12.07.2015 Aufrufe

Netzwerkarbeit in Mülheim an der Ruhr Das Mülheimer Modell

Netzwerkarbeit in Mülheim an der Ruhr Das Mülheimer Modell

Netzwerkarbeit in Mülheim an der Ruhr Das Mülheimer Modell

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN
  • Keine Tags gefunden...

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Ragnhild GeckJoh<strong>an</strong>na Geistert<strong>Netzwerkarbeit</strong> <strong>in</strong> Mülheim <strong>an</strong> <strong>der</strong> <strong>Ruhr</strong><strong>Das</strong> Mülheimer <strong>Modell</strong>Ev<strong>an</strong>gelisches Zentrum für Innovative SeniorenarbeitDiakonisches Werk <strong>der</strong> Ev<strong>an</strong>gelischen Kirche im Rhe<strong>in</strong>l<strong>an</strong>d e.V.Ev<strong>an</strong>gelisches Erwachsenenbildungswerk Nordrhe<strong>in</strong> e.V.Ev<strong>an</strong>gelische Kirche im Rhe<strong>in</strong>l<strong>an</strong>d


DorfkircheChristuskirche2


Inhalt1. Den Schatz heben - soziale Netze knüpfen2. <strong>Netzwerkarbeit</strong> als soziale Vorsorge für das Alter2.1 Die Anfänge2.2 Warum neue Kontakte notwendig s<strong>in</strong>d3. Die Kirchengeme<strong>in</strong>de: E<strong>in</strong> wichtiger Ort für sozialeNetzwerkeWeshalb die Voraussetzungen stimmen4. So wird e<strong>in</strong> soziales Netzwerk geknüpft – Beispiel: DieEv<strong>an</strong>gelische Kirchengeme<strong>in</strong>de Mülheim-Saarn4.1 Die vier Phasen im Überblick4.2 Die Vorbereitung4.3 Die Motivation für den Start4.4 <strong>Das</strong> „H<strong>an</strong>dwerkszeug“ und erste Schritte5. Step by Step zur Gründung des Netzwerks5.1 <strong>Das</strong> Zielf<strong>in</strong>dungssem<strong>in</strong>ar5.2 Die Interessengruppen – Exkurs: Computer, Medien & Co.5.3 Erfolgreich etabliert: <strong>Das</strong> Saarner Netzwerk – M<strong>in</strong>ivolkshochschule undmehr<strong>Das</strong> Engagement <strong>der</strong> Begleiter6. Neu <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nachbarschaft: <strong>Das</strong> Netzwerk Broich„Mit Abst<strong>an</strong>d die erfolgreichste Initiative seit Jahren” – Pfarrer GeraldHillebr<strong>an</strong>d, Kirchengeme<strong>in</strong>de Broich, im Interview zur <strong>Netzwerkarbeit</strong>3


Inhalt7. Gut org<strong>an</strong>isiert, perfekt präsentiert: Org<strong>an</strong>isation undÖffentlichkeitsarbeit im Netzwerk7.1 Die Org<strong>an</strong>isationsgruppe7.2 Die Öffentlichkeitsarbeit8. Bessere Strukturen schaffen – durch Kooperation9. So wird <strong>der</strong> Netzwerkaufbau s<strong>in</strong>nvoll begleitet – die Aufgaben10. Weil m<strong>an</strong> e<strong>in</strong> Leben l<strong>an</strong>g lernt: Bildungs<strong>an</strong>gebote imNetzwerk10.1 Couch o<strong>der</strong> Cabrio?10.2 Kulturführersche<strong>in</strong>®10.3. Kulturführersche<strong>in</strong> Bibel11. Keywork: Wie Türen zur Kultur geöffnet werdenDie Mülheimer Keyworkwoche „Herzenssache(n)“12. Vielversprechende Projekte – im und mit dem Netzwerkgepl<strong>an</strong>t12.1 Die Biografie <strong>der</strong> Generationen12.2 <strong>Das</strong> EFI-Programm – Lernplattform und Erfahrungsaustausch12.2.1 <strong>Das</strong> Wohnprojekt Hausgeme<strong>in</strong>schaft Saarn12.2.2 <strong>Das</strong> NEUE WOHNPROJEKT im Netzwerk Saarn12.2.3 Die Herzenssprechstunde12.2.4 <strong>Das</strong> Malstübchen13. So wird das Netzwerk weiter geknüpft – e<strong>in</strong> AusblickAnh<strong>an</strong>g4


Den Schatz heben -soziale Netze knüpfen 1Wie k<strong>an</strong>n es gel<strong>in</strong>gen, mehr Menschen– vor allem Ältere – für Kirche undDiakonie zu <strong>in</strong>teressieren und zumMitmachen zu gew<strong>in</strong>nen? E<strong>in</strong>eAntwort auf diese Frage suchenviele Geme<strong>in</strong>den, die sich durch dendemographischen W<strong>an</strong>del vor immergrößere Herausfor<strong>der</strong>ungen gestelltsehen. E<strong>in</strong>e mögliche Lösung wirdim Folgenden <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d des Mülheimer<strong>Modell</strong>s vorgestellt, das im September2010 mit viel Erfolg se<strong>in</strong> fünfjährigesBestehen feiert. Es zeigt beispielhaft,wie e<strong>in</strong>e Kirchengeme<strong>in</strong>de auf <strong>der</strong> Basisihres sozialen Netzwerks verschiedeneAnsätze mo<strong>der</strong>ner Seniorenarbeitentwickelt hat – <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>deund darüber h<strong>in</strong>aus.Er k<strong>an</strong>n es kaum glauben. Se<strong>in</strong>e großeFreude br<strong>in</strong>gt ihn <strong>in</strong> Bewegung. Erverkauft alles, was er besitzt, um denAcker zu kaufen.“Im übertragenen S<strong>in</strong>ne birgt auch <strong>der</strong>Kirchenacker Schätze, von denen vieleGeme<strong>in</strong>den noch nichts ahnen. Esgilt daher, nicht zu warten, bis zufälligirgend jem<strong>an</strong>d auf e<strong>in</strong>en Schatz stößt:Die Ver<strong>an</strong>twortlichen und Aktiven<strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de können ihnsuchen, sprichwörtlich den Spatennehmen, den Boden umgraben undhervorholen, was verborgen sche<strong>in</strong>t.E<strong>in</strong> solcher, neu zu entdecken<strong>der</strong>„Schatz“ können die Menschen se<strong>in</strong>,die sich durch <strong>Netzwerkarbeit</strong> <strong>an</strong>sprechenlassen.Es s<strong>in</strong>d Menschen,• die sich durch den bevorstehendenÜberg<strong>an</strong>g <strong>in</strong> den Ruhest<strong>an</strong>d vor vieleFragen gestellt sehen, auf die sieAntworten suchen,• die nach dem Ausscheiden ausdem Berufsleben <strong>in</strong>teressiert s<strong>in</strong>d<strong>an</strong> neuen Aufgaben,In <strong>der</strong> Bibel erzählt Jesus vom ReichGottes <strong>in</strong> Gleichnissen, die sich zumTeil auch auf die Arbeit <strong>in</strong>nerhalb<strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de beziehen lassen. E<strong>in</strong>solches, passendes Gleichnis lautet:„E<strong>in</strong> M<strong>an</strong>n f<strong>in</strong>det während <strong>der</strong> Arbeitauf dem Acker per Zufall e<strong>in</strong>en Schatz.• die ihre beruflichen und persönlichenKompetenzen gerne e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>genmöchten,• die aus e<strong>in</strong>er teilweise dist<strong>an</strong>ziertenHaltung aufs Neue den Kontakt zurKirchengeme<strong>in</strong>de suchen,• die ihre Träume und Visionen<strong>in</strong> die Gestaltung <strong>der</strong> Zukunft vonKirche und Gesellschaft e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>genmöchten,5


• die <strong>an</strong> e<strong>in</strong>em selbstbestimmtenEngagement <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kirche <strong>in</strong>teressierts<strong>in</strong>d,• die sich dazu bewegen lassen,sich mehr für <strong>an</strong><strong>der</strong>e e<strong>in</strong>zusetzen.Wer Netze knüpft, möchte etwas verb<strong>in</strong>den,komb<strong>in</strong>ieren, mite<strong>in</strong><strong>an</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong>Kontakt br<strong>in</strong>gen. Der Begriff „Netzwerke“ist nicht neu und wird <strong>in</strong> vielerleiZusammenhängen gebraucht; häufigist beispielsweise von Computer- undKommunikationsnetzwerken die Rede.In den letzten Jahren s<strong>in</strong>d zunehmendsoziale Netzwerke entst<strong>an</strong>den, dieMenschen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lebensphase nachihrer beruflichen Karriere e<strong>in</strong>b<strong>in</strong>denund sich <strong>an</strong> ihren Bedürfnissen undihrem sozialem Umfeld orientieren.6


<strong>Netzwerkarbeit</strong> als soziale Vorsorgefür das Alter 2Doch was verbirgt sich h<strong>in</strong>ter demSchlagwort „soziale Netzwerke“? M<strong>an</strong>könnte sagen: Diese Netzwerke entwickelnund verstärken Beziehungenzwischen Menschen <strong>in</strong> überschaubarenGruppen. Sie bilden sich verstärkt<strong>in</strong>folge von Überlegungen zurNeuorientierung <strong>der</strong> Altenarbeit <strong>in</strong>nerhalbvon Kirchengeme<strong>in</strong>den. Dennes zeigt sich: Die heutige Generation<strong>der</strong> Rentner wird durch „klassischeAltenarbeit“ nicht mehr erreicht.Die Menschen möchten sich nichtalt fühlen, sie haben e<strong>in</strong>e höhere Lebenserwartungund bleiben auch längerals früher <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er guten körperlichenVerfassung. Zudem verlängertsich die Phase nach dem Beruf, zumBeispiel durch Altersteilzeit o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>envorgezogenen Ruhest<strong>an</strong>d. Lediglich41,4 Prozent <strong>der</strong> über 55-Jährigen<strong>in</strong> Deutschl<strong>an</strong>d s<strong>in</strong>d noch berufstätig(Quelle: 5. Altenbericht 2005).Die „jungen Alten“ s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Zeiten aufgewachsen,die ihnen zahlreiche Möglichkeitenschulischer und <strong>an</strong><strong>der</strong>weitigerAus- und Weiterbildungsch<strong>an</strong>ceneröffnet haben. So kommt es, dassWissenschaftler heute von e<strong>in</strong>em „aktivenAlter“ sprechen. Die jetzige Generation<strong>der</strong> Älteren möchte ihre Potenzialenutzen und ist auf <strong>der</strong> Suchenach dementsprechenden Angeboten.Schon <strong>in</strong> den 1980er Jahren bef<strong>an</strong>d<strong>der</strong> österreichische Altersforscher LeopoldRosenmayr, dass das Altern auche<strong>in</strong>e „späte Freiheit“ bedeuten k<strong>an</strong>n.Der ältere Mensch will teilnehmen undteilhaben, er möchte sich auch – dieStimme erhebend – e<strong>in</strong>mischen. Umdieses Bedürfnis erfüllen zu können,müssen Anlaufstellen geschaffen werden,die es Menschen <strong>in</strong> vergleichbarenLebenssituationen ermöglichen,mite<strong>in</strong><strong>an</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong> Kontakt zu kommenund s<strong>in</strong>nstiftend aktiv zu werden.2.1 Die AnfängeE<strong>in</strong>e solche Anlaufstelle stellte beispielsweisedas erste soziale Netzwerke<strong>in</strong>er Geme<strong>in</strong>de dar, das vor siebzehnJahren <strong>in</strong> Düsseldorf-Gerresheim entst<strong>an</strong>d.Diese neue Ausgestaltung vonSeniorenarbeit g<strong>in</strong>g auf e<strong>in</strong>e Initiative<strong>der</strong> Diakonie <strong>in</strong> Düsseldorf zurück:Als Mitbegrün<strong>der</strong><strong>in</strong> begleitete Kar<strong>in</strong>Nell das erste Netzwerk und zeichnetauch für die Weiterentwicklung von<strong>Netzwerkarbeit</strong> maßgeblich ver<strong>an</strong>twortlich.Ausg<strong>an</strong>gspunkt des Netzwerks für dieGeneration 55plus ist es, Angebote zukreieren, welche Wünsche und Bedürfnisse<strong>der</strong> Zielgruppe <strong>in</strong> den Vor<strong>der</strong>grundstellen: Die Aktivitäten werdennicht durch Vorgaben bestimmt, imMittelpunkt steht das, was <strong>in</strong>teressiertund Spaß macht. Alle Teilnehmer engagierensich „auf Augenhöhe“. <strong>Das</strong>bedeutet: Eigene Interessen und Fähigkeitenkönnen e<strong>in</strong>gebracht werden,die Gestaltungsmöglichkeiten s<strong>in</strong>ddurch die Mitwirkenden selbst bestimmt.Menschen lernen sich auf <strong>der</strong>Grundlage geme<strong>in</strong>samer Interessenkennen und werden unabhängig vonihrer Partei- o<strong>der</strong> Konfessionszugehörigkeit<strong>an</strong>gesprochen. Insgesamt liegtdem Netzwerk <strong>der</strong> Ged<strong>an</strong>ke zugrunde,sozial für das Alter vorzusorgen. Denn:Ob jem<strong>an</strong>d im Alter zufrieden lebt,hängt maßgeblich davon ab, wie sehrer <strong>an</strong> <strong>der</strong> Gesellschaft teilhaben k<strong>an</strong>n.7


