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Die Medienberichterstattung über AusländerInnen

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2Medienverhalten dieser Gemeinschaft gelenkt wird, aus dem sich auchHinweise für die Integration ableiten lassen.Schließlich sollen Perspektiven aufgezeigt werden, die im Rahmen der<strong>Medienberichterstattung</strong> durch Toleranzkampagnen gegen Fremdenfeindlichkeitdazu beitragen können, das Zusammenleben zwischen Deutschen undMenschen nichtdeutscher Herkunft zu verbessern.Abschließend erfolgen noch einige Anmerkungen zur aktuellenbundesdeutschen Debatte um die Zu- und Einwanderung, da noch in dieserLegislaturperiode ein entsprechendes Gesetz vorgelegt werden soll.Zunächst jedoch einige allgemeine idealtypische Anforderungen an diedemokratiepolitisch-normative Integrationsfunktion der massenmedialenBerichterstattung über Ausländerinnen und Ausländer.Zu den integrativen Aufgaben der <strong>Medienberichterstattung</strong>Den Medien kommt eine zentrale Rolle bei der Konstruktion kulturellerIdentitäten und der Legitimation kultureller Zugehörigkeit zu. Für dieAufnahmegesellschaft haben insbesondere die elektronischen Massenmedieneinen erheblichen Anteil an der Prägung der Vorstellungen und des Wissensvom kulturell Anderen und Fremden. Im komplexen Gemeinwesen sorgen siedafür, dass die Individuen über ihren eigenen Erfahrungshorizont einVerständnis von der Gesellschaft gewinnen und sich mit ihr identifizieren.Darüber hinaus fungieren die Medien als „Sozialisationsagenten“ (Maletzke1980, S. 201) neben den traditionellen Instanzen wie Familie, Schule undPeer-Groups.Medien reflektieren nicht nur den sozialen Wandel, sondern beeinflussengesellschaftliche Realitäten grundlegend, aus denen eine gemeinsame Basis fürsoziales Handeln entstehen kann. (vgl. Hansen/Lang/Neumann 2001, S. 9,Sarcinelli 1997, S. 403f.). Ohne Massenkommunikation ist letztlich keinekommunikative Integration von Gesellschaften im Modernisierungsprozessmöglich (vgl. Saxer 1990). 22Dabei kann vor allem das „Leitmedium“ Fernsehen als kulturelles Forum die verschiedenenLebensauffassungen und Lebensstile der Gesellschaft thematisieren und damit öffentlichverhandelbar machen. Indem die Individuen Medienberichte rezipieren und zu ihrer alltäglichenErfahrung in Beziehung setzen, werden Bedeutungen ausgehandelt, die somit in den kulturellenDiskurs eintreten. Durch die Vermittlung politischer Informationen über die Medien werden Werte,Normen und Rollenmuster der am Diskurs beteiligten Protagonisten präsentiert (vgl. Fiske 1987).


4Minderheitenreligionen soll die Möglichkeit zur Artikulation eingeräumt wird.Dabei stehen vier Ziel- und Mitteldimensionen im Vordergrund:• „Der Integrationsrundfunk soll die verschiedenen gesellschaftlichen Stimmenzu Worte kommen lassen.• Der Integrationsrundfunk soll die Gesellschaft in umfassender Weiseabbilden.• Der Integrationsrundfunk soll das Publikum möglichst in seiner Gesamtheit,sowohl individuell als auch als Gruppe, erreichen.• Dabei soll der Integrationsrundfunk den gesellschaftlichen Zusammenhaltfördern und nicht beeinträchtigen.“ (Saxer 1990, S. 720)Ob sich die Medienkommunikation integrativ oder desintegrativ auswirkt, hängtsowohl von den konkreten Inhalten als auch vom Nutzerverhalten ab, aufdas später exemplarisch am Beispiel von deutsch-türkischen Rezipienteneingegangen wird. Zunächst einige Eindrücke über die Qualität derMedienberichte zum Themenkomplex Zu- und Einwanderung.<strong>Medienberichterstattung</strong> über Migranten und Migrantinnen<strong>Die</strong> Einwanderung von Ausländerinnen und Ausländerinnen in dieBundesrepublik Deutschland und ihre daraus resultierenden Konsequenzen fürdie Mehrheits- und Minderheitengesellschaft ist nach wie vor ein kontroversdiskutiertes Thema, das zum Teil nicht den Regeln der Sachebene undrationaler Argumentation folgt, sondern auch populistische Motive bedient, daBedrohungsszenarien entworfen werden, die einer empirischen Überprüfungnicht stand halten. 3 Innerhalb der öffentlichen Debatte über Chancen, Risikenund Aufgaben der Migration sind statt wechselseitiger Akzeptanz unddialogischen Strukturen zwischen Aufnahmegesellschaft und Migrantengruppenmitunter auch deutliche Signale von latenter oder offener Ausländerfeindlichkeitzu finden. 4In diesem Diskurs bildet die <strong>Medienberichterstattung</strong> einen eigenen, in seinerWirkung nicht zu unterschätzenden Faktor. Beim Blick auf die inhaltlicheBerichterstattung bundesdeutscher Presseorgane zum Thema Integration fällt3Grundsätzlich müssten bei der Bewertung der angesprochenen Entwicklung die KomplexeEinwanderung und Integration analytisch voneinander getrennt werden.4Dabei wird einer von Butterwegge, Hentges und Sarigöz herausgegebenen Studie aus demJahr 1999 zufolge innerhalb der öffentlichen Wahrnehmung häufig übersehen, dass z.B. imJahr 1997 die Zahl der Abwanderer die Zahl der Zuwanderer um mehr als 20.000 Personenüberstieg.


