Vortragstext - Die EPTA
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<strong>EPTA</strong>-Kongress vom 13. November 2005 in Wil SG<br />
Referat Udo Schmidt-Steingraeber<br />
<strong>Die</strong> Grundlage des Spielgefühls<br />
- der klassische Mechanikbau und dessen Neuerungen<br />
Als vor rund 600 Jahren Klavierinstrumente erfunden wurden, waren diese die<br />
Grundlage für eine enorme Erweiterung der kompositorischen Möglichkeiten. <strong>Die</strong><br />
Idee, einen Mechanismus zwischen Klangquellen und Musiker zu schalten, schuf<br />
völlig neue Möglichkeiten. Gleichzeitig waren die Tastaturen samt ihren<br />
Mechaniken aber auch eine "Entkoppelung" bzw. sogar Entfremdung der Spieler von<br />
den Schwingungen - und so versuchen seitdem die Instrumentenbauer, ein<br />
verlorenes Gefühl wiederzugeben: den unmittelbaren Bezug zu Ihrem Ton, einen<br />
direkten Zugriff auf die Saite.<br />
Mit meinem kleinen Vortrag möchte ich Ihnen<br />
1) - zunächst über den 200-jährigen Kampf um die beste Klaviermechanik berichten<br />
2) - den Zusammenhang zwischen Mechanik und Klanglichkeit darstellen<br />
3) - dann die Grundlagen des Spielgefühls beschreiben<br />
4) - samt und IHREN Möglichkeiten Einfluss zu nehmen.<br />
5) - und schließlich einige Patente und Neuerungen berichten<br />
Der heutige Vormittag könnte vielleicht zum "Prototyp" eines vertieften<br />
Austausches zwischen Pianisten, Komponisten und Klavierbauern werden - und damit<br />
bin ich mitten im ersten Abschnitt - denn früher fand die künstlerische<br />
Bedarfsanalyse für den Anschlag und die Umsetzung in die Klaviertechnik oftmals<br />
in Personalunion statt: bei Muzio Clementi, Ignatz Pleyel, Kalkbrenner, Henri<br />
Hertz u. a. m. - <strong>Die</strong>se Herren waren nämlich alles in einer Person: Künstler und<br />
Klavierbauer, Komponisten-Virtuosen-Fabrikanten.<br />
1) Der fast 200-jährige Kampf um die beste Klaviermechanik<br />
(Kurzüberblick)<br />
Als Bartolomeo Cristofori (1655-1731) im Jahr 1700 seine erste Hammermechanik<br />
den Medici präsentierte - bezog er sein "grave cembalo col piano e forte"<br />
bereits auf 300 Jahre Entwicklungsgeschichte des Mechanikbaus.<br />
Das Clavichord, Virginal, Spinett oder Cembalo - alle diese Instrumente<br />
verdankten ihre Entstehung der "Erfindung" der mehrstimmigen Musik im späten<br />
Mittelalter. Um die konsequente Weiterentwicklung des Fortepianos, wie die<br />
Zeitgenossen das neue Instrument nannten, machten sich allen voran die berühmten<br />
Orgelbauer Gottfried (1683-1753) und Johann Heinrich Silbermann (1727-1799)<br />
verdient. Das Problem der Auslösung bereitete den Pionieren des neu zu<br />
schaffenden Instruments größte Schwierigkeiten. Als nicht minder kompliziert<br />
erwies sich die technische Lösung der Repetition. (Solange eine Taste gedrückt<br />
ist, soll der Hammer nicht in seine Ruhelage zurückfallen, sondern auf halbem<br />
Wege abgefangen werden. Dadurch wird die Zeitspanne,<br />
nach der er wieder anschlagbereit ist, erheblich verkürzt. )<br />
Heinrich Silbermanns Schüler Johann Andreas Stein (1728-1792), Orgel- und<br />
Klavierbauer in Augsburg, gelang schließlich um 1770 der Durchbruch. Kurz darauf<br />
