personen)<br />

Samstag, 04.05.2008<br />

(Die Termine am Samstagnachmittag sollen bitte vorzugsweise den Delegierten zur Verfügung stehen!)<br />

10:00 h St. Maria im Kapitol<br />

(nur begrenzte Teilnehmerzahl) O ________ ______ €<br />

15:00 h a) Dem Dom aufs Dach! O ______ €<br />

(Teilnahme nur von trittsicheren, höhenfesten Personen)<br />

b) Der Dom von innen O ______ €<br />

c) Unter den Füßen des Doms O ______ €<br />

d) Köln grüßt Jerusalem O ______ €<br />

e) Typisch Kölsch O ______ €<br />

________<br />

Gesamtpreis aller gebuchten Führungen €<br />

=======<br />

Gesamt-Zusammenstellung:<br />

GV-Beitrag, Kaution, x Essen, x Teilnahme am Begleitprogramm:<br />

_________ x GV-Beitrag Aktive / Gäste pro Person 25,00 € = EUR _________<br />

_________ x Kaution Aktive/Gäste für Unterkunft pro Pers. 50,00 € = EUR _________<br />

_________ x Essen im Maternushaus (wie oben gebucht) = EUR _________<br />

_________ x Bankett mit Ball 15,00 € = EUR _________<br />

_________ x Buchungen Begleitprogramm je 06,00 € = EUR _________<br />

_________________<br />

Vorauszahlung Gesamt: = EUR<br />

==============<br />

Diesen Beitrag bitte bis zum 26. März 2008 überweisen auf das Konto:<br />

UNITAS-Verband e.V. Kto-Nr.: 28 796 021 – Pax-Bank e.G., Köln (BLZ: 370 601 93)<br />

Absender:<br />

W.K.St.V. UNITAS- ____________________________ E-Mail: ____________________________<br />

Str. / PLZ / Ort: __________________________________________________________________________<br />

Bankverbindung<br />

Kto/BLZ/Bank: ______________________________________________________________<br />

Datum, Unterschrift: ______________________________________________________________<br />

Auch in Köln und Umgebung wohnende Bundesschwestern und Bundesbrüder, die keine Unterkunft benötigen,<br />

müssen ihre Teilnahme an der GV über das Internet: www.GV2008.de oder mittels der abgedruckten Anmeldeformulare<br />

an die Verbandsgeschäftsstelle: UNITAS-Verband e.V., Aachener Str. 29, D 41564 Kaarst. Fax 0 21 31 / 27 59 60; E-Mail:<br />

vgs@UNITAS.org schriftlich anmelden und den GV-Beitrag entrichten.<br />

Eine Teilnahme an den Veranstaltungen ohne Entrichtung des GV-Beitrags ist nicht möglich.


198<br />

Anmeldung für die Hohen Damen, Alten Herren und Gäste<br />

Ich nehme an der 131. GV in Köln mit ___ Personen teil.<br />

Name, Vorname Übernachtung:<br />

______________________________________________ Einzelzimmer: ______ Do/Frei ______ Frei/Sa ______ Sa/So<br />

______________________________________________ Doppelzimmer: ______ Do/Frei ______ Frei/Sa ______ Sa/So<br />

______________________________________________ GV–Beitrag - HD / AH € 60,- ______Pers. ____ €<br />

Teilnahme an Veranstaltungen<br />

Donnerstag, 1. Mai 2008<br />

Verbandsmesse in St. Gereon<br />

Begrüßungsabend im Brauhaus Früh mit<br />

______ Personen<br />

gemeinsamen Abendessen<br />

Freitag, 2. Mai 2008<br />

Selbstzahler ______ Personen<br />

Kommers im Gürzenich<br />

Samstag, 3. Mai 2008<br />

______ Personen<br />

Podiumsdiskussion ______ Personen<br />

Ball mit festlichem Buffet € 40,00 (incl. Essen) ______ Personen ____ €<br />

Sonntag, 4. Mai 2008<br />

Pontifikalamt in St. Kunibert ______ Personen<br />

Festakt im Maternushaus ______ Personen<br />

Teilnahme an folgenden Mahlzeiten im Maternushaus:<br />

Donnerstag, 1. Mai 2008<br />

Mittagessen<br />

(Rhein. Schnittbohnensuppe mit Ochsenbrust)<br />

Freitag, 2. Mai 2008<br />

€ 7,90 ______ Personen _____ €<br />

Tagespauschale: € 34,90<br />

( 2 Kaffeepausen, Mittagessen, Abendessen) ______ Personen _____ €<br />

Samstag, 3. Mai 2008<br />

Mittagessen<br />

(Gaisburger Marsch mit Knopfspätzle) € 7,90 ______ Personen _____ €<br />

Sonntag, 4. Mai 2008<br />

Imbiss nach dem Festakt € 7,90 ______ Personen _____ €<br />

Begleitprogramm<br />

Siehe vorab die Informationen zu den einzelnen Veranstaltungen dieses Begleitprogramms in diesem Heft oder unter<br />

www.GV2008.de. Nähere Informationen zu den Treffpunkten finden sich im Tagungsbüro und ebenfalls unter www.GV2008.de.<br />

Treffpunkt ist in der Regel die Kreuzblume am Rande der Domplatte und/oder der Eingang zum „Dom-Forum“, beides gegenüber<br />

dem Hauptportal des Doms.<br />

Die Führungen kosten jeweils für teilnehmende AH/HD und Gäste je Person 10,00 € (für Aktive und deren Gäste 6,00 €)<br />

Hinweis zum Begleitprogramm:<br />

Durch eigene Veranstaltungen des Doms, die jetzt noch nicht bekannt sind, können kurzfristig Änderungen im Begleitprogramm<br />

eintreten.<br />

Buchung:<br />

Donnerstag, 01. 05. 2008 Teilnahme Personen Preis<br />

15:00 h a) Der Dom von innen O ________ ______ €<br />

b) Typisch Kölsch O ________ ______ €<br />

c) Köln grüßt Jerusalem O ________ ______ €<br />

d) Museum Ludwig O ________ ______ €<br />

Freitag, 03.05. 2008<br />

10:00 h a) Der Dom von innen O ________ ______ €<br />

b) …handelt wie ein Kölner! O ________ ______ €<br />

c) Kölsche Mädcher O ________ ______ €<br />

d) Tot in Köln - Melatenfriedhof O ________ ______ €<br />

e) Stadtführung per Bus<br />

( bitte nur Gehbehinderte! ) O ________ ______ €<br />

unitas 3-4/2007


Teilnahme Personen Preis<br />

15:00 h a) Der Dom von innen O ________ ______ €<br />

b) Unter den Füßen des Doms O ________ ______ €<br />

c) ...handelt wie ein Kölner! O ________ ______ €<br />

d) Kölsche Mädcher O ________ ______ €<br />

e) Typisch Kölsch O ________ ______ €<br />

f) Nazis in Köln – nein danke? O ________ ______ €<br />

16:00 h Dem Dom aufs Dach! O ________ ______ €<br />

(Teilnahme nur von trittsicheren, höhenfesten Personen)<br />

Samstag, 04.05.2008<br />

(Die Termine am Samstagnachmittag sollen bitte vorzugsweise den Delegierten zur Verfügung stehen!)<br />

10:00 h St. Maria im Kapitol<br />

(nur begrenzte Teilnehmerzahl) O ________ ______ €<br />

15:00 h a) Dem Dom aufs Dach! O ______ €<br />

(Teilnahme nur von trittsicheren, höhenfesten Personen)<br />

b) Der Dom von innen O ______ €<br />

c) Unter den Füßen des Doms O ______ €<br />

d) Köln grüßt Jerusalem O ______ €<br />

e) Typisch Kölsch O ______ €<br />

_________<br />

Gesamtpreis aller gebuchten Führungen €<br />

========<br />

Gesamt-Zusammenstellung:<br />

GV-Beitrag und Vorauszahlung:<br />

_______ x HD / AH GV-Beitrag 60,00 € = EUR ________<br />

Unterkunft im Einzelzimmer Maternushaus oder Kolpinghaus<br />

_______ x pro Person und Nacht 65,00 € = EUR ________<br />

Unterkunft im Doppelzimmer Maternushaus<br />

_______ x pro Person und Nacht 47,50 € = EUR ________<br />

Unterkunft im Doppelzimmer Kolpinghaus<br />

_______ x pro Person und Nacht 42,50 € = EUR ________<br />

_______ x Essen im Maternushaus (wie oben gebucht) = EUR ________<br />

_______ x Bankett mit Ball 40,00 € = EUR ________<br />

_______ x HD / AH / Gäste Buchungen Begleitprogramm je 10,00 € = EUR ________<br />

________________<br />

Vorauszahlung Gesamt: = EUR<br />

==============<br />

Diesen Beitrag bitte bis zum 26. März 2008 überweisen auf das Konto:<br />

UNITAS-Verband e.V., Konto-Nr.: 28 796 021 Pax-Bank e.G. , Köln (BLZ 370 601 93)<br />

Absender:<br />

Name, Vorname: _____________________________________________________<br />

Str. / PLZ / Ort: _____________________________________________________<br />

Tel. / E-Mail: _____________________________________________________<br />

Bankverbindung<br />

Kto-Nr./ BLZ / Bank: _____________________________________________________<br />

Datum, Unterschrift: _____________________________________________________<br />

Auch in Köln und Umgebung wohnende Bundesschwestern und Bundesbrüder, die keine Unterkunft benötigen,<br />

müssen ihre Teilnahme an der GV über das Internet: www.GV2008.de oder mittels der abgedruckten Anmeldeformulare<br />

an die Verbandsgeschäftsstelle: UNITAS-Verband e.V., Aachener Str. 29, D-41564 Kaarst. Fax 02131 / 27 59 60; E-Mail:<br />

vgs@UNITAS.org schriftlich anmelden und den GV-Beitrag entrichten.<br />

Eine Teilnahme an den Veranstaltungen ohne Entrichtung des GV-Beitrags ist nicht möglich.<br />

Wer nicht im Maternushaus / Hotel Kolpinghaus International übernachten möchte kann ein Zimmer über KölnTourismus<br />

GmbH, Tel. 0221/ 221-30400, Fax 0221/ 221-30410, Internet: www.koelntourismus.de; info@koelntourismus.de buchen<br />

oder unmittelbar eines der örtlichen Hotels ansprechen.<br />

Dringender Hinweis: Wegen des frühen GV-Termins Anfang Mai und der Fünf-Wochenfrist zur Einreichung der GV-Anträge<br />

und Resolutionen bereits am 27.03.2007 ist dringend erforderlich, GV-Anträge bereits im WS 2007/2008 vorzubereiten und<br />

zu beschließen. Das gilt auch für AHV/HDV und AHZ, die z.B. ihre Mitgliederversammlungen anlässlich des Vereinsfestes im<br />

Januar 2008 dazu nutzen sollten.<br />

unitas 3-4/2007 199


Colonia claudia ara agrippinensium CCAA –<br />

Köln und was wir Kölner Unitarier zu bieten haben!<br />

Nach dem Abschluss der herausragenden<br />

GV 2007 in Trier schrieben wir auf<br />

der Website www.GV2008.de, dass wir<br />

unseren verehrten Gästen und den lieben<br />

Bundesschwestern und -brüdern<br />

den „touristischen Mund“ doch schon<br />

etwas wässrig machen wollten. Nun<br />

steht die Anmeldung an und wir freuen<br />

uns, ein reichhaltiges Begleitprogramm<br />

präsentieren zu können:<br />

Eine Vorbemerkung: Was früher Damenprogramm<br />

hieß, nennen wir nun Begleitprogramm,<br />

weil sicher nicht alle Teilnehmer<br />

an der Generalversammlung, auch an den<br />

Plenar- und Ausschusssitzungen, teilnehmen<br />

müssen. Alle die möchten, sind zur Teilnahme<br />

an den Veranstaltungen des Begleitprogramms<br />

sehr herzlich eingeladen.<br />

Und noch eine Vorbemerkung: die GV<br />

2008 findet an einem kirchlichen und einem<br />

touristischen „Hochfest“ statt, dem 1.<br />

Mai, Fronleichnam, und einem mit dem<br />

Wochenende verbindenden Brückentag! Die<br />

Stadt und ihre wahren und vermeintlichen<br />

Heiligtümer werden richtig gut besucht<br />

sein! Wir erbitten daher die alsbaldige<br />

Anmeldung per Post mittels der Anmeldeformulare<br />

oder direkt im Internet auf<br />

www.UNITAS.org.<br />

Die hier folgenden Erläuterungen sollen<br />

Euch die Auswahl der Veranstaltungen und<br />

200<br />

unitas 3-4/2007<br />

WICHTIGE HINWEISE ZUM BEGLEITPROGRAMM DER GV 2008<br />

damit das Ausfüllen des Anmeldebogens<br />

erleichtern.<br />

Der Kölner stellt sein Licht und das<br />

seiner Stadt nicht gerne unter den Scheffel,<br />

zugegeben. Und Köln (www.koeln.de)<br />

braucht natürlich niemanden, es verkauft<br />

sich schon von selbst: im Internet findet<br />

jeder über www.koeln.de, was ihm in dieser<br />

Stadt gefallen könnte.<br />

So hat Köln wichtige Museen (z. B. Rautenstrauch-Joest<br />

Museum für Völkerkunde,<br />

www.museenkoeln.de) und Kunstsammlungen<br />

(so die Sammlung Ludwig,<br />

www.museenkoeln.de), Tage kann man dort<br />

verbringen. Köln beherbergt zudem in<br />

Gestalt der zwölf großen romanischen<br />

Kirchen ein weltweit einmaliges Ensemble<br />

prächtiger Sakralbauwerke des Hohen<br />

Mittelalters (www.romanische-kirchenkoeln.de).<br />

Aber: Wir möchten Köln so präsentieren,<br />

wie Ihr es nicht im Touristenbüro von der<br />

Stange buchen könnt. „Wat nix koß, dat eß<br />

och nix“, heißt es auch in Köln, und bundesbrüderliche<br />

Solidarität mit den Aktiven<br />

kommt ja von Herzen, geht – auch hier! –<br />

aber durch das Portemonnaie! Danke für<br />

das Verständnis!<br />

Das Begleitprogramm bietet daher zu<br />

den klassischen Terminen im Rahmen der<br />

Generalversammlung am Donnerstagnachmittag,<br />

Freitagmorgen, Freitagnachmittag<br />

und Samstagnachmittag nicht nur einen für<br />

alle gemeinsamen Programmpunkt, sondern<br />

jeweils verschiedene: So wollen wir<br />

möglich machen, dass jeder in den Genuss<br />

einer Veranstaltung aus allen drei nachfolgend<br />

genannten Programmschwerpunkten<br />

kommt. Die Restriktionen der von<br />

uns nicht zu beeinflussenden Besichtigungszeiten<br />

haben wir berücksichtigt.<br />

Die Termine am Samstagnachmittag<br />

würden wir dabei gerne vornehmlich für die<br />

Teilnehmer der Plenarsitzungen reservieren.<br />

Wir möchten als Programmschwerpunkte<br />

den Dom, die Stadt und ein paar<br />

Spezialitäten präsentieren, in Schlagworten<br />

aus der Sprache unserer einstigen „Eroberer“,<br />

die wir dann gerne assimiliert haben -<br />

die Sprache und die Römer!:<br />

– Colonia cathedralis<br />

– Colonia coloniensis<br />

– Colonia specialis<br />

Colonia cathedralis<br />

Im Zentrum nicht nur der öffentlichen<br />

Wahrnehmung dieser Stadt, sondern auch<br />

unseres Programms steht der Dom. Die<br />

im 13. begonnene und im 19. Jahrhundert<br />

vollendete Kathedrale lässt sich von<br />

unten, von oben und von innen ansehen.<br />

(www.koelner-dom.de; www.domforum.de)<br />

„Unter den Füßen des Doms“ bezeichnet<br />

die Besichtigung der Fundamente dieser<br />

riesigen Kirche und der Ausgrabungen unter<br />

ihrem Boden. Keine Angst, es ist dort unten<br />

zwar kühl, aber hell und weit; die Domfundamente<br />

gehen 17 Meter tief, sind jedoch<br />

nicht ganz zu sehen.<br />

„Dem Dom auf’s Dach“ geht es zuerst<br />

mittels Aufzug fast 40 Meter in die Höhe.


Wer mit will, muss schon trittfest sein und<br />

darf keine Höhenangst haben – aber der<br />

Blick in die Stadt, in die Ferne, aber auch in<br />

den Innenraum ist einmalig und atemberaubend!<br />

„Der Dom von innen“ umfasst einen Gang<br />

durch die Kathedrale, den Chor mit dem<br />

Dreikönigschrein (ganz aus der Nähe!), den<br />

Lochner-Altar, aber auch im „Domforum“<br />

eine Multimediashow zur Kathedrale.<br />

Die Vormittagsführungen werden im<br />

Dom mit der Andacht (mit Orgelspiel) um<br />

zwölf Uhr ihr Ende finden.<br />

Wer nach einer Führung noch „Dampf“<br />

hat, mag auch einen Blick in die Domschatzkammer<br />

(www.domschatzkammer-koeln.de, geöffnet<br />

täglich von 10 bis 18 Uhr) werfen!<br />

Colonia coloniensis<br />

Unter diesem Rubrum steht die Stadtführung,<br />

die einfach dazu gehört.Wir haben<br />

sie – ohne die unvermeidlichen Highlights,<br />

die jeder gesehen haben muss, links liegen<br />

zu lassen – mit etwas speziellem „gewürzt“.<br />

Und immer ist etwas Zeit eingeplant, ein<br />

Kölsch oder einen Kaffee zu trinken und<br />

deren Folgen loszuwerden. Unser Bbr. Edmund<br />

Tandetzki v/o Ede, im Nebenberuf<br />

Stadtführer, führt Regie!<br />

„Interkulturell, typisch Kölsch“ wird eine<br />

Stadtführung, die schwerpunktmäßig zeigt,<br />

wie sich verschiedene Kulturen von Ubiern,<br />

Römern, Juden, Normannen, und schließlich<br />

auch Türken in Köln niedergeschlagen<br />

haben und teilweise noch lebendig sind.<br />

„Köln und seine Frauen“ ist zweifellos der<br />

Höhepunkt kultureller Präsenz in der Stadt,<br />

aber diese Stadtführung zeigt natürlich<br />

nicht nur die Spuren berühmter Frauen in<br />

der Stadt. Die Herren werden staunen! Die<br />

Damen auch!<br />

„… der handelt wie ein Kölner!“ soll in<br />

früheren Zeiten den Kaufleuten ein Warnzeichen<br />

vor Kölner Geschäftssinn gewesen<br />

sein. Seit Römerzeiten ist Köln Handelsmetropole.<br />

Die Farben der Hanse zieren noch<br />

heute das Stadtwappen! Im Stadtbild sollen<br />

Zeugen dieser Kölschen Eigenart aufgezeigt<br />

werden (www.geldgeschichte.de).<br />

Stadtführung per Bus/Busfahrt soll es<br />

denen, die nicht so gut zu Fuß sind, ermöglichen,<br />

die Highlights der Stadt in Ruhe anzusehen<br />

und dabei die nicht ganz geringen<br />

Distanzen einfach und angenehm zu überwinden.<br />

Die Vormittagsführungen werden im<br />

Dom mit der Andacht (mit Orgelspiel) um<br />

zwölf Uhr ihr Ende finden.<br />

Colonia specialis<br />

Wer Köln kennt und eine allgemeine<br />

Stadtführung nicht mehr „nötig“ hat, sollte<br />

sich für eine der nachfolgenden Veranstaltungen<br />

interessieren.<br />

„Köln grüßt Jerusalem“ beginnt schon an<br />

den Flügeln des Südportals der Kathedrale,<br />

die das himmlische Jerusalem zeigen. Die<br />

verbliebenen Zeugnisse jüdischen Lebens in<br />

Köln sehen wir ebenso wie die<br />

beeindruckende Gestaltung der Umgebung<br />

von „Museum Ludwig“ und der „Philharmonie“.<br />

„Frauengräber auf dem Melatenfriedhof“,<br />

ein Geheimtipp für Kenner, zeigt ein<br />

stadtbekannter Spezialist, Bbr. Josef Abt.<br />

Grabdenkmäler als Zeugen kölnischer Kultur,<br />

auch ein paar „unitarische“ Gräber.<br />

„Nazis in Köln – nein danke!?“ Die Nazis<br />

mochten Köln nicht! Juden und andere<br />

waren aber auch in Köln ihre Opfer. Die Stolpersteine,<br />

Messehallen, und das LD-Haus erinnern<br />

und berühren uns (www.nsdok.de).<br />

Die Vormittagsführungen werden im<br />

Dom mit der Andacht (mit Orgelspiel) um 12<br />

Uhr ihr Ende finden.<br />

Veranstaltungen mit<br />

begrenzter Teilnehmerzahl:<br />

„Museum Ludwig“: Frau Schmidt führt uns<br />

in eine Sammlung moderner Kunst, die<br />

ihresgleichen sucht, ausgebreitet in einer<br />

atemberaubenden Architektur des Museumsbaus,<br />

der auch die weltbekannte Philharmonie,<br />

einen Konzertsaal der Extraklasse<br />

integriert hat. Das Gesehene lassen wir<br />

wirken, wenn wir anschließend im Muse-<br />

umscafé noch zu Kaffee oder Tee zusammenbleiben.<br />

(www.ludwigmuseum.de;<br />

www.koelner-philharmonie.de)<br />

„St. Maria im Kapitol“: Die Kirche, erbaut im<br />

Römischen Kapitols-Tempel, dessen Reste<br />

schon Plektrudis als Palast dienten, erinnert<br />

viele an Bethlehem. Frau Dr. Hagendorff-<br />

Nussbaum wird uns führen, die profunde<br />

Kennerin dieser Kirche schlechthin. Es<br />

könnte sogar noch eine Überraschung<br />

geben! (www.romanische-kirchen-koeln.de)<br />

Wichtige organisatorische<br />

Details<br />

Jeder Teilnehmer erhält bei Anmeldung<br />

im Tagungsbüro im Maternushaus<br />

(www.maternushaus.de) die Teilnahmeausweise<br />

für die von ihm gebuchten Veranstaltungen<br />

und dazu einen Stadtplan,<br />

aus dem der Zeitplan und die Treffpunkte/Anfangs-<br />

und Endpunkte der Führungen<br />

ersichtlich sind, ebenso wie die<br />

öffentlichen Verkehrsmittel, die diese mit<br />

den Hotels und den anderen Tagungsorten<br />

verbinden. Wer möchte, kann sich das<br />

alles zu gegebener Zeit auch von<br />

www.GV2008.de herunterladen.<br />

Die Führungen sollen und können dabei<br />

in Gruppen von ca. 20 Personen stattfinden.<br />

Wir werden das je nach Stand der<br />

Anmeldungen steuern und Teilnehmer, für<br />

die es ausnahmsweise nicht nach Wunsch<br />

geht, telefonisch benachrichtigen und<br />

ihnen Alternativen anbieten. Bei den<br />

teilnahmebegrenzten Veranstaltungen ist<br />

überdies auf der Website www.gv2008.de<br />

ersichtlich, wenn die Grenze erreicht ist.<br />

Die Veranstaltungen dauern ca. zwei<br />

Stunden, einer von uns Kölner BsrBbr. wird<br />

als Unitarier gut erkenntlich jede Führung<br />

begleiten und für alle Fragen zur Verfügung<br />

stehen, die Antwort auf die eine oder andere<br />

aber vielleicht schuldig bleiben!!<br />

WICHTIG: Alle Termine des Anmeldebogens<br />

verstehen sich am Treffpunkt sine tempore.<br />

Treffpunkt ist allgemein das Domforum,<br />

Domkloster 3; gegenüber dem Hauptportal<br />

des Doms; die Entfernung zum Tagungsbüro<br />

ist zu Fuß ca. 15 Minuten. Abweichende<br />

Treffpunkte (z. B. Melatenfriedhof) werden<br />

im Tagungsbüro angegeben.<br />

Eine Hommage schließlich an Trier:<br />

Das Römische Erbe kann Köln zwar nicht<br />

verstecken – das wollen wir eigentlich auch<br />

gar nicht so gerne –, aber wir stellen es nicht<br />

in den Vordergrund, Rom und dessen<br />

Präsenz in Germanien konnte Trier, das Rom<br />

des Nordens, präsentieren. Ihr alle habt es ja<br />

schon genossen!<br />

Helmut Schmidt /<br />

Franz-Josef Schelnberger<br />

unitas 3-4/2007 201


Mit Moses ins gelobte Land<br />

AGV-STUDENTENWALLFAHRT AUF DEN SPUREN DES ALTEN<br />

TESTAMENTS NACH ÄGYPTEN, JORDANIEN UND ISRAEL<br />

<strong>VON</strong> HERMANN-JOSEF GROSSIMLINGHAUS<br />

„When Israel was in Egypt Land“ schallt ein bekannter Gospelsong beim Abschlussabend<br />

der diesjährigen Wallfahrt der Arbeitsgemeinschaft katholischer<br />

Studentenverbände (AGV) durch das altehrwürdige Gemäuer des Paulus-Hauses<br />

in Jerusalem. Das Lied erzählt davon, wie Gott seinen Propheten Moses entsendet,<br />

um dem Pharao kurz und knapp mitzuteilen: „Let my people go!“ Was<br />

hier so lautstark gepriesen wird, gehört zu den Urbildern des Christentums – der<br />

Exodus, die Geschichte vom Auszug der Israeliten aus Ägypten, niedergeschrieben<br />

in den fünf Büchern Mose. Auf den Spuren dieser unvergesslichen alttestamentlichen<br />

Erzählungen liegen elf erlebnisreiche Tage hinter den 22 Teilnehmerinnen<br />

und Teilnehmern der Pilgerreise, die vom 4. bis 15. September den Nahen<br />

Osten bereist haben.<br />

Was die biblischen Texte aus der<br />

Frühgeschichte Israels berichten, hat sich<br />

zu einem nicht geringen Teil in der<br />

Sinaiwüste und in deren<br />

westlichen und östlichen<br />

Nachbargebieten zugetragen.<br />

Nach schmachvoller<br />

Unterdrückung ziehen<br />

frühisraelitische Stämme<br />

aus dem „Sklavenhaus“<br />

Ägypten in Richtung Sinaigebiet<br />

fort und werden<br />

„am Meer“ wunderhaft vor<br />

einer nachjagenden Streitwagenabteilung<br />

des Pharao<br />

gerettet. Die Schar<br />

wandert in der Wüste umher,<br />

hungrig und durstig<br />

murrt sie, weil sie nur<br />

Wasser und fades Manna<br />

erhält, und sehnt sich<br />

nach Ägyptens Fleischtöpfen<br />

zurück. Dann begegnet<br />

ihnen am „Berg<br />

Horeb“ in einer gewaltigen<br />

Erscheinung der<br />

Gott Jahwe, in dessen<br />

Namen Moses schon zum<br />

Auszug aus Ägypten aufgerufen<br />

hatte. Jahwe<br />

offenbart sich ihnen als<br />

Befreier und nimmt sie<br />

durch seine Gebote in<br />

Pflicht, er wird ihr Gott<br />

und sie sein Volk. Darauf<br />

zieht die Schar weiter ins<br />

verheißene Land westlich<br />

und östlich des Jordan. –<br />

Unsere Pilgerroute folgt<br />

diesem Weg durch den<br />

Sinai und Jordanien bis<br />

hinauf nach Jerusalem.<br />

202<br />

unitas 3-4/2007<br />

Vom Flughafen Düsseldorf sind wir am<br />

frühen Morgen nach Sharm el Sheikh<br />

aufgebrochen. Von dem Touristenzentrum<br />

Die Dreifaltigkeitskapelle auf dem 2285 Meter hohen Gipfel des „Moses-<br />

Berges“ • Ein besonderes Erlebnis: Die Feier der Eucharistie bei Sonnenuntergang<br />

auf dem vor der archaischen Bergkulisse des Sinai.<br />

Kaplan Swen Beckedahl predigt von den Zehn Geboten und Gottes<br />

Bundesschluss mit den Israeliten.<br />

Die AGV-Pilgergruppe vor dem „Schlangenkreuz“<br />

auf dem Berg Nebo. Es erinnert an die<br />

von Moses erhöhte bronzene Schlange (Num<br />

33,47) und das Kreuz Christi und stellt eine<br />

Verbindung zwischen dem Alten und dem<br />

Neuen Bund her.<br />

an der südlichen Sinaiküste sehen wir<br />

allerdings nicht viel mehr als den Flughafen;<br />

denn unser Bus bringt uns gleich<br />

über gut ausgebaute Straßen<br />

durch die bizarre Bergwelt in<br />

die Nähe des Katharinenklosters<br />

im Zentralsinai. Unterwegs<br />

machen wir Rast bei<br />

einer Beduinenfamilie, bekommen<br />

frisch gebackenes<br />

Fladenbrot und Tee. Selbstverständlich<br />

gibt es die<br />

„Gastfreundschaft“ nicht umsonst.<br />

„Bakschisch“ heißt das<br />

magische Wort, das in Ägypten<br />

– mehr als in anderen<br />

Ländern des Orients – zu<br />

jeder kleinen Dienstleistung<br />

gehört, wie wir in den folgenden<br />

Tagen noch häufig erfahren<br />

werden.<br />

Im Hotel beim St. Catherine-Village<br />

angekommen,<br />

führt der erste Weg in den<br />

Swimming-Pool, denn selbst<br />

auf 1500 Metern Höhe zeigt<br />

das Thermometer am späten<br />

Nachmittag noch Temperaturen<br />

von über 25 Grad<br />

Celsius. Nach dem Eröffnungsgottesdienst<br />

unserer<br />

Wallfahrt und einem reichhaltigen<br />

orientalischen Büfett<br />

gibt am Abend eine<br />

Vorstellungsrunde Gelegenheit,<br />

die Mitpilger etwas<br />

näher kennen zu lernen.<br />

Erstmals wird auch die<br />

Gitarre ausgepackt, doch die<br />

Sangesfreude hält sich noch<br />

in Grenzen.