5die Bilanz eher negativ aus. In Beiträgen über Menschen nicht-deutscherHerkunft wird nicht nur in den Boulevardblättern diskriminiert, sondern nichtselten auch in den sogenannten Qualitätsmedien. 5Insgesamt gelangt Georg Ruhrmann (1999b) zu dem Ergebnis, dass die<strong>Medienberichterstattung</strong> beim Thema Ausländer überwiegend mit Negativimagesoperiert und dadurch das Gesamtbild verzerren:• Berichte über Ausländer und Ausländerinnen werden überproportional häufigmit Straftaten in Verbindung gebracht. Obwohl z.B. nur bei 2% der inDeutschland lebenden Kurden von einer Gewaltbereitschaft ausgegangenwerden kann, werden Begriffe, wie „Kurden-Terror“, „Kurden-Krieg“ oder„Terror-Kurden“ geprägt.• <strong>Die</strong> sogenannte Ausländerproblematik wird oftmals pauschal als„Türkenproblem“ oder „Asylantenproblem“ gebrandmarkt.• Kulturelle Folgen weltweiter Wanderungsprozesse werden primär in einerSemantik der Bedrohung zum Ausdruck gebracht.5Nach einer Untersuchung der Zeitschrift Medien Tenor von 1998 sind in der BILD-Zeitung44% der Berichte über Ausländer mit einer negativen Konnotation versehen. Ähnliche Zahlenergeben sich bei der Analyse der Nachrichtenberichterstattung von ARD, ZDF, RTL und SAT1. Dort spielt die Forderung nach einer Einwanderungsregelung, der Verweis auf einIntegrationsdefizit und die Bedrohung des Islam eine zentrale Rolle. Der SPIEGEL titelte inseiner Ausgabe von (16/1987): „Gefährlich fremd. Ausländer in Deutschland. Das Scheitern dermultikulturellen Gesellschaft“. Auf dem Cover der Ausgabe (48/1998) wurde die Theseformuliert: „Zu viele Ausländer? Sprengsatz für Rot-Grün“. In diesem Artikel wurdenrassistische Stereotypen und Klischees formuliert, die pauschal behaupteten, dass Ausländerdie Integration ablehnen, die Gesellschaft unterminieren und kriminell seien. Auch der FOCUS(31/1997) titelte zum Schwerpunkt „Kriminalität als Wahlkampfthema“ mit der Überschrift:„Gefährliche Ausländer. Fakten, Daten, Mißstände. So brisant ist die Lage wirklich“. Visuellwurde die Überschrift von einer Pistolenmündung eingerahmt, die direkt auf den Leser gerichtetist, um in dieser Form das angebliche Bedrohungspotential durch Ausländer undAusländerinnen zu symbolisieren. An anderer Stelle ist von „Zeitbomben“ bei der Beschreibungjugendlicher Ausländer die Rede. In einer Untersuchung über das Türkeibild in der deutschenPresse im Kontext der Beziehungen zwischen der Türkei und der EU gelangt Gür (1998) zudem Ergebnis, dass die Qualitätszeitungen ‚Frankfurter Rundschau‘, ‚Süddeutsche Zeitung‘,‚Frankfurter Allgemeine Zeitung‘ und ‚<strong>Die</strong> Welt‘ sich weniger durch eineHintergrundberichterstattung auszeichnen würden, sondern übereinstimmend überereignisbezogene Themen berichtet hätten, denen es an Sachlichkeit und Neutralität mangelnwürde. Dazu Ruhrmann (1999a): „Als Resümee bleibt festzuhalten, daß die Medien ein ehernegatives Image der hier lebenden Ausländer/innen verbreiten: Wenn überhaupt überausländische Arbeitnehmer/innen berichtet wird, dann häufig im Zusammenhang mitKriminalität.“


