Demolition Milk II 22. Mai bis 8. August 2010 ... - Kunst im Tunnel
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<strong>Demolition</strong> <strong>Milk</strong> <strong>II</strong><br />
<strong>22.</strong> <strong>Mai</strong> <strong>bis</strong> <strong>8.</strong> <strong>August</strong> <strong>2010</strong><br />
Eröffnung: Freitag, den 21. <strong>Mai</strong> <strong>2010</strong>, um 19 Uhr<br />
Mit Friedemann Banz, Giulia Bowinkel, Lutz Braun, Guo Chao, William Davis, Zhao<br />
Gang, Bradlee Hicks, Alexis Knowlton, Deana Lawson, Albert Mayr, Patrick McElnea,<br />
Nik Nowak, Wang Shuting, Zhou Tiehai, Wang Xingwei, Yu Yang, Wang Yin,<br />
Qi Zhilong und Yu Ziwei<br />
Als Ende 2008 der erste Teil der Ausstellung <strong>Demolition</strong> <strong>Milk</strong> in Peking stattfand,<br />
war die Titelsuche geprägt vom chinesischen Milchskandal – und von der<br />
Auseinandersetzung der Künstler mit dem Thema Fanatismus. Diese hatte der<br />
chinesische Maler Zhao Gang, damals Professor <strong>im</strong> Art Center Peking, als Thema<br />
angeregt; und China, die USA und Deutschland schienen ihm die idealen Länder,<br />
um den Fanatismus grenzübergreifend zu diskutieren und künstlerisch umzusetzen.<br />
Giulia Bowinkel und Friedemann Banz, beide Absolventen der <strong>Kunst</strong>akademie<br />
Düsseldorf, nahmen Ende 2008 an <strong>Demolition</strong> <strong>Milk</strong> in Peking teil, und schon dort<br />
wurde geplant, die Ausstellung in den USA und Deutschland weiterzuführen.<br />
Als Giulia Bowinkel und Friedemann Banz das <strong>Demolition</strong> <strong>Milk</strong>-Konzept für KIT<br />
vorstellten, interessierte zunächst das Thema Fanatismus, aber auch die dezentral<br />
ausgerichtete kuratorische Mitarbeit der Künstler. So wählten in China Zhao Gang<br />
und der Düsseldorfer Maler Christoph Knecht die Künstler aus; in den USA<br />
kuratierte Bradlee Hicks, und in Deutschland best<strong>im</strong>mten Giulia Bowinkel und<br />
Friedemann Banz die Teilnehmer für <strong>Demolition</strong> <strong>Milk</strong> <strong>II</strong>. Alle 19 Künstlerinnen und<br />
Künstler waren während der Vorbereitungen zur Ausstellung miteinander vernetzt<br />
und kennen sich teils persönlich, teils über ihre Werke.<br />
KIT – <strong>Kunst</strong> <strong>im</strong> <strong>Tunnel</strong> zeigt in <strong>Demolition</strong> <strong>Milk</strong> <strong>II</strong> medienübergreifende Werke, die<br />
auf unterschiedliche Weise mit den Auswirkungen fanatischen Denkens und<br />
Handelns umgehen. Das künstlerische Wirken, die künstlerische Freiheit und das<br />
gesellschaftliche und politische Umfeld der Künstler stehen <strong>im</strong> Mittelpunkt von<br />
Malerei, Video, Fotografie und Performance.<br />
Wang Shuting (*1979, lebt in Peking) visualisiert mit ihrem Gemälde „moving<br />
again“ ein typisch chinesisches „Künstlerdorf“. Diese Dörfer – es gibt <strong>bis</strong> zu 40 in<br />
Peking und Umgebung – fallen häufig staatlichen Bauprojekten zum Opfer. Dies<br />
zwingt die Bewohner dazu, ständig umziehen zu müssen. Protest wird in der Regel<br />
nicht geduldet. Da <strong>Kunst</strong> in China jedoch mehr und mehr als „cultural industry“<br />
geschätzt wird, ist die Gegenwehr der Künstler heute gelegentlich erfolgreich. Das<br />
populäre Galerienviertel 798 in Peking wird inzwischen sogar subventioniert aber<br />
auch staatlich kontrolliert. Die neue Macht der <strong>Kunst</strong> nahm Zhou Tiehai (*1966,<br />
lebt in Shanghai) zum Anlass, einen Film <strong>im</strong> Stil der 1930er Jahre zu drehen, in<br />
dem Feldherren eine Strategie entwickeln, die westliche <strong>Kunst</strong>szene auszuschalten.<br />
Der kritischen Auseinandersetzung mit zweifelhaften politischen Führern verschreibt<br />
sich Yu Ziwei (*1984, lebt in Chengdu, Sichuan).