Soziale Kontakte und die E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung<strong>in</strong> Netzwerke bieten sich bestens dazu<strong>an</strong>, die eigene Lebensqualität zu erhaltenund e<strong>in</strong>er möglichen Vere<strong>in</strong>samungvorzubeugen. Die Erfahrung zeigt <strong>in</strong>diesem Zusammenh<strong>an</strong>g: Die sicherlichwichtige f<strong>in</strong><strong>an</strong>zielle und gesundheitlicheVorsorge nutzt wenig, wenn dieEntfaltungsmöglichkeiten fehlen, weilältere Menschen immer weniger amsozialen Leben beteiligt s<strong>in</strong>d.2.2 Warum neue Kontaktenotwendig s<strong>in</strong>dWie stark die Kontakte zur Umwelt unddem sozialen Umfeld im Lauf <strong>der</strong> Jahreabnehmen und wie groß <strong>der</strong> Wunschd<strong>an</strong>ach ist, diese wie<strong>der</strong> auszubauen,zeigt das Beispiel von Herrn S. ausMülheim-Saarn. Ragnhild Geck, dieInitiator<strong>in</strong> des Netzwerks <strong>in</strong> Mülheim-Saarn, berichtet:Nähe ihrer K<strong>in</strong><strong>der</strong>. Die Verb<strong>in</strong>dungenzu früheren Kollegen von S. s<strong>in</strong>d abgebrochen.Vor zwei Jahren stirbt se<strong>in</strong>e Frauplötzlich <strong>an</strong> e<strong>in</strong>er schweren Kr<strong>an</strong>kheit.Für Herrn S. e<strong>in</strong> schwerer Schlag, weilsie als Ehepaar immer alles geme<strong>in</strong>samunternommen haben und Frau S. <strong>der</strong>Mittelpunkt <strong>der</strong> Familie war. Nachihrem Tod bricht <strong>der</strong> Kontakt zu<strong>an</strong><strong>der</strong>en Ehepaaren ab.Die Nachbarn <strong>in</strong> dem Haus, <strong>in</strong> dem erlebt, kennt Herr S. – aber er möchteniem<strong>an</strong>den mit se<strong>in</strong>en Problemenbelästigen. Der e<strong>in</strong>zige, <strong>der</strong> sich täglichum den <strong>an</strong> Krebs erkr<strong>an</strong>kten älterenHerrn kümmert, ist e<strong>in</strong> Pfleger. HerrS. liest viel und hört Musik, fühltsich jedoch sehr e<strong>in</strong>sam. Auf e<strong>in</strong>erSeniorenadventsfeier spricht er mich<strong>an</strong>. Er sucht neue Kontakte. Ichmache ihm verschiedene Angebote.Bis heute ist er zu ke<strong>in</strong>er unsererGruppen gekommen.“„Herr S. ist 77 Jahre alt. Er ist seit50 Jahren verheiratet, hat zweiSöhne und war <strong>in</strong> geschäftsführen<strong>der</strong>Funktion <strong>an</strong> verschiedenen St<strong>an</strong>dorten<strong>in</strong> Deutschl<strong>an</strong>d, <strong>in</strong> Fr<strong>an</strong>kfurt undMünchen, aktiv. Zu dieser Zeit hatteS. viele berufliche Kontakte, währendse<strong>in</strong>e Frau vor allem für die Familiesorgte. Inzwischen s<strong>in</strong>d die Söhneerwachsen und leben mit ihrenFamilien <strong>in</strong> München und Bremen.Nach <strong>der</strong> Pensionierung habensich Herr S. und se<strong>in</strong>e Frau e<strong>in</strong>eEigentumswohnung auf <strong>der</strong> SaarnerKuppe <strong>in</strong> Mülheim-Saarn gekauft.Der Freundes- und Bek<strong>an</strong>ntenkreisist durch die Pensionierung und denUmzug nach Mülheim kle<strong>in</strong>er geworden.M<strong>an</strong>che aus diesem Kreis s<strong>in</strong>dbereits gestorben, <strong>an</strong><strong>der</strong>e zogen <strong>in</strong> die8


Die Kirchengeme<strong>in</strong>de:E<strong>in</strong> wichtiger Ort für soziale Netzwerke 3Weshalb die VoraussetzungenstimmenWie Herrn S. aus <strong>der</strong> Kirchengeme<strong>in</strong>deMülheim-Saarn geht es vielenMenschen ab e<strong>in</strong>em bestimmten Alter:Es wird zusehends aufwändiger fürsie, Entfernungen zu überw<strong>in</strong>den,um Kontakte zu Familienmitglie<strong>der</strong>n,Freunden o<strong>der</strong> Bek<strong>an</strong>nten zu pflegen.So kommt es, dass die direkteUmgebung für soziale Kontakte immerbedeuten<strong>der</strong> wird.Dar<strong>an</strong> zeigt sich, dass – wie bereitsdargestellt – zentrale Orte notwendigs<strong>in</strong>d, um e<strong>in</strong> Mite<strong>in</strong><strong>an</strong><strong>der</strong> zugewährleisten, es entstehen undwachsen zu lassen. E<strong>in</strong> solcher Ortsollte Begegnungen <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>erfestgelegten Region ermöglichen. DerSozialpsychiater Klaus Dörner spricht<strong>in</strong> diesem Zusammenh<strong>an</strong>g von e<strong>in</strong>em„Wir-Raum“ – e<strong>in</strong>em Raum, <strong>der</strong> e<strong>in</strong>Mite<strong>in</strong><strong>an</strong><strong>der</strong> und geme<strong>in</strong>schaftlicheErfahrungen be<strong>in</strong>haltet. Alswesentliche Orte, <strong>an</strong> denen Netzwerke<strong>in</strong>itiiert werden können, siehtStef<strong>an</strong> Gillich (2007, siehe Literatur)Kirchengeme<strong>in</strong>den <strong>an</strong>. Diese könnten,so Gillich, ihre Räumlichkeiten fürNetzwerkaktivitäten zur Verfügungstellen und auf diese Weise Menschendabei unterstützen, <strong>in</strong> Eigenver<strong>an</strong>twortunge<strong>in</strong> „gel<strong>in</strong>gendes Leben“zu gestalten. Denn genau hierzuleisten Nachbarschaftskontakte undNetzwerke e<strong>in</strong>en wesentlichen Beitrag.Die Kirchengeme<strong>in</strong>de ist e<strong>in</strong> Ort,<strong>der</strong> sich bestens dazu eignet,niedrigschwellige Begegnungen vonMenschen zu ermöglichen. In <strong>der</strong>Folge k<strong>an</strong>n <strong>der</strong>en Interesse dar<strong>an</strong>wachsen, sich existenziellen Fragen zunähern. Hierfür bietet die Geme<strong>in</strong>de<strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel ideale Voraussetzungen:Ihre Räume liegen meist <strong>in</strong>nerhalbe<strong>in</strong>es überschaubaren Wohnquartiers,das den geografischen Rahmen desSozialraums bildet (vgl. <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>ehierzu Dörner, 2007). Die Praxis zeigt,dass Netzwerker und Netzwerker<strong>in</strong>nendie Offenheit von Kirchengeme<strong>in</strong>denschätzen und sich ihnen dadurch<strong>an</strong>nähern. Dauerhafte Verb<strong>in</strong>dungenwerden so möglich: Denn Netzwerkefür die Generation 55plus bieten guteCh<strong>an</strong>cen, Angebote zu entwickeln, dieauch von 80-Jährigen und Älterennoch genutzt werden können.Netzwerke haben ihren Platz dort, wodie Menschen wohnen, sie setzen sichmit ihrem Viertel o<strong>der</strong> ihrem Ortsteilause<strong>in</strong><strong>an</strong><strong>der</strong> und bieten zahlreicheMöglichkeiten <strong>der</strong> Identifikation. <strong>Das</strong>führt idealerweise zu e<strong>in</strong>em Gefühl vonHeimat. Persönliches Engagement unddie Erfahrung, <strong>an</strong><strong>der</strong>e unterstützen zukönnen, können dazu beitragen, dassdie Netzwerker e<strong>in</strong>en neuen S<strong>in</strong>n imLeben f<strong>in</strong>den. Darauf s<strong>in</strong>d Netzwerkel<strong>an</strong>gfristig ausgelegt – m<strong>an</strong> k<strong>an</strong>n alsovon Nachhaltigkeit sprechen.9


4So wird e<strong>in</strong> soziales Netzwerk geknüpft - Beispiel:Ev<strong>an</strong>gelische Kirchengeme<strong>in</strong>de Mülheim-SaarnE<strong>in</strong> soziales Netzwerk wird nach dem<strong>Modell</strong> <strong>der</strong> Altersbildung von SylviaKade aufgebaut, wobei Kar<strong>in</strong> Nell vomEv<strong>an</strong>gelischen ErwachsenenbildungswerkNordrhe<strong>in</strong> dem Drei-Phasen-<strong>Modell</strong>von Kade e<strong>in</strong>e vierte Phase h<strong>in</strong>zugefügthat.Exemplarisch ergibt sich folgen<strong>der</strong> Ablauffür die soziale Vorsorge für dasLeben im Alter, hier im Überblick geschil<strong>der</strong>t<strong>an</strong>h<strong>an</strong>d <strong>der</strong> Entwicklung <strong>in</strong>nerhalb<strong>der</strong> Ev<strong>an</strong>gelischen Kirchengeme<strong>in</strong>deMülheim-Saarn, auf die imFolgenden noch näher e<strong>in</strong>geg<strong>an</strong>genwird.4.1 Die vier Phasen im ÜberblickPhase 1:„Ich für mich”Die erste Phase dient dem Kennenlernenund <strong>der</strong> Kontaktaufnahme: PotenzielleNetzwerker überlegen, welcheWünsche sie für ihr Leben nach <strong>der</strong>beruflichen Karriere haben, und wassie zu e<strong>in</strong>em bürgerschaftlichen Engagementmotiviert. Für viele Interessierteist es e<strong>in</strong>e neue und gute Erfahrung,dass nach dem Ausscheiden ausdem Beruf nach ihren Wünschen gefragtwird. Sie erleben, dass die Sorgefür sich selbst und das Aufladen <strong>der</strong>eigenen „Akkus“ nach e<strong>in</strong>em l<strong>an</strong>genBerufsleben zunächst im Vor<strong>der</strong>grundstehen k<strong>an</strong>n.Phase 2:„Ich mit <strong>an</strong><strong>der</strong>en für mich“In e<strong>in</strong>er Auftaktver<strong>an</strong>staltung wird gezieltnach den Wünschen und Interessenim H<strong>in</strong>blick auf Aktivitäten zusammenmit <strong>an</strong><strong>der</strong>en Teilnehmern gefragt.So machen zum Beispiel Ausflügeo<strong>der</strong> Theaterbesuche <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong>Geme<strong>in</strong>schaft mehr Freude. Geme<strong>in</strong>sameAktivitäten werden gepl<strong>an</strong>t,Interessensgruppen f<strong>in</strong>den sich zusammen,und es gibt selbst org<strong>an</strong>isierteUnternehmungen (Walken/W<strong>an</strong><strong>der</strong>n,Theaterbesuche, kreative Angeboteusw.). Regelmäßig werden Themenabendezu Fragen rund um dasAlter <strong>an</strong>geboten (Gesundheit im Alter,Wohnen im Alter, Patientenverfügungusw.).Phase 3:„Ich mit <strong>an</strong><strong>der</strong>en für <strong>an</strong><strong>der</strong>e”Mit den vielen Angeboten für die Netzwerkerwächst das Engagement für<strong>an</strong><strong>der</strong>e. Schnell bilden sich Org<strong>an</strong>isations-,Mitwirkungs- und Informationsstrukturen,um den Überblicküber das größer werdende Netzwerkzu behalten. Neben e<strong>in</strong>er Org<strong>an</strong>isationsgruppeentsteht e<strong>in</strong> Netzwerkbürofür Informationen, e<strong>in</strong>e Gruppe<strong>der</strong> Ansprechpartner und -partner<strong>in</strong>nen,e<strong>in</strong>e Arbeitsgruppe für Öffentlichkeitsarbeit.Aktuell ist im Netzwerk<strong>der</strong> Kirchengeme<strong>in</strong>de Mülheim-Saarne<strong>in</strong>e Mediengruppe <strong>in</strong> Pl<strong>an</strong>ung. Zudementstehen verschiedene Projekte (eigenesKultur<strong>an</strong>gebot „TeeKult“, Theaterworkshops,Internet-Cafés, Ü50 Party,Begleitdienste usw.).Phase 4:„An<strong>der</strong>e mit <strong>an</strong><strong>der</strong>en für mich.“Die Idee des Netzwerks, Kontakte zwischenden Mitwirkenden zu knüpfen,soll nicht nur <strong>in</strong> die Praxis umgesetztwerden können, wenn m<strong>an</strong> gesundund fit ist: Auch Hilfsbedürftige sollendavon profitieren und die Ressourcendes Netzwerks unbürokratisch nutzenkönnen. Falls notwendig, können sieauf die sozialen Netze zurückgreifen.Netzwerker und Netzwerker<strong>in</strong>nen leistenfreiwillig Hilfe (Besuche im Kr<strong>an</strong>kenhaus,Anrufe, E<strong>in</strong>käufe, Vermittlungshilfen,Begleitdienste usw.).10


Die Erfahrung im Netzwerk <strong>in</strong> Mülheim-Saarnzeigt, dass nicht alle Phasenchronologisch durchlaufen werden:Nicht je<strong>der</strong> will bei Phase 1 e<strong>in</strong>steigen.E<strong>in</strong>ige Teilnehmer wissen bereits,was sie für <strong>an</strong><strong>der</strong>e tun wollen.An<strong>der</strong>e möchten erst e<strong>in</strong>mal zur Ruhekommen, sich regenerieren, und verl<strong>an</strong>gene<strong>in</strong> l<strong>an</strong>gsames Tempo <strong>in</strong>nerhalb<strong>der</strong> <strong>Netzwerkarbeit</strong>.4.2 Die VorbereitungDer Aufbau des Netzwerks <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kirchengeme<strong>in</strong>deMülheim-Saarn wurdedurch e<strong>in</strong>e umf<strong>an</strong>greiche Analysedes Stadtteils und des Sozialraumsvorbereitet, die von <strong>der</strong> Initiator<strong>in</strong> imRahmen <strong>der</strong> Internetzfortbildung erstelltwurde. Die Ergebnisse zeigen:Der Stadtteil Saarn mit den OrtschaftenSelbeck und M<strong>in</strong>tard ist flächenmäßig<strong>der</strong> größte <strong>der</strong> sechs StadtteileMülheims und hat etwa 23.000 E<strong>in</strong>wohner.Kommunalpolitisch gesehengehört Saarn seit 1904 zur Stadt Mülheim.<strong>Das</strong> Dorf Saarn bildet den historischenKern dieses südlichen Stadtteils vonMülheim. Die Düsseldorfer Strassemit alter Fachwerkbausubst<strong>an</strong>z ist diedortige E<strong>in</strong>kaufsstraße – mit e<strong>in</strong>emguten Angebot <strong>an</strong> Geschäften, Cafésund Restaur<strong>an</strong>ts. Neben dem Dorfkerngibt es e<strong>in</strong>e Vielzahl verschiedenerWohnsiedlungen. Seit 1990 entstehte<strong>in</strong> Neubaugebiet auf <strong>der</strong> SaarnerKuppe, e<strong>in</strong>em 65 Hektar großen,ursprünglich l<strong>an</strong>dwirtschaftlich genutztenAreal. Hier bildet sich e<strong>in</strong>e familienfreundlicheNeubausiedlung,überwiegend mit E<strong>in</strong>- und Mehrfamilienhäuserno<strong>der</strong> Eigentumswohnungen.Saarn hat im Vergleich zu <strong>an</strong><strong>der</strong>enStadtteilen Mülheims <strong>an</strong> Wohnattraktivitätgewonnen.Weniger als e<strong>in</strong> Drittel des Viertels istbebaut. Wäl<strong>der</strong>, Grünflächen und die<strong>Ruhr</strong>auen bestimmen das Stadtteilbild.Die Saarner <strong>Ruhr</strong>auen wurdenim Jahr 2000 zum Naturschutzgebieterklärt. Sie dienen als Naherholungsgebietfür Spaziergänger, Fahrradfahrer,Ru<strong>der</strong>er und Reiter.Saarn ist <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zige Stadtteil Mülheims,<strong>der</strong> e<strong>in</strong>en kont<strong>in</strong>uierlichen Bevölkerungszuwachsverzeichnet. DieseEntwicklung ist auf die Bebauung<strong>der</strong> Saarner Kuppe zurückzuführen.Der Auslän<strong>der</strong><strong>an</strong>teil <strong>in</strong> Saarn beträgt4,4 Prozent – vergleichsweise niedrigfür Mülheim, wo er <strong>in</strong>sgesamt 9,8 Prozentausmacht. Überdurchschnittlichviele K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendliche unter 18Jahren und ältere Erwerbstätige zwischen45 und 65 Jahren leben <strong>in</strong> diesemViertel. Der Anteil <strong>der</strong> 65- bis 75-Jährigen entspricht dem MülheimerDurchschnitt: 28,8 Prozent <strong>der</strong> Bevölkerung<strong>in</strong> Saarn s<strong>in</strong>d über 60 Jahrealt. 38,1 Prozent <strong>der</strong> 65Jährigen undÄlteren leben alle<strong>in</strong>e. Dagegen wohnenvergleichsweise wenige Hochbetagte ab75 Jahren <strong>in</strong> Saarn.36,6 Prozent <strong>der</strong> Saarner Bürger s<strong>in</strong>dev<strong>an</strong>gelisch, 35,8 Prozent katholischund 27,5 Prozent gehören e<strong>in</strong>er <strong>an</strong>de-11


