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BA Kulturwissenschaft WS 2012/3 - Institut für Ethnologie und ...

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<strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Ethnologie</strong> <strong>und</strong> <strong>Kulturwissenschaft</strong> – B.A. <strong>Kulturwissenschaft</strong> <strong>WS</strong> <strong>2012</strong>/3<br />

Titel: Im Oberstübchen- Erk<strong>und</strong>ungen in Erinnerungsräumen I <strong>und</strong> II<br />

VAK:09-50-M89-C-1 <strong>und</strong> 2 Veranstalter: Silke Betscher<br />

Kurzbeschreibung:<br />

Dachböden dienen als Orte der Aufbewahrung <strong>und</strong> der Erinnerung, als Schatzkammern des<br />

Vergangenen, aber auch als Orte des Verdrängens, als Aufbewahrungsräume <strong>für</strong> Dinge in einem<br />

seltsamen Zwischenzustand des Nicht-mehr-haben-wollens-<strong>und</strong>-noch-nicht-wegschmeißen-könnens.<br />

In dieser zweiteiligen Veranstaltung sollen sich die Studierenden intensiv mit dem Thema Gedächtnis<br />

<strong>und</strong> Erinnerung als einem Kernthema der historischen Anthropologie befassen <strong>und</strong> eigene<br />

Feldforschung zu Dachböden <strong>und</strong> Erinnerungsobjekten durchführen.<br />

Im Oberstübchen I: Theorien zu Gedächtnis <strong>und</strong> Erinnerung, Oral History als Methode,<br />

Erinnerungsstücke als Elemente materieller Kultur<br />

In der ersten Veranstaltung lernen sie die gr<strong>und</strong>legenden Gedächtnis- <strong>und</strong> Erinnerungstheorien<br />

(Maurice Halbwachs, Jan <strong>und</strong> Aleida Assmann, Harald Welzer) mit ihren jeweiligen Begrifflichkeiten<br />

(kollektives Gedächtnis, kulturelles Gedächtnis, soziales Gedächtnis) kennen. Diese Theorien bilden die<br />

Gr<strong>und</strong>lage <strong>für</strong> eine intensive Auseinandersetzung mit der Frage nach der Bedeutung von Vergangenheit<br />

<strong>für</strong> individuelle <strong>und</strong> kollektive Identitätskonstruktionen. Die Vorstellung vom Gedächtnis als Speicher im<br />

konkreten wie im metaphorischen Sinne soll kritisch reflektiert werden. Im zweiten Teil der<br />

Veranstaltung befassen sich die Studierenden intensiv mit der Methode der Oral History. Im Zentrum<br />

steht dabei der zwischen Alexander v. Plato <strong>und</strong> Harald Welzer ausgetragene Disput um die<br />

Wirklichkeitsreferenz der Oral History.<br />

Die Veranstaltung ist auf max. 20 TN begrenzt.<br />

Im Oberstübchen II: Forschungsprojekt Dachböden als Erinnerungsspeicher, Narrative Interviews,<br />

Fotodokumentation <strong>und</strong> Ausstellung<br />

Die zweite Veranstaltung baut auf den in der ersten Veranstaltung erarbeiteten Theorien auf <strong>und</strong> wird<br />

als Projekt des forschenden Lernens durchgeführt. Davon ausgehend, dass die Studierenden sich<br />

bereits in ihren Methodenmodulen mit dem narrativen Interview beschäftigt haben, findet in dieser<br />

Lehrveranstaltung lediglich eine ausführliche Rekapitulation der Methode statt. Dies soll den<br />

Ausgangspunkt <strong>für</strong> eigene Erk<strong>und</strong>ungen bilden. Die Aufgabe der Studierenden ist es, Menschen aus der<br />

Nachbarschaft zu Hause aufzusuchen <strong>und</strong> sie zu bitten, ihnen ihre Dachböden zu zeigen. Einleitend<br />

erläutern die Studierenden ihr Anliegen <strong>und</strong> das Ziel der Lehrveranstaltung. Die Studierenden fragen,<br />

was der Dachboden <strong>für</strong> seine jeweiligen BesitzerInnen bedeutet <strong>und</strong> wie sie ihn nutzen. Zudem bitten<br />

sie sie, ihnen spontan zu einem Gegenstand ihrer Wahl eine autobiografische Geschichte zu erzählen.<br />

Woher stammt der Gegenstand, warum haben sie ihn aufbewahrt, welche Erinnerungen <strong>und</strong><br />

Geschichten sind mit ihm verb<strong>und</strong>en? Dieses Gespräch wird aufgenommen. Der Gegenstand wird (mit<br />

Erlaubnis durch den/die BesitzerIn) <strong>für</strong> die anschließende Ausstellung fotografiert. Die aufgenommenen<br />

Interviews werden transkribiert <strong>und</strong> die Studierenden verfassen anschließend aus den Transkriptionen<br />

einen kurzen Fließtext, der sich möglichst nah an die Originalerzählung hält. Aus den Fotos <strong>und</strong> Texten<br />

soll abschließend eine Ausstellung entstehen.<br />

Die Veranstaltung ist auf max. 20 TN begrenzt.<br />

Literatur:<br />

Maurice Halbwachs, Das kollektive Gedächtnis, Stuttgart 1967<br />

Jan Assmann, Kollektives Gedächtnis <strong>und</strong> kulturelle Identität, in: Jan Assmann, Tonio Hölscher (Hg.),<br />

Kultur <strong>und</strong> Gedächtnis, Frankfurt 1988.<br />

Harald Welzer, Das soziale Gedächtnis – Geschichte – Erinnerung - Tradierung, Hamburg 2001.<br />

Swen Steinberg u.a (Hg.), Vergessenes Erinnern: Medien von Erinnerungskultur <strong>und</strong> kollektivem<br />

Gedächtnis, Berlin 2009,<br />

Tillmann Robbe, Historische Forschung <strong>und</strong> Geschichtsvermittlung, Göttingen 2009, S. 66-79.<br />

Alexander v. Plato: Zeitzeugen <strong>und</strong> die historische Zunft. Erinnerung, kommunikative Tradierung <strong>und</strong><br />

kollektives Gedächtnis, in: BIOS - Zeitschrift <strong>für</strong> Biographieforschung <strong>und</strong> Oral History, Jg. 13 (2000), S.<br />

5-29.<br />

Welzer, Harald, Das Interview als Artefakt: zur Kritik der Zeitzeugenforschung, BIOS - Zeitschrift <strong>für</strong><br />

Biographieforschung <strong>und</strong> Oral History, Jg. 13 (2000), S. 51-63<br />

Ulrike Jurreit, Erinnerungsmuster, Hamburg 1999.<br />

Udo Gößwald, Die Erbschaft der Dinge, Graz 2011.


Hilke Doering: Dingkarrieren. Sammelstück, Lagerstück, Werkstück, Ausstellungsobjekt. Zur<br />

Konstruktion musealer Wirklichkeit, in: Beier, Rosemarie: Geschichtskultur in der zweiten Moderne,<br />

Frankfurt 2000.<br />

Dies. <strong>und</strong> Stefan Hirschauer: Die Biographie der Dinge. Eine Ethnographie musealer Repräsentation, in<br />

K. Amann, S. Hirschauer: Die Befremdung der eigenen Kultur, Ffm 1997.

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