Am nächsten Morgen wartet schon<br />

eine kleine Kamelherde vor unserem Hotel.<br />

Auf ihrem Rücken brechen wir von der so<br />

genannten „Ebene der Vorbereitung“, wo<br />

schon die frühen christlichen Pilger das 40tägige<br />

Lager der Israeliten lokalisierten, auf<br />

zu einer halbtägigen Trekking-Tour in die<br />

Bergeinsamkeit des Zentralsinai, bekommen<br />

einen ersten Eindruck vom „Erlebnis<br />

Wüste“. Einmal birgt sie mit ihrer Weite<br />

und Verlassenheit, mit ihrer Öde und<br />

Lebensfeindlichkeit etwas Bedrohliches<br />

und Erschreckendes. Zum anderen hat sie<br />

mit ihrer Grenzenlosigkeit und ihren bizarren<br />

Formen etwas Erhabenes, Faszinierendes<br />

und Schönes.<br />

Gottes Grundgesetz:<br />

Die Zehn Gebote<br />

Am späten Nachmittag machen wir uns<br />

an den schweißtreibenden Aufstieg auf<br />

den Gottesberg Horeb, rund 800 Meter<br />

Höhenunterschied sind zu überwinden, das<br />

letzte Stück auf mehr als 600 unregelmäßigen,<br />

in den Fels gehauenen Treppenstufen.<br />

Für die anstrengende Wanderung<br />

werden wir auf dem Gipfel mit einer<br />

großartigen Aussicht über die gesamte<br />

Per Schiff: Im Zentralsinai gehört eine Trekking-Tour mit „Wüstenschiffen“<br />

zu den besonderen Erlebnissen. • Mit einer Zweimast-Segelyacht<br />

geht es über das Rote Meer zur einzigen jordanischen Hafenstadt<br />

Aqaba.<br />

Wo Gott, der Tradition zufolge, dem Moses in einem brennenden Dornbusch erschien,<br />

gründete Kaiser Justinian 548 n. Chr. das Katharinenkloster.<br />

Sinai-Halbinsel belohnt. Hier sind wir fast<br />

alleine und können die Stille und Weite genießen.<br />

Dann beginnt<br />

auch schon der Sonnenuntergang.<br />

Die<br />

Felsen sind in ein<br />

goldenes Licht getaucht,<br />

die Sonne verfärbt<br />

sich langsam rot<br />

und versinkt schließlich<br />

als Feuerball am<br />

Horizont hinter der<br />

majestätischen Bergwelt.<br />

Höchst einprägsam<br />

spiegeln die aus<br />

rötlichem Granit bestehendengewaltigen<br />

Gesteinsmassen<br />

des Sinai die Macht<br />

der biblischen Geschichte<br />

wider. Hier<br />

kann man sich die<br />

Theophanie Jahwes<br />

gut vorstellen. Unvergesslich<br />

bleibt die<br />

Messe, die unser<br />

geistlicher Begleiter,<br />

Kaplan Swen Beckedahl<br />

aus Gelsenkirchen,<br />

vor dieser atemberaubenden<br />

Kulisse<br />

mit uns auf dem Gipfel<br />

gefeiert hat. Dann<br />

machen wir uns durch<br />

die Dunkelheit auf<br />

den Rückweg, über<br />

uns ein fantastischer<br />

Sternenhimmel, wie<br />

wir ihn in unseren<br />

Breiten nicht bestaunen<br />

können. Nach<br />

einem späten Abend-<br />

essen sinken die meisten von uns müde ins<br />

Bett.<br />

Am darauf folgenden Morgen dann der<br />

nächste Höhepunkt: Wir besuchen das fast<br />

1500 Jahre alte Katharinenkloster am Fuß<br />

des Horeb. Ist der „Mosesberg“ Mittelpunkt<br />

und Herz des Sinai, so ist das Kloster sein<br />

Gedächtnis. Im Jahr 527 n. Chr. von Kaiser<br />

Justinian erbaut, ruht es seit bald eineinhalb<br />

Jahrtausenden zwischen den Granitfelsen.<br />

Das ganze Gebilde muss man als<br />

Verschmelzung all’ dessen begreifen, was<br />

im Bewusstsein noch gegenwärtig ist und<br />

nie vergessen werden soll: Da befindet sich<br />

der Brunnen, an dem Moses den sieben<br />

Töchtern des Jetro begegnete; hier lebt<br />

auch die Erinnerung an den „Brennenden<br />

Dornbusch“ und natürlich an die Übergabe<br />

der Gesetzestafeln. Der Architekt hat die<br />

Basilika des Klosters als ein Atrium, einen<br />

Vorhof konzipiert, der zur kleinen „Kapelle<br />

des Brennenden Dornbuschs“ führt. Themen<br />

wie „Auszug“, „Wüstenwanderung“,<br />

„Sinaioffenbarung“ und „Bundesschluss“<br />

machen uns bewusst, dass wir uns hier an<br />

einem der wichtigsten Ursprünge der<br />

biblischen Religionsgeschichte befinden.<br />

Dann verlassen wir den Zentralsinai,<br />

fahren auf einer der landschaftlich schönsten<br />

Strecken der Halbinsel hinab an das<br />

Rote Meer, wo wir uns einen Tag lang beim<br />

Baden im Meer (Wassertemperatur 29 Grad<br />

Celsius) oder im gekühlten Swimming-Pool<br />

des Hotels von den Strapazen des Vortages<br />

erholen können. Zehn Unentwegte machen<br />

sich auch hier noch zu einer Wanderung in<br />

das Küstengebirge auf.<br />

Auf einem alten Segelschiff, einem<br />

Zweimaster, überqueren wir am folgenden >><br />

unitas 3-4/2007 203


Orient pur: Eine Nacht in einem Beduinencamp im Wadi Rum gehört mit<br />

zur „Erfahrung Wüste“. Dazu gehört auch eine Lektion in beduinischem<br />

Tanz mit unserem jordanischen Reiseführer Chaleb (unteres Bild rechts).<br />

Tag das Rote Meer nach Aqaba, dem einzigen<br />

Hafen Jordaniens. Von dort geht es ins<br />

Wadi Rum, das zu den großartigsten und<br />

faszinierendsten Landschaften gehört. Hier<br />

setzen wir unsere „Erfahrung Wüste“ mit<br />

einer Übernachtung in einem Beduinenlager<br />

fort: Ein schmackhaftes arabisches<br />

Zwei Wallfahrtsteilnehmer mit einem Offizier<br />

in der malerischen Uniform der jordanischen<br />

Beduinenpolizei im Wadi Rum.<br />

204<br />

unitas 3-4/2007<br />

Abendessen, der Versuch, beduinische<br />

Tänze zu erlernen, Gespräche am Lagerfeuer<br />

bei einer gemütlich blubbernden<br />

Schischa – einer Wasserpfeife – und<br />

wieder dieser sternenübersäte Himmel,<br />

wie man ihn nur in der Wüste erleben<br />

kann, lassen unseren ersten Tag in Jordanien<br />

mit einem Stück Wüstenromantik zu<br />

Ende gehen.<br />

Bei einer Jeep-Tour erkunden wir am<br />

nächsten Tag die einzigartige Landschaft<br />

des Wadi Rum mit seinen bizarr verwitterten<br />

bunten Sandsteinformationen,<br />

die auch dem Film „Lawrence von Arabien“<br />

als Kulisse dienten. Während der Fahrt<br />

machen wir Stopps bei einigen der besonderen<br />

Sehenswürdigkeiten, etwa Al-<br />

Khazali, wo in einer engen Schlucht alte,<br />

thamudische Felszeichnungen zu sehen<br />

sind, oder die Felsbrücke beim Djebel<br />

Burdah, die wir mühsam erklimmen.<br />

Auf der Königsstraße<br />

nach Amman<br />

Weiter geht es auf den Spuren der Bibel<br />

in nördlicher Richtung auf der berühmten<br />

Königsstraße durch Jordanien. Der Königsweg<br />

ist eine der ältesten, wichtigsten und<br />

schönsten Straßen des Nahen Ostens. Er<br />

war ursprünglich eine Handelsroute, aber<br />

Während der Jeep-Tour im Wadi Rum: Pausen für ein Bibelgespräch und<br />

den Aufstieg auf die Felsenbrücke beim Djebel Burdah.<br />

auch Könige mit ihren Heeren benutzten<br />

diesen Weg für ihre Eroberungen. Die erste<br />

Erwähnung als Königsstraße finden wir im<br />

4. Buch Mose (Num 20,17 und 21,22).<br />

Wer Jordanien bereist, bewegt sich auf<br />

biblischem Terrain. Das Volk des Exodus<br />

stieß nach der Wüstenwanderung durch<br />

transjordanisches Gebiet bis zum Nebo vor,<br />

wo Mose das „Gelobte Land“ schauen, aber<br />

nicht betreten durfte. Ein Teil der zwölf<br />

Stämme Israels fand im Land jenseits des<br />

Jordan seine Siedlungsgebiete. Mehr oder<br />

weniger parallel zu Israel und Juda<br />

entstanden in Jordanien die Staatsgebilde<br />

von Ammon, Moab und Edom.<br />

Petra – geheimnisvolle Stadt<br />

der Nabatäer<br />

Archäologisch ist das Land äußerst<br />

reich. Am spektakulärsten ist wohl unser<br />

nächstes Ziel: Petra, die in Stein gehauene<br />

Hauptstadt der Nabatäer, die ihre Faszination<br />

bis heute behalten hat und erst jüngst<br />

zu einem der sieben „neuen“ Weltwunder<br />

gewählt wurde. Die Stadt präsentiert sich<br />

noch nach über 2000 Jahren als eine<br />

mitreißende Komposition aus Landschaft<br />

und Architektur. Sie ist die wohl außergewöhnlichste<br />

und beeindruckendste Ruinenstadt<br />

im Großraum um das Mittelmeer.


El-Chazne, im Volksmund das „Schatzhaus des Pharao“: Diese ganz<br />

aus dem Fels gehauene, reiche Fassade ist das berühmteste Beispiel<br />

für den hellenistischen Einfluss in Petra.<br />

Petra – das bedeutet Orient und Hellenismus,<br />

Kunst und Natur, Romantik und Abenteuer,<br />

Beduinen und Touristen gleichzeitig<br />

erleben zu können. Bei einer ganztägigen<br />

Wandertour erkunden wir die inmitten<br />

Das monumentale Urnengrab wurde in<br />

byzantinischer Zeit in eine Kirche umgerüstet.<br />

einer grandiosen landschaftlichen<br />

Kulisse gelegene<br />

Felsenstadt –<br />

trotz Staub, Hitze und<br />

langer Wege ein faszinierendes<br />

und unvergessliches<br />

Erlebnis.<br />

In die Stadt gelangt<br />

man durch den Siq, einen<br />

verschlungenen engen,<br />

manchmal nicht einmal<br />

zwei Meter breiten Bergeinschnitt,<br />

gesäumt von etwa 100 Meter<br />

hohen, senkrecht aufragenden Felswänden.<br />

Nach rund zwei Kilometern weitet sich die<br />

Schlucht plötzlich in einen Talkessel. Vor<br />

uns glänzt in der Morgensonne die 40<br />

Meter hohe prachtvolle, in den rötlichen<br />

Fels gehauene Fassade von „el-Chazneh“,<br />

dem so genannten Schatzhaus des Pharao,<br />

vermutlich das Grabmal eines nabatäischen<br />

Königs oder einer Königin. Von dem<br />

Buntsandstein der Gebirgsformation leitet<br />

sich der semitische Name der Stadt ab:<br />

Reqem, „die Farbenprächtige“.<br />

Vor uns liegt die<br />

Unterstadt mit hunderten<br />

in den Stein gemeißelten<br />

Höhlen und<br />

Gebäuden, hoch aufragenden<br />

Tempeln, kunstvollen<br />

Königsgräbern<br />

und Grabanlagen, einem<br />

römischen Theater,<br />

in dem bis zu 8000<br />

Zuschauer Platz fanden,<br />

monumentalen Treppenaufgängen,Kultstätten,<br />

Torbögen und<br />

gepflasterten Straßen.<br />

Von den rund 3000<br />

Sehenswürdigkeiten der<br />

Felsenstadt können wir<br />

natürlich nur einen<br />

kleinen Teil besuchen.<br />

Ein etwas abseits gelegener Grabtempel diente in byzantinischer Zeit<br />

christlichen Eremiten offensichtlich als Kapelle: Im Innern fand man eine<br />

geostete Altarnische mit eingemeißelten Kreuzen. Daher der Name ed-Deir –<br />

„Das Kloster“.<br />

Petra ist ebenfalls ein Stück „Heiliges<br />

Land“, denn auch hier dürften die Israeliten<br />

durchgezogen sein. Bezeichnungen wie<br />

Mosesquelle, Moses-Bach (Wadi Musa) und<br />

der Aaronsberg (Djebel Haroun), der biblische<br />

Berg Hor, auf dem Moses’ Bruder<br />

Aaron begraben sein soll, sind nicht erst<br />

neuzeitlichen Ursprungs.<br />

In den Anfängen war Petra ein Lagerplatz<br />

von Beduinen, die einen regen Handel<br />

betrieben. Hierher kamen die Karawanen,<br />

schwer beladen mit Waren. Innerhalb von<br />

zwei Jahrhunderten wurde aus dem semitischen<br />

Gemeinwesen eine blühende Metropole<br />

– vor allem eine Manifestation des<br />

Reichtums aus dem Weihrauchhandel mit<br />

Südarabien. Die Stadt hatte mehrere tausend<br />

Einwohner, ein Gewirr von Straßen<br />

und Wegen durchzog die Wohnviertel, die<br />

ebenso zahlreich waren wie die Nekropolen.<br />

Mehr als 200 Zisternen und Felskanäle<br />

versorgten die Menschen mit<br />

Wasser.<br />

Vor dem Theater beginnt ein in den<br />

Berg gehauener Prozessionsweg, der uns in >><br />

In einer Seitenschlucht unterhalb des Deir-Plateaus haben Eremiten<br />

alte Grabhöhlen als Zellen benutzt. In einer dieser Höhlen feiern wir<br />

eine beeindruckende Messe.<br />

unitas 3-4/2007 205


einem Schweiß treibenden<br />

Aufstieg in einer guten halben<br />

Stunde auf die Gipfelplatte<br />

eines Felsens zum „hohen<br />

Opferplatz“ führt, der die Stadt<br />

überragt. Der Lohn: ein<br />

fantastischer Rundblick über die<br />

Felsenlandschaft um Petra.<br />

Wir stoßen auch auf christliche<br />

Spuren: Berichten antiker<br />

Autoren zufolge gab es schon<br />

im 4. Jh. in Petra Kirchen. So<br />

wurde das monumentale Urnengrab<br />

aus nabatäischer Zeit<br />

446 unter dem Bischof Jason in<br />

eine Kirche umfunktioniert.<br />

Zweifellos wurde auch der<br />

Grabtempel ed-Deir, eines der<br />

schönsten Bauwerke Petras, zu<br />

dem eine Felsentreppe mit<br />

mehr als 800 Stufen hinauf<br />

führt, für die christliche Praxis<br />

verändert, wie immer noch<br />

sichtbare gemalte Kreuze an der<br />

Vorderwand belegen. In der<br />

näheren Umgebung findet man<br />

eine Einsiedelei und Mönchszellen,<br />

die ebenso mit Kreuzen<br />

dekoriert sind. In einer dieser<br />

Höhlen feiern auch wir die<br />

heilige Messe. Der Aarons-Berg<br />

nahe Petra besaß einen großen<br />

Kloster- und Pilgerkomplex, der<br />

Aaron geweiht war und zu dem<br />

eine Basilika und eine Kapelle gehörten. Die<br />

Anlage war mindestens bis zum 7./8. Jh. im<br />

Gebrauch. Schließlich gibt es auch am<br />

Rande des Stadtzentrums Ausgrabungen<br />

Bibelgespräch im alten Gemäuer der Kreuzfahrerburg<br />

von Kerak • Die kärglichen Reste der<br />

ehemaligen Herodes-Festung Machärus, in der<br />

Johannes der Täufer eingekerkert und enthauptet<br />

wurde.<br />

206<br />

unitas 3-4/2007<br />

Die Ruinenstätte des antiken Gerasa vermittelt ein anschauliches Bild einer römischen Stadt des 2. Jh. n. Chr.: Der<br />

Cardo, die Hauptstraße, durchzieht den Ort in Nord-Süd-Richtung (oben links). • Das Südtheater war Schauplatz<br />

für das kulturelle Leben – Theater, musikalische Darbietungen und sportliche Wettkämpfe fanden hier statt<br />

(oben rechts). • Vom Cardo aus führen Stufen zur byzantinischen Kathedrale empor (unten links). • Das Südtor<br />

wurde anlässlich eines Besuchs von Kaiser Hadrian im Winter 129/130 errichtet (unten rechts).<br />

christlicher Kirchen mit zum Teil noch<br />

erhaltenen Mosaiken.<br />

Am Abend können wir uns dann in<br />

einem türkischen Bad, einem Hamam, von<br />

den Strapazen der ganztägigen Bergwanderung<br />

regenerieren. Das Dampfbad und<br />

die anschließende Massage tun unseren<br />

müden Gliedern gut.<br />

Am folgenden Tag geht es mit einigen<br />

Stopps weiter in Richtung Amman. Wir<br />

besuchen als Erstes die sich in eindrucksvoller<br />

Lage erhebende Kreuzritterburg von<br />

Kerak. Wir bewundern das tief in den<br />

bunten Sandstein des jordanischen<br />

Gebirgslandes eingeschnittene und ins<br />

Tote Meer einmündende Wadi Mujib, das<br />

auch als der jordanische „Grand Canyon“<br />

bezeichnet wird. Der in seinem Talgrund<br />

fließende Bach erscheint in der Bibel und in<br />

antiken Berichten als Arnon und bildete<br />

einst die natürliche Grenze zwischen den<br />

Ammonitern und den Moabitern. Am<br />

Nachmittag erreichen wir das Bergland von<br />

Moab, wo sich auf der Höhe eines 700<br />

Meter hohen, steil abfallenden Bergkegels<br />

die kargen Überreste von Machärus, einer<br />

der Zitadellen von Herodes dem Großen, erheben.<br />

Herodes Antipas erbte sie von<br />

seinem Vater. Hier wird die Erzählung von<br />

der Gefangenhaltung und Hinrichtung Johannes<br />

des Täufers, dessen Haupt man der<br />

Salomé und ihrer Mutter Herodias auf einer<br />

Schale bringt, lokalisiert. Hoch oben auf<br />

dem Felsplateau hören wir die Geschichte<br />

aus dem Matthäus-Evangelium (Mt 14,1 ff.),<br />

während der Blick nach Westen über das<br />

Tote Meer bis zu dem sich im Dunst<br />

verlierenden judäischen Bergland schweift.<br />

Dass heute nur noch wenige Überreste<br />

zu sehen sind, liegt an der gründlichen<br />

Zerstörung der Anlage durch die<br />

Römer, die hier unter Lucilius Bassus im<br />

Jahre 72 n. Chr. den jüdischen Aufstand<br />

der Zeloten niederschlugen und die<br />

Festung schleiften.<br />

Die Landkarte mit der ältesten<br />

Darstellung vom Heiligen Land<br />

Letzte Station für heute ist das Städtchen<br />

Madaba, das vor allem durch seine<br />

Mosaiken berühmt wurde. In der Georgskirche<br />

betrachten wir die wohl älteste<br />

Landkarte des gesamten „Heiligen Landes“<br />

(Palästina, Jordanien, Libanon, Sinai und<br />

Ägypten mit dem Nildelta) – im Zentrum<br />

Jerusalem. Die Karte wurde um die Mitte<br />

des 6. Jh. aus etwa zwei Millionen Mosaiksteinen<br />

zusammengesetzt. Schon im vierten<br />

Jahrhundert war Madaba als Bischofssitz<br />

ein wichtiges Zentrum des Christentums.<br />

Auch heute leben hier noch viele<br />

Christen und bis 2010 soll am Ort eine<br />

Katholische Universität entstehen, die<br />

einzige im Land. Wir schließen den Tag mit<br />

einem Gottesdienst in der griechischkatholischen<br />

Kirche des Ortes.


Die jordanische Hauptstadt Amman,<br />

die wir am Abend erreichen, ist heute eine<br />

hochmoderne Metropole. Bis in die zweite<br />

Hälfte des 19. Jh. war sie ein unbedeutender<br />

kleiner Ort, dessen Bevölkerung sich seither<br />

mehr als vertausendfacht hat. Auch der<br />

Staat Jordanien selbst ist noch sehr jung.<br />

Anfang der zwanziger Jahre des vorigen<br />

Jahrhunderts zum Emirat unter britischer<br />

Mandatsverwaltung erklärt, erlangte er<br />

erst 1946 seine Unabhängigkeit.<br />

So sind die historischen Sehenswürdigkeiten<br />

in der Hauptstadt auch eher spärlich<br />

– sie stammen überwiegend noch aus der<br />

Zeit, als Amman unter dem Namen Philadelphia<br />

zur Dekapolis gehörte. Wir fahren<br />

auf den Zitadellenhügel mit den Ruinen<br />

eines wahrscheinlich dem Herkules geweihten<br />

Tempels und den Resten einer<br />

byzantinischen Kirche aus dem 5. oder 6.<br />

Jh., in denen wir eine Morgenandacht<br />

halten. Am Fuß des Hügels sehen wir das<br />

Theater aus der Römerzeit und besuchen<br />

anschließend noch das archäologische<br />

Museum. Wichtigstes Exponat ist wohl die<br />

Mescha-Stele, die zu den wenigen<br />

außerbiblischen Quellen gehört, die über<br />

die Geschichte Moabs Aufschluss geben.<br />

Sie berichtet, wie der Moabiterkönig<br />

Mescha im 9. Jh. v. Chr. das israelitische Joch<br />

abschüttelte.<br />

Von Amman aus geht es zu einem<br />

weiteren Höhepunkt unserer Reise: Die<br />

antike Römerstadt Gerasa, das heutige<br />

Gemütlich eine Wasserpfeife zu rauchen, gehört zum<br />

orientalischen Lebensstil und kommt auch in Deutschland<br />

zunehmend in Mode, speziell unter jungen Leuten.<br />

• Bei einem Bad im Toten Meer kann man sogar Zeitung<br />

lesen. Das konzentrierte Salzwasser hält den Körper<br />

oben.<br />

Jerash, ist die wohl am besten<br />

und am vollständigsten erhaltene<br />

römische Provinzstadt der<br />

Welt. Gerasa wurde im 4. Jh. v.<br />

Chr. gegründet, von Pompejus 63.<br />

n. Chr. erobert, trat dem Städtebund<br />

der Dekapolis bei und erlebte<br />

in der römischen Epoche<br />

seine Blütezeit. Schon im 4. Jh.<br />

nach Christus wurde die Stadt<br />

Bischofssitz. Zahlreiche Kirchenruinen<br />

bezeugen das christliche<br />

Leben in damaliger Zeit.<br />

Auf dem Berg Nebo:<br />

Das verheißene Land<br />

sehen und sterben<br />

Am Nachmittag erreichen wir<br />

den Berg Nebo, der als der Ort<br />

gilt, von dem aus Moses einen<br />

Blick ins „Gelobte Land“ werfen<br />

durfte, bevor er starb, ohne es<br />

betreten zu haben (Deu 34,1-5).<br />

Am Fuße des Hügels soll er begraben<br />

sein; sein Grab wurde<br />

allerdings bis heute nicht gefunden.<br />

Schon im 4. Jh. gab es hier einen<br />

Kirchenbau, der in byzantinischer<br />

Zeit um ein Kloster und ein<br />

Pilgerzentrum erweitert wurde.<br />

Nach einer Messe in der teilrekonstruierten<br />

und mit einem<br />

Schutzdach versehenen<br />

Basilika, die ebenfalls<br />

einige der schönsten, zur<br />

frühchristlichen Epoche<br />

zählenden Mosaiken<br />

enthält, kehren wir nach<br />

Amman zurück. Unser<br />

Abendessen nehmen wir<br />

heute im rustikalstilvollen<br />

Ambiente einer<br />

restaurierten Karawanserei,<br />

Kan Zaman, ein.<br />

Zum Kaffee oder einem<br />

kleinen Arak können wir<br />

wieder eine Wasserpfeife<br />

rauchen und bei orientalischer<br />

Live-Musik etwas<br />

relaxen.<br />

Heute verlassen wir das<br />

Haschemitische Königreich Jordanien<br />

und fahren hinauf nach<br />

Jerusalem – dem letzten Höhepunkt<br />

unserer Reise. Doch zunächst<br />

geht es noch in das einsame, staubtrockene<br />

Wadi al-Kharrar, der Ort<br />

mit den spektakulärsten archäologischen<br />

Funden der letzten Jahre in<br />

Jordanien. Es handelt sich um die<br />

östlich des Jordans neu lokalisierte<br />

Taufstelle Jesu. Dieser Ort trägt<br />

nach Auffassung von Experten den<br />

Angaben der Bibel Rechnung, nach<br />

denen Johannes „in Bethanien auf<br />

Betanien – die Taufstelle jenseits des Jordan: Bei den<br />

Ausgrabungen der Ruinen eines byzantinischen Klosters<br />

(5./6. Jh.) soll es sich um die Überreste von „Bethabara“<br />

handeln. Die Kirche soll an der Stelle gestanden haben,<br />

wo der Überlieferung zufolge die Taufe Jesu stattgefunden<br />

hat. • Messe am Ufer des Jordan: Das Taufbecken vor<br />

dem Altartisch weist symbolisch auf die Taufe Jesu hin. •<br />

Der Jordan ist heute wesentlich schmäler als zu Zeiten<br />

Jesu, da auf seinem Weg zum Toten Meer der größte Teil<br />

seines Wassers zu Bewässerungszwecken abgepumpt<br />

wird.<br />

der anderen Seite des Jordan“ (Joh 1,28) –<br />

von Jerusalem aus gesehen – taufte. In<br />

dieser Gegend wurden die Fundamente von<br />

Kirchen, Klöstern und Pilgerunterkünften<br />

freigelegt, außerdem drei gepflasterte<br />

Becken aus spätrömischer Zeit, so groß wie<br />

Swimming-Pools, die mit dem Wasser umliegender<br />

Quellen gefüllt wurden. Offenkundig<br />

wurden hier viele Menschen<br />

gleichzeitig, im Wasser stehend, getauft.<br />

Diese Ausgrabungen, die 1996 begonnen<br />

wurden, sind der Öffentlickeit erst seit dem<br />

Besuch von Papst Johannes Paul II. im<br />

Jubiläumsjahr 2000 zugänglich. Auf einer<br />

neu errichteten Plattform direkt am >><br />

unitas 3-4/2007 207


(Von oben) Das christliche Viertel der Jerusalemer<br />

Altstadt mit den beiden schwarzen Kuppeln der Grabeskirche,<br />

die die heiligsten Orte der Christenheit umschließt:<br />

Kalvaria mit seiner Karfreitagstrauer und das<br />

leere Grab des Auferstandenen mit dem Osterjubel. • Die<br />

großen Steinquader in der westlichen Stützmauer des<br />

Tempelbergs sind das einzige, was den Juden vom herodianischen<br />

Tempel geblieben ist: heute ihre heiligste<br />

Stätte, wo Jahwe allgegenwärtig ist. • Die goldene Kuppel<br />

des muslimischen Felsendoms ist das weithin sichtbare<br />

Wahrzeichen Jerusalems. Zusammen mit der ihm<br />

gegenüber stehenden Al-Aqsa-Moschee ist er nach<br />

Mekka und Medina die drittheiligste Stätte des Islam.<br />

Von hier soll Mohammed nach einer alten Legende in<br />

den Himmel entrückt worden sein.<br />

Jordanufer feiern wir eine Messe, meditieren<br />

an diesem authentischen Ort das<br />

Evangelium von der Taufe Jesu.<br />

Als wir gegen Mittag über die Allenby-<br />

Brücke (in Jordanien: King Hussein-Bridge)<br />

die Grenze nach Israel überqueren wollen,<br />

erleben wir beinahe eine böse Überraschung.<br />

Am Abend beginnt das jüdische<br />

Neujahrsfest, Rosh Ha-Shana, und die<br />

208<br />

unitas 3-4/2007<br />

Israelis haben deshalb ihre Grenzabfertigung<br />

schon geschlossen.<br />

Normalerweise geht dann hier<br />

nichts mehr, aber nach ein paar<br />

Telefonaten wird die Grenze doch<br />

noch einmal für uns geöffnet. Nun<br />

geht alles im Eilschritt. Unser<br />

Gepäck wird gar nicht mehr<br />

kontrolliert und die Passkontrolle<br />

ist nur eine kurze Formalität. So<br />

schnell und unkompliziert bin ich<br />

noch nie nach Israel eingereist.<br />

Dies gibt uns etwas mehr Zeit,<br />

bei der Oase En Gedi noch eine<br />

Badepause am Toten Meer einzulegen<br />

– immer ein besonderes<br />

Erlebnis, sich von dem erstaunlichen<br />

Wasser ohne Schwimmbewegungen<br />

tragen zu lassen. Das<br />

tiefstliegende Gewässer der Welt<br />

hat einen so hohen Salzgehalt<br />

(über 30 Prozent), dass man nicht<br />

untergehen kann.<br />

Vom Alten zum Neuen<br />

Bund: Am Ziel in<br />

Jerusalem<br />

Nun endlich fahren wir hinauf<br />

nach Jerusalem, von 400 Metern<br />

unter dem Meeresspiegel auf<br />

800 Meter darüber. Von der<br />

Höhe des Ölbergs blicken wir<br />

auf das beeindruckende<br />

Panorama der Altstadt und<br />

des Zionsbergs, also<br />

sozusagen auf das biblische<br />

Jerusalem. Wir begrüßen die<br />

„Heilige Stadt“ mit Psalm 122,<br />

wie es schon die Pilger seit<br />

frühesten Zeiten tun. Wir<br />

gehen den Hang des Ölbergs<br />

hinunter zum Garten<br />

Getsemane, verrichten in der<br />

„Kirche der Nationen“ unser<br />

Abendgebet.<br />

Von der Terrasse unseres<br />

Quartiers, des direkt gegenüber<br />

dem Damaskus-Tor gelegenen<br />

Paulus-Hauses des<br />

Deutschen Vereins vom Heiligen<br />

Land, der unsere Pilgerreise<br />

auch organisiert hat,<br />

haben wir wenig später dann<br />

nochmals einen fantastischen<br />

Blick auf die verwinkelte<br />

Altstadt und ihre Sehenswürdigkeiten.<br />

Das alte Stadttor ist mit<br />

Lichterketten geschmückt, denn nicht<br />

nur die Juden feiern ihr Neujahrsfest,<br />

sondern für die Muslime beginnt mit<br />

Sonnenuntergang auch der Fastenmonat<br />

Ramadan. So können wir die<br />

vielen Menschen beider Religionen<br />

beobachten, die entweder zur Klagemauer<br />

oder auf den Tempelberg eilen,<br />

erleben an den nächsten beiden<br />

Tagen das Geschehen hautnah vor Ort mit.<br />

An der Klagemauer können wir wegen des<br />

Festes viel mehr Gläubige treffen als zu<br />

sonstigen Zeiten, überwiegend orthodoxe<br />

Juden in ihren traditionellen Trachten. Sie<br />

begrüßen mit Gebet, Gesang und Tanz das<br />

neue Jahr. Wenig später strömen dann die<br />

Muslime auf den Haram esh-Sharif, das<br />

Plateau, auf dem vormals der salomonische<br />

und der herodianische Tempel standen und<br />

heute der Felsendom und die El-Aqsa-<br />

Moschee ihren Platz haben. Denn hier gibt<br />

es in der Zeit des Ramadan jede Nacht für<br />

Bedürftige ein Abendessen, das von wohlhabenden<br />

Muslimen gespendet wurde.<br />

Und natürlich folgen wir auch dem<br />

Kreuzweg Jesu über die einzelnen Stationen<br />

an der Via Dolorosa und besuchen auf<br />

dem Zion den Abendmahlssaal und die<br />

Dormitio-Abtei.<br />

„Jerusalem, die Stadt ist einfach unglaublich“,<br />

sagt ein Mitpilger. Der Felsendom,<br />

die Gläubigen an der Klagemauer, die<br />

unzähligen Kirchen und Kapellen oder der<br />

Bazar in der Altstadt mit seinen engen Gassen<br />

und dem bunten Treiben in den Läden,<br />

mit den vielen Straßenhändlern und dem<br />

Stimmengewirr aus aller Herren Länder –<br />

Eindrücke, die erst einmal verarbeitet<br />

werden müssen. Besonders bewegend ist<br />

Ein besonders bewegender Moment war für die<br />

Pilgergruppe die Eucharistiefeier und das Gebet im<br />

Heiligen Grab.


für uns vor allem der Gottesdienst im<br />

Heiligen Grab.<br />

Wer heute das Heilige Land<br />

besucht, der kommt nicht umhin,<br />

sich mit der politischen und sozialen<br />

Wirklichkeit der hier lebenden<br />

Menschen, insbesondere der Christen<br />

auseinanderzusetzen.<br />

Solidarität mit den Christen<br />

im Heiligen Land<br />

Eine Diskussionsrunde mit Vertretern<br />

der Konrad-Adenauer- und<br />

der Friedrich-Ebert-Stiftung, Bbr. Thomas<br />

Birringer und Knut Dethlefsen,<br />

und der Journalistin Gabriele Fröhlich<br />

vom Jerusalem-Büro der Katholischen<br />

Nachrichten-Agentur, zeigt<br />

auf, dass ein Frieden für die Menschen<br />

im Heiligen Land noch in weiter<br />

Ferne liegt. Solange nicht bei<br />

allen Beteiligten der politische Wille<br />

zu einer tragfähigen und beiden<br />

Seiten gerecht werdenden Lösung<br />

gegeben ist, bleibt die Lage instabil. Wie<br />

eine Zeitbombe tickt die anhaltende Abwanderung<br />

von Christen aus dem Ursprungsland<br />

ihres Glaubens. Stoppen ließe<br />

sich der Exodus nur durch eine Verbesserung<br />

der Lebensbedingungen und der politischen<br />

Zukunftsaussichten. Erzbischof<br />

Bei einer Diskussion im Paulus-Haus wurde die aktuelle Situation<br />

in Israel und Palästina mit Vertretern politischer Stiftungen<br />

erörtert. • An der katholischen Bethlehem-Universität stellten<br />

Studenten ihre Lage und Sicht der Dinge dar.<br />

Zum Abschluss der Reise wurde die Pilgergruppe von Erzbischof Fouad Twal empfangen, der Anfang Mai nächsten<br />

Jahres als neuer Lateinischer Patriarch von Jerusalem feierlich in sein Amt eingeführt wird. Rechts daneben:<br />

Der AGV-Ehrenvorsitzende Hermann-Josef Großimlinghaus, der die Reise organisiert und geleitet hat.<br />

