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Kopfschmerzbehandlung bei Kindern - Arbeitskreis ...

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meistens die Spannung des Frontalis-Muskels oder die Hauttemperatur - seltener das Kaliber der Temporalarterie- aufgezeichnet und den Patienten (akustisch oder optisch) zurückgemeldet. Die Kinder erhalten dann dieAufgabe, dieses Signal zu beeinflussen d.h. etwas zu tun, damit der Ton tiefer wird oder der Balken schmaler.Damit lernen sie, z.B. die Muskelspannung zu verringern. Entspannungs- und Biofeedback-Verfahren sindvergleichbar effektiv in der Beeinflussung der Kopfschmerzen (10). Die Entspannungsverfahren haben denVorteil, dass die Kinder von Geräten unabhängig sind und sie direkt im Alltag, z.B. während einer Klassenar<strong>bei</strong>t,eingesetzt werden können. Die Biofeedback-Verfahren sind für Kinder sehr motivierend, da sie an dem heutigenMedienverhalten ansetzen und in die Nähe von „Videospielen“ kommen.Verhaltenstherapeutische Multikomponentenprogramme sind meist aus folgenden Bausteinen zusammengesetzt:1. Aufklärung und Information über die Kopfschmerzen; gemeinsam mit dem Kind wird ein einfachesSchmerzmodell entwickelt, unterstützt durch Broschüren,2. Erkennen von Auslösern durch Führen eines Kopfschmerztagebuchs und ggf. Änderung in derLebensführung,3. Erlernen eines Entspannungsverfahrens (alternativ Biofeedback), das auch alsSchmerzbewältigungsstrategie eingesetzt werden kann,4. Erkennen eines Zusammenhangs zwischen „Streßsituationen“ und körperlichen Reaktionen,5. Erlernen von Streßbewältigung wie Erkennen negativer Gedanken, kognitive Umstrukturierung,gedankliche Schmerzkontrolle, Selbstsicherheit, Problemlösestrategien,6. Erlernen spezieller Schmerzbewältigung wie z.B. Aufmerksamkeitsumlenkung,7. Informationen an die Eltern, Hinweise für einen Umgang mit dem Verhalten der Kinder, wenn dieseKopfschmerzen haben bzw. Elterntraining (z.B. Abbau einer Schonhaltung); weitergehende Interventionenin der Familie nur nach spezieller Indikation (z.B. überzogene Leistungsansprüche).Mit dem „Help Yourself“ von McGrath et al. (16) liegt ein solches Programm vor. Ein ähnliches Konzept wurdevon Kröner-Herwig & Denecke (11) entwickelt. Unter dem Namen Konkordanztherapie ist ein solchesVerfahren auch schon früher <strong>bei</strong> <strong>Kindern</strong> erfolgreich erprobt worden und zeichnet sich durch guteLangzeitergebnisse aus (6). Diese Programme können therapeutengeleitet in einem Einzelkontakt oder in derGruppe durchgeführt werden. Denkbar ist auch die Durchführung in der Schule unter Anleitung mit spezielltrainierten Leitern. Eine besonders effiziente Form ist die sog. Selbstanwender-Bedingung, <strong>bei</strong> der dieTeilnehmer selbständig schriftliches Material verbunden mit speziellen Übungen durchar<strong>bei</strong>ten und nur einentelefonischen Kontakt zu dem Trainer/Therapeuten unterhalten. Solche ökonomischen Formen könnten denbreiteren Einsatz dieser Behandlungen erleichtern. Auch dieses Vorgehen mit einem minimalenTherapeutenkontakt zeichnet sich nach bisher vorliegenden Untersuchungen langfristig durch hohe Effektivität<strong>bei</strong> relativ geringem zeitlichen Aufwand aus. Dies betrifft Veränderungen in der Kopfschmerzstärke und -häufigkeit, sowie in der Anzahl der kopfschmerzfreien Tage (11, 15, 16, 17).Ein weiteres Therapieprogramm mit hypno- und familientherapeutischen Ansätzen wird zur Zeit in einerHeidelberger Ar<strong>bei</strong>tsgruppe erforscht (26).Es liegen somit auch im psychologischen Bereich effektive und effiziente Verfahren für die Behandlungkindlicher primärer Kopfschmerzen vor, anwendbar sowohl in der akuten Phase als auch zurKopfschmerzprophylaxe.Transkutane Elektrische Nervenstimulation (TENS)Bei diesem Verfahren stimuliert das Kind selbst (ab dem 6. Lebensjahr) zu Hause 1-2 x 30-40 min täglich mitHilfe von selbstklebenden Plättchenelektroden im Nackenbereich. Die Effektivität der TENS liegt <strong>bei</strong>Spannungskopfschmerzen höher als <strong>bei</strong> der Migräne. Der Vorteil der Methode liegt vor allem in derLangzeitanwendung <strong>bei</strong> Kombinationskopfschmerzen, wo<strong>bei</strong> die Unabhängigkeit vom Therapeuten (und vonMedikamenten) im Sinn einer verbesserten Selbstkontrollüberzeugung und Emanzipation des Kindes zuverstehen ist. Eine Reduktion von mindestens 50% der Anfälle kann <strong>bei</strong> den Spannungskopfschmerzen nach 1-3Monate <strong>bei</strong> ca. 4/5 der Kinder erwartet werden (20).AkupunkturAls Reservemethode kann Akupunktur in der Migränetherapie <strong>bei</strong> entsprechend motivierten <strong>Kindern</strong> und Elternwirksam eingesetzt werden, vor allem wenn Nebenwirkungen einer pharmakologischen Therapie aufgetretensind. Die klinisch bedeutsame Wirksamkeit darf allerdings nicht überschätzt werden, denn sie bewegt sich imRahmen der Effektivität anderer bekannter Behandlungsverfahren (13, 29, 32). Nachteilig ist mittelfristig vorallem die Abhängigkeit von einem spezialisierten Therapeuten. Die Realisierung einer Akupunkturtherapie istdeshalb in erster Linie durch die relativ kleine Zahl verfügbarer qualifizierter Ärzte begrenzt. Daneben ist dieMethode zeitlich vergleichsweise aufwendig und nur bedingt über die Krankenkassen abrechenbar.

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