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Von Island bis Italien und von Frankreich bis Polen

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Die Lebenshilfezeitung Seite 14<br />

Pressemitteilung<br />

Dattelner Palliativmediziner erhalten den Förderpreis ambulante<br />

Palliativversorgung<br />

Das Modellprojekt "Ambulante<br />

Pädiatrische Palliativversorgungszentren<br />

in NRW (APPZ)" erhielt<br />

jetzt den Anerkennungs- <strong>und</strong><br />

Förderpreis "Ambulante Palliativversorgung"<br />

der Deutschen<br />

Gesellschaft für Palliativmedizin.<br />

Das Projekt besteht aus zwei<br />

Teams: einem an der Vestischen<br />

Kinder- <strong>und</strong> Jugendklinik Datteln -<br />

einer Klinik der Universität<br />

Witten/Herdecke - <strong>und</strong> einem an<br />

der Universitätsklinik Bonn. Die<br />

wissenschaftliche Begleitforschung<br />

lag in Händen der RWTH Aachen.<br />

Die Auszeichnung unterstreicht die<br />

Bedeutung des Projektes, über<br />

dessen Fortführung zurzeit verhandelt<br />

wird. Obwohl der Gesetzgeber<br />

festgeschrieben hat, dass<br />

jeder Mensch das Recht auf eine<br />

spezialisierte ambulante palliativmedizinische<br />

Versorgung hat,<br />

klaffen in der Praxis der Versorgung<br />

<strong>von</strong> Kindern, die an lebenslimitierenden<br />

Erkrankungen<br />

leidenden, große Lücken. Denn die<br />

Kostenträger sind <strong>bis</strong>lang nicht<br />

bereit, Verträge zur Finanzierung<br />

spezialisierter ambulanter palliativmedizinischer<br />

Angebote zu<br />

schließen. Die Finanzierung der<br />

APPZ, zunächst angelegt auf zwei<br />

Jahre, läuft nun aus. "Wir hoffen<br />

sehr, dass wir in den Verhandlungen<br />

nicht nur das be-<br />

<strong>Von</strong> Kerstin Schweinsberg<br />

Das Prader-Willi-Syndrom (PWS) ist<br />

eine eher seltene Erkrankung. Es tritt<br />

meist sporadisch <strong>und</strong> bei durchschnittlich<br />

einem <strong>von</strong> 15.000 <strong>bis</strong><br />

10.000 Kindern auf. Mädchen <strong>und</strong><br />

Jungen sind etwa gleichhäufig<br />

betroffen. Es entsteht durch eine<br />

Beschädigung des elterlichen<br />

Chromosoms Nr. 15 <strong>und</strong> ist daher<br />

angeboren.<br />

Das PWS wurde erstmals 1956<br />

genauer <strong>von</strong> den Zürcher Kinderärzten<br />

Andrea Prader, A. Labhard <strong>und</strong><br />

Heinrich Willi beschrieben. Allerdings<br />

beschrieb John Langdon-Down, der<br />

auch das Down-Syndrom beschrieb,<br />

dieses Syndrom schon 1864. Im<br />

Jahre 1981 fand man dann heraus,<br />

dass es sich beim PWS um eine<br />

Genbesonderheit handelt <strong>und</strong> zwar<br />

um eine Unvollständigkeit des<br />

Chromosoms 15, die 90% aller<br />

Menschen mit PWS aufweisen. Dabei<br />

kann es aber zu unter-schiedlichen<br />

Genzusammenstellungen kommen.<br />

Bis heute gibt es keine Erkenntnisse,<br />

wodurch der Gendefekt genau<br />

ausgelöst wird. Er ist nicht vererbbar<br />

<strong>und</strong> scheint vollkommen spontan <strong>und</strong><br />

ohne Einfluss bestimmter Umwelteinflüsse<br />

aufzutreten.<br />

Die Folgen der fehlenden Genabschnitte<br />

sind vielfältig <strong>und</strong> können bei<br />

Menschen mit Prader-Willi-Syndrom<br />

in unterschiedlicher Weise abhängig<br />

stehende Projekt sichern, sondern<br />

einen Ausbau der spezialisierten<br />

ambulanten pädiatrischen Palliativversorgung<br />

erreichen können",<br />

erläutert Prof. Dr. Boris Zernikow,<br />

Inhaber des ersten Lehrstuhls für<br />

Kinderschmerz-therapie <strong>und</strong><br />

Pädiatrische Palliativmedizin an der<br />