Fouad Twal, der uns zum Abschluss unserer<br />

Reise im Lateinischen Patriarchat empfängt,<br />

betont, dass der christliche Glaube<br />

von seinen Wurzeln abgeschnitten wäre,<br />

wenn es bald keine lebendigen Gemeinden<br />

mehr gäbe, sondern die Pilger nur noch<br />

museale Erinnerungsstücke an den heiligen<br />

Stätten vorfinden würden.<br />

Daher sei es sehr wichtig,<br />

dass wieder mehr Pilger<br />

ins Heilige Land reisen und<br />

dabei auch die christlichen<br />

Gemeinschaften vor Ort besuchten.<br />

Diesen werde auf<br />

diese Weise klar, dass sie<br />

nicht vergessen seien und<br />

dass die Weltkirche sich mit<br />

ihnen solidarisch zeige.<br />

Bei unserem Besuch in<br />

Bethlehem, der Geburtsstadt<br />

Jesu, beten wir in der<br />

Geburtsgrotte und auf den<br />

Hirtenfeldern für Frieden im<br />

Nahen Osten und für die<br />

Menschen, die dort leben.<br />

Bedrückend die „Sicherheitsmauer“,<br />

die mit acht<br />

Metern noch zwei Meter<br />

höher ist als die Berliner<br />

Mauer und die in besonderer<br />

Weise die Perspektivlosigkeit<br />

großer Bevölkerungsteile<br />

in den palästinensischenAutonomiegebieten<br />

sichtbar macht.<br />

Hohe Arbeitslosigkeit – in<br />

manchen Orten bis zu 80<br />

Prozent, eine zunehmende<br />

Verarmung der Bevölkerung,<br />

Demütigungen an<br />

den Checkpoints, erschrekkende<br />

Defizite bei der medi-<br />

zinischen Versorgung kennzeichnen die<br />

aktuelle soziale Lage.<br />

Bei einem Treffen mit Studierenden der<br />

Bethlehem-Universität geben diese sich in<br />

der offiziellen Diskussion zwar patriotisch,<br />

versichern, dass sie im Lande bleiben und<br />

einen palästinensischen Staat mit aufbauen<br />

wollen. Beim Mittagessen hören wir im<br />

persönlichen Gespräch aber, dass viele<br />

Absolventen zu weiteren Studien ins Ausland<br />

gehen, meist in die USA, aber nur sehr<br />

wenige unter den derzeit gegebenen<br />

Umständen in ihre Heimat zurückkehren.<br />

Wer will es ihnen verdenken?<br />

Nach zwölf Tagen geht eine spannende<br />

und erlebnisreiche Zeit zu Ende. Beim traditionellen<br />

geselligen Abschlussabend lassen<br />

einige der Teilnehmer in gereimter und vertonter<br />

Form unsere Reise und ihre Highlights<br />

noch einmal in heiterer Form Revue<br />

passieren. Wir haben fantastische Landschaften<br />

erlebt und erwandert, sind fremden<br />

Menschen und Kulturen begegnet. Vor<br />

allem aber haben wir Glauben und Kirche<br />

im gemeinschaftlichen Erlebnis der Pilgerschaft<br />

neu und intensiver erfahren als<br />

sonst im studentischen Alltag üblich. Wir<br />

haben die Bibel neu gelesen und verstehen<br />

sie – nachdem wir uns mit Altem und<br />

Neuem Testament konkret vor Ort beschäftigt<br />

haben – vielleicht jetzt ein wenig besser.<br />

Ein Teilnehmer bekennt zum Schluss:<br />

„Diese Pilgerreise hat mir spirituell noch<br />

mehr gegeben als der Weltjugendtag in<br />

Köln.“<br />

Hinweis: 2008 wird die Studenten-Wallfahrt<br />

der AGV 25 Jahre alt. Im Jubiläumsjahr<br />

wird deshalb die Pilgerreise – wie im<br />

Jahr 1983 – nach Rom und Assisi führen.<br />

Infos ab Januar 2008: www.agvnet.de<br />

unitas 3-4/2007 209


ESSEN. „Ach, Sie wollen sicher zu unserem<br />

Franz Stock! Das ist ja auch ein toller Mann<br />

– woll?“ Schon bei der Parkplatzsuche vor<br />

dem Franz-Stock-Museum im Fresekenhof<br />

ist klar: Hier in Neheim sind sie stolz auf<br />

ihren Landsmann. 19 Mitglieder des Essener<br />

UNITAS-Zirkels konnten bei der Zirkelreise<br />

Mitte Juli erspüren, was der Gefangenenpriester<br />

bis heute in seiner Heimat bedeutet.<br />

Mit bislang vielfach Unbekanntem<br />

machte die vom AHZ-Vorsitzenden Bbr.<br />

Martin Gewiese geplante Fahrt in den<br />

heutigen Teil der Stadt Arnsberg vertraut.<br />

Auch der Besuch in dem ehemaligen Off-Lag<br />

für französische kriegsgefangene Offiziere<br />

in Soest war beeindruckend.<br />

Die Führung von Horst Leise vom Franz-<br />

Stock-Komitee für Deutschland durch die<br />

informative Dauerausstellung im Fresekenhof<br />

stellt nicht nur das Wirken von Abbé<br />

Stock vor. 1904 in Neheim als Erstes von<br />

neun Kindern einer Arbeiterfamilie geboren,<br />

war er früh von der Katholischen Jugendbewegung<br />

geprägt. Nach drei Semestern<br />

seines Theologiestudiums, die er in Paris<br />

verbracht hatte, war Stock prädestiniert für<br />

die Aufgaben des Rektors der deutschen Gemeinde<br />

in Paris, zunächst 1934-1939, dann<br />

von 1940-1948. Hier sorgte er zunächst auch<br />

für Flüchtlinge, später auch für die seelsorgliche<br />

Betreuung der Häftlinge in den Pariser<br />

Gefängnissen der deutschen Besatzungstruppen.<br />

Die Franzosen gaben Franz<br />

Stock die Bezeichnung „L'Aumônier de<br />

l'enfer“ („Der Seelsorger der Hölle“) und<br />

„L'Archange en enfer“ („Der Erzengel in der<br />

Hölle“) – denn bis 1945 musste er auf dem<br />

Mont Valérien in Suresne über 1.200 Erschießungen<br />

beiwohnen. Das erlebte<br />

Grauen setzte er vielfach in Malerei um, die<br />

210<br />

unitas 3-4/2007<br />

AUS DEM VERBAND<br />

UV-Zirkel Essen auf den<br />

Spuren von Abbé Franz Stock<br />

hier dokumentiert ist. 1945 gründete er ein<br />

Priesterseminar im Gefangenenlager Dépôt<br />

501 bei Chartres, das er bis 1947 als Regens<br />

leitete. Im „Stacheldrahtseminar“ lernten<br />

949 Dozenten, Priester, Brüder und Seminaristen<br />

aus Deutschland und Österreich.<br />

Franz Stock starb 1948, erst 44 Jahre jung, in<br />

Paris. Nuntius Giuseppe Roncalli, der spätere<br />

Papst Johannes XXIII., nahm selbst die Einsegnung<br />

vor. Vieles aus diesen Jahren zeigt<br />

die Ausstellung mit vielen originalen Gegenständen<br />

aus Franz Stocks Besitz, aber<br />

ebenfalls die Auswirkungen seines Lebens<br />

und Wirkens auf die deutsch-französische<br />

Verständigung. Auch das Bild von unserem<br />

Bbr. Robert Schuman fehlte hier nicht.<br />

Im Elternhaus von Franz Stock<br />

Ebenfalls nicht nur als „Museum“,<br />

sondern auch als Begegnungszentrum sieht<br />

sich Stocks Elternhaus in der heutigen<br />

Franz-Stock-Straße. Hier empfing Pfarrer i. R.<br />

Leo Reiners die UNITAS-Gruppe. Inmitten<br />

der bretonischen Möbel, der Bücher und<br />

Bilder von Franz Stock aus seiner Wohnung<br />

in Paris, die nach seinem Tod hierher kamen,<br />

ließ Pfarrer Reiners die unmittelbare Nähe<br />

des hier als Kind aufgewachsenen Priesters<br />

spüren, der inmitten von Tod und Unrecht in<br />

jedem Häftling Christus selbst sah. Nach<br />

dem Tod der Eltern und dem Tod von Franz<br />

Stock hatte in diesem Haus dessen Schwester<br />

Franziska mit ihrem Mann Pierre Savi,<br />

Kunstmaler und Referent der Kulturabteilung<br />

der Französischen Botschaft in Bonn,<br />

gewohnt. Seine jüngste Schwester Theresia<br />

übertrug das Haus vor genau zehn Jahren<br />

der Kirche als Stiftung. Heute ist hier auch<br />

das Archiv mit Briefen, Fotos und Dokumenten<br />

sowie das Atelier seines Schwagers<br />

Pierre Savi untergebracht. Von Franz Stock<br />

habe er schon in frühen Jahren viel gehört,<br />

bekannte Pfarrer Reiners, der hier 34 Jahre<br />

als Seelsorger wirkte:„Doch ich war stolz, als<br />

ich als Pfarrer nach Neheim geschickt<br />

wurde, in die Gemeinde, in der Franz Stock<br />

groß geworden ist!“ Dass sein eigener Vater<br />

auch Unitarier war, verschwieg Pfarrer<br />

Reiners ebenfalls nicht und alle Besucher<br />

trugen sich an Franz Stocks eigenem<br />

Schreibtisch gerne in das Gästebuch ein.<br />

Die „Französische Kapelle"<br />

im OfLag Soest<br />

Mehr als nur eine Ergänzung erfuhr<br />

dieser Besuch nach dem gemeinsamen Mittagessen<br />

im Marienhospital in Soest durch<br />

die Führung von Barbara Köster in der<br />

ehemaligen Wehrmachtskaserne am Meiningser<br />

Weg. In ihr war 1940 das OfLag VI A,<br />

eines von 15 Lagern für französische kriegsgefangene<br />

Offiziere in Deutschland eingerichtet.<br />

Das heute aufgelassene und verfallen<br />

wirkende Areal, das später auch<br />

Flüchtlinge aus Schlesien aufnahm und bis<br />

1994 als Belgische Kaserne diente, vermittelt<br />

noch heute etwas von der Trost- und<br />

Hoffnungslosigkeit, der sich die hier einst<br />

Gefangenen ausgesetzt sahen. In den für<br />

800 Menschen gebauten Kasernenblöcken<br />

waren zunächst 1.400, zuletzt 5.000 Gefangene<br />

eingepfercht. Bis zu fünf Jahren<br />

verbrachten sie hier streng bewacht hinter<br />

Stacheldraht, die sie versuchten, durch ein<br />

intensives kulturelles und auch religiöses<br />

Leben zu füllen. Davon zeugen bis heute die<br />

Ausstellungsstücke, die ein reger Förderverein<br />

hier seit gut zehn Jahren zusammengetragen<br />

hat, vor allem aber auch die von<br />

den Kriegsgefangenen selbst ausgestattete,<br />

einzigartige Kapelle, die ein beeindruckendes<br />

Bildprogramm zeigt. Ausgestaltet<br />

wurde sie vor allem durch den berühmten<br />

Architekten, Landschaftsmaler und Lithographen<br />

Guillaume Gillet, Gefangener dort<br />

von 1940-1945.<br />

Mit vielen neuen Eindrücken sammelten<br />

sich die Teilnehmer der Fahrt wieder in<br />

Soest, wanderten durch die Altstadt mit<br />

ihren Kirchen und probierten zum Ausklang<br />

des Tages die Eisspezialitäten im Park an<br />

einer historischen Mühle. Ihr Fazit „Eine sehr<br />

bereichernde Fahrt!“ gaben sie mit großem<br />

Applaus an den Organisator der Fahrt<br />

weiter. CB<br />

Kontakt: Franz-Stock-Komitee für Deutschland,<br />

Hauptstr. 11, 59755 Arnsberg, Tel.<br />

02932/22050, info@franz-stock.de, Internet:<br />

www.franz-stock.de.


Bbr. Robert Schuman – Ein Porträt<br />

RÜCKSCHAU AUF EINEN GELUNGENEN VORTRAGSABEND<br />

BEI DER UNITAS RUPERTO CAROLA IN HEIDELBERG<br />

<strong>VON</strong> <strong>BBR</strong>. SEBASTIAN LUGER<br />

In diesem Jahr feiern wir den 50. Jahrestag<br />

der Römischen Verträge, durch welche<br />

die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft<br />

gegründet wurde und die gleichzeitig<br />

einen der wichtigen Grundsteine unserer<br />

heutigen Europäischen Union darstellen.<br />

Anlässlich dieses für alle Europäerinnen<br />

und Europäer freudigen Geburtstagsereignisses<br />

fand sich im vergangenen Semester<br />

ein passender Anlass, sich Gedanken über<br />

Europa, über seine Vergangenheit, Gegenwart<br />

und Zukunft zu machen. Nicht nur auf<br />

der diesjährigen GV in Trier war das<br />

europäische Sujet mit der Überschrift<br />

„Christentum als Fundament Europas?“ in<br />

aller Munde. Ebenso veranstaltete die<br />

UNITAS in Heidelberg im vergangenen<br />

Sommersemester vor diesem Hintergrund<br />

zwei Wissenschaftliche Sitzungen zum<br />

Thema Europa: Ein gut recherchierter<br />

Aktivenvortrag erhellte die Geschichte der<br />

Europäischen Union von den Anfängen bis<br />

heute samt ihrer Gremien und Ämter.<br />

Eine zweite WS befasste sich mit einer<br />

wichtigen europäischen Persönlichkeit,<br />

die einen fundamentalen Beitrag zu<br />

dem Europa, wie wir es heute kennen,<br />

leisten konnte und die allen Unitarierinnen<br />

und Unitariern nicht nur ein Begriff ist,<br />

sondern auch als Beispiel dienen kann. Die<br />

Rede ist von Bbr. Robert Schuman, u. a.<br />

erster Präsident des Straßburger Parlaments<br />

und einer der Vordenker in der<br />

europäischen Sache. Daher erhielt er den<br />

ehrenvollen Namen „Pater Europae“ – Vater<br />

Europas.<br />

Wir hatten die Ehre<br />

und das große Glück, als<br />

Referenten Bbr. Dr. Karl-<br />

Heinz Debus, Archivar<br />

im Landesarchiv in Speyer<br />

und ausgesprochener<br />

Kenner der Persönlichkeit<br />

Robert Schumans,<br />

für einen Vortrag<br />

auf dem UNITAS-Haus<br />

in Heidelberg gewinnen<br />

zu können. Der bis zum<br />

letzten Platz besetzte<br />

Vortragssaal zeigte, dass<br />

Leben und Wirken von<br />

Bbr. Robert Schuman<br />

heute auf großes Interesse<br />

stößt. Bbr. Dr. Karl-<br />

Heinz Debus verstand<br />

es, ein lebendiges Bild der Persönlichkeit<br />

unseres Bundesbruders zu zeichnen,<br />

machte das interessierte Auditorium mit<br />

dessen Zielen und Ideen bekannt und<br />

skizzierte Schumans innere Haltung im<br />

Hinblick auf Politik, Kultur und Christentum.<br />

So war der Vortrag betitelt mit:<br />

„Robert Schuman – Lothringer, Europäer,<br />

Christ“.<br />

Als Jugendlicher aufgewachsen in<br />

einem stark christlich geprägten Elternhaus,<br />

war Robert Schuman seit seiner<br />

Studienzeit Unitarier mit Leib und Seele.<br />

Und dieser Gedanke der UNITAS, der Einheit,<br />

war der rote Faden, der sich durch sein<br />

Leben zog. Schuman studierte Rechtswissenschaften<br />

in Bonn, München, Berlin<br />

und Straßburg. In späteren Jahren als Jurist<br />

und politischer Verantwortlicher verstand<br />

er sich als pragmatischer Realpolitiker, der<br />

sich um ein vereintes Europa bemühte. Ein<br />

besonderes Anliegen war ihm die deutschfranzösische<br />

Aussöhnung und die Entwicklung<br />

tiefer Freundschaft beider Länder.<br />

In Schumans Gedanken zur Einheit Europas<br />

galten die Begriffe Unité et Paix – Einheit<br />

und Frieden als die Schlüsselworte. Der<br />

Friede ist, wie Robert Schuman sagte: „(…)<br />

nicht nur das Unterlassen des Krieges, nicht<br />

nur Versöhnung und Verständnis für<br />

andere, sondern ist und muss stets mehr<br />

werden: Zusammenarbeit und Vertrauen<br />

zwischen den Völkern, zwischen allen<br />

Völkern.“ Diese friedfertigen Worte<br />

stammten aus dem Munde eines Mannes,<br />

der nur knapp durch glückliche<br />

Umstände dem Konzentrationslager entgehen<br />

konnte.<br />

Ein aufmerksames Auditorium<br />

Bbr. Karl-Heinz Debus zeichnete ein lebendiges<br />

Bild von Bbr. Robert Schuman<br />

Bbr. Dr. Debus hob in seinem Vortrag<br />

weiterhin hervor, dass Schuman die<br />

europäische Einheit zunächst im wirtschaftlichen,<br />

darüber hinaus im militärischen,<br />

außenpolitischen und parlamentarischen<br />

Bereich gesehen habe, ebenso im<br />

kulturellen, wobei er jedoch die Eigenständigkeit<br />

der über mehr als tausend Jahre<br />

gewachsenen Kulturen betonte. Speziell im<br />

wirtschaftlichen Bereich, als Verfechter<br />

einer Internationalisierung der europäischen<br />

Schwerindustrie, entstand durch<br />

den nach ihm benannten „Schuman-Plan“<br />

die Montanunion als Fundament einer<br />

beginnenden europäischen Föderation. Als<br />

erster Präsident des europäischen Parlaments<br />

in Straßburg in den Jahren 1958 bis<br />

1960 wurde ihm der Ehrentitel „Vater<br />

Europas“ zu teil.<br />

Robert Schuman war<br />

überzeugter Christ, aktiv in<br />

kirchlichem Leben. Dies<br />

machte sich auch in seiner<br />

Einstellung zur Rolle der<br />

Kirche in Gesellschaft und<br />

Politik bemerkbar. Er vertrat<br />

die Meinung, dass sich die<br />

Politik nicht das Christentum<br />

zu ihrem Werkzeug machen<br />

könne, vielmehr müssten<br />

gläubige Christen die Alltagspolitik<br />

durch ihr Engagement<br />

positiv beeinflussen.<br />

Zeugnis von Schumans<br />

tiefem Glauben gibt folgender<br />

kleiner Vergleich, den er<br />

immer wieder betonte, nämlich,<br />

dass sich die Zeit seiner >><br />

unitas 3-4/2007 211


Inhaftierung durch die Nationalsozialisten<br />

(1940/41) vom Fest Kreuzeserhöhung bis<br />

zum Karsamstag, also mit der mönchischen<br />

Fastenzeit decke.<br />

Im Hinblick auf Robert Schumans<br />

Lebensweg, seinen Verdiensten an einem<br />

friedlichen, geeinten Europa und seinem<br />

beherzten Eintreten für das Christentum,<br />

sollte er allen Europäern ein strahlendes<br />

Vorbild sein. Eine mögliche Seligsprechung,<br />

die derzeit angestrebt wird, müsste alle<br />

Unitarierinnen und Unitarier mit Freude<br />

erfüllen und bescherte möglicherweise<br />

unserer UNITAS einen weiteren Vereinspatron.<br />

Die Ausführungen müssen aus Gründen<br />

der Kompaktheit unvollständig sein<br />

und konnten sich an dieser Stelle exemplarisch<br />

nur auf ein paar ausgewählte Kernpunkte<br />

des Vortragsabends beziehen,<br />

welcher von Bbr. Dr. Debus immer wieder<br />

mit der einen oder anderen unbekannteren,<br />

interessanten, auch erheiternden Anekdote<br />

aus dem Leben unseres Bbr. Robert Schuman<br />

gewürzt wurde. Durch die angeregte<br />

Diskussion im Anschluss an den Vortrag<br />

konnte auch der Bogen zu neuesten<br />

europäischen Ereignissen und Entwicklungen<br />

gespannt werden.<br />

So bleibt an dieser Stelle, Bbr. Dr. Debus<br />

nochmals für seine WS mit solch aktuellem<br />

Inhalt herzlich zu danken, welche die<br />

ZuhörerInnen begeistern konnte! Auch im<br />

kommenden Semester wird es bei der<br />

UNITAS in Heidelberg wieder sehr interessante<br />

Vortragsabende mit hochkarätigen<br />

Referenten geben. Zum Schluss schon im<br />

Voraus herzliche Einladung hierzu an alle<br />

Interessierten!<br />

212<br />

Hohenstaufen-<br />

Stammtisch<br />

STUTTGART. Seit Mitte September gibt<br />

es in Stuttgart wieder einen regelmäßigen<br />

Stammtisch: Zusammen mit<br />

ein paar jungen Alten Herren hat die<br />

Aktivitas unter Senior Martin Knuttel<br />

einen Vorschlag aufgegriffen, der des<br />

öfteren angesprochen wurde. An<br />

jedem 2. Donnerstag im Monat finden<br />

künftig die Treffen um 20 Uhr im<br />

Paulaner in Stuttgart (Rotebühlplatz,<br />

Ecke Clawer Straße) statt. Die Einladung<br />

gilt allen Unitariern, Aktiven<br />

und der Altherrenschaft.<br />

Kontakt: Bbr. Martin Knittel, E-Mail:<br />

mk@innovate-gmbh.de.<br />

unitas 3-4/2007<br />

GV-Pre-Party<br />

der UNITAS Theophanu in Köln<br />

KÖLN. „Wer hat an der Uhr gedreht…?“ So<br />

lautete das Motto der GV Pre-Party, zu der<br />

am 27. Oktober 2007 die UNITAS Theophanu<br />

nach Köln geladen hatte. Die Idee zu<br />

dieser Veranstaltung kam einigen Mitgliedern<br />

schon vor geraumer Zeit, als sie mit<br />

großer Begeisterung von der GV 2007 aus<br />

Trier zurückkehrten. Die Frage lautete: Wie<br />

können wir die Zeit bis zur GV<br />

2008 im heimatlichen Köln<br />

überbrücken und der Aktivitas<br />

aller UNITAS-Vereine bereits<br />

im Vorfeld einen Eindruck<br />

davon vermitteln, was sie<br />

nächstes Jahr in Köln erwarten<br />

wird?<br />

Die Antwort war schnell<br />

gefunden und die Idee der<br />

GV Pre-Party geboren. Dafür<br />

wurde schließlich das Motto<br />

„Wer hat an der Uhr gedreht…?“<br />

gewählt. Zum einen,<br />

weil die GV 2008 in großen<br />

Schritten näher rückt und<br />

zum anderen, weil in jener<br />

Partynacht des 27. Oktober<br />

2007 die Uhren um eine Stunde<br />

zurückgestellt werden und<br />

die Gäste somit eine Stunde<br />

länger feiern können.<br />

Die GV Pre-Party rückte<br />

immer näher und am Samstagnachmittag<br />

konnten wir<br />

bereits die ersten unitarischen<br />

Gäste auf dem Haus begrüßen.<br />

Nach einer kleinen, spontanen<br />

Führung durch die wunderschöne<br />

Domstadt wurde<br />

das erste Fass angeschlagen und die Feier<br />

konnte beginnen. Ganz besonders gefreut<br />

hat uns, dass neben der Aktivitas auch<br />

einige Alte Herren den Weg auf das Haus<br />

gefunden haben. Viele Unitarier haben<br />

keine Mühen und Kosten gescheut und<br />

sind für die Party unter anderem aus<br />

Hamburg, Nürnberg, Marburg, Trier,<br />

Münster, Erfurt, Rotterdam, Bonn, Eichstätt<br />

und Darmstadt angereist. Unter den<br />

Partygästen durften wir auch Alt-VOP<br />

Christian Schmidt sowie VOS Matthias<br />

Fischer begrüßen. Insgesamt haben sich<br />

130 Partygäste zusammen gefunden, einen<br />

schönen Abend zu verbringen. Wir haben<br />

uns sehr über die Gäste und das positive<br />

Feedback auf die Feier gefreut. Das Bier ist<br />

geflossen, die Musik war laut und das<br />

Ordnungsamt hat uns kein Geld geklaut…<br />

Herzlichen Dank an jeden, der zu diesem<br />

wunderschönen Ereignis beigetragen<br />

hat. Es war wirklich ein gelungener Einstieg<br />

für die GV 2008 in Köln und mit Zuversicht<br />

und großer Vorfreude schauen die gastgebenden<br />

Kölner UNITAS-Vereine diesem<br />

Ereignis entgegen.<br />

Renu Agrawal, Anke Mecklenbrauck<br />

(UNITAS Theophanu Köln)<br />

Vorfreude auf die 131. GV in Köln: Beste Stimmung<br />

in der Domstadt


Für „Durch die Wüste“ hat Karl May kein Monopol...<br />

Der Schein trügt: Die Bundesbrüder<br />

Martin Derda und Helmut S. Ruppert<br />

(beide UNITAS Rheinmark Köln) bildeten<br />

nicht das Vorauskommando für<br />

die vielleicht heimlich nach Ausbruch<br />

der Bier-Anarchie bei der letzten<br />

GV beschlossene Gründung einer<br />

„UNITAS Deutsch-Südwest zu Windhoek/Namibia“,<br />

auch wenn auf<br />

den Fotos – aufgenommen vor der<br />

deutschen lutherischen Christuskirche<br />

und dem berühmten Reiterdenkmal<br />

der ehemaligen kaiserlichen Schutztruppe<br />

auf dem „Kaiser-Wilhelm-<br />

Hügel“ in Windhoek – beide mit unserem<br />

UNITAS-Zirkel winken...<br />

Beide Bundesbrüder unternahmen vielmehr<br />

mit ihren Ehefrauen eine 3.500-<br />

Kilometer-Tour durch Nord- und Nordwest-<br />

Namibia – selbst abwechselnd am Steuer<br />

des Leihwagens ein nicht gerade strapazenfreier<br />

Sonntagsspaziergang... – Das Gebiet<br />

zwischen der Metropole Windhoek und<br />

der angolanischen Grenze am Kunene-<br />

Fluss, einer Region von der Größe der alten<br />

Bundesrepublik, lernten sie bei dieser Safari<br />

recht gut kennen.<br />

Bbr. Martin Derda, der im heimischen<br />

Bergisch Gladbach Geschäftsführer der<br />

größten Klinik der Stadt, des katholischen<br />

Marien-Krankenhauses ist, nutzte die Gelegenheit,<br />

sich über die gesundheitliche<br />

Situation und den Stand der Krankenhausversorgung<br />

zu informieren. Trotz des<br />

Zwei Rheinmärker in Namibia: Die Bundesbrüder Martin Derda und Helmut Ruppert (rechts) vor der<br />

Christuskirche in Windhoek und ihre kleine UNITAS-Demonstration oben vor dem Reiterstandbild.<br />

