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Artykuły - Zbliżenia Interkulturowe

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<strong>Zbliżenia</strong><br />

<strong>Interkulturowe</strong><br />

POLSKA • NIEMCY • EUROPA<br />

Interkulturelle Annäherungen<br />

POLEN • DEUTSCHLAND • EUROPA<br />

POLITYKA • KULTURA • SPOŁECZEŃSTWO<br />

7/ 2010<br />

PISMO<br />

WYŻSZEJ SZKOŁY STUDIÓW MIĘDZYNARODOWYCH<br />

W ŁODZI


Kolegium redakcyjne • Herausgeber<br />

Manfred Durzak (Paderborn), Norbert Honsza,<br />

Przemysław Sznurkowski (sekretarz redakcji), Marian Wilk (redaktor naczelny)<br />

Rada naukowa • Wissenschaftlicher Beirat<br />

Bernd Balzer (Berlin), Karol Fiedor (Wrocław), Hans-Adolf Jacobsen (Bonn),<br />

Lucjan Meissner (Łódź), Alois Wierlacher (Bayreuth),<br />

Andrzej J. Zakrzewski (Częstochowa)<br />

Redaktor<br />

Przemysław Sznurkowski<br />

Adres redakcji • Redaktionsanschrift<br />

<strong>Zbliżenia</strong> <strong>Interkulturowe</strong><br />

PL – 93-101 Łódź, ul. Brzozowa 3/9<br />

www.zblizeniainterkulturowe.wssm.edu.pl<br />

zblizeniainterkulturowe@wssm.edu.pl<br />

ISSN 1897-9718<br />

Nakład 800 egz.<br />

Redakcja zastrzega sobie prawo dokonywania skrótów.<br />

Materiałów niezamówionych redakcja nie zwraca.<br />

•<br />

Die Redaktion behält sich das Recht auf Kürzungen vor.<br />

Für unverlangt eingesandte Manuskripte wird keine Haftung übernommen.<br />

Realizacja wydawnicza<br />

Oficyna Wydawnicza ATUT – Wrocławskie Wydawnictwo Oświatowe<br />

50-011 Wrocław, ul. T. Kościuszki 51 a<br />

Tel. 071 342 20 56, Fax 071 341 32 04, e-mail: oficyna@atut.ig.pl


Spis treści<br />

<strong>Artykuły</strong><br />

MANFRED DURZAK<br />

Lebensgeschichten im Kontrast. Autobiographisches Erzählen<br />

bei Elias Canetti und Thomas Bernhard . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7<br />

ALOIS WIERLACHER<br />

Grenzen sind nicht nur Grenzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18<br />

BERND BALZER<br />

Smolensk 2010. Tragödie und Randerscheinungen . . . . . . . . . . . . . . . . . 28<br />

Rozmowa<br />

Magma seksualnych fobii. Z profesorem Norbertem Honszą<br />

o literaturze i bestsellerach rozmawia Przemysław Sznurkowski . . . . . 33<br />

Komunikacja interkulturowa<br />

NORBERT MECKLENBURG<br />

Theater in interkultureller und transkultureller Sicht.<br />

Zehn Thesen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38<br />

AGNIESZKA ADAMOWICZ-POśPIECH<br />

Językowe zmagania z żywiołem (języka) czyli o przekładzie<br />

żargonów i dialektów w „Tajfunie” Josepha Conrada . . . . . . . . . . . . . . . 44<br />

Refleksje<br />

NORBERT HONSZA<br />

Günter Grass: dziecko szczególnej troski Stasi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54


WOLFGANG BITTNER<br />

Wir sind auf einem guten Weg. Bericht über eine Reise<br />

nach Schlesien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59<br />

KLAUS SCHUHMANN<br />

„Noch ist Polen nicht verloren“ – Rudolf Leonhard bezeugte<br />

es mit Gedichten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62<br />

Sylwetki<br />

KARIN GAFERT<br />

„Daß eine Nation die ander verstehen möge“ – Dieter Bänsch:<br />

ein schlesischer Brückenbauer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67<br />

MONIKA BLIDY<br />

Jurij Brĕzan – portret pisarza . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 79<br />

Rozważania literackie<br />

KSENIA OLKUSZ<br />

Wampir w wielkim mieście. Miasto poza czasem Enrique Moriela<br />

jako traktat o dobru i złu . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 86<br />

MICHAEL ZELLER<br />

Der weite Flug einer Boule . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93<br />

Jubileusz<br />

THERESE CHROMIK<br />

„Ein paar Perlen“. Bodo Heimann zum 75. Geburtstag . . . . . . . . . . . . . 101<br />

Literatura i historia<br />

JAN PAPIÓR<br />

Ein unausgewogenes Bild des Deutschen Ritterordens. . . . . . . . . . . . . . 110<br />

HENRYK ĆWIĘK<br />

Z dziejów trudnego sąsiedztwa. Władze Drugiej<br />

Rzeczpospolitej wobec irredenty hitlerowskiej w Polsce . . . . . . . . . . . . . 124


Recenzje<br />

NORBERT HONSZA<br />

„Heimliche Liebe” . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 136<br />

PAWEŁ STRÓZIK<br />

Golo Mann – Historiker, Publizist, Schriftsteller, Humanist . . . . . . . 138<br />

TOMASZ G. PSZCZÓŁKOWSKI<br />

Manowce subiektywizmu czyli na marginesie dwóch wersji<br />

jednej książki Steffena Möllera o Polsce i Polakach . . . . . . . . . . . . . . . . . 141<br />

BODO HEIMANN<br />

Was ist sprichwörtlich polnisch? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 146<br />

KLAUS HAMMER<br />

Ein Werk, modellhaft für das Schicksal einer ganzen<br />

Generation in Deutschland . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 148<br />

NORBERT HONSZA<br />

Die Dinge beim Namen nennen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 152<br />

LUCYNA WILLE<br />

Günter Grass w Gdańsku i na świecie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 154<br />

WOLFGANG SCHLOTT<br />

Liebe und Sex im Umfeld einer Studentenrevolte . . . . . . . . . . . . . . . . . . 158<br />

NORBERT HONSZA<br />

Thomas Mann Jahrbuch 2009 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 160<br />

PAWEŁ STRÓZIK<br />

Heinrich Mann Jahrbuch 2009 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 162<br />

TOMASZ HONSZA<br />

Zapomniana historia . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 164<br />

ANNA WARAKOMSKA<br />

Schopenhauerowska rewolta w dobie dzikich czasów filozofii . . . . . . 166<br />

NORBERT HONSZA<br />

Eine würdige Festschrift . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 168<br />

KLAUS HAMMER<br />

Eine dichterische Topografie Berlins . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 169<br />

WOLFGANG SCHLOTT<br />

Exil in der Kinematographie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 173


JOANNA MIKUŁA<br />

Okręt błaznów . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 175<br />

MARIAN SZCZODROWSKI<br />

Das Bedeutungswörterbuch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 177<br />

JANUSZ RUSZKOWSKI<br />

Papież – dyplomata i polityk . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 181<br />

Polemika . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 185<br />

Zespół czasopisma . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 188<br />

6


<strong>Artykuły</strong><br />

Manfred Durzak<br />

Lebensgeschichten im Kontrast.<br />

Autobiographisches Erzählen<br />

bei Elias Canetti<br />

und Thomas Bernhard<br />

I. In Thomas Bernhards furiosem Romandebüt<br />

Frost 1 findet sich an einer Stelle<br />

die Feststellung:<br />

Alle Kindheiten sind gleich. Nur erscheinen<br />

die einen in einem alltäglichen, die<br />

andern in einem milden, die dritten in<br />

einem teuflischen Licht. 2<br />

Mit dem Blick auf die autobiographischen<br />

Erzählwerke von Elias Canetti<br />

und Thomas Bernhard, die bei beiden<br />

Autoren sehr lebhaft wahrgenommen<br />

wurden und ihren schriftstellerischen<br />

Status in beiden Fällen nachhaltig gefes-<br />

1 Zitiert hier nach der Ausgabe Thomas<br />

Bernhard: Die Romane, hg. v. Martin Huber/<br />

Wendelin Schmidt-Dengler, Frankfurt/Main<br />

2008, S. 7-269.<br />

2 Diese Stelle zitiert Carl Zuckmayer in seiner<br />

positiven Besprechung von Frost: „Ein Sinnbild<br />

der großen Kälte“, S. 87, in: Über Thomas<br />

Bernhard, hg. v. Anneliese Botond, Frankfurt/<br />

Main 1970, S. 81-92.<br />

tigt haben, ist die Zuordnung zu den drei<br />

von Bernhard erwähnten Kategorien<br />

eindeutig: Von einer alltäglichen Darstellung<br />

kann bei beiden nicht die Rede<br />

sein. Wenn das autobiobiographische<br />

Schreiben bei Canetti in ein „mildes“<br />

Licht eingebettet scheint, so lässt die<br />

Radikalität und Aggressivität der lebensgeschichtlichen<br />

Spurensuche, sein fortwährendes<br />

Anrennen gegen überkommene<br />

Konventionen und sein permanentes<br />

Niederreißen von verbürgten Autoritäten,<br />

bei Bernhard am ehesten „von<br />

einem teuflischen Licht“ sprechen. Es<br />

sind gleichsam zwei Lebensgeschichten<br />

im Kontrast. Der eine, Canetti, ist auf<br />

der Suche nach dem geheimen Sinnmuster,<br />

das seinen Lebenstext durchwirkt,<br />

der andere, Bernhard, schleudert die<br />

Widerstände und Niederlagen seiner<br />

fragmentierten Lebensgeschichte mit<br />

7


<strong>Artykuły</strong><br />

dem unstillbaren Trotz des Überlebenden<br />

heraus: Er ist letztlich nie vor seinen<br />

Widersachern und Widerständen in die<br />

Knie gegangen und hat trotz allem letztlich<br />

seine Bestimmung als Schriftsteller<br />

verfolgt. Nun handelt es sich bei beiden<br />

Autoren ja nicht um eine abstrakte Gegenüberstellung,<br />

sondern beide haben<br />

sich gekannt und anfänglich die schriftstellerische<br />

Arbeit des andern geschätzt,<br />

auch wenn sie sich in der letzten Phase<br />

entzweit und einander gemieden haben.<br />

In dem aus Bernhards Nachlass herausgegebenem<br />

Band Meine Preise 3 hat Bernhard,<br />

nach der Verleihung des Bremer<br />

Literaturpreises an ihn für Frost im Jahr<br />

darauf selbst zur Jury dieses Preises gehörend,<br />

dokumentiert, dass er entschlossen<br />

war Canetti zu prämieren:<br />

8<br />

Ich war dafür, Canetti den Preis zu geben<br />

für seine Blendung, das geniale Jugendwerk,<br />

das ein Jahr vor dieser Jurysitzung wieder<br />

neu gedruckt worden war. Mehrere Male<br />

nannte ich das Wort Canetti und jedes Mal<br />

hatten sich die Gesichter an dem langen<br />

Tisch wehleidig verzogen. Viele an dem<br />

Tisch wußten gar nicht, wer Canetti war<br />

[…] (S. 47/8)<br />

Es leuchtet ein, dass der satirische<br />

Furor dieses Romans, der nicht nur den<br />

dem Leben entfremdeten zentralen Charakter,<br />

den Intellektuellen Kien in seiner<br />

Bibliothek, sondern im übertragenen<br />

Sinne zugleich dessen kleinbürgerliches<br />

Umfeld in Wien in Flammen aufgehen<br />

ließ, der Grundeinstellung Bernhards<br />

entsprach. Canetti, der, wie einmal<br />

Erich Fried in einem Gespräch kurz<br />

vor seinem Tod 4 bestätigte, dass Canetti<br />

3 Frankfurt/Main 2009.<br />

4 Mein Gespräch mit Fried, auf das ich mich<br />

hier beziehe, fand 1987 im Anschluss an eine Lesung<br />

Frieds an der Universität Paderborn statt.<br />

während der Jahre, die er in England verbrachte,<br />

bestrebt war, Schüler um sich zu<br />

versammeln und neben Jakob Lind auch<br />

Fried dazu zählte 5 , hat in Thomas Bernhard<br />

einen Geistesverwandten erkannt:<br />

Das Verhältnis hatte als Versprechen<br />

einer großen, ungewöhnlichen Freundschaft<br />

begonnen. Sie schätzten sich, und<br />

Canetti besuchte Bernhard sogar 1970 auf<br />

seinem Bauernhof. 6<br />

Canetti gibt von seinem Besuch auf<br />

Bernhards Vierkanthof einerseits eine<br />

ironisch distanzierte Beschreibung, aus<br />

der die rituelle Leere und Leblosigkeit<br />

der Behausung lähmend hervortritt und<br />

sich als Grundeindruck „die erschreckende<br />

Einsamkeit, in der Bernhard<br />

lebte“ 7 dem Besucher aufdrängt. Andererseits<br />

spekuliert er über Bernhards Abhängigkeit<br />

von ihm in einer Weise, die<br />

die mögliche Wirkung der Blendung auf<br />

Bernhard überschätzt:<br />

Hat er mich so gut gelesen, dass er zu mir<br />

geworden ist? War er immer schon wie<br />

ich? Bin ich sein wahrer Vater, nämlich<br />

der, der ihn anerkannt, der ihm zu seinem<br />

Werk und seinem Ruhm verholfen hat an<br />

Stelle jenes anderen, der ihn verleugnete?<br />

[…] Ich glaube, die Lektüre der Blendung<br />

hat ihn zu Frost angeregt. Er hat die Isolierung<br />

der Figuren begriffen, die das Eigentliche<br />

der Blendung ist; sie entsprach seiner<br />

eigenen Isolierung von früh auf. Aber er<br />

hat sie in eine reale Welt von Landmen-<br />

5 Canetti war davon überzeugt – ich beziehe<br />

mich auf ein Gespräch mit Canetti -, dass diese<br />

Schülerschaft auch Günter Grass einschloss,<br />

der während seiner Arbeit an der Blechtrommel in<br />

Paris von Paul Celan die Blendung zum Lesen erhielt.<br />

Der trommelnde Gnom Oskar Matzerath<br />

war für Canetti ein Abkömmling des Zwergs<br />

Fischerle aus der Blendung.<br />

6 Sven Hanuschek: Elias Canetti. Biographie,<br />

München 2005, S. 253.<br />

7 So Hanuschek, S. 584.


schen übertragen und so zu seiner Eigenart<br />

gefunden […] 8<br />

Canettis Bericht dokumentiert, dass<br />

er mit der Entwicklungsgeschichte Bernhards<br />

wenig vertraut ist und seine eigene<br />

Bedeutung für Bernhard überbewertet.<br />

Denn wenn es so etwas wie eine geistige<br />

Vaterschaft bei Bernhard gegeben hat,<br />

dann wurde sie von Bernhards Großvater<br />

mütterlicherseits, dem zeit seines<br />

Lebens wenig erfolgreichen Schriftsteller<br />

Johannes Freumbichler, ausgefüllt,<br />

dem die überschwängliche Liebe und<br />

Anhänglichkeit Bernhards galten. Und<br />

auch der Aspekt der „Isolierung der Figuren“,<br />

in dem er den Berührungspunkt<br />

zwischen der Blendung und Frost sieht, ist<br />

so allgemein und abstrakt, dass er wenig<br />

aussagekräftig ist. Tatsächlich ist auch<br />

Bernhards Reaktion auf Canettis Besuch<br />

eher zwiespältig. Einem seiner wenigen<br />

Nachbarn und Vertrauten in Ohlsdorf,<br />

dem Handlungsreisenden und Immobilienmakler<br />

Hennetmair, der das Jahr<br />

1972 über ein Geheim-Tagebuch anlegte,<br />

in dem er alle seine Kontakte und<br />

Gespräche mit Bernhard minutiös festhielt<br />

9 , hat er berichtet, dass Bernhard<br />

einem angekündigten neuen Besuch Canettis<br />

Ende April 1972 auswich:<br />

Er sei einfach nicht in der Lage, Canetti<br />

zu empfangen und einige Stunden ein anstrengendes<br />

Gespräch mit ihm zu führen.<br />

Thomas sagte, dass er geschrieben habe,<br />

ihn (Canetti) nicht zu sehen, schmerze<br />

ihn. Dabei ist er froh, sagte er, wenn er<br />

ihn nicht sieht, denn dauernd vom Tod<br />

mit ihm zu sprechen, ist nicht angenehm.<br />

Obwohl er ihn sehr mag, den Canetti, ist<br />

er froh, wenn er ihn nicht besucht. Denn<br />

8 So in einer Notiz aus dem Nachlass, zitiert<br />

hier nach Hanuschek, S. 585.<br />

9 Ein Jahr mit Thomas Bernhard. Das versiegelte<br />

Tagebuch 1972, Salzburg 2000.<br />

Manfred Durzak: Lebensgeschichten im Kontrast<br />

es ist widerlich, die gegenseitigen Probleme<br />

zu besprechen. Es muss jeder selbst<br />

seinen Weg gehen und seine Probleme lösen.<br />

(S. 188)<br />

Dass der Konflikt, der sich hier bereits<br />

anbahnte, dann öffentlich wurde,<br />

ist nicht durch eine Initiative Bernhards<br />

ausgelöst worden, sondern durch eine<br />

Rede Canettis anlässlich des ihm von der<br />

Münchener Universität verliehenen Ehrendoktors<br />

im Januar 1976. Diese Rede<br />

„Der Beruf des Dichters“ erschien dann<br />

kurze Zeit später in der Zeit 10 . Canetti<br />

und Bernhard, die gemeinsam in der<br />

von der Darmstädter Akademie herausgegebenen<br />

Anthologie Jemand der schreibt<br />

vertreten waren, führt dort im Kontext<br />

jener damals propagierten Überzeugung<br />

vom Tod der Literatur zwar ohne Namensnennung,<br />

aber deutlich erkennbar<br />

über Bernhard aus:<br />

[…] aber auch andere die, nicht steril genug<br />

waren, sich in einer Proklamation<br />

zu erschöpfen, die bittere und sehr begabte<br />

Bücher verfaßten, brachten es als<br />

„Jemand, der schreibt“ sehr bald zu Ansehen<br />

und taten nun, was früher Dichter<br />

zu tun pflegten: Statt zu verstummen,<br />

schrieben sie dasselbe Buch immer wieder.<br />

So verbesserungsunfähig und todeswürdig<br />

die Menschheit ihnen erschien,<br />

eine Funktion war ihr geblieben: ihnen<br />

zu applaudieren.<br />

Bernhard reagierte in einem Leserbrief<br />

in der Zeit:<br />

Der neue Ehrendoktor Canetti, der Aphorismusagent<br />

der Jetztzeit, der also zum<br />

Ehrendoktor geboren ist, der vor rund<br />

vierzig Jahren eine begabte Talentprobe<br />

als phantastische Blendung abgelegt hat,<br />

ruft sich, sozusagen als selbstinszenierte<br />

Komödie der Eitelkeit, in einem Anfall von<br />

akuter, sicher aber doch galoppierender<br />

Senilität auch noch zum (einzigen?)<br />

10 In der Zeit vom 6.2.1976.<br />

9


<strong>Artykuły</strong><br />

10<br />

Dichter aus! Senilität ist rührend, die Arroganz<br />

eines Greises, Spätlingsvaters und<br />

skurrilen Torschlussphilosophen, der,<br />

wie gesagt, vor vierzig Jahren eine begabte<br />

Talentprobe abgelegt und in der Zwischenzeit<br />

als eine Art Schmalkant und<br />

Kleinschopenhauer durch Inkonsequenz<br />

konsequent an Niveau verloren und in<br />

der Universität München in tatsächlich<br />

dummen Sätzen schamlos auch seinen<br />

Kopf auf nichts gestutzt hat, ist peinlich.<br />

Oder auch nur grotesk. Der jetzt schon<br />

seit Jahren emsig in alle deutschsprachigen<br />

Winkel in Dichtertum reisende<br />

Aushilfsprophet machte halt sozusagen<br />

auf akademischem Boden seinem<br />

schlechten Gewissen Luft.<br />

Gemessen an der polternden Polemik<br />

Bernhards, die mit ihrem aggressiven<br />

Furor zumeist totschlägerisch verfährt,<br />

ist das eine mit raffinierten Invektiven<br />

gespickte Attacke, die nichts auslässt<br />

und den Gegner unter jedem möglichen<br />

Aspekt lächerlich macht – als intellektuelle<br />

Instanz und als biographische Person.<br />

Canetti hat nicht darauf reagiert, er<br />

war sprachlos. Nur in einer im Nachlass<br />

vorhandenen Notiz äußert er – lange vor<br />

diesem Eklat – den Gedanken, Bernhard<br />

wirke auf ihn, „als wäre er ein Krüppel<br />

von mir.“ 11 In einem Brief findet sich<br />

lediglich folgendes Echo auf Bernhards<br />

Ausbruch:<br />

Es wäre mir ganz unmöglich gewesen,<br />

auf den Brief in der Zeit zu antworten,<br />

ein solches Mass von Niedertracht ist nur<br />

durch Schweigen zu strafen. 12<br />

Nun wissen wir inzwischen durch<br />

die veröffentlichten Textteile, die unter<br />

dem Titel Party im Blitz 13 aus dem Nachlass<br />

erschienen sind und offenbar für<br />

einen vierten Band seiner Autobiogra-<br />

11 Zitiert nach Hanuschek, S. 586.<br />

12 Hanuschek, S. 587.<br />

13 München 2003.<br />

phie konzipiert worden waren, die die<br />

Jahre in England behandeln sollte, dass<br />

literarische Polemik Canetti keineswegs<br />

fremd war. Die Gehässigkeit, die er über<br />

T.S. Eliot ausgießt und mehr noch über<br />

Iris Murdoch, mit der ihn einmal eine<br />

Liebesbeziehung verband, gehen weit<br />

über die Aburteilungen hinaus, mit denen<br />

er in den ersten Bänden etwa Stefan<br />

Zweig, der ihn gefördert hat, oder Emil<br />

Ludwig oder Franz Werfel bedachte.<br />

In dem Sinne wirkt der Brief Thomas<br />

Bernhards wie ein indirektes Echo auf<br />

Canettis eigene polemische Entgleisungen.<br />

14<br />

Lässt sich der Graben, der sich hier<br />

im Biographischen zwischen beiden<br />

Autoren auftut, auch in jenem Bereich<br />

ihres literarischen Schreibens erkennen,<br />

der sich mit der Aufarbeitung ihrer eigenen<br />

Kindheits- und Jugendgeschichte<br />

beschäftigt? Denn für beide Autoren gilt<br />

– mehr noch für Canetti als für Bernhard<br />

-, dass ihre literarische Leistung<br />

im Bewusstsein der Öffentlichkeit primär<br />

mit diesen autobiographischen Bestandsaufnahmen<br />

verbunden ist. Bernhard<br />

hat zwar in der Korrespondenz<br />

mit seinem Verleger, für den das Erscheinen<br />

der fünf autobiographischen<br />

Bände Bernhards im Salzburger Residenz<br />

Verlag ein ständiges Ärgernis war,<br />

geäußert, dass diese Bände, die sich auf<br />

historische Sachverhalte bezögen, weniger<br />

wichtig seien als seine Romane und<br />

Erzählungen. Aber die Herausgeber der<br />

Korrespondenz zwischen Unseld und<br />

14 Vgl. dazu die Ausführungen des Verf.s in<br />

seiner Studie „Deformation der Erinnerung?<br />

Zu Elias Canettis Aufzeichnungen in Party<br />

im Blitz“, in: 25: Dossier: Elias Canetti, hg. v. K.<br />

Bartsch/G. Melzer, Graz 2005, S. 110-125.