hatten auch englische Klavierbauer Erfolg - der bekannteste ist John Broadwood<br />
(1732-1812).<br />
Auf viele zeitgenössische Musiker muss Steins Erfindung wie eine Sensation<br />
gewirkt haben. Man war offensichtlich froh, im Pianoforte endlich ein<br />
uneingeschränkt brauchbares Instrument mit den erwünschten Eigenschaften zu<br />
besitzen. Jedenfalls hat sich z.B. Mozart nach seinem Besuch
ei Stein im Jahre 1777 nicht nur hochzufrieden und begeistert geäußert, sondern<br />
von da an in großem Stil für das neue Instrument komponiert.<br />
Was folgte, war aber eine Konkurrenz der Systeme. Denn während die meisten<br />
süddeutschen<br />
und österreichischen Klavierbauer zunächst die von Stein entwickelte Wiener<br />
Mechanik, auch Prellzungen-Mechanik genannt, bevorzugten,Stoßzungen-Mechanik<br />
vorrangig in England Zuspruch die deshalb auch Englische Mechanik heißt. Sie<br />
basiert auf den Arbeiten von Cristofori und Gottfried Silbermann und wurde von<br />
englischen Meistern zur Serienreife entwickelt.<br />
Englische oder Wiener Mechanik ?<br />
<strong>Die</strong> Wiener Mechanik zeichnet sich durch grazilen Aufbau und leichtgängige<br />
Spielart aus. Ihre technischen Möglichkeiten, aber auch ihre Grenzen,<br />
beeinflussten nachhaltig den Kompositionsstil der Mozart-Zeit. (Mit ihr<br />
ausgestattete Instrumente eignen sich besonders zur Wiedergabe rasch bewegter<br />
Virtuosenmusik, wie sie seit den achtziger Jahren des 18. Jahrhunderts in Mode<br />
kam. Vereinzelt wurde diese Mechanik in Wien (Bösendorfer, Ehrbar u.a.m.) noch<br />
bis zum Ende des 19. Jahrhunderts gebaut.)<br />
<strong>Die</strong> Englische Mechanik ist robuster gebaut und erlaubt handfesten Zugriff.<br />
Deswegen wurden Fortepianos, die mit ihr ausgestattet waren, zunehmend<br />
geschätzt. Komponisten / Pianisten setzten beide Mechaniken je nach Werk<br />
spezifisch ein. Beethoven komponierte die Klaviersonate op 106 auf einem<br />
Broadwood und wechselte danach wieder zum Wiener Flügel von Conrad Graf für die<br />
Kompositionen von op. 109,110,111. Es muss der Spielbarkeit und den fühlbaren<br />
Schwingungen zu tun gehabt haben dass Beethoven je nach Werk beide Systeme<br />
nutzte - mit dem Klang hatte es wahrscheinlich wenig zu tun, Beethoven war zu<br />
dieser Zeit bereits taub!<br />
<strong>Die</strong> bis dahin gebauten Hammerflügel umfaßten in der Regel fünf Oktaven, selten<br />
ein paar Töne mehr. Nach 1800 wuchs der Umfang beständig an und erreichte<br />
schließlich 7 1/3 Oktaven.<br />
Chopin verfuhr ähnlich, aber innerhalb des Systems - er spielte abwechselnd<br />
Erard, Pleyel oder Broadwood. - <strong>Die</strong> Engländer breiteten sich ohnedies rasch auf<br />
dem Kontinent aus und begannen schon bald, die Wiener Mechanik zu verdrängen. -<br />
Auf der Basis der Englischen Mechanik schuf Sébastien Erard um 1820 seine<br />
Repetitionsmechanik mit doppelter Auslösung um die immer komplizierter werdenden<br />
Kompositionen, immer dichteren Partituren zu bewältigen. <strong>Die</strong>se Mechanik setzte<br />
sich schließlich allgemein durch und wird heute noch - im Wesentlichen<br />
unverändert - benutzt.<br />
