Artykuły - Zbliżenia Interkulturowe
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<strong>Zbliżenia</strong><br />
<strong>Interkulturowe</strong><br />
POLSKA • NIEMCY • EUROPA<br />
Interkulturelle Annäherungen<br />
POLEN • DEUTSCHLAND • EUROPA<br />
POLITYKA • KULTURA • SPOŁECZEŃSTWO<br />
7/ 2010<br />
PISMO<br />
WYŻSZEJ SZKOŁY STUDIÓW MIĘDZYNARODOWYCH<br />
W ŁODZI
Kolegium redakcyjne • Herausgeber<br />
Manfred Durzak (Paderborn), Norbert Honsza,<br />
Przemysław Sznurkowski (sekretarz redakcji), Marian Wilk (redaktor naczelny)<br />
Rada naukowa • Wissenschaftlicher Beirat<br />
Bernd Balzer (Berlin), Karol Fiedor (Wrocław), Hans-Adolf Jacobsen (Bonn),<br />
Lucjan Meissner (Łódź), Alois Wierlacher (Bayreuth),<br />
Andrzej J. Zakrzewski (Częstochowa)<br />
Redaktor<br />
Przemysław Sznurkowski<br />
Adres redakcji • Redaktionsanschrift<br />
<strong>Zbliżenia</strong> <strong>Interkulturowe</strong><br />
PL – 93-101 Łódź, ul. Brzozowa 3/9<br />
www.zblizeniainterkulturowe.wssm.edu.pl<br />
zblizeniainterkulturowe@wssm.edu.pl<br />
ISSN 1897-9718<br />
Nakład 800 egz.<br />
Redakcja zastrzega sobie prawo dokonywania skrótów.<br />
Materiałów niezamówionych redakcja nie zwraca.<br />
•<br />
Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen vor.<br />
Für unverlangt eingesandte Manuskripte wird keine Haftung übernommen.<br />
Realizacja wydawnicza<br />
Oficyna Wydawnicza ATUT – Wrocławskie Wydawnictwo Oświatowe<br />
50-011 Wrocław, ul. T. Kościuszki 51 a<br />
Tel. 071 342 20 56, Fax 071 341 32 04, e-mail: oficyna@atut.ig.pl
Spis treści<br />
<strong>Artykuły</strong><br />
MANFRED DURZAK<br />
Lebensgeschichten im Kontrast. Autobiographisches Erzählen<br />
bei Elias Canetti und Thomas Bernhard . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7<br />
ALOIS WIERLACHER<br />
Grenzen sind nicht nur Grenzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18<br />
BERND BALZER<br />
Smolensk 2010. Tragödie und Randerscheinungen . . . . . . . . . . . . . . . . . 28<br />
Rozmowa<br />
Magma seksualnych fobii. Z profesorem Norbertem Honszą<br />
o literaturze i bestsellerach rozmawia Przemysław Sznurkowski . . . . . 33<br />
Komunikacja interkulturowa<br />
NORBERT MECKLENBURG<br />
Theater in interkultureller und transkultureller Sicht.<br />
Zehn Thesen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38<br />
AGNIESZKA ADAMOWICZ-POśPIECH<br />
Językowe zmagania z żywiołem (języka) czyli o przekładzie<br />
żargonów i dialektów w „Tajfunie” Josepha Conrada . . . . . . . . . . . . . . . 44<br />
Refleksje<br />
NORBERT HONSZA<br />
Günter Grass: dziecko szczególnej troski Stasi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54
WOLFGANG BITTNER<br />
Wir sind auf einem guten Weg. Bericht über eine Reise<br />
nach Schlesien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59<br />
KLAUS SCHUHMANN<br />
„Noch ist Polen nicht verloren“ – Rudolf Leonhard bezeugte<br />
es mit Gedichten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62<br />
Sylwetki<br />
KARIN GAFERT<br />
„Daß eine Nation die ander verstehen möge“ – Dieter Bänsch:<br />
ein schlesischer Brückenbauer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67<br />
MONIKA BLIDY<br />
Jurij Brĕzan – portret pisarza . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 79<br />
Rozważania literackie<br />
KSENIA OLKUSZ<br />
Wampir w wielkim mieście. Miasto poza czasem Enrique Moriela<br />
jako traktat o dobru i złu . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 86<br />
MICHAEL ZELLER<br />
Der weite Flug einer Boule . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93<br />
Jubileusz<br />
THERESE CHROMIK<br />
„Ein paar Perlen“. Bodo Heimann zum 75. Geburtstag . . . . . . . . . . . . . 101<br />
Literatura i historia<br />
JAN PAPIÓR<br />
Ein unausgewogenes Bild des Deutschen Ritterordens. . . . . . . . . . . . . . 110<br />
HENRYK ĆWIĘK<br />
Z dziejów trudnego sąsiedztwa. Władze Drugiej<br />
Rzeczpospolitej wobec irredenty hitlerowskiej w Polsce . . . . . . . . . . . . . 124
Recenzje<br />
NORBERT HONSZA<br />
„Heimliche Liebe” . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 136<br />
PAWEŁ STRÓZIK<br />
Golo Mann – Historiker, Publizist, Schriftsteller, Humanist . . . . . . . 138<br />
TOMASZ G. PSZCZÓŁKOWSKI<br />
Manowce subiektywizmu czyli na marginesie dwóch wersji<br />
jednej książki Steffena Möllera o Polsce i Polakach . . . . . . . . . . . . . . . . . 141<br />
BODO HEIMANN<br />
Was ist sprichwörtlich polnisch? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 146<br />
KLAUS HAMMER<br />
Ein Werk, modellhaft für das Schicksal einer ganzen<br />
Generation in Deutschland . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 148<br />
NORBERT HONSZA<br />
Die Dinge beim Namen nennen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 152<br />
LUCYNA WILLE<br />
Günter Grass w Gdańsku i na świecie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 154<br />
WOLFGANG SCHLOTT<br />
Liebe und Sex im Umfeld einer Studentenrevolte . . . . . . . . . . . . . . . . . . 158<br />
NORBERT HONSZA<br />
Thomas Mann Jahrbuch 2009 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 160<br />
PAWEŁ STRÓZIK<br />
Heinrich Mann Jahrbuch 2009 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 162<br />
TOMASZ HONSZA<br />
Zapomniana historia . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 164<br />
ANNA WARAKOMSKA<br />
Schopenhauerowska rewolta w dobie dzikich czasów filozofii . . . . . . 166<br />
NORBERT HONSZA<br />
Eine würdige Festschrift . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 168<br />
KLAUS HAMMER<br />
Eine dichterische Topografie Berlins . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 169<br />
WOLFGANG SCHLOTT<br />
Exil in der Kinematographie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 173
JOANNA MIKUŁA<br />
Okręt błaznów . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 175<br />
MARIAN SZCZODROWSKI<br />
Das Bedeutungswörterbuch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 177<br />
JANUSZ RUSZKOWSKI<br />
Papież – dyplomata i polityk . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 181<br />
Polemika . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 185<br />
Zespół czasopisma . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 188<br />
6
<strong>Artykuły</strong><br />
Manfred Durzak<br />
Lebensgeschichten im Kontrast.<br />
Autobiographisches Erzählen<br />
bei Elias Canetti<br />
und Thomas Bernhard<br />
I. In Thomas Bernhards furiosem Romandebüt<br />
Frost 1 findet sich an einer Stelle<br />
die Feststellung:<br />
Alle Kindheiten sind gleich. Nur erscheinen<br />
die einen in einem alltäglichen, die<br />
andern in einem milden, die dritten in<br />
einem teuflischen Licht. 2<br />
Mit dem Blick auf die autobiographischen<br />
Erzählwerke von Elias Canetti<br />
und Thomas Bernhard, die bei beiden<br />
Autoren sehr lebhaft wahrgenommen<br />
wurden und ihren schriftstellerischen<br />
Status in beiden Fällen nachhaltig gefes-<br />
1 Zitiert hier nach der Ausgabe Thomas<br />
Bernhard: Die Romane, hg. v. Martin Huber/<br />
Wendelin Schmidt-Dengler, Frankfurt/Main<br />
2008, S. 7-269.<br />
2 Diese Stelle zitiert Carl Zuckmayer in seiner<br />
positiven Besprechung von Frost: „Ein Sinnbild<br />
der großen Kälte“, S. 87, in: Über Thomas<br />
Bernhard, hg. v. Anneliese Botond, Frankfurt/<br />
Main 1970, S. 81-92.<br />
tigt haben, ist die Zuordnung zu den drei<br />
von Bernhard erwähnten Kategorien<br />
eindeutig: Von einer alltäglichen Darstellung<br />
kann bei beiden nicht die Rede<br />
sein. Wenn das autobiobiographische<br />
Schreiben bei Canetti in ein „mildes“<br />
Licht eingebettet scheint, so lässt die<br />
Radikalität und Aggressivität der lebensgeschichtlichen<br />
Spurensuche, sein fortwährendes<br />
Anrennen gegen überkommene<br />
Konventionen und sein permanentes<br />
Niederreißen von verbürgten Autoritäten,<br />
bei Bernhard am ehesten „von<br />
einem teuflischen Licht“ sprechen. Es<br />
sind gleichsam zwei Lebensgeschichten<br />
im Kontrast. Der eine, Canetti, ist auf<br />
der Suche nach dem geheimen Sinnmuster,<br />
das seinen Lebenstext durchwirkt,<br />
der andere, Bernhard, schleudert die<br />
Widerstände und Niederlagen seiner<br />
fragmentierten Lebensgeschichte mit<br />
7
<strong>Artykuły</strong><br />
dem unstillbaren Trotz des Überlebenden<br />
heraus: Er ist letztlich nie vor seinen<br />
Widersachern und Widerständen in die<br />
Knie gegangen und hat trotz allem letztlich<br />
seine Bestimmung als Schriftsteller<br />
verfolgt. Nun handelt es sich bei beiden<br />
Autoren ja nicht um eine abstrakte Gegenüberstellung,<br />
sondern beide haben<br />
sich gekannt und anfänglich die schriftstellerische<br />
Arbeit des andern geschätzt,<br />
auch wenn sie sich in der letzten Phase<br />
entzweit und einander gemieden haben.<br />
In dem aus Bernhards Nachlass herausgegebenem<br />
Band Meine Preise 3 hat Bernhard,<br />
nach der Verleihung des Bremer<br />
Literaturpreises an ihn für Frost im Jahr<br />
darauf selbst zur Jury dieses Preises gehörend,<br />
dokumentiert, dass er entschlossen<br />
war Canetti zu prämieren:<br />
8<br />
Ich war dafür, Canetti den Preis zu geben<br />
für seine Blendung, das geniale Jugendwerk,<br />
das ein Jahr vor dieser Jurysitzung wieder<br />
neu gedruckt worden war. Mehrere Male<br />
nannte ich das Wort Canetti und jedes Mal<br />
hatten sich die Gesichter an dem langen<br />
Tisch wehleidig verzogen. Viele an dem<br />
Tisch wußten gar nicht, wer Canetti war<br />
[…] (S. 47/8)<br />
Es leuchtet ein, dass der satirische<br />
Furor dieses Romans, der nicht nur den<br />
dem Leben entfremdeten zentralen Charakter,<br />
den Intellektuellen Kien in seiner<br />
Bibliothek, sondern im übertragenen<br />
Sinne zugleich dessen kleinbürgerliches<br />
Umfeld in Wien in Flammen aufgehen<br />
ließ, der Grundeinstellung Bernhards<br />
entsprach. Canetti, der, wie einmal<br />
Erich Fried in einem Gespräch kurz<br />
vor seinem Tod 4 bestätigte, dass Canetti<br />
3 Frankfurt/Main 2009.<br />
4 Mein Gespräch mit Fried, auf das ich mich<br />
hier beziehe, fand 1987 im Anschluss an eine Lesung<br />
Frieds an der Universität Paderborn statt.<br />
während der Jahre, die er in England verbrachte,<br />
bestrebt war, Schüler um sich zu<br />
versammeln und neben Jakob Lind auch<br />
Fried dazu zählte 5 , hat in Thomas Bernhard<br />
einen Geistesverwandten erkannt:<br />
Das Verhältnis hatte als Versprechen<br />
einer großen, ungewöhnlichen Freundschaft<br />
begonnen. Sie schätzten sich, und<br />
Canetti besuchte Bernhard sogar 1970 auf<br />
seinem Bauernhof. 6<br />
Canetti gibt von seinem Besuch auf<br />
Bernhards Vierkanthof einerseits eine<br />
ironisch distanzierte Beschreibung, aus<br />
der die rituelle Leere und Leblosigkeit<br />
der Behausung lähmend hervortritt und<br />
sich als Grundeindruck „die erschreckende<br />
Einsamkeit, in der Bernhard<br />
lebte“ 7 dem Besucher aufdrängt. Andererseits<br />
spekuliert er über Bernhards Abhängigkeit<br />
von ihm in einer Weise, die<br />
die mögliche Wirkung der Blendung auf<br />
Bernhard überschätzt:<br />
Hat er mich so gut gelesen, dass er zu mir<br />
geworden ist? War er immer schon wie<br />
ich? Bin ich sein wahrer Vater, nämlich<br />
der, der ihn anerkannt, der ihm zu seinem<br />
Werk und seinem Ruhm verholfen hat an<br />
Stelle jenes anderen, der ihn verleugnete?<br />
[…] Ich glaube, die Lektüre der Blendung<br />
hat ihn zu Frost angeregt. Er hat die Isolierung<br />
der Figuren begriffen, die das Eigentliche<br />
der Blendung ist; sie entsprach seiner<br />
eigenen Isolierung von früh auf. Aber er<br />
hat sie in eine reale Welt von Landmen-<br />
5 Canetti war davon überzeugt – ich beziehe<br />
mich auf ein Gespräch mit Canetti -, dass diese<br />
Schülerschaft auch Günter Grass einschloss,<br />
der während seiner Arbeit an der Blechtrommel in<br />
Paris von Paul Celan die Blendung zum Lesen erhielt.<br />
Der trommelnde Gnom Oskar Matzerath<br />
war für Canetti ein Abkömmling des Zwergs<br />
Fischerle aus der Blendung.<br />
6 Sven Hanuschek: Elias Canetti. Biographie,<br />
München 2005, S. 253.<br />
7 So Hanuschek, S. 584.
schen übertragen und so zu seiner Eigenart<br />
gefunden […] 8<br />
Canettis Bericht dokumentiert, dass<br />
er mit der Entwicklungsgeschichte Bernhards<br />
wenig vertraut ist und seine eigene<br />
Bedeutung für Bernhard überbewertet.<br />
Denn wenn es so etwas wie eine geistige<br />
Vaterschaft bei Bernhard gegeben hat,<br />
dann wurde sie von Bernhards Großvater<br />
mütterlicherseits, dem zeit seines<br />
Lebens wenig erfolgreichen Schriftsteller<br />
Johannes Freumbichler, ausgefüllt,<br />
dem die überschwängliche Liebe und<br />
Anhänglichkeit Bernhards galten. Und<br />
auch der Aspekt der „Isolierung der Figuren“,<br />
in dem er den Berührungspunkt<br />
zwischen der Blendung und Frost sieht, ist<br />
so allgemein und abstrakt, dass er wenig<br />
aussagekräftig ist. Tatsächlich ist auch<br />
Bernhards Reaktion auf Canettis Besuch<br />
eher zwiespältig. Einem seiner wenigen<br />
Nachbarn und Vertrauten in Ohlsdorf,<br />
dem Handlungsreisenden und Immobilienmakler<br />
Hennetmair, der das Jahr<br />
1972 über ein Geheim-Tagebuch anlegte,<br />
in dem er alle seine Kontakte und<br />
Gespräche mit Bernhard minutiös festhielt<br />
9 , hat er berichtet, dass Bernhard<br />
einem angekündigten neuen Besuch Canettis<br />
Ende April 1972 auswich:<br />
Er sei einfach nicht in der Lage, Canetti<br />
zu empfangen und einige Stunden ein anstrengendes<br />
Gespräch mit ihm zu führen.<br />
Thomas sagte, dass er geschrieben habe,<br />
ihn (Canetti) nicht zu sehen, schmerze<br />
ihn. Dabei ist er froh, sagte er, wenn er<br />
ihn nicht sieht, denn dauernd vom Tod<br />
mit ihm zu sprechen, ist nicht angenehm.<br />
Obwohl er ihn sehr mag, den Canetti, ist<br />
er froh, wenn er ihn nicht besucht. Denn<br />
8 So in einer Notiz aus dem Nachlass, zitiert<br />
hier nach Hanuschek, S. 585.<br />
9 Ein Jahr mit Thomas Bernhard. Das versiegelte<br />
Tagebuch 1972, Salzburg 2000.<br />
Manfred Durzak: Lebensgeschichten im Kontrast<br />
es ist widerlich, die gegenseitigen Probleme<br />
zu besprechen. Es muss jeder selbst<br />
seinen Weg gehen und seine Probleme lösen.<br />
(S. 188)<br />
Dass der Konflikt, der sich hier bereits<br />
anbahnte, dann öffentlich wurde,<br />
ist nicht durch eine Initiative Bernhards<br />
ausgelöst worden, sondern durch eine<br />
Rede Canettis anlässlich des ihm von der<br />
Münchener Universität verliehenen Ehrendoktors<br />
im Januar 1976. Diese Rede<br />
„Der Beruf des Dichters“ erschien dann<br />
kurze Zeit später in der Zeit 10 . Canetti<br />
und Bernhard, die gemeinsam in der<br />
von der Darmstädter Akademie herausgegebenen<br />
Anthologie Jemand der schreibt<br />
vertreten waren, führt dort im Kontext<br />
jener damals propagierten Überzeugung<br />
vom Tod der Literatur zwar ohne Namensnennung,<br />
aber deutlich erkennbar<br />
über Bernhard aus:<br />
[…] aber auch andere die, nicht steril genug<br />
waren, sich in einer Proklamation<br />
zu erschöpfen, die bittere und sehr begabte<br />
Bücher verfaßten, brachten es als<br />
„Jemand, der schreibt“ sehr bald zu Ansehen<br />
und taten nun, was früher Dichter<br />
zu tun pflegten: Statt zu verstummen,<br />
schrieben sie dasselbe Buch immer wieder.<br />
So verbesserungsunfähig und todeswürdig<br />
die Menschheit ihnen erschien,<br />
eine Funktion war ihr geblieben: ihnen<br />
zu applaudieren.<br />
Bernhard reagierte in einem Leserbrief<br />
in der Zeit:<br />
Der neue Ehrendoktor Canetti, der Aphorismusagent<br />
der Jetztzeit, der also zum<br />
Ehrendoktor geboren ist, der vor rund<br />
vierzig Jahren eine begabte Talentprobe<br />
als phantastische Blendung abgelegt hat,<br />
ruft sich, sozusagen als selbstinszenierte<br />
Komödie der Eitelkeit, in einem Anfall von<br />
akuter, sicher aber doch galoppierender<br />
Senilität auch noch zum (einzigen?)<br />
10 In der Zeit vom 6.2.1976.<br />
9
<strong>Artykuły</strong><br />
10<br />
Dichter aus! Senilität ist rührend, die Arroganz<br />
eines Greises, Spätlingsvaters und<br />
skurrilen Torschlussphilosophen, der,<br />
wie gesagt, vor vierzig Jahren eine begabte<br />
Talentprobe abgelegt und in der Zwischenzeit<br />
als eine Art Schmalkant und<br />
Kleinschopenhauer durch Inkonsequenz<br />
konsequent an Niveau verloren und in<br />
der Universität München in tatsächlich<br />
dummen Sätzen schamlos auch seinen<br />
Kopf auf nichts gestutzt hat, ist peinlich.<br />
Oder auch nur grotesk. Der jetzt schon<br />
seit Jahren emsig in alle deutschsprachigen<br />
Winkel in Dichtertum reisende<br />
Aushilfsprophet machte halt sozusagen<br />
auf akademischem Boden seinem<br />
schlechten Gewissen Luft.<br />
Gemessen an der polternden Polemik<br />
Bernhards, die mit ihrem aggressiven<br />
Furor zumeist totschlägerisch verfährt,<br />
ist das eine mit raffinierten Invektiven<br />
gespickte Attacke, die nichts auslässt<br />
und den Gegner unter jedem möglichen<br />
Aspekt lächerlich macht – als intellektuelle<br />
Instanz und als biographische Person.<br />
Canetti hat nicht darauf reagiert, er<br />
war sprachlos. Nur in einer im Nachlass<br />
vorhandenen Notiz äußert er – lange vor<br />
diesem Eklat – den Gedanken, Bernhard<br />
wirke auf ihn, „als wäre er ein Krüppel<br />
von mir.“ 11 In einem Brief findet sich<br />
lediglich folgendes Echo auf Bernhards<br />
Ausbruch:<br />
Es wäre mir ganz unmöglich gewesen,<br />
auf den Brief in der Zeit zu antworten,<br />
ein solches Mass von Niedertracht ist nur<br />
durch Schweigen zu strafen. 12<br />
Nun wissen wir inzwischen durch<br />
die veröffentlichten Textteile, die unter<br />
dem Titel Party im Blitz 13 aus dem Nachlass<br />
erschienen sind und offenbar für<br />
einen vierten Band seiner Autobiogra-<br />
11 Zitiert nach Hanuschek, S. 586.<br />
12 Hanuschek, S. 587.<br />
13 München 2003.<br />
phie konzipiert worden waren, die die<br />
Jahre in England behandeln sollte, dass<br />
literarische Polemik Canetti keineswegs<br />
fremd war. Die Gehässigkeit, die er über<br />
T.S. Eliot ausgießt und mehr noch über<br />
Iris Murdoch, mit der ihn einmal eine<br />
Liebesbeziehung verband, gehen weit<br />
über die Aburteilungen hinaus, mit denen<br />
er in den ersten Bänden etwa Stefan<br />
Zweig, der ihn gefördert hat, oder Emil<br />
Ludwig oder Franz Werfel bedachte.<br />
In dem Sinne wirkt der Brief Thomas<br />
Bernhards wie ein indirektes Echo auf<br />
Canettis eigene polemische Entgleisungen.<br />
14<br />
Lässt sich der Graben, der sich hier<br />
im Biographischen zwischen beiden<br />
Autoren auftut, auch in jenem Bereich<br />
ihres literarischen Schreibens erkennen,<br />
der sich mit der Aufarbeitung ihrer eigenen<br />
Kindheits- und Jugendgeschichte<br />
beschäftigt? Denn für beide Autoren gilt<br />
– mehr noch für Canetti als für Bernhard<br />
-, dass ihre literarische Leistung<br />
im Bewusstsein der Öffentlichkeit primär<br />
mit diesen autobiographischen Bestandsaufnahmen<br />
verbunden ist. Bernhard<br />
hat zwar in der Korrespondenz<br />
mit seinem Verleger, für den das Erscheinen<br />
der fünf autobiographischen<br />
Bände Bernhards im Salzburger Residenz<br />
Verlag ein ständiges Ärgernis war,<br />
geäußert, dass diese Bände, die sich auf<br />
historische Sachverhalte bezögen, weniger<br />
wichtig seien als seine Romane und<br />
Erzählungen. Aber die Herausgeber der<br />
Korrespondenz zwischen Unseld und<br />
14 Vgl. dazu die Ausführungen des Verf.s in<br />
seiner Studie „Deformation der Erinnerung?<br />
Zu Elias Canettis Aufzeichnungen in Party<br />
im Blitz“, in: 25: Dossier: Elias Canetti, hg. v. K.<br />
Bartsch/G. Melzer, Graz 2005, S. 110-125.
Bernhard 15 haben demgegenüber zu<br />
Recht hervorgehoben:<br />
Die Reaktion bei Kritik und Lesern war<br />
enorm: Mit der Publikation dieser literarisierten<br />
Erinnerungen setzte der Erfolg<br />
des Prosaschreibers ein. (S. 824)<br />
Einen ähnlichen Stellenwert hat die<br />
Veröffentlichung der drei autobiographischen<br />
Erinnerungsbände, Die gerettete<br />
Zunge (1977), Die Fackel im Ohr (1980) und<br />
Das Augenspiel (1985), bei Elias Canetti.<br />
Erst über die Wirkung dieser Bände gelang<br />
es ihm ein verstärktes Interesse für<br />
seine beiden literarischen Hauptwerke,<br />
den Roman Die Blendung und den anthropologisch-ethnographischen<br />
Essay Masse<br />
und Macht zu erzeugen.<br />
II. Canetti, der ja die Entstehung seiner<br />
literarischen Arbeiten mit einem Tagebuch<br />
begleitete, das er in einer Geheimschrift<br />
abfasste, bestand darauf, dass<br />
seine autobiographische Darstellung<br />
die Authentizität verbürgter Erinnerung<br />
dokumentiere:<br />
Ich bin im Gegensatz zu vielen, besonders<br />
solchen, die einer redseligen Psychologie<br />
erlegen sind, nicht der Überzeugung, daß<br />
man die Erinnerung drangsalieren und<br />
erpressen […] soll, ich verneige mich vor<br />
der Erinnerung, vor jedes Menschen Erinnerung.<br />
Ich will sie intakt belassen, wie sie<br />
dem Menschen, der für seine Freiheit besteht,<br />
zugehört, und verhehle nicht meinen<br />
Abscheu vor denen, die sich herausnehmen,<br />
sie chirurgischen Eingriffen so<br />
lange auszusetzen, bis sie der Erinnerung<br />
aller übrigen gleicht. […] mögen sie alles<br />
betasten, stutzen, glätten, gleichen, aber<br />
die Erinnerung sie sollen lassen stân. 16<br />
15 Thomas Bernhard/Siegfried Unseld: Der<br />
Briefwechsel, hg. v. Raimund Fellinger, Martin<br />
Huber u. Julia Ketterer, Frankfurt/Main 2009.<br />
16 Die Fackel im Ohr, München 1980, S. 342.<br />
Manfred Durzak: Lebensgeschichten im Kontrast<br />
Dieses Bekenntnis zur Verbürgtheit<br />
der Erinnerung, die aus dem Reservoir<br />
des Gedächtnisses unverändert ans Tageslicht<br />
dringt, gibt sich als Bekenntnis<br />
zu einer Instanz des Erzählens zu erkennen,<br />
die alle Züge der Fiktionalisierung<br />
zurückweist. Das erzählende Ich, das die<br />
unterirdischen Wasseradern der Erinnerung<br />
anzapft, ist nur das Medium der<br />
Vergegenwärtigung und fügt der Erinnerungsquelle<br />
nichts von außen zu. Das ist<br />
ein hoher Anspruch auf Authentizität,<br />
deren Einlösung man vielfach auch Canetti<br />
konzediert hat. Um wie viel präziser<br />
ist da die Überlegung, die Bernhard<br />
im ersten autobiographischen Band Die<br />
Ursache 17 anstellt:<br />
An dieser Stelle muß ich wieder sagen,<br />
daß ich notiere oder auch nur skizziere<br />
und nur andeute, was ich damals empfunden<br />
habe, nicht wie ich heute denke, denn die<br />
Empfindung von damals ist eine andere<br />
gewesen als mein Denken heute, und die<br />
Schwierigkeit ist, in diesen Notizen und<br />
Andeutungen die Empfindung von damals<br />
und das Denken von heute zu Notizen<br />
und Andeutungen zu machen, die den<br />
Tatsachen von damals, meiner Erfahrung<br />
[…] damals entsprechen […] (S. 106)<br />
Bernhard lässt keinen Zweifel daran,<br />
dass das Wachrufen von Erinnerung<br />
immer ein Akt der Rekonstruktion<br />
ist, in die die Erkenntnisbedingungen<br />
der Gegenwart einfließen, so dass es<br />
so etwas wie eine authentische Erinnerung<br />
eigentlich nicht geben kann. Er<br />
bekennt sich zwar im Rekurs auf Montaigne<br />
zum Willen zur Wahrhaftigkeit,<br />
bleibt aber selbst im Zweifel darüber,<br />
ob solche angestrebte Wahrhaftigkeit<br />
gelingen kann:<br />
17 Hier und im Folgenden stets zitiert nach<br />
der Erstausgabe im Residenz Verlag, Salzburg<br />
1975.<br />
11
<strong>Artykuły</strong><br />
12<br />
Manchmal geht es mir durch den Kopf,<br />
die Geschichte meines Lebens nicht preiszugeben.<br />
Diese öffentliche Erklärung aber<br />
verpflichtet mich, auf dem einmal beschrittenen<br />
Wege weiterzugehen, so Montaigne.<br />
Es dürstet mich danach, mich zu<br />
erkennen zu geben; mir ist gleichgültig,<br />
wie vielen, wenn es nur wahrheitsgemäß<br />
geschieht; (S. 135)<br />
Die Darstellung der eigenen Lebensgeschichte<br />
bleibt für Bernhard ein<br />
problematisches erzählerisches Unterfangen,<br />
das dem Medium Erinnerung<br />
die Herstellung von Authentizität abspricht.<br />
Was das schreibende Ich allein<br />
legitimiert, ist sein Streben nach Wahrhaftigkeit<br />
in dem, was es rekonstruiert.<br />
Im Grunde ist das auch die Erzählsituation<br />
von Canetti, der angesichts der von<br />
Bernhard beschriebenen Defizite des<br />
autobiographischen Schreibens seine<br />
Lebensgeschichte gleichfalls fiktionalisiert,<br />
d.h. die Erinnerung nicht lediglich<br />
dokumentiert, sondern auswählt, umarrangiert<br />
und Bedeutungsmuster aus der<br />
Gegenwartsperspektive des Schreibens<br />
akzentuiert 18 .<br />
Wie wenig Canettis Erinnerung unter<br />
dem Aspekt historischer Genauigkeit<br />
zu trauen ist, hat Rotraut Hackermüller<br />
in ihrem Vortrag „Begegnung mit Canettis<br />
Wirklichkeit“ 19 am Beispiel von<br />
Personen und Ereignissen, die mit Canettis<br />
Lebensphase in Wien verbunden<br />
sind, im einzelnen demonstriert. Canetti<br />
hat nicht nur – offenbar mit Absicht<br />
18 Vgl. dazu auch die Diss. von Friederike<br />
Eigler: Das autobiographische Werk von Elias Canetti.<br />
Verwandlung, Identität, Machtausübung, Tübingen<br />
1988.<br />
19 In: Autobiographie zwischen Fiktion und Wirklichkeit.<br />
Internationales Symposium Russe, Oktober<br />
1992, hg. v. Penka Angelova/Emilia Staitscheva,<br />
St. Ingbert 1997, S. 141-152.<br />
– viele Namen verändert, sondern auch<br />
Personen verwechselt oder historische<br />
Details mit anderen Personen verbunden.<br />
Auch Hanuschek gibt in seiner<br />
Biographie eine Reihe von Beispielen,<br />
in denen Canetti bewusst den historischen<br />
Ablauf von Ereignissen modifiziert<br />
und die Wirklichkeit fabulierend<br />
verändert hat, mit andern Worten: mit<br />
den Mitteln literarischer Fiktionalisierung<br />
arbeitet. Das gilt beispielsweise<br />
im Augenspiel 20 für die Episode über die<br />
Inder in Grinzing. Hanuschek schreibt<br />
dazu:<br />
„Inder beim Heurigen“ ist der Eintrag<br />
überschrieben, und er unterscheidet<br />
sich signifikant von dem veröffentlichten<br />
Teilkapitel; hier lässt sich eine Bearbeitungstendenz,<br />
vielleicht auch eine<br />
Verschiebung von Erinnerung exakt<br />
nachvollziehen. […] Aus dieser recht individuellen<br />
Szene hat Canetti im Augenspiel<br />
das Zusammentreffen zweier Massen<br />
gemacht; die Inder haben sich vermehrt,<br />
es gibt viele Frauen statt einer, die Wiener<br />
feinden die Inder schon im Restaurant<br />
an, nicht erst, als sie deren teures Auto<br />
sehen; (S. 254)<br />
Ich habe 1992 in meinem Vortrag<br />
„Canettis Lebensroman. Zu einigen<br />
Prinzipien seiner Darstellung“ 21 die<br />
These vertreten, dass Canetti seinem<br />
autobiographischen Erzählen ein untergründiges<br />
Telos unterlegt hat, das seine<br />
„Autobiographie als historisches Dokument“<br />
22 relativiert und damit auch die<br />
Alternative, die Gerald Stieg aufgezeigt<br />
hat, eindeutig beantwortet:<br />
20 München 1988.<br />
21 In: Autobiographie zwischen Fiktion und Wirklichkeit,<br />
S. 29-46.<br />
22 So Rotraut Hackmüller in ihrem schon<br />
erwähnten Vortrag „Begegnung mit Canettis<br />
Wirklichkeit“.
Entweder vertraut er [der Leser] Canettis<br />
Erinnerungen […] oder er verweist die<br />
Geschichte ins Reich der Fabel, der Legende<br />
oder des Romans. 23<br />
Canetti verändert und arrangiert, er<br />
fiktionalisiert den Erfahrungsstoff des<br />
eigenen Lebens. Er tut das, indem er eine<br />
Art von Gegenentwurf zur Blendung versucht.<br />
Dahinter steht ein Selbstbild, das<br />
er als Wunschbild einmal so suggestiv in<br />
den Aufzeichnungen aus der Provinz des<br />
Menschen 24 beschrieben hat:<br />
Mein ganzes Leben ist nichts als ein verzweifelter<br />
Versuch, die Arbeitsteilung<br />
aufzuheben und alles selbst zu bedenken,<br />
damit es sich in einem Kopf zusammenfindet<br />
und darüber hinaus wieder Eines<br />
wird. Nicht alles wissen will ich, sondern<br />
das Zersplitterte vereinigen. Es ist beinahe<br />
sicher, daß ein solches Unternehmen<br />
nicht gelingen kann. Aber die sehr geringe<br />
Aussicht, daß es gelingen könnte,<br />
ist an sich schon jede Mühe wert. (S. 49)<br />
Während er in der Blendung die intellektuelle<br />
Hybris des Sinologen Kien, der<br />
sich an seinem eigenen Größen-Selbst<br />
berauscht, zum Zerrbild werden lässt,<br />
das an seinem eigenen Anspruch und an<br />
der ihn umgebenden Wirklichkeit grausam<br />
zerbricht, entwirft er im lebensgeschichtlichen<br />
Erfahrungskontext seines<br />
Lebensromans die Utopie eines Erkenntnisuniversalismus<br />
im Selbstbild des sich<br />
über alle Schwierigkeiten hinweg entwickelnden<br />
Ichs 25 . In diesem Sinne ließen<br />
23 „Betrachtungen zu Elias Canettis Autobiographie,<br />
in: Zu Elias Canetti, hg.v. Manfred<br />
Durzak, Stuttgart 1983, S. 166.<br />
24 München 1983.<br />
25 Joseph Strelka, der 1992 gleichfalls auf dem<br />
Symposium zur Autographie Canettis 1992 in<br />
Russe vertreten war und in sich in seinem Vortrag<br />
„Betrachtungen zu Canettis autobiographischem<br />
Band Das Augenspiel“ beschäftigte, hat neben<br />
zahlreichen Fehlern und Verzeichnungen,<br />
Manfred Durzak: Lebensgeschichten im Kontrast<br />
sich die autobiographisch grundierten<br />
Erzählungen Canettis als Komplementärentwurf<br />
und Antwort auf die Blendung<br />
verstehen.<br />
Wenn Penka Angelova in ihrer Studie<br />
„Canettis autobiographische Trilogie als<br />
Bildungsroman“ Canettis Autobiographie<br />
den literarischen „Bildungsroman<br />
romantischer Prägung“ (S. 53) eingeschrieben<br />
sieht, der<br />
sich vom Goetheschen Bildungsroman<br />
grundsätzlich im Entwicklungsziel und<br />
im Entwicklungsweg unterscheidet (S.<br />
53),<br />
so deckt sich das durchaus mit dem utopischen,<br />
letztlich nicht zu erreichenden<br />
Erkenntnisziel, das Canetti in seiner<br />
Darstellung zu erreichen versucht. Aber<br />
zu bedenken ist, dass Canettis Autobiographie<br />
unabgeschlossen ist und dass<br />
der fragmentarische vierte Band über<br />
„die englischen Jahre“ 26 Party im Blitz<br />
eher vom Zerbrechen dieser Utopie in<br />
England berichtet. Canetti ist dort ein<br />
intellektueller Outcast, der im geistigen<br />
und literarischen Establishment des damaligen<br />
London keinen Anschluss findet<br />
und die Menschen, die ihm helfen<br />
und die an ihn glauben eher ausnutzt.<br />
Hinzu kommt, dass die Veröffentlichung<br />
seiner und Vezas (seiner ersten<br />
Frau) Briefwechsel mit seinem jüngeren<br />
Bruder Georges 27 dokumentiert, in wel-<br />
die er Canetti vorwirft, ironisch ausgeführt: „Ja,<br />
wenn man das Buch genau überblickt, dann<br />
bleibt im Grunde zuletzt niemand wirklich<br />
Vorbildlicher übrig, als der lediglich durch einige<br />
äußerst geschickt platzierte Bescheidenheitstopoi<br />
[…] geglättete und glorifizierte, strahlende<br />
Autobiograph.“ (S. 246)<br />
26 So der Untertitel.<br />
27 Veza & Elias Canetti: Briefe an Georges, Mün-<br />
chen 2006.<br />
13
<strong>Artykuły</strong><br />
chem wirtschaftlichen und mentalen<br />
Elend er die Jahre in Paris und später in<br />
Hampstead zugebracht hat, so wenn er<br />
etwa 1935 an den Bruder schreibt:<br />
14<br />
Wenn Du diesen Brief bekommst,<br />
schick mir bitte sofort, postwendend, was<br />
Du entbehren kannst, wenn es auch nur<br />
100 Frcs. sind, da ich jetzt im Ganzen<br />
2 Frcs. 70 besitze und heute und morgen<br />
nicht essen gehen kann. […] Diese leise<br />
Verachtung für einen Menschen, der<br />
Schriftsteller heisst und ungedruckt ist,<br />
aber stolz tut und keine 50 Frcs. im Sack<br />
hat, diese Verachtung, die bei Dir leise<br />
mitschwang, bei den andern aber schallend<br />
laut war, hätte ich nicht ertragen<br />
können. (S. 43/4)<br />
In einem andern Brief vom Juni 1937<br />
an Georges berichtet Canetti von seinem<br />
Bittgang zum älteren Bruder Nissim<br />
(Jacques), der als erfolgreicher Musikmanager<br />
in Paris arbeitete:<br />
[…] es ist zur gefürchteten Aussprache mit<br />
Nissim gekommen. Sie ist viel schlimmer<br />
verlaufen, als ich je befürchten konnte. Das<br />
hättest Du mir nicht antun dürfen, Georg,<br />
Du denkst an alle Menschen, mir hast Du<br />
die tiefste Demütigung bereitet, die mir seit<br />
dem letzten Pariser Aufenthalt vor zweieinhalb<br />
Jahren zugefügt wurde. (S. 69)<br />
Seine Bitte um Geld wird von dem<br />
Bruder, der ihn als Versager und Schmarotzer<br />
sieht, brüsk zurückgewiesen. Veza<br />
berichtet im selben Jahr von einem<br />
„Wahnsinnsausbruch“ (S. 74) Canettis<br />
und von seiner paranoiden Vorstellung,<br />
dass sie „ihn erdolchen wollte“ (S. 75).<br />
Das Resümee, das sie in dieser Situation<br />
zieht, lautet folgendermaßen:<br />
Was mein Leben mit ihm anlangt, so<br />
möchte ich, um nicht den Vergleich von<br />
der Karybdis und Scylla zu gebrauchen,<br />
sagen, dass ich zwischen Wahnsinn und<br />
Selbstmord hin und herpendle. Meine<br />
beständige Rücksicht auf seine Schrullen<br />
und Neigungen erfordert eine Selbstkont-<br />
rolle, die mich schwer gefährdet. Meine<br />
Verzweiflung über sein Hölderlin-Schicksal<br />
zeigt mir den Selbstmord als einzigen<br />
Ausweg. (S. 75)<br />
Man könnte diese Beispiele von einer<br />
Existenz permanent am Rande der<br />
Katastrophe durch zahlreiche andere<br />
ergänzen. In dem Sinne stellen die<br />
durch einen Zufall erhaltenen Briefe 28<br />
das Korrektiv zu Canettis Darstellung<br />
seiner Entwicklungsgeschichte in den<br />
autobiographischen Büchern dar. Das<br />
hier vermittelte Bild steht in einem<br />
denkbar krassen Kontrast zu dem Individuationsbild<br />
des großen Individuums,<br />
das sich in der Autobiographie gegen<br />
alle Widerstände und Störfaktoren der<br />
Wirklichkeit behauptet.<br />
Natürlich stellt sich an diesem Punkt<br />
die Frage, ob dieser Sachverhalt die ästhetische<br />
Integrität von Canettis literarischer<br />
Darstellung beschädigt. Das wäre<br />
nur der Fall, wenn die Prämisse angesetzt<br />
würde, dass Wirklichkeit Einszueins in<br />
Literatur umgesetzt wird. Literatur ist<br />
nicht vorstellbar ohne den utopischen<br />
Überschuss, der das Denkbare und Mögliche<br />
als Hoffnungsferment und Zukunftselement<br />
in seine Gestaltung mit<br />
aufnimmt und damit zur Spiegelung<br />
28 Die Herausgeber des Briefbandes, Karen<br />
Lauer und Kristian Wachinger, berichtet über<br />
den Zufallsfund im Nachlass des Bruders Georges:<br />
„Die Papiere lagen in einem Überseekoffer<br />
und hatten sich in einem feuchten Keller voll<br />
Wasser gesogen. Die Briefe waren teils in den<br />
Kuverts zu Bündeln geschnürt, teils chaotisch<br />
in den Koffer gestopft. Bei der groben Sortierung<br />
nach Absendern und anschließenden Datierung<br />
zeigte sich, daß die Briefe von Bruder<br />
und Schwägerin aus dem Zeitraum 1933-38 und<br />
1944-48 offenbar nahezu lückenlos vorliegen.“<br />
(S. 373)
des Wünschbaren wird. Unter diesem<br />
Aspekt ist sicherlich Stiegs 29 Schlussfolgerung<br />
zuzustimmen:<br />
In dieser Perspektive ist Canetti vielleicht<br />
der letzte Humanist: Das Lernen der<br />
Welt, das Erlernen der Menschen grundieren<br />
seine Biographie. Das Werk ist ein<br />
großer Versuch über die Verantwortung,<br />
ohne die Aufklärung zur Inflation der<br />
Homunculi führt. (S. 169)<br />
Aber die Erinnerung als Instanz von<br />
Authentizität, die durch Erfahrung verbürgt<br />
ist, büßt zugleich ihren Nimbus<br />
ein und wird zum Darstellungsmaterial<br />
der Fiktionalisierung.<br />
III. Stellt man Canettis Autobiographie<br />
die von Thomas Bernhard vergleichend<br />
gegenüber, so wird der Leser nicht mit<br />
einem utopischen Selbstbild konfrontiert,<br />
das ihm Bewunderung abnötigt,<br />
sondern in einen quälenden Prozess<br />
der Seelenbeschädigungen des einzelnen<br />
hineingezogen, die niemanden kalt<br />
lässt. Ein großer Schauspieler wie Bernhard<br />
Minetti, der in vielen Theaterstücken<br />
von Bernhard auftrat, hat über den<br />
ersten Band der Autobiographie Die Ursache<br />
30 geäußert: „Die Ursache ist eines der<br />
erschütterndsten Bücher, die ich gelesen<br />
habe in den letzten Jahren.“ 31 Die Erschütterung<br />
wird dadurch wachgerufen, dass<br />
der Schreibende keinen historischen Abstand<br />
zu seiner Darstellung zulässt, sondern<br />
die Leiden seiner Situation als Kind<br />
zugleich mit einer emphatischen Anklage<br />
29 Ich beziehe mich auf seinen Aufsatz „Betrachtungen<br />
zu Elias Canettis Autobiographie“,<br />
in: Zu Elias Canetti, hg. v. Manfred Durzak, Stuttgart<br />
1983, S. 158-170.<br />
30 Salzburg 1975.<br />
31 Zitiert nach Jens Dittmar: Thomas Bernhard<br />
Werkgeschichte, Frankfurt/Main 1981, S. 175.<br />
Manfred Durzak: Lebensgeschichten im Kontrast<br />
gegen die gesellschaftlichen Kräfte und<br />
Institutionen verbindet, die er in seiner<br />
Gegenwart noch immer am Werk sieht. Er<br />
zielt damit auf die Reaktion des Lesers, seine<br />
lebensgeschichtliche Erfahrung nicht<br />
als ein abgeschlossenes Kapitel der Vergangenheit<br />
zu betrachten, sondern als einen<br />
permanenten Vergiftungsprozess, der<br />
in anderer Maskierung in der Gegenwart<br />
noch immer andauert. Schon das Motto-<br />
Zitat aus den Salzburger Nachrichten vom 6.<br />
Mai 1975 gibt den Ton an:<br />
Zweitausend Menschen pro Jahr versuchen<br />
im Bundesland Salzburg ihrem<br />
Leben selbst ein Ende zu machen, ein<br />
Zehntel dieser Selbstmordversuche endet<br />
tödlich. Damit hält Salzburg in Österreich,<br />
das mit Ungarn und Schweden die<br />
höchste Selbstmordrate aufweist, österreichischen<br />
Rekord. (S. 5)<br />
Seine eigene Geschichte wird sozusagen<br />
zum konkreten Fallbeispiel für<br />
das historische Kausalitätsgeflecht, das<br />
seine Zurichtung für dieses Ergebnis<br />
vorantreibt. Der Erzähler wird in einer<br />
zweifachen Rolle eingeführt: Er ist einmal<br />
Historiograph der eigenen Entwicklungsgeschichte,<br />
und er ist zum andern<br />
der Ankläger dieser jegliche individuelle<br />
Entwicklung unterdrückenden Machtstruktur<br />
der Wirklichkeit. Der Dramaturg<br />
und Theaterregisseur Ernst Wendt<br />
hat damals über die Verfluchungslitanei,<br />
mit der Die Ursache einsetzt, in seiner Besprechung<br />
in der Zeit 32 geschrieben:<br />
Bei Österreichern ist man ja einiges gewohnt<br />
an literarischer Heimatbeschimpfung;<br />
Thomas Bernhard aber hat mit<br />
diesem autobiographischen Bericht über<br />
seine Jugend in Salzburg einen neuen<br />
Landesrekord an österreichischer Selbstzerfleischung<br />
aufgestellt. Man liest ge-<br />
32 „Trauer über eine unglückliche Jugend“,<br />
in: Die Zeit v. 29.8.1975.<br />
15
<strong>Artykuły</strong><br />
16<br />
bannt, erschrocken, oft eingeschüchtert<br />
von soviel Vernichtungskraft, ein Buch,<br />
das vieles in einem ist: ein Racheakt […]<br />
Die gesellschaftlichen Unterdrückungsinstitutionen,<br />
das nationalsozialistische<br />
Internat, das unter der Fuchtel<br />
des brutalen SA-Offiziers Grünkranz<br />
während der frühen 40er Jahre als Unterdrückungsapparatur<br />
wirkt, hat sich, zum<br />
katholischen Johanneum in der Nachkriegszeit<br />
mutiert, unter dem katholischen<br />
Geistlichen „Onkel Franz“ und<br />
seinem Exekutionsgehilfen, dem Präfekten,<br />
nur an der Oberfläche geändert.<br />
Die Schule ist die „Geistesvernichtungsanstalt“<br />
(S. 120) geblieben. Wo früher das<br />
Hitler-Bild grüßte, hat man die Wand<br />
lediglich mit einem Kreuz umdekoriert.<br />
Bernhards Reaktion auf die Schul-Quälereien<br />
nehmen anfänglich während der<br />
Übungsstunden beim Geigenspiel in<br />
der Schuhkammer des Internats immer<br />
Zuflucht zu den Gedanken vom eigenen<br />
freiwilligen Tod. Dieser Tod wird jedoch<br />
im Handlungsverlauf als anonymer kollektiver<br />
Tod immer stärker zu einer realen<br />
Möglichkeit durch die zahlreichen<br />
Bombenangriffe auf Salzburg, die die<br />
Stadt und selbst den Dom in Schutt und<br />
Asche legen. In diesen apokalyptischen<br />
Erzählsequenzen, die den Schüler zusammen<br />
mit der Bevölkerung schutzsuchend<br />
in die Katakomben von Salzburg<br />
treiben, wird das eigene Überleben zum<br />
Zufallsmoment. Doch gerade in diesem<br />
Erzählkontext gelingt es Bernhard<br />
zugleich seine private Leidensvita zur<br />
kollektiven Erfahrung auszuweiten und<br />
rückt die Ursache damit als beeindruckende<br />
künstlerische Umsetzung in das Umfeld<br />
jener raren deutschen Texte, die sich<br />
mit den Bombardements und der Zer-<br />
störung der Städte in der Endphase des<br />
Krieges auseinandergesetzt haben.<br />
Es hat den Anschein, als habe Bernhard<br />
in den drei Bänden, die Die Ursache<br />
fortsetzten, Der Keller (1976), Der Atem<br />
(1978) und Die Kälte (1981), den Abstand<br />
gebraucht, um schreibend die letzten<br />
Schamgrenzen abzuarbeiten, die die bisherige<br />
Ausklammerung seiner frühesten<br />
Kindheitsphase veranlasst haben. Denn<br />
in dem fünften Band Das Kind (1982)<br />
holt er die Darstellung dieser Phase<br />
nach, spricht über seine uneheliche Geburt,<br />
über die Notlage seiner Mutter, die<br />
in Heerlen/Holland das Kind zur Welt<br />
brachte und es, zur Arbeit in Rotterdam<br />
gezwungen, quasi auf einem Fischkutter<br />
aussetzte, in dem die Säuglinge „gefallener<br />
Mädchen“, in Hängematten über<br />
dem Wasser schaukelnd, am Leben gehalten<br />
wurden. Diese Ehrlichkeit, die<br />
allen möglichen Vorurteilen rücksichtslos<br />
ins Gesicht schlägt, gilt auch für das<br />
Eingeständnis, dass er in der Schule zum<br />
Bettnässer geworden war und dass seine<br />
Mutter, die ihn stets als Ursache ihres Unglücks<br />
angesehen hat, ihn in den Augen<br />
der Öffentlichkeit strafend stigmatisierte,<br />
indem sie das Laken mit dem gelben<br />
Fleck für alle sichtbar ins Fenster zum<br />
Trocknen hinaushängte. Die Aufrichtigkeit<br />
Bernhards geht hier bis an die Grenzen<br />
zur Selbsttortur und lässt den Leser<br />
nahezu keine Perspektive erkennen, die<br />
auf einen möglichen Ausweg aufmerksam<br />
macht, wäre da nicht die Gestalt des<br />
Großvaters, der zum einzigen Halt wird<br />
und von dem Enkel abgöttisch verehrt<br />
wird. Aber selbst der Großvater wird<br />
von dem Negationsstrudel erfasst, da er,<br />
der nie ein Gymnasium besuchen konnte,<br />
dem Enkel rät, das Gymnasium zu
absolvieren, bis dieser zur Selbstrettung<br />
den Entschluss fällt, diese neuerliche<br />
Unterdrückungsanstalt zu verlassen und<br />
eine Lehre als Kaufmannslehrling zu<br />
beginnen. Von dieser Leidensgeschichte<br />
scheint kein Weg in die Gegenwartssituation<br />
des Autors Bernhard zu führen, der<br />
zu einem erfolgreichen – auch in finanzieller<br />
Hinsicht – Schriftsteller geworden<br />
war. In diesem Weg lässt sich kein<br />
Telos erkennen, sondern es hat etwas von<br />
einem absurden Glücksfall an sich, dass<br />
ein gequältes und von seinen Wunden<br />
gezeichnetes Ich schließlich doch seinen<br />
Platz in der Gesellschaft gefunden hat,<br />
aber bis zuletzt nicht bereit war, durch<br />
den Erfolg milder geworden, dieser Gesellschaft<br />
Konzessionen zu machen. Bei<br />
Bernhard fehlt jegliche „heilsgeschichtliche“<br />
Abrundung, die bei Canetti deutlich<br />
impliziert ist. Die Radikalität, auch<br />
in der ästhetischen Darstellung seines eigenen<br />
Weges, der sich in einer angehäuften<br />
Negativität zu erschöpfen scheint,<br />
ist nicht nur der Wirklichkeitserfahrung<br />
heutiger Leser näher, die alle ideologischen<br />
Stützgeländer eingebüßt haben,<br />
sondern hat auch auf widersprüchliche<br />
Weise etwas Tröstliches an sich: Sich selbst<br />
nicht aufgeben und seinen Widerstand<br />
Manfred Durzak: Lebensgeschichten im Kontrast<br />
gegen die Wirklichkeit nicht abmildern<br />
– das ist das Credo, das aus den autobiographischen<br />
Büchern Bernhards spricht.<br />
Canettis universalistische Hoffnung,<br />
in seinem Kopf nochmals alle Erkenntnisstränge<br />
der Wirklichkeit vereinen zu<br />
können, hat etwas Don Quichottehaftes<br />
an sich und weist auf die Vergangenheit<br />
zurück. Aus den letzten Briefen, die Bernhard<br />
mit seinem Verleger Unseld gewechselt<br />
hat, geht hervor, dass er Pläne hatte,<br />
noch einen sechsten autobiographischen<br />
Band zu schreiben, der den Titel Der<br />
Zweifel 33 tragen sollte. Auch Canettis Autobiographie<br />
ist trotz der vollendeten<br />
drei Bände ein Torso geblieben. Aber die<br />
erhalten gebliebenen Teile des vierten<br />
Bandes über die englischen Jahre in Party<br />
im Blitz machen sichtbar, dass er mit diesem<br />
Abschnitt seiner Lebensgeschichte,<br />
die seiner damaligen Gegenwart am nahesten<br />
war, nicht zu Rande kam. Die Unvereinbarkeiten<br />
und Diskrepanzen sind<br />
nicht zu übersehen. Es zeichnet sich da<br />
ein Riss ab, dessen Schatten rückwirkend<br />
auch über die drei abgeschlossenen Bände<br />
fällt.<br />
33 Vgl. Der Briefwechsel, S. 764.<br />
17
<strong>Artykuły</strong><br />
Alois Wierlacher<br />
Grenzen sind nicht nur Grenzen<br />
Einführung<br />
Weltweiter Jubel brach aus, als 1989<br />
die deutsch-deutsche Grenze in Berlin<br />
endlich geöffnet wurde. Millionen<br />
Menschen waren mehr als fünfzig Jahre<br />
lang von nationalsozialistischen und<br />
stalinistischen Machthabern gewaltsam<br />
an Kontakten mit ihren Nächsten und<br />
den Menschen in aller Welt gehindert<br />
worden.<br />
Solche Gewaltschranken verlangen<br />
weniger Reflexion als Aktion: es gilt, sie<br />
im Interesse der Freiheit mit angemessenen<br />
Mitteln durchlässig zu machen,<br />
abzubauen und letztlich zu beseitigen,<br />
wie es im Fall der deutschen Teilung ja<br />
auch gelungen ist.<br />
Von sehr anderer Art sind die Grenzen<br />
des menschlichen Lebens, die nicht<br />
auf Gewaltmaßnahmen beruhen. Über<br />
sie hat jede Generation neu nachzudenken.<br />
Fast täglich werden wir mit Grenzen<br />
unseres Lebens konfrontiert: mit den<br />
Grenzen unserer Erkenntnis, unserer<br />
Geduld und Kraft, mit Sprach- und<br />
Kommunikationsgrenzen, mit den<br />
Grenzen des Möglichen und Erlaubten,<br />
den Grenzen des Wachstums und der<br />
Rohstoffreserven, mit den Grenzen von<br />
Zeit und Geld, mit den Grenzen unseres<br />
Verstehens und unserer Verständigung.<br />
Auch unsere Belastbarkeit durch Gren-<br />
18<br />
zen hat Grenzen, wir nennen sie Zumutbarkeitsgrenzen.<br />
Grenzen erfahren und leben, hat der<br />
Philosoph Karl Jaspers einmal gesagt, ist<br />
genau genommen dasselbe. Darum sind<br />
Grenzen nicht nur Grenzen und darum<br />
lohnt es sich, über Grenzen nachzudenken,<br />
auch und vor allem über kulturelle<br />
Grenzen.<br />
* * *<br />
Menschen sind Reiter und Tragende der<br />
Kulturen und der Sprachen. Jedes Baby<br />
kann jede Sprache lernen und in jeder<br />
Kultur hineinwachsen. Wo wir zu welcher<br />
Zeit aufwachsen, das ist unser Schicksal<br />
und unsere Chance. Diese Gebundenheit<br />
(‚Historizität’) unserer Existenz wird<br />
noch deutlicher, sobald man sich klar<br />
macht, dass Kulturen keine fixen Größen<br />
sind, sondern Ergebnisse der Handlungen<br />
jedes einzelnen von uns.<br />
Kulturen sind Lebensarten, die sich<br />
in Werten, Symbolen und Institutionen<br />
wie der Wissenschaft, kreativen Leistungen<br />
und ökonomischen, politischen,<br />
kommunikativen und rechtlichen Regelungen<br />
konkretisieren; auch die Art<br />
und Weise, wie wir autofahren, essen,<br />
arbeiten und feiern ist Teil unserer Lebensweise<br />
als einer spezifischen Kultur.<br />
Menschliche Kultur gibt es darum genau<br />
genommen nur im Plural. Klar ist<br />
hingegen, dass Kulturen auf Austausch
angelegte, politische und soziale Institutionen,<br />
künstlerische Werke und lebensweltliches<br />
Alltagshandeln einschließende<br />
Regel- Hypothesen- und Geltungssysteme,<br />
zu denen das menschliche Ich<br />
in einem mehrdimensionalen, also auch<br />
widerspruchsreichen Zugehörigkeitsverhältnis<br />
steht und stehen darf.<br />
Auch Kulturgrenzen sind folglich<br />
nicht bloß Grenzen.<br />
Doch rufen wir uns zunächst einige<br />
generelle Grenzarten ins Gedächtnis zurück.<br />
1. Grenzen als Basisbedingungen unserer<br />
Existenz<br />
Eine physiologische Schranke unserer Existenz,<br />
sozusagen unsere Leistungsgrenze,<br />
setzt unser Körper. Wir können nicht<br />
länger als ein paar Tage ohne Wasser und<br />
ohne Schlaf auskommen und haben nur<br />
eine begrenzte Lebenszeit.<br />
Eine strikte kommunikative Grenze<br />
prägt und regelt unseren Umgang mit anderen<br />
Menschen. Viele Menschen reden<br />
gern mit ihren Mitmenschen, weil das<br />
Miteinanderreden für sie fast so wichtig<br />
ist wie das Atmen und das Essen. Diese<br />
Bedürftigkeit gründet in der ‚Dialogqualität’<br />
menschlicher Existenz (Taylor<br />
1993); doch dem Dialogpartner beim Reden<br />
auf den Leib zu rücken, ist unstatthaft.<br />
Menschen brauchen in der Regel,<br />
um vernünftig miteinander umzugehen,<br />
körperlichen Abstand, schon übrigens,<br />
damit sie sich sehen können. Obwohl<br />
dieser Abstand in den verschiedenen<br />
Kulturen und Regionen einer Kultur<br />
oft sehr unterschiedlich bemessen wird,<br />
steuert das grundsätzliche Bedürfnis<br />
nach Abstand unseren Dialog ähnlich<br />
strikt wie der Ton, den wir unserer Rede<br />
Alois Wierlacher: Grenzen sind nicht nur Grenzen<br />
geben. Jede verbale und nichtverbale<br />
Kommunikation beruht auf der Wechselseitigkeit<br />
von Distanzaufbau und<br />
Distanzabbau und handelt als Grenze<br />
das Distanzmaß aus. Physische oder verbale<br />
Missachtungen von Distanzbedürfnissen<br />
können als Distanzverletzungen<br />
rechtsrelevant und justitiabel sein; der<br />
Eröffnungssatz des Grundgesetzes der<br />
Bundesrepublik Deutschland (§ 1.1)<br />
„Die Würde des Menschen ist unantastbar“<br />
bekräftigt diesen Zusammenhang.<br />
Eine natürliche, kulturell unterschiedlich<br />
aufgefasste Grenze stellt die Natur<br />
insgesamt dar, man denke an ihren<br />
Nahrungs-Rohstoff-Energie und Thermalhaushalt<br />
(Stichwort Treibhauseffekt).<br />
Mit ihren nicht erneuerbaren<br />
Ressourcen ist besonnen umzugehen,<br />
wie insbesondere Hans Jonas (Prinzip<br />
Verantwortung) klar gemacht hat. Alles<br />
Nachdenken über Grenzen besitzt insofern<br />
unweigerlich Eigenschaften einer<br />
Ökologie.<br />
Ein spezieller Faktor im komplexen<br />
Grenzendiskurs ist das politische Interesse<br />
an dem Wort Grenze. Erinnert sei<br />
nur an die terminologischen Kämpfe im<br />
langjährigen Meinungsstreit in Deutschland<br />
um die Bezeichnung der Grenze<br />
zwischen den beiden deutschen Staaten<br />
und ihren Nachbarn (Oder-Neiße-Grenze<br />
oder Linie).<br />
Eine sprachliche, genetische und kulturelle<br />
Grenze wird uns bereits mit der Geburt<br />
gezogen, insofern wir von Eltern und zu<br />
einer bestimmten Zeit in verschiedene<br />
Familien und mit ihnen in Nationen,<br />
Schichten und Kulturen, hineingeboren<br />
werden. Jedes Baby ist zwar imstande,<br />
jede Sprache zu lernen und in jeder Kultur<br />
aufzuwachsen; aber wir sind von den<br />
19
<strong>Artykuły</strong><br />
Prägungen in unseren ersten Lebensjahren<br />
ebenso wie von unseren ererbten<br />
Genen abhängig und vermögen auch<br />
nur eine begrenzte Zahl von Sprachen zu<br />
erwerben. Ein besonderes Element dieser<br />
Begrenzung bilden die biologischen<br />
und kulturellen Geschlechtergrenzen. Ihrer<br />
Erforschung hat sich inzwischen eine<br />
Vielzahl fächerübergreifender Initiativen<br />
zugewandt.<br />
Eine andere Grenze steckt in der Differenz<br />
zwischen Krankheit und Gesundheit,<br />
also in unserer ständigen Gefahr, von<br />
Bakterien und sonstige Krankheitserregern<br />
angesteckt zu werden. Dieses Problem<br />
ist in der westlichen und postindustriellen<br />
Gesellschaft zu Beginn des 21.<br />
Jahrhunderts zu einem ausgesprochenen<br />
Leitthema geworden; in den letzten Jahren<br />
wurde es von vielen Disziplinen zunehmend<br />
auch ins Forschungsgespräch<br />
eingebracht. Zahllose neue Institutionen<br />
zur Gesundheit einschließlich neuer Studiengänge<br />
an den Universitäten wurden<br />
weltweit eingerichtet. Gesundheit, so<br />
darf man wohl sagen, ist am Beginn des<br />
21. Jahrhunderts ein allgegenwärtiger<br />
Begriff, zumal der Gesundheitssektor in<br />
der jüngeren Vergangenheit in Deutschland<br />
und anderen westlichen Industriestaaten<br />
zu einem wichtigen, in seiner<br />
Reichweite nicht zu unterschätzenden<br />
Wirtschaftsfaktor geworden ist.<br />
Eine ökonomische Grenze unserer Existenz<br />
verbirgt sich in der Notwendigkeit, unseren<br />
Lebensunterhalt zu verdienen, also<br />
eine bezahlte Arbeitsleistung zu erbringen,<br />
die mindestens unser Existenzminimum<br />
deckt. Folglich muss unsererseits<br />
alles Mögliche getan werden, um entsprechende<br />
Arbeits- und Verdienstmöglichkeiten<br />
zu finden oder zu schaffen.<br />
20<br />
Vorbedingung ist eine gute Bildung<br />
und Weiterbildung; Menschen sind infolge<br />
ihrer zahlreichen Leistungsgrenzen<br />
bildungsbedürftig, und zu Anfang des<br />
21. Jahrhunderts müssen wir uns alle<br />
auf ein lebensbegleitendes Lernen einrichten.<br />
Es gilt, sprachliche und kulturkommunikative<br />
Kompetenzen sowie<br />
unser Wissen so zu sichern, dass wir in<br />
der heutigen Wissensexplosion nicht ersticken,<br />
sondern zur Selbstbestimmung<br />
befähigt werden. Diese Grundaufgabe<br />
aller Bildung gehört im Zeitalter der<br />
Globalisierung zu unseren ganz besonderen<br />
Existenzbedingungen.<br />
* * *<br />
All diese Grenzen empfinden Menschen<br />
seit alters primär als Behinderung<br />
und wünschen sich folglich vielfache<br />
Grenzenlosigkeit. Doch gerade in der<br />
Begrenztheit unserer Existenz steckt<br />
paradoxerweise ihre Chance: wären die<br />
Menschen nicht vergleichbar begrenzte<br />
Wesen, gäbe es genau genommen<br />
weder Möglichkeiten ihres friedlichen<br />
Zusammenlebens noch ihrer Konkurrenz.<br />
Kulturen lassen sich als Spielsysteme<br />
auffassen; die vielen Grenzen des<br />
menschlichen Lebens sind unsere Spielbedingungen<br />
und Spielregeln.<br />
Um diese Spielregeln unter wechselnden<br />
historischen Rahmenbedingungen<br />
einhalten zu können, sind wir infolge<br />
des laufenden Kulturwandels gezwungen,<br />
in jeder Generation unsere Grenzbegriffe<br />
(Spielregeln) zu überprüfen,<br />
sie gegebenenfalls zu verändern und<br />
zugleich auch auf die Auswirkungen unserer<br />
Regeln zu achten. Fasst man zum<br />
Beispiel die Grenzen des Lebens primär<br />
als Herausforderung oder als produktive
Kategorie auf, dann gewinnt auch der<br />
ursprüngliche Sinn von ‚Toleranz’ seine<br />
alte Bedeutung aktuell wieder zurück;<br />
er meint ja gar nicht die heute immer<br />
wieder zu hörende passiv-schwammige<br />
Duldung alles Möglichen, sondern das<br />
Produktivmachen durch Entwicklung<br />
unserer Fähigkeit, die Widrigkeiten des<br />
Lebens und mit ihnen unsere Grenzen<br />
konstruktiv zu ertragen (Canzik und<br />
Canzik-Lindemeier in Wierlacher 1996).<br />
Wer von Grenzen als Lebensfaktoren<br />
reden will, wird somit früher<br />
oder später von dieser ursprünglichen<br />
Toleranzbedeutung sprechen und zwar<br />
von Toleranz als einer aktiven Kategorie<br />
produktiver Gestaltung der eigenen und<br />
gesellschaftlichen Wirklichkeit. Genau<br />
genommen sind die meisten Grenzen,<br />
auch die Staatsgrenzen, sehen wir vom<br />
Tod als absoluter Grenze ab, zugleich Toleranzgrenzen.<br />
2. Vom Anerkennungsbedarf unserer<br />
begrenzten Existenz<br />
Vielfältigen Abgrenzen sehen wir uns<br />
gegenüber, sobald wir unsere Eigenheit<br />
entfalten oder nur wahrgenommen wissen<br />
wollen. Da dieses Ziel von allen Menschen<br />
mehr oder weniger strikt verfolgt<br />
wird, müssen sich Menschen sowohl<br />
von der menschenfeindlich ‚Wildnis‘<br />
als auch von einander abgrenzen. Schon<br />
um tradierbar zu werden, kommen auch<br />
die Kulturen, insbesondere die Nationalkulturen,<br />
nicht umhin, Grenzen zu<br />
ziehen. Dieses Erfordernis spielt in allen<br />
gesellschaftlichen Handlungsbereichen<br />
von der Alltagskommunikation bis zur<br />
internationalen Politik eine große Rolle.<br />
Zu den fundamentalen Bedingungen<br />
menschlicher Existenz im Zusammen-<br />
Alois Wierlacher: Grenzen sind nicht nur Grenzen<br />
hang der Kulturen, gehört der Wunsch<br />
der Menschen nach Anerkennung. Der<br />
erwähnte Karl Jaspers definiert Toleranz<br />
als ‚Vollzug der Anerkennung’; andere<br />
Autoren wie Besier und Schreiner<br />
bestimmen Toleranz als ‚aktive Anerkennung<br />
von Andersheit’ (Wierlacher<br />
1996). Was aber heißt Anerkennung?<br />
Grundbedeutung aller Anerkennung<br />
ist im Sinne der Logik eines Urteils die<br />
Bejahung (Bestätigung) im Unterschied<br />
zu einer Verneinung. Im Alltag reicht diese<br />
Bejahung von Billigung, Würdigung<br />
und Lob bis zum Angebot der Übernahme<br />
einer Tätigkeit oder eines Amtes. In<br />
der beruflichen Welt begegnet sie vor<br />
allem als öffentliche Würdigung individueller<br />
Leistungen, wir kennen sie aber<br />
auch als rechtliche Gleichstellung (‘Nostrifikation’)<br />
von Zeugnissen. In diesem<br />
Sinne meint Anerkennung die Bestätigung<br />
einer Identität, einer Auszeichnung oder<br />
der Ebenbürtigkeit durch eine anerkennungsbefugte<br />
Instanz.<br />
Weil Menschen sich profilieren wollen,<br />
diese Selbstprofilierung aber ohne<br />
Selbstbegrenzung unmöglich ist, steckt<br />
schon in dem Wunsch vieler Menschen,<br />
in ihrer individuellen Besonderheit<br />
wahrgenommen zu werden, eine Anerkennung<br />
von Grenzen als Abgrenzungen.<br />
Be different lautet folglich in manchen<br />
westlichen Kulturen die Parole.<br />
Es gibt mehrere Stufen und Formen<br />
der Anerkennung. Ohne irgendeine<br />
Variante von Anerkennung leben Menschen<br />
ähnlich schlecht wie Pflanzen<br />
ohne Licht und Wasser. Schon das Baby<br />
sucht nach wenigen Jahren eine ihm gerecht<br />
werdende Variante von Anerkennung.<br />
Wer jemanden klein halten will,<br />
braucht nur die benötigte Anerkennung<br />
21
<strong>Artykuły</strong><br />
zu verweigern; diese Verweigerung ist immer<br />
wieder zu beachten. Außer den Kindern<br />
benötigen vor allem Heranwachsende<br />
Anerkennungen als würdigende<br />
Förderung, da sich ihre Eigenheit noch<br />
nicht gefestigt hat. Die Literatur hat die<br />
ich-bildende Suche nach Anerkennung<br />
häufig thematisiert; zwei ‚anerkannte’<br />
Beispiele sind Goethes Werther und Max<br />
Frischs Stiller.<br />
Anerkennung wird nicht grundlos<br />
ausgesprochen, sie will durch (Lebensalter<br />
gemäße) Eigenleistungen erworben<br />
und erarbeitet werden, die bewertet<br />
werden können. Im Englischen wird<br />
der Ausdruck Anerkennung mit dem<br />
Ausdruck recognition übersetzt; das Wort<br />
kommt von lat. recognoscere (= erkennen)<br />
und verweist auf die zugrundeliegende<br />
Aktivität des Erkennens. Aller Anerkennung<br />
geht eine Anerkennungsprüfung<br />
des zu Bestätigenden voraus. Sie macht<br />
alle Anerkennung zu einer analytischen<br />
(kritischen) Handlung und hat eine besondere<br />
Konsequenz: mit der Annahme<br />
der Anerkennung erkennen wir unsererseits<br />
den anerkennenden Anderen an.<br />
Infolgedessen sind Menschen gut beraten,<br />
die Anerkennungswürdigkeit auch<br />
des Anerkennenden zu prüfen.<br />
Im Unterschied zum bloßen Lippenbekenntnis<br />
ist mit jeder Anerkennung eine<br />
begründete Geltungszusage und eine<br />
Rückbindung der Zuerkennung von<br />
Identität an einen nachprüfbaren Maßstab,<br />
an eine Norm oder an eine Vorbildlichkeit<br />
verbunden. Doch Anerkennung<br />
und Akzeptanz, diese verstanden als Zumutbarkeit<br />
neuer Regeln, Produkte oder<br />
Ansichten, fundieren sich gegenseitig.<br />
Sind die Prüfungsunterlagen unzureichend<br />
oder werden sie nicht hinreichend<br />
22<br />
verstanden, benötigt die betreffende Prüfung<br />
oft viel Zeit. Die nötige Akzeptanz<br />
stellt darum oft genug eine Barriere des<br />
Zusammenlebens der Menschen und<br />
Kulturen dar. Neuerungen gewinnen<br />
meistens erst dann die nötige Anerkennung,<br />
wenn, wie man sagt, die Zeit reif,<br />
also die benötigte Akzeptanz erreicht ist.<br />
Das kann in Wissenschaft und Kunst<br />
oder im Dialog der Politik und der Kulturen<br />
Jahrzehnte dauern; man denke<br />
an das Schicksal so großer Künstler wie<br />
Amadeus Mozart oder an Erfindungen<br />
wie die Fax-Technik.<br />
Im Hinblick auf die Leistungen<br />
kreativer, erfinderischer Menschen ist<br />
Anerkennung auch deshalb besonders<br />
schwierig, weil originelle Köpfe notwendigerweise<br />
von Mehrheitsansichten<br />
abweichen, es in vielen Ländern wie<br />
z.B. in Deutschland nicht Originalität<br />
besonders hochgeschätzt wird, sondern<br />
Besitzstandswahrung, so dass sich prüfende<br />
Anerkennungen von Neuerungen<br />
und ihre so manche Innovationsmöglichkeit<br />
bis hin zum Patentierungsprozess<br />
erschweren und verzögern. Diese<br />
Verzögerung ist andererseits eine Folge<br />
des Umstands, dass Anerkennungshandlungen<br />
als Zuerkennungen von Identität<br />
immer auch Selbstprüfungen des Anerkennenden<br />
sind und die Anerkennung<br />
Gemeinsamkeiten zwischen dem erkennend<br />
Anerkennenden und dem Anerkannten<br />
stiftet (Düttmann 1997, 52), so<br />
dass man lieber vorsichtig ist und lieber<br />
so lange abwartet, bis die Anerkennung<br />
nicht mehr so schwer fällt, weil die Akzeptanz<br />
größer geworden ist - van Gogh<br />
hat zu Lebzeiten kein einziges seiner<br />
Gemälde verkaufen können, und das<br />
Faxgerät ist zwar in Deutschland erfun-
den, aber hier als zukunftsträchtige Erfindung<br />
kaum erkannt und anerkannt<br />
worden und erst in Japan marktfähig<br />
gemacht worden.<br />
Derartige Verzögerungen wirken<br />
sich auch auf die Innovationslust und<br />
die Identitätsbildung verheerend aus;<br />
der Akt der Anerkennung ist ein erkennendes,<br />
prüfendes und bestätigendes<br />
Zuschreiben unserer Identität, d.h. der<br />
Anerkennende, etwa der Käufer eines<br />
Gemäldes oder die unseren Pass ausstellende<br />
Behörde ist sowohl Zeuge als auch<br />
Produzent unserer Identität.<br />
Ein Pass macht rechtlich kenntlich,<br />
dass unser Ich zwar ein identifizierbares<br />
Ich ist, aber in seiner Identität erst unter<br />
der Bedingung seiner rechtlichen Anerkennung<br />
glaubwürdig und ansichtig<br />
wird. Außerhalb solch rechtsverbindlicher<br />
Anerkennungsverfahren können<br />
Menschen ihre personale Identität<br />
im Wesentlichen nur dadurch sichern,<br />
dass sie im Rahmen ihrer Kontakte ein<br />
Bekanntheitsprofil ausbilden, das sie<br />
als Ich bestätigt. Als Bedingungsfaktor<br />
dieses Profils gelten, abgesehen vom<br />
staatlich anerkannten Namen und dem<br />
distinktiven genetischen Merkmal, in<br />
diesem Kommunikationsrahmen erbrachte<br />
und verbürgte Leistungen.<br />
3. Grenzen sind Katalysatoren unserer<br />
Existenz<br />
In der Interdependenz des Einen und<br />
des Anderen liegt ein Hauptgrund dafür,<br />
dass das Zusammenleben der Menschen<br />
möglich und schwierig zugleich<br />
ist. Wir sind als Ich immer der Andere<br />
für den Anderen. Diese Andersheit wird<br />
durch Gruppenzugehörigkeiten (Nationen,<br />
Staaten, Schichten, Berufsgruppen<br />
Alois Wierlacher: Grenzen sind nicht nur Grenzen<br />
etc.) zwar in ihren Erscheinungsformen<br />
gemildert, aber nicht aufgehoben.<br />
Aus diesem Sachverhalt folgt, dass<br />
alle Abschottung der Eigenheit vor der<br />
Andersheit letztlich die Eigenheit zerstört,<br />
weil sie die Wechselseitigkeit von<br />
Eigenem und Anderem nicht verstanden<br />
oder nicht ausgehalten hat. Wie einzelne<br />
Personen müssen auch Kulturen und<br />
Staaten in ihrer Identität anerkannt werden,<br />
um sich als Alterität (Andersheit)<br />
konturieren zu können. Diese Dialektik<br />
prägt auch die hier erörterten Grenzen.<br />
Sie sind darum nicht nur Abgrenzungen,<br />
sondern reziproke Bedingungen der Profilierung<br />
des Eigenen des Anderen, also<br />
Konturen unseres Selbst. Ohne Grenzen<br />
zerfließen wir, erst Grenzen profilieren<br />
uns. Das hat in der bildenden Kunst der<br />
Maler Ferdinand Legér sehr deutlich gemacht.<br />
Grenzen werden immer erst dann<br />
zu Sperren und gesellschaftlichen oder<br />
politischen Schranken, wenn man ihre<br />
konturenbildende Funktion nicht wahrhaben<br />
will und unterdrückt. Identitäten<br />
müssen atmen können, also müssen ihre<br />
Grenzen durchlässig sein, so dass Anregungen<br />
aufgenommen werden können.<br />
Darum sind Grenzen keine Gefängnismauern,<br />
sondern vielmehr Konturen<br />
unserer Ausgangspositionen.<br />
Alle Diktaturen, auch die Hitlers<br />
und Stalins, sind nicht zuletzt an der<br />
gewaltsamen Abschottung ihrer Reiche<br />
erstickt. Die Geschichtswissenschaft,<br />
bei der das Nachdenken über die eigenkulturelle<br />
Erkenntnisgebundenheit<br />
und ihre Konsequenzen für das Handeln<br />
längst zur erkenntnistheoretischen<br />
Selbstreflexion des Faches gehört, hat<br />
deutlich gemacht, dass unsere kulturelle<br />
23
<strong>Artykuły</strong><br />
Standortgebundenheit zwar das Zustandekommen<br />
kultureller Blickwinkel und<br />
Optiken von begrenzter Reichweite, also<br />
den Prozeß der Entstehung und kulturellen<br />
Perspektivierung von Argumentationen<br />
prägt, dass sie aber nicht ihren<br />
Plausibilitäts- und Wahrheitsgehalt determiniert<br />
oder gar verbürgt. Im übrigen<br />
sind Wissenschaft, Politik und Kunst<br />
immer auch das Produkt Einzelner. Wir<br />
alle leben nicht zuletzt von Leistungen<br />
Einzelner. Unsere kulturelle Gebundenheit<br />
ist folglich weniger zu dramatisieren<br />
als zu differenzieren; es kommt nicht auf<br />
die Aufhebung von Grenzen, sondern<br />
auf ihr Produktivmachen an. Was aber<br />
heißt, Grenzen produktiv zu machen?<br />
3.1 Das Produktivmachen unserer Grenzen<br />
und unserer Begrenztheit bedeutet<br />
zunächst, uns selbst als Grenzgänger zu<br />
denken. Grenzerfahrungen geben sich<br />
dann als Differenz- und Regelerfahrungen<br />
zu erkennen; Grenzen zu achten<br />
und zu beachten heißt dann, sich so an<br />
Regeln zu halten, dass Selbstregelung,<br />
Selbstgesetzgebung und Selbstbeschränkung<br />
möglich bleiben.<br />
3.2 Eine zweite Antwort lautet: Indem<br />
wir von Grenzen reden, werden wir logischerweise<br />
gezwungen, über Grenzen<br />
hinauszusehen. Diese Einsicht ist ebenso<br />
bedeutsam für unseren Alltag wie für<br />
die Institution Wissenschaft, deren Ziel<br />
ist, neues Wissen auch über Grenzen zu<br />
schaffen, zu prüfen und weiter zu geben.<br />
3.3 Eine dritte Antwort besagt, dass wir<br />
Grenzen als eine Art Haut begreifen müssen,<br />
die wir als Schutz und Faktor unserer<br />
Identität benötigen, die aber niemand<br />
Anderem von vornherein Nachteile<br />
bringt. Je häufiger und je mehr derzeit politische<br />
Grenzen gegenwärtig aufgehoben<br />
24<br />
oder überschritten werden und je mehr<br />
das, was sie jeweils gegeneinander konturieren,<br />
identifizierbare Umrisse verliert,<br />
desto entschiedener suchen Menschen<br />
darum an den kulturelle Identität und<br />
rechtliche Sicherheit bildenden Funktionen<br />
von Grenzen auch in Europa festzuhalten.<br />
Einer der wichtigen kulturellen<br />
Gründe für dieses Interesse ist die Rückwirkung<br />
der Globalisierungsprozesse auf<br />
die Bedürfnisse der Menschen nach Verortung<br />
und kultureller Selbstvergewisserung.<br />
Nicht zuletzt infolge wachsender<br />
vielfacher Entfremdungen innerhalb der<br />
hochindustrialisierten Lebenswelt werden<br />
die beiden Grenzarten gleichsam als<br />
letztes Garantieren der eigenen Identität<br />
verteidigt.<br />
3.4 Eine vierte Antwort gründet in der<br />
Erkenntnis, dass jede Grenze trennt und<br />
verbindet, ein- und ausschließt. Diese<br />
Erkenntnis harmoniert mit der heute<br />
üblichen Auffassung kultureller Systeme<br />
als offener Regel- und Wertsysteme.<br />
Diese Auffassung bestätigt sich, sobald<br />
man darüber nachdenkt, was passiert,<br />
wenn wir vom Anderen als einem Fremden<br />
reden. Die Wissenschaft hat gezeigt,<br />
dass das Fremde nichts Objektives,<br />
sondern immer das aufgefasste Andere ist<br />
(Wierlacher 1993). Unsere Auffassungen<br />
sind aber immer schon kulturspezifisch<br />
akzentuiert, da wir alle einer bestimmten<br />
kulturellen Geschichte mit einem<br />
besonderen kollektiven Gedächtnis angehören<br />
und Fremdheitserfahrungen<br />
auch in der eigenen Kultur machen,<br />
weil es die subkulturelle Fremdheit der<br />
Schichten und Generationen gibt: Jeder<br />
war einmal ein Fremder, als Schulanfänger,<br />
als Heranwachsender, als Berufsanfänger<br />
oder -wechsler, als alter Mensch
(Hettlage 1987, S. 26). Der, die, das Fremde<br />
ist mithin genau genommen unser<br />
eigenes Interpretationsprodukt. Sinnvoll<br />
vom Fremden zu reden ist folglich<br />
nur möglich, wenn wir den Blickwinkel<br />
mitbedenken, unter dem wir Anderes als<br />
Fremdes interpretieren.<br />
Also stehen wir bei allem Umgang<br />
mit dem Anderen als Fremdem selber<br />
auch zur Diskussion. Das Wissen um<br />
diese Tatsache erscheint heute umso nötiger,<br />
als sich die Erfahrung des Anderen<br />
und Fremden für viele Menschen zur Erfahrung<br />
der Gleichzeitigkeit des Fremden<br />
als Nähe und Ferne erweitert und<br />
konkretisiert. In verschiedenen Wirklichkeiten<br />
zu leben bedeutet zu Beginn<br />
des 21. Jahrhunderts auch, an mehreren<br />
Orten fremd und heimisch zugleich zu<br />
sein; die Ausdrücke ‚weltfremd’ und<br />
‚lebensfremd’ gewinnen neue und konkrete<br />
Bedeutungen. Von immer mehr<br />
Menschen wird etwa eine Mehrsprachen-<br />
und Mehrkulturenkompetenz<br />
und ein begründetes Wissen von Eigenheit,<br />
Andersheit und Fremdheit als Teil<br />
ihrer intellektuellen Grundausstattung<br />
benötigt und erwartet.<br />
3.5 Eine fünfte Antwort schließt sich an:<br />
bei allen menschlichen Projekten spielt<br />
außer dem Raum auch die Zeitgrenze<br />
eine bedingende und katalysatorische<br />
Rolle. Ist die zur Verfügung stehende<br />
Zeit abgelaufen, läuft ein Projekt aus.<br />
Leistungen werden darum überall einerseits<br />
als Eigenleistung und andererseits<br />
als Arbeit in der Zeit verstanden; wie die<br />
Erfahrung lehrt, wären viele Projekte<br />
ohne Zeitdruck kaum realisiert worden.<br />
Unsere heutige technologisierte Gesellschaft<br />
hebt Zeit aber auch auf. Man<br />
denke an die revolutionäre Entwick-<br />
Alois Wierlacher: Grenzen sind nicht nur Grenzen<br />
lung der Kommunikationstechnologie,<br />
die einerseits das Handy zum beliebten<br />
Kontaktmedium vieler Länder gemacht<br />
und andererseits das Überspielen unserer<br />
Zeitgrenzen in einer „Medien-<br />
Zeit“ zuwege gebracht hat, die sich als<br />
Entgrenzung präsentiert und vielfach<br />
so erfahren wird. Durch das Zusammenziehen<br />
der geschichtlichen Zeit zu<br />
einer Weltzeit mit dem Effekt der Gegenwartsschrumpfung<br />
entstehen erhebliche<br />
Gefahren des Wirklichkeits- und<br />
Selbstverlusts der Menschen. Statt der<br />
raumzeitlichen Konstruktion gesellschaftlicher<br />
Wirklichkeit wird von den<br />
Medien ein mehrdimensionaler Begriff<br />
der Gleichzeitigkeit unterschiedlichster<br />
raumzeitlicher Muster suggeriert und<br />
damit einem Irrtum Vorschub geleistet,<br />
den unser Denken, verharrt es in unkritischer<br />
Wahrnehmung der Medien, wie<br />
einen Bazillus in sich aufnimmt - doch<br />
wir sind für unsere Gesundheit wie gesagt<br />
selber verantwortlich.<br />
3.6 Eine sechste Antwort folgt aus der<br />
Überlegung, dass Sprachgrenzen zwar<br />
produktive Bedeutungen für Identitäten<br />
und Alteritäten gewinnen können,<br />
indem sie kulturelle Traditionen (wie<br />
etwa eine Sprache) vor mutwilliger Zerstörung<br />
schützen, aber dieses Bewahren<br />
nicht zum Konservieren kultureller Gegebenheiten<br />
verkarsten darf. Es gilt vielmehr,<br />
aus den Sicherheitsgrenzen konstitutive<br />
Bedingungen zwischenkultureller<br />
Kommunikation zu machen, die lebendig<br />
hält, so dass eine kulturelle Grenze<br />
nicht als Trennlinie, sondern eher als ein<br />
Überschneidungsraum gedacht werden<br />
sollte, der dritte Ordnungen entwickelt.<br />
Diese dritten Ordnungen bezeichnet<br />
man inzwischen als Interkulturalität<br />
25
<strong>Artykuły</strong><br />
(Wierlacher 1996a) und legt dabei die Bedeutungen<br />
des lat. inter als zwischen, miteinander<br />
und reziprok zugrunde. Alle Interkulturalität<br />
setzt Kulturalität voraus<br />
und beruht auf dem kulturbewussten<br />
Mitdenken der Anderen. Interkulturelle<br />
Kompetenz ist demgemäss die Fähigkeit,<br />
solche Räume der Gemeinsamkeit<br />
zu schaffen, sich adäquat und flexibel gegenüber<br />
den Erwartungen der Kommunikationspartner<br />
aus anderen Kulturen<br />
zu verhalten, der kulturellen Unterschiede<br />
zwischen eigener und fremder<br />
Kultur und Lebensform bewusst zu werden<br />
und im Miteinander der Kulturen<br />
doch mit sich und seiner kulturellen<br />
Herkunft identisch zu bleiben.<br />
3.7 Die hier letzte Antwort auf die oben<br />
gestellte Frage ergibt sich aus dem Umstand,<br />
dass zu den wichtigen Begrenzungen<br />
(Limitierungen) der Nationen<br />
und Staaten auch Wert-, Finanz- und<br />
Rechtsgrenzen gehören. Da Sprachgemeinschaften<br />
sich nicht mit Staats- und<br />
Kulturgemeinschaften decken, wechseln<br />
die Rechtsgrenzen an den Staatsgrenzen<br />
oft keineswegs unmittelbar mit<br />
der Sprache. Dieser Aspekt der Grenzproblematik<br />
ist in der Theorie auch<br />
der interkulturellen Kommunikation<br />
noch kaum fruchtbar gemacht worden,<br />
obschon Übergänge zwischen kulturell<br />
differenten Rechtssystemen in Form<br />
von Verträgen oder Abmachungen<br />
geschaffen werden, Grenzen heute in<br />
rechtlicher Sicht vor allem die Funktion<br />
von Rechtsübergängen gewinnen, die<br />
Rechtsräume nicht trennen, sondern<br />
in Wahrung und Würdigung der unter-<br />
26<br />
schiedlichen Identitäten miteinander zu<br />
verbinden suchen.<br />
Ich fasse zusammen. Die von Natur<br />
und Kultur geschaffenen Grenzen<br />
sind nicht primär Abwehrlinien, sondern<br />
konturenbildende, durchlässige<br />
und reflektierte Bedingungen unserer<br />
Eigenheit und Vielheit; Identitäten<br />
sind als solche immer zugleich Alteritäten.<br />
Deren Grenzbereich z.B. der<br />
Geschlechter wird als Spannungsraum<br />
der Interkulturalität und diese als eine<br />
besondere Ordnung zu verstehen,<br />
die Übergänge zwischen den Identitäten<br />
als Alteritäten möglich macht<br />
und schafft. Werden diese Übergänge<br />
gewaltsam gesperrt, zerstört oder<br />
überflüssig, weil sich die Grenzen zwischen<br />
den Kulturen im Einerlei einer<br />
Weltkultur auflösen, entfällt mit der<br />
Spannung zwischen dem Eigenen und<br />
dem Anderen als einem ggf. Fremden<br />
auch ein Stück Lebenskraft der Identität<br />
als Alterität. Diese Kraft lässt sich<br />
stärken, falls wir der Einsicht folgen,<br />
dass Kulturen auf Austausch angelegte<br />
Regel- und Wertsysteme sind, deren<br />
Offenheit sich in unserer kulturellen<br />
und interkulturellen Kommunikation<br />
produktiv entfaltet. Zu deren Prämissen<br />
gehört die alte und heute wieder<br />
wichtige Einsicht, dass eine Gesellschaft<br />
weder auf dem Fundament der<br />
Verabsolutierung noch der Auflösung<br />
ihrer Eigenheit, sondern nur in der<br />
versöhnenden Zusammenführung der<br />
Vielheit in einer Einheit zu bauen ist,<br />
die wie eine Melodie mehr und anderes<br />
ist als die Summe ihrer Töne.