Bernhard 15 haben demgegenüber zu<br />

Recht hervorgehoben:<br />

Die Reaktion bei Kritik und Lesern war<br />

enorm: Mit der Publikation dieser literarisierten<br />

Erinnerungen setzte der Erfolg<br />

des Prosaschreibers ein. (S. 824)<br />

Einen ähnlichen Stellenwert hat die<br />

Veröffentlichung der drei autobiographischen<br />

Erinnerungsbände, Die gerettete<br />

Zunge (1977), Die Fackel im Ohr (1980) und<br />

Das Augenspiel (1985), bei Elias Canetti.<br />

Erst über die Wirkung dieser Bände gelang<br />

es ihm ein verstärktes Interesse für<br />

seine beiden literarischen Hauptwerke,<br />

den Roman Die Blendung und den anthropologisch-ethnographischen<br />

Essay Masse<br />

und Macht zu erzeugen.<br />

II. Canetti, der ja die Entstehung seiner<br />

literarischen Arbeiten mit einem Tagebuch<br />

begleitete, das er in einer Geheimschrift<br />

abfasste, bestand darauf, dass<br />

seine autobiographische Darstellung<br />

die Authentizität verbürgter Erinnerung<br />

dokumentiere:<br />

Ich bin im Gegensatz zu vielen, besonders<br />

solchen, die einer redseligen Psychologie<br />

erlegen sind, nicht der Überzeugung, daß<br />

man die Erinnerung drangsalieren und<br />

erpressen […] soll, ich verneige mich vor<br />

der Erinnerung, vor jedes Menschen Erinnerung.<br />

Ich will sie intakt belassen, wie sie<br />

dem Menschen, der für seine Freiheit besteht,<br />

zugehört, und verhehle nicht meinen<br />

Abscheu vor denen, die sich herausnehmen,<br />

sie chirurgischen Eingriffen so<br />

lange auszusetzen, bis sie der Erinnerung<br />

aller übrigen gleicht. […] mögen sie alles<br />

betasten, stutzen, glätten, gleichen, aber<br />

die Erinnerung sie sollen lassen stân. 16<br />

15 Thomas Bernhard/Siegfried Unseld: Der<br />

Briefwechsel, hg. v. Raimund Fellinger, Martin<br />

Huber u. Julia Ketterer, Frankfurt/Main 2009.<br />

16 Die Fackel im Ohr, München 1980, S. 342.<br />

Manfred Durzak: Lebensgeschichten im Kontrast<br />

Dieses Bekenntnis zur Verbürgtheit<br />

der Erinnerung, die aus dem Reservoir<br />

des Gedächtnisses unverändert ans Tageslicht<br />

dringt, gibt sich als Bekenntnis<br />

zu einer Instanz des Erzählens zu erkennen,<br />

die alle Züge der Fiktionalisierung<br />

zurückweist. Das erzählende Ich, das die<br />

unterirdischen Wasseradern der Erinnerung<br />

anzapft, ist nur das Medium der<br />

Vergegenwärtigung und fügt der Erinnerungsquelle<br />

nichts von außen zu. Das ist<br />

ein hoher Anspruch auf Authentizität,<br />

deren Einlösung man vielfach auch Canetti<br />

konzediert hat. Um wie viel präziser<br />

ist da die Überlegung, die Bernhard<br />

im ersten autobiographischen Band Die<br />

Ursache 17 anstellt:<br />

An dieser Stelle muß ich wieder sagen,<br />

daß ich notiere oder auch nur skizziere<br />

und nur andeute, was ich damals empfunden<br />

habe, nicht wie ich heute denke, denn die<br />

Empfindung von damals ist eine andere<br />

gewesen als mein Denken heute, und die<br />

Schwierigkeit ist, in diesen Notizen und<br />

Andeutungen die Empfindung von damals<br />

und das Denken von heute zu Notizen<br />

und Andeutungen zu machen, die den<br />

Tatsachen von damals, meiner Erfahrung<br />

[…] damals entsprechen […] (S. 106)<br />

Bernhard lässt keinen Zweifel daran,<br />

dass das Wachrufen von Erinnerung<br />

immer ein Akt der Rekonstruktion<br />

ist, in die die Erkenntnisbedingungen<br />

der Gegenwart einfließen, so dass es<br />

so etwas wie eine authentische Erinnerung<br />

eigentlich nicht geben kann. Er<br />

bekennt sich zwar im Rekurs auf Montaigne<br />

zum Willen zur Wahrhaftigkeit,<br />

bleibt aber selbst im Zweifel darüber,<br />

ob solche angestrebte Wahrhaftigkeit<br />

gelingen kann:<br />

17 Hier und im Folgenden stets zitiert nach<br />

der Erstausgabe im Residenz Verlag, Salzburg<br />

1975.<br />

11


<strong>Artykuły</strong><br />

12<br />

Manchmal geht es mir durch den Kopf,<br />

die Geschichte meines Lebens nicht preiszugeben.<br />

Diese öffentliche Erklärung aber<br />

verpflichtet mich, auf dem einmal beschrittenen<br />

Wege weiterzugehen, so Montaigne.<br />

Es dürstet mich danach, mich zu<br />

erkennen zu geben; mir ist gleichgültig,<br />

wie vielen, wenn es nur wahrheitsgemäß<br />

geschieht; (S. 135)<br />

Die Darstellung der eigenen Lebensgeschichte<br />

bleibt für Bernhard ein<br />

problematisches erzählerisches Unterfangen,<br />

das dem Medium Erinnerung<br />

die Herstellung von Authentizität abspricht.<br />

Was das schreibende Ich allein<br />

legitimiert, ist sein Streben nach Wahrhaftigkeit<br />

in dem, was es rekonstruiert.<br />

Im Grunde ist das auch die Erzählsituation<br />

von Canetti, der angesichts der von<br />

Bernhard beschriebenen Defizite des<br />

autobiographischen Schreibens seine<br />

Lebensgeschichte gleichfalls fiktionalisiert,<br />

d.h. die Erinnerung nicht lediglich<br />

dokumentiert, sondern auswählt, umarrangiert<br />

und Bedeutungsmuster aus der<br />

Gegenwartsperspektive des Schreibens<br />

akzentuiert 18 .<br />

Wie wenig Canettis Erinnerung unter<br />

dem Aspekt historischer Genauigkeit<br />

zu trauen ist, hat Rotraut Hackermüller<br />

in ihrem Vortrag „Begegnung mit Canettis<br />

Wirklichkeit“ 19 am Beispiel von<br />

Personen und Ereignissen, die mit Canettis<br />

Lebensphase in Wien verbunden<br />

sind, im einzelnen demonstriert. Canetti<br />

hat nicht nur – offenbar mit Absicht<br />

18 Vgl. dazu auch die Diss. von Friederike<br />

Eigler: Das autobiographische Werk von Elias Canetti.<br />

Verwandlung, Identität, Machtausübung, Tübingen<br />

1988.<br />

19 In: Autobiographie zwischen Fiktion und Wirklichkeit.<br />

Internationales Symposium Russe, Oktober<br />

1992, hg. v. Penka Angelova/Emilia Staitscheva,<br />

St. Ingbert 1997, S. 141-152.<br />

– viele Namen verändert, sondern auch<br />

Personen verwechselt oder historische<br />

Details mit anderen Personen verbunden.<br />

Auch Hanuschek gibt in seiner<br />

Biographie eine Reihe von Beispielen,<br />

in denen Canetti bewusst den historischen<br />

Ablauf von Ereignissen modifiziert<br />

und die Wirklichkeit fabulierend<br />

verändert hat, mit andern Worten: mit<br />

den Mitteln literarischer Fiktionalisierung<br />

arbeitet. Das gilt beispielsweise<br />

im Augenspiel 20 für die Episode über die<br />

Inder in Grinzing. Hanuschek schreibt<br />

dazu:<br />

„Inder beim Heurigen“ ist der Eintrag<br />

überschrieben, und er unterscheidet<br />

sich signifikant von dem veröffentlichten<br />

Teilkapitel; hier lässt sich eine Bearbeitungstendenz,<br />

vielleicht auch eine<br />

Verschiebung von Erinnerung exakt<br />

nachvollziehen. […] Aus dieser recht individuellen<br />

Szene hat Canetti im Augenspiel<br />

das Zusammentreffen zweier Massen<br />

gemacht; die Inder haben sich vermehrt,<br />

es gibt viele Frauen statt einer, die Wiener<br />

feinden die Inder schon im Restaurant<br />

an, nicht erst, als sie deren teures Auto<br />

sehen; (S. 254)<br />

Ich habe 1992 in meinem Vortrag<br />

„Canettis Lebensroman. Zu einigen<br />

Prinzipien seiner Darstellung“ 21 die<br />

These vertreten, dass Canetti seinem<br />

autobiographischen Erzählen ein untergründiges<br />

Telos unterlegt hat, das seine<br />

„Autobiographie als historisches Dokument“<br />

22 relativiert und damit auch die<br />

Alternative, die Gerald Stieg aufgezeigt<br />

hat, eindeutig beantwortet:<br />

20 München 1988.<br />

21 In: Autobiographie zwischen Fiktion und Wirklichkeit,<br />

S. 29-46.<br />

22 So Rotraut Hackmüller in ihrem schon<br />

erwähnten Vortrag „Begegnung mit Canettis<br />

Wirklichkeit“.


Entweder vertraut er [der Leser] Canettis<br />

Erinnerungen […] oder er verweist die<br />

Geschichte ins Reich der Fabel, der Legende<br />

oder des Romans. 23<br />

Canetti verändert und arrangiert, er<br />

fiktionalisiert den Erfahrungsstoff des<br />

eigenen Lebens. Er tut das, indem er eine<br />

Art von Gegenentwurf zur Blendung versucht.<br />

Dahinter steht ein Selbstbild, das<br />

er als Wunschbild einmal so suggestiv in<br />

den Aufzeichnungen aus der Provinz des<br />

Menschen 24 beschrieben hat:<br />

Mein ganzes Leben ist nichts als ein verzweifelter<br />

Versuch, die Arbeitsteilung<br />

aufzuheben und alles selbst zu bedenken,<br />

damit es sich in einem Kopf zusammenfindet<br />

und darüber hinaus wieder Eines<br />

wird. Nicht alles wissen will ich, sondern<br />

das Zersplitterte vereinigen. Es ist beinahe<br />

sicher, daß ein solches Unternehmen<br />

nicht gelingen kann. Aber die sehr geringe<br />

Aussicht, daß es gelingen könnte,<br />

ist an sich schon jede Mühe wert. (S. 49)<br />

Während er in der Blendung die intellektuelle<br />

Hybris des Sinologen Kien, der<br />

sich an seinem eigenen Größen-Selbst<br />

berauscht, zum Zerrbild werden lässt,<br />

das an seinem eigenen Anspruch und an<br />

der ihn umgebenden Wirklichkeit grausam<br />

zerbricht, entwirft er im lebensgeschichtlichen<br />

Erfahrungskontext seines<br />

Lebensromans die Utopie eines Erkenntnisuniversalismus<br />

im Selbstbild des sich<br />

über alle Schwierigkeiten hinweg entwickelnden<br />

Ichs 25 . In diesem Sinne ließen<br />

23 „Betrachtungen zu Elias Canettis Autobiographie,<br />

in: Zu Elias Canetti, hg.v. Manfred<br />

Durzak, Stuttgart 1983, S. 166.<br />

24 München 1983.<br />

25 Joseph Strelka, der 1992 gleichfalls auf dem<br />

Symposium zur Autographie Canettis 1992 in<br />

Russe vertreten war und in sich in seinem Vortrag<br />

„Betrachtungen zu Canettis autobiographischem<br />

Band Das Augenspiel“ beschäftigte, hat neben<br />

zahlreichen Fehlern und Verzeichnungen,<br />

Manfred Durzak: Lebensgeschichten im Kontrast<br />

sich die autobiographisch grundierten<br />

Erzählungen Canettis als Komplementärentwurf<br />

und Antwort auf die Blendung<br />

verstehen.<br />

Wenn Penka Angelova in ihrer Studie<br />

„Canettis autobiographische Trilogie als<br />

Bildungsroman“ Canettis Autobiographie<br />

den literarischen „Bildungsroman<br />

romantischer Prägung“ (S. 53) eingeschrieben<br />

sieht, der<br />

sich vom Goetheschen Bildungsroman<br />

grundsätzlich im Entwicklungsziel und<br />

im Entwicklungsweg unterscheidet (S.<br />

53),<br />

so deckt sich das durchaus mit dem utopischen,<br />

letztlich nicht zu erreichenden<br />

Erkenntnisziel, das Canetti in seiner<br />

Darstellung zu erreichen versucht. Aber<br />

zu bedenken ist, dass Canettis Autobiographie<br />

unabgeschlossen ist und dass<br />

der fragmentarische vierte Band über<br />

„die englischen Jahre“ 26 Party im Blitz<br />

eher vom Zerbrechen dieser Utopie in<br />

England berichtet. Canetti ist dort ein<br />

intellektueller Outcast, der im geistigen<br />

und literarischen Establishment des damaligen<br />

London keinen Anschluss findet<br />

und die Menschen, die ihm helfen<br />

und die an ihn glauben eher ausnutzt.<br />

Hinzu kommt, dass die Veröffentlichung<br />

seiner und Vezas (seiner ersten<br />

Frau) Briefwechsel mit seinem jüngeren<br />

Bruder Georges 27 dokumentiert, in wel-<br />

die er Canetti vorwirft, ironisch ausgeführt: „Ja,<br />

wenn man das Buch genau überblickt, dann<br />

bleibt im Grunde zuletzt niemand wirklich<br />

Vorbildlicher übrig, als der lediglich durch einige<br />

äußerst geschickt platzierte Bescheidenheitstopoi<br />

[…] geglättete und glorifizierte, strahlende<br />

Autobiograph.“ (S. 246)<br />

26 So der Untertitel.<br />

27 Veza & Elias Canetti: Briefe an Georges, Mün-<br />

chen 2006.<br />

13


<strong>Artykuły</strong><br />

chem wirtschaftlichen und mentalen<br />

Elend er die Jahre in Paris und später in<br />

Hampstead zugebracht hat, so wenn er<br />

etwa 1935 an den Bruder schreibt:<br />

14<br />

Wenn Du diesen Brief bekommst,<br />

schick mir bitte sofort, postwendend, was<br />

Du entbehren kannst, wenn es auch nur<br />

100 Frcs. sind, da ich jetzt im Ganzen<br />

2 Frcs. 70 besitze und heute und morgen<br />

nicht essen gehen kann. […] Diese leise<br />

Verachtung für einen Menschen, der<br />

Schriftsteller heisst und ungedruckt ist,<br />

aber stolz tut und keine 50 Frcs. im Sack<br />

hat, diese Verachtung, die bei Dir leise<br />

mitschwang, bei den andern aber schallend<br />

laut war, hätte ich nicht ertragen<br />

können. (S. 43/4)<br />

In einem andern Brief vom Juni 1937<br />

an Georges berichtet Canetti von seinem<br />

Bittgang zum älteren Bruder Nissim<br />

(Jacques), der als erfolgreicher Musikmanager<br />

in Paris arbeitete:<br />

[…] es ist zur gefürchteten Aussprache mit<br />

Nissim gekommen. Sie ist viel schlimmer<br />

verlaufen, als ich je befürchten konnte. Das<br />

hättest Du mir nicht antun dürfen, Georg,<br />

Du denkst an alle Menschen, mir hast Du<br />

die tiefste Demütigung bereitet, die mir seit<br />

dem letzten Pariser Aufenthalt vor zweieinhalb<br />

Jahren zugefügt wurde. (S. 69)<br />

Seine Bitte um Geld wird von dem<br />

Bruder, der ihn als Versager und Schmarotzer<br />

sieht, brüsk zurückgewiesen. Veza<br />

berichtet im selben Jahr von einem<br />

„Wahnsinnsausbruch“ (S. 74) Canettis<br />

und von seiner paranoiden Vorstellung,<br />

dass sie „ihn erdolchen wollte“ (S. 75).<br />

Das Resümee, das sie in dieser Situation<br />

zieht, lautet folgendermaßen:<br />

Was mein Leben mit ihm anlangt, so<br />

möchte ich, um nicht den Vergleich von<br />

der Karybdis und Scylla zu gebrauchen,<br />

sagen, dass ich zwischen Wahnsinn und<br />

Selbstmord hin und herpendle. Meine<br />

beständige Rücksicht auf seine Schrullen<br />

und Neigungen erfordert eine Selbstkont-<br />

rolle, die mich schwer gefährdet. Meine<br />

Verzweiflung über sein Hölderlin-Schicksal<br />

zeigt mir den Selbstmord als einzigen<br />

Ausweg. (S. 75)<br />

Man könnte diese Beispiele von einer<br />

Existenz permanent am Rande der<br />

Katastrophe durch zahlreiche andere<br />

ergänzen. In dem Sinne stellen die<br />

durch einen Zufall erhaltenen Briefe 28<br />

das Korrektiv zu Canettis Darstellung<br />

seiner Entwicklungsgeschichte in den<br />

autobiographischen Büchern dar. Das<br />

hier vermittelte Bild steht in einem<br />

denkbar krassen Kontrast zu dem Individuationsbild<br />

des großen Individuums,<br />

das sich in der Autobiographie gegen<br />

alle Widerstände und Störfaktoren der<br />

Wirklichkeit behauptet.<br />

Natürlich stellt sich an diesem Punkt<br />

die Frage, ob dieser Sachverhalt die ästhetische<br />

Integrität von Canettis literarischer<br />

Darstellung beschädigt. Das wäre<br />

nur der Fall, wenn die Prämisse angesetzt<br />

würde, dass Wirklichkeit Einszueins in<br />

Literatur umgesetzt wird. Literatur ist<br />

nicht vorstellbar ohne den utopischen<br />

Überschuss, der das Denkbare und Mögliche<br />

als Hoffnungsferment und Zukunftselement<br />

in seine Gestaltung mit<br />

aufnimmt und damit zur Spiegelung<br />

28 Die Herausgeber des Briefbandes, Karen<br />

Lauer und Kristian Wachinger, berichtet über<br />

den Zufallsfund im Nachlass des Bruders Georges:<br />

„Die Papiere lagen in einem Überseekoffer<br />

und hatten sich in einem feuchten Keller voll<br />

Wasser gesogen. Die Briefe waren teils in den<br />

Kuverts zu Bündeln geschnürt, teils chaotisch<br />

in den Koffer gestopft. Bei der groben Sortierung<br />

nach Absendern und anschließenden Datierung<br />

zeigte sich, daß die Briefe von Bruder<br />

und Schwägerin aus dem Zeitraum 1933-38 und<br />

1944-48 offenbar nahezu lückenlos vorliegen.“<br />

(S. 373)


