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Reisen - bei Karin Schickinger

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ReiseXxxx xxxx xxxxxDies erzählt zumindest die einschlägigeLiteratur. Ob „Der Wind war mein Begleiter“von Anne-France Dautheville oder„Jupiters Fahrt“ von Ted Simon, <strong>bei</strong>de Anfangbis Mitte der 70er Jahre in SachenWeltumrundung unterwegs: Sie preisen dieFahrt durch undurchdringliche Wälder, wildeGebirge und exotische Städten als„Odyssee durch physische und psychischeLandschaften“ und „ins Innerste ihrerSeelen“.Das war vor der Zeit, als jeder Volkshochschulen-TöpferkursSelbstverwirklichungzum Dumpingpreis anbot und allnachmittagsdas Innerste der menschlichen Seelevon der Mattscheibe auf uns herunterprasselte. Beide Themen sind wohl erstmalverbrannt. Ob deshalb Berichte vonWofür sich tagelang mit dem Motorrad durchden Dschungel quälen, wenn Jeeps im Indio-Dorf ihre Wagenladung Touristen ausspucken?Weltreisen an Eindruckskraft verloren haben,sei einmal dahin gestellt. Wahrscheinlicherist, dass auch im Tourismus eine tiefgreifende Demokratisierung stattgefundenhat. Tansania, Tasmanien oder Tadschikistan– selbst entfernteste Reiseziele liegenheute in Reichweite eines mittelständischenFamilienbudgets. Und vierzehn Tage pauschalKaribik kosten soviel wie zwei WochenMotorrad individuell durch Katalonien.Zudem ist Abenteuer groß in Mode – undwird gut organisiert angeboten. Zu Fuß überden Klondike? Mit dem Pferd nach Wladiwostok?Per Anhalter durch die Galaxis?Alles kein Problem. Heute per Internet gebucht,und morgen geht’s los. Wem machtes da noch Spaß, sich nach monatelangerVorbereitung über tausende von Motorrad-Dschungel-Kilometern zu einem einsamenIndiodorf zu quälen, wenn dort ein paarJeeps saubere, muntere Touristen in frischerrichtete Pfahlhostels ausspucken?Da kann man das Innerste der Seele imtiefsten Regenwald an der Bar baumelnlassen und die Selbstverwirklichung mit einemguten deutschen Bier begießen. Wennstatt des früheren neidischen Blicks denmüden Motorradfahrer nun ein mitleidiges„Prost“ des Nachbarn trifft, dann wünschter sich für den Rückweg nur noch denAutoreisezug.Wie die Kumpels aus Essen. Die treibtder Sommerurlaub ans Mittelmeer, dochden ganzen Weg vom Ruhrgebiet nachVenedig auf zwei Rädern zurückzulegen,das ist ihnen zu beschwerlich. WachsendeHektik im Alltag fordern in der Freizeiteinen anderen psychischen Ausgleich. „Abschaltenund Ausspannen“ steht neben„Zeit für einander haben“ ganz oben aufder Bedürfnisskala in den Ferien.Je weniger selbst organisiert werdenmuss, umso besser. Das beginnt <strong>bei</strong> denLeihmotorrädern, die überall zur Verfügung136 mrs 7/8 2004

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