hohen Standards gerade der katholischen<br />

Gesundheitseinrichtungen leiden die nur<br />

1,8 Millionen Einwohner (etwa die Einwohnerzahl<br />

Münchens) zu einem hohen<br />

Prozentsatz unter der AIDS-Pandemie;<br />

einzelne Gebiete sollen bis zu 65 Prozent<br />

durchseucht sein.<br />

Koloniale Vergangenheit an<br />

einem faszinierenden Reiseziel<br />

Bbr. Helmut S. Ruppert, der in seiner Zeit<br />

als leitender Mitarbeiter des deutschen<br />

Auslandsrundfunks (Deutsche Welle) und<br />

als Chefredakteur der KNA bereits mehrfach<br />

das Land besucht und bereist hatte,<br />

nutzte die Gelegenheit, um der deutschen<br />

kolonialen Vergangenheit Namibias nachzuspüren,<br />

so wie sie dem Besucher am<br />

originalsten in der „deutschen Kleinstadt“<br />

Swakopmund begegnet.<br />

Fazit der unitarischen Exkursion: Namibia<br />

ist ein faszinierendes Reiseziel mit<br />

touristisch gut entwickelter Infrastruktur.<br />

Freilich bleibt angesichts der Kontraste<br />

zwischen dem Steinzeitleben des Nomadenvolkes<br />

der Himba oder San und dem<br />

luxurösen Schicki-Micki-Tourismus in den<br />

Nobellodges auch so manches Fragezeichen<br />

über den Zustand der Gesellschaft<br />

bestehen. Vielleicht sollte man doch einmal<br />

über eine unitarische Filiale in dem Land<br />

zwischen Atlantik und Kalahari nachdenken<br />

– nicht zuletzt auch, um so dem<br />

kleinen Häuflein katholischer Christen ein<br />

wenig Rückenwind zu geben...<br />

HSR<br />

unitas 3-4/2007 213


Volles Haus im Ruhrpott<br />

RUHRANEN ERREICHEN WICHTIGES ZWISCHENZIEL<br />

BORBECK. „Volles Haus!“ meldet die<br />

UNITAS Ruhrania an den Universitäten<br />

Duisburg-Essen und Bochum.<br />

Zum Start des Wintersemesters<br />

2007/08 sind neun Kommilitonen in<br />

das UNITAS-Zentrum Ruhr gezogen.<br />

„Wir hatten über das Internet inseriert<br />

und eine unerwartet große Nachfrage“,<br />

freut sich der derzeitige Vorsitzende<br />

Daniel Muschellik mit seinen<br />

Bundesbrüdern über die neuen<br />

Mitbewohner aus dem Münsterland,<br />

Sachsen, Ostwestfalen, Schwaben<br />

oder Hessen.<br />

War es in den letzten Septemberwochen<br />

noch ziemlich hektisch zugegangen,<br />

ist die im Mai 2006 mit viel<br />

Eigenarbeit begonnene Totalrenovierung<br />

nun innen fast ganz abgeschlossen.<br />

Mit Zimmergrößen bis 29<br />

Quadratmetern und erschwinglichen<br />

Preisen scheint die UNITAS an<br />

der Ruhr in eine Marktlücke gestoßen<br />

zu sein. Neun brandneue Buden<br />

mit mehreren Bädern stehen nun in<br />

den beiden oberen Stockwerken des<br />

„Feldschlößchens“ zur Verfügung.<br />

Und in der Gemeinschaftsküche<br />

hinter der eigenwilligen Fassade ist<br />

Spagettikochen, so interessierte<br />

Topfgucker, zurzeit voll im Trend. Vor<br />

allem aber gilt es für die Studis, sich<br />

in Fächern wie Medizin,Wirtschaftsinformatik<br />

oder Osteuropakunde an<br />

den Universitäten in Duisburg, Essen und<br />

Bochum zurechtzufinden.<br />

Graue Haare inklusive<br />

Noch gibt es immer noch viel zu tun<br />

rund um Haus und Hof. Die Organisation<br />

der Dauerbaustelle hatte es in sich: Vor<br />

allem beim Innenputz, bei dem mehr als 25<br />

Tonnen Material an die Wände kamen. Das<br />

über 100-jährige Haus – innen weitgehend<br />

Fachwerk – saugte mit großer Geschwindigkeit<br />

die Feuchtigkeit aus dem dick aufgebrachten<br />

Mörtel, was beträchtliche Rissbildung<br />

folgerte. Die Nacharbeitungszeit<br />

und der Baustopp für alle anderen Gewerke<br />

ließ den angepeilten Zeitplan fast vollends<br />

zusammenstürzen. Und doch haben es die<br />

Ruhranen irgendwie schließlich geschafft:<br />

Als Dauergäste mit „Goldenen Kundenkarten“<br />

in umliegenden Baumärkten brachten<br />

sie zuletzt selbst in mehreren Arbeits-<br />

einsätzen nicht nur über 1000 Quadratmeter<br />

Tiefengrund, schließlich auch noch<br />

genauso viel Farbe an die Wand und<br />

Lampen an die Decken. Pünktlich während<br />

des Einzugs des ersten neuen Hausbewohners<br />

kam der zweite Anstrich und der<br />

komplette Laminat-Fußboden. Selbst Zimmertüren<br />

stellten sich schließlich ein. Und<br />

die Schränke der selbstmontierten Einbauküche<br />

sind noch nicht wieder von der<br />

Wand herunter gekommen.<br />

Pächter ist gefunden<br />

Ermöglicht hatte dies nicht zuletzt die<br />

Entwicklung der Verhandlungen mit geeigneten<br />

Pächtern für die geplante öffentliche<br />

Gastronomie im Erdgeschoss. Über vier<br />

Monate dauerten die Gespräche des örtlichen<br />

Hausbauvereins mit den letzten<br />

potenziellen Partnern. Ungezählte Stunden<br />

hatten die HBV-Verantwortlichen für die<br />

Abrechnung und Kostenkontrolle der zahlreichen<br />

Gewerke aufgewendet. Schließlich<br />

ermöglichte die Verabredung über einen<br />

Baukostenzuschuss die volle Konzentration<br />

der Baumaßnahmen auf den als Studentenhaus<br />

genutzten Teil des Hauses. Ein<br />

Ruhranen-CC gab bei einer Klausurtagung<br />

zudem grünes Licht für den Anbau eines<br />

eigenfinanzierten Wintergartens im Bereich<br />

des Biergartens, der damit die Gastronomiefläche<br />

noch deutlich vergrößert. Am<br />

Lukas-Tag kam es im Oktober mit den beiden<br />

zukünftigen Betreibern zum lange vorbereiteten<br />

Handschlag: Die ausgemachten<br />

Profis betreiben u. a. das „alpincenter“, die<br />

Skihalle in Bottrop und weitere gut laufende<br />

Lokale im Umfeld, verfügen über ausgezeichnete<br />

Kontakte und bringen in das<br />

Projekt große Investitionen ein. Nach derzeitigem<br />

Stand wollen sie das Haus zum<br />

April 2008 eröffnen. Sie sind bereits mit<br />

Hochdruck an den Ausbau gegangen und<br />

Anstoß in Essen: Bauleiter, Gastronomen und<br />

HBV-Vertreter der UNITAS Ruhrania<br />

setzen auf ein erfolgreiches breites Angebot.<br />

„Ein Umstand, der unser Haus noch<br />

attraktiver machen wird“, hoffen die Bundesbrüder<br />

der Ruhrania, die sich jetzt schon<br />

auf viele Gäste freuen: „Wenn es endlich<br />

losgeht, wird das nicht zu übersehen sein!“<br />

UNITAS-Profil bilden<br />

Währenddessen hat die über ein Jahr<br />

wieder durch die Region nomadisierende<br />

Ruhrania, die in ihrer fast 100-jährigen<br />

Vereinsgeschichte nie zuvor ein eigenes<br />

Haus nutzten konnte, in ihrem neuen<br />

Zentrum den geregelten Semesterbetrieb<br />

aufgenommen. „Ohne den UNITAS-Zirkel<br />

Essen wäre dies nie möglich gewesen“,<br />

stellt Alt-Senior Sebastian<br />

Sasse heraus. „Und doch ist es noch<br />

für uns eine ungewohnte Situation“,<br />

so sein Nachfolger Bbr. Daniel<br />

Muschellik. Jetzt gilt es im eigenen<br />

Haus auch verstärkt unitarisches<br />

Profil auszubauen. Die Bundesbrüder<br />

rechnen mit der Sogwirkung<br />

des stark vom ZHBV und Verband<br />

unterstützten Unternehmens in<br />

der ganzen Region. „Alle Zirkel<br />

im Umkreis sind herzlich eingeladen,<br />

dieses Haus als ihr Haus<br />

zu entdecken und zu nutzen“, so<br />

die Aktiven, HBV und örtlicher<br />

Hausbauverein.<br />

Toller Saal entstanden<br />

Dies besonders im neuen Veranstaltungssaal<br />

unter dem Dach, für den die<br />

Statik mit Stahlträger und mächtigen<br />

Leimbindern verstärkt wurde: Neben den<br />

gemeinsamen Gottesdiensten und Feiern<br />

zu den Patronatsfesten im Dezember und<br />

Januar begleitet eine Reihe von Vortragsund<br />

Gesprächsabenden mit geistlichen<br />

Bundesbrüdern den gemeinsamen Weg<br />

durch den Advent. Hilfe ist noch bei der<br />

Ausstattung des Hauses gefragt:„Nicht nur<br />

schöne alte Kronleuchter bekommen hier<br />

einen Ehrenplatz“, so der unitarische Ortsverein<br />

an der Ruhr.<br />

Zum Stand der Dinge am „Feldschlösschen“<br />

und zu den laufenden Aktivitäten gibt es<br />

immer wieder aktualisierte Informationen<br />

im Internet unter<br />

www.unitas-ruhrania.org.<br />

unitas 3-4/2007 215


UNITAS Hathumar auf Tour<br />

GOLDENE SEPTEMBERTAGE IN SACHSEN<br />

<strong>VON</strong> DR. CHRISTOF BECKMANN<br />

Zuletzt waren sie 2006 gemeinsam in<br />

Santiago de Compostela. Doch in diesem<br />

Jahr lag das Ziel näher: Barocke<br />

Pracht, gotische Strenge, Renaissance-<br />

Prunk, Klassik, Jugendstil und Plattenbau<br />

– rund 40 Unitarier aus Ostwestfalen<br />

sammelten bei ihrer Tour vom<br />

24.-28. September unzählige Eindrücke,<br />

die noch lange nachwirken werden.<br />

Die Busreise nach Sachsen und<br />

Thüringen, von Bbr. Ernst Raach und<br />

seiner Frau Ursula umsichtig vorbereitet,<br />

verwöhnte die Mitfahrer nicht nur<br />

mit goldener Septembersonne.<br />

„Ich wünsche euch Supertage hier bei<br />

uns“ – ein wildfremder pensionierter Musiker<br />

wollte es einfach dringend loswerden:<br />

Mitten in der Leipziger Innenstadt schwärmte<br />

er von den wiederentdeckten Schönheiten<br />

seiner Heimat. Noch habe er selbst nicht<br />

einmal alles sehen können, was sich zwischen<br />

den im Abbruch befindlichen großen<br />

Kästen langsam zeigt: Eine Innenstadt voll<br />

Charme, Intimität und bunten Geschäften<br />

zwischen alten und rekonstruierten Zeugen<br />

einer langen Geschichte schält sich aus dem<br />

Betonkorsett eines einst hochgepriesenen<br />

sozialistischen Städtebaus. Alte Plätze,<br />

Fassaden, Straßenzüge und Passagen zeigen<br />

wieder ihr Gesicht. Dies noch stärker in<br />

Dresden, dem Hauptziel dieser detailliert<br />

geplanten Fahrt, die von Beginn an mit den<br />

Spuren der christlichen Vergangenheit, aber<br />

auch mit besonders unitarisch interessanten<br />

Orten vertraut machte.<br />

Auf den Spuren<br />

der Hl. Elisabeth<br />

Erster Zwischenstopp auf der in Paderborn<br />

gestarteten Reise: Die 1170 erbaute<br />

Creuzburg im Werratal, mit ihrer Ringmauer<br />

von über 340 Metern eine der größten<br />

216<br />

unitas 3-4/2007<br />

romanischen Burganlagen Deutschlands.<br />

Von hier ist die sagenhafte Errichtung eines<br />

Kreuzes durch den Mönch und unitarischen<br />

Verbandspatron, den Hl. Bonifatius überliefert.<br />

Im Jahr der Wiederkehr des 800. Geburtstags<br />

der Heiligen Elisabeth war die<br />

Creuzburg auch in anderer Hinsicht ein<br />

besonderes Etappenziel: Hier, an ihrem<br />

Lieblingsort, verbrachte die ungarische<br />

Königstochter und Landgräfin von Thüringen<br />

ihre Kindheit. Hier mag sie oft über<br />

die 1225 errichtete siebenbogige Steinbrücke<br />

über die Werra gezogen sein, an der<br />

die 1499 St. Libori geweihte gotische Kapelle<br />

die Unitarier zum Verweilen einlud. Für Paderborner<br />

ein wichtiger Platz, denn spontan<br />

und vielstimmig erklingt bald das Preislied<br />

auf den Patron des Erzbistums. Nicht weit<br />

davon hebt sich die mächtige Wartburg<br />

schemenhaft gegen den Himmel. In Eisenach<br />

soll der Legende nach Meister Klingsor<br />

aus Ungarn 1206 ihre Geburt vorausgesagt<br />

haben, hier schloss die damals Vierzehnjährige<br />

1221 in der Georgenkirche ihre Ehe<br />

mit Landgraf Ludwig IV. Vorbei geht es an<br />

Erfurt, wo 1235 im Dom ihre Heiligsprechung<br />

proklamiert wurde, vorbei an Weimar, wo ihr<br />

Franz Liszt als Hofkapellmeister das<br />

Oratorium „Die Heilige Legende der Heiligen<br />

Elisabeth“ widmete.<br />

Auf der Weiterfahrt nach Dresden geht<br />

es zum Schloss Moritzburg. Parkanlage und<br />

der streng symmetrische Bau faszinieren,<br />

mächtige Geweihe zeugen von der Jagdleidenschaft<br />

der lebenshungrigen wie feierfreudigen<br />

Erbauer, die auf dem umgebenden<br />

See selbst veritable Seeschlachten nachstellten.<br />

Rund 25 Kilometer außerhalb von<br />

Dresden bezog die unitarische Reisegruppe<br />

schließlich ihr Quartier. In Weinböhla hatte<br />

Bbr. Ernst Raach eine unschlagbar günstige<br />

Übernachtung organisiert, unseren Standort<br />

für fünf Tage. Ein erster Abend rund um die<br />

Semperoper stimmt auf die kulturträchtige<br />

Atmosphäre dieser Tage ein.<br />

Leipzig: In der Akademiker-<br />

Gedächtniskirche<br />

Und auf ein weiteres Hauptziel der<br />

Reise, das wir am nächsten Tag in Leipzig-<br />

Gohlis erreichen: Wir sind in einem großen<br />

Jugendstilquartier mit der Gemeindereferentin<br />

von St. Georg verabredet. Sie öffnet<br />

uns die Türe einer geduckt am Rande eines<br />

Platzes liegenden Kirche. Es ist die Akademiker-Gedächtniskirche,<br />

auf die Artikel der<br />

Bundesbrüder Henry C. Brinker und Dr. Lambert<br />

Stamer in der unitas-Zeitschrift des<br />

Jahres 2006 aufmerksam gemacht haben.<br />

Schweigend und gespannt ziehen wir in das<br />

Gotteshaus, feiern mit dem mitgereisten<br />

Pastor Josef Mersch und mit Bbr. Winfried<br />

Tilles gemeinsam Andacht im Gedenken der


Opfer aller Kriege und der verstorbenen Bundesbrüder,<br />

beten um Frieden in aller Welt.<br />

In den funkelnden Glasfenstern des<br />

berühmten Thorn-Prikker leuchten Wappen<br />

und Buchstaben, die Namen der 1922 an der<br />

Finanzierung beteiligten und in der Akademischen<br />

Bonifatius-Einigung zusammengeschlossenen<br />

universitären Verbände. Marien-<br />

und Georgs-Altar haben der KV und<br />

der CV gestiftet, die ursprünglich an anderer<br />

Stelle stehende Auferstehungsgruppe ist<br />

die Stiftung des UV. Ein kurzer Vortrag<br />

macht uns mit den Zeitumständen und<br />

Kunstwerken bekannt, bevor wir zur Begegnung<br />

im Pfarrzentrum der Gemeinde<br />

geladen sind.<br />

Ein strahlender Pfarrer Klaus Hecht<br />

bewirtet uns mit Kaffee und Kuchen. Er<br />

freut sich sehr über die Gäste, fragt nach<br />

den Hintergründen unseres Besuches. Engagiert<br />

berichtet er aus der Geschichte der<br />

in einem gutbürgerlichen Viertel u. a. von<br />

Jesuiten geleiteten Pfarrei, die in der Diaspora<br />

entstand, mit vielen Schwierigkeiten<br />

zu kämpfen und im DDR-Sozialismus einen<br />

schweren Stand hatte. Dennoch gingen seit<br />

1931 allein aus ihr 26 Priester, Patres und 15<br />

Ordensschwestern hervor. 1998 feierte die<br />

Gemeinde ihr 75. Kirchweihjubiläum –<br />

nichtahnend, dass das Entstehen der Kirche<br />

untrennbar mit unseren Studentenverbänden<br />

verbunden ist. Keine Schrifttafel,<br />

kein Informationsblatt berichtet darüber.<br />

Wir legen einen ansehnlichen Spendenbetrag<br />

zusammen und vereinbaren, dass wir<br />

den Kontakt nicht verlieren wollen.<br />

Kontraste:<br />

Krieg und Frieden<br />

Die Stadtrundfahrt führt uns zu einem<br />

denkbar harten Kontrast: Das schon zur<br />

Bauzeit umstrittene Völkerschlachtdenkmal<br />

mit dem Erzengel Michael<br />

unter dem Schriftzug<br />

„Gott mit uns“ zwingt uns<br />

unter eingetrübtem Himmel<br />

in Diskussionen. Beeindruckt<br />

und nachdenklich<br />

stimmt uns der Gang<br />

durch die Altstadt mit der<br />

Kreuzkirche und der Thomaskirche,<br />

an der J.S. Bach<br />

als Kantor wirkte. Vor<br />

allem aber der Besuch in<br />

der evangelischen Nikolaikirche,<br />

wo engagierte<br />

Führungen nicht nur mit<br />

den Ereignissen der jüngsten<br />

Geschichte konfrontieren.<br />

Einfühlsam nutzen sie hier die<br />

wunderschön in blassem Grün, weiß und<br />

rosa renovierte Geburtsstätte der friedlichen<br />

Revolution, um die Besucher mit der<br />

christlichen Botschaft bekannt zu machen,<br />

erzählen die biblischen Geschichten und<br />

verweben sie mit dem, was ein tätiger<br />

Glaube vermag.<br />

Ein Muss:<br />

Auerbachs Keller<br />

Stille Freude eint uns seit Tagen<br />

bereits im Gedanken an einen<br />

besonderen Höhepunkt der Fahrt.<br />

Denn am Abend grüßen uns die<br />

bewegten Figuren von Mephisto,<br />

Dr. Faustus und drei eleganten Studenten:<br />

Bereits die Statuen in der<br />

Mädlerpassage stimmen uns ein<br />

auf den Besuch in den Gewölben<br />

von Auerbachs Keller. 1525 als<br />

Weinausschank gegründet, hat ihn<br />

Goethe in seinem „Faust“ verewigt.<br />

Davon berichtet uns eine<br />

stimmgewaltig vorgetragene Fasskellerführung.<br />

Vom Goethekeller<br />

mit seiner schaurig-schönen Hexenritt-<br />

Skulptur geht es noch ein weiteres Stockwerk<br />

in die Tiefe, um den magischen „Verjüngungstrunk“<br />

zu verkosten, der die<br />

Mutigsten auf das Große Fass jagt und uns<br />

alle merklich aufgemuntert zum Abendessen<br />

entlässt. Hier berichtet nicht nur ein<br />

gekonnt Dialekt näselnder Bbr. Lothar<br />

Wengerzink überaus humorvoll von seinen<br />

Kinderjahren in Sachsen, sondern bald<br />

erklingen auch bekannte studentische Weisen<br />

in der für uns eigens reservierten Stube.<br />

An der Elbe:<br />

Natur pur erleben<br />

Abenden wie diesen muss viel frische<br />

Luft folgen: Dies beherzigend, ist uns die<br />

geführte Fahrt nach Schloss und Park<br />

Pillnitz an der Elbe in der sächsischen<br />

Schweiz eine willkommene Abwechslung.<br />

Die ehemalige Sommerresidenz der sächsischen<br />

Könige, die Orangerie mit Ringrenngebäude,<br />

Chinesischem und Englischem<br />

Pavillon, mit den mächtigen Baumriesen<br />

und seinen Blumen- und Staudenrabatten<br />

ist eine reine Augenweide. Staunend bewundern<br />

wir die berühmte baumgroße<br />

Kamelie mit ihrem fahrbaren Glashaus, die<br />

1776 aus Japan importiert wurde. Nächstes<br />

Fahrtziel ist die bizarre Felslandschaft des<br />

Elbsandsteingebirges. Mutig erklettern wir<br />

die schmalen Steigen und in den Fels<br />

gehauenen Treppen einer ehemaligen<br />

Höhenfestung böhmischer Raubritter, in der<br />

die Bewohner des Umlandes später Schutz<br />

gegen die Schweden suchten. >><br />

unitas 3-4/2007 217


Weiter geht es zur Festung Königstein<br />

mit ihren unterirdischen Kasematten. Einst<br />

unbezwingbar, thront sie als eine der<br />

architektonisch und historisch wertvollsten<br />

Bergfestungen Europas auf ihrem schroff<br />

aufragenden Tafelberg. Ihr Brunnenhaus<br />

lockt die technisch Interessierten und lässt<br />

den Blick in einen der tiefsten Brunnen<br />

Sachsens werfen. Mit herber Schönheit<br />

präsentiert sich die renovierte alte Garnisonskirche,<br />

hoch über dem Steilabhang<br />

wandern wir die Befestigungen entlang und<br />

schauen weit ins Land, um in der<br />

urgemütlichen Burgstube zu geselliger<br />

Runde zusammenzukommen.<br />

Dresden:<br />

Die Perle am Strom<br />

Alt und Neu in besonderer Mischung<br />

begegnen uns am nächsten Tag, als die berühmte<br />

Canaletto-Silhouette der sächsischen<br />

Landeshauptstadt aus dem Nebel<br />

über der träge fließenden Elbe taucht. Wir<br />

sehen Dampfschiffanleger, Zwinger, Brühlsche<br />

Terrassen, Kulturpalast und Taschenbergpalais,<br />

Kunstakademie und Altmarkgalerie,<br />

den vor genau 100 Jahren fertiggestellten<br />

Fürstenzug, einzelne moderne<br />

Fassaden aus Glas und poliertem Granit.<br />

Doch vieles andere ist unerwartet durchaus<br />

auch modern: Was auf den ersten Blick als<br />

auferstandener Beweis einer durch und<br />

durch prachtvollen und selbstbewussten<br />

Residenzstadt erscheint, ist in Wirklichkeit<br />

brandneu und vielfach Kulisse. Ob Gebäude<br />

der Renaissance oder Neo-Renaissance,<br />

früh- oder spätbarocke Palais – sie alle sind,<br />

kaum zu erkennen, perfekt wieder neu<br />

218<br />

unitas 3-4/2007<br />

hergestellt. Wo früher große Plätze<br />

gähnten, ist inzwischen eine Straßenbebauung<br />

entstanden, die seit<br />

dem Krieg nicht mehr so existierte.<br />

Letzte Lücken und Ruinen sind<br />

überall zu sehen – auch sie werden<br />

einst geschlossen sein. Damit fügt<br />

sich auch die gefeierte Frauenkirche<br />

in ein städtisches Ensemble, das wie<br />

ein gigantisches Puzzle insgesamt<br />

völlig neu entsteht. Die ehrwürdige<br />

Dame mit ihrem hohen Tambour<br />

empfängt uns mit schwelgendem<br />

Stuck, rasenden Farben und großer Geste, in<br />

ihr wimmelt ein vielsprachiger Besucherstrom<br />

aus aller Welt.<br />

Auf den Spuren von<br />

Hermann Ludger Potthoff<br />

Sehr viel ruhiger geht es an einem<br />

weiteren unitarisch interessanten Ziel der<br />

Fahrt zu. Nach dem Gruppenfoto auf den<br />

Elbterrassen treten wir an einer bescheidenen<br />

Seitentüre ein: Wie ein<br />

ankerndes Schiff liegt die der<br />

Heiligsten Dreifaltigkeit geweihte<br />

spätbarocke Hofkirche hoch über<br />

dem Ufer. Sie war die<br />

Hauskirche des ehemals<br />

katholischen Herrscherhauses<br />

und ist heutige<br />

Kathedrale des Bistums<br />

Dresden-Meißen. In der<br />

Gruft ruhen die sterblichen<br />

Überreste von 47 Mitgliedern<br />

des kurfürstlichen,<br />

später königlichen Hauses<br />

Wettin, in der Bischofsgruft<br />

werden die Bischöfe des Bistums<br />

bestattet. Hierhin war unser aus<br />

Essen-Werden stammender Verbandsgründer<br />

Hermann Ludger<br />

Potthoff (1830-1888) von seinem<br />

Kölner Erzbischof 1863 zum Dienst<br />

„ausgeliehen“ und für die Seelsorge<br />

in der Diaspora freigestellt worden, hier<br />

wirkte er 23 Jahre in der Caritasarbeit und<br />

als Oberhofprediger am Königlichen Hof,<br />

von hier aus arbeitete er als Generalpräses<br />

für seine sich im Westen und Süden<br />

Deutschlands langsam ausbreitende<br />

UNITAS. Auch daran denken wir bei den<br />

brausenden und wispernden Klängen der<br />

1750 begonnenen letzten und größten<br />

Silbermann-Orgel, an der – wie eigens für<br />

uns – ein prächtiges Konzert gegeben wird.<br />

Mit ihrer 2002 abgeschlossenen Restaurierung<br />

steht die Orgel mit ihren 47 Manualen<br />

wieder in der ersten Reihe der berühmten<br />

Barockorgeln.<br />

„Semper“ in unitate:<br />

Brilliant konzertant<br />

Und musikalisch geht es weiter zu<br />

einem der nächsten Höhepunkte unserer<br />

Reise: Bbr. Henry C. Brinker, Marketing-Chef<br />

der Semperoper, der uns mit Frau Dorthee<br />

und Tochter schon in Leipzig besuchte, hat<br />

uns Karten für einen Kammerkonzertabend<br />

der Sächsischen Staatskapelle mit den<br />

Solistinnen Kateryna Titova (Klavier) und<br />

Susanne Branny (Violine) im prächtig<br />

illuminierten Gebäude vermittelt. Ein<br />

Quintett Ludwig van Beethovens grüßt vom<br />

Rhein und aus Wien, Antonio Vivaldis<br />

„Jahreszeiten“ werfen ihre Strahlen aus<br />

dem entfernten Italien – alles gemeinsam<br />

gibt eine Melange, die sich in der ganzen<br />

Stadt widerspiegelt und durch die aus<br />

Ruinen Wiedergeborene hallt. Eindrücke, die<br />

sich zur Nacht in gemeinsamer unitarischer<br />

Runde in Weinböhla verdichten. Auf der<br />

Rückreise erwarten uns unerwartete Kostbarkeiten,<br />

als wir in Gotha vor der größten<br />

frühbarocken deutschen Schlossanlage, vor<br />

Schloss Friedenstein Halt machen. Porträts<br />

von der Hand Lukas Cranachs, der hier geboren<br />

wurde, erinnern uns an die Zeit der<br />

Reformation, ungezählte Schauobjekte<br />

verblüffen uns in der Raritätenkammer, gut<br />

erhalten präsentiert sich das Ekhof-Theater<br />

mit seiner originalen Bühnentechnik, die<br />

Stadt mit ihrem schmucken Rathaus und<br />

bunten Giebeln empfängt uns im Regen.<br />

Durch die Thüringische Pforte geht es<br />

heimwärts, gefüllt mit vielfältigen Eindrücken<br />

einer hervorragend vorbereiteten,<br />

humorvoll geführten unitarischen Reise.<br />

Bleibt einer lieben und traditionsreichen<br />

Hathumar in der Bischofsstadt Paderborn<br />

mit ihrem Organisator Bbr. Ernst und Ursula<br />

Raach zuletzt zu sagen: Großer Respekt vor<br />

den Aktiven einer UNITAS-Korporation, die<br />

ohne Aktivitas zeigen, dass UNITAS lebt.