des Wünschbaren wird. Unter diesem<br />

Aspekt ist sicherlich Stiegs 29 Schlussfolgerung<br />

zuzustimmen:<br />

In dieser Perspektive ist Canetti vielleicht<br />

der letzte Humanist: Das Lernen der<br />

Welt, das Erlernen der Menschen grundieren<br />

seine Biographie. Das Werk ist ein<br />

großer Versuch über die Verantwortung,<br />

ohne die Aufklärung zur Inflation der<br />

Homunculi führt. (S. 169)<br />

Aber die Erinnerung als Instanz von<br />

Authentizität, die durch Erfahrung verbürgt<br />

ist, büßt zugleich ihren Nimbus<br />

ein und wird zum Darstellungsmaterial<br />

der Fiktionalisierung.<br />

III. Stellt man Canettis Autobiographie<br />

die von Thomas Bernhard vergleichend<br />

gegenüber, so wird der Leser nicht mit<br />

einem utopischen Selbstbild konfrontiert,<br />

das ihm Bewunderung abnötigt,<br />

sondern in einen quälenden Prozess<br />

der Seelenbeschädigungen des einzelnen<br />

hineingezogen, die niemanden kalt<br />

lässt. Ein großer Schauspieler wie Bernhard<br />

Minetti, der in vielen Theaterstücken<br />

von Bernhard auftrat, hat über den<br />

ersten Band der Autobiographie Die Ursache<br />

30 geäußert: „Die Ursache ist eines der<br />

erschütterndsten Bücher, die ich gelesen<br />

habe in den letzten Jahren.“ 31 Die Erschütterung<br />

wird dadurch wachgerufen, dass<br />

der Schreibende keinen historischen Abstand<br />

zu seiner Darstellung zulässt, sondern<br />

die Leiden seiner Situation als Kind<br />

zugleich mit einer emphatischen Anklage<br />

29 Ich beziehe mich auf seinen Aufsatz „Betrachtungen<br />

zu Elias Canettis Autobiographie“,<br />

in: Zu Elias Canetti, hg. v. Manfred Durzak, Stuttgart<br />

1983, S. 158-170.<br />

30 Salzburg 1975.<br />

31 Zitiert nach Jens Dittmar: Thomas Bernhard<br />

Werkgeschichte, Frankfurt/Main 1981, S. 175.<br />

Manfred Durzak: Lebensgeschichten im Kontrast<br />

gegen die gesellschaftlichen Kräfte und<br />

Institutionen verbindet, die er in seiner<br />

Gegenwart noch immer am Werk sieht. Er<br />

zielt damit auf die Reaktion des Lesers, seine<br />

lebensgeschichtliche Erfahrung nicht<br />

als ein abgeschlossenes Kapitel der Vergangenheit<br />

zu betrachten, sondern als einen<br />

permanenten Vergiftungsprozess, der<br />

in anderer Maskierung in der Gegenwart<br />

noch immer andauert. Schon das Motto-<br />

Zitat aus den Salzburger Nachrichten vom 6.<br />

Mai 1975 gibt den Ton an:<br />

Zweitausend Menschen pro Jahr versuchen<br />

im Bundesland Salzburg ihrem<br />

Leben selbst ein Ende zu machen, ein<br />

Zehntel dieser Selbstmordversuche endet<br />

tödlich. Damit hält Salzburg in Österreich,<br />

das mit Ungarn und Schweden die<br />

höchste Selbstmordrate aufweist, österreichischen<br />

Rekord. (S. 5)<br />

Seine eigene Geschichte wird sozusagen<br />

zum konkreten Fallbeispiel für<br />

das historische Kausalitätsgeflecht, das<br />

seine Zurichtung für dieses Ergebnis<br />

vorantreibt. Der Erzähler wird in einer<br />

zweifachen Rolle eingeführt: Er ist einmal<br />

Historiograph der eigenen Entwicklungsgeschichte,<br />

und er ist zum andern<br />

der Ankläger dieser jegliche individuelle<br />

Entwicklung unterdrückenden Machtstruktur<br />

der Wirklichkeit. Der Dramaturg<br />

und Theaterregisseur Ernst Wendt<br />

hat damals über die Verfluchungslitanei,<br />

mit der Die Ursache einsetzt, in seiner Besprechung<br />

in der Zeit 32 geschrieben:<br />

Bei Österreichern ist man ja einiges gewohnt<br />

an literarischer Heimatbeschimpfung;<br />

Thomas Bernhard aber hat mit<br />

diesem autobiographischen Bericht über<br />

seine Jugend in Salzburg einen neuen<br />

Landesrekord an österreichischer Selbstzerfleischung<br />

aufgestellt. Man liest ge-<br />

32 „Trauer über eine unglückliche Jugend“,<br />

in: Die Zeit v. 29.8.1975.<br />

15


<strong>Artykuły</strong><br />

16<br />

bannt, erschrocken, oft eingeschüchtert<br />

von soviel Vernichtungskraft, ein Buch,<br />

das vieles in einem ist: ein Racheakt […]<br />

Die gesellschaftlichen Unterdrückungsinstitutionen,<br />

das nationalsozialistische<br />

Internat, das unter der Fuchtel<br />

des brutalen SA-Offiziers Grünkranz<br />

während der frühen 40er Jahre als Unterdrückungsapparatur<br />

wirkt, hat sich, zum<br />

katholischen Johanneum in der Nachkriegszeit<br />

mutiert, unter dem katholischen<br />

Geistlichen „Onkel Franz“ und<br />

seinem Exekutionsgehilfen, dem Präfekten,<br />

nur an der Oberfläche geändert.<br />

Die Schule ist die „Geistesvernichtungsanstalt“<br />

(S. 120) geblieben. Wo früher das<br />

Hitler-Bild grüßte, hat man die Wand<br />

lediglich mit einem Kreuz umdekoriert.<br />

Bernhards Reaktion auf die Schul-Quälereien<br />

nehmen anfänglich während der<br />

Übungsstunden beim Geigenspiel in<br />

der Schuhkammer des Internats immer<br />

Zuflucht zu den Gedanken vom eigenen<br />

freiwilligen Tod. Dieser Tod wird jedoch<br />

im Handlungsverlauf als anonymer kollektiver<br />

Tod immer stärker zu einer realen<br />

Möglichkeit durch die zahlreichen<br />

Bombenangriffe auf Salzburg, die die<br />

Stadt und selbst den Dom in Schutt und<br />

Asche legen. In diesen apokalyptischen<br />

Erzählsequenzen, die den Schüler zusammen<br />

mit der Bevölkerung schutzsuchend<br />

in die Katakomben von Salzburg<br />

treiben, wird das eigene Überleben zum<br />

Zufallsmoment. Doch gerade in diesem<br />

Erzählkontext gelingt es Bernhard<br />

zugleich seine private Leidensvita zur<br />

kollektiven Erfahrung auszuweiten und<br />

rückt die Ursache damit als beeindruckende<br />

künstlerische Umsetzung in das Umfeld<br />

jener raren deutschen Texte, die sich<br />

mit den Bombardements und der Zer-<br />

störung der Städte in der Endphase des<br />

Krieges auseinandergesetzt haben.<br />

Es hat den Anschein, als habe Bernhard<br />

in den drei Bänden, die Die Ursache<br />

fortsetzten, Der Keller (1976), Der Atem<br />

(1978) und Die Kälte (1981), den Abstand<br />

gebraucht, um schreibend die letzten<br />

Schamgrenzen abzuarbeiten, die die bisherige<br />

Ausklammerung seiner frühesten<br />

Kindheitsphase veranlasst haben. Denn<br />

in dem fünften Band Das Kind (1982)<br />

holt er die Darstellung dieser Phase<br />

nach, spricht über seine uneheliche Geburt,<br />

über die Notlage seiner Mutter, die<br />

in Heerlen/Holland das Kind zur Welt<br />

brachte und es, zur Arbeit in Rotterdam<br />

gezwungen, quasi auf einem Fischkutter<br />

aussetzte, in dem die Säuglinge „gefallener<br />

Mädchen“, in Hängematten über<br />

dem Wasser schaukelnd, am Leben gehalten<br />

wurden. Diese Ehrlichkeit, die<br />

allen möglichen Vorurteilen rücksichtslos<br />

ins Gesicht schlägt, gilt auch für das<br />

Eingeständnis, dass er in der Schule zum<br />

Bettnässer geworden war und dass seine<br />

Mutter, die ihn stets als Ursache ihres Unglücks<br />

angesehen hat, ihn in den Augen<br />

der Öffentlichkeit strafend stigmatisierte,<br />

indem sie das Laken mit dem gelben<br />

Fleck für alle sichtbar ins Fenster zum<br />

Trocknen hinaushängte. Die Aufrichtigkeit<br />

Bernhards geht hier bis an die Grenzen<br />

zur Selbsttortur und lässt den Leser<br />

nahezu keine Perspektive erkennen, die<br />

auf einen möglichen Ausweg aufmerksam<br />

macht, wäre da nicht die Gestalt des<br />

Großvaters, der zum einzigen Halt wird<br />

und von dem Enkel abgöttisch verehrt<br />

wird. Aber selbst der Großvater wird<br />

von dem Negationsstrudel erfasst, da er,<br />

der nie ein Gymnasium besuchen konnte,<br />

dem Enkel rät, das Gymnasium zu


absolvieren, bis dieser zur Selbstrettung<br />

den Entschluss fällt, diese neuerliche<br />

Unterdrückungsanstalt zu verlassen und<br />

eine Lehre als Kaufmannslehrling zu<br />

beginnen. Von dieser Leidensgeschichte<br />

scheint kein Weg in die Gegenwartssituation<br />

des Autors Bernhard zu führen, der<br />

zu einem erfolgreichen – auch in finanzieller<br />

Hinsicht – Schriftsteller geworden<br />

war. In diesem Weg lässt sich kein<br />

Telos erkennen, sondern es hat etwas von<br />

einem absurden Glücksfall an sich, dass<br />

ein gequältes und von seinen Wunden<br />

gezeichnetes Ich schließlich doch seinen<br />

Platz in der Gesellschaft gefunden hat,<br />

aber bis zuletzt nicht bereit war, durch<br />

den Erfolg milder geworden, dieser Gesellschaft<br />

Konzessionen zu machen. Bei<br />

Bernhard fehlt jegliche „heilsgeschichtliche“<br />

Abrundung, die bei Canetti deutlich<br />

impliziert ist. Die Radikalität, auch<br />

in der ästhetischen Darstellung seines eigenen<br />

Weges, der sich in einer angehäuften<br />

Negativität zu erschöpfen scheint,<br />

ist nicht nur der Wirklichkeitserfahrung<br />

heutiger Leser näher, die alle ideologischen<br />

Stützgeländer eingebüßt haben,<br />

sondern hat auch auf widersprüchliche<br />

Weise etwas Tröstliches an sich: Sich selbst<br />

nicht aufgeben und seinen Widerstand<br />

Manfred Durzak: Lebensgeschichten im Kontrast<br />

gegen die Wirklichkeit nicht abmildern<br />

– das ist das Credo, das aus den autobiographischen<br />

Büchern Bernhards spricht.<br />

Canettis universalistische Hoffnung,<br />

in seinem Kopf nochmals alle Erkenntnisstränge<br />

der Wirklichkeit vereinen zu<br />

können, hat etwas Don Quichottehaftes<br />

an sich und weist auf die Vergangenheit<br />

zurück. Aus den letzten Briefen, die Bernhard<br />

mit seinem Verleger Unseld gewechselt<br />

hat, geht hervor, dass er Pläne hatte,<br />

noch einen sechsten autobiographischen<br />

Band zu schreiben, der den Titel Der<br />

Zweifel 33 tragen sollte. Auch Canettis Autobiographie<br />

ist trotz der vollendeten<br />

drei Bände ein Torso geblieben. Aber die<br />

erhalten gebliebenen Teile des vierten<br />

Bandes über die englischen Jahre in Party<br />

im Blitz machen sichtbar, dass er mit diesem<br />

Abschnitt seiner Lebensgeschichte,<br />

die seiner damaligen Gegenwart am nahesten<br />

war, nicht zu Rande kam. Die Unvereinbarkeiten<br />

und Diskrepanzen sind<br />

nicht zu übersehen. Es zeichnet sich da<br />

ein Riss ab, dessen Schatten rückwirkend<br />

auch über die drei abgeschlossenen Bände<br />

fällt.<br />

33 Vgl. Der Briefwechsel, S. 764.<br />

17


<strong>Artykuły</strong><br />

Alois Wierlacher<br />

Grenzen sind nicht nur Grenzen<br />

Einführung<br />

Weltweiter Jubel brach aus, als 1989<br />

die deutsch-deutsche Grenze in Berlin<br />

endlich geöffnet wurde. Millionen<br />

Menschen waren mehr als fünfzig Jahre<br />

lang von nationalsozialistischen und<br />

stalinistischen Machthabern gewaltsam<br />

an Kontakten mit ihren Nächsten und<br />

den Menschen in aller Welt gehindert<br />

worden.<br />

Solche Gewaltschranken verlangen<br />

weniger Reflexion als Aktion: es gilt, sie<br />

im Interesse der Freiheit mit angemessenen<br />

Mitteln durchlässig zu machen,<br />

abzubauen und letztlich zu beseitigen,<br />

wie es im Fall der deutschen Teilung ja<br />

auch gelungen ist.<br />

Von sehr anderer Art sind die Grenzen<br />

des menschlichen Lebens, die nicht<br />

auf Gewaltmaßnahmen beruhen. Über<br />

sie hat jede Generation neu nachzudenken.<br />

Fast täglich werden wir mit Grenzen<br />

unseres Lebens konfrontiert: mit den<br />

Grenzen unserer Erkenntnis, unserer<br />

Geduld und Kraft, mit Sprach- und<br />

Kommunikationsgrenzen, mit den<br />

Grenzen des Möglichen und Erlaubten,<br />

den Grenzen des Wachstums und der<br />

Rohstoffreserven, mit den Grenzen von<br />

Zeit und Geld, mit den Grenzen unseres<br />

Verstehens und unserer Verständigung.<br />

Auch unsere Belastbarkeit durch Gren-<br />

18<br />

zen hat Grenzen, wir nennen sie Zumutbarkeitsgrenzen.<br />

Grenzen erfahren und leben, hat der<br />

Philosoph Karl Jaspers einmal gesagt, ist<br />

genau genommen dasselbe. Darum sind<br />

Grenzen nicht nur Grenzen und darum<br />

lohnt es sich, über Grenzen nachzudenken,<br />

auch und vor allem über kulturelle<br />

Grenzen.<br />

* * *<br />

Menschen sind Reiter und Tragende der<br />

Kulturen und der Sprachen. Jedes Baby<br />

kann jede Sprache lernen und in jeder<br />

Kultur hineinwachsen. Wo wir zu welcher<br />

Zeit aufwachsen, das ist unser Schicksal<br />

und unsere Chance. Diese Gebundenheit<br />

(‚Historizität’) unserer Existenz wird<br />

noch deutlicher, sobald man sich klar<br />

macht, dass Kulturen keine fixen Größen<br />

sind, sondern Ergebnisse der Handlungen<br />

jedes einzelnen von uns.<br />

Kulturen sind Lebensarten, die sich<br />

in Werten, Symbolen und Institutionen<br />

wie der Wissenschaft, kreativen Leistungen<br />

und ökonomischen, politischen,<br />

kommunikativen und rechtlichen Regelungen<br />

konkretisieren; auch die Art<br />

und Weise, wie wir autofahren, essen,<br />

arbeiten und feiern ist Teil unserer Lebensweise<br />

als einer spezifischen Kultur.<br />

Menschliche Kultur gibt es darum genau<br />

genommen nur im Plural. Klar ist<br />

hingegen, dass Kulturen auf Austausch


angelegte, politische und soziale Institutionen,<br />

künstlerische Werke und lebensweltliches<br />

Alltagshandeln einschließende<br />

Regel- Hypothesen- und Geltungssysteme,<br />

zu denen das menschliche Ich<br />

in einem mehrdimensionalen, also auch<br />

widerspruchsreichen Zugehörigkeitsverhältnis<br />

steht und stehen darf.<br />

Auch Kulturgrenzen sind folglich<br />

nicht bloß Grenzen.<br />

Doch rufen wir uns zunächst einige<br />

generelle Grenzarten ins Gedächtnis zurück.<br />

1. Grenzen als Basisbedingungen unserer<br />

Existenz<br />

Eine physiologische Schranke unserer Existenz,<br />

sozusagen unsere Leistungsgrenze,<br />

setzt unser Körper. Wir können nicht<br />

länger als ein paar Tage ohne Wasser und<br />

ohne Schlaf auskommen und haben nur<br />

eine begrenzte Lebenszeit.<br />

Eine strikte kommunikative Grenze<br />

prägt und regelt unseren Umgang mit anderen<br />

Menschen. Viele Menschen reden<br />

gern mit ihren Mitmenschen, weil das<br />

Miteinanderreden für sie fast so wichtig<br />

ist wie das Atmen und das Essen. Diese<br />

Bedürftigkeit gründet in der ‚Dialogqualität’<br />

menschlicher Existenz (Taylor<br />

1993); doch dem Dialogpartner beim Reden<br />

auf den Leib zu rücken, ist unstatthaft.<br />

Menschen brauchen in der Regel,<br />

um vernünftig miteinander umzugehen,<br />

körperlichen Abstand, schon übrigens,<br />

damit sie sich sehen können. Obwohl<br />

dieser Abstand in den verschiedenen<br />

Kulturen und Regionen einer Kultur<br />

oft sehr unterschiedlich bemessen wird,<br />

steuert das grundsätzliche Bedürfnis<br />

nach Abstand unseren Dialog ähnlich<br />

strikt wie der Ton, den wir unserer Rede<br />

Alois Wierlacher: Grenzen sind nicht nur Grenzen<br />

geben. Jede verbale und nichtverbale<br />

Kommunikation beruht auf der Wechselseitigkeit<br />

von Distanzaufbau und<br />

Distanzabbau und handelt als Grenze<br />

das Distanzmaß aus. Physische oder verbale<br />

Missachtungen von Distanzbedürfnissen<br />

können als Distanzverletzungen<br />

rechtsrelevant und justitiabel sein; der<br />

Eröffnungssatz des Grundgesetzes der<br />

Bundesrepublik Deutschland (§ 1.1)<br />

„Die Würde des Menschen ist unantastbar“<br />

bekräftigt diesen Zusammenhang.<br />

Eine natürliche, kulturell unterschiedlich<br />

aufgefasste Grenze stellt die Natur<br />

insgesamt dar, man denke an ihren<br />

Nahrungs-Rohstoff-Energie und Thermalhaushalt<br />

(Stichwort Treibhauseffekt).<br />

Mit ihren nicht erneuerbaren<br />

Ressourcen ist besonnen umzugehen,<br />

wie insbesondere Hans Jonas (Prinzip<br />

Verantwortung) klar gemacht hat. Alles<br />

Nachdenken über Grenzen besitzt insofern<br />

unweigerlich Eigenschaften einer<br />

Ökologie.<br />

Ein spezieller Faktor im komplexen<br />

Grenzendiskurs ist das politische Interesse<br />

an dem Wort Grenze. Erinnert sei<br />

nur an die terminologischen Kämpfe im<br />

langjährigen Meinungsstreit in Deutschland<br />

um die Bezeichnung der Grenze<br />

zwischen den beiden deutschen Staaten<br />

und ihren Nachbarn (Oder-Neiße-Grenze<br />

oder Linie).<br />

Eine sprachliche, genetische und kulturelle<br />

Grenze wird uns bereits mit der Geburt<br />

gezogen, insofern wir von Eltern und zu<br />

einer bestimmten Zeit in verschiedene<br />

Familien und mit ihnen in Nationen,<br />

Schichten und Kulturen, hineingeboren<br />

werden. Jedes Baby ist zwar imstande,<br />

jede Sprache zu lernen und in jeder Kultur<br />

aufzuwachsen; aber wir sind von den<br />

19


<strong>Artykuły</strong><br />

Prägungen in unseren ersten Lebensjahren<br />

ebenso wie von unseren ererbten<br />

Genen abhängig und vermögen auch<br />

nur eine begrenzte Zahl von Sprachen zu<br />

erwerben. Ein besonderes Element dieser<br />

Begrenzung bilden die biologischen<br />

und kulturellen Geschlechtergrenzen. Ihrer<br />

Erforschung hat sich inzwischen eine<br />

Vielzahl fächerübergreifender Initiativen<br />

zugewandt.<br />

Eine andere Grenze steckt in der Differenz<br />

zwischen Krankheit und Gesundheit,<br />

also in unserer ständigen Gefahr, von<br />

Bakterien und sonstige Krankheitserregern<br />

angesteckt zu werden. Dieses Problem<br />

ist in der westlichen und postindustriellen<br />

Gesellschaft zu Beginn des 21.<br />

Jahrhunderts zu einem ausgesprochenen<br />

Leitthema geworden; in den letzten Jahren<br />

wurde es von vielen Disziplinen zunehmend<br />

auch ins Forschungsgespräch<br />

eingebracht. Zahllose neue Institutionen<br />

zur Gesundheit einschließlich neuer Studiengänge<br />

an den Universitäten wurden<br />

weltweit eingerichtet. Gesundheit, so<br />

darf man wohl sagen, ist am Beginn des<br />

21. Jahrhunderts ein allgegenwärtiger<br />

Begriff, zumal der Gesundheitssektor in<br />

der jüngeren Vergangenheit in Deutschland<br />

und anderen westlichen Industriestaaten<br />

zu einem wichtigen, in seiner<br />

Reichweite nicht zu unterschätzenden<br />

Wirtschaftsfaktor geworden ist.<br />

Eine ökonomische Grenze unserer Existenz<br />

verbirgt sich in der Notwendigkeit, unseren<br />

Lebensunterhalt zu verdienen, also<br />

eine bezahlte Arbeitsleistung zu erbringen,<br />

die mindestens unser Existenzminimum<br />

deckt. Folglich muss unsererseits<br />

alles Mögliche getan werden, um entsprechende<br />

Arbeits- und Verdienstmöglichkeiten<br />

zu finden oder zu schaffen.<br />

20<br />

Vorbedingung ist eine gute Bildung<br />

und Weiterbildung; Menschen sind infolge<br />

ihrer zahlreichen Leistungsgrenzen<br />

bildungsbedürftig, und zu Anfang des<br />

21. Jahrhunderts müssen wir uns alle<br />

auf ein lebensbegleitendes Lernen einrichten.<br />

Es gilt, sprachliche und kulturkommunikative<br />

Kompetenzen sowie<br />

unser Wissen so zu sichern, dass wir in<br />

der heutigen Wissensexplosion nicht ersticken,<br />

sondern zur Selbstbestimmung<br />

befähigt werden. Diese Grundaufgabe<br />

aller Bildung gehört im Zeitalter der<br />

Globalisierung zu unseren ganz besonderen<br />

Existenzbedingungen.<br />

* * *<br />

All diese Grenzen empfinden Menschen<br />

seit alters primär als Behinderung<br />

und wünschen sich folglich vielfache<br />

Grenzenlosigkeit. Doch gerade in der<br />

Begrenztheit unserer Existenz steckt<br />

paradoxerweise ihre Chance: wären die<br />

Menschen nicht vergleichbar begrenzte<br />

Wesen, gäbe es genau genommen<br />

weder Möglichkeiten ihres friedlichen<br />

Zusammenlebens noch ihrer Konkurrenz.<br />

Kulturen lassen sich als Spielsysteme<br />

auffassen; die vielen Grenzen des<br />

menschlichen Lebens sind unsere Spielbedingungen<br />

und Spielregeln.<br />

Um diese Spielregeln unter wechselnden<br />

historischen Rahmenbedingungen<br />

einhalten zu können, sind wir infolge<br />

des laufenden Kulturwandels gezwungen,<br />

in jeder Generation unsere Grenzbegriffe<br />

(Spielregeln) zu überprüfen,<br />

sie gegebenenfalls zu verändern und<br />

zugleich auch auf die Auswirkungen unserer<br />

Regeln zu achten. Fasst man zum<br />

Beispiel die Grenzen des Lebens primär<br />

als Herausforderung oder als produktive


Kategorie auf, dann gewinnt auch der<br />

ursprüngliche Sinn von ‚Toleranz’ seine<br />

alte Bedeutung aktuell wieder zurück;<br />

er meint ja gar nicht die heute immer<br />

wieder zu hörende passiv-schwammige<br />

Duldung alles Möglichen, sondern das<br />

Produktivmachen durch Entwicklung<br />

unserer Fähigkeit, die Widrigkeiten des<br />

Lebens und mit ihnen unsere Grenzen<br />

konstruktiv zu ertragen (Canzik und<br />

Canzik-Lindemeier in Wierlacher 1996).<br />

Wer von Grenzen als Lebensfaktoren<br />

reden will, wird somit früher<br />

oder später von dieser ursprünglichen<br />

Toleranzbedeutung sprechen und zwar<br />

von Toleranz als einer aktiven Kategorie<br />

produktiver Gestaltung der eigenen und<br />

gesellschaftlichen Wirklichkeit. Genau<br />

genommen sind die meisten Grenzen,<br />

auch die Staatsgrenzen, sehen wir vom<br />

Tod als absoluter Grenze ab, zugleich Toleranzgrenzen.<br />

2. Vom Anerkennungsbedarf unserer<br />

begrenzten Existenz<br />

Vielfältigen Abgrenzen sehen wir uns<br />

gegenüber, sobald wir unsere Eigenheit<br />

entfalten oder nur wahrgenommen wissen<br />

wollen. Da dieses Ziel von allen Menschen<br />

mehr oder weniger strikt verfolgt<br />

wird, müssen sich Menschen sowohl<br />

von der menschenfeindlich ‚Wildnis‘<br />

als auch von einander abgrenzen. Schon<br />

um tradierbar zu werden, kommen auch<br />

die Kulturen, insbesondere die Nationalkulturen,<br />

nicht umhin, Grenzen zu<br />

ziehen. Dieses Erfordernis spielt in allen<br />

gesellschaftlichen Handlungsbereichen<br />

von der Alltagskommunikation bis zur<br />

internationalen Politik eine große Rolle.<br />

Zu den fundamentalen Bedingungen<br />

menschlicher Existenz im Zusammen-<br />

Alois Wierlacher: Grenzen sind nicht nur Grenzen<br />

hang der Kulturen, gehört der Wunsch<br />

der Menschen nach Anerkennung. Der<br />

erwähnte Karl Jaspers definiert Toleranz<br />

als ‚Vollzug der Anerkennung’; andere<br />

Autoren wie Besier und Schreiner<br />

bestimmen Toleranz als ‚aktive Anerkennung<br />

von Andersheit’ (Wierlacher<br />

1996). Was aber heißt Anerkennung?<br />

Grundbedeutung aller Anerkennung<br />

ist im Sinne der Logik eines Urteils die<br />

Bejahung (Bestätigung) im Unterschied<br />

zu einer Verneinung. Im Alltag reicht diese<br />

Bejahung von Billigung, Würdigung<br />

und Lob bis zum Angebot der Übernahme<br />

einer Tätigkeit oder eines Amtes. In<br />

der beruflichen Welt begegnet sie vor<br />

allem als öffentliche Würdigung individueller<br />

Leistungen, wir kennen sie aber<br />

auch als rechtliche Gleichstellung (‘Nostrifikation’)<br />

von Zeugnissen. In diesem<br />

Sinne meint Anerkennung die Bestätigung<br />

einer Identität, einer Auszeichnung oder<br />

der Ebenbürtigkeit durch eine anerkennungsbefugte<br />

Instanz.<br />

Weil Menschen sich profilieren wollen,<br />

diese Selbstprofilierung aber ohne<br />

Selbstbegrenzung unmöglich ist, steckt<br />

schon in dem Wunsch vieler Menschen,<br />

in ihrer individuellen Besonderheit<br />

wahrgenommen zu werden, eine Anerkennung<br />

von Grenzen als Abgrenzungen.<br />

Be different lautet folglich in manchen<br />

westlichen Kulturen die Parole.<br />

Es gibt mehrere Stufen und Formen<br />

der Anerkennung. Ohne irgendeine<br />

Variante von Anerkennung leben Menschen<br />

ähnlich schlecht wie Pflanzen<br />

ohne Licht und Wasser. Schon das Baby<br />

sucht nach wenigen Jahren eine ihm gerecht<br />

werdende Variante von Anerkennung.<br />

Wer jemanden klein halten will,<br />

braucht nur die benötigte Anerkennung<br />

21


<strong>Artykuły</strong><br />

zu verweigern; diese Verweigerung ist immer<br />

wieder zu beachten. Außer den Kindern<br />

benötigen vor allem Heranwachsende<br />

Anerkennungen als würdigende<br />

Förderung, da sich ihre Eigenheit noch<br />

nicht gefestigt hat. Die Literatur hat die<br />

ich-bildende Suche nach Anerkennung<br />

häufig thematisiert; zwei ‚anerkannte’<br />

Beispiele sind Goethes Werther und Max<br />

Frischs Stiller.<br />

Anerkennung wird nicht grundlos<br />

ausgesprochen, sie will durch (Lebensalter<br />

gemäße) Eigenleistungen erworben<br />

und erarbeitet werden, die bewertet<br />

werden können. Im Englischen wird<br />

der Ausdruck Anerkennung mit dem<br />

Ausdruck recognition übersetzt; das Wort<br />

kommt von lat. recognoscere (= erkennen)<br />

und verweist auf die zugrundeliegende<br />

Aktivität des Erkennens. Aller Anerkennung<br />

geht eine Anerkennungsprüfung<br />

des zu Bestätigenden voraus. Sie macht<br />

alle Anerkennung zu einer analytischen<br />

(kritischen) Handlung und hat eine besondere<br />

Konsequenz: mit der Annahme<br />

der Anerkennung erkennen wir unsererseits<br />

den anerkennenden Anderen an.<br />

Infolgedessen sind Menschen gut beraten,<br />

die Anerkennungswürdigkeit auch<br />

des Anerkennenden zu prüfen.<br />

Im Unterschied zum bloßen Lippenbekenntnis<br />

ist mit jeder Anerkennung eine<br />

begründete Geltungszusage und eine<br />

Rückbindung der Zuerkennung von<br />

Identität an einen nachprüfbaren Maßstab,<br />

an eine Norm oder an eine Vorbildlichkeit<br />

verbunden. Doch Anerkennung<br />

und Akzeptanz, diese verstanden als Zumutbarkeit<br />

neuer Regeln, Produkte oder<br />

Ansichten, fundieren sich gegenseitig.<br />

Sind die Prüfungsunterlagen unzureichend<br />

oder werden sie nicht hinreichend<br />

22<br />

verstanden, benötigt die betreffende Prüfung<br />

oft viel Zeit. Die nötige Akzeptanz<br />

stellt darum oft genug eine Barriere des<br />

Zusammenlebens der Menschen und<br />

Kulturen dar. Neuerungen gewinnen<br />

meistens erst dann die nötige Anerkennung,<br />

wenn, wie man sagt, die Zeit reif,<br />

also die benötigte Akzeptanz erreicht ist.<br />

Das kann in Wissenschaft und Kunst<br />

oder im Dialog der Politik und der Kulturen<br />

Jahrzehnte dauern; man denke<br />

an das Schicksal so großer Künstler wie<br />

Amadeus Mozart oder an Erfindungen<br />

wie die Fax-Technik.<br />

Im Hinblick auf die Leistungen<br />

kreativer, erfinderischer Menschen ist<br />

Anerkennung auch deshalb besonders<br />

schwierig, weil originelle Köpfe notwendigerweise<br />

von Mehrheitsansichten<br />

abweichen, es in vielen Ländern wie<br />

z.B. in Deutschland nicht Originalität<br />

besonders hochgeschätzt wird, sondern<br />

Besitzstandswahrung, so dass sich prüfende<br />

Anerkennungen von Neuerungen<br />

und ihre so manche Innovationsmöglichkeit<br />

bis hin zum Patentierungsprozess<br />

erschweren und verzögern. Diese<br />

Verzögerung ist andererseits eine Folge<br />

des Umstands, dass Anerkennungshandlungen<br />

als Zuerkennungen von Identität<br />

immer auch Selbstprüfungen des Anerkennenden<br />

sind und die Anerkennung<br />

Gemeinsamkeiten zwischen dem erkennend<br />

Anerkennenden und dem Anerkannten<br />

stiftet (Düttmann 1997, 52), so<br />

dass man lieber vorsichtig ist und lieber<br />

so lange abwartet, bis die Anerkennung<br />

nicht mehr so schwer fällt, weil die Akzeptanz<br />

größer geworden ist - van Gogh<br />

hat zu Lebzeiten kein einziges seiner<br />