en o<strong>der</strong> ke<strong>in</strong>er Religion <strong>an</strong>.Im Stadtteil gibt es e<strong>in</strong>e katholischeund e<strong>in</strong>e ev<strong>an</strong>gelische Kirchengeme<strong>in</strong>demit zwei Geme<strong>in</strong>dezentren.Die Dorfkirche bef<strong>in</strong>det sich, wie<strong>der</strong> Name schon nahelegt, im ältestenTeil des Stadtteils. Die zweite ev<strong>an</strong>gelischeKirche liegt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Wohngebietdes <strong>an</strong>grenzenden West- und Südteildes Stadtteils. Die meisten Gruppenim Netzwerk Saarn treffen sich <strong>in</strong>zwischen<strong>in</strong> dem zentralen Geme<strong>in</strong>dezentrumim Dorf Saarn.Die Analyse des Stadtteils offenbarte,dass es <strong>in</strong> Mülheim-Saarn trotz des relativhohen Anteils älterer Menschenwenige Treffpunkte für diese Bevölkerungsgruppegibt – dabei bedarf es e<strong>in</strong>erentsprechenden Infrastruktur, umgerade die Älteren <strong>in</strong> ihrem Alltag zuunterstützen.4.3 Die Motivation für den Start<strong>Das</strong>s es neben den „klassischen“ Angeboten<strong>der</strong> Seniorenarbeit <strong>an</strong> Angebotenfür Menschen ab 55 Jahren m<strong>an</strong>gelt,zeigte sich auch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Konzeptiongeme<strong>in</strong>dlicher Aufgaben, die das Presbyterium<strong>der</strong> Kirchengeme<strong>in</strong>de Saarn2003 erarbeitete.Für Hochbetagte gibt es <strong>in</strong> beiden Geme<strong>in</strong>dezentrenreichlich Angebote:• Seniorenkreise, <strong>in</strong> denen m<strong>an</strong> sichwöchentlich o<strong>der</strong> vierzehntägigtrifft,• e<strong>in</strong>en Gesprächskreis, die Bibelstundeund den Mittagstisch,• das Treffen <strong>der</strong> Frauenhilfe alle 14Tage,• e<strong>in</strong>e Besuchsdienstgruppe, die Geme<strong>in</strong>demitglie<strong>der</strong>ab dem 75. Lebensjahr<strong>an</strong> ihrem Geburtstag besucht,• die Aktion Nächstenhilfe (org<strong>an</strong>isiertE<strong>in</strong>zelbegleitungen,Fahrdienste für E<strong>in</strong>käufe undfür Arzt- bzw. Ver<strong>an</strong>staltungsbesuche,entlastet pflegendeAngehörige),• Reisen für Senioren <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Freizeitheimnach Westkapelle <strong>in</strong>den Nie<strong>der</strong>l<strong>an</strong>den (zwei Mal proJahr).Die geschil<strong>der</strong>te Betrachtung desStadtteils Mülheim-Saarn und <strong>der</strong>Überblick über die bestehenden Angebote<strong>der</strong> Kirchengeme<strong>in</strong>de<strong>in</strong> <strong>der</strong> Seniorenarbeitmachtendeutlich, dass vermehrtMenschen nachihrem Ausstieg ausdem Beruf <strong>an</strong>gesprochenwerden müssen.E<strong>in</strong>e gute Ch<strong>an</strong>ce, dabeierfolgreich zu se<strong>in</strong>,sah das Presbyteriumim Aufbau e<strong>in</strong>es Netzwerks<strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong>Kirchengeme<strong>in</strong>de.Als Vorbild galt die<strong>Netzwerkarbeit</strong> <strong>in</strong> Düsseldorf,die die Initiator<strong>in</strong>des Saarner Netzwerks, RagnhildGeck, im Jahr 2001 kennengelernthatte. Se<strong>in</strong>erzeit wurde bei <strong>der</strong> Diakonie<strong>in</strong> Oberkassel neben <strong>der</strong> bestehendenBegegnungsstättenarbeit e<strong>in</strong> Netzwerkfür Menschen <strong>in</strong> <strong>der</strong> nachberuflichenPhase aufgebaut. E<strong>in</strong>e Vielzahlengagierter Menschen setzte dort mitEnthusiasmus eigene „Herzenswün-12


sche“ <strong>in</strong> die Tat um. Bei <strong>der</strong> Entwicklung<strong>der</strong> Angebote wurde die Diakonieals Plattform genutzt – und das Interesse<strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>schaft galt stets alsoberster Maßstab. Die Frage war nun:Ließ sich dieser Ansatz auf e<strong>in</strong>e Kirchengeme<strong>in</strong>dewie etwa die <strong>in</strong> Mülheim-Saarnübertragen?4.4 <strong>Das</strong> „H<strong>an</strong>dwerkszeug“ un<strong>der</strong>ste SchritteSchnell wurde klar: Es bedarf e<strong>in</strong>esausgebildeten Spezialisten bzw. e<strong>in</strong>erSpezialist<strong>in</strong>, die das Netzwerk <strong>in</strong> <strong>der</strong>Geme<strong>in</strong>de aufbaut. Initiator<strong>in</strong> RagnhildGeck erlernte hierfür das notwendige„H<strong>an</strong>dwerkszeug“: Sie nahm <strong>an</strong><strong>der</strong> „InterNetzfortbildung“ für soziale<strong>Netzwerkarbeit</strong> des Ev<strong>an</strong>gelischen ErwachsenenbildungswerksNordrhe<strong>in</strong>(EEB), <strong>der</strong> Diakonie <strong>in</strong> Düsseldorf unddes Diakonischen Werkes <strong>der</strong> Ev<strong>an</strong>gelischenKirche im Rhe<strong>in</strong>l<strong>an</strong>d teil. ImFrühjahr 2005 wurde sie vom Presbyteriumbeauftragt, <strong>in</strong> Mülheim-Saarne<strong>in</strong> Netzwerk für Menschen im nachberuflichenLeben aufzubauen. DerStundenumf<strong>an</strong>g für diese Arbeit warzunächst nicht festgelegt, er beläuftsich <strong>der</strong>zeit auf etwa 15 Stunden proWoche.Die Ziele des Netzwerks Saarn:• e<strong>in</strong>e Anlaufstelle für Menschenim nachberuflichen Lebenschaffen,• die Lebenssituation ältererMenschen im Stadtteil Saarnverbessern,• dafür sorgen, dass Institutionen,Vere<strong>in</strong>e und Interessensgruppen<strong>in</strong> Saarn besser zusammenarbeitenund sich vernetzen,• unabhängig von Konfessionund Parteizugehörigkeit Menschen<strong>an</strong>sprechen und ihnenneue Gestaltungsmöglichkeiten<strong>in</strong> <strong>der</strong> Kirche geben.Aus dem Presbyterium und dem Diakonieausschussbildete sich e<strong>in</strong>e Gruppevon Presbytern und Geme<strong>in</strong>deglie<strong>der</strong>n,die den Aufbau des Netzwerkes<strong>in</strong> <strong>der</strong> Kirchengeme<strong>in</strong>de vorbereitete.<strong>Das</strong> bedeutete, dass die Gruppen <strong>in</strong><strong>der</strong> Seniorenarbeit während e<strong>in</strong>es halbenJahres Vorlaufzeit über das neueProjekt <strong>in</strong>formiert wurden. Gleichzeitigwurde zu <strong>der</strong> ersten Ver<strong>an</strong>staltung,dem Zielf<strong>in</strong>dungssem<strong>in</strong>ar, e<strong>in</strong>geladen.Dabei war es wichtig, zu betonen, dassdas neue Netzwerk<strong>an</strong>gebot die bisherigenergänzen soll. <strong>Das</strong> Projekt wurde<strong>in</strong> verschiedenen Institutionen (etwa <strong>in</strong><strong>der</strong> Begegnungsstätte, <strong>in</strong> <strong>der</strong> katholischenGeme<strong>in</strong>de, im Seniorenbeiratund im Sozialamt) im Stadtteil und <strong>in</strong>g<strong>an</strong>z Mülheim bek<strong>an</strong>nt gemacht.Den eigentlichen Auftakt für das Netzwerk<strong>in</strong> Saarn bildete e<strong>in</strong> Sem<strong>in</strong>ar <strong>in</strong>Zusammenarbeit mit dem ErwachsenenbildungswerkNordrhe<strong>in</strong>, bei demim Sommer 2005 Teilnehmer aus DüsseldorferNetzwerken und Interessierteaus <strong>der</strong> Kirchengeme<strong>in</strong>de im Freizeitheim<strong>in</strong> Westkapelle zusammenkamen.Zu <strong>der</strong> ersten Ver<strong>an</strong>staltung, demZielsem<strong>in</strong>ar, wurden 800 E<strong>in</strong>ladungen<strong>an</strong> Geme<strong>in</strong>deglie<strong>der</strong> im Alter von 55 bis65 Jahren verschickt, außerdem wurdeüber die Presse und durch den Geme<strong>in</strong>debriefe<strong>in</strong>geladen.13


5Step by Step zur Gründung des NetzwerkesDie Geme<strong>in</strong>de <strong>in</strong> Mülheim-Saarng<strong>in</strong>g Schritt für Schritt vor, um e<strong>in</strong>enerfolgreichen Start ihres Netzwerkszu sichern. E<strong>in</strong> Überblicküber die e<strong>in</strong>zelnen Schritte:5.1 <strong>Das</strong> Zielf<strong>in</strong>dungssem<strong>in</strong>arIn e<strong>in</strong>em Zielf<strong>in</strong>dungssem<strong>in</strong>ar fürdie soziale <strong>Netzwerkarbeit</strong> mit Kar<strong>in</strong>Nell vom ErwachsenenbildungswerkNordrhe<strong>in</strong> wurde im September 2005<strong>der</strong> Grundged<strong>an</strong>ke <strong>der</strong> sozialen Vorsorgeim Alter vorgestellt. Die vier Phasendes <strong>Modell</strong>s von Kade und Nell(siehe 5.1) kamen ebenso zur Sprachewie e<strong>in</strong> Fallbeispiel aus <strong>der</strong> Kirchengeme<strong>in</strong>de(siehe 3.2).Anschließend wurden die Teilnehmeraufgefor<strong>der</strong>t, eigene Wünsche ebensowie Aktivitäten zu nennen, die siesich schon immer vorgenommen hatten.<strong>Das</strong> Ergebnis wurde im Plenumausgewertet. Es zeigten sich schnellInteressensschwerpunkte, e<strong>in</strong>e Tatsache,die erste Absprachen und Verabredungen<strong>der</strong> Teilnehmer nach sichzog. Anschließend wurde <strong>der</strong> Term<strong>in</strong>für e<strong>in</strong> erstes Netzwerktreffenbek<strong>an</strong>nt gegeben, außerdem bekamenMedienvertreter bei e<strong>in</strong>em Pressegesprächdas Netzwerk mit den erstenIdeen und Angeboten vorgestellt.Netzwerk-Initiator<strong>in</strong> Ragnhild Gecküber die Teilnehmer <strong>an</strong> dem Sem<strong>in</strong>ar:„80 Personen waren gekommen, dreiViertel <strong>der</strong> Interessierten k<strong>an</strong>nte ichnicht. Es zeigte sich: Viele nutzten diesenAbend, um das neue Angebot kennenzu lernen. Und im Netzwerk s<strong>in</strong>dnoch heute Menschen aktiv, die von<strong>der</strong> ersten Stunde <strong>an</strong> dabei waren.“„Wunschaktivitäten“, die beim Zielf<strong>in</strong>dungssem<strong>in</strong>argen<strong>an</strong>nt wurden:Angebote für K<strong>in</strong><strong>der</strong>, W<strong>an</strong><strong>der</strong>n, Radfahren,Walken, T<strong>an</strong>zen, Kegeln,Spielen, Kochen, Sprachen, Bügeln,Tischtennis, Vorlesen für <strong>an</strong><strong>der</strong>e,Theaterbesuche, Gesprächsgruppe,H<strong>an</strong>dybedienung, Malen, SaarnerMundart, Ausflüge, Computer,Internet, Gymnastik sowie generationsübergreifendeAngebote.5.2 Die Interessengruppen<strong>Das</strong> Zielf<strong>in</strong>dungssem<strong>in</strong>ar hatte unmittelbar– e<strong>in</strong>e Woche später – zurFolge, dass sich e<strong>in</strong>e Fahrradgruppetraf. Auf diese Weise entstehen weiterh<strong>in</strong>bei den monatlichen Netzwerktreffenneue Angebote, die aus den Wünschenund <strong>der</strong> Initiative e<strong>in</strong>zelner erwachsen.Diese Netzwerker org<strong>an</strong>isiereneigenver<strong>an</strong>twortlich, dass ihr Angebot<strong>in</strong> Interessengruppen <strong>in</strong> die Tatumgesetzt wird. Die Netzwerkbegleitungsteht ihnen bei <strong>der</strong> Raum- undTerm<strong>in</strong>absprache sowie bei Problemen<strong>in</strong> den Gruppen beratend zurSeite. In den verg<strong>an</strong>genen fünf Jahrens<strong>in</strong>d 14 Interessensgruppen entst<strong>an</strong>den.Nicht alle haben Best<strong>an</strong>d:Gibt es zu wenig Teilnehmer und s<strong>in</strong>ddie Interessen zu unterschiedlich,so k<strong>an</strong>n es se<strong>in</strong>, dass sich die Gruppeauflöst. Immer wie<strong>der</strong> steigen jedochneue Interessierte e<strong>in</strong> und nutzendas Netzwerktreffen, um sich überdie Interessengruppen zu <strong>in</strong>formieren.Diese Gruppen lassen sich nach folgendenThemenschwerpunkten aufteilen:• Kultur: Konzert, Theater, Ausstellungen• Bewegungs- und Sport<strong>an</strong>gebote:Kegeln, W<strong>an</strong><strong>der</strong>n, Fahrradfahren,Gymnastik14


