27.11.2012 Aufrufe

Maximilians – Universität Würzburg KfH - Dialyse Bayern eV

Maximilians – Universität Würzburg KfH - Dialyse Bayern eV

Maximilians – Universität Würzburg KfH - Dialyse Bayern eV

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

“Surviving is not enough<br />

Überleben allein reicht nicht”<br />

Wege zu einer verbesserten Lebensqualität bei<br />

<strong>Dialyse</strong>patienten und Nierentransplantierten<br />

August Heidland, Gholamreza Fazeli, Udo Bahner<br />

Julius <strong>–</strong> <strong>Maximilians</strong> <strong>–</strong> <strong>Universität</strong> <strong>Würzburg</strong><br />

<strong>KfH</strong> <strong>–</strong> Nierenzentrum <strong>Würzburg</strong>


Alarmierende Zunahme der<br />

körperlichen Inaktivität<br />

Durch die Möglichkeiten unserer hochtechnisierten Welt (Fernsehen, Autofahren, Aufzug benutzen,<br />

Computer-Tätigkeit , etc.) werden die Menschen immer weniger mobil. In vielen Industriestaaten<br />

beträgt die Häufigkeit der körperlichen Inaktivität bereits 60%, wobei insbesondere altere Generation<br />

betroffen ist.<br />

Als Folge dieses Sedentary Lifestyls resultieren maladaptive Veränderungen der verschiedensten Gene<br />

mit nachfolgenden metabolischen Dysfunktionen.<br />

Genetisch ist der Mensch aber seit der Steinzeit für regelmäßige körperliche Aktivität<br />

programmiert (Booth et al. 2002).


Freizeitgestaltung des modernen Menschen<br />

Typisches Bild eines Couch <strong>–</strong><br />

Potato, im Lehnsessel sitzend mit<br />

Fernbedienung für Radio bzw.<br />

Fernsehen und reichlichen Mengen<br />

von Popcorn<br />

Quelle: Jochen Aumiller, Cardiovasc, 2010


Verstärkermechanismen der<br />

Gesundheitsstörungen durch inaktive<br />

Lebensführung<br />

� Genetische Veranlagung<br />

� Überernährung<br />

� Nikotin- und Alkoholabusus<br />

� Dauerstress<br />

� Chronische Erkrankungen<br />

� Höheres Lebensalter


Schlaganfall<br />

Mögliche Folgen des inaktiven Lebenstils<br />

Herzinfarkt/<br />

Herzschwäche<br />

Atherosklerose<br />

Erhöhter Ruhepuls<br />

Colon- u. Mamma-Ca<br />

Hypertonie<br />

Körperliche Inaktivität<br />

Fettsucht<br />

Depression<br />

Insulinresistenz<br />

Typ 2 Diabetes<br />

Muskelschwäche<br />

Osteoporose


Die zahlreichen Gesundheitsstörungen infolge körperlicher<br />

Inaktivität mit konsekutiv erhöhter Sterblichkeit führten zu<br />

dem Begriff des:<br />

S.J. Lees and F.W. Booth 2004<br />

d.h. des früheren Todes durch (überwiegend) sitzende Lebensweise


Wirksamkeit des aktiven Lebensstils<br />

und körperlichen Trainings bei<br />

kardiovaskulären Erkrankungen<br />

� Blutdrucksenkung bei Hypertonie und verbesserte Gefäßfunktion<br />

� Koronare Herzerkrankung: erhöhte Herzdurchblutung und geringere<br />

Mortalität<br />

� Chronische Herzschwäche: verbesserte Leistungsfähigkeit und reduzierte<br />

Mortalität<br />

� Schlaganfall: deutliche Risikoverminderung<br />

� Periphere arterielle Verschlusskrankheit: Verbesserung der maximalen<br />

Gehstrecke


Trainingseffekte auf das zentrale<br />

Nervensystem<br />

� Verbesserte Stresstoleranz<br />

� Aufhellung einer depressiven Stimmungslage<br />

� Zunahme der Lern <strong>–</strong> und Gedächtnisfähigkeit (kognitive Funktionen)<br />

