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Zur Bedeutung assistierender Unterstützungsformen in der ...

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den AssistenznehmerInnen. Sie können zwar die Kontrolle über bestimmte Situationendelegieren, haben aber die Möglichkeit, diese wie<strong>der</strong> zu übernehmen. Die Bedrohung fürdie „Betreuungsprofessionisten“ g<strong>in</strong>g sogar soweit, dass diese Persönliche Assistenz als„Sklaventreiberei“ bezeichneten, weil sie sich plötzlich entrechtet sahen. Dabei warensie nur e<strong>in</strong> Stück entmachtet und zwar um jene Aspekte, die sie bevormundend, fremdbestimmendund letztlich auch hospitalisierend machten.Im Zusammenhang mit Persönlicher Assistenz ist wesentlich, dass diese nicht „gespielt“werden kann. Die Erlaubnis e<strong>in</strong>es Betreuers „du darfst selbst entscheiden, wann du <strong>in</strong>sBett gehen möchtest“ ist ke<strong>in</strong> Zugeständnis an die Selbstbestimmung des Betroffenen,weil die Entscheidungsfreiheit delegatorisch gewährt wird und eigentlich nicht besteht.Diese Delegation könnte je<strong>der</strong>zeit wi<strong>der</strong>rufen werden. Hier wird nur sche<strong>in</strong>bare Selbstbestimmung<strong>in</strong>szeniert. Persönliche Assistenz bedeutet jedoch „strukturelles Empowerment“,also konkrete Umstände, die faktisch Autonomie, Selbstbestimmung undEigenverantwortlichkeit herstellen. In <strong>der</strong> Persönlichen Assistenz suchen sich Menschenmit Bee<strong>in</strong>trächtigung ihre Persönlichen Assistenten/<strong>in</strong>nen selbst aus bzw. kündigen sie.Genauso haben sie Kontrolle über Umfang, Art und Zeit <strong>der</strong> Unterstützungsleistung.Die Rolle des/<strong>der</strong> Persönlichen Assistenten/<strong>in</strong>Das neue Menschenbild, <strong>der</strong> neue Entwurf von Menschen mit Bee<strong>in</strong>trächtigung führt zue<strong>in</strong>er neuen Form <strong>der</strong> Begegnung, die zuerst auf e<strong>in</strong> hierarchisches Gefälle <strong>in</strong>sofern verzichtet,als auf dom<strong>in</strong>ierende Fremdbestimmtheit verzichtet wird. Die Behauptung <strong>der</strong>Kritiker, dass die Rollen lediglich vertauscht werden und die Menschen mit Bee<strong>in</strong>trächtigung<strong>in</strong> <strong>der</strong> Persönlichen Assistenz über ihre AssistentInnen „sklavisch“ verfügen, istfalsch. Persönliche Assistenten/<strong>in</strong>nen s<strong>in</strong>d ihrerseits ebenfalls selbstbestimmt undschließen eigenverantwortlich mit ihren Assistenznehmern/<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong>en Arbeitsvertrag(Assistenzvertrag), so wie jede/r Arbeitnehmer/<strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Vertrag schließt, <strong>der</strong> regelt, unterwelchen Umständen, <strong>in</strong> welchem Ausmaß, mit welcher Entlohnung welche Aufträge ausgeführtwerden.Die Persönlichen Assistenten/<strong>in</strong>nen kommen damit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Rolle, die sich deutlich vonklassischer Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>tenbetreuung unterscheidet. Zunächst handelt es sich um e<strong>in</strong>e Begegnungvon Assistenznehmer und Assistenzgeber auf Augenhöhe. Beide def<strong>in</strong>ierendas Assistenzverhältnis geme<strong>in</strong>sam und können es beenden. Die Expertise <strong>der</strong> PersönlichenAssistenten/<strong>in</strong>nen besteht dar<strong>in</strong>, nicht zu wissen, was <strong>der</strong> An<strong>der</strong>e braucht. DieRolle ist passiv, sich anbietend und Aufträge e<strong>in</strong>for<strong>der</strong>nd. Der Auftrag wird zum zentralenElement <strong>der</strong> Assistenz-Interaktion. Ke<strong>in</strong>e Aufträge zu erhalten ist also e<strong>in</strong> <strong>in</strong>direkter Auftragzur Passivität. Tatsächlich ist e<strong>in</strong> „Nichts-Tun“ geläufige Handlung professionellerPersönlicher Assistenz, weil eben nicht permanent etwas zu tun ist. Im Betreuungssett<strong>in</strong>gkommt das kaum vor, weil BetreuerInnen auch <strong>in</strong> Zeiten, wo ke<strong>in</strong>e Handlungen zusetzen s<strong>in</strong>d, Verantwortung über die Situation tragen.Die Assistenzbeziehung ist e<strong>in</strong>e Arbeitsbeziehung, die Vertrauen und gleichzeitig Distanzverlangt. Ihre Qualität steigt, je korrespondieren<strong>der</strong> sie wird, also je ganzheitlichersich Assistenznehmer/<strong>in</strong> und Assistenzgeber/<strong>in</strong> begegnen können. Die Gefahr, dass PersönlicheAssistenten/<strong>in</strong>nen durch Erfahrungs-, Wissens-, Kognitions- o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>erSeite 4 / 7

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