• Begegnung, Gespräche und Geselligkeit:Spiele, Stammtisch, Gesprächsgruppe• Wohnen• Neue MedienExkurs: Computer, Medien & Co.Beson<strong>der</strong>s viel Zulauf hat die Interessengruppe„Neue Medien“, da vieleNetzwerker ihre PC-Kenntnisse verbessernmöchten. D<strong>an</strong>k dieser Tatsachewurden <strong>in</strong>zwischen neue Strukturengeschaffen: Mithilfe von Sponsoren,die von <strong>der</strong> Computergruppe<strong>an</strong>gesprochen wurden, gibt esjetzt e<strong>in</strong>en Computerraum mit sechsPC-Arbeitsplätzen für verschiedeneKurs<strong>an</strong>gebote. Nach e<strong>in</strong>er Schulungwaren die Netzwerker auch <strong>in</strong> <strong>der</strong>Lage, e<strong>in</strong> Internetcafe für Jung undAlt zu eröffnen – allerd<strong>in</strong>gs zeigte sich,dass die Nachfrage bei den Seniorenger<strong>in</strong>g war und Jugendliche es garnicht nutzten. Daher hat sich die Computergruppe<strong>in</strong>zwischen auf verschiedeneKurs<strong>an</strong>gebote für Senioren spezialisiert,die gut nachgefragt werden.E<strong>in</strong> Teilnehmer <strong>der</strong> Computergruppeist sehr engagiert beim BürgerfunkMülheim. Er hat mittlerweile begonnen,Radiosendungen mit e<strong>in</strong>zelnenNetzwerkern und <strong>an</strong><strong>der</strong>en Gruppenüber das Netzwerk zu produzierenund zu senden. Auf se<strong>in</strong>e Initiativeh<strong>in</strong> wird die Bildung e<strong>in</strong>er Mediengruppe<strong>an</strong>gestrebt, <strong>der</strong>en Teilnehmermithilfe des Medienhauses <strong>der</strong>Stadt Mülheim geschult werden sollen.5.3 Erfolgreich etabliert: <strong>Das</strong>Saarner Netzwerk – viel mehrals e<strong>in</strong>e „M<strong>in</strong>i-Volkshochschule“Nach e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>tensiven Aufbauphasehat sich das Netzwerk Saarn erfolgreichim Stadtteil etabliert: In den verschiedenenInteressengruppen treffensich <strong>in</strong>sgesamt 180 Netzwerker, 150Frauen, 30 Männer. Netzwerk-Initiator<strong>in</strong>Ragnhild Geck stellt fest: „Knappe<strong>in</strong> Drittel <strong>der</strong> Teilnehmer kommt aus<strong>an</strong><strong>der</strong>en Stadtteilen <strong>in</strong> Mülheim, daes etwas Vergleichbares nur <strong>in</strong> <strong>der</strong>Nachbargeme<strong>in</strong>de Broich gibt. Auffälligist, dass sich viele Neuzugezogeneund Menschen, die ihren Partnero<strong>der</strong> ihre Partner<strong>in</strong> verloren haben,für das Netzwerk <strong>in</strong>teressieren,um neue Kontakte zu knüpfen.“Warum engagieren sich Menschen imNetzwerk? Die Motivation für e<strong>in</strong> Engagemententsteht nach Ansicht <strong>der</strong>Initiator<strong>in</strong> zum e<strong>in</strong>en durch e<strong>in</strong> beson<strong>der</strong>espersönliches Interesse - zum Beispielfür das W<strong>an</strong><strong>der</strong>n o<strong>der</strong> geme<strong>in</strong>samesKartenspielen –, zum <strong>an</strong><strong>der</strong>en ausdem Wunsch heraus, berufliche Kompetenzen(Englisch, Computer, AutogenesTra<strong>in</strong><strong>in</strong>g) fortzuführen. H<strong>in</strong>zukommt <strong>der</strong> Wunsch nach Kontakten.E<strong>in</strong>e Umfrage zu diesem Thema ergabfolgende Rückmeldungen: „Ich engagieremich im Netzwerk wegen <strong>der</strong>Geme<strong>in</strong>schaft, dem Mite<strong>in</strong><strong>an</strong><strong>der</strong>, <strong>der</strong>15


gegenseitigen Hilfe, <strong>der</strong> Verlässlichkeit,dem Zusammengehörigkeitsgefühlund <strong>der</strong> Stärkung me<strong>in</strong>es Selbstwertgefühls.Schön, dass es das Netzwerkgibt, und m<strong>an</strong> im Alter nicht alle<strong>in</strong>eist.“ – „Ich habe im NetzwerkMenschen getroffen, die gleiche Interessenwie ich haben, mit denen ichmich austauschen k<strong>an</strong>n, die mir Anregungengeben. Ich fühle mich <strong>der</strong>Kirchengeme<strong>in</strong>de und dem Stadtteilverbundener und e<strong>in</strong>gebundener.“Laut Ragnhild Geck zeigt sich: Nebendem geme<strong>in</strong>samen Interesse <strong>an</strong> bestimmtenThemen hat <strong>der</strong> persönliche,soziale Gew<strong>in</strong>n durch das Netzwerkfür die meisten Mitwirkendengrößte Bedeutung. Freundschaftens<strong>in</strong>d geknüpft worden, geme<strong>in</strong>sameAktivitäten und Urlaube überdas Netzwerk h<strong>in</strong>aus werden gepl<strong>an</strong>t.M<strong>an</strong> unterstützt sich untere<strong>in</strong><strong>an</strong><strong>der</strong>– auch im Kr<strong>an</strong>kheitsfall.<strong>Das</strong> Engagement <strong>der</strong> BegleiterDie Netzwerk-Initiator<strong>in</strong> aus Mülheim-Saarn beschreibt ihre eigene Arbeitso: „E<strong>in</strong> wichtiger Best<strong>an</strong>dteil me<strong>in</strong>erNetzwerkbegleitung ist es, Menschendazu zu ermutigen, eigene Herzenswünschezu entdecken und sie bei <strong>der</strong>Umsetzung dieser Wünsche <strong>in</strong> die Tatzu unterstützen.“ <strong>Das</strong> Netzwerk lebtausschließlich von den Ideen und demEngagement <strong>der</strong> Teilnehmer, was nachErfahrung von Ragnhild Geck e<strong>in</strong> Umdenkenfür die haupt- und ehrenamtlichenMitarbeiter und Mitarbeiter<strong>in</strong>nen<strong>in</strong> <strong>der</strong> Kirchengeme<strong>in</strong>de bedeutet:Neue H<strong>an</strong>dlungsfel<strong>der</strong>, Org<strong>an</strong>isations-und Entscheidungsstrukturens<strong>in</strong>d erfor<strong>der</strong>lich, um Menschen nachihrer beruflichen Karriere e<strong>in</strong> selbstbestimmtesEngagement neben <strong>der</strong>klassischen ehrenamtlichen Arbeit <strong>in</strong><strong>der</strong> Kirchengeme<strong>in</strong>de zu ermöglichen.Geck beschreibt die Arbeit mit denNetzwerkern als Bereicherung ihresLebens: „Ich begegne Menschen, dieviel Lebens- und Berufserfahrungen,teilweise <strong>in</strong> Leitungsfunktionen, mitbr<strong>in</strong>gen,e<strong>in</strong> Engagement auf Augenhöhe<strong>in</strong> Kirche e<strong>in</strong>for<strong>der</strong>n, mich unddie Institution Kirche <strong>in</strong> Frage stellen.Ich erlebe dies als positive Herausfor<strong>der</strong>ungund übernehme e<strong>in</strong>e g<strong>an</strong>zneue Rolle: Ich b<strong>in</strong> nicht die Macher<strong>in</strong>,son<strong>der</strong>n eher diejenige, die versucht,den Rahmen für neues Engagementzu schaffen und zu sichern.“Allerd<strong>in</strong>gs hat sie auch erfahren müssen,dass Menschen, die als klassischeEhrenamtliche <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kirchengeme<strong>in</strong>dearbeiten, sich mit diesen„neuen“ Freiwilligen schwertun: „Sies<strong>in</strong>d ihnen fremd und die Ehrenamtlichensehen ihr eigenes Engagementgefährdet. Me<strong>in</strong>e Aufgabe ist es, fürgegenseitiges Verständnis zu werbenund Gelegenheiten für Begegnungenund Kontakte zu bieten.“ Zu diesemZweck wurden Schnittmengen zwischendem Netzwerk und <strong>der</strong> Kirchengeme<strong>in</strong>degeschaffen: Es gibt Netzwerker,die sich <strong>in</strong> geme<strong>in</strong>dlichen Arbeitsfel<strong>der</strong>nengagieren bzw. <strong>an</strong><strong>der</strong>e Ver<strong>an</strong>staltungen<strong>der</strong> Kirchengeme<strong>in</strong>de besuchen.E<strong>in</strong> Netzwerker hat sich vor zweiJahren als K<strong>an</strong>didat zur Presbyterwahlaufstellen lassen und arbeitet seitdemengagiert im Presbyterium mit.16


Neu <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nachbarschaft:<strong>Das</strong> Netzwerk Broich6Die positiven Erfahrungen im SaarnerNetzwerk führten dazu, dass sich2007 im Nachbarstadtteil das BroicherNetzwerk <strong>der</strong> Generation 55plus entwickelte.Auch hier entst<strong>an</strong>den nach e<strong>in</strong>em Zielf<strong>in</strong>dungssem<strong>in</strong>arviele verschiedeneInteressensgruppen. Mittlerweile hatdas Netzwerk rund 120 aktive Teilnehmer.Beide Netzwerke pflegen e<strong>in</strong>en gutenAustausch – es gibt zum Beispiel geme<strong>in</strong>sameAktionen wie Feste undFortbildungs<strong>an</strong>gebote o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>schaftlichePräsentation <strong>der</strong> Arbeitim Seniorenleitfaden. Die Netzwerkekooperieren auch am Tag <strong>der</strong>Älteren Generation <strong>der</strong> Stadt Mülheimund laden zu mite<strong>in</strong><strong>an</strong><strong>der</strong> gestaltetenGottesdiensten e<strong>in</strong>.„Mit Abst<strong>an</strong>d die erfolgreichste Initiativeseit Jahren“ – Pfarrer GeraldHillebr<strong>an</strong>d, Kirchengeme<strong>in</strong>deBroich, zur <strong>Netzwerkarbeit</strong>Erst e<strong>in</strong>mal etwas für sich tun – e<strong>in</strong>ungewöhnlicher Ansatz für e<strong>in</strong> Angebot<strong>der</strong> Kirche: Weshalb Pfarrer GeraldHillebr<strong>an</strong>d von <strong>der</strong> Kirchengeme<strong>in</strong>deBroich das Netzwerk für die Generation55plus dennoch als e<strong>in</strong>e <strong>der</strong>erfolgreichsten Initiativen seit Jahren<strong>an</strong>sieht, warum er sich gerne dafür e<strong>in</strong>setztund welche Erfahrungen er dabeigemacht hat, erzählt er im Gespräch mitNetzwerk-Initiatior<strong>in</strong> Ragnhild Geck.Was hat die Ev<strong>an</strong>gelische Kirchengeme<strong>in</strong>deBroich bewogen, e<strong>in</strong> Netzwerkaufzubauen?Hillebr<strong>an</strong>d: Im Wesentlichen zweiD<strong>in</strong>ge – erstens <strong>der</strong> wachsende Anteilvon älteren, meist alle<strong>in</strong>stehendenMenschen im Stadtteil. Zweitens dieger<strong>in</strong>ger werdende Akzept<strong>an</strong>z unsererbisherigen Angebote für Seniorenbei denjenigen, die <strong>der</strong> Kirche fernstehen. Frauenhilfe, Seniorenkreis...das hörte sich schon e<strong>in</strong> wenig altbacken<strong>an</strong>. Die <strong>Netzwerkarbeit</strong> versteheich im Vergleich dazu als e<strong>in</strong> nie<strong>der</strong>schwelligesAngebot, wo m<strong>an</strong> erste<strong>in</strong>mal etwas für sich tun k<strong>an</strong>n – sehruntypisch im kirchlichen Kontext.Natürlich haben uns auch die positivenErfahrungen <strong>in</strong> Saarn gereizt, <strong>in</strong>dieses neue Arbeitsfeld e<strong>in</strong>zusteigen.Wie wird das Angebot <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kirchengeme<strong>in</strong>deund im Stadtteil <strong>an</strong>genommen?Hillebr<strong>an</strong>d: Sehr gut. Selbst nach dreiJahren kommen immer noch neue Teilnehmer,<strong>in</strong>teress<strong>an</strong>terweise auch Menschen,die nicht zu unserer Kirchengeme<strong>in</strong>degehören. In Broich wird die<strong>Netzwerkarbeit</strong> eben auch als Stadtteilarbeitverst<strong>an</strong>den, das Ansehen unsererGeme<strong>in</strong>de ist dadurch gewachsen.Wie erleben Sie das Verhältnis zwischenden klassischen Angeboten <strong>in</strong><strong>der</strong> Seniorenarbeit und den Angebotendes Netzwerkes?Hillebr<strong>an</strong>d: <strong>Das</strong> ist schwierig zu beschreiben.Da gibt es zum Teil schonSp<strong>an</strong>nungen o<strong>der</strong> e<strong>in</strong> Konkurrenzdenken.Die Gruppen, die bereits l<strong>an</strong>geexistieren, werfen dem Netzwerkvor: Ihr wollt immer etwas Eigenesse<strong>in</strong>. Und die Netzwerker betonen:Wir s<strong>in</strong>d das Netzwerk Broich unterdem Dach <strong>der</strong> Kirchengeme<strong>in</strong>de. Allerd<strong>in</strong>gssehe ich diese Konkurrenztrotz m<strong>an</strong>cher Reibereien positiv,denn sie belebt das Geschäft. DieGeme<strong>in</strong>degruppen werden etwa zum17


Nachdenken darüber <strong>an</strong>geregt, wiesie neue Mitglie<strong>der</strong> gew<strong>in</strong>nen können.<strong>Das</strong> bedeutet, Sie möchten dasNetzwerk nicht mehr missen?Hillebr<strong>an</strong>d: Ich werde nicht müde zubetonen, dass die Initiative „Netzwerk“im Rahmen unserer Bemühungenzum Geme<strong>in</strong>deaufbau mit Abst<strong>an</strong>ddie erfolgreichste seit Jahren ist. Zuden monatlichen Treffen kommen etwa50-60 Menschen, <strong>in</strong>sgesamt treffensich zwischen 100-200 Menschen <strong>in</strong>den verschiedenen Gruppen. Wasfür die Kirche neu und nicht immere<strong>in</strong>fach ist: Die Netzwerker habenauch Ansprache. Sie sagen: Ihr habtdas Netzwerk gegründet, jetzt müsstIhr als Kirche uns auch begleiten.Was wünschen Sie sich für die Zukunft<strong>der</strong> <strong>Netzwerkarbeit</strong> <strong>in</strong> IhrerGeme<strong>in</strong>de?Hillebr<strong>an</strong>d: <strong>Das</strong>s sie weiter wächst– mit noch mehr Teilnehmern undweiteren Interessengruppen. Außerdemwünsche ich mir, dass sich die<strong>Netzwerkarbeit</strong> noch enger als bishermit den übrigen Arbeitsfel<strong>der</strong>n <strong>der</strong>Kirchengeme<strong>in</strong>de verknüpft. Der dritteWunsch bezieht sich darauf, dass dieNetzwerke <strong>in</strong> Saarn und Broich nochmehr zusammenwachsen und dassdurch ihre Ausstrahlung auch <strong>in</strong> <strong>an</strong><strong>der</strong>enStadtteilen Netzwerke entstehen.18


