Strukturierung von Schriftsätzen 3.pdf
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Stil und Form<br />
Der Deutsche, besonders der deutsche Gelehrte, ist geneigt, die Bedeutung der Form zu<br />
unterschätzen. Bestrebt, seinen Stoff in seiner ganzen Breite zu erforschen und in seiner<br />
ganzen tiefe zu durchdringen, verschmäht er oft, die angemessene, die gewinnende<br />
Form seiner Gedanken zu erarbeiten. Dieser Verzicht ist eine Gefahr. Denn nur wer einen<br />
Gedanken angemessen darzustellen vermag, beherrscht ihn wirklich.<br />
Jeder G edanke verw andelt sich m it der Form seiner Darstellung. G ehalt und G estalt sind<br />
in der Sprache untrennb ar. D ie Form ist kein G efäß, in das m an beliebigen Inhalt gießen<br />
könnte, der Gehalt keine Flüssigkeit, die man in jedem Gefäß auftragen könnte: Die Form<br />
ist die Kontur des Gedankens.<br />
Es gibt keine guten Bücher in schlechter Sprache. ... Die Form ist schön, w enn sie<br />
angemessen ist; die Form eines wissenschaftlichen Buches also, wenn es klar, knapp und<br />
leicht verständlich ist.<br />
Ludw ig Reiners, Stilkunst, Ein Lehrb uch deutscher Prosa , Vorfragen – Sprachmenschen und Sachmenschen<br />
Den Stil verbessern – das heißt den Gedanken verbessern und nichts weiter!<br />
Friedrich Nitzsche<br />
W echsel im Ausdruck ist b ei Verben, Adjektiven, Präp ositionen vorzüglich, bei Substantiven<br />
m eist unm öglich und absolut nicht erstrebenswert. Darin ist sich die<br />
Verständlichkeitsforschung mit den meisten Stillehrern einig.<br />
Hier herrscht totale Übereinstimmung zwischen Journalismus und Literatur, ja überwiegend<br />
sogar innerhalb der Journalistenzunft: Abstrakte Oberbegriffe ohne konkrete Einzelheiten<br />
sind ein Ärgernis. Kenne und nenne ich aber das Konkrete, so ist das Abstrakte fast immer<br />
überflüssig.<br />
Schneider Raue, Das neue Handbuch des Journalismus, Rohwoldt TB 2003, S. 206, 210