Größer, schwerer, lauter!<br />
Mit diesen drei Schlagworten lässt sich die weitere Entwicklung des<br />
Hammerflügels im 19.Jh. charakterisieren. <strong>Die</strong> Komponisten, allen voran<br />
Beethoven, verlangten eine Ausweitung des Tonumfangs aber auch die<br />
"Demokratisierung" des Konzertwesens erzwang bessere Klaviere<br />
für größere Säle, noch klangstärkere und auch "schnellere" Instrumente.<br />
<strong>Die</strong> größere Lautstärke erfordert vor allem eine höhere Saitenspannung. <strong>Die</strong>se<br />
wiederum bedingt eine stabilere Konstruktion des Instrumentenkörpers. In der<br />
Praxis führte das zur Anwendung der Rastenbauweise und schließlich zur<br />
Einführung des [Guß-]Eisenrahmens - eine Erfindung von A.Babcock, Boston 1825).<br />
- <strong>Die</strong> anfangs verwendeten zierlichen Mechaniken reichten nicht mehr aus, die<br />
hochgespannten Saiten zum Klingen zu bringen, erst recht als 1835 in England<br />
schließlich die harten Gußstahlsaiten erfunden wurden und Jean-Henri Pape in<br />
Paris den Schlüssel zur Saitenverlängerung fand: die kreuzsaitige Bespannung.<br />
Pape erfand konsequenter Weise auch den befilzten Klavierhammer - und diese<br />
Hämmer durch wachsende Filzauflagen immer schwerer.
So wurden im Laufe der Zeit alle Mechanikteile immer größer. Um 1880 war die<br />
Entwicklung<br />
vom Hammerflügel zum modernen Konzertflügel weitgehend abgeschlossen. Zur<br />
Standard-Ausstattung gehörten nunmehr eine schwere Holzkonstruktion (Rast), der<br />
gegossene Eisenrahmen, der kreuzsaitige Bezug und die Erard'sche<br />
Repetitionsmechanik mit doppelter Auslösung.<br />
<strong>Die</strong> Virtuosität des Klavierspiels kannte keine Grenzen mehr. Der bedeutendste<br />
Klavier-Virtuose des 19. Jhdts. war ohne Zweifel Franz Liszt (1811-1886). <strong>Die</strong>ser<br />
brillierte mit technischen Finessen und instrumentalen Kunststücken auf dem<br />
Klavier und nur er durfte<br />
1839 etwas wagen, was uns heute selbstverständlich vorkommt: er gab den ersten<br />
öffentlichen Klavierabend (zumindest in Europa ! Aus New York wird allerdings<br />
schon von einem Klavier Solorezital 1773 berichtet.)<br />
Aus den rund 1500 Teilen eines Cristofori-Spielwerkes waren 6000 Teile der<br />
modernen Mechanik geworden.<br />
Andere komponierende Virtuosenstars dieses stürmischen 19. Jahrhunderts waren<br />
Muzio Clementi (1752-1832), Johann Baptist Cramer (1771-1858), Friedrich<br />
Kalkbrenner (1785-1849), Franz Hünten (1793-1878), Henri Herz (1803-1888) und<br />
Sigismund Thalberg (1812-1871). Dem Kenner fällt auf , daß Clementi, Kalkbrenner<br />
und Hertz damals eine Art Personalunion kreeierten, welche heute - leider! -<br />
verloren ging: diese Pianisten waren nicht nur zugleich Komponisten, nein, sie<br />
gründeteten auch ihre eigenen Notenverlage oder Klavierfabriken, wie auch Pleyel<br />
in Paris oder Steingraeber in Leipzig. Steingraeber schrieb unter dem Pseudonym<br />
Gustav Damm eine Klavierschule die bis weit ins 20.Jahrhundert hinein<br />
viele Klavierspieler in Deutschland begleitete.<br />
2) <strong>Die</strong> Grundlagen des Spielgefühls - aus der Akustik<br />