Gemälde verkaufen können, und das<br />

Faxgerät ist zwar in Deutschland erfun-


den, aber hier als zukunftsträchtige Erfindung<br />

kaum erkannt und anerkannt<br />

worden und erst in Japan marktfähig<br />

gemacht worden.<br />

Derartige Verzögerungen wirken<br />

sich auch auf die Innovationslust und<br />

die Identitätsbildung verheerend aus;<br />

der Akt der Anerkennung ist ein erkennendes,<br />

prüfendes und bestätigendes<br />

Zuschreiben unserer Identität, d.h. der<br />

Anerkennende, etwa der Käufer eines<br />

Gemäldes oder die unseren Pass ausstellende<br />

Behörde ist sowohl Zeuge als auch<br />

Produzent unserer Identität.<br />

Ein Pass macht rechtlich kenntlich,<br />

dass unser Ich zwar ein identifizierbares<br />

Ich ist, aber in seiner Identität erst unter<br />

der Bedingung seiner rechtlichen Anerkennung<br />

glaubwürdig und ansichtig<br />

wird. Außerhalb solch rechtsverbindlicher<br />

Anerkennungsverfahren können<br />

Menschen ihre personale Identität<br />

im Wesentlichen nur dadurch sichern,<br />

dass sie im Rahmen ihrer Kontakte ein<br />

Bekanntheitsprofil ausbilden, das sie<br />

als Ich bestätigt. Als Bedingungsfaktor<br />

dieses Profils gelten, abgesehen vom<br />

staatlich anerkannten Namen und dem<br />

distinktiven genetischen Merkmal, in<br />

diesem Kommunikationsrahmen erbrachte<br />

und verbürgte Leistungen.<br />

3. Grenzen sind Katalysatoren unserer<br />

Existenz<br />

In der Interdependenz des Einen und<br />

des Anderen liegt ein Hauptgrund dafür,<br />

dass das Zusammenleben der Menschen<br />

möglich und schwierig zugleich<br />

ist. Wir sind als Ich immer der Andere<br />

für den Anderen. Diese Andersheit wird<br />

durch Gruppenzugehörigkeiten (Nationen,<br />

Staaten, Schichten, Berufsgruppen<br />

Alois Wierlacher: Grenzen sind nicht nur Grenzen<br />

etc.) zwar in ihren Erscheinungsformen<br />

gemildert, aber nicht aufgehoben.<br />

Aus diesem Sachverhalt folgt, dass<br />

alle Abschottung der Eigenheit vor der<br />

Andersheit letztlich die Eigenheit zerstört,<br />

weil sie die Wechselseitigkeit von<br />

Eigenem und Anderem nicht verstanden<br />

oder nicht ausgehalten hat. Wie einzelne<br />

Personen müssen auch Kulturen und<br />

Staaten in ihrer Identität anerkannt werden,<br />

um sich als Alterität (Andersheit)<br />

konturieren zu können. Diese Dialektik<br />

prägt auch die hier erörterten Grenzen.<br />

Sie sind darum nicht nur Abgrenzungen,<br />

sondern reziproke Bedingungen der Profilierung<br />

des Eigenen des Anderen, also<br />

Konturen unseres Selbst. Ohne Grenzen<br />

zerfließen wir, erst Grenzen profilieren<br />

uns. Das hat in der bildenden Kunst der<br />

Maler Ferdinand Legér sehr deutlich gemacht.<br />

Grenzen werden immer erst dann<br />

zu Sperren und gesellschaftlichen oder<br />

politischen Schranken, wenn man ihre<br />

konturenbildende Funktion nicht wahrhaben<br />

will und unterdrückt. Identitäten<br />

müssen atmen können, also müssen ihre<br />

Grenzen durchlässig sein, so dass Anregungen<br />

aufgenommen werden können.<br />

Darum sind Grenzen keine Gefängnismauern,<br />

sondern vielmehr Konturen<br />

unserer Ausgangspositionen.<br />

Alle Diktaturen, auch die Hitlers<br />

und Stalins, sind nicht zuletzt an der<br />

gewaltsamen Abschottung ihrer Reiche<br />

erstickt. Die Geschichtswissenschaft,<br />

bei der das Nachdenken über die eigenkulturelle<br />

Erkenntnisgebundenheit<br />

und ihre Konsequenzen für das Handeln<br />

längst zur erkenntnistheoretischen<br />

Selbstreflexion des Faches gehört, hat<br />

deutlich gemacht, dass unsere kulturelle<br />

23


<strong>Artykuły</strong><br />

Standortgebundenheit zwar das Zustandekommen<br />

kultureller Blickwinkel und<br />

Optiken von begrenzter Reichweite, also<br />

den Prozeß der Entstehung und kulturellen<br />

Perspektivierung von Argumentationen<br />

prägt, dass sie aber nicht ihren<br />

Plausibilitäts- und Wahrheitsgehalt determiniert<br />

oder gar verbürgt. Im übrigen<br />

sind Wissenschaft, Politik und Kunst<br />

immer auch das Produkt Einzelner. Wir<br />

alle leben nicht zuletzt von Leistungen<br />

Einzelner. Unsere kulturelle Gebundenheit<br />

ist folglich weniger zu dramatisieren<br />

als zu differenzieren; es kommt nicht auf<br />

die Aufhebung von Grenzen, sondern<br />

auf ihr Produktivmachen an. Was aber<br />

heißt, Grenzen produktiv zu machen?<br />

3.1 Das Produktivmachen unserer Grenzen<br />

und unserer Begrenztheit bedeutet<br />

zunächst, uns selbst als Grenzgänger zu<br />

denken. Grenzerfahrungen geben sich<br />

dann als Differenz- und Regelerfahrungen<br />

zu erkennen; Grenzen zu achten<br />

und zu beachten heißt dann, sich so an<br />

Regeln zu halten, dass Selbstregelung,<br />

Selbstgesetzgebung und Selbstbeschränkung<br />

möglich bleiben.<br />

3.2 Eine zweite Antwort lautet: Indem<br />

wir von Grenzen reden, werden wir logischerweise<br />

gezwungen, über Grenzen<br />

hinauszusehen. Diese Einsicht ist ebenso<br />

bedeutsam für unseren Alltag wie für<br />

die Institution Wissenschaft, deren Ziel<br />

ist, neues Wissen auch über Grenzen zu<br />

schaffen, zu prüfen und weiter zu geben.<br />

3.3 Eine dritte Antwort besagt, dass wir<br />

Grenzen als eine Art Haut begreifen müssen,<br />

die wir als Schutz und Faktor unserer<br />

Identität benötigen, die aber niemand<br />

Anderem von vornherein Nachteile<br />

bringt. Je häufiger und je mehr derzeit politische<br />

Grenzen gegenwärtig aufgehoben<br />

24<br />

oder überschritten werden und je mehr<br />

das, was sie jeweils gegeneinander konturieren,<br />

identifizierbare Umrisse verliert,<br />

desto entschiedener suchen Menschen<br />

darum an den kulturelle Identität und<br />

rechtliche Sicherheit bildenden Funktionen<br />

von Grenzen auch in Europa festzuhalten.<br />

Einer der wichtigen kulturellen<br />

Gründe für dieses Interesse ist die Rückwirkung<br />

der Globalisierungsprozesse auf<br />

die Bedürfnisse der Menschen nach Verortung<br />

und kultureller Selbstvergewisserung.<br />

Nicht zuletzt infolge wachsender<br />

vielfacher Entfremdungen innerhalb der<br />

hochindustrialisierten Lebenswelt werden<br />

die beiden Grenzarten gleichsam als<br />

letztes Garantieren der eigenen Identität<br />

verteidigt.<br />

3.4 Eine vierte Antwort gründet in der<br />

Erkenntnis, dass jede Grenze trennt und<br />

verbindet, ein- und ausschließt. Diese<br />

Erkenntnis harmoniert mit der heute<br />

üblichen Auffassung kultureller Systeme<br />

als offener Regel- und Wertsysteme.<br />

Diese Auffassung bestätigt sich, sobald<br />

man darüber nachdenkt, was passiert,<br />

wenn wir vom Anderen als einem Fremden<br />

reden. Die Wissenschaft hat gezeigt,<br />

dass das Fremde nichts Objektives,<br />

sondern immer das aufgefasste Andere ist<br />

(Wierlacher 1993). Unsere Auffassungen<br />

sind aber immer schon kulturspezifisch<br />

akzentuiert, da wir alle einer bestimmten<br />

kulturellen Geschichte mit einem<br />

besonderen kollektiven Gedächtnis angehören<br />

und Fremdheitserfahrungen<br />

auch in der eigenen Kultur machen,<br />

weil es die subkulturelle Fremdheit der<br />

Schichten und Generationen gibt: Jeder<br />

war einmal ein Fremder, als Schulanfänger,<br />

als Heranwachsender, als Berufsanfänger<br />

oder -wechsler, als alter Mensch


(Hettlage 1987, S. 26). Der, die, das Fremde<br />

ist mithin genau genommen unser<br />

eigenes Interpretationsprodukt. Sinnvoll<br />

vom Fremden zu reden ist folglich<br />

nur möglich, wenn wir den Blickwinkel<br />

mitbedenken, unter dem wir Anderes als<br />

Fremdes interpretieren.<br />

Also stehen wir bei allem Umgang<br />

mit dem Anderen als Fremdem selber<br />

auch zur Diskussion. Das Wissen um<br />

diese Tatsache erscheint heute umso nötiger,<br />

als sich die Erfahrung des Anderen<br />

und Fremden für viele Menschen zur Erfahrung<br />

der Gleichzeitigkeit des Fremden<br />

als Nähe und Ferne erweitert und<br />

konkretisiert. In verschiedenen Wirklichkeiten<br />

zu leben bedeutet zu Beginn<br />

des 21. Jahrhunderts auch, an mehreren<br />

Orten fremd und heimisch zugleich zu<br />

sein; die Ausdrücke ‚weltfremd’ und<br />

‚lebensfremd’ gewinnen neue und konkrete<br />

Bedeutungen. Von immer mehr<br />

Menschen wird etwa eine Mehrsprachen-<br />

und Mehrkulturenkompetenz<br />

und ein begründetes Wissen von Eigenheit,<br />

Andersheit und Fremdheit als Teil<br />

ihrer intellektuellen Grundausstattung<br />

benötigt und erwartet.<br />

3.5 Eine fünfte Antwort schließt sich an:<br />

bei allen menschlichen Projekten spielt<br />

außer dem Raum auch die Zeitgrenze<br />

eine bedingende und katalysatorische<br />

Rolle. Ist die zur Verfügung stehende<br />

Zeit abgelaufen, läuft ein Projekt aus.<br />

Leistungen werden darum überall einerseits<br />

als Eigenleistung und andererseits<br />

als Arbeit in der Zeit verstanden; wie die<br />

Erfahrung lehrt, wären viele Projekte<br />

ohne Zeitdruck kaum realisiert worden.<br />

Unsere heutige technologisierte Gesellschaft<br />

hebt Zeit aber auch auf. Man<br />

denke an die revolutionäre Entwick-<br />

Alois Wierlacher: Grenzen sind nicht nur Grenzen<br />

lung der Kommunikationstechnologie,<br />

die einerseits das Handy zum beliebten<br />

Kontaktmedium vieler Länder gemacht<br />

und andererseits das Überspielen unserer<br />

Zeitgrenzen in einer „Medien-<br />

Zeit“ zuwege gebracht hat, die sich als<br />

Entgrenzung präsentiert und vielfach<br />

so erfahren wird. Durch das Zusammenziehen<br />

der geschichtlichen Zeit zu<br />

einer Weltzeit mit dem Effekt der Gegenwartsschrumpfung<br />

entstehen erhebliche<br />

Gefahren des Wirklichkeits- und<br />

Selbstverlusts der Menschen. Statt der<br />

raumzeitlichen Konstruktion gesellschaftlicher<br />

Wirklichkeit wird von den<br />

Medien ein mehrdimensionaler Begriff<br />

der Gleichzeitigkeit unterschiedlichster<br />

raumzeitlicher Muster suggeriert und<br />

damit einem Irrtum Vorschub geleistet,<br />

den unser Denken, verharrt es in unkritischer<br />

Wahrnehmung der Medien, wie<br />

einen Bazillus in sich aufnimmt - doch<br />

wir sind für unsere Gesundheit wie gesagt<br />

selber verantwortlich.<br />

3.6 Eine sechste Antwort folgt aus der<br />

Überlegung, dass Sprachgrenzen zwar<br />

produktive Bedeutungen für Identitäten<br />

und Alteritäten gewinnen können,<br />

indem sie kulturelle Traditionen (wie<br />

etwa eine Sprache) vor mutwilliger Zerstörung<br />

schützen, aber dieses Bewahren<br />

nicht zum Konservieren kultureller Gegebenheiten<br />

verkarsten darf. Es gilt vielmehr,<br />

aus den Sicherheitsgrenzen konstitutive<br />

Bedingungen zwischenkultureller<br />

Kommunikation zu machen, die lebendig<br />

hält, so dass eine kulturelle Grenze<br />

nicht als Trennlinie, sondern eher als ein<br />

Überschneidungsraum gedacht werden<br />

sollte, der dritte Ordnungen entwickelt.<br />

Diese dritten Ordnungen bezeichnet<br />

man inzwischen als Interkulturalität<br />

25


<strong>Artykuły</strong><br />

(Wierlacher 1996a) und legt dabei die Bedeutungen<br />

des lat. inter als zwischen, miteinander<br />

und reziprok zugrunde. Alle Interkulturalität<br />

setzt Kulturalität voraus<br />

und beruht auf dem kulturbewussten<br />

Mitdenken der Anderen. Interkulturelle<br />

Kompetenz ist demgemäss die Fähigkeit,<br />

solche Räume der Gemeinsamkeit<br />

zu schaffen, sich adäquat und flexibel gegenüber<br />

den Erwartungen der Kommunikationspartner<br />

aus anderen Kulturen<br />

zu verhalten, der kulturellen Unterschiede<br />

zwischen eigener und fremder<br />

Kultur und Lebensform bewusst zu werden<br />

und im Miteinander der Kulturen<br />

doch mit sich und seiner kulturellen<br />

Herkunft identisch zu bleiben.<br />

3.7 Die hier letzte Antwort auf die oben<br />

gestellte Frage ergibt sich aus dem Umstand,<br />

dass zu den wichtigen Begrenzungen<br />

(Limitierungen) der Nationen<br />

und Staaten auch Wert-, Finanz- und<br />

Rechtsgrenzen gehören. Da Sprachgemeinschaften<br />

sich nicht mit Staats- und<br />

Kulturgemeinschaften decken, wechseln<br />

die Rechtsgrenzen an den Staatsgrenzen<br />

oft keineswegs unmittelbar mit<br />

der Sprache. Dieser Aspekt der Grenzproblematik<br />

ist in der Theorie auch<br />

der interkulturellen Kommunikation<br />

noch kaum fruchtbar gemacht worden,<br />

obschon Übergänge zwischen kulturell<br />

differenten Rechtssystemen in Form<br />

von Verträgen oder Abmachungen<br />

geschaffen werden, Grenzen heute in<br />

rechtlicher Sicht vor allem die Funktion<br />

von Rechtsübergängen gewinnen, die<br />

Rechtsräume nicht trennen, sondern<br />

in Wahrung und Würdigung der unter-<br />

26<br />

schiedlichen Identitäten miteinander zu<br />

verbinden suchen.<br />

Ich fasse zusammen. Die von Natur<br />

und Kultur geschaffenen Grenzen<br />

sind nicht primär Abwehrlinien, sondern<br />

konturenbildende, durchlässige<br />

und reflektierte Bedingungen unserer<br />

Eigenheit und Vielheit; Identitäten<br />

sind als solche immer zugleich Alteritäten.<br />

Deren Grenzbereich z.B. der<br />

Geschlechter wird als Spannungsraum<br />

der Interkulturalität und diese als eine<br />

besondere Ordnung zu verstehen,<br />

die Übergänge zwischen den Identitäten<br />

als Alteritäten möglich macht<br />

und schafft. Werden diese Übergänge<br />

gewaltsam gesperrt, zerstört oder<br />

überflüssig, weil sich die Grenzen zwischen<br />

den Kulturen im Einerlei einer<br />

Weltkultur auflösen, entfällt mit der<br />

Spannung zwischen dem Eigenen und<br />

dem Anderen als einem ggf. Fremden<br />

auch ein Stück Lebenskraft der Identität<br />

als Alterität. Diese Kraft lässt sich<br />

stärken, falls wir der Einsicht folgen,<br />

dass Kulturen auf Austausch angelegte<br />

Regel- und Wertsysteme sind, deren<br />

Offenheit sich in unserer kulturellen<br />

und interkulturellen Kommunikation<br />

produktiv entfaltet. Zu deren Prämissen<br />

gehört die alte und heute wieder<br />

wichtige Einsicht, dass eine Gesellschaft<br />

weder auf dem Fundament der<br />

Verabsolutierung noch der Auflösung<br />

ihrer Eigenheit, sondern nur in der<br />

versöhnenden Zusammenführung der<br />

Vielheit in einer Einheit zu bauen ist,<br />

die wie eine Melodie mehr und anderes<br />

ist als die Summe ihrer Töne.


Literaturhinweise<br />

Barrow, John: The Limits of Science and<br />

the Science of Limits. Oxford 1998.<br />

Canzik, Hubert und Hildegard Canzik-Lindemaier:<br />

Moralische tolerantia<br />

– wissenschaftliche Wahrnehmung<br />

des Fremden – religiöse Freiheit und<br />

Repression. Bemerkungen zum ‘Kulturthema<br />

Toleranz’ in der griechischen<br />

und römischen Antike. In: Wierlacher<br />

1996, S. 263-282.<br />

Duerr, Hans Peter: Traumzeit. Über die<br />

Grenze zwischen Wildnis und Zivilisation.<br />

Frankfurt 1978.<br />

Düttmann, Alexander Garcia: Zwischen<br />

den Kulturen. Spannungen im<br />

Kampf um Anerkennung. Frankfurt<br />

1997.<br />

Faber, Richard/Neumann, Barbara<br />

(Hg.): Literatur der Grenze. Theorie<br />

der Grenze. Würzburg 1995.<br />

Harth, Dietrich (Hg.): Fiktion des Fremden.<br />

Erkundung kultureller Grenzen<br />

in Literatur und Publizistik. Frankfurt<br />

a.M. 1994.<br />

Hettlage-Varjas, Andrea und Hettlage,<br />

Robert: Kulturelle Zwischenwelten.<br />

Fremdarbeiter – eine Ethnie? In:<br />

Schweizer Zeitschrift für Soziologie.<br />

Revue suisse de sociologie 10 (1984, S.<br />

357-403.<br />

Menck, Thomas: Hinter der Grenze<br />

gilt ein anderes Recht. In: Jahrbuch<br />

Deutsch als Fremdsprache 19 (1993),<br />

S. 231-246.<br />

Alois Wierlacher: Grenzen sind nicht nur Grenzen<br />

Taylor, Charles: Multikulturalismus und<br />

die Politik der Anerkennung. Mit<br />

Kommentaren von Amy Gutmann<br />

(Hg.) u.a. Aus dem Amerikanischen<br />

von Reinhard Kaiser. Frankfurt 1993.<br />

Wierlacher, Alois (Hg.). Das Fremde<br />

und das Eigene. München [1985] 4.<br />

Auflage 2000.<br />

Ders. (Hg.): Grenzen und Grenzerfahrungen.<br />

In: Jahrbuch Deutsch als<br />

Fremdsprache 19 (1993), S. 177-371.<br />

Ders. (zusammen mit G. Neumann und<br />

Jürgen Teuteberg, Hg.): Kulturthema<br />

Essen. Ansichten und Probleme. Berlin<br />

1993<br />

Ders. (Hg.): Kulturthema Fremdheit.<br />

Leitbegriffe und Problemfelder kulturwissenschaftlicherFremdheitsforschung.<br />

Mit einer Forschungsbibliographie<br />

von Corinna Albrecht u.a.<br />

München [1993] 2. Auflage 2001.<br />

Ders. (Hg.): Kulturthema Toleranz. Zur<br />

Grundlegung einer interdisziplinären<br />

und interkulturellen Toleranzforschung.<br />

Mit einer Forschungsbibliographie<br />

von Rainer Haarbusch.<br />

München 1996.<br />

Ders.: Internationalität und Interkulturalität.<br />

[zuerst 1996]. In: Ders.: Architektur<br />

interkultureller Germanistik.<br />

München 2001, S. 261-303.<br />

Ders. / Bogner, Andrea (Hg.): Handbuch<br />

interkulturelle Germanistik.<br />

Stuttgart 2003.<br />

27


<strong>Artykuły</strong><br />

Bernd Balzer<br />

Smolensk 2010. Tragödie<br />

und Randerscheinungen<br />

Es war einer der Verdienste Shakespeares,<br />

dass er den seit der Antike praktizierten<br />

Gegensatz von Erhabenheit in der Tragödie<br />

und niederer Handlungen in der<br />

Komödie aufzuheben verstand und das<br />

Komische als kontrastives aber auch<br />

konstitutives Moment des Tragischen<br />

identifizierte: Der groteske Monolog<br />

des Türhüters in „Macbeth“ während<br />

des Mordes dementiert nicht etwa die<br />

tragische Handlung, sondern er unterstreicht<br />

sie, verstärkt ihren Schrecken.<br />

Für seine künstlerische Erfassung der<br />

ersten und größten polnischen Tragödie<br />

des 20. Jahrhunderts hat Ernst Lubitsch<br />

diese Einsicht Shakespeares und auch<br />

ihn selbst als Vorbild für den Film „To<br />

Be Or Not To Be“ genutzt, indem er<br />

Kriegsbeginn, Besetzung Polens durch<br />

die Deutschen und erfolgreichen Widerstand<br />

auf der Folie von Shakespeares<br />

„Hamlet“ und „The Merchant Of Venice“<br />

in Gestalt einer satirischen Komödie<br />

gestaltete.<br />

Auch im Hinblick auf die neuerliche<br />

polnische Tragödie nehmen daher kontingente<br />

Elemente des Grotesken, Satirischen,<br />

manchmal auch Komischen<br />

dem zentralen Ereignis nichts von seiner<br />

Bedeutung und Würde.<br />

Die Aufarbeitung der Katastrophe<br />

von Smolensk hat mit der Beisetzung<br />

28<br />

des polnischen Präsidenten und seiner<br />

Frau in der Kathedrale des Wawel einen<br />

ersten Abschluss und zugleich einen Höhepunkt<br />

gefunden: Die Ansprachen in<br />

der Krakauer Marienkirche mit der Wendung<br />

des amtierenden polnischen Präsidenten<br />

an den russischen Präsidenten<br />

Medwedew und dessen Reaktion darauf<br />

scheint den Beginn einer möglichen<br />

Annäherung, gar Versöhnung zwischen<br />

den beiden slawischen Nachbarn anzukündigen.<br />

„Versöhnung über Gräbern“ – es hat<br />

Beispiele dafür gegeben, dass so etwas<br />

dauerhaft erfolgreich sein kann: Helmut<br />

Kohls demonstrativ-symbolischer Auftritt<br />

zusammen mit François Mitterand<br />

auf den Gräberfeldern von Verdun im<br />

Jahre 1984 ist so ein Beispiel, ebenso<br />

sein Treffen mit dem damaligen amerikanischen<br />

Präsidenten, Ronald Reagan,<br />

auf dem Soldatenfriedhof von Bitburg<br />

ein Jahr später. Die Kontroversen gerade<br />

um letzteres Ereignis zeigen aber auch,<br />

wie problematisch gerade diese Art der<br />

Symbolik sein kann: Man kann die Belegung<br />

eines Friedhofes eben nicht nachträglich<br />

politisch korrekt machen!<br />

Die spontane Bereitschaft von nahezu<br />

einhundert Staatsführern, an den Trauerfeierlichkeiten<br />

in Polen teilzunehmen<br />

und sich so ostentativ an die Seite Polens


zu stellen, hatte über die Demonstration<br />

weltweiten Mitgefühls hinaus ebenfalls<br />

einen symbolischen Aspekt: sprach dies<br />

doch für die internationale Anerkennung<br />

historischer polnischer Verdienste<br />

ebenso wie polnischen Leidens, die gerade<br />

Lech Kaczyński stets, zum Beispiel<br />

bei den Verhandlungen über den Lissabon-Vertrag,<br />

so nachdrücklich einzuklagen<br />

bestrebt gewesen war.<br />

Man muss froh sein, dass die Be- und<br />

teilweise Verhinderung der angekündigten<br />

Staatsbesuche durch den Vulkanausbruch<br />

in Island nicht auch noch als Symbol<br />

für gegen Polen gerichtetes Wirken<br />

unterirdischer Schicksalsmächte (etwas<br />

„unglaublich Böses“, wie Georgiens Präsident<br />

Michail Saakaschwili es formulierte)<br />

angesehen wurde, und man kann<br />

nachgerade dankbar sein für den jedes<br />

Pathos verhindernden Namen des Eyjafjallajökull,<br />

der eine symbolische Überhöhung<br />

von vornherein ausschließt.<br />

Nicht auszudenken, was hätte geschehen<br />

können, wenn statt des isländischen<br />

Vulkans, der die europäische Luftfahrt<br />

stoppte, ein Krakatau ausgebrochen<br />

wäre. Es ist um dieses schreckliche und<br />

folgenreiche Flugzeugunglück herum<br />

ohnehin viel – zu viel! – Symbolik im<br />

Spiel: Geradezu verhängnisvoll war die<br />

verantwortungslose Rede vom „zweiten<br />

Katyń“, der sich dann auch bald polnische<br />

Regierungsmitglieder – Gott sei<br />

dank erfolgreich – entgegengestellt haben.<br />

Die verbrecherische und kaltblütig<br />

geplante Ausrottung eines großen Teils<br />

der polnischen Elite durch die NKWD<br />

von 1940 hat außer einem geografischen<br />

keinen vergleichsfähigen Bezug zum<br />

Flugzeugabsturz. Dass Lech Kaczynski<br />

mit seiner Delegation auf dem Wege zu<br />

Bernd Balzer: Smolensk 2010. Tragödie und Randerscheinungen<br />

der – nach dem offiziellen Gedenken<br />

durch Putin und Tusk tatsächlich „zweiten“<br />

– Gedenkfeier nach Katyń unterwegs<br />

war, stellt einen Anknüpfungspunkt dar,<br />

macht das Unglück von Smolensk aber<br />

nicht zu einem neuen politischen Massenmord!<br />

Solche Mahnungen und Überlegungen<br />

sind notwendig und vermögen<br />

vielleicht öffentliche Spekulationen zu<br />

dämpfen, aber sie werden und haben die<br />

allzeit bereiten Verschwörungstheoretiker<br />

vor allem im hysterischen Internet<br />

nicht bremsen können:<br />

Ausgehend von einer fiktiven Dokumentation<br />

im georgischen Fernsehen<br />

am 13. März dieses Jahres, in der neben<br />

einem angeblich erneuten Angriff russischer<br />

Streitkräfte auch ein erfolgreiches<br />

Attentat auf Lech Kaczyński kolportiert<br />

wurde, phantasieren Blogger und<br />

Portale einen Bombenanschlag (z. B.<br />

unter http://info.kopp-verlag.de/news/<br />

kaczynski-absturz-was-weiss-der-georgische-praesident-saakaschwili.html)<br />

und andere Komplotts. Das ist zum Teil<br />

irrwitzig und immer geschmacklos, aber<br />

ähnlich abstruse Theorien sind im Netz<br />

zu jedem aufsehenerregenden Ereignis<br />

zu finden.<br />

Das Verhältnis zwischen dem verunglückten<br />

polnischen Präsidenten und<br />

Deutschland war – vorsichtig formuliert<br />

– nicht immer unproblematisch.<br />

Geprägt durch die Geschichte und die<br />

Erfahrungen seiner Familie begegnete<br />

er Deutschland mit erkennbarem Misstrauen<br />

und scheute sich auch nie, die<br />

„deutsche Karte zu spielen“, wenn es um<br />

polnische Interessen ging (so wie er sie<br />

verstand). In Deutschland – vor allem<br />

dem liberalen Teil der Öffentlichkeit<br />

– bestand sogar ein gewisses Verständ-<br />

29


<strong>Artykuły</strong><br />

nis dafür, das aber seine Grenzen da<br />

hatte, wo die Entwicklung zu guter<br />

Nachbarschaft gefährdet schien: Die<br />

Behinderung des deutsch-polnischen<br />

Jugendwerks war einer dieser Konfliktpunkte<br />

und – vor allem – die den europäischen<br />

Einigungsprozess störende<br />

nationalistisch motivierte Politik des<br />

Hinhaltens, der Trickserei und der Nadelstiche.<br />

In den Leserbriefspalten deutscher<br />

Zeitungen und entsprechenden Portalen<br />

des world-wide-web spielen solche<br />

Konflikte in den Reaktionen auf das<br />

Flugzeugunglück durchaus eine Rolle,<br />

und natürlich hat das auch die deutschen<br />

Kabarettisten auf den Plan gerufen. Den<br />

„Sturm im Wasserglas“, den ein satirischer<br />

Beitrag im ZDF auslöste, musste<br />

man nach einschlägigen Erfahrungen<br />

deutscher Satiriker mit polnischen Themen<br />

erwarten und man sollte ihn nicht<br />

zu ernst nehmen. Die Bundesregierung<br />

und das politische Berlin jedenfalls agieren<br />

selbstverständlich nach der gebotenen<br />

Devise „de mortiis nihil nisi bene“.<br />

Aber man weiß dort auch zu unterscheiden<br />

zwischen dem politischen Amt, der<br />

Institution, und der Person, die es innehatte.<br />

Der Respekt vor dem Amt hatte dabei<br />

Vorrang vor der Kritik an der Person.<br />

Angesichts des katastrophalen Unglücks<br />

war die Tatsache, dass der Verstorbene<br />

gelegentlich eine unglückliche Rolle in<br />

den beiderseitigen Beziehungen gespielt<br />

hatte, bedeutungslos, so wie in Polen<br />

selbst die gemeinsame Trauer um den<br />

verlorenen Repräsentanten der Nation<br />

die Tatsache unwichtig erscheinen ließ,<br />

dass er politisch schon längst nicht mehr<br />

die Mehrheit repräsentierte. Ebenso lag<br />

der Akzent der meisten deutschen Kom-<br />

30<br />

mentare auf dem Verlust einer so großen<br />

Zahl von wichtigen Vertretern des Staates<br />

und der Gesellschaft in Polen. Der persönliche<br />

Verlust der Familien wurde dabei<br />

aber nicht außer Acht gelassen, und<br />

die deutsche Bundeskanzlerin traf mit<br />

ihrer Stellungnahme das Empfinden der<br />

überwiegenden Mehrheit der Deutschen:<br />

„Unsere Gedanken und unser Mitgefühl<br />

sind bei der Familie des Präsidenten genauso<br />

wie bei den Familien der vielen<br />

Opfer des Flugzeugunglücks. Es handelt<br />

sich um eine politische und menschliche<br />

Tragödie für Polen, für unser Nachbarland.<br />

Lech Kaczyński war ein wirklicher<br />

Vertreter der Interessen seines Landes. Er<br />

hat sein Land geliebt. Und er war ein streitbarer<br />

Europäer.“ (http://www.bundesregierung.de/Content/DE/Mitschrift/Pressekonferenzen/2010/04/2010-04-10statement-polen.html).<br />

Auch in den hierorts bekannt gewordenen<br />

Meinungen in der polnischen und<br />

russischen Öffentlichkeit zu den Auswirkungen<br />

auf das polnisch-russische<br />

Verhältnis stehen nicht die Personen in<br />

Zentrum, sondern die Institutionen: von<br />

den Präsidenten und den Völkern ist die<br />

Rede, weniger von den Personen und den<br />

auch zwischen ihnen bestehenden starken<br />

Spannungen. Umso überzeugender wirkt<br />

das Engagement der russischen Stellen<br />

bei den Bergungsmaßnahmen und der<br />

Aufklärung des Unglücks.<br />

Es steht zu hoffen, dass die vergleichbare<br />

Sprachregelung zwischen Deutschland<br />

und Polen auch diesem Verhältnis<br />

zugute kommt, obwohl Eyjafjallajökull<br />

den westlichen Flugraum stärker behindert<br />

hat als den östlichen und Medwedew<br />

nach Krakau fliegen konnte, nicht<br />

aber Angela Merkel.