Universität Witten/Herdecke <strong>und</strong><br />

Chefarzt des Vodafone Stiftungsinstituts<br />

für Kinderschmerztherapie<br />

<strong>und</strong> Pädiatrische Palliativmedizin an<br />

der Vestischen Kinder- <strong>und</strong> Jugendklinik<br />

Datteln. "Die gesetzlichen<br />

Voraussetzungen sind gut, aber die<br />

Kostenträger drücken sich vor ihrer<br />

Verantwortung!".<br />

Prader-Willi-Syndrom<br />

vom Alter zum Vorschein kommen.<br />

Die beobachtbaren Auswirkungen<br />

des PWS lassen sich zu einem<br />

Großteil auf eine fehlende Hormonfreisetzung<br />

im Hypothalamus<br />

zurückführen, die durch den Gendefekt<br />

verursacht wird.<br />

Fast alle Neugeborenen mit einem<br />

Prader-Willi-Syndrom zeigen eine<br />

ausgeprägte Verminderung der<br />

Muskelspannung, die bewirkt, dass<br />

die Kinder nicht richtig trinken können<br />

<strong>und</strong> oft eine Magensonde benötigen.<br />

Die Augen zeigen häufig eine mandelförmige<br />

Form <strong>und</strong> es kommen<br />

Schielen sowie Kurzsichtigkeit vor.<br />

Ungewöhnlich ist außerdem die<br />

unterdurchschnittliche Ausbildung der<br />

Geschlechtsorgane, bei Jungen wird<br />

häufig Hodenhochstand beobachtet.<br />

Mit zunehmendem Alter werden die<br />

Kinder kräftiger <strong>und</strong> trinken besser,<br />

der Verlauf der motorischen Entwicklung<br />

(Sitzen, Krabbeln, Laufen usw.)<br />

bleibt aber verzögert <strong>und</strong> Kinder mit<br />

PWS erlernen motorische Fähigkeiten<br />

erst verspätet. Auch die<br />

Intelligenzleistungen sind eingeschränkt,<br />

in der Regel im Sinne<br />

einer so genannten Lernbehinderung.<br />

Im Verlauf des dritten Lebensjahres<br />

entwickelt sich ein übermäßiges,<br />

zwanghaftes Hungergefühl, das<br />

körperliche Ursachen hat <strong>und</strong> nicht<br />

bewusst regulierbar ist. Dies führt,<br />

solange es nicht <strong>von</strong> außen streng<br />

Foto: Grünethal<br />

Dabei ist die <strong>von</strong> den ambulanten<br />

Kinderpalliativteams geleistete<br />

Arbeit gut <strong>und</strong> wertvoll, wie nun<br />

auch die Auszeichnung durch die<br />

Deutsche Gesellschaft für<br />

Palliativmedizin deutlich macht:<br />

B<strong>und</strong>esweit leiden r<strong>und</strong> 22.000<br />

Kinder an einer lebenslimitierenden<br />

Krankheit, jedes Jahr sterben mehr<br />

als 3.000 <strong>von</strong> ihnen daran.<br />

Besonders in den letzten Lebenswochen<br />

<strong>und</strong> -monaten belasten<br />

Symptome wie Schmerzen, Luftnot,<br />

Übelkeit <strong>und</strong> Krampfanfälle die<br />

Kinder <strong>und</strong> ihre Familien <strong>bis</strong> an die<br />

Grenze des Erträglichen. Die<br />

ambulanten Teams leisten hier<br />

Hilfe: Wenn auch die Gr<strong>und</strong>-<br />

kontrolliert wird, unweigerlich zu<br />

starkem Übergewicht, was durch die<br />

typische Bewegungsunlust verstärkt<br />

wird. Die zunehmende Selbständigkeit<br />

macht ein Abschließen der<br />

Küchen- <strong>und</strong> Vorratsräume notwendig.<br />

Die unterentwickelten<br />

Geschlechtsorgane führen zu einer<br />

meist später einsetzenden,<br />

gelegentlich jedoch auch verfrühten<br />

<strong>und</strong> unvollständigen Pubertät. Der<br />

pubertäre Wachstumsschub bleibt<br />

aus, deshalb sind u.a. eine geringe<br />

Körpergröße (Männer durchschnittlich<br />

1,55 m, Frauen durchschnittlich<br />

1,50 m) <strong>und</strong> eine<br />

veränderte Körperproportion (teilweise<br />

extreme Adipositas, insbesondere<br />

an Bauch, Hüfte <strong>und</strong><br />

Schenkel ) häufig.<br />