<strong>Die</strong> Klaviermechanik soll als Verlängerung der menschlichen Arme funktionieren -<br />
nur der völlig natürliche Kausalzusammenhang zwischen musikalischer Idee ,<br />
körperlicher Aktion und musikalischem Ergebnis gibt den Pianisten<br />
interpretatorische Freiheit. Zu dieser intensiven Verbindung benötigen Sie nicht<br />
nur das Spielwerk sondern auch Energie im Spielwerk - und die kommt aus der<br />
Holzkonstruktion des Flügels. Sie setzen mit Ihrem Spiel Schwingungen in Gang<br />
und diese breiten sich gezielt in Energiekreisläufen aus.<br />
<strong>Die</strong>ses System wird mit einigen Bildern illustriert:<br />
Der Rasten Kraftaufnahme - Kippung Zarge<br />
<strong>Die</strong> Zarge Kippung Zarge - Stauchung Boden<br />
Resonanzboden (hier mit Sandprobe) Eigenfrequenzbestimmung<br />
Bodenlager Schwingungsaufnahme - Weiterleitung Zarge<br />
Kämpfer Schwingungsaufnahme - schließt den Kreis zw. den Zargenenden<br />
Gussplattenverbindungen zum Damm Kraftaufnahme Ablastung auf Rasten<br />
Gussplatte zur Zarge mit Stimmstock Ablastung der Zugkräfte auf Konstruktion<br />
Stuhlboden Fichte schwingt: nach oben in die Klaviatur / nach unten in die Lyra<br />
Resonanzboden mit Stegen<br />
Mechanik<br />
<strong>Die</strong>se Schwingungskreisläufe bedingen die Verwendung von<br />
- 100% natürlichen - schwingenden Hölzern<br />
- 100 % Holzverbindungen<br />
- Verzicht auf moderne, elastische Leime, uam.<br />
dies schließt eines aus: die Verwendung computergesteuerter Produktionsprozesse,<br />
denn diese summieren die natürlichen Schwankungen.
Alle Konzertflügel, die Pianisten i.d.R. akzeptieren, werden in dieser höchst<br />
altertümlichen Art und Weise gebaut - fast wie im 19.Jahrh.<br />
Aber ist diese "kunsthandwerkliche Bauweise" nicht gerade beim Spielwerk<br />
kontraproduktiv, gerade beim Spielwerk das der Klavierbauer ja auch als "die<br />
Maschine" bezeichnet ! ?<br />
Ist es nicht längst erwiesen, dass computergesteuerte Maschinen, Roboter und<br />
Hochtechnologie wesentlich präziser sind als die menschliche Hand und das<br />
menschliche Auge?<br />
Darf man im Jahre 2004 überhaupt noch ein Loblied auf den kunsthandwerklichen<br />
Klavierbau singen?<br />
<strong>Die</strong> Antwort heißt schlicht JA und lässt sich besonders gut mit dem Beispiel<br />
Yamaha belegen.<br />
Mit seiner Fertigung von Konzertflügeln CFIII3S bleibt dieser große Hersteller<br />
trotz moderner Fabriken immer noch beim Sonderweg der kunsthandwerklichen<br />
Fertigung - gleiches gilt für den Kawai EX-Konzertflügel! Will man also<br />
pianistisch einsetzbare Instrumente bauen, so greift man auch in Japan auf die<br />
traditionellen Prozesse zurück.<br />
<strong>Die</strong> Energie, die Sie mit Ihren Händen erzeugen, baut sich im Instrument auf und<br />
wird möglichst umfassend in Klang umgesetzt- die Restenergie kommt zu Ihnen<br />
zurück: Das Spielwerk soll also nicht nur perfekt den Anschlag an die akustische<br />
Anlage weitergeben. Nein, es muss auch ein Gefühl von Klang durch Körperschall<br />
an den Spieler zurückgeben - nämlich beim Fortissimo vibrieren, genauso wie auch<br />
die Pedale. Der erste große Unterschied zwischen Spielwerken von Industrie-<br />