Gut org<strong>an</strong>isiert, perfekt präsentiert:Org<strong>an</strong>isation und Öffentlichkeitsarbeit im Netzwerk 7Es gibt s<strong>in</strong>nvolle, netzwerk<strong>in</strong>terneStrukturen, die die Arbeit erleichternund dabei helfen, dass sich dasNetzwerk vergrößert. Zwei von ihnenwerden im Folgenden vorgestellt.7.1 Die Org<strong>an</strong>isationsgruppeUm Tr<strong>an</strong>sparenz und Mitbestimmungzu gewährleisten, bietet es sich <strong>an</strong>,e<strong>in</strong>e Org<strong>an</strong>isationsgruppe für das Netzwerkzu etablieren. Deren geme<strong>in</strong>sameTreffen mit <strong>der</strong> Netzwerkbegleitungdienen dazu, aktuelle Themen zu besprechen,die das Netzwerk betreffen.Aufgaben <strong>der</strong> Org<strong>an</strong>isationsgruppe:• Pl<strong>an</strong>ung/Gestaltung <strong>der</strong> Netzwerktreffenund <strong>an</strong><strong>der</strong>er Ver<strong>an</strong>staltungen• Org<strong>an</strong>isation von Projekten• Verwaltung <strong>der</strong> Netzwerkkassedurch e<strong>in</strong>en Kassenwart• Entwicklungen von Strategien fürdie Öffentlichkeitsarbeit• Klärung möglicher Probleme (Konfliktregulierung)In Saarn hat sich die Org<strong>an</strong>isationsgruppekurz nach dem Zielf<strong>in</strong>dungssem<strong>in</strong>argebildet und trifft sich e<strong>in</strong>malim Monat vormittags für zwei Stunden<strong>in</strong> <strong>an</strong>sprechen<strong>der</strong> Atmosphäre. D<strong>an</strong>ns<strong>in</strong>d die Gruppensprecher und –sprecher<strong>in</strong>nendabei, e<strong>in</strong> Presbyter, dieNetzwerkbegleitung sowie Menschendes Netzwerkes, die <strong>an</strong> org<strong>an</strong>isatorischenAufgaben Interesse haben. DieInformationen aus den „Orga-Treffen“werden bei den Netzwerktreffen <strong>an</strong>alle <strong>an</strong><strong>der</strong>en Teilnehmer weitergegeben.Und auch die Org<strong>an</strong>isatorenkönnen sich vernetzen: Erstmalig habensich aus diesem Grund jetzt dieentsprechenden Gruppen <strong>der</strong> NetzwerkeBroich und Saarn getroffen.7.2 Die ÖffentlichkeitsarbeitDamit das Netzwerk und se<strong>in</strong>e Aktivitätenim Viertel und <strong>in</strong> <strong>der</strong> gesamtenStadt bek<strong>an</strong>nter werden, ist es notwendig,Öffentlichkeitsarbeit zu machen.Diese wird von mehreren Netzwerkernund <strong>der</strong> Netzwerkbegleitungver<strong>an</strong>twortet – sie trägt unter <strong>an</strong><strong>der</strong>emdazu bei, dass neue Mitglie<strong>der</strong> auf dasNetzwerk aufmerksam werden. Sobleibt es lebendig und <strong>in</strong> Bewegung.E<strong>in</strong>e Möglichkeit, das Angebot desNetzwerks bei bestimmten Zielgruppen<strong>in</strong>s Gespräch zu br<strong>in</strong>gen, iste<strong>in</strong> Netzwerk-Flyer. Darüber h<strong>in</strong>auseröffnet e<strong>in</strong>e eigene Internetseite(www.ev-kirche-saarn.de) die Ch<strong>an</strong>ce,dass Informationen schnell abgerufenwerden können. Zudem könnenKurse und Ver<strong>an</strong>staltungen <strong>in</strong> <strong>der</strong>Presse und im Geme<strong>in</strong>debrief beworbenwerden. Die Netzwerke verfügenüber e<strong>in</strong>e eigene Seite im jeweiligenGeme<strong>in</strong>debrief. E<strong>in</strong> Informations- undVerkaufsst<strong>an</strong>d bei den Stadtteilfesten,<strong>an</strong> dem sich die Netzwerkerzwei Mal pro Jahr beteiligen, ist e<strong>in</strong>eweitere Gelegenheit, den Netzwerkged<strong>an</strong>kennoch mehr publik zu machen.<strong>Das</strong> Netzwerk Saarn hat seit 2006 e<strong>in</strong>eigenes Büro, das e<strong>in</strong>mal wöchentlichgeöffnet ist. Dort <strong>in</strong>formieren Netzwerkerüber die Angebote für Seniorenim Netzwerk und <strong>in</strong>nerhalb desStadtteils. Sie nehmen Anmeldungenfür Ver<strong>an</strong>staltungen <strong>der</strong> Kulturgruppeund des Netzwerks entgegen. <strong>Das</strong>Netzwerk Broich hat gleich nach demZielf<strong>in</strong>dungssem<strong>in</strong>ar e<strong>in</strong>e Netzwerksprechstundee<strong>in</strong>gerichtet, die vielfachals erster Anlaufpunkt genutzt wird.19


8Bessere Strukturen im Stadtteil schaffen -durch KooperationUm geme<strong>in</strong>sam e<strong>in</strong>e bessere Strukturfür Menschen im Stadtteil zu schaffen,bietet es sich <strong>an</strong>, mit den örtlichenInitiativen, Vere<strong>in</strong>en o<strong>der</strong> Verbändenzusammenzuarbeiten.So arbeitet die Stadt Mülheim <strong>in</strong>folgee<strong>in</strong>er Workshopreihe mit dem Titel „Wiemöchte ich <strong>in</strong> 5, 10 o<strong>der</strong> 15 Jahren <strong>in</strong>Saarn wohnen?“ mit dem NetzwerkSaarn zusammen. Monatlich f<strong>in</strong>det imNetzwerk e<strong>in</strong> Stadtteilgespräch statt,dessen Aufgabe es ist, Fragen und Probleme<strong>in</strong>nerhalb des Stadtteils zu klärenund mit Bürgern und Institutionenaus Saarn generationsübergreifendeAngebote zu entwickeln.<strong>Das</strong> Stadtteilgespräch wird mo<strong>der</strong>iertund begleitet von e<strong>in</strong>er Mitarbeiter<strong>in</strong><strong>der</strong> Stadt Mülheim.Für die Zukunft wird überlegt, imNetzwerkbüro e<strong>in</strong>e Beratung für Senioren<strong>in</strong> Kooperation mit <strong>der</strong> Stadt<strong>an</strong>zubieten Auch die katholische Kirchengeme<strong>in</strong>de<strong>in</strong> Saarn ist <strong>an</strong> e<strong>in</strong>er<strong>in</strong>tensiveren Zusammenarbeit <strong>in</strong>teressiert,da e<strong>in</strong>e Vielzahl katholischer Geme<strong>in</strong>deglie<strong>der</strong>im Netzwerk aktiv ist.Mehrere Angebote s<strong>in</strong>d gepl<strong>an</strong>t o<strong>der</strong>laufen bereits:• E<strong>in</strong> Presbyter, e<strong>in</strong>e Netzwerker<strong>in</strong>und e<strong>in</strong> <strong>in</strong>teressierter Saarner habene<strong>in</strong>en Stadtrundg<strong>an</strong>g für neuZugezogene und <strong>an</strong><strong>der</strong>e Interessierteentworfen.• E<strong>in</strong> Angebot für K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Schülerist noch <strong>in</strong> Vorbereitung.• In Kooperation mit e<strong>in</strong>er Schuleund e<strong>in</strong>em Pflegedienst soll es e<strong>in</strong>enBesuchsdienst für ältere undpflegebedürftige Menschen geben,die nicht mehr alle<strong>in</strong>e ihre Wohnungverlassen können.• „Saarn im Koffer“ – so soll e<strong>in</strong>eArt tragbares M<strong>in</strong>i-Museum überden Stadtteil Saarn heißen, dasdemnächst <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Workshop mitdem EEB und <strong>in</strong> Kooperation mitdem Mülheimer Bündnis für Familienentwickelt wird.20


So wird <strong>der</strong> Netzwerkaufbaus<strong>in</strong>nvoll begleitet - die Aufgaben9Für den Aufbau e<strong>in</strong>es Netzwerks iste<strong>in</strong>e kont<strong>in</strong>uierliche, hauptamtlicheBegleitung notwendig. Deren Aufgabenbereicheverän<strong>der</strong>n sich mit <strong>der</strong>Entwicklung des Netzwerks: So stehtbeispielsweise am Anf<strong>an</strong>g die Überzeugungs-und Abstimmungsarbeitmehr im Mittelpunkt als später, denndas Netzwerk muss ja im Stadtteilbek<strong>an</strong>nt gemacht werden. S<strong>in</strong>nvollist es, für die Begleitung e<strong>in</strong>e Personzu wählen, die wie die Saarner Netzwerk-Initiator<strong>in</strong>Ragnhild Geck auchgleichzeitig für die klassischen Angebote<strong>in</strong> <strong>der</strong> Seniorenarbeit <strong>der</strong> Kirchengeme<strong>in</strong>dever<strong>an</strong>twortlich ist. Sokönnen leicht Brücken zwischen demNetzwerk und <strong>der</strong> Seniorenarbeit gebautwerden. Die InterNetzfortbildungdes Ev<strong>an</strong>gelischen Erwachsenenbildungswerks(EEB) Nordrhe<strong>in</strong> bereitetzukünftige Netzwerkbegleiter auf dieverschiedenen Aufgabenbereiche vor.Wichtige Aufgaben <strong>der</strong> Netzwerkbegleiterim Überblick:Ehrenamtliche Mitarbeiter gew<strong>in</strong>nenund halten• Kontakt zu Interessierten aufnehmen• Beratung bei wichtigen Fragen,etwa: Wie möchten sich die Mitarbeiterehrenamtlich im Netzwerkengagieren?• E<strong>in</strong>stiegs<strong>an</strong>gebote (Zielf<strong>in</strong>dungssem<strong>in</strong>ar)org<strong>an</strong>isieren• Leiter von Interessensgruppenberaten und fachlich begleiten• Netzwerktreffen pl<strong>an</strong>en und ver<strong>an</strong>stalten• Zu Fortbildungsver<strong>an</strong>staltungene<strong>in</strong>ladenKontaktpflege nach <strong>in</strong>nen und außen• Kontakte zu den e<strong>in</strong>zelnen Gruppenim Seniorenbereich pflegen• Verb<strong>in</strong>dungen zu E<strong>in</strong>richtungen,Diensten, Projekten im Stadtteilund <strong>der</strong> Stadt aufbauen und unterhalten• Multiplikatoren im Stadtteil <strong>in</strong>formierenund beratenIn Gremien <strong>der</strong> Kirchengeme<strong>in</strong>deund darüber h<strong>in</strong>aus mitarbeiten• An Dienstbesprechungen <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>deteilnehmen• „Runde Tische“ o<strong>der</strong> Stadtteilkonferenzenorg<strong>an</strong>isieren bzw. dar<strong>an</strong>teilnehmenOrg<strong>an</strong>isation und Verwaltung• E<strong>in</strong>kauf(Pl<strong>an</strong>ung und E<strong>in</strong>kauf für Ver<strong>an</strong>staltungenim Rahmen <strong>der</strong>Öffentlichkeitsarbeit, z.B. fürdas Stadtteilfest)• Kassenführung(Die Teilnahme <strong>an</strong> Aktivitätendes Netzwerkes ist kostenfrei,aber E<strong>in</strong>trittsgel<strong>der</strong> für Ausstellungsbesuche,Fahrtkostenetc. müssen von den Teilnehmernbezahlt werden.)• Raumpl<strong>an</strong>ung für die Interessensgruppen21


Bürotätigkeit• Protokolle o<strong>der</strong> Gesprächsnotizenerstellen• Telefonate und Schriftverkehr fürdas Netzwerk (z.B. Kontakt zuReferent<strong>in</strong>nen/Referenten für <strong>in</strong>haltlicheThemen im Rahmen <strong>der</strong>Netzwerktreffen)• Term<strong>in</strong>pl<strong>an</strong>ung(Pl<strong>an</strong>ung <strong>der</strong> Treffen <strong>der</strong> Org<strong>an</strong>isationsgruppe,<strong>der</strong> Netzwerkbüromitarbeiter<strong>in</strong>nenund -mitarbeiter,<strong>der</strong> Gruppe <strong>der</strong> Ansprechpartner<strong>in</strong>nenund -partner und <strong>der</strong> Öffentlichkeitsgruppe)• Die Beteiligung des Netzwerks <strong>an</strong>Stadtteilfesten, Geme<strong>in</strong>defesten,Aktionstagen org<strong>an</strong>isierenFundrais<strong>in</strong>g / Sponsoren f<strong>in</strong>den• F<strong>in</strong><strong>an</strong>zielle Ressourcen für die<strong>Netzwerkarbeit</strong> erschließen(z.B. durch Absprache lokal <strong>an</strong>gesiedelterFirmen für die E<strong>in</strong>richtungund technische Ausstattungdes Computerraumes)Dokumentation• Zwischenberichte(über den Aufbau und die Weiterentwicklungdes Netzwerkes fürdas Presbyterium)• Konzeptionen(z.B. Entwicklung des Kulturführersche<strong>in</strong>sBibel)• Projekt<strong>an</strong>träge und –berichte(z.B. Anträge für Kollektenmittelfür Zielf<strong>in</strong>dungssem<strong>in</strong>are o<strong>der</strong> dasProjekt Kulturführersche<strong>in</strong>®Wohnen)• Statistiken(z.B. Mitglie<strong>der</strong>statistik)Öffentlichkeitsarbeit• Pressenotizen verfassen,H<strong>an</strong>dzettel, Flyer erstellen• Zu Pressegesprächen e<strong>in</strong>laden• Ver<strong>an</strong>staltungen und Infoständezur <strong>Netzwerkarbeit</strong> org<strong>an</strong>isieren22


