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1. Einleitung - DieterLocher.de

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¦<strong>Einleitung</strong><strong>1.</strong> <strong>Einleitung</strong><strong>1.</strong><strong>1.</strong> Was ist Physik−−−−ϕυσιζ = Ursprung, Naturordnung, das Geschaffene lt. <strong>de</strong>n griechischen Naturphilosophen,z.B. Aristoteles (384 - 322 v.d.Z.)im Gegensatz zur Metaphysik (das, was im Aristoteleschen System nach <strong>de</strong>rPhysik behan<strong>de</strong>lt wird, also die gesamte i<strong>de</strong>elle Welt)griechische Naturphilosophie:Beginn <strong>de</strong>s naturwissenschaftlichen Denkens; Entmythologisierung <strong>de</strong>r NaturNatur als (sehr komplizierter) Mechanismus, <strong>de</strong>n man im Prinzip verstehen kann;¡Gesetzmäßigkeiten statt undurchschaubares Wirken von Göttern und Dämonenweitere Etappen:klassische Physik¢mo<strong>de</strong>rne Physik (Quantenphysik, Relativität)£~ 1920−−−„Verständnis <strong>de</strong>r Natur“ = Erkennen von Gesetzmäßigkeiten→ Naturbeobachtung ⇒ Schlussfolgerung (z.B. Gesetze <strong>de</strong>r Planetenbewegung)Bloßes Beobachten reicht oft nicht aus, da die Natur zu kompliziert ist (Überlagerungvon Einflüssen), und man z.B. auch optischen Täuschungen zum Opferfallen kann⇒ (gezieltes) Experiment = „Frage an die Natur“= Ausschluss stören<strong>de</strong>r Einflüsse, ggf. Verstärkung<strong>de</strong>s gewünschten/interessieren<strong>de</strong>n Effektes−Mit <strong>de</strong>m Experiment eng verknüpft sind zwei weitere Komplexe:physikalische Größen, Maßeinheiten, Messung, Messfehler (vgl. )¤physikalische Mo<strong>de</strong>lle, Theorien, Rolle <strong>de</strong>r Mathematik (vgl. )¥<strong>1.</strong>2. Die Rolle <strong>de</strong>s Experimentes−Wesen <strong>de</strong>s Experimentes ist die Messung (= Vergleich zweier Größen)Beispiel:Physikalische Größe Länge hat Maßeinheit Meter (m). Vergleich einer gegebenen Distanzmit dieser Maßeinheit ⇒ „Distanz beträgt 1,54 m“−−Maßeinheiten sind durch Normale o<strong>de</strong>r Standards <strong>de</strong>finiert; Messgeräte müssenregelmäßig mit diesen verglichen (geeicht, kalibriert) wer<strong>de</strong>nDie verwen<strong>de</strong>ten Normale hängen vom Entwicklungsstand von Wissenschaftund Technik ab.2


Beispiel: Meter §<strong>Einleitung</strong>1799: 1/10.000.000 <strong>de</strong>s Erdquadranten1875: Urmeter (Pt-Ir-Stab mit Strichen) ∆xxx= 10 −3∆ 6=10 −mm1960: über die Wellenlänge einer bestimmtenStrahlung, die Krypton-86-Atome aussen<strong>de</strong>n1983: (wegen <strong>de</strong>r inzwischen erreichten enormenGenauigkeit <strong>de</strong>r Zeitmessung)„1 m ist die Strecke, die das Licht im Vakuum1inzurücklegt“.299792458 s∆x8=10 −x∆t14≈ 10 −t!Damit ist c keine Messgröße mehr und beträgt<strong>de</strong>finitionsgemäß m¨ 299.792.458 s -1 ! !– Grundgrößen und abgeleitete Größen, z.B.©©Länge sZeit t } Geschwindigkeit sv =t−Über die Auswahl <strong>de</strong>r Grundgrößen sind bestimmte Maßsysteme <strong>de</strong>finiert. Seit1960 in vielen Län<strong>de</strong>rn verbindlich: SI-System (le Système International d‘ Unitès)7 Grundgrößen mit <strong>de</strong>r entsprechen<strong>de</strong>n SI-Basiseinheit SILänge Meter mZeit Sekun<strong>de</strong> sMasse Kilogramm kgelektrische Stromstärke Ampere ATemperatur Kelvin KStoffmenge Mol molLichtstärke Can<strong>de</strong>la cdKommentar:− Alle an<strong>de</strong>ren Größen sind aus <strong>de</strong>n Grundgrößen abgeleitet, ebenso ihreMaßeinheiten aus <strong>de</strong>n Basiseinheiten. Allerdings haben manche abgeleitetenEinheiten eigene Namen (N, J, W, V, ...)− Die Auswahl <strong>de</strong>r Grundgrößen erfolgt nach Zweckmäßigkeit. Prinzipiellwür<strong>de</strong>n drei Grundgrößen, z.B. Länge, Zeit, Masse reichen!3