� Erhöhte Reaktionsgeschwindigkeit<br />

� Vermehrte Lebenskraft und Vitalität<br />

� Mögliche Verzögerung oder Vermeidung einer Demenz<br />

� Ein wichtiger Mediator der zentralen Wirkungen: Brain derived<br />

neurotrophic factor (BDNF), der durch Sport vermehrt gebildet wird


Waging war on modern chronic diseases: primary<br />

prevention through exercise biology<br />

F.W. Booth et al. 2000<br />

Konsequenterweise müssen die modernen <strong>–</strong><br />

Inaktivitäts - bedingten Erkrankungen durch Bewegung<br />

primär verhindert werden<br />

“Exercise is Medicine”<br />

Das Programm des American College of Sports Medicine und der<br />

American Heart Association empfiehlt an 5 Tagen der Woche<br />

mindestens 30 Minuten forciert zu gehen, um positive<br />

Gesundheitseffekte zu erzielen (Circulation 2007)<br />

Dieser Appell richtet sich zugleich an alle praktizierenden Ärzte, ihren<br />

Patienten „körperliche Aktivität als Medizin” zur Prävention bzw.<br />

Behandlung chronischer Erkrankungen zu verordnen.


Let„s move! ist auch das Programm der First<br />

Lady der Vereinigten Staaten Michelle Obama.<br />

Ihr engagiertes Projekt gilt der Prävention<br />

und Therapie der epidemischen<br />

Übergewichtigkeit /Fettsucht im<br />

Kindesalter, um frühzeitig die Manifestation<br />

von Diabetes, Herzkreislauf-und Nieren-<br />

Krankheiten zu verhindern. Kinder sollen sich<br />

täglich moderat bis anstrengend eine Stunde<br />

spielerisch betätigen. Sie fordert zugleich:<br />

aktive Familien, aktive Schulen und<br />

aktive Kommunen.


Regelmäßig den Hund ausführen<br />

Die Motivation zu erhöhter<br />

körperlicher Aktivität wird<br />

durch regelmäßiges<br />

Hundeausführen verbessert.<br />

Obwohl die Belastung nur<br />

gering bis moderat ist, sind bei<br />

Diabetikern günstige Effekte<br />

beschrieben. In Australien<br />

wurde das „Dog Walking“<br />

angesichts der<br />

Gesundheitsvorteile sogar als<br />

Nationalsport empfohlen:<br />

„Walkies for all by the year<br />

2010“<br />

Dog Walking<br />

Baumann et al. “Dog walking: an unmet need for<br />

human and canine health, MJA 2001


Körperliches Training:<br />

Ein Schwerpunktthema unserer Medien<br />

Zielgruppen sind neben Kindern und jungen Menschen vor allem chronisch Kranke und<br />

Hochbetagte.


Die Bedeutung der körperlichen<br />

Inaktivität/Aktivität ist schon lange bekannt<br />

Der griechische Arzt Hippokrates stellte vor 2400<br />

Jahren fest „Das, was gebraucht wird, entwickelt<br />

sich und das nicht Benutzte verfällt.“ (Kritikos et al. Ir<br />

J Med Sci, 2009)<br />

Im Mittelalter, d.h. vor 800 Jahren schrieb der jüdische<br />

Arzt Moses Maimonides (1138-1204) „Solange ein<br />

Mensch körperlich aktiv ist, wird er nicht krank<br />

werden, und seine Kraft wird wachsen. Wenn<br />

aber jemand … nur träge herumsitzt und sich keine<br />

Bewegung verschafft, so werden seine Tage voller<br />

Schmerzen sein und seine Kräfte werden<br />

nachlassen“. (Hofmeister M. Deutsches Ärzteblatt, 2011)