Literaturhinweise<br />
Barrow, John: The Limits of Science and<br />
the Science of Limits. Oxford 1998.<br />
Canzik, Hubert und Hildegard Canzik-Lindemaier:<br />
Moralische tolerantia<br />
– wissenschaftliche Wahrnehmung<br />
des Fremden – religiöse Freiheit und<br />
Repression. Bemerkungen zum ‘Kulturthema<br />
Toleranz’ in der griechischen<br />
und römischen Antike. In: Wierlacher<br />
1996, S. 263-282.<br />
Duerr, Hans Peter: Traumzeit. Über die<br />
Grenze zwischen Wildnis und Zivilisation.<br />
Frankfurt 1978.<br />
Düttmann, Alexander Garcia: Zwischen<br />
den Kulturen. Spannungen im<br />
Kampf um Anerkennung. Frankfurt<br />
1997.<br />
Faber, Richard/Neumann, Barbara<br />
(Hg.): Literatur der Grenze. Theorie<br />
der Grenze. Würzburg 1995.<br />
Harth, Dietrich (Hg.): Fiktion des Fremden.<br />
Erkundung kultureller Grenzen<br />
in Literatur und Publizistik. Frankfurt<br />
a.M. 1994.<br />
Hettlage-Varjas, Andrea und Hettlage,<br />
Robert: Kulturelle Zwischenwelten.<br />
Fremdarbeiter – eine Ethnie? In:<br />
Schweizer Zeitschrift für Soziologie.<br />
Revue suisse de sociologie 10 (1984, S.<br />
357-403.<br />
Menck, Thomas: Hinter der Grenze<br />
gilt ein anderes Recht. In: Jahrbuch<br />
Deutsch als Fremdsprache 19 (1993),<br />
S. 231-246.<br />
Alois Wierlacher: Grenzen sind nicht nur Grenzen<br />
Taylor, Charles: Multikulturalismus und<br />
die Politik der Anerkennung. Mit<br />
Kommentaren von Amy Gutmann<br />
(Hg.) u.a. Aus dem Amerikanischen<br />
von Reinhard Kaiser. Frankfurt 1993.<br />
Wierlacher, Alois (Hg.). Das Fremde<br />
und das Eigene. München [1985] 4.<br />
Auflage 2000.<br />
Ders. (Hg.): Grenzen und Grenzerfahrungen.<br />
In: Jahrbuch Deutsch als<br />
Fremdsprache 19 (1993), S. 177-371.<br />
Ders. (zusammen mit G. Neumann und<br />
Jürgen Teuteberg, Hg.): Kulturthema<br />
Essen. Ansichten und Probleme. Berlin<br />
1993<br />
Ders. (Hg.): Kulturthema Fremdheit.<br />
Leitbegriffe und Problemfelder kulturwissenschaftlicherFremdheitsforschung.<br />
Mit einer Forschungsbibliographie<br />
von Corinna Albrecht u.a.<br />
München [1993] 2. Auflage 2001.<br />
Ders. (Hg.): Kulturthema Toleranz. Zur<br />
Grundlegung einer interdisziplinären<br />
und interkulturellen Toleranzforschung.<br />
Mit einer Forschungsbibliographie<br />
von Rainer Haarbusch.<br />
München 1996.<br />
Ders.: Internationalität und Interkulturalität.<br />
[zuerst 1996]. In: Ders.: Architektur<br />
interkultureller Germanistik.<br />
München 2001, S. 261-303.<br />
Ders. / Bogner, Andrea (Hg.): Handbuch<br />
interkulturelle Germanistik.<br />
Stuttgart 2003.<br />
27
<strong>Artykuły</strong><br />
Bernd Balzer<br />
Smolensk 2010. Tragödie<br />
und Randerscheinungen<br />
Es war einer der Verdienste Shakespeares,<br />
dass er den seit der Antike praktizierten<br />
Gegensatz von Erhabenheit in der Tragödie<br />
und niederer Handlungen in der<br />
Komödie aufzuheben verstand und das<br />
Komische als kontrastives aber auch<br />
konstitutives Moment des Tragischen<br />
identifizierte: Der groteske Monolog<br />
des Türhüters in „Macbeth“ während<br />
des Mordes dementiert nicht etwa die<br />
tragische Handlung, sondern er unterstreicht<br />
sie, verstärkt ihren Schrecken.<br />
Für seine künstlerische Erfassung der<br />
ersten und größten polnischen Tragödie<br />
des 20. Jahrhunderts hat Ernst Lubitsch<br />
diese Einsicht Shakespeares und auch<br />
ihn selbst als Vorbild für den Film „To<br />
Be Or Not To Be“ genutzt, indem er<br />
Kriegsbeginn, Besetzung Polens durch<br />
die Deutschen und erfolgreichen Widerstand<br />
auf der Folie von Shakespeares<br />
„Hamlet“ und „The Merchant Of Venice“<br />
in Gestalt einer satirischen Komödie<br />
gestaltete.<br />
Auch im Hinblick auf die neuerliche<br />
polnische Tragödie nehmen daher kontingente<br />
Elemente des Grotesken, Satirischen,<br />
manchmal auch Komischen<br />
dem zentralen Ereignis nichts von seiner<br />
Bedeutung und Würde.<br />
Die Aufarbeitung der Katastrophe<br />
von Smolensk hat mit der Beisetzung<br />
28<br />
des polnischen Präsidenten und seiner<br />
Frau in der Kathedrale des Wawel einen<br />
ersten Abschluss und zugleich einen Höhepunkt<br />
gefunden: Die Ansprachen in<br />
der Krakauer Marienkirche mit der Wendung<br />
des amtierenden polnischen Präsidenten<br />
an den russischen Präsidenten<br />
Medwedew und dessen Reaktion darauf<br />
scheint den Beginn einer möglichen<br />
Annäherung, gar Versöhnung zwischen<br />
den beiden slawischen Nachbarn anzukündigen.<br />
„Versöhnung über Gräbern“ – es hat<br />
Beispiele dafür gegeben, dass so etwas<br />
dauerhaft erfolgreich sein kann: Helmut<br />
Kohls demonstrativ-symbolischer Auftritt<br />
zusammen mit François Mitterand<br />
auf den Gräberfeldern von Verdun im<br />
Jahre 1984 ist so ein Beispiel, ebenso<br />
sein Treffen mit dem damaligen amerikanischen<br />
Präsidenten, Ronald Reagan,<br />
auf dem Soldatenfriedhof von Bitburg<br />
ein Jahr später. Die Kontroversen gerade<br />
um letzteres Ereignis zeigen aber auch,<br />
wie problematisch gerade diese Art der<br />
Symbolik sein kann: Man kann die Belegung<br />
eines Friedhofes eben nicht nachträglich<br />
politisch korrekt machen!<br />
Die spontane Bereitschaft von nahezu<br />
einhundert Staatsführern, an den Trauerfeierlichkeiten<br />
in Polen teilzunehmen<br />
und sich so ostentativ an die Seite Polens
zu stellen, hatte über die Demonstration<br />
weltweiten Mitgefühls hinaus ebenfalls<br />
einen symbolischen Aspekt: sprach dies<br />
doch für die internationale Anerkennung<br />
historischer polnischer Verdienste<br />
ebenso wie polnischen Leidens, die gerade<br />
Lech Kaczyński stets, zum Beispiel<br />
bei den Verhandlungen über den Lissabon-Vertrag,<br />
so nachdrücklich einzuklagen<br />
bestrebt gewesen war.<br />
Man muss froh sein, dass die Be- und<br />
teilweise Verhinderung der angekündigten<br />
Staatsbesuche durch den Vulkanausbruch<br />
in Island nicht auch noch als Symbol<br />
für gegen Polen gerichtetes Wirken<br />
unterirdischer Schicksalsmächte (etwas<br />
„unglaublich Böses“, wie Georgiens Präsident<br />
Michail Saakaschwili es formulierte)<br />
angesehen wurde, und man kann<br />
nachgerade dankbar sein für den jedes<br />
Pathos verhindernden Namen des Eyjafjallajökull,<br />
der eine symbolische Überhöhung<br />
von vornherein ausschließt.<br />
Nicht auszudenken, was hätte geschehen<br />
können, wenn statt des isländischen<br />
Vulkans, der die europäische Luftfahrt<br />
stoppte, ein Krakatau ausgebrochen<br />
wäre. Es ist um dieses schreckliche und<br />
folgenreiche Flugzeugunglück herum<br />
ohnehin viel – zu viel! – Symbolik im<br />
Spiel: Geradezu verhängnisvoll war die<br />
verantwortungslose Rede vom „zweiten<br />
Katyń“, der sich dann auch bald polnische<br />
Regierungsmitglieder – Gott sei<br />
dank erfolgreich – entgegengestellt haben.<br />
Die verbrecherische und kaltblütig<br />
geplante Ausrottung eines großen Teils<br />
der polnischen Elite durch die NKWD<br />
von 1940 hat außer einem geografischen<br />
keinen vergleichsfähigen Bezug zum<br />
Flugzeugabsturz. Dass Lech Kaczynski<br />
mit seiner Delegation auf dem Wege zu<br />
Bernd Balzer: Smolensk 2010. Tragödie und Randerscheinungen<br />
der – nach dem offiziellen Gedenken<br />
durch Putin und Tusk tatsächlich „zweiten“<br />
– Gedenkfeier nach Katyń unterwegs<br />
war, stellt einen Anknüpfungspunkt dar,<br />
macht das Unglück von Smolensk aber<br />
nicht zu einem neuen politischen Massenmord!<br />
Solche Mahnungen und Überlegungen<br />
sind notwendig und vermögen<br />
vielleicht öffentliche Spekulationen zu<br />
dämpfen, aber sie werden und haben die<br />
allzeit bereiten Verschwörungstheoretiker<br />
vor allem im hysterischen Internet<br />
nicht bremsen können:<br />
Ausgehend von einer fiktiven Dokumentation<br />
im georgischen Fernsehen<br />
am 13. März dieses Jahres, in der neben<br />
einem angeblich erneuten Angriff russischer<br />
Streitkräfte auch ein erfolgreiches<br />
Attentat auf Lech Kaczyński kolportiert<br />
wurde, phantasieren Blogger und<br />
Portale einen Bombenanschlag (z. B.<br />
unter http://info.kopp-verlag.de/news/<br />
kaczynski-absturz-was-weiss-der-georgische-praesident-saakaschwili.html)<br />
und andere Komplotts. Das ist zum Teil<br />
irrwitzig und immer geschmacklos, aber<br />
ähnlich abstruse Theorien sind im Netz<br />
zu jedem aufsehenerregenden Ereignis<br />
zu finden.<br />
Das Verhältnis zwischen dem verunglückten<br />
polnischen Präsidenten und<br />
Deutschland war – vorsichtig formuliert<br />
– nicht immer unproblematisch.<br />
Geprägt durch die Geschichte und die<br />
Erfahrungen seiner Familie begegnete<br />
er Deutschland mit erkennbarem Misstrauen<br />
und scheute sich auch nie, die<br />
„deutsche Karte zu spielen“, wenn es um<br />
polnische Interessen ging (so wie er sie<br />
verstand). In Deutschland – vor allem<br />
dem liberalen Teil der Öffentlichkeit<br />
– bestand sogar ein gewisses Verständ-<br />
29
<strong>Artykuły</strong><br />
nis dafür, das aber seine Grenzen da<br />
hatte, wo die Entwicklung zu guter<br />
Nachbarschaft gefährdet schien: Die<br />
Behinderung des deutsch-polnischen<br />
Jugendwerks war einer dieser Konfliktpunkte<br />
und – vor allem – die den europäischen<br />
Einigungsprozess störende<br />
nationalistisch motivierte Politik des<br />
Hinhaltens, der Trickserei und der Nadelstiche.<br />
In den Leserbriefspalten deutscher<br />
Zeitungen und entsprechenden Portalen<br />
des world-wide-web spielen solche<br />
Konflikte in den Reaktionen auf das<br />
Flugzeugunglück durchaus eine Rolle,<br />
und natürlich hat das auch die deutschen<br />
Kabarettisten auf den Plan gerufen. Den<br />
„Sturm im Wasserglas“, den ein satirischer<br />
Beitrag im ZDF auslöste, musste<br />
man nach einschlägigen Erfahrungen<br />
deutscher Satiriker mit polnischen Themen<br />
erwarten und man sollte ihn nicht<br />
zu ernst nehmen. Die Bundesregierung<br />
und das politische Berlin jedenfalls agieren<br />
selbstverständlich nach der gebotenen<br />
Devise „de mortiis nihil nisi bene“.<br />
Aber man weiß dort auch zu unterscheiden<br />
zwischen dem politischen Amt, der<br />
Institution, und der Person, die es innehatte.<br />
Der Respekt vor dem Amt hatte dabei<br />
Vorrang vor der Kritik an der Person.<br />
Angesichts des katastrophalen Unglücks<br />
war die Tatsache, dass der Verstorbene<br />
gelegentlich eine unglückliche Rolle in<br />
den beiderseitigen Beziehungen gespielt<br />
hatte, bedeutungslos, so wie in Polen<br />
selbst die gemeinsame Trauer um den<br />
verlorenen Repräsentanten der Nation<br />
die Tatsache unwichtig erscheinen ließ,<br />
dass er politisch schon längst nicht mehr<br />
die Mehrheit repräsentierte. Ebenso lag<br />
der Akzent der meisten deutschen Kom-<br />
30<br />
mentare auf dem Verlust einer so großen<br />
Zahl von wichtigen Vertretern des Staates<br />
und der Gesellschaft in Polen. Der persönliche<br />
Verlust der Familien wurde dabei<br />
aber nicht außer Acht gelassen, und<br />
die deutsche Bundeskanzlerin traf mit<br />
ihrer Stellungnahme das Empfinden der<br />
überwiegenden Mehrheit der Deutschen:<br />
„Unsere Gedanken und unser Mitgefühl<br />
sind bei der Familie des Präsidenten genauso<br />
wie bei den Familien der vielen<br />
Opfer des Flugzeugunglücks. Es handelt<br />
sich um eine politische und menschliche<br />
Tragödie für Polen, für unser Nachbarland.<br />
Lech Kaczyński war ein wirklicher<br />
Vertreter der Interessen seines Landes. Er<br />
hat sein Land geliebt. Und er war ein streitbarer<br />
Europäer.“ (http://www.bundesregierung.de/Content/DE/Mitschrift/Pressekonferenzen/2010/04/2010-04-10statement-polen.html).<br />
Auch in den hierorts bekannt gewordenen<br />
Meinungen in der polnischen und<br />
russischen Öffentlichkeit zu den Auswirkungen<br />
auf das polnisch-russische<br />
Verhältnis stehen nicht die Personen in<br />
Zentrum, sondern die Institutionen: von<br />
den Präsidenten und den Völkern ist die<br />
Rede, weniger von den Personen und den<br />
auch zwischen ihnen bestehenden starken<br />
Spannungen. Umso überzeugender wirkt<br />
das Engagement der russischen Stellen<br />
bei den Bergungsmaßnahmen und der<br />
Aufklärung des Unglücks.<br />
Es steht zu hoffen, dass die vergleichbare<br />
Sprachregelung zwischen Deutschland<br />
und Polen auch diesem Verhältnis<br />
zugute kommt, obwohl Eyjafjallajökull<br />
den westlichen Flugraum stärker behindert<br />
hat als den östlichen und Medwedew<br />
nach Krakau fliegen konnte, nicht<br />
aber Angela Merkel.
Der Konsens bekam freilich allzu<br />
rasch Risse, und das ausgerechnet in<br />
Polen selbst: Die ebenso allgemeine wie<br />
gemeinsame Erschütterung verlor ihre<br />
einigende Wirkung. Dabei ist es nicht<br />
überraschend, dass die Ursache dafür<br />
die Verwischung der Unterscheidung<br />
zwischen dem institutionellen Schaden<br />
durch das Flugzeugunglück und dem<br />
personellen Verlust war. Die Entscheidung<br />
der Katholischen Kirche in Polen,<br />
„auf Wunsch der Familie“ das Ehepaar<br />
Kaczyński in der Krypta der Wawel-Kathedrale<br />
in Krakau zu bestatten, löste<br />
dort, und kurz danach auch in anderen<br />
polnischen Städten, Protestdemonstrationen<br />
aus. Es wäre zu kurz gegriffen,<br />
den Demonstranten neoroyalistische<br />
Motive zu unterstellen; sie sprachen<br />
Lech Kaczyński nicht die Würde einer<br />
Grabstätte neben den polnischen Königen<br />
ab (obwohl vereinzelt auch solche<br />
Slogans zu hören waren). Zu deutlich<br />
war vielmehr für diese kritischen Polen<br />
zu erkennen, dass die Kirche das tragische<br />
Ereignis zu instrumentalisieren<br />
versuchte und es stand für sie zu vermuten,<br />
dass dies auch für die Familie galt:<br />
Die Person, wichtiger noch: der Politiker<br />
Kaczyński, sollte heroisiert werden, wie<br />
es aus den Äußerungen des Krakauer<br />
Kardinals Stanisław Dziwisz deutlich<br />
wurde: Kaczyński sei „auf heldenhafte<br />
Weise ums Leben gekommen, denn er<br />
war auf dem Weg nach Katyń, um dort<br />
im Namen der ganzen Nation den Märtyrern<br />
seine Ehrerbietung zu erweisen“.<br />
„Unglücklich das Land, das Helden nötig<br />
hat“, lässt Bertolt Brecht seinen Galilei<br />
sagen, aber „das Land“ wollte in diesem<br />
Fall ja gar keinen Helden verehren, es<br />
wollte gemeinsam seiner Trauer Ausdruck<br />
Bernd Balzer: Smolensk 2010. Tragödie und Randerscheinungen<br />
geben über den Schlag, der das ganze Land<br />
getroffen hatte. Die Parteizugehörigkeit,<br />
die politische Position, sollte in dieser<br />
Situation keine Rolle spielen. Die Kirche<br />
stellte jedoch zu offensichtlich gerade die<br />
Person Kaczyński und damit auch seine<br />
politische Position in den Mittelpunkt.<br />
Nicht ganz unverständlich, vertrat der<br />
Parteipolitiker Lech Kaczyński doch zu<br />
fast allen kontroversen Fragen die Positionen<br />
der Kirche, von der Verurteilung<br />
der Homosexualität über Themen wie<br />
Verhütung und Schwangerschaftsabbruch,<br />
etc. Mit der Proklamation des<br />
‚Nationalhelden’ Kaczyński rückte der<br />
Krakauer Kardinal die Ideologie der<br />
PiS in die Nähe einer Staatsdoktrin, was<br />
für die Kirche nicht einmal ein Sakrileg<br />
bedeutete, denn Unterschiede zwischen<br />
der PiS und der kirchlichen Position<br />
konnte man vernachlässigen. Das Motiv<br />
der Familie, über das die polnische Öffentlichkeit<br />
zunächst rätselte („wer mag<br />
glauben, dass Marta Kaczyńska das Grab<br />
ihrer Eltern in 800 Km. Entfernung<br />
wünscht?“), ist deutlich geworden, nachdem<br />
Jarosław Kaczyński nunmehr seine<br />
Kandidatur für die Präsidentenwahl erklärt<br />
hat 1 . Die Heroisierung des Bruders<br />
bedeutete einen enormen Imagegewinn.<br />
Es spricht für die Reife des polnischen<br />
öffentlichen Bewusstseins, dass es die<br />
Kritiker dieses Staatsaktes auf dem Wawel<br />
selbst waren, die den Konflikt noch<br />
am Tag davor zu beendigen wussten und<br />
so den verhängnisvollen Eindruck vermieden,<br />
dass sich die polnische Nation<br />
1 Das Ms. dieses Beitrags ging 2 Tage, nachdem<br />
Jarosław Kaczyński zum Präsidentschaftskandidaten<br />
seiner Partei gewählt wurde. Die<br />
Zeitschrift erscheint zum Wahltag. Erst dann<br />
wird sich zeigen, ob diese Spekulation aufgeht.<br />
31
<strong>Artykuły</strong><br />
in den rückwärts gewandten Ideen wiedergefunden<br />
hätte.<br />
Die Trauerfeierlichkeiten in Warschau,<br />
in der Krakauer Marienkirche<br />
und auf dem Wawel ließen keinerlei Anschein<br />
einer konservativen Manifestation<br />
erkennen.<br />
Nicht nur die östlichen Nachbarn<br />
Polens reagierten mit Empathie auf das<br />
schreckliche Ereignis. Auch in Deutschland<br />
hingen nicht nur die Flaggen auf<br />
Halbmast, sondern es wurde auf vielen<br />
Ebenen, auch ganz privaten, Solidarität<br />
gezeigt: „Mitgefühl ist in so einer Situation<br />
eben die normale Reaktion“, stellte<br />
eine Frau fest, eine der 200 000 Menschen<br />
mit polnischen Wurzeln in Berlin,<br />
wie eine Berliner Zeitung (Der Tagesspiegel<br />
Nr. 20591, S. 10) berichtete: „Sie<br />
hat sich gefreut, dass ihre Nachbarin<br />
ihr kondoliert hat. Auch wenn sie eher<br />
eine ‚allgemeine’ als eine ‚persönliche<br />
Trauer’ empfinde. ‚Ich möchte nicht<br />
schlecht über einen Toten sprechen, aber<br />
manches, was Kaczyński gesagt hat, war<br />
manchmal nicht ganz passend.’ Und<br />
ganz vorsichtig deutet sie an, dass sie gespannt<br />
ist, ob sein Nachfolger das Image<br />
der in Deutschland lebenden Polen vielleicht<br />
verbessern kann.“<br />
Dieser Bericht erschien am 18. April<br />
2010, zwei Tage nach einem anderen<br />
Beitrag in der gleichen Zeitung. Der als<br />
Politikwissenschaftler an der Universität<br />
Regensburg lehrende Jerzy Macków gab<br />
ihm den Titel „Jenseits der Trauer“ und<br />
fasste seinen Inhalt mit der Zeile zusammen<br />
„Die polnische Tragödie lässt viele<br />
Deutsche kalt“. Der Verfasser stellt zunächst<br />
die Bundesrepublik an die Seite<br />
der „autoritären Republik Belarus“, da<br />
sie sich „nicht unter die Staaten einrei-<br />
32<br />
hen will, die auf die Katastrophe mit<br />
einer offiziellen Staatstrauer (im Unterschied<br />
zur bloßen Trauerbeflaggung)<br />
reagierten. Er hebt dann die Tränen<br />
des deutschen Außenministers hervor<br />
und die angemessenen Reaktionen der<br />
„Vertreter der deutschen Elite“. Dies beweise,<br />
„dass die Polen Freunde so gut wie<br />
ausschließlich unter den besten Deutschen<br />
haben“, Menschen, „die wie Lech<br />
Kaczyński Idealismus, Integrität und<br />
Mut auszeichnen.“<br />
Solchen „guten Deutschen stellt<br />
Macków die „allermeisten Deutschen“<br />
gegenüber, denen die polnische Tragödie<br />
Anlass gegeben habe, „jene antipolnischen<br />
Vorurteile zu pflegen, die seit<br />
Jahrhunderten einen Teil der deutschen<br />
Nationalidentität ausmachen.“ Das<br />
kommentiert sich sozusagen selbst – ist<br />
unfreiwillige mimische Satire. Natürlich<br />
haben Leser dennoch auf diesen Beitrag<br />
reagiert, und selbstverständlich waren<br />
diese Reaktionen nicht sehr freundlich.<br />
Sie erschienen als Blogs im Internet,<br />
und Herr Macków mag sie als weitere<br />
Beweise dafür missverstehen, dass sich<br />
deutsche Identität über antipolnische<br />
Vorurteile definiert. Tatsächlich tragen<br />
sie dazu bei, das tatsächliche Problem<br />
im deutsch-polnischen Verhältnis zu<br />
verkleinert, das vor allem im weitgehenden<br />
Desinteresse vieler Deutschen<br />
ihrem östlichen Nachbarn gegenüber<br />
besteht. So gesehen kann man sogar den<br />
merkwürdigen Auslassungen von Jerzy<br />
Macków noch einen positiven Aspekt<br />
abgewinnen: Er hat die Rolle des Türhüters<br />
im „Macbeth“ gespielt. Er hätte<br />
allerdings als in Deutschland lebender<br />
Pole seine Möglichkeiten noch weitaus<br />
besser nutzen können.
Rozmowa<br />
Magma seksualnych fobii<br />
Z profesorem Norbertem Honszą o literaturze i bestsellerach<br />
rozmawia Przemysław Sznurkowski<br />
Panie Profesorze, ostatnią rozmowę<br />
przeprowadziliśmy na łamach „Zbliżeń<br />
Interkulturowych” w 2008 roku.<br />
W związku z jubileuszem Güntera<br />
Grassa dyskutowaliśmy wówczas przede<br />
wszystkim o tym pisarzu. Dzisiaj<br />
możemy „pohasać” nieco swobodniej<br />
wokół innych tematów, które niedawno<br />
wzbudziły w Niemczech niesłychane<br />
emocje.<br />
Ale zacznijmy od dwóch książek,<br />
które prezentujemy w aktualnym<br />
numerze. Ukazała się Pańska próba<br />
syntezy literatury niemieckiej od<br />
średniowiecza do współczesności W<br />
blasku epok oraz pozycja Piotra Litwiniuka,<br />
prezentująca Pana publikacje<br />
– Ujarzmiony Pegaz. Jest powód do satysfakcji.<br />
Ta publikacja książkowa jest kontynuacją<br />
moich zainteresowań wokół syntezy nad<br />
literaturą niemiecką, zapoczątkowaną w<br />
9-tomowej Historii Literatury światowej<br />
pod redakcją Tadeusza Skoczka. Spełnia<br />
ona, jak sądzę, istotne wymogi i oczekiwania<br />
czytelnicze i co ważne - jest napisana<br />
komunikatywnym językiem. Stąd<br />
jej przydatność dla szerszego odbiorcy,<br />
interesującego się literaturą niemiecką, a<br />
jednocześnie może pełnić rolę podręcznika<br />
akademickiego.<br />
Druga przez Pana wspomniana pozycja<br />
jest bibliografią moich dokonań<br />
publikacyjnych. Serdecznie dziękuję w<br />
tym miejscu zarówno Rektorowi prof.<br />
dr. Marianowi Wilkowi za jej wydania, a<br />
pani prof. dr Irenie światłowskiej-Prędocie<br />
oraz Panu za rzeczową oraz ogromnie<br />
satysfakcjonującą przedmowę.<br />
W ostatnich miesiącach zeszły na dalszy<br />
plan książki uznanych i cenionych<br />
pisarzy, a rozgorzała we wszystkich<br />
mediach (również pod flagą blogerów)<br />
dyskusja wokół książek trzech<br />
autorek: Helene Hegemann, Charlotte<br />
Roche oraz Soni Rossi. Czy jest to kolejna<br />
erupcja współczesnej kultury masowej<br />
albo może nowa jakość powieści<br />
33
Rozmowa<br />
pokoleniowych pierwszej dekady XXI<br />
wieku?<br />
Zapewne jedno i drugie. Każda epoka<br />
przeżywała takie małe trzęsienia tożsamościowe,<br />
wspomnijmy choćby w okresie<br />
romantyzmu Cierpienia młodego Wertera<br />
Goethego.<br />
Zanim przejdziemy do wspomnianych<br />
autorek, o których niekoniecznie<br />
będę mówił pochlebnie, chcę powiedzieć<br />
kilka słów o książce Kaia Schlütera<br />
Günter Grass im Visier. Die Stasi-Akte (Günter<br />
Grass na celowniku. Akta Stasi). Jest to interesująca<br />
i pouczająca książka, ukazująca,<br />
iż władze NRD nie szczędziły środków i<br />
sił, aby permanentnie inwigilować niewygodnego<br />
pisarza. Akta Grassa liczą<br />
około 2000 stron, co żadnego pracownika<br />
naszego IPN nie powali na kolana,<br />
bowiem tyle stron ma zapewne w Polsce<br />
każdy Kowalski i Nowak. Stasi mniej<br />
była zaniepokojona utworami Grassa co<br />
rozległymi kontaktami wśród opozycjonistów,<br />
„wrogów” NRD. Przy każdej nadarzającej<br />
się okazji pisarz kontestował<br />
decyzje polityczne i społeczne państwa<br />
wschodniego, określając tamtejszą cenzurę<br />
jako wielkie draństwo. Nie omieszkał<br />
też stale pozdrawiać i spotykać się z<br />
dysydentami. Wypróbowanym sposobem<br />
wszystkich wywiadów świata usiłowano<br />
go skompromitować, co się zresztą<br />
nigdy nie powiodło. Raporty dokładnie<br />
podawały, z kim się spotykał, na jakie<br />
przedstawienia chodził, jakie kupował<br />
książki, co jadł w restauracji. Jest to chwilami<br />
zabawna, ale też, nie ukrywam, nudna<br />
lektura. Bano się jak diabeł święconej<br />
wody, iż pisarz zachodnioniemiecki zainfekuje<br />
antykomunistycznym wirusem<br />
„czyste” i „wzorowe” życie literackie w<br />
34<br />
NRD. Ewentualne zakazy przyjazdu do<br />
Berlina Zachodniego uchylał zbyt sławnemu<br />
pisarzowi często sam szef Stasi –<br />
Erich Milke. Rzecz interesująca i na swój<br />
sposób kompromitująca wszechwładną<br />
enerdowską tajną policję, która nigdy<br />
nie wykryła, iż młody Grass służył w jednostce<br />
pancernej Waffen-SS.<br />
Wspominam książkę o Grassie z jedynego<br />
powodu: Aktualnie ukazują się w<br />
Niemczech nie tylko głupie powieścidła,<br />
ale również rzeczy rozważne i godne<br />
czytelniczej refleksji, czego nie można<br />
powiedzieć w kontekście wspomnianych<br />
przez Pana autorek.<br />
Ale może po kolei. 32-letnia Charlotte<br />
Roche napisała „powieść kliniczną”<br />
Feuchtgebiete (Wilgotne miejsca), przedstawiającą<br />
kilkudniowy pobyt 18-letniej bohaterki<br />
Helen po operacji hemoroidów<br />
na oddziale wewnętrznym szpitala. Jest<br />
to debiut urodzonej w Anglii, a żyjącej<br />
w Kolonii autorki. Książka jest wyjątkowo<br />
obrzydliwa i można się tylko dziwić,<br />
na jaką literaturę istnieje aktualnie zapotrzebowanie,<br />
bo tytuł brylował przez<br />
8 miesięcy na pierwszym miejscu listy<br />
„Spiegla” jako mega-seller. A tak nawiasem<br />
mówiąc, Roche zarobiła na niej trzy<br />
miliony euro.<br />
Prawie na „bezdechu” próbuje autorka<br />
łamać wszelkie tabu: jej bohaterka robi<br />
wrażenie psychicznie chorej, a drastyczne<br />
eksperymenty z własną cielesnością daleko<br />
przekraczają granice przyzwoitości:<br />
zjada krew menstruacyjną, upaja się własnymi<br />
odchodami, delektuje wydobytymi<br />
z nosa nieczystościami, lekceważy wszelkie<br />
zasady higieny intymnej, pcha do waginy<br />
zamiast tamponu – papier toaletowy,<br />
a lizanie wyciągniętego z pupy palca<br />
należy do jej ulubionych zajęć.
W niezliczonych recenzjach (nie będę<br />
wymieniał tytułów gazet i czasopism,<br />
ponieważ nie chcę nikogo kompromitować)<br />
mowa jest o wprawdzie drastycznych<br />
opisach, ale literacko (sic!!!)<br />
odważnych, pełnych delikatnych (sic!!!)<br />
opisów zapachu waginy bez dezodorantów.<br />
Kompletna bzdura. W powieści nie<br />
ma krzty erotyzmu, brakuje w niej mężczyzn,<br />
a jeżeli już we wspomnieniach<br />
protagonistki się pojawiają, to króluje<br />
tylko jedno słowo: ficken. Zajmowanie<br />
się fizjologią swego ciała graniczy u bohaterki<br />
z obsesją.<br />
Ani słowa o socjalnym kontekście<br />
bohaterki, a o matce dowiadujemy się<br />
jedynie, że jest wręcz neurotyczną katoliczką.<br />
Charlotte Roche nie bardzo wiedziała,<br />
jak ten monolog bohaterki zakończyć.<br />
Wybrała wariant banalny: Helen<br />
ucieka ze szpitala z pielęgniarzem do<br />
jego mieszkania.<br />
Ale prawdziwym bestsellerem, wywołującym<br />
ostre spory, było ukazanie się<br />
Axolotl. Roadkill Helene Hegemann.<br />
Tak, to wydarzenie wywołało, zresztą z<br />
różnych powodów, bardziej sensowne<br />
spory literackie. 18-letnia dziś Helene<br />
Hegemann jest córką stosunkowo znanego<br />
dramaturga Clausa Hegemanna,<br />
współtworzącego legendę berlińskiego<br />
teatru „Volksbühne”. Ta młoda<br />
dama bez matury została przez krytykę<br />
okrzyknięta cudowny dzieckiem:<br />
w swoim dorobku posiada nakręcony<br />
film oraz wystawioną sztukę teatralną,<br />
a że udało się to przy pomocy prominentnego<br />
ojca – krytyka już rzadziej<br />
wspomina.<br />
Magma seksualnych fobii<br />
Treść tej powieści jest również banalna:<br />
16-letnia Mifti mieszka z przyrodnim<br />
rodzeństwem w Berlinie. Matka nie żyje,<br />
zaś ojciec obraca się w świecie artystycznym<br />
i nie ma czasu zajmować się córką,<br />
która rzadko chodzi do szkoły, żyje w dyskotekach,<br />
zażywa narkotyki i uprawia<br />
seks „jak leci”, prawie bez emocji, przy<br />
czym słowa Scheiße i ficken pojawiają<br />
się setki razy w najróżniejszych konfiguracjach<br />
leksykalnych. W powieści panuje<br />
totalny chaos narracyjny, a bohaterka<br />
należy do tej części młodego pokolenia,<br />
które wyrosło na płyciutkiej kulturze<br />
masowej. I na tych konstatacjach moglibyśmy<br />
naszą rozmowę o tym dziełku<br />
zakończyć. Jednak najsmakowitsze pasaże<br />
dopiero przyjdą, bowiem również ta<br />
książka wywołała niekontrolowany zachwyt<br />
wielu krytyków z tak szacownych<br />
gazet i czasopism jak „Süddeutsche Zeitung”,<br />
„Frankfurter Allgemeine“ oraz<br />
„Die Zeit”. M.in. można było wyczytać,<br />
że narodził się wielki talent na miarę<br />
Goethego (sic!!!), autorka napisała książkę<br />
fenomenalną (sic!!!), a jej proza to niczym<br />
błysk pioruna (sic!!!), język jej jest<br />
sugestywny jak radziecka propaganda<br />
(sic!!!). światek literacki, niczym zepsuta<br />
płyta, powtarzał wyświechtane frazy,<br />
wynosząc wulgaryzmy na ołtarze sztuki.<br />
Jakoś nikt nie mógł lub nie chciał przerwać<br />
tego żenującego spektaklu.<br />
I tu przyplątała się jeszcze dyskusja o<br />
rzekomym plagiacie autorki.<br />
Na ten temat nie chciałbym się jednoznacznie<br />
wypowiadać, ponieważ w takich<br />
przypadkach sprawa jest zawsze<br />
skomplikowana i wymaga rzetelnego<br />
uzasadnienia.<br />
35
Rozmowa<br />
W literaturze światowej, również niemieckiej,<br />
mamy wiele przykładów rzeczywistych<br />
czy domniemanych plagiatów,<br />
co w kontekście dyskusji wokół<br />
debiutu Hegemann prasa skrupulatnie<br />
przypomina: Bertolt Brecht czerpał w<br />
Operze za trzy grosze z dzieła Johna Gaya<br />
Opera żebracza, ale również z pieśni Villona.<br />
Setki pisarzy korzystało (i nadal będzie<br />
korzystać) z ukrytych cytatów, którą<br />
historycy literatury, jak w przypadku<br />
Doktora Faustusa Tomasza Manna czy w<br />
wielu powieściach Elfriede Jelinek, nazywają<br />
wymijająco „techniką montażu”.<br />
Dlatego akurat wytropienie kilku<br />
takich miejsc w powieści Hegemann nie<br />
powinno nikogo zbyt podniecać. Część<br />
mniej lub bardziej znanych krytyków<br />
jest zresztą po jej stronie. A drugie wydanie<br />
powieści te sprawy wyjaśnia, o<br />
co skrupulatnie zadbało szanowane w<br />
Niemczech wydawnictwo Ullstein, wymieniając<br />
wszystkie (zidentyfikowane)<br />
zapożyczenia. Jednak Günter Grass i<br />
Christa Wolf w liście otwartym do Jury<br />
protestowali gwałtownie przeciwko duchowej<br />
kradzieży.<br />
Jury na marcowych targach książkowych<br />
w Lipsku być może przestraszyło<br />
się tych zarzutów i nie uhonorowało<br />
jej powieści nagrodą.<br />
Helene Hegemann znalazła się obok<br />
Jana Faktora (Georgs Sorgen um die Vergangenheit<br />
oder Im Reich des Heiligen Hodensack-<br />
Bimbams von Prag), Georga Kleina (Roman<br />
unserer Kindheit), Lutza Seilera (Die Zeitwaage)<br />
i Anny Weber (Luft und Liebe) na liście<br />
nominowanych. Nagrodę otrzymała interesująca<br />
książka Georga Kleina, mówiąca<br />
sugestywnie i bez zbędnej nostal-<br />
36<br />
gii o młodości autora w latach 60-tych<br />
(rocznik 1953).<br />
Przyznam, że mi ulżyło. Jury nie uległo<br />
naciskom wszechobecnego i krzykliwego<br />
marketingu i dostrzegło świetną<br />
prozę Georga Kleina.<br />
Kolejna pozycja to Fucking Berlin<br />
urodzonej we Włoszech, a żyjącej w<br />
Berlinie Sonii Rossi. Czy to równie<br />
kiepski debiut, jak wyżej omówione<br />
pozycje?<br />
Pierwsze wydanie tej powieści ukazało<br />
się w 2008 roku, a w ubiegłym roku miało<br />
już piętnaście wydań. Zadziwiający<br />
sukces bardzo miernej prozy autobiograficznej.<br />
Autorka, studentka matematyki,<br />
zarabia na życie i studia w domach<br />
publicznych. W protokolarnej prozie<br />
opisuje Rossi bezbarwnie i nużąco swoją<br />
podwójną egzystencję. Często zmienia<br />
burdele, nigdy nie ma pieniędzy, bo<br />
musi zarabiać również na swojego męża,<br />
prymitywnego nieudacznika z Polski,<br />
który ongiś również uprawiał prostytucję,<br />
a teraz nie może znaleźć stałej pracy.<br />
Nie bardzo rozumiem, jak te pełne powtórzeń<br />
nudy, z debilowatą bohaterką,<br />
studiującą na uniwersytecie w Berlinie,<br />
mogły uzyskać status bestsellera. Protagonistka<br />
zagubiła się w płytkiej, codziennej<br />
egzystencji, w której nie ma miejsca<br />
na jakąkolwiek refleksję intelektualną.<br />
Totalny kicz o kobiecie, która kłamstwo<br />
moralne próbuje podnieść do wszechobecnego<br />
symbolu walki o codzienną<br />
egzystencję. Żadnej analizy psychologicznej<br />
dziewcząt, zarabiających ciałem<br />
na życie: w powieści panuje rutyna, na<br />
domiar chwilami opisana prostackim<br />
językiem. Wiem, że w tym sektorze uka-
zuje się na rynku niemieckim wiele książek.<br />
Jeżeli choć część jest tak kiepska, jak<br />
powieść Soni Rossi, to jest to niestety<br />
wielka degradacja intelektualna czytelnika<br />
współczesnej literatury.<br />
Ale skończmy naszą rozmowę jakimś<br />
akcentem optymistycznym i zapytajmy,<br />
co robi klasyka niemiecka? Dwa przykłady:<br />
Do tematów tzw. kłopotliwych<br />
należy w literaturze również miłość starego<br />
mężczyzny do młodej kobiety. Z<br />
tematem tym znakomicie uporał się w<br />
najnowszej powieści Ein liebender Mann<br />
(Kochający mężczyzna) Martin Walser,<br />
Magma seksualnych fobii<br />
który ukazał miłość starego Goethego<br />
do poznanej w Karlsbadzie Ulriki von<br />
Levetzow. Jest to świetny portret psychologiczny,<br />
ujawniający pełne sublimacji<br />
wstydliwe pożądanie oraz męki<br />
miłości.<br />
Również Pański ulubiony pisarz Siegfried<br />
Lenz wydał w ubiegłym roku kilka<br />
interesujących nowel (Landesbühne, Der<br />
Ostertisch).<br />
Powtórzę jednak przekornie za Markiem<br />
Twainem, że klasyka to książki,<br />
które każdy chciałby znać, a nikt nie<br />
chce ich czytać.<br />
37
Komunikacja<br />
interkulturowa<br />
Norbert Mecklenburg<br />
Theater in interkultureller<br />
und transkultureller Sicht. Zehn Thesen<br />
Als Literaturwissenschaftler habe ich<br />
mich seit vielen Jahren mit interkulturellen<br />
Aspekten beschäftigt. 1 Wenigstens<br />
zum Teil gehört auch Theater zu den Gegenständen<br />
der Literaturwissenschaft.<br />
Also habe ich mir auch Gedanken zu<br />
interkulturellen Aspekten des Theaters<br />
gemacht. Das sind allerdings hauptsächlich<br />
theoretische Gedanken, denn Theater<br />
ist nicht mein engeres Fachgebiet.<br />
Darum bin ich neugierig, wie Fachleute<br />
des Theaters diese Thesen beurteilen. 2<br />
Zunächst zum Begriff ‚interkulturell’<br />
und wie ich vorschlage, ihn zu verwenden:<br />
Das Wort ‚interkulturell’ wird<br />
1 Norbert Mecklenburg: Das Mädchen aus<br />
der Fremde. Germanistik als interkulturelle Literaturwissenschaft,<br />
München 2008.<br />
2 Diese Thesen wurden am 21. Oktober 2009<br />
in der Abteilung für Dramaturgie und Theaterkritik<br />
der Istanbul-Universität zur Diskussion<br />
gestellt.<br />
38<br />
ähnlich verwendet wie das Wort ‚international’.<br />
International nennen wir Beziehungen<br />
zwischen Nationen. Interkulturell<br />
nennen wir Beziehungen zwischen<br />
verschiedenen Kulturen. Dabei ist es<br />
egal, was für Beziehungen das sind und<br />
was wir an den Kulturen als verschieden<br />
ansehen. Manche Leute, verführt von<br />
einem wenig durchdachten Vorschlag<br />
des Philosophen Wolfgang Welsch, 3<br />
sagen statt ‚interkulturell’ lieber ‚transkulturell’;<br />
denn sie möchten nicht Verschiedenheit<br />
und Abgrenzung, sondern<br />
Durchlässigkeit und Überschneidung<br />
zwischen Kulturen betonen. Ich halte<br />
das für einen Denkfehler, der auf wishful<br />
thinking beruht. Ich denke dagegen, wir<br />
3 Wolfgang Welsch: Transkulturalität. In:<br />
Jahrbuch Deutsch als Fremdsprache 26 (2000),<br />
S. 327-351. – Kritisch dazu: Mecklenburg: Das<br />
Mädchen aus der Fremde, S. 94-98.
Norbert Mecklenburg: Theater in interkultureller und transkultureller Sicht<br />
brauchen beide Begriffe: ‚Interkulturell’<br />
sollten wir nennen, was wir zwischen zwei oder<br />
mehreren Kulturen beobachten; ‚transkulturell’<br />
sollten wir nennen, was über einzelne Kulturen<br />
hinausgeht, unbestimmt oder unbegrenzt. Damit<br />
komme ich gleich zu meiner ersten<br />
These:<br />
Wenn man Theater in interkultureller<br />
und transkultureller Sicht betrachtet,<br />
dann darf man nicht nur auf besondere<br />
Arten des Theaters, die man in dieser<br />
oder jener Hinsicht interkulturelles oder<br />
transkulturelles Theater nennen könnte,<br />
sondern muss auf Theater überhaupt<br />
blicken. Ich glaube, nur weil Theatralität<br />
als solche transkulturell ist, kann Theater<br />
auch besondere interkulturelle Themen,<br />
Formen, Wirkungen haben. These<br />
1: Theatralität gehört zu den anthropologischen<br />
Universalien, und darum kann Theater in allen<br />
Kulturen vorkommen.<br />
Konkretes Theater ist kollektive<br />
semiotische und ästhetische Praxis.<br />
Diese Praxis kann sich zu einer gesellschaftlichen,<br />
kulturellen Institution<br />
verfestigen. Also ist Theater einerseits<br />
immer gesellschaftlich und kulturell<br />
eingebettet. In Unterschied zu Literatur<br />
oder Wissenschaft scheint Theater zu<br />
denjenigen Elementen einer Kultur zu<br />
gehören, die mehr rooted als transportable<br />
sind. 4 Andererseits: Als ästhetische Praxis<br />
bewegt sich Theater, genau wie andere<br />
Künste, zugleich in einem relativ autonomen<br />
Spielraum. Dadurch lockert sich<br />
die Einbettung, eine Distanz entsteht,<br />
und Theater kann interkulturelles und<br />
transkulturelles Potential entfalten.<br />
Darum These 2: Theater als Kunst bewegt<br />
4 Zu diesem kulturtheoretischen Begriffspaar:<br />
Patrick C. Hogan: Colonialism and Cultural<br />
Identity, Albany 2000.<br />
sich auf einem Spannungsfeld der drei Kräfte<br />
Ästhetizität, Kulturalität und (potentielle) Interkulturalität/Transkulturalität.<br />
Daraus folgt unmittelbar These 3:<br />
Das inter- und transkulturelle Potential des Theaters<br />
kommt nur in Sicht, wenn man Theater<br />
als Kunst, also als spezifische semiotische Praxis,<br />
ernst nimmt, es also nicht kulturrelativistisch nur<br />
als Teil einer einzelnen Kultur sieht. Mit dieser<br />
These richte ich mich wie schon mit These<br />
1 gegen einen Kulturrelativismus, der<br />
in Wahrheit nur Denkfaulheit ist. Extremer<br />
Kulturrelativismus sperrt Theater<br />
in die Kulturen wie in Gefängnisse ein,<br />
er behauptet womöglich auch noch, in<br />
jeder Kultur verstehe man unter Theater<br />
immer gänzlich Verschiedenes. Dieser<br />
extreme Kulturrelativismus würde nicht<br />
einmal den sehr weiten, international<br />
verwendeten Begriff von Theater als cultural<br />
performance akzeptieren, der überhaupt<br />
nicht eurozentrisch ist. Natürlich würde<br />
er erst recht nicht einen allgemeinen Begriff<br />
von Kunst akzeptieren. Ich halte<br />
das für falsch, nicht nur in theoretischer,<br />
sondern auch in politischer Hinsicht.<br />
Diejenige Kulturwissenschaft, die<br />
am nachdrücklichsten für Kulturrelativismus<br />
plädiert hat, ist die Ethnologie.<br />
Aber gerade aus ihr kommt auch eine<br />
wichtige Anregung für eine inter- und<br />
transkulturelle Sicht auf Theater. Der<br />
Ethnologe Victor Turner hat für Theater<br />
in Stammeskulturen den Begriff der Liminalität<br />
entwickelt. 5 Liminal ist etwas,<br />
das sich auf einer Schwelle, einer Grenze<br />
zwischen Innen- und Außenraum,<br />
befindet. Aus Turners Analyse lässt<br />
sich eine weitere These gewinnen: 4. Der<br />
Raum des Theaters ist ein relativ freier Raum<br />
5 Victor Turner: Vom Ritual zum Theater,<br />
Frankfurt am Main 1989.<br />
39
Komunikacja interkulturowa<br />
des Experimentierens, in dem die in der Gesellschaft<br />
herrschenden Normen, Muster und Regeln<br />
vorgeführt, variiert und verändert, also in<br />
Frage gestellt, dekonstruiert werden können. Das<br />
kann Keime kultureller Transformation<br />
enthalten. In diesem Fall wirkt Theater<br />
transkulturell also nicht im räumlichen,<br />
sondern im zeitlichen Sinn.<br />
Der Kulturrelativismus ist die postmoderne<br />
Form des Historismus. Aber<br />
gerade die Geschichte – relativiert ihn.<br />
These 5: Den stärksten Gegenbeweis gegen eine<br />
relativistische Einsperrung des Theaters in die<br />
Kulturen seiner Herkunft liefert die Geschichte.<br />
In der Weltgeschichte des Theaters bis<br />
zum heutigen Zeitalter der Globalisierung<br />
wimmelt es nur so von Interkulturellem<br />
in den verschiedensten Formen.<br />
Ohne das gäbe es überhaupt keine Theatergeschichte.<br />
6 Seit je hat Theater, ebenso<br />
wie andere Künste, wie Religionen,<br />
wie Wissenschaft, Kulturgrenzen überschritten:<br />
von Dramen-Übersetzungen<br />
und -Bearbeitungen bis zu Migranten-<br />
und Exil-, Tournee- und Festivaltheater.<br />
Die Vervielfachung und Globalisierung<br />
der Waren-, Menschen- und Informationsströme<br />
verschiebt Kulturelles, auch<br />
Theater, zunehmend von rooted zu transportable.<br />
Das sehe ich allerdings als eine<br />
zweideutige Entwicklung an. Einerseits<br />
werden Theaterkulturen, wenn sie sich<br />
– wie z.B. die heutige deutsche – diesem<br />
interkulturellen Austausch verschließen,<br />
problematisch provinziell. Andererseits<br />
drohen authentische regionale und nationale<br />
Theaterkulturen von einer immer<br />
globaleren Kulturindustrie überrollt zu<br />
werden.<br />
6 Das Theater der Anderen. Alterität und<br />
Theater zwischen Antike und Gegenwart, hg.<br />
von Christopher Balme, Tübingen 2001.<br />
40<br />
Die haltbarste theoretische Grundlage<br />
für die Analyse inter- und transkultureller<br />
Aspekte des Theaters als cultural<br />
performance bietet meines Erachtens die<br />
Theatersemiotik. Sie analysiert Theater<br />
als semiotische Praxis und bestimmt<br />
die Elemente des theatralen Codes und<br />
die Regeln ihres Gebrauchs. Sie nimmt<br />
theatrale Universalien an, die eng mit<br />
sprachlichen und kommunikativen<br />
Universalien zusammenhängen. Rollenspiel,<br />
Mimesis, Ritual, Performativität<br />
sind solche Universalien. Bei menschlichem<br />
Körper-, Ausdrucks-, Zeigeverhalten,<br />
also bei wichtigen Elementen des<br />
Schauspiels, ist allerdings die Grenze zwischen<br />
universalen und kulturbedingten<br />
Anteilen oft fließend. Darum These 5:<br />
Konkretes Theater ist immer ein spannungsvolles<br />
Ineinander von universalen, kulturbedingten<br />
und weiteren Anteilen. Was wären solche<br />
‚weiteren’ Anteile? Z. B. kann man sie<br />
oft bei theatraler Komik beobachten:<br />
Einerseits ist Lachen universal, andererseits<br />
gibt es auch ‚Lachkulturen’. Aber<br />
deren Grenzen und Differenzen decken<br />
sich nicht mit denen zwischen Kulturen<br />
oder Nationen, denn noch mehr sind sie<br />
abhängig vom Unterschied der Epochen,<br />
der sozialen Schichten, der Geschlechter<br />
und der Generationen. Theatrale Komik<br />
greift all diese Aspekte auf, verfremdet<br />
sie ästhetisch und vermag dadurch ein<br />
inter- und transkulturelles Potential zu<br />
entfalten.<br />
Der Begriff des Performativen im<br />
engeren Sinne bezieht sich theatertheoretisch<br />
auf ein leibhaftiges und bühnenräumliches<br />
künstlerisches Vorführen<br />
von Sinn in Gestalt von Geschichten.<br />
Im weiteren Sinne wird dieser Begriff<br />
heute auf alle möglichen Arten von ‚In-
Norbert Mecklenburg: Theater in interkultureller und transkultureller Sicht<br />
szenierungen’ bezogen: in Texten, Künsten,<br />
Medien und Kulturen, in Politik,<br />
Gesellschaft und Alltagsleben. 7 Das ist<br />
die postmoderne Version der alten Formel<br />
theatrum mundi, die Welt als Theater.<br />
Dabei verliert man jedoch leicht die Besonderheit<br />
theatraler performance aus dem<br />
Blick, ihre Ästhetizität und das darin<br />
liegende kritische Potential. Darum These<br />
6: Theater ist nicht nur eine unter vielen kulturellen<br />
und gesellschaftlichen ‚Inszenierungen’,<br />
sondern ‚Inszenierung der Inszenierungen’. Damit<br />
kann Theater die gesellschaftlichen<br />
Konstruktionen beobachtbar machen.<br />
Also auch die Konstruktion von Kulturdifferenzen.<br />
Indem es solche Konstruktionen<br />
dekonstruiert, entfaltet es<br />
ein kritisches Potential, das zugleich ein<br />
interkulturelles Potential ist.<br />
Interkulturell kann die Wirkung, die<br />
Rezeption von Theater sein, aber auch ein<br />
Stück selbst, und das sowohl in formaler<br />
als auch in inhaltlicher Hinsicht. These<br />
8: Interkulturell kann man jedes Theaterstück<br />
nennen, dessen Form Elemente aus verschiedenen<br />
Kulturen kombiniert oder dessen Handlung interkulturelle<br />
Differenzen, Konflikte, Beziehungen und<br />
Begegnungen auf die Bühne bringt, vorführt, thematisiert.<br />
Dies kann affirmativ geschehen,<br />
also die herrschenden Deutungen von<br />
Kulturdifferenzen, von ‚Fremdem’ und<br />
‚Eigenem’ bestätigend, oder umgekehrt:<br />
kritisch, dekonstruktiv. Das Stück Iphigenie<br />
bei den Taurern von Euripides z. B. geht<br />
mit der Entgegensetzung von Griechen<br />
und ‚Barbaren’ affirmativ und ethnozentrisch<br />
um, Goethes Stück Iphigenie auf Tauris<br />
dagegen kritisch und humanistisch. Dies<br />
geschieht einmal dadurch, dass diese ideologische<br />
Differenz von anderen Diffe-<br />
7 Erika Fischer-Lichte: Ästhetik des Performativen,<br />
Frankfurt am Main 2004.<br />
renzen, z. B. der Geschlechter-Differenz,<br />
durchkreuzt und damit relativiert, problematisiert<br />
wird, zum anderen dadurch,<br />
dass Barbarisches auch bei den Griechen<br />
selbst bloßgestellt wird.<br />
Heute sieht man interkulturelle<br />
Phänomene besonders gern dort, wo<br />
man Hybridität festzustellen glaubt.<br />
Wenn man theatertheoretisch oder -<br />
kritisch mit dem Begriff des Hybriden<br />
arbeiten will, sollte man erstens nicht<br />
vergessen: Das Hybride ist heute Mode,<br />
und zwar keineswegs nur im postkolonialen<br />
Diskurs und bei seinen Nachplapperern,<br />
sondern zunehmend auch<br />
in der kapitalistischen Kulturindustrie:<br />
Hybridity sells. 8 Man sollte zweitens von<br />
den genuin ästhetischen, künstlerischen<br />
Formen des Hybriden ausgehen, wie<br />
Vielstimmigkeit im Roman oder Verfremdungseffekte<br />
im Theater. Drittens,<br />
meine ich, sollte man nicht einfach undifferenziert<br />
und unbedacht alle Arten<br />
von Mischung und Kombination als<br />
hybrid bezeichnen. Darum These 9:<br />
Hybrid, schlage ich vor, sollten wir nur solche<br />
Phänomene nennen, an denen die künstliche<br />
Zusammensetzung aus heterogenen Bestandteilen<br />
erkennbar bleibt. Interessante interkulturelle<br />
theatrale Hybridität findet sich<br />
als ‚Theater-Synkretismus’ besonders<br />
oft im postkolonialen Theater, z. B. in<br />
Wole Soyinkas Brecht-Bearbeitung, und<br />
im Theater von ‚Schwellenländern’: und<br />
zwar jeweils als kreative, experimentelle<br />
Überwindung einer bloßen Nachahmung<br />
des entwickelteren fremden, oft<br />
westlichen Theaters. Dabei kann ein<br />
8 Kein Nghi Ha: Hype um Hybridität. Differenzkonsum<br />
und postmoderne Verwertungstechniken<br />
im Spätkapitalismus, Bielefeld 2005.<br />
41
Komunikacja interkulturowa<br />
Rückgriff auf Elemente der eigenen Tradition<br />
oft eine wichtige Rolle spielen. 9<br />
Das eben von mir selbst benutzte<br />
Begriffpaar ‚das Fremde und das Eigene’<br />
führt jedoch, wie sich vielfach<br />
beobachten lässt, sehr leicht in eine<br />
Denkfalle. Diese Entgegensetzung wird<br />
oft als interkulturell ausgegeben, z. B.<br />
konkretisiert als ‚die fremde und die eigene<br />
Kultur’ oder ‚das fremde und das<br />
eigene Theater’. Hinter ihrer unreflektierten<br />
Verwendung können sich jedoch,<br />
fürchte ich, sehr leicht dogmatischer<br />
Kulturrelativismus, Ethnozentrismus,<br />
Nationalismus verstecken, z. B. wenn<br />
eine ‚Überfremdung’ der ‚eigenen’ Theaterkultur<br />
beklagt oder bekämpft wird.<br />
Die stärkste ‚Überfremdung’ aller Theaterkulturen<br />
kommt heute jedoch nicht<br />
von irgend welchen ‚Fremden’, sondern<br />
von der ubiquitären Kulturindustrie.<br />
Wenn nun als das Fremde ‚der Westen’,<br />
‚westliche Kultur’ oder ‚westliches Theater’<br />
identifiziert werden, so ist das allenfalls<br />
im Rahmen postkolonialer Kritik<br />
plausibel, die aus dem Kampf gegen<br />
kulturelle Hegemonie imperialistischer<br />
Staaten in ihren Kolonien erwachsen<br />
ist. Außerhalb dieses Rahmens wird das<br />
Konzept des ‚Westens’ dagegen, wie ich<br />
fürchte, leicht zu einem ideologischen<br />
Konstrukt, z. B. in nationalistischen,<br />
faschistischen oder islamistischen Bewegungen.<br />
Darum These 10: Gutes interkulturelles<br />
Theater und gute Theaterkritik entgehen der<br />
Denkfalle, die das Konstrukt ‚das Eigene vs. das<br />
Fremde’ enthält, am besten dadurch, dass sie es<br />
dekonstruieren.<br />
Ein gutes Beispiel dafür liefert die<br />
Debatte über Peter Brooks Mahabhara-<br />
9 Christopher Balme: Theater im postkolonialen<br />
Zeitalter, Tübingen 1994.<br />
42<br />
ta-Adaptation. Peter Brook ist ein für<br />
interkulturelle Inszenierungen weltbekannter<br />
Theatermann. Er vertraut auf<br />
eine universale, transkulturelle Formensprache<br />
des Theaters, wenn er Elemente<br />
aus verschiedenen Kulturen auswählt<br />
und kombiniert. Das gilt auch für seine<br />
berühmte Bühnen-Adaptation des altindischen<br />
Nationalepos Mahabharata von<br />
1985. Diese Produktion hat eine heftige<br />
theaterkritische Debatte hervorgerufen.<br />
An dieser Debatte kann man die Denkfalle<br />
genau erkennen, die eine Entgegensetzung<br />
des Fremden und des Eigenen<br />
darstellt. Auf der einen Seite wurde an<br />
Brooks Mahabharata eine herausragende<br />
interkulturelle Inszenierungskunst viel<br />
gelobt. Auf der anderen Seite gab es<br />
scharfe Kritik, die Brook Orientalismus,<br />
arrogante Missachtung der indischen<br />
Produktionspartner, gewaltsames Herausreißen<br />
des Werks aus seinem kulturellen<br />
Kontext vorwarf. Egal, ob diese<br />
Vorwürfe im Einzelnen berechtigt oder<br />
unberechtigt sind – die Denkfallen, in<br />
die die Brook-Kritiker leicht tappen<br />
können, sind deutlich. Erste Falle: Wenn<br />
ein Stückeschreiber oder Regisseur einen<br />
Stoff aus einer anderen Kultur künstlerisch<br />
gelungen bearbeitet, ist das interkulturelle<br />
Theaterkunst; wenn er jedoch<br />
zum ‚Westen’ gehört, ist das Kulturraub<br />
oder Kulturimperialismus. Egal, was<br />
‚westliche’ Theaterleute, Künstler, Intellektuelle<br />
also kulturell hervorbringen, es<br />
dient immer dem Imperialismus und der<br />
westlichen Hegemonie. Ein universalistischer<br />
Humanismus wie der von Brook<br />
ist dabei besonders verdächtig, weil er<br />
den Imperialismus besonders raffiniert<br />
tarnt. – Wer so argumentiert, tarnt wenig<br />
raffiniert Dummheit als Kritik. Zweite
Norbert Mecklenburg: Theater in interkultureller und transkultureller Sicht<br />
Falle: Ein theaterkritisches Insistieren<br />
auf kultureller Authentizität und Alterität<br />
übt leicht Verrat an der ästhetischen<br />
Alterität, d.h. am autonomen künstlerischen<br />
Freiraum des Theaters, den man<br />
auch Brook zugestehen muss. Dritte Falle:<br />
Wenn man überhaupt interkulturelle<br />
Kommunikation, Übersetzung, Transfer,<br />
Austausch für möglich und nützlich<br />
hält, dann darf man transkulturelle Gemeinsamkeiten<br />
nicht von vornherein abstreiten,<br />
denn ohne sie wären jene überhaupt<br />
nicht möglich. Vierte Falle: Was<br />
heißt hier überhaupt fremd und eigen?<br />
Wem gehört das Mahabharata? Zweifellos<br />
nicht allein den Hindus, schon gar nicht<br />
im Sinne orthodoxer Deutungsautorität<br />
und -tradition, es wird in Indien äußerst<br />
vielstimmig rezipiert, bis hin zu sehr kritischen<br />
Stimmen. Außerdem gehört das<br />
Werk, wie Ilias und Odyssee, längst zur<br />
Weltliteratur. Es ist rooted und transportable<br />
zugleich, „a work which only India<br />
could have created but which carries echoes<br />
for all mankind“ (Peter Brook). 10<br />
10 Julie Stone Peters: Intercultural Performance,<br />
Theatre Anthropology, and the Imperial-<br />
Abschließend möchte ich diese<br />
zehn Thesen so zusammenfassen, dass<br />
ich meinen Leitgedanken noch einmal<br />
ausspreche: Der Spiel-Raum des Theaters<br />
ist ein wertvoller ‘dritter Raum’ in<br />
und zwischen den Kulturen. Das ist der<br />
Raum der Kunst, der ästhetischen Differenz,<br />
in dem kulturelle und andere<br />
Differenzen vorgeführt, ‚ausgehandelt’,<br />
in ein freies Spiel miteinander gebracht<br />
werden können. Theaterkunst ist wie<br />
alle Kunst zwanglose Vereinigung von<br />
Verschiedenem. Auf der Bühne sehen<br />
und hören wir nicht nur eine Handlung,<br />
eine Geschichte, sondern wir nehmen<br />
auch die Beziehungen zwischen<br />
den theaterästhetischen Elementen<br />
wahr, deren Zusammenklang durch<br />
gemeinsame Kreativität hergestellt worden<br />
ist. Darin steckt ein Stück Utopie: kollektive<br />
theatrale Praxis kann das Beispiel eines<br />
sozialen und ggf. interkulturellen Miteinanders<br />
geben, bei dem Andersheit und Diversität nicht<br />
Störfaktoren, sondern menschliche Produktivkräfte<br />
sind.<br />
ist Critique. In: Imperialism and Theatre, hg.<br />
von J. E. Gainor, London 1995, S. 199-213.<br />
43
Komunikacja interkulturowa<br />
Agnieszka Adamowicz-Pośpiech<br />
Językowe zmagania z żywiołem (języka)<br />
czyli o przekładzie żargonów i dialektów<br />
w „Tajfunie” Josepha Conrada<br />
Wyzwanie dla tłumaczy niewątpliwie<br />
stanowi zróżnicowanie językowe tekstu<br />
prymarnego, między innymi dialekt i<br />
żargon. W opowiadaniu „Tajfun” Josepha<br />
Conrada napotykamy na dwa<br />
przykłady różnych odmian angielszczyzny.<br />
Po pierwsze, tak zwany „pidgin English”,<br />
który jest specyficzną formą języka<br />
angielskiego (ale nie tylko), rozwijającą<br />
się wszędzie tam, gdzie ludzie różnych<br />
kultur pragną komunikować się, staje się<br />
swoistym lingua franca (Crystal 13-17). W<br />
przypadku tego opowiadania czytelnik<br />
oryginału przysłuchuje się dialektowi<br />
angielsko-chińskiemu. Drugi rodzaj niestandardowej<br />
angielszczyzny u Conrada<br />
reprezentują wypowiedzi żeglarzy w<br />
konwencji żargonu marynarskiego 1 .<br />
Jak tłumaczyć dialekty? Czy możemy<br />
zidentyfikować strategie przekładu<br />
zastosowane przez tłumaczy dla translacji<br />
indiosynkratycznej angielszczyzny? 2<br />
Czy możemy wskazać jakieś ogólne<br />
techniki lub wskazówki dla przekładu<br />
1 Niuanse terminologiczne po między żargonem,<br />
dialektem a slangiem szczegółowo wyłuskał<br />
Błaszczak 331-349.<br />
2 Trudno ustalić jednoznacznie czy tłumacz<br />
świadomie posłużył się daną strategią czy techniką<br />
(Bednarczyk 37; Lewicki 2000, 194).<br />
44<br />
dialektu i żargonu tak, by uniknąć powstawania<br />
nikomu nieznanego ‘trzeciego<br />
języka’? 3 Jeśli przyjmiemy rolę tłumacza<br />
jako świadomego mediatora między<br />
dwoma kulturami (Tabakowska 2002:<br />
26), winien on w pewien sposób przekazać<br />
‘odmienność’ mowy, którą posługują<br />
się bohaterowie, jej ‘odstępstwo’ od<br />
mowy ‘standardowej’. Ale jednocześnie<br />
wykazać, że w danym podsystemie językowym<br />
występuje specyficzna (dystynktywna)<br />
składnia, formy gramatyczne i<br />
słownictwo. Problemy te postawiono<br />
w odniesieniu do polskich przekładów<br />
„Tajfunu” Josepha Conrada 4 , gdzie elementem<br />
dominanty translatorycznej<br />
wydaje się być zmaganie się bohaterów<br />
(i narratora) z żywiołem języka 5 . Analizy<br />
przekładów w niniejszym szkicu doko-<br />
3 Odnoszę się tu do koncepcji Alana Duffa<br />
‘third language’ (Duff 10).<br />
4 Polskie przekłady w porządku chronologicznym:<br />
Conrad , Tajfun w tenże Dzieła wybrane,<br />
tłum. Jerzy Bohdan Rychliński, t. VII, Warszawa<br />
1976 (dalej stosuję skrót R); Tajfun i inne opowiadania,<br />
tłum. Halina Carroll- Najder , Warszawa<br />
1999 (dalej CN); Tajfun, tłum. M. Filipczuk, Kraków<br />
2000 (dalej F).<br />
5 O szczególnej roli języka w tym opowiadaniu<br />
pisałam w „Listy i książki czyli o pisaniu i<br />
(nie)czytaniu w Tajfunie Conrada”, „Zeszyty
nano w kierunku stylizacji (żargon „Pidgin”,<br />
dialekt marynarski) oraz stopnia<br />
egzotyzacji/domestykacji tekstu sekundarnego<br />
6 .<br />
Pidgin English<br />
Stylizacja typu pidgin jest w tak wielkim<br />
stopniu kulturowo nacechowana, że stanowi<br />
chyba ten element kulturowej nieprzekładalności,<br />
o którym pisała Teresa<br />
Bałuk-Ulewicz:<br />
Agnieszka Adamowicz-Pośpiech: Językowe zmagania z żywiołem<br />
Absolute (or ‘inherent’) untranslatability<br />
occurs whenever a text is presented for<br />
translation the full comprehension of<br />
which by its source-language recipients<br />
requires the application of extra-textual<br />
subjective information or, more generally,<br />
extra-textual emotional experience<br />
which is inaccessible to the recipients of<br />
the target language for the translation.<br />
Ultimately absolute untranslatability<br />
involves irreconcilable differences of collective<br />
social identity between the group<br />
of recipients of the original text in its<br />
source language and the target group of<br />
the recipients of the translation in the<br />
target language. These irreconcilable differences<br />
of recipients’ communal identity<br />
create insurmountable, absolute,<br />
barriers preventing the full transfer of the<br />
original message in the translation […].<br />
(Bałuk-Ulewicz 173)<br />
Bez wątpienia dialekt angielsko-chiński<br />
wymaga od czytelnika oryginału<br />
wiedzy dotyczącej kolonialnej ekspansji<br />
imperium brytyjskiego, ale także<br />
pozatekstowej świadomości dotyczącej<br />
specyficznych modyfikacji, jakim pod-<br />
naukowo-dydaktyczne NKJO” Zabrze, 2008,<br />
s. 45-59.<br />
6 Wspomniane przekłady porównałam pod<br />
względem rozpoznania dominanty semantycznej,<br />
metaforyki oraz stopnia utrzymania nawiązań<br />
intertekstualnych w artykule „Polskie<br />
przekłady „Tajfunu” Josepha Conrada”, w: Fast<br />
2008, 125-142.<br />
legał język angielski w różnych grupach<br />
etnicznych, które stykały się z kulturą<br />
Commonwealthu i które ta kultura próbowała<br />
zdominować.<br />
Z drugiej jednak strony zadaniem<br />
tłumacza jest przybliżenie istoty różnic<br />
i choćby zasygnalizowanie, do jakiego<br />
stopnia odmiana ta odbiegała od standardowej<br />
angielszczyzny. Wydaje się, że<br />
w tych właśnie przypadkach tłumacze<br />
będą dokonywali operacji zbliżonych<br />
do tych, które za Jakobsonem nazywamy<br />
przekładem intralingwalnym (Jakobson<br />
44). Wchodziłoby w to dialekt pidgin,<br />
żargon marynarski, ale także zróżnicowanie<br />
języków między MacWhirrem a<br />
Jukesem czy narratorem.<br />
Przyjrzyjmy się więc, jakie rozwiązania<br />
zastosowali tłumacze dla wypowiedzi<br />
w „pidgin-English” na jednym przykładzie:<br />
C: ‘Wanchee look see, all same look see<br />
can do,’ said Jukes, who having no talent<br />
for foreign languages mangled the<br />
very pidgin-English cruelly. […] ‘Catchee<br />
number one piecie place to sleep in. Eh?’<br />
[…] ‘No catchee rain down tere – savee?’<br />
pointed out Jukes. ‘Suppose all’ee same<br />
fine weather, one piecie collie-man come<br />
topside,’ he pursued, warming up imaginatively.<br />
‘Make so – Phooooo!’ He expanded<br />
his chest and blew out his cheeks.<br />
„savee, John? Breathe - fresh air. Good.<br />
Eh? Washee him piecie pants, chow-chow<br />
top-side – see, John?’ (C 13)<br />
Pidgin English w wydaniu Jukesa 7 charakteryzuje<br />
się opuszczaniem zaimków,<br />
morfologicznym zubożeniem (tj. re-<br />
7 Istotnym niuansem jest tu kwalifikacja<br />
pidgin-English w wydaniu Jukesa. Nie jest to<br />
bowiem typowy „słownikowy” pidgin English,<br />
z charakterystycznymi cechami tego dialektu<br />
(Crystal 13-17), ale pidgin English jak go próbował<br />
naśladować Jukes, który, jak podkreśla narrator,<br />
i jak rozpoznaje czytelnik oryginału, nie<br />
45
Komunikacja interkulturowa<br />
dukcją prawidłowych sufiksów), dodawaniem<br />
końcówki ee, protezami językowymi<br />
– użyciem słowa piecie (kawałek),<br />
gdzie tylko można, a generalnie maksymalną<br />
symplifikacją leksykonu. Należałoby<br />
więc wprowadzić podobną strategię<br />
zmian językowych, sprawiających wrażenie<br />
systemowych.<br />
46<br />
R: – On chce zobaczyć, zobaczyć może<br />
– powiedział Jukes, który nie odznaczając<br />
się zdolnościami lingwistycznymi,<br />
przekręcał okropnie żargon angielsko<br />
chiński. Wskazał na otwarty luk.– Duże<br />
jedno miejsce do spania, he? […] – Nie<br />
złapie deszcz tam na dół, John wie? […]<br />
Pewno być dobra pogoda, jedna sztuka<br />
kulis wyjść na wierzch – ciągnął zapalając<br />
się. – Robi tak: Phuuu! – nabrał do płuc<br />
powietrza i dmuchnął. – John patrzy, on<br />
oddychać … świeża powietrze. Dobra,<br />
He? On prać jedna sztuka portki i jeść na<br />
wierzch… patrzy John? (R 445)<br />
U Rychlińskiego obserwujemy technikę<br />
posługiwania się bezokolicznikami,<br />
ponadto zamiast prostszego „kawałka”<br />
tłumacz wybrał bardziej skomplikowane<br />
„jedna szuka”, również zwrot „na<br />
wierzch” wydaje się być trudniejszy dla<br />
cudzoziemca niż góra. I ostatni mankament,<br />
a mianowicie tłumaczenie see<br />
dosłownie jako „patrzeć”, a nie idiomatycznie,<br />
jak użyto w oryginale, jako<br />
„rozumieć” oraz podobnie John jako<br />
imię własne, podczas gdy jest to lekceważące<br />
przezwisko osoby pochodzenia<br />
chińskiego (Stape 235). Nie wiadomo<br />
dlaczego nie użył dla tego określenia formy<br />
„kitajec” czy „żółtek”, choć w innym<br />
miejscu tekstu rozpoznał derogatywną<br />
nazwę Johnnies (C 98) i posłużył się przezwiskiem<br />
„żółtki” (R 508).<br />
znał tego dialektu. Ta subtelna różnica niestety<br />
przepada w tłumaczeniu.<br />
Propozycja Haliny Carroll-Najder<br />
brzmi następująco:<br />
CN: – On chcieć patrzeć zobaczyć, to<br />
móc patrzeć zobaczyć może – powiedział<br />
Jukes, który nie mając zdolności do obcych<br />
języków, przekręcał okropnie nawet<br />
żargon angielsko-chiński. Wskazał na otwarty<br />
luk.– on złapać prima kawałek miejsce<br />
do spać, ech? […]– Nie złapać deszcz<br />
tam w dół, rozumieć? […] Jak cała taka<br />
piękna pogoda, jeden kawałek kulis wyjść<br />
na góra – ciągnął z ożywieniem. – Zrobić<br />
tak: Phuu! – Nabrał do płuc powietrza<br />
i wydął policzki. – Rozumiesz, John?<br />
Oddychać … świeże powietrze. Dobre,<br />
Co? Prac swój kawałek portki, papu na<br />
góra… widzisz, John? (CN 21)<br />
U tłumaczki zauważamy podobne<br />
techniki jak u Rychlińskiego. Jedynie<br />
zrezygnowała ona z archaicznego „na<br />
wierzch”. Niezrozumiałym pozostaje,<br />
dlaczego nie przetłumaczyła poprawnie<br />
John w powyższym fragmencie, choć w<br />
innym miejscu posłużyła się terminem<br />
„kitajec” (CN 89) (Czasak 351). Wprowadziła<br />
też powszechnie zrozumiałe „prima”<br />
i dziecięce „papu”, ale nie wskazuje<br />
to, aby tłumaczka zastosowała jednolitą<br />
i systemową technikę przekładu tego dialektu.<br />
I ostatnie rozwiązanie Michała Filipczuka:<br />
F: – Chodź no tu, John, my zobaczyć<br />
– i Chińczyk posłusznie ruszył za nim.<br />
– Chcieć patrzyć widzieć, to samo, co<br />
patrzyć, widzieć, móc – rzekł Jukes, który<br />
nie będąc obdarzonym talentami do<br />
języków, okrutnie kaleczył angielszczyznę<br />
Chińczyków. Potem wskazał na otwarty<br />
luk. – On załapać się – niezłe miejsce<br />
– Spać – co? […]– Nie złapać deszcz tam<br />
w dół – poinformował go Jukes. – Jaka<br />
piękna pogoda, kawałek kulis wyjść<br />
na góra – perorował – wyjść na góra i<br />
zrobić tak: fuu!! Nabrał do płuc powietrza<br />
i wydął policzki: – Kapujesz, John?<br />
Oddychać – świeże powietrze – dobrze
Agnieszka Adamowicz-Pośpiech: Językowe zmagania z żywiołem<br />
– co? Prać portki, jeść – na góra – widzisz,<br />
John? (F 11)<br />
Tłumacz zastosował analogicznie<br />
technikę rezygnacji z końcówek morfologicznych<br />
i posłużył się bezokolicznikami,<br />
jednak ominął trzykrotnie występujący<br />
w oryginale piecie. Podobnie do<br />
dwu poprzednich wersji trudno dociec,<br />
dlaczego tłumacz nie użył dla pejoratywnego<br />
określenia John formy „kitajec” czy<br />
„żółtek”, choć w innym miejscu tekstu<br />
rozpoznał derogatywną nazwę Johnnies (C<br />
98) i posłużył się przezwiskiem „żółtki”<br />
(F 64), użył też formy „kitajce” (F 67). Pominął<br />
także trudny fragment oryginału<br />
(elipsę zaznaczono powyżej podkreślnikiem),<br />
charakteryzujący sposób mówienia<br />
pierwszego oficera. Istotną różnicę<br />
stanowi również sposób, w jaki przełożył<br />
nazwę dialektu pidgin English: angielszczyzna<br />
Chińczyków. Zważywszy, że tłumaczenie<br />
to pochodzi z 2000 roku, w dobie<br />
wielojęzycznych środków przekazu i błyskawicznej<br />
wymiany międzykulturowej,<br />
wydaje się, że tłumacz mógł zachować<br />
obco brzmiącą frazę „pidgin”.<br />
Bez wątpienia tłumaczom udało się<br />
zasygnalizować odbiorcy docelowemu<br />
odmienność stylistyczną oryginału oraz<br />
zachować dystans między ‘standardową’<br />
odmianą języka, a dialektem, co stanowi<br />
wyróżnik analizowanego fragmentu<br />
tekstu Conradowskiego. Tłumacz nie ma<br />
prawa nic uładzać ani poprawiać (Korzeniowska<br />
158). Lecz, jak sądzę, tłumacze<br />
nie zaproponowali koherentnego systemu<br />
oddającego specyfikę pidgin English.<br />
Żargon marynarski<br />
Istotnym składnikiem prozy conradowskiej<br />
są idiolekty. W „Tajfunie” stykamy<br />
się z żargonem marynarskim, postaci posługujące<br />
się nim zyskują swoją indywidualność.<br />
Jest to sposób budowania osobowości,<br />
odrębności i realności postaci.<br />
Stanowi to nie lada próbę dla translatologów,<br />
ponieważ „w tłumaczeniu zachodzi<br />
niebezpieczeństwo lepienia postaci<br />
jakby z jednej gliny. A każda unifikacja<br />
stanowi zagrożenie jakości przekładu”<br />
(Pieczyńska-Sulik 57). W przypadku żargonu<br />
marynarskiego chciałabym zwrócić<br />
uwagę na wybrane formy w dialogach<br />
i przekleństwa.<br />
Cechą dystynktywną tego żargonu<br />
(jak i większości mowy potocznej)<br />
jest skracanie części wyrazów, łączenie<br />
wyrazów w jednobrzmiące zbitki. Te<br />
fonetyczne zmiany próbował Conrad<br />
oddać w medium pisanym. Byłaby więc<br />
to stylizacja fonetyczna, umownie odwzorowana<br />
w formie pisemnej – co bardzo<br />
utrudnia przekład na język kultury<br />
przyjmującej. I właściwie żaden z tłumaczy<br />
nie poradził sobie z tym problemem.<br />
Zwroty i wyrażenia takie jak: Thank’ee…<br />
(C 4 dwukrotnie, 8), D’ye mean to say…(C<br />
25); Damme! (C 25, 100), Aye! (C 32), D’ye<br />
hear? (C 12, 13, 76, 89), Forward with’em.<br />
Jam’em up (C 77) zostały przetłumaczone<br />
neutralnie, bez żadnego nacechowania<br />
rejestrem slangowej mowy żeglarskiej.<br />
Odpowiednio więc mamy u Rychlińskiego:<br />
„Dziękuję panu, dziękuję…” (R<br />
438, 441), pominięcie ____ (R 453), „Do<br />
diaska!” (R 453), „Do pioruna” (R 510),<br />
„Tak jest!” (R 459), „Słyszy pan?” / „Czy<br />
pan słyszy?” (R 491, 501), „Na przód z<br />
nimi!”, „Zablokujcie ich!” (R 492). U<br />
Carroll-Najder: „Dziękuję panu, dziękuję”<br />
(CN 13, 17), „Czy chce pan przez to<br />
powiedzieć…” (CN 30), „Do cholery!”<br />
(CN 30, 90), „Tak jest!” (CN 35), „Sły-<br />
47
Komunikacja interkulturowa<br />
szy pan?” / „Słyszy pan?” (CN 70, 81),<br />
„Na przód.” „Zablokować ich!” (CN<br />
72). U Filipczuka: „Dziękuję panu” (F<br />
5, ____) „dziękuję panom” (F 8) „Czy<br />
chce pan przez to powiedzieć…” (F 19)<br />
„Jasna cholera!” (F 19) / „Do stu diabłów!”<br />
(F 66), pominięcie ____ (F 23),<br />
„Słyszysz?” „Słyszy pan?” (F 51, 58) „Do<br />
przodu!!” „Zablokujcie ich” (F 52).<br />
Choć wypowiedzi w żargonie marynarskim<br />
nie są zbyt częste w tym utworze,<br />
to nie można bagatelizować jego<br />
znaczenia. Dialekt żeglarski był dla Conrada<br />
bardzo istotny. Z jego licznych wypowiedzi<br />
wiemy, że cenił hermetyczny<br />
język marynarzy jako bardziej precyzyj-<br />
48<br />
Wyrażenie<br />
w oryginale<br />
D’ye mean to say…<br />
(C 25)<br />
Do you mean to say<br />
(C 29)<br />
Damme!<br />
(C 25, 100)<br />
Damn!<br />
(C 77)<br />
Thank’ee Jukes,<br />
thank’ee…<br />
(C 4)<br />
Thank you very much<br />
(C 95)<br />
ny, oddający morską rzeczywistość konkretniej<br />
i dosadniej 8 . Nie bez znaczenia<br />
jest też, iż żargon ten pojawia się częściej<br />
w ustach MacWhirra niż Jukesa, co<br />
podkreśla jego większe doświadczenie,<br />
obycie z morzem i kontrastuje z mniej<br />
zaprawionym w morskich bojach Jukesem.<br />
To lingwistyczne zróżnicowanie<br />
znajdzie potwierdzenie w zróżnicowanych<br />
reakcjach obu bohaterów na atak<br />
tajfunu (Adamowicz-Pośpiech 2008, 55-<br />
57). Natomiast w przekładach polskich<br />
obserwujemy zrównanie dialektu marynarskiego<br />
i nienacechowanej mowy<br />
potocznej. Dla potwierdzenia powyższej<br />
8 Por. Conrad, Zwierciadło morza.<br />
Rychliński Carroll-Najder Filipczuk<br />
_________<br />
(R 453)<br />
Czy pan chce przez<br />
to powiedzieć…<br />
(R 456)<br />
Do diaska! (R 453),<br />
Do pioruna (R 510)<br />
Czy chce pan przez<br />
to powiedzieć…<br />
(CN 30)<br />
Czy chce pan przez<br />
to powiedzieć …<br />
(CN 33)<br />
Do cholery!<br />
(CN 30, 90)<br />
Do diaska! (R 492) Psiakrew!<br />
(CN 72)<br />
Dziękuję panu,<br />
dziękuję… (R 438)<br />
Dziękuję pani<br />
bardzo (R 506)<br />
Dziękuję panu,<br />
dziękuję (CN 13)<br />
Dziękuję pani<br />
bardzo (CN 30)<br />
Czy chce pan przez<br />
to powiedzieć…<br />
(F 19)<br />
Twierdzi pan, że…<br />
(F 22)<br />
Jasna cholera!<br />
(F 19)<br />
Do stu diabłów!<br />
(F 66)<br />
A niech was!<br />
(F 52)<br />
Dziękuję panu<br />
(F 5,____)<br />
Bardzo pani<br />
dziękuję (F 63)
konstatacji zestawmy trzy pary synonimicznych<br />
wyrażeń raz użytych w dialekcie<br />
żeglarskim i ponownie w nienacechowanej<br />
mowie potocznej:<br />
Należy podkreślić, iż w najtrudniejszej<br />
sytuacji był Bohdan Rychliński, ponieważ<br />
gdy on dokonywał swego przekładu<br />
w latach dwudziestych XX wieku, w<br />
języku polskim nie istniały żadne wzorce<br />
terminologii marynarskiej ani żargonu<br />
morskiego. Natomiast pozostali<br />
tłumacze mogli sięgnąć po istniejące już<br />
tłumaczenia Hermana Melvilla i Jacka<br />
Londona, w których zaproponowano<br />
pewne rozwiązania dotyczące przekładu<br />
lingo nautykalnego 9 .<br />
Natomiast jeśli chodzi o przekleństwa,<br />
które dominują język marynarzy, to w<br />
„Tajfunie” materia ta jest bardzo zawiła;<br />
mianowicie przekleństwa są, a jakoby ich<br />
nie było. O co chodzi? Po opublikowaniu<br />
Murzyna z załogi „Narcyza” krytyka zarzuciła<br />
Conradowi nadmierne i niepotrzebne<br />
wprowadzanie przekleństw (Stape 233,<br />
236). Tym razem więc Conrad puszcza oko<br />
do czytelnika i zamiast niecenzuralnych<br />
słów posługuje się eufemizmami w różny<br />
sposób nawiązującymi do przekleństw. I<br />
tak zamiast damned (cholerny, przeklęty)<br />
Conrad użył blessed (błogosławiony), donkey<br />
(osioł) zastępuje ass (dupek), gory i crimson<br />
występują w miejscu bloody (cholerny),<br />
a cursed i condemned zamiast damn i damned<br />
(Stape 236).<br />
Niestety w przekładzie ta gra z czytelnikiem<br />
tekstu wyjściowego jest nie do<br />
przekazania. Tak więc tłumacze sowicie<br />
9 Właśnie taki sposób dla rozwiązania (przynajmniej<br />
niektórych) problemów translacji<br />
proponuje Grosbart: sięganie do istniejących<br />
już wzorców w klasyce przekładów. (Grosbart<br />
48-49)<br />
Agnieszka Adamowicz-Pośpiech: Językowe zmagania z żywiołem<br />
zaprawiają tekst Conrada diabłami, psią<br />
krwią i cholerami 10 .<br />
Egzotyzacja czy adaptacja<br />
Kolejnym elementem, na który chciałabym<br />
zwrócić uwagę, byłby stopień obcości<br />
w przekładzie. Według Romana<br />
Lewickiego „napięcie pomiędzy dwoma<br />
biegunami poznawczej postawy człowieka:<br />
dążeni[em] do bezpieczeństwa<br />
komunikacyjnego i ciekawości świata a<br />
dążeni[em] do poznania jego różnorodności,<br />
stanowi o wadze kategorii obcości<br />
[…] dla społecznego odbioru przekładu”<br />
(Lewicki 2002: 48). W przypadku<br />
omawianych tłumaczeń możemy mówić<br />
o strategii adaptacji czy udomowienia,<br />
a więc ‘sprowadzenia autora do domu’<br />
(Venuti 67). Oprócz paru obcych nazw,<br />
które zasygnalizują czytelnikowi wtórność<br />
przekładu, jego odmienność kulturową<br />
i językową, większość zostaje adaptowana<br />
w przekładzie poprzez generalizację<br />
(rozszerzony zakres znaczenia denotatywnego),<br />
tłumaczenie przybliżone,<br />
peryfrastyczne, podstawienie odmiennych<br />
nazw lub pominięcie 11 . Zestawienia<br />
korpusu nazw będących potencjalnym<br />
nośnikiem obcości dokonałam według<br />
następujących kategorii:<br />
10 Czasak zauważa, że wyrażenia typu blessed<br />
gamp czy blessed door „brzmiałyby absurdalnie w<br />
dosłownym tłumaczeniu”( Czasak 348) i aprobuje<br />
odstąpienie tłumaczy od zasady filologicznej<br />
wierności. Nie bierze pod uwagę faktu,<br />
że wyrazy te zostały użyte przez Conrada nie w<br />
ich dosłownym znaczeniu, ale jako zamienniki.<br />
Oczywistym jest więc, iż tłumacze nie powinni<br />
przekładać tych słów-erzatzów literalnie, ale poszukiwać<br />
podobnych zastępników w języku polskim,<br />
stosowanych w miejsce wulgaryzmów.<br />
11 środki adaptacji podaję za Lewicki<br />
2004:197.<br />
49
Komunikacja interkulturowa<br />
50<br />
Wyrażenie<br />
w oryginale<br />
1. Mr, Mrs (C 4,94)<br />
Messrs. Sigg and Son<br />
(C 7, 8)<br />
2a. Nap (C 52)<br />
Union Jack (C 11)<br />
Celestial/s (C 7, 79)<br />
Sou’-wester (C 36)<br />
Rychliński Carrol-Najder Filipczuk<br />
Pan, pani<br />
(R 440)<br />
Bracia Sigg<br />
i Syn<br />
(R 440, 441)<br />
Gra w<br />
napoleona<br />
(R 473)<br />
Union Jacka<br />
(R 443)<br />
zydwestka<br />
(R 462)<br />
2b. Sampan (C 91 ) Sampan<br />
(R 444)<br />
Bun Hin Company Kompania<br />
(C 12)<br />
Bun-Hin<br />
Bun Hin’s clerk/ (R 444)<br />
fellow Chinaman<br />
(C 13,101,102)<br />
3a. Bedlam (C 100)<br />
East-end of London<br />
(C 61)<br />
Northern suburb<br />
(C 14)<br />
At Linom’s (C 95)<br />
3b. Talcahuano (C 5)<br />
Formosa Chanel<br />
(C 7)<br />
Fu-chau (C 12, 33)<br />
Dom<br />
wariatów<br />
(R 510)<br />
East End<br />
w Londynie<br />
(R 480)<br />
Talcahuano<br />
(R 438)<br />
Cieśnina<br />
Formoska<br />
(R 440)<br />
Fuczou<br />
(R 444, 459)<br />
Pan, pani<br />
(CN 13, 84)<br />
Bracia Sigg i Syn<br />
(CN 15, 16)<br />
Gra w<br />
napoleona<br />
(CN 51)<br />
Union Jacka<br />
(CN 19)<br />
obywatel/i<br />
Państwa<br />
Niebieskiego<br />
(CN 15, 73)<br />
zydwestka (CN 39)<br />
_____(F 5),<br />
pani (F 62)<br />
Firma handlowa<br />
Sigg & Son (F 7)<br />
_____ (F 8)<br />
Gra w<br />
napoleona<br />
(F 36)<br />
Union Jacka<br />
(F 10)<br />
Chińczyk (F 7,)<br />
obywatele Państwa<br />
Niebieskiego<br />
(F 53)<br />
zydwestka (F 26)<br />
Sampan (CN 83) Sampan (F 60)<br />
Firma „Bun Hin”<br />
(CN 20)<br />
facet/Chińczyk/<br />
urzędnik od<br />
Bun-Hina<br />
(CN 90, 91)<br />
Dom wariatów<br />
(CN 90)<br />
na East Endzie<br />
w Londynie<br />
(CN 58)<br />
na północnym<br />
przedmieściu<br />
(CN 21)<br />
u Linoma (CN 86)<br />
Talcahuano<br />
(CN 13)<br />
Cieśnina<br />
Formoska (CN 15)<br />
Kompania Bun-Hin<br />
(F 11)<br />
urzędnik u/ facet<br />
od/ urzędnik Bun-<br />
Hina (F 11, 66)<br />
Dom wariatów<br />
(F 66)<br />
na East Endzie<br />
w Londynie<br />
(F 41)<br />
na północnym<br />
przedmieściu<br />
(F 12)<br />
u Limona (F 62)<br />
Talcahuano<br />
(F 6)<br />
kanał Formoza(F 7)<br />
Fu-czou (F 7)
1) obce formuły adresowe, 2a) nazwy<br />
realiów związanych z kulturą brytyjską,<br />
2b) nazwy realiów związanych z kulturą<br />
chińską 3) toponimy 3a) topogramy<br />
związane z Londynem 3b) topogramy<br />
związane z morzami chińskimi.<br />
Porównanie wybranych rozwiązań<br />
translatorskich wykazuje, że nie możemy<br />
rozpoznać świadomego nakierowania<br />
tłumacza na aktywizację obcości zawartej<br />
w potencjalnych nośnikach obcości<br />
(Lewicki 2000: 195).<br />
Powyższa analiza stanowi selektywne<br />
ujęcie wybranych problemów translatologicznych<br />
na przykładzie serii tłumaczeń<br />
„Tajfunu” Josepha Conrada. Tłumaczenia<br />
Rychlińskiego, Carroll-Najder<br />
i Filipczuka porównano pod względem<br />
dwóch kryteriów: stylizacji (żargon „Pidgin”,<br />
dialekt marynarski) oraz stopnia egzotyzacji/udomowienia<br />
przekładu. Tłumacze<br />
nie zastosowali konsekwentnych<br />
rozwiązań dla dialektu pidgin English, jak<br />
próbowaliśmy wykazać (może to być<br />
przykład względnej nieprzekładalności<br />
pewnych elementów kulturowych), ale<br />
także dla żargonu marynarskiego, co, jak<br />
się wydaje, nie powinno stanowić nierozwiązywalnych<br />
zadań translacyjnych,<br />
szczególnie dla późniejszych tłumaczy,<br />
którzy mogli skorzystać z istniejącej już<br />
tłumaczonej literatury marynistycznej<br />
(Hermana Melville’a i Jacka Londona).<br />
Stopień forenizacji czy domestykacji<br />
przekładu to kolejna perspektywa dla<br />
porównania poszczególnych elementów<br />
serii. Jak pokazano w zestawieniu<br />
kontrastywnym, żaden z tłumaczy nie<br />
zastosował konsekwentnie strategii egzotyzacji<br />
przekładu. Może to zaskakiwać<br />
szczególnie w przypadku najnowszego<br />
tłumaczenia z 2000 roku, gdyż większość<br />
Agnieszka Adamowicz-Pośpiech: Językowe zmagania z żywiołem<br />
teoretyków przekładu (ale i praktyków)<br />
podkreśla znaczenie egzotyzacji przekładów<br />
(Even-Zohar, Fordroński, Kwieciński)<br />
dla wzbogacania kultury docelowej.<br />
W konkluzji należy podkreślić, iż<br />
pomimo, że przekład stwarza iluzję<br />
dzieła oryginalnego, nie jest jego prostym<br />
naśladownictwem. Istnienie serii<br />
przekładowych potwierdza obecność<br />
ciągłego napięcia dialogowego między<br />
przekładem a oryginałem, które tworzą<br />
holistycznie spójną całość (Tokarz 1998,<br />
26). Nie zapominając o mozolnym trudzie<br />
poszukiwania „le mot juste” dla<br />
poszczególnych jednostek językowych<br />
oryginału, ostatecznie tłumaczenie jawi<br />
się jako intrygujące rozwikłanie zagadki<br />
semantycznej utworu oraz pasjonujące<br />
tropienie jego literackich powiązań.<br />
Właśnie po to, aby czytelnik przekładu<br />
poznał ten fascynujący aspekt pracy<br />
tłumacza, warto analizować serie tłumaczeń.<br />
Niniejszy tekst w skróconej wersji był prezentowany<br />
na sesji Polskiego Towarzystwa Conradowskiego<br />
w Krakowie w 2009r.<br />
Bibliografia:<br />
Edycje “Tajfunu” J. Conrada:<br />
Conrad J. 1976. Tajfun w tenże Dzieła<br />
wybrane, tłum. Jerzy Bohdan<br />
Rychliński, t. VII, Warszawa.<br />
Conrad J. 1999. Tajfun i inne opowiadania,<br />
tłum. Halina Najder , Warszawa.<br />
Conrad J. 2000. Tajfun, tłum. M. Filipczuk,<br />
Kraków.<br />
Conrad J. 2007. Typhoon and Other Stories,<br />
ed. J.H. Stape, London: Penguin<br />
Group.<br />
51
Komunikacja interkulturowa<br />
Conrad J. 1998. Typhoon and Other Tales,<br />
ed. C. Watts, Oxford.<br />
Conrad J. 1999. „Przedmowa autora” w<br />
tenże, Tajfun i inne opowiadania, tłum.<br />
Halina Najder, Warszawa.<br />
Bibliografia komplementarna:<br />
Adamowicz-Pośpiech A. 2008. „Listy i<br />
książki czyli o pisaniu i (nie)czytaniu<br />
w Tajfunie Conrada”, Zeszyty naukowodydaktyczne<br />
NKJO V, Zabrze, 45-59.<br />
Adamowicz-Pośpiech A. 2010. „Polskie<br />
przekłady „Tajfunu” Josepha Conrada,<br />
w: Sztuka przekładu. Interpretacje, red.<br />
P. Fast (et al.), Częstochowa: Wyd.<br />
Wyższej Szkoły Lingwistycznej, 125-<br />
142.<br />
Bałuk-Ulewicz T. 2000. „Beyond Cognizance:<br />
Fields of Absolute Untranslatability”<br />
w: Kubiński W. i O. (red.).<br />
2000. Przekładając nieprzekładalne I,<br />
Gdańsk, 170-182.<br />
Bednarczyk A., W poszukiwaniu dominanty<br />
translatorskiej, Warszawa: PWN 2008.<br />
Błaszczak M., „Some Remarks on the<br />
Sailors’ Language Terminology and<br />
Related Issues in British and American<br />
Nautical Fiction”, „Stylistyka”<br />
2006: XV, s. 331-349.<br />
Crystal D. 2002. The English Language,<br />
London: Penguin Books.<br />
Czasak A. 1997. „Tajfun i inne opowiadania:<br />
Conrad w języku polskim” w:<br />
Filipowicz-Rudek, Między oryginałem a<br />
przekładem, t. III, 347-353.<br />
Duff A. 1981. The Third Language. Recurrent<br />
Problems of Translation into English. Oxford-New<br />
York: Pergamon Press.<br />
Even-Zohar I. 1978 revised 1990. W<br />
Venuti 2000, 192-211.<br />
52<br />
Fast P. (et al. red) 2008. Sztuka przekładu.<br />
Interpretacje, Częstochowa: Wyd.<br />
Wyższej Szkoły Lingwistycznej.<br />
Grosbart Z. 1971. „Rola ‘pseudobarbaryzmów’<br />
przekładowych w odtwarzaniu<br />
kolorytu narodowego oryginału.’<br />
„Zeszyty Naukowe Uniwersytetu<br />
Łódzkiego” 49-60.<br />
Jakobson R. 2009. „O językoznawczych<br />
aspektach przekładu” tłum. L.<br />
Pszczołowska w: P. Bukowski et al.<br />
(red.), Współczesne teorie przekładu. Antologia,<br />
Kraków 2009, s. 43-49.<br />
Korzeniowska A. 2007. „Tłumacząc<br />
przetłumaczone” w: Kubiński W. i O.<br />
(red.). 2007. Przekładając nieprzekładalne<br />
II, Gdańsk, 153-166.<br />
Kubiński W. i O.(red.). 2000. Przekładając<br />
nieprzekładalne I, Gdańsk.<br />
Kubiński W. i O.(red.). 2004. Przekładając<br />
nieprzekładalne II, Gdańsk.<br />
Kubiński W. i O.(red.). 2007. Przekładając<br />
nieprzekładalne III. O wierności, Gdańsk.<br />
Kwieciński P. 2001. Disturbing Strangeness.<br />
Foreignisation and Domestication in Translation<br />
Procedures in the Context of Cultural<br />
Asymmetry, Toruń.<br />
Lewicki R. 2000, „Między adaptacją a<br />
egzotyzacją” w: Kubiński, Przekładając<br />
nieprzekładalne I, 191-201.<br />
Lewicki R. (red.). 2002. Przekład. Język.<br />
Kultura, Lublin.<br />
Pieczyńska-Sulik A. 2002. „Przekładidiolekt-idiokultura”<br />
w: Lewicki,<br />
Przekład…, 53-60.<br />
Ratajczak P. (et al.). 1996. Słownik żeglarskomorski,<br />
Zielona Góra.<br />
Stape J.H. 2007. “Introduction” w: Typhoon<br />
and Other Stories, London: Penguin<br />
Group.
