Frauen als Benachteiligte?
Frauen als Benachteiligte?
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Wirtschaft<br />
Meinungen<br />
<strong>Frauen</strong> <strong>als</strong><br />
<strong>Benachteiligte</strong>?<br />
Eine vor Kurzem bei unseren deutschen Nachbarn<br />
veröffentlichte Studie ergab, dass in Werkstätten<br />
auf spezielle Bedürfnisse der holden<br />
Weiblichkeit wenig bis gar nicht eingegangen<br />
wird. Sind die Unterschiede zwischen Mann und<br />
Frau noch größer <strong>als</strong> die schon bekannten?<br />
Mehr Fragen<br />
Beim Kauf eines Autos agieren <strong>Frauen</strong><br />
rationaler. Im Vordergrund stehen Familienfreundlichkeit,<br />
Funktionalität und<br />
Wirtschaftlichkeit. In diesem Fall haben sie deshalb<br />
andere Bedürfnisse <strong>als</strong> Männer. Auf beide<br />
sollten die Verkäufer differenzierter<br />
eingehen. In der<br />
Werkstatt sind <strong>Frauen</strong> kritischer<br />
und lassen sich weniger<br />
gefallen. Aus diesem<br />
Grund erscheint die Frau<br />
<strong>als</strong> technisch unversierter,<br />
weil sie mehr Fragen stellt.<br />
Es kann <strong>als</strong>o durchaus gesagt<br />
werden, dass Auto-<br />
Mag. Dora Donosa,<br />
ÖAMTC-Verkehrspsychologin<br />
häuser und Werkstätten<br />
zu wenig auf <strong>Frauen</strong> eingehen.<br />
54 www.autoundwirtschaft.at • Mai 2006<br />
Geändertes Rollenbild<br />
Es wäre sicherlich interessant, wenn<br />
eine solche Studie auch in Österreich<br />
gemacht werden würde, um eine fundierte<br />
Aussage machen zu können. Aber ich gehe<br />
davon aus, dass die Unternehmen im Allgemeinen<br />
zu wenig auf weibliche Kunden eingehen. Im<br />
Speziellen trifft das bei Werkstätten besonders zu.<br />
Das Rollenbild hat sich jedenfalls geändert. Früher<br />
war der Besuch in der<br />
Werkstatt eine reine Männersache.<br />
Jetzt fährt die<br />
Frau mit ihrem Fahrzeug<br />
selbst dorthin. Dabei werden<br />
sie meistens <strong>als</strong><br />
„Nichtwisser“ angesehen.<br />
Ich bin aber überzeugt,<br />
dass auch so mancher<br />
Mann keine Ahnung von<br />
Technik hat.<br />
Mag. Barbara<br />
Es liegt jedoch für die<br />
Prammer, 2.<br />
Werkstätten so manches Nationalrats-<br />
wirtschaftliche Potenzial präsidentin<br />
brach. Wenn diese darauf<br />
reagieren würden, wäre das für die Auslastung beziehungsweise<br />
für den Ertrag positiv. Erstaunlich<br />
finde ich nur, dass die Hersteller mit so manchem<br />
<strong>Frauen</strong>auto auf die Bedürfnisse eingegangen sind,<br />
die Werkstätten aber nicht.<br />
Zuvorkommend<br />
Bei meiner zweiten Ausfahrt mit dem<br />
Käfer (mit 18 Jahren) habe ich den<br />
Tankwart noch gebeten, den Wasser-<br />
stand bei meinem luftgekühlten Klassiker zu che-<br />
cken. Eine ziemlich peinliche Sache.<br />
Mittlerweile können mir die Mechaniker<br />
kein X mehr für ein U vormachen<br />
– und das bemerken sie auch recht<br />
schnell. Vor allem, da ich entweder<br />
mit einer To-do-Liste für den Käfer,<br />
oder einem unübersehbaren Blechschaden<br />
am Mercedes in der jeweiligen<br />
Werkstätte auftauche. Auf Fachsimpeleien<br />
lasse ich mich jedoch nicht<br />
ein und schon gar nicht auf Rechtferti-<br />
Miriam Gucher, gungen gegenüber eingefleischten AuMarketingangetofans,<br />
wenn sie einen Quadratmillistelltemeter<br />
Rost an meinem Gefährt<br />
entdecken. Allerdings hatte ich mal einen Mechaniker,<br />
der nicht nur die Reifen getauscht hat, sondern<br />
das ganze Auto geputzt und das Dach eingelassen<br />
hat, weil er begeistert von meinem Auto<br />
war.<br />
Jedenfalls bin ich bisher nur an ausnehmend nette<br />
und zuvorkommende Mechaniker geraten.
Kein Unterschied<br />
Ich bin nicht der Meinung, dass<br />
Männer oder <strong>Frauen</strong> in einer Werk-<br />
statt unterschiedlich behandelt wer-<br />
den. Außerdem glaube ich nicht, dass <strong>Frauen</strong><br />
eine Sonderbehandlung brauchen. Hier färbt<br />
vielleicht das alte Klischee<br />
vom technischen<br />
Unverständnis<br />
der <strong>Frauen</strong> ab. Aber<br />
dieses gibt es bei Männern<br />
genauso.<br />
Obwohl ich eben in<br />
die Kategorie der<br />
technisch Unbedarften<br />
falle, wäre ich <strong>als</strong>o<br />
ein leichtes Opfer.<br />
Sabine Mord, Aber dadurch, dass<br />
Moderatorin<br />
ich mein Auto in der<br />
Werkstatt eines Bekannten<br />
reparieren und servicieren lasse, werde<br />
ich meines Erachtens gut behandelt.<br />
Dazu möchte ich auch sagen, dass die Werkstätten<br />
einen schlechteren Ruf haben, <strong>als</strong> er<br />
tatsächlich ist. Deswegen ist auch eine Sonderbehandlung<br />
weder bei Frau noch bei Mann<br />
nicht notwendig.<br />
Brachliegender Markt<br />
Ich kenne eine Werkstatt, die immer<br />
mehr auf ihre weibliche Kundschaft<br />
eingeht. Speziell die Werbelinie ist darauf<br />
abgestimmt und spricht eigentlich nur<br />
<strong>Frauen</strong> an. Was eher <strong>als</strong> Zufall gesehen werden<br />
soll, ist, dass auch die<br />
Mechaniker ungewöhnlich<br />
gepflegt<br />
Julia Haarer, Pila-<br />
und attraktiv sind.<br />
Obwohl besonders in<br />
dieser Branche beide<br />
Geschlechter mitunter<br />
das Gefühl haben,<br />
über den Tisch gezogen<br />
zu werden, wird<br />
man vor allem <strong>als</strong><br />
Frau nicht so ernst getes-Trainerinnommen<br />
Mann.<br />
wie <strong>als</strong><br />
Ich sehe es jedenfalls <strong>als</strong> nicht genützte Chance<br />
für die Werkstatt oder das Autohaus, ein Geschäft<br />
zu machen, <strong>als</strong>o <strong>als</strong> brachliegender<br />
Markt, wenn nicht auf spezielle Bedürfnisse<br />
eingegangen wird.<br />
Wirtschaft<br />
Meinungen<br />
AUTO & Wirtschaft • Mai 2006 55