Bei Nierenkranken ist die körperliche<br />

Leistungsfähigkeit stark reduziert<br />

� Bei Abfall der Nierenfunktion unter 20 % deutlicher „Leistungsknick“<br />

� Bei <strong>Dialyse</strong>patienten:<br />

� Kraft der Beinmuskulatur nur 20-50% der inaktiven Altersnorm<br />

� Einschränkung von Koordination und Flexibilität durch Nervenschäden<br />

(Neuropathie) sowie Knochen- und Gelenkveränderungen<br />

(Osteopathie/Arthrose)<br />

� Körperliche Aktivität 20-50% geringer als bei der A. Daul inaktiven<br />

et al. 2003<br />

Altersnorm<br />

Johansen et al. 2000


Ursachen der Leistungseinbußen bei chronisch<br />

Nierenkranken<br />

� Muskelschwäche<br />

� Neuropathie (Nervenschäden)<br />

� Restsymptome der Urämie (Harnvergiftung)<br />

� Gestörte Insulinempfindlichkeit der Skelettmuskulatur<br />

� Begleit- und Folgekrankheiten (Atherosklerose, Herzschwäche,<br />

Depression)<br />

� Renale Anämie (Blutarmut)<br />

� Medikamente<br />

z.B. Beta-Blocker, Tranquillantien, Kortison<br />

� Bewegungs- und Trainingsmangel !!!<br />

Daul et al.


Körperliches Training bei <strong>Dialyse</strong>patienten<br />

� Steigerung von Ausdauer, Kraft, Koordination und Flexibilität<br />

Kouidi (1998)<br />

� Verbesserte Zuckeraufnahme in die Muskulatur<br />

Greene (1979)<br />

� Senkung erhöhter Blutfettwerte<br />

Goldberg (1980)<br />

� Blutdrucksenkung bei Aarterieller Hypertonie<br />

Hagberg (1983)<br />

� Verbesserung der renalen nämie<br />

Goldberg (1980)<br />

� Senkung des Eiweißkatabolismus und antientzündliche Effekte<br />

(Cheena et al 2007)<br />

� Verminderte Pflegebedürftigkeit<br />

Daul (2005)<br />

� Gesteigerte <strong>Dialyse</strong>effektivität (erhöhte Harnstoff- und Phosphat-Entfernung) bei<br />

intradialytischem Training<br />

Kong (1999)


Psychische Effekte des körperlichen<br />

Trainings bei <strong>Dialyse</strong>patienten<br />

� Steigerung des Selbstwertgefühls<br />

� Verbessertes Befinden und höhere soziale Kontaktfähigkeit<br />

� Stimmungsaufhellung<br />

� Besserung von Angst und Depression<br />

� Verminderter Bedarf an Sedativa, Tranquillantien, Antidepressiva<br />

A. Daul<br />

Trotz dieser spektakulären Wirkungen ist ein Trainingsprogramm noch immer ein<br />

Stiefkind im Rahmen der Nierenersatztherapie. Nur an wenigen Zentren können<br />

effektive Behandlungsprogramme realisiert werden.


Gründe für die mangelnde Durchführung von<br />

Trainingsprogrammen bei <strong>Dialyse</strong>patienten<br />

� Krankenkassen:<br />

• keine Förderung von Rehasport während der<br />

<strong>Dialyse</strong> seit der Rahmenvereinbarung von 2003<br />

� Beim Patienten fehlende Motivation :<br />

• „Ich bin krank und muss mich ausruhen“<br />

� Im <strong>Dialyse</strong>team und bei den Ärzten:<br />

• Zeitmangel<br />

• Keine evidence based medicine<br />

• ungenügende Motivation in Unkenntnis der therapeutische<br />

Möglichkeiten<br />

Anding-Rost et al.