Tabakowska E. 2002. „Bariery kulturowe<br />
są zbudowane z gramatyki”, w: Lewicki,<br />
Przekład.., 24-34.<br />
Tabakowska E. 1995. „Językoznawstwo kognitywne<br />
w teorii i praktyce przekładu”<br />
w: Filipowicz-Rudek, Między oryginałem<br />
a przekładem, t. I, 31-41.<br />
Tabakowska E. 2000. „Struktura wydarzenia<br />
w literackim tekście narracyjnym<br />
jako problem przekładu” w:<br />
Kubiński W. i O.(red.), Przekładając<br />
nieprzekładalne I,19-37.<br />
Tokarz B.1998. Wzorzec, podobieństwo, przypominanie,<br />
Katowice: śląsk.<br />
Venuti L., 1998. The Scandals of Translation.<br />
Towards an Ethics of Difference, London:<br />
Routledge.<br />
Agnieszka Adamowicz-Pośpiech: Językowe zmagania z żywiołem<br />
Venuti L., 2000. The Translation Studies<br />
Reader, London: Routledge.<br />
Summary<br />
The article discuses three traslations of<br />
Joseph Conrad’s ‘Typhoon’ into Polish.<br />
The translations by Bohdan Rychliński,<br />
Halina Carroll-Najder and Michał Filipczuk<br />
were compared under two categories:<br />
semantic domain and intertextuality.<br />
It shows how different readings of<br />
the short story modify lexical choices of<br />
the translators and how textual allusions<br />
amplify or change the original senses of<br />
the text.<br />
53
Refleksje<br />
Norbert Honsza<br />
Günter Grass: dziecko szczególnej<br />
troski Stasi<br />
Zapewne nie trzeba specjalnej przenikliwości,<br />
żeby domniemywać, iż pisarz<br />
zachodnioniemiecki Günter Grass był<br />
ze szczególną „troską” śledzony przez<br />
tajne służby NRD. To był przecież klasyczny<br />
„wróg ludu”, „reakcjonista”<br />
i „prowokator”, którego dzieła ostro<br />
cenzurowano, a odmowy wiz były<br />
na porządku dziennym. Że szef Stasi<br />
– Erich Mielke nie darzył pisarza zaufaniem,<br />
można zrozumieć, ale wielu<br />
kolegów po piórze dołączyło w NRD<br />
do inwigilacji Grassa, wśród nich Hermann<br />
Kant, Paul Wiens, Hans Maquardt<br />
oraz Erwin Strittmatter. Ten<br />
ostatni miał nawet ubolewać, że nie<br />
aresztowano prowokatora-Grassa.<br />
Obserwację zakrojono na szeroką<br />
skalę i nazwano „Operation Bolzen”,<br />
zaś przerwano dopiero w 1989 roku, bo<br />
przyniosła w sumie wręcz żenujące rezultaty.<br />
Służby drażniły bliskie związki pisarza<br />
z kanclerzem Willy Brandtem, nie<br />
akceptowały jego „podróży pojednania”<br />
do Warszawy, rozmów i dyskusji z pisarzami<br />
NRD oraz jego aktywności jako<br />
54<br />
prezydenta Berlińskiej Akademii Sztuk<br />
Pięknych. Szczególnie bacznie rejestrowano<br />
wszelkie kontakty Grassa z opozycyjnymi<br />
kręgami kościelnymi. Autor<br />
Blaszanego bębenka permanentnie krytykował<br />
cenzurę w Niemczech Wschodnich,<br />
bez ogródek określając ją mianem łajdactwa<br />
i draństwa, wskazując Polskę jako<br />
kraj o znacznie większej swobodzie. Nie<br />
godził się jednak na stan wojenny, a dysydentów<br />
zachęcał do oporu. Nie należy<br />
tedy się dziwić, że w czasie każdego pobytu<br />
w Berlinie Wschodnim krążyła wokół<br />
niego chmara agentów, a teczki w archiwach<br />
pęczniały od mniej lub bardziej<br />
istotnych, ale często również banalnych,<br />
informacji.<br />
Po każdym jego pobycie nie tylko w<br />
stolicy NRD, można było z zapisków<br />
agentów ułożyć jadłospis, kartę win oraz<br />
listę rozlicznych wizyt i spotkań. Trochę<br />
lekkomyślnie spotykał się w prywatnych<br />
mieszkaniach, a po jego wyjeździe wpływowi<br />
ludzie kultury i sztuki oraz intelektualiści<br />
byli mniej lub bardziej jawnie<br />
szykanowani.
Kai Schlüter w najnowszej pracy<br />
Günter Grass im Visier. Die Stasi-Akte. Eine<br />
Dokumentation mit Kommentaren von Günter<br />
Grass und Zeitzeugen dokumentuje i opisuje<br />
zawartość liczących 2000 stron teczek<br />
pisarza. Tajny współpracownik „Martin”<br />
(znany i skądinąd dobry pisarz Hermann<br />
Kant) donosił o spotkaniu z pisarzami<br />
w prywatnym mieszkaniu. Pada<br />
nawet absurdalne podejrzenie, że znana<br />
Grupa 47, do której również należał<br />
Grass, jest zakamuflowaną organizacją<br />
polityczną SPD.<br />
Służby specjalne niemal oszalały,<br />
kiedy Grass publikuje kolejną sztukę.<br />
W najczarniejszych myślach nie mógł<br />
przewidzieć, jakie czekają go kłopoty<br />
w związku z Plebejuszami, próbujacymi powstania,<br />
wystawioną w 1966 roku przez<br />
berliński „Schiller-Theater” w reżyserii<br />
Hansjörga Utzeratha. Długo przed<br />
premierą krążyły po Niemczech manuskrypty<br />
sztuki, które dotarły nawet<br />
do Waltera Ulbrichta. Wyczuwało się<br />
atmosferę pewnej nerwowości. Obawiano<br />
się bomby z opóźnionym zapłonem.<br />
Sztuka porusza bowiem problem<br />
stosunku intelektualisty do otaczającej<br />
go rzeczywistości społeczno-politycznej.<br />
Pisarz posługiwał się w latach 60.<br />
(również polemicznie) terminem „sztuka<br />
tendencyjna”. Jego przemówienie<br />
Vor- und Nachgeschichte der Tragödie des Coriolanus,<br />
wygłoszone w Akademii Berlińskiej<br />
w 1964 roku z okazji 400. rocznicy<br />
urodzin Szekspira, było niewątpliwie<br />
zapowiedzią Plebejuszy. Grass postawił<br />
Brechtowi zarzut, że jego kontrowersyjna<br />
adaptacja Coriolana jest przykładem<br />
sztuki tendencyjnej. U Szekspira – powiada<br />
Grass – „Coriolan jest wielkim<br />
tragicznym bohaterem, u Brechta nato-<br />
Norbert Honsza: Günter Grass: dziecko szczególnej troski Stasi<br />
miast tylko pretekstem do »gustownego<br />
estetyzowania«”.<br />
Szekspir napisał Coriolana jako protest<br />
przeciwko zamykaniu teatrów. Grass<br />
doszukał się pewnego podobieństwa w<br />
zachowaniu Brechta podczas wydarzeń<br />
17 czerwca w Berlinie, chociaż nazwisko<br />
Brechta nie pada w utworze ani raz.<br />
Szefa można naturalnie identyfikować<br />
z Coriolanem, ale wikłając się w polityczną<br />
wymowę utworu, wpada Grass w<br />
dziwną pułapkę: albo musi opaść kurtyna,<br />
ponieważ robotnicy zauważają, że<br />
ważniejsi są na ulicy niż w teatrze sławnego<br />
reżysera, albo kurtyna nie opada<br />
i wówczas – powiada Joachim Kaiser<br />
– „rewolucyjnym robotnikom scena wydaje<br />
się ważniejsza od ulicy”. W obliczu<br />
twardej rzeczywistości potencjalny przywódca<br />
robotników zawodzi i zawodzi<br />
także idea reformistyczna. Jeszcze przed<br />
ukazaniem się sztuki, w jednej z mów<br />
wyborczych (Lubeka 1965) opowiedział<br />
się Grass za rozsądkiem, a jego krytyka<br />
„śmierdzącej rzeczywistości” zbliżona<br />
jest do sformułowań występujących w<br />
tragedii.<br />
„Wzywam niemieckich uczonych,<br />
teologów, pisarzy i studentów, artystów<br />
i lekarzy, architektów i inżynierów,<br />
wzywam wszystkich, którym bliski jest<br />
duch, dla których rozsądek jest bazą całego<br />
poznania, dla których wartością są<br />
artystyczne i naukowe tradycje naszego<br />
kraju, dla których demokracja i tylko demokracja<br />
może służyć za ojczyznę: każcie<br />
waszej pracy odpocząć kilka godzin i<br />
przyczyńcie się słowem i pismem do tego,<br />
żeby pycha i ignorancja nie były dłużej<br />
przeszkodą nie do pokonania w naszym<br />
podzielonym kraju. Wszyscy wiemy, jaką<br />
straszną potęgą może być głupota. Nasza<br />
55
Refleksje<br />
historia uczy nas, na jakie brzemienne<br />
w skutki manowce możemy zejść. Delikatna<br />
roślinka rozsądku stale dawała się<br />
zagłuszać przez trawę. Zatroszczmy się,<br />
żeby w końcu w naszym kraju zwyciężył<br />
rozsądek, a racjonalizm rozprzestrzenił<br />
się jak jakaś uzdrawiająca epidemia”.<br />
Robotnicy w sztuce Grassa mówią jednak<br />
jak dzieci i są w swych reakcjach infantylni<br />
(M. Reich-Ranicki), a sztuka jest<br />
„mieszaniną teatru marionetek i baśni z<br />
1001 nocy” (J. Kaiser). W sztuce tej o „raczej<br />
głupkowatej zawartości myślowej”<br />
(W. Jens) pomieszczono „dużo Schillerowskiej<br />
retoryki” (M. Jurgensen), a<br />
arcykonserwatywny „Bayernkurier” wysyła<br />
„świętą krowę lewicy” na pustynię.<br />
Wydawca „Spiegla”, Rudolf Augstein,<br />
zarzucił autorowi wręcz rażące błędy<br />
myślowe. Hellmuth Karasek skarżył się<br />
na potworną nudę. Natomiast „Berliner<br />
Zeitung” ubolewała, że Grass poświęcił<br />
wielki talent dla opluwania Bertolta<br />
Brechta. Przy takich opiniach, sformułowania<br />
„moralizujący patriota”, który<br />
„przeteatralizował” swoje dzieło, czy też<br />
„idealistyczny dramat do czytania” (P.<br />
Hamm) brzmią niemalże jak zachwyt.<br />
Willy Brandt napisał w liście do pisarza,<br />
iż był świadkiem wielkiego wydarzenia<br />
literackiego, a przemądrzałymi krytykami<br />
nie należy się przejmować. W wielu<br />
gazetach mowa była o narodowym kiczu,<br />
a w czasie premiery rozlegały się gwizdy<br />
– publiczność zareagowała żywiołowym<br />
protestem na znak, że tak kiepskiego teatru<br />
już dawno nie widziała.<br />
Wszechogarniający skandal w niemieckim<br />
życiu teatralnym wisiał na włosku,<br />
kiedy wdowa po Brechcie – Helena Weigel<br />
zagroziła teatrom odebraniem praw<br />
autorskich na wystawianie dramatów<br />
56<br />
Mistrza. Sztuka miała 50 przedstawień,<br />
a emocje powoli się wyciszyły. Ponownie<br />
wystawiono ją – także bez powodzenia –<br />
w 1986 roku. Należy w tym miejscu gwałtownie<br />
zaprzeczyć, jakoby sztuka była<br />
wyrazem „prywatnej wojenki” Grassa z<br />
wielkim Brechtem. Takiej potrzeby zapewne<br />
autor Blaszanego bębenka nigdy nie<br />
odczuwał, a nastroje anty-Grassowskie<br />
nakręcała SED-owska propaganda oraz<br />
Stasi, mówiące o szkalowaniu literackiej<br />
ikony NRD. Frontowe miasto Berlin<br />
– grzmieli propagandyści – oddano w<br />
ręce „prowokacji wojennej i kontrrewolucji”.<br />
Nigdy dotąd dzieło literackie nie<br />
przyczyniło się do tak bolesnego i wręcz<br />
absurdalnego eskalowania politycznej<br />
atmosfery między oboma państwami<br />
niemieckimi.<br />
Wiele spraw, mimo intensywnych<br />
starań i intryg, nie udało się w kontekście<br />
Grassa wyciszyć, choćby jego starania<br />
o wspólne fora literackie, w których<br />
oprócz pisarzy zachodnioberlińskich<br />
(Nicolas Born, Hans Christoph Buch,<br />
Peter Schneider, Günter Grass) udział<br />
biorą również twórcy z NRD: Erich<br />
Arendt, Thomas Brasch, Günter Kunert,<br />
Karl Mickel, Hans-Joachim Schädlich,<br />
Klaus Schlesinger i in.<br />
Nieświadomy wielu spraw pisarz zachodnioniemiecki<br />
nie kryje się ze swoimi<br />
kontaktami z wieloma dysydentami:<br />
Frank-Wolf Matthies i Lutz Rathenow<br />
zostają aresztowani, a socjaldemokrata<br />
Grass ukarany odmową wizy. Dopiero<br />
w ramach głasnosti i pierestrojki idą<br />
władze partyjne SED na większe koncesje,<br />
bowiem w 1987 roku ukazuje się w<br />
Niemczech Wschodnich nawet Blaszany<br />
bębenek. Agenci Stasi nie bardzo wiedzą<br />
jak się nadal zachowywać, zaś pisarz
swobodnie jeździ z odczytami po miastach<br />
NRD.<br />
W Berlinie Wschodnim dochodzi do<br />
potężnych demonstracji pod hasłem:<br />
„Precz z murem, niech żyje wolność i<br />
demokracja”. Uaktywniają się kościelne<br />
organizacje, ale kulminacyjny moment<br />
protestu przypada na dzień 17 stycznia<br />
1988. Oficjalna demonstracja ku czci<br />
69. rocznicy zamordowania Róży Luxemburg<br />
zamienia się w olbrzymi wiec<br />
pod hasłem stworzonym z jej słynnych<br />
słów: „Wolność jest zawsze tylko wolnością<br />
inaczej myślących”. Policja i agenci<br />
STASI wdają się w brutalne bójki z demonstrantami.<br />
Przez NRD przechodzi<br />
fala prześladowań i aresztowań. Tysiące<br />
mieszkańców NRD zjawiają się w ambasadach<br />
Budapesztu, Pragi i Warszawy,<br />
aby ubiegać się o wizy wyjazdowe. W<br />
Lipsku demonstruje krótko przed upadkiem<br />
muru berlińskiego pół miliona<br />
mieszkańców.<br />
Günter Grass udaje się w ostatnią podróż<br />
do moralnie i politycznie zdemolowanej<br />
Niemieckiej Republiki Demokratycznej.<br />
Wędruje ze szkicownikiem, aby<br />
udokumentować umierające lasy. Wracając<br />
9 listopada 1989 roku samochodem z<br />
Berlina do Behlendorf słyszy w radiu, iż<br />
padł mur berliński. Jak większość Niemców<br />
jest w szoku i w domu przez całą noc<br />
śledzi w telewizji dalszy tok wydarzeń.<br />
Identyfikuje się z niesionymi przez demonstrantów<br />
napisami: „My jesteśmy<br />
narodem” i „Zetnijcie bonzów, chrońcie<br />
drzewa”. Koniec niewoli – nie tylko<br />
we wschodnich Niemczech, ale również<br />
w Polsce, Czechosłowacji i na Węgrzech<br />
przyjął spokojnie i pragmatycznie, chociaż<br />
również z pewną dozą nieufności.<br />
Kiedy wkrótce okazało się, że wieloma<br />
Norbert Honsza: Günter Grass: dziecko szczególnej troski Stasi<br />
pisarzami sterowały służby specjalne<br />
NRD, ostro sprzeciwia się wszelkim<br />
ewentualnym wobec nich represjom,<br />
twierdząc, iż nie należy wspomagać STA-<br />
SI w ich pozagrobowym triumfie. W<br />
najgorszej sytuacji znajduje się Christa<br />
Wolf: ceniona wprawdzie przez Grassa,<br />
ale przez wielu kolegów nazwana pisarką<br />
reżimową.<br />
Kiedy zostają opublikowane o niej<br />
dokumenty jako TW „Margarete”, Grass<br />
stanowczo protestuje przeciwko katom<br />
kręcącym na jej szyi stryczek. Szczególnie<br />
mocno rozczarowuje atak Marcela<br />
Reicha-Ranickiego na pisarkę, bowiem<br />
jako „konwertyta polityczny” powinien<br />
był bardziej ważyć słowa. Fritz J. Raddatz<br />
czy Hellmuth Karasek, również krytykujący<br />
Christę Wolf, zostali przez Grassa<br />
znacznie łagodniej potraktowani. Ogólnie<br />
wyraża zdumienie, że pisarka została<br />
oceniona znacznie ostrzej od funkcjonariusza<br />
partyjnego i dogmatyka Hermanna<br />
Kanta. Następuje nieprzejednana<br />
dyskusja na temat moralności pisarzy i<br />
żadna ze stron nie chce choćby na jotę<br />
ustąpić od swych przekonań i argumentacji.<br />
Grass sprzecza się w telewizji z Rudolfem<br />
Augsteinem o sens i przyszłość<br />
zjednoczonych Niemiec. Od czasu Tomasza<br />
Manna nikt z pisarzy nie posiadał<br />
takiego autorytetu jak autor Blaszanego<br />
bębenka.<br />
Z uwagą, choć często krytycznie, wsłuchiwano<br />
się w jego racje. Nadal wypowiada<br />
się krytycznie czy wręcz pogardliwie<br />
o krytykach, prowadzących show-biznes<br />
w kwartetach literackich. Kogo miał na<br />
myśli, wszyscy wiedzą. Sprowokowany<br />
Reich-Ranicki odpowiada ostro, co<br />
ponownie nakręca spiralę wzajemnych<br />
animozji i niechęci. Na progu wysiłków<br />
57
Refleksje<br />
zjednoczeniowych popełnia Grass ewidentne<br />
błędy polityczne, wypowiadając<br />
się za dwoma niemieckimi państwami<br />
w jednym związku. W Lubece dyskutuje<br />
z przybyłymi z Niemiec Wschodnich<br />
mieszkańcami o federalistycznym państwie.<br />
W Lipsku, w Nikolaikirche, czyta<br />
fragmenty ze Szczurzycy i ostrzega przed<br />
„pustym gadaniem zjednoczeniowym”.<br />
Tezy te powtórzy przed studentami na<br />
Uniwersytecie Gdańskim. Wprawdzie z<br />
tych koncepcji później wycofał się, ale na<br />
początku wywołały one spore zamieszanie,<br />
bo zdecydowanie sprzeciwiał się zadufanej<br />
„pańskości”, reprezentowanej przez Helmuta<br />
Kohla oraz nie podzielał triumfalizmu<br />
i euforii tamtych dni. W „Die Zeit”<br />
napisał w 1990 roku bez ogródek:<br />
„W istocie rzeczy: nie tylko lękam<br />
się Niemiec zredukowanych z dwóch<br />
państw do jednego, ale stanowczo odrzucam<br />
państwo jedności i byłoby mi<br />
lżej na sercu, gdyby – do utworzenia takiego<br />
państwa nie doszło [...] Nie, takiej<br />
ojczyzny, bezczelnie triumfującej, powiększonej<br />
w drodze ingerencji, nie chcę,<br />
jakkolwiek prócz kilku myśli nie dysponuję<br />
żadnymi środkami, by zapobiec<br />
niefortunnemu porodowi [...] W rezultacie<br />
będzie nas niemal osiemdziesiąt milionów.<br />
Będziemy znowu zjednoczeni,<br />
silni i – nawet przy próbach mówienia<br />
cicho – hałaśliwi. Na koniec – ponieważ<br />
dosyć nigdy nie jest dosyć – uda się za<br />
58<br />
pomocą niezawodnie twardej marki – i<br />
po uznaniu polskiej granicy zachodniej<br />
– podporządkować sobie gospodarczo<br />
spory szmat śląska, kawałek Pomorza i<br />
– według aż nadto znanych wzorców niemieckiej<br />
historii – znowu przyjdzie nam<br />
być postrachem i żyć w izolacji. Taką<br />
ojczyznę zdradzam już dziś; moja ojczyzna<br />
powinna być bardziej różnorodna,<br />
kolorowa, lepiej żyjąca z sąsiadami, mądrzejsza<br />
po szkodzie i strawniejsza dla<br />
Europy”.<br />
Pisarz kolejny raz próbuje uaktywnić<br />
się politycznie, ale nie przyjmuje do wiadomości,<br />
że nastały diametralnie inne<br />
czasy. Niewiele pozostało ze starej przyjaźni<br />
z Willy Brandtem, za bardzo się od<br />
siebie oddalili, aby jeszcze kiedykolwiek<br />
zbliżyć się ponownie: niemniej jednak<br />
żąda przyjęcia w Niemczech tysięcy<br />
bezdomnych Cyganów. Broni Salmana<br />
Rushdiego, na którego wszczęto nagonkę:<br />
„Jezus Chrystus kochał prowokacje,<br />
dlatego jest pewne, że ów mężczyzna o<br />
imieniu Mohammed, znany jako prorok,<br />
z największą przyjemnością przeczytałby<br />
powieści Salmana Rushdiego,<br />
szczególnie zaś jego Szatańskie wersety”.<br />
Przed studentami na uniwersytecie we<br />
Frankfurcie nad Menem cytuje opinię<br />
Adorna: „Prawie nierozwiązalne zagadnienie<br />
polega na tym, aby nie dać się<br />
ogłupić ani przez władzę innych, ani<br />
przez własną bezradność”.
Wolfgang Bittner<br />
Wir sind auf einem guten Weg<br />
Bericht über eine Reise nach Schlesien<br />
Das Wiedersehen mit Schlesien ist für<br />
den, der dort geboren ist und dessen<br />
Heimat es einmal war, immer auch eine<br />
Reise in die Vergangenheit. Die Gegenwart<br />
wird unabweisbar geprägt und<br />
durchdrungen von den Erinnerungen<br />
wie es einmal war und was sich dort ereignet<br />
hat. Die Frage ist nach wie vor:<br />
Wie können wir damit umgehen, wenn<br />
wir zwar der Überzeugung sind, dass der<br />
Verlust der Heimat ein Unrecht für Millionen<br />
Menschen war, dass die Ursachen<br />
aber in der mörderischen Politik des NS-<br />
Staates lagen und dass die Abtretung der<br />
deutschen Ostgebiete, die etwa 700 Jahre<br />
zum deutschen Reich gehörten, der zu<br />
erbringende Tribut Deutschlands für<br />
die Verbrechen während des Nationalsozialismus<br />
war – so schmerzlich diese<br />
Erkenntnis auch für viele Heimatvertriebene<br />
und Flüchtlinge sein mag.<br />
Meine wiederholten Lese- und Vortragsreisen<br />
nach Polen, insbesondere<br />
in die ehemals deutschen Gebiete, haben<br />
mir gezeigt, wie wichtig eine Verständigung<br />
mit diesem nicht einfachen<br />
Nachbarn ist, der Deutschland zugleich<br />
fürchtet und verehrt, hasst und liebt.<br />
Nicht zu vergessen ist dabei, dass man<br />
Deutschland in Polen – soweit es politisch<br />
gemäßigt zugeht – ebenfalls für<br />
einen schwierigen Nachbarn hält. Aber<br />
wir müssen zu einer Aussöhnung kommen,<br />
daran besteht kein Zweifel. Und<br />
wie es scheint, sind wir auf dem Wege<br />
dahin, jedoch noch lange nicht am Ziel.<br />
Denn die zu überwindenden Widerstände<br />
sind groß, die emotionalen Belastungen<br />
noch 65 Jahre nach dem Ende des<br />
zweiten Weltkriegs auf beiden Seiten<br />
deutlich spürbar.<br />
Kürzlich war ich wieder einmal in<br />
Breslau/Wrocław, ich war in Gleiwitz/<br />
Gliwice und in Waldenburg/Wałbrzych.<br />
Die Anlässe waren erfreulich. In Breslau<br />
wurde gerade eine Doktorarbeit über<br />
mein bisheriges literarisches Werk abgeschlossen<br />
und ich war zur öffentlichen<br />
Verteidigung der Dissertation eingeladen<br />
worden, die an der Germanistischen<br />
Fakultät der Breslauer Universität stattfand.<br />
Beteiligt waren neben der Doktorandin,<br />
Frau Jasita, die Professoren Norbert<br />
Honsza (als Doktorvater), Edward<br />
Białek (als Vorsitzender der Prüfungskommission)<br />
sowie als Gutachter die<br />
Professorin Irena światłowska-Prędota<br />
und Professor Lech Kolago aus Warschau.<br />
Meine literarische und publizistische<br />
Arbeit hat in den vergangenen Jahren<br />
selten eine so positive und freundliche<br />
Beachtung gefunden wie an der Breslauer<br />
Universität, wo ständig auch Di-<br />
59
Refleksje<br />
plom- und Magisterarbeiten über mein<br />
Werk oder Teile meines Werks geschrieben<br />
werden, ebenso wie in Kattowitz,<br />
Oppeln, Tschenstochau und an weiteren<br />
Hochschulen Polens. Das freut mich<br />
natürlich und ich fühle mich dadurch<br />
geehrt.<br />
In derselben Woche war eine Lesung<br />
aus meinen Büchern mit anschließender<br />
Diskussion in meiner Geburtsstadt Gleiwitz<br />
angesagt. Die Veranstaltung war in<br />
der ganzen Stadt plakatiert, so dass im<br />
Saal der Stadtbibliothek etwa hundert<br />
Zuhörer zusammenkamen, erstaunlich<br />
viele ältere Menschen deutscher<br />
Herkunft sowie zahlreiche Schüler, die<br />
Deutsch lernen. Die Organisation hatte<br />
das Haus der Deutsch-Polnischen Zusammenarbeit<br />
übernommen, eine seit<br />
zwölf Jahren bestehende Einrichtung,<br />
die es sich zur Aufgabe gemacht hat, die<br />
deutsche Minderheit in Schlesien sowie<br />
ihren Dialog mit der polnischen Mehrheit<br />
zu fördern, „ein Ort des Dialogs<br />
und der aktiven Verständigung“, wie es<br />
im Programm heißt. Die von dem Literaturwissenschaftler<br />
Dr. Kowal moderierte<br />
Diskussion entzündete sich unter<br />
anderem an der Frage nach der Bedeutung<br />
von Heimat.<br />
Hochinteressant war am folgenden<br />
Tag die Begegnung mit Studenten der<br />
germanistischen Fakultät der Staatlichen<br />
Fachhochschule in Waldenburg/<br />
Wałbrzych, zu der Prof. Dr. Edward<br />
Białek eingeladen hatte. Die auf anderthalb<br />
Stunden angesetzte Veranstaltung<br />
dauerte aufgrund vieler Fragen<br />
fast drei Stunden. In der Diskussion<br />
spielten sowohl die Literatur wie auch<br />
die Politik eine wesentliche Rolle.<br />
Viele Studenten klagten über die un-<br />
60<br />
haltbaren wirtschaftlichen Umstände,<br />
unter denen sie und ihre Eltern zu leben<br />
gezwungen sind.<br />
Der anschließende Besuch im Museum<br />
in Wałbrzych verdeutlichte, wie<br />
positiv sich die Einbeziehung der deutschen<br />
Vergangenheit in die polnische<br />
Geschichtsschreibung in den letzten<br />
Jahren entwickelt hat. In der außerordentlich<br />
umfangreichen Porzellan-<br />
Sammlung befinden sich zahlreiche<br />
Ausstellungstücke aus der Produktion<br />
der Krister-Porzellan-Manufaktur (1831<br />
gegründet, 1921 von Rosenthal gekauft)<br />
und der Porzellanmanufaktur von Carl<br />
Tielsch (1845 in Altwasser bei Waldenburg<br />
gegründet), die zeitweise einer der<br />
größten deutschen Porzellanhersteller<br />
war und wozu seit 1932 auch die Firma<br />
Hutschenreuther gehörte.<br />
In einem Saal des Museums befinden<br />
sich zudem Vorkriegsansichten von<br />
markanten Gebäuden, Industrieanlagen,<br />
Straßen und Plätzen der Stadt, denen aktuelle<br />
Ansichten gegenübergestellt sind.<br />
Auf den alten Fotos ist deutlich die deutsche<br />
Vergangenheit der Stadt erkennbar.<br />
Auch werden Persönlichkeiten aus dieser<br />
Zeit gewürdigt, was vor einigen Jahren<br />
noch undenkbar gewesen wäre.<br />
Die Stadt, die mit abnehmender<br />
Tendenz noch etwa 125.000 Einwohner<br />
zählt, liegt 65 Kilometer südwestlich<br />
von Breslau zwischen Riesengebirge und<br />
Eulengebirge. Nachdem hier vor einigen<br />
Jahren der Kohlebergbau eingestellt<br />
wurde, gehört Waldenburg heute zu den<br />
ärmsten Gebieten Polens mit einer außerordentlich<br />
hohen Arbeitslosenrate;<br />
nach der Statistik lebt mehr als die Hälfte<br />
der Bevölkerung an oder unterhalb<br />
der Armutsgrenze. Man bemüht sich,
doch die Stadt wirkt heruntergekommen.<br />
Alkoholismus und Kriminalität<br />
haben seit der Zechenstilllegung stark<br />
zugenommen, der illegale Kohleabbau<br />
in den lebensgefährlichen Schächten<br />
fordert ständig neue Opfer.<br />
Wieder in Breslau, war der Hörsaal<br />
überfüllt, die Studenten saßen zum Teil<br />
noch auf den Fensterbänken. Ich las aus<br />
den Büchern „Gleiwitz heißt heute Gliwice“,<br />
„Überschreiten die Grenze“ und<br />
„Niemandsland“; auch hier gab es Fragen<br />
über Fragen und eine rege Diskussion.<br />
Und wie überall in den vielen Gesprächen<br />
während dieser Reise, zeigte sich<br />
das überaus große Interesse an Kontakten<br />
und einem intensiven Austausch mit<br />
Wolfgang Bittner: Wir sind auf einem guten Weg<br />
Deutschland. Wir sind auf einem guten<br />
Weg, das bestätigten auch die polnischen<br />
Gastgeber, wir müssen vorangehen.<br />
Wolfgang Bittner, geboren 1941 in Gleiwitz,<br />
lebt als freier Schriftsteller in Göttingen und Köln.<br />
Der promovierte Jurist schreibt für Erwachsene,<br />
Jugendliche und Kinder, ist Mitglied im PEN<br />
und erhielt mehrere Preise und Auszeichnungen.<br />
2004 und 2006 führten ihn Gastprofessuren<br />
nach Polen. Er veröffentlichte mehr als 60 Bücher,<br />
darunter die Romane „Der Aufsteiger<br />
oder Ein Versuch zu leben“, „Niemandsland“<br />
und „Flucht nach Kanada“, der Erzählband<br />
„Das andere Leben“ sowie das Sachbuch „Beruf:<br />
Schriftsteller“. (Weitere Informationen:<br />
www.wolfgangbittner.de)<br />
61
Refleksje<br />
Klaus Schuhmann<br />
„Noch ist Polen nicht verloren“<br />
– Rudolf Leonhard bezeugte es<br />
mit Gedichten<br />
Nimmt man heutigentags die zu sechs<br />
Bänden gebündelten Hefte der seit 1913<br />
im Leipziger Kurt Wolff Verlag erschienenen<br />
Textfolge „Der jüngste Tag“ zur<br />
Hand, macht sich ein aus den meist<br />
typisch expressionistischen Buchtiteln<br />
heraus ragender besonders bemerkbar:<br />
der 1918 erschienene mit der Überschrift<br />
„Polnische Gedichte“ von Rudolf Leonhard<br />
(1889-1953). Sucht man eine<br />
Erklärung dafür, findet man in den einschlägigen<br />
Lexika eine vordergründige<br />
auf den Geburtsort Lissa bezogen (in<br />
Klammer stets mit dem Hinweis darauf,<br />
dass er in Polen liegt), obwohl Leonhard<br />
als Sohn eines deutschen Rechtsanwalts<br />
im damaligen Schlesien zur Welt kam<br />
und erst in den nachfolgenden Jahren in<br />
westlich davon gelegenen deutsche Universitäten<br />
Jura studierte, danach in Berlin<br />
lebte und 1927 nach Frankreich übersiedelte,<br />
wo er bald auch in der Sprache<br />
dieses Landes schrieb.<br />
Eher schon erinnert die Überschrift<br />
„Polnische Gedichte“ an Schriftsteller<br />
des 19. Jahrhunderts, die damals aus<br />
Sympathie und eigener Freiheitsliebe<br />
das polnische Ringen um Selbstbestimmung<br />
und nationale Unabhängigkeit<br />
mit Gedichten begleiteten, während<br />
die Schriftsteller des 20. Jahrhunderts<br />
62<br />
mit einer veränderten, wenn auch vergleichbaren<br />
politischen Konstellation<br />
konfrontiert waren: die durch den 1.<br />
Weltkrieg hervorgerufene politisch-geographische<br />
Situation, in der sich Polen<br />
zu Republik emporarbeitete. Diesem<br />
zeitgeschichtlichen Hintergrund – einhergehend<br />
mit Leonhards eigener Wandlung<br />
vom deutschgesinnten Kriegsfreiwilligen<br />
zum pazifistischen Internationalisten<br />
– verdanken seine Gedichte<br />
hauptsächlich ihre Entstehung, wie der<br />
„Ende September 1916“ in „Göttingen“<br />
verfassten Nachbemerkung zu entnehmen<br />
ist, die mit den Worten anhebt:<br />
Das Nationalgefühl, wenn es über einen<br />
ohne sittliche Qualitäten wirkenden Instinkt<br />
zu einer Überzeugung gediehen ist,<br />
damit aber anders und höher aufrichtig<br />
wurde als der bisher geltende Urtrieb,<br />
und für sich und andere berechtigter,<br />
muß, neben anderen Tugenden, die freudige<br />
Anerkennung jedes fremden Nationalgefühls<br />
zur Folge haben. Wovon ich<br />
überzeugt bin, daß ich – und nicht als der<br />
so und so zufällig Veranlagte, sondern als<br />
der überhaupt Seiende – es darf, ja daß<br />
ich es soll, dessen Recht und mehr als<br />
Recht muß ich allein in gleichem Stande<br />
Seienden zugestehn. Das Bestehn der<br />
Nationen ist nicht nur die Voraussetzung<br />
des Internationalismus: Folge des eignen<br />
Nationalgefühls ist die Anerkennung des<br />
Prinzips der Nationen, und es ist bloße<br />
Anwendung, ist nur der letzte Schritt
zum Wissen um die Vielfalt ihres Reichtums<br />
und bis zur Liebe der Nationen, zur<br />
Weltliebe.<br />
Es bedürfte bei diesen Sätzen eingehender<br />
Exegese, aus welchen geistigen<br />
oder juristischen Quellen Leonhard<br />
schöpfte, um die nachfolgenden Polen-Gedichte<br />
zu beglaubigen, während<br />
wenig später – nun auf Deutschland bezogen<br />
– literaturgeschichtlich eindeutig<br />
erklärt wird:<br />
Und es heißt deutsche Überlieferung<br />
aufnehmen, die beste deutsche Überlieferung,<br />
wenn wir mit den Völkern in die Zukunft<br />
gehen, und die Hoffnungen eines<br />
schönen, stolzen und strebenden Volkes<br />
mitfühlen. Auch Deutsche kämpften bei<br />
Missolunghi und (im Politischen wohl<br />
falsch genug eingenommen) bei Ladysmith.<br />
Der Marquis San Bacco Heinrich<br />
Manns, in den Romanen der Herzogin<br />
von Assy, kämpfte in allen Erdteilen für<br />
die Völker, die ihre Freiheit suchen, ohne<br />
Besinnen und Bedenken; so sehr hat<br />
der Garibaldiner seines Volkes Freiheit<br />
geliebt. Wir haben noch San Baccos; ihnen<br />
wären, wüßte ich sie namentlich zu<br />
nennen, diese Gedichte leidenschaftlich<br />
gewidmet.<br />
Mit seinem Verweis auf die zu Jahrhundertbeginn<br />
erschienenen „drei Romane<br />
der Herzogin von Assy“ mit dem<br />
Obertitel „Die Göttinnen“ ist jener<br />
Schriftsteller als ein „guter Geist“ angerufen,<br />
der 1932 mit seinem „Bekenntnis<br />
zum Übernationalen“ jenem Nationalismus<br />
deutscher Prägung Paroli zu bieten<br />
versuchte, der sich mit dem Überfall auf<br />
Polen als der kriegerischste in Europa<br />
erwies.<br />
Die polnische „Überlieferung“<br />
kommt mit ihrem Beitrag zur „Weltliebe“<br />
mit zwei Gedichten zu Wort, in denen<br />
Garibaldi vergleichbare Personen<br />
genannt werden: „Poniatowski auf dem<br />
Klaus Schuhmann: „Noch ist Polen nicht verloren“<br />
Balkon“ und der weniger bekannte „Witold<br />
Napierogocki“, von dem zu lesen<br />
ist:<br />
Als ich nach Galizien kam,<br />
lag es vom Kriege noch verschont.<br />
Die Völker drängten an,<br />
sich zu bedrängen.<br />
(…)<br />
Nein, noch ist Polen nicht verloren.<br />
Mein Volk, Du wirst Dich neugeboren<br />
blutend zwischen die blutenden Völker<br />
zwängen,<br />
Völker die in Wunden stöhnen,<br />
Ostens und Westens zu versöhnen.<br />
Während in diesen beiden Gedichten<br />
zwei auf unterschiedliche Weise mit Kriegen<br />
verbundene Namen ins Feld geführt<br />
werden, greifen andere in die polnische<br />
Geschichte aus: „Die Polen an Irland“<br />
und „An Amerika“, worin es heißt:<br />
O die Auswandrer<br />
in den Zwischendecken,<br />
wenn eng die Menge auf den Koffern<br />
hockt,<br />
stumpf übers blendende Wasser sieht,<br />
verstockt<br />
horcht, wie einer, einer nur kläglich<br />
die Harmonika spielt;<br />
und zusieht, wie ein Kind sich keuchend<br />
auf den Brettern sielt;<br />
und ausfährt, um drüben in gleichem<br />
Elend zu verrecken!<br />
Am Schluss des Gedichts überträgt<br />
sich aber Zukunftsglaube expressionistischer<br />
Prägung auch auf die Auswanderer:<br />
Alle hat die Urmutter an die Erdenbrust<br />
genommen.<br />
Jeder wird sie und wird den anderen<br />
lieben.<br />
Wir wollen selbst die neue Welt errichten!<br />
63
Refleksje<br />
Um das ethnisch-politisch gemeinte<br />
Adjektiv „polnisch“ im Titel seines<br />
Gedichtbandes sinnfällig werden zu<br />
lassen, hat sich Leonhard Menschen<br />
geschaffen, die er entweder als einzelne<br />
Personen oder als Gruppe singend sich<br />
verlautbaren lässt, wie es im „Lied der<br />
Polen an Europa“ geschieht, das nach<br />
„Gerechtigkeit“ ruft:<br />
64<br />
Nicht die Liebe sei es, daß Ihr unser<br />
Land befreit:<br />
zweiundzwanzig Millionen,<br />
die im Steinbruch ihrer Städte, im flachen<br />
Land geschart um Ströme wohnen,<br />
ein Volk schreit<br />
Euch zu: Gerechtigkeit.<br />
Im Gedicht „Polnische Schauspielerin“<br />
manifestiert sich aus vergleichbarem<br />
zeitgeschichtlichen Erlebnisgrund<br />
der Wunsch:<br />
O, auf Erden<br />
im eigenen Wort verstanden werden!“<br />
Gemeint ist hier die „polnische Sprache“,<br />
auf die sich nationale Identität<br />
gründen soll, vergleichbar dem „Wappentier“,<br />
das im Gedicht „Der polnische<br />
Adler“ beschworen wird:<br />
Noch tierisch, Wappentier, und tierisch<br />
wirst Du bleiben,<br />
mager, unschuldig, sehnig, alterslos<br />
im Alter –<br />
doch Menschen recken sich als Deine<br />
Wappenhalter<br />
an beiden Seiten Dir – Du kannst sie<br />
nicht vertreiben.<br />
Neben dem Gedicht mit dem heraldischen<br />
Titel hat Leonhard eines mit<br />
kunstgeschichtlichem platziert, das<br />
„Polnisches Barock“ überschrieben ist,<br />
aber mehr noch von den Wunden des<br />
Krieges gezeichnet ist als von der gestal-<br />
terischen Fülle einer Architektur, wie sie<br />
im 18. Jahrhundert in Europa entstand:<br />
Mit Wolkenwülsten steht die Stadt<br />
verrammelt.<br />
Um Türen klammern hyazinthne<br />
Strahlen<br />
geisternder Lichter sich. Der Mond<br />
versammelt<br />
die Schatten, die um schwellende Dächer<br />
greifen.<br />
Bauchige Rinnen stürzen in die Gassen,<br />
an Portalen<br />
vorüber, deren Wölbungen ins Leere<br />
schweifen.<br />
(…)<br />
So viel geschieht. Hier gibt es kein<br />
Verweilen.<br />
Hirngeschlagen zerfallen Tote<br />
in den Grüften,<br />
und über ihren eingewachsnen Spuren<br />
schwingt sich hier alles, in überirdischen<br />
Zeilen<br />
hinhorchend tatenlosen Qualen<br />
in Trotz und Fülle schwer und irdisch<br />
enteilen.<br />
Eingeleitet hat Rudolf Leonhard sein<br />
Buch mit einem „Gespräch zweier Deutschen“,<br />
geschlossen wird es mit einer<br />
Botschaft eines Polen an seine Landsleute,<br />
dargeboten als „Ein sterbender Minister<br />
hinterläßt den Polen“:<br />
Es gibt keine Grenze, wo Deutschland<br />
an Polen stößt,<br />
die Ströme treten ungehindert über<br />
in deutsches Land,<br />
und der Flissak, der seine Stämme<br />
stromabwärts flößt,<br />
hat nie erkannt,<br />
ob es den heimischen Atem<br />
mit feindlicher Luft vertauschen<br />
heißt, - da ihn weiter das Wasser trägt<br />
und hier wie dort<br />
mit gleichem unverstandnem Wort
gluckend eine Weile über die Bretter<br />
schlägt,<br />
und gleiche Melodie die Uferwälder<br />
rauschen.<br />
Ich hörte an den Grenzsteinen<br />
ein schmales Lettenmädchen lachen<br />
und weinen,<br />
in meine Brust hinein;<br />
vor schluchzenden Kadenzen ihrer<br />
Stimme versank der Stein –<br />
Ich wußte: wo polnische Erde liegt,<br />
ist sie in Streifen deutscher und russischer<br />
eingeschmiegt.<br />
Der Strom von Erde, der um den Globus<br />
fließt,<br />
ergießt<br />
auch in Polen sein Gewicht.<br />
Grenzen werden heißen, wo die Völker<br />
einanderstützen –<br />
Die besten Deutschen haben<br />
geschworen,<br />
Polen sei noch nicht verloren;<br />
einst werden die besten Russen Dich<br />
schützen –<br />
Wer Dich zwang und besessen<br />
hatte, Polen, sollst Du vergessen.<br />
Aber, eh nicht der Stern zerfällt,<br />
Polen, vergiß die Russen nicht,<br />
Polen, vergiß nicht die Deutschen,<br />
Polen, vergiß nicht die Welt!<br />
Nicht zufällig ist das Schlussgedicht<br />
wie ein Vermächtnis eines Toten an die<br />
Lebenden angelegt, damit ausgesprochen<br />
werden kann, was sich – auf die erste<br />
Hälfte des 20. Jahrhunderts bezogen<br />
– einerseits wie eine Warnung, aber auch<br />
wie eine Zukunftsvision deuten lässt und<br />
von einem Europaverständnis getragen<br />
wird, wie es die „Geistigen“ in den letzten<br />
Kriegsjahren auch in Deutschland<br />
und Frankreich propagierten, am markantesten<br />
Heinrich Mann, der in den<br />
zwanziger Jahren für die „Vereinigten<br />
Staaten von Europa“ warb.<br />
Klaus Schuhmann: „Noch ist Polen nicht verloren“<br />
Dass Rudolf Leonhard zu den Pionieren<br />
dieses neuen, einen Krieg verhindernden<br />
Denkens zählte, ist auch<br />
dadurch beglaubigt, wie Johannes R.<br />
Becher mit dem Gedichtbuch „An Europa“<br />
wahr werden ließ, was Ludwig Rubiner<br />
vor Kriegsbeginn nur bei einem<br />
Schriftsteller feststellen konnte: „Der<br />
Dichter greift in die Politik“.<br />
Selbst 1916, als Leonhard seine Nachbemerkungen<br />
zu Papier brachte, waren<br />
es nur wenige Dichter der expressionistischen<br />
Generation, die der Überzahl patriotisch-poetischer<br />
Ergüsse ihrer meist<br />
älteren Berufskollegen, allen voran<br />
Thomas Mann mit den „Bekenntnissen<br />
eines Unpolitischen“ grenzüberschreitende<br />
Verbrüderung entgegen hielten,<br />
aber noch lange nicht hoffen konnten,<br />
auf Gehör bei ihren Lesern zu stoßen,<br />
wie Rudolf Leonhard vermutete:<br />
Diese Gedichte werden vielleicht einem<br />
Vorurteil entgegengehen,<br />
da sie der übel beleumdeten<br />
Gattung der politischen<br />
Lyrik angehören. Es bleibt am besten<br />
ihnen selbst überlassen,<br />
sich und ihre Familie zu rechtfertigen<br />
und diesem Vorurteil<br />
zu begegnen (…) Sie verheißt nicht mehr<br />
als etwa „Liebeslyrik“,<br />
und es wird meistens übersehen,<br />
daß es auch unter den<br />
politischen Gedichten gute und schlechte<br />
gibt!<br />
Als die „Polnischen Gedichte“ im<br />
deutschen Revolutionsjahr 1918 erschienen,<br />
bedurfte es solcher Plädoyer für<br />
diese Sorte von Gedichten nicht mehr,<br />
und Rudolf Leonhard gehörte als Mitbegründer<br />
des Theaters „Die Tribüne“<br />
auf exponierte Weise zu jenen Pionie-<br />
65
Refleksje<br />
ren, die auch auf dem Theater eine neue<br />
„Gattung“ kreierten, von Erwin Piscator<br />
in seinen Schriften „Das politische Theater“<br />
genannt.<br />
Rudolf Leonhards nächstfolgende,<br />
dem Titel nach wiederum auf ein Land<br />
und dort auf den Ort seiner Internierung<br />
bezogene Gedichtfolge wird in der<br />
Werkausgabe „Le Vernet“ tituliert. Als<br />
er diesem Schreckensort durch Flucht<br />
entkam, gehörte er zu den Kämpfern<br />
der Rčsistance und überlebte auch in<br />
66<br />
diesen Jahren seiner Illegalität den<br />
Krieg. Als er 1947 am 1. deutschen<br />
Schriftstellerkongress in Berlin teilnahm,<br />
war für ihn endlich die Zeit gekommen,<br />
wieder „Deutsche Gedichte“<br />
zu schreiben und denen an die Hand<br />
zu geben, die seine Botschaft aus dem<br />
Jahr 1916 in den Wind geschlagen hatten,<br />
sich „die beste und deutscheste<br />
Überlieferung“ anzueignen. So wie er<br />
es getan hatte, als er seine „Polnischen<br />
Gedichte“ schrieb.
Sylwetki<br />
Karin Gafert<br />
„Daß eine Nation die ander<br />
verstehen möge“ – Dieter Bänsch:<br />
ein schlesischer Brückenbauer<br />
Am schwierigen Brückenbau zwischen<br />
Deutschland und Polen in der 2. Hälfte<br />
des 20. Jahrhunderts waren, unterhalb<br />
der politischen Ebene, unzählige Menschen<br />
beteiligt – auf beiden Seiten des<br />
Eisernen Vorhangs. Viele blieben und<br />
bleiben namenlos, andere bleiben in<br />
Erinnerung oder sollten nicht vergessen<br />
werden.<br />
Einen dieser deutsch-polnischen Brückenbauer<br />
in Erinnerung zu rufen, ist<br />
Absicht dieser Zeilen, die zugleich ein<br />
verspäteter Nachruf wären. Die Rede ist<br />
von Dieter Bänsch, Professor für Neuere<br />
deutsche Literatur an der Philipps-<br />
Universität Marburg, der 1995 kaum<br />
siebzigjährig verstorben ist. Die unter<br />
dem Strich positive Entwicklung der<br />
deutsch-polnischen Beziehungen in den<br />
letzten zwei Jahrzehnten nach dem Fall<br />
des Eisernen Vorhangs konnte er nicht<br />
mehr erleben. Sein deutsch-polnisches,<br />
besser: sein schlesisches Vermächtnis, ist<br />
die von ihm initiierte Partnerschaft zwi-<br />
schen der Marburger und Breslauer Universität,<br />
sind vor allem aber die Vielzahl<br />
wissenschaftlicher und privater Kontakte<br />
zwischen Deutschen und Polen.<br />
Der Titel der Festschrift zum 60. Geburtstag<br />
des polnischen Barockforschers<br />
Marian Szyrocki: „Daß eine Nation die<br />
ander verstehen möge“ 1 war auch ein Lebensmotto<br />
seines Marburger Kollegen<br />
und Freundes Dieter Bänsch. Bei seinen<br />
Bemühungen, das gegenseitige Verständnis<br />
zu fördern, spielte die eigene germanistische<br />
Fachwissenschaft, spielte der<br />
Dialog über die deutsche Literatur und<br />
Literaturwissenschaft eine Pionierrolle.<br />
Dass die germanistische Forschung<br />
und Lehre an der Breslauer Alma mater<br />
auf eine reiche Tradition zurückblicken<br />
1 Hrsg .v. Norbert Honsza und Hans-Gert<br />
Roloff. Amsterdam 1988. Der Titel bezieht sich<br />
seinerseits auf ein barockes deutsch-polnisches<br />
Lehrbuch, das sein Verfasser, ein Glogauer Philologe,<br />
1616 mit dieser Maxime dem Rat der<br />
Stadt Breslau widmete.<br />
67
Sylwetki<br />
kann, ist von den führenden Germanisten<br />
der Universität Wroclaw in der Jubiläums-Ausgabe<br />
der Germanica Wratislaviensia<br />
124, „Germanistik 2000 Wrocław-<br />
Breslau“ 2 eindrücklich beschrieben worden,<br />
einschließlich der Tatsache, dass<br />
die deutsche Philologie im „Grenzland“<br />
Schlesien sich in den 20er und 30er Jahren<br />
des 20. Jahrhunderts durchaus anfällig<br />
für national-konservative und chauvinistische<br />
Vereinnahmung zeigte. Mit<br />
größten Vorbehalten - und dies nur allzu<br />
verständlich - wurden nach dem Krieg<br />
in Polen germanistische Lehrstühle eingerichtet<br />
- auch im nunmehr polnischen<br />
Wrocław, das die Tradition der Universität<br />
Lwów weiterführte. Die Zäsur, die<br />
das Kriegsende für die germanistische<br />
Ausbildung und Forschung in Polen<br />
und hier insbesondere in den ehemaligen<br />
deutschen Ostgebieten, nicht zuletzt<br />
in Breslau, bedeutete, hatte zugleich<br />
einen grundlegenden Wechsel der Perspektive<br />
zur Folge: handelte es sich doch<br />
nun nicht mehr um die Beschäftigung<br />
mit der eigenen Kultur- und Geistesgeschichte<br />
wie im früheren Breslau, sondern<br />
– nunmehr in Wrocław am Institut<br />
für Germanische Philologie – um die<br />
Pflege einer Fremdsprache in einer politisch<br />
prekären Situation. Nicht selten<br />
– vor allem in der Zeit des Stalinismus<br />
- wurde die Beschäftigung mit deutscher<br />
Sprache und Literatur als klassenfeindlich<br />
gebrandmarkt. Erst die Institutsleitung<br />
des renommierten Barockforschers<br />
Marian Szyrocki ermöglichte in den<br />
70er Jahren den Breslauer Germanisten<br />
wissenschaftlich und didaktisch die<br />
Öffnung zum Westen und seit Beginn<br />
2 Hrsg. von Norbert Honsza. Wrocław 2001,<br />
Acta Universitatis Wratislaviensis No 2260<br />
68<br />
der 90er Jahre eine selbstbewußtere, um<br />
Objektivität bemühte Reflexion über die<br />
deutsche Vergangenheit Schlesiens und<br />
über den für beide Nationen identitätsprägenden<br />
„Kulturraum Schlesien“ als<br />
europäischem Phänomen 3 .<br />
Dass sich die Germanistik in<br />
Wrocław seit nunmehr 65 Jahren so<br />
überaus positiv entwickeln konnte, dass<br />
politische, historische und ideologische<br />
Hindernisse weitgehend überwunden<br />
werden konnten und das Institut für<br />
Germanische Philologie der Universität<br />
Wrocław heute in der polnischen Germanistik<br />
eine führende Rolle spielt – mit 8<br />
Lehrstühlen und 3 Forschungsstellen<br />
- ist nicht zuletzt den germanistischen<br />
Professoren und Professorinnen sowie<br />
den Institutsleitern zu verdanken.<br />
Der für jede wissenschaftliche Disziplin<br />
lebenswichtige internationale<br />
Austausch mit Fachkollegen und in<br />
der Folge mit Partnerhochschulen in<br />
Westdeutschland begann in den 60er<br />
Jahren. Hier spielte der 1970 gegründete<br />
„Lehrstuhl für zeitgenössische Literatur<br />
und Kultur der DDR, der Bundesrepublik<br />
Deutschland, Österreichs und der<br />
Schweiz“ eine wichtige Rolle. (Die Beziehungen<br />
zur DDR-Germanistik bedürften<br />
einer gesonderten Darstellung.)<br />
Die Universität Wrocław, allen voran<br />
das Institut für Germanische Philo-<br />
3 s. den aufschlussreichen Text von Jürgen<br />
Joachimsthaler: Die Zukunft der Vergangenheit.<br />
Die Auseinandersetzung der polnischen<br />
Germanistik mit den deutschen Spuren in Polen.<br />
Aktualisierte Fassung in Studia Germanica<br />
Gedanensia, 2001, S. 77-102; s. auch Walter<br />
Engel, Norbert Honsza: Kulturraum Schlesien.<br />
Ein europäisches Phänomen. Interdisziplinäre<br />
Konferenz Wrocław/Breslau 18. – 20. Oktober<br />
1999, Wrocław 2001
logie, knüpften – abgesehen von den<br />
Verbindungen zu DDR-Hochschulen<br />
(besonders die Zusammenarbeit mit<br />
der Universität Leipzig) – Kontakte zu<br />
Germanisten in Bochum, Berlin, Göttingen,<br />
Tübingen, Heidelberg und eben<br />
zur Marburger Philipps-Universität, an<br />
der Dieter Bänsch seit 1965 als Assistent<br />
und seit 1972 als Ordinarius für Neuere<br />
deutsche Literatur lehrte.<br />
Nicht nur der fachwissenschaftliche<br />
Diskurs bildete das Fundament dieser<br />
Brücke. Fast noch wichtiger war das persönliche<br />
Engagement, bisweilen auch<br />
mit politischem Risiko, waren aber auch<br />
Hilfe und Unterstützung im Alltäglichen.<br />
Die erste Begegnung mit dem polnischen<br />
Barockforscher fand 1966 in<br />
Marburg statt, wohin Dieter Bänsch<br />
Marian Szyrocki eingeladen hatte. Anlass<br />
war ein Fernsehauftritt, bei dem<br />
Szyrocki, damals noch Dozent, über<br />
seine Gryphius-Ausgabe berichtet hatte.<br />
Es entwickelt sich eine zweieinhalb<br />
Jahrzehnte währende Freundschaft, die<br />
auch die Ehefrauen Dorothea Bänsch<br />
und Krystyna Szyrocka mit einbeschloss<br />
und erst durch den vorzeitigen Tod von<br />
Marian Szyrocki 1992 ihr Ende fand.<br />
Mit einbeschlossen in die Marburger<br />
Gastfreundschaft im Hause Bänsch waren<br />
auch jüngere Breslauer Akademiker,<br />
so der Sohn Artur Szyrocki mit Studienfreunden<br />
oder auch der Mediziner Marek<br />
Belda.<br />
Im umfangreichen Nachlass von Dieter<br />
Bänsch finden sich Aufzeichnungen,<br />
Briefe und unveröffentlichte Manuskripte<br />
seiner Lehrveranstaltungen,<br />
die die Fülle seiner „grenzüberschreitenden“<br />
Interessen belegen und die von<br />
Karin Gafert: „Daß eine Nation die ander verstehen möge“<br />
Dorothea Bänsch fachkundig katalogisiert,<br />
mit großer Sorgfalt transkribiert<br />
und archiviert, nunmehr zum größten<br />
Teil der Universität Marburg überlassen<br />
wurden. Sie dokumentieren in eindrucksvoller<br />
Weise die schwierigen, oft<br />
frustrierenden Bemühungen um den<br />
deutsch-polnischen Dialog, zudem den<br />
großen – über das Fachinteresse weit<br />
hinausgehenden - persönlichen Einsatz<br />
eines politisch engagierten Hochschullehrers<br />
4 .<br />
Begünstigt durch den KSZE-Prozess<br />
in den siebziger Jahren, intensiver jedoch<br />
in den 80er Jahren, dem „Jahrzehnt der<br />
Solidarność“, kam es vermehrt zu bilateralen<br />
wissenschaftlichen Austauschbeziehungen<br />
zwischen der Volksrepublik<br />
Polen und der Bundesrepublik. Nunmehr<br />
gab es im Germanistenaustausch<br />
zwischen Marburg und Breslau nicht<br />
nur einzelne Kurzzeitaufenthalte für<br />
polnische Fachkollegen, sondern auch<br />
DFG-Anträge und Gastprofessuren an<br />
der Marburger Universität, die unter<br />
großen Mühen über Fachbereichsräte<br />
und Dekane durchgesetzt werden konnten.<br />
Es kam zu gemeinsamen Projekten<br />
und Veröffentlichungen von Bänsch<br />
und Szyrocki in der wichtigsten polnischen<br />
Germanisten-Zeitschrift Germanica<br />
Wratislaviensia. 1987 erschien dort<br />
der Beitrag Polenlyrik „Harfenklänge,<br />
Polens Erinnerungen und seinen Hei-<br />
4 Um das Thema zu begrenzen, stützt sich<br />
dieser Beitrag exemplarisch fast ausschließlich<br />
auf den Briefwechsel Dieter Bänschs mit<br />
Marian Szyrocki, den mir Dorothea Bänsch<br />
freundlicherweise zur Verfügung gestellt hat.<br />
Auf die ebenfalls vorhandene umfangreiche<br />
Korrespondenz mit anderen polnischen und<br />
anderen ausländischen Wissenschaftern sei nur<br />
der Vollständigkeit hingewiesen.<br />
69
Sylwetki<br />
matlosen geweiht“ (Nr. 77, S. 404-455),<br />
1988 der Beitrag „Siebzehn Polenlieder<br />
von Otto von Wenckstern (Nr. 82, S.<br />
440-482). Bänsch hatte darüber hinaus<br />
umfangreiches Material zum Thema<br />
„Polenlieder“ kopieren lassen, das im<br />
Marburger Staatsarchiv lagert. Es sollte<br />
für weitere Veröffentlichungen nach<br />
der Emeritierung dienen. Leider auch<br />
erst posthum erfolgte 1998 in der Germanica<br />
Wratislaviensia der Abdruck des<br />
Vortrags „Die deutsche Einheit und die<br />
Schriftsteller“ (121, S. 81-92), den Bänsch<br />
in Freiburg, Poitiers und Luxemburg gehalten<br />
hatte, ein literarisches Vermächtnis<br />
geprägt von der für ihn charakteristischen<br />
engen Verbindung seines Denkens<br />
mit Politik und Gesellschaft.<br />
Sucht man nach den Beweggründen<br />
für das anhaltende Interesse Dieter<br />
Bänschs am deutsch-polnischen Dialog,<br />
so finden wir diese nicht zuletzt in<br />
seiner Biografie:<br />
Geboren 1925 im niederschlesischen<br />
Nieder-Hermsdorf, heute Sobiecin,<br />
einem düsteren Bergarbeitervorort<br />
nahe Waldenburg/Wałbrzych, als Sohn<br />
eines Lehrers, der bereits 1933 kurzzeitig<br />
von der SA verhaftet und anschließend<br />
auf die rechte Oderseite in den<br />
Kreis Guhrau strafversetzt wurde. Früh<br />
musisch begabt besuchte der Gymnasiast<br />
das Konservatorium in Waldenburg,<br />
trat als Pianist in Konzerten auf,<br />
aber auch als musikalischer Leiter einer<br />
„Spielschar“, einer Sondereinheit der<br />
Hitlerjugend.<br />
Seinen Plan, in Breslau zu studieren,<br />
machte der Krieg zunichte. Siebzehnjährig<br />
musste er an die Front und verbrachte<br />
insgesamt 7 Jahre als Soldat und<br />
Kriegsgefangener in Russland.<br />
70<br />
Herauszuheben aus seinen zahlreichen<br />
eigenen literarischen Arbeiten<br />
ist der 1989 erschienene Bericht<br />
„Bobruisk“, der Name der weißrussischen<br />
Stadt an der Beresina, in die er<br />
mehrfach als Soldat und Gefangener<br />
kam. Das Buch wurde ins Russische<br />
und Polnische übersetzt und gibt Zeugnis<br />
von den lebenswirksamen Kriegs-<br />
und Elendserfahrungen des kaum<br />
Zwanzigjährigen. 5<br />
Insbesondere die viereinhalb Jahre<br />
währende russische Kriegsgefangenschaft<br />
war eine starke Triebfeder für<br />
Bänschs anhaltendes Interesse für Verständigung<br />
und Versöhnung mit den<br />
polnischen und russischen Nachbarn.<br />
Eine geplante russische Verfilmung des<br />
Schicksals eines Soldaten konnte nicht<br />
mehr realisiert werden. Nur das Exposé<br />
konnte ihm kurz vor seinem Tod noch<br />
vorgelesen werden.<br />
In seiner akademischen Karriere war<br />
Dieter Bänsch nie ein „Elfenbeinturm-<br />
Professor“. Die offene, diskutierende<br />
Haltung zur deutschen Studentenbewegung<br />
1968/69, die kritische Reflexion<br />
über die eigene Disziplin, studentische<br />
Arbeitskreise, fächerübergreifende Veranstaltungen,<br />
Interdisziplinarität und<br />
Öffnung der Literaturwissenschaft für<br />
die Neuen Medien, Verknüpfungen<br />
mit Kunstgeschichte und Musikwissenschaft,<br />
Exkursionen und Theateraufführungen<br />
mit Studierenden sowie die aktive<br />
Beteiligung in Hochschulgremien<br />
und Reformdiskussionen gehörten zu<br />
seinem Verständnis als akademische<br />
5 Bobruisk. Bericht. Basilisken-Presse Marburg<br />
1989. In Fortsetzungen zweisprachig abgedruckt<br />
in der St. Petersburgischen Zeitung,<br />
1995.
Lehrer. „…was man bei ihm lernte“, so<br />
einer seiner Schüler, „war, dass Literatur<br />
zuerst eben kein Gegenstand für Germanisten<br />
ist, sondern lebendige, künstlerische<br />
Wirklichkeit“ 6 .<br />
Seine glücklicherweise als Manuskript<br />
vorhandene zweisemestrige Vorlesung<br />
„Deutsche Literatur von 1900 bis<br />
1945“ 7 zeigt Bänschs Intention, Literatur<br />
zu entmystifizieren, besonders deutlich.<br />
Fern von „werkimmanenter Interpretation“,<br />
verweist er stets auch auf<br />
die historischen und sozialgeschichtlichen<br />
Hintergründe – gleichgültig, ob<br />
es um Kafka, um Hofmannsthal oder<br />
Gottfried Benn ging. Als Zeitgenosse<br />
brachte er Details aus der eigenen Biografie<br />
oder lokale Bezüge ein, die seine<br />
Vorlesungen spannend und lebendig<br />
machten. Kritisch seiner eigenen Wissenschaft<br />
gegenüber war ihm daran<br />
gelegen, die ideologiebildende Funktion<br />
der Germanistik und des Deutschunterrichts<br />
vor allem in der Zeit des<br />
Nationalsozialismus zu reflektieren.<br />
„Von dieser Wissenschaft“ – so Bänsch<br />
am Beispiel des Germanistikstudenten<br />
Baldur von Schirach, „war es besonders<br />
leicht, den Weg zu den Völkischen oder<br />
gleich zu den Faschisten zu finden.“<br />
(S. 546) Wie wenige Hochschullehrer –<br />
weiß die Autorin aus eigener Erfahrung<br />
– verfügte Dieter Bänsch neben seinem<br />
literarischen Fachwissen gleichermaßen<br />
über profunde politische und sozi-<br />
6 Wolfgang Matz, einer seiner Schüler und<br />
heute Cheflektor im Hanser-Verlag München,<br />
in seinem Kondolenzschreiben an Dorothea<br />
Bänsch (9.1.1996)<br />
7 vom handschriftlichen Manuskript abgeschrieben<br />
von Dorothea Bänsch, 582 Seiten, 1.<br />
Teil: WS 1986/87, 2. Teil: Sommersemester 1987<br />
Karin Gafert: „Daß eine Nation die ander verstehen möge“<br />
algeschichtliche Kenntnisse. So konnte<br />
er in seinen literaturwissenschaftlichen<br />
Vorlesungen den „alltäglichen Faschismus“<br />
analysieren, aber auch den Beitrag<br />
vieler deutscher Intellektueller und<br />
„Geistesschaffender“ zur Vorbereitung<br />
von Krieg und Vernichtung. Und nicht<br />
nur in Berlin, erzählte Bänsch seinen<br />
Studenten, auch in der Universitätsstadt<br />
Marburg gab es – ebenfalls am 10.<br />
Mai 1933 – Bücherverbrennungen und<br />
der Rektor der Philipps-Universität<br />
marschierte in Uniform zum Verbrennungsplatz<br />
mit!<br />
Seine umfassende Sicht auf Literatur<br />
und Kultur, die die gesellschaftlichen<br />
und politischen Zustände – aber auch<br />
die deutsche Vergangenheit – stets mit<br />
in den Blick nahm, erklärt auch das anhaltende<br />
Interesse von Dieter Bänsch,<br />
sich politisch einzumischen und für<br />
„friedliche Grenzüberschreitungen“<br />
einzutreten. Dazu gehörte für den gebürtigen<br />
Schlesier die Verständigung mit<br />
Polen, insbesondere mit den polnischen<br />
Fachkollegen, im nunmehr polnischen<br />
Wrocław.<br />
Mit Marian Szyrocki verband Dieter<br />
Bänsch auch die Vorliebe für lange<br />
Geschichten aus Kindheit und Jugend.<br />
„Ich gehöre zu den vielen Zeitgenossen“,<br />
schreibt Bänsch in seinem Beitrag<br />
für die Festschrift zum 60. Geburtstag<br />
von Marian Szyrocki, „denen Du solange<br />
Geschichten erzählt hast, vor allem<br />
von Deinem wirklich merkwürdigen<br />
Großvater, bis sie begriffen haben, was<br />
für Blicke auf Geschichte in solchen Geschichten<br />
enthalten sein können.“ (S.<br />
10) Und später: „Womöglich hast Du aus<br />
Lubliniec wenn nicht dieselbe, so doch<br />
ähnliche wspomnienia: die Kindheiten<br />
71
Sylwetki<br />
waren womöglich gar nicht so weit voneinander<br />
entfernt.“<br />
Die unterschiedlichen Schwerpunkte<br />
beider Germanisten in Lehre und Forschung<br />
hinderten das gegenseitige Verständnis<br />
nicht, wobei von einem Gegenstand<br />
wie der Barockforschung in politisch<br />
prekären Zeiten per se eher keine<br />
Provokationen oder unbequeme Einmischungen<br />
zu gewärtigen waren.<br />
Die Korrespondenz zwischen Bänsch<br />
und Szyrocki gibt auch Aufschluss über<br />
konkrete Hilfen für den an Diabetes und<br />
Augenkrankheiten leidenden polnischen<br />
Kollegen. Am 7. Juli 1982 schreibt er an<br />
Dieter Bänsch:<br />
72<br />
Sehr interessiert bin ich deshalb an Insulinspritzen<br />
für den einmaligen Gebrauch.<br />
Es genügen die kleineren mit 40<br />
Einheiten, am besten sind die amerikanischen,<br />
da ist die Nadel bereits auf die<br />
Spritze montiert. Aber auch die anderen<br />
Einwegspritzen sind gut, sonst ist es eine<br />
wahre Qual mit dem Kochen der Normalspritze.<br />
Einen Monat später (6.8.1982) dankt<br />
Szyrocki für die „nützliche Sendung, die<br />
mich gut erreicht hat. Demnächst fahre<br />
ich zum Barockkongress nach Wolfenbüttel“.<br />
Im September 1982 kündigt<br />
Dieter Bänsch ein weiteres „Päckchen<br />
mit Spritzen“ an sowie seinen Besuch<br />
in Breslau im Frühjahr des folgenden<br />
Jahres. Die dafür erforderliche offizielle<br />
Einladung des Rektors der Breslauer<br />
Universität zu einem 7-tägigen Besuch<br />
an der Universität Wrocław enthält die<br />
Bitte um einen Vortrag, bzw. ein Kolloquium<br />
mit den wissenschaftlichen<br />
Mitarbeitern. Übernommen würden die<br />
Aufenthaltskosten und Tagegeld sowie<br />
die Kosten einer evtl. gewünschten Reise<br />
in die Warschauer Bibliothek. Der War-<br />
schauer Besuch fand nicht statt, dafür<br />
aber der 7-tägige Aufenthalt in Wrocław<br />
vom 11. bis 17. April 1982, an der auch<br />
weitere Personen teilnahmen, nämlich<br />
„meine Frau und die Chauffeurin, eine<br />
Frau Dr. Gafert aus Hannover (ebenfalls<br />
gebürtige Schlesierin, d. Verf.), die bei<br />
mir mit einem Akzent auf Hauptmanns<br />
„Webern“ über die Darstellung des Proletariats<br />
im 19. Jahrhundert promoviert<br />
hat“ (Schreiben vom 6.12.82 an Szyrocki).<br />
Die ca. 10-stündige Reise von Marburg<br />
nach Breslau lief mit den üblichen<br />
DDR-Grenzerfahrungen in Görlitz ab:<br />
Alles Schriftliche, alles Gedruckte und<br />
Geschriebene, das Bänsch für seinen<br />
Vortrag in Breslau bei sich hatte, wurde<br />
konfisziert und erst nach dringlichen<br />
Vorhaltungen und nachdem es kopiert<br />
war, wieder zurückgegeben. (Brief v.<br />
Bänsch an das Auswärtige Amt vom<br />
2.3.1984).<br />
Der Vortrag von Dieter Bänsch über<br />
„Die Anfänge der Deutschen Nachkriegsliteratur“<br />
stieß im germanistischen<br />
Seminar von Marian Szyrocki auf<br />
großes Interesse und schuf eine Reihe<br />
neuer Verbindungen, insbesondere mit<br />
dem Ehepaar Borysiak. Eindrücklich<br />
blieben auch die privaten Besuche bei<br />
Szyrockis in ihrer Breslauer Wohnung<br />
und ihrem Häuschen im Riesengebirge,<br />
blieben der gemeinsame Besuch an<br />
Rübezahls Grab und dem Grab Carl<br />
Hauptmanns, eine Fahrt nach Sobiecin/Neu-Hermsdorf,<br />
dem Geburtsort<br />
von Dieter Bänsch, nach Wałbrzych/<br />
Waldenburg, in den Kreis Oleśnica/<br />
Oels sowie zu den früheren Weberdörfern<br />
am Fuße des Riesengebirges. Ein<br />
Brief von Marian Szyrockis kurze Zeit
später enthielt die Anrede „Lieber Rübezahl-Kumpel“.<br />
Der Aufenthalt in Schlesien im Frühjahr<br />
1983 – noch in der politisch angespannten<br />
Situation in Polen durch den<br />
andauernden Kriegszustand und die<br />
Unterdrückung der Solidarność – bildete<br />
den Grundstein für die offizielle<br />
Partnerschaft zwischen den beiden Universitäten<br />
Marburg und Wrocław, die<br />
jedoch erst nach dem Fall des Eisernen<br />
Vorhangs 1991 unterzeichnet werden<br />
sollte. Allerdings ohne dass der Initiator<br />
einbezogen wurde.<br />
In dem Schriftwechsel der Jahre 1983<br />
bis 1991 zwischen Bänsch und Szyrocki,<br />
soweit er erhalten ist, wird jedoch deutlich,<br />
dass die jeweiligen Akzente unterschiedlich<br />
waren, dass Prioritäten anders<br />
gesetzt wurden und polnische Partner die<br />
Austauschbeziehungen eher individuell,<br />
auf die eigene Person bezogen, verstanden<br />
und strukturelle oder übergreifende<br />
hochschulpolitische Bemühungen eher<br />
nicht im Vordergrund standen.<br />
Diese Asymmetrie wird deutlich in<br />
den Initiativen von Dieter Bänsch an der<br />
Philipps-Universität, die Partnerschaft<br />
mit Breslau auf ein breiteres Fundament<br />
zu stellen. So brachte er im Februar 1984<br />
folgenden Antrag in seinem Fachbereichsrat<br />
ein:<br />
Der Fachbereichsrat stimmt einer mit<br />
dem Jahr 1985 beginnenden wissenschaftlichen<br />
Zusammenarbeit zwischen dem<br />
Institut für Neuere deutsche Literatur<br />
und dem Instytut Filologii Germanskiej<br />
im Wydzial Filologiczny der Uniwersytet<br />
Wroclawski zu. Im Rahmen dieser Zusammenarbeit<br />
sollen in jedem Jahr zwei<br />
Breslauer Germanisten für je eine Woche<br />
nach Marburg und zwei Marburger Germanisten<br />
für je eine Woche nach Wroclaw<br />
fahren, um mit Vorträgen und in Diskus-<br />
Karin Gafert: „Daß eine Nation die ander verstehen möge“<br />
sionen aus der Arbeit der Institute zu<br />
berichten. …Für das SS 1985 wird außerdem<br />
für Herrn Prof. Dr. Marian Szyrocki,<br />
Wroclaw, eine Gastprofessur aus Mitteln<br />
der DFG beantragt. Arbeitsfelder dieser<br />
Gastprofessur soll unter anderem das Polenbild<br />
in der deutschen Literatur des 19.<br />
und 20. Jahrhunderts sein…<br />
In gleicher Zeit berichtet Marian Szyrocki<br />
überwiegend über eigene Projekte<br />
und Publikationen: „Im März erscheint<br />
meine Literaturgeschichte 1895-1945;<br />
demnächst geht ein Wälzer in Druck<br />
– die Literaturgeschichte vom Tacitus<br />
bis Ende des 19. Jahrhunderts (über 1000<br />
Seiten). Dann will ich den Band 5 für<br />
Volk und Wissen zu Ende schreiben…..“<br />
(24.2.1984) Und an anderer Stelle:<br />
Unser Beruf ist faszinierend, aber teuflisch<br />
anstrengend, ist tag- und nacht füllend,<br />
so dass man oft den Eindruck hat,<br />
am Leben vorbeizudenken.<br />
Besonders wichtig war Szyrocki seine<br />
über die DFG finanzierte Gastprofessur,<br />
die für das Sommersemester 1985<br />
in Marburg geplant war, konkret: vom<br />
1. April bis 15. Juli 1985. Der ausführlich<br />
begründete Antrag des Dekans des<br />
Fachbereichs für Neuere Deutsche Literatur<br />
und Kunstwissenschaften vom<br />
20.3.1984 bei der DFG war von Bänsch<br />
konzipiert worden, nachdem er mit<br />
Mühe aus Breslau alle erforderlichen<br />
Informationen erhalten hatte. Die DFG<br />
bewilligte am 30.5.1984 den Aufenthalt<br />
für 4 Monate mit einer Summe von rd.<br />
30.000 DM.<br />
Den an die DFG gerichteten Zwischenbericht<br />
über die Marburger Zeit<br />
unterschrieb der Prodekan Prof. Dr.<br />
Jörg Jochen Berns, der seinerseits schon<br />
länger in Austauschbeziehungen zu<br />
dem Breslauer Barockforscher stand. Er<br />
73
Sylwetki<br />
berichtet, dass Szyrocki drei Lehrveranstaltungen<br />
abgehalten habe: eine Vorlesung<br />
über die „Deutsch-polnischen<br />
Beziehungen in der Zeit der Klassik und<br />
Romantik und ihr literarischer Ertrag“<br />
sowie zwei Forschungsseminare zusammen<br />
mit Dieter Bänsch zu den „Deutsch-<br />
Polnischen Beziehungen in der Literatur<br />
des 19. und 20. Jahrhunderts“ und über<br />
die „Deutsch-Polnischen Beziehungen<br />
in der Nachkriegsliteratur“. Ob – abgesehen<br />
von Dieter Bänsch – die geplanten<br />
Gegenbesuche von Marburger Germanisten<br />
in Breslau im Jahr 1986 stattgefunden<br />
haben, ergibt sich aus den vorliegenden<br />
Quellen nicht. Vorgesehen<br />
waren Kanzler Ewald, die Professoren<br />
Berns, Pickerodt und Lomnitzer.<br />
So wichtig es Dieter Bänsch war,<br />
Netzwerke zwischen Marburg und<br />
Breslau zu knüpfen, so bereitwillig<br />
unterstützte er jedoch auch die individuelle<br />
Karriere von Marian Szyrocki,<br />
der aber selbst eine Reihe weiterer Professoren<br />
an westdeutschen Hochschulen<br />
zu seinen Unterstützern zählen<br />
konnte, etwa Jörg-Ulrich Fechner an<br />
der Universität Bochum, Hans-Gert<br />
Roloff in Berlin und Benno von Wiese<br />
in Göttingen.<br />
Besonders deutlich wird Bänschs<br />
Einsatz für die Person Szyrocki in seinem<br />
von der FU Berlin (H.-G. Roloff)<br />
erbetenen Gutachten zur Verleihung<br />
der Würde eines „Honorarprofessors<br />
für Deutsche Philologie und Deutsch-<br />
Polnische Kulturbeziehungen“. In der<br />
Begründung (vom 3. 1. 1986) wird nicht<br />
nur die hohe Wertschätzung für Marian<br />
Szyrocki deutlich, sondern auch Dieter<br />
Bänschs eigenes wissenschaftethisches<br />
Credo:<br />
74<br />
Schon die Einrichtung einer Honorarprofessur,<br />
zu deren Arbeitsgebiet die<br />
deutsch-polnischen Kulturbeziehungen<br />
gehören, verdient Aufmerksamkeit und<br />
Zustimmung. Es ist ja nicht zu übersehen,<br />
dass von der sehr reichen Geschichte dieser<br />
Beziehungen, gerade der literarischen,<br />
in Polen mehr bekannt ist als bei uns, wo<br />
komparatistische Interessen sich mit Vorliebe<br />
den romanischen und der angelsächsischen<br />
Kultur zugewandt haben. Das<br />
mag in der immer groß und manchmal<br />
übermächtig gewesenen Einwirkung dieser<br />
Kulturen auf die deutsche, auch in vielen<br />
Vorgängen der politischen Geschichte<br />
seine eigene historische Erklärung finden;<br />
es kann aber nicht hinwegtragen über die<br />
Beobachtung, daß umgekehrt das Interesse<br />
an polnischer Sprache und polnischer<br />
Kultur immer viel geringer gewesen ist,<br />
als die enge Nachbarschaft und die bewegte<br />
deutsch-polnische Geschichte es<br />
erwarten lassen müssten. Wahrscheinlich<br />
hat man es hier mit dem Vorwalten eines<br />
Blickes zu tun, der den Nachbarn von<br />
vornherein weniger als Subjekt gelten<br />
lässt denn als Objekt, im günstigen Fall<br />
als bedürftigen Empfänger von Kultur.<br />
Weil dieser Blick von oben herab ergeht,<br />
kann er kulturelle Wechselverhältnisse<br />
und schwerwiegende Lücken in der eigenen<br />
Welterkenntnis nicht wahrnehmen.<br />
Die Einrichtung einer Honorarprofessur<br />
wäre eine der vielen vorstellbaren Schritte,<br />
über die eine gründliche Neuentdeckung<br />
und Nutzbarmachung der deutsch-polnischen<br />
Kulturbeziehungen gefördert<br />
werden kann.<br />
Neben Szyrockis wissenschaftlichen<br />
Qualitäten thematisiert Bänsch in dem<br />
Gutachten ein biografisches Erklärungsmuster,<br />
das auch für ihn selbst zutrifft,<br />
nämlich, dass Szyrocki<br />
die historische und aktuelle Problematik<br />
der deutsch-polnischen Beziehungen<br />
nicht nur aus wissenschaftlicher Rekonstruktion<br />
und Reflexion kennt, sondern<br />
vermittelt durch Erfahrung. Seine Herkunft<br />
aus einem Teil Schlesiens, der zu<br />
den territorialen und ethnischen Zankäpfeln<br />
zwischen dem Deutschen Reich
und Polen gehörte, seine von Jugend an<br />
geschärfte Aufmerksamkeit für kulturelle<br />
Dissimilation, Krieg und Nachkriegszeit,<br />
das wechselseitige Aufbieten der Furie des<br />
Verschwindens und die Einsicht, immer<br />
mitgemeint zu sein, haben ein Bedürfnis<br />
und eine Fähigkeit zur Wahrnehmung<br />
positiver Inhalte im Verhältnis von<br />
Deutschen und Polen ausgebildet, die<br />
vernehmlich in aller wissenschaftlichen<br />
Thematisierung mitsprechen. Das Schriftenverzeichnis<br />
belegt, in welchem Umfang<br />
diese Thematik inzwischen zum Lebensthema<br />
geworden ist. Ich habe dieses<br />
Bedürfnis und diese Fähigkeit in zwei<br />
im Sommersemester 1985 veranstalteten<br />
gemeinsamen Seminaren zu deutsch-polnischen<br />
Beziehungen kennengelernt und<br />
über sie eine merkliche Erweiterung meiner<br />
eigenen Erkenntnismöglichkeiten<br />
von literarischen Zeugnissen dieser Beziehungen,<br />
etwa den sogenannten Polengedichten<br />
von Günter Grass oder der<br />
deutschen Polendichtung des Vormärz,<br />
erfahren können.<br />
Die in den Jahren 1983 bis 1986<br />
häufigen Besuche und Gegenbesuche<br />
wirkten in verschiedener Weise nach.<br />
Bänsch nahm Kontakt mit westdeutschen<br />
Verlagen auf und bat sie um Bücherspenden<br />
für das germanistische<br />
Institut der Universität Wrocław. Vom<br />
Auswärtigen Amt erbat er die Übernahme<br />
der Transportkosten – unter Hinweis<br />
darauf, dass es sich hierbei um eine den<br />
kulturpolitischen Interessen der Bundesrepublik<br />
Deutschland dienende Unternehmung<br />
handele.<br />
Die wissenschaftliche Frucht des<br />
Aufenthalts Szyrockis in Marburg waren<br />
die erwähnten gemeinsamen Veröffentlichungen<br />
in der Germanica Wratislaviensia.<br />
Im Mai 1986 hielt sich Marian Szyrocki<br />
zu einem Gastaufenthalt in München<br />
auf, wo er die Verpflichtung hatte, eine<br />
Vorlesung über Barocklyrik sowie zwei<br />
Karin Gafert: „Daß eine Nation die ander verstehen möge“<br />
Hauptseminare und ein Kolloquium<br />
abzuhalten. In kurzen handschriftlichen<br />
Briefen klagte er zunehmend über gesundheitliche<br />
Probleme – nicht ohne den ihm<br />
eigenen Sarkasmus: „Welchen Körperteil<br />
schädigt die nächste Gastprofessur?“<br />
Doch nicht nur die Germanisten<br />
profitierten von Dieter Bänschs unermüdlichem<br />
Engagement. Er war auch<br />
Ansprechpartner für die Medizinische<br />
Akademie in Breslau, die über seine<br />
Vermittlung die Partnerschaft mit der<br />
Marburger Medizinischen Fakultät<br />
wünschte (Schreiben des Rektors der<br />
Medizinischen Akademie Wrocław vom<br />
1.9.1987). Besonders wichtig waren hier<br />
aber Hilfslieferungen für die Kinderchirurgie,<br />
wo eine „kunstgerechte Behandlung<br />
der vom Schicksal so schwer<br />
betroffenen Kinder“ mangels entsprechender<br />
medizinischer Geräte, Katheter,<br />
Ultraschallgeräte etc. oft nicht möglich<br />
war. (Schreiben von Prof. Jerzy Czernik<br />
an Bänsch vom 2.1.1989). Bänsch<br />
sammelte umgehend Gelder, u.a. beim<br />
Lions-Club Marburg, und sorgte für die<br />
Lieferung der gewünschten Geräte. Am<br />
9. März 1989 erreicht ihn das Telegramm<br />
der Ärztin Prof. Ludmilla Hirnowa, die<br />
sich bereits 1987 zu einem Informationsbesuch<br />
am Marburger Universitätsklinikum<br />
aufgehalten hatte:<br />
FUENF APPARATE ANGEKOMMEN.<br />
BEREITS IN BETRIEB. HERZLICHEN<br />
DANK FUER HERRLICHES GE-<br />
SCHENK.<br />
Die Ausweitung der Kooperationsbeziehungen<br />
auf andere Fakultäten,<br />
etwa auf die Chemie, bzw. die Naturwissenschaften<br />
insgesamt, wird in Bänschs<br />
Briefen an Szyrocki bereits 1984 thematisiert.<br />
Es gab aber offensichtlich eine „zö-<br />
75
Sylwetki<br />
gerliche Haltung“ auf Seiten des Marburger<br />
Präsidenten. (Brief an Szyrocki<br />
am 21.3.1984) Aber auch die polnische<br />
Seite hätte ein solches Partnerschaftsabkommen<br />
auf Ministerebene absichern<br />
lassen müssen und hierfür sah man in<br />
Breslau offensichtlich keine Chancen.<br />
Auch vier Jahre später, als Bänsch erneut<br />
einen offiziellen Partnerschaftsvertrag<br />
anmahnte, äußerte sich Szyrocki eher<br />
zurückhaltend und hielt ein Abkommen<br />
zwischen den beiden Universitäten<br />
für „sehr kompliziert. Hingegen sei ein<br />
Vertrag auf Institutsebene bzw. genauer<br />
gesagt, ein Vertrag über eine Zusammenarbeit<br />
zwischen zwei Wissenschaftlern<br />
und ihrem Gefolge bei der Realisierung<br />
eines Forschungsthemas ohne weiteres<br />
möglich“ (7.3.1988).<br />
Im Sommer 1989 ist Szyrocki wieder<br />
an der FU Berlin und erbittet von<br />
Bänsch bürokratische Hilfe bei der Befreiung<br />
von der Sozialversicherung. Im<br />
Wintersemester 1989/90 hält er sich mit<br />
seiner Frau in Tübingen auf, wo er Vorlesungen<br />
über die schlesische Barockliteratur,<br />
über die Prosa Eichendorffs und<br />
die deutsch-polnischen literarischen Beziehungen<br />
hält.<br />
Auffallend ist, dass sich in den erhaltenen<br />
Briefen Marian Szyrockis an Dieter<br />
Bänsch in den Jahren 1989/1990 kaum ein<br />
Reflex auf die aktuellen politischen Vorgänge<br />
findet. Kein Wort über die „friedlichen<br />
Revolutionen“ in Polen und seinen<br />
Nachbarländern oder gar in Deutschland.<br />
Keine konkrete Parteinahme. Eher allgemeine<br />
Endzeitstimmungen. So schreibt<br />
er im Dezember 1990 an Dieter und Dorothea<br />
Bänsch sehr allgemein:<br />
76<br />
Die Zeiten sind aufregend. Was bringt das<br />
Neue Jahr? Krieg, neue Diktaturen, Anar-<br />
chie, Völkerwanderung? … Es gruselt mir<br />
vor der Zukunft … Ich habe seit vielen<br />
Monaten eine Magengeschichte und lebe<br />
von Pillen. Ich sehnte mich immer nach<br />
einem asketischen Mönchsleben, so bin<br />
ich ihm näher gerückt.<br />
Erstaunlich dennoch, wo Szyrocki<br />
die Kraft hernahm, noch im Februar<br />
1991 zu einem internationalen Germanistenkongress<br />
nach Japan zu fahren,<br />
der dem Thema „Begegnung mit der<br />
Fremde“ gewidmet war. Den überaus<br />
lebendigen Bericht darüber sandte er<br />
Bänsch mit der Widmung: „Den lieben<br />
’zur Hälfte-Schlesiern’ von einem ’fast<br />
Japaner’“.<br />
In der Folgezeit nimmt die Krankheit<br />
Marian Szyrocki zunehmend in Anspruch,<br />
mehrmonatige Krankenhausaufenthalte<br />
folgen, es drohen Amputationen.<br />
Ein letzter längerer Brief vom 24.<br />
November 1991 an Dieter Bänsch resümiert<br />
nun doch die Veränderungen, die<br />
im Stadtbild von Breslau zu beobachten<br />
sind:<br />
Das Zentrum von Breslau ist nicht wiederzuerkennen.<br />
Es blüht auf. Gestern machten<br />
wir einen Spaziergang. Dutzende<br />
von neuen eleganten Geschäften entstehen.<br />
In der Schweidnitzerstraße kann<br />
man in neuen Autosalons französische,<br />
deutsche, japanische Autos kaufen. Südfrüchte<br />
überwiegen auf dem Breslauer<br />
Markt. Fernseher und Computer lümmeln<br />
in den Schaufenstern… Freilich ist<br />
alles teuer, oft teurer als bei Euch und die<br />
Gehälter niedrig, unglaublich niedrig.<br />
Schul- und Gesundheitswesen nagen am<br />
Hungertuch.<br />
Am 3. Februar 1992 erreicht Dieter<br />
Bänsch, der von Marianna Borysiak, einer<br />
Assistentin von Szyrocki und engen<br />
Breslauer Freundin, bereits in der Nacht<br />
angerufen worden war, ein kurzes Telegramm<br />
des Dekans der Philosophischen
Fakultät: „professor marian szyrocki<br />
tot trauerfeierlichkeit 4 februar 9 uhr<br />
im universitätshauptgebäude“. An der<br />
Trauerfeier kann Dieter Bänsch aus gesundheitlichen<br />
Gründen nicht teilnehmen.<br />
Zu Hause am Schreibtisch drückt<br />
er handschriftlich seine tiefe Betroffenheit<br />
aus. Wenige Wochen später zieht er<br />
– sichtlich um Fassung und Rationalität<br />
bemüht – einen Schlussstrich unter<br />
sein rd. 25-jähriges Engagement für die<br />
deutsch-polnische Partnerschaft der beiden<br />
Universitäten. In einem längeren<br />
Schreiben an Prof. Eugeniusz Tomiczek<br />
heißt es:<br />
Das erste Mal eingeladen habe ich Marian<br />
Szyrocki im Sommer 1966, und in<br />
den fünfundzwanzig Jahren seit dieser<br />
Einladung habe ich für die Breslauer<br />
Germanistik zahllose Gastaufenthalte<br />
und Stipendien, private und öffentliche<br />
Kontakte vermittelt. Den Vertrag zwischen<br />
unseren Fächern habe ich im Beisein<br />
Marian Szyrockis dem Marburger<br />
Präsidenten vorgeschlagen, andere Fächer<br />
haben sich meinem Vorschlag angeschlossen,<br />
wesentliche Bestimmungen<br />
gehen auf meine Anregung zurück. Nicht<br />
alles, was ich damals beabsichtigte, hat<br />
sich verwirklichen lassen, vor allem nicht<br />
die Idee gemeinsamer Symposien, aber<br />
dass der Austausch überhaupt vonstatten<br />
geht, erfüllt, einen gebürtigen Schlesier,<br />
mit Genugtuung.<br />
Ihr Telegramm habe ich auch als ein<br />
Zeichen der Anerkennung meiner Bemühungen<br />
aufgefasst. In den allerletzten<br />
Jahren hatte sich in den Beziehungen<br />
zwischen unserem Fach und dem Breslauer<br />
Institut manches geändert. Vom<br />
Abschluss des Vertrages bin ich nicht<br />
einmal mehr benachrichtigt worden,<br />
und mit seiner Abwicklung habe ich nur<br />
noch in der Form etwas zu tun, dass ich<br />
hier und da etwas abrupt zur Betreuung<br />
von angekommenen Gästen aufgefordert<br />
wurde. Dafür tritt ein Marburger<br />
Mitarbeiter, der weder mit dem Austausch<br />
zwischen unseren Fächern noch<br />
Karin Gafert: „Daß eine Nation die ander verstehen möge“<br />
mit der Vorgeschichte des Vertrages etwas<br />
zu tun hatte, als dessen Urheber und<br />
als Sachwalter der Interessen des Breslauer<br />
Institutes auf, angeblich auf Weisung<br />
des Breslauer Institutsdirektors. Ich sage<br />
in aller Aufrichtigkeit, dass mich dieser<br />
Vorgang überrascht, irritiert und auch<br />
etwas verletzt hat. Ich habe Marian Szyrocki<br />
mehrmals um klärende Auskunft<br />
gebeten, wie dies zu verstehen sei: eine<br />
Antwort ist nicht erfolgt. Ich bitte deshalb<br />
… auch um Verständnis, dass ich<br />
meine Teilnahme an der Förderung von<br />
Beziehungen zwischen Marburg und<br />
Breslau als etwas Zurückliegendes, Abgeschlossenes<br />
betrachte.<br />
Das Antwortschreiben von Eugeniusz<br />
Tomiczek vom 15.4.1992 enthält<br />
die Information über den Nachfolger<br />
von Marian Szyrocki, aber auch sehr<br />
persönlich gehaltene Zeilen:<br />
Gern denke ich an diesen schönen Samstagabend<br />
bei Ihnen zurück, an dem Sie<br />
mir so viel Interessantes über Ihre traurige<br />
schlesische Nachkriegsgeschichte<br />
aber auch über all Ihre Bemühungen, die<br />
Kontakte zwischen Marburg und Breslau<br />
zu fördern, erzählt haben. Ich habe damals<br />
viel gelernt.<br />
Deswegen lese ich mit größter Besorgnis<br />
die letzten Zeilen Ihres Briefes, „als<br />
etwas Zurückliegendes, Abgeschlossenes<br />
betrachten“. Nicht nur als Dekan, sondern<br />
als Germanist will ich es nicht, und<br />
Sie wissen auch, dass Sie in Breslau viele<br />
Freunde haben.<br />
Die Hoffnung von Professor Tomiczek,<br />
das Ehepaar Bänsch wieder in<br />
Breslau willkommen zu heißen, erfüllte<br />
sich nicht. Die lebendige Entwicklung<br />
der deutsch-polnischen Hochschulbeziehungen<br />
hätte Dieter Bänsch gefreut,<br />
ebenso wie das gute Wirken der nunmehr<br />
seit 10 Jahren bestehenden Deutsch-Polnischen<br />
Gesellschaft der Universität<br />
Wrocław/Breslau, die sich wie diese Zeitschrift<br />
mit großem Engagement um die<br />
77
Sylwetki<br />
„interkulturellen Annäherungen“ bemüht.<br />
Da die Lebenszeit von Zeitzeugen,<br />
die an das deutsche Schlesien noch persönliche<br />
Erinnerungen haben, bemessen<br />
ist oder auch schon abgelaufen ist, und<br />
mittlerweile schon die dritte polnische<br />
Generation in Wrocław lebt, stellt sich<br />
mit den Jahren ein neuer Blick ein - getragen<br />
von mehr Toleranz und weniger<br />
Vorurteilen. Insgesamt, so eine kluge<br />
Analyse über die Auseinandersetzung<br />
der polnischen Germanistik mit den<br />
deutschen Spuren in Polen, lasse sich<br />
auf polnischer Seite ein „endgültiges<br />
Durchbrechen der langjährigen Wahrnehmungsblockade<br />
gegenüber der deutschen<br />
Vorgeschichte“ feststellen. (Jürgen<br />
Joachimsthaler, s. Anm. 3) Thematisiert<br />
78<br />
und vergleichend analysiert würden aber<br />
zunehmend auch Tabuisierungen und<br />
gemeinsame traumatische Erfahrungen<br />
wie der doppelte, der deutsche wie der<br />
polnische, Heimatverlust.<br />
Auf Schlesien bezogen lässt sich auch<br />
ein wieder erwachtes Regionalbewusstsein<br />
feststellen, das zumal auf dem Gebiet<br />
von Literatur und Kunst nichts mit<br />
hinterwäldlerischem Provinzialismus<br />
zu tun hat. Ein solches Bewusstsein, das<br />
die Vergangenheit nicht ignoriert, die<br />
politischen Realitäten akzeptiert und<br />
die (multi)kulturelle Vielfalt pflegt und<br />
fördert, wäre auch die Grundlage für ein<br />
„Europa der Regionen“.<br />
Die Schlesier Dieter Bänsch und Marian<br />
Szyrocki haben hierfür den Weg bereitet.
