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Parasiten des Verdauungstraktes

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Enteropathogene E.c. (EPEC) befällt überwiegend Kinder bis<br />

zum zweiten Lebensjahr. Sie sind schon mal in Kinderkliniken<br />

zu finden.<br />

Enteroagressive E.c. (EAEC) kommen sehr selten in Deutschland<br />

vor, daher sind auch pro Jahr nur wenige Fälle hier bekannt.<br />

Enteroinvasive E.c. (EIEC) ist in unseren Breiten sehr selten. In<br />

Südostasien aber tritt sie gehäuft auf und verhält sich im<br />

Krankheitsbild wie die Shigellen Ruhr.<br />

Enterohaemoragische E.c. (EHEC) tritt in USA, England und<br />

Japan in der letzten Zeit immer häufiger auf. Auch wir hatten<br />

im Jahre 1998 etwa 600 Fälle, jedoch sind sie heute deutlich<br />

weniger geworden.<br />

EHEC und alle darmpathogenen Stämme der Escherichia coli<br />

sind meldepflichtig.<br />

Clostridien sind grampositive, streng anaerobe, sporenbildende,<br />

bewegliche Bakterien. Sie sind überall vertreten. Im Staub<br />

der Straße und <strong>des</strong> Hauses. Sowohl im Meer- als auch im<br />

Süßwasser können sie vorkommen. Sie sitzen oft auch im<br />

Intestinaltrakt von Mensch und Tier. Uns interessiert nur das<br />

Clostrisium difficile. Bei zwei Prozent der Erwachsenen und<br />

25-50% der Kinder sind geringe Keimzahlen nachweisbar.<br />

Trotzdem kommt es zu keiner Erkrankung. Sie werden meist<br />

nur bei immungeschwächten Patienten aktiv. Daher findet<br />

man die Erkrankungen auch sehr selten und wenn, dann meist<br />

nur in Altenheimen und Kliniken. Wenn Patienten übermäßig<br />

massiv mit Antibiotika und Zytostatika behandelt werden<br />

kann die Infektion auftreten. Die bekanntesten Clostridien<br />

sind Botulinum und Tetani.<br />

Darmviren sind säureresistente Viren die gehäuft im Sommer<br />

und Herbst auftreten. Es gibt eine Vielzahl Darmviren die für<br />

uns Menschen sehr unangenehm werden können und oft mit<br />

teilweise recht hohem Fieber und scheußlichen Diarrhöen auftreten.<br />

Die wichtigsten Vertreter sind die Rota-, Norwalk-,<br />

Calici-, Adeno- und Astroviren. Der Übertagungsweg ist fäkal-oral<br />

oder durch Tröpfchen. Ihr Vorkommen ist weltweit<br />

und neben dem Menschen auch bei nahezu allen Säugetieren<br />

vorzufinden. Wir können uns gegen sie nur durch absolute<br />

Sauberkeit und ein gut funktionieren<strong>des</strong> Immunsystem schützen.<br />

