„Das Niveau war sehr hoch“ - Baufirma Prath
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Stadterneuerungspreis 2007:<br />
<strong>„Das</strong> <strong>Niveau</strong> <strong>war</strong> <strong>sehr</strong> <strong>hoch“</strong><br />
Am 18. Juni fand die Verleihung des 22. Wiener Stadterneuerungspreises im historischen<br />
Festsaal der Wiener Bauinnung statt. Die Jury <strong>war</strong> angetan vom hohen <strong>Niveau</strong> der einge-<br />
reichten Projekte.<br />
Bei der 22. Ausgabe des Wiener<br />
Stadterneuerungspreises stellten<br />
sich 20 Projekte dem Urteil<br />
der Jury. Die Entscheidung über das<br />
Siegerprojekt sowie den zweiten und<br />
dritten Platz <strong>war</strong> knapp. Zum zweiten<br />
Mal in Folge ging der erste Platz an ein<br />
Projekt aus dem 15. Wiener Gemeindebezirk,<br />
nämlich an die Wohnhausanlage<br />
Nobilegasse 28–30/Sturzgasse<br />
19–23. Den zweiten Platz sicherte sich<br />
das denkmalgeschützte Haus in der<br />
Harmoniegasse 6 im 9. Bezirk, das von<br />
Otto Wagner entworfen worden <strong>war</strong>. Mit<br />
dem Gründerzeithaus in der Selzergasse<br />
34 belegte ein weiteres Projekt aus<br />
dem 15. Bezirk den dritten Platz (Details<br />
und Bilder zu den Projekten siehe<br />
folgende Seite). Aber auch abseits der<br />
Sieger <strong>war</strong> die Jury von der Qualität der<br />
eingereichten Projekte begeistert: „Mir<br />
ist aufgefallen, dass relativ viele gute<br />
Projekte dabei gewesen sind, wo es<br />
nicht nur um minimale Instandsetzung<br />
gegangen ist, sondern auch Kubaturen<br />
geschaffen wurden. Das <strong>Niveau</strong> <strong>war</strong><br />
<strong>sehr</strong> <strong>hoch“</strong>, stellt die Wiener Landeskonservatorin<br />
Dr. Barbara Neubauer,<br />
selbst Jurymitglied, fest.<br />
Der Stadterneuerungspreis<br />
Der Wiener Stadterneuerungspreis<br />
wurde von der Landesinnung Bau<br />
1985 begründet und wird für Sanierungsprojekte<br />
alter Bausubstanz in<br />
Wien vergeben, deren Umsetzung sich<br />
durch einen besonders sensiblen Umgang<br />
mit vorhandener Bausubstanz<br />
auszeichnet. „Es geht um die Entwicklung<br />
einer Kultur. In der Art und Weise,<br />
wie ich mit älterer Bausubstanz umgehe,<br />
dokumentiere ich nicht nur eine<br />
kulturelle Grundhaltung, sondern auch<br />
wirtschaftlich Nachhaltigkeit in der Nutzung<br />
von vorhandenen Ressourcen“,<br />
beschreibt Neubauer den Nutzen des<br />
Stadterneuerungspreises. Für DI Michaela<br />
Trojan, Geschäftsführerin des<br />
Wiener Wohnfonds, steht die Vorbildfunktion<br />
der prämierten Projekte im<br />
Vordergrund: „Es sind einfach Vorzeigeprojekte,<br />
an denen sich andere messen<br />
können. Es ist eine Messlatte für<br />
weitere innovative Projekte.“<br />
In Wien stellt die Altbausanierung einen<br />
wichtigen Teil des Auftragsvolumens<br />
für die Baubranche. Daher gilt<br />
die Prämierung als besonders hohe<br />
Auszeichnung für Wiener Baumeister.<br />
DI Andreas Gobiet, Präsident der Architektenkammer<br />
für Wien, Niederösterreich<br />
und Burgenland, ebenfalls<br />
Jurymitglied, erklärt dazu: „Die Bedeutung<br />
des Stadterneuerungspreises liegt<br />
darin, dass man sieht, dass es für hervorragende<br />
Leistungen entsprechende<br />
Würdigung gibt.“<br />
Qualitätsvolle Sanierung<br />
Die Jury setzt sich aus Bauprofi s, Architekten,<br />
Vertretern des Denkmalschutzes<br />
und der Wirtschaftskammer<br />
zusammen, den Vorsitz führt Landesinnungmeister<br />
Walter Ruck. Entscheidend<br />
Foto: Robert Newald<br />