Monika Blidy<br />
Jurij Brĕzan – portret pisarza<br />
„Dokładnie pośrodku naszego kontynentu<br />
(...) wytryska Satkula, strumyk,<br />
który poi siedem wiosek, aż napotyka<br />
rzekę, która go połyka. Morze nie zna<br />
strumyka, jak nie znają go atlasy, ale<br />
musiałoby to być inne morze, gdyby nie<br />
przyjęło wód Satkuli” 1 – tymi słowami<br />
wybitny pisarz łużycki Jurij Brĕzan (1916-<br />
2006) rozpoczyna filozoficzną opowieść<br />
o Krabacie, wędrownym czarodzieju,<br />
bohaterze ludowych podań i legend. W<br />
słynnym dziele niewielka rzeczka staje<br />
się metaforą łużyckiej ojczyzny i nadaje<br />
jej zarazem rangę i znaczenie w kontekście<br />
wielkiej historii świata. Z tej niemal<br />
niezauważalnej na mapie krainy wyrusza<br />
Krabat, aby w imieniu ludzkości przemieniać<br />
świat, czynić go piękniejszym i<br />
bardziej ludzkim.<br />
Tym samym głosem, co Krabat przemawiają<br />
inni bohaterowie pojawiający<br />
się na kartach brĕzanowskich powieści.<br />
Łużyczanie Maria Janczowa czy Feliks<br />
Hanusz nie ustają w staraniach o lepszą<br />
przyszłość symbolizując cały naród łużycki,<br />
jego wolę przetrwania i wewnętrzną<br />
siłę. Stojący pod znakiem tego przesłania<br />
całokształt twórczości Brĕzana wywarł<br />
ogromny wpływ nie tylko na rozwój literatury<br />
łużyckiej, ale i zarazem odcisnął<br />
swój ślad w społecznych przemianach<br />
1 Brĕzan, J.: Krabat; Seria Dzieła Pisarzy Łużyckich,<br />
Wydawnictwo „śląsk”; Katowice 1984;<br />
s. 5.<br />
dokonujących się na Łużycach począwszy<br />
od okresu powojennego aż po dzień<br />
dzisiejszy. Z uwagi na niewątpliwy wkład<br />
w pogłębianie świadomości tożsamości<br />
narodowej poprzez propagowanie łużyckiej<br />
kultury pisarz stał się dla wielu<br />
rodaków symbolem łużyckiego ducha.<br />
Dla czytelników ceniących wyjątkowy<br />
charakter jego dzieł i ich wymowny<br />
przekaz śmierć autora była niepowetowaną<br />
stratą. Nasuwające się pytanie, czy<br />
możliwe jest przejęcie literackiej schedy<br />
po pisarzu, w znamienny sposób neguje<br />
parafraza przywołanego wcześniej fragmentu,<br />
mówiąca, iż po odejściu Brĕzana<br />
literatura łużycka nie będzie już taka, jak<br />
niegdyś, podobnie jak i morze, które nie<br />
przyjmie wód Satkuli.<br />
Będąc jednym z „epickich kronikarzy<br />
Łużyczan” 2 Jurij Brĕzan analizował<br />
z wielką uwagą i oddaniem stosunki panujące<br />
w łużyckiej ojczyźnie. We wszystkich<br />
swoich utworach podejmował<br />
kwestie polityczne i socjalne, aktywnie<br />
uczestnicząc również w życiu społecznym.<br />
Biografia pisarza zdradza ponadto<br />
silne osobiste przywiązanie do łużyckiej<br />
tradycji i kultury, co nadało specyficzny<br />
lokalny koloryt twórczości pisarza.<br />
2 Franz, K., Lange, G., Payrhuber, F.J. (Wyd.):<br />
Kinder- und Jugendliteratur. Ein Lexikon. Teil I: Autoren<br />
/ Übersetzer; opublikowane na zlecenie<br />
Niemieckiej Akademii Literatury Dziecięcej i<br />
Młodzieżowej, Volkach 1995, s. 1.<br />
79
Sylwetki<br />
Wyjątkowym spoiwem łączącym<br />
obie te sfery – dorobek literacki pisarza<br />
i jego działalność społeczną – była<br />
umiejętność tworzenia paralelnych dzieł<br />
w języku łużyckim i niemieckim. W<br />
świetle życiorysu Brĕzana zdolność ta<br />
świadczyła bowiem nie tylko o biegłym<br />
warsztacie tłumacza, ale była również<br />
narzędziem realizacji zamierzeń, jakie<br />
stawiał przed sobą autor, angażując się<br />
społecznie. Pisząc w obu językach pisarz<br />
pragnął przyczynić się do zbliżenia pomiędzy<br />
Łużyczanami i Niemcami, między<br />
którymi historia zbudowała trudny<br />
do pokonania mur niechęci i zahamowań.<br />
Dwujęzyczność Brĕzana na tle łużyckiej<br />
literatury powojennej była więc<br />
zjawiskiem niezwykle rzadkim. Wszelkie<br />
działania na rzecz propagowania języka i<br />
kultury niemieckiej spotykały się z ostracyzmem<br />
ze strony łużyckiej społeczności,<br />
gdyż postrzegane były jako przejawy<br />
procesu germanizacji, a w konsekwencji<br />
jako zagrożenie i zamach na odrębność<br />
narodowościową i kulturową Łużyc.<br />
Warto przy tym wspomnieć, że tendencja<br />
ta nie powstała na gruncie dramatycznych<br />
wydarzeń II wojny światowej,<br />
lecz sięgała początków budzącej się w łużyckim<br />
społeczeństwie świadomości narodowej.<br />
Już wczesna literatura łużycka<br />
operowała silnymi przeciwieństwami. Z<br />
jednej strony poprzez poetyckie opisy<br />
idealizujące łużyckie krajobrazy kreowała<br />
pozytywny obraz łużyckiej ojczyzny i<br />
związanych z nim konotacji takich jak<br />
tradycja, rodzina, a także łużycki język.<br />
Z drugiej strony na zasadzie kontrastu<br />
przekazywała negatywny wizerunek<br />
Niemców jako prześladowców, czego<br />
konsekwencją było również utrwalanie<br />
niechęci wobec języka niemieckiego.<br />
80<br />
Wymownym symbolem poczucia odrębności<br />
i wyobcowania Łużyczan była wielokrotnie<br />
przywoływana metafora Łużyc<br />
jako samotnej wyspy w zewsząd otaczającym<br />
(niemieckim) morzu. 3 Młodemu<br />
pisarzowi, który obok utworów w języku<br />
łużyckim zaczął tworzyć ich niemieckojęzyczne<br />
wersje, przyszło więc zmierzyć<br />
się z głęboko zakorzenionymi uprzedzeniami.<br />
Podobnie jak inni łużyccy pisarze<br />
także Jurij Brĕzan pisał początkowo po<br />
łużycku zwracając się wyłącznie do łużyckiego<br />
czytelnika. Jednak pragnienie<br />
upowszechniania literatury i kultury<br />
łużyckiej również poza rejonem Łużyc<br />
skłoniło go do podjęcia prób pisania<br />
także w języku niemieckim. Był to przemyślany<br />
zabieg autora „Krabata”, świadomy<br />
był bowiem, iż bariera językowa,<br />
nie do pokonania dla publiczności nie<br />
władającej językiem łużyckim, spowodowałaby<br />
izolację łużyckich tekstów i ograniczenie<br />
kręgu czytelników do wąskiego<br />
grona rodaków. Nie bez znaczenia pozostało<br />
przy tym osobiste przekonanie<br />
pisarza o istotnej roli, jaką w jego życiu<br />
odegrała umiejętność posługiwania się<br />
językiem niemieckim. Język ten, będący<br />
językiem nauczania w ówczesnych szkołach,<br />
umożliwił Brĕzanowi poznawanie<br />
literatury, filozofii i sztuki i przez to<br />
kształtował sylwetkę młodego pisarza w<br />
niemal równym stopniu, jak język łużycki,<br />
język jego rodziców i sąsiadów, język,<br />
w którym został wychowany.<br />
3 Por.: Teodorowicz-Hellman, E.: W drodze do<br />
„Krabata” Monografia twórczości Jurija Brezana do<br />
roku 1975/ Richtung „Krabat” Jurij Brezans Schaffen<br />
bis zum Jahre 1975 Eine Monographie, Stockholm<br />
Slavic Papers, Stockholms Universitet Slaviska<br />
Institutionen, Łośgraf Oficyna Wydawnicza<br />
(Jakub Łoś), Warszawa 2006, s. 32.
Twórczość w języku niemieckim<br />
budziła początkowo niezrozumienie<br />
wśród Łużyczan, a nawet dezaprobatę.<br />
Podczas gdy czytelnicy niemieccy słusznie<br />
postrzegali pisarza w kontekście<br />
łużyckiego pochodzenia, zaskakująco<br />
sami Łużyczanie zaczęli uważać Brĕzana<br />
za niemieckiego autora. Pisarz zdawał<br />
sobie sprawę z zainteresowania, jakie budziła<br />
jego dwujęzyczność i wielokrotnie<br />
wypowiadał się na ten temat. Sam przedstawiał<br />
się jako autor tworzący w sposób<br />
dostosowany do obu odbiorców – i łużyckiego,<br />
i niemieckiego. W świetle tej wypowiedzi<br />
łatwiej zrozumieć różnice, jakie<br />
uwidaczniają się przy porównywaniu<br />
paralelnych dzieł w dwóch wersjach językowych.<br />
Pod względem treści i stylistyki<br />
utwory te nie są wiernymi przekładami,<br />
lecz stanowią odrębne teksty, napisane z<br />
myślą o obu adresatach i dopasowane do<br />
różnic kulturowych pomiędzy nimi. 4<br />
Dwujęzyczność odgrywała dla<br />
Brĕzana szczególną rolę, pozwalała mu<br />
bowiem wyrazić przekonanie, iż istnieje<br />
możliwość odrzucenia dawnych uprzedzeń<br />
i pokojowej koegzystencji łużyckiego<br />
i niemieckiego narodu w jednym państwie.<br />
Ponad istniejącymi podziałami<br />
między dwoma światami Brĕzan pragnął<br />
przerzucić mosty – budował mosty<br />
między językami i światami dwu kultur<br />
i tradycji.<br />
Bezsporny wpływ na dzieło Brĕzana<br />
miały przeżycia i doświadczenia z jego<br />
dzieciństwa i lat młodzieńczych, które<br />
spędził w okolicach Budziszyna. Przyszedł<br />
na świat w 1916 roku we wsi Räckelwitz<br />
w wielodzietnej rodzinie, gdzie<br />
dorastał w skromnych warunkach. Jako<br />
syn kamieniarza od małego doświad-<br />
4 Tamże, s. 16.<br />
Monika Blidy: Jurij Brĕzan – portret pisarza<br />
czył socjalnej bariery dzielącej ludność<br />
łużycką i niemiecką, uwidaczniającą się<br />
szczególnie w budziszyńskim gimnazjum,<br />
do którego uczęszczał jako jedyny<br />
spośród swojego rodzeństwa. Wyraźny<br />
kontrast między biedą panującą na łużyckiej<br />
wsi a zamożnością miasta, zdominowanego<br />
przez majętną niemiecką<br />
ludność, kształtował światopogląd młodego<br />
chłopca z robotniczej rodziny. Z<br />
latami nauki w gimnazjum zbiegły się<br />
narastające napięcia na tle rozprzestrzeniającej<br />
się ideologii nazistowskiej, ostro<br />
krytykowanej przez gimnazjalistę w<br />
szkolnych wypracowaniach, w których<br />
wbrew obowiązującym wytycznym odważnie<br />
występował w obronie prześladowanej<br />
mniejszości łużyckiej. Dając wyraz<br />
swoim poglądom naraził się na dotkliwe<br />
konsekwencje – sześć tygodni przed maturą<br />
Brĕzan musiał przejść prawdziwy<br />
„egzamin dojrzałości”. Wydalony ze<br />
szkoły z uwagi na „niedojrzałość polityczną”<br />
podjął trudną decyzje o opuszczeniu<br />
Łużyc, zdobyciu wykształcenia<br />
i zdaniu matury w szkole zagranicznej.<br />
Przez Drezno udał się najpierw do Pragi,<br />
gdzie pisywał antyfaszystowskie artykuły<br />
do gazet, a następnie do Poznania i Torunia.<br />
W 1938 r. powrócił ze świadectwem<br />
maturalnym do Niemiec, gdzie wkrótce<br />
został aresztowany przez gestapo, po<br />
tym jak udowodniono mu współpracę<br />
w zdelegalizowanej przez nacjonalistów<br />
„Domowinie” (Związek Serbów Łużyckich).<br />
W każdej biografii pisarza odnotowany<br />
jest fakt jego działalności antyfaszystowskiej,<br />
którą Brĕzan rozumiał<br />
nie jako walkę przeciwko Hitlerowi, lecz<br />
jako opór walczącego o przetrwanie narodu,<br />
skierowany przeciw wrogiemu mu<br />
reżimowi.<br />
81
Sylwetki<br />
Po zwolnieniu z więzienia ze względu<br />
na zakaz pobytu w Łużycach udał się do<br />
Fryzji, gdzie aż do 1941 roku pracował<br />
w rolnictwie, w charakterze zarządcy<br />
majątków ziemskich. Niespokojny o los<br />
rodziny zdecydował się wrócić do Łużyc,<br />
gdzie został przymusowo wcielony do<br />
Wehrmachtu. Lata wojenne 1942-1945<br />
spędził na frontach pełniąc funkcję telegrafisty<br />
i w 1946 r. powrócił do zniszczonej<br />
łużyckiej ojczyzny. 5<br />
W latach powojennych podjął społeczną<br />
i polityczną działalność, którą<br />
uważał za swój moralny i obywatelski<br />
obowiązek 6 i z którego pragnął się wywiązać<br />
poprzez swoją twórczość. Tuż po<br />
wojnie dołączył do łużyckich działaczy<br />
dążących do odbudowy Łużyc na wzór<br />
socjalistycznego programu niemieckiej<br />
partii politycznej SED.<br />
Za szczególny cel Brĕzan obrał sobie<br />
wykształcenie u łużyckiej młodzieży poczucia<br />
przynależności kulturowej. Realizując<br />
ten zamiar objął funkcję przedstawiciela<br />
związków młodzieżowych, a następnie<br />
został kierownikiem Wydziału<br />
Prasy, Radia i Filmu w Urzędzie Kultury<br />
i Oświaty na Łużycach. Będąc gorącym<br />
orędownikiem krzewienia łużyckiej kultury<br />
kładł silny nacisk na propagowanie<br />
nauczania w języku łużyckim. Rezygnacja<br />
z nauczania języka ojczystego zdegradowałaby<br />
– zdaniem pisarza – jego rolę<br />
i znaczenie do mowy zarezerwowanej<br />
niemal wyłącznie do środowiska rodzinnego,<br />
do gwary i w konsekwencji spo-<br />
5 Por.: Schwitzke, W.: Jurij Brĕzan: Auf der Suche<br />
nach Wahrheit oder Von der Notwendigkeit, Fragen<br />
zu stellen, [w:] Deutsch als Fremdsprache, Literarisches<br />
Sonderheft 23/ 1987, s. 27.<br />
6 Por.: Schwitzke, W.: Jurij Brĕzan: Auf der Suche<br />
nach Wahrheit (....); s. 27.<br />
82<br />
wodowałoby jego całkowity zanik. Jako<br />
zaangażowany obrońca łużyckiej szkoły<br />
zdecydowanie opowiadał się przeciwko<br />
zamykaniu placówek prowadzących łużyckie<br />
klasy, wskazując na ich rolę w rozpowszechnianiu<br />
i pielęgnowaniu wiedzy<br />
o łużyckim dziedzictwie kulturowym.<br />
Niesłabnące zaangażowanie w działalność<br />
pro-łużycką Jurija Brĕzana miało<br />
bezpośrednie przełożenie na jego<br />
twórczość. Poprzez nią pisarz pragnął<br />
dać wyraz głębokiemu przeświadczeniu<br />
o woli przetrwania swojego narodu, który<br />
poprzez wieki zdołał oprzeć się działaniom<br />
zmierzającym do wykreślenia go z<br />
etnicznej mapy Europy.<br />
Doświadczenia lat młodzieńczych,<br />
stojące pod znakiem groźby nadchodzącej<br />
wojny, poczucie społecznej izolacji<br />
ze względu na przynależność do mniejszości<br />
narodowej, wreszcie wojenna<br />
tułaczka, spotęgowały pragnienie samookreślenia<br />
się, odbudowy stłamszonego<br />
przez reżim poczucia tożsamości. Nieprzypadkowo<br />
więc jednym z motywów<br />
przewodnich w dziele pisarza był motyw<br />
poszukiwania ojczyzny.<br />
W literaturze łużyckiej temat przynależności<br />
narodowej i kulturowej nie był tematem<br />
nowym – ze względu na brak własnej<br />
państwowości podejmowanie problemu<br />
autoidentyfikacji było dla Łużyczan<br />
kwestią fundamentalną. Zakończenie II<br />
wojny światowej przyniosło konieczność<br />
konfrontacji tych pytań z powojenną rzeczywistością.<br />
Daleko idące przeobrażenia<br />
polityczne w Europie i wraz z nimi szansa<br />
na odrodzenie i zjednoczenie Łużyc rozbudziły<br />
w wielu rodakach pisarza nadzieje, że<br />
opiewana w poezji i łużyckich podaniach<br />
wizja wytęsknionej ojczyzny przybierze realny<br />
kształt suwerennego państwa. Mimo
usilnych starań Łużyczanom nie udało<br />
się jednak uzyskać autonomii. Ogromne<br />
rozczarowanie tym faktem przyniosło<br />
łużyckiej społeczności zwątpienie i narastające<br />
obawy o dalsze losy narodu, a w<br />
konsekwencji przyczyniło się do kryzysu<br />
tożsamości wśród wielu rodaków. Zupełnie<br />
inną postawę wobec tych przemian<br />
reprezentował Jurij Brĕzan, który swoją<br />
wczesną twórczość pisarską – głównie poezję<br />
– natchnął duchem optymizmu i wiary<br />
w pozytywne rezultaty nadchodzących<br />
przemian.<br />
W przeciwieństwie do znacznej części<br />
łużyckiego społeczeństwa, która pragnęła<br />
widzieć przyszłość łużyckiej ojczyzny<br />
jako odrębnego, niezależnego państwa,<br />
Brĕzan nie umniejszał znaczenia faktu,<br />
iż po zakończeniu wojny Łużyczanie zostali<br />
mniejszością narodową w granicach<br />
niemieckiego państwa. Pisarz upatrywał<br />
w tych wydarzeniach szansę na społeczny<br />
i gospodarczy rozwój Łużyc u boku<br />
nowopowstałego państwa NRD (1949 r.)<br />
i zarazem głęboko wierzył w możliwość<br />
pokojowego współistnienia niemieckiego<br />
i łużyckiego narodu. Radość z dokonujących<br />
się zmian i wiązane z nimi<br />
nadzieje Brĕzan przelał na swoje wiersze,<br />
w których koncentrował się na pozytywnym<br />
przedstawianiu aktualnej sytuacji<br />
politycznej i nawoływał do solidarnego<br />
budowania nowej, łużycko-niemieckiej<br />
ojczyzny. W swojej późniejszej twórczości<br />
pisarz wielokrotnie powracał do tamtych<br />
pamiętnych wydarzeń: „tylko ten,<br />
kto w podwójnym stopniu – socjalnie<br />
i narodowościowo – nie miał ojczyzny,<br />
zrozumie, co znaczyło dla mnie odnalezienie,<br />
posiadanie ojczyzny.” 7<br />
7 Cyt. za: Röhner, E.: Interview mit Jurij Brĕzan,<br />
Weimarer Beiträge 9/ 1975; s. 59.<br />
Monika Blidy: Jurij Brĕzan – portret pisarza<br />
Spośród licznych utworów, głównie<br />
poetyckich, podejmujących tę tematykę,<br />
na szczególną uwagę zasługują znane<br />
wiersze: Wie ich mein Vaterland fand (1950)<br />
oraz Wie ich mein Vaterland verlor (1964), oba<br />
w formie swoistego manifestu pisarza.<br />
Pierwszy z nich nawiązywał do osobistych<br />
przeżyć Brĕzana, który powracając<br />
pamięcią wiele lat wstecz próbował dociec<br />
sensu poszukiwania ojczyzny. „Ojczyzną”<br />
nie była jednak ziemia, o którą<br />
podczas I wojny światowej musiał walczyć<br />
ojciec pisarza wysłany na niemiecki<br />
front. Również wiersze o ojczystym<br />
kraju, których Brĕzan uczył się w gimnazjum<br />
w Budziszynie, okazały się kłamstwem.<br />
Snując refleksję nad doświadczeniami<br />
lat młodości poeta podkreślił, iż<br />
wówczas naprawdę czuł, że nie ma własnej<br />
ojczyzny. Tym bardziej zrozumiały<br />
był wybuch jego radości i optymizmu,<br />
kiedy w 1949 r. zaistniała realna szansa<br />
odrodzenia Łużyc u boku niemieckiego<br />
socjalistycznego państwa. Brĕzan mógł z<br />
głębokim przekonaniem potwierdzić, że<br />
odnalazł wreszcie swoją ojczyznę i jego<br />
poszukiwania dobiegły końca. Drugi ze<br />
wspomnianych wierszy stał się natomiast<br />
lustrem, w którym odbijało się wielkie<br />
rozczarowanie po konfrontacji ideałów z<br />
rzeczywistością, w której pisarz na próżno<br />
szukał wymarzonej ojczyzny. Kroplą,<br />
która przepełniła tę czarę goryczy, była<br />
decyzja Biura Politycznego SED o ograniczeniu<br />
nauczania języka łużyckiego w<br />
szkołach (1964 r.). Od politycznych rozstrzygnięć,<br />
które niweczyły jego usilne<br />
starania podtrzymywania i pielęgnowania<br />
kultury i języka łużyckiego, Brĕzan<br />
odciął się jednoznacznie słowami wiersza<br />
oświadczając, że ostatecznie stracił<br />
ojczyznę. Ojczyzna, której z nadzieją<br />
83
Sylwetki<br />
szukał w granicach NRD, okazała się<br />
ułudą. Miejsce początkowego entuzjazmu<br />
pisarza i jego wiary we wsparcie ze<br />
strony niemieckiej zajęło przekonanie<br />
o potrzebie dogłębnej pracy nad zachowaniem<br />
i umocnieniem łużyckiej tożsamości<br />
przez samych Łużyczan, z czym<br />
wiązał się mozolny trud, ale i zarazem<br />
możliwość umocnienia osłabionych<br />
więzi między rodakami.<br />
Zogniskowanie podejmowanych<br />
tematów wokół motywów łużyckich<br />
pozwoliło nadać Brĕzanowi miano zaangażowanego<br />
pisarza-społecznika, dla<br />
którego mały świat łużyckiej społeczności,<br />
jej życie codzienne stanowiły swoisty<br />
punkt odniesienia dla refleksji nad przeszłością<br />
i teraźniejszością, prowadzonej<br />
na tle losów literackich bohaterów.<br />
Ustami swoich postaci Brĕzan wciąż na<br />
nowo opowiada historię łużyckiego narodu,<br />
swojego narodu, wskazuje na jego<br />
mocne i słabe strony, na możliwości i<br />
niebezpieczeństwa, które przynieść mu<br />
może przyszłość.<br />
Ciekawą i wnikliwą analizę przemian<br />
zachodzących w łużyckim społeczeństwie<br />
w pierwszej połowie XX wieku pisarz<br />
zawarł w trzytomowej powieści o życiu<br />
Feliksa Hanusza (Der Gymnasiast 1958,<br />
Semester der verlorenen Zeit 1960, Mannesjahre<br />
1964). Opisując losy głównego bohatera<br />
pisarz szczegółowo przedstawia etapy<br />
kształtowania się światopoglądu młodego<br />
Łużyczanina, którego młodzieńcze<br />
lata przypadły na lata wojny i okres powojenny.<br />
Dzięki wprowadzeniu perspektywy<br />
historycznej autor z powodzeniem<br />
łączy panoramiczny obraz łużyckiego<br />
społeczeństwa z uniwersalną problematyką<br />
emocjonalnego i społecznego dojrzewania.<br />
Konfrontacja protagonisty<br />
84<br />
z różnymi postawami i poglądami, reprezentowanymi<br />
przez rodaków wobec<br />
zawirowań historii, ukazana jest przede<br />
wszystkim w kontekście trudnych decyzji,<br />
rozterek i nie zawsze trafnych wyborów<br />
młodego człowieka. Doświadczenia<br />
bohatera, w których czytelnik bez trudu<br />
odnajdzie liczne odniesienia do osobistych<br />
przeżyć Brĕzana, determinują drogę<br />
Feliksa do odkrycia własnej tożsamości<br />
i stają się punktem wyjścia do dalszej<br />
refleksji nad przyszłością Łużyc.<br />
Z wieloletniej polemiki z problemami<br />
łużyckiej społeczności, która<br />
wciąż przewijała się przez strony dzieł<br />
Brĕzana, powoli wykrystalizował się zamiar<br />
stworzenia obszernej epopei Łużyczan.<br />
Myśl ta dojrzewała wraz z przekonaniem,<br />
iż łużycka dusza nie da się ująć<br />
w ramy czysto historycznej powieści,<br />
lecz wymaga „metaforycznego dzbana”,<br />
którym autor mógłby zaczerpnąć ze<br />
„studni prawdy” i w ten sposób dosięgnąć<br />
istoty łużyckiej tożsamości. 8 Kluczem,<br />
który otworzył przed Brĕzanem<br />
możliwość obrazowego przedstawienia<br />
łużyckiego ducha, stała się słynna legenda<br />
o bohaterskim Krabacie. Pisarz<br />
zaczerpnął z niej postać dobrego czarodzieja<br />
z Łużyc i uczynił z niej przewodnika<br />
prowadzącego czytelnika nie tylko<br />
przez łużyckie wioski i krajobrazy, ale i<br />
inne krainy, państwa, także fantastyczne,<br />
nierealne światy baśni. W ten sposób<br />
w miejsce kroniki łużyckiego ludu<br />
powstała wybitna powieść filozoficzna<br />
„Krabat”, która dzięki specyficznej formie<br />
narracji, licznym paralelom i odnie-<br />
8 Por. Brĕzan, J.: Krabat oder Es ist an der Zeit,<br />
Fragen zu stellen. [w:] Drenkow, R.(Hrsg.): Jurij<br />
Brĕzan - Ansichten und Einsichten aus der literarischen<br />
Werkstatt, Verlag Neues Leben, Berlin 1976, s. 98.
sieniom do pozałużyckich kontekstów<br />
kulturowych uzyskała nowy wymiar,<br />
wykraczający poza regionalne ramy. Zabieg<br />
ten pozwolił pisarzowi również i w<br />
późniejszych dziełach wciąż poruszać<br />
się między kluczowymi dla niego zagadnieniami<br />
tożsamości własnego narodu i<br />
tożsamości człowieka.<br />
Satkula nie kończy swego biegu wokół<br />
Łużyc, lecz podąża dalej, unosząc<br />
ze sobą cząstkę łużyckiego elementu.<br />
Podobnie dorobek literacki Brĕzana<br />
przerasta ramy literatury regionalnej i<br />
przyjmuje kształt szeroko zakrojonej<br />
polemiki o charakterze uniwersalnym.<br />
Cała twórczość pisarza stoi bowiem<br />
Monika Blidy: Jurij Brĕzan – portret pisarza<br />
pod znakiem szczególnych stosunków<br />
między łużycką ojczyzną, a niemieckim<br />
państwem, w dalszej perspektywie – także<br />
światem. Te szczególne odniesienia w<br />
twórczości autora znajdują swój wyraz w<br />
formie specyficznej perspektywy czasowej:<br />
wczoraj – dziś – jutro splatają się w<br />
losach bohaterów i konfrontują czytelnika<br />
z szeroko pojętą problematyką społeczną<br />
i polityczną, a także skłaniają do<br />
filozoficznej refleksji nad ogólnoludzkimi<br />
pytaniami. 9<br />
9 Por. Krause, G.: Die Adaptation der sorbischen<br />
Krabat-Sage in der künstlerischen Literatur; Część II<br />
[w:] Letopis Instituta za Serbski Ludospyt, H2/<br />
1979, s. 152.<br />
85
Rozważania literackie<br />
Ksenia Olkusz<br />
Wampir w wielkim mieście.<br />
Miasto poza czasem Enrique Moriela<br />
jako traktat o dobru i złu<br />
„Wampir pozostaje dziś jedną z najchętniej<br />
eksploatowanych ikon popkultury,<br />
[a] popularność postaci wampira i<br />
jej łatwa rozpoznawalność, efekt silnej<br />
stereotypizacji, stały się po części przyczyną,<br />
dla której wielu autorów podjęło<br />
grę z konwencją” 1 . Wydaje się zatem, że<br />
twórcy literatury niewiele mieć mogą do<br />
zaproponowania, jeśli chodzi o postaci<br />
wampiryczne, zwłaszcza gdy wziąć pod<br />
uwagę znamienną schematyzację i popularność<br />
tego motywu. Są to więc raczej<br />
najczęściej inspiracje lub wariacje czy<br />
rekombinacje postaci wampirycznych.<br />
Funkcja, jaką w utworach pełnią te postaci,<br />
jest w zasadzie identyczna; poprzez<br />
samą obecność sugerują one istnienie<br />
tajemniczego, groźnego universum, wyobcowanego<br />
od ludzkiej cywilizacji i tym<br />
samym niemożliwego do zrozumienia,<br />
1 A. Gemra, Od gotycyzmu do horroru. Wilkołak,<br />
wampir i monstrum Frankensteina w wybranych utworach,<br />
Wrocław 2008, s. 237-240.<br />
86<br />
a tym bardziej pokonania. Reprezentują<br />
zatem tę najbardziej „dojmującą” obcość,<br />
zaznaczają się bezwzględnie jako<br />
istoty spoza ludzkiego wymiaru, będące<br />
traumatycznym dowodem na istnienie<br />
„Innego”. Prezentowane w tekstach literackich<br />
i filmach dwie rzeczywistości<br />
– ludzka i wampiryczna – stają się wobec<br />
siebie opozycyjne nie tylko z powodu<br />
przekroczenia pewnych znanych człowiekowi<br />
zasad funkcjonowania świata,<br />
lecz również ze względu na „niepojętość”,<br />
„obcość” czynników regulujących<br />
istnienie „tamtej”, „innej” przestrzeni.<br />
Nie inaczej konstruuje swoją opowieść<br />
Enrique Moriel (właśc. Francisco<br />
Gonzales Ledesma), kataloński dziennikarz<br />
i pisarz. W utworze Miasto poza czasem<br />
(La ciudad sin tempo) czyni on wampira<br />
bohaterem i jednocześnie elementem ogniskującym<br />
wszystkie wydarzenia. Nadnaturalność<br />
protagonisty, posiadającego<br />
wszelkie atrybuty tradycyjnej postaci
wampirycznej, nie ulega tutaj wątpliwości,<br />
jednak punkt ciężkości przeniesiony<br />
zostaje z aspektu fantastycznego na<br />
filozoficzny i obyczajowy. Wprawdzie<br />
świat demoniczny pozostaje przestrzenią<br />
nieosiągalną i dla ludzi tajemniczą,<br />
lecz groza tej rzeczywistości polega bardziej<br />
na dehumanizacji człowieka niż na<br />
nieludzkości istot nadnaturalnych.<br />
O utworze Moriela pisano, że to<br />
„traktat o walce Dobra ze złem i powieść,<br />
w której Dobro nie ma szans, by<br />
zatryumfować” 2 . W rzeczy samej ono po<br />
prostu w świecie przedstawionym nie<br />
istnieje. Czyny ludzkie podporządkowane<br />
są nie tyle zasadom moralności, co<br />
dwóm rodzajom żądzy – erotycznej (silnie<br />
akcentowanej w scenach seksualnego<br />
zniewolenia, a nawet przemocy wobec<br />
kobiet) oraz egoistycznemu pragnieniu<br />
przetrwania za wszelką cenę. Determinujące<br />
ludzkie zachowania popędy realizują<br />
się jako dążenie do bezustannego<br />
podporządkowywania sobie innych, imperatyw<br />
sprawowania władzy nawet na<br />
tak niewielką skalę, jak własny dom czy<br />
gospodarstwo.<br />
Moriel nie poszukuje jednak odpowiedzi<br />
na pytanie, jaka jest natura Zła,<br />
lecz sugeruje, że historia ludzkości dowodzi<br />
bezustannego „stawania się” świata,<br />
że proces stworzenia jeszcze nie dobiegł<br />
końca. Konstatacja taka pada zresztą z<br />
ust innego bohatera-wampira, zwanego<br />
Tym Drugim (co zresztą jest aluzją do<br />
jego infernalnej proweniencji).<br />
Już same działania podejmowane<br />
przez głównego bohatera (m. in. postanowienie<br />
o nieodbieraniu ludziom życia,<br />
2 J. Czechowicz, www.krytycznymokiem.<br />
blogspot.com/2009/05/miasto-poza-czasemenrique-moriel.html,<br />
data dostępu: 05.03.2010.<br />
Ksenia Olkusz: Wampir w wielkim mieście<br />
nikłe bądź nieobecne poczucie władzy<br />
nad istotami śmiertelnymi) sugerują, że<br />
choć naznaczony pierwiastkiem Zła, nie<br />
dokonuje on jednoznacznego wyboru<br />
pomiędzy Dobrem i Złem. Istnienie Zła<br />
jest według niego relatywne, ponieważ<br />
wiąże się z kategorialnością, wartościowaniem<br />
właściwym raczej człowiekowi,<br />
nie zaś demonowi. Nie-ludzkość bytów<br />
nadnaturalnych polega więc także na<br />
odwróceniu czy negacji ludzkich reguł<br />
postępowania, a nie tylko na nieliczeniu<br />
się z cierpieniem lub pragnieniem życia.<br />
Protagonista jest wobec ludzi neutralny,<br />
z rzadka nawiązuje z kimś bliższą<br />
relację. Zachwianie proporcji pomiędzy<br />
światem demonów a światem ludzi nie<br />
jest więc już tak jednoznaczne, jak w tradycyjnej<br />
historii wampirycznej. W kontekście<br />
działań protagonisty poczynania<br />
monstrów uzasadniają się nie wyłącznie<br />
jako świadoma potrzeba czynienia zła,<br />
lecz stanowią w dużej mierze element<br />
warunkujący przetrwanie w świecie ludzi<br />
(jak na przykład przypadkowe zabójstwo<br />
dziewczynki, bierna postawa wobec skazania<br />
na śmierć matki czy nieodczuwanie<br />
żalu z powodu śmierci rodzącej na polu<br />
bitwy kobiety). Równowaga pomiędzy<br />
Dobrem a Złem jest w tym przypadku<br />
względna, gdyż odnosi się do zbyt jednoznacznego<br />
podziału etycznego. Decyzje<br />
bohatera zależą od tego, czy wybór okaże<br />
się korzystny dla dalszej jego egzystencji,<br />
nie są natomiast dyktowane nienawiścią<br />
lub miłością do ludzkiego gatunku.<br />
Warto zauważyć, że skoligacenie istoty<br />
nadnaturalnej z siłami ciemności jest w<br />
zasadzie podyktowane pewnym przyzwyczajeniem<br />
czytelniczym, wiąże się ściśle<br />
z ugruntowanym w tradycji literackiej i<br />
kulturowej przeświadczeniem, że wampi-<br />
87
Rozważania literackie<br />
ryczność ma zawsze i bezwzględnie znak<br />
ujemny. Tymczasem Morielowski bohater<br />
wprawdzie nosi w sobie Zło, jednak<br />
poza stwierdzeniem tego faktu, nie stara<br />
się on opowiedzieć ani po stronie Dobra<br />
ani sił ciemności. Lata istnienia upływają<br />
mu raczej bardziej na dyskretnej obserwacji<br />
ludzkich poczynań, niż na ich osądzaniu.<br />
Narrator-bohater bezustannie<br />
i od samego początku podkreśla swoją<br />
obcość, nieprzystawalność do porządku<br />
rzeczywistości. Owo wykluczenie odnosi<br />
się zarówno do hierarchii społecznej,<br />
jak i osobowości oraz fizjologii bohatera.<br />
Jako syn prostytutki pozostaje on na<br />
marginesie życia społecznego. Co więcej,<br />
jego matka to niewolnica, która obsługuje<br />
niezamożnych klientów, spełniając<br />
ich najbardziej wyuzdane i perwersyjne<br />
zachcianki. Wykonywany zawód oraz<br />
niska pozycja w hierarchii lupanaru determinują<br />
jej upodlenie i zbrukanie, a<br />
tym samym nikłość społeczną. Jej racje,<br />
marzenia czy potrzeby nie są ani ważne,<br />
ani dostrzegane. Matka bohatera jest<br />
przedmiotem, towarem, który mężczyźni<br />
przekazują sobie każdej nocy.<br />
Kolejny element warunkujący obcość<br />
protagonisty stanowi płaszczyzna emocjonalna.<br />
Bohater nie potrafi i nie chce<br />
identyfikować się z ludźmi, a podobny<br />
brak poczucia wspólnoty uniemożliwia<br />
mu nawiązanie jakiejkolwiek bliższej<br />
relacji emocjonalnej. Popędy, dążenia,<br />
ideały lub wiara są mu obce, wydają się<br />
irrelewantne, niejasne nawet. Z takim<br />
uwarunkowaniem współgrają fizyczne<br />
dowody odmienności, związane już<br />
wyłącznie z aspektem wampirycznym.<br />
Protagonista nie podlega więc procesowi<br />
starzenia, a rysy jego twarzy pozostają<br />
niezmienne, odkąd skończył on pięć lat.<br />
88<br />
Potrzeba picia krwi determinuje wiele<br />
podejmowanych przezeń decyzji, bywa<br />
niekiedy silniejsza od rozsądku. Owo<br />
makabryczne dążenie do zaspokojenia<br />
głodu skutkuje śmiercią matki bohatera,<br />
gdy musi ona ponieść karę za popełnioną<br />
przez syna zbrodnię.<br />
Rytuał spożywania krwi nie jest jednak<br />
pierwszoplanowy; w zasadzie wampiryczność<br />
bohatera stanowi wykładnię<br />
jego nieśmiertelności i inności, otwierając<br />
drogę do analizy historii ludzkich<br />
zbrodni oraz natury zła. Dopiero na dalszym<br />
planie umieszczony zostaje sekret<br />
pochodzenia protagonisty. Jest to historia<br />
łudząco zresztą podobna do opowieści<br />
fantastycznych, których tematem są<br />
narodziny Antychrysta. Pojawia się więc<br />
tajemniczy nieznajomy o diabolicznych<br />
cechach (zwany Tym Drugim), który<br />
zapładnia nieświadomą niczego kobietę.<br />
Z tego związku rodzi się dziecko naznaczone<br />
piętnem Zła. Znamienne przy<br />
tym, że akt zapłodnienia dokonuje się<br />
trzeciej nocy. Liczba trzy odnosić się<br />
może nie tylko do dopełnienia związku<br />
mężczyzny i kobiety o dziecko, lecz także<br />
do tradycji chrześcijańskiej, w której<br />
łączy się z aspektami mistycznymi i duchowymi.<br />
Z kolei w numerologii trójka<br />
reprezentuje kreację i prokreację, niwelując<br />
czy przezwyciężając rozdwojenie<br />
i sprzeczności obecne w niedoskonałej<br />
dwójce. Trzy jest liczbą magiczną, której<br />
doniosłe znaczenie podkreśla w powieści<br />
moment prokreacji, będący najwyższym<br />
poświęceniem, na jakie może zdobyć się<br />
Ten Drugi. Zakuwając swoją wybrankę w<br />
dyby, wampiryczny kochanek nie może<br />
w uniesieniu kąsać jej szyi i ten fakt interpretuje<br />
on jako wykładnię czy dowód<br />
swojej miłości do śmiertelniczki. Trzecia
noc jest darem życia – dla matki bohatera<br />
i dla niego samego, skoro wówczas<br />
został poczęty.<br />
Infernalne pochodzenie nie determinuje<br />
jednak niemal zupełnie poczynań<br />
i wyborów protagonisty. Nie sieje on<br />
zniszczenia, nie wodzi na pokuszenie,<br />
a jedynie przygląda się i dziwi ludziom,<br />
znajdującym upodobanie w krzywdzeniu,<br />
torturowaniu innych, zadawaniu<br />
im śmierci. Udział bohatera w czynieniu<br />
zła jest znikomy, w zasadzie ograniczając<br />
się do aktów eliminacji jednostek<br />
nieprzystosowanych, nieszczęśliwych<br />
czy zagrażających jego bezpieczeństwu.<br />
Więcej nawet; relacjonujący zdarzenia<br />
wampir usiłuje usprawiedliwić się, zasugerować<br />
odbiorcy, że ofiary były przypadkowe,<br />
chciały umrzeć, bądź po prostu<br />
nie zasłużyły na istnienie ze względu<br />
na swoją społeczną szkodliwość. Nie jest<br />
to zatem Antychryst stereotypowy; Moriel<br />
pozbawia go tych cech, które moderowałyby<br />
niechęć czytelników, kształtuje<br />
go w sposób odmienny od tradycyjnego.<br />
To wprawdzie nadal demon, ale też i jednostka<br />
zagubiona we własnej wieczności,<br />
w dodatku bezustannie skonfliktowana<br />
z ojcem-stwórcą. Ten Drugi jest bowiem<br />
wciąż obecny w życiu bohatera, poddając<br />
go licznym próbom psychicznym i fizycznym.<br />
Ojciec bierze udział w skazaniu<br />
matki, jest inkwizytorem, który rozkazuje<br />
torturować bohatera; wrażenie jego<br />
obecności ciągle towarzyszy egzystencji<br />
młodszego wampira, wiążąc się ściśle ze<br />
strachem, bólem i przeczuciem rychłego<br />
końca. Interesujący jest fakt, że odczucia<br />
te kojarzone są powszechnie z obecnością<br />
szatana, tematem często w powieści<br />
przywoływanym. Ważnym elementem<br />
Miasta poza czasem są komentarze doty-<br />
Ksenia Olkusz: Wampir w wielkim mieście<br />
czące sposobu funkcjonowania świata, a<br />
także interpretacji obecności szatańskiej.<br />
Jeden z drugoplanowych bohaterów konstatuje<br />
na przykład, że ludzie zabijają dla<br />
przyjemności, usprawiedliwiając swoje<br />
czyny działaniem w słusznej sprawie.<br />
Skoro zaś świat jest miejscem, w którym<br />
dominuje niczym nieusprawiedliwiona<br />
i niepohamowana przemoc, Bóg musiał<br />
się pomylić, być może „ktoś Go wprowadził<br />
w błąd” 3 . Kiedy Ten Drugi dowodzi<br />
synowi, że Zło i Dobro nie są rezultatem<br />
skończoności świata, że proces stwarzania<br />
jeszcze się nie zakończył, koncepcja<br />
boskiej pomyłki staje się tym bardziej<br />
dojmująca. Rozważania o naturze rzeczywistości<br />
dopełnione zostają koncepcją<br />
szatana jako nieodłącznego elementu<br />
istnienia porządku świata. W tym sensie<br />
bohater nie byłby tylko „obcym”, lecz<br />
jego byt zyskiwałby uzasadnienie, byłby<br />
procesem naturalnym, potrzebnym dla<br />
zachowania równowagi wszechświata.<br />
Przypomnieć jednak trzeba, że większość<br />
opowieści wampirycznych opiera<br />
się z reguły na silnym kontraście między<br />
tym, co ludzkie a tym, co takie nie jest.<br />
W powieści Moriela pojawia się podobne<br />
dążenie do wskazania opozycji, jednak<br />
jest to zamiar odbiegający od tradycyjnego<br />
modelu tego typu opowieści.<br />
Skostniały schemat zostaje przełamany<br />
za pomocą wprowadzenia kolejnego<br />
„nieśmiertelnego” bohatera, jakim okazuje<br />
się miasto, Barcelona. Uwięziony<br />
(choć z wyboru) w obrębie metropolii<br />
wampir obserwuje koleje losu miasta i<br />
jego mieszkańców. Niezmienne pozostaje<br />
tutaj nieprzerwane narastanie tkan-<br />
3 E. Moriel, Miasto poza czasem. Z hiszpańskiego<br />
przeł. A. Sobol-Jurczykowski, Warszawa<br />
2009, s. 81.<br />
89
Rozważania literackie<br />
ki miejskiej, wzajemne pochłanianie się<br />
poszczególnych obszarów Barcelony,<br />
cykliczny rozkwit i upadek poszczególnych<br />
jej terytoriów. Tam, gdzie coś się<br />
rodzi, natychmiast coś innego umiera<br />
i proces taki dotyczy zarówno dzielnic<br />
miasta, jak i ludzi. Poza Złem i Dobrem<br />
nie istnieje nic trwałego, ani budynki, ani<br />
idee czy instytucje nie są wieczne bądź<br />
niezniszczalne. Ustawiczne przeobrażenia,<br />
jakim poddane jest miasto, skontrastowane<br />
zostały z niezmiennością bohatera-wampira.<br />
O ile oblicze Barcelony<br />
podlega nieustannym modyfikacjom, o<br />
tyle twarz głównego protagonisty pozostaje<br />
niezmieniona.<br />
Warto zwrócić uwagę na fakt, że właściwie<br />
samo miasto zyskuje u Moriela<br />
cechy wampiryczne, zabiera bowiem<br />
mieszkańcom ich wolność, a niekiedy<br />
również życie. Tubylcy oddają się we władanie<br />
miejskich, częstokroć okrutnych,<br />
praw i odchodzą w krwawej agonii. Przytrafia<br />
się to m. in. matce bohatera, oskarżonej<br />
o czary i powieszonej ku wielkiej<br />
satysfakcji „praworządnych” obywateli.<br />
Niezawinione śmierci są częścią historii<br />
Barcelony, choć – jak konstatuje bohater<br />
– „może […] moje miasto było bardziej<br />
litościwe niż inne” 4 .<br />
Postrzeganie miasta w kategorii zagrożenia<br />
właściwe jest estetyce grozy, w<br />
której przestrzeń wielkomiejska odgrywa<br />
niekiedy rolę terytorium klaustrofobicznego,<br />
przeobrażając się w niszczycielski<br />
organizm, pochłaniający bohaterów.<br />
Miasto to twór posiadający atrybuty<br />
monstrum, bowiem wyzwalając się spod<br />
kontroli człowieka, w rezultacie pełni<br />
wobec niego rolę destrukcyjną. Literatura<br />
grozy nadała miastu funkcję znamien-<br />
90<br />
4 Tamże, s. 50.<br />
ną, stawiając niezwykle często znak równości<br />
pomiędzy przestrzenią miejską a<br />
obszarem zagrożenia, także tego nieupostaciowanego.<br />
Terytorium cywilizacji,<br />
które wymyka się spod ludzkiej kontroli<br />
stanowi topos tożsamy z popularnym w<br />
fantastyce grozy motywem ożywionego<br />
automatu, który zwraca się przeciwko<br />
swemu twórcy. Interpretować to można<br />
także jako manifestację lęku przed<br />
cywilizacją lub prefigurację obcości, a<br />
zatem swoisty wariant toposu „innego”.<br />
Bywa też ona niekiedy archetypicznym<br />
labiryntem, postrzeganym w kategorii<br />
immanentnego składnika przestrzeni<br />
zagrożenia, ewentualnie wykładnika treści<br />
psychologicznych. Materia miasta w<br />
niewytłumaczalny sposób kształtuje i determinuje<br />
losy jego mieszkańców, wpływa<br />
na jakość ich istnienia oraz śmierć.<br />
To, co żywe współistnieje z tym, co<br />
martwe i taka specyficzna zależność<br />
ujawnia się zarówno w losach współczesnych<br />
bohaterów, jak i w samym sposobie<br />
istnienia Barcelony. Protagoniści egzystują<br />
uwikłani w historie swoich rodzin<br />
(np. Marta Vives), a ich los w dużym<br />
stopniu określony zostaje przez dzieje<br />
antenatów. Tymczasem miasto podlega<br />
bezustannym przeobrażeniom; w miejsce<br />
zburzonych domów budowane są<br />
nowe, niektóre obszary zostają pogrzebane<br />
po to tylko, aby po kilku wiekach<br />
lub dziesięcioleciach być odkryte, wzbudzać<br />
sensację, zdumienie czy podziw.<br />
Dom publiczny, w którym urodził się<br />
bohater, jest właśnie takim miejscem<br />
– najpierw zapomnianym, potem odkrytym<br />
na nowo. Teraźniejszość miasta<br />
nierozerwalnie łączy się z przeszłością,<br />
ponieważ rozmaite wymiary: materialny,<br />
historyczny i duchowy pozostają ze
sobą w bezustannej korelacji. Fakt ten<br />
dokumentują zresztą wypowiedzi kilku<br />
drugoplanowych postaci, dla których<br />
sposób istnienia miasta polega właśnie<br />
na bezustannym procesie rozkwitania,<br />
obumierania i ponownych narodzin.<br />
Także dla bohatera takie związki są<br />
naturalnym składnikiem egzystencji.<br />
Jego opowieść jest retrospektywą, historią<br />
tyleż dziwaczną, co makabryczną.<br />
Trwanie w teraźniejszości oznacza dla<br />
protagonisty ustawiczne zanurzenie w<br />
tym, co już było, ponieważ tam właśnie<br />
znajduje się wyjaśnienie sposobu funkcjonowania<br />
rzeczywistości. świadomość<br />
zmian w perspektywie temporalnej tkwi<br />
w nim zresztą na tyle mocno, że inicjując<br />
swoją opowieść, mógł powiedzieć:<br />
„przybywam z rozległego czasu”. Narrator<br />
informuje czytelników, że upływ<br />
czasu zmienił i jego i przestrzeń, w której<br />
się porusza, a mimo to wciąż jeszcze<br />
pamięta on o rzeczach, miejscach i wydarzeniach<br />
dawno już przez innych zapomnianych.<br />
Bohater-wampir nie jest jednak wyłącznie<br />
kronikarzem własnych losów;<br />
właściwie wszystko, co mu się przytrafia,<br />
ukazane zostaje w perspektywie historii<br />
człowieka, stanowiąc również opowieść<br />
o współistniejącym z ludzkością<br />
Złu. Naznaczenie pierwiastkiem infernalnym<br />
powoduje, że bohater próbuje<br />
odnaleźć przyczynę, dla której został<br />
powołany do istnienia. W tym kontekście<br />
przywołany zostaje motyw walki,<br />
która bezustannie toczy się na świecie.<br />
„Stworzenie jeszcze się nie zakończyło”,<br />
mówi Ten Drugi, sugerując, że proces<br />
kształtowania się struktury rzeczywistości<br />
(a tym samym też i ludzkości) nie<br />
uległ zakończeniu. Finał rozgrywającej<br />
Ksenia Olkusz: Wampir w wielkim mieście<br />
się bezustannie walki jest wciąż jeszcze<br />
nierozstrzygnięty. Dobro jest zaledwie<br />
dopełnieniem Zła, bowiem wszystko na<br />
świecie ma swój awers i rewers. Są zatem<br />
śmiertelnicy, którzy boleśnie odczuwają<br />
własną kruchość, ale są też nieśmiertelni,<br />
którzy (jak bohater) dojmująco doświadczają<br />
wieczności. Główny bohater<br />
jest wampirem, a główna bohaterka nosi<br />
nazwisko Vives, bo śmierć i życie są ze<br />
sobą nierozerwalnie złączone. Jest miasto<br />
„pod spodem”, miasto umarłych i<br />
zapomnianych, lecz jest i miasto żyjących,<br />
istniejące w teraźniejszości. Jest<br />
historia, interpretowana w zależności od<br />
sentymentalnych oczekiwań współczesnych,<br />
lecz jest także historia prawdziwa,<br />
nieprzystająca do ogólnych wyobrażeń.<br />
Tak dzieje się w wypadku znalezionych<br />
przez archeologów szkieletów kobiety i<br />
mężczyzny, którzy trzymają się za ręce.<br />
Wbrew pozorom nie są to zwłoki kochanków,<br />
lecz dwoje obcych sobie ludzi,<br />
których poza momentem śmierci nic nie<br />
łączyło. Rzeczywistość podlega nieustannym<br />
przemianom, ponieważ zmaganie<br />
Dobra ze Złem wciąż jeszcze trwa.<br />
świat jako pole bitwy między tymi<br />
siłami nie jest rzecz jasna koncepcją<br />
nową, choć Moriel wykłada tę hipotezę<br />
w sposób nader zręczny i wiarygodny.<br />
Czyniąc bohatera przedstawicielem sił<br />
ciemności, każe czytelnikowi obserwować<br />
to zmaganie właśnie z jego perspektywy.<br />
Doświadczenie zła jest więc tutaj<br />
podwójne, ma bowiem wymiar ludzki i<br />
nie-ludzki jednocześnie.<br />
Koncepcja istnienia postaci w znacznym<br />
stopniu pokrewna jest gnostyckiemu<br />
przekonaniu, że człowiek - jako<br />
cząstka złego świata - sam również jest<br />
zły. Taką obserwację czyni także bohater,<br />
91
Rozważania literackie<br />
dostrzegając w ludzkim działaniu określony<br />
wzorzec. Egzystencja człowieka<br />
ukształtowana została bowiem zgodnie<br />
ze sposobem, w jaki istnieje rzeczywistość.<br />
To nie upadek więc, lecz metoda<br />
istnienia. Geneza zła przywołana w powieści<br />
wiąże się również z koncepcja manichejską.<br />
Zło jest rezultatem działania<br />
Arymana i w tym kontekście świat to<br />
terytorium ścierania się antagonistycznych<br />
sił. W przeciwieństwie jednak do<br />
koncepcji manichejskich, zakładających<br />
ostateczne zwycięstwo dobra, po które-<br />
92<br />
go stronie ma opowiedzieć się człowiek,<br />
diagnoza Morielowska jest pesymistyczna.<br />
Wykładnikiem bowiem wszelkich<br />
działań człowieka stają się żądza i nienawiść.<br />
Intencje te są przejawem cząstki zła,<br />
która zakorzeniła się w ludzkiej naturze,<br />
a którą bohater identyfikuje także w sobie.<br />
świat przedstawiony powiela tedy<br />
zasadę, wedle której „zło czai się wszędzie:<br />
wielość i zmienność form, jakie<br />
przybiera, jest nieskończona” 5 .<br />
5 J. Baudrillard, Przejrzystość zła. Esej o zjawiskach<br />
skrajnych. Przeł. S. Królak, Warszawa 2009, s. 92.
Michael Zeller<br />
Der weite Flug einer Boule<br />
I.<br />
Sommer 1967. Meine erste Reise nach<br />
Frankreich, allein, wie immer in diesen<br />
Jahren. An der Hochschule hatte<br />
ich nach einigem Vagabundieren meinen<br />
Platz gefunden, dem ich eine Weile<br />
ausgewichen war: die Literatur. Ja, ich<br />
hatte Fuß gefaßt in der Welt, mit zweiundzwanzig<br />
Jahren. Endlich.<br />
Wohin im Sommer? Nein, kein<br />
Orient mehr. Die letzten drei Sommer,<br />
direkt nach der Schule, hatte ich das<br />
Fremde gesucht, fernab vom Vertrauten.<br />
Als Anhalter war ich in arabischen Ländern<br />
herumgereist, zwischen Tunesien<br />
und Syrien. Dieser Heißhunger war erst<br />
einmal gestillt. In diesem Jahr, 1967, zog<br />
ich die Kreise enger, wollte mir näher an<br />
die Haut, suchte wohl auch, ohne es so<br />
zu nennen, Europa.<br />
Die Wahl fiel auf Frankreich. Der<br />
Horizont unseres Reisens lag im Westen<br />
oder Süden. Der Osten fand nicht statt.<br />
Die Landmasse des Kommunismus, jenseits<br />
der Elbe, rot bis Wladiwostok, war<br />
Feindesland hinter Stacheldraht und<br />
kam für wildes Reisen nicht in Betracht.<br />
Paris: In diesen Jahren immer noch<br />
der Maßstab für jeden jungen Westdeutschen.<br />
Seine große Kultur, die hohen<br />
Ideale der Französischen Revolution,<br />
verklärt im Geschichtsunterricht der<br />
Schulen, saßen mir fest im Kopf. Der<br />
Wind der Freiheit wehte zuerst bei unserem<br />
Nachbarn im Westen.<br />
Gleichzeitig spielte der letzte Krieg in<br />
meinen Überlegungen noch eine bestimmende<br />
Rolle. Dieses Geschehen vor<br />
meiner Geburt saß mir, vollkommen<br />
unbegriffen, in den Knochen. Kein deutscher<br />
Jugendlicher, nehme ich an, wurde<br />
damals aus der Schule entlassen, dem<br />
nicht tiefe Schuldgefühle eingepflanzt<br />
worden waren. Die beiden letzten Kriege<br />
mit Frankreich erfaßten durchaus<br />
auch die eigene Familiengeschichte und<br />
rührten damit an die eigene Person. Beide<br />
Großväter hatten hier im Ersten Weltkrieg<br />
gekämpft, das wußte ich.<br />
Viel näher war mir natürlich der<br />
Vater, gerade auch, weil ich ihn nicht<br />
kannte. Von ihm gab es sogar einen Feldpostbrief,<br />
den Mutter uns Kindern oft<br />
vorlas, immer mit Tränen in der Stimme.<br />
Wenn alles hier vorbei sei, schrieb<br />
Vater an seine junge Frau in Berlin, mit<br />
der er gerade vier Jahre verheiratet war,<br />
würde er mit ihr hierher kommen, um<br />
ihr alles zu zeigen, was er bisher erlebt<br />
habe. Frankreich sei ein wunderschönes<br />
Land. Wenn erst einmal alles vorbei sei<br />
… Aber jetzt gelte es zunächst, Paris einzunehmen.<br />
Damit wäre der Krieg dann<br />
wohl entschieden.<br />
Vater kam nicht in die Lage, sein Versprechen<br />
einzulösen. Der Krieg hat ihn<br />
93
Rozważania literackie<br />
verschlungen, im Osten. Doch immer<br />
noch, als Mutter sich längst mit seinem<br />
Tod hatte anfinden müssen, hielt ihre<br />
Sehnsucht an diesem verjährten Reiseziel<br />
fest. Daß sie allein nach Paris führe ohne<br />
ihn, lag außerhalb ihres Vorstellungsvermögens.<br />
Da gab es andere Sorgen.<br />
Jetzt also ich, an Vaters Stelle. Ganz<br />
von mir wegdrängen konnte ich seinen<br />
Brief wohl nicht, doch seine Spuren blieben<br />
blaß auf meiner Reise. Die Scham<br />
war zu groß. Ich hatte meine eigenen<br />
Wege zu gehen, heraus aus dem Schatten<br />
dieser bösen Geschichte, in eine hellere<br />
Zukunft hinein, in der an Kriege nicht<br />
mehr zu denken war. Ich jedenfalls würde<br />
niemals ein Gewehr in meine Hände<br />
nehmen oder etwas ähnliches. Wofür<br />
denn auch? Dieses Deutschland etwa?<br />
Da es noch keine Autobahn nach<br />
Paris gab, verließ ich mich als Anhalter<br />
der Führung der Landstraße. Nur deshalb<br />
kam ich durch Verdun. Es war kein<br />
Reiseziel, das ich mir ausgesucht hätte.<br />
Da es nun mal am Weg lag, mußte ich<br />
auch bleiben. Verdun links liegen lassen?<br />
Nicht daran zu denken. Aber bloß ein<br />
Tag, länger nicht. Das müßte reichen.<br />
Nach Paris stand mein Sinn. Der innere<br />
Fahrplan eines jungen Deutschen. Welche<br />
Furien trieben ihn?<br />
Verdun im Regen. Auch das noch.<br />
Ich fror unter meinem Regencape. Kein<br />
Sonnenstrahl, nicht mal ein Steifen helles<br />
Licht brach durch den niedrig hängenden<br />
Himmel, in planem Grau. Es<br />
machte die Dinge, die zu sehen waren,<br />
noch häßlicher. Grabfelder – so weit das<br />
Auge reichte. Kreuze, Kreuze, Kreuze,<br />
niedrig gehalten, reihten sich über die<br />
Hügel. Entzogen sich dem Blick und<br />
lösten sich auf im feuchten Dunst dieses<br />
94<br />
Tages, in irgendeinem Jenseits. Stellungskrieg<br />
im Westen. Versteint. Nichts<br />
bewegte sich über die Jahre, nur der Tod<br />
kroch immer näher an die Schützengräben<br />
heran, Kreuz um Kreuz. Dazwischen<br />
gestreut diese monströsen Beinhäuser,<br />
die schrecklich gewalttätigen Kriegerdenkmale.<br />
Fossile einer fernen Vorzeit,<br />
und war doch gerade erst ein halbes Jahrhundert<br />
her.<br />
Natürlich war bei diesem Wetter kein<br />
Mensch unterwegs. Ich war allein, wanderte<br />
für mich. Nur einmal bot sich mir<br />
in diesen Stunden des Gehens ein anderes<br />
Bild als das vom Tod. In einem Weinberg<br />
(Reben, keine Kreuze) stand ein alter<br />
Mann in seiner Schürze. Mit kurzem<br />
Messer schnitt er Triebe aus dem Stock.<br />
Das klein gewordene zerfaltete Gesicht<br />
eines Großvaters. Ein Winzer, kein Soldat.<br />
Knorrige Hände, die langsam und<br />
schwer das Ihre taten, außerhalb der Zeit.<br />
Ich näherte mich ihm, bis er mich sehen<br />
mußte. Er schaute auf, ein wenig. Grüßen<br />
wollte ich nicht, wegen meines Akzentes.<br />
Ich lächelte, so gut es das eingefrorene<br />
Gesicht hergab, mit steifen Lippen. Er lächelte<br />
nicht zurück, blieb beim Schauen,<br />
wandte sich nicht ab. Ich war ihm kein<br />
Feind. Darauf hätte ich gewettet. Ein solches<br />
Gesicht lächelt nicht so leicht. Den<br />
stummen Blick ausgehalten. Die Arbeit<br />
im Weinberg macht hart.<br />
Es war wenig, aber es war genug. Ich<br />
konnte weitergehen, mit einem fast<br />
freundlichen Gefühl, einer bescheidenen<br />
Wärme im ausgekühlten Körper.<br />
Hinter mir das Tuckern eines Motorrads,<br />
neben mir. Hielt an. Ein junger<br />
Mann, mit breiten Lachen im geröteten<br />
Gesicht.<br />
„Hi.“
Ein Amerikaner. Aus einer anderen Welt.<br />
Nichts mit Krieg. Mir fiel das Lachen<br />
leicht. Ja, es ging noch. Zwei, drei Sätze,<br />
und ich saß hinter ihm auf dem Sozius.<br />
Die Gegend verlor von ihrem bleiernen<br />
Gewicht, wenn man sie durchfuhr. Nur<br />
der Wind. Der war saukalt. Ich war froh,<br />
als das Motorrad vor einem der Beinhäuser<br />
ausfuhr. Gemeinsam lasen wir<br />
die verwitterte Tafel.<br />
„Hier, an dieser heiligen Stelle, ruhen<br />
die sterblichen Reste 130.000 unbekannter<br />
Soldaten. Hier wird der Reisende<br />
zum Pilger, er schweigt und gedenkt<br />
in der tiefen Rührung seines Herzens des<br />
Beispiels derer, die das höchste Opfer<br />
darbrachten. Verharren Sie in Schweigen,<br />
und kleiden Sie sich im Einklang<br />
mit den Gefühlen Ihres Herzens.“<br />
Der Amerikaner stand vollkommen<br />
fassungslos angesichts dieser Worte.<br />
„Flower Power“, sagte er dann, leise,<br />
mehr zu sich selbst als zu diesem Deutschen,<br />
in blauen Jeans wie er. Das war die<br />
Kleidung ihres Herzens.<br />
Flower Power. Ein ziemlich verquerer<br />
Kommentar, fand ich, der Hinweis<br />
auf die Hippie-Kultur seines Landes in<br />
diesen Jahren, das ewige Jungsein, oder<br />
Jungseinwollen. Aber das Wort riß mich<br />
aus der trüben Gefühlssoße von Schuld,<br />
begangen auch in meinem Namen, irgendwie,<br />
oder? Dieses Wort trennte mich<br />
ab von meiner Vergangenheit als Deutscher,<br />
die mit meiner Person wenig zu<br />
tun hatte, genau genommen: gar nichts.<br />
Jetzt lachten wir beide zusammen, über<br />
den Gräbern von Verdun, zwei blutjunge<br />
Männer, deren Leben vor ihnen lag,<br />
nicht hinter ihnen.<br />
Jack übernachtete wie ich in der Jugendherberge.<br />
Gemeinsam aßen wir zu<br />
Michael Zeller: Der weite Flug einer Boule<br />
Abend. Ein gutes Essen wurde ausgegeben<br />
auf einem Tablett, in kleinen Plastiknäpfen<br />
jedes Gericht für sich, nicht<br />
auf einem Teller verteilt, wie ich es von<br />
Herbergen gewohnt war. Kein Malzkaffee.<br />
Eine Karaffe Rotwein, für jeden. Ein<br />
Viertel Liter. Das reichte damals.<br />
„Rabba-dabb-dabb / Thanks for the<br />
crop!“, litaneite Jack, bevor er sich die<br />
Paté aufs Weißbrot strich, und lachte. So<br />
schnell gesprochen, daß er es für mich<br />
wiederholen mußte.<br />
„Zu Hause beten wir vor dem Essen,<br />
und die Eltern ärgern sich über unseren<br />
Spruch. Aber wenn du mächtig<br />
Kohldampf schiebst, muß es schnell<br />
gehen.“<br />
Jack kam aus Boston und war Student<br />
wie ich. Dass heißt: Er fing später<br />
erst an damit und wollte vorher noch<br />
etwas von Europa sehen. Pärris natürlich,<br />
dann Italien, am liebsten Sizilien,<br />
zurück über Germany. Alles mit dem<br />
Motorrad. Drei Wochen. Weil alles so<br />
nah ist in Europa.<br />
„Willst du mit?“<br />
Gleich nach der Landung seines<br />
Flugzeugs in Amsterdam hatte er sich<br />
die Maschine gekauft. Mußte sich erst<br />
daran gewöhnen, auch an die engen Straßen<br />
hier. Aber die Kiste lief prächtig.<br />
„Und Verdun? Bist du zufällig hier?“<br />
„Oh nein!“ Es war der ausdrückliche<br />
Wunsch von Jacks Vater gewesen. Dessen<br />
Vater hatte hier gekämpft, 1918. Jack<br />
wußte genau die Stelle. „Butte de Montfaucan“,<br />
sagte er in einem Französisch,<br />
das ich schwer verstand. Er kam gerade<br />
von dort, als er mich am Straßenrand<br />
aufgepickt hatte.<br />
„Du sahst ziemlich fremd aus“, sagte<br />
Jack und lachte.<br />
95
Rozważania literackie<br />
„Die Amerikaner? Die haben hier<br />
auch gekämpft?“ Das hatte mich in der<br />
Schule nicht erreicht.<br />
„Und ob!“ Jack wunderte sich, aber<br />
nicht lange. Unser Beefsteak war zäh, wir<br />
mußten heftig kauen.<br />
„Mit Ketchup ging´s besser, aber das<br />
mögen die Franzosen nicht so gern. Das<br />
hat Mommie mir noch extra eingetrichtert,<br />
bevor ich los bin.“<br />
„Gute Zähne braucht man da“, sagte<br />
ich.<br />
„Oder einen guten Zahnarzt. Da bist<br />
du bei mir richtig.“ Jack erzählte, daß er<br />
Zahnmedizin studieren werde.<br />
„Fängst du gleich an nach deiner Reise?“<br />
„Nein, erst ist die Army dran.“<br />
„Wie lange?“<br />
„Ein Jahr, denke ich. Wenn mir´s gefällt,<br />
auch zwei.“ Jack wollte nach Vietnam.<br />
Dort brauchten sie Piloten für ihre<br />
Bomberflotte. „Das ist ein phantastisch<br />
bezahlter Job. In einem Jahr verdiene ich<br />
so viel, daß es fast für mein ganzes Studium<br />
reicht. Wir sind nicht arm zu Hause.<br />
Aber ich will meinem Vater nicht zu lange<br />
auf der Tasche liegen. Da verdien ich<br />
mir lieber mein eigenes Geld, weißt du.<br />
Nirgendwo kannst du so schnell Dollars<br />
machen wie bei der Army.“<br />
Wir waren beide müde. Ich vom<br />
Wandern über die Grabfelder des Ersten<br />
Weltkriegs, Jack saß das lothringische<br />
Kopfsteinpflaster in den Gliedern. Beim<br />
Frühstück wollte ich ihm noch meine<br />
Pariser Adresse geben. Aber so lange<br />
blieb er nicht dort. In drei Tagen wollte<br />
er schon in Arles sein, bei van Gogh.<br />
Schade. Mir blieb das Gefühl zurück,<br />
von Jack hätte ich einiges lernen können.<br />
96<br />
Ein Jahr später, 1968: Wer weiß, ob<br />
wir dann noch miteinander gesprochen<br />
hätten.<br />
II.<br />
Paris dann, zum ersten Mal, vier Wochen<br />
lang. Ich wohnte in der Cité Internationale<br />
der Pariser Universität, am<br />
Boulevard Jourdan. Untergebracht, naturgemäß,<br />
in der Maison d’Allemagne.<br />
Obwohl mich, beim Mittagessen in der<br />
Mensa, die Schwarzafrikaner viel mehr<br />
interessierten als ein Zimmernachbar<br />
aus Oldenburg oder Wipperfürth. Wie<br />
sie in ihren langen, schmalen Händen,<br />
die innen so viel heller waren als außen,<br />
die Papierservietten zusammenrollten<br />
zu festen Bällchen und mit gekonnter<br />
Lässigkeit auf ihre Plastiktabletts heruntertropfen<br />
ließen – das bewunderte<br />
ich sehr. Diese Schwarzen schienen mir<br />
hier in Frankreich viel mehr zu Hause<br />
zu sein als ich.<br />
Ich verbummelte meine Tage in der<br />
Stadt, schaute, roch, witterte, las die Zeitungen<br />
und Baudelaire, fotografierte,<br />
schrieb. Ich beobachtete mehr als daß<br />
ich sprach. Vielleicht, denke ich mir heute,<br />
bald ein halbes Jahrhundert danach,<br />
vielleicht war es auch meine Scheu, bei<br />
jedem Öffnen des Mundes sofort als<br />
Deutscher geortet zu werden. Wollte<br />
nicht jedermann Rede und Antwort stehen<br />
müssen für Väter und Vorväter, die<br />
ich selbst nur aus Büchern oder Fotoalben<br />
kannte.<br />
Daß ich mich in ehemaligem Feindesland<br />
bewegte, war mir von Anfang an<br />
klar gewesen, wurde mir aber auch gezeigt<br />
von seinen Bewohnern. Wenn ich Glück<br />
hatte, mit ein paar verzeihenden Worten<br />
– heutzutage sei das alles ja vorbei, Gott
sei Dank, und ich könne sowieso nichts<br />
dafür, bei meinem Alter. Doch oft genug<br />
fing ich einen schmal werdenden Mund<br />
auf, den Blick, der wegging von mir, zur<br />
Seite, wenn ich mit dem plumpen teutonischen<br />
Akzent der Sprache der Sprachen<br />
Gewalt antat. (Wie glatt war das im<br />
Orient gegangen!)<br />
Ja, ich sah mich hier stark auf mein<br />
Deutschtum zurückgeworfen, stärker als<br />
mir lieb war. Hatte doch gerade Reißaus<br />
nehmen wollen vor diesem meinem<br />
Land, das uns Junge so beklemmte, wegen<br />
einer Vergangenheit, die weit über<br />
unser Verstehen ging, wollte hinüber<br />
ins hellere Frankreich, wo, wie ich in der<br />
Schule gelernt hatte, die Idee der Freiheit<br />
zu Hause war. Und kam doch nicht los,<br />
selbst hier, von meinem deutschen Sein.<br />
Wenn ich meine Notizen von 1967<br />
überlese, finde ich viel Bewunderung<br />
darin, aber auch einiges Befremden.<br />
Frankreich, schrieb ich, „Frankreich<br />
hat noch viel europäische Lebensart bewahrt.<br />
Die Parks sind immer voller Menschen,<br />
schreiendem Jungvolk, strickenden,<br />
breitgesäßigen Muttis, Rentner, die<br />
auf kalten Gitanes-Enden herumkauen,<br />
Liebespaaren in kühner Verstrickung.<br />
Aber auch im Arbeitsleben stehende<br />
Männer haben Zeit, ‚Le Monde‘ durchzublättern<br />
oder ‚Le Soir‘, das nächste<br />
Pferderennen zu erörtern, Mädchenbeinen<br />
nachzuschauen, geil oder wehmütig,<br />
je nach Alter. Und diese Boulespieler,<br />
den ganzer Tag über. Komme kaum<br />
los von ihnen, könnte hier glatt die Zeit<br />
vergessen.“<br />
Und sofort, wie oft auf diesen Papieren,<br />
der Zwang, das gesehene Fremde<br />
gleich mit dem Eigenen zu vergleichen.<br />
„Wir in Deutschland“ – wir! – „können<br />
Michael Zeller: Der weite Flug einer Boule<br />
uns das nicht mehr leisten, vielleicht<br />
konnten wir es ja nie.“<br />
Doch immer wieder auch das Abstandhalten.<br />
Eine der letzten Einträge<br />
von 1967: „Die vergoldete Zuckergußfigur<br />
vor der Cité Universitaire stellt Thomas<br />
Paine dar, ‚Citoyen du monde und<br />
Amerikaner‘. Zuerst hielt ich sie für eine<br />
bissige Parodie auf amerikanische Selbstdarstellung,<br />
doch jetzt, nach vier Wochen<br />
in der Stadt, reiht sie sich ein für mich in<br />
die Bildkraft, die Invalidendom, Panthéon,<br />
Sacré Coeur oder Arc de Triomphe<br />
hervorgebracht hat: die große Geste der<br />
Gloire. Während die Deutschen gern<br />
ins Bett der Urmütter steigen, hinab ins<br />
Tiefgründelnde, verlieren sich die Franzosen<br />
oben im Zerrspiegel ihrer Nation.<br />
J’ai epousé la France – so steht es in den<br />
‚Antimémoires‘ des André Malraux, die<br />
während meiner Tage hier mit gewaltigem<br />
Getöse auf dem Markt erscheinen,<br />
nachdem Le Général huldvoll sein Placet<br />
erteilt hatte“ (gemeint natürlich Charles<br />
de Gaulle).<br />
Die Franzosen – die Deutschen: So<br />
zieht es sich durch die Beobachtungen<br />
des jungen Deutschen von 1967 in Paris.<br />
Man wächst eben nicht ohne Folgen<br />
zwanzig Jahre lang auf in einem Land<br />
und wird in seinen Vorstellungen erzogen.<br />
Immer wieder wird das Fremde<br />
auf das Eigene zurückgebogen, mal mit<br />
einem Plus, mal mit Minus versehen.<br />
Ständig das Vergleichen, die Relativierungen.<br />
Hatte der junge Deutsche das<br />
nötig, um sich und das Seine, das doch<br />
das Seine war, wie zerbrochen und besudelt<br />
auch immer – um sich zu behaupten<br />
dagegen, als einzelner, im Angesicht<br />
eines Landes, Frankreichs eben, dessen<br />
Menschen sich ohne Scham in die Au-<br />
97
Rozważania literackie<br />
gen sehen konnten, wie es ihm vorkam,<br />
die für ihn eine höhere Moralität verkörperten<br />
als seine Landsleute? Und blieb<br />
doch selbst einer von ihnen, ob er wollte<br />
oder nicht, gerade hier, mit seinem Akzent.<br />
Kein Entkommen.<br />
Von Europa lese ich so gut wie kein<br />
Wort in den Notizen, auch nichts von Annäherungen<br />
unter Nachbarn, von Freundschaft<br />
gar, Momenten menschlicher Wärme.<br />
Angesichts der deutschen Vergangenheit<br />
– wie hätte es da Freundschaft geben<br />
können, der er trauen durfte?<br />
So war das damals, 1967. War das damals<br />
so?<br />
III.<br />
Fast zwanzig Jahre später, 1985.<br />
Gerade hatte ich ein Jahr lang in<br />
Worpswede gelebt, in der norddeutschen<br />
Tiefebene, teutonischste Landschaft:<br />
Moor, Weiden, Wassergräben dazwischen<br />
als schmale Augen, helles Birkengrün,<br />
reetgedeckte Bauernhöfe ducken<br />
sich vorm Wind, der ohne Widerstand<br />
über das brettflache Land geht. Und der<br />
Himmel – ein Himmel ohne Ende.<br />
Zum Ausgang des vorletzten Jahrhunderts<br />
hatten sich dort Maler niedergelassen,<br />
wegen dieses überirdischen<br />
Lichts im Moor. Hatte mir immer wieder<br />
die Bilder dieser Maler angeschaut,<br />
ihre Geschichten angehört, die Legenden<br />
und Gerüchte über sie, die bis heute<br />
umgehen im Dorf. Ein Maler aber faßte<br />
mich an, versetzte mich in Bewegung.<br />
Der Maler war eine Frau, heißt Paula Becker,<br />
verheiratete Modersohn.<br />
Warum sind ihre Bilder so anders?<br />
Auch sie malt die Birken, das Moor, den<br />
Himmel, norddeutsches Bauernleben.<br />
Aber anders – wieso? Ich schaute länger<br />
98<br />
hin, las in ihren Briefen, Tagebüchern,<br />
bis ich glaubte, den Schlüssel gefunden<br />
zu haben: Paris.<br />
Über mehrere Jahre hinweg hielt Paula<br />
Becker-Modersohn sich in Paris auf,<br />
mietete über Wochen ein Atelier, malte,<br />
ging in Ausstellungen, sah, was andere<br />
malten in Paris, entdeckte die europäische<br />
Malerei ihrer Zeit, damals ohne<br />
Vergleich noch in der Welt. Das alles sah<br />
sie, nahm es auf, in ihre Bilder hinein,<br />
und wurden doch nicht fremd, wurden<br />
immer eigener dadurch, i h r e Bilder,<br />
fand ihre Handschrift in Paris.<br />
Und dann das Ende, von tragikomischer<br />
Wucht. Eine Grille der Götter.<br />
Die Malerin verläßt Worpswede, ihren<br />
Mann, die Freunde, die Heimat, gibt<br />
selbst ihren Wunsch nach Kindern auf,<br />
eine junge Frau von dreißig Jahren, und<br />
geht nach Paris. Endgültig diesmal. Will<br />
nur noch malen, und nur dort. Und malt<br />
und malt, als ginge es um ihr Leben. Sie<br />
hatte recht, es ging darum. Die Frist, die<br />
ihr bleibt, ist kurz. Aber sie schafft es<br />
nicht. Verkauft kein Bild, kein einziges,<br />
verdient keinen Sous. Bettelbriefe nach<br />
Worpswede. Der Mann schickt ihr Geld,<br />
wittert die Chance, fährt dem Geld hinterher,<br />
kommt nach Paris, macht ihr<br />
dort noch ein Kind. Rückkehr ins Moor.<br />
Verdoppelte Produktivität während der<br />
Schwangerschaft. Malt ihre reifsten Bilder<br />
jetzt, in rasender Eile, gebiert eine<br />
Tochter, stirbt daran, mit 31 Jahren.<br />
Punkt. Ein Künstlerschicksal. Tragikomisch,<br />
noch einmal, wie ein starker Wille<br />
sich bricht an der Gleichmütigkeit der<br />
Natur, zerbricht – und bleibt eine Handvoll<br />
Kunst.<br />
Dieses Leben packte mich, wie mich<br />
die Bilder gepackt hatten, die es hervor-
achte. So einen Stoff wählt man sich<br />
nicht, er drängt sich auf, daß man nicht<br />
mehr anders kann. Verließ Worpswede<br />
und plante den Roman DIE SONNE!<br />
FRÜCHTE. EIN TOD. Wo sollte ich die<br />
Geschichte ansiedeln? In Worpswede,<br />
das ich mittlerweile wie auswendig kannte?<br />
Auf gar keinen Fall. Das Leben dieser<br />
Malerin gehörte nach Paris, wo sie sich<br />
selbst gefunden hatte. Und so spielt der<br />
Roman in Paris, im Lateinischen Viertel,<br />
in der Rue Cassette, zur Zeit ihres letzten<br />
Aufenthaltes dort, 1906.<br />
Achtzig Jahre hatte ich zu überbrücken<br />
von 1985 aus. Mußte ich jetzt nicht<br />
unbedingt nach Paris, um mir frisch das<br />
Lokalkolorit anzueignen? Nein, ich tat<br />
es nicht. Besorgte mir alte Stadtpläne,<br />
Fotografien, Reiseführer von Paris nach<br />
der Jahrhundertwende. Aber die Bilder,<br />
die lebendigen Bilder vom Alltag dieser<br />
Stadt aus einer anderen Epoche? Woher<br />
sie nehmen? Bis ich mich meiner Dias<br />
von 1967 erinnerte, die in irgendwelchen<br />
Schränken verstaubten. Nahm mir zwei<br />
Flaschen Bordeaux und verbrachte eine<br />
Nacht lang mit diesen Fotos von damals.<br />
Je tiefer ich mich einsah und eintrank<br />
und einfühlte, desto heller erfaßte mich<br />
mein Glück. Die achtzig Jahre zwischen<br />
1906 und dem Beginn meiner Arbeit waren<br />
bereits, ohne einen Finger zu krümmen,<br />
um zwanzig Jahre geschrumpft,<br />
Jahre meines eigenen Lebens. Was vor<br />
mir auf der Leinwand erschien, war versunken<br />
gewesen oder fremd geworden<br />
oder verzerrt wie Traumgeschichten. Die<br />
Moden der Frauen, der Männer in den<br />
sechziger Jahren - mein Gott! Der Schnösel<br />
da mit Koteletten bis in den Hemdkragen<br />
und den lächerlichsten Hosenbeinen:<br />
Das sollte ich gewesen sein? Zum<br />
Michael Zeller: Der weite Flug einer Boule<br />
Totlachen. Zum Schämen. Das Veralten<br />
bei lebendigem Leib.<br />
Paris, in den blaß gewordenen, farbstichigen<br />
Bildern der Vergangenheit. Patina.<br />
Historie. Ich war ganz bei mir. Die<br />
Echtheit jedes einzelnen Dias hätte ich<br />
beschwören können. Und stand doch<br />
mit einem Bein schon in der Geschichte,<br />
in zweifachem Sinn, in die ich hinabtauchen<br />
wollte.<br />
Doch gab es auch Menschen auf meinen<br />
Fotos, die sich der Vergänglichkeit<br />
entzogen hatten. Spurlos waren die zwanzig<br />
Jahre an ihnen vorübergegangen. Sie<br />
waren viel zu alt gewesen, um noch älter<br />
werden zu können, die Männer, die in<br />
den Parks von Paris Boules spielen. Daß<br />
ich mich von ihnen nicht losreißen könne,<br />
steht in meinen Notizen von damals,<br />
und ich hatte sie fotografiert, immer<br />
wieder, nur sie.<br />
Diese zerknitterten Gesichter, dunkelblaue<br />
Baskenmützen auf meist kahlem<br />
Schädel, den ausgeglühten Zigarettenstummel<br />
vergessen im Mundwinkel,<br />
ihre hohen Stimmen, wenn sie miteinander<br />
um den Abstand der Kugeln zankten.<br />
Und wie weltläufig sie mich übersahen,<br />
den Jüngling mit der Kamera, der<br />
um sie herumstrich und ihnen auf die<br />
Pelle rückte, auf Atemnähe manchmal<br />
bis an den Wurfarm heran. Sie nahmen<br />
keine Notiz davon, gaben mir nie ein<br />
Wort, aber sie ließen es geschehen. Gut<br />
möglich, daß sich noch Kriegsveteranen<br />
von Verdun unter ihnen befanden, die<br />
jahrelang in den Schützengräben gelegen<br />
hatten, genau wie meine beiden Großväter<br />
auf der anderen Seite, nur durch die<br />
Weite eines Kugelflugs getrennt, der dem<br />
einen oder dem anderen den Tod bringen<br />
sollte, zu jeder Sekunde. Kugeln, die<br />
99
Rozważania literackie<br />
jetzt, ein halbes Jahrhundert später, im<br />
Jardin du Luxembourg vielleicht, die allerwichtigsten<br />
von der Welt waren. Von<br />
ihnen drohte keine Gefahr, weder den<br />
Alten noch mir.<br />
Diese Fotos von 1967 dienten mir<br />
jetzt, 1985/86, die Boulespieler des Jahres<br />
1906 zu beschreiben. Es müssen gewaltige<br />
Werfer gewesen sein. Achtzig Jahre<br />
lang hat sich die schwere Kugel in der<br />
Luft gehalten, über zwei Kriege hinweg.<br />
Ich hoffe, ein Leser erkennt keine Unterschiede<br />
zwischen den Pariser Boulespielern<br />
von 1906 oder 1967 oder 1986, so wie<br />
es bis heute geschrieben steht im Buch.<br />
„Fasziniert lauschte ich der stummen<br />
Zwiesprache zwischen Körper und<br />
Wille, bevor der Spieler seine Kugel<br />
warf: das Federn in der Hocke erst, auf<br />
Zehenspitzen, nur für Sekunden so zu<br />
halten, die Fersen in der Luft, der angespannte<br />
Arm lang ausgestreckt nach<br />
hinten, die Kugel schwer gewichtend,<br />
den Adlerblick hinaus aufs Ziel, nach<br />
vorn, gebannten Augs, die Zunge an der<br />
Oberlippe – und dann der Wurf aus sich<br />
heraus, der Schulter-Strahl, und fingerspitzensteil:<br />
den Himmel aufzureißen,<br />
und hoch und weit hinaus die Kugel<br />
100<br />
und flog und flog und senkte sich, die<br />
bestgelegte Kugel wegzuprellen mit<br />
hellem Klinkern: ein Klang, der selbst<br />
den getroffenen Spieler noch erfreuen<br />
muß, wenn er reinen Herzens geblieben<br />
ist. Oder das Einsinken eines Spielers,<br />
wenn sein Wurf fehlgegangen war: das<br />
Mahlen der Kiefern, oft auch ein leiser<br />
Fluch, der nur sich selber galt, dem eigenen<br />
Ungeschick. Oder das Raunen<br />
der Mitspieler, ihr ‚Oho!‘, ‚Allez!‘, ‚Eh<br />
bien!‘, ‚C’est ca!‘ Und traf es diesmal<br />
nicht, so galt es nur, ein neues Spiel zu<br />
wagen, und alles, ALLES konnte anders<br />
werden. Sieg oder Niederlage – sie lagen<br />
millimeterweit nur auseinander.<br />
Und ich, der Fremde, stand dabei, mit<br />
schweißnassen Händen, tatenlos und<br />
doch aufs höchste beschäftigt.“<br />
So hat es der deutsche Schriftsteller<br />
Anderland 1906 in Paris erlebt und beschrieben,<br />
der fiktive Erzähler des Romans<br />
DIE SONNE! FRÜCHTE. EIN<br />
TOD. 1914 kehrt er zurück nach Frankreich,<br />
das Land seiner Liebe, seiner<br />
Ideale, als Soldat der deutschen Armee,<br />
freiwillig. Bereits im September 1914<br />
fällt er, vor Reims. Verdun hatte ich mir<br />
verkniffen.