Er fotokopiert Websites auf Leinwand – schemenhaft sind Mao und Bin Laden zu<br />
erkennen – und bestickt sie mit vordergründig harmlosen Motiven, wobei blutrote<br />
Küchenschaben sich über das Werk herzumachen scheinen. Qi Zhilongs (*1962,<br />
lebt in Peking) malerisches Thema ist die „Chinese Beauty“. Die selbstbewussten<br />
jungen Chinesinnen, Realismus-Ikonen <strong>im</strong> Military-Outfit, sind als chinesischer<br />
„Political Pop“ in internationalen Sammlungen zu sehen. Auch Zhao Gang (*1961,<br />
lebt in Peking) ist über Chinas Grenzen hinaus erfolgreich. Mit „Mother of the Land“<br />
provoziert er den Nationalstolz seiner He<strong>im</strong>at, indem er ein Pin-up zur Mutter<br />
Chinas erhebt. Einem solchen Bild würde die Ausfuhr aus China eigentlich verboten.<br />
Auch untersagt ist es, einen weiblichen Akt vor einem Mao-Bild zu malen. Wang<br />
Yin (*1964, lebt in Peking) fand einen Weg, das Sujet zu legit<strong>im</strong>ieren: Er bezieht<br />
sich auf den Realismus der in China anerkannten russischen Avantgarde. Wang<br />
Xingwei (*1969, lebt in Shanghai) verweist mit seinen Bildern plakativ auf Motive<br />
der westeuropäischen <strong>Kunst</strong>geschichte. Die abstrakt-organischen Formen seines<br />
Aktes mit Paletten-Haupt sind als Verweigerung und Protest gegen die<br />
weitreichenden Verbote in der <strong>Kunst</strong> zu deuten. Guo Chao (*1980, lebt in Peking)<br />
projiziert seinen Wunsch nach gesellschaftlicher Veränderung auf großformatige<br />
Traumbilder, die traditionelle Momente in der chinesischen Malerei mit einem fast<br />
flüchtigen Gestus vereinen. Yu Yang (*1985, lebt seit 2009 in New York) zeigt<br />
Videos, die sie bearbeitet, um körperliche Grenzerfahrungen sichtbar zu machen<br />
und den Betrachter durch Verzerrungen von Köpfen und Gliedern zu verwirren.<br />
Das verblendet konservative Bild, das während republikanischer Regierungszeiten in<br />
den USA vermittelt wurde und <strong>im</strong>mer noch vorherrscht, beschäftigt Deana Lawson<br />
(*1980, lebt in New York). Sie fotografierte amerikanische Prostituierte in ihrer<br />
privaten Umgebung und stellt so herrschende Vorurteile in Frage. In die Abgründe<br />
der Upper Class taucht Patrick McElnea (*1982, lebt in Buffalo) ein. Sein Video<br />
und die besessen detaillierten Collagen spiegeln die Brüchigkeit des Ehealltags<br />
zweier Menschen, deren Verbindung nur durch das Protokoll ihrer Trennung evident<br />
wird. Bradlee Hicks (*1982, lebt in New York) nähert sich den Themen Krieg,<br />
Religion und Kapitalismus über eine Bearbeitung der „Nussknacker“-Geschichte von<br />
E.T.A. Hoffmann. Die Idee einer zauberhaften Fantasiewelt jenseits pädagogischer<br />
Systeme wird durch einen „Godpoppa“ umgekehrt, der hier sein Patenkind auf den<br />
realen Kapitalismus einschwört. Alexis Knowlton (*1983, lebt in Berlin) führt den<br />