Instrumenten und klassischen Klavieren ist<br />
- die Schwingung in den Tasten<br />
- und die Schwingung in den Pedalen.<br />
Deshalb sind die ersten Grundlagen des Spielgefühls die Resonanzen aus der<br />
akustischen Anlage<br />
3) <strong>Die</strong> Grundlagen des Spielgefühls<br />
In die akustisch / statische Anlage ist das Spielwerk, also Klaviatur und<br />
Mechanik integriert.<br />
Und hier kommt - genau wie in der Akustik auch - die Natur ins Spiel mit<br />
verschiedenen Hölzern<br />
Filzen, Leder, Tuche und, und, und ...<br />
<strong>Die</strong>se natürlichen Stoffe bergen aber eine große Gefahr in sich, sie sind nämlich<br />
niemals identisch!<br />
Und nun stellen Sie sich bitte vor, dass Sie alle diese Hölzer, Metalle und<br />
Textilien in Ihrer<br />
natürlichen Eigenheit und Abweichung von einem Computer und Roboter immer<br />
gleichmäßig und präzise eins wie das andere verarbeiten lassen: <strong>Die</strong> Maschinen<br />
addieren die Abweichungen der Natur und erreichen nie das Ideal der<br />
Konstruktion.<br />
Aber so werden die meisten Klaviere auf der Welt heute hergestellt: ein<br />
mittlerer Zustand eines jeden Stoffes wird angenommen und nach einem Schema<br />
verarbeitet - darüber hinaus vermeidet die Industrie wo es geht die Verwendung<br />
von natürlichem Material; das ist nämlich wesentlich sicherer z.B.<br />
Polyesterfilze.<br />
Deshalb ist auch der Mechanikbau Handarbeit.<br />
<strong>Die</strong> Tasten scheinen immer gleich - man kann zumindest das Niedergewicht exakt<br />
bestimmen und auswiegen - dennoch fühlen sie sich unterschiedlich an. Denn
Pianisten benötigen aber nicht nur den Widerstand, sondern auch den Auftrieb der<br />
Taste (sog. Aufgewicht) und zusätzlich Zentrifugalkräfte.<br />
<strong>Die</strong>se zu optimieren geschieht mit der genauen Plazierung der Tastenbleie nach<br />
dem Auswiegen am fertigen Spielwerk <strong>Die</strong> Wichtigkeit des Tasten-Tiefganges kennen<br />
Sie genau; ein sicheres Gefühl erzeugen aber nur besondere harte Druckfilze und<br />
harte Waagebalken Scheiben der einzige Platz für Span-Material in einem edlen<br />
Instrument.<br />
Achten Sie einmal auf die Piloten in den Tasten: es gibt welche mit sehr steilem<br />
Gewinde und die richtigen mit sehr flachem: die letzteren halten die Regulierung<br />
natürlich viel besser !<br />
Ein Wort noch zur Biegesteifigkeit der Taste.<br />
Das Fichtenholz ist elastisch und muss es auch sein. Bei extremstarken Anschlg<br />
im Bass kann es aber eine fatale Wirkung haben. Ein sehr starker Anschlag kann<br />
leiser klingen als ein etwas schwächerer Anschlag weil nämlich der bereits oben<br />
stehende Fänger den steigenden Hammer an dessen Schwanz bremst !<br />
fff = fff - aber ffff = mf !<br />
<strong>Die</strong> Dämpfung ist einer der sensibelsten Bereiche - klanglich wie mechanisch.<br />
Nebengeräusche beim Ausheben:<br />
- die Ursache ist Reibung horizontaler Filzschichten<br />
Nebengeräusche beim Aufsetzen:<br />
- die Ursache ist das "Nachhüpfen" vertikaler Filzschichten<br />
Steingraeber entwickelte für sich die Kombination aus horizontalen und<br />
vertikalen Filzen, sie werden je nach Register verwendet.<br />