Jubileusz<br />
Therese Chromik<br />
„Ein paar Perlen“<br />
Bodo Heimann zum 75. Geburtstag<br />
Die Muschel spricht<br />
Ein paar Perlen<br />
will ich doch<br />
hinterlassen<br />
dereinst<br />
Zeichen,<br />
wie viel in mich eindrang<br />
und Schönheit gewann,<br />
auch wenn es schmerzte. 1<br />
Die Dichtern häufig gestellten Fragen:<br />
Warum schreiben Sie? Was veranlasst<br />
Sie, so viel Eigenes preiszugeben? beantwortet<br />
dieses Gedicht auf eindeutige<br />
schlichte Weise. – Es sind Fremdkörper,<br />
die in die Muschel eindringen und einen<br />
Reiz auslösen, der dazu führt, dass<br />
die Muschel Stoffe absondert, mit denen<br />
sie den Fremdkörper umschließt – und<br />
zwar in konzentrischen Schalen. Zwischen<br />
Schale und Mantel entsteht eine<br />
Einbuchtung im Bindegewebe, in der<br />
sich die Perle entwickelt.<br />
Das Dichten geschieht als Antwort<br />
auf das Fremde, auf das, was uns befrem-<br />
1 Sternzeitgemäß, Husum 1988, S. 9<br />
det, erstaunt, was uns berührt, unter<br />
die Haut geht, eindringt in die eigene<br />
emotionale Innenwelt. Nicht nur Schönes,<br />
sondern auch schmerzvoll Erlebtes<br />
kann in der Dichtung Schönheit gewinnen,<br />
sagt das Gedicht. Das können wir<br />
an Bodo Heimanns Gedichten über die<br />
Flucht und Not erleben, sowie an zeitkritischen<br />
Gedichten z.B. den Tschernobyl-Gedichten<br />
in „Sternzeitgemäß“,<br />
von denen die kleinste „Perle“ folgendes<br />
Gedicht ist.<br />
Kinderspiel<br />
Auf dem Schulhof<br />
spielen die Kinder<br />
Ich bin radioaktiv,<br />
wen ich anticke,<br />
der ist verseucht. 2<br />
Aber wenn wir die Zeilen genauer betrachten,<br />
ist es der Vorgang des Dichtens<br />
selbst, der von einem Schmerzgefühl<br />
begleitet werden kann, auch wenn das<br />
Eindringende eigentlich etwas Schönes<br />
2 ebda, S. 46<br />
101
Jubileusz<br />
ist. Und so erklärt es sich, dass auch<br />
die „Lyrischen Skizzen einer Kindheit<br />
in Schlesien“ in „Oderland“ teilweise<br />
heiter und humorvoll sind; das traurig<br />
wehmutsvolle Erinnern wandelt sich<br />
beim Dichten in lebendige Gegenwart.<br />
Die Trauer wird weggeatmet, der Leser<br />
erfreut sich am Glanz der Perle.<br />
102<br />
Himmel und Erde<br />
Himmel und Erde<br />
wünschte ich mir<br />
zum Geburtstag,<br />
Backobst, eingeweicht,<br />
Kartoffelklöße und<br />
schön salzig gekochtes<br />
Schweinefleisch,<br />
alles selbergemacht<br />
aus unserem Garten,<br />
aus unserem Stall,<br />
das getrocknete Obst,<br />
die eingekellerten Kartoffeln,<br />
das geschlachtete Schwein,<br />
Donnerwetter,<br />
sagt Tante Herta,<br />
ihr seid ja autark<br />
wie das Großdeutsche Reich,<br />
und Renate singt;<br />
Himmel und Erde<br />
müssen vergehn. 3<br />
Befasst sich der Leser mit den sechs<br />
erschienenen Gedichtbänden, so wird er<br />
allerdings feststellen, dass es oft positive<br />
Erlebnisse und schöne Beobachtungen<br />
sind, die den Dichter so berührten, dass<br />
er sie „Perle“ werden ließ. Intensiver<br />
dringt bei uns meist ein, was Verdruss<br />
macht als das, was freut. So findet man<br />
bei zeitgenössischen Poeten denn auch<br />
mehr das Wehklagen über diese Welt<br />
– was allerdings auch nicht immer zur<br />
3 Oderland, Husum 1990, S. 30<br />
„Perle“ gelingt. Das feine „Bindegewebe“<br />
nimmt sensibel auch das Schöne<br />
auf, das uns wie ein Fremdes, uns<br />
geschenktes Wunder erscheinen mag.<br />
Die Gedichte über Sm´land im Zyklus<br />
„Nordlicht“, das „Meeresleuchten“ und<br />
„Noctiluca miliaris“ 4 gehören dazu, wie<br />
auch „Waldbingelkraut“ 5 , um nur einige<br />
häufig Gelesene zu nennen und viele andere.<br />
Auch „Sommer“ gehört dazu:<br />
Sommer<br />
Der Sommer, auf eine Formel gebracht,<br />
macht große Augen.<br />
Etwa: Das Bienensummen<br />
am Schlagbaum der Salbeiblüten.<br />
Oder: Der von Ast zu Ast<br />
flüchtende Vogel.<br />
Oder: Das von einem Igel<br />
bewohnte Hexenhaus.<br />
Oder: Der süße Aasgeruch<br />
verborgener Sternanbetungen.<br />
Man funkt wichtige Botschaft,<br />
noch sind wir<br />
weit entfernt,<br />
daraus klug zu werden. 6<br />
Bodo Heimann äußert sich in einem<br />
der frühen Gedichte über „gewisse Autoren“<br />
spöttisch:<br />
„Ihren Anspruch, modern zu sein,<br />
gewinnen sie aus Unkenntnis<br />
der Überlieferung“ 7<br />
Vor allem die Klassik ist gemeint, wie<br />
man in den folgenden Zeilen erfährt, die<br />
viele für abgetan halten. Da muss man<br />
hellhörig werden.<br />
4 in: Sein und Singen, Würzburg 2000<br />
5 in: Frei vor dem Wind, Würzburg 1993<br />
6 Frei vor dem Wind, S. 14<br />
7 Gewisse Autoren in: Sternzeitgemäß, S. 39
Therese Chromik: „Ein paar Perlen“ Bodo Heimann zum 75. Geburtstag<br />
„Unzeitgemäß singt<br />
eine Amsel vom Dachfirst<br />
in den Verkehrslärm“ 8<br />
Die Versöhnung von Kunst und Natur<br />
muss nicht angestrebt werden, sie ist<br />
schon da in diesen drei Zeilen. Und wieder<br />
ein wenig spöttisch lässt der Dichter<br />
die „Amsel vom Dachfirst in den Verkehrslärm“<br />
singen, sie wird kaum bemerkt,<br />
vielleicht nur von denen, die ein<br />
Ohr dafür haben. Keine Belehrung, kein<br />
Weltverbesserungsdrang, aber doch ein<br />
Signal: hier die Natur, da das manchmal<br />
hässliche Gesicht der Zivilisation, hier<br />
der Lyriker, kaum gehört, dort das Laute,<br />
Schrille, Lärmige, worauf die meisten<br />
„abfahren“.<br />
Bodo Heimann ist nicht nur ein „lyrischer<br />
Vogel“, sondern auch jemand,<br />
der ein Ohr für andere dichterische<br />
Töne hat. Er ermuntert andere „lyrische<br />
Vögel“ zu ihrem „Gesang“ in Autoren-<br />
Werkstätten und bespricht, sammelt,<br />
veröffentlicht Texte von jüngeren und<br />
älteren Nachwuchsautoren. Er gehört<br />
also selbst auch zu den „Perlenfischern“<br />
und versteht die Kunst, die Perlen in der<br />
Tiefe an schroffen Felsen zu entdecken<br />
und sie zutage zu bringen.<br />
1984 fasste er zum erstenmal Texte<br />
schleswig-holsteinischer Autoren zusammen<br />
und gründete die Werkstatt „Euterpe“,<br />
wodurch überhaupt erst manche<br />
Autoren von den anderen erfuhren, dass<br />
es sie gab. Das Besondere ist, dass Bodo<br />
Heimann dieser Arbeit treu geblieben<br />
ist, wie man an den zehn Jahrbüchern<br />
und zwei, sowie an den vielen Einzelbänden<br />
der Edition Euterpe ablesen<br />
S. 112<br />
8 Lyrischer Vogel in Frei vor dem Wind,<br />
kann. Andere Gruppen kommen und<br />
vergehen, die Werkstatt-Treffen bei Dr.<br />
Bodo Heimann finden seit 1981 immer<br />
noch regelmäßig am 1. Montag im Monat<br />
statt. Oft belebten Studenten aus<br />
der Universität die Diskussionen an den<br />
Abenden.<br />
Die Nähe zur Klassik kommt auch<br />
darin zum Ausdruck: der wissenschaftliche<br />
Umgang mit Dichtung verträgt<br />
sich mit dem Selbst-Dichten, das Selbst-<br />
Dichten verträgt sich mit dem Erörtern<br />
der Wirkung sprachlicher Mittel. Die<br />
emotionale Beteiligung sowohl bei der<br />
Aufnahme von Dichtung als auch bei<br />
der Produktion von Dichtung verträgt<br />
sich mit dem kognitiven, analytischen<br />
Blick ganz so wie auch bei der Aufnahme<br />
der Dinge in dieser Welt.<br />
Wahrnehmen, Berührtsein, Wundern,<br />
Beobachten, Verstehen, Vergleichen,<br />
Erkennen, Benennen greifen ineinander.<br />
Nicht eines allein bleibt für<br />
sich. Bodo Heimann geht es wie Goethe,<br />
wenn dieser aus dem Fenster schaut.<br />
Goethes Fenster<br />
Objêt trouvé<br />
Ich<br />
brauche nur<br />
zum Fenster hinauszusehen,<br />
um in straßenkehrenden Besen<br />
und herumlaufenden Kindern<br />
die Symbole<br />
der sich ewig abnutzenden<br />
und immer sich verjüngenden<br />
Welt beständig<br />
vor Augen<br />
zu haben. 9<br />
9 Sternzeitgemäß, S. 34<br />
103
Jubileusz<br />
So braucht auch Bodo Heimann nur<br />
auf sein Leben zu blicken und entdeckt<br />
im Einzelnen das Allgemeine und nicht<br />
selten Symbolisches und das kann der<br />
Leser durch alle Epochen seines Lebens<br />
nachvollziehen.<br />
I. Die Kindheit in Breslau, wo er am<br />
20.3.1935 geboren wurde, bis zur Flucht<br />
1945 spiegelt sich in den Gedichten des<br />
Bandes „Oderland“;<br />
II. Die Schulzeit in Wolfenbüttel ab<br />
1948 und das Studium der Germanistik,<br />
Geschichte und Philosophie ab 1955 in<br />
Freiburg, Berlin und Frankfurt bei Alewyn,<br />
de Boor, Heidegger u.a. bis zum<br />
Staatsexamen 1961;<br />
III. 1962 Heirat, Promotion über die<br />
Dichtung Gottfried Benns und Lehrtätigkeit<br />
im Gymnasium in Cuxhaven,<br />
Geburt des ersten Sohnes Ivo 1964;<br />
IV. 1966-69 Professor der Osmania<br />
Universität Haiderabad in Indien, Leiter<br />
des Department of German. Geburt der<br />
beiden Töchter Imme (1967) und Anke<br />
(1969);<br />
V. Seit 1969 Wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />
der Christian Albrechts Universität<br />
in Kiel, Dozent am Institut für<br />
Literaturwissenschaft mit dem Lehrgebiet<br />
Neuere deutsche Literatur. Geburt<br />
des vierten Kindes Heimo (1970) und<br />
zwischendurch von 1976-77 Professor<br />
an der University of Alberta, Edmonton<br />
(Kanada), zweite Heirat und Geburt des<br />
Sohnes Hanno (1979).<br />
Diese 5 Lebensabschnitte spiegeln sich<br />
in Gedichten wider.<br />
I. Seinem Zuhause widmet er das<br />
Gedicht „Damals in Oswitz“ 10 , das in<br />
vielen Details den Ort lebendig werden<br />
104<br />
10 Frei vor dem Wind, S. 107 ff.<br />
lässt, wo die Eltern ein besonders schönes<br />
Ausflugslokal an der Oder betrieben.<br />
Die Oder besingt Heimann in einem Gedicht,<br />
nachdem er den Ort seiner Kindheit<br />
wieder aufgesucht hat: „Oder“ 11 .<br />
Über die Kindheit in Breslau erfahren<br />
wir am meisten in „Oderland“.<br />
Charlotte<br />
Nach der Schule gehe ich mit Charlotte<br />
wie wenn wir verlobt wären,<br />
ich darf ihr helfen<br />
Maulbeerblätter pflücken.<br />
Mit denen gehen wir<br />
in ein fremdes Haus,<br />
dort legen wir neue Schichten Blätter<br />
in die Kästen auf den Tischen, da<br />
fressen sich die Raupen durch,<br />
Schicht für Schicht, bis sie<br />
sich in einen weißen Kokon<br />
einspinnen, daraus macht man<br />
Seide für unsere Fallschirmjäger.<br />
So arbeiten auch die Seidenraupen,<br />
obwohl sie nichts davon wissen,<br />
für unseren Sieg,<br />
meint Charlotte. 12<br />
Vom Einzelerlebnis zum Allgemeinen<br />
einer Erkenntnis – hier in ironischer<br />
Form, hinter der sich das Absurde des<br />
Geschehens entlarvt. Weitere Gedichte<br />
– auch über die Flucht und den Zwischenaufenthalt<br />
in Guben befinden<br />
sich in „Sein und Singen“. Das Gedicht<br />
„Auf der Flucht“ 13 ist ein lyrischer Bericht<br />
ohne Pathos, ohne Selbstmitleid;<br />
Verzweiflung und die Ausweglosigkeit<br />
der Situation werden durch den Galgenhumor<br />
der Schunkellied-Zeilen zum<br />
Schluss um so ergreifender.<br />
11 ebda. S. 11 f.<br />
12 Oderland, S. 57<br />
13 Sein und Singen, S. 23
Therese Chromik: „Ein paar Perlen“ Bodo Heimann zum 75. Geburtstag<br />
II. Die Schulzeit und Studienzeit haben<br />
ihren Niederschlag u.a. in einigen Kurzprosastücken<br />
„Geschichten von Meister<br />
Eckhart“ 14 gefunden sowie in Gedichten<br />
über einzelne Dichter.<br />
Trakls Siebengesang<br />
Trakls Siebengesang des Todes<br />
tönt in der Eichenkrone,<br />
flattert<br />
in blauen Fetzen<br />
im Bürgerpark, man<br />
geht aus dem Weg, man<br />
geht seinen Weg, immerhin<br />
auf rotem Kies unter welkem Gras,<br />
der schwangeren Frau am Teich<br />
kommt ein Fetzen zugeflogen,<br />
sie fängt ihn auf, sie wird<br />
mit ihm das Taufkleid schmücken. 15<br />
Tod und Geburt, die Bürger und die<br />
Einzelne, die Wege der Begegnung und<br />
das Ausweichen. Ein konkretes Bild,<br />
das über sich hinausweist auf allgemein<br />
menschliche Erfahrung. Das Licht, das<br />
durch die Blätter der Eichenkrone flackert,<br />
ist nur das Ergänzungsbild, das<br />
durch den „Siebengesang des Todes“ in<br />
der Eiche entsteht. Wehte der Wind der<br />
Vergänglichkeit nicht, flatterte das Licht<br />
auch nicht in blauen Fetzen. Das hoffnungsvolle<br />
himmlische Blau kommt nur<br />
in „Fetzen“ zu uns, mehr ist uns nicht<br />
vergönnt, nicht einmal der schwangeren<br />
Frau. Auch das Neugeborene – Bild der<br />
Hoffnung und der Zukunft – ist mit<br />
dieser Ambivalenz gezeichnet: das Helle,<br />
Lichte ist nur um den Preis des Todes<br />
möglich und es ist uns nur in „Fetzen“<br />
14 Geschichten von Meister Eckhart, Kiel<br />
1985, Neuauflage Husum 2003<br />
15 Sternzeitgemäß, S. 37<br />
erlebbar. Wir hören in den letzten Zeilen<br />
die Freude der Frau heraus, die im<br />
Moment ihr Glück genießt, den Leser<br />
stimmt die in den Versen allgegenwärtige<br />
Todesnähe dennoch traurig.<br />
III. Die wissenschaftliche Beschäftigung<br />
Bodo Heimanns mit Gottfried Benn hat<br />
auch ein lyrisches Pendant, vor allem<br />
aber hat es sein poetologisches Credo<br />
beeinflusst, das er auch Studenten an<br />
der Universität weitergab. Manche poetologischen,<br />
auch polemischen Auseinandersetzungen<br />
mit anderen Dichtern<br />
scheinen von Gottfried Benns Grundsätzen<br />
inspiriert zu sein.<br />
IV. Die Zeit in Indien hat zu einer intensiven<br />
Auseinandersetzung mit der<br />
Kultur des Landes und seinen mythologischen<br />
Vorstellungen geführt. Zahlreiche<br />
Gedichte künden davon, einige<br />
davon zunächst veröffentlicht in dem<br />
noch eigenen Verlag in „Lebende Spiegel“<br />
(Kiel 1984), etwa 20 Gedichte in<br />
„Frei vor dem Wind“.<br />
Tirukalikundram<br />
Hügel der Vögel,<br />
wo zum rotweißgestreiften<br />
Bergtempel hinauf<br />
heiße Felstreppen<br />
in den hellblaugewölbten<br />
Himmel hineingehn,<br />
Raubvögel werden<br />
dort Tag für Tag gefüttert<br />
von dunklen Priestern. 16<br />
Eine scheinbar einfache Beschreibung<br />
des Gesehenen aber mit kräftigen,<br />
deutenden Farben. Die Vögel als himmlische<br />
Boten werden zu Raubvögeln, die<br />
16 Frei vor dem Wind, S. 52<br />
105
Jubileusz<br />
Priester, Verwalter des Göttlichen, werden<br />
zur unheimlichen Macht.<br />
V. Die erste Kieler Zeit von 1969 bis zum<br />
Kanada-Aufenthalt 1976 ist die Zeit zahlreicher<br />
wissenschaftlicher Aufsätze und<br />
Publikationen (siehe Literaturübersicht)<br />
und der familiären Entfaltung und Freude<br />
an seinen heranwachsenden Kindern.<br />
Hierher gehört u.a. das Gedicht für seine<br />
Tochter Anke.<br />
106<br />
Ankes Geburtstag<br />
Die Sonne von Schinkel<br />
fängt sich tröpfchenweise<br />
in Spinnengeweben des Weißdorngitters.<br />
Ankes Augenblick<br />
begegnet Lupine blau<br />
am Brennesselgraben,<br />
wo der Igel sich einschmiegt.<br />
Ungeduldig auf ihr neues Jahr<br />
entfaltet sich eine<br />
Heckenrose. 17<br />
Wieder nur eine Bestandsaufnahme<br />
in drei Sätzen – und doch mehr. Ein Gegenbild<br />
zum erwähnten Trakl-Bild. Auch<br />
hier ist die Sonne nur „tröpfchenweise“<br />
wahrzunehmen, aber sie verklärt sich,<br />
steigert sich im Glitzern des Spinnengewebes,<br />
das wiederum dem Weißdorngitter<br />
folgt. Der Blick in die Natur, die<br />
eigene phantasievolle Fähigkeit zu sehen,<br />
wird mit dem „Mehr“ als Tröpfchen<br />
belohnt, mit einer Art himmlischem<br />
Glanz. Das Kind hat diese Fähigkeit, es<br />
sieht die blaue Lupine und das genaue<br />
Sehen wird mit dem Igel-Fund belohnt.<br />
Das Kind erkennt: Das Mitgeschöpf, der<br />
Igel, hat einen guten geschützten Platz;<br />
ein Bild der Geborgenheit. Kind und<br />
17 ebda. S. 71<br />
Natur sind im Einklang; ungeduldig beide,<br />
die Heckenrose und das Kind, beide<br />
dabei, sich aufs Allerschönste zu entfalten.<br />
Das lyrische Ich, der beobachtende<br />
Vater, hält sich zurück. Die Liebe zeigt<br />
sich im Beobachten und in der Wahl<br />
der poetischen Bilder, die himmlischen<br />
Schutz (Str.1), Geborgenheit (Str. 2) und<br />
glückliche Entfaltung (Str. 3) beschwören.<br />
Die Zeit in Kanada ist verstreut in<br />
den Gedichtbänden zu finden. Das<br />
Gedicht „In den kanadischen Rocky<br />
Mountains“ gibt die überwältigende Faszination<br />
wieder, die die Natur in Kanada<br />
auf den Dichter ausübte: “In unserer<br />
Sprache gibt es kein Wort /für diesen aus<br />
Bergwäldern eingeflossenen See...“ 18<br />
Die Ratlosigkeit in der privaten Krise<br />
mag das Gedicht „Orakel“ andeuten:<br />
Orakel<br />
Oft warf ich sie hin,<br />
versuchte, sie<br />
zu entziffern,<br />
hob sie auf,<br />
warf sie hin,<br />
zweideutig<br />
lag sie<br />
vor mir<br />
an ihrem<br />
Ort, die Rune,<br />
scharf<br />
zeigte die Spitze<br />
auf mich,<br />
als wollte sie<br />
in mich<br />
eindringen<br />
um den Preis<br />
meines Lebens. 19<br />
18 ebda. S. 73<br />
19 ebda, S. 72
Therese Chromik: „Ein paar Perlen“ Bodo Heimann zum 75. Geburtstag<br />
Kann ein Gedicht weniger über das<br />
Persönliche sagen und zugleich mehr<br />
als dieses Bild? Die Technik, nicht selbst<br />
zu sprechen, sondern das Bild sprechen<br />
zu lassen, das vom Leser auch auf sich<br />
selbst angewendet werden kann, verhindert<br />
das, was Fragende oft mit dem „Sich<br />
Preisgeben“ fürchten.<br />
Statt poetologischer Reflexionen über<br />
die Unsterblichkeit in der Dichtung und<br />
durch Dichtung finden wir das Bild-Gedicht,<br />
das uns über die Anschauung zum<br />
Verstehen führt.<br />
Bernstein<br />
Im Bernstein<br />
ist ein Mückchen<br />
aufbewahrt für alle Zeit.<br />
Flügelchen durchsichtig<br />
zart, Beinchen graziös,<br />
niedlich das Köpfchen.<br />
Aber ein Mückchen<br />
ist etwas, das fliegt,<br />
das in der Luft herum summt,<br />
etwas das stechen kann.<br />
Dies wissend<br />
sehe ich Fotos von früher.<br />
Dies wissend<br />
schreibe ich ein Gedicht.<br />
In der Zeit ab 1980 entfaltet sich bei<br />
Bodo Heimann nach den zahlreichen<br />
vorwiegend wissenschaftlichen Publikationen<br />
eine große Aktivität und Produktivität<br />
auf dem literarischen Gebiet, wie<br />
an den Erscheinungsjahren der Bücher<br />
abzulesen ist.<br />
1981 beginnt er mit der Werkstattarbeit<br />
für Autoren und begründet den<br />
„Euterpe-Kreis“. Ausgangspunkt war<br />
die Arbeit mit Studenten, mit denen<br />
er die literarische Szene zu erschließen<br />
begann. Er führte auch die Studenten<br />
selbst an das „Kreative Schreiben“ und<br />
bot Werkstattseminare an.<br />
1983 beginnt er die Herausgabe des<br />
Literarischen Jahrbuchs „Euterpe“ mit<br />
einem Redaktionsteam (zunächst mit<br />
Friedrich Mülder, Elisabeth Meyer-Runge,<br />
ab 1984 mit Therese Chromik und<br />
Friedrich Mülder) und der Mitherausgabe<br />
des Jahrbuchs „Edition Euterpe“<br />
zusammen mit Therese Chromik, er<br />
wird gewonnen für die Mitarbeit in der<br />
Prüfungskommission des Funkkollegs<br />
“Literarische Moderne“.<br />
Seit 1995 redigiert er mit Therese<br />
Chromik die monatliche literarische<br />
Rubrik in der Kulturzeitschrift „Schleswig-Holstein“.<br />
Reisen nach Polen und Schweden, oft<br />
verbunden mit Vorträgen und Lesungen,<br />
regten ihn zu neuen Gedichten an. Zur<br />
Zeit schreibt er an seinem Roman, von<br />
dem schon Kapitel zu hören waren.<br />
Bodo Heimann ist Vorsitzender der<br />
Goethe-Gesellschaft Kiel, Vorsitzender<br />
des Kuratoriums der Stiftung Kulturwerk<br />
Schlesien, Mitglied verschiedener<br />
Schriftstellerverbände.<br />
Er wurde 1993 mit dem Eichendorff-<br />
Literaturpreis ausgezeichnet und 1996<br />
mit dem Fedor-Malchow-Lyrikpreis,<br />
1998 mit dem Grand Prix Mediterranée.<br />
Liste der Veröffentlichungen:<br />
Bücher<br />
Der Süden in der Dichtung Gottfried<br />
Benns, Dissertation, Freiburg 1962;<br />
Experimentelle Prosa der Gegenwart,<br />
München 1978;<br />
Lebende Spiegel, Gedichte, Kiel 1984;<br />
Geschichten von Meister Eckhart, Kiel<br />
1985; Neuauflage Husum 2003;<br />
107
Jubileusz<br />
Sternzeitgemäß, Gedichte, Husum 1988;<br />
Oderland, Lyrische Skizzen einer Kindheit<br />
in Schlesien, Husum 1990;<br />
Kurzer Besuch, Gedichte, Kiel 1 1992;<br />
2 1998;<br />
Frei vor dem Wind, Gedichte, Würzburg<br />
1993;<br />
Sein und Singen, Gedichte, Würzburg<br />
2000.<br />
Herausgaben<br />
Osmania German Annual, 3 Bände, Hyderabad<br />
1966 ff;<br />
Journal of the Osmania University, Humanities<br />
& Social Sciences, Golden<br />
Jubilee Volume, Hyderabad 1968<br />
(Mhrsg.);<br />
Euterpe, Jahrbuch für Literatur, 10 Bände,<br />
Marne/Kiel/Husum 1983 ff;<br />
Poetische Landschaften, Husum 2001.<br />
Aufsätze und Essays<br />
Thomas Manns ‚Doktor Faustus‘ und<br />
die Musikphilosophie Adornos, in:<br />
Deutsche Vierteljahrsschrift für Literaturwissenschaft<br />
und Geistesgeschichte,<br />
Stuttgart 1964, S. 248-266;<br />
Ich-Zerfall als Thema und Stil, Untersuchungen<br />
zur dichterischen Sprache<br />
Gottfried Benns, in: Germanisch-Romanische<br />
Monatsschrift, Heidelberg<br />
1964, S. 384-403;<br />
Das Wertherproblem in Thomas Manns<br />
Roman ‚Lotte in Weimar‘, in: Osmania<br />
German Annual, Hyderabad<br />
1966, S. 15-35;<br />
Gefühl und Vorsehung in Heinrich von<br />
Kleists Novelle ‚Der Zweikampf‘, in:<br />
Osmania German Annual, Hyderabad<br />
1967, S. 23-38;<br />
A Modern Image of the Poet in Georg<br />
Trakl‘s Poem ‚Karl Kraus‘, in: Journal<br />
of the Osmania University, Humani-<br />
108<br />
ties & Social Sciences, Golden Jubilee<br />
Vol., Hyderabad 1968, S. 47-56;<br />
Einführung in die althochdeutsche<br />
Sprache und Dichtung, in: Osmania<br />
German Annual, Hyderabad 1968, S.<br />
23-58;<br />
Experimentelle Prosa, in: Die Deutsche<br />
Literatur der Gegenwart, hrsg. v.<br />
Manfred Durzak, Stuttgart 1971 (3.<br />
Aufl. 1976), S. 230-256;<br />
Literatur im bürgerlichen Zeitalter (gemeinsam<br />
mit Lore Häger), in: Spektrum<br />
der Literatur, hrsg. v. Bettina<br />
u. Lars Clausen, Gütersloh 1975 (seither<br />
14 Auflagen), S.174-189;<br />
Die Nachtwachen von Bonaventura,<br />
ebda, S. 168 f;<br />
E.T.A. Hoffmann, Der goldene Topf,<br />
ebda, S. 198 f;<br />
Georg Büchner, Dantons Tod, ebda, S.<br />
224 f; Ernst Toller, Masse - Mensch,<br />
ebda, S. 198 f.;<br />
Die Konvergenz der Einzelgänger, Literatur<br />
als Integration des problematischen<br />
Individuums in die Volksgemeinschaft:<br />
Hermann Stehr - Emil<br />
Strauß - Erwin Guido Kolbenheyer,<br />
in: Die deutsche Literatur im Dritten<br />
Reich, hrsg. v. Horst Denkler u. Karl<br />
Prümm, Stuttgart 1976, S. 118-137;<br />
Das Theater des Absurden als experimentelles<br />
Theater, in: Neues Handbuch<br />
der Literaturwissenschaft, hrsg. v.<br />
Klaus von See, Band 22, Wiesbaden<br />
1979, S. 15-42;<br />
Film und deutsche Gegenwartsliteratur<br />
(gemeinsam mit Angela Kandt), in:<br />
Deutsche Gegenwartsliteratur, hrsg.<br />
v. Manfred Durzak, Stuttgart 1981, S.<br />
424-443;<br />
„den bären beim tanzen nicht zu behindern“,<br />
Konrad Bayer und der
Therese Chromik: „Ein paar Perlen“ Bodo Heimann zum 75. Geburtstag<br />
Kopf des Vitus Bering, in: Protokolle,<br />
hrsg. v. Otto Breicha, Wien 1983;<br />
Euterpe, ihre Schwestern und wir. Anmerkungen<br />
zur Rekonstruktion der<br />
Musen, in: Euterpe, Marne 1983, S.<br />
5-12;<br />
Von der Aktualität der Mythen. Zur<br />
neuen Phase im Schaffen von Carl<br />
Lambertz, in: Jahrbuch der Heimatgemeinschaft<br />
Eckernförde 42<br />
(1984);<br />
Nach dem Avantgardismus, in: Euterpe,<br />
Kiel 1984, S. 5-11;<br />
Das Gute und Wertvolle, was erwarten<br />
wir denn? Überlegungen zu Maßgaben<br />
der Literatur und Literaturkritik,<br />
in: Euterpe, Husum 1985, S. 5-12;<br />
Progressive Universalpoesie und Avantgardismus,<br />
in: Perspektiven der Romantik,<br />
hrsg. v. Reinhard Görisch,<br />
Bonn 1987, S. 111-124;<br />
Von der Erneuerung der Poesie. Plädoyer<br />
für einen Paradigmenwechsel ohne<br />
falsche Alternativen, in: Euterpe, Husum<br />
1987, S. 5-10;<br />
Zum Tod von Werner Klose, in: Euterpe,<br />
Husum 1987, S. 183-186;<br />
Schriftsteller auf der Baustelle des europäischen<br />
Hauses, in: Euterpe, Husum<br />
1989, S. 5-10;<br />
Die Wandsbeker Botschaft. Matthias<br />
Claudius, in: Euterpe, Husum 1990,<br />
S. 150-159;<br />
Aleatorik, in:Historisches Wörterbuch<br />
der Rhetorik, hrsg. v. Gert Ueding,<br />
Bd.1, Tübingen 1992, Sp. 319-324.<br />
Genius Loci. Zur Poesie der Landschaften,<br />
in: Poetische Landschaften,<br />
Husum 2001, S. 5 f.<br />
Lexikon-Beteiligung<br />
Mitarbeit an Rowohlts Literaturlexikon:<br />
Weltliteratur im 20. Jahrhundert,<br />
hrsg. v. Manfred Brauneck, Reinbek<br />
1981, darin die folgenden Artikel:<br />
Bertolt Brecht, S. 207 ff;<br />
Hans Fallada, S. 398 f;<br />
Hans Grimm, S. 505 f;<br />
Max Halbe, S. 530 f;<br />
Gerhart Hauptmann, S. 547 ff;<br />
Hanns Johst, S. 649 f;<br />
Ernst Jünger, S. 658 ff;<br />
Erwin Guido Kolbenheyer, S. 713 f;<br />
Erich Mühsam, S. 912 f;<br />
Rainer Maria Rilke, S. 1072 ff;<br />
Emil Strauß, S. 1225 f;<br />
Ernst Toller, S. 1261 ff;<br />
Georg Trakl, S. 1267 f;<br />
Frank Wedekind, S. 1335 ff;<br />
Carl Zuckmayer, S. 1399 ff.<br />
109
Literatura i historia<br />
Jan Papiór<br />
Ein unausgewogenes Bild<br />
des Deutschen Ritterordens<br />
Der Deutsche Ritterorden (DRO)<br />
ist in den vergangenen Jahrzehnten<br />
– sowohl im deutschen Sprachraum,<br />
als auch in Polen – nur selten Gegenstand<br />
ausführlicher Publikationen gewesen.<br />
Dies scheint in beiden Ländern<br />
durch politische, wie auch kulturhistorische<br />
Determinanten bedingt zu sein.<br />
Wenn man sich dann entschloss, das<br />
Forschungsproblem aufzugreifen, so<br />
waren es nur historisch-politische oder<br />
religionsgeschichtliche Problematisierungen.<br />
Soweit sich dies übersehen lässt,<br />
wurde bisher kein Buch zur Geschichte<br />
und Kultur des DRO in der Form<br />
„eines Bildalbums, eines populärwissenschaftliches<br />
Werkes und eines Baedekers“<br />
(vierte Umschlagseite) bearbeitet,<br />
wie dies Małgorzata Jackiewicz-Garniec<br />
und Mirosław Garniec in ihrem Buch<br />
Burgen im Deutschordensstaat Preußen – Pomesanien<br />
Oberland Ermland Masuren (Studio<br />
Arta Olsztyn 2009) realisiert haben.<br />
Sie haben nämlich die 46 Burgen, die in<br />
dem Teil des „eigentlichen“ (S. 7) Pruzzenlandes,<br />
das heute in Polen liegt, in ei-<br />
110<br />
ner kultur- und architekturhistorischen<br />
Bearbeitung dem Leser zugänglich gemacht.<br />
Es wäre festzuhalten, dass durch<br />
die Einschränkung auf das „eigentliche“<br />
Pruzzenland, das in Polen liegt, sowohl<br />
die im heutigen Russland, als auch die in<br />
vielen Fällen in gutem Zustande erhaltenen<br />
Burgen südlich der Linie Deutsch<br />
Eylau/Iława-Marienwerder/Kwidzyń<br />
und westlich der Weichsel/Wisła liegenden<br />
Burgen (z. B. die Burgen in<br />
Dirschau/Tczew, Mewe/Gniew, Graudenz/Grudziądz,Engelsburg/Pokrzywno,<br />
Rehden/Radzyń Chełmiński,<br />
Schwetz/świecie und Thorn/Toruń,<br />
und die weiter westlich liegenden) nicht<br />
berücksichtigt wurden (siehe hierzu die<br />
Karte, S. 442f. im Vergleich mit der auf<br />
S. 21; die zweite Karte suggeriert, als ob<br />
Masovien nicht Teil des Königreiches<br />
Polen wäre). In dem interessanten Buch,<br />
das auf 450 Seiten 475 farbige Fotos<br />
und eine bedeutende Anzahl von Lageplänen,<br />
Grundrissen und Veduten<br />
alter Meister bringt, werden die erhaltenen<br />
Burgen oder ihre Ruinen nach
dem Stand von 2008 dokumentiert. Da<br />
aber nicht alle der 46 bearbeiteten historischen<br />
Objekte als Fotoaufnahmen zu<br />
zeigen sind, haben Bożena Januszewska<br />
und Katarzyna Wolska 26 heute nicht<br />
mehr existierende Objekte in Zeichnungen<br />
(wie z. B. das Modell eines Konventshauses,<br />
S. 34 oder die Pflegerburg<br />
in Bartenburg/Barciany, S. 67) oder in<br />
Form mittelalterlicher Gemälde (wie<br />
z. B. die Kämmererburg in Bäslack/<br />
Bezławki, S. 85, oder die Bischofsburg in<br />
Braunsberg/Braniewo, S. 93) sehr suggestiv<br />
und beeindruckend verbildlicht.<br />
Jeder der 46 aufgenommenen Kulturobjekte<br />
wird von einem kunsthistorischen<br />
und baugeschichtlichen Text begleitet,<br />
der die Lage, Entwicklung und Funktion<br />
des Objektes beschreibt. Da aber in<br />
diesen Beschreibungen der kulturhistorische<br />
und politische Kontext nur<br />
unzureichend dargestellt werden kann,<br />
haben sich die Verfasser entschlossen,<br />
dem umfangreichen und bebilderten<br />
Hauptteil (S. 63-443) einen Textteil voranzusetzen,<br />
in dem drei Verfasser ein<br />
historisches Panorama des DRO zeichnen:<br />
Janusz Trupinda beschreibt die Geschichte<br />
des Deutschordensstaates im<br />
Land der Pruzzen, Marian Arszyński bespricht<br />
die Entwicklung der Wehrarchitektur<br />
(S. 27-40, die zwei ersten Essays<br />
werden auf dem Titelblatt als „Vorwort“<br />
SIC! bezeichnet) und Mirosław Garniec<br />
legt Überlegungen zu den Architekturtypen<br />
der Burgen (S. 41-62) vor. Weil<br />
vor allem die zwei erstgenannten Texte<br />
problematische Auffassungen und Formulierungen<br />
enthalten, sollen diese eingehender<br />
diskutiert werden.<br />
Janusz Trupinda führt seinen Text<br />
Der Deutschordensstaat in Preußen (S. 9-26)<br />
Jan Papiór: Ein unausgewogenes Bild des Deutschen Ritterordens<br />
mit einem längeren Zitat aus der Chronik<br />
des Preußenlandes von Peter von<br />
Dusburg ein, in dem der Orden mit<br />
dem „auserwählten Weingarten des<br />
Herrn Zebaoth“ (S. 9), des alttestamentarischen<br />
Gottes verglichen wird. Dieses<br />
einführende Zitat soll seinem Bild des<br />
DRO vor allem einen religiösen Charakter<br />
verleihen und die Rezeption des<br />
Lesers steuern. Hiermit korrespondiert<br />
J. Trupindas These, dass „der Orden<br />
hauptsächlich eine religiöse Gemeinschaft<br />
war“ (S. 21). Dies wäre im Grunde<br />
noch akzeptabel, denn der Orden<br />
wollte sich in seinem Selbstverständnis<br />
so sehen oder verstehen. Lieblingslektüre<br />
im Orden waren Fragmente aus der<br />
alttestamentarischen Geschichte der<br />
Makkabäer, in der die Kampfideologie<br />
ganz besonders hervorgehoben wird:<br />
„Nimm das heilige Schwert, eine Gabe<br />
Gottes, mit seiner Hilfe wirst du deine<br />
Feinde unterwerfen“ (2 Mach 15, 16).<br />
Dass der Orden in diesem Sinne das eigene<br />
Bewusstsein und die europäische<br />
Öffentlichkeit prägte, davon zeugen die<br />
vielen schriftlichen, vor allem in einem<br />
niederdeutschen Kolonisationsdialekt<br />
verfassten Dokumente, u. a. auch die<br />
Chronistik des Ordens.<br />
Aber das Zitat aus Peter von Dusburgs<br />
Chronik wird durch ein noch<br />
längeres Zitat aus den Dokumenten des<br />
Konstanzer Konzils parallelisiert, das einer<br />
der Ansprachen des Paulus Vladimiri<br />
(Paweł z Włodkowic) entnommen wurde.<br />
Paulus Vladimiri verweist auf die Gewaltakte<br />
des Ordens „die den frommen<br />
Orden zuwider ist“. Der eigentliche – gewiss<br />
nicht vorurteilsfreie – Standpunkt<br />
des Verfassers kommt eklatant im Kommentar<br />
zu diesem Zitat zum Vorschein,<br />
111
Literatura i historia<br />
denn seine Worte seien „auf die erhitzte<br />
Atmosphäre des Konzils und den polemischen<br />
Zorn der polnischen Gesandtschaft<br />
zurückzuführen und weit entfernt<br />
von einer sachlichen Beurteilung“ (S. 9).<br />
Der wunde Punkt, der in dieser Gegenüberstellung<br />
zweier – zeitlich wesentlich<br />
auseinanderliegenden und disparaten<br />
– Zitate liegt und dem Text eine eigenartige<br />
Note verleiht, ist die Tatsache, dass<br />
nicht der Standpunkt des DRO aus den<br />
Ansprachen des Peter Wormdit oder<br />
aus des Johannes Falkenbergs Satira,<br />
die Gegenstand dieser Beratungen war,<br />
angeführt wird. Erst in so einer Gegenüberstellung<br />
gleichrangiger Zitate könnte<br />
von „dem polemischen Zorn“, der einen<br />
oder anderen, oder auch beider Parteien<br />
geurteilt werden. Wenn – wie der Verfasser<br />
postuliert – der Gegenstand der Betrachtung<br />
der Geschichte des DRO von<br />
einer „ideologischen auf die historische<br />
Ebene“ (S. 9) verlagert werden soll, dann<br />
müssen solche Voraussetzungen geprägt<br />
werden, dass beide Parteien in der Untersuchung<br />
gleichrangig und gleichrechtlich<br />
behandelt werden.<br />
Die Geschichte des DRO ist nicht<br />
frei von Konflikten und Interpretationsproblemen,<br />
nicht nur weil dieser in seiner<br />
Tätigkeit im Heiligen Lande, in der<br />
Stadtrepublik Venedig, in Ungarn und<br />
– mit einem Wissen nach diesen Stationen<br />
– dann auch im Lande der Pruzzen<br />
sich Ziele setzte und mit Methoden arbeitete,<br />
die nicht nur „beim heutigen Leser<br />
auf entschiedenen Widerspruch“ (S.<br />
9) stoßen, aber auch in den historischen<br />
Zeiten nicht akzeptiert wurden. Die Verweisung<br />
des DRO aus Ungarn durch<br />
König Andreas II. (weil der DRO einen<br />
autonomen und exemtionellen Staat<br />
112<br />
aufbauen wollte und nicht das Recht des<br />
Königs berücksichtigen wollte), die Verweisung<br />
aus der Stadtrepublik Venedig<br />
(durch eine machtpolitische Konfliktsituation<br />
bedingt) sind die sprechenden<br />
Beweise dafür, dass dessen Tätigkeit<br />
– insbesondere wenn machtpolitische,<br />
weniger religiöse Differenzen auftraten<br />
– nicht von allen akzeptiert wurden. Der<br />
eklatante Unterschied in der Behandlung<br />
der Heiden kommt – dokumentarisch<br />
belegt – im Standpunkt des DRO<br />
und der polnischen Delegation auf dem<br />
Konstanzer Konzil zum Ausdruck. Der<br />
Orden bot den heidnischen Pruzzen<br />
nur die eine Alternative: Bekehrung<br />
oder Tod. Es muss noch ergänzt werden,<br />
dass bei der ev. Taufe der überlebenden<br />
Pruzzen deutsche Vornamen gegeben<br />
wurden, womit eine kulturelle Extermination<br />
eingeleitet wurde. Dagegen war<br />
der Standpunkt der polnischen Delegation,<br />
von Paulus Vladimiri formuliert,<br />
der, dass auch die heidnischen Pruzzen<br />
Kinder Gottes sind, nur dass diese dies<br />
noch nicht wissen, also es wurde eine Bewusstmachung<br />
angestrebt.<br />
In diesem Sinne wurde die Bekehrung<br />
der pruzzischen Stämme – es soll<br />
nicht verschwiegen werden, nicht ohne<br />
Schwierigkeiten – von Bischof Christian<br />
realisiert. Seine Ernennung zum ersten<br />
Bischof im Lande der Pruzzen wurde<br />
vom Papst mit Bedingungen verbunden,<br />
die staatspolitischer Natur waren. Die<br />
Bekehrung der Pruzzen sollte intensiv<br />
realisiert werden, aber diese sollten nicht<br />
aus ihren Besitzungen, Eigentumsverhältnissen<br />
und staatsorganisatorischen<br />
Verhältnissen ausgestoßen, verdrängt<br />
oder gar vertrieben werden. Die günstigen<br />
Entscheidungen des Papstes (ein
Drittel des übertragenen Eigentums sollte<br />
dem Bischof und Kapiteln zufallen,<br />
zwei Drittel dem Orden), waren dem ersten<br />
Landmeister im Lande der Pruzzen,<br />
Hermann Balk (wohl im Einvernehmen<br />
nicht dem Hochmeister Hermann von<br />
Salza), nicht hinreichend, und er nützte<br />
die erste beste Gelegenheit um den Bischoff<br />
(zur Zeit seiner Gefangenschaft)<br />
aus seiner Position zu verdrängen und<br />
die gesamte Gewalt an den Orden zu<br />
reißen. Die Darstellung, die J. Trupinda<br />
zu dieser Phase der Ordensgeschichte (S.<br />
17) anführt, ist einerseits nur ausgewählten<br />
Tatsachen verhaftet, andererseits<br />
– dadurch, dass er diese nicht vorurteilsfrei<br />
behandelt – geht diese nicht auf die<br />
eigentlichen Ursachen der Staatengründung<br />
zurück.<br />
Auch die Darstellung der ungarischen<br />
Episode des DRO, die insgesamt<br />
nur 14 Jahre (1211-1225) dauerte, wird<br />
nach diesem Modell dargestellt. Es wird<br />
angeführt, dass der Orden das Land der<br />
Burzen „durch deutsche Siedler und den<br />
Bau von Burgen“ (S. 17) kolonisierte,<br />
was angeblich auf Widerstand der Ungarn<br />
stieß, und in der Folge der König<br />
„mit Waffengewalt und gegen päpstlichen<br />
Willen“ den DRO aus Ungarn vertrieb.<br />
Es wird aber verschwiegen, warum<br />
diese kolonisatorische Tätigkeit auf Widerstand<br />
der Ungarn – des Königs und<br />
seines Sohnes, wie auch des Bischofs<br />
– stieß! Von explanatorischer und wissenschaftlicher<br />
Seite ein bedeutender<br />
Defizit. Der Orden ging im Burzenland<br />
einerseits so vor, dass die einheimische<br />
Bevölkerung als Sklaven behandelt wurden;<br />
andererseits war seine Tätigkeit<br />
auf die Gründung eines autonomen<br />
und exemtionellen Staates ausgerichtet,<br />
Jan Papiór: Ein unausgewogenes Bild des Deutschen Ritterordens<br />
was nun im Klartext bedeutet, dass der<br />
Orden einen Staat im Königreich Ungarn<br />
gründen wollte. Dieses Vorgehen<br />
ließe sich mit dem folgenden Beispiel<br />
erklären: vom Eigentümer irgendeines<br />
Besitztums wird man eingeladen ihm<br />
in irgendwelchen Arbeiten zu helfen.<br />
Der Gast führt die Arbeit nach seinem<br />
Gutdünken aus und stellt nun fest, dass<br />
es ihm bei dem Gastgeber so gut gefällt,<br />
dass er einen Teil seines Besitztums für<br />
sich annektiert. Dieses Beispiel ließe sich<br />
problemlos personalisieren!<br />
Es wird für die frühere Zeit des 13.<br />
Jahrhunderts euphemistisch formuliert,<br />
dass die Missionierungsversuche des Hl.<br />
Adalbert (der in Polen Wojciech genannt<br />
wird!), wie auch des Hl. Bruno von Querfurth,<br />
und der polnischen Könige, die<br />
allesamt „misslangen“ (S. 17), und in der<br />
weiteren Folge, also seit der Ankunft des<br />
DRO im Lande der Pruzzen „die Missionsversuche<br />
effizienter“ (S. 17) wurden.<br />
Es wäre in diesem Zusammenhang<br />
erst einmal festzuhalten, dass der DRO<br />
auf den – mit bedeutendem Erfolg gekrönten<br />
– Missionierungen des Bischoff<br />
Christian aufbauen konnte; zum anderen<br />
muss festgehalten werden, dass die<br />
vom DRO geführten Erkundungen im<br />
Grunde nicht (oder nicht nur) auf Missionierungen<br />
ausgerichtet waren, sondern<br />
dass diese als Absicherung eines Planes<br />
des Ordens und persönlich Hermann<br />
von Salzas sein sollten, dem in den neusten<br />
Forschungen die Gründung eines autonomen<br />
Staates zugelegt wird. Hiermit<br />
wird das ungarische Vorspiel im Lande<br />
der Pruzzen wiederholt. Dies war einerseits<br />
nur durch die Billigung des Papstes<br />
(von seinen Bedingungen war schon die<br />
Rede) und die militärische Hilfe „pol-<br />
113
Literatura i historia<br />
nischer, schlesischer, pommerscher und<br />
westeuropäischer Truppen“ (S. 18) möglich.<br />
Es wäre in diesem Zusammenhang<br />
erneut die Bedeutung und Funktion der<br />
Einladung, die Konrad von Masovien<br />
an den Hochmeister Hermann von Salza<br />
im Jahre 1225 ergehen ließ, zu berücksichtigen.<br />
Zu fragen wäre, ob Konrad<br />
von Masovien die ungarische Episode<br />
des Ordens kannte? Es gibt dafür keinerlei<br />
tragende Hinweise. Die erste kleine<br />
Erkundungsgruppe ist am Hofe des<br />
Herzogs schon 1228, aber eine erste größere<br />
Truppe der DOR kommt erst 1230<br />
in Masovien an. Es wäre also zum anderen<br />
nach der Zeitdifferenz zu fragen:<br />
Warum braucht Hermann von Salza<br />
fünf lange Jahre um sich für die Mission<br />
– wenn es eine sein sollte – zu entscheiden?<br />
Die folgenden Jahrzehnte der blutigen<br />
und raubgierigen Missionierung<br />
(die nur durch kurze Zeiten des Friedens<br />
gegliedert sind und von den erwarteten<br />
Pruzzenreisen westlicher Ritter bedingt<br />
waren), die der DRO im Kulmer Land<br />
und in den westlichen Teilen des Landes<br />
der Pruzzen führte, auf die auch von J.<br />
Trupinda hingewiesen wird, lassen diese<br />
Effizienz der Missionierung doch in<br />
einem anderen Lichte erscheinen. Zwar<br />
waren in dieser Zeit die Wasserwege die<br />
optimalen Verkehrsverbindungen, aber<br />
die Absicherung des westlichen Weichselufers<br />
durch die Burgenlinie von<br />
Thorn/Toruń, über Dirschau/Tczew bis<br />
nach Danzig/Gdańsk, und das Danziger<br />
Blutbad (1308) scheinen doch keine<br />
Berechtigung für die Feststellung zu<br />
geben, dass „der Orden hauptsächlich<br />
eine religiöse Gemeinschaft war“ (S. 21).<br />
Das Blutbad und die Beherrschung der<br />
Weichselmündung war die kriegerische<br />
114<br />
Notwendigkeit des jungen Ordensstaates,<br />
eine Möglichkeit der Verlegung des<br />
Hauptsitzes des DRO zu prägen und seine<br />
Einkünfte für weiteren Expansionsvorhaben<br />
abzusichern, und – was vom<br />
Orden nicht verschwiegen wurde – auch<br />
den Außenhandel Polens zu kontrollieren<br />
oder gar abzuschneiden.<br />
Zwar erreicht die kriegerische und<br />
in Blut gebadete oder gar getaufte Beherrschung<br />
des westlichen Teils des<br />
Landes der Pruzzen zum Ende des 13.<br />
Jahrhunderts eine Auslaufphase, aber<br />
eine Zäsur in der Entwicklung des Ordensstaates<br />
scheint – aus einigen Gründen<br />
– erst das Jahr 1309 zu ein. Es ist das<br />
Jahr in dem sich der Hochmeister Siegfried<br />
von Feuchtwangen entschloss, das<br />
„Haupthaus und zugleich Hauptstadt“<br />
(S. 22) des DRO – im Grunde gezwungener<br />
Weise – von Venedig nach Marienburg<br />
zu verlegen. Einerseits konnte der<br />
Hauptsitz des Ordens – durch machtpolitische<br />
Konflikte mit der Signoria<br />
in Venedig – nicht länger bestätigt werden,<br />
andererseits waren die Gebietiger<br />
des Ordens davon überzeugt, dass – von<br />
den möglichen Lokalisierungen – Marienburg<br />
eine optimale Absicherung des<br />
machtherrschaftlichen Anspruchs bot,<br />
denn er hatte eine direkte Verbindung<br />
zur Ostsee und bot auch eine möglichst<br />
kurze Verbindung mit dem Reich, die<br />
noch durch die Beherrschung von Pommerellen<br />
gefestigt wurde. All diese Maßnahmen<br />
werden auch durch einen Erlass<br />
des Hochmeisters Siegfried von Feuchtwangen<br />
aus dem Jahre 1309 im Rahmen<br />
der Innenpolitik dokumentiert, in dem<br />
Ordensmitgliedern die Kommunikation<br />
mit Einheimischen in pruzzischer Sprache<br />
verboten wurde, diese nur zu Hilfs-
arbeiten zugelassen und auch in keine<br />
Ordensämter eingesetzt werden sollten.<br />
Von einer religiösen Hebung, geschweige<br />
Missionierung, wird in diesem Erlass<br />
kein Wort verloren. Mit diesen Maßnahmen<br />
wurde auch die jüdische Bevölkerung<br />
erfasst. Im Zusammenhang mit<br />
den schon früher erwähnten deutschen<br />
Taufnamen, mit denen Einheimische<br />
dann auch angesprochen wurden, gehen<br />
diese auf eine kulturelle Extermination<br />
hinaus, die wesentlich später mit dem<br />
ideologisierten und stereotypen Begriff<br />
der Germanisierung belegt wird.<br />
Hermann von Salza und der DRO<br />
haben in realpoltischer Kalkulation die<br />
politischen und wirtschaftlichen Möglichkeiten<br />
skrupellos ausgenützt: 1. die<br />
politische Situation des Senioratspolen,<br />
in dem es keine zentrale Macht gab und<br />
die Territorialfürsten politisch und militärisch<br />
ziemlich schwach waren und<br />
zugleich keine größeren internationalen<br />
Erfahrungen hatten; 2. Die Zeit der Prosperität<br />
in Deutschland und Westeuropa<br />
im 12. und 13. Jahrhundert, die eine Zeit<br />
der wirtschaftlichen und kommunalen<br />
Entwicklung war und gezwungener Weise<br />
zu einer relativen demographischen<br />
Übervölkerung führen musste, für die<br />
man im nordöstlichen Teil Europas Siedlungs-,<br />
Kolonisations- und politische<br />
Expansionsmöglichkeiten sah; 3. Kaiser<br />
und Papst trugen oft Konflikte aus, die<br />
Hermann von Salza – gewiss ein talentierter<br />
Politiker, Diplomat und Staatsmann<br />
– für seinen Orden nutzen konnte;<br />
4. die Situation des DRO selbst, die nach<br />
dem Verlust von Akkon (1291) zur existentiellen<br />
Bedrohung wurde, dann der<br />
Verlust von Venedig und Ungarn zwang<br />
den Orden – wie das vordergründig for-<br />
Jan Papiór: Ein unausgewogenes Bild des Deutschen Ritterordens<br />
muliert wurde – neue «Missionsaufgaben»<br />
zu suchen, um den vielen Söhnen<br />
des deutschen Adels ein Beschäftigungsfeld<br />
und abgesicherte Lebensmöglichkeiten<br />
zu bieten; und nicht zuletzt 5. die<br />
Grundlage, das in den Orden nur deutsche<br />
Adelssöhne aufgenommen werden<br />
durften, was selbstverständlich auch für<br />
das Mittelalter als eine protonationale<br />
Entwicklung einzuschätzen ist. Aber<br />
– alles in allem – war erst das Jahr 1309<br />
ein Schlüsseljahr, weil es danach – sowohl<br />
für den DRO und seit 1320 für das<br />
sich konsolidierende Königreich Polen<br />
– keine Auswegmöglichkeiten mehr gab,<br />
denn der erste musste alles tun, um seine<br />
Existenz zu verteidigen; das Königreich<br />
wiederum wurde letztendlich durch die<br />
Beherrschung der Weichselmündung<br />
durch den DRO politisch extrem unter<br />
Druck gesetzt.<br />
Dies musste in der Konsequenz zur<br />
größten Schlacht des europäischen Mittelalters<br />
führen, nämlich zur Schlacht<br />
des Jahres 1410. Janusz Trupinda formuliert<br />
dessen Ursachen mit dem euphemistischen<br />
Satz: „der Raum an der Unteren<br />
Weichsel [war] für zwei so starke<br />
Staatsorganismen zu eng” (S. 24). Aber<br />
dieser Euphemismus scheint nur die<br />
engere Kontaktsphäre zweier Nachbarstaaten<br />
zu berücksichtigen. Die Situation<br />
war jedoch bedeutend komplexer<br />
und kulturpolitisch auch komplizierter<br />
geworden, denn mit der polnisch-litauischen<br />
Union wird einerseits eine<br />
völlig neue Staatenkonzeption geprägt,<br />
die – wenn auch anfangs brüchig und<br />
locker fundiert – dem zentralistischen,<br />
mittelalterlichen und expansionistischmilitärisch<br />
organisiertem Ordensstaat<br />
(nach süditalienischen und mittelöstli-<br />
115
Literatura i historia<br />
chen Modellen), dessen Elite – die Ordensritter<br />
– aber nicht mit dem Lande,<br />
dass sie zügig eroberten, verbunden war<br />
und keine Verankerung in der lokalen<br />
deutschen Bevölkerung hatte, eine fortschrittlich<br />
orientierte Staatsform entgegensetzt,<br />
in der eine bedeutend größere<br />
Anzahl des Adels Mitspracherecht hatte.<br />
Hiermit werden zwei weitere Probleme<br />
angeschnitten, mit denen der Orden<br />
sich nicht anlegen wollte oder konnte.<br />
Das eine ist seine ideelle Berechtigungsgrundlage,<br />
denn er wurde zur<br />
Missionierung der Pruzzen eingeladen,<br />
diese aber wurden – wie dies die Verfasser<br />
schon im Vorwort euphemistisch<br />
formulieren – „später […] so gründlich<br />
assimiliert, dass jegliche Spur von ihnen<br />
verloren ging“ (S. 6). Jedoch exakt formuliert,<br />
wurde der männliche Teil der<br />
Bevölkerung in den vielen, langen und<br />
schweren Kämpfen zum überwiegenden<br />
Prozentsatz vernichtet, denn den Ordensmitglieder<br />
war töten der Heiden<br />
Gottesdienst, (S. 12, ) und so kannten<br />
sie nur die eine Alternative: Bekehrung<br />
oder Tod; dagegen wurde der weibliche<br />
Teil durch schwere und sklavisch organisierte<br />
Fronarbeit dezimiert und/oder<br />
auch deklassiert, und die bisher noch<br />
heidnischen Litauer wurden als eine der<br />
Bedingungen der polnisch-litauischen<br />
Union von ihren Fürsten christianisiert.<br />
Das Übrige wurde einerseits durch die<br />
deutsche Namenszulegung bei der Taufe<br />
und den erwähnten Erlass des Hochmeisters<br />
Siegfried von Feuchtwangen<br />
«erledigt». Der Terminus «Assimilation»<br />
(dieser scheint wohl eher ein friedlich –<br />
ohne Gewaltanwendung – verlaufender<br />
Kulturprozess zu sein) ist nicht nur ein<br />
Euphemismus, sonder suggeriert auch<br />
116<br />
einen völlig anders verlaufenden Prozess.<br />
Das zweite Problem war die innere<br />
Situation der Bevölkerung des Ordensstaates,<br />
die seit dem 14. Jahrhundert<br />
schon überwiegend aus deutschen Kolonisten<br />
bestand, die aber die oppressive<br />
Politik des DRO nicht mehr akzeptieren<br />
wollten (Eidechsenbund, der dann etwas<br />
später im Städtebund sein Überhöhung<br />
finden wird), denn der sich herausgebildete<br />
Landadel war von jeglicher Anteilnahme<br />
an der Verwaltung und Gestaltung<br />
des Ordensstaates ausgeschlossen<br />
und alle seine Einrichtungen, auch der<br />
Städte, waren nicht nur dem Gutdünken<br />
des Ordens ausgesetzt, sondern auch<br />
sein Eigentum. Aus diesem Grunde<br />
richtete sich der Landadel nach Polen,<br />
wo die Schlachta doch ein bedeutend<br />
größeres Mitspracherecht genoss. Auch<br />
die internationale politische Situation<br />
des DRO hat sich im Verlaufe des 14.<br />
Jahrhunderts im Westen Europas generell<br />
geändert, so dass seine ideelle und<br />
politische Unterstützung bedeutend<br />
nachgelassen hatte. Heinrich von Plauen,<br />
der mit seinen Rittern als Absicherung<br />
der Verbindung zum Reiche nicht<br />
an der Schlacht 1410 teilgenommen hat<br />
und sich zum Retter der Marienburg<br />
aufschwingt und in der Konsequenz<br />
zum Hochmeister gewählt wird, beauftragt<br />
Johannes Falkenberg – um die militärische<br />
Niederlage propagandistisch<br />
zu kaschieren – Texte gegen den König<br />
in Polen und insgesamt gegen die Polen<br />
zu schreiben und um auf Predigt- und<br />
diplomatischen Reisen die meinungsbildende<br />
Öffentlichkeit im Reich und<br />
Westeuropas gegen die Sieger des Jahres<br />
1410 umzustimmen. Vor allem der zwei-
te Text, der den simplen Titel Satira trägt<br />
(nach der Schlacht im Juli 1410, aber vor<br />
der Absetzung Heinrich von Plauens<br />
1413 geschrieben), formuliert zum ersten<br />
Mal in der europäischen Geschichte<br />
das Postulat des Genozids einer ganzen<br />
Nation und seines Königs weil sie – angeblich<br />
SIC! – keine Christen seien. Der<br />
Text wird vom Konstanzer Konzil als häretisch<br />
erklärt, zur Verbrennung verurteilt<br />
(siehe hierzu die Untersuchungen<br />
von H. Bookmann und Z. Włodek) und<br />
der Verfasser zu langjährigem Gefängnis<br />
verurteilt, aus dem ihn die Großmütigkeit<br />
des polnischen Königs befreit. Erst<br />
im Zusammenhang mit diesen Texten<br />
(der frühere ist nur aus den Stellungnahmen<br />
auf dem Konzil bekannt) lässt<br />
sich sagen, ob des Paulus Vladimiri Stellungnahmen<br />
aus „polemischem Zorn“<br />
resultierten, denn die Ansprachen des<br />
P. Wormdit und auch die Texte des J.<br />
Falkenberg sind alles anderes, als ein<br />
gutmütiger und friedlicher Diskussionsbeitrag.<br />
Ein markantes Symbol einer<br />
nicht gleichberechtigten Behandlung<br />
und Betrachtung beider Parteien, des<br />
DRO und des Königreich Polen, von J.<br />
Trupinda ist der simple Verweis auf die<br />
Entsatzung Wiens im Schlussabschnitt<br />
seins Textes, in dem sehr kurz auf die Geschichte<br />
des Ordens unter dem Einfluss<br />
der Reformation verwiesen wird. Es wird<br />
angeführt, das mit „dem ausgehenden<br />
16. Jahrhundert“ (S. 26) das Haus Habsburg<br />
„die höchsten Ämter des Deutschen<br />
Ordens“ übernahmen und „ihre<br />
Fähigkeiten in den Türkenkriegen unter<br />
Beweis stellten, so in der Schlacht bei<br />
Wien 1683“ (ebda.). Ein Beweis hierfür<br />
wird jedoch nicht angeführt. In meiner<br />
Lektüre des gesamten Textes, insbesonde-<br />
Jan Papiór: Ein unausgewogenes Bild des Deutschen Ritterordens<br />
re aus der Perspektive des schließenden<br />
Abschnittes, scheint die Absicht des Verfassers<br />
eindeutig durchzuleuchten, dass<br />
er nämlich auf eine Verharmlosung der<br />
Geschichte des DRO hinarbeitet und<br />
zugleich eine nicht gleichberechtigte Position<br />
der beteiligten Parteien in seinem<br />
Text realisiert. Weil nun das Buch auf der<br />
vierten Umschlagseite als „populärwissenschaftliches<br />
Werk“ eingeordnet wird,<br />
und weil die Geschichte des DRO in der<br />
polnischen und deutschen Kulturgeschichtsschreibung<br />
ein derart disparates<br />
Bild erhält, wäre es wünschenswert, ein<br />
sehr präzises und ausgewogenes Bild zu<br />
entwerfen.<br />
Der zweite Essay Die Wehrarchitektur<br />
des Ordensstaates von Marian Arszyński<br />
(S. 27-40) unternimmt den Versuch, die<br />
Entwicklung dieser Architektur in einen<br />
kulturhistorischen Kontext zu stellen.<br />
Der Text wird auch durch gelegentliche<br />
Verweise auf die wirtschaftlichen Aspekte<br />
des DRO erweitert. Es ist nicht so<br />
wichtig, eher selbstverständlich, dass die<br />
Wehrarchitektur „von entscheidender<br />
Bedeutung“ (S. 27) für die militärische<br />
Expansion des DRO war, aber zugleich<br />
ist die Feststellung sehr interessant,<br />
dass „das erforderliche […] Tempo wäre<br />
beim Bau von gemauerten Burgen nicht<br />
einzuhalten gewesen“, und das demzufolge<br />
– „wegen der unzulänglichen<br />
Transportmöglichkeiten sowie der Mangel<br />
an qualifizierten Arbeitskräfte unter<br />
der lokalen Bevölkerung“ – in der ersten<br />
Eroberungsphase der pruzzischen Gebiete<br />
auf die „vor Ort etablierte Technik<br />
primitiver Befestigungen aus Holz bzw.<br />
Konstruktionen aus Holz und Erde“<br />
(ebda.) angewendet wurden und zugleich<br />
musste der Orden doch „auf die<br />
117
Literatura i historia<br />
Baufertigkeit der einheimischen Bauleute“<br />
(S. 28) zurückgreifen. Hiermit wird<br />
die Frage aufgeworfen, bis wann die gemauerte<br />
Wehrarchitektur des Ordens<br />
im Lande der Pruzzen „zurückverfolgt“<br />
werden kann. Im einführenden Satz des<br />
Essays wird dazu festgestellt, dass „die<br />
Wehrarchitektur des Deutschen Ordens<br />
in Preußen“ im „späten dritten Viertel<br />
des 13. Jhs.“ ansetzt. Es ist wohl hiermit<br />
die gemauerte Wehrarchitektur gemeint.<br />
Die vielen Uneinigkeiten des insgesamt<br />
doch so interessanten Buches kommen<br />
auch in diesem Zusammenhang zum<br />
Ausdruck, denn so wird in diesem Text z.<br />
B. im Zusammenhang mit der Bischofsburg<br />
in Marienwerder/Kwidzyń festgestellt,<br />
dass die „gemauerte Burg“ (S. 188),<br />
die früher eine Ordensburg war, in den<br />
Jahren 1242-1250 erbaut wurde und 1254<br />
dem Bischof übergeben wurde (S. 189),<br />
also in die Schlussphase des zweiten<br />
Viertels des 13. Jahrhundert fällt. Einige<br />
Seiten weiter wird festgestellt, dass eine<br />
Gruppe gewisser Burgen (Konventsburgen)<br />
„beginnend mit dem zweiten<br />
Viertel des 13. Jhs.“ (S. 39) entstanden,<br />
wenn auch nicht eindeutig gesagt wird,<br />
ob es sich um gemauerte Burgen handelt.<br />
Auch M. Garniec stellt in seiner<br />
Klassifizierung der Wehrarchitektur<br />
fest, dass Burgen schon „in der zweiten<br />
Hälfte des 13.“ (S. 42) Jahrhunderts entstanden,<br />
obwohl auch er nicht eindeutig<br />
von gemauerten Burgen spricht, diese<br />
doch anzunehmen sind. Alles in allem<br />
sind für die Entwicklung der gemauerten<br />
Wehrarchitektur nicht nur die „Verbesserung<br />
der Lebensbedingungen“ (S. 29)<br />
ausschlaggebend, sondern auch einerseits<br />
die militärische Absicherung des<br />
eroberten Gebietes, und andererseits die<br />
118<br />
Ansiedlung deutscher Kolonisten (die<br />
ersten kommen schon – auch infolge<br />
der relativen Überbevölkerung im Reich<br />
– zum Anfang der Eroberungskriege),<br />
womit sich die Bevölkerungsstruktur zugunsten<br />
der Deutschen laufend ändern<br />
wird.<br />
In dieser Darstellung wird nun festgestellt,<br />
dass der Verlust der Festung<br />
Akkon (1291) „folgenreich für eine<br />
Idee war, die einige Mitglieder seiner<br />
Führung seit langem beschäftigte. Man<br />
sah in diesen Kreisen die einzige Chance<br />
auf eine Weiterführung des Ordens<br />
darin, den Tätigkeitsschwerpunkt nach<br />
Preußen zu verlagern, auf Gebiete, die<br />
bisher wenig beachtet worden waren“<br />
(S. 29). Wenn man den Forschungen zur<br />
Übergangsphase in der Geschichte des<br />
DRO folgt, die jedoch schon wesentlich<br />
früher, nämlich mit den ersten Siegen<br />
der Andersgläubigen Truppen über die<br />
Kreuzfahrer im Heiligen Lande einsetzen,<br />
so war dieses Gremium, von dem<br />
M. Arszyński spricht, und insbesondere<br />
Hermann von Salza, ursprünglich nicht<br />
an dem Lande der Pruzzen interessiert.<br />
Weile an eine Lokalisierung im Reiche –<br />
trotz der vielen deutschen Besitztümer,<br />
aus demographischen, macht- und kulturpolitischen<br />
Gründen – nicht zu denken<br />
war, nahm der Hochmeister die Einladung<br />
des ungarischen Königs Andreas<br />
II. an. Seit dem Jahre 1211 wirkte der<br />
Orden schon Burzenland. Die ev. Übersiedlung<br />
ins Land der Pruzzen kommt<br />
erst in den Blickpunkt des DRO und des<br />
Hochmeisters mit der Verweisung aus<br />
Ungarn 1225 und der in diesem Jahre erfolgten<br />
Einladung des Konrad von Masovien,<br />
wenn auch die Jahreszahl nicht<br />
unbedingt eine Kongruenz beider Ereig-
nisse belegt. Es wird von M. Arszyński<br />
angeführt, dass der masovische Fürst<br />
„laut erhaltener Quellen“ (S. 27) dem<br />
Orden „die ersten Burgen auf dem linken<br />
Weichselufer“ bauen ließ. Der weitsichtige<br />
Hermann von Salza denkt also<br />
an die territoriale Absicherung und<br />
staatsbildende Aufgabe für den Orden<br />
in Europa (vordergründig nicht aber<br />
im Lande der Pruzzen) mindestens seit<br />
dem zweiten Jahrzehnt des 13. Jahrhunderts.<br />
Der Fall von Akkon im Jahre 1291<br />
war nicht die „Idee“, sondern lediglich<br />
der letzte Tropfen der Bitternis, der den<br />
Orden aus dem Heiligen Lande vertrieb<br />
und diesen zwang seinen Sitz nach Venedig,<br />
und nach wenigen Jahren dann<br />
erst ins Reich, und danach nach Marienburg/Malbork<br />
zu verlegen. Hiermit<br />
entschleiert sich das Land der Pruzzen<br />
nicht als „Idee“, sondern lediglich als<br />
letzte Möglichkeit des DRO.<br />
Aus all diesen Situationen, den im<br />
Heiligen Lande, in Italien und Ungarn,<br />
und auch im Reich gewonnen Erfahrungen,<br />
entwickelte sich die für den<br />
DRO so typische gemauerte Wehrarchitektur.<br />
Diese „fast rechteckigen oder<br />
quadratische Form“ (S. 29) der bunkerartigen<br />
Burgen, waren – wie M. Arszyński<br />
festellt – „aus mindest zwei deutlich<br />
voneinander getrennten Baugliedern“<br />
(S. 29) geprägt, nämlich einen Konventsteil<br />
(auch Haupthaus oder Hochburg<br />
genannt) und einer Vorburg. Wenn<br />
nun „der Orden hauptsächlich eine religiöse<br />
Gemeinschaft war“ (S. 21) – wie<br />
schon früher zitiert, so wäre doch mehr<br />
von einem sakralen und profanen Teil<br />
dieser Burganlagen zu sprechen. Diese<br />
waren zwar mit Kirchen und Kapellen<br />
ausgestattet, beeindrucken auch heute<br />
Jan Papiór: Ein unausgewogenes Bild des Deutschen Ritterordens<br />
noch die vielen Besucher, sind aber vom<br />
äußeren und ersten Eindruck eher militärische<br />
Bauten und lassen nicht einmal<br />
den Gedanken an eine Klosteranlage<br />
aufkommen. Der Vergleich mit anderen<br />
Klosteranlagen des Mittelalters versinnbildlicht<br />
diese Differenz. Sogar der sog.<br />
«Danzker», der Abortturm (mit der Burg<br />
durch einen Wehrgang verbunden) wurde<br />
unter militärischen Voraussetzungen<br />
gebaut. Insgesamt wurden die ersten<br />
Wehranlagen „entlang der Wasserwege,<br />
dem Rückgrat des mittelalterlichen Verkehrsnetzes“<br />
(S. 32) errichtet, tragen aber<br />
später auch andere Funktionen, wie z. B.<br />
die der Einschüchterung oder Isolierung<br />
von Handelsmöglichkeiten, wie dies in<br />
Danzig/Gdańsk mit einer Kette erreicht<br />
wurde, die der dortige Komtur durch die<br />
Motlau ziehen ließ. Generell war der Bau<br />
von Wehranlagen durch die Angriffs-<br />
und Eroberungspläne des Ordens determiniert,<br />
ohne aber von einer „systematischen<br />
Planung“ (S. 32) geleitet zu sein.<br />
Diese Systematik der Planung war mit<br />
den Eroberungsplänen und -aussichten<br />
vorbestimmt. Ob in den Wehrbauten<br />
des DRO eine „gleichrangige Behandlung<br />
dieser beiden Tätigkeitsbereiche“<br />
(S. 32f.), des weltlich-militärischen (profanen)<br />
und des religiösen (sakralen)<br />
auch in ihrer funktionalen Realisierung<br />
bewahrt wurde, wäre ev. ausführlicher<br />
zu diskutieren, denn das in diesen Komplexen<br />
Kirchen und Kapellen gebaut<br />
wurden, war fürs Mittelalter eine Selbstverständlichkeit,<br />
kann aber nicht als<br />
Gleichrangigkeit ausgelegt, ev. verstanden<br />
werden. In keinem der dem interessanten<br />
Buch vorausgeschickten Texte<br />
und auch in den kunsthistorischen und<br />
architektonischen Beschreibungen der<br />
119
Literatura i historia<br />
46 Burgen wird nicht davon gesprochen,<br />
dass der sakrale Teil der Burganlagen<br />
auch von einer so „entscheidenden Bedeutung“<br />
für die Missionsaufgabe war,<br />
ähnlich wie für die militärische Expansion<br />
des DRO.<br />
In dem dritten Text, dem Hauptteil<br />
des Buches vorausgeschickt, wird ein<br />
wichtiger Versuch von M. Garniec unternommen,<br />
die Architekturtypen der Burgen<br />
in Pomesanien, dem Oberland, Ermland und<br />
Masuren zu gruppieren, die das Verhältnis<br />
von Architektur und Staat (S. 41-62)<br />
symbolisieren, wie der erste Satz des Titels<br />
anführt. Es überrascht, dass sowohl<br />
für den Buchtitel, als für den Titel des<br />
Beitrags der Begriff „Oberland“ eingesetzt<br />
wird, dadurch der geläufigere „Pogesanien“<br />
(wie z. B. auf der Karte S. 16)<br />
verlorengeht. Dieser Name der Region<br />
geht doch auf eine Benennung des „eigentlichen<br />
Preußenlandes“ zurück; es<br />
wird aber an keiner Stelle des Buches erklärt,<br />
warum so vorgegangen wird. Auch<br />
in das Namens- und Ortsregister (S. 449-453)<br />
wird dieser und viele andere Termini<br />
nicht aufgenommen. Es ist vor allem<br />
für die polnischen Entsprechungen der<br />
Ortsnamen unzuverlässig. Hier nur einige<br />
Beispiele: es wird ins Register Bartoszyce<br />
(S. 448) und Węgorzewo (S. 453)<br />
eingeführt und auf Bartenstein und<br />
Angerburg verwiesen; aber für Birgelau,<br />
Breslau, Engelsburg, u. v. a. werden keine<br />
Verweise angegeben; nicht einmal für<br />
Grunwald wird ein Verweis auf Tannenberg<br />
gegeben, und bei Tannenberg nicht<br />
auf Grunwald verwiesen, weil doch beide<br />
Orte sich auf dieselbe Schlacht des Jahres<br />
1410 beziehen. Einerseits wird nicht die<br />
im Geleitwort formulierte These durchgehalten,<br />
dass in den „eigentlichen Be-<br />
120<br />
schreibungen und in den Einführungen<br />
[…] ausschließlich mit den historischen<br />
deutschen Namen der Orte“ (S. 8) operiert<br />
wird (Beispiele sind auf vielen Seiten<br />
des Buches zu finden), zum anderen<br />
werden polnische (ohne deutsche) und<br />
deutsche (ohne polnische) Ortsnamen<br />
gebraucht, und die Anordnung der „Beschreibung<br />
der einzelnen Objekte“, also<br />
der 46 Burganlagen, erfolgt nach dem<br />
polnischen Namen. Es entsteht hiermit<br />
ein Durcheinander, das die Lektüre und<br />
den Zugriff bedeutend erschwert. Es<br />
wäre optimaler, wenn in der deutschsprachigen<br />
Edition der Grundsatz durchgehalten<br />
würde, sowohl in den vorausgesetzten<br />
Texten, im Hauptteil, als auch im<br />
Register die deutschen Ortsnamen (mit<br />
Verweisen auf den heute amtlichen Namen)<br />
zu gebrauchen.<br />
Es ist von fundamentaler Bedeutung,<br />
das der Verfasser eingehend darauf verweist,<br />
dass alle Burganlagen Teil „der<br />
eisernen Kette stattlicher, militärischer<br />
und wirtschaftlicher Machtsitze in den<br />
eroberten Gebieten und zugleich eines<br />
der mächtigsten Wehrsysteme des damaligen<br />
Europas“ (S. 41) waren. Es wird<br />
auch hier nicht ihre sakrale – darauf sei<br />
mit Nachdruck verwiesen – Bedeutung<br />
erwähnt, obwohl doch in allen Burganlagen<br />
auch ein sakraler Teil vorhanden<br />
war. Es ist für die Geschichte des Ordensstaates<br />
und seines Wehr- und Wirtschaftssystems<br />
so wichtig, dass die bisherigen<br />
Kenntnisse der bedeutenderen<br />
Burgen (vor allem der Marienburg und<br />
der Konventsburgen) durch eine vertiefte<br />
und dokumentierte Einsicht in das<br />
System der „Burgen niederen Ranges“<br />
(S. 41) ergänzt wird. Dies wird im Buch<br />
nicht nur durch die vielen Lagepläne,
Grundrissen, Veduten, sowie alten und<br />
neuen Zeichnungen, aber insbesondere<br />
durch die 26 – im mittelalterlichen Stil<br />
gehaltenen – malerischen Rekonstruktionen<br />
der Burgen dokumentiert (begonnen<br />
mit Bezławki/Bäslack S. 85, über<br />
Dzierzgoń/Christburg S. 121, Giżycko/<br />
Lötzen S. 159, des Domkapitels in Olsztyn/Allenstein<br />
S. 291, Przezmark/Preußisch<br />
Mark S. 365, bis zur Pflegerburg<br />
Węgorzewo/Angerburg S. 437; auch eine<br />
Gemälde von Malbork/Marienburg S.<br />
230f. wird aufgenommen). Insgesamt<br />
ein interessantes Bildmaterial, das auch<br />
ein visuelles Erlebnis bieten kann. Hiermit<br />
wird nicht nur „das Bild der militärischen<br />
Struktur des Landes“, aber auch<br />
die demographische und wirtschaftliche<br />
Erfassung des eroberten Gebietes abgesichert.<br />
Die Burganlagen des DRO werden<br />
in Komturburgen (S. 44f.), und Amtsburgen<br />
(S. 47f.), diese wiederum in Vogtburgen<br />
(S. 49ff.), Pflegerburgen (S. 50ff.)<br />
und Kämmerburgen (S. 53f.) gegliedert.<br />
Die Größe und Bedeutung der Burganlage<br />
war selbstverständlich bedingt durch<br />
ihre Funktion.<br />
Weil in dieser Klassifizierung der<br />
Burganlagen des DRO die Analgen der<br />
kirchlichen Würdenträger und Organisationen<br />
(Bischöfe und Domkapitel) in<br />
einer eigenen Gruppe erfasst werden,<br />
soll vorerst darauf hingewiesen werden,<br />
dass der Verfasser schon am Anfang<br />
seines Textes darauf verweist, dass die<br />
Einteilung in „kirchliche Verwaltungseinheiten“<br />
schon 1243 von dem päpstlichen<br />
Legaten durchgeführt wurde. In<br />
der Beschreibung dieser Burganlagen<br />
werden zwei Bistümer – wie schon erwähnt<br />
– nicht berücksichtigt, nämlich<br />
Jan Papiór: Ein unausgewogenes Bild des Deutschen Ritterordens<br />
das Bistum Kulm und das Bistum Samland<br />
(siehe Karte S. 42), die in demselben<br />
Jahre erigiert wurden. Zwar lag<br />
die „kirchliche Landesherrschaft […] in<br />
bischöflicher Hand“ (S. 42f.), aber die<br />
„eigentliche Macht über diese Territorien<br />
und ihre Bewohner […] sollten sich<br />
die Bischöfe mit dem Orden teilen“. Es<br />
sollte sich aber sehr schnell erweisen,<br />
das die eigentliche Herrschaft – außer<br />
dem Bistum Ermland, das eine relative<br />
Autonomie über Jahrhunderte bewahren<br />
konnte – bei dem DRO lag, auch<br />
dadurch fundiert, weil die Bischöfe Ordensmitglieder<br />
waren. Auch hierdurch<br />
kommt im Grunde die Staatsautorität<br />
und -macht des DRO zum Ausdruck.<br />
In der Konsequenz werden also die<br />
kirchlichen Burganlagen in den Hochstift<br />
der Bischöfe von Pomesanien (in<br />
Marienwerder/Grudziądz) und Ermland<br />
(in Braniewo/Braunsberg), also die<br />
Bischofsburgen (S. 58ff.) und die Domkapitelburgen<br />
(S. 61f.) gegliedert. Zwar<br />
haben diese Burganlagen eine geringere<br />
oder größere Ähnlichkeit mit den Ordensburgen,<br />
aber der profane (militärische)<br />
Bereich war bedeutend reduziert<br />
zu Gunsten des sakralen.<br />
Der deutsche Leser (und mit der<br />
früheren polnischen Fassung auch der<br />
polnische) hat ein interessantes und bedeutendes<br />
Buch erhalten, das durch die<br />
Form der Darbietung und die Üppigkeit<br />
des graphischen Materials und durch die<br />
Beschreibungen der 46 Kulturobjekte<br />
einen Einblick in die Geschichte ihrer<br />
Entstehung und Funktionen ermöglichen.<br />
Erst durch diese dokumentarische<br />
Konzentration kann sich der Leser ein<br />
Bild von der Leistung des Ordens machen,<br />
zumal das Buch nur über etwas<br />
121
Literatura i historia<br />
mehr als die Hälfte der wichtigsten Burganlagen<br />
berichtet, denn die außerhalb<br />
des eigentlichen Pruzzenlandes im Westen<br />
und außerhalb der nordöstlichen<br />
polnischen Staatsgrenzen liegenden Objekte<br />
des DRO wurden programmgemäß<br />
nicht berücksichtigt. Die Backsteingotik<br />
des DRO ist zwar keine Erfindung ihrer<br />
Baumeister, aber doch haben diese<br />
Kulturobjekte eine eigenartige Note, die<br />
diese als eigenartiges Phänomen der nordeuropäischen<br />
Gotik erkennen lässt.<br />
Aber unabhängig von diesen konzeptionellen<br />
Leistungen, die den europäischen<br />
Entwicklungen (mit südlichen<br />
und nahöstlichen Einflüssen) verpflichtet<br />
sind, sei darauf hingewiesen, dass die<br />
Rittermönche diese immense Arbeit<br />
nicht selbst geleistet haben, sondern nur<br />
als Elite eines zentralistischen Machtapparates<br />
die Bevölkerung hierzu angetrieben<br />
haben. Vielleicht ist es so, dass solch<br />
gewaltige Vorhaben nur durch ideelle<br />
Anleitung einer Elite zu erreichen sind,<br />
aber die Situation scheint im Lande<br />
der Pruzzen doch anders zu sein als im<br />
Westen Europas. Der DRO ist als geladener<br />
Gast – wie dies in vielen Romanen<br />
deutscher Autoren formuliert wird<br />
– ins Land der Pruzzen gekommen und<br />
hat sich selbst zum Herren erhöht. Es ist<br />
nicht zu verschweigen, dass infolge der<br />
Expansion des DRO die Pruzzen und<br />
ihre Kultur exterminiert wurden. Die<br />
Autoren des Buches setzen hierfür die<br />
euphemistische Wendung der „Assimilitation“<br />
(S. 6) ein. An einer anderen Stelle<br />
wird gefordert, dass man die „Marienburg<br />
endgültig von der ideologischen<br />
Einfärbung“ (S. 216) befreien solle, und<br />
dass „mit der Zeit […] die […] Vorurteile<br />
der Polen gegenüber der Burg als Haupt-<br />
122<br />
sitz des feindlichen Deutschen Ordens“<br />
(S. 252) verschwanden. Im Grunde wird<br />
schon im Geleitwort die Beurteilung des<br />
DRO auf die „Stereotypen des 19. und<br />
20. Jahrhunderts“ (S. 7) zurückgeführt,<br />
die „im politischen und ideologischen<br />
Kampf“ eingesetzt wurden. Im Zusammenhang<br />
mit diesen kritischen Verweisen,<br />
die der polnischen Nation und dem<br />
polnischen Selbstbewusstsein angehangen<br />
werden, wäre auf einige Probleme<br />
zu verweisen. Im allgemeinsten Sinne<br />
wäre festzuhalten, das mit diesen – ohne<br />
Belege angeführten – kritischen Verweisen<br />
simple Tatsachen der Geschichte des<br />
DRO, die in den drei einführenden Texten<br />
und den Beschreibungen der 46 Kulturobjekte<br />
zwar in isolierter und intentioneller<br />
Form angeführt werden, doch relativiert<br />
werden und diesen ihre Beweiskraft<br />
entzogen werden soll. In dem Buch<br />
wird an keiner Stelle «expressiv verbis»<br />
angeführt, dass diese Stereotypen „im<br />
politischen und ideologischen Kampf“<br />
auch von deutscher Seite eingesetzt wurden.<br />
In der Konsequenz werden die von<br />
den Autoren benannten Stereotypen<br />
– so ist meine Lesung des Problems<br />
– intentionell nur der polnischen Seite<br />
zugeschrieben. Es ist nicht die Stelle, an<br />
der das Problem ausführlich erläutert<br />
werden könnte, aber seit dem späten 18.<br />
bis in die Kriegsjahre des zweiten Weltkrieges<br />
werden von deutscher Seite Stereotypen<br />
des DRO – auch mit tendenziöser<br />
Umgestaltung der Tatsachen – als<br />
Element der deutschen und nationalsozialistischen<br />
Bewusstseinsbildung eingesetzt.<br />
Noch 1943 wird der Roman Wolter<br />
Plettenberg (er ist Sieger im Kampf mit den<br />
Russen) von Hans Friedrich Blunck in<br />
einer Auflage von 250000 Exemplaren
– getragen vom Oberkommando der<br />
Deutschen Wehrmacht – herausgeben<br />
und 1953 dann noch einmal verlegt (es<br />
scheint in diesem Zusammenhang keine<br />
Marginale gewesen zu sein, dass Symbole<br />
des DRO von westdeutschen Politikern<br />
aktiviert werden). In der Kriegszeit und<br />
den letzten Kriegsjahren werden auch<br />
weitere Werke dieser «Unterhaltungsliteratur»<br />
verlegt. Ganz zu schweigen davon,<br />
dass die für ein – zwar nicht realisiertes<br />
– Hitlerdenkmal gegossenen Skulpturen<br />
der vier wichtigsten Hochmeister des<br />
DRO heute in Malbork ausgestellt werden<br />
und auch in das Buch (S. 255) aufgenommen<br />
werden. Dagegen werden die<br />
enormen Summen, die nach den bedeutenden<br />
Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges<br />
(ein entsprechendes Bild wird im<br />
Buch nicht gezeigt), die das polnische<br />
Staatsbudget für die Renovierung und<br />
Instandsetzung vieler Burganlagen des<br />
DRO zur Verfügung gestellt hat, nicht<br />
einmal erwähnt.<br />
Es ist verständlich, wenn die Verfasser<br />
des interessanten Buches von den<br />
Leistungen des DRO und seinen Burganlagen<br />
fasziniert sind. Indem aber<br />
diese Faszination dazu führt, dass neue<br />
Jan Papiór: Ein unausgewogenes Bild des Deutschen Ritterordens<br />
Stereotypen geprägt werden, die als<br />
Verharmlosung der Tätigkeit es DRO<br />
im Lande der Pruzzen und – unter Berücksichtigung<br />
aller Vorteile, die dieses<br />
Buch bietet – auch als Teil einer neuen<br />
Geschichtsschreibung gesehen werden<br />
muss. Am eklatantesten drückt sich diese<br />
Verharmlosung darin aus, dass die<br />
Extermination der Pruzzen als Assimilation<br />
benannt wird.<br />
Die wirkliche Bedeutung des Buches<br />
kommt nur dann endgültig zum Durchbruch,<br />
wenn man sich dessen bewusst<br />
wird, dass die Burganlagen nicht als architektonische<br />
oder Kunstobjekte, sondern<br />
als Militärobjekte gebaut wurden, dass<br />
hinter dieser enormen Leistung eine ebenso<br />
enorme und nicht zu bemessende Fron-<br />
und/oder Sklavenarbeit zu sehen ist, und<br />
das infolge der länger als zwei Jahrhunderte<br />
(1230-1466) dauernden Kriege (mit<br />
kürzeren oder längeren Unterbrechungen)<br />
in dem Europa, das der Neuzeit zusteuert,<br />
eine erste Extermination einer Volksgruppe<br />
erfolgte. An diesen Tatsachen, die keine<br />
Stereotypen sind, kann auch die Faszination,<br />
die die Wehrarchitektur – heute als<br />
Kunst- und Kulturobjekte gesehen – evoziert,<br />
nichts ändern.<br />
123
Literatura i historia<br />
Henryk Ćwięk<br />
Z dziejów trudnego sąsiedztwa.<br />
Władze Drugiej Rzeczpospolitej<br />
wobec irredenty hitlerowskiej<br />
w Polsce<br />
Zwycięstwo narodowego socjalizmu w<br />
Niemczech otworzyło nowy okres w stosunkach<br />
polsko-niemieckich. Rozwój<br />
wydarzeń w początkowym okresie po<br />
przejęciu władzy przez Adolfa Hitlera w<br />
styczniu 1933 r. wskazywał na pogłębienie<br />
kryzysu między Warszawą a Berlinem.<br />
Mniejszość niemiecka w Polsce z dużym<br />
zainteresowaniem śledziła zmiany<br />
zachodzące w Rzeszy. Hitler podkreślał<br />
konieczność rewizji traktatu wersalskiego.<br />
Propaganda hitlerowska docierała do<br />
Polski nie tylko za pomocą prasy i radia<br />
niemieckiego, lecz także poprzez Niemców<br />
zamieszkujących w rejonie pogranicza.<br />
Ideologia narodowosocjalistyczna<br />
rozbudzała nastroje nacjonalistyczne<br />
wśród mniejszości niemieckiej. Wzrost<br />
nadziei ludności niemieckiej na powrót<br />
ziem utraconych wiązał się w dużym<br />
stopniu z przychylnym stanowiskiem<br />
w tej sprawie mocarstw zachodnich. W<br />
grudniu 1932 r. przyznały one Niemcom<br />
„równouprawnienie w dziedzinie<br />
zbrojeń w systemie przewidującym bezpieczeństwo<br />
dla wszystkich narodów” 1.<br />
1 M. Wojciechowski, Stosunki polsko – niemieckie<br />
1933-1938, Poznań 1980, s.15-16<br />
124<br />
Führer wyznaczył obywatelom polskim<br />
narodowości niemieckiej określone<br />
zadania. Na zorganizowanej wiosną 1934<br />
r. w Berlinie poufnej naradzie z udziałem<br />
przywódców politycznych organizacji<br />
mniejszości niemieckiej powiedział<br />
między innymi: „[…] Przyjęliście – moi<br />
panowie – jedno z najważniejszych zadań.<br />
Macie niemczyznę nie tylko, tak jak<br />
do tej pory, pielęgnować i utrzymywać.<br />
Powinniście przekształcić się w bojowy<br />
oddział […] Dlatego nie macie już działać<br />
według swojego uznania, lecz słuchać<br />
komend. Co wam wydaje się korzystne,<br />
z wyższego punktu widzenia może być<br />
szkodliwe. Nie wy będziecie oceniać, co<br />
należy do waszego zakresu działania.<br />
Dlatego żądam od was przede wszystkim<br />
ślepego posłuszeństwa […] ” 2.<br />
W wystąpieniach publicznych przedstawiciele<br />
władz Trzeciej Rzeszy nie ukrywali<br />
negatywnego stosunku do Polski 3 .<br />
2 S. Potocki, Deutsche Stiftung – tajna agenda<br />
rządu niemieckiego w okresie międzywojennym<br />
do spraw mniejszości niemieckiej w: Rola<br />
mniejszości niemieckiej w rozwoju stosunków<br />
politycznych w Europie 1918-1945, red. A. Czubiński,<br />
Poznań 1984, s.270-271.<br />
3 Archiwum Akt Nowych (AAN), Ministerstwo<br />
Spraw Wewnętrznych (MSW) Wydział Na-
Latem 1933 r. wojewoda śląski Michał<br />
Grażyński informował kierownictwo<br />
resortu spraw wewnętrznych, że nadprezydent<br />
prowincji śląskiej Brückner<br />
wygłosił prowokacyjne przemówienie,<br />
którego tekst przedrukowała prasa niemiecka<br />
4 . Brückner w czasie pobytu w Katowicach<br />
i Bielsku przeprowadził także<br />
poufne rozmowy z tamtejszymi działaczami<br />
mniejszości niemieckiej. Wojewoda<br />
śląski proponował ministrowi spraw<br />
wewnętrznych, aby odebrać Brücknerowi<br />
prawo przyjazdu na teren województwa<br />
śląskiego. Uważał, że Ministerstwo<br />
Spraw Zagranicznych powinno interweniować<br />
w tej sprawie w Berlinie oraz u<br />
prezydenta Komisji Mieszanej 5 .<br />
Minister spraw wewnętrznych Bronisław<br />
Pieracki przekazał tę informację ministrowi<br />
Józefowi Beckowi, który określił<br />
przemówienie Brücknera jako „[…]<br />
wysoce nietaktowne, gdyż dla celów<br />
propagandy nacjonalistycznej wykorzystał<br />
on swój pobyt w Polsce” 6 . Minister<br />
spraw zagranicznych uznał za stosowne<br />
przeprowadzenie interwencji dyplomatycznej<br />
zaznaczając, iż „[…] tego rodzaju<br />
wystąpienie nadprezydenta prowincji<br />
stawia władze polskie w trudnym<br />
położeniu w razie zamiaru ponownego<br />
odwiedzenia Polski przez Brücknera<br />
[…]” 7 . Uważał on, że „[…] rząd Hitlera,<br />
stawiając sobie podstawowe zadania jed-<br />
rodowościowy (WN), sygn. 963, Sprawozdanie<br />
z życia mniejszości narodowych za IV kwartał<br />
1936 r., s.8.<br />
4 AAN, sygn. 1023, Pismo Urzędu Wojewódzkiego<br />
śląskiego do MSW z 19 VIII 1933 r., s.1.<br />
5 Ibidem.<br />
6 AAN, sygn. 1023, Pismo MSW do MSZ z<br />
24 VIII 1933 r., s.4-5.<br />
7 Ibidem, Pismo MSZ do MSW z 16 IX 1933<br />
r., s. 6-7.<br />
Henryk Ćwięk: Z dziejów trudnego sąsiedztwa<br />
noczenia niemczyzny poza granicami<br />
Rzeszy […] za pośrednictwem licznych<br />
emisariuszy, zwiększył swą działalność w<br />
Polsce. […]” 8 .<br />
Tolerancyjny stosunek władz polskich<br />
do mniejszości niemieckiej powodował,<br />
że często jej działalność wykraczała poza<br />
ustalone normy prawne. Niemcy mogli<br />
uczestniczyć w różnorodnych uroczystościach<br />
organizowanych w Rzeszy,<br />
co wywoływało niepokój władz wojskowych.<br />
Trudne do zrozumienia były decyzje<br />
władz zezwalające na przelot przez<br />
Pomorze kilkudziesięciu samolotów niemieckich<br />
czy organizowanie samochodowych<br />
rajdów gwiaździstych do Prus<br />
Wschodnich, także w okresie nocnym.<br />
Rajdy samochodowe były typowym<br />
chwytem propagandy hitlerowskiej,<br />
zmierzającej do większego skonsolidowania<br />
mniejszości niemieckiej z Rzeszą. Na<br />
pojazdach umieszczano girlandy, szarfy,<br />
tarcze z orłem niemieckim. Wszystkie<br />
samochody posiadały proporczyki hitlerowskie<br />
i cesarsko-niemieckie. Większość<br />
uczestników rajdu była ubrana w<br />
mundury hitlerowskie. W czasie przejazdu<br />
przez miasta wnoszono okrzyki<br />
„Heil Hitler”. Rajdy wywoływały oburzenie<br />
ludności polskiej. Wydarzenia te<br />
komentowała polska prasa. Podkreślano,<br />
że przekraczających granicę polsko-niemiecką<br />
witały plakaty przypominające<br />
im, że za „sztucznie” i „nonsensownie”<br />
przeprowadzonymi granicami „korytarza”<br />
żyją Niemcy 9 . Rajdy organizowano<br />
kilka razy w roku. Brały w nich udział<br />
drużyny zakładów samochodowych,<br />
1933 r.<br />
8 Ibidem, s. 7.<br />
9 „Ilustrowany Kurier Codzienny” z 6 IX<br />
125
Literatura i historia<br />
wojska i klubów młodzieżowych 10 . Jako<br />
przykład można podać rajd, w których<br />
uczestniczyło około 400 maszyn, z czego<br />
ponad 50 procent zgłosił Wehrmacht.<br />
Trasa rajdu długości kilkuset kilometrów<br />
przebiegała polnymi drogami. Uczestnicy<br />
pokonywali ją zespołowo. Poszczególne<br />
wozy jechały w kilkudziesięciometrowych<br />
odstępach przy średniej szybkości<br />
30-40 km na godzinę. Tak pomyślane poznanie<br />
terenu było jednocześnie dobrym<br />
treningiem dla kierowców i miało ich<br />
przyzwyczajać do jazdy w trudnych warunkach<br />
na polskich drogach. Podobne<br />
imprezy organizowano także na śląsku.<br />
Obserwowali je zawodowi oficerowie<br />
i fachowcy z fabryk samochodowych.<br />
Organy bezpieczeństwa z niepokojem<br />
śledziły działania niemieckie 11 .<br />
Na obszarze województwa śląskiego<br />
prowadził aktywną działalność Deutscher<br />
Volksbund für Polnisch – Schlesien<br />
(DVB) 12 . Wykorzystywał on w dużym<br />
stopniu trudności gospodarcze<br />
Polski, nieustabilizowaną sytuację polityczną<br />
państwa polskiego oraz brak konsekwentnej<br />
polityki władz wobec mniejszości<br />
niemieckiej. Związkiem kierował<br />
Otto Ulitz. Volksbund odgrywał istotną<br />
rolę w prowadzeniu działalności szpiegowskiej<br />
przeciwko Rzeczpospolitej. Był<br />
on organem wywiadu gospodarczego i<br />
polityczno-wojskowego niemieckiego<br />
konsulatu w Katowicach. Niezależnie od<br />
ścisłej współpracy z konsulatem utrzy-<br />
10 Centralne Archiwum Ministerstwa Spraw<br />
Wewnętrznych (CA MSW), sygn. 654/112, Sprawozdanie<br />
sytuacyjne za maj 1933 r.<br />
11 Ibidem.<br />
12 M. Cygański, Zawsze przeciwko Polsce.<br />
Kariera polityczna Otto Ulitza, Warszawa 1966,<br />
s. 35 i następne.<br />
126<br />
mywał stały kontakt z ośrodkami niemieckiego<br />
wywiadu politycznego na śląsku:<br />
Wydziałem Politycznym Nadprezydium<br />
Prowincji Górnośląskiej w Opolu, granicznym<br />
komisariatem w Opolu i Prezydium<br />
Policji w Gliwicach. Kierownictwo<br />
DVB współpracowało także z niemiecką<br />
placówką wywiadowczą we Wrocławiu i<br />
jej ekspozyturami w Opolu i Bytomiu.<br />
W Zarządzie Głównym DVB funkcjonowała<br />
specjalna placówka informacyjna,<br />
która nadzorowała działalność tego typu<br />
komórek w organizacjach obwodowych.<br />
Te ostanie działające na podstawie ustalonych<br />
wytycznych werbowały do pracy<br />
wywiadowczej mężów zaufania.<br />
Na polskim śląsku aktywnie działała<br />
także Partia Młodoniemiecka (Jungdeutsche<br />
Partei -JDP). Jej szybki rozwój w<br />
tym rejonie na przełomie 1932 i 1933 r.<br />
był wynikiem pozyskania niezdecydowanej<br />
pod względem narodowościowym<br />
części Górnoślązaków. Od połowy 1934<br />
r. rozszerzono działalność poza obszar<br />
śląska 13 . Przejęcie władzy w Niemczech<br />
przez narodowych socjalistów JDP uznało<br />
jako odpowiedni moment do ataku<br />
o władzę nad mniejszością niemiecką.<br />
Inne ugrupowania zachowały pewną rezerwę.<br />
Wyjątek stanowili socjaliści, którzy<br />
od razu zajęli stanowisko wrogie wobec<br />
hitleryzmu 14 . Wpływy JDP rosły bardzo<br />
szybko, do czego w dużym stopniu<br />
przyczyniła się pomoc materialna płynąca<br />
z Reichsjungendführung der NSDAP.<br />
Zmagania między JDP a obozem volks-<br />
13 P. Greiner, R. Kaczmarek, Leksykon mniejszości<br />
niemieckiej w województwie śląskim w latach<br />
1922-1939, Katowice 2002, s. 97.<br />
14 A. Szefer, Mniejszość niemiecka w Polsce<br />
i Czechosłowacji w latach 1933-1938, Katowice-<br />
Kraków 1967, s.92.