Wie wir das können wird noch im Abschnitt Therapie zu<br />

lesen sein.<br />

Inzwischen gibt es auch, durch Massentierhaltung auf engstem<br />

Raum und Unsauberkeit vermutlich, Viren die von anderen<br />

Tierarten auf den Menschen überspringen oder sich mit<br />

den Human- und Säugetierviren vermischen. Ich denke da<br />

besonders an die in letzter Zeit bekannt gewordene asiatische<br />

Geflügelgrippe, die sich auch im Darm einnisten kann.<br />

Vibrionen sind gerade, aber auch teilweise leicht gekrümmte,<br />

gramnegative, überwiegend mit Geißeln versehene Stäbchenbakterien.<br />

Über 20 Arten dieser Gattung sind bekannt. Sie<br />

leben anaerob im Erdreich, häufiger jedoch in seichten Küsten-<br />

und Binnengewässern. Der für uns wichtigste und noch aus der<br />

Ausbildungszeit bekannte Vertreter dieser Bakterienart ist das<br />

Vibrio cholera. In der nördlichen Hemisphäre, dank der ausgezeichneten<br />

Trinkwasserversorgung, ausgestorben, kommt es<br />

gelegentlich in wärmeren Ländern, besonders in Massenunterkünften,<br />

deren Trinkwasser nicht ausreichend gereinigt,<br />

bzw. abgekocht wurde, vor. Die Cholera, im Volkmund früher<br />

Gallenbrechruhr genannt, ist zuletzt 1990 epidemisch in Südamerika<br />

aufgetreten, auch hier durch verseuchtes Trinkwasser.<br />

Diese mit starkem Brechreiz und extremen Durchfällen begleitete<br />

Erkrankung führt in nahezu 70% zum Tode. Eine durch<br />

äußerst starken Elektrolytverlust gekennzeichnete Erkrankung<br />

ist in allen Ländern eine meldepflichtige Infektionskrankheit.<br />

Protozoen sind Urtierchen, also Einzeller, die sich oft auch in<br />

Kolonien zusammenfinden. Sie pflanzen sich in der Regel ungeschlechtlich<br />

fort. Einzelne Arten haben jedoch eine geschlechtliche<br />

Fortpflanzung. Dies geschieht meist, wenn sie ihren Endwirt<br />

erreicht haben. Im Zwischenwirt vermehren sie sich dann<br />

ungeschlechtlich. Es sind inzwischen weit über 65.000 Arten<br />

von ihnen bekannt, wobei sich ca. 5.000 Arten parasitär verhalten.<br />

Es gibt eine eigene Wissenschaft, die Protozoologie, die<br />

sich ausschließlich mit diesen Urtierchen beschäftigt. Diese<br />

kleinen Lebewesen sehen unter dem Mikroskop betrachtet aus<br />

wie kleine Quallen, die wir von der See her als lästige Plage kennen.<br />

Sie bewegen sich unaufhörlich mit ihren Geißeln,<br />

Wurzeln oder kleinen Flügelchen und haben einen eigenen<br />

Stoffwechsel. Wenn wir es großzügig betrachten, besitzen sie<br />

sogar eine eigene Atmung und einen hervorragenden Enzymstoffwechsel.<br />

Ja, sie sind in der Lage, ungelöste Substanzen in<br />

ihren Stoffwechsel aufzunehmen und in ihrem Inneren zu „verdauen“.<br />

Die Wissenschaft unterteilt sie in vier Arten:<br />

1. Die Mastigophora früher auch Flagellaten oder Geißeltierchen<br />

genannt. Sie bewegen sich mit den kleinen Geißeln an<br />

ihrem Körper recht schnell fort und sind beim Menschen<br />

praktisch in allen Körperöffnungen zu finden, wenn sie erst<br />

einmal dort hineingelangt sind. Unter ihnen finden wir die<br />

uns allen bekannten Trichomonaden, die besonders bei<br />

Frauen den Urogenitaltrakt befallen. Wir können sie aber<br />

auch im gesamten Verdauungstrakt finden, wenn sie sich<br />

hier einmal eingenistet haben.<br />

2. Die Rhizopoda sind Wurzelfüßler, die ihre Gestalt öfter einmal<br />

wechseln können. In diese Gruppe gehören die in den<br />

südlichen Breiten gefürchteten Amöben. Sie lösen die sogenannte<br />

Amöbenruhr aus, eine ernste Durchfallerkrankung,<br />

die den Abbau der Darmmucosa zum Ziele hat und nicht<br />

rechtzeitig behandelt, praktisch alle Organe befallen kann<br />

und zum Tode bzw. zu schweren körperlichen Schäden führen<br />

kann. Die Amöben lieben das abgestandene warme<br />

Süßwasser. Sie können daher weltweit überall vorkommen,<br />

bevorzugen aber die südliche Hemisphäre unserer Weltkugel,<br />

weil hier die hygienischen Verhältnisse nicht unseren<br />

Vorstellungen entsprechen. Die Amöbeninfektion zählt zu<br />

den Erkrankungen, die der Meldepflicht unterliegen.<br />

3. Die Sporozoa sind Sporentierchen, deren Fortbewegung<br />

sehr modern ist. Sie bewegen sich nach dem Rückstoßprinzip<br />

fort. Dazu scheiden sie aus kleinen Poren Stoffe<br />

unter Druck aus. Sie spielen in unserem Verdauungstrakt<br />

praktisch keine Rolle, denn es sind Blut- und Gewebeparasiten,<br />

deren Haupterkrankung die Toxoplasmose ist. Wir<br />

kennen diese Zoonose noch aus der Ausbildung und wissen,<br />

dass der Erreger das Toxoplasma gondii ist.<br />

4. Die Ciliata sind kleine Wimpertierchen, auch Ziliaten<br />

genannt. Sie haben einen Zellkern und ihre Körperoberfläche<br />

ist mit kleinen Wimpern versehen. Man könnte sagen,<br />

sie sind „behaart“ und bewegen sich mit diesen kleinen<br />

Wimpern sehr schnell und zügig voran. Im Verdauungstrakt<br />

der Schweine sind sie häufig anzutreffen. Sie lösen, wenn sie<br />

sich im menschliche Darm festgesetzt haben, die sogenannte<br />

Balantidiose aus, die oft harmlos verläuft und deren Erreger<br />

das Balantinum coli ist. Sie sind nur in frischem, noch<br />

warmen Stuhl nachweisbar. Gelegentlich werden sie auch<br />

mal aggressiv, dann folgt eine Darmulzera mit den entsprechenden<br />

Symptomen. Dies geschieht in der Regel recht selten.<br />

Mikrosporiden sind den Dermatophythen zuzuordnende kleine<br />

Pilze, die überwiegend auf der Haut vorkommen. Gelegentlich<br />

tauchen einige Arten auch im Dünndarmbereich auf, verhalten<br />

sich aber recht friedlich. Sollten sie aber, durch die

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