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11Aussiedler oder als deutsche Staatsbürger aus dem Ausland nach Deutschlandgekommen (vgl. Münz/Seifert/Ulrich, 1999, 18ff.). Inzwischen leben mehr als2,4 Mio. türkische Staatsbürger aus drei Generationen in Deutschland (vgl.Weiß u.a 2000). Weitere 220.000 eingebürgerte „neue“ Deutsche türkischerHerkunft verfügen inzwischen über einen deutschen Pass (vgl. Sauer/Goldberg2001 ).Eine unlängst vom Zentrum für Türkeistudien im Auftrag des Ministeriums fürArbeit, Soziales, Qualifikation und Technologie des Landes NordrheinWestfalen (NRW) herausgegebene Untersuchung (Sauer/Goldberg 2001) hat imRahmen einer Langzeitstudie eine Mehrthemenbefragung mit Daten zurLebenssituation und Partizipation türkischer Migranten in NRW durchgeführt, umIntegrationserfolge und –defizite aus der Perspektive der Migrantenaufzuzeigen. Auf der Basis einer vollstandardisierten, computerunterstütztenTelefonumfrage von 1000 volljährigen Personen türkischer Herkunft vom Juni2000 gelangt die Untersuchung zu dem Ergebnis, dass eine breite Mehrheitder Befragten persönliche Kontakte zu Deutschen besitzt, mehr als 80% mitihren Wohnverhältnissen zufrieden sind und zwei Drittel keine Rückkehr in dieTürkei planen. Als problematisch wird die Arbeitsplatzperspektive aufgrund derschlechten Schul- und Ausbildungssituation in Deutschland wahrgenommen.Mehr als die Hälfte der befragten Personen schätzt die Sprachkompetenz beimVerstehen des Deutschen mittelmäßig bis schlecht ein und das Interesse ampolitischen System in Deutschland bzw. der Politik in der Bundesrepublik istnach wie vor geringer ausgeprägt als an der türkischen. Weiterhin istherausgearbeitet worden, dass mehr als 90 % der befragten Deutsch-TürkenFremdenfeindlichkeit für ein zentrales Problem in NRW halten, zumal jedersiebte Muslim bzw. Muslimin bereits negative Erfahrungen im Umgang mitDeutschen aufgrund seiner bzw. ihrer Religionszugehörigkeit gemacht hat.Ansätze zu „Parallelgesellschaften“ und die Entwicklung einer gemeinsamenPolitischen Kultur


12Vor allem Deutsch-Türken 14 stellen einen zentralen wirtschaftlichen undkulturellen Faktor in der Bundesrepublik dar. 15 Offen ist allerdings noch dieFrage, inwiefern dieser von der Bildung einer „Parallelgesellschaft“ (vgl.Oberndörfer 2001) begleitet ist. In Stadtteilen mit einem hohen Anteil antürkischen Zuwanderern ist der Aufbau eines infrastrukturellen Komplexes zubeobachten.<strong>Die</strong> Gruppen aus den jeweiligen Herkunftsländern bilden parallel zurMehrheitsgesellschaft, in der sie leben, noch einmal alle wichtigen Institutionenund sozialen Beziehungsgeflechte in Teilgesellschaften ab. Neben religiösenGemeinden, politischen Organisationen und ökonomischen Verbänden wirddiese Entwicklung auch durch die Mediennutzung landessprachlicherFernsehprogramme und Printmedien geprägt.In diesen ansatzweisen „Parallelgesellschaften“ steht die Selbststabilisierungder Persönlichkeit durch das soziale Umfeld, Hilfs- und Orientierungsfunktionenfür Neuankommende, Förderung gegenseitiger Selbsthilfe auf der Basisvertrauter Verhaltensgewohnheiten sowie die Verbesserung der Chancen zurRepräsentation der Gruppeninteressen nach außen im Mittelpunkt. Nebensolchen positiven Tendenzen können sich aber durch derartige Prozesse auchnegative Entwicklungen ergeben, da diese strukturelle Segregation eineprinzipielle Distanz zur Mehrheitsgesellschaft nach sich ziehen kann.Es besteht etwa die Tendenz zur Bildung „Transatlantischer Räume“, indenen sich ökonomische, politische und kulturelle Beziehungen zwischenPersonen und Kollektiven außerhalb der jeweiligen Staatsgrenzen desHerkunftslands verdichten. Dabei bezieht sich der Raum nicht nur auf14Der Begriff der „Deutsch-Türken“, der im Folgenden verwendet wird, bezieht sich nicht aufdie Staatsangehörigkeit, sondern spiegelt die Tatsache wider, dass laut der Beauftragten derBundesregierung für Ausländerfragen für die meisten Ausländer und Ausländerinnen dieBundesrepublik Deutschland zum faktischen Lebensmittelpunkt geworden ist. <strong>Die</strong>s ist u.a. aufdie Aufenthaltsdauer zurückzuführen: So lebten Ende 1999 ein Drittel aller Ausländer undAusländerinnen schon zwanzig Jahre und länger in Deutschland, 40 % hatten Aufenthaltszeitenvon mehr als fünfzehn Jahren und mehr als die Hälfte Aufenthaltszeiten von mehr als zehnJahren, vgl. Daten und Fakten zur Ausländersituation, Beauftragte der Bundesregierung fürAusländerfragen (Hrsg.), 19. Aufl., Berlin im Oktober 2000.15Rund 4% aller Türken in Deutschland sind selbständig. Bundesweit existieren etwa 80.000türkische Betriebe mit ca. 250.000 Arbeitsplätzen und eine Jahresumsatz von 25 bis 39Milliarden DM (vgl. Schulte 2001). Einer Prognose zufolge wird die Zahl der Unternehmer sichbis zum Jahr 2010 voraussichtlich verdoppeln; der Umsatz gar verfünffachen. Darüber hinauswerben immer mehr deutsche Unternehmen in türkischen Medien und der Geschäftszweig des„Ethnomarketing“ gewinnt zunehmend an Bedeutung. Einige türkische Betriebe sindMedienunternehmen wie Metropol FM, Persembe oder Vabee.com.