undowskim stopniowo się nasilały.<br />
„Młodoniemcy” w swojej propagandzie<br />
uznawali sytuację ludności niemieckiej<br />
na śląsku jako fatalną, wskazując, że winowajcą<br />
jest Volksbund, a personalnie O.<br />
Ulitz. Zarzuty w stosunku do przywódcy<br />
DVB były poważne: zaniedbywanie interesów<br />
narodowych i nieudolność w pracy<br />
nad działem zjednoczenia wszystkich<br />
Niemców w Polsce.<br />
Istotną rolę w rozpowszechnianiu<br />
ideologii narodowosocjalistycznej odgrywały<br />
ugrupowania mieszczańskie.<br />
Agitacja hitlerowska wiązała się ściśle z<br />
mobilizowaniem mniejszości niemieckiej<br />
do walki o przyłączenie zachodnich<br />
ziem polskich do Rzeszy. Szczególną<br />
gorliwością w niszczeniu wszystkiego<br />
co polskie wykazywał Volksbundjugend<br />
– VBJ (Młodzież Związku Ludowego) 15 .<br />
Związek ten prowadził propagandę rewizjonistyczną<br />
i narodowosocjalistyczną<br />
oraz szkolenia o charakterze wojskowym<br />
wśród swoich członków. Prowokował on<br />
także ludność śląska, w szczególności<br />
byłych powstańców śląskich. Niejednokrotnie<br />
dochodziło do incydentów między<br />
„jugendbundowcami” a powstańcami,<br />
które policja likwidowała dopiero<br />
po użyciu siły. Mimo szerzących się<br />
ekscesów władze nie kwapiły się z położeniem<br />
kresu wrogiej działalności Niemców.<br />
Ograniczona operatywność władz<br />
spotkała się z wymowną oceną bezpośredniego<br />
obserwatora wydarzeń, oficera<br />
ekspozytury SRI w Katowicach kpt.<br />
Mieczysława Olszewskiego, który stwierdzał:<br />
„[…] Takie postępowanie nie zapobiegnie<br />
szerzeniu ruchu antypolskiego<br />
młodzieży niemieckiej na Górnym<br />
15 Szerzej: P. Greiner, R. Kaczmarek, op.cit.,<br />
s.157-159.<br />
Henryk Ćwięk: Z dziejów trudnego sąsiedztwa<br />
śląsku. Jugendbundy pod wytrawnym<br />
kierownictwem Volksbundu, zaprawionego<br />
już do organizowania w pozornie<br />
lojalnych związkach przyszłych dywersantów,<br />
stwarza, dzięki tolerancji władz,<br />
szkolone na wzór Reichswehry oddziały<br />
półwojskowe, których celem jest przygotowanie<br />
siły do zbrojnego oderwania<br />
Górnego śląska” 16 .<br />
W maju 1933 r. doszło do spotkania<br />
posła polskiego w Berlinie Alfreda Wysockiego<br />
z Hitlerem i ministrem Konstantinem<br />
Neurathem. Kanclerz Rzeszy<br />
podkreślił „[…] zdecydowany zamiar<br />
rządu niemieckiego utrzymywania swego<br />
nastawienia i postępowania jak najściślej<br />
w ramach istniejących traktatów<br />
[…]”. Wyraził życzenie „[…] aby obydwa<br />
kraje swe wspólne interesy rozpatrywały<br />
i traktowały bez namiętności” 17 .<br />
Porozumienie polsko-niemieckie zawarte<br />
w tym czasie było zwykłą formalnością.<br />
Kończyło ono etap napiętych stosunków<br />
dyplomatycznych między obu<br />
państwami. Zmiana kursu w stosunkach<br />
polsko-niemieckich wpływała na stosunek<br />
polskich władz centralnych i terenowych<br />
wobec mniejszości niemieckiej.<br />
Była to polityka ustępstw i łagodzenia<br />
konfliktów za wszelką cenę. Większość<br />
niemieckich ugrupowań i stowarzyszeń<br />
bez przeszkód ze strony rządu polskiego<br />
rozwijała działalność często niezgodną z<br />
założeniami statutowymi.<br />
Społeczeństwo polskie protestowało<br />
przeciwko nadmiernej tolerancji władz<br />
wobec przejawów wrogiej działalności<br />
ze strony mniejszości niemieckiej. Nie<br />
16 CA MSW, DOK V, sygn. S V/141, Pismo<br />
Ekspozytury SRI w Katowicach do SRI DOK V<br />
w Krakowie z 31 VII 1933 r.<br />
17 M. Wojciechowski, op.cit., s.36-37.<br />
127
Literatura i historia<br />
chciało ono pogodzić się z lekceważeniem<br />
godności narodowej Polaków.<br />
Dochodziło do wielu incydentów między<br />
ludnością niemiecką i polską. „Prywatnych<br />
obrońców” interesów polskich<br />
spotykały często dość surowe kary w trybie<br />
administracyjnym lub sądowym. Odstraszało<br />
to wielu patriotów od dalszego<br />
zwalczania przejawów rewizjonizmu<br />
niemieckiego. Tymczasem Volksbundjugend,<br />
pomimo rozwiązania przez władze<br />
oddziałów, którym udowodniono poczynania<br />
sprzeczne z ustawodawstwem,<br />
nadal rozwijał swą działalność irredentystyczną.<br />
Dopiero w lipcu 1933 r. decyzją<br />
Dyrekcji Policji w Katowicach działalność<br />
VBJ została zawieszona, a centrala<br />
w Katowicach rozwiązana. Władze zdecydowały<br />
jednak likwidować tylko te<br />
grupy, którym udowodniono kontakty<br />
z centralą w Katowicach 18 .<br />
Podpisana w styczniu 1934 r. deklaracja<br />
polsko-niemiecka otwierała nowy<br />
okres w stosunkach między obu krajami<br />
19 . Układ polsko-niemiecki nie obejmował<br />
zagadnień dotyczących mniejszości<br />
narodowych. W trakcie rokowań<br />
poprzedzających podpisanie tego<br />
dokumentu rząd polski unikał jasnego<br />
potraktowania problemów narodowościowych.<br />
Już we wrześniu 1933 r., gdy<br />
rysowały się perspektywy traktatowego<br />
unormowania stosunków z Niemcami,<br />
władze polskie dały temu wyraz. Minister<br />
Beck uważał, że o kierunku polityki<br />
narodowościowej najlepiej zadecyduje<br />
nowa płaszczyzna wzajemnych stosunków<br />
międzynarodowych. Polska nie<br />
18 CA MSW, DOK V, sygn. S V/141, Raport<br />
Ekspozytury SRI w Katowicach do SRI w Krakowie<br />
z 31 VIII 1933 r.<br />
19 M. Wojciechowski, op.cit., s. 106-111.<br />
128<br />
była dla strony niemieckiej partnerem<br />
poważnie traktowanym, skoro jej ziemie<br />
miały być częścią „przestrzeni życiowej”<br />
na wschodzie, a naród polski<br />
miał pracować dla dobra Rzeszy. Dlatego<br />
równolegle do rozmów z Polską<br />
przygotowywano w Niemczech w 1933<br />
r. ujednolicenie wszystkich organizacji<br />
rewizjonistycznych pod kątem widzenia<br />
ideologii hitlerowskiej. Rozbudowano<br />
Bund Deutscher Osten oraz instytuty<br />
naukowe, zajmujące się polityką<br />
wschodnią 20 . Związek Niemieckiego<br />
Wschodu otwarcie oceniał, że podpisany<br />
w styczniu 1934 r. dokument między<br />
Polską a Rzeszą nie jest paktem przyjaźni,<br />
lecz układem o nieagresji, który<br />
nie wyklucza walki narodowościowej.<br />
Hitler w wywiadzie udzielonym korespondentowi<br />
„Gazety Polskiej” w dniu<br />
26 stycznia 1934 r. oświadczył między<br />
innymi: „[…] Niemcy chcą żyć w pokoju<br />
ze wszystkimi swoimi sąsiadami”. Podobnie<br />
wypowiadał się Göring w czasie<br />
swego pobytu w Warszawie. Natomiast<br />
w pałacu brühlowskim powtarzano z<br />
prawie liturgicznym automatyzmem,<br />
że deklaracja polsko-niemiecka jest kamieniem<br />
węgielnym polskiej polityki<br />
zagranicznej 21 .<br />
W zasadzie mniejszość niemiecka w<br />
Polsce przyjęła deklarację o nieagresji<br />
z zadowoleniem. Spodziewała się ona<br />
znacznych ustępstw rządu w kwestiach<br />
politycznych, gospodarczych i kulturalnych.<br />
Przedstawiciele ludności niemieckiej<br />
pospieszyli ze składnikiem deklara-<br />
20 K. Fiedor, Bund Deutscher Osten w systemie<br />
antypolskiej propagandy, Wrocław 1977, s.<br />
91-177.<br />
21 J. Mieysztowicz, Czas przeszły dokonany,<br />
Kraków 1984, s. 218.
cji lojalności wobec władz 22 . Demonstracja<br />
zmiany polityki władz niemieckich<br />
wobec strony polskiej przejawiła się m.<br />
in. w decyzji o zaniechaniu budowy pomnika<br />
„granica płonie” oraz zahamowaniu<br />
antypolskiej i rewizjonistycznej<br />
propagandy prasowej. W takim klimacie<br />
ugrupowania niemieckie w Polsce nie<br />
miały wiele do powiedzenia i musiały<br />
podjąć taktykę ustaloną przez Berlin.<br />
Hitler uważał, że „[…] celowe jest, aby w<br />
każdym kraju istniały co najmniej dwa<br />
zjednoczenia niemczyzny. Jedno z nich<br />
musi powołać się zawsze na swą lojalność<br />
[…] drugie może być radykalne i rewolucyjne<br />
[…]” 23 . Zadania postawione przez<br />
Hitlera mniejszość niemiecka realizowała<br />
nie szczędząc swych sił. Na wszystkich<br />
odcinkach jej życia nastąpiło wysokie<br />
tempo aktywizacji. Sprzyjała temu polityka<br />
ustępstw ze strony władz polskich,<br />
którym zależało, by rząd Trzeciej Rzeszy<br />
nie mógł im wskazać uchybień, godzących<br />
w zawarte porozumienie ze stycznia<br />
1934 roku. W swej polityce kompromisu<br />
władze zgadzały się na takie ustępstwa<br />
wobec mniejszości niemieckiej, które<br />
były niezrozumiałe dla ogółu społeczeństwa<br />
polskiego.<br />
W połowie 1935 r. odbyła się konferencja<br />
poświęcona problematyce mniejszości<br />
niemieckiej w Polsce. Uczestniczył<br />
w niej Józef Beck oraz przedstawiciele<br />
resortu spraw wewnętrznych. Minister<br />
spraw zagranicznych, analizując sytuację<br />
w Niemczech i Polsce po podpisaniu<br />
deklaracji o nieagresji, powiedział między<br />
innymi: „[…] W świadomości rządu<br />
niemieckiego została dokonana pewna<br />
22 CA MSW, sygn. 654/115, Sprawozdanie<br />
sytuacyjne za styczeń-luty 1934.<br />
23 S. Potocki, op.cit., s.93.<br />
Henryk Ćwięk: Z dziejów trudnego sąsiedztwa<br />
rewizja. Ze strony niemieckiej jest ona<br />
wykonywana z wielkim wysiłkiem, godnym<br />
uznania.[…] Pewne ekscesy zaznaczające<br />
się od czasu do czasu są w Berlinie<br />
hamowane […] W Polsce sytuacja<br />
jest odwrotna. Nastawienie prasy i opinii<br />
jest antyniemieckie […]” 24 . W sierpniu<br />
1935 r. prezydent RP Ignacy Mościcki<br />
powołał szefa hitlerowców w Polsce<br />
Rudolfa Wiesnera na członka Senatu.<br />
Wiesner jako „reprezentant narodu” był<br />
członkiem komisji wojskowej Senatu.<br />
Objeżdżał on Polskę wzdłuż i wszerz,<br />
organizując pod ochroną nietykalności<br />
senatorskiej nielegalną działalność<br />
we wszystkich skupiskach niemieckich.<br />
Działo się to w okresie, kiedy po drugiej<br />
stronie granicy – na Opolszczyźnie<br />
– przywódca tamtejszych Polaków, Arka<br />
Bożek, z nakazu gestapo nie mógł już<br />
przebywać na śląsku Opolskim ani też<br />
na innym terenie Rzeszy zamieszkałym<br />
przez polską mniejszość narodową.<br />
Informacje organów bezpieczeństwa<br />
zwracały uwagę władz polskich na konieczność<br />
rozpoznania wpływów niemieckich.<br />
Dochodzenia policyjne potwierdziły<br />
prowadzenie przez JDP wrogiej<br />
działalności wobec państwa polskiego<br />
25 . Poddano ścisłej obserwacji punkty,<br />
w których można było magazynować<br />
broń, tworzyć bazę do realizacji zadań<br />
dywersyjnych przeciwko Polsce. Roztoczono<br />
kontrolę na członkami JDP,<br />
biorącymi udział w wycieczkach do Niemiec.<br />
Zarządzono cofnięcie względnie<br />
nieudzielenie przepustek granicznych<br />
24 AAN, MSZ, Departament Konsularny<br />
Wydz. Polaków za Granicą, sygn. 11464, Konferencja<br />
w MSW w dn. 5 VI 1935 r., s. 2-8.<br />
25 CA MSW, sygn. 654, t. 528, Sprawozdanie<br />
sytuacyjne za wrzesień 1934 r.<br />
129
Literatura i historia<br />
Niemcom, którzy odbywali ćwiczenia<br />
wojskowe poza granicami Polski. Zaostrzono<br />
kontrolę w stosunku do członków<br />
JDP przekraczających punkty graniczne.<br />
Dogodną koniunkturę po podpisaniu<br />
deklaracji w 1934 r. wykorzystywał także<br />
Volksbund, skupiając swą energię na<br />
zdobyciu wpływów wśród młodzieży.<br />
Na licznych wiecach i zebraniach członków<br />
tego związku, organizowanych dla<br />
propagowania ideologii hitlerowskiej,<br />
akcentowano lojalność wobec Polski.<br />
Werbalne deklaracje lojalności zastąpiły<br />
dawniejszą niechęć i opozycję wobec<br />
władz. Volksbund zaczął występować na<br />
zewnątrz w masce organizacji ugodowej<br />
wobec państwa. Ministerstwo Spraw Wewnętrznych<br />
sytuację tę określało jako<br />
zagrywkę taktyczną obliczoną na przyszłość.<br />
Władze polskie niepokoił rozwój<br />
organizacyjny mniejszości niemieckiej.<br />
Jednocześnie dostrzegały one ścisłą korelację<br />
między wzrostem roli mniejszości<br />
niemieckiej, a sukcesami politycznymi<br />
Trzeciej Rzeszy. Rok 1935 przyniósł<br />
Niemcom pewne osiągnięcia na arenie<br />
międzynarodowej. Zdołały one wyjść z<br />
izolacji po wystąpieniu z Ligi Narodów.<br />
Duże znaczenie miało zwycięstwo w plebiscycie<br />
przeprowadzonym w Zagłębiu<br />
Saary. Wielkie mocarstwa występowały<br />
wobec Rzeszy z propozycjami dotyczącymi<br />
paktów (wschodni, lotniczy,<br />
środkowoeuropejski i inne). Istotnym<br />
sukcesem politycznym rządów Hitlera<br />
było wprowadzenie w marcu 1935 r.<br />
powszechnego obowiązku wojskowego,<br />
zrealizowanego wbrew postanowieniom<br />
V części traktatu wersalskiego. Posunięcie<br />
to, wpływające w zasadniczy sposób<br />
na układ sił w Europie, nie spotkało się<br />
130<br />
ze zdecydowanym sprzeciwem mocarstw<br />
europejskich 26 . Mniejszość niemiecka coraz<br />
bardziej akcentowała swą odrębność<br />
narodową. Powszechne stało się demonstracyjne<br />
używanie języka niemieckiego.<br />
Coraz częściej ugrupowania niemieckie<br />
wysuwały wobec władz zarzuty dyskryminowania<br />
mniejszości niemieckiej w<br />
zakresie języka, utrudnień w otrzymaniu<br />
pracy itd. Ministerstwo Spraw Wewnętrznych<br />
zarządziło dokładną obserwację<br />
życia mniejszości niemieckiej. Starało<br />
się wykryć także źródła pogłosek o zamierzonych<br />
zmianach granic Rzeczypospolitej.<br />
Demonstrowany w 1935 r. przez<br />
coraz większą część Niemców w Polsce<br />
wzrost pewności siebie, przejawiający się<br />
w lekceważeniu wszystkiego co polskie,<br />
najbardziej uderzał w patriotyczne uczucia<br />
Polaków 27 .<br />
Sytuacja Polski w okresie po konferencji<br />
monachijskiej była bardzo trudna<br />
28 . Sukcesy Hitlera spowodowały dalszy<br />
wzrost nastrojów rewizjonistycznych<br />
wśród mniejszości niemieckiej w Polsce.<br />
Nasilająca się propaganda hitlerowska<br />
starała się każdy przykład tolerancji<br />
władz polskich wobec ludności niemieckiej<br />
przedstawić jako wyraz słabości.<br />
Ugrupowania mniejszości niemieckiej<br />
wysuwały wobec państwa coraz więcej<br />
nowych żądań. Stan taki wywołał niepokój<br />
rządu polskiego. Postanowił on<br />
wprowadzić pewne ograniczenia wobec<br />
mniejszości niemieckiej. Aby jednak<br />
nie dać Hitlerowi pretekstu do nowych<br />
oskarżeń, władze polskie postanowiły<br />
stosować tylko takie represje, które były-<br />
26 M. Wojciechowski, op.cit., s. 158-161.<br />
27 CA MSW, sygn. 654/118, Sprawozdanie<br />
sytuacyjne za kwiecień 1935 r.<br />
28 M. Wojciechowski, op.cit., s.518-519.
y zgodne z literą prawa. Lecz ta stosunkowo<br />
łagodna taktyka nie odpowiadała<br />
wszystkim przedstawicielom władz centralnych,<br />
których część dążyła do wyraźnego<br />
zwalczania wszelkich działań antypolskich.<br />
Przeciwnikiem zaostrzenia<br />
kursu wobec mniejszości niemieckiej<br />
było przede wszystkim MSZ, którego<br />
stanowisko decydowało o ostatecznym<br />
kształcie polityki. Niezdecydowana polityka<br />
władz centralnych wobec mniejszości<br />
niemieckiej, realizowana na przełomie<br />
1938 i 1939 r., wynikała z faktu,<br />
że niektóre koła rządowe miały jeszcze<br />
nadzieje na możliwość osiągnięcia z nią<br />
porozumienia. Przywódcy ugrupowań<br />
hitlerowskich byli zainteresowani podtrzymywaniem<br />
tych nadziei i dlatego nie<br />
szczędzili demonstracyjnych deklaracji<br />
lojalności wobec Polski 29 .<br />
Władze centralne RP powstrzymywały<br />
się od podejmowania bardziej zdecydowanych<br />
posunięć. Stan taki był związany<br />
zapewne z podjęciem na początku<br />
1939 r. inicjatywy w sprawie uregulowania<br />
z Niemcami wzajemnych problemów<br />
narodowościowych. Władze Trzeciej<br />
Rzeszy, zmierzające do osłabienia<br />
czujności Polski, pozornie przychylały<br />
się do tej propozycji. Pod koniec stycznia<br />
1939 r. w Warszawie rozpoczęły się polsko-niemieckie<br />
rokowania w kwestiach<br />
mniejszościowych. Rozmowy zakończyły<br />
się powołaniem stałych komisji. Były<br />
one organami rządu, pomocnymi przy<br />
rozstrzyganiu sporów o charakterze narodowościowym.<br />
W dniu 12 marca 1939<br />
r. minister Beck podczas obrad senackiej<br />
komisji spraw zagranicznych mówił:<br />
„[…] Wydaje się pożytecznym, żeby ba-<br />
29 AAN, MSW WN, sygn. 969, Komunikat<br />
dzienny nr 276 z 14 XII 1938 r.<br />
Henryk Ćwięk: Z dziejów trudnego sąsiedztwa<br />
danie stanu praktycznego i warunków<br />
życia, w jakich żyją mniejszość polska i<br />
niemiecka, były prowadzone nie tylko<br />
przez czynniki dyplomatyczne, ale przez<br />
organy ministerstw spraw wewnętrznych,<br />
które stykają się na co dzień z tym problemem”<br />
30 . Ugrupowania mniejszości<br />
niemieckiej wiadomość o istnieniu tych<br />
komisji przyjęły z dużym zadowoleniem.<br />
Zapewne przypuszczały, że układ ten<br />
otworzy im drogę do rozwiązania wielu<br />
spraw mniejszości niemieckiej, przy<br />
pominięciu potrzeb ludności polskiej w<br />
Rzeszy. W takim układzie rozmowy polsko-niemieckie<br />
w sprawach mniejszości<br />
nie mogły przynieść istotnych zmian.<br />
Okupacje przez Trzecią Rzeszę Czech<br />
i Kłajpedy wywołały wielkie podniecenie<br />
wśród mniejszości niemieckiej w Polsce,<br />
oczekującej szybkiego „wyzwolenia”<br />
przez Hitlera. Mniejszość ta wykazywała<br />
coraz butniejszą postawę, prowokując<br />
częste incydenty z ludnością polską. Akcje<br />
związków prohitlerowskich powodowały<br />
szybki wzrost zorganizowania ludności<br />
niemieckiej w Polsce. Propaganda<br />
narodowosocjalistyczna przyczyniała się<br />
do wzrostu ucieczek Niemców z Polski.<br />
Najczęściej ich trasa przebiegała przez<br />
„zieloną granicę” lub przez Wolne Miasto<br />
Gdańsk. Zbiegostwo było inspirowane<br />
przez czynniki Rzeszy. Starały się tą<br />
drogą złagodzić deficyt siły roboczej, występujący<br />
w Niemczech. Nasilenie ucieczek<br />
ludności niemieckiej wywoływało<br />
początkowo ostre sprzeciwy ze strony<br />
części działaczy mniejszościowych 31 .<br />
30 AAN, MSW WN, sygn. 971, Komunikat<br />
dzienny nr 28 z 4 II 1939 r.<br />
31 CA MSW, Oddział II SG, sygn. S VIII /3D,<br />
Sprawozdanie z działalności politycznej mniejszości<br />
niemieckiej za luty 1939 r.<br />
131
Literatura i historia<br />
Sprzeciwy te jednak zaniknęły po wypowiedzeniu<br />
przez Hitlera w dniu 28 kwietnia<br />
1939 r. polsko-niemieckiej deklaracji<br />
o niestosowaniu przemocy. Propaganda<br />
hitlerowska wykorzystywała ucieczki<br />
do alarmowania opinii światowej o rzekomych<br />
prześladowaniach mniejszości<br />
niemieckiej w Polsce. Zaostrzająca się<br />
sytuacja międzynarodowa na przełomie<br />
1938/1939 r. spowodowała zmianę kursu<br />
polityki władz polskich wobec mniejszości<br />
niemieckiej. Wydano wiele zarządzeń,<br />
które ograniczyły działalność Niemców<br />
w Polsce oraz zmieniały proces realizacji<br />
podjętych akcji. Szczególnie widoczne<br />
to było na odcinku niemieckiego stanu<br />
posiadania. Rozporządzeniem Rady Ministrów<br />
z dnia 11 lutego 1939 r. ustalono<br />
imienny wykaz nieruchomości podlegających<br />
przymusowemu wykupowi na rok<br />
1939 32 . Plan parcelacyjny przyspieszał<br />
proces likwidacji niemieckiej własności.<br />
Ostatnie miesiące pokoju były okresem<br />
wyraźnych zmian w polityce wobec<br />
mniejszości niemieckiej. Został on zapoczątkowany<br />
w momencie załamania<br />
się „linii 26 stycznia”. O poważnym<br />
zagrożeniu rząd polski przekonał się po<br />
zagarnięciu przez Trzecią Rzeszę Czech i<br />
Kłajpedy. Władze zrozumiały, że sprawy<br />
Gdańska, „korytarza” oraz mniejszości<br />
niemieckiej Hitler wykorzystywał jako<br />
pretekst w realizacji zaborczej polityki.<br />
śmiertelne niebezpieczeństwo dla<br />
suwerenności państwa skłoniło władze<br />
centralne do skorygowania zasad postępowania<br />
wobec mniejszości niemieckiej.<br />
Starano się unikać posunięć, które Trzecia<br />
Rzesza mogła uznać za pretekst do<br />
132<br />
32 Dz. U.RP nr 12, z 15 III 1939 r. poz. 65, s.<br />
145-152.<br />
rozpoczęcia wojny 33 . Wypowiedzenie<br />
przez Hitlera deklaracji o nieagresji w<br />
dużym stopniu skompromitowało polską<br />
politykę zagraniczną. Polska stanęła<br />
w obliczu poważnej alternatywy: przyjęcia<br />
żądań Hitlera lub obrony niepodległości<br />
z bronią w ręku. Minister J. Beck<br />
w dniu 5 maja 1939 r. wygłosił w Sejmie<br />
przemówienie, odrzucając niemieckie<br />
ultimatum. Po raz pierwszy uzyskał on<br />
poparcie całej polskiej opinii społecznej.<br />
Mowę Becka społeczeństwo polskie<br />
przyjęło z entuzjazmem 34 .<br />
W maju 1939 r. władze centralne RP<br />
zakładały, że istniejący kryzys w stosunkach<br />
polsko-niemieckich przeciągnie się<br />
na dłuższy okres. Nie wykluczały one, że<br />
„[…] strona niemiecka będzie używać<br />
różnych metod w swojej akcji politycznej,<br />
a m.in. może wykorzystać zagadnienia<br />
mniejszości niemieckiej”. MSZ<br />
wspólnie z MSW zadecydowały, że „[…]<br />
w obecnym okresie w kraju nie mogą<br />
mieć miejsca żadne odruchy ludności.<br />
Administracja w pierwszym rzędzie powinna<br />
być czynnikiem obiektywnym i<br />
nadrzędnym […]” 35 . Ministerstwo Spraw<br />
Zagranicznych uznało, że wysiedlenia<br />
Niemców mogą spowodować dalsze zaognianie<br />
stosunków polsko-niemieckich.<br />
Wobec tego nakazało wstrzymanie tej akcji<br />
zaznaczając, że wyjątkowe przypadki<br />
w tym względzie będzie rozpatrywać<br />
Ministerstwo Spraw Zagranicznych. Ministerstwa:<br />
spraw zagranicznych i spraw<br />
wewnętrznych postanowiły ograniczyć<br />
do minimum zebrania publiczne i wiece<br />
33 CA MSW, Oddział II SG, sygn. S VIII, Tygodniowy<br />
meldunek sytuacyjny z 6 V 1939 r.<br />
34 „Gazeta Polska” nr 123 z 6 V 1939 r.<br />
35 AAN, MSZ, sygn. 11478, Notatka z rozmowy<br />
w MSZ z 8 V 1939 r., s. 37-38.
ludności polskiej oraz zakazać organizowania<br />
tego rodzaju zebrań mniejszości<br />
niemieckiej. W okresie gdy szefowie ministerstw:<br />
spraw zagranicznych i spraw<br />
wewnętrznych naradzali się nad prowadzeniem<br />
subtelnej polityki wobec<br />
mniejszości niemieckiej w Polsce, wojewoda<br />
pomorski informował Wydział<br />
Narodowościowy MSW o następującym<br />
zdarzeniu: „[…] Na rozkaz władz<br />
budowlanych Wolnego Miasta Gdańsk<br />
rozebrano dom mieszkalny prezesa<br />
Związków Polaków, Olberga, obywatela<br />
gdańskiego narodowości polskiej,<br />
zamieszkałego w Strzępowie. Jako powód<br />
formalny rozebrania domu podano,<br />
że zagrażał on bezpieczeństwu<br />
publicznemu. Robotnicy niemieccy<br />
rozbierający budynek sterroryzowali<br />
Olberga do tego stopnia, że zbiegł on<br />
na stronę polską, pozostawiając żonę<br />
i dziecko, które schroniły się do zabudowań<br />
gospodarczych. Po dokonaniu<br />
rozbiórki domu zarekwirowano Olbergowi<br />
konia dla zapłacenia kosztów<br />
rozbiórki” 36 .<br />
W okresie poprzedzającym wybuch<br />
II wojny światowej działalność V kolumny<br />
hitlerowskiej odgrywała szczególne<br />
znaczenie. Wydaje się, że wiosną<br />
i latem 1939 r. rząd polski był zbyt pobłażliwy<br />
wobec wrogich działań mniejszości<br />
niemieckiej. MSZ wywierało silny<br />
nacisk na MSW oraz rząd, aby nie<br />
ingerować w antypolską działalność<br />
Niemców w Polsce, ponieważ dyplomacja<br />
hitlerowska wykorzystywała te fakty<br />
na forum międzynarodowym przeciw<br />
Polsce, oskarżając ją o stosowanie re-<br />
36 AAN, MSW, sygn. 11479, Notatka służbo-<br />
wa z 7 VI 1939 r., s. 25.<br />
Henryk Ćwięk: Z dziejów trudnego sąsiedztwa<br />
presji wobec mniejszości niemieckiej 37 .<br />
Organizacje hitlerowskie dostarczały<br />
propagandzie goebbelsowskiej odpowiednich<br />
argumentów. Część Niemców<br />
na polecenie ośrodków hitlerowskich<br />
opuszczała Polskę i udawała się do Rzeszy.<br />
Z jednej strony chodziło o uchylanie<br />
się od służby w Wojsku Polskim, a<br />
z drugiej o uzupełnienie przeszkolenia<br />
dywersyjnego w Rzeszy. Najbardziej<br />
istotnym fragmentem działalności V<br />
kolumny hitlerowskiej w Polsce była penetracja<br />
szpiegowska. Druga Rzeczypospolita<br />
była w centrum zainteresowania<br />
Abwery 38 . Latem 1939 r. nastąpiło nasilenie<br />
działań wywiadowczych Trzeciej<br />
Rzeszy, co skłoniło samodzielne referaty<br />
informacyjne DOK oraz wydziały<br />
bezpieczeństwa publicznego urzędów<br />
wojewódzkich do przeprowadzenia akcji<br />
rozbicia sieci wywiadowczych i dywersyjnych.<br />
W tym celu zorganizowano<br />
systematyczną obserwację członków<br />
aktywistów ugrupowań niemieckich o<br />
poglądach hitlerowskich. Akcja ta przyniosła<br />
pożądane efekty. Znaleziono radiostacje<br />
nadawczo – odbiorcze, broń<br />
oraz amunicję. Energiczne działania<br />
władz bezpieczeństwa przeprowadzono<br />
pomimo wielu obaw i braku zdecydowania<br />
resortu spraw zagranicznych. W<br />
tym szczególnie trudnym okresie resort<br />
ten starał się trzymać zwykłej procedury<br />
w przypadkach likwidowania spraw<br />
szpiegowskich 39 . Istotną rolę w rozpo-<br />
37 A. Czubiński, Zachodnioniemiecka synteza<br />
najnowszych dziejów Polski, „Przegląd Zachodni”<br />
1980 nr 1, s. 168-177.<br />
38 W. Dziewanowski, Szpiegostwo, Warszawa<br />
1938, s. 48.<br />
39 AAN, MSW WN, sygn. 1115, Pismo Oddziału<br />
II SG do MSW z 30 V 1939 r.<br />
133
Literatura i historia<br />
znaniu potencjału militarnego Trzeciej<br />
Rzeszy odgrywał Referat „Zachód”.<br />
Był jednak niedoinwestowany, zwłaszcza<br />
w zakresie działań operacyjnych,<br />
wyposażenia oraz środków łączności.<br />
Często dochodziło do różnicy zdań z<br />
MSZ, które niejednokrotnie hamowało<br />
inicjatywy oficerów wywiadu. W rodzących<br />
się na tym tle konfliktach, osadzonych<br />
w sferze pozornej sprzeczności,<br />
przy próbie godzenia dwóch spojrzeń<br />
na dany problem – oficjalnego i wywiadowczego<br />
– górę brało poczucie lojalności<br />
wobec władz i głęboko wpojone<br />
poczucie dyscypliny 40 .<br />
Wywiad Trzeciej Rzeszy angażował<br />
do działań szpiegowskich przedstawicieli<br />
mniejszości niemieckiej, ewentualnie<br />
osoby pochodzenia niemieckiego uważające<br />
się za Polaków, zajmujące eksponowane<br />
stanowiska w różnych gałęziach<br />
przemysłu, handlu, czy administracji<br />
na terenie Polski. Jednym z elementów<br />
pomagającym tej destruktywnej działalności<br />
niemieckiej był zbytni liberalizm<br />
władz polskich wobec mniejszości niemieckiej.<br />
Władze popełniły wiele zaniedbań<br />
w zakresie zabezpieczenia tajemnic<br />
o swoim potencjale materialnym. Nie doceniając<br />
wpływu ekspansywnej ideologii<br />
hitlerowskiej i nie ograniczając przy tym<br />
postępującego procesu konsolidacji niemieckiej,<br />
dopuszczono np. do tego, że<br />
w elektrowni warszawskiej pracowało aż<br />
do wybuchu wojny na eksponowanych<br />
stanowiskach około 30 Niemców, wyrażających<br />
jawnie poparcie dla Trzeciej<br />
Rzeszy. Zatrudnienie w stołecznej elektrowni<br />
dawało możliwość orientowania<br />
się w istotnych dziedzinach, związanych<br />
40 L. Gondek, Wywiad polski w III Rzeszy<br />
1933-1939, Warszawa 1982, s. 99-106.<br />
134<br />
z funkcjonowaniem stolicy i kraju 41 . O<br />
zaangażowaniu mniejszości niemieckiej<br />
w działalność wywiadowczą na rzecz<br />
Rzeszy świadczy liczba wykrytych przestępstw<br />
tego rodzaju. W latach 1935-1938<br />
organa bezpieczeństwa ujawniły około<br />
300 afer szpiegowskich. Natomiast w<br />
ciągu 1939 r. wykryto ich dwa razy tyle.<br />
Oskarżonymi w większości tych spraw<br />
byli obywatele polscy narodowości niemieckiej<br />
42 .<br />
W niemieckiej działalności organizowania<br />
dywersji na ziemiach zachodnich<br />
Polski od wiosny 1939 r. można wyróżnić<br />
dwa rodzaje akcji, w zależności od przeznaczenia.<br />
Jedne z nich miały na celu<br />
prowokacje, drugie natomiast dywersję<br />
zbrojną. Zasadniczo działania prowokacyjne<br />
były skierowane przeciwko instytucjom<br />
i członkom mniejszości niemieckiej.<br />
Były one koniecznym elementem<br />
dla zachowania pozorów logiki w argumentacji<br />
propagandy niemieckiej, dążącej<br />
do obciążenia strony polskiej winą za<br />
wybuch wojny. Represje władz polskich,<br />
odbywające się w myśl określonych wytycznych<br />
z dbałością o zachowanie litery<br />
prawa, mimo wyolbrzymiania ich przez<br />
prasę niemiecką, nie były w stanie dostarczyć<br />
argumentów potrzebnych do<br />
„udowodnienia terroru”. W związku<br />
z tym przygotowano wiele prowokacji<br />
antyniemieckich w Polsce. Spośród 223<br />
akcji prowokacyjnych wymienionych<br />
przez Edmunda Osmańczyka większość<br />
dotyczyła podpaleń lub wysadzeń obiektów,<br />
należących do członków i instytu-<br />
41 L. Gondek, Działalność Abwehry na terenie<br />
Polski 1933-1939, Warszawa 1974, s. 324-326.<br />
42 M. Cygański, Mniejszość niemiecka w Polsce<br />
centralnej w latach 1919-1939, Łódź 1962, s.<br />
118.
cji mniejszości niemieckiej. Prowokacje<br />
hitlerowskie stopniowo nasilały się, przy<br />
czym im bliżej wojny, tym większy był<br />
ich zasięg 43 .<br />
Kilka dni przed wybuchem wojny<br />
Ministerstwo Spraw Zagranicznych zarzucało<br />
Ministerstwu Spraw Wewnętrznych,<br />
że jego posunięcia wobec mniejszości<br />
niemieckiej „budzą zdziwienie<br />
opinii publicznej zagranicy, nie dają się<br />
uzasadnić i mogą być z powodzeniem<br />
wygrywane przez propagandę niemiecką”.<br />
Zdaniem MSZ: „[…] Represje<br />
administracyjne wobec mniejszości niemieckiej<br />
winny się najściślej ograniczyć<br />
do kategorii spraw kryminalnych, jako<br />
koniecznych z punktu widzenia bezpieczeństwa<br />
i obrony Państwa […]” 44 . W<br />
obliczu poważnego niebezpieczeństwa<br />
ze strony Niemiec Ministerstwo Spraw<br />
Zagranicznych zajęło stanowisko, które<br />
jest trudno wytłumaczyć. Starało się<br />
ono obarczyć MSW odpowiedzialnością<br />
za ówczesny stan w stosunkach z mniejszością<br />
niemiecką i wynikające z tego<br />
reperkusje. Kierownictwo resortu spraw<br />
zagranicznych dało kolejny przykład<br />
braku zrozumienia istoty i charakteru<br />
43 E. Osmańczyk, Dowody prowokacji, Warszawa<br />
1951, s.19.<br />
44 AAN, MSZ, sygn. 11480, Notatka służbowa<br />
z 26 VIII 1939 r., s. 97-98.<br />
Henryk Ćwięk: Z dziejów trudnego sąsiedztwa<br />
hitleryzmu, który dążył do wojny za<br />
wszelką cenę.<br />
Pewnego rodzaju ukoronowaniem<br />
prowokacyjnych incydentów hitlerowskich<br />
był upozorowany napad na radiostację<br />
niemiecką w Gliwicach45. Dokonała<br />
go w ostatnich dniach sierpnia 1939<br />
r. grupa agentów SD pod dowództwem<br />
Alfreda Naujocksa, bliskiego współpracownika<br />
Heydricha. Reżyserowie<br />
prowokacji ułatwili przeprowadzenie<br />
akcji, wycofując posterunki Schupo pilnujące<br />
radiostacji oraz jej wartowników<br />
wewnętrznych. Odbiór nadanej przez<br />
grupę Naujocksa prowokacyjnej odezwy<br />
w języku polskim okazał się fatalny, ponieważ<br />
radiostacja w Gliwicach miała<br />
słabą moc i przede wszystkim retransmitowała<br />
program wrocławski, czego<br />
organizatorzy nie uwzględnili w swoich<br />
planach. Zaangażowanie najwyższych<br />
władz Trzeciej Rzeszy w zorganizowanie<br />
prowokacji świadczy o znaczeniu, jakie<br />
miała odegrać.<br />
1 września 1939 r. zakończył się okres<br />
tzw. wojny podjazdowej realizowanej<br />
przez hitlerowskich dywersantów i rozpoczęła<br />
się agresja Trzeciej Rzeszy na<br />
Polskę.<br />
45 E. Osmańczyk, op.cit., s.17-22; E. Guz, Zagadki<br />
i tajemnice kampanii wrześniowej, Warszawa<br />
2009, s.144-159.<br />
135
Recenzje<br />
Norbert Honsza<br />
„Heimliche Liebe”<br />
Dieter Stolz, Günter Grass – Theaterspiele.<br />
Kommentar und Materialien, Steidl Verlag,<br />
Göttingen 2010, 346 S.<br />
Das Schaffen von Günter Grass wird in erster<br />
Linie mit seinen epochalen Romanen<br />
verbunden. Aber wir schätzen ebenfalls<br />
den Lyriker, Essayisten und Polemiker und<br />
nicht zuletzt den Maler und Bildhauer. Der<br />
Schriftsteller pflegte jedoch eine Zeit lang<br />
einen intensiven Flirt mit dem Theater. „Erstaunlich<br />
genug“, - schreibt Dieter Stolz in<br />
seinem neuesten Buch über Grass - „denn<br />
der ehrgeizige Autodidakt beginnt seine Autorenlaufbahn<br />
Mitte der fünfziger Jahre ja<br />
nicht etwa als Geschichtenerzähler, sondern<br />
als zeichnender Lyriker mit stets unterstrichenen<br />
dramatischen Ambitionen“.<br />
In einer inhaltsreichen Einführung erinnert<br />
uns Dieter Stolz an die in den 50. und<br />
60. Jahren entstandenen Theaterstücke, von<br />
denen die Grass-Forschung kaum Notiz<br />
genommen hat, abstrahierend von den Bemühungen<br />
von Dieter Stolz selbst und dem<br />
1985 von Manfred Durzak herausgegebenen<br />
Sammelband Zu Günter Grass: Geschichte auf dem<br />
poetischen Prüfstand. So sehr sich der Verfasser<br />
der Blechtrommel nach Bühnenerfolgen sehnte,<br />
sie blieben ihm verwehrt. „Viele Kritiker“<br />
136<br />
– folgert der Autor des präsentierten Buches<br />
– „zeigten sich nach den Uraufführungen<br />
seiner bewußt undramatischen Werke enttäuscht.<br />
Neuinszenierungen oder szenische<br />
Lesungen sind bis heute nur selten in den<br />
Programmplänen der Schauspielhäuser zu<br />
finden. Ausnahmen bestätigen lediglich die<br />
Regel“.<br />
Fast alle dramatischen Projekte von Grass<br />
(nicht oft genug kann man daran erinnern)<br />
sind im “Dunstkreis“ lyrischer Momente<br />
entstanden. Mit recht erinnert Stolz, dass<br />
„Grass von Anbeginn an nicht nur künste-,<br />
sondern auch gattungsübergreifend [arbeitet]<br />
- und zwar auf der Motivebene, der Figurenebene<br />
und im Hinblick auf die Gesamtstruktur<br />
seiner poetischen Welterfindungen.<br />
Bei diesem spezifischen Verfahren ist es bis<br />
heute geblieben. Die kunstvoll inszenierten<br />
Verknüpfungen gehen inzwischen so weit,<br />
daß behauptet werden kann: Wer an einem<br />
Faden des Grassschen Gesamtwerkes zieht,<br />
bringt das ganze Gewebe in Bewegung“.<br />
Stolz erwähnt natürlich alle Paten und<br />
Ziehväter, die dem Jungdramatiker als Vorbilder<br />
dienten (Shakespeare, Kleist, Grabbe,<br />
Camus), aber auch Vertreter des absurden<br />
Theaters sowie expressionistische und surrealistische<br />
Bühnenprojekte.
Der Verfasser des Kommentarbandes<br />
zeigt mit großer Sachkenntnis den Zusammenhang<br />
der Theaterstücke mit dem Zeitgeist<br />
und der Kulturgeschichte. Im Stellenkommentar<br />
finden wir interessante und aufschlussreiche<br />
Motivverknüpfungen zu allen<br />
elf Theaterspielen: Beritten hin und zurück,<br />
Hochwasser, Onkel, Onkel, Noch zehn Minuten bis<br />
Buffalo, Die bösen Köche, Stoffreste, Zweiunddreißig<br />
Zähne, Goldmäulchen, POUM oder die Vergangenheit<br />
fliegt mit, Die Plebejer proben den Aufstand und<br />
Davor.<br />
Aufschlussreich sind ebenfalls die Materialien<br />
und Dokumente zu den einzelnen<br />
Stücken mit einem imponierenden Bildmaterial.<br />
An dieser Stelle muss der Rezensent<br />
sein Bedauern aussprechen, dass der Band<br />
nicht in einer aufwendigeren Gestaltung<br />
erscheinen konnte. Gerade mit der Präsentation<br />
von Bildmaterial dürfte der Steidl Verlag<br />
keine Probleme haben.<br />
Die Arbeit schließt mit Skizzen, Entwürfen<br />
und Szenen unvollendeter Theaterprojekte<br />
und einem Epilog: Aufführungen der<br />
Theaterspiele.<br />
Mit Akribie und sorgfältig hat Dieter<br />
Stolz die Archivkästen „durchgekämmt“. Es<br />
hat sich erwiesen, dass sie in Bezug auf das<br />
dramatische Schaffen von Grass gar nicht so<br />
dürftig sind.<br />
„Wer sucht, der findet Das verlorengegangene<br />
Scherchen, eine Moritat mit Musik und Tanz,<br />
die Komödie Das Kartenhaus oder den Einakter<br />
Von einem der auszog, das Fürchten zu lernen.<br />
Mehr noch, es existieren Entwürfe zu einem<br />
Passionsspiel mit dem Arbeitstitel Golgatha<br />
aussteigen und den Szenenfolgen Die Schranke,<br />
Der Fischfang oder Die Verführung. Darüber hinaus<br />
liegen vor: Der Tisch, Ein lyrisches Schauspiel<br />
in vier Akten, Notizen zu Theater- und<br />
Ballettprojekten wie Mystisch, barbarisch, gelangweilt,<br />
Askese, Romeo und Julia auf Stelzen oder Der<br />
Ringfinger sowie eine mit eindeutigen Zweideutigkeiten<br />
gespickte Tretrollertragödie, deren<br />
Recenzje<br />
dritter Aufzug zum Libretto Occasion Perdu<br />
umgeschrieben wurde. Blechtrommel-Kenner<br />
merken bei dieser Aufzählung sofort auf,<br />
denn einige Titel sind ihnen als Kapitelüberschriften<br />
vertraut. Doch niemand<br />
kennt diese und viele andere schon vor dem<br />
Romandebüt entstandenen Fingerübungen<br />
des jungen Günter Grass. Es sei denn, ein besonders<br />
wißbegieriger Leser hätte sich gezielt<br />
im Archiv der Berliner Akademie der Künste<br />
umgeschaut. Dort lagert ein Großteil seines<br />
literarischen Vorlasses: interessantes<br />
Forschungsmaterial zuhauf, ein gefundenes<br />
Fressen für pedantische Fußnotensklaven<br />
oder fröhliche Wissenschaftler und ihre im<br />
besten Fall philologisch inspirierten Gelüste“<br />
(Dieter Stolz: Einführung).<br />
Der Autor des hier besprochenen Buches<br />
hat mit seiner Arbeit der Grass-Forschung<br />
wesentlich geholfen, auf die frühen ästhetischen<br />
Entwicklungen deutend, die komplexe<br />
Struktur des Gesamtwerkes zu vervollständigen.<br />
Auch Bildphantasien, Clownerie,<br />
totale Absurditäten, amüsante Szenen,<br />
durcheinander gebrachte Sinnzusammenhänge,<br />
wirbelnde Metaphorik, existenzielle<br />
„schwarze Löcher“, Jux und Farce sind Implikationen<br />
dieses Gesamtwerkes.<br />
„Kein Zweifel, jenseits der eindeutigen<br />
Etikettierungen - endet seine Analyse Dieter<br />
Stolz - gibt es in den vielschichtigen Theaterspielen<br />
von Günter Grass nach wie vor<br />
zahlreiche erhellende Details und aufschlußreiche<br />
Verknüpfungen mit dem Gesamtwerk<br />
des grenzüberschreitend arbeitenden<br />
Künstlers zu entdecken. Es lohnt sich. Und<br />
solange die Bühnen alle damit verbundenen<br />
Chancen ungenutzt lassen, bleibe nur eins:<br />
Man lese und staune. Denn auch in diesem<br />
weiten Bretterhaus schreitet der sinnenfrohe<br />
Melancholiker den ganzen Kreis der Schöpfung<br />
aus. Er wandelt mit bedächt’ger Schnelle<br />
vom Himmel durch die Welt der Hölle<br />
– und bleibt der Erde treu“.<br />
137
Recenzje<br />
Paweł Strózik<br />
Golo Mann – Historiker,<br />
Publizist, Schriftsteller, Humanist<br />
Tilmann Lahme, Golo Mann. Biographie, S. Fischer<br />
Verlag GmbH, Frankfurt am Main<br />
2009, S. 551.<br />
Angelus, Gottfried, Thomas Mann kam am<br />
27. März 1909 zur Welt. Er war nicht nur einer<br />
der meistgelesenen Historiker deutscher<br />
Sprache im zwanzigsten Jahrhundert, (die<br />
Gesamtauflage der verkauften Bücher überschritt<br />
zwei Millionen), sondern auch Essayist,<br />
Schriftsteller, politischer Kommentator,<br />
Redakteur, Herausgeber und Hochschullehrer.<br />
Das schwere Schicksal eines Emigranten<br />
unter der Nazi-Herrschaft blieb ihm auch<br />
nicht erspart, er wurde ausgebürgert, musste<br />
Europa verlassen und konnte sich im Laufe<br />
der Zeit mit dem tschechischen, amerikanischen<br />
und schließlich schweizerischen<br />
Pass ausweisen. Golo Mann war auch (Adoptiv-)Vater<br />
und Großvater, ein treuer Freund<br />
und Liebender, aber auch ein Sonderling<br />
und Außenseiter – erfahren wir in der neulich<br />
erschienenen Biographie dieses aktiven<br />
Intellektuellen.<br />
Das Leben des bekannten Gelehrten wird<br />
von Tilmann Lahme beschrieben, einem Historiker<br />
und Journalisten aus Göttingen, der<br />
mit Kathrin Lüssi an der vom Lesepublikum<br />
so erwarteten Veröffentlichung der „Briefe<br />
1932-1992” von Golo Mann mitarbeitete<br />
und drei Jahre später seine Essays unter dem<br />
Titel „Man muss über sich selbst schreiben”<br />
herausgab. Das Werk von Lahme ist nicht<br />
der erste Versuch, das Leben des Autors von<br />
„Wallenstein” zu dokumentieren, einige Ar-<br />
138<br />
„Wer nicht um seine Herkunft weiß, hat keine Zukunft“<br />
Golo Mann<br />
beiten lagen bereits vor. Erwähnenswert ist<br />
die Dissertation des Niederländers Jeroen<br />
Koch (1994), eine kritische und quellensatte<br />
Studie von Kathrin Lüssi zum politischen<br />
Engagement Manns (2000) und die erste wissenschaftliche<br />
Biographie im eigentlichen<br />
Sinn von Urs Bitterli (2004). Die zu besprechende<br />
Biographie wurde auf Basis meinst<br />
unbekannter und unpublizierter Quellen,<br />
wie Briefe und Tagebuch (das Golo mit einer<br />
Unterbrechung regelmäßig führte), wie auch<br />
auf der Grundlage seines Lebens und Werks<br />
verfasst. Die gründliche Studie wurde dank<br />
des im Schweizerischen Literaturarchiv in<br />
Bern versammelten Materials möglich; viele<br />
Dokumente aus der Emigrationszeit gingen<br />
verloren, so dass intensive Recherchen in europäischen<br />
und amerikanischen Archiven<br />
und in Privatbesitz erforderlich waren, um<br />
einige Lücken zu schließen. Dies ist dem<br />
Biographen gut gelungen. Die einzelnen<br />
Informationen sind glaubwürdig und überzeugend<br />
dokumentiert, die Quellen in den<br />
Anmerkungen angegeben. Die Biographie<br />
enthält einen Anhang, in dem die Schriften<br />
und Interviews Golo Manns gesammelt und<br />
chronologisch aufgestellt sind. Am Ende<br />
findet man die Lebenschronik des Humanisten,<br />
in der die wichtigsten Ereignisse stichwortartig<br />
wiederholt werden.<br />
Das umfangreiche Werk wurde in fünf<br />
Kapitel geteilt, die sich auf die einzelnen Lebensphasen<br />
dieses deutschen Humanisten<br />
beziehen. „Eine deutsche Jugend 1909 – 1933”<br />
stellt die Jahre der Kindheit, der Schule und
des Studiums von Golo Mann dar. Im schulischen<br />
Werdegang ist oft von besonderen<br />
Kenntnissen in Literatur und Geschichte die<br />
Rede, wobei „der Unterschied zwischen seinen<br />
guten Leistungen im Mündlichen und<br />
den eher mäßigen im Schriftlichen” (S. 25)<br />
auffalle. In sonstigen Fächern war Golo eher<br />
ein schlechter Schüler (in der 4. Klasse wurde<br />
er wegen der Noten in Mathematik und<br />
im Griechischen nicht versetzt), er erfreute<br />
sich keiner großen Beliebtheit bei seinen<br />
Mitschülern, litt unter Neigungen zu Depressionen,<br />
psychischen Krisen und (nicht<br />
zuletzt) zur Homoerotik. Die Lehrer klagten<br />
über die Unpünktlichkeit, Unordnung und<br />
Vergesslichkeit. Im Familienkreis wuchs er<br />
in einer intellektuell anregenden Umgebung<br />
auf, spielte leidenschaftlich Theater und<br />
wurde von den Geschwistern als „Gelehrter”<br />
bezeichnet, was auf seine wissenschaftlichen<br />
Interessen und exakte Forschungsweise zurückzuführen<br />
ist. Interessantes erfahren wir<br />
über den (oft durch seine labile Gemütslage<br />
geprägten) Alltag im Studium, das er in<br />
München, Berlin, Paris und Heidelberg aufnahm<br />
und mit einer Dissertation über Hegel<br />
(1932) beendete.<br />
Im Zentrum seines Interesses war nicht<br />
nur Philosophie und Geschichte. Golo<br />
Mann verfasste auch politische Artikel (zuerst)<br />
für die Zeitschrift „Die Sammlung“,<br />
die sein Bruder Klaus im Amsterdamer Verlag<br />
Querido herausgab. Im Kapitel „In der<br />
Emigration 1933-1945/46” wird das aktive<br />
Vita des Geschichtsforschers in Frankreich,<br />
in Amerika, und in anderen Ländern während<br />
des Nationalsozialismus geschildert.<br />
Golo Mann beteiligte sich am Kampf gegen<br />
Hilter vor allem, aber nicht nur intellektuell;<br />
er war Redakteur der Zeitschrift „Maß und<br />
Wert“ und unternahm sogar den Versuch<br />
sich im aktiven Kampf der tschechischen<br />
Legion anzuschließen! Dabei hatte er einen<br />
besondern Sinn für Humor: auf einem Foto,<br />
das er nach seiner Ausbürgerung für den<br />
Tschechischen Pass gemacht hatte und an<br />
Lise Bauer schickte, schrieb er (absichtlich<br />
Recenzje<br />
für die Nazi-Passkontrolle): „G. M., geb. 27.<br />
III 1909. Typischer Rassenmischling und<br />
Untermensch. Wahrscheinlich negroider<br />
Einschlag. Sohn des berüchtigten Romanschmierers<br />
Th. M.“<br />
Die schriftstellerischen Inklinationen<br />
Golo Manns zeigten sich bereits kurz nach<br />
dem Abitur, als er unter Pseudonym die autobiographische<br />
Novelle „Vom Leben des Studenten<br />
Raimund“ verfasste. Sein Erstlingswerk<br />
„Friedrich von Gentz. Geschichte eines<br />
europäischen Staatsmannes“ ist zwar bis<br />
heute nur wenigen bekannt, aber der Schriftsteller<br />
Mann ist mit seinem Stil deutlich erkennbar.<br />
Im Kapitel „Zögerliche Rückkehr<br />
1946-1958” erfahren wir über seinen Essayband<br />
„Geschichte und Geschichten“ (1961<br />
herausgegeben), der viele Polemiken enthält,<br />
unter anderem mit Carl Schmitt, Ernst Jünger,<br />
Oswald Sprengler und dem Ex-Kommunisten<br />
Arthur Koestler. Für Golo Mann<br />
ist das die Zeit des Pendelns zwischen den<br />
Kontinenten. Er wohnte zwar im Elternhaus<br />
in kalifornischen Pacific Palisades, aber er<br />
wollte nicht dauerhaft in Amerika bleiben.<br />
Er suchte nach Möglichkeiten nach Europa<br />
zu kommen, sowohl aus privaten Gründen<br />
(Unglück in der Liebe), als auch wegen der<br />
politischen Situation – „die faschistoide Hexenjagd<br />
des Senators McCarthy“ erschreckte<br />
ihn. Die Krise des bescheidenen Emigranten<br />
war 1952 so schwer, dass er sich in psychiatrische<br />
Behandlung von Friedrich Hacker in<br />
Beverly Hills begeben musste.<br />
Nach dem Tod seines Vaters kamen ruhige,<br />
produktive Monate in Altnau, Reisen<br />
zu den Geschwistern (zu Elisabeth nach San<br />
Domenico oder zu Michael nach Fiesole)<br />
und die mildernde Gesellschaft von Hans<br />
Beck, den Golo Mann als seinen Sohn adoptierte.<br />
In der Zeit entstehen die „Deutsche<br />
Geschichte“ und das gemeinsam mit<br />
Harry Pross geschriebene Außenpolitik-Lexikon.<br />
„Deutsche Geschichte“ ist ein sehr<br />
geschätztes Werk, „leichthändig komponiert<br />
und geschrieben, elegant im Stil, zu<br />
packend, voller brillanter Porträts, von Karl<br />
139
Recenzje<br />
Marx über Bismarck bis zu Heinrich Heine<br />
und Friedrich Nietzsche“ (S. 257), das Buch<br />
bedeutete für Mann einen Durchbruch, er<br />
wurde als Historiker einer bereiten Öffentlichkeit<br />
bekannt und erhielt die angestrebte<br />
Gastdozentur in Münster.<br />
Den Aufstieg als bekannter Gelehrter hat<br />
Mann mit dem nächsten Werk besiegelt. Im<br />
Kapitel „Auf und ab: »I am getting important«<br />
1959-1971” erfahren wir, dass in den<br />
fünf Jahren von 1960 bis 1965 zwölf Bände<br />
der „Propyläen Weltgeschichte“ erschienen<br />
sind. Der Veröffentlichung folgten zahlreiche<br />
Einladungen zu Vorträgen, Vorlesungen,<br />
Radio-Debatten und Diskussionen.<br />
Golo Mann erhielt den Fontane-Preis, den<br />
Mannheimer Schiller-Preis und wurde Mitherausgeber<br />
der „Neuen Rundschau“. Oft<br />
hatte er eine Gelegenheit, sich in publice über<br />
die politischen Fragen zu äußern. Er war einer<br />
der ersten, die bereits im April 1950 forderten:<br />
„die junge Bundesrepublik soll sich<br />
territorial mit den Ergebnissen des Zweiten<br />
Weltkriegs abfinden“ und die Oder-Neiße-<br />
Linie anerkennen. Dabei sah er Deutschland<br />
als den Vermittler einer „europäischen, versöhnenden<br />
Politik“.<br />
Das Kapitel „Späte Jahre: »Der eine Pfeil<br />
in meinem Köcher« 1971-1994” beginnt mit<br />
einer Information über die „monumentale<br />
Biographie, 1368 Seiten umfassend, davon<br />
137 Seiten wissenschaftlicher Anhang“, die<br />
im Oktober 1971 erschienen ist: „Wallenstein.<br />
Sein Leben erzählt von Golo Mann“.<br />
Das Buch war ein Riesenerfolg, in die Lesungen<br />
mit Golo Mann kamen „Menschen<br />
in Scharen“, der Autor selbst hat im Tagebuch<br />
notiert: „dass der steile Höhepunkt<br />
meiner kurzen Karriere als Schriftsteller<br />
erreicht und überschritten ist und nur noch<br />
matte Nachlesen kommen werden. Das war<br />
der eine Pfeil in meinem Köcher“. Danach<br />
kamen zahlreiche Vorträge in Zürich, Passau,<br />
Regensburg, Düsseldorf, Frankfurt am<br />
Main, München, Darmstadt, Bremen an<br />
Universitäten, Akademien und Hochschulen.<br />
Der Historiker wurde mit dem Großen<br />
140<br />
Bundesverdienstkreuz gewürdigt. Im Bereich<br />
der Politik war Mann mit seinen Essays und<br />
Artikeln präsent und äußerte sich zum Thema<br />
der Neuen Ostpolitik und war über die Ratifizierung<br />
der Verträge von Moskau und Warschau<br />
(17. Mai 1972) glücklich. Mit der Zeit<br />
distanzierte er sich von der SPD, kritisierte<br />
unter anderem die sozialdemokratische Bildungspolitik,<br />
was die Trennung von der SPD<br />
zu Folge hatte. Die Bescheidenheit der Privatperson<br />
Golo Manns lässt sich am Beispiel<br />
des „Marcel-Proust-Fragebogens“ darstellen:<br />
„Was ist für Sie das größte Unglück? Ein<br />
falsches Leben zu führen.<br />
Was ist für Sie das vollkommene irdische Glück?<br />
Lieben.<br />
Ihre Lieblingsgestalt in der Geschichte? Bismarck,<br />
trotz allem.<br />
Ihre Lieblingstugend? Treue.<br />
Ihre Lieblingsbeschäftigung? Etwas Gutes lesen.<br />
Wer oder was hätten Sie sein mögen? Arzt.<br />
Ihr Hauptcharakterzug? Gutmütigkeit bis<br />
zu arger Schwäche. Die Unfähigkeit, nein zu<br />
sagen.<br />
Was möchten Sie sein? Jemand, der glücklicher<br />
ist als ich. 1<br />
In den weiteren Lebensjahren publiziert er<br />
die Essaybände „Zeiten und Figuren“ (1979),<br />
„Nachtphantasien“ (1982), „Wir alle sind,<br />
was wir gelesen“ (1989) und „Wissen und<br />
Trauer“ (1991). Der Schriftsteller erhält den<br />
Ernst-Robert-Curtius-Preis für Essayistik,<br />
den Kulturellen Ehrenpreis der Stadt München<br />
und den Goethe-Preis. Im Alter von 71<br />
Jahren (erst!) besaß Golo Mann endlich das<br />
eigene Heim, in dem er leben wollte. Er renovierte<br />
es, ließ einen offenen Kamin einbauen<br />
und richtete es nach seinem Geschmack<br />
ein. In diesen Jahren blickt der Autor von<br />
„Wallenstein“ in seine Lebensgeschichte zurück<br />
und freundet sich mit Spanien an. Es<br />
1 Das Interview erschien im Dezember 1980<br />
im Magazin der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.<br />
Es wurden nur einige Fragen und Antworten<br />
zitiert.
entstehen die autobiographischen Bücher:<br />
„Erinnerungen und Gedanken. Eine Jugend<br />
in Deutschland“ und posthum als Fragment<br />
erschienen „Erinnerungen und Gedanken.<br />
Lehrjahre in Frankreich“. Golo Mann starb<br />
am 7. April 1994.<br />
Die Biographie von Tilmann Lahme<br />
präsentiert Golo Mann als einen Historiker,<br />
Publizisten, Schriftsteller, Essayisten,<br />
Recenzje<br />
Demokraten und Humanisten – kurzum als<br />
einen intellektuell aktiven, enorm begabten<br />
und klugen Menschen. Dank zahlreicher<br />
Informationen, die das Private, manchmal<br />
sogar das (labile) Intime des bescheidenen<br />
Wissenschaftlers betreffen, wird seine Person<br />
von einer anderen Perspektive beleuchtet,<br />
was ihre Leistungen um so mehr schätzen<br />
lässt.<br />
Tomasz G. Pszczółkowski<br />
Manowce subiektywizmu czyli<br />
na marginesie dwóch wersji jednej<br />
książki Steffena Möllera o Polsce<br />
i Polakach<br />
Steffen Möller: Polska da się lubić. Mój prywatny<br />
przewodnik po Polsce i Polakach. Poznań: Publicat<br />
2008, ss. 128.<br />
Steffen Möller: Viva Polonia. Als deutscher Gastarbeiter<br />
in Polen. Fischer Verlag, Frankfurt<br />
2009, 400 S.<br />
Steffen Möller, najbardziej znany Niemiec<br />
w Polsce po roku 2000, uważa się za kabarecistę,<br />
aktora, lektora języka niemieckiego,<br />
ostatnio także za literata. Nakładem wydawnictwa<br />
„publicat” bodaj w 2008 roku<br />
ukazał się jego „prywatny przewodnik po<br />
Polsce i Polakach” pt. „Polska da się lubić”,<br />
który następnie w kwietniu 2009 wyszedł<br />
w niemieckim wydawnictwie Fischera pod<br />
wielce obiecującym tytułem „Viva Polonia.<br />
Jako niemiecki robotnik gościnny w Polsce”<br />
(Viva Polonia. Als deutscher Gastarbeiter in Polen).<br />
Rzecz w tym, że wbrew temu, co autor obiecuje<br />
na stronie zachęcającej do zakupu pol-<br />
skiego wydania www.najlepszyprezent.pl, a pisze<br />
tam mianowicie, iż „żeby jednak książka nie<br />
wywołała powszechnego skandalu, zdecydowałem<br />
się umieścić w niej również kilka negatywnych<br />
uwag”, mamy w przypadku obu<br />
książek dwa różne w istotnych fragmentach<br />
wydania – jedno wygładzone, dla polskiego<br />
odbiorcy, znającego zawsze uśmiechniętego,<br />
przymilającego się do publiczności Steffena<br />
z serialu „M jak miłość”, i drugie – pisane już<br />
otwartym tekstem dla rodaków, w którym<br />
formułuje opinie nie do końca prawdziwe<br />
lub zgoła fałszywe i jątrzące, podtrzymujące<br />
negatywne stereotypy o Polsce i Polakach.<br />
Wpisuje się tą książką w niechlubną listę lektur<br />
szkodzących wizerunkowi naszego kraju,<br />
do której zaliczam omówioną przeze mnie<br />
na łamach numeru 3. z 2008 roku „Zbliżeń<br />
Interkulturowych” książkę pod red. Stefanie<br />
Peter „Alfabet polskich cudów”. Poniżej<br />
ukażę to swoiste rozdwojenie jaźni ulubień-<br />
141
Recenzje<br />
ca miłośników rzeczonego serialu, którzy<br />
zapewne nigdy nie przypuszczaliby, iż ten<br />
uroczy człowiek ze śmiesznym akcentem<br />
może głosić tak niepochlebne opinie o kraju,<br />
któremu w ogóle zawdzięcza swoje medialne<br />
istnienie, a poprzez nie także popularność<br />
poza granicami Polski.<br />
Wprawdzie Möller już w przedmowie<br />
zastrzega, iż jego twierdzenia są oparte na<br />
„bardzo subiektywnych obserwacjach” (s. 6),<br />
ale tym gorzej świadczy to o jego znajomości<br />
kraju, a może i o środkach i sposobach<br />
tychże obserwacji. Generalnie Möller, chcąc<br />
przybliżyć swym rodakom Polskę i jej mieszkańców,<br />
powtarza liczne stereotypy, ale i<br />
tworzy nowe, czego nie pozazdrościłby mu<br />
sam mistrz antypolskich wypowiedzi w telewizji<br />
niemieckiej Harald Schmidt, a ostatnio<br />
także pochodzący z Polski showman i „robiący”<br />
za polskiego gastarbeitera w Niemczech<br />
niejaki Marek Fis (pseudonim „artystyczny”<br />
niedokończonego studenta socjologii<br />
Wojciecha Oleszczaka ze Słupska, który<br />
twierdzi o sobie, iż jest „pierwszym polskim<br />
komediantem w Niemczech od czasu ostatniej<br />
podróży Jana Pawła II”). Trzeba oddać<br />
prawdę Möllerowi, że nie porównuje się do<br />
papieża-Polaka, a jego poziom intelektualny<br />
przewyższa o niebo odkrycie pewnego byłego<br />
gwiazdora gejowskich filmów porno dla<br />
niemieckich Comedian TV, jakim jest Fis.<br />
Treść niemieckiej książki Möllera podzieliłbym<br />
na kilka tematów, przy czym on<br />
sam jest jej głównym bohaterem, a wypowiada<br />
swoje opinie kierując się subiektywnymi<br />
odczuciami, rzadko na gruncie wiedzy,<br />
której po prostu częstokroć mu brak.<br />
Można by nieco przewrotnie powiedzieć, iż<br />
taka jest rola kabarecisty, ale na pewno autor<br />
książki nie korzystał z obserwacji Jana<br />
Pietrzaka, na którego zresztą jako swego mistrza<br />
raz się powołuje. Tematami obserwacji<br />
Möllera są: charakter narodowy Polaków,<br />
historia, polityka, porównania Polaków i<br />
Niemców, język.<br />
Czytelnik niemiecki dowiaduje się z<br />
książki Möllera wielu rzeczy nieprawdzi-<br />
142<br />
wych. Zacznijmy od historii. XVI wiek to<br />
„średniowiecze” (s. 107), kiedy Polska była<br />
krajem o największym obszarze w Europie,<br />
zaś „w XIX wieku została podzielona między<br />
sąsiadów” (tamże). Za chwilę Möller<br />
stwierdza autorytatywnie, iż znajomość<br />
historii w Niemczech przed rokiem 1700<br />
nie jest zbyt głęboka. Mając tu zapewne na<br />
myśli siebie, zaliczył Karola Wielkiego do<br />
Niemców (s. 108). Nazywanie sekretarzy<br />
partii „polskimi namiestnikami Moskwy”<br />
(passusu tego nie ma w wersji polskiej!)<br />
wpisuje się wprawdzie w aktualną retorykę<br />
środowisk prawicowych, ale w odniesieniu<br />
do konkretnych postaci, jak Gomułka (pisany<br />
przez Möllera niepoprawnie Gomólka),<br />
Gierek czy Jaruzelski (s. 109) jest grubą<br />
przesadą. Nie sądzę, by „zwłaszcza starsi<br />
ludzie bardzo często” go pocieszali, iż<br />
„Rosjanie byli o wiele gorsi od Niemców”<br />
(s. 122). „Po okupantach hitlerowskich<br />
przyszli Sowieci – i pozostali dziesięć razy<br />
dłużej, aż do 1990. Są oni tymi, o których<br />
dzisiaj myśli się w Polsce z nienawiścią (voller<br />
Hass)” (s. 123).<br />
O Polsce po 1989 roku pisze, iż panuje<br />
tu „manchesterski kapitalizm”, a związki<br />
zawodowe są słabe i pracownicy na własną<br />
rękę dochodzą swych praw – zapewne ma<br />
na myśli górników urządzających rozróby<br />
pod budynkami państwowymi w Warszawie.<br />
Ludzie jego rocznika (1969) rzekomo „śmieją<br />
się z lat, kiedy byli pionierami w komunistycznej<br />
młodzieży”, nikt w Polsce „nie<br />
zna Związku Chrześcijańskiej Młodzieży<br />
Męskiej YMCA” (s. 43). Pisze, że „nie ma w<br />
Polsce Polaka, który by nie miał wuja w Ameryce<br />
czy stryjecznej babki w Australii” (s. 55).<br />
W hotelu Marriott wieczorami roi się od<br />
amerykańskich menadżerów, którzy świętują<br />
przejęcie kolejnego polskiego banku (s.<br />
56), zaś Andrzej Lepper był dyrektorem…<br />
kołchozu (s. 62).<br />
Nie wiem, od jak dawna Möller jeździ do<br />
Berlina koleją, ale zapewniam go, iż w ciągu<br />
minionych 50 lat, wbrew temu, co sam twierdzi<br />
(na s. 263), jadłospis w Warsie wiele razy
się zmieniał. Dawny gmach Komitetu Centralnego<br />
PZPR nigdy nie był „pałacem”, jak<br />
pisze autor. Na pewno do rzadkości należą<br />
prywatki w stylu PRL, na które zjeżdżają się<br />
posiadacze samochodów marki syrena. Nie<br />
sądzę, by ktokolwiek posiadał jeszcze kartki<br />
na mydło, trudno więc by było nimi na<br />
tych prywatkach płacić (s. 268). Czy słyszał<br />
ktoś w Polsce o wódce z denaturatu o nazwie<br />
„Uśmiech traktorzysty”? Rozważań o tzw.<br />
ostalgii, czyli tęsknocie za minionym ustrojem<br />
na s. 269 i następnych w wersji polskiej<br />
brak. Podobnie jak zestawu wulgaryzmów,<br />
w których dominują zresztą wyrazy z gwary<br />
więźniarskiej i gejowskiej. Nie dociekam,<br />
dlaczego akurat z tych środowisk autor czerpał<br />
swą leksykę… Pewnym wytłumaczeniem<br />
tej skłonności Möllera do zjawisk subkulturowych<br />
jest środowisko, w którym zdaje się<br />
obracać. świadczyć o tym może jego wyimaginowana<br />
opinia, jakoby „każdy Polak potrafi<br />
jak z rękawa opowiedzieć trzy dowcipy<br />
o menelach” (s. 211).<br />
Trzeba także oddać autorowi sprawiedliwość.<br />
Są w książce pewne obserwacje, które<br />
wydają się odkrywcze dla czytelników w obu<br />
krajach – jak np. odmienny stosunek do pracy<br />
Polaków i Niemców. Ci pierwsi należą do<br />
najbardziej pracowitych w Europie, ale praca<br />
nie jest dla nich wszystkim, gdyż zajmuje<br />
drugie miejsce na skali wartości – po rodzinie.<br />
W Niemczech zaś każdy pracownik<br />
„do ostatniej kropli krwi” identyfikuje się<br />
z pracą (s. 34 n.). Ubolewa Möller nad tym,<br />
że pracownicy ambasady niemieckiej czy<br />
Instytutu Goethego nie interesują się Polską<br />
(s. 44). Naśmiewa się z różnych niemieckich<br />
osobliwości, które w zetknięciu z realiami<br />
innych krajów zdają się być wynikiem pewnego<br />
ideologicznego myślenia. Wymienia<br />
tu np. segregację odpadów, szeroko rozpowszechnioną<br />
wiarę w zdrową żywność, ekologię,<br />
które są co prawda znane i w Polsce, ale<br />
jej rzecznicy nie są tak zacietrzewieni (s. 99<br />
nn.). Te i wiele innych pozytywnych opinii<br />
nie przysłoni jednak przeważającej krytyki<br />
pod adresem Polski i Polaków.<br />
Recenzje<br />
Dużo pisze Möller o sobie i te jego megalomańskie<br />
opisy są chyba najbardziej nużące,<br />
choć zapewne wynikają z wszechobecnej<br />
w książce chęci autopromocji. Czytelnik<br />
dowiaduje się, że autor pracował jako nauczyciel<br />
języka niemieckiego w warszawskim<br />
liceum i jako lektor w Instytucie Lingwistyki<br />
Stosowanej Uniwersytetu Warszawskiego.<br />
Na swoim dawnym uniwersyteckim pracodawcy<br />
nie pozostawił zresztą suchej nitki,<br />
pomawiając profesorów o niepoważne traktowanie<br />
studentów czy upubliczniając wewnętrzne<br />
konflikty na wydziale, na którym<br />
był zatrudniony (s. 205 – tego fragmentu w<br />
wersji polskiej brak). Profesorowie ponoć<br />
nie powiadamiają studentów o odwołanych<br />
egzaminach magisterskich, nie mają zwyczaju<br />
pisać maili. Moderował niemiecki „gastarbeiter”<br />
jubileusze firm niemiecko-polskich;<br />
pięciokrotnie występował na zaproszenie<br />
stuttgarckiego Institut für Auslandsbeziehungen w<br />
ośrodkach mniejszości niemieckiej w Polsce;<br />
dorabiał w kampanii reklamowej dealera jednej<br />
z firm samochodowych; wykładał nawet<br />
(tylko czy z tym samym skutkiem co w Polsce?)<br />
na kursach letnich języka niemieckiego<br />
we Lwowie (na zlecenie uniwersytetu w Salzburgu);<br />
pracował na kursach w Instytucie<br />
Austriackim, gdzie „kompetencje językowe<br />
nie odgrywały roli” (s. 338); chciał wystąpić<br />
w epizodzie filmu „Pianista” R. Polańskiego<br />
(s. 296) – za jedyne 70 złotych za dzień zdjęciowy.<br />
Miał też – ale nie wiadomo, z jakim<br />
skutkiem – komentować dla jednej z rozgłośni<br />
radiowych wybory w Polsce. Jednym<br />
słowem – człowiek-orkiestra.<br />
O tym, że język polski nadal sprawia Möllerowi<br />
trudności, świadczą lapsusy językowe,<br />
które popełnia w książce – niemieckie Nicht<br />
hinauslehnen zapamiętał jako „nie wychylać”,<br />
zapomniał, iż jest to czasownik zwrotny (s.<br />
38); „za dziesięć jedenasta” tłumaczy Möller<br />
dosłownie nach zehn elf (mogłoby być jeszcze<br />
hinter zehn elf). Naiwnie brzmią niektóre wypowiedzi<br />
autora o języku i aż trudno uwierzyć,<br />
iż pracował na wydziale lingwistycznym.<br />
Brak przygotowania filologicznego<br />
143
Recenzje<br />
poniekąd tłumaczy jego zdziwienie. Möllera<br />
zastanawia w języku polskim np. brak żeńskich<br />
odpowiedników niektórych funkcji,<br />
jak kanclerz czy komisarz, ale i istnienie rzeczowników<br />
obcych – nieodmiennych typu<br />
blond, Borneo, hobby i in., zna tylko trzy<br />
czasy (s. 293). Zdarzają się mu także błędy w<br />
języku niemieckim – używa słowa Worte tam,<br />
gdzie powinno być Wörter (s. 292).<br />
Szczególnie irytująca jest lektura tych<br />
fragmentów książki dla czytelnika niemieckiego,<br />
których brak w wersji dla Polaków.<br />
Czy pominięcie ich w tej ostatniej wersji jest<br />
przypadkowe? Dotyczy to np. rozdziału pt.<br />
„Demokracja”, w którym autor zawarł kilka<br />
mocno dyskusyjnych i niekiedy krzywdzących<br />
opinii. Np. twierdzi, iż „polski<br />
system oświaty wychowuje człowieka w taki<br />
sposób, by nosił przed obcymi maskę”, albo<br />
że „w życiu publicznym Polacy są często<br />
powściągliwi” (zurückhaltend). Polacy mają<br />
rzekomo „problemy z wzajemnym komunikowaniem<br />
się”. I poucza, iż „demokracja<br />
wymaga bezwzględnej jawności, Polacy zaś<br />
cenią dyskrecję” (s. 63). Niejednokrotnie<br />
(immer wieder) „marszałkowie Sejmu usiłują<br />
przeforsować kagańcowe rozporządzenia<br />
przeciwko poszczególnym gazetom, stacjom<br />
radiowym i telewizyjnym” (s. 63) – tutaj<br />
Möller miał na myśli zapewne jednego z<br />
byłych marszałków, L. Dorna, ale uogólnienie<br />
brzmi bardziej przekonująco. Wniosek<br />
z tych obserwacji polskiej demokracji wysnuwa<br />
autor zbyt uogólniony – ponieważ<br />
szkoła i społeczeństwo nie dały politykom<br />
okazji do rozwinięcia swych zdolności demokratycznych,<br />
należy „zmienić nieco polską<br />
demokrację albo poprawić polski system<br />
edukacji”. Jakie zmiany proponuje autor?<br />
Prowadzenie konkursów retorycznych, dobry<br />
przykład dawać mają nauczyciele, którzy<br />
mają pokazywać, w jaki sposób można<br />
z umiarem krytykować innych i cierpliwie<br />
znosić krytykę, a także częściej chwalić niż<br />
ganić uczniów, by cieszyli się ze swych sukcesów<br />
(s. 64). Złośliwi Niemcy z byłej NRD<br />
powiedzieliby w tym miejscu o Möllerze:<br />
144<br />
typowy Besserwessi (parafraza besserwissera z<br />
zachodnich landów).<br />
W książce „Polska da się lubić” znaleźć<br />
można większość obserwacji opisanych<br />
także w „Viva Polonia”. Jest tam także rozdział<br />
zatytułowany „Kobieta w autobusie”,<br />
w którym autor opisuje „jedno, jedyne negatywne<br />
doświadczenie z moim twardym,<br />
niemieckim akcentem” (s. 42, interpunkcja<br />
z polskiego oryginału!). Otóż pewna matka z<br />
dzieckiem w wózku wzięła go za ślązaka, on<br />
zaś przekonywał ową tytułową bohaterkę, iż<br />
jest Niemcem. W wersji polskiej przypowieść<br />
ta kończy się słowami: „Od tamtego dnia zamiast<br />
z samotnymi matkami solidaryzuję się<br />
ślązakami” (s. 43 „Polska da się lubić”). W<br />
„Viva Polonia” zakończenie jest wręcz zaskakujące:<br />
Diese Menschen werden schlimm schikaniert<br />
in Warschau, es ist eine Schande (s. 97, w tłumaczeniu<br />
na język polski: „Ci ludzie są bardzo<br />
szykanowani w Warszawie, to jest hańba.”).<br />
Pytałem znajomych ślązaków, czy czują się<br />
szykanowani przez warszawiaków – żaden<br />
tego nie potwierdził. Czemu więc Möller<br />
mówi o „hańbie”? W wersji polskiej brak jest<br />
rozdziału pt. „Doktor Jekyll i Mister Hyde”<br />
(s. 137 nn.) – może dlatego, że nikt w Polsce<br />
nie uwierzyłby w opisane tam sytuacje. Rozdział<br />
zaczyna się dość obiecująco – Polacy to<br />
Włosi północy. Ale po kilku wierszach kreśli<br />
niewiarygodny obraz: jadąc tramwajem<br />
rano obserwował „zawsze kompletną ciszę.<br />
Wszyscy gapili się w okno lub na podłogę,<br />
kurczowo trzymając portmonetki lub telefony<br />
komórkowe. Nikt nie rozmawiał. Nawet<br />
dorastający uczniowie siedzieli spokojnie i<br />
w milczeniu przewracali kartki zeszytów.”<br />
(s. 137). Żadnemu Polakowi chyba nie udało<br />
się nigdy zaobserwować takiej sytuacji<br />
– autor zaś wmawia swoim niemieckim czytelnikom,<br />
iż nie słychać u nas ani głośnych<br />
rozmów, ani kłótni rodzinnych. Oczywiście<br />
to rozróżnienie sfery publicznej i prywatnej<br />
„wpływa na polską demokrację”. Troska<br />
o demokrację pojawia się w pracy Möllera<br />
częściej – np. na stronie 225, gdzie pisze o<br />
unikaniu otwartej krytyki w rozwiązywaniu
sporów. I znów winne jest wychowanie nastawione<br />
na uprzejmość.<br />
Kompletną bzdurą jest twierdzenie, iż ludzie<br />
na widok przebijającego się na sygnale<br />
przez uliczny korek wozu strażackiego, pokpiwają:<br />
„Oszuści! Włączyli koguta, żeby się<br />
nie spóźnić na brydża z kolegami” (s. 228).<br />
Podobnie nieprawdopodobna jest podejrzliwość<br />
sprzedawców w supermarketach, którzy<br />
rzekomo pilnują każdego klienta. „Lepiej<br />
stać dziesięć minut w kolejce i otrzymać w<br />
zamian uczciwie paragon, aniżeli opuszczać<br />
sklep z etykietką ‘wyrafinowanego złodzieja’<br />
na czole.” Tutaj pan Möller padł zapewne<br />
ofiarą swej popularności…<br />
To, że brak jest w wydaniu polskim rozdziału<br />
zatytułowanego „Kościół katolicki”,<br />
nie dziwi. Tutaj obserwacje niemieckiego autora<br />
pokrywają się z odczuciami czytelnika<br />
polskiego. Dziwi zaś epatowanie czytelnika<br />
tylko w wersji niemieckiej konfliktami polsko-ukraińskimi<br />
i porównywanie ich do…<br />
sytuacji w dawnej Jugosławii (s. 170). Nie<br />
wiem, jakie kontakty ma Möller z Polakami<br />
– abstrahując od środowisk wspomnianych<br />
wyżej, ale na pewno nie wszyscy, jak twierdzi<br />
znów uogólniając, kpią sobie z Czechów (s.<br />
208). Pisze o trwającej 400 lat „nienawiści”<br />
(sic!) między Warszawą i Krakowem – o tym<br />
także nie wspomina w wersji polskiej swej<br />
książki. Przy okazji kolejna uszczypliwość<br />
– Warszawę nazywa najbrzydszym miastem<br />
Europy (s. 340 i 343) – zapewne nie pamiętając,<br />
iż lewobrzeżna część stolicy została<br />
zniszczona w czasie II wojny światowej przez<br />
jego rodaków! Brak ulubieńcowi niektórych<br />
polskich mediów po prostu wyczucia historii.<br />
Osładza im jednak tę gorycz pochlebnym,<br />
acz nieprawdziwym twierdzeniem, iż<br />
Uniwersytet Jagielloński jest trzecim w kolejności<br />
swego założenia (s. 339).<br />
Möller przedstawia też w niekorzystnym<br />
świetle młodych inteligentów – w rozdziale<br />
zatytułowanym Verschwörungstheorien (teorie<br />
spiskowe – w wersji polskiej go nie ma) na s.<br />
327 i następnych przytacza wręcz nieprawdopodobną<br />
historię pewnych zajęć ze stu-<br />
Recenzje<br />
dentami, na których mowa była o… końcu<br />
świata. Abstrahując od samego wyboru tematu<br />
tych zajęć, Möller twierdzi, iż po wysłuchaniu<br />
referatu połowa studentek opuściła<br />
salę z płaczem i udała się do … banków, by<br />
zlikwidować konta (s. 327). Im bliżej końca<br />
książki, tym takich nieprawdopodobnych<br />
lub wydumanych zdarzeń więcej. Na stronie<br />
333 czytelnik dowiaduje się, że „tymczasowy<br />
termin ukończenia budowy” warszawskiego<br />
metra to rok 2050. Ironię może tutaj zrozumieć<br />
tylko Polak. Zresztą na kolejnej stronie<br />
autor przyznaje się do pomyłek.<br />
Kończąc czytelnik mógłby zapytać, jaki<br />
sens ma wyciąganie tak nieprawdziwych,<br />
uogólniających opinii, które wywołać mogą<br />
rozczarowanie autorem i niepochlebne komentarze<br />
o nim? Przecież zrobił tyle dobrego,<br />
spopularyzował Polskę, a jednocześnie<br />
odbrązowił niektóre jej ikony. W jednym z<br />
końcowych rozdziałów używa zwrotu „My<br />
Polacy…” (Wir Polen, s. 357). Dostrzega też walory<br />
Warszawy jako miasta, w którym można<br />
łatwo dokonywać zakupów, chwali komunikację,<br />
brak turystów (znów przesada), różnorodność<br />
społeczeństwa, liczne parki i tereny<br />
zielone. Nawet jeśli w dodatku do książki,<br />
w którym chwali walory turystyczne Polski,<br />
zachęca potencjalnych turystów do podróży<br />
wybranymi przez siebie szlakami, Viva Polonia<br />
pozostanie książką dwuznaczną i – niestety<br />
– mimo pozorów prawdomówności autora<br />
– publikacją zbyt subiektywną dla niemieckojęzycznego<br />
odbiorcy, której lektura wymaga<br />
ciągłych weryfikacji treści z rzeczywistością.<br />
A tego przypadkowy czytelnik niemieckiego<br />
(i w międzyczasie także austriackiego) wydania<br />
nie jest w stanie dokonać. Gdyby książka<br />
ta była literacką opowieścią „na kanwie”<br />
tematyki polskiej, nie wzbudziłaby tych niepochlebnych<br />
uwag recenzenta. Szkoda więc,<br />
że autor nie odróżnia faktów od fikcji, myli<br />
rzeczywistość z własnymi wyobrażeniami o<br />
niej. Jej wydobycie spod płaszczyka subiektywizmu,<br />
polonofilstwa i dobrych chęci, którymi<br />
zapewne kierował się autor, pozwoli właściwie<br />
ocenić to dzieło.<br />
145
Recenzje<br />
Bodo Heimann<br />
Was ist sprichwörtlich polnisch?<br />
Jan Papiór: Aus fremden Rücken ist gut<br />
Riemen schneiden. Das deutsche parömiologische<br />
Bild Polens (Ein Versuch), Wydawnictwo<br />
Rys, Poznań 2010, 209 S.<br />
Eine Parömie ist ein Sprichwort. Der Verfasser<br />
macht den Versuch, das deutsche sprichwörtliche<br />
Bild Polens zu beschreiben.<br />
Aber was ist sprichwörtlich? Der Verfasser<br />
verzichtet auf eine Definition: „Die oft auseinandergehenden<br />
Begriffsbestimmungen<br />
sollen hier nicht diskutiert werden, es soll<br />
auch kein Ausgleich der Definitionen konstruiert<br />
werden.“ (S. 19) Stattdessen „soll die<br />
allgemeinverständliche Begriffsbestimmung<br />
des Sprichwortes und die der sprichwörtlichen<br />
Redensart dadurch erweitert werden,<br />
dass einige Termini (...), die zwar (...) nicht als<br />
sprichwörtliche Redensart, geschweige als<br />
Sprichwort zu klassifizieren sind, die aber<br />
(...) doch den Charakter eines parömiologischen<br />
Textes annehmen.“ (S. 20)<br />
Eine in sich widersprüchliche und zugleich<br />
tautologische Erklärung. Einerseits<br />
Verzicht auf Begriffsbestimmung, aber Hinweis<br />
auf widersprüchliche Definitionen, zugleich<br />
Erweiterung des gar nicht definierten<br />
Begriffs durch zusätzliche Funde, die den<br />
Charakter eines - undefiniert gebliebenen -<br />
parömiologischen Textes annehmen.<br />
Der Willkür sind Tür und Tor geöffnet.<br />
„Das zusammengetragene (...) parömiologische<br />
Textmaterial kann und soll nicht<br />
den Eindruck hervorrufen, als ob all diese<br />
Sprichwörter, Redewendungen, Begriffe und<br />
Wörter im laufenden und aktiven Sprachgebrauch<br />
wären.“ (S. 42) Die meisten der hier<br />
verzeichneten Belege dürften den heutigen<br />
Deutschen tatsächlich unbekannt sein.<br />
146<br />
Aber da es sich in vielen Fällen gar nicht um<br />
Sprichwörter handelt, waren diese wohl auch<br />
früheren Deutschen nicht bekannt.<br />
Ein Beispiel: Im umfangreichen Verzeichnis<br />
„Parömiologische Textsammlung<br />
(Sprichwörter – Materialien)“ wird gleich im<br />
ersten Teil ‚Aggression‘ als Nr. 5 ein Satz aus<br />
Bismarcks Brief an seine Schwester Malvine<br />
vom 14. 3. 1861 aus Petersburg aufgelistet:<br />
„Haut doch die Polen, dass sie am Leben verzagen!“<br />
(S. 53), eine Äußerung, die außer der<br />
Empfängerin den Deutschen jener Zeit unbekannt<br />
gewesen sein dürfte, weder war das<br />
ein Sprichwort noch eine sprichwörtliche<br />
Redensart.<br />
Seltsam muten manche Erklärungen an,<br />
z. B. zu einem von Arno Schmidt (Danzig<br />
1924) dokumentierten Kolonistenlied aus<br />
der Friderizianischen Zeit: „trettet eure Reise<br />
an, / in das Polnische Canaan“ (S. 54).<br />
Papiór bemerkt dazu: „Das Adjektiv ‚polnisch‘<br />
(...) trägt oft einen verächtlichen Sinn<br />
und ergänzt durch die Konnotation ‚ungeschickt,<br />
dumm, unordentlich‘ den eigentlichen<br />
Sinn der Wendung“. (S. 54) Weiß der<br />
Verfasser nicht, dass „Canaan“ für die Juden<br />
das gelobte Land war, wo Milch und Honig<br />
fließt? Wo findet sich hier ein verächtlicher<br />
Sinn? Hier – und nicht nur hier – wird die<br />
Konnotation missverstanden.<br />
Es wird eine immer wieder festzustellende<br />
Voreingenommenheit des Verfassers<br />
deutlich: Er möchte ein negatives Polenbild<br />
der Deutschen nachweisen, das angeblich<br />
einem positiven Selbstbild der Deutschen<br />
gegenübersteht. Ihm geht es immer wieder<br />
um das negative ‚Heterostereotyp‘ Polen gegenüber<br />
dem positiven, sogar überheblichen<br />
‚Autostereotyp‘ der Deutschen.
