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„WIR FIEBERN DEM ENDE ENTGEGEN!“<br />
PARADISE LOST machen im Rahmen der<br />
Tour zu „Tragic Idol“ (Kreuzfeuer-Sieger in<br />
unserer letzten Ausgabe) einen Abstecher in<br />
die Kölner Essigfabrik. METAL MIRROR nutz-<br />
te diese Gelegenheit, um sich mit Bandchef<br />
Greg Mackintosh zu unterhalten. Der konnte<br />
immerhin zehn Minuten seiner Zeit entbeh-<br />
ren.<br />
Text: David Dankert | Fotos: Paul Harries<br />
Ob ein drückend schwüler Sonntag die beste<br />
Vorrausetzung für ein Paradise-Lost-Konzert ist,<br />
ist durchaus zu bezweifeln. Trotzdem ist es doch<br />
etwas verwunderlich, dass beim Öffnen der Essig-<br />
fabrik nicht gerade Massen in die Halle strömen.<br />
Davon unbeeindruckt präsentiert sich dennoch<br />
Gitarrist und Hauptsongwriter Gregor Mackintosh<br />
im Gespräch: „Eigentlich habe ich die Kritiken zu<br />
‚Tragic Idol‘ gar nicht so verfolgt, aber die Tour<br />
läuft auf jeden Fall ganz gut. Wir sind jetzt schon<br />
seit vier Wochen unterwegs und fiebern etwas<br />
dem Ende entgegen, aber eine Woche haben wir<br />
noch vor uns“.<br />
Ja, das Musikerleben ist schon kein Zuckerschle-<br />
cken, zumindest der Backstage-Bereich sieht nicht<br />
gerade nach Party aus. Ab und zu schlurft mal ein<br />
Band- oder Crewmitglied vorbei, das war‘s aber<br />
auch schon mit Backstage-Aktivitäten.<br />
Apropos aktiv: Mackintosh hat sich zusätzlich<br />
zu den regelmäßigen Paradise-Lost-Releases und<br />
den damit verbundenen Tourneen auch noch mit<br />
Vallenfyre ein zusätzliches Baby geschaffen. „Das<br />
Debüt kam da ja bereits letztes Jahr raus, aber<br />
eigentlich bringt das nicht wirklich zusätzlichen<br />
Stress. Wir betreiben Vallenfyre nicht als richtige<br />
Band. Wenn uns jemand sehen will und bucht,<br />
dann gerne, aber Paradise Lost haben natürlich<br />
weiterhin oberste Priorität.“ Da Vallenfyre ja auch<br />
eindeutig in die Death-<strong>Metal</strong>-Schiene abzielen, ist<br />
es natürlich umso verwunderlicher, dass Paradise<br />
Lost gerade mit zurückkehrender Härte die Ide-<br />
en nicht ausgehen. Gregor entgegnet cool: „Ei-<br />
gentlich kommen sich die zwei Bands gar nicht<br />
in die Quere. Im Gegenteil. Vallenfyre haben mir<br />
geholfen, mich auf das Wesentliche bei Paradise<br />
Lost zu konzentrieren. Viele Ideen, die ich hatte,<br />
waren zum Beispiel zu hart für Paradise Lost. So<br />
konnte ich mich besser auf das Schreiben von Me-<br />
lodien konzentrieren. Dass wir nun auch wieder<br />
das alte Bandlogo vom ‚Icon‘-Cover draufgepackt<br />
haben, war dabei nichtmal unsere Idee. Valnoir,<br />
der Künstler für das Cover von ‚Tragic Idol‘, fragte<br />
uns, ob er es verwenden darf, da es seiner Mei-<br />
nung nach am besten zum Cover passen würde.<br />
Wir haben einfach unser Okay gegeben, da wir<br />
auch der Meinung waren, dass es cool aussieht.“<br />
Doch trotz der weiterhin zurückkehrenden Här-<br />
te bei Paradise Lost können natürlich nicht die<br />
seichteren Phasen übergangen werden: „Wir ver-<br />
suchen immer, eine ausgewogene Setlist zu kre-<br />
ieren. Klar, Songs wie ‚As I Die‘ müssen wir spie-<br />
len, das verlangen die Leute und auch wenn wir<br />
wissen, dass man nie alle zufrieden stellen kann,<br />
versuchen wir so viele verschiedene Alben wie<br />
möglich von uns live abzudecken.“<br />
ANTI-ENTERTAINER ON STAGE<br />
Damit findet der kurze Plausch mit Greg auch<br />
schon ein Ende. Ein paar Stunden später, nach-<br />
dem Swallow The Sun die Menge aufgeheizt ha-<br />
ben, stehen Paradise Lost in den Startlöchern,<br />
bereit für ihre Köln-Show. Die Essigfabrik ist zwar<br />
zum Teil mit schwarzen Tüchern abgehangen und<br />
nur zu zwei Dritteln gefüllt, doch die Briten erwi-<br />
schen dennoch einen starken Start und eröffnen<br />
mit „Widow“. Das Publikum ist heute zwar nicht<br />
das euphorischste, klatscht aber dennoch bei je-<br />
der Aufforderung von Nick Holmes brav im Takt.<br />
Im Verlauf merkt man allerdings auch deutlich,<br />
dass nicht alle uneingeschränkt mit jeder Para-<br />
dise-Lost-Phase etwas anfangen können. Ein Teil<br />
freut sich mehr über Songs wie „Erased“ oder „Say<br />
Just Words“, die anderen laufen erst bei „Forever<br />
Failure“ und „Pity The Sadness“ warm. Trotzdem<br />
präsentieren sich Paradise Lost zumindest musi-<br />
kalisch in bester Verfassung. Der Sound ist ast-<br />
rein und zumindest die beiden Gitarristen und Er-<br />
landsson an den Drums strahlen Spielfreude aus.<br />
Holmes hingegen steht wie festgewachsen vor<br />
dem Mikro und gibt einmal mehr den wortkargen<br />
Anti-Entertainer, was das Publikum zwar nicht<br />
stört, aber das infolgedessen auch nicht völlig<br />
in Ekstase gerät. Als dann Paradise Lost das Set<br />
auch noch nach nur 70 Minuten beenden, macht<br />
sich etwas Ernüchterung breit. Zwar kamen ge-<br />
rade die neuen Songs, wie „Tragic Idol“ oder „In<br />
This We Dwell“, bärenstark rüber, bei knapp 30<br />
Euro Eintritt darf es dann in Sachen Spielzeit doch<br />
schon auf die 90 Minuten zugehen.<br />
www.paradiselost.co.uk<br />
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