13physische Gegebenheiten, sondern auch auf makrostrukturelle Voraussetzungenin Form von sozialen und symbolischen Bindungen von Gemeinschaften (vgl.Faist 2000).Faktisch bestehen jedoch Tendenzen von Einwanderern, sich nachHerkunftsländern in Teilgesellschaften zu segregieren, die auch jeweilseigenständige politische Öffentlichkeiten bilden.<strong>Die</strong> Chancen zum Erwerb der für die gleichberechtigte Partizipation in derMehrheitsgesellschaft notwendigen Fähigkeiten zur Erlangung von Sprach-,Bildungs- und beruflichen Kenntnissen kann durch die Segregationeingeschränkt werden. Das, was sich am Anfang des Aufenthaltes in derMehrheitsgesellschaft als Schleuse für die Selbststabilisierung und Orientierungerweist, kann dann später zu einer fortwährenden Erneuerung vonBegrenzungen, Defiziten in Sprach- und sonstigen Kenntnissen über dieMehrheitsgesellschaft führen und dadurch Integrationshindernisse aufbauen.Gleichwohl wird deutlich, dass die hier lebenden Deutsch-Türken bis auf ihrenMigrationshintergrund nicht mehr viel gemeinsam haben: In den Gruppen derersten, zweiten und dritten Einwanderergeneration spiegeln sichgesellschaftliche Segmentierungen durch unterschiedliche soziale Schichten,Bildungsniveaus und unterschiedliche Religionen und Religionsverständnissewieder. 16Mediennutzung von Deutsch/TürkenEine wesentliche Grundlage für den Integrationsprozess in Deutschland bildetdas Erlernen der Sprache der Mehrheitsgesellschaft, die u.a auch durchentsprechende Medienrezeption vermittelt werden kann. Der Grad derIntegration dürfte infolgedessen davon abhängen, dass u.a. auch durch die Artund Weise des Medienkonsums durch Deutsch-Türken in Deutschland ihreBereitschaft und ihre Fähigkeit zu Integrationsleistungen beeinflusst wird.Es stellt sich die Frage, welche medienspezifischen Arrangements dieOrientierung und Integration von Einwanderern begünstigen bzw. behindern.Zunächst muss also nach den Wirkungen von Mediennutzungsverhalten indiesem Zusammenhang gefragt werden.16Mehr als 22.000 türkische Studierende sind an deutschen Hochschulen eingeschrieben underfahren somit eine verbesserte schulische Bildung und Berufsqualifikation als die ersteEinwanderergeneration. Mehr als 50.000 türkische Selbständige erwirtschafteten 1998 einenJahresumsatz von 46,1 Mrd. DM und schafften mehr als 260.000 Arbeitsplätze (vgl. Zentrumfür Türkeistudien 1999, S. 108).


14<strong>Die</strong> Bevölkerung in der Bundesrepublik Deutschland informiert sich über dasGeschehen in der Gesellschaft primär über Presse, Hörfunk und das„Leitmedium“ Fernsehen. Im Rahmen des Grundversorgungsanspruches sollenin erster Linie die öffentlich-rechtlichen Medien durch ihre Berichterstattung diepolitische Partizipation fördern. Im Falle der Migranten und Migrantinnen sollensie dementsprechend durch die Präsentation von Informationen und dieHerstellung von Vertrautheit auch die Identifikation mit derAufnahmegesellschaft fördern. Für die Mitglieder einer Gesellschaft stellenMedien einen wichtigen Zugang dar, um den Wandel zu einer durchverschiedene Migrationshintergründe geprägten multi-kulturellen Gesellschaft zubegreifen und dabei neue Formen der Identitätsbildung und Integration zueröffnen. Da Deutsch-Türken ein von den übrigen Gruppierungen derGesellschaft zu unterscheidendes Mediennutzungsverhalten aufweisen, mussdies zum Ausgangspunkt der Analyse werden.<strong>Die</strong> Rezeption türkisch- und deutschsprachiger Medienangebote hängt von derLebenssituation, dem Integrationsstatus, der Sprachkompetenz und denInformations- und Unterhaltungsinteressen ab.In der Bundesrepublik sind zum gegenwärtigen Zeitpunkt neun Tageszeitungenund zwei Wochenzeitungen aus der Türkei erhältlich. Darüber hinaus existierenin Deutschland eine Reihe von Presseorganen, die von deutsch-türkischenJournalisten auf den Markt gebracht worden sind. 17 Türkischsprachige17<strong>Die</strong> inzwischen eingestellte Zeitschrift „etap“ unter der Redaktionsleitung von Ozan Sinanbeschäftigte sich mit dem deutsch-türkischen Leben. Innerhalb des deutschsprachigen Lifestyle-Magazins, das vorwiegend für ein jüngeres Publikum konzipiert worden ist, wurde nebenKultur-, Mode- und Ratgeberthemen über binationale Ehen ebenso berichtet wie über dasErdbeben in der Türkei. Seit April 1999 existiert die kostenlose Zeitschrift „TÜRKIS“ mit demtürkischen TV-Programm auf dem deutschen Markt, das in der Januarausgabe vomChefredakteur Hakan Uzan als Produkt von Wünschen, Hoffnungen und Idealen der jungentürkischen Generation angepriesen wird. Dort finden sich Portraits türkischer Musiker undSportler, Kultur- und Freizeitberichte. Eine primär kommerzielle Ausrichtung verfolgt dieAnzeigenpublikation NRW Rehberei , die in ihrem Branchenverzeichnis einen Überblick übertürkische Waren- und <strong>Die</strong>nstleistungsanbieter in Nordrhein-Westfalen in überwiegend deutscherSprache vermittelt. Das Verzeichnis wird durch türkischsprachige Bürgerinformationen zu denThemen Arbeits- und Aufenthaltserlaubnis, Staatsbürgerschaftsangelegenheiten undEheschließungen ergänzt.Weiterhin hat sich die Fachzeitschrift für Medienberufe „Sage und Schreibe“ 3&4 (1999) demThema „Ausländer in den deutschen Medien“ gewidmet. In der Ausgabe von „SPIEGEL-Reporter“ (2/2000) diskutieren die TV-Moderatorin Nadja Abd El Farrag, der Autor FeridumZaimoglu und der grüne Bundestagsabgeordnete Cem Özdemir über den Stand der Dinge beider Integration von Ausländern in Deutschland. Eine differenzierte Berichterstattung zumThema findet sich auch im Heft „ZEITPUNKTE“ (2/1999), wo das Thema „Türken in