Erfolgreiches Trainingsprogramm bei<br />

einer großen Zahl von <strong>Dialyse</strong>patienten<br />

im <strong>KfH</strong> - Nierenzentrum<br />

Bischofswerda<br />

Dr. Kirsten Anding <strong>–</strong> Rost mit ihrem Team


Strukturiertes & individuelles Training<br />

während der <strong>Dialyse</strong><br />

46 Patienten, Alter: 64 (±16) Jahre mit Einbeziehung<br />

multimorbider Kranker<br />

• Kombiniertes Kraft-/Ausdauertraining<br />

• Davon mindestens 30 min Ausdauertraining<br />

(mit Bettergometer)<br />

• Dynamisches Krafttraining mit ausgewählten Übungen<br />

• Strukturiertes individualisiertes Programm mit<br />

regelmäßigen Leistungstests<br />

• Voraussetzung: Qualifizierte Trainer!!<br />

(Sportmedizinische Beratung: Prof Martin Halle, Zentrum für präventive und<br />

Sportmedizin der TU München)


46<br />

Verbesserte Muskelkraft bei einer multimorbiden<br />

diabetischen Patientin (Zustand nach Herzinfarkt<br />

mit Bypass OP, Carotisendarterektomie und<br />

peripheren Durchblutungsstörungen)<br />

128<br />

Beinstrecker<br />

192<br />

Abduktoren<br />

152 160<br />

168 172 160<br />

132 132<br />

210<br />

1 2 3 4 5 6<br />

220<br />

1 2 3 4 5 6<br />

Monaten<br />

Monaten<br />

Dr. Kirsten Anding - Rost<br />

34<br />

65<br />

Bauchmuskeln<br />

46 50 46<br />

total<br />

56<br />

1 2 3 4 5 6<br />

Monaten<br />

93 91 91 92<br />

60<br />

130<br />

1 2 3 4 5 6<br />

Monaten


Professor Anton Daul ( Elisabeth <strong>–</strong> Krankenhaus, Essen) ist seit vielen Jahren ein besonders engagierter<br />

Verfechter des körperlichen Trainings von Patienten unter Nierenersatztherapie. Hier ein Bild mit<br />

einer schwerkranken Patientin mit 2 Knieendoprothesen, Bettlägerigkeit nach mehreren<br />

Septikämien (MRSA) und Betreuungsnotwendigkeit im Pflegeheim. Durch regelmäßiges Training<br />

konnte sie nach 1 Jahr wieder mit Taxi zur <strong>Dialyse</strong> fahren, in der Folgezeit weitere Besserung<br />

Sie ist kein Einzelfall!<br />

Erfolgreiches<br />

Training auch bei<br />

Patienten mit<br />

Kachexie


Training bei Nierentransplantierten<br />

� Bisherige Veröffentlichungen zeigten folgende Ergebnisse:<br />

� Risikoreduktion bei koronarer Herzkrankheit<br />

� Gesteigerte körperliche Belastbarkeit<br />

� Steigerung der Muskelkraft und körperlichen Funktionen<br />

� Erhöhte Lebensqualität<br />

� Gewichtsabnahme bei Adipositas<br />

Sportliches Training erscheint besonders wichtig bei Patienten unter einer<br />

Therapie mit Kortikosteroiden wegen der ungünstigen Effekte auf<br />

Knochenstoffwechsel, Muskelkraft und Körpergewicht.<br />

Gordon et al. 2005


Besonders aufschlussreich ist eine kürzlich durchgeführte Metaanalyse zur<br />

Bedeutung der sportlichen Aktivität bei Patienten mit Niereninsuffizienz<br />

oder Nierentransplantation<br />

In insgesamt 32 randomisierten und kontrollierten Studien wurde<br />

eine Verbesserung in folgenden Bereichen festgestellt:<br />

� Muskelstärke<br />

� Gehstrecke<br />

� Systolischer/diastolischer Ruheblutdruck<br />

� Ruheherzfrequenz<br />

Susanne Heiwe und Stefan H. Jacobson<br />

Karolinska Istitut Stockholm, 2011<br />

� Die National Kidney Foundation empfiehlt mit Nachdruck die<br />

regelmäßige körperliche Aktivität. Sie gehört zu den Eckpfeilern<br />

der Behandlung niereninsuffizienter Patienten


Elektrische Muskel - Stimulation (EMS)-<br />

eine alternative Möglichkeit zur<br />

körperlichen Kräftigung<br />

In einer kontrollierten Studie an der <strong>Universität</strong> Brno/Tschechien wurden<br />