Der Konsens bekam freilich allzu<br />

rasch Risse, und das ausgerechnet in<br />

Polen selbst: Die ebenso allgemeine wie<br />

gemeinsame Erschütterung verlor ihre<br />

einigende Wirkung. Dabei ist es nicht<br />

überraschend, dass die Ursache dafür<br />

die Verwischung der Unterscheidung<br />

zwischen dem institutionellen Schaden<br />

durch das Flugzeugunglück und dem<br />

personellen Verlust war. Die Entscheidung<br />

der Katholischen Kirche in Polen,<br />

„auf Wunsch der Familie“ das Ehepaar<br />

Kaczyński in der Krypta der Wawel-Kathedrale<br />

in Krakau zu bestatten, löste<br />

dort, und kurz danach auch in anderen<br />

polnischen Städten, Protestdemonstrationen<br />

aus. Es wäre zu kurz gegriffen,<br />

den Demonstranten neoroyalistische<br />

Motive zu unterstellen; sie sprachen<br />

Lech Kaczyński nicht die Würde einer<br />

Grabstätte neben den polnischen Königen<br />

ab (obwohl vereinzelt auch solche<br />

Slogans zu hören waren). Zu deutlich<br />

war vielmehr für diese kritischen Polen<br />

zu erkennen, dass die Kirche das tragische<br />

Ereignis zu instrumentalisieren<br />

versuchte und es stand für sie zu vermuten,<br />

dass dies auch für die Familie galt:<br />

Die Person, wichtiger noch: der Politiker<br />

Kaczyński, sollte heroisiert werden, wie<br />

es aus den Äußerungen des Krakauer<br />

Kardinals Stanisław Dziwisz deutlich<br />

wurde: Kaczyński sei „auf heldenhafte<br />

Weise ums Leben gekommen, denn er<br />

war auf dem Weg nach Katyń, um dort<br />

im Namen der ganzen Nation den Märtyrern<br />

seine Ehrerbietung zu erweisen“.<br />

„Unglücklich das Land, das Helden nötig<br />

hat“, lässt Bertolt Brecht seinen Galilei<br />

sagen, aber „das Land“ wollte in diesem<br />

Fall ja gar keinen Helden verehren, es<br />

wollte gemeinsam seiner Trauer Ausdruck<br />

Bernd Balzer: Smolensk 2010. Tragödie und Randerscheinungen<br />

geben über den Schlag, der das ganze Land<br />

getroffen hatte. Die Parteizugehörigkeit,<br />

die politische Position, sollte in dieser<br />

Situation keine Rolle spielen. Die Kirche<br />

stellte jedoch zu offensichtlich gerade die<br />

Person Kaczyński und damit auch seine<br />

politische Position in den Mittelpunkt.<br />

Nicht ganz unverständlich, vertrat der<br />

Parteipolitiker Lech Kaczyński doch zu<br />

fast allen kontroversen Fragen die Positionen<br />

der Kirche, von der Verurteilung<br />

der Homosexualität über Themen wie<br />

Verhütung und Schwangerschaftsabbruch,<br />

etc. Mit der Proklamation des<br />

‚Nationalhelden’ Kaczyński rückte der<br />

Krakauer Kardinal die Ideologie der<br />

PiS in die Nähe einer Staatsdoktrin, was<br />

für die Kirche nicht einmal ein Sakrileg<br />

bedeutete, denn Unterschiede zwischen<br />

der PiS und der kirchlichen Position<br />

konnte man vernachlässigen. Das Motiv<br />

der Familie, über das die polnische Öffentlichkeit<br />

zunächst rätselte („wer mag<br />

glauben, dass Marta Kaczyńska das Grab<br />

ihrer Eltern in 800 Km. Entfernung<br />

wünscht?“), ist deutlich geworden, nachdem<br />

Jarosław Kaczyński nunmehr seine<br />

Kandidatur für die Präsidentenwahl erklärt<br />

hat 1 . Die Heroisierung des Bruders<br />

bedeutete einen enormen Imagegewinn.<br />

Es spricht für die Reife des polnischen<br />

öffentlichen Bewusstseins, dass es die<br />

Kritiker dieses Staatsaktes auf dem Wawel<br />

selbst waren, die den Konflikt noch<br />

am Tag davor zu beendigen wussten und<br />

so den verhängnisvollen Eindruck vermieden,<br />

dass sich die polnische Nation<br />

1 Das Ms. dieses Beitrags ging 2 Tage, nachdem<br />

Jarosław Kaczyński zum Präsidentschaftskandidaten<br />

seiner Partei gewählt wurde. Die<br />

Zeitschrift erscheint zum Wahltag. Erst dann<br />

wird sich zeigen, ob diese Spekulation aufgeht.<br />

31


<strong>Artykuły</strong><br />

in den rückwärts gewandten Ideen wiedergefunden<br />

hätte.<br />

Die Trauerfeierlichkeiten in Warschau,<br />

in der Krakauer Marienkirche<br />

und auf dem Wawel ließen keinerlei Anschein<br />

einer konservativen Manifestation<br />

erkennen.<br />

Nicht nur die östlichen Nachbarn<br />

Polens reagierten mit Empathie auf das<br />

schreckliche Ereignis. Auch in Deutschland<br />

hingen nicht nur die Flaggen auf<br />

Halbmast, sondern es wurde auf vielen<br />

Ebenen, auch ganz privaten, Solidarität<br />

gezeigt: „Mitgefühl ist in so einer Situation<br />

eben die normale Reaktion“, stellte<br />

eine Frau fest, eine der 200 000 Menschen<br />

mit polnischen Wurzeln in Berlin,<br />

wie eine Berliner Zeitung (Der Tagesspiegel<br />

Nr. 20591, S. 10) berichtete: „Sie<br />

hat sich gefreut, dass ihre Nachbarin<br />

ihr kondoliert hat. Auch wenn sie eher<br />

eine ‚allgemeine’ als eine ‚persönliche<br />

Trauer’ empfinde. ‚Ich möchte nicht<br />

schlecht über einen Toten sprechen, aber<br />

manches, was Kaczyński gesagt hat, war<br />

manchmal nicht ganz passend.’ Und<br />

ganz vorsichtig deutet sie an, dass sie gespannt<br />

ist, ob sein Nachfolger das Image<br />

der in Deutschland lebenden Polen vielleicht<br />

verbessern kann.“<br />

Dieser Bericht erschien am 18. April<br />

2010, zwei Tage nach einem anderen<br />

Beitrag in der gleichen Zeitung. Der als<br />

Politikwissenschaftler an der Universität<br />

Regensburg lehrende Jerzy Macków gab<br />

ihm den Titel „Jenseits der Trauer“ und<br />

fasste seinen Inhalt mit der Zeile zusammen<br />

„Die polnische Tragödie lässt viele<br />

Deutsche kalt“. Der Verfasser stellt zunächst<br />

die Bundesrepublik an die Seite<br />

der „autoritären Republik Belarus“, da<br />

sie sich „nicht unter die Staaten einrei-<br />

32<br />

hen will, die auf die Katastrophe mit<br />

einer offiziellen Staatstrauer (im Unterschied<br />

zur bloßen Trauerbeflaggung)<br />

reagierten. Er hebt dann die Tränen<br />

des deutschen Außenministers hervor<br />

und die angemessenen Reaktionen der<br />

„Vertreter der deutschen Elite“. Dies beweise,<br />

„dass die Polen Freunde so gut wie<br />

ausschließlich unter den besten Deutschen<br />

haben“, Menschen, „die wie Lech<br />

Kaczyński Idealismus, Integrität und<br />

Mut auszeichnen.“<br />

Solchen „guten Deutschen stellt<br />

Macków die „allermeisten Deutschen“<br />

gegenüber, denen die polnische Tragödie<br />

Anlass gegeben habe, „jene antipolnischen<br />

Vorurteile zu pflegen, die seit<br />

Jahrhunderten einen Teil der deutschen<br />

Nationalidentität ausmachen.“ Das<br />

kommentiert sich sozusagen selbst – ist<br />

unfreiwillige mimische Satire. Natürlich<br />

haben Leser dennoch auf diesen Beitrag<br />

reagiert, und selbstverständlich waren<br />

diese Reaktionen nicht sehr freundlich.<br />

Sie erschienen als Blogs im Internet,<br />

und Herr Macków mag sie als weitere<br />

Beweise dafür missverstehen, dass sich<br />

deutsche Identität über antipolnische<br />

Vorurteile definiert. Tatsächlich tragen<br />

sie dazu bei, das tatsächliche Problem<br />

im deutsch-polnischen Verhältnis zu<br />

verkleinert, das vor allem im weitgehenden<br />

Desinteresse vieler Deutschen<br />

ihrem östlichen Nachbarn gegenüber<br />

besteht. So gesehen kann man sogar den<br />

merkwürdigen Auslassungen von Jerzy<br />

Macków noch einen positiven Aspekt<br />

abgewinnen: Er hat die Rolle des Türhüters<br />

im „Macbeth“ gespielt. Er hätte<br />

allerdings als in Deutschland lebender<br />

Pole seine Möglichkeiten noch weitaus<br />

besser nutzen können.


Rozmowa<br />

Magma seksualnych fobii<br />

Z profesorem Norbertem Honszą o literaturze i bestsellerach<br />

rozmawia Przemysław Sznurkowski<br />

Panie Profesorze, ostatnią rozmowę<br />

przeprowadziliśmy na łamach „Zbliżeń<br />

Interkulturowych” w 2008 roku.<br />

W związku z jubileuszem Güntera<br />

Grassa dyskutowaliśmy wówczas przede<br />

wszystkim o tym pisarzu. Dzisiaj<br />

możemy „pohasać” nieco swobodniej<br />

wokół innych tematów, które niedawno<br />

wzbudziły w Niemczech niesłychane<br />

emocje.<br />

Ale zacznijmy od dwóch książek,<br />

które prezentujemy w aktualnym<br />

numerze. Ukazała się Pańska próba<br />

syntezy literatury niemieckiej od<br />

średniowiecza do współczesności W<br />

blasku epok oraz pozycja Piotra Litwiniuka,<br />

prezentująca Pana publikacje<br />

– Ujarzmiony Pegaz. Jest powód do satysfakcji.<br />

Ta publikacja książkowa jest kontynuacją<br />

moich zainteresowań wokół syntezy nad<br />

literaturą niemiecką, zapoczątkowaną w<br />

9-tomowej Historii Literatury światowej<br />

pod redakcją Tadeusza Skoczka. Spełnia<br />

ona, jak sądzę, istotne wymogi i oczekiwania<br />

czytelnicze i co ważne - jest napisana<br />

komunikatywnym językiem. Stąd<br />

jej przydatność dla szerszego odbiorcy,<br />

interesującego się literaturą niemiecką, a<br />

jednocześnie może pełnić rolę podręcznika<br />

akademickiego.<br />

Druga przez Pana wspomniana pozycja<br />

jest bibliografią moich dokonań<br />

publikacyjnych. Serdecznie dziękuję w<br />

tym miejscu zarówno Rektorowi prof.<br />

dr. Marianowi Wilkowi za jej wydania, a<br />

pani prof. dr Irenie światłowskiej-Prędocie<br />

oraz Panu za rzeczową oraz ogromnie<br />

satysfakcjonującą przedmowę.<br />

W ostatnich miesiącach zeszły na dalszy<br />

plan książki uznanych i cenionych<br />

pisarzy, a rozgorzała we wszystkich<br />

mediach (również pod flagą blogerów)<br />

dyskusja wokół książek trzech<br />

autorek: Helene Hegemann, Charlotte<br />

Roche oraz Soni Rossi. Czy jest to kolejna<br />

erupcja współczesnej kultury masowej<br />

albo może nowa jakość powieści<br />

33


Rozmowa<br />

pokoleniowych pierwszej dekady XXI<br />

wieku?<br />

Zapewne jedno i drugie. Każda epoka<br />

przeżywała takie małe trzęsienia tożsamościowe,<br />

wspomnijmy choćby w okresie<br />

romantyzmu Cierpienia młodego Wertera<br />

Goethego.<br />

Zanim przejdziemy do wspomnianych<br />

autorek, o których niekoniecznie<br />

będę mówił pochlebnie, chcę powiedzieć<br />

kilka słów o książce Kaia Schlütera<br />

Günter Grass im Visier. Die Stasi-Akte (Günter<br />

Grass na celowniku. Akta Stasi). Jest to interesująca<br />

i pouczająca książka, ukazująca,<br />

iż władze NRD nie szczędziły środków i<br />

sił, aby permanentnie inwigilować niewygodnego<br />

pisarza. Akta Grassa liczą<br />

około 2000 stron, co żadnego pracownika<br />

naszego IPN nie powali na kolana,<br />

bowiem tyle stron ma zapewne w Polsce<br />

każdy Kowalski i Nowak. Stasi mniej<br />

była zaniepokojona utworami Grassa co<br />

rozległymi kontaktami wśród opozycjonistów,<br />

„wrogów” NRD. Przy każdej nadarzającej<br />

się okazji pisarz kontestował<br />

decyzje polityczne i społeczne państwa<br />

wschodniego, określając tamtejszą cenzurę<br />

jako wielkie draństwo. Nie omieszkał<br />

też stale pozdrawiać i spotykać się z<br />

dysydentami. Wypróbowanym sposobem<br />

wszystkich wywiadów świata usiłowano<br />

go skompromitować, co się zresztą<br />

nigdy nie powiodło. Raporty dokładnie<br />

podawały, z kim się spotykał, na jakie<br />

przedstawienia chodził, jakie kupował<br />

książki, co jadł w restauracji. Jest to chwilami<br />

zabawna, ale też, nie ukrywam, nudna<br />

lektura. Bano się jak diabeł święconej<br />

wody, iż pisarz zachodnioniemiecki zainfekuje<br />

antykomunistycznym wirusem<br />

„czyste” i „wzorowe” życie literackie w<br />

34<br />

NRD. Ewentualne zakazy przyjazdu do<br />

Berlina Zachodniego uchylał zbyt sławnemu<br />

pisarzowi często sam szef Stasi –<br />

Erich Milke. Rzecz interesująca i na swój<br />

sposób kompromitująca wszechwładną<br />

enerdowską tajną policję, która nigdy<br />

nie wykryła, iż młody Grass służył w jednostce<br />

pancernej Waffen-SS.<br />

Wspominam książkę o Grassie z jedynego<br />

powodu: Aktualnie ukazują się w<br />

Niemczech nie tylko głupie powieścidła,<br />

ale również rzeczy rozważne i godne<br />

czytelniczej refleksji, czego nie można<br />

powiedzieć w kontekście wspomnianych<br />

przez Pana autorek.<br />

Ale może po kolei. 32-letnia Charlotte<br />

Roche napisała „powieść kliniczną”<br />

Feuchtgebiete (Wilgotne miejsca), przedstawiającą<br />

kilkudniowy pobyt 18-letniej bohaterki<br />

Helen po operacji hemoroidów<br />

na oddziale wewnętrznym szpitala. Jest<br />

to debiut urodzonej w Anglii, a żyjącej<br />

w Kolonii autorki. Książka jest wyjątkowo<br />

obrzydliwa i można się tylko dziwić,<br />

na jaką literaturę istnieje aktualnie zapotrzebowanie,<br />

bo tytuł brylował przez<br />

8 miesięcy na pierwszym miejscu listy<br />

„Spiegla” jako mega-seller. A tak nawiasem<br />

mówiąc, Roche zarobiła na niej trzy<br />

miliony euro.<br />

Prawie na „bezdechu” próbuje autorka<br />

łamać wszelkie tabu: jej bohaterka robi<br />

wrażenie psychicznie chorej, a drastyczne<br />

eksperymenty z własną cielesnością daleko<br />

przekraczają granice przyzwoitości:<br />

zjada krew menstruacyjną, upaja się własnymi<br />

odchodami, delektuje wydobytymi<br />

z nosa nieczystościami, lekceważy wszelkie<br />

zasady higieny intymnej, pcha do waginy<br />

zamiast tamponu – papier toaletowy,<br />

a lizanie wyciągniętego z pupy palca<br />

należy do jej ulubionych zajęć.


