Forstwerkhof Safien | Architektur - World-Architects
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<strong>Forstwerkhof</strong> <strong>Safien</strong> | <strong>Architektur</strong><br />
BAUHERRSCHAFT<br />
Forstrevierverband <strong>Safien</strong>/ Tenna<br />
ARCHITEKT<br />
Arge Robert Albertin und Alexander Zoanni Architekten<br />
Winggel 12, 7023 Haldenstein<br />
INGENIEUR<br />
Hunger Engineering, Ringstrasse 18, 7000 Chur<br />
HOLZBAU<br />
Hunger Felix Holzbau, <strong>Safien</strong><br />
NEULING MIT ROTEM AUGE<br />
Der neue Werkhof in <strong>Safien</strong> wird zum Vermittler zwischen der kleinteili-<br />
gen historischen Dorfstruktur und dem grossen Kraftwerk aus den 50er<br />
Jahren. Er fügt sich in Klarheit und formaler Kraft in das Gelände ein,<br />
einfach und markant.<br />
Die steile Hanglage machte den Bau eines zweigeschossigen Gebäu-<br />
des nötig. Dieses besteht im Erdgeschoss aus armierten Beton und<br />
beherbergt die Fahrzeuge der Feuerwehr. Darüber ruht die für den<br />
<strong>Forstwerkhof</strong> dienende Holzkonstruktion. Aus Brandschutzgründen<br />
mussten der Sockel und das Schnitzelsilo der Holzheizung aus Beton<br />
herstellt werden. Das obere Geschoss ist von einem seitlichen Platz<br />
her zugänglich und umfasst eine grosse Werkstatt, Duschen und Toilet-<br />
<strong>Forstwerkhof</strong> <strong>Safien</strong> | 1<br />
ten sowie weitere Arbeitsräume. Über eine Treppe gelangt man zu<br />
einem Zwischengeschoss, welches als Materaildepot dient. Um dem<br />
Innenraum so viel Flexibilität und Freiheit zuzusprechen wie möglich<br />
und der Fassade ihr eigenes Gesicht zu geben, entwickelte sich die<br />
„Haus in Haus“- Idee. In die frei tragende Halle mit den das Gebäude<br />
umspannenden V-Stützen schiebt sich eine rot bemalte Holzelement-<br />
konstruktion. Es zeigt sich ein klarer Kubus mit einem stützenfreien<br />
Innenraum, dessen äußere statische Fassade als eigenes Element<br />
ablesbar ist. Die äußere Hülle umfasst das Innere, trägt und<br />
hält sie als eigenes Element in sich, was auch durch die Farbgebung<br />
verstärkt wird.<br />
Bei der Gestaltung des „grossräumigen Volumens“ stellte sich die<br />
Frage, wie die Funktion des Innenraums, nämlich größere Dinge und<br />
Fahrzeuge zu lagern, in der Fassade darstellen läßt. Zudem steht<br />
der Werkhof am Rand einer kleinwüchsigen Dorfstruktur, was eine<br />
Anpassung an deren Massstäblichkeit erforderte. Mit der regelmäs-<br />
sigen Fassadengestaltung der 10cm starken „Querlatten“ bekam der<br />
Baukörper durch die Struktur seiner Oberfläche eine abstrakte Form,<br />
in deren Innenraum absolute Flexibilität herrscht.<br />
Photo Ralph Feiner<br />
Albertin Zoanni Architekten | Haldenstein<br />
Photo Anna Lenz<br />
Photo Ralph Feiner<br />
Photo Anna Lenz<br />
Photo Anna Lenz
<strong>Forstwerkhof</strong> <strong>Safien</strong> | <strong>Architektur</strong><br />
ORT<br />
7107 <strong>Safien</strong> Platz<br />
GEBÄUDEKUBATUR<br />
2.625 m³<br />
BAUZEIT<br />
August 2004 - April 2005<br />
BAUKOSTEN<br />
CHF 1.500.000<br />
Erdgeschoss Obergeschoss<br />
Erdgeschoss Erdgeschoss Obergeschoss Obergeschoss<br />
Längsschnitt ������������<br />
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Querschnitt<br />
Nordfassade Westfassade<br />
<strong>Forstwerkhof</strong> <strong>Safien</strong> | 2<br />
