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Jahresbericht 2005 - Ehe-, Familien- und Partnerschaftsberatung

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Aufbruch zum Karlsruher Weg<br />

Mit Blick auf das „Cochemer Modell“ werden in Karlsruhe neue Vorgehensweisen im<br />

Umgangs- <strong>und</strong> Sorgerecht erarbeitet.<br />

Andrea Klaas<br />

Schon lange arbeite ich im Rahmen der Initiative <strong>Familien</strong>mediation an alternativen Möglichkeiten<br />

im Umgang mit Konflikten, besonders im Zusammenhang mit Trennung <strong>und</strong> Scheidung.<br />

Gerade die betroffenen Kinder leiden besonders unter den Folgen sich lang hinziehender<br />

strittiger Gerichtsverfahren zum Umgangs- <strong>und</strong> Sorgerecht. Dadurch verhärten sich Standpunkte<br />

<strong>und</strong> Lösungen werden erschwert. Im letzten Herbst hat sich hier in Karlsruhe viel bewegt:<br />

Im Herbst <strong>2005</strong> lud die Initiative <strong>Familien</strong>mediation alle mit Trennung <strong>und</strong> Scheidung<br />

befassten Karlsruher Berufgruppen zu einer Podiumsdiskussion unter dem Motto: „Was tun<br />

mit dieser Scheidungsfamilie?“ ein. In der kleinen Stadt Cochem wurde in gut 10-jähriger Zusammenarbeit<br />

aller mit Trennung <strong>und</strong> Scheidung befasster Berufsgruppen eine neue Verfahrensweise<br />

bei Umgangs- <strong>und</strong> Sorgerechtsfällen entwickelt. Geladen waren aus Cochem der<br />

Leiter der Lebensberatungsstelle Herr Fischer <strong>und</strong> der Rechtsanwalt Herr Aydin.<br />

Ebenfalls im Herbst <strong>2005</strong> initiierte Frau Brosch, stellvertretende Direktorin am Amtsgericht<br />

Karlsruhe, dann das erste Gespräch über eine veränderte Zusammenarbeit von <strong>Familien</strong>gericht,<br />

Anwaltschaft, Sozialem Dienst, Beratungsstellen, GutachterInnen <strong>und</strong> VerfahrenspflegerInnen.<br />

Das Vorgehen bei Sorge- <strong>und</strong> Umgangsrechtsverfahren soll geändert werden. Seither haben<br />

zwei weitere Treffen im großen Kreis <strong>und</strong> viele Gespräche innerhalb <strong>und</strong> zwischen den Berufsgruppen<br />

stattgef<strong>und</strong>en. In geeigneten Fällen verpflichtet sich das <strong>Familien</strong>gericht, innerhalb<br />

von zwei bis vier Wochen zu terminieren. Von seiten der Anwaltschaft werden keine langen<br />

<strong>und</strong> Konflikt verschärfenden Schriftsätze erwartet, sie nehmen an der ausführlichen (drei St<strong>und</strong>en)<br />

mündlichen Verhandlung teil. Mit dabei ist auch ein Vertreter, eine Vertreterin des sozialen<br />

Dienstes, der,die schon im Vorfeld mit der Familie Kontakt aufgenommen hatte. In dieser<br />

Verhandlung sollen die Eltern beim Finden einer Lösung für ihren Umgangskonflikt unterstützt<br />

werden. Falls das nicht gelingt, wird den Eltern Beratung empfohlen. Die Botschaft ist klar:<br />

Die Eltern sollen die Verantwortung für die Umgangsregelung selbst übernehmen.<br />

In diesen Umgangsberatungen arbeiten wir als Beratungsstellen also mit hoch strittigen<br />

Paaren, die auf Anraten des <strong>Familien</strong>gerichts, d.h. nicht ganz freiwillig, bei uns sind. Das<br />

widerspricht vielleicht unseren Vorstellungen von der Freiwilligkeit der Beratung oder Mediation.<br />

Aber für die Klienten, die manchmal nicht genügend über diese Hilfsmöglichkeiten wissen<br />

oder ohne äußeren Druck nicht zusammen in eine Beratung gekommen wären, liegt darin<br />

auch eine große Chance: Sie können eigene Lösungen erarbeiten, sie werden bei der Umsetzung<br />

unterstüzt, sie lernen, wieder miteinander zu reden <strong>und</strong> in Bezug auf die Kinder zu kooperieren<br />

- kurz: die ganze Familie profitiert von diesem Prozess!<br />

Für die Beratungsstellen ist das keine leichte Arbeit. Deswegen tauschen wir uns intensiv<br />

über unsere Erfahrungen aus: sowohl innerhalb unserer Beratungsstelle, als auch mit Kollegen<br />

<strong>und</strong> Kolleginnen aus anderen Karlsruher Beratungsstellen. Die einen finden verstärkten<br />

Druck von außen (vom Gericht) hilfreich <strong>und</strong> möchten die Klientel in dieser schwierigen Situation<br />

eher „an die Hand“ nehmen. Die anderen legen großen Wert auf die Beratungssituation<br />

als einen geschützten Raum, in dem trotz der gerichtlicher Verordnung zuerst versucht wird,<br />

die Klientel für eine Beratung zu gewinnen <strong>und</strong> sie in ihrer Selbständigkeit zu stärken. In der<br />

Realität spielt sich eine Beratung mit hoch strittigen Paaren immer zwischen diesen beiden<br />

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