W niezliczonych recenzjach (nie będę<br />

wymieniał tytułów gazet i czasopism,<br />

ponieważ nie chcę nikogo kompromitować)<br />

mowa jest o wprawdzie drastycznych<br />

opisach, ale literacko (sic!!!)<br />

odważnych, pełnych delikatnych (sic!!!)<br />

opisów zapachu waginy bez dezodorantów.<br />

Kompletna bzdura. W powieści nie<br />

ma krzty erotyzmu, brakuje w niej mężczyzn,<br />

a jeżeli już we wspomnieniach<br />

protagonistki się pojawiają, to króluje<br />

tylko jedno słowo: ficken. Zajmowanie<br />

się fizjologią swego ciała graniczy u bohaterki<br />

z obsesją.<br />

Ani słowa o socjalnym kontekście<br />

bohaterki, a o matce dowiadujemy się<br />

jedynie, że jest wręcz neurotyczną katoliczką.<br />

Charlotte Roche nie bardzo wiedziała,<br />

jak ten monolog bohaterki zakończyć.<br />

Wybrała wariant banalny: Helen<br />

ucieka ze szpitala z pielęgniarzem do<br />

jego mieszkania.<br />

Ale prawdziwym bestsellerem, wywołującym<br />

ostre spory, było ukazanie się<br />

Axolotl. Roadkill Helene Hegemann.<br />

Tak, to wydarzenie wywołało, zresztą z<br />

różnych powodów, bardziej sensowne<br />

spory literackie. 18-letnia dziś Helene<br />

Hegemann jest córką stosunkowo znanego<br />

dramaturga Clausa Hegemanna,<br />

współtworzącego legendę berlińskiego<br />

teatru „Volksbühne”. Ta młoda<br />

dama bez matury została przez krytykę<br />

okrzyknięta cudowny dzieckiem:<br />

w swoim dorobku posiada nakręcony<br />

film oraz wystawioną sztukę teatralną,<br />

a że udało się to przy pomocy prominentnego<br />

ojca – krytyka już rzadziej<br />

wspomina.<br />

Magma seksualnych fobii<br />

Treść tej powieści jest również banalna:<br />

16-letnia Mifti mieszka z przyrodnim<br />

rodzeństwem w Berlinie. Matka nie żyje,<br />

zaś ojciec obraca się w świecie artystycznym<br />

i nie ma czasu zajmować się córką,<br />

która rzadko chodzi do szkoły, żyje w dyskotekach,<br />

zażywa narkotyki i uprawia<br />

seks „jak leci”, prawie bez emocji, przy<br />

czym słowa Scheiße i ficken pojawiają<br />

się setki razy w najróżniejszych konfiguracjach<br />

leksykalnych. W powieści panuje<br />

totalny chaos narracyjny, a bohaterka<br />

należy do tej części młodego pokolenia,<br />

które wyrosło na płyciutkiej kulturze<br />

masowej. I na tych konstatacjach moglibyśmy<br />

naszą rozmowę o tym dziełku<br />

zakończyć. Jednak najsmakowitsze pasaże<br />

dopiero przyjdą, bowiem również ta<br />

książka wywołała niekontrolowany zachwyt<br />

wielu krytyków z tak szacownych<br />

gazet i czasopism jak „Süddeutsche Zeitung”,<br />

„Frankfurter Allgemeine“ oraz<br />

„Die Zeit”. M.in. można było wyczytać,<br />

że narodził się wielki talent na miarę<br />

Goethego (sic!!!), autorka napisała książkę<br />

fenomenalną (sic!!!), a jej proza to niczym<br />

błysk pioruna (sic!!!), język jej jest<br />

sugestywny jak radziecka propaganda<br />

(sic!!!). światek literacki, niczym zepsuta<br />

płyta, powtarzał wyświechtane frazy,<br />

wynosząc wulgaryzmy na ołtarze sztuki.<br />

Jakoś nikt nie mógł lub nie chciał przerwać<br />

tego żenującego spektaklu.<br />

I tu przyplątała się jeszcze dyskusja o<br />

rzekomym plagiacie autorki.<br />

Na ten temat nie chciałbym się jednoznacznie<br />

wypowiadać, ponieważ w takich<br />

przypadkach sprawa jest zawsze<br />

skomplikowana i wymaga rzetelnego<br />

uzasadnienia.<br />

35


Rozmowa<br />

W literaturze światowej, również niemieckiej,<br />

mamy wiele przykładów rzeczywistych<br />

czy domniemanych plagiatów,<br />

co w kontekście dyskusji wokół<br />

debiutu Hegemann prasa skrupulatnie<br />

przypomina: Bertolt Brecht czerpał w<br />

Operze za trzy grosze z dzieła Johna Gaya<br />

Opera żebracza, ale również z pieśni Villona.<br />

Setki pisarzy korzystało (i nadal będzie<br />

korzystać) z ukrytych cytatów, którą<br />

historycy literatury, jak w przypadku<br />

Doktora Faustusa Tomasza Manna czy w<br />

wielu powieściach Elfriede Jelinek, nazywają<br />

wymijająco „techniką montażu”.<br />

Dlatego akurat wytropienie kilku<br />

takich miejsc w powieści Hegemann nie<br />

powinno nikogo zbyt podniecać. Część<br />

mniej lub bardziej znanych krytyków<br />

jest zresztą po jej stronie. A drugie wydanie<br />

powieści te sprawy wyjaśnia, o<br />

co skrupulatnie zadbało szanowane w<br />

Niemczech wydawnictwo Ullstein, wymieniając<br />

wszystkie (zidentyfikowane)<br />

zapożyczenia. Jednak Günter Grass i<br />

Christa Wolf w liście otwartym do Jury<br />

protestowali gwałtownie przeciwko duchowej<br />

kradzieży.<br />

Jury na marcowych targach książkowych<br />

w Lipsku być może przestraszyło<br />

się tych zarzutów i nie uhonorowało<br />

jej powieści nagrodą.<br />

Helene Hegemann znalazła się obok<br />

Jana Faktora (Georgs Sorgen um die Vergangenheit<br />

oder Im Reich des Heiligen Hodensack-<br />

Bimbams von Prag), Georga Kleina (Roman<br />

unserer Kindheit), Lutza Seilera (Die Zeitwaage)<br />

i Anny Weber (Luft und Liebe) na liście<br />

nominowanych. Nagrodę otrzymała interesująca<br />

książka Georga Kleina, mówiąca<br />

sugestywnie i bez zbędnej nostal-<br />

36<br />

gii o młodości autora w latach 60-tych<br />

(rocznik 1953).<br />

Przyznam, że mi ulżyło. Jury nie uległo<br />

naciskom wszechobecnego i krzykliwego<br />

marketingu i dostrzegło świetną<br />

prozę Georga Kleina.<br />

Kolejna pozycja to Fucking Berlin<br />

urodzonej we Włoszech, a żyjącej w<br />

Berlinie Sonii Rossi. Czy to równie<br />

kiepski debiut, jak wyżej omówione<br />

pozycje?<br />

Pierwsze wydanie tej powieści ukazało<br />

się w 2008 roku, a w ubiegłym roku miało<br />

już piętnaście wydań. Zadziwiający<br />

sukces bardzo miernej prozy autobiograficznej.<br />

Autorka, studentka matematyki,<br />

zarabia na życie i studia w domach<br />

publicznych. W protokolarnej prozie<br />

opisuje Rossi bezbarwnie i nużąco swoją<br />

podwójną egzystencję. Często zmienia<br />

burdele, nigdy nie ma pieniędzy, bo<br />

musi zarabiać również na swojego męża,<br />

prymitywnego nieudacznika z Polski,<br />

który ongiś również uprawiał prostytucję,<br />

a teraz nie może znaleźć stałej pracy.<br />

Nie bardzo rozumiem, jak te pełne powtórzeń<br />

nudy, z debilowatą bohaterką,<br />

studiującą na uniwersytecie w Berlinie,<br />

mogły uzyskać status bestsellera. Protagonistka<br />

zagubiła się w płytkiej, codziennej<br />

egzystencji, w której nie ma miejsca<br />

na jakąkolwiek refleksję intelektualną.<br />

Totalny kicz o kobiecie, która kłamstwo<br />

moralne próbuje podnieść do wszechobecnego<br />

symbolu walki o codzienną<br />

egzystencję. Żadnej analizy psychologicznej<br />

dziewcząt, zarabiających ciałem<br />

na życie: w powieści panuje rutyna, na<br />

domiar chwilami opisana prostackim<br />

językiem. Wiem, że w tym sektorze uka-


zuje się na rynku niemieckim wiele książek.<br />

Jeżeli choć część jest tak kiepska, jak<br />

powieść Soni Rossi, to jest to niestety<br />

wielka degradacja intelektualna czytelnika<br />

współczesnej literatury.<br />

Ale skończmy naszą rozmowę jakimś<br />

akcentem optymistycznym i zapytajmy,<br />

co robi klasyka niemiecka? Dwa przykłady:<br />

Do tematów tzw. kłopotliwych<br />

należy w literaturze również miłość starego<br />

mężczyzny do młodej kobiety. Z<br />

tematem tym znakomicie uporał się w<br />

najnowszej powieści Ein liebender Mann<br />

(Kochający mężczyzna) Martin Walser,<br />

Magma seksualnych fobii<br />

który ukazał miłość starego Goethego<br />

do poznanej w Karlsbadzie Ulriki von<br />

Levetzow. Jest to świetny portret psychologiczny,<br />

ujawniający pełne sublimacji<br />

wstydliwe pożądanie oraz męki<br />

miłości.<br />

Również Pański ulubiony pisarz Siegfried<br />

Lenz wydał w ubiegłym roku kilka<br />

interesujących nowel (Landesbühne, Der<br />

Ostertisch).<br />

Powtórzę jednak przekornie za Markiem<br />

Twainem, że klasyka to książki,<br />

które każdy chciałby znać, a nikt nie<br />

chce ich czytać.<br />

37


Komunikacja<br />

interkulturowa<br />

Norbert Mecklenburg<br />

Theater in interkultureller<br />

und transkultureller Sicht. Zehn Thesen<br />

Als Literaturwissenschaftler habe ich<br />

mich seit vielen Jahren mit interkulturellen<br />

Aspekten beschäftigt. 1 Wenigstens<br />

zum Teil gehört auch Theater zu den Gegenständen<br />

der Literaturwissenschaft.<br />

Also habe ich mir auch Gedanken zu<br />

interkulturellen Aspekten des Theaters<br />

gemacht. Das sind allerdings hauptsächlich<br />

theoretische Gedanken, denn Theater<br />

ist nicht mein engeres Fachgebiet.<br />

Darum bin ich neugierig, wie Fachleute<br />

des Theaters diese Thesen beurteilen. 2<br />

Zunächst zum Begriff ‚interkulturell’<br />

und wie ich vorschlage, ihn zu verwenden:<br />

Das Wort ‚interkulturell’ wird<br />

1 Norbert Mecklenburg: Das Mädchen aus<br />

der Fremde. Germanistik als interkulturelle Literaturwissenschaft,<br />

München 2008.<br />

2 Diese Thesen wurden am 21. Oktober 2009<br />

in der Abteilung für Dramaturgie und Theaterkritik<br />

der Istanbul-Universität zur Diskussion<br />

gestellt.<br />

38<br />

ähnlich verwendet wie das Wort ‚international’.<br />

International nennen wir Beziehungen<br />

zwischen Nationen. Interkulturell<br />

nennen wir Beziehungen zwischen<br />

verschiedenen Kulturen. Dabei ist es<br />

egal, was für Beziehungen das sind und<br />

was wir an den Kulturen als verschieden<br />

ansehen. Manche Leute, verführt von<br />

einem wenig durchdachten Vorschlag<br />

des Philosophen Wolfgang Welsch, 3<br />

sagen statt ‚interkulturell’ lieber ‚transkulturell’;<br />

denn sie möchten nicht Verschiedenheit<br />

und Abgrenzung, sondern<br />

Durchlässigkeit und Überschneidung<br />

zwischen Kulturen betonen. Ich halte<br />

das für einen Denkfehler, der auf wishful<br />

thinking beruht. Ich denke dagegen, wir<br />

3 Wolfgang Welsch: Transkulturalität. In:<br />

Jahrbuch Deutsch als Fremdsprache 26 (2000),<br />

S. 327-351. – Kritisch dazu: Mecklenburg: Das<br />

Mädchen aus der Fremde, S. 94-98.


Norbert Mecklenburg: Theater in interkultureller und transkultureller Sicht<br />

brauchen beide Begriffe: ‚Interkulturell’<br />

sollten wir nennen, was wir zwischen zwei oder<br />

mehreren Kulturen beobachten; ‚transkulturell’<br />

sollten wir nennen, was über einzelne Kulturen<br />

hinausgeht, unbestimmt oder unbegrenzt. Damit<br />

komme ich gleich zu meiner ersten<br />

These:<br />

Wenn man Theater in interkultureller<br />

und transkultureller Sicht betrachtet,<br />

dann darf man nicht nur auf besondere<br />

Arten des Theaters, die man in dieser<br />

oder jener Hinsicht interkulturelles oder<br />

transkulturelles Theater nennen könnte,<br />

sondern muss auf Theater überhaupt<br />

blicken. Ich glaube, nur weil Theatralität<br />

als solche transkulturell ist, kann Theater<br />

auch besondere interkulturelle Themen,<br />

Formen, Wirkungen haben. These<br />

1: Theatralität gehört zu den anthropologischen<br />

Universalien, und darum kann Theater in allen<br />

Kulturen vorkommen.<br />

Konkretes Theater ist kollektive<br />

semiotische und ästhetische Praxis.<br />

Diese Praxis kann sich zu einer gesellschaftlichen,<br />

kulturellen Institution<br />

verfestigen. Also ist Theater einerseits<br />

immer gesellschaftlich und kulturell<br />

eingebettet. In Unterschied zu Literatur<br />

oder Wissenschaft scheint Theater zu<br />

denjenigen Elementen einer Kultur zu<br />

gehören, die mehr rooted als transportable<br />

sind. 4 Andererseits: Als ästhetische Praxis<br />

bewegt sich Theater, genau wie andere<br />

Künste, zugleich in einem relativ autonomen<br />

Spielraum. Dadurch lockert sich<br />

die Einbettung, eine Distanz entsteht,<br />

und Theater kann interkulturelles und<br />

transkulturelles Potential entfalten.<br />

Darum These 2: Theater als Kunst bewegt<br />

4 Zu diesem kulturtheoretischen Begriffspaar:<br />

Patrick C. Hogan: Colonialism and Cultural<br />

Identity, Albany 2000.<br />

sich auf einem Spannungsfeld der drei Kräfte<br />

Ästhetizität, Kulturalität und (potentielle) Interkulturalität/Transkulturalität.<br />

Daraus folgt unmittelbar These 3:<br />

Das inter- und transkulturelle Potential des Theaters<br />

kommt nur in Sicht, wenn man Theater<br />

als Kunst, also als spezifische semiotische Praxis,<br />

ernst nimmt, es also nicht kulturrelativistisch nur<br />

als Teil einer einzelnen Kultur sieht. Mit dieser<br />

These richte ich mich wie schon mit These<br />

1 gegen einen Kulturrelativismus, der<br />

in Wahrheit nur Denkfaulheit ist. Extremer<br />

Kulturrelativismus sperrt Theater<br />

in die Kulturen wie in Gefängnisse ein,<br />

er behauptet womöglich auch noch, in<br />

jeder Kultur verstehe man unter Theater<br />

immer gänzlich Verschiedenes. Dieser<br />

extreme Kulturrelativismus würde nicht<br />

einmal den sehr weiten, international<br />

verwendeten Begriff von Theater als cultural<br />

performance akzeptieren, der überhaupt<br />

nicht eurozentrisch ist. Natürlich würde<br />

er erst recht nicht einen allgemeinen Begriff<br />

von Kunst akzeptieren. Ich halte<br />

das für falsch, nicht nur in theoretischer,<br />

sondern auch in politischer Hinsicht.<br />

Diejenige Kulturwissenschaft, die<br />

am nachdrücklichsten für Kulturrelativismus<br />

plädiert hat, ist die Ethnologie.<br />

Aber gerade aus ihr kommt auch eine<br />

wichtige Anregung für eine inter- und<br />

transkulturelle Sicht auf Theater. Der<br />

Ethnologe Victor Turner hat für Theater<br />

in Stammeskulturen den Begriff der Liminalität<br />

entwickelt. 5 Liminal ist etwas,<br />

das sich auf einer Schwelle, einer Grenze<br />

zwischen Innen- und Außenraum,<br />

befindet. Aus Turners Analyse lässt<br />

sich eine weitere These gewinnen: 4. Der<br />

Raum des Theaters ist ein relativ freier Raum<br />

5 Victor Turner: Vom Ritual zum Theater,<br />

Frankfurt am Main 1989.<br />

39


Komunikacja interkulturowa<br />

des Experimentierens, in dem die in der Gesellschaft<br />

herrschenden Normen, Muster und Regeln<br />

vorgeführt, variiert und verändert, also in<br />

Frage gestellt, dekonstruiert werden können. Das<br />

kann Keime kultureller Transformation<br />

enthalten. In diesem Fall wirkt Theater<br />

transkulturell also nicht im räumlichen,<br />

sondern im zeitlichen Sinn.<br />

Der Kulturrelativismus ist die postmoderne<br />

Form des Historismus. Aber<br />

gerade die Geschichte – relativiert ihn.<br />

These 5: Den stärksten Gegenbeweis gegen eine<br />

relativistische Einsperrung des Theaters in die<br />

Kulturen seiner Herkunft liefert die Geschichte.<br />

In der Weltgeschichte des Theaters bis<br />

zum heutigen Zeitalter der Globalisierung<br />

wimmelt es nur so von Interkulturellem<br />

in den verschiedensten Formen.<br />

Ohne das gäbe es überhaupt keine Theatergeschichte.<br />

6 Seit je hat Theater, ebenso<br />

wie andere Künste, wie Religionen,<br />

wie Wissenschaft, Kulturgrenzen überschritten:<br />

von Dramen-Übersetzungen<br />

und -Bearbeitungen bis zu Migranten-<br />

und Exil-, Tournee- und Festivaltheater.<br />

Die Vervielfachung und Globalisierung<br />

der Waren-, Menschen- und Informationsströme<br />

verschiebt Kulturelles, auch<br />

Theater, zunehmend von rooted zu transportable.<br />

Das sehe ich allerdings als eine<br />

zweideutige Entwicklung an. Einerseits<br />

werden Theaterkulturen, wenn sie sich<br />

– wie z.B. die heutige deutsche – diesem<br />

interkulturellen Austausch verschließen,<br />

problematisch provinziell. Andererseits<br />

drohen authentische regionale und nationale<br />

Theaterkulturen von einer immer<br />

globaleren Kulturindustrie überrollt zu<br />

werden.<br />

6 Das Theater der Anderen. Alterität und<br />

Theater zwischen Antike und Gegenwart, hg.<br />

von Christopher Balme, Tübingen 2001.<br />

40<br />

Die haltbarste theoretische Grundlage<br />

für die Analyse inter- und transkultureller<br />

Aspekte des Theaters als cultural<br />

performance bietet meines Erachtens die<br />

Theatersemiotik. Sie analysiert Theater<br />

als semiotische Praxis und bestimmt<br />

die Elemente des theatralen Codes und<br />

die Regeln ihres Gebrauchs. Sie nimmt<br />

theatrale Universalien an, die eng mit<br />

sprachlichen und kommunikativen<br />

Universalien zusammenhängen. Rollenspiel,<br />

Mimesis, Ritual, Performativität<br />

sind solche Universalien. Bei menschlichem<br />

Körper-, Ausdrucks-, Zeigeverhalten,<br />

also bei wichtigen Elementen des<br />

Schauspiels, ist allerdings die Grenze zwischen<br />

universalen und kulturbedingten<br />

Anteilen oft fließend. Darum These 5:<br />

Konkretes Theater ist immer ein spannungsvolles<br />

Ineinander von universalen, kulturbedingten<br />

und weiteren Anteilen. Was wären solche<br />

‚weiteren’ Anteile? Z. B. kann man sie<br />

oft bei theatraler Komik beobachten:<br />

Einerseits ist Lachen universal, andererseits<br />

gibt es auch ‚Lachkulturen’. Aber<br />

deren Grenzen und Differenzen decken<br />

sich nicht mit denen zwischen Kulturen<br />

oder Nationen, denn noch mehr sind sie<br />

abhängig vom Unterschied der Epochen,<br />

der sozialen Schichten, der Geschlechter<br />

und der Generationen. Theatrale Komik<br />

greift all diese Aspekte auf, verfremdet<br />

sie ästhetisch und vermag dadurch ein<br />

inter- und transkulturelles Potential zu<br />

entfalten.<br />

Der Begriff des Performativen im<br />

engeren Sinne bezieht sich theatertheoretisch<br />

auf ein leibhaftiges und bühnenräumliches<br />

künstlerisches Vorführen<br />

von Sinn in Gestalt von Geschichten.<br />

Im weiteren Sinne wird dieser Begriff<br />

heute auf alle möglichen Arten von ‚In-


Norbert Mecklenburg: Theater in interkultureller und transkultureller Sicht<br />

szenierungen’ bezogen: in Texten, Künsten,<br />

Medien und Kulturen, in Politik,<br />

Gesellschaft und Alltagsleben. 7 Das ist<br />

die postmoderne Version der alten Formel<br />

theatrum mundi, die Welt als Theater.<br />

Dabei verliert man jedoch leicht die Besonderheit<br />

theatraler performance aus dem<br />

Blick, ihre Ästhetizität und das darin<br />

liegende kritische Potential. Darum These<br />

6: Theater ist nicht nur eine unter vielen kulturellen<br />

und gesellschaftlichen ‚Inszenierungen’,<br />

sondern ‚Inszenierung der Inszenierungen’. Damit<br />

kann Theater die gesellschaftlichen<br />

Konstruktionen beobachtbar machen.<br />

Also auch die Konstruktion von Kulturdifferenzen.<br />

Indem es solche Konstruktionen<br />

dekonstruiert, entfaltet es<br />

ein kritisches Potential, das zugleich ein<br />

interkulturelles Potential ist.<br />

Interkulturell kann die Wirkung, die<br />

Rezeption von Theater sein, aber auch ein<br />

Stück selbst, und das sowohl in formaler<br />

als auch in inhaltlicher Hinsicht. These<br />

8: Interkulturell kann man jedes Theaterstück<br />

nennen, dessen Form Elemente aus verschiedenen<br />

Kulturen kombiniert oder dessen Handlung interkulturelle<br />

Differenzen, Konflikte, Beziehungen und<br />

Begegnungen auf die Bühne bringt, vorführt, thematisiert.<br />

Dies kann affirmativ geschehen,<br />

also die herrschenden Deutungen von<br />

Kulturdifferenzen, von ‚Fremdem’ und<br />

‚Eigenem’ bestätigend, oder umgekehrt:<br />

kritisch, dekonstruktiv. Das Stück Iphigenie<br />

bei den Taurern von Euripides z. B. geht<br />

mit der Entgegensetzung von Griechen<br />

und ‚Barbaren’ affirmativ und ethnozentrisch<br />

um, Goethes Stück Iphigenie auf Tauris<br />

dagegen kritisch und humanistisch. Dies<br />

geschieht einmal dadurch, dass diese ideologische<br />

Differenz von anderen Diffe-<br />

7 Erika Fischer-Lichte: Ästhetik des Performativen,<br />

Frankfurt am Main 2004.<br />

renzen, z. B. der Geschlechter-Differenz,<br />

durchkreuzt und damit relativiert, problematisiert<br />

wird, zum anderen dadurch,<br />

dass Barbarisches auch bei den Griechen<br />

selbst bloßgestellt wird.<br />

Heute sieht man interkulturelle<br />

Phänomene besonders gern dort, wo<br />

man Hybridität festzustellen glaubt.<br />

Wenn man theatertheoretisch oder -<br />

kritisch mit dem Begriff des Hybriden<br />

arbeiten will, sollte man erstens nicht<br />

vergessen: Das Hybride ist heute Mode,<br />

und zwar keineswegs nur im postkolonialen<br />

Diskurs und bei seinen Nachplapperern,<br />

sondern zunehmend auch<br />

in der kapitalistischen Kulturindustrie:<br />

Hybridity sells. 8 Man sollte zweitens von<br />

den genuin ästhetischen, künstlerischen<br />

Formen des Hybriden ausgehen, wie<br />

Vielstimmigkeit im Roman oder Verfremdungseffekte<br />

im Theater. Drittens,<br />

meine ich, sollte man nicht einfach undifferenziert<br />

und unbedacht alle Arten<br />

von Mischung und Kombination als<br />

hybrid bezeichnen. Darum These 9:<br />

Hybrid, schlage ich vor, sollten wir nur solche<br />

Phänomene nennen, an denen die künstliche<br />

Zusammensetzung aus heterogenen Bestandteilen<br />

erkennbar bleibt. Interessante interkulturelle<br />

theatrale Hybridität findet sich<br />

als ‚Theater-Synkretismus’ besonders<br />

oft im postkolonialen Theater, z. B. in<br />

Wole Soyinkas Brecht-Bearbeitung, und<br />

im Theater von ‚Schwellenländern’: und<br />

zwar jeweils als kreative, experimentelle<br />

Überwindung einer bloßen Nachahmung<br />

des entwickelteren fremden, oft<br />

westlichen Theaters. Dabei kann ein<br />

8 Kein Nghi Ha: Hype um Hybridität. Differenzkonsum<br />

und postmoderne Verwertungstechniken<br />

im Spätkapitalismus, Bielefeld 2005.<br />

41


Komunikacja interkulturowa<br />

Rückgriff auf Elemente der eigenen Tradition<br />

oft eine wichtige Rolle spielen. 9<br />

Das eben von mir selbst benutzte<br />

Begriffpaar ‚das Fremde und das Eigene’<br />

führt jedoch, wie sich vielfach<br />

beobachten lässt, sehr leicht in eine<br />

Denkfalle. Diese Entgegensetzung wird<br />

oft als interkulturell ausgegeben, z. B.<br />

konkretisiert als ‚die fremde und die eigene<br />

Kultur’ oder ‚das fremde und das<br />

eigene Theater’. Hinter ihrer unreflektierten<br />

Verwendung können sich jedoch,<br />

fürchte ich, sehr leicht dogmatischer<br />

Kulturrelativismus, Ethnozentrismus,<br />

Nationalismus verstecken, z. B. wenn<br />

eine ‚Überfremdung’ der ‚eigenen’ Theaterkultur<br />

beklagt oder bekämpft wird.<br />

Die stärkste ‚Überfremdung’ aller Theaterkulturen<br />

kommt heute jedoch nicht<br />

von irgend welchen ‚Fremden’, sondern<br />

von der ubiquitären Kulturindustrie.<br />

Wenn nun als das Fremde ‚der Westen’,<br />

‚westliche Kultur’ oder ‚westliches Theater’<br />

identifiziert werden, so ist das allenfalls<br />

im Rahmen postkolonialer Kritik<br />

plausibel, die aus dem Kampf gegen<br />

kulturelle Hegemonie imperialistischer<br />

Staaten in ihren Kolonien erwachsen<br />

ist. Außerhalb dieses Rahmens wird das<br />

Konzept des ‚Westens’ dagegen, wie ich<br />

fürchte, leicht zu einem ideologischen<br />

Konstrukt, z. B. in nationalistischen,<br />

faschistischen oder islamistischen Bewegungen.<br />

Darum These 10: Gutes interkulturelles<br />

Theater und gute Theaterkritik entgehen der<br />

Denkfalle, die das Konstrukt ‚das Eigene vs. das<br />

Fremde’ enthält, am besten dadurch, dass sie es<br />

dekonstruieren.<br />

Ein gutes Beispiel dafür liefert die<br />

Debatte über Peter Brooks Mahabhara-<br />

9 Christopher Balme: Theater im postkolonialen<br />

Zeitalter, Tübingen 1994.<br />

42<br />

ta-Adaptation. Peter Brook ist ein für<br />

interkulturelle Inszenierungen weltbekannter<br />

Theatermann. Er vertraut auf<br />

eine universale, transkulturelle Formensprache<br />

des Theaters, wenn er Elemente<br />

aus verschiedenen Kulturen auswählt<br />

und kombiniert. Das gilt auch für seine<br />

berühmte Bühnen-Adaptation des altindischen<br />

Nationalepos Mahabharata von<br />

1985. Diese Produktion hat eine heftige<br />

theaterkritische Debatte hervorgerufen.<br />

An dieser Debatte kann man die Denkfalle<br />

genau erkennen, die eine Entgegensetzung<br />

des Fremden und des Eigenen<br />

darstellt. Auf der einen Seite wurde an<br />

Brooks Mahabharata eine herausragende<br />

interkulturelle Inszenierungskunst viel<br />

gelobt. Auf der anderen Seite gab es<br />

scharfe Kritik, die Brook Orientalismus,<br />

arrogante Missachtung der indischen<br />

Produktionspartner, gewaltsames Herausreißen<br />

des Werks aus seinem kulturellen<br />

Kontext vorwarf. Egal, ob diese<br />

Vorwürfe im Einzelnen berechtigt oder<br />

unberechtigt sind – die Denkfallen, in<br />

die die Brook-Kritiker leicht tappen<br />

können, sind deutlich. Erste Falle: Wenn<br />

ein Stückeschreiber oder Regisseur einen<br />

Stoff aus einer anderen Kultur künstlerisch<br />

gelungen bearbeitet, ist das interkulturelle<br />

Theaterkunst; wenn er jedoch<br />

zum ‚Westen’ gehört, ist das Kulturraub<br />

oder Kulturimperialismus. Egal, was<br />

‚westliche’ Theaterleute, Künstler, Intellektuelle<br />

also kulturell hervorbringen, es<br />

dient immer dem Imperialismus und der<br />

westlichen Hegemonie. Ein universalistischer<br />

Humanismus wie der von Brook<br />

ist dabei besonders verdächtig, weil er<br />

den Imperialismus besonders raffiniert<br />

tarnt. – Wer so argumentiert, tarnt wenig<br />

raffiniert Dummheit als Kritik. Zweite


Norbert Mecklenburg: Theater in interkultureller und transkultureller Sicht<br />