für die Preisvergabe sind verschiedene<br />
Faktoren, angefangen von der Fassade<br />
bis zum Ausbau des Dachgeschosses.<br />
Siegchancen haben Projekte, die ein<br />
harmonisches Gesamtkonzept umsetzen<br />
und den Spagat zwischen Alt und<br />
Neu, traditionsgebunden und modern<br />
schaffen.<br />
Mittlerweile werden bei der Wiener<br />
Stadterneuerung hauptsächlich Gebäude<br />
und deren Umgebung saniert, die<br />
Wohnzwecken dienen. Deshalb sind<br />
bei der Erneuerung der Bausubstanz<br />
thermisch-energetische Faktoren besonders<br />
wichtig. Von den Sanierungsmaßnahmen<br />
profi tieren insbesondere<br />
die dort ansässigen Bewohner. „In den<br />
vergangenen Jahren hat die Qualität<br />
der eingereichten Projekte gerade in<br />
der Breite zugenommen. Darin manifestiert<br />
sich die hervorragende Leistung<br />
der Wiener Baumeister, die auch den<br />
hohen Aufl agen des Denkmalschutzes<br />
genügt“, freut sich Landesinnungsmeister<br />
Ruck.<br />
Die prämierten Projekte<br />
Das Siegerprojekt in der Nobilegasse<br />
28 wurde hoch gelobt. Michaela Trojan<br />
erklärt, was ihr am Siegerprojekt besonders<br />
gefallen hat: „Es ist <strong>sehr</strong> innovativ.<br />
Neben der umfassenden Sanierung ist<br />
viel eingefl ossen, was heute im Neubau<br />
passiert. Den Wohnungen wurde<br />
auch zusätzlicher Freiraum zugeordnet.<br />
Die Qualitäten eines Althauses sind<br />
nicht verloren gegangen. Zusätzlich ist<br />
vieles dazu gekommen, was man an<br />
modernen Lösungen in Neubauten<br />
einbringt.“<br />
Z<strong>war</strong> sind denkmalgeschützte Gebäude<br />
etwas benachteiligt, weil sie Kubaturbeschränkungen<br />
unterliegen und<br />
beispielsweise ein Dachausbau nicht<br />
möglich ist. Trotzdem konnte sich ein<br />
denkmalgeschützter Bau den zweiten<br />
Platz sichern. Landeskonservatorin Dr.<br />
Neubauer: „Die Harmoniegasse zeigt<br />
ganz gut, dass es auch im denkmalgeschützten<br />
Bereich möglich ist, qualitätsvolle<br />
Wohnungen zu schaffen,<br />
die nach außen den denkmalschützerischen<br />
Aufl agen entsprechen.“<br />
Die prämierten Objekte des Wiener<br />
Stadterneuerungspreises beweisen die<br />
Meisterschaft der Wiener Baumeister,<br />
die gekonnt moderne Wohnstandards<br />
in historische Gemäuer integrieren.<br />
Durch Fachkompetenz und hohe Qualitätsansprüche<br />
sichern sie Bewohnern<br />
und Besuchern von Wien eine qualitativ<br />
hochwertige Stadtentwicklung.<br />
Die Siegerprojekte<br />
1. Preis:<br />
1150 Wien, Nobilegasse 28<br />
Bauherr: BWS Gemeinnützige allgemeine<br />
Bau-, Wohn- und Siedlungsgenossenschaft,<br />
registrierte<br />
Genossenschaft mit beschränkter<br />
Haftung.<br />
Planer: GSD Gesellschaft für Stadt<br />
und Dorferneuerung Ges.m.b.H. in<br />
Zusammenarbeit mit dem dem Architekturatelier<br />
Kiener ZT-KEG<br />
Baufi rma: Leyrer + Graf Baugesellschaft<br />
m.b.H.<br />
Die Wohnhausanlage Nobilegasse<br />
28–30 ist ein Gründerzeithaus, das<br />
1906 erbaut wurde. Sie besteht aus<br />
einer Randbebauung zur Nobilegasse<br />
und zur Sturzgasse. Die Anlage wurde<br />
durch eine geförderte Sockelsanierung<br />
mit Dachgeschossausbau und einem<br />
Teilabbruch auf technisch und optisch<br />
hohem <strong>Niveau</strong> modernisiert. Die alten<br />
Dächer wurden abgetragen und durch<br />
eine innovative Dachkonstruktion aus<br />
Leimholzbindern ersetzt. Dadurch<br />
konnten 16 Dachgeschosswohnungen<br />
mit über 1.000 Quadratmetern Nutzfl<br />
äche und 120 Quadratmetern Dachterrassen<br />