Weil m<strong>an</strong> das Leben l<strong>an</strong>g lernt:Bildungs<strong>an</strong>gebote im Netzwerk10Wie sehr das Netzwerk und damit auchdie Kirchengeme<strong>in</strong>de freiwilliges Engagementschätzt, erfahren die aktivenEhrenamtler bei <strong>in</strong>ternen Fortbildungen,die parallel zum Netzwerkaufbauentwickelt und <strong>an</strong>geboten werden:Durch lebensl<strong>an</strong>ges Lernen sicherndie freiwilligen Mitarbeiter die Qualifizierungfür ihre Aufgaben <strong>in</strong>nerhalbdes Netzwerks. Aus diesem Bestrebenheraus ergeben sich oftmals die Themenfür die Fortbildung, wie zum Beispiel:eigene Motivation, Gruppenleitung,Gesprächsführung, Umg<strong>an</strong>g mitKonflikten usw. Die Kosten für die Teilnahme<strong>an</strong> den Fortbildungen werdenvon <strong>der</strong> Kirchengeme<strong>in</strong>de getragen.Darüber h<strong>in</strong>aus profitieren die Netzwerkevon Sem<strong>in</strong>ar<strong>an</strong>geboten desEEB Nordrhe<strong>in</strong> und des DiakonischenWerkes <strong>der</strong> Ev<strong>an</strong>gelischen Kirche imRhe<strong>in</strong>l<strong>an</strong>d, die im Folgenden vorgestelltwerden.10.1 Couch o<strong>der</strong> Cabrio?Es gibt Vorbereitungssem<strong>in</strong>are für vieleunterschiedliche Lebenssituationen,jedoch wenige für den Überg<strong>an</strong>g <strong>in</strong>den Ruhest<strong>an</strong>d. Dabei eröffnet dieserneue Lebensabschnitt Ch<strong>an</strong>cen undEntwicklungsmöglichkeiten. Im Austauschmit Menschen <strong>in</strong> gleicher Lebenssituationwerden beim Sem<strong>in</strong>ar„Couch o<strong>der</strong> Cabrio?“ Ideen für e<strong>in</strong> Engagementim Ruhest<strong>an</strong>d entwickelt. Esgeht um Fragen wie: Wo will ich h<strong>in</strong>,wenn <strong>der</strong> Arbeitsalltag nicht mehr me<strong>in</strong>enRhythmus bestimmt?Aus dem ersten Sem<strong>in</strong>ar <strong>in</strong> Saarn iste<strong>in</strong>e Gesprächsgruppe „OFFENER Treff- AKTIV im Alter“ im Netzwerk entst<strong>an</strong>den,die sich mit Fragen des persönlichenEngagements, aktueller Themenund Lebensfragen beschäftigt.E<strong>in</strong>e Wie<strong>der</strong>holung des Sem<strong>in</strong>ars„Couch o<strong>der</strong> Cabrio?“ ist für September2010 gepl<strong>an</strong>t.10.2 Kulturführersche<strong>in</strong>®Betrachtet m<strong>an</strong> Kultur als Lebensmittel,das wie Brot o<strong>der</strong> Wasser elementareBedürfnisse befriedigt (Connem<strong>an</strong>n,S. 29, siehe Literatur), d<strong>an</strong>n eignet sich<strong>der</strong> Kulturbereich beson<strong>der</strong>s dafür, Lebensfragenzu reflektieren, mit denensich Menschen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Phase nach ihrerberuflichen Laufbahn befassen. Ausdiesem Ged<strong>an</strong>ken heraus wurde dieIdee des Kulturführersche<strong>in</strong>s® geboren,bei <strong>der</strong> sich soziale und kulturelleArbeit überschneiden:E<strong>in</strong> Kulturführersche<strong>in</strong>®wird quasi wie e<strong>in</strong>eFahrerlaubnis erworben,das heißt,nach erfolgreichemAbschluss erhaltendie Teilnehmerund Teilnehmer<strong>in</strong>nene<strong>in</strong> Zertifikat(Fr<strong>an</strong>k/Nell 2003,siehe Literatur).<strong>Das</strong> Fortbildungskonzeptbesitzt e<strong>in</strong>en theoretischenund e<strong>in</strong>en praktischen Teil, es be<strong>in</strong>haltetneben Sem<strong>in</strong>aren und Unterrichtse<strong>in</strong>heitenauch Exkursionen. Die Senior<strong>in</strong>nenund Senioren, die elf Monatel<strong>an</strong>g teilnehmen, werden <strong>in</strong> die Lageversetzt, selbstständig Kulturver<strong>an</strong>staltungenzu pl<strong>an</strong>en. Im Schulungsprogrammist e<strong>in</strong> breitgefächertes Themenspektrum<strong>an</strong>gelegt, das unter <strong>an</strong><strong>der</strong>emBereiche wie Literatur, bildendeKunst, Musik, Theater o<strong>der</strong> Tischkulturumfasst (Grimm et al. 2006, sieheLiteratur).23


Multiplikatoren können die Prüfungfür den Kulturführersche<strong>in</strong>® beimEEB Nordrhe<strong>in</strong> ablegen und ihn d<strong>an</strong>nselbst <strong>in</strong>nerhalb ihres Netzwerks <strong>an</strong>bieten.Im Saarner Netzwerk wurde<strong>der</strong> Kulturführersche<strong>in</strong>® bereits zumvierten Mal durchgeführt – mit großemErfolg, wie e<strong>in</strong> Beispiel zeigt: Im erstenDurchg<strong>an</strong>g des Kulturführersche<strong>in</strong>shatte e<strong>in</strong>e Teilnehmer<strong>in</strong> ihre Begeisterungfür das T<strong>an</strong>zen wie<strong>der</strong>entdeckt.Seit drei Jahren lädt sie die Netzwerker<strong>in</strong>zwischen viermal im Jahr zu e<strong>in</strong>erÜ50 Party e<strong>in</strong>, bei <strong>der</strong> e<strong>in</strong> <strong>an</strong><strong>der</strong>erNetzwerker als begeisterter DJ die passendeMusik auflegt. Die Partys werdenvon den beiden Mülheimer Netzwerkenim Wechsel <strong>an</strong>geboten und <strong>in</strong>zwischen<strong>in</strong> Eigenregie org<strong>an</strong>isiert. JedesMal kommen 80 bis 100 T<strong>an</strong>zbegeisterte– nicht nur aus dem Netzwerk.So entst<strong>an</strong>d e<strong>in</strong> neues Angebot,dass es außerhalb von T<strong>an</strong>zschulen <strong>in</strong>Mülheim nicht gibt.10.3. Kulturführersche<strong>in</strong> BibelAngelehnt <strong>an</strong> die Methoden des unter10.2 vorgestellten Kulturführersche<strong>in</strong>sentwickeln Kar<strong>in</strong> Nell vom EEBNordrhe<strong>in</strong> und Ragnhild Geck, Netzwerk-Initiator<strong>in</strong><strong>in</strong> Kirchengeme<strong>in</strong>deSaarn <strong>der</strong>zeit den Kulturführersche<strong>in</strong>Bibel. Die Idee dah<strong>in</strong>ter: In den Geschichten<strong>der</strong> Bibel f<strong>in</strong>den sich vielestarke Bil<strong>der</strong> und Lebenserfahrungenvon Menschen (Himmelsleiter,brennen<strong>der</strong> Dornbusch), die mit heutigenErfahrungen von Menschen <strong>in</strong>Verb<strong>in</strong>dung gebracht werden können.Wie haben sich zum Beispiel Künstlerund Musiker mit biblischen Themenause<strong>in</strong><strong>an</strong><strong>der</strong>gesetzt? – so könntee<strong>in</strong>e Frage <strong>in</strong> diesem Zusammenh<strong>an</strong>glauten. Auf diese Weise wird e<strong>in</strong> kreativerZug<strong>an</strong>g zu uralten biblischen Erfahrungenerprobt, zur Vertiefung werdeneigene Projektideen (MuseumsundKonzertbesuche, Lesungen...) entwickelt.Mit dem Kulturführersche<strong>in</strong>soll <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e das Interesse vonMenschen, die sich noch nicht so <strong>in</strong>tensivmit biblischen Inhalten beschäftigthaben, geweckt werden. Im Sommer2010 wurde zum ersten Mal zumKulturführersche<strong>in</strong> Bibel e<strong>in</strong>geladen,13 Teilnehmer kamen, e<strong>in</strong>e Fortsetzungist gepl<strong>an</strong>t.24


12 Keywork:Wie Türen zur Kultur geöffnet werdenDer Begriff „Keywork“ wurde im eupäischenSokrates-Programm für lebensl<strong>an</strong>gesLernen geprägt – er bezeichnetdie Verb<strong>in</strong>dung von kulturellerBildung, künstlerischer Aktionund selbstorg<strong>an</strong>isierten Formendes freiwilligen Engagements wie etwaStart³ (siehe Literatur). Keyworkers<strong>in</strong>d „Schlüsselarbeiter“, die Türen öffnenund dabei helfen, neue Projektideengeme<strong>in</strong>sam mit verschiedenenInstitutionen auf die Be<strong>in</strong>e zu stellen.Sie übernehmen beispielsweise denVermittlungsprozess zwischen Interessiertenund Kulture<strong>in</strong>richtungen, unterstützenund beraten.Keywork versteht sich auch als kulturelleStadtteilarbeit mit e<strong>in</strong>er Reihevon Zielen. Dazu gehören:• Wege zu besserer Nachbarschaftöffnen und das gegenseitige Kennenlernenzu för<strong>der</strong>n.• Soziale Bezüge zu schaffen und dieÜbernahme sozialer Ver<strong>an</strong>twortungzu unterstützen.• E<strong>in</strong>e engere B<strong>in</strong>dung <strong>der</strong> Bewohner<strong>an</strong> den Stadtteil herbeizuführenund dessen Attraktivität zusteigern.• E<strong>in</strong>e Identifikation mit den Visionenund Werten <strong>an</strong><strong>der</strong>er Menschenerlebbar zu machen.• Die Kommunikation untere<strong>in</strong><strong>an</strong><strong>der</strong>sowie e<strong>in</strong> aktives Mite<strong>in</strong><strong>an</strong><strong>der</strong><strong>in</strong>nerhalb des Stadtteils zu unterstützen.• Die Kreativität und F<strong>an</strong>tasie <strong>der</strong>Menschen zu beleben und ihnenbei ihrer persönlichen Entwicklungbeizustehen.• Den Dialog über geme<strong>in</strong>same Ziele<strong>an</strong>zuregen und den Mut <strong>der</strong>Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger zu wecken,sich neue Fähigkeiten zu erschließenund sich aktiv <strong>in</strong> dasStadtteilgeschehen e<strong>in</strong>zubr<strong>in</strong>gen.(nach Urba<strong>in</strong>ski 2007, siehe Literatur)11.1 Die Mülheimer Keyworkwoche„Herzenssache(n)“<strong>Das</strong> Keywork-Konzept wurde 2008erstmalig <strong>in</strong> Mülheim im Rahmen <strong>der</strong><strong>Netzwerkarbeit</strong> als e<strong>in</strong>wöchige Fortbildung<strong>an</strong>geboten. Neben Netzwerkernund Nachbarn sollten möglichst vieleMenschen, gleich welchen Alters,erreicht werden, die sich <strong>in</strong>formierenwollten und Lust dazu hatten, bei verschiedenenAnlässen kulturelle Erfahrungenzu machen.In <strong>der</strong> Ankündigungsphase wurdenFlyer verteilt und Pressemitteilungen<strong>an</strong> die örtlichen Medien geschickt. Insbeson<strong>der</strong>edie Kulturgruppen <strong>der</strong> Netzwerkewarben für die Keyworkwoche.25


Diese wurde als Kulturprogramm <strong>an</strong>gekündigt,<strong>in</strong> dem eigene „Herzenswünsche“verwirklicht und das Mite<strong>in</strong><strong>an</strong><strong>der</strong>im Stadtteil verstärkt werdensollten. <strong>Das</strong> Programm sollte zu Herzengehen und Impulse für e<strong>in</strong> nachbarschaftlichesMite<strong>in</strong><strong>an</strong><strong>der</strong> geben.Dafür musste m<strong>an</strong> sich zwar <strong>an</strong>melden,aber auch nicht unbed<strong>in</strong>gt <strong>an</strong> allenTagen dabei se<strong>in</strong>.<strong>Das</strong> Wochenprogramm im Überblick mitden Namen <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>atoren und Mo<strong>der</strong>ator<strong>in</strong>nenist im Anh<strong>an</strong>g beigefügt(s. Anlage).dem Mülheimer Theater <strong>an</strong> <strong>der</strong> <strong>Ruhr</strong>zu starten. E<strong>in</strong>e Teilnehmer<strong>in</strong> brachtedaraufh<strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Theaterflyer vorbei,verbunden mit dem Wunsch, geme<strong>in</strong>samVorbesprechungen zu Theateraufführungenzu besuchen. Dies geschahdaraufh<strong>in</strong> – zwar nicht im MülheimerTheater, dafür jedoch im „Forum FreiesTheater“ <strong>in</strong> Düsseldorf, verbundenmit e<strong>in</strong>em „Kulturfrühstück“.Die Keyworkwoche erbrachte e<strong>in</strong>e Reihevon Anregungen. E<strong>in</strong>e Auswahl:• E<strong>in</strong>richtung e<strong>in</strong>es Erzählcafés mitdem Schwerpunkt „BiografischesErleben“• Aufbau e<strong>in</strong>es Literaturkreises, <strong>der</strong>erst e<strong>in</strong>mal für alle Gattungen – vomRom<strong>an</strong> über den Krimi bis zum Gedicht– offen gestaltet werden sollte.• Atelierbesuche <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nachbarschaft(Kontakte zu Künstlern, von denenm<strong>an</strong> gehört hat, die aber nicht persönlichbek<strong>an</strong>nt s<strong>in</strong>d)• Geme<strong>in</strong>sames „Kulturfrühstück“ im„Forum Freies Theater“/Düsseldorf• Besuch <strong>der</strong> Museums<strong>in</strong>selHombroich• Re<strong>in</strong>hard Mey Lie<strong>der</strong>abendE<strong>in</strong>ige Anregungen aus <strong>der</strong> Wochewurden <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zwischenzeit aufgegriffen,<strong>an</strong><strong>der</strong>e stehen noch auf <strong>der</strong>Liste. E<strong>in</strong> Beispiel für die schnelleUmsetzung e<strong>in</strong>er Idee: Die Teilnehmer<strong>der</strong> Keyworkwoche dachten darübernach, e<strong>in</strong> Kooperationsprojekt mit26