Falle: Ein theaterkritisches Insistieren<br />

auf kultureller Authentizität und Alterität<br />

übt leicht Verrat an der ästhetischen<br />

Alterität, d.h. am autonomen künstlerischen<br />

Freiraum des Theaters, den man<br />

auch Brook zugestehen muss. Dritte Falle:<br />

Wenn man überhaupt interkulturelle<br />

Kommunikation, Übersetzung, Transfer,<br />

Austausch für möglich und nützlich<br />

hält, dann darf man transkulturelle Gemeinsamkeiten<br />

nicht von vornherein abstreiten,<br />

denn ohne sie wären jene überhaupt<br />

nicht möglich. Vierte Falle: Was<br />

heißt hier überhaupt fremd und eigen?<br />

Wem gehört das Mahabharata? Zweifellos<br />

nicht allein den Hindus, schon gar nicht<br />

im Sinne orthodoxer Deutungsautorität<br />

und -tradition, es wird in Indien äußerst<br />

vielstimmig rezipiert, bis hin zu sehr kritischen<br />

Stimmen. Außerdem gehört das<br />

Werk, wie Ilias und Odyssee, längst zur<br />

Weltliteratur. Es ist rooted und transportable<br />

zugleich, „a work which only India<br />

could have created but which carries echoes<br />

for all mankind“ (Peter Brook). 10<br />

10 Julie Stone Peters: Intercultural Performance,<br />

Theatre Anthropology, and the Imperial-<br />

Abschließend möchte ich diese<br />

zehn Thesen so zusammenfassen, dass<br />

ich meinen Leitgedanken noch einmal<br />

ausspreche: Der Spiel-Raum des Theaters<br />

ist ein wertvoller ‘dritter Raum’ in<br />

und zwischen den Kulturen. Das ist der<br />

Raum der Kunst, der ästhetischen Differenz,<br />

in dem kulturelle und andere<br />

Differenzen vorgeführt, ‚ausgehandelt’,<br />

in ein freies Spiel miteinander gebracht<br />

werden können. Theaterkunst ist wie<br />

alle Kunst zwanglose Vereinigung von<br />

Verschiedenem. Auf der Bühne sehen<br />

und hören wir nicht nur eine Handlung,<br />

eine Geschichte, sondern wir nehmen<br />

auch die Beziehungen zwischen<br />

den theaterästhetischen Elementen<br />

wahr, deren Zusammenklang durch<br />

gemeinsame Kreativität hergestellt worden<br />

ist. Darin steckt ein Stück Utopie: kollektive<br />

theatrale Praxis kann das Beispiel eines<br />

sozialen und ggf. interkulturellen Miteinanders<br />

geben, bei dem Andersheit und Diversität nicht<br />

Störfaktoren, sondern menschliche Produktivkräfte<br />

sind.<br />

ist Critique. In: Imperialism and Theatre, hg.<br />

von J. E. Gainor, London 1995, S. 199-213.<br />

43


Komunikacja interkulturowa<br />

Agnieszka Adamowicz-Pośpiech<br />

Językowe zmagania z żywiołem (języka)<br />

czyli o przekładzie żargonów i dialektów<br />

w „Tajfunie” Josepha Conrada<br />

Wyzwanie dla tłumaczy niewątpliwie<br />

stanowi zróżnicowanie językowe tekstu<br />

prymarnego, między innymi dialekt i<br />

żargon. W opowiadaniu „Tajfun” Josepha<br />

Conrada napotykamy na dwa<br />

przykłady różnych odmian angielszczyzny.<br />

Po pierwsze, tak zwany „pidgin English”,<br />

który jest specyficzną formą języka<br />

angielskiego (ale nie tylko), rozwijającą<br />

się wszędzie tam, gdzie ludzie różnych<br />

kultur pragną komunikować się, staje się<br />

swoistym lingua franca (Crystal 13-17). W<br />

przypadku tego opowiadania czytelnik<br />

oryginału przysłuchuje się dialektowi<br />

angielsko-chińskiemu. Drugi rodzaj niestandardowej<br />

angielszczyzny u Conrada<br />

reprezentują wypowiedzi żeglarzy w<br />

konwencji żargonu marynarskiego 1 .<br />

Jak tłumaczyć dialekty? Czy możemy<br />

zidentyfikować strategie przekładu<br />

zastosowane przez tłumaczy dla translacji<br />

indiosynkratycznej angielszczyzny? 2<br />

Czy możemy wskazać jakieś ogólne<br />

techniki lub wskazówki dla przekładu<br />

1 Niuanse terminologiczne po między żargonem,<br />

dialektem a slangiem szczegółowo wyłuskał<br />

Błaszczak 331-349.<br />

2 Trudno ustalić jednoznacznie czy tłumacz<br />

świadomie posłużył się daną strategią czy techniką<br />

(Bednarczyk 37; Lewicki 2000, 194).<br />

44<br />

dialektu i żargonu tak, by uniknąć powstawania<br />

nikomu nieznanego ‘trzeciego<br />

języka’? 3 Jeśli przyjmiemy rolę tłumacza<br />

jako świadomego mediatora między<br />

dwoma kulturami (Tabakowska 2002:<br />

26), winien on w pewien sposób przekazać<br />

‘odmienność’ mowy, którą posługują<br />

się bohaterowie, jej ‘odstępstwo’ od<br />

mowy ‘standardowej’. Ale jednocześnie<br />

wykazać, że w danym podsystemie językowym<br />

występuje specyficzna (dystynktywna)<br />

składnia, formy gramatyczne i<br />

słownictwo. Problemy te postawiono<br />

w odniesieniu do polskich przekładów<br />

„Tajfunu” Josepha Conrada 4 , gdzie elementem<br />

dominanty translatorycznej<br />

wydaje się być zmaganie się bohaterów<br />

(i narratora) z żywiołem języka 5 . Analizy<br />

przekładów w niniejszym szkicu doko-<br />

3 Odnoszę się tu do koncepcji Alana Duffa<br />

‘third language’ (Duff 10).<br />

4 Polskie przekłady w porządku chronologicznym:<br />

Conrad , Tajfun w tenże Dzieła wybrane,<br />

tłum. Jerzy Bohdan Rychliński, t. VII, Warszawa<br />

1976 (dalej stosuję skrót R); Tajfun i inne opowiadania,<br />

tłum. Halina Carroll- Najder , Warszawa<br />

1999 (dalej CN); Tajfun, tłum. M. Filipczuk, Kraków<br />

2000 (dalej F).<br />

5 O szczególnej roli języka w tym opowiadaniu<br />

pisałam w „Listy i książki czyli o pisaniu i<br />

(nie)czytaniu w Tajfunie Conrada”, „Zeszyty


nano w kierunku stylizacji (żargon „Pidgin”,<br />

dialekt marynarski) oraz stopnia<br />

egzotyzacji/domestykacji tekstu sekundarnego<br />

6 .<br />

Pidgin English<br />

Stylizacja typu pidgin jest w tak wielkim<br />

stopniu kulturowo nacechowana, że stanowi<br />

chyba ten element kulturowej nieprzekładalności,<br />

o którym pisała Teresa<br />

Bałuk-Ulewicz:<br />

Agnieszka Adamowicz-Pośpiech: Językowe zmagania z żywiołem<br />

Absolute (or ‘inherent’) untranslatability<br />

occurs whenever a text is presented for<br />

translation the full comprehension of<br />

which by its source-language recipients<br />

requires the application of extra-textual<br />

subjective information or, more generally,<br />

extra-textual emotional experience<br />

which is inaccessible to the recipients of<br />

the target language for the translation.<br />

Ultimately absolute untranslatability<br />

involves irreconcilable differences of collective<br />

social identity between the group<br />

of recipients of the original text in its<br />

source language and the target group of<br />

the recipients of the translation in the<br />

target language. These irreconcilable differences<br />

of recipients’ communal identity<br />

create insurmountable, absolute,<br />

barriers preventing the full transfer of the<br />

original message in the translation […].<br />

(Bałuk-Ulewicz 173)<br />

Bez wątpienia dialekt angielsko-chiński<br />

wymaga od czytelnika oryginału<br />

wiedzy dotyczącej kolonialnej ekspansji<br />

imperium brytyjskiego, ale także<br />

pozatekstowej świadomości dotyczącej<br />

specyficznych modyfikacji, jakim pod-<br />

naukowo-dydaktyczne NKJO” Zabrze, 2008,<br />

s. 45-59.<br />

6 Wspomniane przekłady porównałam pod<br />

względem rozpoznania dominanty semantycznej,<br />

metaforyki oraz stopnia utrzymania nawiązań<br />

intertekstualnych w artykule „Polskie<br />

przekłady „Tajfunu” Josepha Conrada”, w: Fast<br />

2008, 125-142.<br />

legał język angielski w różnych grupach<br />

etnicznych, które stykały się z kulturą<br />

Commonwealthu i które ta kultura próbowała<br />

zdominować.<br />

Z drugiej jednak strony zadaniem<br />

tłumacza jest przybliżenie istoty różnic<br />

i choćby zasygnalizowanie, do jakiego<br />

stopnia odmiana ta odbiegała od standardowej<br />

angielszczyzny. Wydaje się, że<br />

w tych właśnie przypadkach tłumacze<br />

będą dokonywali operacji zbliżonych<br />

do tych, które za Jakobsonem nazywamy<br />

przekładem intralingwalnym (Jakobson<br />

44). Wchodziłoby w to dialekt pidgin,<br />

żargon marynarski, ale także zróżnicowanie<br />

języków między MacWhirrem a<br />

Jukesem czy narratorem.<br />

Przyjrzyjmy się więc, jakie rozwiązania<br />

zastosowali tłumacze dla wypowiedzi<br />

w „pidgin-English” na jednym przykładzie:<br />

C: ‘Wanchee look see, all same look see<br />

can do,’ said Jukes, who having no talent<br />

for foreign languages mangled the<br />

very pidgin-English cruelly. […] ‘Catchee<br />

number one piecie place to sleep in. Eh?’<br />

[…] ‘No catchee rain down tere – savee?’<br />

pointed out Jukes. ‘Suppose all’ee same<br />

fine weather, one piecie collie-man come<br />

topside,’ he pursued, warming up imaginatively.<br />

‘Make so – Phooooo!’ He expanded<br />

his chest and blew out his cheeks.<br />

„savee, John? Breathe - fresh air. Good.<br />

Eh? Washee him piecie pants, chow-chow<br />

top-side – see, John?’ (C 13)<br />

Pidgin English w wydaniu Jukesa 7 charakteryzuje<br />

się opuszczaniem zaimków,<br />

morfologicznym zubożeniem (tj. re-<br />

7 Istotnym niuansem jest tu kwalifikacja<br />

pidgin-English w wydaniu Jukesa. Nie jest to<br />

bowiem typowy „słownikowy” pidgin English,<br />

z charakterystycznymi cechami tego dialektu<br />

(Crystal 13-17), ale pidgin English jak go próbował<br />

naśladować Jukes, który, jak podkreśla narrator,<br />

i jak rozpoznaje czytelnik oryginału, nie<br />

45


Komunikacja interkulturowa<br />

dukcją prawidłowych sufiksów), dodawaniem<br />

końcówki ee, protezami językowymi<br />

– użyciem słowa piecie (kawałek),<br />

gdzie tylko można, a generalnie maksymalną<br />

symplifikacją leksykonu. Należałoby<br />

więc wprowadzić podobną strategię<br />

zmian językowych, sprawiających wrażenie<br />

systemowych.<br />

46<br />

R: – On chce zobaczyć, zobaczyć może<br />

– powiedział Jukes, który nie odznaczając<br />

się zdolnościami lingwistycznymi,<br />

przekręcał okropnie żargon angielsko<br />

chiński. Wskazał na otwarty luk.– Duże<br />

jedno miejsce do spania, he? […] – Nie<br />

złapie deszcz tam na dół, John wie? […]<br />

Pewno być dobra pogoda, jedna sztuka<br />

kulis wyjść na wierzch – ciągnął zapalając<br />

się. – Robi tak: Phuuu! – nabrał do płuc<br />

powietrza i dmuchnął. – John patrzy, on<br />

oddychać … świeża powietrze. Dobra,<br />

He? On prać jedna sztuka portki i jeść na<br />

wierzch… patrzy John? (R 445)<br />

U Rychlińskiego obserwujemy technikę<br />

posługiwania się bezokolicznikami,<br />

ponadto zamiast prostszego „kawałka”<br />

tłumacz wybrał bardziej skomplikowane<br />

„jedna szuka”, również zwrot „na<br />

wierzch” wydaje się być trudniejszy dla<br />

cudzoziemca niż góra. I ostatni mankament,<br />

a mianowicie tłumaczenie see<br />

dosłownie jako „patrzeć”, a nie idiomatycznie,<br />

jak użyto w oryginale, jako<br />

„rozumieć” oraz podobnie John jako<br />

imię własne, podczas gdy jest to lekceważące<br />

przezwisko osoby pochodzenia<br />

chińskiego (Stape 235). Nie wiadomo<br />

dlaczego nie użył dla tego określenia formy<br />

„kitajec” czy „żółtek”, choć w innym<br />

miejscu tekstu rozpoznał derogatywną<br />

nazwę Johnnies (C 98) i posłużył się przezwiskiem<br />

„żółtki” (R 508).<br />

znał tego dialektu. Ta subtelna różnica niestety<br />

przepada w tłumaczeniu.<br />

Propozycja Haliny Carroll-Najder<br />

brzmi następująco:<br />

CN: – On chcieć patrzeć zobaczyć, to<br />

móc patrzeć zobaczyć może – powiedział<br />

Jukes, który nie mając zdolności do obcych<br />

języków, przekręcał okropnie nawet<br />

żargon angielsko-chiński. Wskazał na otwarty<br />

luk.– on złapać prima kawałek miejsce<br />

do spać, ech? […]– Nie złapać deszcz<br />

tam w dół, rozumieć? […] Jak cała taka<br />

piękna pogoda, jeden kawałek kulis wyjść<br />

na góra – ciągnął z ożywieniem. – Zrobić<br />

tak: Phuu! – Nabrał do płuc powietrza<br />

i wydął policzki. – Rozumiesz, John?<br />

Oddychać … świeże powietrze. Dobre,<br />

Co? Prac swój kawałek portki, papu na<br />

góra… widzisz, John? (CN 21)<br />

U tłumaczki zauważamy podobne<br />

techniki jak u Rychlińskiego. Jedynie<br />

zrezygnowała ona z archaicznego „na<br />

wierzch”. Niezrozumiałym pozostaje,<br />

dlaczego nie przetłumaczyła poprawnie<br />

John w powyższym fragmencie, choć w<br />

innym miejscu posłużyła się terminem<br />

„kitajec” (CN 89) (Czasak 351). Wprowadziła<br />

też powszechnie zrozumiałe „prima”<br />

i dziecięce „papu”, ale nie wskazuje<br />

to, aby tłumaczka zastosowała jednolitą<br />

i systemową technikę przekładu tego dialektu.<br />

I ostatnie rozwiązanie Michała Filipczuka:<br />

F: – Chodź no tu, John, my zobaczyć<br />

– i Chińczyk posłusznie ruszył za nim.<br />

– Chcieć patrzyć widzieć, to samo, co<br />

patrzyć, widzieć, móc – rzekł Jukes, który<br />

nie będąc obdarzonym talentami do<br />

języków, okrutnie kaleczył angielszczyznę<br />

Chińczyków. Potem wskazał na otwarty<br />

luk. – On załapać się – niezłe miejsce<br />

– Spać – co? […]– Nie złapać deszcz tam<br />

w dół – poinformował go Jukes. – Jaka<br />

piękna pogoda, kawałek kulis wyjść<br />

na góra – perorował – wyjść na góra i<br />

zrobić tak: fuu!! Nabrał do płuc powietrza<br />

i wydął policzki: – Kapujesz, John?<br />

Oddychać – świeże powietrze – dobrze


Agnieszka Adamowicz-Pośpiech: Językowe zmagania z żywiołem<br />

– co? Prać portki, jeść – na góra – widzisz,<br />

John? (F 11)<br />

Tłumacz zastosował analogicznie<br />

technikę rezygnacji z końcówek morfologicznych<br />

i posłużył się bezokolicznikami,<br />

jednak ominął trzykrotnie występujący<br />

w oryginale piecie. Podobnie do<br />

dwu poprzednich wersji trudno dociec,<br />

dlaczego tłumacz nie użył dla pejoratywnego<br />

określenia John formy „kitajec” czy<br />

„żółtek”, choć w innym miejscu tekstu<br />

rozpoznał derogatywną nazwę Johnnies (C<br />

98) i posłużył się przezwiskiem „żółtki”<br />

(F 64), użył też formy „kitajce” (F 67). Pominął<br />

także trudny fragment oryginału<br />

(elipsę zaznaczono powyżej podkreślnikiem),<br />

charakteryzujący sposób mówienia<br />

pierwszego oficera. Istotną różnicę<br />

stanowi również sposób, w jaki przełożył<br />

nazwę dialektu pidgin English: angielszczyzna<br />

Chińczyków. Zważywszy, że tłumaczenie<br />

to pochodzi z 2000 roku, w dobie<br />

wielojęzycznych środków przekazu i błyskawicznej<br />

wymiany międzykulturowej,<br />

wydaje się, że tłumacz mógł zachować<br />

obco brzmiącą frazę „pidgin”.<br />

Bez wątpienia tłumaczom udało się<br />

zasygnalizować odbiorcy docelowemu<br />

odmienność stylistyczną oryginału oraz<br />

zachować dystans między ‘standardową’<br />

odmianą języka, a dialektem, co stanowi<br />

wyróżnik analizowanego fragmentu<br />

tekstu Conradowskiego. Tłumacz nie ma<br />

prawa nic uładzać ani poprawiać (Korzeniowska<br />

158). Lecz, jak sądzę, tłumacze<br />

nie zaproponowali koherentnego systemu<br />

oddającego specyfikę pidgin English.<br />

Żargon marynarski<br />

Istotnym składnikiem prozy conradowskiej<br />

są idiolekty. W „Tajfunie” stykamy<br />

się z żargonem marynarskim, postaci posługujące<br />

się nim zyskują swoją indywidualność.<br />

Jest to sposób budowania osobowości,<br />

odrębności i realności postaci.<br />

Stanowi to nie lada próbę dla translatologów,<br />

ponieważ „w tłumaczeniu zachodzi<br />

niebezpieczeństwo lepienia postaci<br />

jakby z jednej gliny. A każda unifikacja<br />

stanowi zagrożenie jakości przekładu”<br />

(Pieczyńska-Sulik 57). W przypadku żargonu<br />

marynarskiego chciałabym zwrócić<br />

uwagę na wybrane formy w dialogach<br />

i przekleństwa.<br />

Cechą dystynktywną tego żargonu<br />

(jak i większości mowy potocznej)<br />

jest skracanie części wyrazów, łączenie<br />

wyrazów w jednobrzmiące zbitki. Te<br />

fonetyczne zmiany próbował Conrad<br />

oddać w medium pisanym. Byłaby więc<br />

to stylizacja fonetyczna, umownie odwzorowana<br />

w formie pisemnej – co bardzo<br />

utrudnia przekład na język kultury<br />

przyjmującej. I właściwie żaden z tłumaczy<br />

nie poradził sobie z tym problemem.<br />

Zwroty i wyrażenia takie jak: Thank’ee…<br />

(C 4 dwukrotnie, 8), D’ye mean to say…(C<br />

25); Damme! (C 25, 100), Aye! (C 32), D’ye<br />

hear? (C 12, 13, 76, 89), Forward with’em.<br />

Jam’em up (C 77) zostały przetłumaczone<br />

neutralnie, bez żadnego nacechowania<br />

rejestrem slangowej mowy żeglarskiej.<br />

Odpowiednio więc mamy u Rychlińskiego:<br />

„Dziękuję panu, dziękuję…” (R<br />

438, 441), pominięcie ____ (R 453), „Do<br />

diaska!” (R 453), „Do pioruna” (R 510),<br />

„Tak jest!” (R 459), „Słyszy pan?” / „Czy<br />

pan słyszy?” (R 491, 501), „Na przód z<br />

nimi!”, „Zablokujcie ich!” (R 492). U<br />

Carroll-Najder: „Dziękuję panu, dziękuję”<br />

(CN 13, 17), „Czy chce pan przez to<br />

powiedzieć…” (CN 30), „Do cholery!”<br />

(CN 30, 90), „Tak jest!” (CN 35), „Sły-<br />

47


Komunikacja interkulturowa<br />

szy pan?” / „Słyszy pan?” (CN 70, 81),<br />

„Na przód.” „Zablokować ich!” (CN<br />

72). U Filipczuka: „Dziękuję panu” (F<br />

5, ____) „dziękuję panom” (F 8) „Czy<br />

chce pan przez to powiedzieć…” (F 19)<br />

„Jasna cholera!” (F 19) / „Do stu diabłów!”<br />

(F 66), pominięcie ____ (F 23),<br />

„Słyszysz?” „Słyszy pan?” (F 51, 58) „Do<br />

przodu!!” „Zablokujcie ich” (F 52).<br />

Choć wypowiedzi w żargonie marynarskim<br />

nie są zbyt częste w tym utworze,<br />

to nie można bagatelizować jego<br />

znaczenia. Dialekt żeglarski był dla Conrada<br />

bardzo istotny. Z jego licznych wypowiedzi<br />

wiemy, że cenił hermetyczny<br />

język marynarzy jako bardziej precyzyj-<br />

48<br />

Wyrażenie<br />

w oryginale<br />

D’ye mean to say…<br />

(C 25)<br />

Do you mean to say<br />

(C 29)<br />

Damme!<br />

(C 25, 100)<br />

Damn!<br />

(C 77)<br />

Thank’ee Jukes,<br />

thank’ee…<br />

(C 4)<br />

Thank you very much<br />

(C 95)<br />

ny, oddający morską rzeczywistość konkretniej<br />

i dosadniej 8 . Nie bez znaczenia<br />

jest też, iż żargon ten pojawia się częściej<br />

w ustach MacWhirra niż Jukesa, co<br />

podkreśla jego większe doświadczenie,<br />

obycie z morzem i kontrastuje z mniej<br />

zaprawionym w morskich bojach Jukesem.<br />

To lingwistyczne zróżnicowanie<br />

znajdzie potwierdzenie w zróżnicowanych<br />

reakcjach obu bohaterów na atak<br />

tajfunu (Adamowicz-Pośpiech 2008, 55-<br />

57). Natomiast w przekładach polskich<br />

obserwujemy zrównanie dialektu marynarskiego<br />

i nienacechowanej mowy<br />

potocznej. Dla potwierdzenia powyższej<br />

8 Por. Conrad, Zwierciadło morza.<br />

Rychliński Carroll-Najder Filipczuk<br />

_________<br />

(R 453)<br />

Czy pan chce przez<br />

to powiedzieć…<br />

(R 456)<br />

Do diaska! (R 453),<br />

Do pioruna (R 510)<br />

Czy chce pan przez<br />

to powiedzieć…<br />

(CN 30)<br />

Czy chce pan przez<br />

to powiedzieć …<br />

(CN 33)<br />

Do cholery!<br />

(CN 30, 90)<br />

Do diaska! (R 492) Psiakrew!<br />

(CN 72)<br />

Dziękuję panu,<br />

dziękuję… (R 438)<br />

Dziękuję pani<br />

bardzo (R 506)<br />

Dziękuję panu,<br />

dziękuję (CN 13)<br />

Dziękuję pani<br />

bardzo (CN 30)<br />

Czy chce pan przez<br />

to powiedzieć…<br />

(F 19)<br />

Twierdzi pan, że…<br />

(F 22)<br />

Jasna cholera!<br />

(F 19)<br />

Do stu diabłów!<br />

(F 66)<br />

A niech was!<br />

(F 52)<br />

Dziękuję panu<br />

(F 5,____)<br />

Bardzo pani<br />

dziękuję (F 63)


konstatacji zestawmy trzy pary synonimicznych<br />

wyrażeń raz użytych w dialekcie<br />

żeglarskim i ponownie w nienacechowanej<br />

mowie potocznej:<br />

Należy podkreślić, iż w najtrudniejszej<br />

sytuacji był Bohdan Rychliński, ponieważ<br />

gdy on dokonywał swego przekładu<br />

w latach dwudziestych XX wieku, w<br />

języku polskim nie istniały żadne wzorce<br />

terminologii marynarskiej ani żargonu<br />

morskiego. Natomiast pozostali<br />

tłumacze mogli sięgnąć po istniejące już<br />

tłumaczenia Hermana Melvilla i Jacka<br />

Londona, w których zaproponowano<br />

pewne rozwiązania dotyczące przekładu<br />

lingo nautykalnego 9 .<br />

Natomiast jeśli chodzi o przekleństwa,<br />

które dominują język marynarzy, to w<br />

„Tajfunie” materia ta jest bardzo zawiła;<br />

mianowicie przekleństwa są, a jakoby ich<br />

nie było. O co chodzi? Po opublikowaniu<br />

Murzyna z załogi „Narcyza” krytyka zarzuciła<br />

Conradowi nadmierne i niepotrzebne<br />

wprowadzanie przekleństw (Stape 233,<br />

236). Tym razem więc Conrad puszcza oko<br />

do czytelnika i zamiast niecenzuralnych<br />

słów posługuje się eufemizmami w różny<br />

sposób nawiązującymi do przekleństw. I<br />

tak zamiast damned (cholerny, przeklęty)<br />

Conrad użył blessed (błogosławiony), donkey<br />

(osioł) zastępuje ass (dupek), gory i crimson<br />

występują w miejscu bloody (cholerny),<br />

a cursed i condemned zamiast damn i damned<br />

(Stape 236).<br />

Niestety w przekładzie ta gra z czytelnikiem<br />

tekstu wyjściowego jest nie do<br />

przekazania. Tak więc tłumacze sowicie<br />

9 Właśnie taki sposób dla rozwiązania (przynajmniej<br />

niektórych) problemów translacji<br />

proponuje Grosbart: sięganie do istniejących<br />

już wzorców w klasyce przekładów. (Grosbart<br />

48-49)<br />

Agnieszka Adamowicz-Pośpiech: Językowe zmagania z żywiołem<br />

zaprawiają tekst Conrada diabłami, psią<br />

krwią i cholerami 10 .<br />

Egzotyzacja czy adaptacja<br />

Kolejnym elementem, na który chciałabym<br />

zwrócić uwagę, byłby stopień obcości<br />

w przekładzie. Według Romana<br />

Lewickiego „napięcie pomiędzy dwoma<br />

biegunami poznawczej postawy człowieka:<br />

dążeni[em] do bezpieczeństwa<br />

komunikacyjnego i ciekawości świata a<br />

dążeni[em] do poznania jego różnorodności,<br />

stanowi o wadze kategorii obcości<br />

[…] dla społecznego odbioru przekładu”<br />

(Lewicki 2002: 48). W przypadku<br />

omawianych tłumaczeń możemy mówić<br />

o strategii adaptacji czy udomowienia,<br />

a więc ‘sprowadzenia autora do domu’<br />

(Venuti 67). Oprócz paru obcych nazw,<br />

które zasygnalizują czytelnikowi wtórność<br />

przekładu, jego odmienność kulturową<br />

i językową, większość zostaje adaptowana<br />

w przekładzie poprzez generalizację<br />

(rozszerzony zakres znaczenia denotatywnego),<br />

tłumaczenie przybliżone,<br />

peryfrastyczne, podstawienie odmiennych<br />

nazw lub pominięcie 11 . Zestawienia<br />

korpusu nazw będących potencjalnym<br />

nośnikiem obcości dokonałam według<br />

następujących kategorii:<br />

10 Czasak zauważa, że wyrażenia typu blessed<br />

gamp czy blessed door „brzmiałyby absurdalnie w<br />

dosłownym tłumaczeniu”( Czasak 348) i aprobuje<br />

odstąpienie tłumaczy od zasady filologicznej<br />

wierności. Nie bierze pod uwagę faktu,<br />

że wyrazy te zostały użyte przez Conrada nie w<br />

ich dosłownym znaczeniu, ale jako zamienniki.<br />

Oczywistym jest więc, iż tłumacze nie powinni<br />

przekładać tych słów-erzatzów literalnie, ale poszukiwać<br />

podobnych zastępników w języku polskim,<br />

stosowanych w miejsce wulgaryzmów.<br />

11 środki adaptacji podaję za Lewicki<br />

2004:197.<br />

49


Komunikacja interkulturowa<br />

50<br />

Wyrażenie<br />

w oryginale<br />

1. Mr, Mrs (C 4,94)<br />

Messrs. Sigg and Son<br />

(C 7, 8)<br />

2a. Nap (C 52)<br />

Union Jack (C 11)<br />

Celestial/s (C 7, 79)<br />

Sou’-wester (C 36)<br />

Rychliński Carrol-Najder Filipczuk<br />

Pan, pani<br />

(R 440)<br />

Bracia Sigg<br />

i Syn<br />

(R 440, 441)<br />

Gra w<br />

napoleona<br />

(R 473)<br />

Union Jacka<br />

(R 443)<br />

zydwestka<br />

(R 462)<br />

2b. Sampan (C 91 ) Sampan<br />

(R 444)<br />

Bun Hin Company Kompania<br />

(C 12)<br />

Bun-Hin<br />

Bun Hin’s clerk/ (R 444)<br />

fellow Chinaman<br />

(C 13,101,102)<br />

3a. Bedlam (C 100)<br />

East-end of London<br />

(C 61)<br />

Northern suburb<br />

(C 14)<br />

At Linom’s (C 95)<br />

3b. Talcahuano (C 5)<br />

Formosa Chanel<br />

(C 7)<br />

Fu-chau (C 12, 33)<br />

Dom<br />

wariatów<br />

(R 510)<br />

East End<br />

w Londynie<br />

(R 480)<br />

Talcahuano<br />

(R 438)<br />

Cieśnina<br />

Formoska<br />

(R 440)<br />

Fuczou<br />

(R 444, 459)<br />

Pan, pani<br />

(CN 13, 84)<br />

Bracia Sigg i Syn<br />

(CN 15, 16)<br />

Gra w<br />

napoleona<br />

(CN 51)<br />

Union Jacka<br />

(CN 19)<br />

obywatel/i<br />

Państwa<br />

Niebieskiego<br />

(CN 15, 73)<br />

zydwestka (CN 39)<br />

_____(F 5),<br />

pani (F 62)<br />

Firma handlowa<br />

Sigg & Son (F 7)<br />

_____ (F 8)<br />

Gra w<br />

napoleona<br />

(F 36)<br />

Union Jacka<br />

(F 10)<br />

Chińczyk (F 7,)<br />

obywatele Państwa<br />

Niebieskiego<br />

(F 53)<br />

zydwestka (F 26)<br />

Sampan (CN 83) Sampan (F 60)<br />

Firma „Bun Hin”<br />

(CN 20)<br />

facet/Chińczyk/<br />

urzędnik od<br />

Bun-Hina<br />

(CN 90, 91)<br />

Dom wariatów<br />

(CN 90)<br />

na East Endzie<br />

w Londynie<br />

(CN 58)<br />

na północnym<br />

przedmieściu<br />

(CN 21)<br />

u Linoma (CN 86)<br />

Talcahuano<br />

(CN 13)<br />

Cieśnina<br />

Formoska (CN 15)<br />

Kompania Bun-Hin<br />

(F 11)<br />

urzędnik u/ facet<br />

od/ urzędnik Bun-<br />

Hina (F 11, 66)<br />

Dom wariatów<br />

(F 66)<br />

na East Endzie<br />

w Londynie<br />

(F 41)<br />

na północnym<br />

przedmieściu<br />

(F 12)<br />

u Limona (F 62)<br />

Talcahuano<br />

(F 6)<br />

kanał Formoza(F 7)<br />

Fu-czou (F 7)


