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Faz: susan Dietrich meistert den Rollentausch

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Von null in die Top Ten des Ironman<br />

Susan <strong>Dietrich</strong> <strong>meistert</strong> <strong>den</strong> <strong>Rollentausch</strong> perfekt<br />

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DARMSTADT. Vor acht Jahren stand Susan <strong>Dietrich</strong> noch fasziniert am Streckenrand. Mit ihrem<br />

Sport-Leistungskurs war die Abiturientin zur Premiere des Ironman nach Frankfurt gekommen,<br />

Triathlon kannte die junge Erbacherin seinerzeit nur vom Hörensagen, ihr Sport war der Turniertanz.<br />

„Lothar Leder hat mich damals sehr beeindruckt“, sagt sie. Der Darmstädter Ausdauerspezialist<br />

gewann das Rennen über 3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren und 42,195 Kilometer<br />

Laufen überlegen.<br />

Beim Ironman 2010 am vergangenen Sonntag war Susan <strong>Dietrich</strong> wieder in Frankfurt, doch ihre<br />

Rolle hatte sich geändert: Sie ging nun selbst auf die Strecke. Es war ihr erster Start bei einem<br />

Ironman, ihr erstes Jahr als Profi-Triathletin – und sie übertraf alle Erwartungen. Mit Platz acht<br />

gelang ihr auf Anhieb der Einstieg in die Top Ten der Frauenwertung, bei 9:39:12 Stun<strong>den</strong> blieb die<br />

Uhr stehen. „Ich hatte mich mental und körperlich auf ein heftiges Rennen eingestellt, aber es war<br />

gar nicht so schlimm“, erzählt die 28 Jahre alte Stu<strong>den</strong>tin. „Vor dem Wettkampf hatte ich mir nicht<br />

vorstellen können, wie manche Vereinskollegen auf dem Rad einen 34er-Schnitt fahren können.“ Am<br />

Ende stand eine 34,7 auf dem Tacho. Auf dem eigenen. Das war die Basis für <strong>den</strong> Erfolg: Susan<br />

<strong>Dietrich</strong> beendete das Rennen als beste Hessin, sogar die Europameisterin von 2007, Nicole Leder,<br />

ihre Vereinskollegin vom DSW Darmstadt, ließ sie hinter sich.<br />

Susan <strong>Dietrich</strong> kam zufällig zum Triathlon. Ein Fehlschlag im ersten Semester ihres Sportstudiums<br />

war es, der <strong>den</strong> Weg zum Ausdauerdreikampf ebnete: Anfang 2003 scheiterte sie an der Prüfung im<br />

Brustschwimmen. Für die Lehramtsstu<strong>den</strong>tin mit Zweitfach Germanistik war das der Anlass, mit<br />

regelmäßigem Schwimmen zu beginnen. Als Trainingsgruppe wählte sie die Triathleten des DSW<br />

Darmstadt, die zwar auf Brustschwimmen wenig Wert legen, aber Lothar Leder in ihren Reihen<br />

haben. Das gab <strong>den</strong> Ausschlag.<br />

Susan <strong>Dietrich</strong> fing bei null an, selbst die Kraultechnik musste sie erst einmal lernen. „Ich war nach<br />

dem Schwimmen so müde, dass ich zu Hause nur noch ins Bett gefallen bin.“ Ein Jahr trainierte sie<br />

ausschließlich im Wasser, dann kaufte sie ein Rennrad und wagte sich an Land. 2004 absolvierte sie<br />

ihren ersten Triathlon: Den Datterich-Ultra, einen Spaß-Wettkampf auf dem Darmstädter<br />

Hochschulgelände. Im Jahr darauf folgten Rennen für das StartNet-Team des DSW in der Hessenliga.<br />

Mit der Zeit stiegen die Trainingsumfänge, der Einstieg in <strong>den</strong> Leistungssport war nicht geplant, er<br />

ergab sich von selbst. Und es waren auch nicht Ziele, die sie dabei antrieben, sondern der Spaß am<br />

Radfahren durch <strong>den</strong> O<strong>den</strong>wald, die Lust an der täglichen Herausforderung und das gemeinsame<br />

Training mit <strong>den</strong> DSW-Kollegen – oder mit ihrem Freund Matthias, der am Sonntag in Frankfurt zehn<br />

Minuten nach ihr ins Ziel kam. Diese Lockerheit nahm Susan <strong>Dietrich</strong> mit ins Profi-Geschäft: „Wenn<br />

du unvoreingenommen an <strong>den</strong> Wettkampf herangehst, bist du oft besser als jemand, der ehrgeizig<br />

ist und verkrampft.“ Den Durchbruch schaffte sie im vergangenen Jahr bei <strong>den</strong> deutschen<br />

Meisterschaften über die Mitteldistanz in Immenstadt. „Damals habe ich gemerkt, dass ich genauso<br />

gut Rad fahren kann wie die Profis.“ Die Newcomerin wurde Zweite, und ein paar Wochen später<br />

kratzte sie beim Frankfurt-Marathon an der Drei-Stun<strong>den</strong>-Marke. Das gab <strong>den</strong> Ausschlag für <strong>den</strong><br />

Wechsel ins Profilager.<br />

Ein Leben als hauptberufliche Triathletin kann die Darmstädterin trotz Profilizenz nicht führen. Zwar<br />

muss die Examensarbeit, die jetzt anstehen würde, noch einige Zeit warten, auf die Jobs an der<br />

Universität ist Susan <strong>Dietrich</strong> <strong>den</strong>noch angewiesen. Dort hat sie einen Lehrauftrag, leitet ein<br />

http://www.faz.net/IN/INtemplates/faznet/default.asp?tpl=epaper/re.asp&msrv=/fn/ep...<br />

14.07.2010


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Marathonprojekt und eine Gymnastikgruppe. Sie schafft zwanzig Stun<strong>den</strong> Training pro Woche, das<br />

ist eher wenig im Triathlon. Finanzielle Unterstützung durch einen eigenen Sponsor hat sie nicht – ihr<br />

Talent im Ausdauersport ist größer als das zur Selbstdarstellung.<br />

Wie geht es weiter? „Mit Prognosen über meine Leistung halte ich mich lieber zurück“, sagt Susan<br />

<strong>Dietrich</strong>. Deshalb lässt sie auch die nächste Saison entspannt auf sich zukommen, ohne konkrete<br />

Ziele. Sich 2011 in Frankfurt wieder einmal selbst zu überraschen – dagegen hätte sie dann aber<br />

doch nichts einzuwen<strong>den</strong>. Steffen Huss<br />

Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 10.07.2010 Seite 63<br />

http://www.faz.net/IN/INtemplates/faznet/default.asp?tpl=epaper/re.asp&msrv=/fn/ep...<br />

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14.07.2010

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