- Nebengeräusche im Anschlagvorgang kommen aus dem Dämpferrechen wenn die<br />
Garnierung von Leim gehärtet ist:<br />
Beim klassischen Klavierbau ist deshalb Leim an den Dämpferführungen verboten.<br />
Fest steckende oder verbogene Dämpferdrähte zittern beim Anschlag und führen zum<br />
Nachklingen - formtreue, elastische Spezialdrähte mit extrem glatter Oberfläche<br />
schaffen Abhilfe.<br />
Dämpfer-Regulierung und Klang<br />
Ein Dämpfer dämpft auch, wenn er abgehoben ist - je dichter er an den Saiten<br />
steht, umso stärker wirkt das Luftkissen zwischen Anschlagpunkt an der Saite und<br />
Dämpferfilz - deshalb: lassen Sie von Ihrem Klavierbauer den Halbgang<br />
klangfreundlich und nicht zu knapp einstellen. Bitte lassen Sie die Dämpfer<br />
nicht von Studenten bekleben - Ihr Klavierbauer kann das für Sie erledigen !<br />
Hammerstiele<br />
jeder Diskantstiel muss abgeklungen werden. Seine Eigenfrequenz ist ein Hinweis<br />
auf seine Elastizität also den Energieverbrauch und das Klangergebnis. - <strong>Die</strong><br />
Durchbiegung des Hammers ist aber auch ein Hinweis auf ein registergerechtes<br />
Anschlaggefühl. Um dies zu optimieren werden meist zwei, bei Steingraeber drei<br />
verschiedene Querschnitte eingebaut.<br />
Der Hammerkopf und alle Fragen der Intonation sind allen Pianisten zur Genüge<br />
bekannt, deshalb möchte ich sie hier nur dann besprechen wenn Sie es wünschen.<br />
Entscheidend für das Spielgefühl ist aber auch das Eigengewicht. Deshalb lassen<br />
sich stark abgezogene Hämmer schwerer im pp-Spiel steuern deshalb muss der<br />
Klavierbauer beim Einbau neuer Hämmer auf das spezifische Gewicht des Kernholzes<br />
achten und das Gewicht beim Spitzen und Feilen der Hammerschwänze im Auge<br />
behalten. Natürlich müssen neue Hämmer mit Knochenleim eingeleimt werden - sonst<br />
droht Energieverlust!<br />
Bei Steingraeber verwenden wir speziell geformte Hammerköpfe. Sie sind schlanker<br />
als gewöhnlich und fördern so den Obertonreichtum - und sie halten länger, denn<br />
sie bekommen weniger schnell Rillen.
In den Bau des Flügelspielwerkes investiert Steingraeber & Söhne rund drei Mal<br />
so viel Zeit wie Industrieunternehmen: 90 Stunden + Intonation, das ist der<br />
Aufwand wie für drei Autos des Typs Golf!<br />
4) IHRE Möglichkeiten Einfluss zu nehmen<br />
- Druckpunkt - Abnicken hart oder weich<br />
- Steigen: schnell oder langsam<br />
- Auslösung: enger oder weiter<br />
- Tastentiefgang plus minus 0,5 mm<br />
- Tastengewicht zwischen 38 (Horowitz) und 60 g<br />
- una corda: pp-Pedal oder Charakterwechsel<br />
5) Patente und Neuerungen<br />
Gibt es zu tausenden - Klavierbauer sind Tüftler - und meist sind die<br />
Erfindungen für nicht mehr gut als fürs Kuriositätenkabinett.<br />
Foto Katzenklavier<br />
Foto Fingerspreitzer à propos: falls jemand wirklich zu kleine Hände haben<br />
sollte, können wir gerne normale Flügel mit schmäleren Klaviaturen liefern.<br />
Demo Klaviatur-Aufriss 1:1<br />
Zu einem neuen Patent habe ich eine Frage an Sie:<br />
es betrifft das sog. pédal hamonique - die umgekehrte Sostenuto Funktion (vgl.<br />
www.Pludermacher)<br />
Mechaniken für aufrechte Pianos<br />
Fotos drei Mechaniken nebeneinander<br />