16Eine Studie von Schulte (2001) gelangt hingegen zu konträren Ergebnissen.Deutsch-Türken nutzen seiner Untersuchung zufolge in ihrer überwiegendenMehrheit türkische Medien.<strong>Die</strong> Marktanteile im Fernsehen von türkischen Programmen liegen laut seinerTelefonumfragen mit ca. 2500 Personen bei rund 75%, während etwa 25%deutsche Programme rezipieren. Das Fernsehen stellt mit Abstand diewichtigste Informationsquelle für Nachrichten dar und spielt die zentrale Rollein der Gestaltung der heimischen Freizeit. Der durchschnittlicheFernsehkonsum der Deutsch-Türken pro Tag liegt bei rund 5 Stunden und istdamit mehr als doppelt so hoch wie bei den Deutschen (2,1 Stunden).Geschlechtsspezifische Unterschiede lassen sich dabei kaum feststellen. Beiden Inhalten dominiert das Interesse an Unterhaltung, gefolgt von Informationund „Action“ (vorwiegend amerikanische Filme). Der quantitativeMedienkonsum nimmt bei zunehmendem Haushaltsaufkommen und höheremSozialstatus geringfügig ab.<strong>Die</strong> Vorliebe von Deutsch-Türken für türkische Medien stellt Schulte zufolge einPhänomen dar, das nahezu unabhängig vom Alter, dem Geschlecht,Einkommen, der Aufenthaltsdauer und der formalen Integration stattfindet.Schließlich spielen in der türkischen „Medienwelt“ die bundesrepublikanischeGesellschaft und Politik nur eine marginale Rolle. Stark verkürzte undeinseitige Informationen, so die Kritik, werden vermittelt, die so gut wiekeinen Bezug zum Alltag der Migranten und Migrantinnen in Deutschlandhaben. <strong>Die</strong>se Entwicklung bestätigt auch eine Untersuchung des Zentrums fürTürkeistudien (1996, S. 46): „Deutschland und die in Deutschland lebendenDeutsch-Türken spielen für die türkischen Fernsehsender nur eine geringeRolle. <strong>Die</strong> Konturen eines Deutschlandbildes erscheinen daher aufgrund dergeringen Zahl der Bezüge auf Deutschland, die an den Untersuchungstagengefunden wurden, höchstens fragmentarisch.“ Ein zentralesIntegrationshindernis auf seiten der Einwanderer entsteht durch dieüberwiegende Innengerichtetheit der Aufmerksamkeit für gesellschaftliche undpolitische Sachverhalte sowie der praktizierten Kommunikation. <strong>Die</strong>se Tendenzwird durch die Nutzung eigensprachlicher Medien, wie Fernsehen,Tageszeitungen und Videos zusätzlich forciert. <strong>Die</strong>ses Mediennutzungsverhaltenist insbesondere bei der deutsch-türkischen Minderheit in Deutschland zubeobachten. Durch die medienzentrierte Konzentration auf die im Herkunftslandvorherrschenden Probleme, Konfliktlinien, Themen und Sichtweisen kann einedauerhafte Entfremdung von den Themen der Mehrheitsgesellschaft erfolgen.