<strong>Einleitung</strong>−Es gibt immer noch/immer wie<strong>de</strong>r:SI-frem<strong>de</strong> Maßeinheiten, z.B. Torr, atm, cal, yard, inch, ...an<strong>de</strong>re Maßsystemeggf. an<strong>de</strong>res Aussehen von Formeln;z.B. tritt beim CGS-System (cm-g-sec) das 1/4πε 0 in <strong>de</strong>n Gleichungen<strong>de</strong>r Elektrodynamik– Messgenauigkeit und -reproduzierbarkeitwie groß ist <strong>de</strong>rmaximal möglicheFehler?liefert Wie<strong>de</strong>rholung <strong>de</strong>r Messung zu an<strong>de</strong>rerZeit und/o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Bedingungen dasselbeErgebnis?⇒⇒Dies nicht so wichtig für die Schauversuche <strong>de</strong>r Vorlesung, jedochsehr für wissenschaftliche Arbeitsiehe Praktikum!<strong>1.</strong>3. Physikalische Mo<strong>de</strong>lle und Theorien−Experimente meist so gestaltet, dass bestimmte Einflüsse <strong>de</strong>utlich messbar sind,an<strong>de</strong>re (stören<strong>de</strong>) Einflüsse dagegen unterdrückt wer<strong>de</strong>n.Beispiel:Fallgesetz: – Körper mit hoher Massendichte– kein Wind u.a.– am besten Vakuumturm⇒⇒Fall-Verhalten nur von Masse <strong>de</strong>s Körpers abhängig, alle sonstigen Eigenschaften(Dichte, Form, ....) sind unerheblichBild (Mo<strong>de</strong>ll) <strong>de</strong>r Punktmasse−Physikalische Gesetze, die in <strong>de</strong>r Regel durch Formeln ausgedrückt wer<strong>de</strong>n,sind <strong>de</strong>n Vereinfachungen <strong>de</strong>s Mo<strong>de</strong>lls angepasst, d.h., Dinge, die in <strong>de</strong>m betrachtetenZusammenhang keine Rolle spielen, kommen nicht mehr vor.⇒Einfachheit und Klarheit. Man muss aber immer wie<strong>de</strong>r überprüfen, ob dieVoraussetzungen <strong>de</strong>s Mo<strong>de</strong>lls im konkreten Fall gelten−Hypothesensind mehr o<strong>de</strong>r weniger („Arbeitshypothese“) begrün<strong>de</strong>te Vermutungendienen oft <strong>de</strong>m Entwurf von Experimenten („Wenn ... so ist, dann müsste doch ...“)sind die Vorstufen von GesetzmäßigkeitenPrinzipiell ist die Physik natürlich immer offen für unerwartete experimentelleErgebnisse, insofern ist keine Gesetzmäßigkeit „absolut“. Mit zunehmen<strong>de</strong>rVervollständigung <strong>de</strong>s Bil<strong>de</strong>s von <strong>de</strong>r Welt, <strong>de</strong>r zunehmen<strong>de</strong>n Menge von zusammenpassen<strong>de</strong>nund sich gegenseitig stützen<strong>de</strong>n Befun<strong>de</strong>n, steigt natürlich4


<strong>Einleitung</strong>das Zutrauen in die gefun<strong>de</strong>nen Gesetzmäßigkeiten. Deshalb wird z.B. die Suchenach einem perpetuum mobile als Zeitverschwendung abgelehnt.−Theorien sind die (überwiegend mathematische) Formulierung gefun<strong>de</strong>ner o<strong>de</strong>rhypothetischer 1 Gesetzmäßigkeiten. Sie beziehen sich auf ein bestimmtes physikalischesMo<strong>de</strong>ll, d.h., bestimmte Bedingungen (z.B. das Fehlen von Reibung beim Fallgesetz).wichtige Rolle <strong>de</strong>r Mathematik und <strong>de</strong>r ComputertechnikArbeitsteilung Experimentalphysik - Theoretische Physik wegen <strong>de</strong>s enormenWissensvolumens (Kepler, Newton, Galilei waren nicht spezialisiert!)„Experimente mit <strong>de</strong>m Computer“ = Herausfin<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r wesentlichen Gesetzmäßigkeiten/Theoriebildunganhand experimentell überprüfter Konstellationenund Berechnung experimentell praktisch unzugänglicher Konstellationen<strong>1.</strong>4. Der „Stammbaum <strong>de</strong>r Physik“Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r Mechanik:grundlegend für vieles an<strong>de</strong>rebeispielhaft (z.B. bezüglichMo<strong>de</strong>llbildung)({1}, S. 14)<strong>1.</strong>5. Wichtige Größen und Maßeinheiten<strong>1.</strong>5.<strong>1.</strong> Länge: mVorsilbe lt. SI-System10 3 m 1 km kilo10 -3 m 1 mm milli10 -6 m 1 µm mikro10 -9 m 1 nm nano } → feinstbearbeitete Oberfläche10 -12 m 1 pm pico1 Es gibt auch Theorien, die zunächst hypothetisch sind!5