errichtet werden. Die 47 vorhandenen<br />
Wohnungen wurden saniert<br />
und teilweise zusammengelegt.<br />
Durch den bewussten Einsatz von Glas<br />
bei Aufzügen und Terassen bleibt der<br />
Freiraum zwischen den Trakten sicht-<br />
und erlebbar. Mit dem Abbruch von<br />
zwei Fensterachsen konnten die Höfe<br />
miteinander verbunden werden. Zudem<br />
erhalten die Nachbarliegenschaften dadurch<br />
mehr Licht. Zusätzlich schuf man<br />
mittels einer feingliedrigen Tragstruktur<br />
Loggien. Gemeinschaftseinrichtungen<br />
wie etwa der Kleinkinderspielplatz und<br />
der Ruhebereich im Hof runden das<br />
Vorzeigeprojekt ab.<br />
2. Preis:<br />
1090 Wien, Harmoniegasse 6<br />
Bauherr: Dr. Stefan Asenbaum<br />
Planer: riedl.architekten – Arch.<br />
DI Wolfgang Riedl – Arch. DI Peter<br />
Kohout<br />
Baufi rma: Ing. <strong>Prath</strong> Gesellschaft<br />
m.b.H. Nfg. KG<br />
Den zweiten Platz belegte das Haus<br />
Harmoniegasse 6. Dabei handelt es<br />
sich um ein Ensemble aus dem aus-<br />
36 BauinnungsJournal BauinnungsJournal 37<br />
Fotos: Siegerprojekt 1. Platz (2), Siegerprojekt 2. Platz (2)
laufenden Biedermeier, das unter<br />
Denkmalschutz steht. Otto Wagner hat<br />
alle Objekte (insgesamt zehn Häuser)<br />
geplant. Dr. Asenbaum er<strong>war</strong>b das<br />
Gebäude 2003 und setzte die Renovierung<br />
gemeinsam mit dem Bundesdenkmalamt<br />
und dem Wohnfonds<br />
Wien engagiert um. Die Fassade und<br />
die Fenster wurden im ursprünglichen<br />
Zustand und Farbe wieder hergestellt.<br />
Ebenso konnte der Originalzustand<br />
der Bodenbeläge und Innentüren samt<br />
Beschlägen großteils originalgetreu rekonstruiert<br />
werden. Im Hof entstand<br />
kontrastierend ein Liftzubau in einer<br />
Aluminium-Glaskonstruktion. Auch die<br />
straßenseitige Gaube sowie die hofseitige<br />
Dachaufklappung wurden in<br />
einer Aluminium-Glaskonstruktion neu<br />
ausgeführt. Die 14 Wohnungen im Gebäude<br />
wurden teilweise zusammengelegt.<br />
Das mittige Atelier im Dachgeschoss<br />
verband man mit der darunter<br />
liegenden Wohnung im dritten Stock,<br />
während der übrige Raum im Dachgeschoss<br />
zu Lagerräumen sowie einer<br />
Waschküche umgestaltet wurde.<br />
3. Preis:<br />
1150 Wien, Selzergasse 34<br />
Bauherr: Pater Bruno Meusburger<br />
Planer: Architekt Kronreif et Partner<br />
ZT GmbH<br />
Baufi rma: Leyrer + Graf Baugesellschaft<br />
m.b.H.<br />
Der dritte Platz ging an das Gründerzeithaus<br />
in der Selzergasse 34, das<br />
komplett saniert und an moderne<br />
Wohnqualität angepasst wurde. Im Altbau<br />
entstanden zwölf generalsanierte<br />
Wohnungen. Durch den Ausbau des<br />
Dachgeschosses konnten drei weitere<br />
Wohnungen gewonnen werden. Für<br />
den Dachausbau wählte man eine<br />
Holz-Elementbauweise, um die Bodenpressungen<br />
durch die Aufstockung<br />
möglichst gering zu halten.<br />
Die Wohnungen orientieren sich nach<br />
dem Umbau zum ruhigen und begrünten<br />
Hof. Acht Wohnungen verfügen<br />
nun über eine Loggia, eine Wohnung<br />
sogar über einen großzügigen<br />
Dachgarten. Der Dachgarten im 3.<br />
Stock ist allgemein zugänglich und mit<br />
einer gedeckten Loggia versehen.<br />
Architektonische Akzente setzt der verglaste<br />
Aufzugsturm vor der Hoffassade<br />
und die vorgehängten Loggiaboxen.<br />
Eine Solaranlage für die Warmwasseraufbereitung<br />
komplettiert das gelungene<br />
Sanierungsprojekt.<br />
Fotos: Robert Newald (4), Siegerprojekt 3. Platz (2)<br />
38 BauinnungsJournal BauinnungsJournal 39<br />
Alle Fotos: Robert Newald