17Es wird prognostiziert, dass sich als Reaktion auf eine aktuelle MinderheitenundEntfremdungssituation unter Migranten und MigrantinnenErinnerungsfragmente aus der Heimatkultur zu einer Ersatzidentität verformen,die zur Stabilisierung des Selbstwertgefühls dient.Dennoch fungieren Medien lediglich als Verstärker für bereits vorhandeneEinstellungen. Insofern kann eine potenzielle Entfremdung vomImmigrationsland nicht monokausal z.B. auf die überwiegende Nutzungtürkischsprachiger Medienangebote zurückgeführt werden. Bei derGesamtbewertung spielen die außerhalb der Medien liegenden Einflüsse zurIsolierung und der ggf. fehlenden sozialen Mobilität eine entscheidende Rolle(vgl. Heinemann/Kamcili 2000). In ihrer Funktion als Verstärker könnenMedien allerdings die Entwicklung einer Politischen Kultur wesentlichmitbeinflussen. Von daher ist nach den Auswirkungen der mehrheitlichenNutzung von Medien aus dem Herkunftsland auf Migranten und Migrantinnenzu fragen.FazitEs ist offen, ob die Integration etwa von Deutsch-Türken in derBundesrepublik durch das Medienrezeptionsverhalten begünstigt oder behindertwerden kann, oder ob der Konsum von überwiegend türkischen Programmendazu beiträgt, dass die Bildung von Parallelgesellschaften begünstigt wird (vgl.Hafez 2001). Der Einfluss türkischer Medien auf die in Deutschland lebendenMigranten und Migrantinnen kann als ambivalent klassifiziert werden. Einerseitsbieten türkischsprachige Medien die Möglichkeiten, aktuelle Entwicklungen imHerkunftsland zu verfolgen, und können damit in dieser Hinsichtidentitätsfördernd wirken. Andererseits sind Rückzugstendenzen in eine eigeneethnisch-kulturell inszenierte Ersatzidentität zu beobachten, die ggf. die bereitsvorhandene Isolation unterstützen und eine Abschottung der türkischsprachigenBevölkerung im medialen Bereich nach sich ziehen, da dort so gut wie keineInformationen über Deutschland vermittelt werden. Der gegenseitige Austauschals Voraussetzung für die Entwicklung von gemeinsamen Grundzügen einerdemokratischen Politischen Kultur kann demzufolge nicht stattfinden. <strong>Die</strong>Schaffung von Begegnungs- und Kooperationsmöglichkeiten zwischenMinderheits- und Mehrheitsgesellschaft ist m. E. zwingend erforderlich, um dieIntegrationskompetenz auf beiden Seiten zu erarbeiten, die als Basis für dieGewährleistung eines verfassungsrechtlich notwendigen Mindestmaßes an


18Offenheit, Vertrauen, individueller Entfaltungschancen, Partizipation undFreiheitsspielräumen erforderlich ist. Welche Rolle dabei insbesondere dieMediennutzung und die <strong>Medienberichterstattung</strong> einnehmen, ist genauer zuuntersuchen. Aufgrund der integrations- und medientheoretisch vorliegendenBefunde liegt die Hypothese nahe, dass es nicht integrationsförderlich seinkann, wenn Migranten und Migrantinnen nur wenige Informationen derGastgesellschaft rezipieren, in der sie leben.Es ist davon auszugehen, dass die Mehrheits- und Minderheitskulturen in denMassenmedien sowohl bei der Berichterstattung als auch bei der Rezeptionangemessen berücksichtigt werden müssen, damit beide Gruppen Empathieund Verständnis für die verschiedenen – wenn auch nicht für alle –Möglichkeiten der Lebensgestaltung erlangen können.Ausgangspunkt für Intergrationsbemühungen sollte also die Anerkennung vonPluralität in der sozio-kulturellen Ausdrucksweise sein. Schließlich musssoziale Integration immer wieder unter den Bedingungen des sichverändernden sozialen Wandels neu geschaffen werden.Angesichts der latenten und offenen Diskriminierung ist es jedenfalls nichterstaunlich, dass Migrantinnen und Migranten sich von derAufnahmegesellschaft sowohl durch den Medienkonsum heimatsprachlicherProgramme als auch durch den Rückzug in sogenannte„Parallelgesellschaften“ abgrenzen.<strong>Die</strong> skizzierten ausländerfeindlichen Entwicklungen in Bezug auf die<strong>Medienberichterstattung</strong> über Ausländer stehen in einem krassen Gegensatz zuden normativen Erwartungen an eine Politikvermittlung, die den Ansprucherhebt, differenziert und glaubwürdig zu berichten. So ist sie im Gegenteilangehalten, zur Toleranz beizutragen, für Menschenrechte einzutreten, sowiepositive Beispiele und Identifikationsmöglichkeiten zu schaffen. 20Es ist zu klären, welche Maßnahmen insgesamt erforderlich sind, um dieIntegration von Deutsch-Türken in Deutschland durch die<strong>Medienberichterstattung</strong> voranzutreiben. Folgende Fragen können dabei zuKriterien für einen angemessen Medienumgang mit Minderheiten mitMigrationshintergrund führen:• In welcher Form werden Einwanderer und Einwanderinnen in dendeutschen Medien dargestellt?20<strong>Die</strong>s gilt natürlich auch für die Aussagen der Politiker, die über die Medien transportiertwerden.


