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Rezension zu Udo Schaefer, Was ist der Mensch?

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<strong>Schaefer</strong> damit aufzeigt: Gegen Verlet<strong>zu</strong>ngen durch die Staatsmacht schützeden Einzelnen das staatliche Gesetz, gegen sich selbst das Gesetz Gottes.Der Autor kennzeichnet den von Bahā’u’llāh gefor<strong>der</strong>ten Lebensvoll<strong>zu</strong>g alseinen „Mittelweg zwischen asketischer Weltverneinung und dem Hedonismus“.Weltentsagung sei nicht Weltverneinung, son<strong>der</strong>n Loslösung undSelbstbeherrschung im Kampf gegen die „Knechtschaft“ <strong>der</strong> Affekte, Triebeund Begierden. Die Affekte seien <strong>zu</strong> zähmen, <strong>zu</strong> sublimieren, dienstbar <strong>zu</strong>machen und „in menschliche Vollkommenheiten <strong>zu</strong> verwandeln“ (BeantworteteFragen 29:7).Im Mittelpunkt des zweiten Teiles steht die Integrationskraft <strong>der</strong> Idee <strong>der</strong>einen <strong>Mensch</strong>heit. Der Verfasser verwe<strong>ist</strong> auf die wachsende Heterogenität<strong>der</strong> westlichen Gesellschaften, kulturelle Ghettoisierungen, die Ausbildungvon Parallelgesellschaften und Erfahrungen konfliktträchtiger Pluralitätund kognitiver Dissonanz. Das hieraus resultierende Konfliktpotential seidurch ein anachron<strong>ist</strong>isch gewordenes Nationalstaats-Konzept nicht länger<strong>zu</strong> bewältigen, woraus <strong>Schaefer</strong> den Appell für die Einrichtung global wirksamerpolitischer Instanzen herleitet.<strong>Schaefer</strong> we<strong>ist</strong> auf die Gefahren hin, die gesellschaftliche Vielfalt wegen <strong>der</strong>mit ihr verbundenen „Zentrifugalwirkung“ in sich birgt. Vielfalt bedürfe <strong>der</strong>Integration. Ohne Balance zwischen Einheit und Vielfalt werde ein Gemeinweseninstabil und letztlich unregierbar. Die multikulturelle Gesellschaftbedürfte einer Leitidee und übergreifen<strong>der</strong> verbindlicher Werte, einesinterkulturellen Normkonsenses. Das Bild von <strong>der</strong> einen <strong>Mensch</strong>heitsfamilie,die Vision universeller Bru<strong>der</strong>schaft, die Idee eines Weltbürgertums,das auf <strong>der</strong> anthropologischen, politischen und rechtlichen Gleichheitaller <strong>Mensch</strong>en und <strong>der</strong> Anerkennung <strong>der</strong> <strong>Mensch</strong>enrechte beruht, sei eineLeitidee, die geeignet wäre, Vielfalt <strong>zu</strong> integrieren. Der Gedanke sei, wie <strong>der</strong>Autor selbst einräumt, an sich nicht neu: alle Religionen seien „Wegweiser<strong>zu</strong>r Weltgesellschaft“ gewesen. Alle Religionen seien in ihrem Anspruch,ihrer Botschaft und ihren Zielset<strong>zu</strong>ngen universal<strong>ist</strong>isch. Im Bahā’ītum sei<strong>der</strong> Gedanke jedoch zentraler Glaubensinhalt und Gestaltungsauftrag. DieBahā’ī lebten in <strong>der</strong> Glaubensgewissheit, dass die neue Ausgießung göttlicherGnade, die sie in <strong>der</strong> Offenbarung Bahā’u’llāhs sehen, diesen Wandelbewirken werde. <strong>Schaefer</strong> schließt sich schon früher erhobenen For<strong>der</strong>ungenfür ein „neues Denken“ an. Da<strong>zu</strong> gehörten vor allem ein Wandel in unsererEinstellung <strong>zu</strong> <strong>Mensch</strong>en an<strong>der</strong>er kultureller Prägung, an<strong>der</strong>er Rasse4

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