Vielversprechende Projekte- im und mit dem Netzwerk gepl<strong>an</strong>t1212.1 Die Biografie <strong>der</strong> GenerationenZu den vielversprechenden Vorhaben,die <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Mülheimer Netzwerkegepl<strong>an</strong>t s<strong>in</strong>d, gehört e<strong>in</strong> Biografieprojekt<strong>der</strong> Generationen. Dieses wurdevom Netzwerk Saarn geme<strong>in</strong>sam mitdem Mülheimer Bündnis für Familien<strong>an</strong>geschoben. E<strong>in</strong> Auszug aus <strong>der</strong> Projektbeschreibungerklärt:„Der Ideenworkshop richtet sich <strong>an</strong>Saarner Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger allerAltersgruppen. Mit kreativen und spielerischenMethoden wird geme<strong>in</strong>same<strong>in</strong> Konzept für den Aufbau e<strong>in</strong>es Sachen-Museumsgestrickt. Ziel des kle<strong>in</strong>enProjektes ist es, Alltagsgegenständeund Geschichten von Alt und Jungzu sammeln und zu präsentieren, diefür die Beziehung <strong>der</strong> Menschen zuihrem Stadtteil von Bedeutung s<strong>in</strong>d:E<strong>in</strong> Stück R<strong>in</strong>de von dem Baum, unterdem ich das erste Mal me<strong>in</strong>en späterenM<strong>an</strong>n geküsst habe; e<strong>in</strong> Foto vonme<strong>in</strong>em ersten Schultag; <strong>der</strong> Schlüsselvon me<strong>in</strong>er ersten eigenen Wohnung <strong>in</strong>Saarn; das Vogelhäuschen, das me<strong>in</strong>Opa für mich gebaut hat...usw.“Den Teilnehmern des Biografieprojektswird die Möglichkeit geboten,Ver<strong>an</strong>twortung bei e<strong>in</strong>em kulturellenVorhaben zu übernehmen, dasgleichzeitig e<strong>in</strong> Stadtteilprojekt ist.Dabei werden <strong>in</strong>novative Ansätze vonQuartiersentwicklung berücksichtigt.Darüber h<strong>in</strong>aus bietet das Biografieprojektdie Ch<strong>an</strong>ce, die Identifikation<strong>der</strong> Bürger mit <strong>der</strong> Nachbarschaftzu för<strong>der</strong>n und „zur Verbesserung <strong>der</strong>Kommunikation zwischen Menschenaller Generationen und Kulturen“ beizutragen,wie es <strong>in</strong> <strong>der</strong> Projektbeschreibungheißt. Der Workshop wird überdas Mülheimer Bündnis für Familienf<strong>in</strong><strong>an</strong>ziert und schafft e<strong>in</strong>e Vernetzungzwischen Schülern <strong>der</strong> GesamtschuleSaarn, engagierten Bürgern aus demStadtteil bzw. dem Netzwerk und demBesuchdienst, mit dessen Hilfe auchpflegebedürftige ältere Menschen imStadtteil und <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kirchengeme<strong>in</strong>dee<strong>in</strong>bezogen werden.12.2 <strong>Das</strong> EFI-Programm – Lernplattformund Erfahrungsaustausch<strong>Das</strong> <strong>Modell</strong>projekt „Erfahrungswissenfür Initiativen (EFI)“ wurde ursprünglichvom Bundesm<strong>in</strong>isterium für Familie,Senioren, Frauen und Jugend<strong>in</strong>itiiert. Dah<strong>in</strong>ter steht <strong>der</strong> Ged<strong>an</strong>ke,das reiche Erfahrungswissen vonMenschen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Phase nach <strong>der</strong> Fürsorgefür die Familie und nach <strong>der</strong>beruflichen Karriere zu nutzen. DieseMenschen sollen ermutigt werden, <strong>in</strong>neuen Rollen Ver<strong>an</strong>twortung <strong>in</strong> Kircheund Gesellschaft zu übernehmen. <strong>Das</strong>Ev<strong>an</strong>gelische ErwachsenenbildungswerkNordrhe<strong>in</strong> hat die EFI-Qualifizierungbereits zum dritten Mal <strong>in</strong> Kooperationmit dem Centrum für bürgerschaftlichesEngagement <strong>in</strong> Mülheim<strong>an</strong>geboten. Aus dem Netzwerk Saarnhaben dar<strong>an</strong> mehrere Netzwerker undNetzwerker<strong>in</strong>nen teilgenommen, siehaben daraufh<strong>in</strong> eigenständige Projektideenals Seniortra<strong>in</strong>er umgesetzt- etwa e<strong>in</strong> Wohnprojekt, die Herzenssprechstundeund das Malstübchen,die im Folgenden vorgestellt werden.Die Teilnehmer profitieren noch heutevon den verschiedenen Lernplattformenund dem Erfahrungsaustauschmit <strong>an</strong><strong>der</strong>en Aktiven <strong>in</strong> NRW.27


12.2.1<strong>Das</strong> WohnprojektHausgeme<strong>in</strong>schaft SaarnDie Idee für e<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>schaftlichesWohnprojekt <strong>in</strong> Saarn reifte bereits seit2007 her<strong>an</strong>. Es galt, drängende Fragenzu klären wie etwa die nach <strong>der</strong> idealenWohnform, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kontakte geknüpftund Geme<strong>in</strong>schaft erlebt werden k<strong>an</strong>n,damit m<strong>an</strong> im Alter nicht vere<strong>in</strong>samt.Die Teilnahme am unter Punkt 13.2geschil<strong>der</strong>ten EFI-Programm gab denletzten Anstoß zum Start dieses Projekts.Die Initiatoren, e<strong>in</strong> Ehepaar undzwei Frauen, formulierten ihre Vorstellungenfür die Hausgeme<strong>in</strong>schaftSaarn:Geschaffen werden soll e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>schaftliche,eigenver<strong>an</strong>twortlich undsolidarisch org<strong>an</strong>isierte Wohnformfür Menschen ab 55 Jahren mit zwölfbis 15 Wohne<strong>in</strong>heiten. Dar<strong>in</strong> soll eseigene abgeschlossene Wohnungenmit unterschiedlicher Größe und seniorengerechterAusstattung geben,sowie Geme<strong>in</strong>schaftsräume, <strong>der</strong>enKosten von allen getragen werden.<strong>Das</strong> Zusammenleben basiert auf:• gegenseitiger Hilfe und Unterstützung,• verb<strong>in</strong>dlichen Treffen <strong>der</strong>Hausgme<strong>in</strong>schaft, bei denen wichtigeFragen des Zusammenlebensbesprochen werden,• ehrenamtlichem Engagement überdie Hausgeme<strong>in</strong>schaft h<strong>in</strong>aus <strong>in</strong><strong>der</strong> Nachbarschaft und <strong>der</strong> Kirchengeme<strong>in</strong>de.E<strong>in</strong>kaufsmöglichkeiten und Ärztesollten gut zu Fuß erreichbar se<strong>in</strong>.Gepl<strong>an</strong>t war, dass das Wohnprojekt<strong>in</strong> sechs bis acht Jahren bezugsfertigse<strong>in</strong> sollte. Über die Geme<strong>in</strong>debriefe<strong>der</strong> drei Kirchengeme<strong>in</strong>den Broich,Speldorf und Saarn luden die Initiatorenzu e<strong>in</strong>em ersten Treffen e<strong>in</strong>. Seitdems<strong>in</strong>d mehr als zwei Jahre verg<strong>an</strong>gen.Die Projektgruppe ist <strong>in</strong>zwischen<strong>in</strong> das Netzwerk Saarn e<strong>in</strong>gebunden.M<strong>an</strong> trifft sich monatlich, um am Projektweiterzuarbeiten, und lernt sichbei e<strong>in</strong>em regelmäßigen Stammtischbesser kennen.Der Kreis <strong>der</strong> Interessierten umfasst<strong>der</strong>zeit 30 Personen, die durch dieBesichtigung <strong>an</strong><strong>der</strong>er Wohnprojekte,durch Tagungen und externe Sem<strong>in</strong>areIdeen gesammelt haben. Diepersönlichen Vorstellungen wurdenbei e<strong>in</strong>em Sem<strong>in</strong>ar im Oktober 2009<strong>in</strong> Zusammenarbeit mit dem ErwachsenenbildungswerkNordrhe<strong>in</strong> und<strong>der</strong> Ev<strong>an</strong>gelischen Kirchengeme<strong>in</strong>deSaarn konkretisiert. Die Stadt Mülheim<strong>an</strong> <strong>der</strong> <strong>Ruhr</strong> ist sehr <strong>an</strong> demProjekt <strong>in</strong>teressiert und unterstützt esdurch die Mitarbeit ihres Stadtpl<strong>an</strong>ers.Aktuell wird e<strong>in</strong> Leitbild erarbeitet, alsnächster Schritt soll e<strong>in</strong> eigener Vere<strong>in</strong>28


gegründet werden. Auch hat es bereitserste Gespräche mit Investoren gegeben.Allerd<strong>in</strong>gs erweist es sich als schwierig,e<strong>in</strong> geeignetes Grundstück im„Dorf Saarn“, <strong>in</strong> fußläufiger Nähe zuE<strong>in</strong>kaufsmöglichkeiten zu f<strong>in</strong>den. DerSt<strong>an</strong>dort für das Wohnprojekt mussnämlich noch weiteren Ansprüchengenügen: Er sollte sich <strong>in</strong> räumlicherNähe zu den Kirchengeme<strong>in</strong>den undzum Zentrum des Ortsteils bef<strong>in</strong>den,zudem auch <strong>in</strong> 20 Jahren noch attraktivse<strong>in</strong>. Die Arbeit <strong>der</strong> Projektgruppeist von großem Engagement und Interessefüre<strong>in</strong><strong>an</strong><strong>der</strong> geprägt. Kooperationspartners<strong>in</strong>d: die Ev<strong>an</strong>gelischeKirchengeme<strong>in</strong>de Saarn, die StadtMülheim <strong>an</strong> <strong>der</strong> <strong>Ruhr</strong>, das Centrumfür bürgerschaftliches Engagement,das Diakonische Werk im Rhe<strong>in</strong>l<strong>an</strong>dund das ErwachsenenbildungswerkNordrhe<strong>in</strong> <strong>in</strong> Düsseldorf.die konzeptionellen Vorstellungen <strong>der</strong>zwei Wohnprojekte nur unerheblich.Dies ist begründet durch e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>samgetragene Entwicklungsarbeit biszur Teilung <strong>der</strong> Wohnprojektgruppe.So soll ebenfalls e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>schaftliche,eigenver<strong>an</strong>twortliche und solidarischorg<strong>an</strong>isierte Wohnform im Altermit ca. 12 abgeschlossenen Wohne<strong>in</strong>heitengeschaffen werden. <strong>Das</strong> Hausist mit seniorengerechter Ausstattungund mit Geme<strong>in</strong>schaftsräumen gepl<strong>an</strong>t.Die Entwicklung des NEUEN WOHN-PROJEKTES erfolgt basisdemokratisch.Als Projekt im Netzwerk Saarn sollendie vielfältigen Beziehungen zum Netzwerkauch d<strong>an</strong>n weitergeführt werden,12.2.2<strong>Das</strong> NEUE WOHNPROJEKTNach l<strong>an</strong>ger Mitarbeit und geme<strong>in</strong>samenErfahrungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Hausgeme<strong>in</strong>schaftSaarn wurde <strong>der</strong> Wunsch beie<strong>in</strong>igen Mitglie<strong>der</strong>n immer deutlicher,das Wohnprojekt zeitlich früher zu realisieren.E<strong>in</strong>ige Mitglie<strong>der</strong> wollen nichtmehr sol<strong>an</strong>ge warten, son<strong>der</strong>n strebene<strong>in</strong>e kurzfristigere Verwirklichung <strong>an</strong>.Nach e<strong>in</strong>er Phase <strong>der</strong> Klärung erfolgted<strong>an</strong>n Anf<strong>an</strong>g September 2010 e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>vernehmlicheTeilung <strong>der</strong> Gruppe, sowurde das NEUE WOHNPROJEKT imNetzwerk Saarn mit z.Z. 15 Mitglie<strong>der</strong>naus <strong>der</strong> Taufe gehoben.Da die Ziele und Intentionen <strong>der</strong> zweiProjekte <strong>in</strong> wesentlichen Punktenübere<strong>in</strong>stimmen, unterscheiden sichwenn das Haus nicht <strong>in</strong> o<strong>der</strong> <strong>in</strong> unmittelbarerNähe von Saarn gebaut wird.E<strong>in</strong>ige Mitglie<strong>der</strong> des NEUEN WOHN-PROJEKTES s<strong>in</strong>d seit l<strong>an</strong>ger Zeit imNetzwerk e<strong>in</strong>gebunden.Die Stadt Mülheim <strong>an</strong> <strong>der</strong> <strong>Ruhr</strong> un-29


terstützt das NEUE WOHNPROJEKTdurch die Mitarbeit e<strong>in</strong>es Stadtpl<strong>an</strong>ers.12.2.3 Die HerzenssprechstundeDie Herzenssprechstunde will Menschen<strong>in</strong> <strong>der</strong> Kirchengeme<strong>in</strong>de und imStadtteil die Möglichkeit geben, Kontaktezu knüpfen und über die eigenenHerzens<strong>an</strong>gelegenheiten <strong>in</strong>s Gesprächzu kommen. Es ist ke<strong>in</strong> therapeutisches,son<strong>der</strong>n im kirchlichen Kontexteher e<strong>in</strong> seelsorgerliches Angebot <strong>in</strong>Saarn, das aus dem EFI-Programm(siehe Punkt 13.2) resultiert. Mit Hilfeverschiedener Impulse aus <strong>der</strong> Musik,aus Märchen, <strong>der</strong> Kunst und <strong>der</strong>Literatur erforschen die Teilnehmerund Teilnehmer<strong>in</strong>nen ihre Herzenswünsche.Diese werden mithilfe des„Herzenskoffers“ mit vielen Gegenständenzum Thema Herz erarbeitet. Dar<strong>in</strong>f<strong>in</strong>den sich: Karten, e<strong>in</strong>e Backform, e<strong>in</strong>Lebkuchenherz, K<strong>in</strong><strong>der</strong>zeichnungen,Süßigkeiten....Bei <strong>der</strong> ersten Herzenssprechstunde<strong>in</strong> Saarn nahm sich je<strong>der</strong> Teilnehmere<strong>in</strong>en Gegenst<strong>an</strong>d. Dieser war schnellAnlass für e<strong>in</strong> Gespräch darüber, wasdas Herz <strong>der</strong>zeit schwer macht – etwadie Sorge um die Pflege <strong>der</strong> alten Eltern.Die Erfahrung zeigt: Es tut gut,wenn m<strong>an</strong> spürt, dass m<strong>an</strong> mit Fragenund Ängsten nicht alle<strong>in</strong>e ist und dassErfahrungen geteilt werden können.Bei e<strong>in</strong>em weiteren Treffen mit Impulsenaus <strong>der</strong> Musik er<strong>in</strong>nerte sich e<strong>in</strong>Teilnehmer <strong>an</strong> se<strong>in</strong>e Leidenschaft fürdas Gitarrenspiel und das geme<strong>in</strong>sameS<strong>in</strong>gen <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Studentenzeit. Beimnächsten Mal brachte er se<strong>in</strong>e Gitarremit und nahm sich vor, zu üben unddas wie<strong>der</strong> erworbene Können vielleichtspäter <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Engagement e<strong>in</strong>zubr<strong>in</strong>gen.Nach mehreren Treffen wurde schnellklar: Die Suche nach Herzenswünschenmusste weitergehen. Die Gruppehat mittlerweile zehn Teilnehmer,acht Frauen und zwei Männer, undtrifft sich e<strong>in</strong>mal monatlich. Es ist e<strong>in</strong>eVertrautheit gewachsen, die <strong>in</strong>tensiveGespräche über persönliche, biblischeund spirituelle Themen ermöglicht.12.2.4 <strong>Das</strong> Malstübchen„Ich suche nicht - ich f<strong>in</strong>de“ – dieserSatz von Pablo Picasso g<strong>in</strong>g e<strong>in</strong>er SaarnerTeilnehmer<strong>in</strong> des EFI-Programms(siehe Punkt 13.2) nicht mehr ausdem Kopf. Und so beg<strong>an</strong>n sie, sich imKunstbereich im Netzwerk Saarn zuengagieren. Sie beschloss, offen füralles zu se<strong>in</strong>, was sich quasi von alle<strong>in</strong>e<strong>an</strong>bietet, um als Projekt gestartetzu werden. So wurde auch <strong>der</strong> Name„Malstübchen“ geboren.Dar<strong>in</strong> treffen sich jeden MittwochMenschen im Geme<strong>in</strong>dezentrum, umgeme<strong>in</strong>sam zu malen. Sie gehen aufe<strong>in</strong>e kreative Entdeckungs- und Erkenntnisreisemithilfe von Acrylfarben,Le<strong>in</strong>w<strong>an</strong>d und Collagematerialien.30


Die Teilnehmer bekommen Anregungenund probieren neue Technikenaus. Sie machen die Erfahrung:Malen ist erholsam,sp<strong>an</strong>nend,genussvollund voller Überraschungen.Die Gruppe hat sich jetzt für e<strong>in</strong>enMalwettbewerb im Kirchenkreis zumThema „Me<strong>in</strong>e Träume“ <strong>an</strong>gemeldet.L<strong>an</strong>gfristig ist gepl<strong>an</strong>t, die entst<strong>an</strong>denenWerke <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kirchengeme<strong>in</strong>deauszustellen.31