19• Werden sie eher als abgegrenzte problematische Minderheit oder alsintegraler Bestandteil einer multi-kulturellen Gesellschaft wahrgenommen?• Tragen Medien zur Orientierung und Integration von Migranten bei oderlassen die empirischen Befunde eher Tendenzen zur Desinformation undDesintegration vermuten?• Werden den Menschen der zweiten und dritten Einwanderergenerationausreichend Möglichkeiten geboten, adäquat an sozialen Zusammenhängen,Lebensstilen und Ereignissen in dem Land zu partizipieren, in dem sieihren Lebensmittelpunkt haben?Durch die Beantwortung dieser Fragen kann eine reflektierte Beurteilung derQualität von Medieninhalten angeregt werden, die Stigmatisierungen vermeidet.<strong>Die</strong> Grundlagen einer integrativen Berichterstattung sind u.a. folgende Leitlinien(vgl. Ruhrmann 1999a):• Migranten und Migrantinnen sollten als sozial autonome und politischeIndividuen wahrgenommen werden und nicht nur als Repräsentanten einerbestimmten Nationalität.• <strong>Die</strong> wirtschaftlichen Leistungen von Arbeitskräften nicht-deutscher Herkunftsollten im Rahmen der journalistischen Berichterstattung einenangemessenen Raum einnehmen.• <strong>Die</strong> deutsch-ausländischen Austauschprogramme im Bereich von Kultur,Politik und Bildung sollten ebenfalls in den Presseorganen eine adäquateBerücksichtigung finden.• <strong>Die</strong> Medienkompetenz von Migranten und Migrantinnen sollte gefördertwerden.Grundsätzlich sollten die Probleme und Verständigungsprobleme imwechselseitigen Umgang zwischen Deutschen und Menschen nicht-deutscherHerkunft keinesfalls tabuisiert werden. Wechselseitige Anpassungsprozesse unddas Bemühen, die spezifischen Charakteristika und die Sprache des derjeweils anderen Kultur zu verstehen, sind wichtig, um ein friedliches undtolerantes Nebeneinander zu gewährleisten. Differenzen müssen im Rahmender <strong>Medienberichterstattung</strong> benannt werden, um potenzielle Kompromisse undLösungsvorschläge bei Kontroversen aufzuzeigen.Ausblick: <strong>Die</strong> aktuelle Debatte um die Zu- und Einwanderung


20Im Kontext der aktuellen politischen Debatte zur „Zu- und Einwanderung“zeichnet sich derzeit eine Kontroverse zwischen den Koalitionsparteien imBund zwischen der SPD und ‚Bündnis90/Grüne‘ ab, da die Positionenzwischen beiden Parteien in dieser Frage weit auseinander liegen. Weiterhinist die Bundesregierung auf einen Kompromiss mit den Oppositionsparteienangewiesen, um die Zustimmung des geplanten Zuwanderungsgesetzes durchden Bundesrat zu erhalten. Konkret werden Papiere zur Gestaltung derZuwanderung der von Bundeskanzler Schröder eingesetzten überparteilichenKommission unter der Leitung der ehemaligen Bundespräsidentin Süssmuth(CDU) und ein weiterer Entwurf unter der Federführung des saarländischenMinisterpräsidenten Müller (CDU) zur Zu- und Einwanderung diskutiert. Darüberhinaus wird ein Regierungsentwurf zu einem Zuwanderungsgesetz desBundesinnenministers Schily (SPD) innerhalb der Regierung und mit derOpposition kontrovers erörtert, der die Zuwanderung von Arbeitskräften regelnsoll, sowie das Ausländerrecht und weite Teile des Asyl- undFlüchtlingsrechtes bearbeitet. 21Stichwortartig lassen sich eine Reihe ganz unterschiedlicher Diskurse zumThema aufzeigen, die kontrovers diskutiert werden. Dazu gehören:• die Debatten zur deutschen Leitkultur, zum Nationalstolz und zur nationalenIdentität,• die differenzierte Beurteilung von Spätaussiedlern und Asylbewerbern,• Fragen der Integration u.a. durch Sprachkurse sowie schulische undberufliche Aus- und Fortbildungsmaßnahmen,• die Differenzierung bei der „Niederlassungserlaubnis“ von hochqualifiziertenAusländern und der begrenzten „Aufenthaltserlaubnis“ von Asylbewerbernund Flüchtlingen,• Fragen der inneren Sicherheit,• Aspekte des Familienzuzuges,• Bekämpfung des Asylmissbrauchs bei gleichzeitigem Erhalt desFlüchtlingsschutzes,• Fragen der Entscheidungskompetenzen und Zuständigkeiten bei derEntscheidung über die Integrationspolitik u.a. zwischen dem21An der Debatte beteiligen sich darüber hinaus u.a. die Wohlfahrtsverbände, dieAusländerbeauftragten, das Flüchtlingsamt und die Arbeitsgemeinschaften der Flüchtlinge, dieArbeitgeber und Gewerkschaften Richtervereinigungen sowie Menschenrechtsorganisationen.Nach den Terroranschlägen in den USA am 11.9.2001 werden zur Zeit bereits Fragen derinneren Sicherheit kontrovers diskutiert. Es ist zu erwarten, dass die Debatte auchKonsequenzen für das Zuwanderungsgesetz hat.