Kirche auf Sendung:<br />

EIGENER KIRCHEN-KANAL BALD AUF SENDUNG IM TV?<br />

<strong>VON</strong> <strong>BBR</strong>. DR.<br />

CHRISTOF BECKMANN<br />

Noch Ende August hatte die mächtige<br />

WDR-Intendantin Monika Piel die<br />

Kirchen vor der Einrichtung eines<br />

eigenen Fernsehprogramms gewarnt.<br />

„Das Geld für solche Spartenprogramme<br />

wäre wahrscheinlich zum<br />

Fenster hinausgeworfen“, sagte sie<br />

am 29. August 2007 in einem Interview<br />

mit der Bonner Wochenzeitung<br />

„Rheinischer Merkur“. Solche Pläne<br />

gefährdeten auch die Sendezeit der<br />

Kirchen im öffentlich-rechtlichen<br />

Programm. Jetzt scheinen Dinge auf<br />

den Weg gebracht.<br />

Mit ihrer damals geäußerten Haltung<br />

teilte die WDR-Chefin die Einschätzung der<br />

Intendantin des Rundfunks Berlin-Brandenburg<br />

(rbb), Dagmar Reim, bis 2006 Beraterin<br />

der Publizistischen Kommission der<br />

Deutschen Bischofskonferenz. Auch sie<br />

hatte erklärt, mit einem Kirchenkanal<br />

würde die katholische Kirche eine privilegierte<br />

Position im öffentlich-rechtlichen<br />

Rundfunk aufs Spiel setzen. „23 Stunden<br />

mit erhebenden Predigten eines Missionars<br />

des mittleren Westens reichen nicht aus“,<br />

hatte sie mit Blick auf religiöse Sender in<br />

den USA geäußert. Genau dort hielt sich<br />

zur selben Zeit der Trierer Bbr. Bischof Dr.<br />

Reinhard Marx auf. Vom 28. August bis zum<br />

8. September unternahm er, von seinem<br />

Trierer Kommunikationsdirektor Monsignore<br />

Stephan Wahl begleitet, als Vorsitzender<br />

der Kommission für gesellschaftliche<br />

Fragen der Deutschen Bischofskonferenz<br />

eine Studien- und Informationsreise<br />

zu Gesprächen in Los Angeles, San Francisco<br />

und Washington D.C. Auf der Agenda der<br />

Reise: Gucken, wie es dort die anderen<br />

machen …<br />

Katholische Christen müssten noch<br />

deutlicher und profilierter ihre Standpunkte<br />

in die öffentliche Diskussion einbringen,<br />

betonte Bbr. Marx. Deshalb sei es<br />

auch notwendig, das Engagement der<br />

Katholischen Kirche in den elektronischen<br />

Medien zu verstärken. Dazu führte er u. a.<br />

mehrere Gespräche mit amerikanischen<br />

Medienexperten. „Davon können auch wir<br />

in Europa eine Menge lernen, etwa wenn es<br />

darum geht, Inhalte der katholischen<br />

226<br />

unitas 3-4/2007<br />

Soziallehre in den politischen Prozess der<br />

EU einzubringen“, so der Delegierte der<br />

deutschen Bischöfe bei der europäische<br />

Bischofskonferenz (COMECE).<br />

Der Vorsitzende der Publizistischen<br />

Kommission, Bischof Dr. Gebhard Fürst<br />

(Rottenburg-Stuttgart) zeigte sich des<br />

„Spagats“ bewusst, den die deutschen<br />

Bischöfe im Falle einer Entscheidung für<br />

einen Spartenkanal wagen. Es wäre der<br />

Versuch, ein neues Angebot zu etablieren,<br />

„ohne die öffentlich-rechtlichen Anstalten<br />

zu vergrätzen“, äußerte er am 9. September.<br />

„Wir wollen nicht um jeden Preis auf die<br />

Showbühne“, unterstrich der katholische<br />

Medienbischof.<br />

Im Trend:<br />

Glaube in den Medien<br />

Auf der aber muss sich die Kirche<br />

zunehmend behaupten: Denn Religion und<br />

Glaube nehmen einen deutlich prominenteren<br />

Raum in den Medien ein, wie u. a.<br />

Medienexperten am Rande der Internationalen<br />

Funkausstellung in Berlin erörterten.<br />

Die Gründe scheinen vielfältig:<br />

Deutscher Papst und Weltjugendtag,<br />

Wertedebatte und Herausforderung des<br />

Islam. Das Fernseh-Publikum suche wieder<br />

mehr verbindliche Autoritäten, betonte hier<br />

der Medienwissenschaftler Jürgen Grimm.<br />

Zwar bleibe Verkündigung mit Anspruch<br />

auf absolute Wahrheit für das Medium<br />

Fernsehen weiter problematisch, doch dürften<br />

sich die Kirchen in den Medien dem<br />

Dialog mit anderen Weltanschauungen<br />

nicht verweigern.<br />

Noch vor wenigen Jahren wäre nicht<br />

möglich gewesen, was Prominente heute in<br />

Talk-Shows über ihr Verhältnis zur Religion<br />

verraten: Ob Bundesminister Horst Seehofer<br />

(CSU) von stillen Tagen im Kloster<br />

berichtet oder sich Comedian Hape Kerkeling<br />

als Sinnsucher auf dem Jakobsweg präsentiert<br />

– Bekenntnisse wie diese könnten<br />

die Einstellungen eines Millionen-Publikums<br />

prägen, meint Ulrich Fischer, ZDF-<br />

Beauftragter der Deutschen Bischofskonferenz.<br />

Von Religion hörten die meisten<br />

Deutschen zumeist nur noch en passant<br />

am Fernsehen. Auch Medienmacher erweisen<br />

sich zunehmend als Sinnsucher:<br />

Während etwa ZDF-Moderator Stephan<br />

Kulle über seine Konversion zur Katholischen<br />

Kirche berichtet, sprechen sich<br />

selbst bekennende Atheisten wie Hans-<br />

Ulrich Jörges, stellvertretender Chefredakteur<br />

des Magazins „Stern“, für ein<br />

offensiveres Zugehen der Kirchen auf die<br />

Menschen aus. Die mit ihrer Botschaft<br />

„eigentlich konkurrenzlosen“ Kirchen seien<br />

unverzichtbar in der Wertebildung und<br />

ethischen Ausbildung, erklärte er bei einer<br />

Diskussionsrunde des Fachverbands der<br />

Konfessionellen Presse im Rahmen der<br />

Jahrestagung des Verbands der deutschen<br />

Zeitschriftenverleger am 16. November in<br />

Berlin. Zudem gebe es außerhalb der<br />

Gotteshäuser eine Sehnsucht nach<br />

Gemeinschaftserlebnis, auf die die Kirchen<br />

reagieren könnten. Sie seien aber nicht<br />

vorne dabei, wenn es darum gehe, nach<br />

Sinn suchende Menschen abzuholen.<br />

„Medienbischof“ Dr. Gebhard Fürst<br />

(Rottenburg-Stuttgart), Vorsitzender<br />

der Publizistischen Kommission<br />

der Deutschen Bischofskonferenz<br />

Zum Thema „Kirche und TV“ war in den<br />

veröffentlichten Protokollen der Herbstvollversammlung<br />

der Deutschen Bischofskonferenz<br />

vom 24. bis 27. September 2007 in<br />

Fulda noch wenig zu erkennen: In einem<br />

eigenen Tagesordnungspunkt unter „Gesellschaft<br />

und Soziales“ konzentrierte sich<br />

der Bericht von Medienbischof Dr. Gebhard<br />

Fürst im Wesentlichen auf die Neuordnung<br />

der Ausbildungsgänge des Instituts zur<br />

Förderung des Publizistischen Nachwuchses<br />

(ifp), das in München zusammengeführt<br />

werden soll. Die 1968 im Auftrag der<br />

Deutschen Bischofskonferenz gegründete<br />

Journalistenschule bietet studienbegleitende<br />

Ausbildung, Volontärskurse für die kirchliche<br />

wie die säkulare Presse sowie spezielle


Ausbildung für Theologinnen und Theologen<br />

an. Im veröffentlichten Bericht der<br />

Herbstvollversammlung spielte die Frage<br />

eines eigenen Fernsehkanals keine Rolle.<br />

Nicht den<br />

Sekten überlassen<br />

Ausgerechnet beim ifp-Jahrestreffen<br />

am 4. November 2007 in Ludwigshafen<br />

aber gab es neuen Zündstoff in der Frage:<br />

Vor mehr als 250 Absolventen der verschiedenen<br />

Ausbildungszweige empfahl<br />

der Präsident des Verbandes Privater<br />

Rundfunk und Telekommunikation (VPRT)<br />

Jürgen Doetz den Kirchen, mit einem<br />

eigenen Sender in die digitale Fernsehwelt<br />

einzusteigen. „Überlassen Sie das Digitalfernsehen<br />

nicht dem Alpenverein, dem<br />

Anglerverein und den Sekten.“ Angesichts<br />

des zunehmenden Engagements nichtkirchlicher<br />

Glaubensgemeinschaften im<br />

Internet müssten sich die Kirchen verstärkt<br />

um ihre „mediale Auffindbarkeit“ bemühen,<br />

riet der Interessenvertreter des<br />

privaten Rundfunks. Er wisse auch, dass<br />

aus diesen Gründen Wirtschaftsunternehmen<br />

bereit seien, in ein kirchliches<br />

Fernsehangebot zu investieren, berichtete<br />

Doetz.<br />

Warnende Worte kamen bei der Veranstaltung<br />

allerdings aus der öffentlichrechtlichen<br />

Ecke: Der ARD-Vorsitzende Fritz<br />

Raff und Claudia Nothelle, designierte Fernsehdirektorin<br />

des Rundfunks Berlin-Brandenburg<br />

(RBB), rieten dazu, mögliche<br />

Konsequenzen eines eigenen Kirchenkanals<br />

für die Präsenz der Kirchen im öffentlichrechtlichen<br />

Rundfunk genau zu prüfen und<br />

das bisher so gute Miteinander nicht zu<br />

gefährden. Ein eigenes Kirchenprogramm<br />

stehe in Konkurrenz zu den bisherigen<br />

Vereinbarungen, bekräftigte Raff die<br />

Position der öffentlich-rechtlichen Sender.<br />

Trotz persönlicher Sympathien für das<br />

Bestreben der Bischöfe, in der digitalen<br />

Welt in einer wie auch immer gearteten<br />

Form vertreten zu sein, halte er ein Vollprogramm<br />

jedoch für problematisch. „Ich<br />

kann nachvollziehen, dass die Kirchen den<br />

Markt nicht völlig den Sekten überlassen<br />

wollen“, meinte Claudia Nothelle. Die Frage<br />

eines kirchlichen Angebotes sei jedoch eine<br />

Frage der Qualität und des Umfangs. Ein<br />

eigener Kanal bedeute ein „anderes Miteinander“<br />

von Kirche und öffentlich-rechtlichem<br />

Rundfunk, so Nothelle. Sie halte es<br />

weiterhin für wichtig, dass Kirche hier<br />

präsent sei.<br />

Bei der Herbsttagung der Katholischen<br />

Redakteure im Privatfunk (KAPRI) am 5.<br />

November in der Katholischen Akademie<br />

Stuttgart konkretisierte Medienbischof<br />

Gebhard Fürst, dass die Frage nach einem<br />

eigenen Fernsehkanal aber durchaus auf<br />

der Agenda bleibe und aktiv angegangen<br />

worden ist. Noch sei vor allem zu prüfen,<br />

wie ein 24-Stunden-Programm zu füllen sei,<br />

welchen Anspruch und welche Ausrichtung<br />

der Sender haben solle. Dazu sei eine<br />

Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben<br />

und auf dem Weg. Nicht zuletzt scheine<br />

jetzt schon deutlich, dass man mit einem<br />

Drei-Millionen-Euro-Etat pro Jahr nicht<br />

ganz auskommen werde: „Das dürfte auch<br />

ein bisschen teurer werden.“ Das Geld aber<br />

sei nicht das Problem, so der Bischof<br />

und erinnerte an die großen Gemeinschaftsleistungen<br />

der deutschen Diözesen<br />

der letzten Jahre – etwa bei der Entschuldung<br />

des Erzbistums Berlin. Im Mittelpunkt<br />

der Fragen stehe vor allem, wer die Verantwortung<br />

für das Programm und das betriebliche<br />

Management übernehme.<br />

Kein Amtsblatt<br />

mit laufenden Bildern<br />

Bei dem in der Diskussion stehenden<br />

TV-Spartenkanal dürfe es auf keinen Fall<br />

um ein „Amtsblatt mit laufenden Bildern<br />

gehen“, mahnte Bischof Fürst knapp zwei<br />

Wochen später in Berlin. Ziel sei ein<br />

katholisches Fernsehen „mit langer Leine“,<br />

ohne dass dies kirchliche Inhalte verwischen<br />

dürfe. Er wisse durchaus, dass dies<br />

auch Sprengstoff bergen könne. Kirche<br />

müsse aber „ein wenig die Nische verlassen“,<br />

in der sich die diözesanen Kirchenzeitungen<br />

gelegentlich gern aufhielten. Die<br />

Erstellung der Machbarkeitsstudie sei zu<br />

etwa 75 Prozent abgeschlossen. Der Kanal<br />

solle voraussichtlich ein zusätzliches Angebot<br />

zum bisherigen Medien-Engagement<br />

der katholischen Kirche sein. Derzeit<br />

noch immer völlig offen sei die Trägerstruktur<br />

eines solchen Fernsehens. Er hoffe auf<br />

eine Beteiligung möglichst vieler oder aller<br />

Diözesen. Bereits bei der nächsten Vollversammlung<br />

der Bischofskonferenz Mitte<br />

Februar wolle er die Studie den anderen Bischöfen<br />

vorlegen, berichtete Deutschlandradio<br />

Kultur am 18. November.<br />

Zapp zur Kirche<br />

Kirche auf Sendung mit eigenem Programm:<br />

Noch so eine Art „Verkaufssender“<br />

mehr? Oder ein anderes „katholisches<br />

Phoenix“? Kirche auf Kanal 42 oder noch<br />

weiter hinten auf der Fernbedienung der<br />

Zapper-Republik? Unprofessionell dargebotene<br />

Erweckungstalks? Gnadenlos auf<br />

kalten Meeresboden versenkte Kirchensteuermittel?<br />

Trotz solcher Fragen und üblicher<br />

Drohszenarien der etablierten Programme<br />

ist eines klar: Die Kirche ist von Natur aus<br />

„auf Sendung“. Und ein gutes Programm,<br />

das viele erreicht, könnte auch vieles<br />

bewegen. Unter anderem nicht zuletzt die<br />

Einsicht, dass man nicht nur von einer<br />

„missionarischen Kirche“ reden darf. Man<br />

sollte auch mit den Menschen sprechen.<br />

Und in einer Medienwelt geht man am<br />

besten genau in die Welt, in der die<br />

Menschen sind. Es bleibt spannend.<br />

unitas 3-4/2007 227


Bischof Bbr. Reinhard Marx:<br />

Weltverantwortung leben<br />

BERLIN. Die alte Säkularisierungsthese<br />

„Religion verschwindet“ habe sich selbst<br />

erledigt, sagte der Trierer Bischof Bbr. Reinhard<br />

Marx 21. Oktober 2007 in Berlin. Die<br />

Kontroversen um Kreuze in den Schulen, um<br />

Kopftücher und um den Gottesbezug in der<br />

Europäischen Verfassung hätten allen<br />

signalisiert: Sogar in westlichen Gesellschaften<br />

ist Religion präsent. „Sie aus dem<br />

Diskurs auszuschließen und nur dem religiösen<br />

Gefühl zuzuschieben, geht nicht“,<br />

bekräftigte Marx im Atrium der Deutschen<br />

Bank. Dorthin hatte das von Mitgliedern des<br />

Opus Dei geführte Feldmark-Forum am<br />

Mittwochabend 300 Gäste geladen.<br />

Bereits in der Bibel habe es den ersten<br />

Säkularisierungsschub gegeben, so der<br />

Bischof in seinem Vortrag „Herausforderungen<br />

des Säkularismus als Chancen für<br />

die Kirche“. Die Entsakralisierung der Sterne<br />

und Elemente durch den Gott Israels sei eine<br />

Errungenschaft gewesen. Er halte sich nicht<br />

mit Klagen über kleinere Kirchengemeinden<br />

auf. „Wir sollten uns einmischen! Die<br />

Säkularisierungsthese funktioniert nicht<br />

mehr. Das haben andere schon früh gesehen.<br />

In der Bibel heißt es nicht ohne<br />

Grund: ,Der Dummkopf sagt: Es gibt keinen<br />

Gott.‘ Dabei machte der Trierer Bischof klar,<br />

dass er weltweit keine Alternative zum säkularen<br />

Staat sieht. „Aber der Raum der Religion<br />

kann durch nichts ersetzt werden. Das<br />

Beziehungsgeflecht muss nur neu geknüpft<br />

werden.“ Es sei angesagt, mitten in der Welt<br />

Zeugnis zu geben. In dem Kontext verstehe<br />

er gut, wie der Gründer des Opus Dei, der hl.<br />

Josefmaria, von einer leidenschaftlichen<br />

Liebe zur Welt sprechen konnte.<br />

Marx plädierte für eine Doppelstrategie,<br />

um die Weltverantwortung des Christen zu<br />

leben. Zum einen müsse die Kirche öffentlich<br />

auftreten. Die Kirchliche Soziallehre<br />

habe sich stets dagegen ausgesprochen,<br />

dass die Kirche die politischen Institutionen<br />

beherrschen solle. Wohl aber wolle sie sie<br />

beeinflussen, mit allen anderen Menschen<br />

guten Willens. Wir sollten öfter im gesellschaftlichen<br />

Diskurs daran erinnern: „Wenn<br />

das Christentum aus unseren Städten<br />

verschwindet, dann gibt es auch keine<br />

christliche Kultur mehr.“<br />

Es seien eben nicht alle Religionen<br />

gleich. „Das Gemeinwesen kann sich nicht<br />

davor drücken, dass es Unterschiede gibt<br />

zwischen den christlichen Kirchen, die seit<br />

Jahrhunderten das Gemeinschaftsleben in<br />

Deutschland geprägt haben und einem religiösen<br />

Verein, der vor kurzem von zehn Leuten<br />

gegründet worden ist.“ Für die religiöse<br />

Situation in Deutschland gelte: „Wir gehen<br />

228<br />

unitas 3-4/2007<br />

einen sehr langen Weg.“ Der evangelische<br />

Bischof Huber habe richtig die Selbstsäkularisierung<br />

der Christen kritisiert. Und Kardinal<br />

Martini habe im Gespräch mit Umberto<br />

Eco bekräftigt: „Die Kirche befriedigt keine<br />

Bedürfnisse, sie feiert Geheimnisse!“<br />

Wenn er, Bischof Marx, manchmal kleinliche<br />

Klagen über dieses und jenes höre,<br />

sage er:„Ja, was ist denn der Ersatz für Christus?<br />

– Wollt ihr Christus austauschen gegen<br />

die Coladose und den Laptop?“ Der moderne<br />

Staat lebe von Voraussetzungen, die er<br />

selbst nicht schaffen könne. „Der Einzelne<br />

hat sich zu entscheiden!“<br />

Assisi-Basilika bald<br />

auch virtuell zugänglich<br />

NEWS<br />

LEIPZIG. Die Basilika des heiligen Franz von<br />

Assisi in Italien können Interessierte seit<br />

Ende 26. September auch virtuell besuchen.<br />

Gemeinsam mit dem Kunsthistorischen<br />

Institut Florenz konzipierten zwei Studierende<br />

der Hochschule für Technik, Wirtschaft<br />

und Kultur Leipzig eine Online-Ausstellung<br />

zu einer der berühmtesten Kirchen<br />

der Welt. Die Ausstellung ist in italienischer,<br />

englischer und deutscher Sprache abrufbar.<br />

Das Datum ist bewusst gewählt: Am 26.<br />

September 1997 wurde das umbrische<br />

Assisi von einem schweren Erdbeben erschüttert.<br />

Damals wurden rund 200 Quadratmeter<br />

Fresken von unschätzbarem<br />

kunsthistorischem Wert zerstört. Weitere<br />

Informationen beim Kunsthistorischen<br />

Institut Florenz unter www.khi.fi.it sowie<br />

bei der Leipziger Hochschule unter<br />

www.htwk-leipzig.de.<br />

Deutsche Priesterseminare:<br />

Zunahme bei Neueintritten<br />

MÜNCHEN. Die Priesterseminare in<br />

Deutschland erleben einen bescheidenden<br />

Aufschwung. Nach der Jahresstatistik über<br />

die Zahl der Neueintritte zum Stichtag 31.<br />

Oktober 2007 haben sich bisher 199 Priesteramtskandidaten<br />

angemeldet. Im Vorjahr<br />

waren es im Vergleichszeitraum 1906. November<br />

2007. Der Münchner Regens Dr.<br />

Franz Joseph Baur, Vorsitzender der Deutschen<br />

Regentenkonferenz, zeigte sich angesichts<br />

des Aufwärtstrends bei Neuzugängen<br />

erfreut und sagte: „Der Vergleich mit den<br />

Vorjahren zeigt eine gewisse Stabilität in<br />

der Gesamtzahl und sogar eine leichte<br />

Zunahme bei den Neueintritten.“<br />

Die Gesamtzahl der Seminaristen ist mit<br />

894 annähernd gleich wie im Vorjahr (897).<br />

Bei den Neueintritten lässt sich seit dem<br />

Jahr 2004 ein kontinuierlicher Aufwärts-<br />

trend erkennen. In der Statistik über die neu<br />

geweihten Priester wird diese positive Entwicklung<br />

allerdings erst in den kommenden<br />

Jahren zum Tragen kommen. Vorerst wurde<br />

mit 111 Weihen ein Tiefststand erreicht –<br />

1998 hatten noch 171 Seminaristen die<br />

Priesterweihe empfangen.<br />

Weltweit ist die Zahl der Priester um 169<br />

gewachsen, wie die Nachrichtenagentur<br />

„Fides“ der Kongregation für die Evangelisierung<br />

der Völker berichtete. Während die<br />

Zahl der Diözesanpriester um 769 anstieg<br />

(+839 in Amerika, +591 in Afrika, +541 in<br />

Asien, -1.189 in Europa und -13 in Ozeanien),<br />

ging die Zahl der Ordenspriester um 600<br />

zurück (+236 in Asien, +27 in Afrika, -695 in<br />

Europa, -136 in Amerika und -32 in<br />

Ozeanien).<br />

Umfrage: Mehrheit gegen<br />

Kruzifixe in Klassenzimmern<br />

MÜNCHEN. Laut einer „Focus“-Umfrage hat<br />

sich die Mehrheit der Befragten Mitte<br />

September gegen Kruzifixe in allen deutschen<br />

Klassenzimmern ausgesprochen.<br />

Einen Vorstoß für Kreuze in allen Schulen<br />

hatte CDU-Generalsekretär Ronald Pofalla<br />

formuliert, Unions-Fraktionschef Volker<br />

Kauder (CDU) unterstützte ihn. Bei der<br />

Umfrage im Auftrag des „Focus“ äußerten<br />

sich 56 Prozent ablehnend. Im Osten<br />

Deutschlands betrug dieser Anteil sogar 79<br />

Prozent, im Westen 51 Prozent. Für das<br />

christliche Symbol in allen Schulen plädierten<br />

28 Prozent der Befragten. Während<br />

bei den befragten Katholiken eine Mehrheit<br />

von 56 Prozent zustimmte, waren es bei den<br />

Protestanten lediglich 20 Prozent.<br />

Bischöfe drängen auf<br />

weitere Reformen in der Türkei<br />

FULDA. Die katholischen deutschen Bischöfe<br />

dringen auf eine Wiederaufnahme<br />

des Reformprozesses in der Türkei. Zugleich<br />

übten sie Ende September scharfe Kritik an<br />

einem Urteil des Obersten Gerichts der Türkei<br />

gegen die griechisch-orthodoxe Kirche.<br />

Berechtigte Anliegen der religiösen Minderheiten<br />

bräuchten endlich eine Lösung, die<br />

den Standards eines demokratischen<br />

Rechtsstaats entspreche, betonte Kardinal<br />

Karl Lehmann nach Abschluss der Herbst-<br />

Vollversammlung der Bischöfe in Fulda.<br />

Empört zeigte sich Lehmann über die<br />

Entscheidung der obersten türkischen<br />

Richter vom Juni, die dem Ökumenischen<br />

Patriarchen von Konstantinopel das Recht<br />

auf Verwendung seines Patriarchentitels<br />

abgesprochen hatten. Zugleich verweigerte


das Gericht eine Anerkennung des Patriarchats<br />

als juristische Person. Die deutschen<br />

Bischöfe, so Lehmann, wiesen entschieden<br />

den Anspruch eines weltlichen Gerichts<br />

zurück, sich in die inneren Angelegenheiten<br />

der orthodoxen Kirche einzumischen. Schon<br />

heute sei das Ökumenische Patriarchat tagtäglich<br />

mit großen Einschränkungen konfrontiert.<br />

Die deutschen Bischöfe verlangten<br />

die Wiedereröffnung der seit 1971 geschlossenen<br />

theologischen Hochschule des<br />

Patriarchats auf der Marmarainsel Chalki<br />

und die Beendigung der systematischen<br />

Enteignung kirchlicher Gebäude und<br />

Grundstücke, unterstrich der Kardinal.<br />

Hurrelmann fordert mehr<br />

Unterstützung für Familien<br />

AACHEN. Der Sozialwissenschaftler Klaus<br />

Hurrelmann hat sich dafür ausgesprochen,<br />

Familien in Deutschland stärker zu unterstützen.<br />

Neben mehr Sachleistungen müsse<br />

es auch finanzielle Anreize für Eltern geben,<br />

die sich um eine Verbesserung ihrer Erziehungskompetenz<br />

bemühten, sagte er<br />

Mitte Oktober bei einem Caritas-Kongress<br />

unter dem Motto „Erziehung und Bildung“<br />

in Aachen. Vor allem sozial schwache Familien<br />

sollten gefördert werden: Während<br />

Kinder aus gut situierten Familien in der<br />

Regel gestärkt ins Leben gehen könnten,<br />

erführen Kinder aus sozial schwachen Verhältnissen<br />

viele Beeinträchtigungen in ihrer<br />

Entwicklung, so der Bielefelder Forscher.<br />

Gesundheitliche, soziale und psychische<br />

Störungen häuften sich in diesen Schichten<br />

deutlich. Jungen seien stärker benachteiligt<br />

als Mädchen. In Deutschland leben nach<br />

Hurrelmanns Angaben rund zwei Millionen<br />

Kinder in relativer Armut, deren Eltern in<br />

wirtschaftlichen Schwierigkeiten keine<br />

souveränen Erzieher mehr seien, unterstrich<br />

der Wissenschaftler. Als Sachleistungen<br />

regte er Nachmittagsbetreuung, kostenlose<br />

Mahlzeiten in Schulen und Kindergärten<br />

und finanzielle Unterstützung für besuchte<br />

Elternseminare an.<br />

Immer mehr Deutsche<br />

wandern aus wirtschaftlichen<br />

Gründen aus<br />

BONN. Immer mehr Deutsche wandern aus,<br />

weil sie sich im Ausland bessere berufliche<br />

Chancen erhoffen. Im vergangenen Jahr<br />

habe die Zahl der Auswanderer aus der<br />

Bundesrepublik mit 155.000 die Höchstmarke<br />

seit dem Zweiten Weltkrieg erreicht,<br />

so die Angaben aus der gemeinsamen<br />

Jahrestagung der Auswandererberater des<br />

katholischen Raphaels-Werks, der Diakonie<br />

und des Deutschen Roten Kreuzes (DRK).<br />

Rund 70 Prozent hätten wirtschaftliche und<br />

berufliche Gründe für diesen Schritt genannt.<br />

Vor allem der europäische Arbeitsmarkt<br />

biete den Auswanderern Chancen.<br />

Die Schweiz beispielsweise habe einen<br />

großen Arbeitskräftebedarf. In das Land sind<br />

2006 mit gut 18.200 die meisten Deutschen<br />

ausgewandert, gefolgt von den USA und<br />

Österreich. Aber auch Großbritannien,<br />

Polen, Spanien und Frankreich seien als Ziele<br />

in Europa beliebt. Der Trend zur Auswanderung<br />

werde durch eine fortschreitende<br />

Globalisierung unterstützt. Gut<br />

99.000 Menschen kehrten im vergangenen<br />

Jahr nach Deutschland zurück, unter ihnen<br />

viele Ältere, die in Deutschland eine bessere<br />

Betreuung und Pflege erwarten.<br />

Als Fachverband des Deutschen Caritasverbandes<br />

berät das Raphaels-Werk Auswanderer,<br />

Auslandstätige, Flüchtlinge, binationale<br />

Paare und Rückkehrer. Bundesweit<br />

gibt es 22 Anlaufstellen sowie eine Onlineberatung.<br />

Venezuelas Bischöfe rufen<br />

zu sozialem Frieden auf<br />

CARACAS. Angesichts anhaltender Proteste<br />

hat die Kirche Venezuelas die Regierung<br />

aufgefordert, den sozialen Frieden zu wahren.<br />

„Die Demonstrationen sind ein legitimer<br />

Ausdruck der politischen Pluralität“,<br />

mahnten die Bischöfe in einem am 10. November<br />

veröffentlichten Appell. Darin rufen<br />

sie alle politischen Gruppierungen zu Respekt<br />

und Toleranz auf. Die Bischöfe verurteilen<br />

zudem die Ausschreitungen bei<br />

Studentenprotesten, bei denen es Verletzte<br />

und Festnahmen gab. Sicherheitskräfte<br />

lösten u. a. am 23. Oktober eine Demonstration<br />

von Studenten gegen die geplante<br />

Verfassungsreform auf. Dabei ging die<br />

Polizei mit Tränengas in der Nähe des<br />

Parlaments gegen mehrere tausend Demonstranten<br />

vor, teilweise kam es zu heftigen<br />

Zusammenstößen.<br />

Die Verfassungsreform ist ein Projekt<br />

des umstrittenen Präsidenten Hugo Chavez,<br />

der zuletzt Mitte November durch einen<br />

heftigen Schlagabtausch mit dem spanischen<br />

König Juan Carlos vor laufenden<br />

Kameras zur Aufmerksamkeit sorgte. Die<br />

Reform soll Anfang Dezember per Volksabstimmung<br />

beschlossen werden und ihm<br />

u. a. die Möglichkeit auf unbegrenzte Wiederwahl<br />

im höchsten Staatsamt geben. Seit<br />

Monaten kommt es zu Zusammenstößen<br />

zwischen Anhängern von Präsident Hugo<br />

Chávez und Gegnern der geplanten Verfassungsreform.<br />

Die Kirche sieht die politische Freiheit<br />

und das Recht auf Meinungsäußerung<br />

gefährdet. Gegen sie nahmen inzwischen<br />

staatliche Maßnahmen an Schärfe zu:<br />

Kirchliche Einrichtungen und Katholische<br />

Ordensgemeinschaften, die über Grundeigentum<br />

verfügen, müssen seit Ende<br />

August den Nachweis erbringen, dass auf<br />

ihrem Grund und Boden in den letzten fünf<br />

Jahren ein beträchtlicher landwirtschaftlicher<br />

Ertrag erwirtschaftet worden ist.<br />

Sollte das nicht der Fall sein, steht eine<br />

Zwangsenteignung ins Haus. Diese Maßnahme<br />

trifft insbesondere religiöse Bildungseinrichtungen<br />

und größere Zentren,<br />

die als Besinnungshäuser und Jugendzentren<br />

konzipiert sind. Während die Polizei<br />

ersten Übergriffen tatenlos zusieht, haben<br />

betroffene kirchliche Träger Selbsthilfegruppen<br />

zum Schutz und zur Abwehr von<br />

Eindringlingen gebildet. Die staatlichen<br />

Behörden verstärken das Anwerben von<br />

Spitzeln, die kirchliche Zusammenkünfte,<br />

Glaubensgesprächskreise und Bildungsveranstaltungen<br />

auf mögliche kritische Bemerkungen<br />

hin überwachen.<br />

Im Januar 2007 hatte Präsident Chávez<br />

den Beginn einer neuen Etappe seiner „bolivarischen<br />

Revolution“ ausgerufen. Sie geht<br />

einher mit einer starken Konzentration der<br />

Macht in den Händen des Präsidenten. Als<br />

Ziel hat der Präsident die Schaffung eines<br />

„Sozialismus des 21. Jahrhunderts“ ausgegeben,<br />

dessen Bestandteile aber im Einzelnen<br />

noch zu entwickeln seien. Präsident<br />

Chávez ließ vom Parlament ein Ermächtigungsgesetz<br />

für 18 Monate erteilen und<br />

kündigte eine umfassende Verfassungsreform<br />

an, die unter anderem seine Wiederwahl<br />

auf Lebenszeit garantieren soll. Seine<br />

„Bewegung Fünfte Republik“ und die<br />

anderen ihn unterstützenden Parteien<br />

sollen in der „Sozialistischen Einheitspartei<br />

Venezuelas“ aufgehen. Den katholischen Bischöfen<br />

im Land warf der Präsident vor,<br />

Handlanger der US-Regierung zu sein.<br />

Namentlich der verstorbene Kardinal Antonio<br />

Ignacio Velasco von Caracas steckte<br />

hinter dem Staatsstreich von 2002. Dessen<br />

Nachfolger Kardinal Jorge Urosa Savino<br />

sprach angesichts der Diskussionen über die<br />

Verfassung von einer zunehmenden Spaltung<br />

des Landes. Nachdrücklich haben die<br />

katholischen Bischöfe in Venezuela inzwischen<br />

die geplante Verfassungsreform<br />

verurteilt und als „moralisch unannehmbar“<br />

bezeichnet. Das Projekt verletze die Grundrechte,<br />

gefährde die Freiheit und den sozialen<br />

Frieden, bekräftigten sie am 20. Oktober<br />

ihre Sorge einer Machtkonzentration bei<br />

Präsident Hugo Chávez. Zudem sehen sie<br />

die Meinungs- und Religionsfreiheit in<br />

Gefahr. Diese Äußerungen bezeichnete<br />

Chávez zwei Tage später als „wahrhaftige >><br />

unitas 3-4/2007 229


Schande“: „Möge ihnen Gott ihre Ignoranz<br />

und Tollheit vergeben“, sagte der Präsident<br />

in einer Telefonbotschaft an ein Treffen der<br />

Sozialistischen Einheitspartei PSUV. Chavez<br />

forderte ihm wohlgesonnene Bischöfe auf,<br />

für sich selbst zu sprechen und nicht im<br />

Schulterschluss mit der Bischofskonferenz<br />

zu schweigen. Der Erzbischof von Caracas,<br />

Kardinal Jorge Urosa Savino, betonte im<br />

Gegenzug, die Kirche handle nicht im<br />

Interesse einiger weniger, sondern ungeachtet<br />

von Parteiinteressen im Namen und<br />

zum Wohl der gesamten venezolanischen<br />

Gesellschaft. 80 Prozent aller Radio- und<br />

Fernsehsender stehen gegenwärtig im<br />

Staatsdienst, nur 20 Prozent – überdies zu<br />

Zeiten mit geringen Einschaltquoten – sind<br />

oppositionellen Kräften vorbehalten.<br />

Umstrittenes tschechisches<br />

Kirchengesetz bleibt in Kraft<br />

PRAG. Kirchliche Schulen, Krankenhäuser,<br />

Altenheime oder Caritas-Einrichtungen in<br />

der Tschechischen Republik brauchen auch<br />

künftig eine Genehmigung des Kultusministeriums.<br />

Das tschechische Verfassungsgericht<br />

in Brünn erklärte Mitte November<br />

ein entsprechendes Kirchengesetz<br />

von 2005 für verfassungskonform. Das<br />

umstrittene Gesetz, das eine linke Parlamentsmehrheit<br />

aus Sozialdemokraten und<br />

Kommunisten verabschiedet hatte, regelt<br />

die Registrierung von Glaubensgemeinschaften<br />

und ihren Organisationen.<br />

Der christdemokratische Minister ohne<br />

Geschäftsbereich Cyril Svoboda bedauerte<br />

die Gerichtsentscheidung.<br />

Die katholische Bischofkonferenz erklärte,<br />

nun müsse man einen Weg finden,<br />

eine „Benachteiligung von Kirchen und<br />

Religionsgemeinschaften“ zu verhindern.<br />

25 überwiegend christdemokratische<br />

und konservative Abgeordnete und Senatoren<br />

hatten Verfassungsklage gegen das Gesetz<br />

eingereicht. Sie waren der Ansicht, die<br />

Regelung schränke die Unabhängigkeit der<br />

Kirche zu stark ein. Auch die Tschechische<br />

Bischofskonferenz und Vertreter anderer<br />

Religionsgemeinschaften sprachen sich gegen<br />

das Gesetz aus, weil es sie unter „Vormundschaft<br />

des Staates“ stelle. Der Prager<br />

Kardinal Bundesbruder Miloslav Vlk hatte<br />

kritisiert, Glaubensgemeinschaften in<br />

Tschechien würden nun „wie Kleingärtnerverbände“<br />

behandelt.<br />

Der größte Streit zwischen Staat und<br />

Kirche tobt seit 15 Jahren um den berühmten<br />

Prager Veitsdom, der unter den<br />

Kommunisten zum „Eigentum des ganzen<br />

Volkes“ erklärt worden war und derzeit von<br />

der ebenfalls auf der Prager Burg ansässigen<br />

Präsidentenkanzlei verwaltet wird. Tschechien<br />

gilt als eines der am meisten säkularisierten<br />

Länder des ehemaligen Ostblocks.<br />

Keine 30 Prozent der Bevölkerung bekennen<br />

sich zur katholischen Kirche. Andere Kirchen<br />

und Religionsgemeinschaften sind nahezu<br />

bedeutungslos.<br />

230<br />

unitas 3-4/2007<br />

ROM: Paulusjahr 2008/2009<br />

ROM. Vom 28. Juni 2008 bis zum 29. Juni<br />

2009 wird ein Jubeljahr zum 2000. Geburtstag<br />

des Völkerapostels Paulus begangen. Zur<br />

Eröffnung des „Paulinischen Jahres“ soll in<br />

der Basilika Sankt Paul vor den Mauern<br />

unter der Leitung von Lorin Maazel Händels<br />

„Messias“ aufgeführt werden, am Ostersonntag<br />

2009 wird Gustav Mahlers Auferstehungssymphonie<br />

erklingen. Auf dem<br />

Programm stehen zahlreiche Veranstaltungen<br />

zu Ökumene, Liturgie, Gebet, Kunst,<br />

Geschichte und Archäologie, pastorale<br />

Initiativen und Wallfahrten. Romwallfahrer<br />

werden auf den Spuren des Heiligen Paulus<br />

durch Rom pilgern können – von der Basilika<br />

Sankt Paul vor den Mauern, wo er begraben<br />

liegt, bis zu den Trevi-Brunnen, wo er enthauptet<br />

worden sein soll. Die täglich von bis<br />

zu 4.000 Pilgern besuchte Basilika wird ihre<br />

Heilige Pforte öffnen, jeden Dienstag- und<br />

Donnerstagnachmittag wird eine besondere<br />

Liturgie gefeiert. Im linken Seitenschiff<br />

der Basilika werden Ausstellungen Leben<br />

und Werk des heiligen Paulus näher<br />

beleuchten. Gezeigt und erklärt werden<br />

unter anderem Darstellungen der zahlreichen<br />

Reisen des Apostels, Ausgrabungen,<br />

Briefe, die Geschichte der Basilika sowie<br />

Gedenkbriefmarken und -medaillen zum<br />

Jubeljahr.<br />

Bischöfe: „Ohne Familie<br />

hat Europa keine Zukunft“<br />

FATIMA. „Wenn es die Familie verliert, wird<br />

Europa seine Zukunft verlieren“, erklärten<br />

die Vorsitzenden der 36 europäischen Bischofskonferenzen,<br />

die im Oktober in Fatima<br />

(Portugal) zusammenkamen, um über<br />

Ehe, Familie, Ökumene und die Europäische<br />

Union zu beraten. Die Mitglieder des Rates<br />

der Europäischen Bischofskonferenzen<br />

(CCEE), die aus Anlass der Marienerscheinungen<br />

vor 90 Jahren im portugiesischen<br />

Wallfahrtsort ihre diesjährige Vollversammlung<br />

abhielten, weihten ganz Europa<br />

der Jungfrau Maria.<br />

Kardinal Giovanni Battista Re, Präfekt<br />

der Kongregation für die Bischöfe, hatte zuvor<br />

daran erinnert, dass das Haus Europa<br />

auf tragfähigen Prinzipien erbaut werden<br />

müsse, „die es erhellen und ihm eine<br />

Seele geben können“. In Europa gebe es<br />

zahlreiche Probleme und es fehlten auch<br />

nicht die Kräfte, „die die Christen und ihre<br />

Werte an den Rand zu drängen versuchen“.<br />

Wenn Gott nicht wieder Zugang erhalte in<br />

das Leben dieses Kontinents; wenn nicht<br />

für eine religiöse Wiederbelebung, eine<br />

solide christliche Gewissensbildung und<br />

die Wiedererlangung der kulturellen<br />

Dimension des Glaubens gearbeitet werde,<br />

könnten die anstehenden Probleme nicht<br />

gelöst werden, mahnte Kardinal Re. Der<br />

Präfekt forderte daher die Bischöfe auf, ihre<br />

Europa-Initiativen auf nationaler Ebene<br />

miteinander in Einklang zu bringen, um<br />

dem pastoralen Handeln der Kirche mehr<br />

Wirksamkeit zu verleihen – sowohl hinsichtlich<br />

der Wahrung der menschlichen<br />

und christlichen Werte als auch zur Bewahrung<br />

des Erbes jener Christen, die den<br />

Kontinent geprägt haben.„Dies ist nicht die<br />

Stunde der Entmutigung. Dies ist die<br />

Stunde des Engagements!“<br />

Die Vorsitzenden der europäischen<br />

Bischofskonferenzen beleuchteten die Situation<br />

der Institution Ehe und Familie in<br />

den Ländern Europas aus rechtlicher, institutioneller,<br />

sozialer und pastoraler Sicht.<br />

Das Szenario „sei besorgniserregend und<br />

kontrastreich zugleich.“ Einerseits belegten<br />

Umfragen, dass Ehe und stabile Familiensituationen<br />

zu den wichtigsten Prioritäten<br />

der Jugendlichen in Europa gehören, andererseits<br />

nähmen jedoch in der Realität<br />

religiöse wie zivile Eheschließungen ab. „Es<br />

steigt die Zahl der Trennungen und Scheidungen,<br />

der allein Erziehenden sowie die<br />

Zahl der außerehelich geborenen Kinder.<br />

Die traditionelle Form der Familie ist in<br />

Krise geraten. Die Familien leben heutzutage<br />

in einem Umfeld, das von Individualismus<br />

und Säkularisierung geprägt ist. Die<br />

Ehe wird häufig lediglich als ein Vertrag<br />

zwischen zwei Personen betrachtet. Die<br />

steigende Zahl von Gesetzen, welche die<br />

traditionelle, christliche Wirklichkeit von<br />

Ehe und Familie bedrohen, ist Besorgnis<br />

erregend. Wenn es die Familie verliert, wird<br />

Europa seine Zukunft verlieren.“ Zu den<br />

positiven Entwicklungen, die die Bischöfe<br />

ausmachten, gehöre die Tatsache, dass<br />

zahllose Familien „ihre Berufung mit Konsequenz<br />

und Freude“ leben. „Immer mehr<br />

junge Paare entscheiden sich zu einem<br />

Leben der Ehe in Fülle und möchten mehr<br />

Kinder. Auch seitens der Politik sind positive<br />

Zeichen und Aufmerksamkeit für die<br />

Situation der Familien zu beobachten. Vor<br />

allem die demografische Lage und der<br />

Beitrag der Familie zum gesellschaftlichen<br />

Zusammenhang und zur Erziehung der<br />

Kinder führen zu einem neuen Bewusstsein<br />

hinsichtlich der grundlegenden Bedeutung<br />

der Familie“, so die Bischöfe.