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Ostfassade<br />
Fassadenschnitt<br />
Südfassade<br />
Uginox Abw. 500 mm<br />
Schrägkeilung<br />
Uginox Abw. 250 mm<br />
Dachaufbau:<br />
Kies 16/32<br />
Trennlage Polyestervlies<br />
EP 4 WF<br />
EGV 3 Flam<br />
Dachschalung FiTa 21 mm<br />
Deckenaufbau:<br />
Tyvek X2/X3<br />
Holzkonstruktion 100/80 mm<br />
mit Dämmeinlage 100 mm<br />
Dampfbremse Ampatex DB 90<br />
Schalung 21 mm N+K Fichte gehobelt<br />
Wandaufbau:<br />
Schalung 100/100 mm Fichte sägeroh<br />
V-Streben 280 mm Fichte sägeroh<br />
Toleranzraum ca. 20 mm<br />
Holzelemente<br />
Schalung 20 mm Fichte N+K gehobelt<br />
gestrichen RAL 3000 (offenporig)<br />
Windpapier Tyvek H1<br />
Ständer 120/80 mm<br />
Wärmedämmung Mineralwolle 120 mm<br />
Dampfbremse Ampatex DB 90<br />
Schalung 20 mm Fichte N+K gehobelt<br />
Bodenaufbau:<br />
Brettstapeldecke 160 mm, roh<br />
Bodenaufbau:<br />
Bodenriemen FI/TA 27 mm<br />
Dampfsperre Sisalex 514<br />
Holzunterkonstruktion 60 mm<br />
mit Dämmeinlage 60 mm<br />
Trennlage F2<br />
Stahlbetondecke 180 mm<br />
Schiftung/ Stahleinlage 20 mm<br />
Holzverkleidung 20 mm<br />
Albertin Zoanni Architekten | Haldenstein<br />
Photo Anna Lenz<br />
Photo Anna Lenz<br />
Photo Anna Lenz
<strong>Forstwerkhof</strong> <strong>Safien</strong> | Tragwerk<br />
STRUKTUR<br />
Fachwerkbinder<br />
FASSADE<br />
Fichtenlattung<br />
RAUMINHALT HOLZBAU<br />
1.259,6 m³<br />
HAUS IM HAUS<br />
Das zweigeschossig konzipierte Gebäude ermöglichte den Einsatz des<br />
Baustoffes Holz für den gesamten auf dem Sockelgeschoss ruhenden<br />
<strong>Forstwerkhof</strong>.<br />
Die komplette Tragstruktur wurde mit reinem Schnittholz aus dem Ge-<br />
meindewald konstruiert und dimensioniert. Die selbsttragende Halle ist<br />
geprägt von Stützen in V-Form.<br />
Das Gebäude liegt direkt an der Gefährdungszone II für Lawinen, was<br />
zu Auflagen der Gebäudeversicherungsanstalt führte, in Bezug auf die<br />
zugewandte Fassade Richtung Lawinenhang. Aufgrund der Tatsache,<br />
dass infolge der Lawine ein erhöhter Staudruck des Luftstosses auf das<br />
Gebäude wirkt und die Nutzung des Gebäudes erbebensicher konzipiert<br />
werden musste, stellte sich nach der Lastermittlung schnell heraus,<br />
<strong>Forstwerkhof</strong> <strong>Safien</strong> | 3<br />
dass beide Einwirkungen massgebende Bedeutung für die Gesamtsta-<br />
bilität haben. In Längsrichtung des Gebäudes wurden die Einwirkungen<br />
aus Lawine massgebend und in Querrichtung die Einwirkungen aus<br />
Erdbeben.<br />
Der <strong>Forstwerkhof</strong> wurde als freitragende, den gesamten Gebäude-<br />
grundriss überspannende Konstruktion mit Fachwerkträgern und -wän-<br />
den ausgebildet. Um die horizontalen Lasten in Dachhöhe möglichst<br />
regelmäßig auf die Wandfachwerke abzugeben, wurde die Dachfläche<br />
mit einer geschlossenen Bohlenlage und einer quer dazu laufenden ge-<br />
schlossenen Schalung als steife Scheibe ausgebildet.<br />
Durch die Wahl dieser Tragstruktur entstand ein stützenfreier Hauptraum,<br />
der eine flexible Nutzung ermöglicht und auch in Zukunft den wandeln-<br />
statisches System<br />
den Bedürfnissen gerecht werden kann.<br />
Auf der Aussenseite lässt die unterbrochene Fassadenstruktur aus La-<br />
mellen die Struktur des Gebäudes erkennen. Der <strong>Forstwerkhof</strong> ist als<br />
