Insolvenzen: Bremen mit Problemen - zwei:c Werbeagentur Gmbh

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AKTUELL / 16 Insolvenz: Ein Neuanfang ist möglich Foto: imago Krisenmanagement Viele Firmen sind derzeit blank: Allein im ersten Quartal 2009 stieg die Zahl der Unternehmensinsolvenzen gegenüber dem Vorjahreszeitraum um acht Prozent auf 7.700 Fälle. Doch nicht jede Pleite bedeutet das Aus für das betroffene Unternehmen. DIE DERZEITIGE KRISE lässt zahlreiche Unternehmen um ihre Existenz kämpfen. Einigen droht die Zahlungsunfähigkeit oder sie sind schon insolvent. In beiden Fällen muss vor Gericht ein Insolvenzverfahren eröffnet werden, was meist damit endet, dass die Firma abgewickelt wird und die Gläubiger einen Teil ihres Geldes bekommen. Es gibt jedoch eine Alternative, die viel zu selten genutzt wird. Sie ist zwar auch nicht ohne Nebenwirkungen, kommt aber immerhin ohne Steuergelder aus. Amerika macht es vor: In den USA hat die Sanierung großer Unternehmen Priorität vor der Zerschlagung oder Liquidierung. Nach „Chapter 11“ des In- NORDMETALL Standpunkte 5 / 2009
solvenzrechts arbeitet das Unternehmen so weiter, als sei nichts geschehen. Allein die Gläubiger werden nicht bedient. Währenddessen sucht der Insolvenzverwalter nach Möglichkeiten, die drückenden Schulden zu reduzieren. Nur wenn das gelingt, kann das ganze Geschäft langfristig weiterlaufen oder es können zumindest die lebensfähigen Teile gerettet werden. Firmen, die erfolgreich saniert wurden, sind z.B. Silicon Graphics (Computersoftware) und die Kaufhauskette Macy’s. Sie stand von 1992 bis 1994 unter dem Schutz von „Chapter 11“ und existiert heute noch. SELTEN GENUTZT: INSOLVENZ-PLANVERFAHREN Auch in Deutschland ist seit 1999 das sogenannte Insolvenzplanverfahren im Insolvenzrecht verankert, bei dem der Sanierung überlebensfähiger Unternehmen Vorrang eingeräumt wird vor einer Liquidation. Ein Insolvenzverfahren bietet immer dann eine Chance zum Neuanfang, wenn es genügend gesunde Substanz gibt. In diesem Fall können hierzulande ähnlich wie bei den amerikanischen „Chapter 11“-Regelungen die Geschäfte unter Gläubigerschutz weitergeführt werden. Währenddessen bemüht sich der Insolvenzverwalter um die Sanierung der Firma oder den Verkauf von Unternehmensteilen. Bislang kommt dieses Instrument der Unternehmenssanierung jedoch nicht richtig in Gang. In den Jahren kurz nach der Einführung führte es ein Schattendasein mit maximal 130 Fällen pro Jahr. Erst seit 2004 ist ein Anstieg zu beobachten – auf inzwischen 640 Fälle im Jahr 2008. Damit wird aber immer noch nur in 2,2 Prozent aller Insolvenzfälle versucht, das Unternehmen doch zu retten. Anders gerechnet: Es gibt in Deutschland bisher nur rund ein Insolvenzplanverfahren pro Amtsgericht und Jahr. Etwas besser sieht es z.B. in NRW und Baden- Württemberg aus: Dort werden die Gerichte jährlich mit wenigstens zehn Verfahren betraut. Warum das Insolvenzplanverfahren nicht in die Puschen kommt, ist schwer zu sagen. Vielfach mangelt es offenbar an Informationen darüber, dass es überhaupt eine solche Möglichkeit zum Neuanfang gibt. ZU WENIG KOMPETENTE ANWÄLTE Ein faktisches Nadelöhr für die häufigere Nutzung ist jedoch der Mangel an Insolvenzverwaltern mit entsprechenden Erfahrungen. Angesichts der geringen Fallzahlen wagen es nur wenige, sich auf dieses Gebiet zu spezialisieren: Das Institut für Mit- NORDMETALL Standpunkte 5 / 2009 telstandsforschung (IfM) Bonn und Creditreform kommen in einer Untersuchung zu dem Ergebnis, dass nur jeder zehnte Insolvenzverwalter bereits ein Planverfahren durchgeführt hat. Ein weiterer Engpass sind auch die Insolvenzgerichte: Die Richter können weitgehend frei entscheiden, wen sie als Verwalter einsetzen. Von Gerichten ohne Erfahrung mit Insolvenzplanverfahren werden auch Rechtsanwälte berufen, die eher auf Liquidierung setzen. Überdies ist es nicht einfach, beide Seiten überhaupt an einen Tisch zu bringen. Nach der Untersuchung von IfM und Creditreform scheitert ein Insolvenzplanverfahren am häufigsten an den überzogenen Vorstellungen der Gläubiger. Dabei bietet das Verfahren gerade ihnen handfeste finanzielle Vorteile. FÜR GLÄUBIGER SOGAR BESSER AKTUELL / 17 Insolvenzen: Bremen mit Problemen Bremen 55 Sachsen-Anhalt 241 Baden-Württemberg 594 Bayern 978 Niedersachsen 648 Hessen 421 Sachsen 489 Thüringen 146 Berlin 400 Hamburg 151 Rheinland-Pfalz 311 Nordrhein-Westfalen 2.590 Schleswig-Holstein 306 Saarland 80 Mecklenburg-Vorpommern 127 Brandenburg 175 Insgesamt 7.712 Insolvenzverfahren im 1. Quartal 2009 -15,0 Insolvenzverfahren: eröffnete und mangels Masse abgelehnte Verfahren Quelle: Statistisches Bundesamt Während die Kreditgeber bei einer Liquidation üblicherweise nur zu 4 bis 6 Prozent befriedigt werden, lassen sich nach dem Planverfahren im Schnitt etwa 20 Prozent der Forderungen gegen das Unternehmen bedienen. Vor allem Finanzämter und Sozialkassen spielen allerdings oft nicht mit. Sie sind meist die letzten Gläubiger, die Zugeständnisse machen – die ausführenden Organe des Staates behindern also nach Kräften, was der Gesetzgeber als Rettungsring vorgesehen hat. Das Insolvenzplanverfahren hat für die zu bedienenden Geldgeber noch einen weiteren Vorteil: Es dauert lediglich zwei bis drei Jahre – und damit längst nicht so lange wie die übliche Abwicklung im Falle eines endgültigen Aus. iwd -4,5 37,5 24,2 18,3 13,6 13,5 12,0 10,1 Veränderung 7,4 gegenüber 6,4 1. Quartal 2008 in Prozent 4,9 4,7 4,0 2,7 1,3 7,9 © 30/2009 Deutscher Instituts-Verlag
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