Ein weiteres Beispiel: Als Nr. 317 führt<br />
er als Zitat aus Heines Gedicht ‚Zwei Ritter‘<br />
an: „Krapülinski und Waschlapinsky, / Polen<br />
aus der Polackei“. Korrekt heißt es: „Crapülinski<br />
und Waschlapski“. Heine spottet<br />
in diesem lustigen Gedicht von 1851 über<br />
polnische Emigranten, die nach der gescheiterten<br />
Revolution in Paris auftauchten und<br />
sich dort als Freiheitskämpfer feiern ließen.<br />
Auch dieses Beispiel entspricht nicht dem<br />
zugrunde gelegten antithetischen Konzept<br />
von ‚Heterostereotyp‘ und ‚Autostereotyp‘.<br />
Heine, der geniale große Spötter, hat bekanntlich<br />
nicht nur Polen, sondern ebenso<br />
Deutsche verspottet, auch sich selbst, so viel<br />
Freiheit nahm er sich.<br />
Auf Heine trifft übrigens auch nicht die<br />
Überschrift des Buches zu. „Aus fremden<br />
Rücken ist gut Riemen schneiden“? Heine<br />
schnitt seine Riemen nicht nur aus fremdem,<br />
sondern auch aus eigenem Rücken,<br />
wenn überhaupt man dieses etwas humorlose<br />
Sprichwort ins Spiel bringen möchte.<br />
Papiór wählte als Titel seiner Untersuchung<br />
dieses in Deutschland wenig bekannte<br />
Sprichwort, das er dem Sprichwörterbrevier<br />
von Karl Friedrich Wander (Ps. N. R. Dove)<br />
entlehnt hat. Wander konstatierte in seiner<br />
1872 veröffentlichten Sammlung, dass sich<br />
Deutschlands Nachbarn immer wieder auf<br />
Kosten deutscher Rücken ihre Riemen geschnitten<br />
hätten. Papiór wendet nun den<br />
Vorwurf gegen Deutschland selbst, „weil<br />
doch Deutschland (...) zu den größten ‚Riemenschneidereien‘<br />
Europas – insbesondere<br />
aus den Rücken östlicher Ethnien – gehörte“<br />
(S. 9 f.).<br />
Zu den „östlichen Ethnien“ scheint<br />
er auch die Österreicher zu zählen: „Es ist<br />
symptomatisch, dass die Österreicher in<br />
den zwei Völkertafeln übergangen werden!<br />
Ist das ein Zeichen, dass im 18. Jahrhundert<br />
diese als Deutsche gesehen werden?“ (S. 40)<br />
Eine solche Frage scheint eher symptomatisch<br />
für das historische Verständnis des Verfassers<br />
zu sein. Selbstverständlich sind die<br />
Österreicher - nicht nur im 18. Jahrhundert<br />
Recenzje<br />
– als Deutsche zu sehen, Österreich gehörte<br />
zum ‚Heiligen Römischen Reich Deutscher<br />
Nation‘ und stellte mehrere Jahrhunderte<br />
lang den deutschen Kaiser.<br />
Immer wieder und schon von ihrem Ansatz<br />
her gewinnt die Untersuchung einen<br />
parteilichen, stellenweise polemischen Charakter.<br />
Von den 745 vom Verfasser aufgeführten<br />
Beispielen, von denen die meisten bereits in<br />
früheren Sammlungen enthalten waren und<br />
bei anderen ein sprichwörtlicher Charakter<br />
nicht feststellbar ist, dürften die allermeisten<br />
zumindest den heute lebenden Deutschen<br />
völlig unbekannt sein.<br />
Bekannt bis heute ist die sprichwörtlich<br />
gewordene Schönheit der Polin, wie sie in<br />
Millöckers Operette „Der Bettelstudent“<br />
1882 gepriesen wird: „Der Polin Reiz bleibt<br />
unerreicht“ (vgl. Nr. 328, S. 111).<br />
Der unter Nr. 423 verzeichnete Begriff<br />
„polnische Klöße“, der nichts Sprichwörtliches<br />
hat und wie so manches andere nicht<br />
in diese Sammlung gehört, bekommt „eine<br />
problematische Erklärung“: „viereckige,<br />
weiche Pfeffernüsse“ (S. 126). Es handelt sich<br />
aber um die besonders in Schlesien sehr beliebten<br />
auf der Basis roher geriebener Kartoffeln<br />
gekochten runden Kartoffelklöße.<br />
Seit der Überwindung des Ost-West-Konflikts<br />
kam ein wohl aus der Erfahrung einiger<br />
Auto-Diebstähle gespeister neuer Reim zu einer<br />
gewissen Popularität: „Kaum gestohlen,<br />
schon in Polen“ (Nr. 28, S. 59).<br />
Und nach wie vor großer Bekanntheit erfreut<br />
sich die Devise „Noch ist Polen nicht<br />
verloren“ (Nr. 88, S.69).<br />
Fast sprichwörtlich geworden sind die<br />
polnische Freiheitsliebe (Solidarność) und<br />
die polnische Frömmigkeit (der polnische<br />
Papst); eher etwas skeptisch gesehen wird der<br />
polnische Nationalismus, auch als Chauvinismus<br />
beargwöhnt, wie er sich in manchen<br />
Medien und Politikerverlautbarungen äußerte.<br />
Die berühmte ‚polnische Wirtschaft‘ (Nr.<br />
563, S. 147) ist und war übrigens für Kinder<br />
147
Recenzje<br />
nicht nur negativ konnotiert, denn sie wurde<br />
gern von den Erwachsenen in deutschen<br />
Kinderzimmern konstatiert, aber die Kinder<br />
liebten die angebliche ‚polnische Wirtschaft‘<br />
in ihren Zimmern meist mehr als die ‚deutsche<br />
Ordnung‘, die sie mühsam herstellen<br />
sollten, wenn es ans Aufräumen ging.<br />
Sowohl wissenschaftlich-methodisch<br />
als auch europa-politisch kann man Einwände<br />
haben. Es fragt sich, welche Bedeutung<br />
heute einem Buch zukommen<br />
könnte, das ein Material ausbreitet, das<br />
zum großen Teil schon in älteren speziellen<br />
Büchern mitgeteilt ist, zum anderen<br />
Teil, weil nicht parömiologisch, gar nicht<br />
hineingehört, überdies vom wertenden<br />
Sonja Hilzinger: Elisabeth Langgässer. Eine<br />
Biografie. Berlin, Verlag für Berlin-Brandenburg<br />
2009. 498 Seiten mit 20s/w-Abbildungen.<br />
Wer kennt diese Kurzgeschichte mit dem Titel<br />
„Saisonbeginn“ nicht? Am Ortseingang<br />
des Kurortes in den Bergen stehen sie beide<br />
nebeneinander: der gekreuzigte Jude Jesus<br />
und das Schild, dessen Aufschrift erst im<br />
letzten Satz enthüllt wird: „In diesem Kurort<br />
sind Juden unerwünscht“. Kreuzigung und<br />
Judenverfolgung in der Nazizeit werden in<br />
Parallelität gesetzt. Dieser Ort ist ein modernes<br />
Golgatha, eine Hinrichtungsstätte. Was<br />
ist aus der christlichen Botschaft in der Zeit<br />
148<br />
Ansatz her zeitlich überholt ist. Wenn es<br />
im heutigen Deutschland Pauschal-Urteile<br />
über Polen gibt, dann sind sie eher positiv<br />
konnotiert und lassen deutliche Sympathien<br />
erkennen, auch bei denen, die ihre<br />
ehemalige Heimat gern besuchen und mit<br />
den heute dort Lebenden freundschaftliche<br />
Beziehungen unterhalten. Und die<br />
jüngere Generation ist ohnehin unvoreingenommen<br />
und soll es bleiben. Wem also<br />
nützt das Buch? Es läuft in der Tendenz<br />
eher den Bemühungen beider Völker um<br />
Versöhnung, Verstehen und der Förderung<br />
freundschaftlicher Beziehungen zuwider,<br />
weil es vergessene und überholte Vorurteile<br />
erneut ins Bewusstsein bringt.<br />
Klaus Hammer<br />
Ein Werk, modellhaft<br />
für das Schicksal einer ganzen<br />
Generation in Deutschland<br />
der Judenverfolgung geworden? Das Judenunerwünscht-Schild<br />
ist wie eine Verhöhnung<br />
des leidenden Jesus. Dieser wird zwar<br />
verehrt, aber seine Liebesbotschaft ignoriert.<br />
Er leidet Schmerzen am Kreuz und wird zusätzlich<br />
verhöhnt durch das Schild, auf das<br />
er ständig sehen muss. In der Reaktion der<br />
Dorfbewohner auf das Schild kommt die<br />
Reaktion vieler Deutscher auf die Judenverfolgung<br />
zum Ausdruck.<br />
Nach 1945 galt die Autorin dieser Kurzgeschichte<br />
– sie erschien in der Prosa-Sammlung<br />
„Torso“ (1947) -, Elisabeth Langgässer,<br />
als eine typische Vertreterin der deutschen<br />
Nachkriegsliteratur. Als NS-Verfolgte (Halb-<br />
Jüdin) schrieb sie in einem Pessimismus
oder Realismus, der die Shoa immer im Hintergrund,<br />
oft auch als Thema hatte. Dabei<br />
sparte sie nicht an Kritik an den Autoren<br />
der inneren Emigration und an ihrer eigenen<br />
Haltung in der NS-Zeit, die sie als „Tändeln<br />
mit Blumen und Blümchen über dem<br />
scheußlichen, weit geöffneten, aber eben mit<br />
diesen Blümchen überdeckten Abgrund der<br />
Massengräber“ bezeichnete. Aber schon zu<br />
ihren Lebzeiten wurde sie vielfach verkannt<br />
und war wiederholten Angriffen ausgesetzt.<br />
Ihr religiöses Welterleben, das das Wesen des<br />
Menschen von Sünde und Gnade, Verführung<br />
und Erlösung bestimmt sieht, schränkt<br />
doch den Rezipientenkreis weitgehend ein.<br />
Der Leser hat im Symbolwert der Welt der<br />
Natur und der Dinge die Handlung der<br />
großen Zusammenhänge wahrzunehmen,<br />
eine Doppelschichtigkeit, die den Texten der<br />
Langgässer eine heilsgeschichtliche Dimension<br />
gibt, die gemäß der geschichtsphilosophischen<br />
Vorstellungswelt der Dichterin<br />
auch ihre fragwürdige Seite hat. Nicht als<br />
freies selbstverantwortliches Individuum ist<br />
der Mensch in die Welt gestellt, sondern als<br />
prädestinierte Marionette auf dem Welttheater<br />
zwischen Gott und Satan. Es war gerade<br />
ihr theologisch-geschichtsphilosophische<br />
Weltbild, das sie in ein für ihre Zeit bezeichnendes<br />
Dilemma geführt hat.<br />
Die Literaturwissenschaftlerin Sonja Hilzinger,<br />
die bereits Biographien von Anna<br />
Seghers, Inge Müller und Christa Wolf verfaßt<br />
hat, schreibt nicht die erste Lebensgeschichte<br />
über Elisabeth Langgässer, aber es<br />
ist die bisher materialreichste, gründlichste<br />
und ergiebigste. Langgässer hat selbst in<br />
einem ihrer Briefe gesagt, sie sei eine der Stillen<br />
im Lande, aber so wie ihre dichterische<br />
Welt eine ausgesprochen kämpferische und<br />
dramatische ist, die so gut wie keine Idyllen<br />
kennt, so ist auch ihr Lebensschicksal<br />
hochdramatisch: ihr Aufwachsen in der<br />
rheinhessischen Landschaft, die spannungsreiche<br />
Parallelität ihrer Entwicklung mit<br />
der von Anna Seghers, ihre exemplarische<br />
deutschjüdische Familiengeschichte in der<br />
Recenzje<br />
NS-Zeit, ihre Konflikte, Widersprüche, ihre<br />
Umstrittenheit – und das vermag die Biographin<br />
Sonja Hilzinger auch überzeugend<br />
dem Leser zu übermitteln. Vieles im Leben<br />
und Schaffen der Schriftstellerin war auch<br />
ihrer Biografin unverständlich, fremd, erschreckte<br />
sie geradezu. Aber sie wollte sich<br />
– so schreibt sie im Vorwort - als Biografin<br />
„auf ihre Seite stellen und alles tun, sie zu<br />
verstehen und verständlich zu machen“. So<br />
führte Hilzinger parallel zur Biografie ein<br />
Arbeitstagebuch, um “Gefühle wie Wut und<br />
Entsetzen, das Nachspüren eigener Verdrängungen<br />
und Momente unerwarteter Nähe“<br />
festzuhalten und darüber zu reflektieren.<br />
Schade eigentlich, dass diese persönlichen<br />
Reflexionen nicht stärker in die Biographie<br />
eingebracht wurden, aber es ging ihr ja um<br />
eine an den Fakten und Dokumenten – weniger<br />
an Mutmaßungen und fiktiven Überlegungen<br />
– orientierten Darstellung. Indem<br />
sie die Biografie Langgässers in die Familien-<br />
, Zeit- und Literaturgeschichte einbettete<br />
und ihre „Innenwelten“ zu erhellen suchte,<br />
wollte sie das Exemplarische dieses Lebens<br />
verdeutlichen: Hilzinger folgt den Lebensstationen<br />
Langgässers und damit „dessen<br />
Bewegungsgesetz, am Ende zu den Anfängen<br />
zurückzukehren, ein Lebenszyklus im<br />
wahrsten Sinne des Wortes“ – und das Zyklische<br />
war ja auch Langgässers literarisches<br />
Kompositionsprinzip. Dabei diente ihr die<br />
kommentierte Briefausgabe, die Elisabeth<br />
Hoffmann, die Enkelin Langgässers, zusammengestellt<br />
hat, als unentbehrliche Grundlage<br />
für ihre „biographische Erzählung“,<br />
wie sie dennoch ihre Biografie bezeichnet.<br />
Die Zitatation beispielhafter Textpassagen<br />
– nicht nur aus den Briefen – bietet dem Leser<br />
einen unmittelbaren Zugang zu einem<br />
Werk, das aus unserem Bewusstsein zu fallen<br />
droht, doch paradigmatisch deutsche Geschichte<br />
und deutsche Schicksale vorführt.<br />
Elisabeth Langgässer, Tochter eines konvertierten<br />
Juden, unterrichtete nach dem<br />
Studium an verschiedenen Schulen. 1928<br />
brachte sie ein uneheliches Kind – Cordelia<br />
149
Recenzje<br />
– zur Welt und gab den jüdischen Vater des<br />
Kindes an, ohne zu ahnen, dass Cordelia<br />
später nach den NS-Rassengesetzen als Volljüdin<br />
gelten und in immer bedrohlichere<br />
Situationen geraten wird. Im Kreis um die<br />
Zeitschrift „Die Kolonne“ betätigte sie<br />
sich als freie Schriftstellerin und Hörspielautorin.<br />
1931 wurde sie für ihre Erzählung<br />
„Proserpina. Welt eines Kindes“ mit dem<br />
Literaturpreis des Deutschen Staatsbürgerinnen-Verbandes<br />
ausgezeichnet. Es folgten<br />
ihre „Tierkreisgedichte“ (1935), ein Zyklus<br />
von christlich inspirierten Naturgedichten,<br />
die Welt und Kosmos als göttlich durchflutete,<br />
erlösungssuchende Sphäre darstellen,<br />
und der erste Roman „Der Gang durch das<br />
Ried“ (1936), der die Suche eines Schuldbelasteten<br />
nach Erlösung von der Sünde und<br />
die Rückkehr ins Leben beschreibt.<br />
1936 – kurz nach der Heirat mit dem Philosophen<br />
Wilhelm Hoffmann – wurde das<br />
für so genannte Halbjuden herrschende Publikationsverbot<br />
über sie verhängt. Schwer<br />
krank wurde sie 1944 als Zwangsarbeiterin<br />
verpflichtet. Im gleichen Jahr war ihre Tochter<br />
Cordelia nach Theresienstadt deportiert<br />
worden. Seit 1948 mit der Familie wieder im<br />
heimatlichen Hessen ansässig, avancierte<br />
sie in ihren letzten Lebensjahren zu einer<br />
gefragten und aufgrund ihrer theologischen<br />
Position umstrittenen Autorin. Anna Seghers,<br />
die emigrierte Jüdin und Kommunistin,<br />
und Elisabeth Langgässer, die im Dritten<br />
Reich als „Halbjüdin“ bedrohte Katholikin,<br />
galten damals als Repräsentantinnen der äußeren<br />
und inneren Emigration.<br />
Postum wurde ihr 1950 der Georg-Büchner-Preis<br />
verliehen.<br />
Ihr bedeutendster Roman ist zweifellos<br />
„Das unauslöschliche Siegel“ (1947) – und<br />
ihm widmet Hilzinger auch ihre besondere<br />
Aufmerksamkeit. Durch die symbolisierende<br />
Erzähltechnik besitzt der Roman eine labyrinthische<br />
Struktur. Diese Struktur spiegelt<br />
das Labyrinthische der Zeit, bedarf aber<br />
andererseits der durchlaufenden Kommentierung<br />
der Dichterin, die allerdings einge-<br />
150<br />
stehen muss, dass sie bei dem Versuch, ihre<br />
Zeit darzustellen, gescheitert sei. Die drei<br />
Bücher des Romans werden von zwei erläuternden<br />
Partien, „Proszenium“ und „Epilog“,<br />
gerahmt. Im „Proszenium“, also vor<br />
Einsetzen der Handlung, erfolgt der Eintritt<br />
in den Raum des Romans. Das Haus Mundus<br />
wird ausdrücklich als „wahrhaftes Labyrinth“<br />
bezeichnet. Hermes, der Totenführer,<br />
ist sein Besitzer, Chronos, die Zeit, die<br />
ihre eigenen Kinder frisst, sein Auktionar.<br />
Schauplatz des Romans ist also die dem Tod<br />
gehörende und der Zeit verfallene Welt. In<br />
ihr vollzieht sich das Schicksal von Herrn<br />
Belfontaine, eines Juden aus gutbürgerlichen<br />
Kreisen. Seine Erfahrungen werden<br />
mit denen seiner Verwandten und Freunde<br />
verwirrend kunstvoll verknüpft. Der dauernde<br />
Wechsel der einzelnen Schauplätze<br />
– in Deutschland und Frankreich – sowie<br />
der dauernde Wechsel der Zeitebenen – des<br />
Ersten Weltkrieges und der 1920er Jahre<br />
– ermöglicht die symbolische Auslegung<br />
sowie die Übertragung der Ereignisse in die<br />
unmittelbare Gegenwart.<br />
Hilzinger bezeichnet ihn als „christlichen<br />
Roman“. Langgässer habe ihr Buch<br />
als „Exemplifizierung der christlichen Gnadenlehremit<br />
den Mitteln der Literatur“ verstanden.<br />
In der Tat, das ist kein Zeitroman.<br />
Im Schicksal Belfontaines wird vielmehr das<br />
Leiden des Menschen an seiner Zeitlichkeit<br />
schlechthin beschrieben. Belfontaine – das<br />
jüdische Schicksal erscheint als Menschenschicksal<br />
– ist Hiob, ist Ahasver, der Geschlagene<br />
und der Unbehauste, aber er ist<br />
auch der trotz aller Wirrsale in Gottes Liebe<br />
Geborgene, der in diese Liebe Zurückkehrende.<br />
Langgässer will Trost spenden: durch Religion.<br />
Erst der „Epilog“ vollzieht die Übertragung<br />
auf die unmittelbare Gegenwart. Im<br />
Kriegsjahr 1943 sind in einem dörflichen<br />
Pfarrhaus vier Männer mit der Reparatur der<br />
Verdunkelung beschäftigt. Während eines<br />
Luftangriffs gesellen sich drei Feuerwehrleute<br />
hinzu. Ihr Alltagsgespräch öffnet sich<br />
ins Mythische, aber gerade dadurch wird die
vorangegangene Romanhandlung in den gegenwärtigen<br />
Alltag zurückgeführt.<br />
„Der Laubmann und die Rose. Ein Jahreskreis“<br />
(1947) enthält dann Mysteriengedichte,<br />
die in verschiedenen religiös-symbolträchtigen,<br />
zyklisch geordneten Naturbildern<br />
das Geheimnis der Schöpfung<br />
und der Erlösung behandeln. Sie zeigen<br />
– schreibt Hilzinger – „die unerlöste Natur<br />
in ihrer Verwandlung, im Durchgang<br />
zu einer von heidnischen Resten befreiten<br />
und erlösten Über-Natur, dem Reich des<br />
Logos, in dem es weder Geburt noch Tod<br />
und deshalb auch keine Zeitlichkeit mehr<br />
gibt“. Unter dem Eindruck des Weltkriegs<br />
schildert der postum erschienene Roman<br />
„Märkische Argonautenfahrt“ (1950) die<br />
Erlebnisse einer schicksalhaft verbundenen,<br />
heilsuchenden Gruppe von Menschen<br />
während einer Pilgerfahrt. Hier wird das<br />
menschliche Leben mit einer Schiffsfahrt<br />
verglichen, als die Fahrt der „Argo“, die<br />
die suchenden Argonauten zum ersehnten<br />
Ziel des Goldenen Vließes bringen soll.<br />
Aber alle scheinbaren Lösungsmöglichkeiten<br />
erweisen sich als dämonische und<br />
magische Täuschungen, die aus der gefallenen<br />
Welt aufsteigen. Erst als die irdische<br />
Argo scheitert und die Fahrt aus Raum und<br />
Zeit hinausführt, gelangen die Pilger zum<br />
wahren Goldenen Vließ, dem sie als gänzlich<br />
Verwandelte gegenübertreten. Das Goldene<br />
Vließ erweist sich nun als etwas Überirdisches,<br />
das von jeder dinglichen Magie<br />
befreit ist: die Gnade, das „Haus zu dem<br />
Goldenen Vließ“, das die „heile Ordnung“<br />
enthält. Ist das Schreiben als Gottesdienst,<br />
als Erinnerungsarbeit, als Spuren-Verwischen,<br />
als Maskierung, fragt Hilzinger?<br />
In der Erklärung Langgässers ihrer Tochter<br />
Cordelia gegenüber, dieser Roman sei<br />
„ein Versuch, die verschiedenen deutschen<br />
Häresien, die typisch deutschen Sünden in<br />
verschiedenen Schicksalen darzustellen“,<br />
sieht die Biografin das ins Unkenntliche<br />
verallgemeinerte Bekenntnis der Schuld,<br />
ihre eigene Tochter nicht bewahrt haben<br />
Recenzje<br />
zu können vor Verfolgung, Deportation<br />
und Konzentrationslager.<br />
Immer wieder in der Lebensgeschichte<br />
Langgässers ist ihre Beziehung zur Tochter<br />
Cordelia erörtert worden – und auch Hilzinger<br />
wendet sich diesem beklemmenden<br />
Kapitel besonders zu. Weil sonst ein Judenstern<br />
an der Haustür kleben würde, musste<br />
Cordelia damals aus dem Haus. In ihren<br />
damaligen Briefen beschönigte die Dichterin<br />
die Situation. Langgässer erfuhr 1946,<br />
dass ihre Tochter überlebt hatte, aber erst 3<br />
Jahre später sahen sie sich wieder. Beide Biographien<br />
– die der Mutter wie der Tochter<br />
– korrigieren sich gegenseitig. Die Perspektive<br />
Cordelias rückblickend wirft doch ein<br />
anderes Licht auf Langgässer. Die Berichte<br />
der Tochter nutzte dann Langgässer für ihre<br />
literarische Arbeit. Versuchte sie als Schreibende<br />
eine emphatische Annäherung an<br />
deren Leid? Wollte sie als Schuldige Buße<br />
tun und Vergebung erlangen? Aber warum<br />
verschwieg sie, dass es sich um die Notizen<br />
der eigenen Tochter handelt?<br />
Hier spricht Hilzinger deutliche Worte.<br />
Schon die uneheliche Schwangerschaft und<br />
die jüdische Herkunft waren für die junge<br />
Langgässer Makel, die man am Besten wohl<br />
verschwieg. In der weiblichen Familienlinie<br />
– bei der Mutter der Dichterin wie auch bei<br />
ihr selbst – wiederholte sich nicht nur die<br />
uneheliche Schwangerschaft, sondern auch<br />
das „Muster“ der Rettung der durch einen<br />
Makel „entwerteten“ Frau durch einen<br />
Mann, Wilhelm Hoffmann, der sie „trotzdem“<br />
liebt. Ihrem Selbstverständnis als Frau<br />
und Katholikin entsprechend ersehnte sich<br />
Langgässer einen „priesterlichen“ Mann,<br />
der sie, die „gefallene Natur“, erlöst. Dagegen<br />
begriff Cordelia, dass sie einer anderen<br />
Gemeinschaft, der ihrer jüdischen Mithäftlinge,<br />
zugehörte. Sie fand ihre Identität als<br />
Überlebende der Shoa, als Jüdin – nicht im<br />
religiösen Sinne, sondern in ihrer Zugehörigkeit<br />
zu einer Leidensgemeinschaft. Jahrzehnte<br />
nach dem Tod der Mutter schrieb<br />
Cordelia Edvardson ihre Geschichte auf, in<br />
151
Recenzje<br />
dem Roman „Gebranntes Kind sucht das<br />
Feuer“, in dem sie eine Gegenposition zu<br />
Langgässers im „Unauslöschlichen Siegel“<br />
vertretenen Auffassung von der „Chimäre<br />
der Vernunft“ und der „finsteren Aufklärung“<br />
bezieht.<br />
Langgässers Standpunkt zum Verhältnis<br />
Christentum und Judentum wird von<br />
Hilzinger kritisch untersucht, Illusionen<br />
und Täuschungen der Dichterin werden<br />
aufgedeckt, Verwerfungen, die sich da auftun,<br />
Befremdliches, was sich da ergibt, wer-<br />
Therese Chromik, Bodo Heimann (Hg.),<br />
Anrufung des Friedens, Husum 2010, 127 S.<br />
Krieg und Frieden begleiteten seit tausenden<br />
Jahren die Menschheit in einem dauernden<br />
„Wechselspiel“. In der neueren Zeit wurden<br />
„klassische Kriege“ durch viele andere,<br />
manchmal ziemlich unübersichtliche Formen,<br />
ersetzt, um nur auf Bürgerkriege oder<br />
ethnische Säuberungen zu verweisen. Die<br />
Übergänge sind fließender und die genaue<br />
Benennung schwieriger geworden, schreibt<br />
mit recht Therese Chromik im Vorwort:<br />
„Die gegenwärtigen unterschiedlichen Formen<br />
des machen die Benennung<br />
und damit auch ein Erkennen und Reagieren<br />
der Menschen, wie die Demokratie es<br />
voraussetzt, schwieriger – auch für die Dichter,<br />
von denen Hilde Domin fordert, dass sie<br />
diese gesellschaftliche Aufgabe übernehmen<br />
sollen, die Dinge beim Wort zu nennen, Beschönigungen<br />
zu entlarven“.<br />
Die Anthologie enthält ein Gedicht voller<br />
Expression von Domin – Napalm-Lazarett:<br />
152<br />
den offen benannt. Die Biografin macht<br />
deutlich: Hier haben wir es mit einem Werk<br />
zu tun, das gerade in seiner Gebrochenheit<br />
nahezu modellhaft für das Schicksal<br />
einer ganzen Generation in Deutschland<br />
erscheint. Zudem ist die Kenntnis des individuellen<br />
Schicksals Langgässers unabdingbare<br />
Voraussetzung für ein richtiges,<br />
angemessenes Verständnis ihres Werkes.<br />
Diese Biografie könnte wesentlich zur<br />
Wiederentdeckung Elisabeth Langgässers<br />
beitragen.<br />
Norbert Honsza<br />
Die Dinge beim Namen nennen<br />
Am Rande des Schlafs<br />
tauchen sie auf<br />
Köpfe<br />
sie schwimmen<br />
auf dem Traumwasser<br />
auf den Bettdecken<br />
ein Horizont von Sterbenden<br />
Köpfe mit großen Augen<br />
„Kriege werden von Menschen geführt“<br />
sie sehen mich an<br />
Augen<br />
Kein Himmel hat die Blässe klagender<br />
Augen<br />
Die Verfasserin des Vorwortes verweist<br />
mit recht auf einen wichtigen Moment in<br />
der Friedensdiskussion, indem sie an Kants<br />
Schrift Zum ewigen Frieden (1795) erinnert.<br />
Heute sind friedliche Koexistenz von Staaten<br />
und Friedensforschung Voraussetzung<br />
einer glaubhaften Demokratie geworden.<br />
Die Auswahl zeigt Texte unterschiedlicher<br />
Generationen: Neben Rose Ausländer,<br />
Hilde Domin und Erich Fried, finden
wir Texte von Sarah Kirsch, Ulla Hahn und<br />
Günter Kunert oder auch manchmal weniger<br />
bekannter Autoren wie Emma Ewert, Ingrid<br />
Quack, Julia Ziegler.<br />
Den Band eröffnet ein durchdringendes<br />
Gedicht von Rose Ausländer Im Krieg:<br />
Erblindete Stadt<br />
im Dickicht der Straßen<br />
spinnt das Grauen ein Netz<br />
Kinder<br />
ihre Angst in sternlosen Augen<br />
Krüppel wachsen wie Pilze<br />
im Blutmoos des Gettos<br />
Auf Fensterkreuzen hängen Gerippe<br />
Soldatenkappen bedecken Totenköpfe<br />
Der Alpdruck wandert als Bettler<br />
von Tür zu Tür<br />
Wir legen unsre Herzen<br />
in eine Schale<br />
Auch die Herausgeber sind hier mit<br />
überzeugenden Texten vertreten: Therese<br />
Chromik stellt einen Auszug aus dem noch<br />
unveröffentlichten Roman Subway. Notizen<br />
vor und Bodo Heimann eine kleine Perle<br />
über den jüdischen Friedhof in Breslau.<br />
HINTER MAUERN<br />
Hinter Mauern<br />
aufbewahrt für die Stille aller Zeiten<br />
in schöner, selten gewordener deutscher<br />
Sprache<br />
auf teils zerkratzten, zerborstenen, teils<br />
heilen<br />
Recenzje<br />
Steinen und Stelen von Klassik<br />
und Jugendstil<br />
Erinnerungen, Namen von Deutschen,<br />
die<br />
Deutschland liebten und groß machten<br />
in Kunst, Wissenschaft, Wirtschaft<br />
Der Breslauer<br />
Hermann Ludwig Breslauer<br />
geboren 23. Dezember 1818, gestorben 6.<br />
März 1912<br />
hat die schlimmsten Jahre<br />
nicht mehr erlebt.<br />
„Sein Trachten war bis an das letzte<br />
Ende,<br />
Daß er das Werk fortsetzte und vollendete,<br />
Was seines Weibes nimmermüde Hände<br />
Den Seinen ausgewirkt als Lebensspende.<br />
Der reiche Eltern-Schatz an Lieb und Güte<br />
Stets uns’ren Pfad erhelle und behüte”.<br />
Kurze Zeit später zogen sie in den Krieg<br />
und kämpften und fielen<br />
für Deutschland,<br />
die deutschen Juden, oft ausgezeichnet<br />
mit dem Eisernen Kreuz. Der spätere<br />
Dank<br />
des Vaterlandes macht uns traurig,<br />
wütend und<br />
stumm in dieser deutschsprechenden<br />
Stille<br />
hinter den Mauern, unter Steinen<br />
und Efeu<br />
in dieser jetzt polnisch sprechenden<br />
Stadt.<br />
153
Recenzje<br />
Lucyna Wille<br />
Günter Grass w Gdańsku<br />
i na świecie<br />
M. Brandt, M. Jaroszewski, M. Ossowski<br />
(red.), Literatura – Sztuka – Polityka. Materiały<br />
z międzynarodowej konferencji naukowej Gdańsk<br />
4-6.10.2007. Gdańsk 2009.<br />
W dniach 4-6.10.2007 odbyła się w Gdańsku,<br />
z okazji osiemdziesiątych urodzin Güntera<br />
Grassa, międzynarodowa konferencja naukowa,<br />
poświęcona całości jego dorobku w różnych<br />
dziedzinach. Prezentowano nie tylko<br />
pisarstwo laureata literackiej nagrody Nobla<br />
z 1999 roku, ale także jego prace plastyczne i<br />
rzeźbiarskie. Nie zabrakło też elementu ciekawostki<br />
i subiektywnej impresji. Pokłosiem<br />
trzydniowych obrad, w których uczestniczył<br />
sam jubilat, jest tom zbiorowy, zawierający<br />
opracowane wystąpienia konferencyjne. W<br />
pierwszej kolejności został on wydany w wersji<br />
niemieckojęzycznej, a następnie w tłumaczeniu<br />
na język polski. Ponieważ redaktorzy<br />
tomu definiują go jako zbiór materiałów<br />
konferencyjnych, a zatem treści wystąpień<br />
odpowiadają treściom druku, będę poniżej<br />
używać synonimicznie pojęć typowych dla<br />
relacji z konferencji (referat, wystąpienie) i<br />
tych właściwych dla tekstów drukowanych<br />
(artykuł, rozprawa, tekst).<br />
Tom został niezwykle starannie opracowany<br />
od strony redakcyjnej, poprzedzony<br />
wstępem do wydania polskiego, zaopatrzony<br />
w przypisy redaktorów i kolorowe fotografie<br />
z konferencji. Niektóre artykuły, traktujące o<br />
wytworach sztuki plastycznej, zawierają także<br />
barwne fotografie tych dzieł. Ze względu<br />
na bardzo szeroki wachlarz tematyczny – od<br />
biografii prywatnej, politycznej i artystycznej<br />
pisarza, poprzez jego twórczość literacką,<br />
154<br />
plastyczną i rzeźbiarską po recepcję dzieła i<br />
echa światowej sławy – tom stanowi swoiste<br />
kompendium wiedzy o Grassie. Z uwagi na<br />
to, że poszczególne rozprawy poruszają się<br />
na bardzo zróżnicowanych poziomach konkretu<br />
i abstrakcji, warto sięgnąć po tę lekturę<br />
bez względu na stopień własnej znajomości<br />
twórczości pisarza. Przy okazji pragnę nadmienić,<br />
że w Polsce ukazała się dawno temu<br />
i ze sporym opóźnieniem (1984) inna praca<br />
zbiorowa poświęcona w całości twórczości<br />
Grassa (Günter Grass i polski Pan Kichot, red. M.<br />
Janion), która również była owocem spotkania<br />
z Grassem w Gdańsku i przeprowadzonego<br />
tam seminarium z udziałem pisarza.<br />
Wspomina o tym jedna z autorek omawianego<br />
tutaj tomu (M. Brandt).<br />
Redaktorzy naukowi podzielili zbiór na<br />
6 części tematycznych. Pierwsza z nich obejmuje<br />
wygłoszone przez zaproszonych gości<br />
mowy powitalne, w tym krótkie wystąpienie<br />
samego Grassa. Mówcy polscy (B. Borusewicz,<br />
A. Ceynowa, P. Adamowicz) odnoszą<br />
się przede wszystkim do gdańskich korzeni<br />
pisarza, zaś goście niemieccy (M.H. Gerdts,<br />
A. Fuchs, A. Schwall-Düren) podkreślają<br />
ponadto jego wielkie zaangażowanie polityczne.<br />
Sam Grass wygłosił mowę bardzo<br />
skromną i krótką, w której podziękował za<br />
wsparcie okazane mu w Gdańsku w ciężkich<br />
chwilach debaty nad jego książką autobiograficzną<br />
oraz wspomniał historyczną podróż<br />
z kanclerzem Brandtem do Warszawy w<br />
grudniu 1970 roku.<br />
Czytelnik musi pamiętać, że charakter<br />
konferencji (a zarazem dopełniającej<br />
publikacji), w której chodzi z założenia o
uczczenie pisarza, nie zaś o otwarcie forum<br />
dla polemicznej dyskusji, narzuca uczestnikom<br />
pewne konwencje dyskursu. Nie jest to<br />
bynajmniej zarzut, lecz konstatacja faktu,<br />
który odegrał rolę swoistej autocenzury – w<br />
tym wypadku o znaczących i wymiernych<br />
korzyściach. Bowiem autorzy – przy zachowaniu<br />
wszelkich zasad rzetelności naukowego<br />
argumentowania – skupiają się przede<br />
wszystkim na tym, co u Grassa wybitne,<br />
wiarygodne, unikatowe, uniwersalne i wielkie.<br />
Unikają zarazem tematów drażliwych i<br />
kontrowersyjnych, nie odnosząc się w żaden<br />
sposób do powszechnie znanych zarzutów,<br />
chociażby pornografii, amoralizmu i braku<br />
psychologicznych podstaw w konstrukcji<br />
postaci, których nie szczędzili pisarzowi<br />
krytycy, nierzadko tendencyjnie i złośliwie.<br />
Badacze generalnie abstrahują od wypowiedzi<br />
recenzentów nieprzychylnych pisarzowi.<br />
Od tej reguły są jednak wyjątki i od nich<br />
właśnie zacznę.<br />
Omawiając dramatyczne próby Grassa<br />
N. Honsza nie tylko śmiało przytacza głosy<br />
adwersarzy, lecz wprost przyznaje, że niektóre<br />
z nich podziela. Ta deklaracja stanowi jednak<br />
zarazem chwyt metodologiczny w koncepcji<br />
znakomitego wywodu, którego przesłanie<br />
głosi, że to właśnie porażkom Grassa<br />
jako dramatopisarza czytelnik zawdzięcza<br />
jego zwrot ku domenie prozy, gdzie pisarz<br />
pokazał prawdziwą wirtuozerię i odniósł<br />
niekwestionowany sukces. Nieco podobnie,<br />
lecz bez wyrazistego punktu zwrotnego, zaprojektował<br />
swoje wystąpienie hinduski badacz<br />
z Kalkuty S. Dasgupta. Wychodzi on od<br />
reakcji oburzenia, jakie wywołały w Indiach<br />
zawarte w prozie Grassa opisy Kalkuty jako<br />
miejsca ludzkiej nędzy. Jednak sam prelegent<br />
od tych opinii nie tylko się odcina, lecz<br />
bierze gdańskiego autora w obronę. Odwołując<br />
się do pozaartystycznych komentarzy<br />
Grassa badacz dowodzi symbolicznych i humanitarnych<br />
wartości wspomnianych obrazów<br />
Kalkuty, która urasta w dziele pisarza<br />
do rangi symbolu dyskryminacji, stając się<br />
zarazem wielkim wyzwaniem dla ludzkości.<br />
Recenzje<br />
W artykule poświęconym florze i faunie Kaszub<br />
w Trylogii Gdańskiej autorzy (Jaroszewski,<br />
Kołaczkowska) mimochodem wskazują<br />
na niedoskonałości wiedzy przyrodniczej<br />
Grassa (współautorka reprezentuje nauki<br />
przyrodnicze), zaś w tekście prezentującym<br />
Dom Güntera Grassa w Lubece pojawia się<br />
wzmianka o głośnej w Niemczej debacie o<br />
przeszłości pisarza, jednak autor (Wißkirchen)<br />
nie rozwija tego wątku.<br />
I to już wszystkie „krytyczne” uwagi o<br />
Grassie i jego dziele, na jakie zdecydowali<br />
się prelegenci. Również relacja o prasowych<br />
echach przyznania pisarzowi literackiej nagrody<br />
Nobla (J. Gesche) przedstawia jedynie<br />
odzew pozytywny, który potwierdza, że<br />
wyróżnienie nie stanowi zaskoczenia i jak<br />
najbardziej się należało. Czy nie było innych<br />
reakcji, nie wiadomo – ale to już ciekawe<br />
wyzwanie dla kolejnych badań nad recepcją<br />
dzieła Grassa i o tego rodzaju inspiracje badawcze<br />
chodzi przecież w debacie naukowej.<br />
W tomie poświeconym pisarstwu Grassa<br />
nie mogło zabraknąć rozważań o Gdańskiej<br />
Trylogii. Te, które przedstawiono, potwierdzają<br />
sensowność i potrzebę nowych, zrewidowanych<br />
odczytów dzieł literackich w<br />
dynamicznym kontekście historycznym. W<br />
przekonujący sposób pokazano aspekty historyczno-kulturowe<br />
Blaszanego bębenka z perspektywy<br />
współczesnej, z uwzględnieniem<br />
autobiografii Grassa (B. Neumann), a także<br />
nowe, niedostrzeżone do tej pory elementy<br />
symboliki Kota i myszy (J. Stüben) oraz rzadko<br />
podejmowany problem eskapizmu, który<br />
autor (P. Øhrgaard) rozumie nie tylko jako<br />
ucieczkę od pewnej rzeczywistości, lecz także<br />
poszukiwanie innej, bardziej autentycznej.<br />
Przykłady pochodzą nie tylko z Gdańskiej<br />
Trylogii, lecz m.in. również z autobiografii<br />
Przy obieraniu cebuli oraz powieści Miejscowe<br />
znieczulenie i Rozległe pole. Ten ostatni artykuł<br />
należy koniecznie przeczytać wraz z tekstem<br />
(V. Neuhausa) traktującym o ucieczkach pisarza<br />
Grassa od literatury w świat sztuk plastycznych<br />
i rzeźbiarskich, czyli prywatnym<br />
eskapizmie artysty.<br />
155
Recenzje<br />
Także szeroko dyskutowana, kontrowersyjna<br />
autobiografia Grassa zajmuje, rzecz<br />
jasna, poczesne miejsce wśród prezentowanych<br />
tematów. Jeden z autorów (D. Stolz)<br />
umieścił ją w samym centrum swoich dywagacji,<br />
postulując odczyt autobiograficznej<br />
powieści Grassa jako artystycznej próby poszukiwania<br />
własnej tożsamości – nie zaś jako<br />
oczyszczającej spowiedzi grzesznika. Uwagi<br />
o autobiografii gdańskiego noblisty pojawiają<br />
się również w innych wystąpieniach (m.in.<br />
M. Ossowskiego, D. Röhmhild i wspomnianego<br />
już P. Øhrgaarda).<br />
Czytelnik zainteresowany relacją pomiędzy<br />
faktem a fikcją spotka w jednym z tekstów<br />
(M. Ossowskiego) opisane z niezwykłą<br />
pedanterią realia gdańskie, które znalazły<br />
odzwierciedlenie w prozie Grassa. Warto<br />
zapamiętać sformułowane na koniec ostrzeżenie<br />
przed pochopnym utożsamianiem literackiego<br />
obrazu z historycznym miastem.<br />
Do podobnej konkluzji prowadzą wywody,<br />
w których G. B. Szewczyk kreśli literackie<br />
portrety śląskich poetów baroku w dziele<br />
Grassa, akcentując szersze zagadnienie<br />
fikcyjnych wariacji historii z odwołaniem<br />
do pewnych postaci autentycznych. Także<br />
rozważania o artystycznych wydaniach historycznych<br />
treści, których Grass dokonał<br />
w utworach Z dziennika ślimaka i Idąc rakiem<br />
prowadzą autorkę (A. Popien) do wniosku o<br />
dydaktycznym potencjale literackich przeróbek<br />
historii. Dzięki artystycznym obrazom,<br />
motywowanym prawdą historyczną, lecz<br />
zarazem od tej (często smutnej) prawdy odbiegającym,<br />
można przeprowadzać swoiste<br />
lekcje historii. Do szeregu prac omawiających<br />
prowadzoną przez Grassa grę z faktem<br />
podszytym fikcją należy dołączyć tekst dyrektorki<br />
Archiwum Theodora Fontanego w<br />
Poczdamie (H. Delf von Wolzogen), która<br />
wskazuje na przebrane w kostium prawdy<br />
fikcyjne elementy powieści Rozległe pole. Czyni<br />
to z perspektywy kolektywu archiwistów,<br />
który Grass uczynił zbiorowym narratorem<br />
swej obszernej powieści, i z którym rzeczywisty<br />
personel poczdamskiego archiwum mu-<br />
156<br />
siał się zmierzyć mentalnie i emocjonalnie.<br />
Co ciekawe, autorka przemawia miejscami w<br />
stylu Rozległego pola, co potwierdza jej tezę o<br />
momentach utożsamiania się archiwistów z<br />
powieściowym narratorem.<br />
Niektórzy badacze zdecydowali się na<br />
prezentacje elementów natury, wprowadzając<br />
po części odkrywcze ujęcia. Zwrócono<br />
uwagę nie tylko na wielokrotnie opisywaną<br />
symbolikę ślimaka, lecz również na mało do<br />
tej pory zbadaną rolę zwierząt powszechnie<br />
nielubianych i odpychających, przy czym<br />
autorka (D. Röhmhild) podkreśla obraną<br />
przez Grassa drogę od idei do natury, nie zaś<br />
na odwrót. W nowatorski sposób omówiono<br />
(S.H. Kaszyński) symbolikę, metaforykę oraz<br />
identyfikacyjną funkcję Wisły jako inspiratora<br />
twórczej wyobraźni, miejsca, w którym<br />
powstają zarówno mity jak i historia. Przez<br />
szkiełko i oko przyrodnika, a zarazem ze<br />
smakiem konesera literatury przyjrzano się<br />
bogactwu zwierząt i roślin grassowskich Kaszub<br />
(wspomniana już praca Jaroszewskiego<br />
i Kołaczkowskiej).<br />
Dwóch autorów dokonuje analizy porównawczej<br />
utworów Grassa z dziełami innych<br />
znanych pisarzy, mianowicie Tourniera (P.<br />
Arnds) oraz Rushdiego i Irvinga (B. Beltz).<br />
Z Tournierem łączy Grassa zdaniem badacza<br />
charakterystyczne dla magicznego realizmu<br />
pomieszanie historii z fantazją, a także odsłonięcie<br />
wspomnień poprzez fikcjonalizację,<br />
na poziomie osobistym i kolektywnym.<br />
Paralele te ukazano na przykładzie powieści<br />
Grassa Idąc rakiem i Króla olch Tourniera. Pomiędzy<br />
Blaszanym bębenkiem Grassa, Dziećmi<br />
północy Rushdiego i Synem cyrku Irvinga wykazano<br />
– w sposób nowatorski – związki intertekstualne,<br />
określone mianem intertekstualności<br />
międzykontynentalnej, co wynika<br />
z geograficznego i kulturowego oddalenia<br />
pomiędzy trzema pisarzami. Związki te pokazano<br />
w zakresie koncepcji bohaterów, motywów<br />
oraz metafikcji. Podkreślono fakt, że<br />
zarówno Rushdie jak i Irving to zdeklarowani<br />
wielbiciele pisarstwa Grassa, pozostający<br />
pod jego wpływem. Sam fakt jest oczywiście
znany, lecz jego egzemplifikacja zachęca do<br />
dalszych pogłębionych badań – i miejmy nadzieję,<br />
że zachęci naukowców.<br />
Niektórzy autorzy podejmują tematy<br />
rzadko obecne w dyskusji nad dziełem<br />
Grassa, co przydaje omawianemu tomowi<br />
wyjątkowego charakteru. Czytelnik polski<br />
nieczęsto miewa sposobność zapoznania się<br />
z recepcją dzieła wybranego pisarza w innym<br />
kraju. Warto zatem skorzystać z okazji, jaką<br />
stwarza artykuł S. Varetskiej, która przedstawia<br />
status twórczości Grassa w swoim<br />
kraju. Z jej informacji wynika, że brak tam<br />
systematycznych badań, a także przekładów<br />
nowszych dzieł, i tylko Trylogia Gdańska<br />
jest czytana, jednak bardziej z racji poruszanej<br />
tematyki niż walorów estetycznych. Być<br />
może polscy badacze wyciągną z tego faktu<br />
praktyczne wnioski, i zechcą podjąć próbę<br />
popularyzacji pisarstwa Grassa u naszych<br />
sąsiadów, publikując tam swoje prace. Również<br />
obecna w twórczości Grassa muzyka trafiła<br />
na warsztat naukowy (A. Weyer). Pieśń<br />
przedstawiono w jej instrumentalnej funkcji<br />
wyrażania skrajnych niemieckich uczuć<br />
narodowych, ale także w funkcji budującej,<br />
łagodzącej i w pewnym sensie matczynej, bo<br />
przywołującej obraz matki. Wielki rarytas<br />
stanowi wielowątkowa rozprawa o powiązaniach<br />
pisarza z polskim ruchem solidarnościowym,<br />
której autorka (wspomniana już M.<br />
Brandt) odnosi się do osobistych kontaktów<br />
Grassa z działaczami podziemia, jego wizyt<br />
w Polsce, publikacji Blaszanego bębenka w drugim<br />
obiegu, aluzyjności końcowych scen<br />
Turbota i motywu społeczeństwa solidarnościowego<br />
w Szczurzycy oraz roli orędownika<br />
polskiej demokracji, jaką pisarz odegrał w<br />
Niemczech. Prezentacja jest interesująca dla<br />
każdego Polaka, nie tylko literaturoznawcy<br />
czy historyka, i zachęca do kontynuacji badań<br />
w tym zakresie.<br />
Tom zbiorowy posiada również ofertę dla<br />
miłośników kina i adaptacji filmowych w<br />
postaci omówienia ekranizacji Wróżb kumaka<br />
Recenzje<br />
(F. Reinartz), w którym – wychodząc od wymownego<br />
podtytułu filmu (Czas pojednania)<br />
– podkreślono znaczenie dzieła dla polskoniemieckiego<br />
pojednania: Późna miłość polsko-niemieckiej<br />
pary głównych bohaterów<br />
oraz realizowany przez nich wspólny projekt<br />
dostarczają okazji do zrozumienia historii<br />
dwóch narodów. Zwrócenie uwagi polskiego<br />
czytelnika na ten film jest o tyle istotne, że<br />
jest on w Polsce dużo mniej znany niż słynna<br />
ekranizacja Blaszanego bębenka.<br />
Szereg prac poświęcono plastycznym<br />
i rzeźbiarskim dziełom Grassa (artykuły<br />
V. Neuhausa, A. Wirtha, E. L. Thomas, H.<br />
Wißkirchena), w których podkreślono komplementarność<br />
artystycznego wyrazu idei<br />
gdańskiego noblisty w różnych sztukach.<br />
Grass wykonywał bowiem rysunki i rzeźby,<br />
przedstawiające postaci i motywy z własnego<br />
pisarstwa (m.in. turbot i Aua). Niezwykle<br />
inspirujące wydaje się omówienie postaci<br />
tańczących, w których autorka (E. L. Thomas)<br />
dopatruje się obrazu zdominowania<br />
posłusznej kobiety przez prowadzącego w<br />
tańcu mężczyznę – być może temat zostanie<br />
podchwycony przez badaczy.<br />
Podsumowując należy stwierdzić, że<br />
omawiany tu tom zbiorowy stanowi nieocenione<br />
źródło informacji o dziele Grassa w<br />
zakresie różnych sztuk – o jego motywach,<br />
inspiracjach, zamierzeniach, przesłaniach,<br />
powinowactwach z wyboru, dostarczając<br />
zarazem obszernej wiedzy o życiu i obywatelskiej<br />
aktywności pisarza. Składają się nań<br />
artykuły świetnie skomponowane, skondensowane,<br />
napisane z dużym rozmachem<br />
i emocjonalnym zaangażowaniem autorów.<br />
Zapewniają one przekrojowy, wielopłaszczyznowy<br />
i bardzo wnikliwy ogląd twórczości<br />
gdańskiego pisarza i takiż obraz jego<br />
ludzkiej i artystycznej osobowości. Ponadto<br />
– a może przede wszystkim – zebrane prace<br />
mogą stanowić cenne źródło inspiracji dla<br />
obecnego i nowego pokolenia badaczy dzieła<br />
Grassa.<br />
157
Recenzje<br />
Wolfgang Schlott<br />
Liebe und Sex im Umfeld<br />
einer Studentenrevolte<br />
Li Dawei: Love, Revolution und wie Kater<br />
Haohao nach Hollywood kam. Roman. Herausgegeben<br />
und aus dem Amerikanischen<br />
übersetzt von Anne Rademacher. Mit Zeichnungen<br />
und Comics von Sheng Tao. München<br />
(Knaus Verlag) 2009, 230 S.<br />
Am 4. Juni 2009 jährte sich das Massaker<br />
des chinesischen Militärs auf dem Platz des<br />
Himmlischen Friedens in Peking zum zwanzigsten<br />
Mal. Eine Tragödie, die mehreren<br />
Hundert Studenten das Leben kostete und<br />
deren Ursachen in einem bislang geheim<br />
gebliebenen Dokument in diesen Tagen enthüllt<br />
wurden. Es stammt aus der Feder des<br />
in Ungnade gefallenen ehemaligen Generalsekretärs<br />
der Chinesischen KP, Zhao Ziyang<br />
(vgl. The Time, Nr. 21/2009, S. 20-21). Die<br />
zur Niederwalzung der Studenten-Manifestationen<br />
führenden Ereignisse bilden auch<br />
die Initialzündung für den Roman des 1963<br />
in Peking geborenen Li Dawei. Sein werbeträchtiger<br />
deutscher Titel enthält alle wichtigen<br />
Essenzen für eine spannende Lektüre:<br />
Liebe und ein wenig Sex im Umfeld einer<br />
gescheiterten Studenten-Revolte, Einblicke<br />
in das Pekinger Studentenmilieu der 1980er<br />
Jahre, ein sprechender Kater, dessen umwerfende<br />
Intelligenz selbst Hollywood-Reife<br />
erreicht, eine Story, die mit Comic-Zeichnungen<br />
ausgeschmückt ist, eine Dosis chinesische<br />
Zeitgeschichte und ein Ich-Erzähler,<br />
dessen Lebenslauf sich in einigen Passagen<br />
mit dem des Autors deckt. Li Dawei, nach<br />
dem Studium der Amerikanistik seit 2001 in<br />
den USA lebend, wo er als Journalist „für die<br />
chinesischen Zeitungen Jintian und Caijing<br />
158<br />
sowie das in Deutschland herausgegebene<br />
Magazin Ouline schreibt“ (so der Klappentext<br />
des Verlags), gehört zu der Gruppe jüngerer<br />
chinesischer Autoren, die unter dem Einfluss<br />
anderer Kulturen ihre Texte schreiben.<br />
Darüber hinaus weisen ihn seine literaturwissenschaftlichen<br />
Publikationen als einen<br />
Schriftsteller aus, der sich nicht nur mit der<br />
Ästhetik der Postmoderne beschäftigt. Sein<br />
in englischer Sprache 2005 erschienener Roman<br />
„A Cartoon Cat’s American Dream“,<br />
offensichtlich in manchen Passagen die<br />
Vorlage für den jetzt auch auf Deutsch vorliegenden<br />
„Roman“, zeichnet ihn auch als<br />
Trendsetter einer medial aufbereiteten Erzählliteratur<br />
aus. Es ist die Verbindung von<br />
Erzählsträngen und von Comicstrips, die<br />
über den Plot verteilt, eine Handlung vorantreiben,<br />
die darüber hinaus mit historischen<br />
Fakten gespickt ist.<br />
Der Ich-Erzähler, an der Kunstakademie<br />
in Peking eingeschrieben, will Cartoonist<br />
werden, obwohl es in China keine institutionalisierten<br />
Ausbildungsmöglichkeiten dafür<br />
gibt. Deshalb sucht er jede Gelegenheit,<br />
um zu Hause auf Cartoons seine wuchernde<br />
Phantasie und seine künstlerischen Fertigkeiten<br />
zu befriedigen. So werden die überall<br />
in den Buchladen herumhängenden Bildreproduktionen<br />
des großen Führers Mao Zedong<br />
die Grundlage für seine künstlerischen<br />
Entwürfe: „Neben die Hand, die der große<br />
Führer auf eine Marmorbalustrade stützte,<br />
montierte ich eine photorealistische Colaflasche.<br />
Über den roten Stern auf seiner Armeemütze<br />
klebte ich einen triumphierenden<br />
Garfield, der seine Pfote so ähnlich hoch-
eckte wie Mao die rechte Hand. Das Heft<br />
nannte ich: Kids of Mao & Coke“ (S. 11).<br />
Doch nicht nur die kommunistischen<br />
Führer verwandeln sich unter der Hand<br />
des Ich-Erzählers in Pop-Figuren. Auch die<br />
heroische chinesische Geschichte wird zum<br />
Spielball seiner kreativen Phantasie. Er entwickelt<br />
sie bei der Lektüre von einst verbotenen<br />
Büchern, die er in der nach der Kulturrevolution<br />
wieder geöffneten Stadtbibliothek<br />
liest. Er lebt in diesen Phantasiewelten und<br />
schafft es oft nicht, sie von der Realität zu unterscheiden.<br />
Doch diese Wirklichkeit dringt<br />
immer stärker in sein Leben ein, das von<br />
ungenehmen Überraschungen, jähen Kehrtwenden,<br />
aber auch von beruflichen Erfolgen<br />
gekennzeichnet ist. Da ist zum Beispiel die<br />
Kleine Kim, eine Mathematik-Studentin, die<br />
er auf den beginnenden Protestdemonstrationen<br />
rund um und auf dem Tian’namen<br />
Platz kennen lernt. In sie verliebt er sich, mit<br />
ihr verbringt er seine Freizeit zwischen den<br />
Manifestationen. In beruflicher Hinsicht<br />
fördert die Begegnung mit Dan O’Neill den<br />
Kontakt zu ausländischen Zeitungen und<br />
damit auch die bessere Entlohnung für seine<br />
Arbeit. Doch private Unternehmen, noch<br />
dazu unversteuerte, sind in China in den<br />
1980er Jahren noch nicht erlaubt. Der Staat<br />
greift ein, Polizisten drohen ihm eine hohe<br />
Geldstrafe an, falls er sein illegales Gewerbe,<br />
die Herstellung von unabhängigen Comic-Magazinen,<br />
so genannte Comic Zines,<br />
nicht aufgebe. Auch in seinem Privatleben<br />
häufen sich die Konflikte. Seine Freundin<br />
Kleine Kim bezichtigt ihn des individuellen<br />
Eskapismus. Er solle sich der Studenten-Protestbewegung<br />
anschließen, die im Mai und<br />
Juni 1989 die gesamte Innenstadt von Peking<br />
erfasst. Anfang Juni ist er inmitten der<br />
demonstrierenden Studenten, die mit Losungen<br />
für Freiheit und Demokratie ihren<br />
Unwillen gegenüber dem kommunistischen<br />
Regime zum Ausdruck bringen. Er zeichnet<br />
Sprechblasen, schreibt Persiflagen auf Militärmärsche,<br />
reiht sich ein in die aufgebrachte<br />
Menschenmenge, um zu erleben, wie das<br />
Recenzje<br />
Militär gegen die Demonstranten vorgeht.<br />
Zunächst mit Tränengas und Wasserwerfern,<br />
dann mit scharfer Munition. Auf der<br />
Flucht vor den tödlichen Schüssen rettet er<br />
ein weißes Kätzchen, das sich nach dem ersten<br />
Bad als eine echte Schönheit entpuppt:<br />
„Das lange weiße Fell, die ausdrucksvollen<br />
grünen Augen und der buschige schwarze<br />
Schwanz, der mit einem schwarzen Fleck<br />
auf dem Kopf korrespondierte, verrieten die<br />
Perserkatze im Stammbaum.“ (S. 64) In den<br />
folgenden Wochen, die der junge Cartoonist<br />
vor den staatlich überwachten TV-Kanälen<br />
verbringt, entpuppt sich Haohao als sprechender<br />
Kater. Mit ihm führt er lange Dialoge,<br />
toleriert die pubertären Launen der<br />
männlichen Diva, die eifersüchtig ist auf die<br />
Mädchen, die den Cartoonisten dann und<br />
wann in seinem Privatquartier besuchen. Bei<br />
seinen nächtlichen Ausflügen registriert er<br />
die strenge militärische Überwachung der<br />
Straßen und Plätze in Beijing, erfährt, dass<br />
manche seiner Freunde und Bekannte bei<br />
dem Massaker ums Leben kamen, andere<br />
verhaftet wurden. Bald schon meldet sich<br />
die Universitätsverwaltung, der Parteisekretär<br />
fragt den Genossen Li (so der Vorname<br />
des Ich-Erzählers) nach dessen Bekanntschaft<br />
mit der Kleinen Kim, die, wie sich<br />
herausstellt, nach dem Massaker in die USA<br />
flüchtete. Doch Li erweist sich als geschickt<br />
genug, um nicht in die ideologischen Fallen<br />
der Partei zu geraten.<br />
Eines Morgens entdeckt er, dass sein<br />
Kater Haohao, den er auch mit weiblichen<br />
Eigenschaften versieht, ihn in Dialoge<br />
verwickelt, schauspielerische Fähigkeiten<br />
entwickelt und eigene Lebensstrategien<br />
entwirft. Damit ist er reif für Hollywood,<br />
nicht nur für das Trickfilm-Studio von Walt<br />
Disney, sondern für echte Bühnenshows.<br />
An der Seite von Lin, einer angeblich erfahrenen<br />
Show-Business-Frau, einer alten<br />
Bekannten von Li, reist er gut vorbereitet<br />
(sogar Englisch-Unterricht hat Haohao genommen)<br />
in die USA. Nach anfänglichen<br />
Auftrittserfolgen zeichnen sich die ersten<br />
159
Recenzje<br />
Enttäuschungen im monströsen Show-<br />
Geschäft ab. So heißt es lakonisch, dass er<br />
wegen seiner Hundephobie viele Chancen<br />
auf lukrative Verträge vergab und „schließlich<br />
aus Geldmangel zusätzlich in Las Vegas<br />
auftreten“ (S. 261) musste. Doch die wahre<br />
Geschichte des missglückten Aufenthaltes<br />
im Lande der unbegrenzten Möglichkeiten<br />
erfährt Li, der Ich-Erzähler, nach der überraschenden<br />
Heimkehr von Haohao.<br />
Die mit zahlreichen Comicstrips versehene<br />
Romanhandlung (sie stammen aus<br />
der Feder von Sheng Tao) erweist sich als ein<br />
geschickt arrangiertes Wechselspiel zwischen<br />
der Darstellung der Lebenswelten im Peking<br />
der späten 1980er und frühen 1990er Jahre<br />
und der Phantasiewelt des Ich-Erzählers.<br />
Der Leser wird somit einerseits in die private<br />
und halböffentliche Sphäre des gesellschaft-<br />
Thomas Mann Jahrbuch, Band 22, 2009.<br />
Begründet von Eckhard Heftrich und Hans<br />
Wysling, Herausgegeben von Thomas Sprecher<br />
und Ruprecht Wimmer, Vittorio Klostermann,<br />
Frankfurt am Main 2010, 344 S.<br />
Die in Verbindung mit der Deutschen Thomas-Mann-Gesellschaft<br />
Sitz Lübeck und der<br />
Thomas-Mann-Gesellschaft Zürich herausgegebenen<br />
Jahrbücher werden seit vielen<br />
Jahren auf dem höchsten wissenschaftlichen<br />
Niveau redigiert, was der vorliegende Band<br />
22 (2009) eindeutig beweist. Er enthält u.<br />
a. die Vorträge, die 2008 beim Kolloquium<br />
„Thomas Mann und Weimar“ gehalten wurden,<br />
aber auch reichhaltige Abhandlungen,<br />
eine Auswahlbibliographie und Mittei-<br />
160<br />
lichen Lebens und dessen politische Indoktrinierung<br />
in China eingeweiht, andererseits<br />
wird er in virtuelle Welten entführt, in denen<br />
die irdischen physikalischen Gesetze aufgehoben<br />
sind. Diese doppelte Wahrnehmung<br />
chinesischer Wirklichkeit charakterisiert<br />
den gegenwärtigen Zustand der Großmacht<br />
China, zwanzig Jahre nach dem Massaker<br />
auf dem Platz des Himmlischen Friedens,<br />
mit einer unvergleichbaren Tiefenschärfe.<br />
Staatlich angeordnetes Verschweigen der<br />
Studentenrevolte, Unterdrückung der Bürgerrechtsbewegung<br />
stehen parallel zur Förderung<br />
privatkapitalistischer Unternehmen<br />
und zur Propagierung der kommunistischen<br />
Ideologie. Widersprüche also, die sich<br />
in erstaunlicher Weise ausbalanzieren und<br />
möglicherweise die Grundlage für neue gesellschaftliche<br />
Modelle bilden.<br />
Norbert Honsza<br />
Thomas Mann Jahrbuch 2009<br />
lungen der oben erwähnten Thomas-Mann-<br />
Gesellschaften.<br />
Das Weimarer Kolloquium präsentierte<br />
einige hervorragende, bisher vielleicht weniger<br />
exponierte, Themen der Thomas-Mann-<br />
Forschung: Thomas Sprecher – Altersliebe<br />
als Entwürdigung und Grösse. Thomas Mann in<br />
Marienbad, Friedhelm Marx – „Durchleuchtung<br />
der Probleme“. Film und Photographie in Thomas<br />
Manns Zauberberg, Sabina Becker – Jenseits der<br />
Metropolen. Thomas Manns Romanästhetik in der<br />
Weimarer Republik. Der letzte Text zeigt das<br />
spannungsreiche und schwierige Verhältnis<br />
Thomas Manns zur Weimarer Republik,<br />
obwohl er immer wieder zu den wichtigsten<br />
Repräsentanten der Republik gekrönt wurde.<br />
Die Autorin vertritt die Meinung, dass
literarische Innovationen der zwanziger Jahre<br />
nicht immer mit ästhetischen Anschauungen<br />
von Thomas Mann zu vereinbaren<br />
waren. In so einem Zusammenhang entsteht<br />
dann unwillkürlich die Frage nach der Modernität<br />
des Zauberberges.<br />
In den zwanziger Jahren – argumentiert<br />
die Verfasserin – „redet Mann selten von Demokratie<br />
und Republik, stattdessen viel von<br />
Humanität und Menschlichkeit, nutzt also<br />
ältere, dem Aufklärungsdiskurs entnommene<br />
Begriffe, die nach der Erfahrung des<br />
Ersten Weltkriegs viel von ihrer Konkretheit<br />
und Anziehungskraft verloren hatten“. Thomas<br />
Mann scheint damals eindeutig eine<br />
klassische Form der Moderne zu vertreten,<br />
die sich unter den Hut eines „literarästhetischen<br />
Demokratisierungsprozesses“ nicht<br />
bringen lässt. „Er hält sich – konstatiert Sabina<br />
Becker – an die strikte Trennung von<br />
erzähltem Kosmos und aktuell erfahrbarer<br />
Außenwelt: Phänomene und Erfahrungswerte<br />
wie Pluralisierung, Diversifizierung<br />
der Erfahrungsrealität infolge der Masse,<br />
Vermassung, Beschleunigung und Schnelllebigkeit,<br />
soziale, technische, politische und<br />
kulturelle Mobilität, Ganzheitsverlust, u. a.,<br />
Kategorien also, die die Geschlossenheit und<br />
Linearität des Erzählten und der narrativen<br />
Welten nachhaltig stören, bleiben ihm von<br />
daher, zumindest als Autor, fremd. Wichtig<br />
ist für ihn vielmehr die Verfestigung des<br />
‚epischen Kunstgeistes’; und das meint letztendlich<br />
eben auch die Abwehr der Moderne-<br />
Erzählung, d. h. jener Erfahrung, die für die<br />
Weimarer Republik, für ihre gesellschaftliche<br />
Entwicklung ebenso wie für ihre literarische<br />
Profilierung geradezu substantiell ist“.<br />
Unter den Abhandlungen finden wir in<br />
dem hier besprochenen Jahrbuch interessante<br />
Texte von Niels Hansen (Im Bannkreis<br />
Goethes. Zu den Reden Thomas Manns und Franz<br />
Böhms 1949 in Frankfurt) und Aufsätze von Ivo<br />
Tartalja über Ivo Andric und Thomas Mann<br />
wie Bemerkungen zur Thomas-Mann-Rezeption<br />
in Japan von Ibuki Shitahodo und<br />
Eberhard Scheiffele. Ein aufschlussreiches<br />
Recenzje<br />
Zeitdokument sind ferner die Erwägungen<br />
von Armin Wishard über den zweiten Teil<br />
des Briefwechsels zwischen Thomas und<br />
Katia Mann und Hans W. Rosenhaupt 1932-<br />
1947.<br />
Zu einem der interessanteren Texte im<br />
22. Band gehört der Beitrag von Ehrhard<br />
Bahr „Nach Westwood zum Haarschneiden“. Zur<br />
externen und internen Topographie des kalifornischen<br />
Exils von Thomas Mann“. Es ist eine aufschlussreiche<br />
Ergänzung zum kalifornischen Aufenthalt<br />
des deutschen Schriftstellers, mit vielen,<br />
fast peniblen Recherchen über Ausflugsziele<br />
und Eisenbahnreisen. „Es ist wichtig<br />
daran festzuhalten, meint Bahr, dass fast alle<br />
der bekannten Exilschriftsteller in Los Angeles,<br />
wie zum Beispiel Bertolt Brecht, Lion<br />
Feuchtwanger, Thomas und Heinrich Mann,<br />
Franz Werfel im Westen und Nordwesten<br />
der Stadt lebten: in Beverly Hills, Brentwood,<br />
Santa Monica und Pacific Palisades.<br />
Wegen der kühlen Ozeanbrise gehörten die<br />
genannten Stadtteile zu den bevorzugten<br />
Wohngegenden. Ähnlich wie in den Metropolen<br />
Europas lagen die besseren Viertel<br />
von Los Angeles im Westen. Hollywood war<br />
eine Ausnahme; es war der Stadtteil mit den<br />
größten Gegensätzen (und ist es heute noch):<br />
arm und reich lebten dort auf engem Raum<br />
nebeneinander, doch streng getrennt durch<br />
den Sunset Boulevard, nördlich davon die<br />
Wohlhabenden, südlich davon die Arbeitslosen<br />
und Wohlfahrtsempfänger“.<br />
Manns Rückkehr nach Europa war zunächst<br />
nicht geplant. Wie er in einem Brief<br />
mitteilte, wollte er sein historisches Lebenswerk<br />
in einem schon wesentlich festgelegten<br />
Ort zu Ende führen und, wie seine Söhne,<br />
amerikanischer Bürger werden. Seine Meinung<br />
änderte sich nach der Welle des unerträglichen<br />
Anti-Kommunismus unter der<br />
Führung von Senator McCarthy. Wir wissen,<br />
dass diese Verdächtigungen sehr eng die<br />
Familie betrafen, besonders Klaus Mann.<br />
Dazu kamen seine Reise nach Weimar und<br />
die Unterschrift unter den Stockholmer<br />
Appell gegen Atomwaffen. Der Abschied<br />
161
Recenzje<br />
von Amerika war nicht leicht, es war ein<br />
schmerzlicher Prozess. „Die Angriffe – erinnert<br />
Bahr – kamen von verschiedenen Seiten,<br />
doch sie hatten einen kumulativen Effekt.<br />
Thomas Mann und seiner Familie wurde<br />
der Aufenthalt in den Vereinigten Staaten<br />
verleidet. Erika Mann, die ihrem Vater als<br />
Mitarbeiterin unentbehrlich geworden war,<br />
musste befürchten, dass ihr die Wiedereinreise<br />
verweigert würde. Es ist nicht verwun-<br />
Heinrich Mann Jahrbuch, Band 27, 2009.<br />
Begründet von Helmut Koopmann und<br />
Peter-Paul Schneider, Herausgegeben von<br />
Andrea Bartl, Ariane Martin und Hans Wißkirchen,<br />
Lübeck 2010, 348 S.<br />
In der Satzung der am 27. März 1996 gegründeten<br />
„Heinrich-Mann-Gesellschaft“<br />
wurde ihr Zweck definiert, und zwar wollen<br />
die Mitglieder die „Kenntnis des Lebens<br />
und Werkes ihres Patrons vertiefen und deren<br />
Zusammenhänge mit der Literatur und<br />
Geschichte seiner Zeit durch Vorträge, Tagungen<br />
und Publikationen darstellen“. Aus<br />
Anlass des 100. Erscheinungsjahres „eines<br />
der wichtigsten und schönsten Romane“<br />
des Autors – wie der Vorsitzende der HMG,<br />
Peter-Paul Schneider ankündigte – wurden<br />
die Tagung und somit der vorliegende Band<br />
27/2009 dem Roman Die kleine Stadt gewidmet.<br />
Geplant war, das Werk „in seiner besonderen<br />
Qualität und in seinen verschiedenen<br />
Kontexten in das Blickfeld zu rücken“, seine<br />
Entstehungs- und Rezeptionsgeschichte zu<br />
beleuchten und Verfilmungen, Dramatisierungen<br />
und Opernentwürfe zu erwähnen.<br />
162<br />
derlich, dass sich um diese Zeit die Aussagen<br />
in Manns Briefen und im Tagebuch vermehren,<br />
die von der Sehnsucht sprechen, ”.<br />
In Zürich wählte er, seinen alten Gewohnheiten<br />
nach, ein Haus in Kilchberg, das an die<br />
topographische Konstellation in Kalifornien<br />
erinnerte: die Nähe zum „Ländlichen“ und<br />
der „bequeme Kontakt mit der Stadt“.<br />
Paweł Strózik<br />
Heinrich Mann Jahrbuch 2009<br />
Unter den Autoren der während der<br />
Sitzung in Lübeck gehaltenen Vorträge, die<br />
in diesem Jahrbuch als wissenschaftliche<br />
Beiträge veröffentlicht wurden, findet man<br />
Forscher aus dem Ausland: Angela Merte-<br />
Rankin aus Maynooth in Ireland (Die ganze<br />
Stadt ist eine Bühne. Theatrale Konzepte,<br />
urbane Räume und Formen der Performanz<br />
in Heinrich Manns Die kleine Stadt), Stefania<br />
Sbarra aus Venedig (Heinrich Manns Die kleine<br />
Stadt (1909) oder die Lust am Stimmengewirr<br />
der Fremde), Margit Raders aus Madrit<br />
(Überlegungen zur Rezeption von Heinrich<br />
Manns Roman Die kleine Stadt im spanischen<br />
Sprachraum) und von den deutschen Universitäten<br />
und Hochschulen: Jürgen Joachimsthaler<br />
aus Heidelberg (Die Stadt als Palimpsest.<br />
Heinrich Manns symphonischer<br />
Roman Die kleine Stadt und sein narrativer<br />
Untergrund), Paolo Panizzo aus Halle-Wittenberg<br />
(Das »hohe Lied der Demokratie«<br />
und seine Sänger. Künstler und Bürger in<br />
Heinrich Manns Kleiner Stadt), Maren Ermisch<br />
/ Christina Ulrich aus Göttingen<br />
(»Die Schule der Menschlichkeit«. Thomas<br />
Manns Königliche Hoheit und Heinrich Manns
Die kleine Stadt. Stationen einer Ausstellung)<br />
und andere.<br />
Wie den angeführten Themen zu entnehmen<br />
ist, wurde das Werk in unterschiedlichen<br />
Aspekten und Dimensionen, aus der<br />
deutschen und nicht-deutschen Perspektive<br />
untersucht. Die Poetik Heinrich Manns<br />
und seine Kunst im auktorialen Erzählen<br />
wird von Joachimsthaler analysiert. An konkreten<br />
Beispielen wird belegt, wie durch die<br />
Einführung von Aberglauben in die Ereigniskette<br />
nicht das (zu erwartende, übliche)<br />
Ziel verfolgt wird, Schauereffekte oder Überirdisches<br />
herbeizurufen, sondern „zu sinnlicher<br />
Bildlichkeit drängende, starke Emotionalität<br />
auszudrücken“ (S. 10). Ferner bezeichnet<br />
der Verfasser den Roman als „eine<br />
stark akustisch orientierte Beschreibung oft<br />
gleichzeitiger und miteinander konkurrierender<br />
Rede- und Gesprächsereignisse, die<br />
sich überlagern wie (…) Noten und Melodiebögen<br />
einer Symphonie bzw. Oper“ (S. 10).<br />
Einen Versuch, die Mannsche Erzähltechnik<br />
zu beschreiben, unternimmt Panizzo.<br />
Mit Recht konstatiert er, dass „die Pluralität<br />
der Stimmen, mit denen der Leser der Kleinen<br />
Stadt ständig konfrontiert wird [im Roman<br />
fast ein hundert Personen – P.S.], letztlich<br />
den Inhalt selbst von den jeweiligen Äußerungen<br />
der einzelnen Figuren relativiert“<br />
(S. 71). Um eine Aussage einer Bedeutung<br />
zuzuordnen, müsse man sie in ein konkretes<br />
Rollenspiel setzen – erst in dem „performativen<br />
Akt in einer bestimmten dialogischen<br />
Situation“ ist der Inhalt verständlich. Merte-<br />
Rankin erklärt das Phänomen und die Modernität<br />
des Romans im Aspekt des theatralen<br />
Konzepts. Es handelt sich zwar um die<br />
allgemeine „Tradition des Stadtromans und<br />
seine Präsentation des städtischen Lebens<br />
als Theater“ (S. 89), aber im Unterschied<br />
zum Ursprünglichen bedient sich Heinrich<br />
Mann nicht des Theaters als Metapher, sondern<br />
verwebt Theater und Stadt sehr viel enger<br />
miteinander. „Die Theatermodelle (…)<br />
befinden sich zum Teil aufs Engste in einem<br />
Wechselspiel von Medium, Topographie der<br />
Recenzje<br />
Stadt und Funktionen städtischen Lebens“.<br />
So – argumentiert die Autorin – sei die Stadt<br />
Kulisse und Protagonist in einem (S. 94). Die<br />
Wissenschaftlerin weist auf ein interessantes<br />
Phänomen in den Romanen von Heinrich<br />
Mann hin, und zwar auf die „Doppelung<br />
der Handlungsebene“, die als das sich wiederholende<br />
Vorkommen von symbolhaften<br />
Begriffen oder Szenen zu verstehen ist. In<br />
der Kleinen Stadt ist das die Verdoppelung in<br />
der Liebesgeschichte zwischen Nello und<br />
Alba (mit ihrem tragischen Ende) und in der<br />
Handlung der Oper „Die arme Tonietta“.<br />
Im Werk Im Schlaraffenland werden die Doppelschicksale<br />
in den Liebesbeziehungen der<br />
Protagonisten deutlich (Andreas Zumsee<br />
und Adelheid Türkheimer, Andreas Zumsee<br />
und Agnes Matzke).<br />
Der Band enthält einen aufschlussreichen<br />
dokumentarischen Teil. Magali<br />
Laure Nieradka präsentiert den Briefwechsel<br />
zwischen Heinrich Mann und seiner zweiten<br />
Frau Nelly Kröger. Die Erstveröffentlichung<br />
(!) dieser Korrespondenz enthält insgesamt<br />
59 Briefe, 23 der Feder von Nelly und 36 von<br />
Heinrich Mann. Der Großteil der Briefe<br />
stammt aus den Jahren der französischen<br />
Emigration. Die Texte wurden wissenschaftlich<br />
bearbeitet und sind mit zahlreichen Anmerkungen<br />
(306) zu Umständen, genannten<br />
Personen und zur Sprache (einige Passagen<br />
im Französischen) versehen – eine angenehme<br />
und empfehlenswerte Lektüre.<br />
Unter den Buchbesprechungen, die das<br />
Jahrbuch enthält, finden wir den Text von<br />
Peter Stein, der drei Veröffentlichungen erörtert<br />
(Sieglinde Fliedner-Lorenzen, Marta<br />
Feuchtwanger, Nelly Mann, Salka Viertel. Drei<br />
Schriftstellerehefrauen im Exil 1933-1945, Kirsten<br />
Jüngling, »Ich bin doch nicht nur schlecht.« Nelly<br />
Mann. Die Biographie und Evelyn Juers, House<br />
of Exile. The Life and Times of Heinrich Mann and<br />
Nelly Kroeger-Mann).<br />
Die veröffentlichten Bände der Heinrich-<br />
Mann-Gesellschaft stehen auf einem hohen<br />
Niveau, sowohl im wissenschaftlichen, als<br />
auch im editorischen Sinne. Mit Erfolg wer-<br />
163
Recenzje<br />
den die in der Satzung angekündigten Ziele<br />
realisiert, indem sie ein breites internationales<br />
Lesepublikum faszinieren und auf eine<br />
interessante Art und Weise die (immer noch)<br />
Tomasz Honsza<br />
Zapomniana historia<br />
Abraham Ascher, Oblężona społeczność.<br />
Wrocławscy Żydzi w czasach nazizmu. Z języka<br />
angielskiego przeł. Jakub Tyszkiewicz,<br />
Wydawnictwo Nova, Wrocław 2009, ss. 318<br />
Pojawiające się w ostatnich latach na naszym<br />
rynku wydawniczym Judaica zostały wzbogacone<br />
interesującym studium Abrahama<br />
Aschera, emerytowanego profesora historii<br />
City University of New York, poświęconemu<br />
likwidowaniu w latach 30. i 40. żydowskiej<br />
społeczności we Wrocławiu. Na podstawie<br />
wielu dotychczas nieznanych lub częściowo<br />
znanych, ale dotąd niewykorzystanych źródeł<br />
oraz doświadczeń rodziny autora, sugestywnie<br />
ukazana została tragiczna historia<br />
jednej z najliczniejszych gmin żydowskich<br />
w Niemczech. Była to jednak zdecydowana<br />
mniejszość: 3,5 % ludności Wrocławia i<br />
mniej niż 1 % całej ludności Niemiec.<br />
W krótkiej, lecz rzeczowej Przedmowie<br />
do tego wydania kreśli Maciej Łagiewski<br />
bogatą, choć zawiłą historię Żydów wrocławskich.<br />
Walki frakcji kulturowych i religijnych<br />
były tu bowiem na porządku dziennym,<br />
co doprowadziło nawet w swoim czasie<br />
do wybudowania dwóch „konkurujących”<br />
synagog. Maciej Łagiewski przypomina historię<br />
powstania cmentarzy żydowskich,<br />
a przy tym prezentuje wielkie osobowości<br />
gminy Zachariasza Frankela i Abrahama<br />
Geigera oraz profesorów uniwersyteckich:<br />
Christlieba J. Branissa, Rudolfa Leonharda,<br />
164<br />
zu erforschenden Tatsachen über Heinrich<br />
Mann an die Öffentlichkeit bringen. Das<br />
Jahrbuch 2009 entspricht vollkommen diesem<br />
Ansatz.<br />
Ferdynanda Cohna i innych. W tym gronie<br />
znaleźli się też laureaci Nagrody Nobla: Fritz<br />
Haber i Max Born. Autor Przedmowy wspomina<br />
ponadto o bogatym życiu społecznym<br />
i kulturalno-artystycznym, gdzie niezwykle<br />
dużo mieli do powiedzenia Clara Sachs, Eugen<br />
Spiro czy Heinrich Tischler. Zarysowane<br />
przez M. Łagiewskiego prolegomena do<br />
książki Aschera są o tyle istotne, że ukazują<br />
żywą i pulsującą życiem społeczność, którą<br />
na skutek braku tolerancji religijno-obyczajowej<br />
i etnicznej w brutalnym akcie czystki<br />
antysemickiej próbowano bez skrupułów<br />
unicestwić.<br />
Sam Abraham Ascher przedstawia historię<br />
własnej rodziny w obszernym wstępie. Te<br />
wątki biograficzne znakomicie przygotowują<br />
czytelnika do fascynującej, nie pozbawionej<br />
dramatycznych momentów lektury aż do<br />
momentu, kiedy ojcu udało się na początku<br />
listopada 1938 roku wyjechać do Nowego<br />
Jorku. „Do maja 1939 roku mojej matce i<br />
mnie pozostawały niewesołe perspektywy.<br />
Wszystkie nasze wysiłki, aby uzyskać wizę,<br />
nie powiodły się. Przenieśliśmy się z przestronnego,<br />
czteropokojowego mieszkania<br />
do jednego pokoju w dużym mieszkaniu jednej<br />
z moich ciotek. Nasze fundusze topniały<br />
i groziło nam, że wydamy w ten sposób te kilka<br />
tysięcy marek, które rodzice odłożyli na<br />
„czarną godzinę”. Mój ojciec robił wszystko,<br />
aby nas wydostać, ale, niestety, bezskutecznie.<br />
Nie mógł także znaleźć pracy. Zdespe-
owany, rozważał przeniesienie się do Palestyny,<br />
gdzie, jak sądził, jego sytuacja byłaby<br />
lepsza i mógłby pomóc nam w emigracji, i<br />
gdzie najprawdopodobniej, po prostu chciał<br />
mieszkać. Moja matka nie chciała się zgodzić<br />
na takie rozwiązanie.”<br />
Następnie autor opisuje emigrację do<br />
Anglii, gdzie emigrantom żydowskim wiodło<br />
się różnie, niestety, często również nie najlepiej.<br />
Stąd udało im się szczęśliwie w 1943<br />
roku przenieść do USA. Mogli się kształcić:<br />
zostali nauczycielami w kręgu tradycji judaistycznych,<br />
a siostra Esther zajmowała różne<br />
ważne stanowiska w instytucjach edukacyjnych.<br />
Max wykładał w Hajfie język hebrajski,<br />
a sam autor ukończył Columbia University<br />
i został profesorem historii. Po przejściu<br />
na emeryturę zajął się bliżej historią Żydów<br />
wrocławskich. Owocem tych studiów jest<br />
prezentowana książka.<br />
Na przykładzie rodziny Ascherów można<br />
prześledzić jedną z wielu tragedii emigracyjnych.<br />
Była to bowiem rodzina, której<br />
z trudem udało się ochronić przed zagładą.<br />
Wrocław, jako jedno z największych skupisk<br />
ludności żydowskiej w Niemczech, stosunkowo<br />
późno objęty został totalną eksterminacją.<br />
Ale polityczne i społeczne wykluczenie<br />
Żydów przebiegało konsekwentnie i<br />
równie okrutnie, co wynikało z rasistowskiej<br />
ideologii. Ci, którzy do wybuchu drugiej<br />
wojny światowej nie zdążyli wyemigrować,<br />
znaleźli się w potrzasku, będąc na co dzień<br />
konfrontowani z coraz większa pogardą i<br />
nienawiścią. „Bez końca debatowano o tym,<br />
– pisze Ascher – ile procent żydowskiej krwi<br />
czyni daną osobę wrogiem rasy aryjskiej,<br />
i jestem przekonany, że oczyszczając państwo<br />
z Żydów, ludzie ci głęboko uwierzyli,<br />
że uczestniczą w wartościowym i moralnym<br />
Recenzje<br />
oraz intelektualnie uprawnionym przedsięwzięciu”.<br />
Zatem bez skrupułów przejmowano<br />
na korzyść Niemców majątki żydowskie.<br />
Autor książki stara się na podstawie<br />
skrupulatnej analizy setek dokumentów<br />
obiektywnie przedstawić dzieje Żydów wrocławskich<br />
i pisze, zgodnie z prawdą, że nie<br />
wszyscy mieszkańcy Wrocławia aprobowali<br />
czy popierali te haniebne działania. Ale był<br />
to na ogół cichy i bojaźliwy opór w nadziei,<br />
że Niemcy kiedyś wrócą do „normalności”.<br />
Jeżeli Żydzi do wybuchu wojny przetrwali,<br />
to raczej dzięki intensywnym staraniom<br />
różnych instytucji żydowskich, a nie mieszkańcom<br />
Wrocławia, chociaż po „nocy kryształowej”<br />
amerykańska ambasada w Berlinie<br />
stwierdziła, że „w tym rzeczywiście totalitarnym<br />
państwie zaskakującą cechą jest w tej<br />
sytuacji intensywność i rozmiar potępienia<br />
ostatnich wydarzeń wobec Żydów wśród niemieckich<br />
obywateli”. Jak wiemy na podstawie<br />
dalszych wydarzeń, protesty te nie miały<br />
żadnego wpływu na bieżącą politykę, prowadzoną<br />
przez Hitlera.<br />
Poruszające wspomnienia Aschera czyta<br />
się z tym większym zainteresowaniem, iż<br />
autorowi udało się wiarygodnie przedstawić<br />
dojście nazizmu do władzy w kontekście<br />
skomplikowanych losów wielu rodzin żydowskich,<br />
w tym również rodziny własnej.<br />
„Mimo dużej liczby zachowanych dokumentów<br />
– konkluduje Abraham Ascher<br />
– źródła te nie odpowiadają na wszystkie<br />
pytania historyczne, zawierają jednak wystarczająco<br />
dużo informacji, aby umożliwić<br />
opis i analizę dziejów jednego z większych<br />
skupisk niemieckiej ludności mozaistycznej<br />
w okresie nieporównywalnym z żadnymi z<br />
wcześniejszych prześladowań, który zakończył<br />
się zagładą”.<br />
165
Recenzje<br />
Anna Warakomska<br />
Schopenhauerowska rewolta<br />
w dobie dzikich czasów filozofii<br />
Rüdiger Safranski: Schopenhauer. Dzikie czasy filozofii.<br />
Biografia, przeł. Mateusz Falkowski, posłowiem<br />
opatrzyła Prof. Maria Janion. Wyd.<br />
Prószyński i S-ka, Warszawa 2008, s. 422<br />
Maria Janion, wyrażając w posłowiu do<br />
książki Rüdigera Safranskiego opinię o jednym<br />
z centralnych punktów rozważań Schopenhauera,<br />
mianowicie o etyce współczucia,<br />
wskazała jednocześnie na możliwą przyczynę<br />
regularnie odnawiającego się co pewien<br />
czas zainteresowania tym myślicielem. Owo<br />
współczucie czy, jak czytamy, „praktyczna<br />
mistyka”, łagodząc pesymizm, zapewniając<br />
chwilową ulgę od świadomości wszechogarniającego<br />
cierpienia, jest, wedle badaczki,<br />
tym, co zarówno ocala samego filozofa uwikłanego<br />
w niezwykle konsekwentny system,<br />
jak i daje wytchnienie jego wnikliwym czytelnikom<br />
„pomimo wszystko” powracającym<br />
do lektury dzieł mistrza (por. s. 415).<br />
Z kolei Rüdiger Safranski w przedmowie<br />
do swojej książki, którą traktuje jako wyznanie<br />
miłości do filozofii, podkreśla historyczno-praktyczny<br />
wymiar zapatrywań swego<br />
bohatera i ich przydatność dla człowieka<br />
współczesnego. Uważa, iż zadaniem filozofii<br />
dziś jest „dorosnąć do tego”, co ujawniło się<br />
w wielkich wydarzeniach epoki takich, jak:<br />
Auschwitz, Archipelag Gułag i Hiroszima.<br />
Aby cel ten osiągnąć, zaleca ponowne zagłębienie<br />
się w przemyślenia Artura Schopenhauera;<br />
poszukanie inspiracji nie tylko w jego<br />
pesymizmie, ale także w projekcie radykalnej<br />
powściągliwości i sprzeciwu (por. s. 9-10).<br />
Podobne rekomendacje wydają się niezwykle<br />
intrygujące. Stawiają bowiem przed<br />
czytelnikiem trudne pytanie, mianowicie,<br />
166<br />
czy idee, jakie znalazły zrozumienie i odzew<br />
w drugiej połowie dziewiętnastego wieku,<br />
choć spisano je znacznie wcześniej, mogą nadal<br />
autentycznie pobudzać? Safranski udziela<br />
na nie pozytywnej odpowiedzi, a swoją<br />
książką udowadnia słuszność zawartej w<br />
nim poniekąd tezy. Pokazuje nam Schopenhauera<br />
niezmiennie aktualnego wraz z jego<br />
wyobrażeniem świata jako woli i przedstawienia,<br />
zdecydowanym przeciwstawieniem<br />
się świeckiej filozofii rozumu, absolutyzacją<br />
woli – wizją ciała jako jej inkarnacji, metafizyką<br />
sztuki – zwłaszcza wielkim uznaniem<br />
dla niezależnej aktywności duchowej nienakierowanej<br />
na cel i potrzebę (zob. głównie<br />
księga II, rozdz. 14-16 oraz 21-22). Autor spokojnie<br />
i rzeczowo wyjaśnia fundamentalne<br />
zasady filozofii Schopenhauera, sięgając do<br />
jego pism i opatrując je gruntownym komentarzem.<br />
Zadaje sobie równocześnie trud<br />
przedstawienia rodzących się myśli w szerszym<br />
kontekście biograficznym. Wspominając<br />
np. górskie przeżycia bohatera, poszukuje<br />
potencjalnych impulsów do refleksji oderwanych<br />
od konkretnych wydarzeń. Cytuje:<br />
„Kiedy jednak powód zewnętrzny lub nastrój<br />
wewnętrzny wydobywają nas nagle z bezkresnego<br />
nurtu pragnień i odrywają poznanie od<br />
niewolniczego służenia woli, kiedy […] rzeczy<br />
rozpatrywane są […] bezinteresownie,<br />
[…] z całkowitym im oddaniem, […] wtedy<br />
spokój, zawsze poszukiwany, lecz nie osiągalny<br />
nigdy pierwszą drogą, drogą pragnień,<br />
naraz pojawia się sam i jest nam bez reszty<br />
dobrze. Jest to bezbolesny stan, który Epikur<br />
zachwalał jako dobro najwyższe i stan boski,<br />
albowiem przez tę chwilę wolni jesteśmy od<br />
haniebnego naporu woli, świętujemy sabat
okiełznania woli, koło Ixiona zatrzymało<br />
się w miejscu” (s. 249). I ten wyimek ze Świata<br />
jako woli i przedstawienia nieco dalej został<br />
omówiony następująco: „Człowiek wolny<br />
od ‘haniebnego naporu’ może spokojnie<br />
widzieć we wszystkim już wyłącznie spektakl<br />
woli. Głównym aktorem tego spektaklu jest<br />
ciało. Schopenhauer w swojej filozofii ciała<br />
porzuca tradycyjny dualizm dusza – ciało,<br />
dokonując przy tym rzeczy wcześniej niesłychanej:<br />
ciało jako ucieleśniona wola staje się<br />
fundamentalną zasadą całej metafizyki” (ibidem).<br />
Rozpatrując zatem właściwy żywioł<br />
filozofii Schopenhauera, autor przechodzi<br />
niepostrzeżenie do kolejnej istotnej odsłony<br />
tych rozważań, a w podobny sposób skonstruowana<br />
jest cała opowieść. Nie tylko ów<br />
spokojny, wyważony ton wywodu, również<br />
jasny styl i piękny język, także język polskiego<br />
przekładu autorstwa Mateusza Falkowskiego,<br />
niezmiernie zachęcają przy tym do<br />
lektury.<br />
Podkreślić jednocześnie należy, że książka<br />
Safranskiego oferuje znacznie więcej niż<br />
wyłącznie pogłębione sprawozdanie z historii<br />
filozofii. Artur Schopenhauer nie został<br />
bowiem przedstawiony jak postać z leksykonu.<br />
Poza treścią i sensem głoszonych przezeń<br />
teorii ukazano też jego uczucia: zwłaszcza<br />
trudne relacje z matką i siostrą, uzależnienie<br />
od ojca, specyficzny stosunek do otoczenia,<br />
przyjaźnie, przeżycia intymne itp. (zob.<br />
m.in.: rozdz. 1-6 księgi pierwszej oraz rozdz.<br />
12, 14-20 księgi drugiej).<br />
Nade wszystko interesująca jest jednak<br />
w tej biografii bogata siatka odniesień, jakie<br />
misternie kreśli autor. Prezentuje przemyślenia<br />
Schopenhauera zarówno na tle<br />
otaczających go wydarzeń, dziejów, jak i w<br />
perspektywie dokonań poprzedników czy<br />
filozofów jego epoki. Jak zapewnia podtytuł<br />
książki, a także fragment introdukcji,<br />
mamy do czynienia nie tylko z curriculum vitae<br />
wybranej postaci, ale również z deskrypcją<br />
specyficznego okresu historii. Czytamy:<br />
„Był czas, gdy namiętnie myślano o Bogu<br />
i świecie; kiedy zdziwienie budził fakt, że<br />
Recenzje<br />
istnieje coś, a nie nic. Książka sięga do lat,<br />
w których filozofia raz jeszcze, być może<br />
po raz ostatni, rozkwitła w pełnej krasie.<br />
‘Dzikie czasy filozofii’: Kant, Fichte, Schelling,<br />
romantyzm, Hegel, Feuerbach, młody<br />
Marks. W tak ekscytujący sposób i tak<br />
gorączkowo jeszcze nigdy w zasadzie nie<br />
myślano. A wszystko z powodu odkrycia<br />
Ja, czy to w formie ducha, czy etyczności,<br />
natury, ciała, czy proletariatu – zawsze równie<br />
łatwo budziło najbardziej przesadne nadzieje.<br />
Odbierano ‘roztrwonione na niebie<br />
bogactwa’: podkreślając przy tym, że idzie<br />
o czyste wytwory Ja” (s. 9). Powyższa zapowiedź<br />
całkowicie znajduje potwierdzenie w<br />
treści książki. Poza wymienionymi nazwiskami<br />
znajdziemy w niej odniesienia do<br />
wielu innych znamienitych postaci: Pascala,<br />
Rousseau, Woltera, Matthiasa Claudiusa,<br />
Wielanda, Herdera, Jeana Paula, Jacobiego,<br />
Goethego, Schillera, braci Schleglów, Tiecka,<br />
Hölderlina, Schleiermachera, Wackenrodera,<br />
E.T.A. Hoffmanna, Heinego (m.in.:<br />
rozdz. 4-18). Ale poza plejadą gwiazd epoki,<br />
poza kunsztownie przedstawionym katalogiem<br />
wpływów i wzajemnych inspiracji,<br />
znajdziemy też w książce zajmujące połączenia<br />
intelektualne wybiegające w przyszłość.<br />
Mówi się tu bowiem o znaczeniu filozofii<br />
Schopenhauera zarówno dla jego najpilniejszego<br />
i jednocześnie najmniej pokornego<br />
ucznia – Friedricha Nietzschego, jak i o<br />
jej oddziaływaniu na pisarzy niemieckich:<br />
dziewiętnastowiecznych realistów, jak np.<br />
Wilhelma Buscha, Theodora Fontanego<br />
czy Wilhelma Raabego oraz przede wszystkim<br />
na chronologicznie późniejszą ironię<br />
Tomasza Manna (zob. rozdz. 19, 23).<br />
Można się zatem z Schopenhauera. Dzikich<br />
czasów filozofii wiele dowiedzieć, wiele nauczyć.<br />
Książkę, jak już wspominałam, napisano<br />
pięknym językiem, a ponieważ nie<br />
brakuje jej również poetyckiego rozmachu,<br />
to czyta się ją właściwie jak powieść. Ciekawą<br />
opowieść o niezwykłej epoce i jednym z<br />
jej wyjątkowych przedstawicieli. Polecam ją<br />
wszystkim miłośnikom mądrości.<br />
167
Recenzje<br />
Norbert Honsza<br />
Eine würdige Festschrift<br />
Breslau und die ganze Welt. Festschrift für<br />
Prof. Dr. Irena światłowska-Prędota zum 65.<br />
Geburtstag. Hrsg. von Wojciech Kunicki,<br />
Jacek Rzeszotnik und Eugeniusz Tomiczek,<br />
Wrocław-Dresden 2009, 722 S.<br />
Festschriften zu besprechen, ist manchmal<br />
ein vages Unternehmen. Man kennt meistens<br />
die Jubilarin (den Jubilar), oft ist es ein<br />
ehemaliger Mitarbeiter oder Schüler. Auch<br />
die Beiträger sind meistens Kolleginnen<br />
und Kollegen, zerstreut in der ganzen Welt.<br />
Wenn ich dennoch an dieser Stelle, ziemlich<br />
allgemein und flüchtig, auf die Festschrift<br />
für Irena światłowska-Prędota verweise,<br />
dann habe ich meine Gründe dafür. Die<br />
Jubilarin ist für die Breslauer Germanistik<br />
eine wichtige Persönlichkeit, mit welcher ich<br />
über viele Jahre als Vorgesetzter, Kollege und<br />
Freund kollegial und erfolgreich zusammen<br />
gearbeitet habe. Ihr Fleiß, hohe Disziplin,<br />
menschliche Wärme und ausgezeichnete<br />
didaktische Fähigkeiten haben mich immer<br />
stark beeindruckt. Als vieljähriger Lehrstuhlleiter<br />
am Germanistischen Institut konnte<br />
ich immer mit ihrer klugen und besonnenen<br />
Mitarbeit und Hilfe rechnen. Ihre Kreativität<br />
war (und ist wohl weiterhin) kaum zu<br />
bändigen: Ihre Teilnahme an Symposien<br />
und wissenschaftlichen Konferenzen im In-<br />
und Ausland ist überwältigend, ähnlich wie<br />
ihre Mitgliedschaften in wissenschaftlichen<br />
Gesellschaften. Also kein Wunder, dass so<br />
viele Kolleg(inn)en aus Polen, Deutschland,<br />
Frankreich, USA, Holland, Großbritannien,<br />
Belgien, Ungarn, Slowenien und Litauen an<br />
Ihrer Festschrift mitwirken wollten.<br />
168<br />
Von den vielen, wichtigen und interessanten<br />
Aufsätzen nennen wir nur einige,<br />
die besondere Beachtung und Würdigung<br />
verdienen:<br />
Bernd Balzer – Haubentaucher und Heroinen<br />
– Beobachtungen beim Wiederlesen<br />
von Günter Grass’ Ein weites Feld und Christa<br />
Wolfs Medea.<br />
Marcin Cieński – Einige Bemerkungen<br />
über die Kontinuität des Klassizismus in der<br />
polnischen frühneuzeitlichen Literatur.<br />
Hans Esselborn – Das Paris der Emigranten.<br />
Günter Häntzschel – Gespenster der Vergangenheit.<br />
Zu Wolfgang Koeppens Romanen<br />
der fünfziger Jahre.<br />
Tomasz Małyszek – Parks und Gärten als<br />
literarisches Phänomen.<br />
In drei weiteren Teilen der Veröffentlichung<br />
wurden sprachwissenschaftliche<br />
und kulturpolitische Texte, sowie u. a ein<br />
Auszug aus dem Roman Marmelsteins Verwandlung<br />
von Wolfgang Bittner präsentiert.<br />
Der letzte Teil bringt ein beachtliches<br />
Publikationsverzeichnis der Jubilarin:<br />
3 Monografien, 6 Herausgeberschaften,<br />
3 Bibliografien, 69 Studien und wissenschaftliche<br />
Abhandlungen, 13 Buchbesprechungen,<br />
3 Berichte und 11 andere Veröffentlichungen.<br />
Ein grobes Missverständnis dieser wissenschaftlich<br />
auf hohem Niveau herausgegebenen<br />
Festschrift ist ihr Titel: Warum<br />
Breslau? Warum die ganze Welt? Worum<br />
geht es? Denn Megalomanie darf ich weder<br />
den Herausgebern noch der Jubilarin unterstellen.