<strong>Einleitung</strong>10 -15 m 1 fm femto → Atomkern-Durchmesser10 -10 m 1 Å Angström → Atom-Durchmesser1 Lichtjahr 1 Lj = 9,465 10 15 m1 Parsec 1 pc = 3 10 16 m<strong>1.</strong>5.2. Zeit: sDie Sekun<strong>de</strong> ist <strong>de</strong>finiert als das 9.192.63<strong>1.</strong>770-fache <strong>de</strong>r Perio<strong>de</strong>ndauer eines bestimmtenÜbergangs zwischen Energieniveaus <strong>de</strong>s 133 Cs-Atoms. !5 10 17 s Alter <strong>de</strong>s Universums1 10 17 s Alter <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong>2 10 13 s Zeit seit <strong>de</strong>r Entwicklung <strong>de</strong>s ersten Menschen10 -3 s 1 ms10 -6 s 1 µs10 -9 s 1 ns → Anregungsdauer eines Atoms10 -12 s 1 ps → ultrakurzer Laserpuls; „Ultrakurzzeitphysik“10 -15 s 1 fs → Perio<strong>de</strong>ndauer einer Lichtwelle<strong>1.</strong>5.3. Masse: kgMasse (zur Zeit noch) <strong>de</strong>finiert über <strong>de</strong>n in Paris aufbewahrten 1 kg-Pt-Ir-Zylin<strong>de</strong>r(früher: 1 dm 3 H 2 O bei 4 °C). !Angestrebt:Übergang zu Si-Einkristallkugel mit <strong>de</strong>finierter Atomanzahl (= Anschlussan genauer meßbare atomare Einheiten)extreme Beispiele: Masse eines Elektrons: 10 -30 kgMasse <strong>de</strong>r Sonne: 10 30 kgMasse <strong>de</strong>r Milchstraße: 10 42 kg<strong>1.</strong>5.4. Temperatur: KEin Kelvin ist <strong>de</strong>r 273,16te Teil <strong>de</strong>r thermodynamischen Temperatur am Tripelpunkt<strong>de</strong>s Wassers. (Der Tripelpunkt <strong>de</strong>s Wassers liegt bei 273,16 K = 0,01 °C.) !6


<strong>1.</strong>5.5. WinkelIm Alltag, in <strong>de</strong>rGeographie usw.:zweckmäßig: Bogenmaß =<strong>Einleitung</strong>11° = Vollkreis 360!1° = 60‘ = 60 60“(Bogenminute) (Bogensekun<strong>de</strong>)Bogenlänge LRadius R!Dann ist <strong>de</strong>r Vollkreis =2πRR= 2 π.Streng genommen hat <strong>de</strong>r Winkel im Bogenmaß auch eine Maßeinheit:SI-Einheit: <strong>de</strong>r Radiant; [α] = rad = m m -1SIDer Vollkreis ist also 2π rad ≈ 6,28 rad; 1 rad ≈ 57°Der Physiker spricht aber von „Winkel 3/4π“ o.ä.<strong>1.</strong>5.6. RaumwinkelDer Raumwinkel ist <strong>de</strong>finiert über die eingeschlossene Fläche S auf <strong>de</strong>r Kugeloberfläche,geteilt durch das Quadrat <strong>de</strong>s Kugelradius. !Ω =S2RDer Vollwinkel ist daher4πRΩ = = 4π.2R2Kommentar:− Die Fläche S ist ein beliebiger (in sich geschlossener) Teil <strong>de</strong>r Kugeloberfläche.− Der Raumwinkels u.a. wichtig für die Beschreibung von Strahlungsemission.− SI-Einheit: <strong>de</strong>r Steradiant; [Ω] = sr = m 2 m -2 SI7

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