Osteoporose - bei Crossmed
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Gut zu wissen<br />
Leserfrage zum Thema Milch<br />
14 BfO - Aktuell 1/2009<br />
Können Sie mir erklären, warum<br />
ausgerechnet in Ländern, in denen der pro Kopf Konsum an Milchprodukten<br />
besonders hoch ist, auch die <strong>Osteoporose</strong>rate sehr hoch ist und in<br />
asiatischen Gebieten z.B., in denen der Konsum wegen Laktoseintoleranz<br />
sehr gering ist, <strong>Osteoporose</strong> kaum ein Thema ist ? Und wie kommen<br />
eigentlich Tiere, die keine Milchprodukte verzehren an das benötigte<br />
Kalzium ?<br />
Beantwortet von PD Dr. Armin Zittermann, Bad Oeynhausen<br />
Sie werfen eine wichtige Frage auf. In der Tat ist bereits seit nahezu 3 Jahrzehnten<br />
bekannt, dass osteoporotische Frakturen in europäischen Ländern mit relativ hoher<br />
Calciumaufnahme häufiger auftreten als in asiatischen Ländern, wo die Calciumaufnahme traditionell niedrig ist.<br />
Auch Afro-Amerikaner weisen ein geringeres <strong>Osteoporose</strong>risiko als weiße Amerikaner auf, obwohl die Calciumaufnahme<br />
der Afro-Amerikaner aufgrund der in dieser Bevölkerungsgruppe weit verbreiteten Milchzuckerunverträglichkeit<br />
niedriger liegt als <strong>bei</strong> weißen Amerikanern. Interventionsstudien haben jedoch klar gezeigt, dass nicht nur<br />
<strong>bei</strong> Europäerinnen, sondern auch <strong>bei</strong> Asiatinnen durch eine Verbesserung der Calciumzufuhr das Risiko für osteoporotische<br />
Frakturen verringert werden kann, wenn die Calciumzufuhr vorher zu gering war.<br />
Dennoch verdeutlichen die genannten Beobachtungsstudien auch, dass neben der Höhe der Calciumaufnahme<br />
offensichtlich noch andere Faktoren eine wichtige Rolle spielen. Heute weiß man, dass ein sehr enger Zusammenhang<br />
zwischen Muskelmasse und Knochenmasse besteht. Ein Verlust an Muskelmasse geht daher stets auch mit<br />
einem Verlust an Knochenmasse einher und umgekehrt. Schwarzafrikaner weisen genetisch bedingt eine höhere<br />
Muskelmasse und somit auch eine höhere Knochenmasse als Europäer auf. Dies erklärt vermutlich zumindest teilweise<br />
das geringere <strong>Osteoporose</strong>risiko der Afro-Amerikaner. Die veränderten Lebensbedingungen der letzten Jahrzehnte<br />
in Asien, einhergehend mit weniger anstrengender körperlicher Ar<strong>bei</strong>t und somit mit einer verminderten<br />
Muskeltätigkeit, gingen auch mit einem Anstieg osteoporotischer Frakturen einher. Besonders eindruckvoll ist der<br />
Zusammenhang zwischen Muskelmasse und <strong>Osteoporose</strong>risiko <strong>bei</strong> jungen Frauen mit Magersucht. Das geringe Körpergewicht<br />
und die geringe Muskelmasse geht <strong>bei</strong> diesen Patienten u.a. mit einem erhöhten Risiko für Knochenfrakturen<br />
einher, eine Situation, die ansonsten für diese Altersgruppe absolut untypisch ist. Zusammenfassend lässt<br />
sich daher sagen, dass eine angemessene Calciumzufuhr zwar ein wichtiger Faktor für die Knochengesundheit ist,<br />
die Höhe der Muskelmasse vermutlich jedoch eine noch wichtigere Rolle spielt. Milch weist einen hohen Calciumgehalt<br />
auf. Daher sind Milch und Milchprodukte besonders gut geeignet um eine angemessene Calciumaufnahme<br />
zu gewährleisten.<br />
Grundsätzlich kann man jedoch auch ohne Milch und Milchprodukte seine Calciumaufnahme optimieren. Viele traditionelle<br />
Lebensmittel wie Gemüse und Nüsse weisen, bezogen auf<br />
ihren Energiegehalt, einen hohen Calciumgehalt auf. Man kann daher<br />
davon ausgehen, dass die Menschen in prähistorischer Zeit <strong>bei</strong> ausreichender<br />
Energiezufuhr gleichzeitig auch genügend Calcium aufgenommen<br />
haben, obwohl sie noch keine Milch und Milchprodukte verzehrt<br />
haben. Diese Situation änderte sich vermutlich, als die Menschen sesshaft<br />
wurden und Getreide zum Grundlebensmittel wurde. Getreide<br />
weist nur einen sehr geringen Calciumgehalt <strong>bei</strong> vergleichsweise<br />
hohem Energiegehalt auf. Erstmals trat vermutlich die Situation auf,<br />
dass die Menschen ausreichende Mengen an Energie aufnehmen konnten<br />
und dennoch eine unzureichende Calciumaufnahme auftrat. Durch<br />
die Milchwirtschaft in Europa, der Ausbildung einer Milchzuckerverträglichkeit in der erwachsenen europäischen<br />
Bevölkerung und dem damit einhergehenden Konsum von Milch und Milchprodukten konnte diese Situation entschärft<br />
werden.