Wild und hund 24/2010 59 Fo t o : Ul F mU U s s
Unsere HUnde Schuss und Futter: Während der Hund frisst, gibt der Führer einen Schuss ab. 60 Wild und hund 24/2010 Die Anlage zur Geräuschempfindlichkeit reicht bei Hunden von der Entwicklung einer echten, nicht therapierbaren Schussangst, über die therapierbaren Formen der Geräuschempfindlichkeit bis hin zur Schussgleichgültigkeit. Eine nicht unbedeutende Zahl unserer Jagdhunde zeigt eine mehr oder weniger ausgeprägte Unsicherheit bei Lärm, Geräuschen, Gewitter, Feuerwerk und vor allem bei der Schussabgabe. Bei der Mehrzahl der davon betroffenen Hunde tritt diese Problematik besonders in den ersten zwei bis drei Lebensjahren auf. Dabei lässt sich die echte Schussangst (nicht therapierbar) von einer Schussscheue (therapierbar) deutlich unterscheiden. Die echte Geräuschempfindlichkeit, aus der eine Schussangst resultieren kann, ist zunächst angewölft. Sie lässt sich nicht wegprägen, sondern nur mindern. Erkennbar ist sie daran, dass der Hund in gegebener Situation panische Angst empfindet, kopflos flieht, zittert oder stark speichelnd jedes Futter verweigert und nicht mehr ansprechbar ist. Therapierbar ist diese Form der Schuss angst meiner Meinung nach nicht. Das einzige, was hilft, ist das Meiden von Situationen, die den Hund mit den angstauslösenden Geräuschen konfrontieren. Manchmal ist die genetische Disposition zur Geräuschempfindlichkeit bereits bei Welpen erkennbar. Beim Erkunden seines Umfeldes zeigt der junge Hund dann auffällig gehemmtes Neugierverhalten und nähert sich Objekten und Lebewesen nur mit großer Vorsicht. Er neigt schnell zur Flucht oder versucht, oft auch durch Knurren, Schnappen oder Beißen, seinen Freiraum zu behaupten. Solchermaßen veranlagte Welpen müssen meist durch alle Stationen ihres Lebens mit viel Fingerspitzengefühl geführt werden. Darum sollten bei solchen Vierläufern bestimmte stressauslösende Situationen ebenso vermieden werden, wie eine harte Herangehensweise bei der Erziehung und Ausbildung. Leider ist die angeborene Geräuschempfindlichkeit aber nicht immer schon im Welpenalter ersichtlich. Sie kann auch erst während der Reifung des Hundes zu Tage treten. So veranlagte Hunde zeigen sich als Welpen und lange Zeit auch noch als Junghunde völlig unbekümmert und vermeintlich wesensfest gegenüber Lärm und Schussgeräuschen. Von einem Tag auf den anderen jedoch verfallen sie bei einer Schussabgabe plötzlich in panische Angst. Vermutlich legt also die Genetik im Zuge der Ausreifung des Hundes sozusagen einen Schalter um. Zur Jagd sind Hunde mit echter Schussangst nur noch minimal oder gar nicht einsetzbar. Eventuell noch am Riemen, wenn eine Totsuche ansteht und sichergestellt werden kann, dass kein Schuss mehr abgegeben wird. Konfrontiert man solche Hunde während der Nachsuche doch mit Schussgeräuschen, kann es schnell zu Fehlverknüpfungen kommen. Zum Beispiel kann der Hund die Wundfährte des Wildes mit dem Schuss in Verbindung bringen. In der Folge löst bereits die Wittrung, stellvertretend für den Schuss, zukünftig seine Angst aus. Desweiteren kann der Hund seine Schussangst auch auf Örtlichkeiten und Menschen generalisieren. Eine normale Geräuschempfindlichkeit gehört zur natürlichen Entwicklung eines Hundes. Jedoch gehen Vierläufer mit Geräuschen, die ihnen vom Welpenalter an vertraut sind, unbefangener um, und sie können sich besser darauf einstellen. Deshalb ist es wichtig, bereits Welpen behutsam und überlegt an di-