Besucher an einer zehn Meter langen Leinwandspirale vorbei, bemalt mit den Motiv-<br />
Mustern eines „Einarmigen Banditen“. Die Künstlerin erlebte in ihrer Kindheit die<br />
Veränderung eines Stadtteils durch die Eröffnung eines Spielsalons und setzt die<br />
Ruhe des Malens dem Sound der Spielautomaten und der Spielsucht entgegen.<br />
Szenen amerikanischen Kleinbürgertums zeigt William Davis (*1982, lebt in<br />
Charlotte, USA). Eine durch Erziehung, Religion, sexuelle Riten und Aggression<br />
geprägte konservativ-starre Haltung wird durch Zusammenschnitte gesammelter<br />
Videos und gefundener Jesus-, Tier- und Genrebilder repräsentiert.<br />
Eine selbstgebaute, mit Feuerlöschern betriebene Rakete zündete Nik Nowak<br />
(*1982, lebt in Berlin) noch vor Ausstellungsbeginn <strong>im</strong> KIT. Eine filmische<br />
Dokumentation der Tat wird den Besuchern als Reproduktion der Aktion präsentiert,
ähnlich einer Kriegsberichterstattung. Veränderte Sichtbarkeit provoziert Lutz<br />
Braun (*1976, lebt in Berlin), wenn er eine Landkarte von Palästina mit<br />
Zeichnungen überlagert und so auf den Irrwitz von Polarisierung durch Fanatismus<br />
aufmerksam macht. Auf den Wahnsinn manischer Workaholics reagiert Albert<br />
Mayr (*1976, lebt in Wien) mit einer Sitzgruppe, gebaut aus alten Rechnern. Die<br />
Neue-Medien-Skulptur zeigt <strong>im</strong> KIT gefilmte Bilder des Künstlers, die den sitzenden<br />
Besucher „optisch massieren“ und dient Albert Mayr alias Jonny Hawaii alias Fan-<br />
Man als Bühne für seine Noise-Performance während der Eröffnung. Die skulpturale<br />
Videoarbeit „Metha Donna“ von Giulia Bowinkel (*1984, lebt in Düsseldorf) und<br />
Friedemann Banz (*1981, lebt in Düsseldorf) stellt ein Dark-Fiction-Szenario dar,<br />
das die Hybris einer Menschheit behandelt, die sich selbst zum Schöpfer ernannt<br />
hat.<br />
Ein Katalog mit Texten von Barbara Hess und Oliver Tepel zum Fanatismus sowie<br />
Abbildungen der Ausstellung erscheint Mitte Juni. Preis: 15,- Euro.<br />
Zur Eröffnung legt DJ Lena Willikens <strong>im</strong> KIT auf.<br />
Öffnungszeiten: Dienstag – Sonntag, Feiertage 11 <strong>bis</strong> 18 Uhr<br />
Kostenlose Führungen: jeden Sonntag, 15 Uhr<br />
Die Ausstellung wird unterstützt durch<br />
KIT – <strong>Kunst</strong> <strong>im</strong> <strong>Tunnel</strong> wird gefördert durch<br />
Partner KIT – <strong>Kunst</strong> <strong>im</strong> <strong>Tunnel</strong><br />
Im Rahmen des RölfsPartner Künstler-Stipendiums<br />
Pressekontakt<br />
KIT – <strong>Kunst</strong> <strong>im</strong> <strong>Tunnel</strong> c/o <strong>Kunst</strong>halle Düsseldorf Dirk Schewe<br />
Grabbeplatz 4 D-40213 Düsseldorf<br />
Tel: +49(0)211 8996256 Fax: +49(0)211 8929576<br />
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