die Effekte einer intradialytischen EMS (10 Hz) der Ober- und<br />

Unterschenkel-Muskulatur (1 Stunde pro <strong>Dialyse</strong>) sowie eines aktiven<br />

körperlichen Trainings mit Bettfahrrad (20 Minuten) im Vergleich zur einer<br />

unbehandelten Kontrollgruppe untersucht. Nach 20 Wochen bestand in der<br />

EMS sowie der aktiven Gruppe im Vergleich zu den Kontrollen eine<br />

deutliche Verbesserung der Muskelkraft sowie mentaler Funktionen. Die<br />

Leistungssteigerung durch EMS entsprach den Ergebnissen des aktiven<br />

körperlichen Trainings.


Möglichkeiten der hochfrequenten<br />

externen Muskelstimulation (HTEMS)<br />

in der Behandlung von Schmerzen und<br />

Muskelschwäche bei <strong>Dialyse</strong>patienten<br />

Die Prävalenz von Schmerzzustände beträgt ca. 60%, und ist häufig assoziiert mit<br />

Schlafstörungen, depressiven Symptomen und Muskelschwäche.<br />

Die intradialytische Behandlung der schmerzhaften Neuropathie mit der HTEMS<br />

führt zu eindrucksvollen Besserungen, wie erstmals in den <strong>KfH</strong> <strong>–</strong>Zentren<br />

<strong>Würzburg</strong> und Coburg (Prof. H. Hennemann) gezeigt wurde (Klassen et al.<br />

2008). Zuvor war am Deutschen Diabetes-Zentrum in Düsseldorf bei<br />

diabetischer Polyneuropathie eine hohe Effektivität der HTEMS-<br />

Behandlung und ihre Überlegenheit gegenüber der TENS- Therapie gezeigt<br />

worden (Reichstein et al. 2005).


Was ist Hochfrequente externe Muskelstimulation<br />

(Hochtontherapie)?<br />

Im Unterschied zur Transkutanen Elektrischen Nervenstimulation<br />

(TENS) mit Frequenzen zwischen 1- 100 Hz bestehen bei der HTEMS<br />

wesentlich höhere Frequenzen<br />

Hochtontherapie:<br />

1. Frequenzen variieren in<br />

kurzen Intervallen zwischen<br />

ca 4100 und 33000 Hz.<br />

2. Amplitude und Frequenz<br />

werden gleichzeitig<br />

moduliert


Effekte der HTEMS-Behandlung auf Neuropathie-Symptome bei <strong>Dialyse</strong>-<br />

Patienten<br />

**<br />

**<br />

nach 1-3 Monaten<br />

** **<br />

**<br />

**<br />

Klassen A. Di Iorio B. et al. 3 rd Int. Cong. On Neuropathic Pain, Athen, 2010<br />

Klassen, Di Iorio et al. 2010<br />

Vor der Behandlung<br />

Nach 12 Monaten<br />

*<br />

*<br />

**<br />

**<br />

Positive Effekte der Hochtontherapiebei peripherer Neuropathie wurden inzwischen von mehreren<br />

<strong>Universität</strong>skliniken bestätigt.<br />

*


Hochtontherapie verbessert auch die Lebensqualität von<br />

<strong>Dialyse</strong>patienten (beurteilt mit dem SF-36)<br />

In einer Untersuchung an 25 <strong>Dialyse</strong>patienten wurde von uns im Verlaufe einer 3 monatigen<br />

Behandlung eine signifikante Verbesserung verschiedener mentaler Funktionen festgestellt. Dazu<br />

zählten die Zunahme der körperlichen und sozialen Funktionstüchtigkeit sowie des emotionalen<br />

Verhaltens. Auch im Hand- Grip- Test fanden wir als Ausdruck einer allgemeinen<br />

Vitalitätssteigerrung eine signifikante Kraftzunahme.<br />

Tröger Ch. Klassen A, Racasan<br />

S. Blaser, Kürner B et al. 2011 in<br />

press<br />

Nach Untersuchungen von G. Bellinghieri und S. Messina, <strong>Universität</strong> Messina, soll die<br />

Hochtonbehandlung auch die Restless <strong>–</strong> Legs <strong>–</strong> Symptomatik verbessern.