Angesichts der aktuellen Lage von Ehe<br />

und Familie in Europa erinnerten sie an die<br />

„Pflicht“ der Kirche und der Christen, „in der<br />

Förderung und Verteidigung des wahren<br />

Wohls des Menschen aktiv zu werden, für<br />

die Achtung des einzigartigen Platzes der<br />

Institution Familie und der Ehe als erste und<br />

grundlegende Zelle der Gesellschaft einzutreten<br />

und gegen die Relativierung dieses<br />

Modells gegenüber allen, die sich für seine<br />

Gleichwertigkeit mit anderen Formen des<br />

Zusammenlebens aussprechen. … Die Kirche<br />

in Europa bekräftigt mit Entschiedenheit,<br />

dass die Zukunft der Gesellschaft Europas<br />

auf der Familie basiert. Hierzu sind<br />

Gewissensbildung notwendig, die Eröffnung<br />

neuer Seelsorge-Zentren, neue Seelsorge-Programme<br />

und die Zuhilfenahme<br />

der technischen Entwicklungen.“<br />

Im kommenden Jahr wird die Vollversammlung<br />

des CCEE vom 30. September bis<br />

zum 3. Oktober in Budapest (Ungarn) stattfinden.<br />

Der Rat der europäischen Bischofskonferenzen<br />

(CCEE) vereint die Vorsitzenden<br />

der derzeit 36 Bischofskonferenzen Europas.<br />

Vorsitzender ist Kardinal Péter Erdö,<br />

Erzbischof von Esztergom-Budapest, Primas<br />

von Ungarn. Vizevorsitzende sind Kardinal<br />

Josip Bozanic, Erzbischof von Zagreb, und<br />

Kardinal Jean-Pierre Ricard, Erzbischof von<br />

Bordeaux. Generalsekretär des CCEE ist<br />

Msgr. Aldo Giordano. Das Sekretariat hat<br />

seinen Sitz in St. Gallen (Schweiz).<br />

Bischof Marx: Statt längerem<br />

Arbeitslosengeld lieber Arbeit<br />

finanzieren<br />

TRIER. Der katholische Sozialbischof Bbr.<br />

Reinhard Marx vermutet hinter der Debatte<br />

um eine längere Zahlung von Arbeitslosengeld<br />

I eine gehörige Portion Populismus. In<br />

einem Interview mit der Katholischen Nachrichten-Agentur<br />

(KNA) warnte der Trierer<br />

Bischof am 31. Oktober davor, die eigentlichen<br />

Probleme des Arbeitsmarktes zu vernachlässigen.<br />

Statt für längeres Arbeitslosengeld<br />

solle das Geld lieber für Qualifizierungsmaßnahmen<br />

oder zur Finanzierung<br />

von Arbeit für Ältere bereitgestellt werden.<br />

Marx forderte bessere Voraussetzungen<br />

dafür, ältere Arbeitslose wieder in Arbeit zu<br />

bringen. Auch die beruflichen Chancen für<br />

gering qualifizierte Arbeitnehmer und Jugendliche<br />

ohne Abschluss müssten dringend<br />

verbessert werden. „Wenn ich höre,<br />

dass knapp zehn Prozent der Jugendlichen<br />

das allgemeine Schulsystem ohne Abschluss<br />

verlassen, bin ich sehr besorgt“,<br />

sagte er.<br />

Zugleich sprach sich der Trierer Bischof<br />

dafür aus, über einen sogenannten Dritten<br />

Arbeitsmarkt oder Sozialen Arbeitsmarkt<br />

nachzudenken. Ziel müsse sein, auch die<br />

Schwächsten über Arbeit in die Gesellschaft<br />

zu integrieren. Marx regte auch ein neues<br />

Nachdenken über Kombilöhne an. Der<br />

Markt selbst werde die Probleme dieser<br />

Menschen nicht lösen.<br />

Die Debatte über das Arbeitslosengeld I<br />

nannte der Bischof zwar verständlich. Eine<br />

verlängerte Zahlung verschiebe aber die<br />

Problematik möglicherweise häufig nur um<br />

wenige Monate. Zudem könnte von einer<br />

Verlängerung auch das Signal ausgehen,<br />

dass man vor der Aufgabe kapituliere, ältere<br />

Arbeitnehmer in den Arbeitsmarkt zu<br />

integrieren. Er sehe eher Verbesserungsbedarf<br />

beim Arbeitslosengeld II, das Menschen<br />

sehr schnell in Armut führen könnte.<br />

Erzbischof Dr. Jean-Claude<br />

Périsset neuer Apostolischer<br />

Nuntius in Deutschland<br />

BONN/BERLIN. Der Vorsitzende der Deutschen<br />

Bischofskonferenz, Karl Kardinal<br />

Lehmann, hat Erzbischof Dr. Jean-Claude<br />

Périsset im Namen der deutschen Bischöfe<br />

zu seiner Ernennung zum neuen Apostolischen<br />

Nuntius in Deutschland gratuliert.<br />

Der zurzeit in Rumänien und Moldawien<br />

tätige Apostolische Nuntius bringe eine fast<br />

35-jährige Erfahrung im diplomatischen<br />

Dienst des Heiligen Stuhls mit. „Für unser<br />

Land sind auch die ökumenischen<br />

Erfahrungen, die Sie im Lauf Ihres Lebens<br />

gewinnen konnten, von großer Bedeutung“,<br />

so Lehmann in seinem Glückwunschschreiben.<br />

Erzbischof Dr. Jean-Claude Périsset, am<br />

13. April 1939 in Estavayer-le-Lac im Kanton<br />

Freiburg in der Schweiz geboren, studierte<br />

Philosophie und Theologie in Sarnen und<br />

Freiburg. Am 28. Juni 1964 empfing er die<br />

Priesterweihe in Freiburg. Nach seiner<br />

Promotion zum Doktor des Kirchenrechts in<br />

Rom trat er 1973 in den diplomatischen<br />

Dienst des Heiligen Stuhls ein. Er war in den<br />

Apostolischen Nuntiaturen im südlichen<br />

Afrika, in Peru, Frankreich, Pakistan und<br />

Japan tätig sowie im Staatssekretariat in<br />

Rom in der Sektion für die Beziehungen mit<br />

den Staaten. Am 16. November 1996 zum<br />

Titularbischof von Accia und zum außerordentlichen<br />

Sekretär des Päpstlichen Rates<br />

zur Förderung der Einheit der Christen<br />

ernannt. Nach der Bischofsweihe durch<br />

Papst Johannes Paul II. am 6. Januar 1997<br />

wurde er am 12. November 1998 wurde<br />

Périsset zum Titularerzbischof von Iustiniana<br />

Prima und zum Apostolischen Nuntius<br />

in Rumänien ernannt. Seit dem 22. März<br />

2003 ist er zusätzlich Apostolischer Nuntius<br />

in Moldawien. Außer seiner Muttersprache<br />

Französisch spricht Erzbischof Dr. Périsset<br />

deutsch, italienisch, spanisch, englisch und<br />

rumänisch. Er folgt in seinem neuen Amt<br />

Erzbischof Dr. Erwin Josef Ender nach, der<br />

am 30. September in den Ruhestand<br />

getreten ist.<br />

Laien wollen bei Bischofsbestellungen<br />

mehr mitreden<br />

BONN. Das Zentralkomitee der deutschen<br />

Katholiken (ZdK) will eine stärkere Mitwirkung<br />

der Gläubigen bei Bischofsbestellungen.<br />

Im Rahmen der Konkordate würden<br />

zurzeit nicht alle Möglichkeiten der Mitwirkung<br />

ausgeschöpft, erklärte das oberste<br />

katholische Laiengremium am 19. Oktober<br />

in Bonn. Vor der Wiederbesetzung eines<br />

Bischofsstuhls sind nach Vorstellung des<br />

ZdK die Priester-, Diözesanpastoral- und<br />

Diözesanräte an der Aufstellung eines<br />

Kriterienkatalogs für die Kandidaten zu beteiligen.<br />

Die Mitglieder der diözesanen Räte<br />

sollten einzeln befragt und um Nennung<br />

geeigneter Kandidaten gebeten werden.<br />

Auch der Nuntius solle gewählte Laienvertreter<br />

auf überdiözesaner Ebene befragen.<br />

Weiter plädiert das Laien-Komitee<br />

dafür, verstärkt über Beratungsmöglichkeiten<br />

durch Personen aus den ortskirchlichen<br />

Gremien auch beim eigentlichen<br />

Wahlvorgang – der Wahl aus der päpstlichen<br />

Dreierliste – nachzudenken. Gegenwärtig<br />

seien aber nur Mitwirkungsmöglichkeiten<br />

in Erwägung zu ziehen, die keine<br />

Änderungen an den bestehenden Konkordaten<br />

nötig machten.<br />

Erste Fakultät für Pflegewissenschaft<br />

bundesweit<br />

VALLENDAR. An der Philosophisch-Theologischen<br />

Hochschule in Vallendar (PTHV) ist<br />

am 18. Oktober die bundesweit erste,<br />

eigenständige Fakultät für Pflegewissenschaft<br />

im Universitätsrang offiziell eröffnet<br />

worden – ein Novum in der deutschsprachigen<br />

Universitätslandschaft. Die Fakultätsgründung<br />

erfolgte in enger Kooperation<br />

und mit finanzieller Unterstützung<br />

der Franziskanerinnen aus Waldbreitbach.<br />

Prälat Franz Josef Gebert, Vorsitzender des<br />

Diözesan-Caritasverbandes Tier, nannte die<br />

Eröffnung der Fakultät einen „Meilenstein“<br />

für das Bistum Trier und rief dazu auf, die<br />

Pflegewissenschaft neu in den Blick zu<br />

nehmen. „Die Pflege darf nicht mehr ‚nur’<br />

die Magd der Medizin sein“, so Prälat<br />

Gebert. Diese Sicht entspreche in keinem<br />

Fall mehr dem Stand der Dinge. Vielmehr<br />

müsse Pflege auf Augenhöhe mit der<br />

Medizin betrachtet werden. Der Dienst am<br />

Nächsten und Schwachen gehöre zu den<br />

Grundvollzügen der Kirche. Prof. Dr.<br />

Hermann Brandenburg thematisierte in<br />

seiner Antrittsvorlesung die aktuellen >><br />

unitas 3-4/2007 231


Herausforderungen und Grundlegungen<br />

der Gerontologischen Pflege. Er wird den<br />

bundesweit ersten Lehrstuhl für Gerontologische<br />

Pflege in Vallendar besetzen.<br />

Erzdiözese Freiburg bewirbt<br />

sich um Katholikentag 2012<br />

MANNHEIM. Die Erzdiözese Freiburg hat<br />

sich mit dem Standort Mannheim um die<br />

Ausrichtung des 98. Deutschen Katholikentags<br />

im Jahr 2012 beworben. 1902 war Mannheim<br />

bereits einmal Ort des Katholikentreffens.<br />

Die Erzdiözese Freiburg war zuletzt<br />

mit Karlsruhe 1992 Austragungsort. 2008<br />

wird der 97. Katholikentag in Osnabrück<br />

stattfinden. Für 2010 ist der Zweite Ökumenische<br />

Kirchentag in München geplant.<br />

„Konstantin“ wurde<br />

zur Rekordausstellung<br />

TRIER. Mit einem unerwarteten Rekord ist<br />

am 4. November die Ausstellung „Konstantin<br />

der Große“ in Trier zu Ende gegangen. In<br />

fünf Monaten wurden etwa 353.974 Tickets<br />

verkauft; das entsprach rund 800.000<br />

Einzelbesuchen in den drei an der Ausstellung<br />

beteiligten Museen, dem Rheinischen<br />

Landesmuseum, dem Bischöflichen Domund<br />

Diözesanmuseum und dem Stadtmuseum<br />

Simeonstift. Zum Abschluss der<br />

Ausstellung feierte der Trierer Bischof Bbr.<br />

Dr. Reinhard Marx einen Gottesdienst im<br />

Trierer Dom. Die Verantwortlichen der Ausstellung<br />

seien „begeistert und überwältigt“<br />

vom großen Zuspruch, erklärte Marx in<br />

seiner Predigt und dankte allen Haupt- und<br />

Ehrenamtlichen, die sich im Rahmen der<br />

Ausstellung engagiert hatten. Die Ausstellung<br />

sei weit mehr als eine „museale Veranstaltung“<br />

gewesen. Vielmehr habe sie auch<br />

neu die Frage gestellt, welche Bedeutung<br />

der christliche Glaube heute und in Zukunft<br />

für Europa haben könne.<br />

232<br />

unitas 3-4/2007<br />

Die Entscheidung Konstantins, Christ zu<br />

werden, habe im 4. Jahrhundert einen „Qualitätssprung<br />

in der Geschichte Europas“<br />

bedeutet. „Es war vielleicht die wichtigste<br />

Aufklärung; es war etwas Großes, etwas<br />

Wunderbares“, betonte Bischof Marx. Die<br />

Ausstellung und insbesondere auch die<br />

zahlreichen Begleitveranstaltungen hätten<br />

zur stärkeren Auseinandersetzung mit der<br />

Zeit Konstantins beigetragen, und hiervon<br />

ausgehend mit der Frage, auf welchem<br />

Fundament die europäische Gesellschaft<br />

aufgebaut sei, was Europa verbindet: „Diese<br />

Wende hat bis heute prägenden Charakter<br />

für Europa. Das verbindende Element, der<br />

rote Faden in der europäischen Geschichte<br />

war der christliche Glaube. Und diese<br />

Geschichte ist noch nicht zu Ende“, sagte<br />

Bischof Marx. Er rief die Gläubigen dazu auf,<br />

sich immer wieder neu die Frage nach der<br />

eigenen Identität zu stellen und zu überlegen,<br />

was der christliche Glaube auch zur<br />

Zukunft Europas beitragen könne. An die<br />

Trierer appellierte der Bischof, sich immer<br />

wieder neu bewusst zu machen, „wie großartig<br />

die Geschichte der Stadt Trier ist.“<br />

Solidarität mit<br />

verfolgten Christen<br />

BERLIN. Zur Solidarität mit den Christen im<br />

Nahen Osten hat der Vorsitzende der<br />

Deutschen Bischofskonferenz, Karl Kardinal<br />

Lehmann, am Donnerstag in Berlin aufgerufen.<br />

Die Lage der Christen in Israel,<br />

Ägypten, Palästina und dem Irak steht in<br />

diesem Jahr im Mittelpunkt der Initiative<br />

„Solidarität mit verfolgten und bedrängten<br />

Christen“ der Deutschen Bischofskonferenz.<br />

Mit ihr wollen die deutschen Bischöfe die<br />

Aufmerksamkeit von Kirchengemeinden<br />

und Öffentlichkeit auf die Situation jener<br />

Christen lenken, deren Menschenrechte,<br />

besonders das Recht auf Religionsfreiheit,<br />

eingeschränkt und missachtet werden,<br />

erklärte Kardinal Lehmann bei der Vorstellung<br />

des diesjährigen Schwerpunktthemas.<br />

Eine von Kardinal Lehmann in<br />

Berlin präsentierte Arbeitshilfe der<br />

Deutschen Bischofskonferenz schildert<br />

beispielhaft die Situation von Christen in<br />

Israel, Ägypten, Palästina und dem Irak.<br />

„Ohne die Solidarität und die Unterstützung<br />

der Schwesterkirchen aus dem Ausland<br />

können die Christen in dieser Region<br />

mittelfristig nicht überleben“, so Lehmann.<br />

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz<br />

unterstrich, dass die unterschiedlichen<br />

politischen und gesellschaftlichen<br />

Rahmenbedingungen in diesen<br />

Ländern eine pauschale Beurteilung der<br />

Situation der dort lebenden Christen verbieten.<br />

Generell seien Christen in dieser Region<br />

jedoch vielfältigen Benachteiligungen<br />

und Bedrängnissen ausgesetzt und viele<br />

verließen deshalb ihre Heimatländer: „Die<br />

ältesten christlichen Gemeinden stehen<br />

mancherorts vor dem Aus“, erklärte Kardinal<br />

Lehmann. Sein Statement im Wortlaut<br />

sowie weitere Informationen zur Initiative<br />

„Solidarität mit verfolgten und bedrängten<br />

Christen“ im Internet unter www.dbk.de.<br />

Die Informationsbroschüre „Solidarität mit<br />

verfolgten und bedrängten Christen –<br />

Naher Osten“ (Arbeitshilfe Nr. 210) kann<br />

beim Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz<br />

bestellt werden (Fax: 0228/103-<br />

330; E-Mail: broschueren@dbk.de).<br />

Papst Benedikt zu Studenten:<br />

„Schwimmt gegen den Strom!“<br />

ROM. Katholische Studierende sollten<br />

„gegen den Strom schwimmen“, erklärte<br />

Papst Benedikt XVI. am 9. November vor<br />

einer 120-köpfigen Delegation der italienischen<br />

Studentenföderation (FUCI), die er<br />

in der Sala Clementina in Audienz empfing:<br />

„Wer ein Jünger Christi sein möchte, ist dazu<br />

aufgerufen, gegen den Strom zu schwimmen.<br />

Er darf sich nicht von Stimmen angezogen<br />

fühlen, die von verschiedenen<br />

Seiten herkommen und die ein arrogantes<br />

und gewalttätiges Verhalten propagieren,<br />

das geprägt ist von Rücksichtslosigkeit und<br />

der Suche nach Erfolg mit allen Mitteln.<br />

Man kann in der heutigen Gesellschaft eine<br />

manchmal ungezügelte Tendenz feststellen,<br />

sich auf die äußere Erscheinung zu beschränken,<br />

leider auf Kosten des Seins.“<br />

Papst Benedikt XVI. sprach auch über das<br />

Verhältnis zwischen Vernunft und Glaube.<br />

Eine wissenschaftlich fundierte Diskussion<br />

könne nur an „geeigneten und gut<br />

ausgestatten Universitäten“ durchgeführt<br />

werden. Dabei kritisierte der Papst die<br />

aktuelle Situation vieler Universitäten in<br />

Italien.<br />

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BUND KATHOLISCHER RECHTSANWÄLTE ZIEHT POSITIVE BILANZ<br />

Jahrestagung in Bonn stand im Zeichen von Kooperationen<br />

Die Jahrestagung des Bundes Katholischer<br />

Rechtsanwälte (BKR), die alljährlich<br />

in Bonn stattfindet, widmete<br />

sich diesmal unter dem Motto „Wir<br />

steuern Recht“ dem Thema der Kooperation<br />

zwischen Rechtsanwälten<br />

und Steuerberatern. Hierzu konnte<br />

der Vorsitzende, Rechtsanwalt Dieter<br />

Trimborn v. Landenberg (CV), zahlreiche<br />

Berufsträger beider Professionen<br />

begrüßen, die ein abwechslungsreiches<br />

Programm erwartete.<br />

Rechtsanwältin Katharina Willerscheid<br />

(Steuerberaterkammer Köln) und Rechtsanwalt<br />

Albert Vossebürger (Rechtsanwaltskammer<br />

Köln) eröffneten die Tagung am 17.<br />

November im Arminen-Haus mit einem<br />

gemeinsamen Referat über berufsrechtliche<br />

Aspekte der Zusammenarbeit. Für die<br />

Rechtsanwälte gilt seit Mitte 2007 ein<br />

neues Berufsrecht, das die Eröffnung von<br />

Zweigstellen erlaubt, was im Hinblick auf<br />

Bürogemeinschaften mit Steuerberatern<br />

von besonderem Interesse sein dürfte. Bei<br />

den Steuerberatern gibt es neuerdings sog.<br />

Fachberater, die – wie Fachanwälte – ein<br />

besonderes Spezialwissen nachgewiesen<br />

haben.<br />

Es folgten Erfahrungsberichte über<br />

praktizierte Kooperationen von Steuerberaterin<br />

Jutta Stüsgen vom Bund katholischer<br />

Unternehmer und Rechtsanwalt<br />

Ulrich Vahlhaus (CV). Hier wurde klar, dass<br />

die Kommunikation das A und O einer funktionierenden<br />

Kooperation ist. Die Partner<br />

sollten die gleiche Arbeitsweise und auch<br />

Honorarpolitik verfolgen, um Irritationen<br />

bei den gemeinsamen Mandanten zu vermeiden.<br />

„Schließlich geht es darum, dass in<br />

einer Kooperation zwei zum Wohle aller –<br />

also auch des Mandanten – zusammenarbeiten“,<br />

stellte Frau Stüsgen in ihrem<br />

Referat klar. In einem dritten Block wurden<br />

praxisnahe Tipps zum Marketing und zu<br />

Lösungsansätzen bei der Finanzbuchhaltung<br />

gegeben.<br />

Auch das Feiern kam nicht zu kurz. Beim<br />

abendlichen BKR-Kommers im bis auf den<br />

letzten Platz besetzten Kneipsaal - darunter<br />

viele Aktive der UNITAS, begrüsste der präsidierende<br />

Senior der gastgebenden<br />

Arminen, Roland Beerenbrinker (KV), sehr<br />

herzlich den Vorsitzenden des Kolpingwerks<br />

Deutschland, Thomas Dörflinger<br />

MdB, als Festredner. In seinem Vortrag<br />

„Zwischen Kirche und Staat – Haben katholische<br />

Verbände ein Zukunft?“, bekräftigte<br />

Dörflinger (Bild Mitte) die Zukunftsfähigkeit<br />

der katholischen Verbände, die allerdings in<br />

einer zunehmend säkularen Gesellschaft<br />

stets an ihrem Profil arbeiten müssten.<br />

Es sei zu beobachten, dass viele Vereine<br />

stark mit sich selbst beschäftigt seien, was<br />

besonders bei der Lektüre der Vielzahl der<br />

Verbandszeitschriften auffalle. Stattdessen<br />

könnten durch Kooperationen Kräfte gebündelt<br />

und der Zusammenhalt aufgrund<br />

der gemeinsamen Wertebasis gestärkt<br />

werden. Ein Beispiel sei die Schulung von<br />

Betriebs- und Personalräten aus dem Kolpingwerk<br />

durch Mitglieder des BKR. „Hier<br />

gibt es einige Berührungspunkte und Gemeinsamkeiten“,<br />

so Dörflinger wörtlich.<br />

In seinem Grusswort betonte der Vertreter<br />

des AHB-Vorstandes des CV, Rechtsanwalt<br />

Ulf Reermann (R-M), den interkorporativen<br />

Ansatz des BKR, der Mitglieder aus<br />

dem UV, KV und CV vereine: „Nur wenn wir<br />

geschlossen auftreten, werden wir in der<br />

Öffentlichkeit wahrgenommen. Die Art und<br />

Weise der Zusammenarbeit im BKR sind<br />

dafür sicherlich ein, wenn nicht das<br />

Paradebeispiel.“<br />

Der Verbandsgeschäftsführer des UNI-<br />

TAS-Verbandes, Dipl.-Kfm. Dieter Krüll betonte<br />

in seinem Grusswort ebenfalls den<br />

positiven Wert des BKR für das katholische<br />

Korporationswesen. „Wir haben doch alle<br />

das gleiche Fundament: Die Kraft des<br />

katholischen Glaubens!“ stellte Krüll fest<br />

und appellierte an die Festcorona den gemeinsamen<br />

Weg weiter zu gehen.<br />

Im Rahmen der Mitgliederversammlung<br />

konnte der Vorstand ein positives Fazit<br />

ziehen, nachdem die Mitgliederzahl im<br />

abgelaufenen Jahr auf über 180 angestiegen<br />

ist und die Jahrestagung gut besucht<br />

war. Im kommenden Jahr wird der BKR sein<br />

zehnjähriges Bestehen feiern. Die inhaltliche<br />

Arbeit soll sich noch mehr mit dem<br />

beruflichen Selbstverständnis befassen.<br />

Ziel ist die Erarbeitung eines Ethik-Kodex,<br />

der für alle Mitglieder verbindlich sein soll.<br />

Der Vorsitzende des BKR dankte allen,<br />

die zum erfolgreichen Gelingen der Jahrestagung<br />

beigetragen haben, insbesondere<br />

den Aktiven der Gastgeber.<br />

Mehr zum BKR unter:<br />

www.bkr-netzwerk.de<br />

Der Termin der nächsten Jahrestagung<br />

wurde bereits festgelegt. Die nächste<br />

Jahrestagung des BKR findet am 15.<br />

November 2008 wieder in Bonn statt.<br />

unitas 3-4/2007 233


„Meine lieben unitarischen Freunde!<br />

Es sind nun über 20 Jahre her, daß die<br />

<strong>Unitas</strong> in ihrer derzeitigen Gestalt ins<br />

Leben gerufen wurde. Mit dem innigsten<br />

Dank gegen Gott erinnern wir uns all<br />

der Freuden und geistigen Vortheile,<br />

welche unsere Studien und unser Leben<br />

dem academischen Freundeskreise<br />

verdanken, der in Bonn, Münster und<br />

Tübingen uns die Heimath ersetzte.“<br />

234<br />

135 Jahre „unitas“:<br />

Von der „Roma“ bis zur Online-Ausgabe<br />

Mit diesen Worten richtete sich Bbr.<br />

Hermann Ludger Potthoff mit der in Dresden<br />

gedruckten „ROMA“ an seine Bundesbrüder.<br />

Das Titelblatt der ersten Ausgabe<br />

trägt das Datum 1. Januar 1872. 135 Jahre sind<br />

seitdem vergangen – eine lange Zeit und<br />

kaum zu zählende Ausgaben berichten seitdem<br />

über das, was auch spätere Generationen<br />

noch einmal zur Hand nehmen<br />

können. Was nicht bedeutet, dass die Zeitschrift<br />

erst seit 135 Jahren erscheint, denn<br />

die „unitas“ gehört zu den ältesten katholischen<br />

Periodika ihrer Art. Leser dieser Tage<br />

mögen sich darüber wundern, dass der Kopf<br />

unseres aktuellen Titelblattes inzwischen<br />

den 147. Jahrgang ausweist. Dies allerdings<br />

führt sich auf die in den Anfangsjahren<br />

ausgetauschten „Festbriefe“ zurück, die seit<br />

der ersten Generalversammlung in Düsseldorf<br />

1860 anlässlich der unitarischen Vereinsfeste<br />

zwischen den Coeten der UNITAS<br />

ausgetauscht wurden. Auf Antrag des aus<br />

unitas 3-4/2007<br />

Werden stammenden Hermann Ludger<br />

Potthoff, der die 1847, vor 160 Jahren, in Bonn<br />

gegründete „Ruhrania“ 1855 zur UNITAS<br />

umgeformt hatte und seit 1863 als Hofprediger<br />

an der Hofkirche in Dresden tätig war,<br />

beschloss die GV 1871 in Bonn-Poppelsdorf<br />

unter anderem die Herausgabe eines „Vereinsorgans<br />

für die Mitglieder der „clerikalen<br />

und akademischen UNITAS“. Potthoff wurde<br />

die Schriftleitung übertragen.<br />

Vor 125 Jahren:<br />

Die erste „ROMA / Correspondenz“<br />

Der Name der am 1. Januar 1872 als<br />

Treuebekenntnis zu Papst Pius IX. unter<br />

dem Namen ROMA erschienenen Zeitung<br />

klang damals vielen allerdings zu anspruchsvoll.<br />

Potthoff nahm die Kritik auf<br />

und nannte die Zeitschrift ab 1873 „Correspondenz<br />

der UNITAS“, versah sie mit dem<br />

Untertitel „cor unum et anima una“, legte<br />

aber sein Amt als Schriftleiter im Mai nieder.<br />

Vizepräses J. Eich übernahm die Redaktion.<br />

Die „Correspondenz des Priester-<br />

Vereins <strong>Unitas</strong>“ (Frühjahr 1874) und die „XP<br />

– Correspondenz der <strong>Unitas</strong>“ (August / Oktober<br />

1874) liefen mit der Auflösung der<br />

„klerikalen <strong>Unitas</strong>“ aus. Fortan erschienen<br />

die Ausgaben unter dem Titel „Correspondenzblatt“<br />

(CB, dann KB), redigiert von<br />

den Präsides der zwischen Bonn, Münster<br />

und Würzburg wechselnden Vororte.