13So wird das Netzwerk weiter geknüpft- e<strong>in</strong> AusblickAm 1. September 2010 feiert das NetzwerkSaarn se<strong>in</strong> fünfjähriges Bestehen.Die Menschen <strong>in</strong> <strong>der</strong> nachberuflichenPhase, die sich dar<strong>in</strong> zusammenf<strong>an</strong>den,haben die traditionelle Altenarbeit<strong>der</strong> Kirchengeme<strong>in</strong>de Mülheim-Saarnnachhaltig verän<strong>der</strong>t. Ihre Ideen, dieZeit, die sie <strong>in</strong>vestiert haben, und ihrezahlreichen Erfahrungen haben dasBild <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de vielfältiger und facettenreichergemacht. Diese Verän<strong>der</strong>ungwird auch nach außen sichtbar,wie e<strong>in</strong> Überblick über die Angebotezeigt:2005 Angebote für Senioren <strong>in</strong> <strong>der</strong>Kirchengeme<strong>in</strong>de Saarn:Seniorenkreis, Klöntreff, Frauenhilfe,Seniorenfreizeiten, Mittagstisch,Aktion Nächstenhilfe,H<strong>an</strong>darbeitskreise, Gesprächskreisund Bibelstunde2010 Neue Interessengruppen undInitiativen, die durch dasNetzwerk entst<strong>an</strong>den s<strong>in</strong>d:• Kultur: Malen, TeeKult (Teeund eigenes kulturelles Angebot),Herzenssprechstunde,Theater- und Ausstellungsbesucheund Ü50 Partys• Bewegung: Gymnastik, W<strong>an</strong><strong>der</strong>n,Schwimmen, Fahrradfahrenund Kegeln• Begegnung, Gespräch undGeselligkeit : Spiele, englischsprachigerTreff „let’s talk english“,Stadtteilfrühstück,OFFENER Treff - AKTIV imAlter• Neue Medien: Computer, neueMedien (<strong>in</strong> Pl<strong>an</strong>ung)• Org<strong>an</strong>isationsgruppe, Netzwerkbüround Öffentlichkeitsgruppe• Netzwerkfreizeit <strong>in</strong>Westkapelle• Wohnprojekt „Leben <strong>in</strong> Nachbarschaft“• Stadtteilgespräch imRahmen des Netzwerks und desNetzwerks <strong>der</strong> Generationen <strong>der</strong>Stadt Mülheim• Engagement <strong>in</strong> verschiedenenAufgabenbereichen <strong>der</strong> Kirchengeme<strong>in</strong>de:Presbyterium, Trauergruppe,Aktion Nächstenhilfe,Mittagstisch...• Kulturführersche<strong>in</strong> (zum viertenMal im Angebot) und weitereSem<strong>in</strong>ar<strong>an</strong>geboteDieses breite Angebot, das <strong>in</strong> denletzten Jahren <strong>in</strong> Mülheim-Saarn entst<strong>an</strong>d,zeigt: Ältere Menschen werdenaktiv, übernehmen Ver<strong>an</strong>twortungund verstehen sich als gleichberechtigtePartner im Umg<strong>an</strong>g mit Hauptamtlichen<strong>in</strong> <strong>der</strong> Kirchengeme<strong>in</strong>de.Die <strong>Netzwerkarbeit</strong> bietet ihnen dieCh<strong>an</strong>ce, nach ihrer beruflichen Karriereneue Gestaltungsräume zu f<strong>in</strong>den,die ihnen bis <strong>in</strong>s hohe Alter erhaltenbleiben können.Auch künftig gilt für die Ver<strong>an</strong>twortlichenim Netzwerk wie <strong>in</strong> <strong>der</strong> klassischenAltenarbeit: Es müssen stetsaufs Neue Interessierte gefunden,<strong>an</strong>gesprochen und e<strong>in</strong>geladen werden.Nur so beleben Jüngere die Gruppen32


auf Dauer. Hierfür muss das Angebotgegebenenfalls ausgebaut o<strong>der</strong>verän<strong>der</strong>t werden. Wie es weitergehensoll, wird <strong>in</strong> diesem Jahr <strong>in</strong> e<strong>in</strong>emneuen Zielf<strong>in</strong>dungssem<strong>in</strong>ar und <strong>in</strong>e<strong>in</strong>em Sem<strong>in</strong>ar zum Überg<strong>an</strong>g <strong>in</strong> denRuhest<strong>an</strong>d besprochen.Auf diese Weise hat m<strong>an</strong> sich <strong>in</strong> Saarnauf den Weg begeben, e<strong>in</strong>e zukunftsorientierteKirchengeme<strong>in</strong>de mit e<strong>in</strong>erstärkeren Geme<strong>in</strong>wesenorientierungzu werden. Netzwerk-Initiator<strong>in</strong> RagnhildGeck wünscht sich, dass die Geme<strong>in</strong>dedemnächst noch mehr Raumbietet für die Ause<strong>in</strong><strong>an</strong><strong>der</strong>setzungmit sozialen Problemen im Stadtteilund <strong>in</strong> <strong>der</strong> Stadt. E<strong>in</strong>en wesentlichenBeitrag hierzu sieht sie bereits <strong>in</strong> <strong>der</strong>Entwicklung <strong>der</strong> beiden Wohnprojekte.und Ältere zu ermöglichen. Hierbeikönnten Kultur<strong>in</strong>teressierte Patenschaftenfür K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendliche<strong>in</strong> benachteiligten Wohnquartieren<strong>in</strong> Mülheim übernehmen. Bei diesemzukunftsweisenden Schlüsselprojektkönnten viele bereits bestehende PartnerH<strong>an</strong>d <strong>in</strong> H<strong>an</strong>d arbeiten: das Familienzentrum,<strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten, dieK<strong>in</strong><strong>der</strong>-, Jugend- und Familienarbeit<strong>der</strong> Kirchengeme<strong>in</strong>de, die NetzwerkeBroich und Saarn, Teilnehmer ausden EFI-Programmen und <strong>der</strong> Keyworkfortbildung,das Centrum für bürgerschaftlichesEngagement und dasFamilienforum des Mülheimer Bündnissesfür Familien.E<strong>in</strong> weiteres wichtiges Thema, demsich die Kirchengeme<strong>in</strong>de <strong>in</strong> denkommenden Jahren vermehrt stellenmuss, ist <strong>der</strong> Umg<strong>an</strong>g mit Demenz <strong>in</strong>e<strong>in</strong>er alternden Gesellschaft. Es gibtim Stadtteil <strong>in</strong>zwischen zwei Demenz-Wohngruppen.Jung und Alt – sprich Senioren undFamilien – näher zusammenzubr<strong>in</strong>gen,ist e<strong>in</strong> großes Anliegen <strong>der</strong> StadtMülheim. In diesem Zusammenh<strong>an</strong>gentst<strong>an</strong>d bei e<strong>in</strong>em Keyworkfortbildungsprogrammdes ErwachsenenbildungswerksNordrhe<strong>in</strong> die Idee, <strong>in</strong><strong>der</strong> Kirchengeme<strong>in</strong>de Saarn e<strong>in</strong> generationsübergreifendesKeyworkateliere<strong>in</strong>zurichten. Dar<strong>in</strong> soll zum e<strong>in</strong>endem großen Interesse <strong>an</strong> kulturellerBildung bei den Netzwerkern Rechnunggetragen werden. Zum <strong>an</strong><strong>der</strong>engeht es darum, das geme<strong>in</strong>same Lernen,das Entdecken und Erobern vonneuen Kulturräumen durch Jüngere33


Anh<strong>an</strong>g34


MülheimerWAZ und NRZ24.01.200839


MülheimerWAZ und NRZMülheimerWAZ und NRZ02.09.201040


Literatur und L<strong>in</strong>ksBundesm<strong>in</strong>isterium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (Hrsg.) (2005):Fünfter Bericht zur Lage <strong>der</strong> älteren Generation <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bundesrepublik Deutschl<strong>an</strong>d,Berl<strong>in</strong>.Connem<strong>an</strong>n, Gitta (2004): „Kultur ist Lebensmittel“. Zur Diskussion um die „kulturelleGrundversorgung“. In: Kulturpolitische Mitteilungen Nr. 107, IV/2004, S. 29Diakonie Düsseldorf/Ev<strong>an</strong>gelischer Geme<strong>in</strong>dedienst e.V. (1997) (Hrsg.):<strong>Netzwerkarbeit</strong>. Leitfaden und DokumentationDörner, Klaus (2007): Leben und sterben, wo ich h<strong>in</strong>gehöre. Dritter Sozialraum undneues Hilfesystem, Hamburg: Par<strong>an</strong>us VerlagFr<strong>an</strong>k, Ute/Nell, Kar<strong>in</strong> (2003): Der Kulturführersche<strong>in</strong>®. In: Fischer, Veronika/Eichner, Volker/Nell, Kar<strong>in</strong> (Hrsg.): Netzwerke – e<strong>in</strong> neuer Typ bürgerschaftlichenEngagements. Zur Theorie und Praxis <strong>der</strong> sozialen <strong>Netzwerkarbeit</strong> mit Älteren,Schwalbach/Ts.: WOCHENSCHAU Verlag, S. 203 - 213Gillich, Stef<strong>an</strong> (2007): Geme<strong>in</strong>wesenarbeit und Nachbarschaft als Ch<strong>an</strong>cenfür zukunftsorientierte Geme<strong>in</strong>den und Diakonie. In: Gillich, Stef<strong>an</strong> (Hrsg.):Nachbarschaften und Stadtteile im Umbruch. Kreative Antworten <strong>der</strong>Geme<strong>in</strong>wesenarbeit auf aktuelle Herausfor<strong>der</strong>ungen, Gelnhausen: TRIGA Verlag,S. 80 - 95Rosenmayr, Leopold (1983): Die späte Freiheit. <strong>Das</strong> Alter – e<strong>in</strong> Stück bewusstgelebtes Leben, Berl<strong>in</strong>: Sever<strong>in</strong> und Siedler VerlagUrba<strong>in</strong>ski, Uscha (2007): Kunstschule WERKSETZEN – das erste Keywork-Atelier<strong>in</strong> Düsseldorf. In: Knopp, Re<strong>in</strong>hold/Nell, Kar<strong>in</strong> (Hrsg.): Keywork. Neue Wege <strong>in</strong> <strong>der</strong>Kultur- und Bildungsarbeit mit Älteren, Bielefeld: tr<strong>an</strong>script Verlag, S. 157 – 166Nell, Kar<strong>in</strong> (2004): Projekte Kulturführersche<strong>in</strong>® und Kultur auf Rä<strong>der</strong>n. In: Keywork– Kulturarbeit mit Senioren und Senior<strong>in</strong>nen. Dokumentation zur Fachtagung,27./28. Oktober 2004, KulturKontakt Austria, URL: http://www.kulturkontakt.or.at/upload/medialibrary/Doku-Fachtagung-1_6954.pdf, St<strong>an</strong>d: 20.05.2008, 8,15 UhrStart ³ aktiv <strong>in</strong> <strong>der</strong> dritten Lebensphase, URL: http://www.start-3.de/,St<strong>an</strong>d: 13.03.2010, 20 Uhr41


KontaktEv<strong>an</strong>gelisches Zentrum für Innovative Seniorenarbeit (ZIS)Diakonisches Werk <strong>der</strong> Ev<strong>an</strong>gelischen Kirche im Rhe<strong>in</strong>l<strong>an</strong>d e.V.Gabriele W<strong>in</strong>terLenaustr. 4140470 DüsseldorfTel. 0211 6398-269g.w<strong>in</strong>ter@diakonie-rwl.dewww.diakonie-rwl.deEv<strong>an</strong>gelisches Erwachsenenbildungswerk Nordrhe<strong>in</strong> e.V.Gerrit Heet<strong>der</strong>ksGraf-Recke-Str. 20940237 DüsseldorfTel. 0211 3610-221heet<strong>der</strong>ks@eeb-nordrhe<strong>in</strong>.dewww.eeb-nordrhe<strong>in</strong>.deWeitere Informationen überwww.zentrum.ev<strong>an</strong>gelische-seniorenarbeit.deEv<strong>an</strong>gelische Kirchengeme<strong>in</strong>de SaarnRagnhild GeckL<strong>in</strong>denhof 2045481 Mülheim <strong>an</strong> <strong>der</strong> <strong>Ruhr</strong>Tel. 0208 3776637ragnhild.geck@kirche-muelheim.de42


ImpressumHerausgeberEv<strong>an</strong>gelisches Zentrum für Innovative SeniorenarbeitText und RedaktionTextbearbeitungRagnhild GeckJoh<strong>an</strong>na GeistertNatascha Pl<strong>an</strong>kerm<strong>an</strong>nGestaltungBil<strong>der</strong>SatzDruckUdo BremerBremer, S. 29J<strong>an</strong>tzen, S. 2, S. 9Reuß, S. 2, 5, 11, 12, 25, 28, 29, 30, 31Waldschmidt, S. 23Schwarze, S.16Udo BremerREPRO SCHÖNBERG, Mülheim <strong>an</strong> <strong>der</strong> <strong>Ruhr</strong>Auflage1000 ExemplareGeför<strong>der</strong>tmit Mittelndes Diakonischen Werkes <strong>der</strong> Ev<strong>an</strong>gelischen Kircheim Rhe<strong>in</strong>l<strong>an</strong>d e.Vdes Ev<strong>an</strong>gelischen ErwachsenenbildungswerkesNordrhe<strong>in</strong> e.V.<strong>der</strong> Ev<strong>an</strong>gelischen Kirche im Rhe<strong>in</strong>l<strong>an</strong>d©Düsseldorf 2010Ev<strong>an</strong>gelisches Zentrum für Innovative Seniorenarbeit43


Ev<strong>an</strong>gelisches Zentrum für Innovative SeniorenarbeitDiakonisches Werk <strong>der</strong> Ev<strong>an</strong>gelischenKirche im Rhe<strong>in</strong>l<strong>an</strong>d e.V.Gabriele W<strong>in</strong>terLenaustraße 41, 40470 DüsseldorfTel. 0211 6398-269g.w<strong>in</strong>ter@diakonie-rwl.dewww.diakonie-rwl.deEv<strong>an</strong>gelisches ErwachsenenbildungswerkNordrhe<strong>in</strong> e.V.Gerrit Heet<strong>der</strong>ksGraf-Recke-Str. 209, 40237 DüsseldorfTel. 0211 3610-221Ev<strong>an</strong>gelische Kirche im Rhe<strong>in</strong>l<strong>an</strong>dL<strong>an</strong>deskirchenamtAbteilung II - Theologie und DiakonieDezernat II.2 - Diakonie undGeme<strong>in</strong>deaufbauL<strong>an</strong>deskirchenrät<strong>in</strong> Katja WällerH<strong>an</strong>s-Böckler-Straße 7, 40476 DüsseldorfTel. 0211 4562-349Fax 0211 4562-560Katja.Waeller@EKiR-LKA.de<strong>in</strong>fo@eeb-nordrhe<strong>in</strong>.dewww.eeb-nordrhe<strong>in</strong>.de

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!