Zusammenfassung (1)<br />

� Ausdauer- und Krafttraining verbessern bei <strong>Dialyse</strong>patienten und<br />

Nierentransplantierten die körperliche Leistungsfähigkeit und das psychische<br />

Wohlbefinden.<br />

� Für viele Kranke wirkt das Training wie eine Wundermedikament (miracle drug!).<br />

� Auch Hochbetagte und multimorbide Patienten profitieren von einem<br />

Trainingsprogramm <strong>–</strong> Es ist nie zu spät!<br />

� Vor Trainingsbeginn ist ein Gesundheits-Check-Up (Belastungs-EKG und <strong>–</strong><br />

Blutdruckverhalten) zwingend erforderlich. Das Training muss den jeweiligen<br />

körperlichen Einschränkungen angepasst sein und sollte von Sporttherapeuten<br />

begleitet werden.<br />

� Die Leistungszuwachs erfolgt bei <strong>Dialyse</strong>patienten langsamer als bei<br />

Nierengesunden.<br />

� Bei körperlichen Mißempfindungen muss das körperliche Training sofort<br />

gestoppt werden!


Zusammenfassung (2)<br />

� Intradialytische Elektrische Muskelstimulation (EMS) verbessert<br />

Muskelkraft und mentale Funktionen wie bei aktiv behandelten<br />

<strong>Dialyse</strong>patienten.<br />

� Bei chronischen Schmerzzuständen, insbesondere bei peripherer<br />

Neuropathie, erlaubt die „Hochfrequente Externe Muskelstimulation“ eine<br />

wesentliche Besserung der klinischen Symptomatik und der häufigen<br />

Schlafstörungen.<br />

� Unter HTEMS zeigen <strong>Dialyse</strong>patienten einen Zugewinn an Lebensqualität,<br />

wie mit dem SF-36 nachgewiesen werden konnte. Zugleich bestand im<br />

Hand-Grip Test eine Kraftzunahme.


“Wer nicht jeden Tag<br />

etwas Zeit für seine<br />

Gesundheit aufbringt,<br />

muss eines Tages sehr<br />

viel Zeit für die<br />

Krankheit opfern.”<br />

Sebastian Kneipp<br />

1821-1897


Literatur:<br />

Bachl N. Fit ins Alter, Mit richtiger Bewegung jung bleiben. Springer, Wien, 2005<br />

Booth FW, Chakravarthy MV, Gordon SE, Spangenburg EE. Waging war on physical inactivity: using<br />

modern molecular ammunition against an ancient enemy. J Appl Physiol. 2002<br />

Lees SJ, Booth FW. Sedentary death syndrome. Can J Appl Physiol. 2004<br />

Daul AE, Schäfers RF, Daul K, Philipp T. Exercise during hemodialysis. Clin Nephrol. 2004<br />

Klassen A, Di Iorio B, Guastaferro P, Bahner U, Heidland A, De Santo N. High-tone external<br />

muscle stimulation in end-stage renal disease: effects on symptomatic diabetic and uremic<br />

peripheral neuropathy. J Ren Nutr. 2008<br />

Reichstein L, Labrenz S, Ziegler D, Martin S. Effective treatment of symptomatic diabetic<br />

polyneuropathy by high-frequency external muscle stimulation. Diabetologia. 2005<br />

Dobsak P, Homolka P, Svojanovsky J, Reichertova A, Soucek M, Novakova M, Dusek L, Vasku J,<br />

Eicher JC, Siegelova J. Intra-dialytic electrostimulation of leg extensors may improve exercise<br />

tolerance and quality of life in hemodialyzed patients. Artif Organs. 2011<br />

Heiwe S, Jacobson SH: Exercise training for adults with chronic kidney disease Cohrane Database<br />

of SystRev 2011; 10: Art. No CD003236

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!