Vor 100 Jahren:<br />

Die Redaktion kommt nach Essen<br />

Mit dem aktuellen Jahrgang 2007<br />

jährte sich zum 110. Mal die Einrichtung des<br />

Verbandsamtes eines Schriftleiters. Denn<br />

im Juli 1897 wurde auf Beschluss der 41. GV<br />

in Würzburg ein Alter Herr zum Schriftleiter<br />

gewählt. Die Redaktion übernahm mit<br />

Jahrgang 52/1898 Dr. Joseph Prill (*9.6.1852<br />

in Beuel bei Bonn, † 8.10.1935 in Lohmar),<br />

Päpstlicher Hausprälat und Professor, der<br />

bei UNITAS-Salia Bonn aktiv gewesen war.<br />

Als Religionslehrer am Essener Burggymnasium<br />

hatte er im Todesjahr von Hermann<br />

Ludger Potthoff 1888 in dessen Geburtsort<br />

Werden den ersten Altherrenzirkel des<br />

UNITAS-Verbandes gegründet. Von 1898 bis<br />

1903 lag die Schriftleitung nun in seinen<br />

Händen und ab 1900 erschien das „Korrespondenzblatt“<br />

erstmals unter dem Namen<br />

„<strong>Unitas</strong>, Organ des wissenschaftlichen<br />

katholischen Studentenvereins <strong>Unitas</strong>“.<br />

1903 wechselte die Redaktion nach Köln: Bis<br />

1906 war Dr. Joseph Heß Schriftleiter. Es<br />

folgten Pfr. Aloys Hülster (1906-14), Rechtsanwalt<br />

Dr. Joseph Thöne und Werner<br />

Ohlendorf, zunächst als Kriegsvertreter<br />

wieder Pfr. Hülster (1915-1921), 1921-33<br />

Werner Ohlendorf, 1933-1952 Dr. Karl Rüdinger,<br />

1953-1962 Dr. Peter Josef Hasenberg<br />

(Köln), 1963/64 Reinhard Brands, 1965-67<br />

Karl-Josef Baum, 1968-1989 Dr. Walter Ebel<br />

(Kiel), 1989-1992 Hermann Josef Großimlinghaus<br />

(Bonn), 1992-1996 Dr. Rudolf<br />

Hammerschmidt (Bonn), 1996-1999 Franz<br />

Josef Hesse (Gronau), der die Ausgaben bei<br />

der Lensing-Druckerei fertigen ließ.<br />

100 Jahre später:<br />

„<strong>Unitas</strong>“ wieder in Essen<br />

Genau 100 Jahre nach der Übernahme<br />

des Blattes durch Joseph Prill kehrte die<br />

Zeitschrift wieder in die Heimat des Verbandsgründers<br />

Hermann Ludger Potthoff<br />

zurück. Seit 1999 zeichnet Dr. Christof Beckmann<br />

(Essen-Borbeck) für die Schriftleitung<br />

verantwortlich. Die inzwischen achtjährige<br />

Redaktionsgemeinschaft mit Hermann-<br />

Josef Großimlinghaus reduzierte die Zahl<br />

der jährlichen Ausgaben von zunächst<br />

sechs auf vier, ließ den Druck vom Essener<br />

Sutter-Verlag/DZS besorgen und gab die<br />

Zeitschrift erstmals in Farbe heraus. Der<br />

Umfang umfasst 220-260 Seiten pro Jahr.<br />

Vor dem Sommer 2003 ging die Zeitung<br />

zunächst mit einer Auswahl von Artikeln<br />

online und ist seit Ausgabe 1/2006 im pdf-<br />

Format über die Verbandshomepage<br />

www.unitas.org für jeden Internetnutzer<br />

vollständig weltweit zu lesen.<br />

unitas 3-4/2007 235


Bbr. Helmut Führer<br />

MÜNSTER/ESSEN. Unser lieber Bundes- und<br />

Vereinsbruder StD a. D. Helmut Führer, einer<br />

der Wiederbegründer der UNITAS Ruhrania<br />

nach dem Krieg, ist am 19. Juni 2007 in<br />

Münster an den Folgen seiner schweren<br />

Erkrankung gestorben. Die UNITAS verliert<br />

mit ihm einen herausragenden Unitarier,<br />

der sich besonders um die Ruhrania<br />

verdient gemacht hat.<br />

Helmut Führer wurde am 19. September<br />

1926 in Ibbenbüren geboren. Als sein Vater<br />

1936 zum Oberregierungsrat in Naumburg<br />

an der Saale befördert wurde, besuchte er<br />

dort die Katholische Volksschule und anschließend<br />

bis zur Einberufung als Luftwaffenhelfer<br />

im Februar 1943 das humanistische<br />

Domgymnasium in Naumburg.<br />

Mit der Einberufung zum Reichsarbeitsdienst<br />

im März 1944 wurde ihm mit der<br />

Entlassung aus der 7. Klasse des Gymnasiums<br />

der Reifevermerk zuerkannt.<br />

Nach der Kapitulation 1945 war Bbr.<br />

Führer vom Wintersemester 1945/46 bis<br />

zum Sommersemester 1947 an der Universität<br />

in Jena immatrikuliert und studierte<br />

Physik, reine und angewandte Mathematik,<br />

sowie Chemie und Geografie. Da er wegen<br />

des Krieges nur einen Reifevermerk besaß,<br />

musste er eine Ergänzungsprüfung am<br />

Endes des ersten Semesters in den Schulfächern<br />

ablegen und erhielt am 19. März<br />

1946 das Zeugnis der Reife.<br />

Im Sommer 1947 wechselte Helmut<br />

Führer von Jena nach Münster, um dort sein<br />

Studium fortzusetzen. Um die Voraussetzungen<br />

für die Zulassung zu erfüllen, musste<br />

er im Winter 1947/48 im Bautrupp der<br />

Universität Dienst tun. Vom Sommersemester<br />

1948 konnte er dann endlich sein<br />

Studium in reiner und angewandter<br />

Mathematik und Physik fortsetzen und im<br />

März 1952 vor dem wissenschaftlichen<br />

Prüfungsamt in Münster mit dem ersten<br />

Staatsexamen für das Lehramt an höheren<br />

Schulen erfolgreich abschließen.<br />

236<br />

unitas 3-4/2007<br />

�IN<br />

MEMORIAM<br />

Seinen Vorbereitungsdienst leistete er<br />

im ersten Jahr am Gymnasium Dionysianum<br />

in Rheine ab und wechselte dann zum<br />

Studienseminar II in Münster. Nach dem<br />

zweiten Staatsexamen wurde er an das<br />

Gymnasium Paulinum versetzt, an dem er<br />

Mathematik und Physik bis zu seiner Pensionierung<br />

im Jahre 1990 unterrichtete.<br />

Seine besondere Liebe galt dort besonders<br />

der Astronomie, die er mit großem Engagement<br />

am Paulinum von 1959 an aufgebaut<br />

hat. Und es gelang ihm immer wieder, mit<br />

seinen astronomischen Untersuchungen<br />

die Schüler zu faszinieren und zu eigenen<br />

Experimenten anzuregen.<br />

Sein besonderer Verdienst ist es, am altsprachlichen<br />

Paulinum mit seinen klassisch-humanistischen<br />

Bildungsgängen den<br />

mathematisch-naturwissenschaftlichen<br />

Fächern einen ebenbürtigen Stand zu<br />

verschaffen. Aus heutiger sicht ist das eine<br />

Selbstverständlichkeit, für die damalige<br />

Zeit aber eine große Leistung.<br />

Pädagoge mit Leib und Seele<br />

am Paulinum in Münster<br />

Helmut Führer war im wahrsten Sinne<br />

des Wortes ein Pädagoge, der mit Leib und<br />

Seele hinter dem Stand, was er lehrte. Mit<br />

Geschick hat er den Schülern vor allem das<br />

Auffinden mathematischer Vorgehensweisen<br />

und Methoden nahe gebracht. Seine<br />

größte Stärke war das, was in den naturwissenschaftlichen<br />

Fächern besonders<br />

schwierig und wichtig ist: Er konnte so<br />

erklären, dass jeder es nachhaltig verstehen<br />

konnte. Deshalb sind viele Schülergenerationen<br />

noch heute dankbar für den Unterricht,<br />

den sie bei Helmut Führer erleben<br />

durften.<br />

1964 wurde er in das Wissenschaftliche<br />

Prüfungsamt für das Lehramt an Gymnasien<br />

berufen. Ein Jahr später erfolgte die<br />

Beförderung zum Oberstudienrat. Neben<br />

seinem Unterricht bildete Helmut Führer<br />

von 1966 an als Fachleiter für Mathematik<br />

am Studienseminar in Münster bis zu<br />

seiner Pensionierung Generationen von<br />

jungen Mathematiklehrern aus.<br />

1970 erfolgte die Ernennung zum<br />

Studiendirektor als Fachleiter am Bezirksseminar<br />

in Münster. In den nachfolgenden<br />

Jahren hat Helmut Führer in vielen Kursen<br />

Altphilologen auf die Erweiterungsprüfung<br />

im Fach Mathematik für das Lehramt am<br />

Gymnasium erfolgreich vorbereitet und<br />

damit einen damals wichtigen Beitrag zur<br />

Behebung des extremen Lehrermangels in<br />

Mathematik am Gymnasium geleistet.<br />

Auch die UNITAS verdankt ihm sehr viel:<br />

1948 trat Helmut Führer in die UNITAS<br />

Sugambria in Münster als junger Fuchs ein.<br />

Und als die UNITAS Ruhrania im selben Jahr<br />

nach dem zweiten Weltkrieg wiederbegründet<br />

wurde, wechselte er als erster<br />

Fuchs in die neue Ruhrania. Am 1. Januar<br />

1954 wurde er philistriert.<br />

Als im Jahre 1981 die Aktivitas der<br />

Ruhrania sich auflöste, blieb aber der Altherrenverein<br />

mit einem neuen Vorstand<br />

bestehen. Helmut Führer übernahm damals<br />

das Amt des Schriftführers und war<br />

maßgeblich bei der Wiederbegründung der<br />

Aktivitas im Ruhrgebiet im Jahre 1991<br />

beteiligt. Er gehörte zu den maßgeblichen<br />

Befürwortern und konnte sich gegen<br />

kritische Stimmen erfolgreich durchsetzen.<br />

Sein aus solider Sachkenntnis und eine aus<br />

Weitsicht geprägten Einschätzung und<br />

seine stets noble Haltung profilierten ihn<br />

zu einem glaubwürdigen und überzeugenden<br />

Ruhranen. Von ihm stammt auch die<br />

Geschichte der UNITAS Ruhrania zwischen<br />

den Jahren 1950-1990. In den letzten Jahren<br />

konnte er leider aus gesundheitlichen<br />

Gründen nicht mehr aktiv an den Veranstaltungen<br />

teilnehmen.<br />

In seinen letzten Lebensjahren und vor<br />

allem letzten Monaten galt sein besonderes<br />

Interesse der astronomischen Domuhr<br />

im Paulus Dom zu Münster. Sein Anliegen<br />

war es, eine neue Schrift über diese geniale<br />

astronomische Domuhr zu verfassen, die<br />

die Besonderheiten mit den gegenläufigen<br />

Umläufen endlich richtig erklärt und für<br />

jeden verständlich macht. Leider blieb dieses<br />

Werk unvollendet. Bbr. Helmut Führer<br />

ist am 25.06.07 in Münster auf dem Zentralfriedhof<br />

beerdigt worden. Viele Bundesbrüder<br />

und eine große Zahl von Ruhranen<br />

haben ihm das letzte Geleit gegeben.<br />

Jörg Lahme,<br />

Vorsitzender des Altherrenvereins<br />

Bbr. Walter Carl Nitsch<br />

NEUSS. Architekt Dipl.-Ing. Walter Carl<br />

Nitsch aus Neuss, aktiv seit März 1948<br />

bei UNITAS Assindia Aachen und anschließend<br />

bei UNITAS Rheinfranken Düsseldorf,<br />

ist am 11.10.2007 verstorben. Philis-


triert zum 4. März 1951, war er in den Zirkeln<br />

in Düsseldorf und Neuss prägend aktiv.<br />

Der Name des angesehenen Neusser<br />

Architekten ist eng mit der im Vorjahr abgeschlossenen<br />

Restaurierungsphase des<br />

St.-Quirinus-Münsters verbunden. „Er hat<br />

mit seiner gekonnten Arbeit die Grundlage<br />

für das gesamte Projekt gelegt", erinnert<br />

Msgr. Dr. Hans Dieter Schelauske, damals<br />

als Oberpfarrer an St. Quirin, an die gemeinsame<br />

Zeit. Walter Nitsch wurde 85<br />

Jahre alt. Die feierlichen Exequien wurden<br />

in St. Quirin gehalten, in jener Münsterkirche,<br />

die ihr gelungenes „Lifting“ zu<br />

einem guten Teil dem Architekten aus<br />

Leidenschaft verdankt, der an der Universität<br />

auch Kunst-und Kirchengeschichte<br />

gehört hatte. Von 1982 bis 1986 hat er<br />

bereits federführend die gründliche Gesamtsanierung<br />

der Dreikönigenkirche geleitet.<br />

Walter Nitsch wurde am 25. Juni 1922 in<br />

Trier geboren. Da sein Großvater aus Schlesien<br />

stammte, bezeichnete er sich als „Ein-<br />

Viertel-Schlesier". Nach Krieg und Studium<br />

fand er seine erste Anstellung im Trierer<br />

Architekturbüro von Heinrich Otto Vogel.<br />

1951 wechselte er zu Heinz Thoma nach<br />

Düsseldorf. 1955 machte sich Nitsch als<br />

Architekt in der nordrhein-westfälischen<br />

Landeshauptstadt selbstständig und zog<br />

1965 nach Neuss, wo er seitdem mit seiner<br />

Frau Marion in Gnadental lebte. Aus der<br />

Ehe gingen zwei Söhne und eine Tochter<br />

hervor. In seinem Beileidsschreiben an die<br />

Familie würdigte Verbandsgschäftsführer<br />

Dieter Krüll einen „treuen Unitarier und<br />

Querdenker“.<br />

Bbr. Bernhard Zurholt<br />

MÜNSTER. Am 4. August 2007 gaben eine<br />

größere Anzahl von Unitariern ihrem am 31.<br />

Juli 2007 verstorbenen Bundesbruder Bernhard<br />

Zurholt v. Cato auf dem Friedhof seines<br />

Heimatortes Eggerode das letzte Geleit.<br />

Bernhard Zurholt, am 21. November<br />

1930 geboren, stammte aus einer münsterländischen<br />

Bauernfamilie. Nach dem Abitur<br />

in Meppen ging er zunächst nach Freiburg,<br />

um Altphilologie zu studieren, wechselte<br />

jedoch nach einem Semester das Studien-<br />

fach und wandte sich der Jurisprudenz zu.<br />

Im SS 1950 wurde er in die UNITAS Lichtenstein<br />

in Freiburg rezipiert. Vom WS 1952/53<br />

an setzte er sein Studium an der Universität<br />

Münster fort. Hier schloss er sich der kurz<br />

zuvor wiedergegründeten UNITAS Frisia an.<br />

Im SS 1956 war er deren Senior. Nach Abschluss<br />

seiner juristischen Ausbildung mit<br />

dem Assessorexamen war er beim Westfälisch-Lippischen<br />

Landwirtschaftverband<br />

in Münster beschäftigt. Daneben bekleidete<br />

er jahrelang das Amt des Ehrenseniors<br />

in der UNITAS Frisia und war außerdem<br />

stellvertretender Vorsitzender des AHV<br />

UNITAS Frisia. Er besaß eine tiefe Frömmigkeit<br />

und lebte persönlich sehr anspruchslos.<br />

Das Zeitgeschehen beobachtete<br />

er stets mit kritischer Aufmerksamkeit<br />

und scheute sich auch nicht, im größeren<br />

Kreis seine Meinung unmissverständlich zu<br />

äußern. Somit wurde er seinem Biernamen<br />

Cato auch im späteren Leben voll und ganz<br />

gerecht. Die unitarische Gemeinschaft war<br />

für ihn so etwas wie eine Ersatzfamilie. Es<br />

gab in Münster über mehrere Jahrzehnte<br />

wohl keine unitarische Veranstaltung, die<br />

er nicht besuchte. Noch sechs Wochen vor<br />

seinem Tode war er – wenigstens noch für<br />

kurze Zeit und bereits von schwerer Krankheit<br />

gezeichnet – bei einem Treffen des<br />

AHV-Frisia in Münster erschienen. Nun hat<br />

ihn der Herrgott zu sich geholt. Er möge<br />

ruhen in Gottes ewigem Frieden.<br />

Heinrich Avenwedde, Münster<br />

Bbr. Konrad Müller<br />

MITTELBERG/SCHWARZENBERG. Am 10.<br />

September verstarb kurz vor seinem 71. Geburtstag<br />

völlig unerwartet Bundesbruder<br />

Konrad Müller, Pfarrer in Mittelberg und<br />

Schwarzenberg im Allgäu. Bundesbruder<br />

Konrad Müller, geboren am 28.9.1936, trat<br />

1954 der UNITAS Guelfia München bei und<br />

wurde dort im darauf folgenden Jahr<br />

geburscht. 1959 trat er zur neu gegründeten<br />

UNITAS Vindelicia in Augsburg über<br />

und wurde 1961 nach seiner Priesterweihe<br />

in Dillingen/Donau philistriert.<br />

Nach seinen Kaplansjahren ging Bbr.<br />

Konrad Müller für zwölf Jahre nach Bolivien<br />

(1965-77). In die Diözese Augsburg und<br />

seine Allgäuer Heimat zurückgekehrt, hielt<br />

er zu seiner bolivianischen Pfarrei engen<br />

Kontakt. In ihr hatte er einen Teil seines<br />

Herzens zurückgelassen. Aus dieser Verbundenheit<br />

heraus engagierte sich Bbr.<br />

Müller für Misereor und den fairen Handel<br />

der Industrieländer mit den Ländern der<br />

dritten Welt. Aus seinem sozialen Engagement<br />

heraus nahm er auch immer wieder<br />

kritisch Stellung zu Entwicklungen in Staat<br />

und Kirche in unserem Lande. Wie sehr<br />

seine Gemeindemitglieder ihren Herrn<br />

Pfarrer schätzten, zeigte die überwältigende<br />

Zahl der Trauergäste. Unter diesen<br />

waren auch Bundesbrüder der Vindelicia,<br />

der der Verstorbene immer die Treue<br />

gehalten hatte, vor allem als Vereinsfest-<br />

Zelebrant.<br />

Karl-Heinz Sieber, AHZ-X<br />

P. Karl Kronenberg MSF<br />

WÜRZBURG/BETZDORF. Der älteste geistliche<br />

Bundesbruder von UNITAS-Würzburg,<br />

StD a. D. P. Karl Kronenberg MSF, verstarb im<br />

Alter von 93 Jahren in Betzdorf. Nach<br />

seinem Eintritt in den Orden der Missionare<br />

der Heiligen Familie wurde er 1947 zum<br />

Priester geweiht und am 23. Februar 1952<br />

bei der Hetania rezipiert, was die Ordensoberen<br />

an und für sich nicht gerne sahen.<br />

Nach seinen Examina und der Philistrierung<br />

1958 war er im Lehramt tätig am<br />

Gymnasium des Ordens in Biesdorf/Eifel.<br />

Der wohl eher unbekannte Orden hat<br />

übrigens seit 2000 eine Niederlassung im<br />

Kloster Bronnbach im Taubertal (ehemalige<br />

Zisterzienserabtei und früher im Besitz von<br />

Bbr. Fürst von Löwenstein-Wertheim; polnische<br />

Ordensangehörige geben der ausgedehnten<br />

Klosteranlage wieder ihren<br />

geistlichen Charakter). Seinen Lebensabend<br />

verbrachte er im Missionshaus in Betzdorf/Siegerland.<br />

Aus seinen Erinnerungen,<br />

die er mir zukommen ließ, hier ein kleiner<br />

Ausschnitt:<br />

„Nach meiner Profess hatte ich Kontakt<br />

mit der heute Seligen Edith Stein im Kölner<br />

Karmel; wir unterhielten uns meist über<br />

Gott und die Analogia entis... Weil ich einen<br />

Tag und viereinhalb Stunden zu spät<br />

geboren wurde, musste ich als 23-Jähriger<br />

1937 zwei Jahre beim Kommiss dienen in<br />

Bad Kreuznach, der Weinstadt. Dort trank<br />

ich zum ersten Mal in meinem Leben Wein. >><br />

unitas 3-4/2007 237


In Bochum, meiner Heimat, trank man nur<br />

Bier, dazwischen einen Klaren. Trockener<br />

Wein soll gut sein für die Nieren... 1939<br />

wurden wir in Berlin zur Reichs-Sporthalle<br />

zu einer Kundgebung beordert. Ich stand<br />

zwei Meter vom Hauptgang entfernt, als<br />

der dicke Göring, dahinter Himmler und mit<br />

weibischem Gang Hitler vorbeigingen.<br />

Gegen die Redewut des Hitler betete ich im<br />

Stillen für mich zum Hl. Michael: „Heil'ger<br />

Ritter, Blitz, Gewitter, hau in Splitter den<br />

Satanszwitter.“ ... Später in Russland erhielt<br />

ich eine Abschrift der Predigt von Kardinal<br />

Galen über die Tötung der geistig Behinderten.<br />

Auf Besitz der Predigt stand Todesstrafe.<br />

Die Division war schlau und erklärte,<br />

es wären gefälschte Briefe, man solle sie abgeben.<br />

1948 kam ich nach der Priesterweihe<br />

für drei Semester nach Bonn zur Uni mit<br />

den Fächern Latein, Griechisch und Französisch.<br />

In Würzburg, wo ich in St. Benedikt<br />

wohnte, hielt ich im frz. Seminar eine Vorlesung<br />

über einen altfranzösischen Text.<br />

Die wollten mich gleich als Lektor für Altfranzösisch<br />

behalten. Ich hätte gern Latein<br />

weiter studiert. Aber mein Provinzialoberer<br />

sagte: Latein geben kann jeder Brevierbeter.<br />

Sie machen sofort Englisch und Französisch.<br />

Bei der UNITAS war ich Fuxmajor,<br />

vielleicht weil ich im Krieg Hauptmann der<br />

Reserve war. Für die Füxe gab ich Order aus,<br />

einen Tanzkurs zu absolvieren. Ob es das<br />

heute noch gibt?“<br />

Fritz Flach, AHVx UNITAS-Würzburg<br />

Bbr. Hans Zenk<br />

BAMBERG. Knapp 40 Jahre lang zwischen<br />

1948 und 1986 verbindet sich der Name<br />

Hans Zenk in Bamberg mit dem Komplex<br />

Musik in Chor und Orchester, Liedgut und<br />

Kammermusik. Als Musiklehrer am Neuen<br />

Gymnasium hat er 1948 nach seinem Studium<br />

an der Staatlichen Hochschule für<br />

Musik als Kinder und Jugendliche begeisternder<br />

Musikerzieher gewirkt. 1959 wurde<br />

er als Studienrat wegen seiner erworbenen<br />

Verdienste zum Dozenten für Musikpädagogik<br />

an die damals neu gegründete Pädagogische<br />

Hochschule berufen, wo er sich<br />

durch die Engführung seines Begriffes, was<br />

Musik sei, bei den sich dem Jazz und Beat<br />

zuwendenden Studenten nicht nur Freunde<br />

machte. 1986 ging er in den wohlverdien-<br />

238<br />

unitas 3-4/2007<br />

ten Ruhestand. In der UNITAS Bamberg<br />

bzw. München hatte er keine Aktivenzeit<br />

erlebt, so dass er erst nach zweisemestriger,<br />

freiwilliger Reaktivierung im WS 1949/50<br />

zum A-Philister werden konnte. Zwischen<br />

1958 und 1964 leitete er mit klaren und<br />

strengen Vorgaben den AHV der inzwischen<br />

zur Henricia mutierten Bamberger<br />

UNITAS. Sein fundamentalistisch geprägtes<br />

Weltbild forderte dabei des Öfteren den<br />

Widerspruch aus den Reihen der damals<br />

sehr starken Aktivitas heraus, so dass er<br />

sich 1964 nicht mehr zur Wiederwahl bereit<br />

erklärte und sich immer mehr ins Private<br />

zurückzog. In der persönlichen Begegnung<br />

jedoch ließ er das Interesse an seiner<br />

UNITAS immer wieder positiv aufscheinen.<br />

Er verstarb nach geduldig ertragener Leidenszeit<br />

am 27. 10. 2007 im 86. Lebensjahr.<br />

Die Henricia dankt ihm für sein geradliniges<br />

Engagement in einer Zeit des sich<br />

abzeichenenden Umbruchs der späten<br />

sechziger Jahre. Requiescat in pace!<br />

Dr. Dieter Heim<br />

Bbr. Josef Braun<br />

WÜRZBURG. An der Jubelkneipe im SS 2007<br />

konnte StD a. D. Josef Braun v/o Sepp wegen<br />

seiner schweren Krankheit leider nicht<br />

mehr teilnehmen. Im Geist jedoch – so<br />

versicherte er mir – sei er bei seiner Würzburger<br />

Korporation zugegen. Eine Woche<br />

später traf dann die Nachricht von seinem<br />

Tod bei mir ein.<br />

Bbr. Braun wurde am 1. Juli 1917 in<br />

Chudiwa im Böhmerland (damals: österreich-ungarische<br />

Monarchie; heute: Tschechien)<br />

geboren. Nach der Matura 1936 am<br />

von Jesuiten geleiteten Bischöflichen Gymnasium<br />

in Mariaschein/Erzgebirge studierte<br />

er zunächst in Budweis und Prag Philosophie<br />

und Theologie. Eingezogen in die<br />

Wehrmacht wurde er in Russland zweimal<br />

schwer verwundet. Da man ihm nach<br />

seiner Genesung bedeutete, dass das Reich<br />

keine Akademiker, sondern Offiziere benötige,<br />

kam er nach einem Offizierslehrgang<br />

wiederum an die russische Front, wo er von<br />

1944 bis 1950 im Ural und in Westsibirien<br />

harte Jahre in Gefangenschaft verbrachte.<br />

Nach der Vertreibung seiner Familie<br />

fand er in Regensburg einen Studienplatz<br />

für Latein, Deutsch, Geschichte und Erd-<br />

kunde und wurde zunächst am 6. Juni 1950<br />

bei UNITAS-Regensburg rezipiert, übernahm<br />

gleich im WS 50/51 die Charge des<br />

Conseniors, wechselte aber im SS 51 nach<br />

Würzburg, wo er der Hetania beitrat und<br />

deren scientia durch zwei Wissenschaftliche<br />

Sitzungen bereicherte. Als Mitarbeiter<br />

auf Burg Rothenfels, einer katholischen<br />

Jugend- und Bildungsstätte bei Marktheidenfeld,<br />

lernte er seine Frau Hildegund<br />

kennen. Da ihr Vater CVer war, kam ihr seine<br />

UNITAS-Nadel bekannt vor. Nachdem er<br />

sich auf ihr Nachfragen hin als Unitarier<br />

vorstellte, war er ihr sofort sympathisch;<br />

vom UV hatte sie gehört, dass er katholisch<br />

und schwarz sei. Die Hochzeit fand dann<br />

1953 statt.<br />

Nach der Philistrierung und der Anstellung<br />

am Lohrer Gymnasium war er in<br />

Marktheidenfeld Mitgründer des Historischen<br />

Vereins, war in vielfacher Weise<br />

schriftstellerisch tätig und ist Mitherausgeber<br />

einiger historischer Bücher und<br />

Editionen. Hauptsächlich aber engagierte<br />

er sich sogleich im wiederbegründeten<br />

Lohrer Zirkel und gehörte mit zu den<br />

treibenden Kräften, die ohne Unterlass vor<br />

allem bei den Klerikern für Nachwuchs in<br />

der Altherrenschaft sorgten. Vor allem aber<br />

lag ihnen die Aktivitas in Würzburg am<br />

Herzen: So wurde die erste Wichs nach dem<br />

Krieg gespendet und mit Nachdruck setzte<br />

sich diese kleine Riege für den Erwerb eines<br />

Hauses – dieses Hauses – ein und leistete<br />

nicht geringe finanzielle Unterstützung. Er<br />

betonte mir gegenüber, dass es Hauptanliegen<br />

war, eine blühende und intakte<br />

Hetania zu haben, die sich in ihrem Haus<br />

geborgen und von der Altherrenschaft<br />

gestützt wissen sollte. Meine Schilderungen<br />

hin und wieder vom unitarischen<br />

Leben auf dem Haus rufen bei ihm Begeisterung<br />

und Zufriedenheit darüber hervor,<br />

dass sein Anliegen und sein Herzenswunsch<br />

in Erfüllung gegangen und<br />

realisiert ist.<br />

Fritz Flach, AHVx UNITAS-Würzburg<br />

Bbr. Augustin Leistenschläger<br />

BAD KISSINGEN. Sein irdisches Leben gab<br />

Konrektor Augustin Leistenschläger (UNI-<br />

TAS-Hetania) aus Bad Kissingen kurz vor


seinem 72. Geburtstag in die Hände seines<br />

Schöpfers zurück. Rezipiert wurde er am 27.<br />

November 1958 bei der Hetania und engagierte<br />

sich als Consenior und Fuxmajor.<br />

Nach seiner Philistrierung 1961 war er beruflich<br />

nahezu 40 Jahre als Lehrer tätig. Mit<br />

seiner Ehefrau Margot, mit der er drei<br />

Töchter und sechs Enkel hatte, war er<br />

Mitglied im Altherrenzirkel Bad Neustadt.<br />

Vor vier Wochen hatten wir uns noch bei<br />

der UNITAS-Wallfahrt auf dem Kreuzberg<br />

getroffen. Obwohl er erst einen Tag aus<br />

dem Krankenhaus von der Chemotherapie<br />

entlassen war, hatte er es sich nicht<br />

nehmen lassen, traditionsgemäß daran<br />

teilzunehmen. In Arnshausen bei Bad<br />

Kissingen gaben ihm die Chargen und die<br />

Mitglieder des Rhöner Altherrenzirkels das<br />

letzte Geleit.<br />

Fritz Flach<br />

Bbr. Josef Dittrich<br />

MENDEN. Verstorben ist Studiendirektor<br />

a. D. Josef Dittrich v/o Bandura (UNITAS-<br />

Hetania) in Menden. Geboren am 8. August<br />

1918 im fränkischen Schweinfurt studierte<br />

er in Würzburg und wurde 1948 bei der<br />

Hetania rezipiert. Nach seiner Philistrierung<br />

siedelte Sepp Dittrich im April 1951 von<br />

Bayern nach Menden im Sauerland um.<br />

Hier hat er sich 30 Jahre lang, für die Ausbildung<br />

der Schüler des dortigen Heilig-<br />

Geist-Gymansiums eingesetzt. Als Lehrer<br />

für Griechisch, Latein und Geschichte hat er<br />

das altsprachliche Profil dieser Schule<br />

nachhaltig geprägt. Dieses Urgestein aus<br />

den Anfängen der Schule war mit seiner<br />

liebenswürdig humorvollen fränkischen Lebensart<br />

die gute Seele des Gymnasiums.<br />

Schüler und Kollegen nannten in liebevoll<br />

„Sepp“. Dabei war er als Lehrer durchaus<br />

streng und fordernd, aber auch warmherzig<br />

und stets ansprechbar für Probleme seiner<br />

Schüler. Auch die früheren Internatsschüler<br />

fanden bei ihm einen wohlwollend hilfsbereiten<br />

Ansprechpartner. Bei seinen Kollegen<br />

genoss Josef Dittrich ein hohes<br />

Ansehen. Wohl kurz nach seiner Übersiedlung<br />

nach Menden, wo er für seine<br />

Familie ein kleines Einfamilienhaus er-<br />

stellte, übernahm er die Schriftführung des<br />

hiesigen UNITAS-Altherrenzirkels „Hönnetal“<br />

und war auch in diesem eine „Seele“.<br />

An den Vereinsveranstaltungen, zu denen<br />

er bis etwa 1976 als Schriftführer einlud,<br />

nahm er mit seiner ebenfalls sehr liebenswürdigen,<br />

süddeutsch-lebendigen Frau<br />

regelmäßig teil. Als diese verstarb, lebte der<br />

pensionierte Studiendirektor lange Jahre<br />

allein, zuletzt in einem Altenheim, da seine<br />

zwei Töchter in den USA verheiratet sind<br />

und seine zwei Söhne weiter entfernt<br />

wohnen. Er trug dieses Schicksal tapfer, bis<br />

ihn der Tod am 11. Oktober 2007 von dieser<br />

Erde nahm und wohl zu seiner geliebten<br />

Gattin führte.<br />

Wir erinnern uns gern an diesen lieben<br />

Bundesbruder und seine ebenso liebe<br />

Gattin.<br />

Franz-Josef Spiekermann UNITAS-AHZ<br />

„Hönnetal“ / Fritz Flach, AHVx UNITAS<br />

Würzburg<br />

Bbr. Pfarrer Eugen Boden<br />

CASTROP-RAUXEL. Am 25. Oktober 2007<br />

verstarb nach jahrelangem Siechtum im<br />

St.-Rochus-Hospital in Castrop-Rauxel Bbr.<br />

Pfarrer und Geistlicher Rat Eugen Boden.<br />

Am Vorabend des Festes Christi Himmelfahrt<br />

im Mai 1991, wenige Stunden vor der<br />

Feier der Erstkommunion in der Gemeinde,<br />

hatte er einen schweren Hirninfarkt erlitten,<br />

von dem er sich nie mehr erholen<br />

sollte. Während sein körperlicher Zustand<br />

in den ersten Jahren wieder einigermaßen<br />

hergestellt wurde und er in der Vikarie<br />

seiner Pfarrei Heilig-Kreuz durch seine<br />

Haushälterin gepflegt werden konnte,<br />

wurde, vor allem nach deren Tod, eine<br />

langjährige stationäre Pflege notwendig.<br />

So verbrachte er die letzten Jahre seines<br />

Lebens in Krankheit und Leid im Pflegeheim<br />

St. Josef in Castrop-Rauxel (Habinghorst).<br />

Am 16. Oktober 1924 in Siegen geboren<br />

und am 21. März 1953 in Paderborn zum<br />

Priester geweiht, verbrachte Eugen Boden,<br />

der ein Neffe des Mainzer Weihbischofs<br />

Josef Maria Reuss (1906-1985) war, sein<br />

ganzes priesterliches Leben in Castrop-<br />

Rauxel. Dort war er zunächst von 1953 bis<br />

1965 Vikar an St. Lambertus unter Bbr.<br />

Dechant Hermann Inkmann<br />

(1906-1978), von 1965 bis 1968 dann<br />

Pfarrvikar der neu errichteten Pfarrvikarie<br />

Heilig-Kreuz sowie nach der Erhebung zur<br />

Pfarrei deren erster Pfarrer von 1968 bis<br />

(offiziell) 1993. Zusammen mit vielen Mitarbeitern<br />

hat er der neuen Gemeinde ein<br />

ganz eigenes Gesicht geben, wobei vor<br />

allem seine Persönlichkeit und sein Glaube<br />

sehr prägend waren. Eugen Boden, rezipiert<br />

am 20. Februar 1951 bei UNITAS-Hathumar<br />

Paderborn, war ein weithin geschätzter<br />

Priester und Seelsorger, der mit Sachverstand<br />

und pastoraler Klugheit, aber auch<br />

mit viel Humor und tiefer Frömmigkeit das<br />

Evangelium verkündete. Er liebte die Natur,<br />

betrieb aktiv Sport und lebte vor allem mit<br />

der Philosophie und Literatur seiner Zeit. Es<br />

war mehr als ein Dilemma, dass ihm, der<br />

ein hochintelligenter „Meister der Wortes“<br />

war, diese Möglichkeit mehr als 16 Jahre<br />

genommen wurde. Erst viele Jahre nach<br />

seiner Erkrankung konnte er, und war er<br />

wohl auch wieder innerlich bereit, sitzend<br />

die Heilige Messe zu zelebrieren, wozu er<br />

ganz gelegentlich Besucher zuließ. Nur<br />

wenige Male kehrte er in seine geliebte<br />

Pfarrei zurück, letztmalig zu seinem 75. Geburtstag.<br />

Sein Goldenes Priesterjubiläum<br />

sowie seinen 80. Geburtstag konnte er nur<br />

noch im ganz kleinen Kreis am Altar des<br />

Pflegeheims St. Josef begehen.<br />

Nach einem beeindruckenden Totengebet<br />

und Requiem, zu welchem er in<br />

seiner Pfarrkirche aufgebahrt war, wurde<br />

Eugen Boden unter großer Anteilnahme am<br />

30. Oktober 2007 in der Priestergruft des<br />

Katholischen Friedhofes an der Wittener<br />

Straße in Castrop-Rauxel beigesetzt. Dort<br />

erwartet er die Auferstehung neben<br />

seinem Freund Bbr. Pfarrer Heinrich<br />

Jeibmann (1929-1997).<br />

Lambert Stamer<br />

Neues Gesamtverzeichnis<br />

2007<br />

Das neue Gesamtverzeichnis wird<br />

nicht als Buch gedruckt, wohl aber<br />

als CD erscheinen, teilt die Verbandsgeschäftsführung<br />

mit.<br />

Das Gesamtverzeichnis 2007 kann<br />

gegen 12 Euro bei der Verbandsgeschäftsstelle<br />

bestellt werden (Preis:<br />

10.00 Euro, Versand: 2.00 Euro).<br />

Adresse:<br />

Verband der wissenschaftlichen<br />

katholischen Studentenvereine e.V.,<br />

Aachener Str. 29,<br />

41564 Kaarst (Büttgen),<br />

Tel. 02131 / 271725, Fax 02131 /<br />

275960, E-Mail: vgs@unitas.org.<br />

unitas 3-4/2007 239<br />

>>


240<br />

unitas 3-4/2007<br />

Gedenkt unserer toten Bundesbrüder<br />

Bbr. OstR i. R. Peter Bell aus Königstein/Ts.,<br />

geboren am 18.10.1934, aktiv<br />

seit Januar 1956 bei UNITAS Guestfalia-<br />

Sigfridia Frankfurt und philistriert zum<br />

1.1.1962, ist am 8.9.2007 gestorben.<br />

Bbr. Akademischer Direktor i. R. Dr. Enno<br />

Peter Brunner aus München, geboren am<br />

2.7.1936, aktiv seit Februar 1954 bei<br />

UNITAS Rheinpfalz und später bei<br />

UNITAS München, philistriert zum<br />

1.1.1964, ist am 8.7.2007 gestorben.<br />

Bbr. Direktor i. R. Ottmar Dietrich aus Göttingen,<br />

geboren am 2.4.1934, rezipiert bei<br />

UNITAS Salia-Bonn und aktiv bei UNITAS<br />

Rheno-Danubia Freiburg und UNITAS<br />

Göttingen, philistriert zum 10.7.1958, ist<br />

am 5.10.2007 verstorben.<br />

Bbr.Pfr.i.R.Paul Finger aus Saarbrücken,<br />

geboren am 10.3.1932, aktiv ab März 1960<br />

bei UNITAS Rhenania Bonn und UNITAS<br />

Trebeta Trier, philistriert zum Januar 1965<br />

und am 26. Juli 1964 zum Priester<br />

geweiht, ist am 19.8.2007 gestorben.<br />

Verstorben ist Bbr. Peter Flitsch aus Bonn,<br />

geboren am 27.1.1966, rezipiert im Februar<br />

1987 bei UNITAS München und<br />

philistriert zum Januar 1994.<br />

Bbr. Hauptschulrektor i. R. Otmar Geissler<br />

aus Lauda-Königshofen, geboren am<br />

16.1.1941, rezipiert im Juli 1960 bei UNITAS<br />

Pirminia Karlsruhe und AH seit Januar<br />

1969, ist am 31.8.2007 gestorben.<br />

Bbr. Dr. rer. pol. Dipl.-Kaufmann Paul<br />

Görtzen aus Kleve, geboren am 10.3.1928,<br />

aktiv bei UNITAS Langobardia Hannover<br />

seit Juni 1966 und phlistriert zum<br />

21.6.1966, ist am 19.11.2006 verstorben.<br />

Bbr. Schulamtsdirektor i. R. Peter Heller<br />

v/o Suso aus Burgthann, geboren am<br />

29.6.1941, aktiv seit Mai 1963 bei UNITAS<br />

Frankonia Eichstätt, UNITAS Rheno-<br />

Palatia Erlangen-Nürnberg und UNITAS<br />

Ratisbona Regensburg, philistriert zum<br />

Januar 1965, ist am 26.7.2007 verstorben.<br />

Bbr. Internist i. R. Dr. med. Heinrich Heidemeyer<br />

aus Essen, geboren am 2.5.1929,<br />

rezipiert bei UNITAS Willigis Mainz im<br />

Juli 1950 und philistriert zum 20.7.1957, ist<br />

am 31. Juli 2007 gestorben.<br />

Bbr.Prof.Dr.rer.Nat.Hermann Hinrichs<br />

aus Konstanz, geboren am 21.6.1922, aktiv<br />

seit Juni 1949 bei UNITAS Cheruskia<br />

Gießen, ist am 16.9.2007 verstorben.<br />

Bbr. OstR i. R. Herbert Hohmann aus<br />

Petersberg, geboren am 27.9.1925 und<br />

aktiv seit Dezember 1951 bei UNITAS<br />

Rheno-Meonania Frankfurt, philistriert<br />

zum Januar 1955, ist am 28.9.2007 gestorben.<br />

Bbr. Realschullehrer i. R. Klaus Wilhelm<br />

Löhrer aus Aachen, geboren am 6.9.1927,<br />

rezipiert im Juni 1949 bei UNITAS Assindia<br />

Aachen und philistriert zum 1.1.1976,<br />

ist am 22.4.2007 verstorben.<br />

Bbr. Realschulrektor i. R. Bernhard Nonte<br />

aus Mettingen, geboren am 29.10.1928,<br />

aktiv bei UNITAS Rolandia-Burgundia<br />

Münster seit Juni 1952 und philistriert<br />

zum 1.1.1955, ist am 1.9.2007 verstorben.<br />

Bbr. Prof. Dr. Dipl.-Phys. Peter Schmidt aus<br />

Marburg, geboren am 7.5.1930, rezipiert<br />

bei UNITAS Göttingen und aktiv bei<br />

UNITAS Franko-Saxonia Marburg, philistriert<br />

am 1.1.1957, ist am 17.6.2007 gestorben.<br />

Bbr. Regierungsdirektor a. D. Dieter<br />

Seyfert aus Unterschleißheim, geboren<br />

am 22.10.1935, rezipiert im November<br />

1954 bei UNITAS Franko-Palatia Erlangen<br />

und aktiv bei UNITAS Henricia Bamberg,<br />

ist am 16. Juni 2007 verstorben.<br />

Bbr. Dipl.-Ing. Karl-Heinz Stork aus<br />

Kaarst, geboren am 28.1.1936, rezipiert im<br />

Januar 1957 bei UNITAS Braunschweig<br />

und philistriert zum Juni 1962, ist am<br />

23.8.2007 gestorben.<br />

Bbr.Pfr.i.R.Hermann Tiehen aus Dohren,<br />

geboren am 29.9.1913, rezipiert im Juni<br />

1933 bei UNITAS Rolandia-Burgundia<br />

Münster, philistriert zum Januar 1937 und<br />

zum Priester geweiht am 17. Dezember<br />

1938, ist am 28.10.2007 gestorben.<br />

Bbr. Pfr. Herbert Weber aus Zuzenhausen,<br />

geboren am 10.7.1949, rezipiert im<br />

Februar 1971 bei UNITAS Albertina<br />

Freiburg, philistriert zum Januar 1973 und<br />

am 5. Mai 1975 zum Priester geweiht,<br />

ist am 8.8.2007 verstorben.<br />

Bbr. Prof. Dr. Leonard Palzkill aus<br />

Gusterath, geboren am 28.9.1923,<br />

rezipiert im Juli 1958 bei UNITAS<br />

Deutschritter Köln und aktiv bei UNITAS<br />

Trebeta Trier, philistriert zum Januar 1958,<br />

ist am 30.9.2007 gestorben.<br />

Bbr. StD Lothar Mähringer aus Hallstadt,<br />

geboren am 30.12.1930, aktiv seit Juni<br />

1952 bei UNITAS München und Philister<br />

seit Januar 1956, ist am 29.12.2006<br />

verstorben.<br />

Bbr. Dr. agr. Hermann Peters aus Dülmen,<br />

geboren am 8.5.1927, aktiv seit Juni 1951<br />

bei UNITAS Rhenania Bonn und philistriert<br />

zum Januar 1954, ist am 7. Juli 2007<br />

gestorben.<br />

Bbr. Dr. med. Alfred Piechotta aus Bad<br />

Königshofen, geboren am 14.5.1911, aktiv<br />

seit Juni 1935 bei UNITAS Guestfalia-<br />

Sigfridia Breslau/Frankfurt, philistriert<br />

zum 1.1.1942, ist am 9.7.2007 gestorben.<br />

Bbr. OStR i. R. Heinrich Pill aus Heusweiler,<br />

geboren am 12.10.1934, rezipiert bei<br />

UNITAS Tuisconia Hamburg im Juni 1958<br />

und aktiv bei UNITAS Nicolaus-Cusanus<br />

Saarbrücken, philistriert zum 1.1.1964, ist<br />

am 12.9.2007 verstorben.<br />

Bbr. Dr. med. Wilhelm Schmelter aus Witten,<br />

geboren am 4. April 1922, aktiv seit<br />

Juni 1946 bei UNITAS Rhenania Bonn und<br />

bei UNITAS Franko-Saxonia Marburg, ist<br />

am 30.6.2007 gestorben.<br />

Bbr. Mittelschullehrer i. R. Raimund<br />

Schmelz aus Damme, geboren am<br />

13.8.1927, aktiv seit September 1949 bei<br />

UNITAS Winfridia Münster, ist am<br />

6.10.2007 verstorben.<br />

Bbr. Vors. Richter i. R. Dr. iur. Konrad<br />

Schneller aus Osnabrück, geboren am<br />

1.5.1937, aktiv seit Juni 1957 bei UNITAS<br />

Wiking-Sugambria Münster und bei<br />

UNITAS Winfridia Münster, philistriert<br />

zum Januar 1962, ist am 15.7.2007 verstorben.<br />

Bbr. Apotheker Paul Schumacher aus<br />

Sulzbach, geboren am 4.10.1925, rezipiert<br />

zum Mai 1949 bei UNITAS Reichenau<br />

Freiburg, philistriert zum Januar 1952, ist<br />

am 5.9.2007 verstorben.<br />

Bbr. Dr. med. Leopold Stiedl aus Wien,<br />

ist am 23.1.2007 verstorben. Er war aktiv<br />

bei UNITAS Kreuzritter Wien.<br />

Bbr. Realschulrektor i. R. Wolfgang<br />

Weigand aus Donaueschingen, geboren<br />

am 13.9.1927, aktiv seit Juni 1947 bei<br />

UNITAS Rheno-Danubia Freiburg und AH<br />

seit 26.11.1958, ist am 14.7.2007 verstorben.<br />

Bbr. Kinderarzt Dr. med. Robert Weitz<br />

aus Aachen, geboren am 3.4.1940, rezipiert<br />

im Juni 1960 bei UNITAS Rhenania<br />

Bonn und aktiv bei UNITAS Eckhardia<br />

Freiburg, philistriert zum Januar 1966, ist<br />

am 10.9.2007 gestorben.<br />

Bbr. Akademischer Direktor i. R. Dr.<br />

Enno Peter Brunner aus München, geboren<br />

am 2.7.1936, aktiv seit Februar 1954<br />

bei UNITAS Rheinpfalz und später bei<br />

UNITAS München, philistriert zum<br />

1.1.1964, ist am 8.7.2007 gestorben.<br />

Requiescant<br />

in pacem!