21Innenministerium und anderen Ressorts (z.B. Arbeits- undSozialministerium)Das Zuwanderungsgesetz soll noch in dieser Legislaturperiode bis zurnächsten Bundestagswahl im September 2002 verabschiedet werden. Es kanndavon ausgegangen werden, dass das Thema „Zu- und Einwanderung“ sowie„Nationale Identität“ eine zentrale Rolle im bevorstehendenBundestagswahlkampf spielen wird. 22 Insofern wird eine kontroverse über dieMedien vermittelte öffentliche Debatte erfolgen. Es ist zu befürchten, dassdiese Debatte im Wahlkampf erneut über ein hohes Polarisierungspotenzialverfügt, weniger den Regeln sachlicher Argumentation sondern vielmehr denMaximen der Diffamierung folgt. Es bleibt zu hoffen, dass sich aus derartigenEntwicklungen keine Ausländerfeindlichkeit ableitet, aus denen dann auchgewalttätige Übergriffe resultieren können. Angesichts der bereits jetzt zubeklagenden fremdenfeindlichen Angriffe auf Muslime in Deutschland nach denTerroranschlägen in Amerika am 11.9.2001 ergeben sich eher pessimistischePerspektiven.LITERATURArnswald, Ulrich / Geißler, Heiner / Leutheusser-Schnarrenberger, Sabine /Thierse, Wolfgang (Hrsg.) (2000): Sind die Deutschen ausländerfeindlich?49 Stellungnahmen zu einem aktuellen Thema, Zürich.Baringhorst, Sigrid (1998): Politik als Kampagne. Zur medialen Erzeugung vonSolidarität. Opladen, Wiesbaden.Beauftragte der Bundesregierung für Ausländerfragen (Hrsg.) (2000): Daten undFakten zur Ausländersituation, 19. Aufl., Berlin im Oktober 2000.Butterwegge, Christoph / Hentges, Gudrun / Sarigös, Fatma (Hrsg.) (1999):Medien und multikulturelle Gesellschaft. Opladen.Butterwegge, Christoph (1999): Massenmedien, Migrant(inn)en und Rassismus.In: Butterwegge, Christoph / Hentges, Gudrun / Sarigös, Fatma (Hrsg.):Medien und multikulturelle Gesellschaft., Opladen, S. 64-89.Eckhardt, Josef (2000): Mediennutzungsverhalten von Ausländern inDeutschland. In: Schatz, Heribert / Holtz-Bacha, Christina / Nieland,Jörg-Uwe (Hrsg.): Migranten und Medien. Neue Herausforderungen an22<strong>Die</strong>s ist zumindest von den Unionspolitikern Roland Koch, Friedrich Merz und MichaelGlos angekündigt worden.


22die Integrationsfunktion von Presse und Rundfunk, Wiesbaden, S. 265-271.Faist, Thomas (2000): Grenzen überschreiten. Transstaatliche Räume und seineAnwendungen. In: Faist, Thomas (Hrsg.): Transstaatliche Räume. Politik,Wirtschaft und Kultur in und zwischen Deutschland und der Türkei.Bielefeld, S. 9-56.Fiske, John (1987): Television Culture, New York.Geißler, Rainer (2000): Bessere Präsentation durch bessere Repräsentation.Anmerkungen zur medialen Integration von ethnische Minderheiten.Schatz, Heribert / Holtz-Bacha, Christina / Nieland, Jörg-Uwe (Hrsg.):Migranten und Medien. Neue Herausforderungen an dieIntegrationsfunktion von Presse und Rundfunk, Wiesbaden, S. 129-146.Güntürk, Reyhan (2000): Mediennutzung der türkischen Migranten. In: Schatz,Heribert / Holtz-Bacha, Christina / Nieland, Jörg-Uwe (Hrsg.): Migrantenund Medien. Neue Herausforderungen an die Integrationsfunktion vonPresse und Rundfunk, Wiesbaden, S. 272-280.Gür, Gürsel (1998): Das Türkeibild in der deutschen Presse unter besondererBerücksichtigung der EU-Türkei-Beziehungen, Frankfurt am Main.Hafez, Kai (2001): Globalisierung, Ethnisierung und Medien: Eine„Parallelgesellschaft“ durch türkischen Medien in Deutschland? In:Becker, Jörg / Behnisch, Reinhard (Hrsg.): „Zwischen Abgrenzung undIntegration – Türkische Medienkultur in Deutschland“. Dokumentationeiner Tagung vom 28. bis 30.Januar 2000 der Evangelischen AkademieLoccum, Loccumer Protokolle 3/00, Loccum 2001, S. 37- 48.Hansen, Leo / Lang, Tilman / Neumann, Ursula (2001): Einleitung. In:Hamburgische Anstalt für neue Medien (Hrsg.) (2001): Medien –Migration – Integration: elektronische Massenmedien und die Grenzenkultureller Identität, S. 9-14.Heinemann, Lars / Kamcili, Fuat (2000): Unterhaltung, Absatzmärkte und dieVermittlung von Heimat. <strong>Die</strong> Rolle der Massenmedien in deutschtürkischenRäumen, Bielefeld, S. 113-158.Heitmeyer, Wilhelm (1997): Fundamentalismus, Frankfurt am Main.Jarren, Otfried (2000): Gesellschaftliche Integration durch Medien?, ZurBegründung normativer Anforderungen an Medien. In: Medien- undKommunikationswissenschaft 1/2000, S. 22-41.Jungk, Sabine (1999): „Mehr Farbe in den Medien – ein Modellprojekt zurinterkulturellen Öffnung von Rundfunkanstalten. In: Butterwegge, Christoph


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