Kinder mit PWS haben aber auch<br />

viele Stärken: sie werden häufig als<br />

einsichtig, fre<strong>und</strong>lich, sozial, humorvoll,<br />

warmherzig <strong>und</strong> hilfsbereit beschrieben.<br />

Das Langzeitgedächtnis<br />

funktioniert meist sehr gut <strong>und</strong><br />

abhängig vom allgemeinen<br />

Intelligenzgrad entwickeln viele<br />

Kinder mit PWS eine große Freude<br />

am Lesen.<br />

Die Lebenserwartung <strong>von</strong> Menschen<br />

mit PWS ist zum Teil verkürzt, was vor<br />

allem durch die Adipositas <strong>und</strong> die<br />

Folgeschäden des häufig zusätzlich<br />

auftretenden Diabetes mellitus<br />

bedingt ist. Allerdings konnten hier in<br />

erkrankung nicht geheilt werden<br />

kann, gelingt es durch eine<br />

qualifizierte medizinische,<br />

pflegerische <strong>und</strong> psychosoziale<br />

Versorgung, die Symptome zu<br />

lindern <strong>und</strong> den Kindern, aber auch<br />

ihren Familien eine bessere<br />

Lebensqualität zu ermöglichen. So<br />

können die Familien die kostbare<br />

verbleibende Zeit so intensiv wie<br />

möglich miteinander verbringen -<br />

<strong>und</strong> häufig kann das erkrankte Kind<br />

auch zu Hause sterben. Eine<br />

Befragung der betroffenen<br />

Eltern durch das Evaluationsteam<br />

des Lehrstuhls für Palliativmedizin<br />

der RWTH Aachen zur Betreuung<br />

durch die ambulanten Kinderpalliativteams<br />

zeigte eindrucksvoll,<br />

dass die Unterstützung <strong>und</strong> Hilfe<br />

entscheidend zur Entlastung der<br />

Familie <strong>und</strong> zur Verbesserung der<br />

Lebenssituation zu Hause beiträgt.<br />

Der Anerkennungs- <strong>und</strong> Förderpreis<br />

für ambulante Palliativversorgung<br />

wird seit 2008 an<br />

Personen <strong>und</strong> Institutionen<br />

vergeben, die sich in besonderer<br />

Weise um die Entwicklung der<br />

Palliativversorgung im ambulanten<br />

Bereich verdient gemacht haben.<br />

Mit dem Preis wird bereits<br />

geleistete Arbeit geehrt, gleichzeitig<br />

soll auch eine zukünftige<br />

Weiterführung des jeweiligen<br />

Projektes gefördert werden. Stifter<br />

des Preises ist die Firma<br />

Grünenthal.<br />

den letzten 15-20 Jahren durch eine<br />

früh einsetzende, konsequente<br />

Therapie erhebliche Verbesserungen<br />

erreicht werden. Im Erwachsenenalter<br />

treten zunehmende<br />

neurologische <strong>und</strong> psychiatrische<br />

Probleme auf.<br />

Ein häufiger familiärer Streitpunkt bei<br />

einem Kind mit Prader-Willi-Syndrom<br />

ist die Frage nach dem Essen. Das<br />

starke Hungergefühl des Kindes lässt<br />

sich nicht mit in den Griff bekommen,<br />

da es biologischen Ursprungs ist. Als<br />

weitere Schwierigkeit kann sich die<br />

sehr hohe Emotionalität der Kinder<br />

heraus-stellen. Nur selten ist es<br />

Kindern mit PWS möglich, ihre<br />

Gefühle auf eine sozial akzeptierte<br />

Weise auszudrücken, was eine<br />

übertriebene <strong>und</strong> sehr starke<br />

Gefühlsäußerung nach sich zieht.<br />

Auch die Unfähigkeit, Veränderungen<br />

im Alltag zu akzeptieren, gibt immer<br />

wieder Gr<strong>und</strong> zu Konflikten (Quelle:<br />

wikipedia).<br />

Nähere Informationen zum PWS gibt<br />

es u.a. auch auf der Internetseite der<br />

Prader Willi Syndrom Vereinigung<br />

Deutschland e.V.:<br />

www.prader-willi.de<br />

Wichtig ist es aber, jeden Menschen<br />

als ein Individuum zu betrachten, das<br />

viele Fähigkeiten <strong>und</strong> immer einen<br />

individuellen Charakter hat!

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