Recenzje<br />
Klaus Hammer<br />
Eine dichterische Topografie Berlins<br />
Frank Möbus (Hg.): Ringelnatz. Nach Berlin,<br />
nach Berlin, nach Berlin! Gedichte, Prosa<br />
und Dokumente aus der Berliner Zeit.<br />
Berlin, Verlag für Berlin-Brandenburg 2009.<br />
250 Seiten, 8 Farb- und 10 Schwarzweiß-Abbildungen.<br />
Bitternis, Melancholie, Clownerie, Leiden<br />
an der Zeit, harte Schale, hinter der aber<br />
eine „zarte Weltseele“ durchscheint - das<br />
sind die Elemente seiner Poesie. Zeitlebens<br />
wollte Joachim Ringelnatz, der eigentlich<br />
Hans Bötticher hieß, anders sein, als er sich<br />
gab. Aber er war rettungslos auf sich selber<br />
zurückgeworfen. Das hat er in grotesken lyrischen<br />
Figurationen ebenso rücksichts- wie<br />
rückhaltlos ausgesprochen. Denn Ringelnatz<br />
ist Bekenntnis- und Gelegenheitsdichter.<br />
Viele seiner Gedichte haben die Funktion<br />
von Briefen, Kartengrüßen, Widmungen,<br />
Dankadressen. Die Rückhaltlosigkeit von<br />
Ringelnatz resultiert dabei nicht in großen<br />
Worten, sondern immer im Bezug auf das<br />
Alltägliche.<br />
Seine künstlerische Laufbahn begann<br />
Ringelnatz in der Schwabinger Künstlerkneipe<br />
„Simplicissimus“, wo er als Hausdichter<br />
und Kabarettist tätig war. 1920<br />
erhielt er ein Engagement an der Berliner<br />
Kleinkunstbühne „Schall und Rauch“ von<br />
Hans von Wolzogen. Er unternahm Tourneen<br />
im deutschsprachigen Raum und trug<br />
seine eigenen Dichtungen unter dem 1919<br />
gewählten Namen Ringelnatz vor - der seemännischen<br />
Bezeichnung für das Glück<br />
bringende Seepferdchen, dieser Name sollte<br />
ihn schützen wie eine „Tarnkappe“. Er betätigte<br />
sich auch als Maler und schuf über 200<br />
Ölbilder, Aquarelle und Zeichnungen.<br />
Mit den beiden Bänden von 1920 war<br />
ihm der Durchbruch gelungen: „Turngedichte“<br />
und „Kuttel Daddeldu oder das<br />
schlüpfrige Leid“. Die „Turngedichte“ geben<br />
sich so, als ob sie der jeweiligen Turnübung<br />
synchron liefen. Jede einzelne Übung oder<br />
Sportart wird in Richtung der ihr innewohnenden<br />
Möglichkeiten übersteigert. Dabei<br />
wird das Groteske an den Punkt getrieben,<br />
an dem es in schieren Irrsinn umschlägt.<br />
Das Gedicht bricht in dem Augenblick ab,<br />
in dem sein Gegenstand zerbricht. Es ist, in<br />
übertragenem Sinne, ein Salto mortale mit<br />
tödlichem Ausgang. Zugleich sind diese<br />
Groteskgedichte durchweg literarische Parodien:<br />
Ringelnatz nutzt tradierte literarische<br />
Formen, Reminiszenzen, Assoziationen,<br />
Zitate und Fehl-Zitate, um im Medium des<br />
Turnens seine Zeit insgesamt lyrisch zu attackieren.<br />
Gelegentlich verwendete er die<br />
Form des Rollengedichts, um Leid, Groll,<br />
Angst, Hoffnung artikulieren zu können:<br />
„Die Lumpensammlerin“, „Stimme auf einer<br />
steilen Treppe“, „Worte eines durchfallkranken<br />
Stellungslosen in einen Waschkübel<br />
gesprochen“. Den täglichen Existenzkampf<br />
meistern seine Außenseiter und Armen mit<br />
einem Mundwerk, das sich um Konventionen<br />
und Etiketten wenig schert.<br />
Das Rollengedicht wird schließlich an<br />
eine andere Figur delegiert, das andere Ich<br />
des Dichters, die „Tarnkappe“, die nicht<br />
verbirgt, sondern enthüllt: den Seemann<br />
Kuttel Daddeldu. Mit den moritatenhaften<br />
Seemannsliedern, in denen der Titelheld<br />
von wilden Seefahrten und nicht weniger<br />
chaotischen Binnenlandaufenthalten in<br />
Hafenkneipen, Bordells, bei der festen Braut<br />
Marie, die aus Bayern stammt, und Kindern<br />
169
Recenzje<br />
in aller Herren Ländern Bericht gibt, tingelte<br />
Ringelnatz in den 20er und frühen 30er Jahren<br />
quer durch Deutschland. Die Moral, die<br />
sich auf diese Welt beziehen lässt, ist banal<br />
und nüchtern, zuweilen zynisch und brutal:<br />
„Du musst die Leute in die Fresse<br />
knacken…<br />
Und wenn du siegst: so sollst du traurig<br />
gehen,<br />
Mit einem Witz. Und sie nicht<br />
wiedersehen.“<br />
Frank Möbus, Professor für Neuere<br />
Deutsche Literatur an der Universität Göttingen<br />
und Herausgeber mehrerer Ringelnatz<br />
–Bände, hat jetzt Gedichte, Prosa und<br />
Dokumente aus Ringelnatz’ Berliner Zeit<br />
zusammengefasst und sie mit Zeichnungen,<br />
Aquarellen und Gemälden des Dichters versehen.<br />
Seit 1920, seit seinem Engagement an<br />
der Kleinkunstbühne „Schall und Rauch“,<br />
kannte Ringelnatz Berlin und 1930 bis zu<br />
seinem Tode 1934 sollte die Metropole sein<br />
ständiger Wohnsitz werden. 1929 heißt es in<br />
dem Gedicht „Sehnsucht nach Berlin“:<br />
170<br />
Berlin wird immer mehr Berlin.<br />
Humorgemüt ins Große.<br />
Das wär mein Wunsch: es anzuziehn<br />
Wie eine schöne Hose.<br />
Und wär Berlin dann stets um mich<br />
Auf meinen Wanderwegen.<br />
Berlin, ich sehne mich in dich.<br />
Ach komm mir doch entgegen.<br />
Es kam ihm entgegen, dieses Berlin der<br />
Weimarer Republik, das Ringelnatz auf seinen<br />
Wanderwegen durchstreifte, tagsüber<br />
und in der Nacht, zu allen Jahreszeiten, auf<br />
den Straßen und in den Hinterhöfen, in<br />
den Parks und Biergärten, in der „Herren-<br />
Bar“ und bei den Prostituierten. „Unter den<br />
Linden / Schwindet der Hass, / Sieht man<br />
immer etwas / Um die Ecke verschwinden“.<br />
Ihm begegnen die Lumpensammlerin und<br />
„schöne Fraun mit schönen Katzen“, ihn<br />
stört das Reden, „weil es nichts Neues dir<br />
enthüllt“, und so zieht er sich müde in seine<br />
vier Wände zurück: „Leg dich in deine Hände,<br />
/ Dann schäumt das schillernde Berlin /<br />
Um deine ernsten Wände. - - / Dein Schiff<br />
wird in die Ferne ziehn“. Und immer wieder<br />
bricht die unerschütterliche Liebe zu seiner<br />
Frau durch, die er zärtlich „Muschelkalk“<br />
nannte und der er in einem „Privat-Telegramm“<br />
anvertraut: „Unsrer beider Herzen<br />
mögen schwer sein / Durch gemeinsames<br />
Missgeschick. / Aber keine Stunde zwischen<br />
uns darf liebeleer sein. // Denn ich liebe<br />
dich durch dick und dünn“. Er dankt dem<br />
Stück Bindfaden, das er fand: „Bindfaden,<br />
du dünne Kleinigkeit / Wurdest mir zum<br />
Tau. - / Damals war Hungerszeit; / Und ich<br />
hätte ohne dich in jener Nacht / Den Kartoffelsack<br />
nicht heimgebracht“. Da steht ein<br />
Mann, „der unverwandt nach einem Fenster<br />
sah“, und dieser Anblick lässt ihn nicht<br />
mehr los: „Zu sehen, wie der Mann dort<br />
stehen bleibt; /Vielleicht sind wir dann nur<br />
sentimental“. Die Klugheit der Krähe, die<br />
weiß, „was hinter Vogelscheuchen steckt“,<br />
imponiert ihm ebenso sehr („Sie torkelt<br />
scheue Ironie, / Flieht souverän beschaulich.<br />
/ Und wenn sie mich sieht, zwinkert sie<br />
/ Mir zu, doch nie vertraulich“) wie ihn ein<br />
„regenzerschlagener Schmetterling. – Arm<br />
Ding!“ zu Tränen rührt. Der Wandel und das<br />
Unbestimmbare bei Ringelnatz wird in allen<br />
Spielarten gezeigt: witzig und voller Tristesse,<br />
deftig und zart, spielerisch und erschütternd<br />
ernsthaft, aber auch sentimental-romantisch,<br />
lyrisch-heiter und bizarr-grotesk oder<br />
unheimlich bis gewalttätig-abstoßend.<br />
Die innere Misere der Weimarer Republik<br />
lässt sich aus Ton, Thematik und Tendenz<br />
seiner Berlin-Gedichte aufs Genaueste<br />
erschließen. Eigene Verworrenheit und Lust<br />
am Verwirren bedingen einander wechselseitig.<br />
Je mehr sich Ringelnatz auf sich selbst,<br />
dickhäutig, aber hochgradig schmerzempfindlich,<br />
zurückzieht, desto stärker wird er<br />
zum Medium seiner Epoche. Instinktsicher<br />
bevorzugt er die Form der poetischen Epistel.<br />
Sie ist bei Ringelnatz nicht Mittel ge-
danklicher Kommunikation im Sinne der<br />
Aufklärung, sondern beiläufige, gebrochene,<br />
verschrobene Übermittlung von Gefühlen,<br />
Stimmungen, Befindlichkeiten. Ringelnatz<br />
liefert eine lyrische Topografie Berlins. Markiert<br />
wird nur das, was der Dichter zu assimilieren<br />
vermag. Der reisende Artist, der er<br />
trotz seines Wohnsitzes in Berlin geblieben<br />
ist, Sinnbild des unbehausten Menschen, bewegt<br />
sich am Rande der Gesellschaft, er hat<br />
Angst, das Leben zu versäumen und verfehlt<br />
es dann auch wirklich permanent. Bescheiden,<br />
zermürbt, überflüssig, wagt er doch<br />
den Protest. Dass sich dieser Protest letzten<br />
Endes nicht politisch artikuliert, ist selber<br />
wieder politisches Symptom.<br />
Und doch stimmt das so nicht. Ja, die<br />
Welt wird als bekannt vorausgesetzt, dann<br />
aber – mit der Beiläufigkeit des „Allerdings“,<br />
so der Titel des 1928 erschienenen<br />
zentralen Gedichtbandes – leise, aber energisch<br />
in Frage gestellt. Ohne rigoroser Moralist<br />
zu sein, unterscheidet Ringelnatz sehr<br />
genau zwischen Gut und Böse. Seine Liebe<br />
gilt den Kleinen und Unscheinbaren, sein<br />
Hass denen, die sich aufspielen, die mehr<br />
sein wollen, als sie sind. „Nichts stimmt, was<br />
mir begegnet“, stellt Ringelnatz fest. Bündiger<br />
hat keiner die Atmosphäre der 20er<br />
Jahre getroffen. Liebe und Freundschaft<br />
sind bei Ringelnatz nicht zu trennen. Denn<br />
jede Liebe ist Freundschaft, ist nichts weiter<br />
als zarte, das Eigensein des anderen achtende<br />
Berührung. Die Intensität des Fühlens<br />
verbirgt sich hinter scheuen Gesten, deren<br />
Unbeholfenheit sich auch sprachlich manifestiert.<br />
Bevorzugte Geste ist die des Schenkens,<br />
in der immer zugleich auch die Geste<br />
des Opferns verborgen ist. Wenn Ringelnatz<br />
auf die Erfahrung des Einzelnen mit<br />
der Welt schlechthin zu sprechen kommt,<br />
dann versagt stets eines am anderen. Dieses<br />
Versagen wird vorzugsweise in Monologen<br />
ausgesprochen. Die Reduktion des lyrischen<br />
Ich vom Menschen auf das Tier dient dann<br />
gelegentlich dem schärferen Herausarbeiten<br />
dieses Versagens: „Immer noch studiere /<br />
Recenzje<br />
Ich am kleinsten Tiere: / Welche himmelhohen<br />
Rätsel es gibt“. Dabei schlagen Strukturelemente<br />
der tradierten Fabel durch. Hinzu<br />
tritt die Wortverkehrung, der Wortwitz, das<br />
Wortspiel. Doch allzu oft sinkt das Wortspiel<br />
auch zum Kalauer ab. Stärker ist Ringelnatz<br />
dort, wo er sich die Auflösung der Sprache<br />
als Medium der Kommunikation zunutze<br />
macht. Einsamkeit ist, verschärft, Kommunikationslosigkeit.<br />
Wo dieses Problem thematisiert<br />
wird, das sind die Gedichte über<br />
Dichtung. Vermittels des Gedichts wird demonstriert,<br />
dass es unmöglich ist, Gedichte<br />
zu schreiben. Auch das „Unanständige“<br />
vieler Gedichte von Ringelnatz ist wohl nur<br />
eine Form, diese „Unmöglichkeit“ zu bekunden.<br />
Im öffentlichen Bewusstsein hatte sich<br />
Ringelnatz zwar das Image eines Komikers<br />
und Humoristen geschaffen, als ernsthaften<br />
Dichter hat ihn dabei aber kaum jemand<br />
wahrgenommen. Erich Kästner hat das<br />
schon 1924 bedauert: „Es ist so traurig, dass<br />
sich die meisten gewöhnt haben, über Ringelnatz<br />
als einen Hanswurst und Suppenkaspar<br />
zu lachen. Erkennen denn so wenige,<br />
dass man keine Kabarettnummer, sondern<br />
einen Dichter vor sich hat? ... Ringelnatz ist<br />
ein Dichter. Und bei Gott kein geringer.“<br />
Großstadt- und Seemannsgedichte, Kinderlyrik,<br />
Liebesgedichte, Lieder, Parodien,<br />
Episteln, Epigramme, Chansonnetten und<br />
Couplets und vieles andere mehr finden wir<br />
in diesem Berlin-Band. In diesen Texten vermischen<br />
sich die Realitätsebenen, Namen<br />
assoziieren Eigenschaften und werden um<br />
neue Konnotationen erweitert. Ungewöhnliche<br />
Kombinationen bringen ursprüngliche<br />
Bedeutungen und Zusammenhänge ins<br />
Wanken. Da gibt es Brüche, Irritationen und<br />
Unvollständiges, das ergänzt werden muss.<br />
In seinen Bildern wie Texten ist die Imaginationskraft<br />
des Lesers oder Betrachters immer<br />
mit einbezogen. Mitunter wenden sie sich<br />
an Kinder und Erwachsene zugleich. Ein<br />
Wagnis – aber warum nicht? - ist der „…liner<br />
Roma…“ (1924), mit zehn Bildern von ihm<br />
171
Recenzje<br />
selbst, ein Berliner Roman in dadaistischer<br />
Collagetechnik, der weder über einen „ordentlichen<br />
Anfang“ noch über ein “rechtes<br />
Ende“ oder eine eigentliche Handlung verfügt.<br />
Es ist die Großstadt, die sozusagen die<br />
Handlung übernommen, die ihre der Apokalypse<br />
entgegentaumelnden Bewohner instrumentalisiert<br />
hat. Im Unterschied zu dem<br />
5 Jahre später erschienenen Döblinschen<br />
Roman „Berlin Alexanderplatz“, in dem<br />
Franz Biberkopf im Dickicht der großen<br />
Stadt überlebensfähig werden soll, werden<br />
bei Ringelnatz keine Handlungsangebote<br />
gemacht, sein diagnostischer Text empfiehlt<br />
keine politische Therapie der gesellschaftlichen<br />
Missstände.<br />
In Ringelnatz’ Roman fordert am<br />
Schluss Gustav seine Freundin auf, Berlin<br />
„visionär zu genießen“: „Wenn der Frühling<br />
die städtischen Anlagen beehrt, dann<br />
stehl’ ich mir einen Zweig, daran zarte<br />
gelbe Wollwürstchen hängen, die duften<br />
wie: Alles wird einmal wieder gut…Miezko<br />
will antworten. Da poltert die Tür schreckhaft,<br />
und auf der Stelle steht ein eleganter<br />
Neger, der einen Muff und eine Handgranate….“<br />
Abrupt bricht der Satz ab. Sechs<br />
Jahre später geht Fabian in Erich Kästners<br />
ironisch bitterem Roman gleichen Namens<br />
mit seiner neuen Freundin durch das<br />
abendliche Berlin: „Aber Sie täuschen sich.<br />
Der Mondschein und der Blumenduft, die<br />
Stille und der kleinstädtische Kuss im Torbogen<br />
sind Illusionen…Soweit diese riesige<br />
172<br />
Stadt aus Stein besteht, ist sie fast noch wie<br />
einst. Hinsichtlich der Bewohner gleicht<br />
sie einem Irrenhaus. Im Osten residiert das<br />
Verbrechen, im Zentrum die Gaunerei, im<br />
Norden das Elend, im Westen die Unzucht,<br />
und in allen Himmelsrichtungen wohnt<br />
der Untergang.“<br />
Unter der NS-Diktatur hatte Ringelnatz<br />
1933 Auftrittsverbot erhalten und seine<br />
Werke wurden als „undeutscher Schmutz“<br />
bei den Bücherverbrennungen ins Feuer<br />
geworfen. Sein Name stand auf der berüchtigten<br />
„Schwarzen Liste“ der aus den Bibliotheken<br />
zu verbannenden Bücher. Er starb<br />
verarmt 1934 an einer Lungenkrankheit in<br />
seiner Berliner Wohnung am Sachsenplatz,<br />
wo er in besseren Zeiten dem Gesang der<br />
„Nachtigall“ gelauscht und den Vogel gebeten<br />
hatte:<br />
Nachtigall,<br />
Besuche bitte ab und zu<br />
Den Sachsenplatz;<br />
Dort wohne ich. – Ich weiß, dass du<br />
Nicht Verse suchst von Ringelnatz.<br />
Frank Möbus schreibt in seinem bestechend<br />
formulierten Vorwort, dass die hier<br />
versammelten Texte eine „fortlaufende Liebeserklärung“<br />
an die Stadt Berlin seien, „in<br />
der manchmal eben doch die Nachtigallen<br />
sangen“. Ein Lesebuch, das man so schnell<br />
nicht wieder aus der Hand legt. Das Ringelnatz<br />
nun auch als Berliner Dichter entdeckt<br />
und festschreibt.
Wolfgang Schlott<br />
Exil in der Kinematographie<br />
Ulrich Meurer, Maria Oikonomou (Hg.):<br />
Fremdbilder. Auswanderung und Exil im<br />
internationalen Kino. Bielefeld (transkript)<br />
2009, 245 S.<br />
Das Exil als Massenbewegung, ausgelöst<br />
durch die Radikalisierung des nationalpolitischen<br />
Denkens und Handelns wie auch<br />
die diffuse Erfahrung einer transzendentalen<br />
‚Obdachlosigkeit’ (Georg Lukacs)<br />
und ‚Unbehaustheit’ (Martin Heidegger)<br />
hat einen wesentlichen Anteil an der psychosozialen<br />
Gestimmtheit der Moderne.<br />
Mit dieser These unternehmen die Herausgeber<br />
in ihrer fundierten Einleitung den<br />
Versuch, im Rahmen eines dreifachen argumentativen<br />
Vorgehens die durch Migration<br />
hervorgerufene Bewegung in medialer und<br />
geographischer Hinsicht an ausgewählten<br />
filmischen Beispielen darzustellen. Es sind<br />
drei Syllogismen, die dem logischen Dreierschritt<br />
folgend die Wechselbeziehung zwischen<br />
Migration, Welt, Moderne, Form und<br />
Kino erläutern. Der erste Syllogismus (vgl.<br />
S. 9-11) geht davon aus, dass, wenn „die Migration<br />
in der Topographie der Welt angelegt<br />
ist, … dann sind Exil und Auswanderung<br />
auf besondere Weise auch mit einer anderen<br />
Form der Bewegung verwandt.“ (S. 10) Diese<br />
Bewegung sei in der Kinematographie angelegt,<br />
in der nach Gilles Deleuze (vgl. Das<br />
Bewegungs-Bild, Kino I, Frankfurt/M. 1997)<br />
keinerlei Unterschied zwischen Welt und<br />
Film angelegt ist. Der zweite Syllogismus (S.<br />
11-16) stellt die Behauptung auf, dass es vor<br />
allem die Moderne in der ersten Hälfte des<br />
20. Jahrhunderts gewesen sei, die aufgrund<br />
der ihr innewohnenden wachsenden Mobilität<br />
und Geschwindigkeit nach einem Ins-<br />
Recenzje<br />
trumentarium suchte, das auch die schneller<br />
werdenden geographischen Verschiebungen<br />
im Zusammenhang von Ein- und Auswanderung<br />
großer Menschenmengen technisch<br />
erfassen konnte. Der Film als genuine Repräsentations-<br />
und Kunstform erwies sich<br />
für die vor allem von der Politik geforderte<br />
Rahmung der Migrationsprozesse als besonders<br />
geeignet. Der dritte Syllogismus, der<br />
in dem Dreierschritt: Migration ist Form,<br />
Kino ist Form, Migration ist Kino (vgl. 16)<br />
die Pole bestimmt, zwischen denen die kinetische<br />
Erzählstruktur des Kinos festzulegen<br />
ist, verweist auf die These der Herausgeber,<br />
dass Exil und Kino ein Wechselverhältnis<br />
eingehen, in dem es kein Primat gebe.<br />
Die exemplarische filmische Umsetzung<br />
ihrer These belegen Meurer / Oikonomou<br />
an dem Stummfilm The Immigrant (Charly<br />
Chaplin, 1917, in dem das Bild der polymorphen<br />
Bewegung idealtypisch gezeichnet<br />
sei. Chaplin habe „das Thema der Auswanderung<br />
an die große mobile Maschine<br />
des Schiffs, das Schiff an den in Bewegung<br />
versetzten Reisenden, …, all dies wiederum<br />
an den Aufnahmeapparat, an die Bewegung<br />
der Narration“ (S. 21) angeschlossen. Was<br />
zu Beginn des 20. Jahrhunderts gleichsam<br />
typologisch vorgezeichnet wurde, habe sich<br />
in den folgenden Jahrzehnten in einer Begriffsvielfalt<br />
(Aus- und Einwanderung, Landesflucht,<br />
Diaspora, Verbannung, Exil) ausdifferenziert,<br />
die kaum noch trennscharfe<br />
Definitionen erlaubt. Nicht zuletzt deshalb<br />
bemühten sich Philosophie, Soziologie und<br />
Kulturwissenschaft um immer neue Erklärungsansätze<br />
des Fremdseins.<br />
Der aus einer Film- und Vorlesungsreihe<br />
im Wintersemester 2005/2006 an der Univer-<br />
173
Recenzje<br />
sität München hervorgehende Sammelband<br />
verknüpft „topographische mit medialen<br />
Aspekten, indem die Mehrzahl der Beiträge<br />
die Darstellung räumlicher Veränderung mit<br />
Überlegungen zum Film … verschränkt.“<br />
(S. 27) Mit diesem konzeptuellen Anspruch<br />
verbinden die Herausgeber ein Leitmotiv für<br />
ihre Publikation, das in der Formel: der Film<br />
erkennt sich in der Migration wie auch die<br />
Migration im Film zum Ausdruck komme.<br />
Die folgenden zehn Beiträge setzen sich mit<br />
ähnlichen und sehr unterschiedlichen Ausprägungen<br />
von Migration in Spielfilmen<br />
auseinander. Volker Mergenthaler untersucht<br />
in Josef von Sternbergs The Last Command<br />
(1928) strukturelle Probleme des Transitorischen<br />
am Beispiel eines zaristischen<br />
Generals namens Sergius, der nach seiner<br />
Flucht aus Russland in einem Hollywood-<br />
Studio als Statist arbeitet und die Chance<br />
erhält, nun die Rolle eines zaristischen Generals<br />
zu spielen. Leo, der russischstämmige<br />
Regisseur des Films, gibt sie ihm, nachdem<br />
er in ihm den Offizier erkannt hatte, der ihn<br />
während der revolutionären Unruhen 1917<br />
inhaftieren ließ. Sergius spielt seine Rolle<br />
so überzeugend und engagiert, dass er nach<br />
den abgedrehten Filmszenen stirbt. Die im<br />
Film dargestellten Migrationen beschreiben<br />
psychomentale Wandlungsprozesse, welche<br />
die aus der russischen Heimat geflohenen<br />
Akteure durchlaufen.<br />
Mit der Poetik der Auswanderung setzt<br />
sich Maria Oikonomou am Beispiel des<br />
Spielfilms von Elia Kazan: America, America<br />
(1963) und des Romans von Thanasis Valtinos:<br />
Legende des Andreas Kordopatis (1964) auseinander.<br />
Sie hat nicht den Anspruch, alle<br />
Kriterien einer Migrationskunst zu erfüllen,<br />
die gemeinsame Motive und ästhetische<br />
Verfahren im Rahmen einer vergleichenden<br />
Parallelanalyse unterziehen will. Vielmehr<br />
sind es einige zentrale Merkmale jenseits<br />
der medialen Grenzen zwischen Literatur<br />
und Film, auf die sie ihre Untersuchung fokussiert.<br />
Dabei gelingen ihr eine Reihe von<br />
Beobachtungen, die sie mit dem Verweis auf<br />
174<br />
kompetente Quellen (Deleuze, Adorno) verifiziert.<br />
Die Ikonographie des Exils erweist sich<br />
in Andrej Tarkowskis Spielfilm Nostalghia<br />
(1983) als „ein episches Poem, das in einer<br />
fremden Sprache verfasst wurde.“ (S. 108)<br />
Nach Ansicht von Georgiana Banita, der<br />
Verfasserin des Beitrags über den russischen<br />
Filmemachers, kulminiert die ikonographisch<br />
und religiös verdichtete Vision Russlands<br />
auf der Abbild-Folie der italienischen<br />
Abteikirche von San Galvano, wo der filmische<br />
Protagonist, der aus der Sowjetunion<br />
emigrierte russische Dichter Gortschakow,<br />
eine vorläufige Zufluchtsstätte gefunden<br />
hat. In dieser Vision überlagern sich die abweisende<br />
Fremde (Italien) und „das ferne<br />
Erinnerungsbild der verlorenen Heimat“<br />
(S. 111), in die Gortschakow ebenso wie der<br />
1983 emigrierte Filmregisseur nicht zurückkehren<br />
werden. Der Artikel, mit Verweisen<br />
auf religionsphilosophischen Sekundärquellen<br />
(Andrej Tarkowski, Die versiegelte Zeit,<br />
2000; Pavel Florenskij. Die Ikonostase, 1990)<br />
und Passagen aus kunsthistorischen Abhandlungen<br />
(wie z.B. Paul Evdokimov, L’art<br />
de l’icône, 1970) abgesichert, liefert auch einen<br />
Beitrag zur Filmpoetik des 1986 in Paris<br />
verstorbenen Tarkowski.<br />
In weiteren Beiträgen geht es um die Geschichte<br />
der österreichischen Musik-Emigrantenfamilie<br />
Trapp, deren Werk Robert<br />
Wise in The Sound of Music (1965) verfilmt hat,<br />
um Jim Jarmuschs Film Dead Man (1995),<br />
den Roger Lüdecke unter der Themenstellung<br />
Religiöse Transgression und groteske<br />
Gewalt behandelt und um die Inszenierung<br />
der ‚Heimat’ in dem Hindufilm Aa ab laut<br />
chalen (Komm, wir gehen zurück, R. Kapoor,<br />
1999). Er setzt sich mit der US-amerikanische<br />
Diaspora auseinander, die für den indischen<br />
Auswanderer zum Ort der traurigen Anpassung<br />
wird. Die anschauliche Darstellung<br />
der filmischen Sujets und die theoretisch<br />
fundierte Erläuterung der Filmpoetiken ist<br />
auch in Hans-Edwin Friedrichs Aufsatz über<br />
Martin Scorseses Gangs of New York (2005),
und Jörn Glasenapps Auseinandersetzung<br />
mit Steven Spielbergs The Terminal (2004),<br />
hervorzuheben. Dass filmtheoretisch und<br />
literaturwissenschaftlich argumentierende<br />
Beiträge mit hoher syntaktischer Verdichtung<br />
nicht immer zu einer transparenten<br />
Darlegung führen, zeigt der abschließende<br />
Beitrag von Ulrich Meurer „Zur Wiederaufführung<br />
amerikanischer Soziotopologien in<br />
M. Night Shyamalans The Village (2004)“. Er<br />
Joanna Mikuła<br />
Okręt błaznów<br />
Brant Sebastian: Okręt błaznów. Przeł. i<br />
objaśnił: Andrzej Lam, słowo wstępne: Wojciech<br />
Dudzik. Pułtusk: Akademia Humanistyczna<br />
im. A. Gieysztora 2010, 379 s.<br />
„Dla pożytku i zbawiennej nauki /napomnienia<br />
i utwierdzenia mądrości/ Rozumu<br />
i dobrych obyczajów: Także dla zganienia i<br />
poskromienia błazeństwa/ ślepoty, błędów<br />
i głupoty/ wszystkich stanów/ i rodzajów<br />
ludzkich…” (z przedmowy do wydania)<br />
Po pięciu wiekach trafia do rąk polskiego<br />
czytelnika wyjątkowe dzieło – Okręt błaznów<br />
– Das Narrenschiff (1494) Sebastiana<br />
Branta. Niemieckie arcydzieło z początków<br />
epoki Gutenberga, wydawane i znane w całej<br />
niemal Europie, dzisiaj doczekało się polskiego<br />
tłumaczenia. Zadania tego podjął się<br />
literaturoznawca, historyk i krytyk literatury,<br />
prof. A. Lam. Promocja książki odbyła się<br />
w dniu światowej prapremiery „Statku błaznów”<br />
w reżyserii Piotra Tomaszuka. Spektakl<br />
wybitnego reżysera, oparty na motywach<br />
dzieła Sebastiana Branta, stał się jednym z<br />
najciekawszych wydarzeń artystycznych w<br />
dziejach Wrocławskiego Teatru Lalek. W wieczorze<br />
promocyjnym uczestniczyli również<br />
Recenzje<br />
sollte Gegenstand einer kritischen Betrachtung<br />
sein, die im Rahmen dieser Besprechung<br />
auch aus räumlichen Gründen nicht<br />
zu leisten ist. Im Ganzen gesehen also eine<br />
mit unterschiedlichen methodischen Ansätzen<br />
geleistete überzeugende Einführung in<br />
die schwierige Thematik der Fremdbilder,<br />
in denen Exil und Auswanderung so viele<br />
filmpoetisch verdichtete Überlagerungen<br />
erfahren.<br />
prof. Dieter Wuttke – wybitny znawca dzieł<br />
S. Branta i prof. Wojciech Dudzik – teatrolog,<br />
kulturoznawca i opiekun merytoryczny<br />
całego przedsięwzięcia. Czytelnicy i goście<br />
WTL otrzymali dzieło wyjątkowe zarówno<br />
pod względem treściowym, jak edytorskim<br />
i graficznym. „Okręt błaznów” Sebastiana<br />
Branta to dzieło, które zasługuje na uznanie,<br />
jakie zdobyło już wcześniej niemal w<br />
całej Europie. Sebastian Brant (1457-1521),<br />
niemiecki humanista i poeta, z wykształcenia<br />
doktor praw, urodził się w Strasburgu,<br />
studiował w Bazylei, aby po latach osiąść na<br />
stałe w rodzinnym mieście.<br />
Na czym zatem polega fenomen jego<br />
dzieła, uchodzącego za największy bestseller<br />
renesansu, porównywalny z Cierpieniami młodego<br />
Wertera Goethego?<br />
Pomysł autora co do treści książki wydaje<br />
się bardzo prosty. Główny bohater, Kapitan<br />
Brant, zabiera na statek grupę stu błaznów, z<br />
których każdy wyróżnia się inną cechą. Każdy<br />
z błaznów charakteryzuje się specyficzną<br />
wadą, słabością, przywarą czy grzechem.<br />
Spotykamy tu więc głupotę, lenistwo, szyderstwo,<br />
zazdrość, bluźnierstwo, fałszerstwo,<br />
oszustwo, nienawiść i wszelkie inne wady,<br />
175
Recenzje<br />
przy czym każdej autor poświęca w swoim<br />
poemacie osobną satyrę. Tak np. o chciwości<br />
pisze: „Chciwych błaznów wszędzie pełno, liczyć by<br />
ich nadaremno, Pieniądz ponad honor cenią/ i się<br />
nie przejmują biedą” 1 , a o samych błaznach taką<br />
snuje refleksję: „Jak błazen pada, co dzień widać<br />
/ I stąd się chętnie ich wyszydza; Mądrzy nimi pogardzają,<br />
Choć czapkę błazna też wkładają” 2 . Brant<br />
umieszcza swoich bohaterów na okręcie i<br />
wysyła w podróż do szczęśliwego kraju Narragonii<br />
w poszukiwaniu rozumu i zdrowego<br />
rozsądku. Okrętem błaznów rządzą, jak na<br />
ironię, złowieszczy bohaterowie i nieszczęścia.<br />
Prym wiodą Czterej Jeźdźcy Apokalipsy<br />
– Zaraza, Wojna, Głód i śmierć. Jest też siedem<br />
grzechów głównych i błazeńskie tańce.<br />
Bohaterowie Branta, bez względu na pochodzenie,<br />
status społeczny etc. odnajdują na<br />
statku własny świat – cywilizację, którą mogą<br />
rządzić, narzucając jej swoje prawa i kanony.<br />
Statek Branta jest więc metaforą cywilizacji<br />
rządzonej przez odmieńców, ludzi pełnych<br />
ułomności, niedoskonałości i wad. Szukając<br />
ucieczki do lepszego świata wpadają w sidła<br />
jeszcze większej nietolerancji, bezmyślności<br />
i głupoty. W swoim zamkniętym świecie nie<br />
dostrzegają zniszczenia i degradacji, jakiej<br />
ulegają oni i otaczający ich świat. świat błaznów<br />
rządzony przez innych błaznów. Koło<br />
się zamyka. Z tego świata nie ma ucieczki.<br />
Pozostaje cierpienie, bezduszność i trwanie<br />
w beznadziejnej egzystencji.<br />
Dlaczego Sebastian Brant wybrał do swojego<br />
dzieła postać błazna i motyw okrętu?<br />
Błazen jest postacią, która od zawsze inspirowała<br />
twórców i badaczy, filologów, historyków<br />
kultury. Postać ułomna, obłąkana,<br />
która zarówno swoim charakterystycznym,<br />
specyficznym wyglądem jak i zachowaniem<br />
przeciwstawiała się wszelkim konwencjom i<br />
zasadom. Charakterystycznym elementem<br />
1 Brant Sebastian, Okręt błaznów. Przeł. i objaśnił:<br />
Andrzej Lam, słowo wstępne : Wojciech<br />
Dudzik. Pułtusk: Akademia Humanistyczna<br />
im. A. Gieysztora, 2010. s. 217<br />
2 Tamże, s. 100.<br />
176<br />
stroju błazna oprócz kontrastowych w barwach<br />
tunikach była czapka o trzech rogach<br />
zakończonych dzwoneczkami, które symbolizowały<br />
ośle uszy i ogon. Postać błazna<br />
dopełnia specjalny atrybut: zwierciadło lub<br />
berło, w którym każdy z obserwatorów przejrzeć<br />
się winien. Jak pisze Wojciech Dudzik w<br />
przedmowie do polskiego wydania, „Brantowskie<br />
błazny stanowiły istotną reprezentację<br />
społeczeństwa, a każdy z nich trzymał<br />
w ręku lustro, w którym powinni przejrzeć<br />
się czytelnicy. A może trzymały one szkło<br />
powiększające, a nie zwierciadło? Jedno i<br />
drugie narzędzie służy zresztą właściwie do<br />
tego samego, co można wyrazić znaną maksymą:<br />
nosce te ipsum (poznaj samego siebie aut.).<br />
Swych błaznów ulokował Brant na okręcie,<br />
by opisana przez niego reprezentacja uzyskała<br />
status mikrospołeczności, w której wszystko<br />
staje się bardziej jednoznaczne – i lepiej<br />
służy humanistycznej dydaktyce.” 3<br />
Motyw okrętu i życiowej tułaczki jest dobrze<br />
znany i popularny w literaturze i malarstwie<br />
XV wieku. Twórcy często przywoływali<br />
motyw życiowej żeglugi i tułaczki człowieka<br />
ukazując życie jako dryfowanie po morzu i<br />
zmaganie z żywiołem. Sam zaś statek symbolizuje<br />
ostoję, bezpieczeństwo i opieranie się<br />
życiowym trudnościom i klęskom. Sebastian<br />
Brant przywołuje w swoim dziele znane nam<br />
z literatury i sztuki postacie. Odwołuje się<br />
do wielu postaci historycznych, biblijnych i<br />
literackich. Nawiązuje do statku Odyseusza,<br />
Ulissesa, Pompejusza, przywołuje historie<br />
mitologicznych bogów, m.in. Demostenesa,<br />
Apolla, Herkulesa, nimfy Kalipso, Jonasza,<br />
Hioba, Kirke, Tobiasza i wielu innych.<br />
Brantowski statek jest jednak wyjątkowy<br />
ze względu na swoich specyficznych pasażerów:<br />
szaleńców, odmieńców, grzeszników.<br />
Brantowskie błazny były szaleńcami, ale ich<br />
szaleństwo nie polegało li tylko na przeciwstawianiu<br />
się wszystkiemu, co rozsądne i<br />
uporządkowane, na odwracaniu praw boskich<br />
i ludzkich. XV wieczny błazen to ten,<br />
3 Tamże, s. 10.
który zmieniając i lekceważąc wszelkie panujące<br />
prawa, na zasadzie kontrastu spełnia<br />
rolę dydaktyka i moralisty. Błazeńskie zwierciadło<br />
pozwala nam spojrzeć na nas samych.<br />
Jak twierdzi autor: „W to zwierciadło winni patrzyć<br />
/ Wszyscy męże i niewiasty: gdy się razem ich<br />
ustawi,/ Nie tylko męże są błaznami” 4 . Pomimo<br />
licznych wcześniejszych – XIII i XIV wiecznych<br />
utworów rękopiśmiennych z motywem<br />
błazeńskiej żeglugi, dopiero Narrenschiff drukowany,<br />
z unikalnymi drzeworytami, stał się<br />
prawdziwym i coraz bardziej popularnym w<br />
kulturze statkiem błaznów-szaleńców.<br />
Dzieło Sebastiana Branta swój fenomen<br />
zawdzięczało m.in. licznym tłumaczeniom i<br />
kolejnym edycjom wychodzącym w niemal<br />
całej Europie. W trzy lata od ukazania się<br />
oryginału dzieło przetłumaczone zostało na<br />
język łaciński – w tym też języku pojawiały<br />
się kolejne wydania „Okrętu”. Szczególnym<br />
zainteresowaniem cieszyły się wydania oficyny<br />
Johannesa Bergmanna von Olpe. Brant<br />
za życia starał się osobiście kontrolować i<br />
4 Tamże, s. 7.<br />
Recenzje<br />
autoryzować wszystkie kolejne edycje dzieła.<br />
Już w XVI wieku powstawały też tłumaczenia<br />
w językach niderlandzkim, francuskim, angielskim.<br />
„Okręt błaznów” stawał się coraz<br />
popularniejszym, jak na czasy wczesnego humanizmu<br />
i początków druku, dziełem.<br />
Do rąk czytelnika trafiło dzieło wyjątkowe<br />
pod względem edytorskim i graficznym.<br />
Bogactwa treści dzieła dopełniają niepowtarzalne<br />
drzeworyty autorstwa Albrechta<br />
Dürera. Znajdujemy tu również pojedyncze<br />
drzeworyty anonimowych artystów. Każdy<br />
z nich powiązany jest tematycznie z kolejnym<br />
rozdziałem poematu. Obwolutę dzieła<br />
zdobi reprodukcja obrazu Hieronima Bosha<br />
La Nef des fous. Starannie wydane, w twardej<br />
oprawie, stanowić będzie cenną pozycję w<br />
niejednej bibliofilskiej kolekcji. Książka została<br />
objęta patronatem Ministra Kultury i<br />
Dziedzictwa Narodowego. Ukazała się nakładem<br />
Akademii Humanistycznej im. Aleksandra<br />
Gieysztora w Pułtusku przy wsparciu<br />
Fundacji Współpracy Polsko-Niemieckiej<br />
oraz Ministerstwa Kultury i Dziedzictwa<br />
Narodowego.<br />
Marian Szczodrowski<br />
Das Bedeutungswörterbuch<br />
Duden. Das Bedeutungswörterbuch. 4., neu bearbeitete<br />
und erweiterte Auflage. Herausgegeben<br />
von der Dudenredaktion. Duden Band<br />
10. Dudenverlag. Mannheim . Leipzig . Wien<br />
– Zürich. Bibliographisches Institut AG,<br />
Mannheim 2010, 1151 S.<br />
Die vierte, neu bearbeitete und erweiterte<br />
Auflage des Bedeutungswörterbuches präsentiert<br />
sich als gut durchdachte und genau<br />
erklärte Darbietung von 20 000 Stichwörtern<br />
und Wendungen mit grammatischen<br />
und phonetischen Angaben, die mit Defi-<br />
nitionen und Beispielen sowie mit Synonymen<br />
und Infokästen ergänzt und eo ipso<br />
um wertvolle Informationen bereichert worden<br />
sind.<br />
Die Dudenredaktion und der Dudenverlag<br />
haben sich zum Ziel gesetzt, den Benutzern<br />
ein sehr brauchbares Sprachhilfsmittel<br />
sowohl für den mündlichen als auch schriftlichen<br />
Gebrauch des Deutschen zur Verfügung<br />
zu stellen (vgl. Vorwort). Der allgemeine<br />
Zweck dieses Bedeutungswörterbuches<br />
besteht darin, dass es nicht nur den Muttersprachlern,<br />
sondern auch - oder besonders -<br />
177
Recenzje<br />
jenen, die das Deutsche als Fremdsprache erlernen<br />
und sich aneignen, eine zuverlässige<br />
Hilfe in der korrekten Handhabung dieser<br />
gewiss nicht leichten Sprache ist.<br />
Der Inhalt des Bedeutungswörterbuches<br />
umfasst folgende Themen: Die Behandlung<br />
der Stichwörter (S. 11-15), Die einzelnen<br />
Wortarten (S. 16-17), Die Lautschrift<br />
(S. 18-19), Im Wörterbuch verwendete Abkürzungen<br />
und Zeichen (S. 20-21), Liste der<br />
Wortbildungselemente (S. 21-24), Zahlen (S.<br />
25-26), Zahlen – Ordnungsfaktor im Leben<br />
und in der Sprache (S. 27-32), Übersicht über<br />
die sprachwissenschaftlichen Fachausdrücke<br />
(S. 33-38), Auflistung der Sachgebiete und<br />
deren Fach- und Sondersprachen (S. 39), Die<br />
gebräuchlichsten unregelmäßigen Verben<br />
(S. 40-43) und Wörterbuch (S. 45-1149).<br />
Bei einigen Zahlen sind ihre möglichen<br />
Formen angeführt; so lesen wir bei 1001 als<br />
Kardinalzahl: tausendeins, tausendundeins,<br />
eintausendeins, eintausendundeins, tausendein<br />
..., tausendundein ..., eintausendein ...,<br />
eintausendundein ..., und als Ordinalzahl:<br />
der, die, das tausenderste, tausendunderste,<br />
eintausenderste, eintausendunderste (S. 25).<br />
Den semantischen Kern des Bedeutungswörterbuches<br />
bilden vor allem die Grundbedeutungen,<br />
aber zusätzlich werden auch<br />
bedeutungsgleiche und -ähnliche Wörter<br />
angefügt, was ein paar Beispiele aufzeigen<br />
mögen:<br />
Fe|der 1 , die: -, -n:<br />
1. auf dem Körper von Vögeln (in großer Zahl)<br />
wachsendes, dem Fliegen und dem Schutz vor Kälte<br />
dienendes Gebilde: der Vogel verliert während<br />
der Mauser seine Federn; ein mit Federn gefülltes<br />
Kissen. Syn.: Daune, Flaum, Gefieder.<br />
Zus.: Entenfeder, Gänsefeder, Hahnenfeder,<br />
Hühnerfeder, Pfauenfeder, Schwanzfeder,<br />
Straußenfeder, Vogelfeder.<br />
2. spitzer Gegenstand aus Metall, der Teil eines Gerätes<br />
zum Schreiben oder Zeichnen ist: mit einer breiten,<br />
spitzen Feder schreiben. Zus.: Goldfeder,<br />
Schreibfeder, Stahlfeder, Zeichenfeder.<br />
178<br />
3. elastisches, spirales oder blattförmiges Teil aus Metall,<br />
mit dem eine Spannung erzeugt werden kann,<br />
das einen Zug oder Druck aushalten oder ausüben<br />
soll: die Feder der Uhr ist gespannt, gebrochen.<br />
Zus.: Bettfeder, Spiralfeder, Uhrfeder.<br />
(S. 368).<br />
mick|rig (ugs. abwertend):<br />
schwächlich oder zu dürftig aussehend: ein kleines,<br />
mickriges Pflänzchen; er hatte nur ein mickriges<br />
Geschenk für sie. Syn.: klein, kümmerlich,<br />
verkümmert. (S. 642).<br />
schi|cken<br />
1. a) (jmdn.) veranlassen, sich (zu einem<br />
bestimmten Zweck o Ä.) an einen bestimmten Ort<br />
zu begeben, einen bestimmten Ort zu verlassen: sie<br />
schickte ihn einkaufen / zum Einkaufen,<br />
aufs Feld, aus dem Zimmer nach Hause.<br />
Syn.: abkommandieren, abordnen, delegieren,<br />
entsenden, kommandieren.<br />
b) bringen, befördern lassen: er schickte seinem<br />
Vater / an seinen Vater ein Päckchen; etwas<br />
an jmds. Adresse, nach Berlin schicken. Syn.:<br />
anweisen, einsenden, 1 senden, übermitteln,<br />
überweisen, zugehen lassen, zuleiten. Zus.:<br />
mitschicken, nachschicken, wegschicken.<br />
2. * sich in etwas schicken:<br />
etwas (Unangenehmes) geduldig und ohne Widerstand<br />
ertragen: ich schicke mich in das Unvermeidliche.<br />
Syn.: etwas auf sich nehmen, etwas hinnehmen,<br />
etwas über sich ergehen lassen, sich<br />
in etwas ergeben, sich in etwas fügen.<br />
3. * sich schicken: sich ziemen: es schickt sich<br />
nicht, mit vollem Mund zu sprechen. Syn.:<br />
angemessen sein, sich gehören, sich geziemen<br />
(veraltend), sich ziemen (geh.). (S. 801).<br />
1 Aus technisch-objektiven Gründen wird<br />
in dieser Rezension auf die Wiedergabe der<br />
Lautschrift in den Zeichen der International Phonetic<br />
Association (IPA), wie sie im besprochenen<br />
Buch bei den Hauptstichwörtern angewendet<br />
wird, verzichtet.<br />
* Der Asterisk kennzeichnet feste Verbin-<br />
dungen.
Zap|fen, der; -s,-:<br />
1. holzige, die Samen enthaltende Frucht der Nadelbäume:<br />
Nadelbäume mit stehenden, hängenden<br />
Zapfen. Zus.: Fichtenzapfen, Kiefernzapfen,<br />
Tannenzapfen.<br />
2. zapfenförmiger Verschluss zum Schließen des<br />
Spundloches (an Fässern): einen Zapfen in<br />
das Fass schlagen. Syn.: Pfropfen, Stöpsel.<br />
(S. 1112).<br />
Diese angeführten Beispiele berücksichtigen<br />
ausgewählte Wörter in idiomatischen<br />
Wendungen, wo die Einzelwörter andere Inhalte<br />
bekommen als in ihren Grundbedeutungen.<br />
Was die Wortbildungsmittel anbelangt, so<br />
werden nicht nur die traditionellen (z.B.: herbei-,<br />
-bar vide fehlerhaft, -los) dargestellt und<br />
erläutert, sondern auch solche, die mithilfe<br />
der Affixoide gebildet werden, und zwar als<br />
Präfixoide (Halbpräfixe (emotional verstärkend):<br />
(in Bezug auf Veranstaltungen, Tätigkeiten)<br />
sehr viel länger dauernd als gewöhnlich, z.B.: Marathondiskussion;<br />
oder (derb verstärkend: saublöd,<br />
saudämlich, saudoof usw.; todhungrig,<br />
todkrank) und Suffixoide (Halbsuffixe:<br />
etwas, was in Bezug auf das im Basiswort Genannte<br />
überhaus lange andauert, z.B.: Verhandlungsmarathon;<br />
oder Sauhitze, Saukälte) .<br />
75 Infokästen bringen nützliche Informationen<br />
über die zu leicht verwechselbaren<br />
Wörter; sie weisen sicherlich auf die manchmal<br />
nicht ganz scharfe Grenze hin, die zwischen<br />
den bedeutungsähnlichen Wörtern<br />
verläuft, z.B.:<br />
begreiflich/begrifflich<br />
Das Adjektiv begreiflich ist von dem Verb<br />
>>begreifen >begreiflich<br />
>begreiflich<br />
>Begriff >Programmablauf>ProgrammablaufplanGehirnHirn
Recenzje<br />
Mit Gehirn verbindet sich in stärkerem<br />
Maße noch die Vorstellung eines konkreten<br />
(menschlichen) Organs:<br />
– Die Reize werden an das Gehirn weitergegeben.<br />
– Der Patient wurde am Gehirn operiert.<br />
(S. 499).<br />
Kosten/Unkosten<br />
Unter Kosten versteht man alles, was für eine<br />
Sache aufgewendet wird oder worden ist, sowohl<br />
das Entgelt für die gekauften oder zu<br />
kaufenden Gegenstände als auch das Entgelt<br />
für die geleistete oder zu leistende Arbeit:<br />
– Die Angeklagte trägt die Kosten des Verfahrens.<br />
Die Firma will versuchen, die Materialkosten<br />
erheblich zu senken.<br />
Als Unkosten bezeichnet man die oft unvorhergesehen<br />
entstehenden Kosten, die<br />
außer den normalen Ausgaben zusätzlich<br />
und ohne eigentlichen Gewinn entstehen.<br />
Unkosten werden als Verlust oder unnötig<br />
angesehen. Bei gewerblichen Veranstaltungen,<br />
an denen also verdient wird, entstehen<br />
>>BetriebskostenUnkostenKosten>Unkosten>Kosten des VerfahrensUn-UntreueUnfreundlichkeitUnwetterUnmengeUnzahl
Janusz Ruszkowski<br />
Papież – dyplomata i polityk<br />
Marian Wilk, Łukasz Donaj (red.): Jan Paweł<br />
II – w kręgu myśli politycznej i dyplomacji.<br />
Wyd. Wyższej Szkoły Studiów Międzynarodowych<br />
w Łodzi, 2009<br />
Jan Paweł II pozostawił ogromne dziedzictwo,<br />
z którego czerpać będą pokolenia, i<br />
które jest ze wszech miar uniwersalne. Każda<br />
jego encyklika, list pasterski, orędzie, czy adhortacja<br />
apostolska stanowi zbiór wskazań,<br />
kierunków myślowych oraz szeroko pojętego<br />
nauczania, które może być wykorzystywane<br />
w wielu dyscyplinach naukowych, w tym<br />
także – a może przede wszystkim w naukach<br />
społecznych.<br />
Odniesienie owego dziedzictwa Jana Pawła<br />
II do myśli politycznej oraz dyplomacji<br />
proponuje praca zbiorowa pt. „Jan Paweł II<br />
– w kręgu myśli politycznej i dyplomacji”<br />
pod redakcją naukową Mariana Wilka oraz<br />
Łukasza Donaja. Tekst składa się z 30 opracowań<br />
podzielonych na bloki tematyczne:<br />
1. Stosunki międzynarodowe – sukcesy i nierozwiązane<br />
problemy, 2. Ideologia i kultura,<br />
3. Pokój etyka, solidarność, państwo, Europa<br />
(łącznie 374 strony).<br />
Międzynarodowe reperkusje wyboru<br />
Jana Pawła II na Papieża, odbiór (przede<br />
wszystkim polityczny i społeczny) tego wydarzenia<br />
na Wschodzie i Zachodzie ówczesnego<br />
bipolarnego świata to wciąż frapujący<br />
temat, zawierający niezwykle interesujący<br />
wątek dotyczący podejmowanych prób wykorzystania<br />
tego wydarzenia do demontażu<br />
systemu totalitarnego (M. Wilk). Dalsze międzynarodowe<br />
konteksty okresu pontyfikatu<br />
Jana Pawła II to kolejne przełomowe chwile,<br />
jak np. konflikt w Zatoce Perskiej czy konflikt<br />
plemienny w Ruandzie. Wydarzenia te<br />
pokazują jak wiele troski Papieżowi przyspa-<br />
Recenzje<br />
rzał otaczający świat, jak często zmuszał do<br />
reakcji, jak nie pozwalał pozostawać obojętnym.<br />
Jan Paweł II stał się swoistym, aczkolwiek<br />
często realnym, mediatorem sporów<br />
międzynarodowych, mediatorem zaangażowanym,<br />
o prestiżu i autorytecie niespotykanym<br />
wśród mediatorów (M. Sobczyński).<br />
Rolę mediacyjną Papieża można zauważyć<br />
na przykładzie konfliktu chilijsko-argentyńskiego<br />
o wyspy położone na Kanale Beagle.<br />
Papież był głosicielem pokoju w każdej sytuacji<br />
konfliktowej, choć „tym, co odróżnia<br />
papieską koncepcję pokoju od innych, jest<br />
to, że przypisuje jej duże znaczenie pojęciu<br />
osoby” oraz silnie akcentuje potrzebę pomocy<br />
humanitarnej (Dominika Narożna, ss.<br />
283, 285).<br />
Jedno z przełomowych wydarzeń końca<br />
XX w., czyli upadek Związku Radzieckiego,<br />
nie mogło przejść bez echa w Stolicy<br />
Apostolskiej. Ten fakt wygenerował zresztą<br />
swoistą i misterną reakcję dyplomacji watykańskiej.<br />
„Normalizacja przez Stolicę Apostolską<br />
struktur kościelnych w Rosji oraz dynamizm<br />
misyjny katolików w tym kraju otworzyły<br />
kolejne pole sporu, w rezultacie którego<br />
doszło do zerwania oficjalnego dialogu<br />
ekumenicznego pomiędzy Kościołami (...)”<br />
(M. Mróz, s. 66). Wygaśniecie jednego sporu<br />
wygenerowało zatem kolejny problem.<br />
W relacjach z państwami prawosławnymi<br />
nie wszystko udało się Janowi Pawłowi II<br />
osiągnąć. Pokazuje to przebieg wizyty Jana<br />
Pawła II na Ukrainie w czerwcu 2001 r. (Ł.<br />
Donaj). Rezultaty tej wizyty także nie były<br />
pasmem zamierzonych sukcesów, gdyż nie<br />
udało się utworzyć patriarchatu we Lwowie,<br />
czy też zaliczyć metropolity Andrzeja Szeptyckiego<br />
do grona męczenników za wiarę (s.<br />
79). W jeszcze trudniejszych relacjach po-<br />
181
Recenzje<br />
zostawał Jan Paweł II w odniesieniu do Rosji,<br />
choć w swoich koncepcjach myślowych<br />
Papież traktował Rosję jako symbiotyczną<br />
część tzw. „wschodniego płuca Europy” (O.<br />
Nadskakuła).<br />
Ekumenizm w działaniu Jana Pawła II<br />
obejmował wiele wyznań mniej lub bardziej<br />
oddalonych od chrześcijaństwa rzymskokatolickiego.<br />
Pozornie egzotyczne stosunki<br />
ekumeniczne pomiędzy Kościołem Rzymsko-Katolickim<br />
a Kościołem Anglikańskim<br />
za czasów pontyfikatu Jana Pawła II (W.<br />
Wilk-Reguła) nadały formalne ramy tym<br />
stosunkom, oparte o Wspólną Deklarację<br />
z 1982 r., która została podpisana zarówno<br />
przez Jana Pawła II jak i Arcybiskupa Canterbury.<br />
Deklaracja zawierała m.in. wzajemne<br />
uznanie chrztu świętego.<br />
Posoborowa jedność chrześcijan nie była<br />
jednak pasmem samych sukcesów pontyfikatu<br />
Jana Pawła II. Zdarzały się w niej także porażki<br />
(K. Pawlak). Zapewne więcej trudności<br />
ekumenizm papieski musiał natrafić w tzw.<br />
kościołach wschodnich niż w kościołach zachodnich,<br />
choć w przypadku stosunków z<br />
tymi drugimi brak porozumienia dotyczył<br />
m.in. kapłaństwa kobiet. Instrumentem dialogu<br />
ekumenicznego były wizyty Papieża w<br />
krajach muzułmańskich (Turcja, Maroko,<br />
Egipt, Jordania, Syria) oraz symboliczne<br />
gesty (np. ucałowanie Koranu). Jan Paweł<br />
II zainicjował swoisty przełom mentalny w<br />
relacjach chrześcijańsko-muzułmańskich,<br />
bowiem trudno było oczekiwać przełomu<br />
praktycznego, tym bardzie doktrynalnego<br />
(J. Cuper). Ów przełom mentalny i tak okazał<br />
się bez precedensu w relacjach pomiędzy<br />
obu największymi religiami świata.<br />
Globalizacja i jej instytucjonalny aspekt,<br />
w tym zaangażowanie w ten proces ONZ, nie<br />
mogło pozostać obojętne dla dyplomacji watykańskiej,<br />
która w swoim działaniu okazała<br />
swój specyficzny charakter, także polityczny<br />
(A. M. Solarz). „Dotyczyło to nie tylko konfrontacji<br />
z systemem komunistycznym, ale<br />
także sporu z indywidualistycznym liberalizmem,<br />
a zwłaszcza z tzw. nową moralnoś-<br />
182<br />
cią (...)” (s. 113). Stolica Apostolska, czynnie<br />
uczestnicząca w obradach oenzetowskich<br />
konferencji na temat globalizacji, dostrzegała<br />
w ich konkluzjach bardzo pozytywne<br />
sekwencje odnoszące się do praw człowieka,<br />
problemu głodu na świecie czy ochrony klimatu<br />
i ekosystemu Ziemi.<br />
Okazuje się, że najtrudniej prowadzić<br />
politykę zagraniczną wobec państwa, które<br />
nie szuka kontaktu, nie szuka wzajemności.<br />
Taki krajem były Chiny, które jednak dla<br />
Jana Pawła II nie mogły być obojętne nie<br />
tyle ze względu na swoją wielkość terytorialną<br />
i demograficzną, ile przede wszystkim ze<br />
względu na problem prześladowań mniejszości<br />
katolickiej w tym kraju oraz na problem<br />
Tybetu (J. Przybysz).<br />
Równie trudno było dyplomacji watykańskiej<br />
jednoznacznie odnieść się i ocenić<br />
teologię wyzwolenia. Dla Jana Pawła II teologia<br />
wyzwolenia była nazbyt rewolucyjna,<br />
choć nie można było jej potępiać w całości<br />
(J. Pros). Po pontyfikacie „introwertycznego<br />
dyplomaty Pawła VI – pisze Maciej Zięba<br />
– przyszedł (...) dynamiczny duszpasterz.<br />
Po odnajdującym się w lewicowym klimacie<br />
epoki (sprzyjanie teologii wyzwolenia)<br />
papieżem został człowiek krytyczny wobec<br />
wszelkich - czy to teologiczno-filozoficznych<br />
czy politycznych - form marksizmu, który<br />
doświadczenie ideologii miał wpisane we<br />
własną biografię.” 1 Stanowisko watykańskie<br />
wobec teologii wyzwolenia było niejasne lub<br />
co najmniej dychotomiczne, z jednej strony<br />
bowiem autorzy przypisują Jemu doktrynalny<br />
i praktyczny (personalny) demontaż<br />
teologii wyzwolenia, a z drugiej strony przytaczają<br />
Jego słowa z 1985 r.: „Byłoby niedobrze,<br />
gdybyśmy jej (teologii wyzwolenia) nie<br />
mieli. Ja sam jestem teologiem wyzwolenia.”<br />
(B. Abramowicz).<br />
Dyplomacja watykańska oraz sam Papież<br />
zainteresowani byli nie tylko współpracą<br />
międzynarodową i globalną, ale także jej wy-<br />
1 M. Zięba, Dwutakt Karola Wojtyły, „Rzeczpospolita”,<br />
28.02.-1.03. 2009, s. A16.
miarem lokalnym (M. Waniewska). W takim<br />
ujęciu zagadnienia nieodzowne wydają się<br />
odniesienia do zasady subsydiarności, która<br />
wywodzi się ze społecznej nauki Kościoła.<br />
Efektywne zastosowanie zasady subsydiarności<br />
(principle of subsidiarity), zwanej także zasadą<br />
pomocniczości (łac. subsidium - pomoc),<br />
polega na stworzeniu serii horyzontalnych<br />
metod współpracy. Subsydiarność, choć<br />
jest uniwersalną wartością etyczną (bowiem<br />
wspominali o niej już średniowieczni filozofowie,<br />
którzy faworyzowali władzę polityczną<br />
usytuowaną blisko ludzi), to jednak<br />
jako zasada pojawiła się u Gustava Gundlacha.<br />
Następnie została wprowadzona przez<br />
Piusa XI do encykliki Quadragesimo anno (nr<br />
79-80) z 1931 r. Zatem subsydiarność może<br />
być wartością samorządu w każdej postaci i<br />
podstawą oddolnego zaangażowania wspólnot<br />
lokalnych.<br />
Wykorzystanie nauczania Jana Pawła II<br />
służy nie tylko do analizy świata zewnętrznego<br />
(świeckiego w stosunkach międzynarodowych)<br />
i ekumenicznego (w stosunkach<br />
pomiędzy religiami), ale także służy do analizy<br />
Jego polityki oraz Jego działalności społeczno-publicznej,<br />
stanowi ciekawy zabieg<br />
badawczy. Nauczanie Papieża nie było defensywne<br />
i statyczne, ale dynamiczne i ofensywne,<br />
bowiem wkraczało na obszary zajęte<br />
przez adwersarzy. To odważna i skuteczna<br />
metoda papieska, aby jego nauki dotarły<br />
tam, gdzie są dysonansem. To zabieg, który<br />
daje większy efekt niż najgłębszy dydaktyzm<br />
(A. Stroynowski).<br />
Wpisanie przez Papieża UNESCO do<br />
instytucji przyczyniającej się do antropocentrycznej<br />
koncepcji kultury i człowieka,<br />
musiało zdeterminować postrzeganie przez<br />
równie antropocentrycznego Papieża całej<br />
instytucji, a przede wszystkim jej misji, tak<br />
bliskiej jego sercu (J. Kulska). Papież filozof,<br />
duszpasterz i kreator nowej rzeczywistości<br />
ogniskował swoją intelektualną przygodę<br />
wokół personalizmu - to w filozoficznym<br />
personalizmie ulokowany był właśnie papieski<br />
uniwersalizm (A. Modrzejewski).<br />
Recenzje<br />
Konteksty polityczne w nauczaniu i<br />
działalności Jana Pawła II to poszukiwanie<br />
bezustannych symboli i znaków, metafor i<br />
aluzji, to misterna konstrukcja uprawiania<br />
niezależnej polityki uniwersalnej bez politycznych<br />
zależności (A. Dudziak).<br />
Mass media to instrument nauki, mądrości,<br />
ale zarazem potężny instrument władzy,<br />
wpływu i presji, który musi być połączony z<br />
ogromną odpowiedzialnością za jego wykorzystanie.<br />
Ale Jan Paweł II chętnie korzystał<br />
z mass mediów, był także ich uczestnikiem<br />
(A. M. Zarychta,), pokazywał, jak w praktyce<br />
mogą być narzędziem dobra. Papież był<br />
„świadom tego, że żyje w epoce mediów, (...)<br />
choć to On korzystał z mediów, a nie media<br />
z Niego”. 2<br />
Dzieło Jana Pawła II zdeponowane zostało<br />
w wielu źródłach, z których jednym z najważniejszych<br />
są jego encykliki. Znajdujemy<br />
tam cały ładunek duchowy Papieża, a w nim<br />
wskazówki do życia społecznego, do całej nowoczesnej<br />
polityki społecznej, w której można<br />
pogodzić miłość do ludzi z ich potrzebami,<br />
ich zaspokajaniem oraz dystrybucją<br />
dóbr (E. Kristanova). Wolność człowieka, w<br />
tym wolność religijna, poszanowanie mniejszości,<br />
prawda, zaufanie, dialog, przestrzeganie<br />
prawa, to tylko niektóre warunki lub<br />
czynniki sprawcze efektywnego uzyskania<br />
pokoju jako wartości fundamentalnej, nie<br />
tylko w odniesieniu personalistycznym (duchowym),<br />
ale także np. międzynarodowym<br />
(A. Ranke). Wolni ludzie to także ludzie migrujący,<br />
potrzebujący poszanowania swoich<br />
praw jako mniejszości. Polacy na obczyźnie,<br />
ich losy oraz ich rozproszenie generowały<br />
troskę Jana Pawła II o to, czy zachowają swoje<br />
prawa, swoje dziedzictwo, czy też „roztopią”<br />
się w nowych skupiskach, w których się<br />
znaleźli (A. Chodubski).<br />
„Etyczny wymiar myśli Ojca świętego<br />
dotyczył wszelkich rzeczy związanych ze<br />
światem i istotą ludzką” (R. Grochowski, s.<br />
290). Także solidarność jako pojęcie o wy-<br />
2 Ibid.<br />
183
Recenzje<br />
miarze etycznym jest jedną z podstawowych<br />
zasad nauki społecznej Kościoła, sytuującym<br />
w centrum człowieka. Papież okazywał potężne<br />
wsparcie duchowe dla ruchu Solidarności<br />
w Polsce, bowiem u podstaw zakładał<br />
on aktywność a nie apatię. (W. Muszyński).<br />
Sprawiedliwość to kolejna po solidarności<br />
i subsydiarności główna zasada usytuowana<br />
w nauce społecznej Kościoła. Dla<br />
Jana Pawła II najważniejszą wartością w<br />
ramach sprawiedliwości było zmniejszanie<br />
różnic społecznych (A. Tasak). Jeżeli „jedność<br />
w różnorodności” może być podstawą<br />
pielęgnowania równego traktowania<br />
wszystkich, otwartości oraz budowania<br />
wspólnoty, to takie ujęcie tej koncepcji wydaje<br />
się jak najbardziej bliskie Papieżowi<br />
(M. Gierycz).<br />
Sprawiedliwość najlepiej ocenić przez<br />
pryzmat funkcjonującej gospodarki. Jan Pa-<br />
184<br />
weł II uważał, że Kościół jest od oceny ustrojów<br />
gospodarczych, a nie od ich kreacji (P.<br />
Urgacz). Jeżeli liberalizm jako doktryna polityczna<br />
i ekonomiczna zakłada m.in. potępienie<br />
totalitaryzmów, demokrację, wolność<br />
człowieka i wiele innych przymiotów akceptowalnych<br />
przez kościół, to na ich gruncie<br />
nie można mówić, że jest sprzeczny z ideami<br />
Jana Pawła II (D. Góra-Szopiński).<br />
Czytelnik w recenzowanym zbiorze<br />
otrzymuje ciekawy zestaw opracowań, które<br />
w sposób oryginalny analizują różnorodne<br />
aspekty myśli Jana Pawła II i tworzą przemyślany<br />
układ merytoryczny. Adresatem tekstu<br />
może być szeroko rozumiane środowisko<br />
akademickie, ale także publicyści, dziennikarze,<br />
urzędnicy oraz politycy, tym bardziej, że<br />
recenzowany tom zawiera silnie uniwersalny<br />
zbiór odniesień nauki Papieża Jana Pawła II<br />
do otaczającego świata.
Polemika<br />
<strong>Zbliżenia</strong> <strong>Interkulturowe</strong><br />
Redaktor Naczelny<br />
Prof. dr hab. Marian Wilk<br />
Z wielkim zdziwieniem oraz coraz bardziej<br />
rosnącą irytacją przeczytałem tekst „Integration<br />
der deutschen Bevölkerung von<br />
Pommern in der neuen Ordnung nach dem<br />
Krieg” w czasopiśmie „<strong>Zbliżenia</strong> <strong>Interkulturowe</strong>”<br />
nr 6, 2009, s. 70-79. Ponieważ tekst ten<br />
został opublikowany w języku niemieckim,<br />
pozwalam sobie pisać dalej po niemiecku.<br />
Der Text der beiden Autoren über die Rolle<br />
der Vertriebenen aus Pommern, beziehungsweise<br />
der geflüchteten und zwangsausgesiedelten<br />
deutschen Bevölkerung, enthält<br />
nichts Neues, er ist miserabel konzipiert und<br />
schlecht geschrieben, kurzum: der Text verdiente<br />
eigentlich keinerlei kritische Auseinandersetzung,<br />
wenn er nicht haarsträubende<br />
Unwahrheiten verbreiten würde.<br />
Worum geht es?<br />
Die Autoren gehen auf das „Zentrum<br />
der Pommern“ in Lübeck-Travemünde ein<br />
und die dort 1988 gegründete Ostsee-Akademie.<br />
Nachdem sie eine Vertreterin der<br />
Landsmannschaft (der Begriff scheint den<br />
Autoren unbekannt zu sein, sie sprechen<br />
stattdessen umständlich von „Verband der<br />
Vertriebenen aus Pommern“) mit den Worten<br />
zitieren, dass die deutschen Pommern<br />
eine Brücke zu den Polen in Pommern bauen<br />
wollen, heißt es im folgenden, dass der<br />
Akademieleiter Dietmar Albrecht, der „für<br />
seine radikale Einstellung zur Oder-Neiße-<br />
Grenze“ bekannt sei, beinahe die Schließung<br />
der Ostsee-Akademie herbeigeführt habe.<br />
Worin die radikalen Ansichten bestehen,<br />
wird nicht erläutert. Sein Nachfolger Christian<br />
Pletzing, so fahren die Autoren fort,<br />
habe die Akademie dann wieder in die richtige<br />
Bahn gelenkt. Weiter heißt es wörtlich:<br />
„Trotz Widerspruchs der Anhänger von Dr.<br />
Albrecht strebt das neu gewählte Gremium<br />
nach einer Aussöhnung und einem Dialog<br />
zwischen den Deutschen und Polen.“ An<br />
diesen Informationen stimmt außer dem<br />
Namen der Beteiligten nichts, aber auch gar<br />
nichts: Tatsächlich wurde Dietmar Albrecht<br />
als Akademieleiter von der Führung der<br />
Landsmannschaft im Jahr 2000 abgesetzt, da<br />
seine auf Verständigung mit den östlichen<br />
Nachbarn Deutschlands orientierte Arbeit<br />
– anders als in den ersten Jahren nach dem<br />
Ende des Ost-West-Gegensatzes – von der<br />
Landsmannschaft politisch nicht mehr getragen<br />
wurde. In der Konsequenz verlor die<br />
Ostsee-Akademie jegliche öffentliche Unterstützung<br />
seitens der Bundesregierung und<br />
der Landesregierung von Schleswig-Holstein.<br />
Ebenfalls entlassen wurde Christian<br />
Pletzing, der als Studienleiter an der Ostsee-<br />
Akademie wirkte. 2001 kam es dann zu der<br />
Gründung einer neuen Akademie, der „Academia<br />
Baltica“ in Lübeck, mit ausdrücklicher<br />
Unterstützung der genannten öffentlichen<br />
Geldgeber. Leiter der Academia Baltica, die<br />
von einem eingetragenen Verein gleichen<br />
Namens getragen wird, wurde Dietmar Albrecht.<br />
Christian Pletzing war dort zunächst<br />
als Studienleiter tätig und übernahm nach<br />
185
Polemika<br />
Albrechts Ausscheiden aus Altersgründen<br />
2004 die Leitung der Akademie. Daraus ist<br />
zu ersehen, dass die Konstruktion eines Gegensatzes<br />
zwischen Albrechts „Anhängern“<br />
und der neuen Leitung der Academia Baltica<br />
frei erfunden ist. Die Academia Baltica setzt<br />
die Arbeit der Ostsee-Akademie fort, wie sie<br />
bis zur Entlassung Dietmar Albrechts in Travemünde<br />
geleistet wurde. Dietmar Albrecht<br />
wurde im übrigen von der Kaschubisch-<br />
Pommerschen Vereinigung (Zrzeszenie Kaszubsko-Pomorskie)<br />
2003 in Danzig für seine<br />
Verdienste um die deutsch-polnische Nachbarschaft<br />
die Bernard-Chrzanowski-Medaille<br />
verliehen. Wenn man den Verfassern nicht<br />
von vornherein bösen Willen unterstellen<br />
will, dann lassen sich diese Ungereimtheiten<br />
nur dadurch erklären, dass ihnen die Existenz<br />
der Academia Baltica bei ihrer Recherche<br />
schlicht entgangen ist. Sollten sie jedoch<br />
der Meinung sein, dass die Ostsee-Akademie<br />
im Pommern-Zentrum seit Albrechts<br />
und Pletzings Entlassung erst so richtig zur<br />
deutsch-polnischen Verständigung beitrage,<br />
dann folgen die Autoren offensichtlich bar<br />
jeder Kritik den Einlassungen der „Pommerschen<br />
Zeitung“, deren für sich selbst sprechenden<br />
Untertitel sie akribisch in den Fußnoten<br />
wiedergeben. Und noch eins: die Formulierung,<br />
die genannten Personen, seien in<br />
ihre Ämter „gewählt“ worden, ist ebenso frei<br />
erfunden oder beruht auf den sprachlichen<br />
186<br />
Unzulänglichkeiten, die den gesamten Text<br />
durchziehen.<br />
Wenn die Autoren, wie sie selbst<br />
schreiben, Denkstereotypen beiderseits<br />
der deutsch-polnischen Grenze auflösen<br />
wollen, so haben sie dieses Ziel um Meilen<br />
verfehlt, beziehungsweise – und noch<br />
schlimmer – sie betreiben genau das Gegenteil:<br />
aus irrlichternden Informationsfetzen<br />
und ihren eigenen Denkschablonen<br />
produzieren sie genau die Stereotypen, die<br />
sie zu überwinden vorgeben. Inwieweit diese<br />
Tatsache dem Unvermögen der Autoren<br />
geschuldet ist oder auf Kalkül basiert, vermag<br />
ich nicht zu entscheiden. Beide Ursachen<br />
freilich disqualifizieren zusätzlich<br />
zu den eingangs erwähnten Unzulänglichkeiten<br />
den Aufsatz für eine wissenschaftliche<br />
Zeitschrift.<br />
Ponieważ dla czasopisma „najwyższym<br />
autorytetem [jest] krytyczny czytelnik”,<br />
oczekuję, że moje pismo do redakcji będzie<br />
opublikowane w następnym wydaniu czasopisma.<br />
Z poważaniem,<br />
prof. dr hab. Jörg Hackmann<br />
Uniwersytet Szczeciński<br />
Instytut Historii<br />
i Stosunków Międzynarodowych<br />
Profesura im. Alfreda Döblina (DAAD)
<strong>Zbliżenia</strong> <strong>Interkulturowe</strong><br />
Redaktor Naczelny<br />
Prof. dr hab. Marian Wilk<br />
Z ogromnym zdziwieniem przyjęliśmy opinię<br />
prof. J. Hackmanna dotyczącą artykułu<br />
pt. „Integration der deutschen Bevölkerung<br />
von Pommern in der neuen Ordnung nach<br />
dem Krieg”, który został zamieszczony w<br />
„<strong>Zbliżenia</strong>ch Interkulturowych” (6/2009).<br />
Wykorzystano w nim nie tylko materiały<br />
naukowe, lecz także opinie kompetentnych<br />
osób ze środowiska przesiedlonych. Wydaje<br />
się, że prof. Hackmannowi zabrakło tolerancji<br />
wobec wywodów dotyczących kontrowersyjnej<br />
problematyki powojennej integracji<br />
osób wysiedlonych do Niemiec.<br />
Można przypuszczać, że związki prof.<br />
Hackmanna z Dietmarem Albrechtem, o<br />
którego działalności jedynie wspomnieliśmy,<br />
miały wpływ na określoną ocenę artykułu.<br />
Ponieważ tekst i recenzja są publikowane<br />
w języku niemieckim, zatem dalej będziemy<br />
używać tego języka.<br />
Das Ziel des Artikels war die Darstellung<br />
ausgewählter Aspekte, wie der vielschichtigen<br />
und schwierigen Problematik bezogen<br />
auf die Integration der umgesiedelten Bevölkerung<br />
nach dem Krieg aus dem pommerschen<br />
Raum nach Deutschland. Dies wurde<br />
bereits im Titel hervorgehoben. Im Unterschied<br />
zu Herrn Hackmann meinen wir,<br />
dass die dargestellte Thematik immer noch<br />
aktuell ist. Sie kann ebenfalls im Zusammenhang<br />
mit dem geplanten Bau des Zentrums<br />
gegen Vertreibungen in Berlin betrachtet<br />
werden. Man sollte wissen, dass sogenannte<br />
Organisationen der Vertriebenen durch<br />
deutsche Politiker auf gewisse Weise ausgenutzt<br />
wurden.<br />
Es fällt uns schwer die Aussage nachzuvollziehen,<br />
dass wir das Wort Landsmannschaft,<br />
das im Kontext durchaus vorkommt,<br />
nicht kennen. Im Artikel werden nicht nur<br />
wissenschaftliche Bearbeitungen verwertet,<br />
Polemika<br />
sondern auch Meinungen und Stimmen<br />
der Mitglieder der Landsmannschaft, auch<br />
Verband der Vertriebenen aus Pommern<br />
und Heimatkreis genannt. Wir haben die<br />
bestehende, innere Aufteilung im Umfeld<br />
der Vertriebenen aufgezeigt (die Befürworter<br />
und die Gegner von Dr. Dietmar Albrecht).<br />
Dieses Problem wurde im Artikel allerdings<br />
ausschließlich am Rande behandelt. Es sollte<br />
in einem separaten Artikel genauer erforscht<br />
und ausgearbeitet werden. Wir möchten<br />
unterstreichen, dass wir nicht beabsichtigt<br />
haben, einen Kampf gegen Dr. Dietmar<br />
Albrecht, der gewisse Verdienste besitzt, zu<br />
führen. Seine Tätigkeit löste bei den Mitgliedern<br />
der Ostsee-Akademie viele Emotionen<br />
aus, die wir in unserem Artikel erwähnt haben.<br />
Sein Nachfolger wurde Dr. Christian<br />
Pletzig, der den Prozess der Versöhnung und<br />
den Dialog mit Polen weiterführt.<br />
Die Suggestion Prof. Hackmanns, wir<br />
hätten eine „böse Absicht”, ist schwierig<br />
zu verstehen. Denn im Text ist es komplett<br />
anders formuliert... In dem Artikel sind<br />
verschiedene Aspekte der untersuchten<br />
Problematik vorgestellt, die dem Leser die<br />
zwei verschiedenen (sich konfrontierenden)<br />
Gruppierungen der Vertriebenen vor Augen<br />
führt. Der Leser findet ohne Probleme viele<br />
positive Ansichten gemeinsamer Symbiose,<br />
die in angemessenem Inhalt des Textes besprochen<br />
wurde. Es reicht, den Text mit Aufmerksamkeit<br />
und nicht nur selektiv zu lesen.<br />
Wir möchten betonen, dass wir keine Stereotypen<br />
erschaffen, sondern auf ihre Existenz<br />
und Bedeutung verweisen wollten. Wir sind<br />
der Meinung, dass man eine gemeinsame<br />
Brücke zwischen Polen und Deutschland<br />
nicht ohne Erkenntnis und Erläuterung der<br />
schwierigen Vergangenheit aufbauen kann.<br />
Łączymy wyrazy najwyższego szacunku,<br />
Tomasz Butkiewicz<br />
Henryk Ćwięk<br />
187
Zespół czasopisma<br />
Bernd Balzer, prof. dr hab., doktorat w 1971 r., od 1976 do 2007 r. profesor nowszej<br />
literatury niemieckiej w berlińskim Freie Universität. Zainteresowania naukowe: literatura<br />
XVI, XIX i XX wieku. Profesury gościnne w Madison/Wisconsin (1976) i Pekinie<br />
(1982). Autor licznych publikacji książkowych dotyczących życia i twórczości<br />
Hansa Sachsa, Heinricha Bölla, Wolfganga Borcherta, Rolfa Hochhutha, literatury<br />
powojennej i realizmu mieszczańskiego. Wydawca prac zbiorowych o Richardzie<br />
Huch, Adolfie Glassbrennerze, Heinrichu Böllu. Autor artykułów o literaturze XIX<br />
i XX wieku, historii nauki oraz glos językowych.<br />
Manfred Durzak, prof. zw. dr. hab., profesor nowszej literatury niemieckiej na Uniwersytecie<br />
Paderborn (w poprzednich latach również na Uniwersytecie w Kilonii<br />
i Oldenburgu), do 1980 r. profesor zwyczajny na uniwersytetach w USA (Yale University,<br />
Indiana University) i Kanadzie (University of Toronto, McGill University<br />
Montreal). Profesor wizytujący w wielu uczelniach zagranicznych, m.in. w USA,<br />
Turcji, Australii, Indiach. Główne obszary badań naukowych: niemiecka literatura<br />
współczesna, literatura XVIII i XX wieku, literatura w mediach, literaturoznawstwo<br />
porównawcze, germanistyka interkulturowa. Autor licznych książek i artykułów naukowych.<br />
Karol Fiedor, prof. dr hab., historyk i politolog, w latach 2000-2008 kierownik Katedry<br />
Badań Niemcoznawczych WSSM. Autor 10 książek i ponad 150 szkiców i artykułów<br />
niemcoznawczych, m. in. Niemieckie plany integracyjne Europy na tle zachodnioeuropejskich<br />
doktryn zjednoczeniowych 1918 – 1945 (1991), Niemiecki ruch obrońców pokoju (1995),<br />
Austria. Zarys dziejów politycznych (1996), Polska i Polacy w polityce III Rzeszy 1933 – 1939<br />
(2007).<br />
Norbert Honsza, prof. zw. dr hab., germanista, kulturoznawca, niemcoznawca. Kierownik<br />
Katedry Języka i Kultury Niemieckiej w Wyższej Szkole Studiów Międzynarodowych<br />
w Łodzi oraz profesor w PWSZ w Raciborzu. W latach 1970-2003 kierownik<br />
Zakładu Współczesnej Literatury i Kultury Niemieckiej w Instytucie Filologii<br />
Germańskiej Uniwersytetu Wrocławskiego. Wykładał gościnnie na uniwersytetach<br />
niemieckich (Bochum, Siegen, Hamburg). Występował z referatami na kongresach<br />
i sympozjach naukowych w Europie (Austria, Szwajcaria, Szwecja, Francja, Czechy),<br />
Azji i Ameryce Północnej.<br />
Obszary badawcze: literatura i kultura niemiecka wszystkich epok ze szczególnym<br />
uwzględnieniem XX wieku, stosunki polsko-niemieckie, krytyka literacka. Autor<br />
i wydawca 80 pozycji książkowych oraz kilkuset artykułów, promotor 52 prac<br />
188
doktorskich, członek kilku polskich i zagranicznych towarzystw naukowych. Od<br />
2003 roku członek Komitetu Nauk o Literaturze PAN.<br />
Hans-Adolf Jacobsen, prof. dr. hab., wieloletni dyrektor Instytutu Nauk Politycznych<br />
Uniwersytetu Bonn. Autor licznych publikacji (także przy współudziale polskich<br />
naukowców m.in. z Wrocławia, Poznania i Warszawy) na temat historii stosunków<br />
polsko-niemieckich, członek Niemiecko-Polskiej Komisji ds. Podręczników<br />
Szkolnych. Członek zarządu Fundacji Współpracy Polsko-Niemieckiej.<br />
Lucjan Meissner, dr hab., germanista, politolog, profesor w Katedrze Badań Niemcoznawczych<br />
WSSM. Członek władz Stowarzyszenia Germanistów Polskich. Autor<br />
ok. 100 publikacji niemcoznawczych, m.in. Polska i Polacy w myśli politycznej wojskowego<br />
i liberalno-konserwatywnego ruchu oporu w III Rzeszy (2000), Widerstand und Opposition. Die<br />
deutschen Gegner des Nationalsozialismus im Lichte der polnischen Geschichtsschreibung (2006), Interkulturelle<br />
und globale Aspekte der Medienkritik in Polen und Deutschland (2008), Die deutschen<br />
Gegner des Nationalsozialismus in Lodz (2010).<br />
Przemysław Sznurkowski, doktor nauk humanistycznych, germanista, literaturoznawca.<br />
Autor publikacji i szkiców z zakresu współczesnej prozy niemieckojęzycznej,<br />
najnowszej literatury niemiecko-żydowskiej, polsko-niemieckich stosunków pogranicza.<br />
Doktorat w 2006 r. na Uniwersytecie Wrocławskim – rozprawa dotycząca<br />
postaw moralnych bohaterów twórczości Siegfrieda Lenza. Dyrektor Instytutu Filologii<br />
Obcych Akademii im. Jana Długosza w Częstochowie, adiunkt w AJD oraz<br />
Wyższej Szkole Studiów Międzynarodowych w Łodzi.<br />
Alois Wierlacher, prof. dr hab., studiował germanistykę, historię oraz filozofię<br />
w Kolonii, Wiedniu, Monachium i Bonn. 1964 – promocja. 1964-66 – Assistant Professor<br />
w University of California w Los Angeles. 1970-72 – twórca Instytutu Deutsch als<br />
Fremdsprachenphilologie na Uniwersytecie w Heidelbergu. Od 1975 – wydawca rocznika<br />
Deutsch als Fremdsprache (Intercultural German Studies). 1982 – habilitacja. 1983 – profesura<br />
w Hamburgu. 1984-1994 – prezydent Gesellschaft für Interkulturelle Germanistik. 1986-2001<br />
– profesor na Uniwersytecie w Bayreuth. 1994 – założyciel Internationaler Arbeitskreis für<br />
Kulturforschung des Essens, 1996 – Akademie für Interkulturelle Studien. Profesor honorowy<br />
uniwersytetów w Karlsruhe oraz Qingdao (Chiny). Prezydent honorowy Gesellschaft<br />
für Interkulturelle Germanistik oraz członek honorowy Akademie für Interkulturelle Studien.<br />
Od 2008 r. członek prezydium Kulinaristik-Forum. Ważniejsze publikacje: Jahrbuch<br />
Deutsch als Fremdsprache (od 1975 r.), Fremdsprache Deutsch (1980), Das Fremde und das Eigene<br />
(1985), Vom Essen in der deutschen Literatur (1987), Kulturthema Fremdheit (1993), Kulturthema<br />
Toleranz (1996), Kulturthema Kommunikation (2000), Architektur interkultureller Germanistik<br />
(2001), Handbuch interkultureller Germanistik (współaut. Andrea Bogner, 2003), Kulinaristik<br />
(współaut. Regina Bendix, 2008).<br />
189
Marian Wilk, prof. dr hab., historyk i politolog. Jego zainteresowania naukowe<br />
obejmują najnowszą historię powszechną, ze szczególnym uwzględnieniem historii<br />
Rosji oraz dyplomację Watykanu. Dorobek naukowy obejmuje 20 książek i ok. 150<br />
artykułów, m.in. monografie: Piotr I – car reformator; Rok 1917 w Rosji; Stalin. Biografia<br />
polityczna; Młode pokolenie w ZSRR 1917-1927; Petersburg. Historia stara i nowa; Jan Paweł II<br />
– wielki dyplomata i polityk (współautorstwo i redakcja). Jest założycielem i rektorem<br />
Wyższej Szkoły Studiów Międzynarodowych w Łodzi. W roku 2007 został wyróżniony<br />
dyplomem „Europejczyka Roku” w dziedzinie nauki. W roku 2005 otrzymał<br />
medal „Sokrates International Award”.<br />
Andrzej J. Zakrzewski, prof. dr hab., ukończył studia wyższe w Uniwersytecie Łódzkim<br />
w 1971 r. Stopień doktora nauk humanistycznych w zakresie historii uzyskał w<br />
1976 r. Habilitacja w Uniwersytecie Łódzkim w 1988 r. Tytuł profesora uzyskał w 2000<br />
r. Profesor zwyczajny w Akademii im. Jana Długosza w Częstochowie, w której pracuje<br />
od 1976 r. Autor wielu prac monograficznych z zakresu historii kultury i około<br />
150 artykułów naukowych publikowanych w kraju i za granicą. Promotor 6 rozpraw<br />
doktorskich. W macierzystej Uczelni pełnił funkcję prorektora ds. nauki, dziekana<br />
wydziału Filologiczno-Historycznego. Aktualnie jest kierownikiem Zakładu Historii<br />
Nowożytnej w Akademii im. Jana Długosza. Jest członkiem wielu towarzystw naukowych,<br />
w tym Towarzystwa Badań nad Wiekiem XVIII i Voltaire Foundation.<br />
190
Zapowiedzi wydawnicze