„Haus im Haus“ in einer Elementkonstruktion in den Baukörper inter-<br />
griert.<br />
Das Sockelgeschoss selbst mit Feuerwehrlokal und der Heizungsanla-<br />
ge wurde aus Beton erstellt. Das in den <strong>Forstwerkhof</strong> hinaufgreifende<br />
Holzschnitzelsilo mit ca. 9,0m Nutzhöhe musste aufgrund feuerpolizei-<br />
lichen Auflagen ebenfalls in Stahlbeton erstellt. Die Gründung ist mit<br />
einer geschlossenen Bodenplatte ausgeführt.<br />
Albertin Zoanni Architekten | Haldenstein
<strong>Forstwerkhof</strong> <strong>Safien</strong> | Nachhaltigkeit<br />
SILOVOLUMEN<br />
170m³<br />
WÄRMELEISTUNG<br />
150 kWh<br />
BETRIEBSZEITEN<br />
300 Tage, 24 Stunden<br />
NUR SCHNITTHOLZ AUS SAFIEN<br />
Der <strong>Forstwerkhof</strong> ist so gebaut, wie im <strong>Safien</strong>tal seit Hunderten von Jah-<br />
ren gebaut wird: aus Holz, das rund um den Bauplatz wächst.<br />
Die abgeschiedene Lage der Gemeinde und die noch funktionierende<br />
„Hokzkette“ in der Talschaft, veranlaßte das Planungsteam eine Lösung<br />
zu finden, in der das Holz aus gemeindeeigenem Wald zu 100% verbaut<br />
werden kann. Die Gemeinde <strong>Safien</strong> verfügt über 1715 ha FSC-zertifi-<br />
zierten Wald, bei dessen Pflege jährlich bis zu 3000m³ Nutzholz anfal-<br />
len. Insofern stand die Frage der Materialwahl gar nicht erst im Raum.<br />
Die Strategie der Verwendung von gemeindeeigenem Nutzholz wurde in<br />
der Folge in enger Zusammenarbeit zwischen Architekten, Bauingenieur<br />
und Holzbauer konsequent in der Konstruktion in Schnittholz umgesetzt.<br />
Das Kernholz wurde dabei für tragenden Elemente verarbeitet, das<br />
<strong>Forstwerkhof</strong> <strong>Safien</strong> | 4<br />
innere Splintholz für die transparente Haut aus Latten und die Innenver-<br />
kleidung, das äussere Splintholz für die Bohlenlage auf der Dachfläche<br />
und selbst die äusserste Schicht wurde als Schnitzel für die Wärmeer-<br />
zeugung genutzt.<br />
Der <strong>Forstwerkhof</strong> schaffte nicht nur Arbeitsplätze während des Baus,<br />
sondern sichert durch seine Funktion und die Weiterverarbeitung des<br />
Holzes vor Ort auch in Zukunft Arbeitsplätze.<br />
Die hohe Qualität des Holzes in <strong>Safien</strong> eignet sich bestens für Bauholz<br />
oder auch Möbelholz. Im Tal geschlagen, im Tal verarbeitet: Dank der<br />
konsequenten Umsetzung der planerischen und konstruktiven Bauwei-<br />
se musste kein Holz von <strong>Safien</strong> in ein ausserhalb der Region gelegenes<br />
Herstellerwerk und wieder zurück gefahren werden. Der Werkhof<br />
wurde beinahe zu 100% aus einheimischen Schnittholz gebaut.<br />
Im Februar 2005 wurde die Schnitzelheizung und das Wärmeverteilnetz<br />
erfolgreich in Betrieb genommen. Seit diesem Zeitpunk versorgt die An-<br />
lage acht Wohneinheiten, ein Gasthaus, ein Büro und den Forst- und<br />
Gemeindewerkhof mit Wärme. Das Gebäude selbst weist aufgrund sei-<br />
ner kompakten Hülle eine ausgezeichnete Energiebilanz auf. Mit dem<br />
Bau der Schnitzelheizung im <strong>Forstwerkhof</strong> kann das Sägereirestholz<br />
innerhalb des Tals als Energieholz verwendet werden und verursacht<br />
keine Transport- und Entsorgungskosten.<br />
Albertin Zoanni Architekten | Haldenstein<br />
<strong>Forstwerkhof</strong><br />
Situation/ zusätzlich mit Wärme versorgten Gebäude