Die Botschaft Jesu geht auch die<br />

Ungläubigen an<br />

Christian Nürnberger: Jesus für Zweifler.<br />

1. Auflage 2007, 272 Seiten, gebunden. 19,95<br />

Euro, ISBN 978-3-579-06967-8.<br />

Lange Jahre war der Journalist Christian<br />

Nürnberger der Meinung, dass das Christentum<br />

„nur noch Gerede und Geschwätz“<br />

sei, eine von der Aufklärung widerlegte<br />

Religion, die sich selbst überlebt hat. In<br />

seinem Buch „Jesus für Zweifler“ kommt der<br />

Agnostiker Nürnberger zu dem Schluss, dass<br />

die Botschaft Jesu für die Menschen ein<br />

Segen ist.<br />

Das Buch versteht sich als ein persönliches<br />

Zeugnis der Auseinandersetzung mit<br />

dem christlichen Glauben und anderen,<br />

vermeintlichen Heilsangeboten wie Kommunismus,<br />

New Economy und Konsumglaube.<br />

Christian Nürnberger, ein mit dem<br />

christlichen Glauben aufgewachsener<br />

Mensch, ist kein Atheist, er bezeichnet sich<br />

als Agnostiker, als jemand, der nicht weiß,<br />

was nach dem Tod passiert: „Ich bin ein<br />

radikaler Skeptiker, der allem misstraut.“<br />

Seinen Glauben habe er als Theologiestudent<br />

verloren, doch ein ideologieloser „postmoderner<br />

Gewohnheits-Nihilist“ habe er<br />

nicht werden wollen. So befasste er sich<br />

aufs Neue mit der Botschaft Jesu und der<br />

Bibel. Herausgekommen ist das Buch „Jesus<br />

für Zweifler“, in dem Nürnberger aus der<br />

Perspektive eines Menschen schreibt, der<br />

auf die segensreichen Worte von Jesus<br />

Christus hofft, weil die Welt ohne Gott eine<br />

sinnlose Welt ist, in der das Leben eines<br />

jeden Menschen völlig gleichgültig ist.<br />

Der globalisierten Welt des „Marktradikalismus“<br />

etwa stellt Nürnberger einen<br />

anspruchsvollen Gott entgegen, der sagt:<br />

„Ich habe für euch ein anderes Gesetz,<br />

etwas Besseres als diese Konkurrenzgesellschaft,<br />

die beständig mehr Verlierer als<br />

Gewinner produziert.“ „Teil- und Freizeit-<br />

�<br />

BÜCHER/MEDIEN<br />

christen“ genügen diesem Gott nicht, sagt<br />

Nürnberger. Die Botschaft Jesu sei ein Segen<br />

für die Welt, und habe auch den Ungläubigen<br />

viel zu sagen.<br />

Die Nazarener und der Koran<br />

Joachim Gnilka: Die Nazarener und der<br />

Koran. Eine Spurensuche, Herder-Verlag, 176<br />

Seiten, 14.90 ¤, ISBN 978-3-451-29668-0<br />

Die Teilnehmer der AHB-/HDB-Tagung<br />

2005 in Regensburg werden sich noch gut<br />

an Bbr. Prof. Gnilka und seinen Vortrag „Bibel<br />

und Koran – was sie verbindet, was sie<br />

trennt“ erinnern (vgl. UNITAS 4/2005; „Bibel<br />

und Koran“, Herder-Verlag, 6. Auflage 2007).<br />

Jetzt hat der international angesehene<br />

Bibelwissenschaftler Prof. Gnilka ein Buch<br />

über „Die Nazarener und der Koran“ veröffentlicht.<br />

Er geht von den Bibelzitaten des<br />

Alten und (hier vordringlich) des Neuen<br />

Testaments im Koran aus, und stellt zum<br />

einen fest, „dass der Koran keine unmittelbare<br />

Kenntnis kanonischer neutestamentlicher<br />

Schriften voraussetzt“ (S. 103). Zum<br />

anderen weist er nach, „dass matthäische<br />

Überlieferungen (im Koran) in Erscheinung<br />

treten, paulinische hingegen fehlen“ (S. 103).<br />

Woher bezieht also der Koran seine Ausführungen<br />

über den jüdischen und den<br />

christlichen Glauben? Warum gibt es diese<br />

eindeutige Fixierung auf judenchristliche<br />

Überlieferungen? Bbr. Gnilka beobachtet,<br />

dass die Christen im Koran unter dem<br />

Namen „Nasara“ erscheinen, was er bewusst<br />

mit „Nazarener“ und nicht mit<br />

„Christen“ übersetzt (vgl. S. 16). Die Nazarener<br />

waren aber eine stark an der jüdischen<br />

Gesetzgebung orientierte frühchristliche<br />

Gruppierung, die auch im Neuen Testament<br />

Erwähnung findet. Alle diese Spuren führen<br />

Bbr. Gnilka in die Frühzeit der Jerusalemer<br />

Christengemeinde, in die Auseinandersetzungen<br />

zwischen Juden- und Heidenchristentum,<br />

zwischen Petrus und Jakobus<br />

auf der einen und Paulus auf der anderen<br />

Seite. Bbr. Gnilka analysiert die unterschiedlichen<br />

Glaubensauffassungen der frühen<br />

Christen über den einen Gott und über<br />

Jesus Christus sowie ihre Einstellung zum<br />

jüdischen Gesetz. Er untersucht die Auseinandersetzungen<br />

mit dem Judentum in der<br />

Zeit bis zum Ausbruch des Jüdisch-Römischen<br />

Krieges und die überlieferten Zeugnisse<br />

danach. Sein äußerst informatives und<br />

spannend zu lesendes Buch endet mit einer<br />

aktuellen wissenschaftlichen Auseinandersetzung<br />

über die ältesten Inschriften des<br />

Jerusalemer Felsendoms aus dem letzten<br />

Jahrzehnt des siebten Jahrhunderts.<br />

Thomas Lohmann<br />

Meisterwerke der Baukunst von der Antike bis<br />

heute. Festgabe für Elisabeth Kieven. Christina<br />

Strunck (Hg.), Studien zu internationalen<br />

Architektur- und Kunstgeschichten Band 43,<br />

544 Seiten, 820 Abbildungen, davon 521 in<br />

Farbe. ISBN 978-3-86568-186-7, Einführungspreis<br />

78,00 Euro, ab 1.01.2008: 98,00 Euro.<br />

Einen opulenten Band legte jetzt zum<br />

Jahresende der Verlag von unserem Bbr.<br />

Michael Imhof in Petersberg bei Fulda vor:<br />

Im Mittelpunkt steht die Baugeschichte der<br />

Stadt, die die Geschichte der Architektur<br />

und Kunst wie kaum eine andere prägte.<br />

Der mit über 800 großartigen Illustrationen<br />

versehene Prachtband entführt den<br />

Leser nach Rom, die Hauptstadt eines Weltreiches<br />

und ins Zentrum des Christentums.<br />

100 Kurzporträts stellen die Hauptwerke der<br />

römischen Architektur von der Antike bis<br />

heute vor, einleitende Essays geben jeweils<br />

einen Überblick zu den großen Epochen der<br />

römischen Kunst und stellen die Bauwerke<br />

in die Gesamtentwicklung und Kulturgeschichte.<br />

Die Autorenschaft versammelt mehr als<br />

70 Kunsthistoriker aus Deutschland, Italien,<br />

England und den USA, die das Spektrum der >><br />

unitas 3-4/2007 241


aktuellen Italienforschung repräsentieren.<br />

Mit ihrer Arbeit ehren sie die Direktorin der<br />

Bibliotheca Hertziana, des Max-Planck-Instituts<br />

für Kunstgeschichte in Rom, Elisabeth<br />

Kieven. Ihr ist dieses über 540 großformatige<br />

Seiten umfassende Werk anlässlich<br />

ihres 60. Geburtstags als Festgabe zugeeignet.<br />

Für diese umfängliche Darstellung der<br />

bleibenden Zeugnisse von Künstlern und<br />

Mäzenen, Baumeistern und Bauherren,<br />

hatte Verleger Bbr. Imhof eine eigene Fotokampagne<br />

in Rom durchgeführt. In sanftem<br />

Licht präsentieren sich die Blicke in die<br />

vielen Kirchen, vielfach doppelseitige Innenaufnahmen<br />

von Kuppelgewölben und<br />

Deckenfresken bringen das ganze Bild. Den<br />

historischen Aufnahmen, Risszeichnungen<br />

und Plänen ist zum Vergleich die aktuelle<br />

Ansicht gegenübergestellt: Die meist im<br />

zauberhaften Licht der frühen Morgenstunden<br />

festgehaltenen Motive bringen die<br />

Plastizität der Gebäude hervorragend zum<br />

Vorschein, die nach dem Heiligen Jahr 2000<br />

weitgehend vollständig in neuem Gewand<br />

erstrahlen.<br />

Das Ergebnis ist ein süchtig machender<br />

Streifzug durch die Jahrhunderte der Architektur<br />

der Ewigen Stadt, vom Rom der Gründungszeit<br />

bis zu den aktuell diskutierten<br />

Bauten unserer Tage. Ein lebendiges Denkmal<br />

für die Stadt der lebendigen Denkmäler<br />

– das nicht nur den Italienliebhaber restlos<br />

begeistern wird.<br />

Christof Beckmann<br />

Konstantin<br />

und Europa<br />

Bistum Trier (Hrsg.): Konstantin und Europa;<br />

48 S. mit zahlr. farbigen Abb., ISBN 978-3-<br />

7902-0219-9, 9,90 Euro. Erhältlich beim<br />

Paulinus-Verlag, Tel. 0651 / 4608-121, E-Mail:<br />

media@paulinus.de) und allen Buchhandlungen.<br />

Zur Konstantinausstellung in Trier hat<br />

das Bistum Trier ein Magazin mit dem Titel<br />

„Konstantin und Europa“ herausgebracht, in<br />

dem Parallelen zwischen dem Römischen<br />

Reich zur Zeit Konstantins und dem<br />

heutigen Europa thematisiert werden.<br />

Prominente Politiker, wie Bundesbildungsministerin<br />

Annette Schavan und der EU-<br />

242<br />

unitas 3-4/2007<br />

Kommissionspräsident José Manuel Barroso<br />

kommen dabei genauso zu Wort, wie<br />

Theologen und Historiker oder der Trierer<br />

Bischof Bbr. Dr. Reinhard Marx. Zahlreiche<br />

farbige Abbildungen machen das Magazin<br />

zum idealen Begleiter der Konstantinausstellung,<br />

die einen wahren Besucheransturm<br />

verzeichnet.<br />

Das Heft zeigt erstaunliche Parallelen<br />

zwischen der Zeit Konstantins und der<br />

heutigen Situation Europas auf. Die Nationalstaaten<br />

innerhalb der EU sind – wie einst<br />

die römischen Teilreiche – auf ihren Vorteil<br />

bedacht, aus der Türkei, Osteuropa und<br />

Nordafrika drängen die Menschen in die EU.<br />

Gleichzeitig wird, ganz im Gegensatz zur<br />

Zeit Konstantins, das Christentum nicht<br />

gefördert, sondern die christlichen Wurzeln<br />

Europas bestritten. Angesichts dieser Parallelen<br />

geht das Buch der Frage nach: Können<br />

wir aus der Geschichte lernen?<br />

Vorschule des Betens<br />

von Bbr. Guardini<br />

Romano Guardini: Klassiker des Christentums.<br />

Vorschule des Betens, 196 Seiten, gebunden,<br />

Weltbild, ISBN-10: 3828949460,<br />

ISBN-13: 9783828949461, 9.95 Euro<br />

Ein Klassiker des Christentums ist neu<br />

aufgelegt: Die „Vorschule des Betens“ unseres<br />

Bundesbruders Romano Guardini<br />

(1885-1968), der zu den großen katholischen<br />

Religionsphilosophen und Theologen des<br />

20. Jahrhunderts gehört.<br />

Als 33-Jähriger wurde<br />

Guardini mit einem Schlag<br />

berühmt, als 1918 sein<br />

schmales Werk „Vom Geist<br />

der Liturgie“ erschien. 1927<br />

erschienen das kleine Werk<br />

„Von heiligen Zeichen“<br />

und wurde für den<br />

geistigen Führer der liturgischen<br />

Erneuerung ein<br />

heute kaum mehr<br />

vorstellbarer Erfolg. Als<br />

diese Bewegung um die<br />

Jahre 1939 bis 1944 in eine<br />

Krise geriet veröffentlichte<br />

Romano Guardini auf Bitten<br />

des Mainzer Bischofs<br />

Albert Stohr eine Stellungnahme,<br />

in der er Liturgismus,<br />

Praktizismus, liturgischer Dilettantismus<br />

und Konservatismus als Gefahren<br />

für die Liturgie benannte. In dieses Umfeld<br />

reiht sich 1943 sein Werk „Vorschule des<br />

Betens“. Guardini fragte sich schon sehr<br />

früh, ob der heutige Mensch die überlieferten<br />

Texte des betenden gottesdienstlichen<br />

Feierns überhaupt noch verstehen<br />

könne, erläutert Kardinal Lehmann<br />

in seinem Nachwort zur aktuellen Neuauflage.<br />

Bbr. Guardini zeigte in seinem Buch<br />

„Vom Geist der Liturgie“ und spätere Veröffentlichungen<br />

seine Überzeugung auf,<br />

nach der die<br />

Menschen durch<br />

die Gestaltung<br />

der liturgischen<br />

Handlungen und<br />

die Art des deutenden<br />

und bildendenSprechens<br />

in das<br />

heilige Geschehenhineingeführt<br />

werden<br />

müssen. In seiner<br />

„Vorschule<br />

des Betens“ formuliert Guardini: „Beten ist<br />

eine innere Notwendigkeit, Gnade und Erfüllung<br />

– Beten ist aber auch Pflicht, Mühe<br />

und Überwindung. So gibt es das Erlebnis,<br />

aber auch seine Schule.“ Sein Weg ist der<br />

der einfachen Dinge: Vorbereitung und Ordnung<br />

des Gebetes (Übung, Sammlung,<br />

äußere Ordnung), die Wirklichkeit Gottes<br />

und Grundakte des Gebetes (Gott der<br />

Heilige, Anbetung, Lob, Bitte, Dank), die<br />

Heiligste Dreifaltigkeit und das Gebet (die<br />

Beziehung zu den göttlichen Personen), das<br />

mündliche Gebet (Wortformen im Gebet),<br />

das innerliche oder betrachtende Gebet<br />

(auch: das mystische Gebet), die Vorsehung<br />

(der Zusammenhang des Gebetslebens mit<br />

der Vorsehung), das Gebet zu den Heiligen<br />

und zur Mutter des Herrn, das Gebet in der<br />

Zeit des Unvermögens (Schwierigkeiten aus<br />

dem inneren Wandel des Lebens und aus<br />

Krisen des Glaubens), der Gesamtzusammenhang<br />

des christlichen Gebetslebens<br />

(das persönliche Gebet, die<br />

Liturgie, die Volksandacht).<br />

Damit bleibt seine Arbeit<br />

eine wichtige Heranführung<br />

zum liturgischen<br />

Geschehen. Kardinal Lehmann:<br />

„Es ist ein tiefer Versuch,<br />

die anthropologischen,<br />

religiösen Grundvoraussetzungen<br />

zur Sprache<br />

zu bringen, die man<br />

früher, als sie einfach im<br />

Beten selbst lebten und<br />

funktionierten, weniger befragte,<br />

aber nun in der Krise<br />

ausdrücklich machen muss.<br />

… Die Sprache des Buches ist<br />

einfach, in der Art Guardinis:<br />

ruhig meditierend,<br />

ohne Hast, zielstrebig und sprachlich<br />

schön.“ Heute noch spricht sein vor über 60<br />

Jahren geschriebenes Buch den Leser unmittelbar<br />

und frisch an.<br />

Bbr. Romano Guardinis Buch „Vorschule<br />

des Betens“ erscheint in der Reihe „Klassiker<br />

des Christentums“, die gemeinsam vom<br />

Rheinischen Merkur und dem Weltbild Verlag<br />

herausgegeben wird. Sie widmet sich<br />

neben Guardini bislang Paul Gerhardt,<br />

Thomas von Kempen, Thomas Morus, Martin<br />

Luther, Ignatius von Loyola und Dietrich<br />

Bonhoeffer.<br />

CB


Arbeit von<br />

bleibendem Wert<br />

Lebensbilder und Kurzbiografien des<br />

W.K.St.V. UNITAS-Rhenania Bonn, herausgegeben<br />

anlässlich des 95. Stiftungsfestes, hrsg.<br />

von Wolfgang Burr, Martin Hinzmann und<br />

Martin Nawrath, (Band 25 der UNITAS-<br />

Schriftenreihe (Neue Folge), Unitarische<br />

Lebensbilder Band 5), Bonn/Siegburg (2007)<br />

Zum 90. Stiftungsfest des W.K.St.V.<br />

UNITAS Rhenania Bonn waren bereits 2002<br />

„Studien und Dokumente zur Geschichte<br />

der UNITAS-Rhenania“ veröffentlicht worden.<br />

Einer der Mitherausgeber war Bbr.<br />

Bernhard Klein gewesen, Vorsitzender des<br />

Altherrenvereins der UNITAS Rhenania.<br />

Dem am 22. Februar 2005 plötzlich verstorbenen<br />

Bundesbruder haben nun die<br />

Herausgeber des aktuellen Bandes ein<br />

neues Werk gewidmet. Herausgekommen<br />

ist eine imposante, über 270 Seiten<br />

zählende Arbeit, deren über vier Jahre<br />

währender Aufwand im Detail kaum zu<br />

unterschätzen ist. Denn wer sich mit Biografien<br />

beschäftigt und auf Vollständigkeit<br />

und den treffenden Ton bemüht ist, der<br />

ahnt, welcher Aufwand in diesem von<br />

Wolfgang Burr, Martin Hinzmann und<br />

Martin Nawrath herausgegebenen Opus<br />

liegt.<br />

Die zum 95. Stiftungsfest erschienene<br />

Zusammenstellung verdankt sich der Absicht,<br />

eine Vorarbeit für eine zum 100.<br />

Stiftungsfest geplante Vereinsgeschichte<br />

vorzulegen. Das Ziel haben die Autoren<br />

hoch gesteckt: Es geht um nicht mehr und<br />

nicht weniger, als die Lebensdaten aller<br />

Rhenanen zu sammeln und zu dokumentieren.<br />

Dazu lieferten Angehörige verstorbener<br />

Bundesbrüder ebenso wichtige<br />

Informationen wie öffentliche, kirchliche<br />

und staatliche Archive. „Mit diesem<br />

vorliegenden Band“, so die Herausgeber,<br />

„wird nach den ,Studien und Dokumenten‘<br />

ein weiterer Steinbruch zur Geschichte der<br />

Rhenania erschlossen, aus dem in fünf<br />

Jahren die geplante Vereinsgeschichte<br />

unserer Rhenania aufbauen kann.“ Für<br />

einen Steinbruch allerdings sieht das<br />

Ergebnis durchaus bereits nach einem<br />

brauchbaren Gebäude aus, das für alle<br />

Unitarier durchaus Interessantes bietet.<br />

Ausführlich vorgestellt werden unter anderem<br />

die Bundesbrüder Gabriel Adriány,<br />

Ludwig Freibüter, Herbert Hömig, Bernhard<br />

Klein und Lothar Roos, für die als Autoren<br />

die Bundesbrüder Markus Lingen, Hermann-Josef<br />

Scheidgen, Theodor Brunnbauer<br />

und Wolfgang Burr verantwortlich<br />

zeichnen. Eine Liste bislang veröffentlichter<br />

Lebensbilder von Rhenanen ergänzen<br />

Lebensbeschreibungen in alphabetischer<br />

Reihenfolge. Im Zuge der Datensammlung<br />

recherchierte Fotos mit auf 20 Seiten abgedruckten<br />

Gruppenbildern aus dem Vereinsleben<br />

runden das Werk ab.<br />

Faszinierend bleibt vor allem die Vielfalt<br />

der unitarischen Lebensläufe: Hier treten<br />

dem Leser Geistliche und Juristen, Pädagogen,<br />

Politiker, Bürgermeister, Professoren<br />

und Landwirte aus rund 100 Jahren entgegen<br />

– Zeitzeugen und Mitgestalter ihrer<br />

Jahre. Viele Porträtaufnahmen machen die<br />

in den Kurzdarstellungen vor allem um<br />

zahlreiches Datenmaterial bemühte Darstellung<br />

zusätzlich lebendig. Da ein solches<br />

Werk niemals vollständig sein wird, bitten<br />

die Autoren um Ergänzungen, Korrekturen<br />

und Lieferung weiterer Fotos. Eines steht<br />

jetzt bereits fest: Für die UNITAS Rhenania<br />

und alle Leser wird dieser Band 5 der Reihe<br />

„Unitarische Lebensbilder“ eine Arbeit von<br />

dauerndem Wert bleiben.<br />

Christof Beckmann<br />

Das Lexikon<br />

der Verbindungen<br />

Hartmut H. Jess hat sein „SCC Specimen<br />

corporationum cognitarum“, ein Lexikon<br />

fast aller jemals existenten Verbindungen,<br />

jetzt in zweiter Auflage neu herausgegeben<br />

– diesmal im Selbstverlag. Die CD-ROM<br />

enthält eine Darstellung von weltweit<br />

15.000 Verbindungen/Vereinen aus den<br />

Bereichen akademisch, technisch, pennal,<br />

sowie jüdische Korporationen, Damenverbindungen,<br />

Kameradschaften, Einjährige,<br />

Absolvia-Abituria, fraternities-sororities,<br />

Goliarden, Tunas, Respublicas. Insgesamt<br />

sind 28.000 Verbindungsnamen systematisch<br />

erschlossen, 10.000 verschiedene<br />

Zirkel und 7.500 Wappen, 16.500 Farben<br />

und 8.700 Wahlsprüche zugeordnet.<br />

Findices erschließen das umfangreiche<br />

Material und helfen bei der Suche nach<br />

einer Verbindung, nach Verbänden,<br />

Wappen, Städten und Ländern. Die Folio-<br />

Sammlung stellt alle ermittelbaren Daten<br />

zu den einzelnen Verbindungen mit<br />

Wappen, Zirkel, Chronik, Farben, Wahlspruch<br />

und Quellen zusammen. Neu ist der<br />

Zirkel-Almanach. Hier werden die Verbindungszeichen<br />

alphabetisch dargestellt –<br />

ein unentbehrliches Hilfsmittel z. B. bei der<br />

Einordnung von Zufallsfunden. Neu gegenüber<br />

der ersten Auflage sind der „Zirkel-<br />

Almanach“ und der „Findex Wappen“: Hier<br />

sind alle rd. 6.500 Wappen des SCC in einer<br />

Excel-Datei – in 15 Spalten frei sortierbar –<br />

gesammelt. Die verschiedenen Wappenfelder<br />

sind wegen Platzmangels nicht in<br />

heraldischer Breite blasoniert, sondern in<br />

Kurzform beschrieben und können auch bei<br />

einer Kenntnis von nur wenigen Feldern<br />

(z. B. „oben links“, „Herzschild“, „Vierung“)<br />

durch geeignete Sortierung zur Identifikation<br />

des Wappens führen. Beigefügt ist<br />

eine umfangreiche Datei von Stadt und<br />

Länderwappen, die immer wieder auf Verbindungswappen<br />

– manchmal auch nur in<br />

Teilen – verwendet werden. Der „Findex<br />

Wappen“ ist nach dem jeweils dargestellten<br />

Motiv (z. B. Löwe, Adler, Blume)<br />

sortiert.<br />

Für Couleurkarten-Freunde enthält die<br />

CD-ROM ein besonderes Schmankerl: Die<br />

von Dr. Michael Polgar im Internet unter<br />

www.couleurkarte.arg eingerichtete Sammlung<br />

mit rd. 21.000 Karten ist in das SCC<br />

2005 eingearbeitet. Die CD-ROM ist zum<br />

Preis von 55,- Euro zzgl. Versandkosten bei<br />

Zahnarzt Hartmut H. Jess, Marktpassage,<br />

37688 Beverungen, specimen@gmx.de zu<br />

beziehen.<br />

Im Garten des Klosters im Mittelalter, von<br />

Annette Both, Landesinstitut für Lehrerfortbildung,<br />

Lehrerweiterbildung und Unterrichtsforschung<br />

Sachsen-Anhalt, Herausgeber:<br />

Verein des Klosters und der Kaiserpfalz<br />

Memleben e.V., Illustrationen: Thomas<br />

Siebenhaar, 80 Seiten, 67 Zeichnungen, ISBN<br />

978-3-86568-214-7, Euro 9,95<br />

Auf liebevolle und verständliche Art<br />

zeigt dieses kleine Buch eine der großen<br />

Kulturleistungen der Klöster: Sie achteten<br />

die Schönheit und Geheimnisse der Natur,<br />

doch sie erforschten auch ihre Nutzbarkeit.<br />

Benediktinischer Geist prägte unsere Landschaften<br />

und Gewohnheiten – dies wird besonders<br />

deutlich am Beispiel der Gartenbaukultur.<br />

Der Band beschreibt das Aussehen<br />

der Klostergärten, zeigt die unterschiedliche<br />

Bewirtschaftung und Lebensweise<br />

im Mittelalter im Gegensatz zu<br />

heute. Dabei spielen auch Fragen der Essund<br />

Kochgewohnheiten, des Anbaus von<br />

Gemüsen, Obst, Kräutern und anderer<br />

„Wundermittel“ sowie das Kranksein im<br />

Mittelalter eine wichtige Rolle. Das Werk ist<br />

mit anschaulichen Aquarellzeichnungen<br />

bebildert. >><br />

unitas 3-4/2007 243


248<br />

Zeitschrift des Verbandes<br />

der wissenschaftlichen<br />

kath. Studentenvereine<br />

UNITAS<br />

Aachener Str. 29<br />

41564 Kaarst (Büttgen)<br />

ISSN 0344 - 9769<br />

unitas 3-4/2007<br />

<strong>Unitas</strong>, Aachener Str. 29, 41564 Kaarst (Büttgen),<br />

PVSt; DPAG, Entgelt bezahlt.<br />

Krone-Seminar 2008<br />

vom 13. bis 16. März im Ernst-Lemmer-Institut in Berlin<br />

Europa: Mythos und Wirklichkeit<br />

Welche Zukunft hat Europa? – Enttäuschungen und Hoffnungen<br />

Nachdem sich der UNITAS-Verband auf der 130. Generalversammlung in Trier eindeutig zum christlichen Fundament Europas<br />

bekannt hat, bietet das Krone-Seminar 2008, ausgehend von den faktischen Gegebenheiten, die Gelegenheit, zu einer<br />

konkretisierenden Auseinandersetzung mit dem europäischen Einigungswerk. Die Tagung richtet den Blick auf die Realität,<br />

um die Entwicklung des europäischen Gedankens zu verstehen und gleichzeitig Gestaltungsmöglichkeiten für die Zukunft<br />

aufzuzeigen.<br />

Vier Fragen stehen dabei im Mittelpunkt:<br />

1. Wie entstand die europäische Einigungsbewegung und welche Interessen waren damit verbunden?<br />

2. Kann die katholische Soziallehre die Entwicklung Europas beeinflussen?<br />

3. Welche beruflichen Perspektiven bietet Europa jungen Berufsanfängern?<br />

4. Wie steht es um die Chancen für eine europäische Verfassung, die ihren Namen verdient?<br />

Das Programm, das wie gewohnt auch den Rahmen für ein Treffen mit den Mitgliedern des Krone-Kreises bietet, wird auf der<br />

Homepage des Seminars unter www.krone-seminar.de veröffentlicht. Dort besteht auch die Möglichkeit der Online-<br />

Anmeldung.<br />

Tagungsleitung: Bbr. Stefan Evers, Berlin<br />

Bbr. Martin Hinzmann, Bonn<br />

Tagungsort: Ernst-Lemmer-Institut, Suarezstr. 15-17, 14057 Berlin-Charlottenburg<br />

Das Seminar richtet sich an Studenten und Akademiker, insbesondere an Mitglieder des Verbandes der wissenschaftlichen<br />

katholischen Studentenvereine UNITAS. Es wird vorausgesetzt, dass sich jede Anmeldung verbindlich auf die Teilnahme am<br />

gesamten Seminar bezieht.<br />

Für Studenten wird kein Kostenbeitrag erhoben. Ein Antrag auf Fahrtkosten kann gestellt werden, wenn diese nicht vom<br />

örtlichen Altherrenverein übernommen werden.<br />

Teilnehmer mit eigenem Einkommen tragen ihre Fahrtkosten selbst und zahlen einen Beitrag in Höhe von 200 Euro (Ehepaare<br />

350 Euro), in dem Verpflegungs- sowie Unterbringungskosten (Einzelzimmer) enthalten sind.<br />

Das Programm liegt auch in der Geschäftsstelle des UNITAS-Verbandes, Aachener Str. 29, 41564 Kaarst vor:<br />

Tel. 02131 / 27 17 25, Fax 02131 / 27 59 60, E-Mail: vgs@UNITAS.org. Wer die Online-Anmeldung nicht in Anspruch nehmen<br />

möchte, kann seine Anmeldung auch an die Verbandsgeschäftsstelle richten.

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