06 November 2010 - Michels Kliniken
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Das Magazin Der <strong>Michels</strong> KliniKen | ausgabe <strong>06</strong> | noveMber <strong>2010</strong><br />
aphasiestationen an Den <strong>Michels</strong> KliniKen<br />
Nach zwei Jahren sind die Grenzen der Rehamöglichkeit er-<br />
reicht, doch Marco braucht unbedingt weitere Förderung: „Ich<br />
habe den Chef der Beruflichen Reha in Hohenstücken überzeugt,<br />
dass sie Marco aufnehmen, obwohl er die Altersgrenze schon<br />
überschritten hatte. Allerdings stellte sich heraus, dass er kognitiv<br />
den Ansprüchen dort noch nicht gewachsen war.“ Nach einem<br />
Jahr verlässt er die Berufsreha mit schlechter Beurteilung;<br />
eine Pädagogin empfiehlt Einzelunterricht. In seinem Heimatdorf<br />
Basdorf finden die Stahnkes einen pensionierten Lehrer und<br />
eine Lehrerin, die aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr voll<br />
unterrichten können. Marco: „Ich habe ein halbes Jahr Einzelunterricht<br />
bekommen und gleichzeitig wieder Therapie [Physio,<br />
Neuropsychologie und Sprache] in der BBK gemacht.“<br />
Marcos Mutter strebt eine Resozialisierung für Marco an, lässt<br />
nicht locker: Über Kontakte organisiert sie für Marco eine Beschäftigung<br />
im Lager eines Autohändlers. Doch so richtig kommt<br />
Marco dort nicht zurecht, es fehlt die Bezugsperson, die mit der<br />
Einarbeitung eines Behinderten vertraut ist. Marco: „Ich sollte<br />
ja selbständiger werden und das Arbeiten im Team lernen. Aber<br />
ich konnte dort nur Ersatzteile raussuchen oder beschriften und<br />
einlagern. Das war mir zu langweilig.“<br />
Es folgen verschiedene Stationen: Marco kommt nach Buckow<br />
in eine Bildungseinrichtung für Jugendliche mit Lernschwierigkeiten.<br />
Dort soll er drei Monate im Bereich Gartenarbeit proben.<br />
Doch er ist überfordert, zu langsam, weil seine feinmotorischen<br />
Fähigkeiten noch nicht ausgeprägt sind. Es folgt eine vorübergehende<br />
Beschäftigung beim Luftfahrtmuseum in Finowfurt, wo er<br />
vier Tage in der Woche arbeitet.<br />
„Ich wollte immer, dass er nicht in eine Behinderteneinrichtung<br />
kommt, sondern auf den Arbeitsmarkt“, sagt Frau Stahnke. Sie<br />
kämpft mit Behörden und Gerichten, studiert die Gesetzeslage.<br />
„Dann verabschiedete die Bundesregierung das Gesetz zum Persönlichen<br />
Budget, das die Möglichkeit bietet, einen freien Arbeitsplatz<br />
samt persönlicher Betreuung zu finanzieren. Das Gesetz<br />
soll helfen, wieder eine Anstellung auf dem ersten Arbeitsmarkt<br />
zu bekommen.“<br />
Marco mit seiner Chefin, Frau Weprajetzky<br />
Die Mutter findet ein Autohaus, in dem Marco zwei Jahre arbeiten<br />
kann. Zwischenmenschliche Probleme führen dann allerdings<br />
zur Beendigung des Arbeitsverhältnisses. Marco und seine<br />
Mutter geben nicht auf: „Die Psychologin der BBK, mit der<br />
ich immer noch in Kontakt stand, meinte, sie könne sich Marco<br />
Marco und seine Mutter sind<br />
ein gutes Team. „Ich habe ein großes Engagement und<br />
Marco eine wahnsinnige Energie.<br />
Beide haben wir das selbe Ziel: Selbständigkeit.“<br />
gut im Bürolager oder in der Gärtnerei der BBK vorstellen und<br />
hat mir ein Gespräch mit Herrn <strong>Michels</strong> empfohlen.“ Kai-Uwe<br />
<strong>Michels</strong>, einer der Geschäftsführer der Brandenburg Klinik, sagt<br />
sofort Unterstützung zu: „Seitdem, seit einem Jahr, ist Marco<br />
täglich sechs Stunden, vier Tage in der Woche, im Sommer in<br />
der Gärtnerei und im Winter im Wäschelager beschäftigt, weil<br />
er wegen der spastischen Hand bei Kälte nicht draußen arbeiten<br />
kann. Ich bin Herrn <strong>Michels</strong> sehr dankbar, dass er in seinem<br />
Betrieb auch einem behinderten Menschen die Möglichkeit gibt,<br />
sich zu entwickeln“, sagt Marcos Mutter.<br />
Seit zwei Jahren kann Marco sogar alleine wohnen: „Das ist anstrengend.“<br />
Aber es habe den Vorteil, dass er selbständig entscheiden<br />
könne, wie er seinen Tag plane. „Zum Beispiel zum<br />
Fußball fahren oder zur Kaninchenausstellungen.“ Und fügt hinzu:<br />
„Ich wünsche mir manchmal jemanden, der sich um meine<br />
Wohnung kümmert und für mich kocht.“<br />
Marco kommt immer mehr in seinem neuen Leben an. „Von früher<br />
hab ich noch ein paar Freunde. Es ist aber schwierig, neue<br />
Freunde zu finden, die auch behindert sind.“ Marco versucht,<br />
eine Gruppe zu gründen, hat Zeitungsannoncen aufgegeben,<br />
doch bisher „haben sich noch keine Interessenten gefunden.“<br />
Die Mutter ist über Marcos Entwicklung unendlich dankbar.<br />
„Auch nach acht Jahren entwickelt er sich immer noch weiter.<br />
Wichtig ist, dass er immer weiter gefördert wird.“ Und in einem<br />
Satz drückt sie die Essenz der letzten acht Jahre aus: „Es lohnt<br />
sich zu kämpfen. Die Prophezeiungen der Ärzte am Anfang sind<br />
nicht eingetroffen.“<br />
Aufgeschrieben von Bettina Schaarschmidt<br />
Maria Bley (Klinische Linguistin)<br />
seit April 2002 l eitende Sprachtherapeutin in<br />
der BBK. Sie betreute Marco in der Phase D und<br />
später ambulant sprachtherapeutisch weiter.