Allen aufrechten Hammerklavieren haftete ein grundsätzlicher Mangel an: das<br />
Zurückfallen der Hämmer nach dem Anschlag erfolgt nicht wie beim Flügel allein<br />
aufgrund der Schwerkraft, sondern muss durch zusätzlich konstruktive Maßnahmen<br />
bewerkstelligt werden. Dadurch wird die Spielart undifferenziert und die<br />
Repetition erschwert. Seit dem Jahre 1993 bietet<br />
Steingraeber & Söhne an, die Piano-Mechanik mit Repetierschenkeln zu versehen,<br />
ähnlich dem Flügel. Damit ist es nun erstmals möglich, auch bei aufrechten<br />
Klavier 'in den Tasten zu trillern' also so tief zu repetieren wie beim Flügel.<br />
Ein ähnliches Gefühl erzeugt mit magnetischen Mitteln seit 2005 die DFM-<br />
Mechanik.<br />
Der Vorteil der großen Pianos liegt ja in der größeren Akustik auf kleinerem<br />
Raum: so entspricht ein Klavier der Höhe 130cm akustisch einem Flügel von 160cm<br />
Länge! <strong>Die</strong> besten Konzert-Klaviere Klaviere (Steinway, Bösendorfer,<br />
Steingraeber) überflügeln Flügel gleicher Preiskategorie in klanglicher Hinsicht<br />
erheblich!<br />
Flügel-Neuheiten und Patente<br />
Schon fast normal ist es, den Flügel mit einem Computer-Arbeitsplatz zu<br />
versehen. Für die Zeitgenössische Musik bieten wir Dämpferklaviaturen (schwarz<br />
weiß) zur Orientierung an, haben aber auch die Gussplatten ohne Querstreben<br />
konzipiert: Sie sollen an alle Punkten und Knoten der Saiten greifen können.<br />
Genauso neu wie auch umstritten ist die <strong>Die</strong> rollende Hammerrolle<br />
2 Fotos nebeneinander das Prinzip:<br />
rollende H'rolle: Wie Sie wissen, ist die Hammerrolle starr -<br />
dies erzeugt Reibung und Reibung erfordert Gegendruck beim Anschlag. <strong>Die</strong>ser<br />
Kraftbedarf kann bei den feinsten Pianissimo-Stufungen ein Hindernis sein.<br />
Jetzt gibt es die drehbare Rolle - und Sie können Sie selbst ausprobieren.
Der Flügel ist jetzt mit normaler Mechanik ausgestattet und ich lade Sie zu<br />
ersten Probespiel ein - nachher werden wir das Spielwerk wechseln - und<br />
Sie können vergleichen.<br />
6) Einige Worte den Besonderheiten der Steingraeber Flügel<br />
Salonflügel 168<br />
· einziger weltweit mit geradem Basssteg und direkter<br />
· Energieübertragung wie bei großen Flügeln ungewöhnliche Form deshalb die<br />
klangliche Überraschung und Sieger aller Flügeltests in Paris seit 1995<br />
Kammerkonzertflügel 205 Form des Lisztflügels von 1873<br />
20% höheres Aufgewicht als üblich = höhere Repetitionsgeschwindigkeit<br />
schmale Zarge = schmaler Boden<br />
= klangliche Differenzierung<br />
Konzertflügel E-272 Neuentwicklung des Jahres 2002<br />
Foto Draufsicht besondere Zargenform dient der Klangreflektion zum Pianisten<br />
Foto innen, Detail Kapodaster<br />
Ein angegossener Kapodaster schwingt selbst weniger und belässt der Saite mehr<br />
Schwingungsenergie - für die Saitendurchläufe wird er durchbohrt.<br />
Den kunsthandwerklichen Klavierbau sollte man vor Ort erleben. Steingraeber &<br />
Söhne die kleinste klassische Klavier- und Flügelmanufaktur der Welt - wir<br />
bieten Ihnen und Ihren Studenten gerne<br />
Seminare, Werkstatttage und Führungen an.<br />
(zurück)