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Patrick Modiano: Dans le Café de la jeunesse perdue

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<strong>Patrick</strong> <strong>Modiano</strong>: <strong>Dans</strong> <strong>le</strong> café <strong>de</strong> <strong>la</strong> <strong>jeunesse</strong> <strong>perdue</strong>. Gallimard 2007(<strong>de</strong>utsch: Hanser 2012)Ein <strong>Café</strong> in Paris, wahrscheinlich eher unscheinbar, das „Condé“. Darin treffen sich junge Menschen,von nachlässigem Äußerem, und einige Ältere, über die man nicht so genau Bescheid weiß. Eben das,was man auch heute noch Bohème nennt.Auch eine junge Frau kommt – unregelmäßig – in dieses <strong>Café</strong>: Louki, ein Name, <strong>de</strong>r ihr von <strong>de</strong>nStammgästen gegeben wird. Louki b<strong>le</strong>ibt al<strong>le</strong>in, reserviert, ein Buch <strong>le</strong>gt sie g<strong>le</strong>ichsam als Zeichen <strong>de</strong>rAbgeschie<strong>de</strong>nheit, wie eine Art Ausweis, vor sich auf <strong>de</strong>n Tisch.Und doch wird sie bemerkt. Ein Fotograf macht Bil<strong>de</strong>r von <strong>de</strong>n seltsamen Gästen. Ein an<strong>de</strong>rer Gastzeichnet in einer Art Brevier auf, wann wer in das <strong>Café</strong> kommt und wie<strong>de</strong>r geht. Ein weiterer, <strong>de</strong>r sichals „éditeur d’art“ ausgibt, <strong>le</strong>iht sich das Buch aus und macht seltsame Unterstreichungen, umanschließend unauffindbar zu verschwin<strong>de</strong>n ...Mit diesem Szenario beginnt <strong>de</strong>r jüngste Roman <strong>de</strong>s mitt<strong>le</strong>rwei<strong>le</strong> auch in Deutsch<strong>la</strong>nd bekanntenfranzösischen Autors <strong>Patrick</strong> <strong>Modiano</strong> (sein Roman Vil<strong>la</strong> triste war als „Das Parfüm von Yvonne“ imKino zu sehen). Und al<strong>le</strong> E<strong>le</strong>mente, die <strong>de</strong>r Leser aus <strong>de</strong>n früheren Romanen kennt, begegnen auchhier: die Flucht, zum Beispiel. Die Hauptperson, Louki, eigentlich Jacqueline, ist auf einer nie ganzerklärten Flucht; Angst, Unsicherheit, viel<strong>le</strong>icht eine Gefahr, gewiss auch eine Sehnsucht, in einer ArtAnonymität zu verschwin<strong>de</strong>n, stehen dahinter.Auch das Thema Vergangenheit und Gegenwart und ihr Verhältnis zueinan<strong>de</strong>r kehrt wie<strong>de</strong>r. Schonim ersten Kapitel begegnet <strong>de</strong>r Erzäh<strong>le</strong>r – in einer späteren Zeit – <strong>de</strong>r Wirtin <strong>de</strong>s „Condé“ nocheinmal und sie erinnern sich nach einer etwas ver<strong>le</strong>genen Begrüßung an dieses seltsame <strong>Café</strong>.


Die Suche nach Spuren ist ein zentra<strong>le</strong>s Mittel bei <strong>Modiano</strong>, um die Erzählung zu strukturieren. Im„<strong>Café</strong> <strong>de</strong>r verlorenen Jugend“ lässt er kapitelweise unterschiedliche Figuren <strong>de</strong>r Handlung berichten.Die Berichte über<strong>la</strong>ppen sich teilweise, führen aber <strong>de</strong>nnoch immer weiter in diese Suche hinein.Die Verlorenheit <strong>de</strong>r Personen in ihrem Dasein kommt immer wie<strong>de</strong>r zum Ausdruck. Zum Beispiel in<strong>de</strong>m Gefühl, dass al<strong>le</strong>s immer wie<strong>de</strong>rkehrt, „l’Éternel Retour“ – ein Gefühl, das Louki bereits zuBeginn ‚ihres‘ Kapitels hat, am Arm ihres Bekannten Ro<strong>la</strong>nd, und das dieser später wie<strong>de</strong>r aufgreift:Noch später g<strong>la</strong>ubt er, wie eine etwas raue Stimme seinen Namen ruft. Er dreht sich um, aber da istniemand. Er erkennt die Stimme: Es ist Louki. „Dieselben Tage, dieselben Nächte, dieselben Orte,dieselben Begegnungen. Die ewige Wie<strong>de</strong>rkehr.“Die Erzählweise ist wie stets bei <strong>Modiano</strong> vage tastend, sie belässt Ungewissheiten beim Leser, <strong>de</strong>r soselbst die Unsicherheit und das Gefühl <strong>de</strong>r Wie<strong>de</strong>rholung miter<strong>le</strong>bt. Sehr französisch, dieseErzählweise und für <strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschen Leser sicher gewöhnungsbedürftig. Das Gewöhnen lohnt sichjedoch, <strong>de</strong>nn die Grun<strong>de</strong>rfahrungen über das Leben, die in al<strong>le</strong>n Romanen <strong>Modiano</strong>s gespiegeltwer<strong>de</strong>n, sind uns al<strong>le</strong>n bekannt. Deswegen klingen seine Bücher nach. Der Leser <strong>le</strong>bt nach <strong>de</strong>r <strong>le</strong>tztenSeite noch eine Wei<strong>le</strong> in ihnen.

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