1) obce formuły adresowe, 2a) nazwy<br />

realiów związanych z kulturą brytyjską,<br />

2b) nazwy realiów związanych z kulturą<br />

chińską 3) toponimy 3a) topogramy<br />

związane z Londynem 3b) topogramy<br />

związane z morzami chińskimi.<br />

Porównanie wybranych rozwiązań<br />

translatorskich wykazuje, że nie możemy<br />

rozpoznać świadomego nakierowania<br />

tłumacza na aktywizację obcości zawartej<br />

w potencjalnych nośnikach obcości<br />

(Lewicki 2000: 195).<br />

Powyższa analiza stanowi selektywne<br />

ujęcie wybranych problemów translatologicznych<br />

na przykładzie serii tłumaczeń<br />

„Tajfunu” Josepha Conrada. Tłumaczenia<br />

Rychlińskiego, Carroll-Najder<br />

i Filipczuka porównano pod względem<br />

dwóch kryteriów: stylizacji (żargon „Pidgin”,<br />

dialekt marynarski) oraz stopnia egzotyzacji/udomowienia<br />

przekładu. Tłumacze<br />

nie zastosowali konsekwentnych<br />

rozwiązań dla dialektu pidgin English, jak<br />

próbowaliśmy wykazać (może to być<br />

przykład względnej nieprzekładalności<br />

pewnych elementów kulturowych), ale<br />

także dla żargonu marynarskiego, co, jak<br />

się wydaje, nie powinno stanowić nierozwiązywalnych<br />

zadań translacyjnych,<br />

szczególnie dla późniejszych tłumaczy,<br />

którzy mogli skorzystać z istniejącej już<br />

tłumaczonej literatury marynistycznej<br />

(Hermana Melville’a i Jacka Londona).<br />

Stopień forenizacji czy domestykacji<br />

przekładu to kolejna perspektywa dla<br />

porównania poszczególnych elementów<br />

serii. Jak pokazano w zestawieniu<br />

kontrastywnym, żaden z tłumaczy nie<br />

zastosował konsekwentnie strategii egzotyzacji<br />

przekładu. Może to zaskakiwać<br />

szczególnie w przypadku najnowszego<br />

tłumaczenia z 2000 roku, gdyż większość<br />

Agnieszka Adamowicz-Pośpiech: Językowe zmagania z żywiołem<br />

teoretyków przekładu (ale i praktyków)<br />

podkreśla znaczenie egzotyzacji przekładów<br />

(Even-Zohar, Fordroński, Kwieciński)<br />

dla wzbogacania kultury docelowej.<br />

W konkluzji należy podkreślić, iż<br />

pomimo, że przekład stwarza iluzję<br />

dzieła oryginalnego, nie jest jego prostym<br />

naśladownictwem. Istnienie serii<br />

przekładowych potwierdza obecność<br />

ciągłego napięcia dialogowego między<br />

przekładem a oryginałem, które tworzą<br />

holistycznie spójną całość (Tokarz 1998,<br />

26). Nie zapominając o mozolnym trudzie<br />

poszukiwania „le mot juste” dla<br />

poszczególnych jednostek językowych<br />

oryginału, ostatecznie tłumaczenie jawi<br />

się jako intrygujące rozwikłanie zagadki<br />

semantycznej utworu oraz pasjonujące<br />

tropienie jego literackich powiązań.<br />

Właśnie po to, aby czytelnik przekładu<br />

poznał ten fascynujący aspekt pracy<br />

tłumacza, warto analizować serie tłumaczeń.<br />

Niniejszy tekst w skróconej wersji był prezentowany<br />

na sesji Polskiego Towarzystwa Conradowskiego<br />

w Krakowie w 2009r.<br />

Bibliografia:<br />

Edycje “Tajfunu” J. Conrada:<br />

Conrad J. 1976. Tajfun w tenże Dzieła<br />

wybrane, tłum. Jerzy Bohdan<br />

Rychliński, t. VII, Warszawa.<br />

Conrad J. 1999. Tajfun i inne opowiadania,<br />

tłum. Halina Najder , Warszawa.<br />

Conrad J. 2000. Tajfun, tłum. M. Filipczuk,<br />

Kraków.<br />

Conrad J. 2007. Typhoon and Other Stories,<br />

ed. J.H. Stape, London: Penguin<br />

Group.<br />

51


Komunikacja interkulturowa<br />

Conrad J. 1998. Typhoon and Other Tales,<br />

ed. C. Watts, Oxford.<br />

Conrad J. 1999. „Przedmowa autora” w<br />

tenże, Tajfun i inne opowiadania, tłum.<br />

Halina Najder, Warszawa.<br />

Bibliografia komplementarna:<br />

Adamowicz-Pośpiech A. 2008. „Listy i<br />

książki czyli o pisaniu i (nie)czytaniu<br />

w Tajfunie Conrada”, Zeszyty naukowodydaktyczne<br />

NKJO V, Zabrze, 45-59.<br />

Adamowicz-Pośpiech A. 2010. „Polskie<br />

przekłady „Tajfunu” Josepha Conrada,<br />

w: Sztuka przekładu. Interpretacje, red.<br />

P. Fast (et al.), Częstochowa: Wyd.<br />

Wyższej Szkoły Lingwistycznej, 125-<br />

142.<br />

Bałuk-Ulewicz T. 2000. „Beyond Cognizance:<br />

Fields of Absolute Untranslatability”<br />

w: Kubiński W. i O. (red.).<br />

2000. Przekładając nieprzekładalne I,<br />

Gdańsk, 170-182.<br />

Bednarczyk A., W poszukiwaniu dominanty<br />

translatorskiej, Warszawa: PWN 2008.<br />

Błaszczak M., „Some Remarks on the<br />

Sailors’ Language Terminology and<br />

Related Issues in British and American<br />

Nautical Fiction”, „Stylistyka”<br />

2006: XV, s. 331-349.<br />

Crystal D. 2002. The English Language,<br />

London: Penguin Books.<br />

Czasak A. 1997. „Tajfun i inne opowiadania:<br />

Conrad w języku polskim” w:<br />

Filipowicz-Rudek, Między oryginałem a<br />

przekładem, t. III, 347-353.<br />

Duff A. 1981. The Third Language. Recurrent<br />

Problems of Translation into English. Oxford-New<br />

York: Pergamon Press.<br />

Even-Zohar I. 1978 revised 1990. W<br />

Venuti 2000, 192-211.<br />

52<br />

Fast P. (et al. red) 2008. Sztuka przekładu.<br />

Interpretacje, Częstochowa: Wyd.<br />

Wyższej Szkoły Lingwistycznej.<br />

Grosbart Z. 1971. „Rola ‘pseudobarbaryzmów’<br />

przekładowych w odtwarzaniu<br />

kolorytu narodowego oryginału.’<br />

„Zeszyty Naukowe Uniwersytetu<br />

Łódzkiego” 49-60.<br />

Jakobson R. 2009. „O językoznawczych<br />

aspektach przekładu” tłum. L.<br />

Pszczołowska w: P. Bukowski et al.<br />

(red.), Współczesne teorie przekładu. Antologia,<br />

Kraków 2009, s. 43-49.<br />

Korzeniowska A. 2007. „Tłumacząc<br />

przetłumaczone” w: Kubiński W. i O.<br />

(red.). 2007. Przekładając nieprzekładalne<br />

II, Gdańsk, 153-166.<br />

Kubiński W. i O.(red.). 2000. Przekładając<br />

nieprzekładalne I, Gdańsk.<br />

Kubiński W. i O.(red.). 2004. Przekładając<br />

nieprzekładalne II, Gdańsk.<br />

Kubiński W. i O.(red.). 2007. Przekładając<br />

nieprzekładalne III. O wierności, Gdańsk.<br />

Kwieciński P. 2001. Disturbing Strangeness.<br />

Foreignisation and Domestication in Translation<br />

Procedures in the Context of Cultural<br />

Asymmetry, Toruń.<br />

Lewicki R. 2000, „Między adaptacją a<br />

egzotyzacją” w: Kubiński, Przekładając<br />

nieprzekładalne I, 191-201.<br />

Lewicki R. (red.). 2002. Przekład. Język.<br />

Kultura, Lublin.<br />

Pieczyńska-Sulik A. 2002. „Przekładidiolekt-idiokultura”<br />

w: Lewicki,<br />

Przekład…, 53-60.<br />

Ratajczak P. (et al.). 1996. Słownik żeglarskomorski,<br />

Zielona Góra.<br />

Stape J.H. 2007. “Introduction” w: Typhoon<br />

and Other Stories, London: Penguin<br />

Group.


Tabakowska E. 2002. „Bariery kulturowe<br />

są zbudowane z gramatyki”, w: Lewicki,<br />

Przekład.., 24-34.<br />

Tabakowska E. 1995. „Językoznawstwo kognitywne<br />

w teorii i praktyce przekładu”<br />

w: Filipowicz-Rudek, Między oryginałem<br />

a przekładem, t. I, 31-41.<br />

Tabakowska E. 2000. „Struktura wydarzenia<br />

w literackim tekście narracyjnym<br />

jako problem przekładu” w:<br />

Kubiński W. i O.(red.), Przekładając<br />

nieprzekładalne I,19-37.<br />

Tokarz B.1998. Wzorzec, podobieństwo, przypominanie,<br />

Katowice: śląsk.<br />

Venuti L., 1998. The Scandals of Translation.<br />

Towards an Ethics of Difference, London:<br />

Routledge.<br />

Agnieszka Adamowicz-Pośpiech: Językowe zmagania z żywiołem<br />

Venuti L., 2000. The Translation Studies<br />

Reader, London: Routledge.<br />

Summary<br />

The article discuses three traslations of<br />

Joseph Conrad’s ‘Typhoon’ into Polish.<br />

The translations by Bohdan Rychliński,<br />

Halina Carroll-Najder and Michał Filipczuk<br />

were compared under two categories:<br />

semantic domain and intertextuality.<br />

It shows how different readings of<br />

the short story modify lexical choices of<br />

the translators and how textual allusions<br />

amplify or change the original senses of<br />

the text.<br />

53


Refleksje<br />

Norbert Honsza<br />

Günter Grass: dziecko szczególnej<br />

troski Stasi<br />

Zapewne nie trzeba specjalnej przenikliwości,<br />

żeby domniemywać, iż pisarz<br />

zachodnioniemiecki Günter Grass był<br />

ze szczególną „troską” śledzony przez<br />

tajne służby NRD. To był przecież klasyczny<br />

„wróg ludu”, „reakcjonista”<br />

i „prowokator”, którego dzieła ostro<br />

cenzurowano, a odmowy wiz były<br />

na porządku dziennym. Że szef Stasi<br />

– Erich Mielke nie darzył pisarza zaufaniem,<br />

można zrozumieć, ale wielu<br />

kolegów po piórze dołączyło w NRD<br />

do inwigilacji Grassa, wśród nich Hermann<br />

Kant, Paul Wiens, Hans Maquardt<br />

oraz Erwin Strittmatter. Ten<br />

ostatni miał nawet ubolewać, że nie<br />

aresztowano prowokatora-Grassa.<br />

Obserwację zakrojono na szeroką<br />

skalę i nazwano „Operation Bolzen”,<br />

zaś przerwano dopiero w 1989 roku, bo<br />

przyniosła w sumie wręcz żenujące rezultaty.<br />

Służby drażniły bliskie związki pisarza<br />

z kanclerzem Willy Brandtem, nie<br />

akceptowały jego „podróży pojednania”<br />

do Warszawy, rozmów i dyskusji z pisarzami<br />

NRD oraz jego aktywności jako<br />

54<br />

prezydenta Berlińskiej Akademii Sztuk<br />

Pięknych. Szczególnie bacznie rejestrowano<br />

wszelkie kontakty Grassa z opozycyjnymi<br />

kręgami kościelnymi. Autor<br />

Blaszanego bębenka permanentnie krytykował<br />

cenzurę w Niemczech Wschodnich,<br />

bez ogródek określając ją mianem łajdactwa<br />

i draństwa, wskazując Polskę jako<br />

kraj o znacznie większej swobodzie. Nie<br />

godził się jednak na stan wojenny, a dysydentów<br />

zachęcał do oporu. Nie należy<br />

tedy się dziwić, że w czasie każdego pobytu<br />

w Berlinie Wschodnim krążyła wokół<br />

niego chmara agentów, a teczki w archiwach<br />

pęczniały od mniej lub bardziej<br />

istotnych, ale często również banalnych,<br />

informacji.<br />

Po każdym jego pobycie nie tylko w<br />

stolicy NRD, można było z zapisków<br />

agentów ułożyć jadłospis, kartę win oraz<br />

listę rozlicznych wizyt i spotkań. Trochę<br />

lekkomyślnie spotykał się w prywatnych<br />

mieszkaniach, a po jego wyjeździe wpływowi<br />

ludzie kultury i sztuki oraz intelektualiści<br />

byli mniej lub bardziej jawnie<br />

szykanowani.


Kai Schlüter w najnowszej pracy<br />

Günter Grass im Visier. Die Stasi-Akte. Eine<br />

Dokumentation mit Kommentaren von Günter<br />

Grass und Zeitzeugen dokumentuje i opisuje<br />

zawartość liczących 2000 stron teczek<br />

pisarza. Tajny współpracownik „Martin”<br />

(znany i skądinąd dobry pisarz Hermann<br />

Kant) donosił o spotkaniu z pisarzami<br />

w prywatnym mieszkaniu. Pada<br />

nawet absurdalne podejrzenie, że znana<br />

Grupa 47, do której również należał<br />

Grass, jest zakamuflowaną organizacją<br />

polityczną SPD.<br />

Służby specjalne niemal oszalały,<br />

kiedy Grass publikuje kolejną sztukę.<br />

W najczarniejszych myślach nie mógł<br />

przewidzieć, jakie czekają go kłopoty<br />

w związku z Plebejuszami, próbujacymi powstania,<br />

wystawioną w 1966 roku przez<br />

berliński „Schiller-Theater” w reżyserii<br />

Hansjörga Utzeratha. Długo przed<br />

premierą krążyły po Niemczech manuskrypty<br />

sztuki, które dotarły nawet<br />

do Waltera Ulbrichta. Wyczuwało się<br />

atmosferę pewnej nerwowości. Obawiano<br />

się bomby z opóźnionym zapłonem.<br />

Sztuka porusza bowiem problem<br />

stosunku intelektualisty do otaczającej<br />

go rzeczywistości społeczno-politycznej.<br />

Pisarz posługiwał się w latach 60.<br />

(również polemicznie) terminem „sztuka<br />

tendencyjna”. Jego przemówienie<br />

Vor- und Nachgeschichte der Tragödie des Coriolanus,<br />

wygłoszone w Akademii Berlińskiej<br />

w 1964 roku z okazji 400. rocznicy<br />

urodzin Szekspira, było niewątpliwie<br />

zapowiedzią Plebejuszy. Grass postawił<br />

Brechtowi zarzut, że jego kontrowersyjna<br />

adaptacja Coriolana jest przykładem<br />

sztuki tendencyjnej. U Szekspira – powiada<br />

Grass – „Coriolan jest wielkim<br />

tragicznym bohaterem, u Brechta nato-<br />

Norbert Honsza: Günter Grass: dziecko szczególnej troski Stasi<br />

miast tylko pretekstem do »gustownego<br />

estetyzowania«”.<br />

Szekspir napisał Coriolana jako protest<br />

przeciwko zamykaniu teatrów. Grass<br />

doszukał się pewnego podobieństwa w<br />

zachowaniu Brechta podczas wydarzeń<br />

17 czerwca w Berlinie, chociaż nazwisko<br />

Brechta nie pada w utworze ani raz.<br />

Szefa można naturalnie identyfikować<br />

z Coriolanem, ale wikłając się w polityczną<br />

wymowę utworu, wpada Grass w<br />

dziwną pułapkę: albo musi opaść kurtyna,<br />

ponieważ robotnicy zauważają, że<br />

ważniejsi są na ulicy niż w teatrze sławnego<br />

reżysera, albo kurtyna nie opada<br />

i wówczas – powiada Joachim Kaiser<br />

– „rewolucyjnym robotnikom scena wydaje<br />

się ważniejsza od ulicy”. W obliczu<br />

twardej rzeczywistości potencjalny przywódca<br />

robotników zawodzi i zawodzi<br />

także idea reformistyczna. Jeszcze przed<br />

ukazaniem się sztuki, w jednej z mów<br />

wyborczych (Lubeka 1965) opowiedział<br />

się Grass za rozsądkiem, a jego krytyka<br />

„śmierdzącej rzeczywistości” zbliżona<br />

jest do sformułowań występujących w<br />

tragedii.<br />

„Wzywam niemieckich uczonych,<br />

teologów, pisarzy i studentów, artystów<br />

i lekarzy, architektów i inżynierów,<br />

wzywam wszystkich, którym bliski jest<br />

duch, dla których rozsądek jest bazą całego<br />

poznania, dla których wartością są<br />

artystyczne i naukowe tradycje naszego<br />

kraju, dla których demokracja i tylko demokracja<br />

może służyć za ojczyznę: każcie<br />

waszej pracy odpocząć kilka godzin i<br />

przyczyńcie się słowem i pismem do tego,<br />

żeby pycha i ignorancja nie były dłużej<br />

przeszkodą nie do pokonania w naszym<br />

podzielonym kraju. Wszyscy wiemy, jaką<br />

straszną potęgą może być głupota. Nasza<br />

55


Refleksje<br />

historia uczy nas, na jakie brzemienne<br />

w skutki manowce możemy zejść. Delikatna<br />

roślinka rozsądku stale dawała się<br />

zagłuszać przez trawę. Zatroszczmy się,<br />

żeby w końcu w naszym kraju zwyciężył<br />

rozsądek, a racjonalizm rozprzestrzenił<br />

się jak jakaś uzdrawiająca epidemia”.<br />

Robotnicy w sztuce Grassa mówią jednak<br />

jak dzieci i są w swych reakcjach infantylni<br />

(M. Reich-Ranicki), a sztuka jest<br />

„mieszaniną teatru marionetek i baśni z<br />

1001 nocy” (J. Kaiser). W sztuce tej o „raczej<br />

głupkowatej zawartości myślowej”<br />

(W. Jens) pomieszczono „dużo Schillerowskiej<br />

retoryki” (M. Jurgensen), a<br />

arcykonserwatywny „Bayernkurier” wysyła<br />

„świętą krowę lewicy” na pustynię.<br />

Wydawca „Spiegla”, Rudolf Augstein,<br />

zarzucił autorowi wręcz rażące błędy<br />

myślowe. Hellmuth Karasek skarżył się<br />

na potworną nudę. Natomiast „Berliner<br />

Zeitung” ubolewała, że Grass poświęcił<br />

wielki talent dla opluwania Bertolta<br />

Brechta. Przy takich opiniach, sformułowania<br />

„moralizujący patriota”, który<br />

„przeteatralizował” swoje dzieło, czy też<br />

„idealistyczny dramat do czytania” (P.<br />

Hamm) brzmią niemalże jak zachwyt.<br />

Willy Brandt napisał w liście do pisarza,<br />

iż był świadkiem wielkiego wydarzenia<br />

literackiego, a przemądrzałymi krytykami<br />

nie należy się przejmować. W wielu<br />

gazetach mowa była o narodowym kiczu,<br />

a w czasie premiery rozlegały się gwizdy<br />

– publiczność zareagowała żywiołowym<br />

protestem na znak, że tak kiepskiego teatru<br />

już dawno nie widziała.<br />

Wszechogarniający skandal w niemieckim<br />

życiu teatralnym wisiał na włosku,<br />

kiedy wdowa po Brechcie – Helena Weigel<br />

zagroziła teatrom odebraniem praw<br />

autorskich na wystawianie dramatów<br />

56<br />

Mistrza. Sztuka miała 50 przedstawień,<br />

a emocje powoli się wyciszyły. Ponownie<br />

wystawiono ją – także bez powodzenia –<br />

w 1986 roku. Należy w tym miejscu gwałtownie<br />

zaprzeczyć, jakoby sztuka była<br />

wyrazem „prywatnej wojenki” Grassa z<br />

wielkim Brechtem. Takiej potrzeby zapewne<br />

autor Blaszanego bębenka nigdy nie<br />

odczuwał, a nastroje anty-Grassowskie<br />

nakręcała SED-owska propaganda oraz<br />

Stasi, mówiące o szkalowaniu literackiej<br />

ikony NRD. Frontowe miasto Berlin<br />

– grzmieli propagandyści – oddano w<br />

ręce „prowokacji wojennej i kontrrewolucji”.<br />

Nigdy dotąd dzieło literackie nie<br />

przyczyniło się do tak bolesnego i wręcz<br />

absurdalnego eskalowania politycznej<br />

atmosfery między oboma państwami<br />

niemieckimi.<br />

Wiele spraw, mimo intensywnych<br />

starań i intryg, nie udało się w kontekście<br />

Grassa wyciszyć, choćby jego starania<br />

o wspólne fora literackie, w których<br />

oprócz pisarzy zachodnioberlińskich<br />

(Nicolas Born, Hans Christoph Buch,<br />

Peter Schneider, Günter Grass) udział<br />

biorą również twórcy z NRD: Erich<br />

Arendt, Thomas Brasch, Günter Kunert,<br />

Karl Mickel, Hans-Joachim Schädlich,<br />

Klaus Schlesinger i in.<br />

Nieświadomy wielu spraw pisarz zachodnioniemiecki<br />

nie kryje się ze swoimi<br />

kontaktami z wieloma dysydentami:<br />

Frank-Wolf Matthies i Lutz Rathenow<br />

zostają aresztowani, a socjaldemokrata<br />

Grass ukarany odmową wizy. Dopiero<br />

w ramach głasnosti i pierestrojki idą<br />

władze partyjne SED na większe koncesje,<br />

bowiem w 1987 roku ukazuje się w<br />

Niemczech Wschodnich nawet Blaszany<br />

bębenek. Agenci Stasi nie bardzo wiedzą<br />

jak się nadal zachowywać, zaś pisarz


swobodnie jeździ z odczytami po miastach<br />

NRD.<br />

W Berlinie Wschodnim dochodzi do<br />

potężnych demonstracji pod hasłem:<br />

„Precz z murem, niech żyje wolność i<br />

demokracja”. Uaktywniają się kościelne<br />

organizacje, ale kulminacyjny moment<br />

protestu przypada na dzień 17 stycznia<br />

1988. Oficjalna demonstracja ku czci<br />

69. rocznicy zamordowania Róży Luxemburg<br />

zamienia się w olbrzymi wiec<br />

pod hasłem stworzonym z jej słynnych<br />

słów: „Wolność jest zawsze tylko wolnością<br />

inaczej myślących”. Policja i agenci<br />

STASI wdają się w brutalne bójki z demonstrantami.<br />

Przez NRD przechodzi<br />

fala prześladowań i aresztowań. Tysiące<br />

mieszkańców NRD zjawiają się w ambasadach<br />

Budapesztu, Pragi i Warszawy,<br />

aby ubiegać się o wizy wyjazdowe. W<br />

Lipsku demonstruje krótko przed upadkiem<br />

muru berlińskiego pół miliona<br />

mieszkańców.<br />

Günter Grass udaje się w ostatnią podróż<br />

do moralnie i politycznie zdemolowanej<br />

Niemieckiej Republiki Demokratycznej.<br />

Wędruje ze szkicownikiem, aby<br />

udokumentować umierające lasy. Wracając<br />

9 listopada 1989 roku samochodem z<br />

Berlina do Behlendorf słyszy w radiu, iż<br />

padł mur berliński. Jak większość Niemców<br />

jest w szoku i w domu przez całą noc<br />

śledzi w telewizji dalszy tok wydarzeń.<br />

Identyfikuje się z niesionymi przez demonstrantów<br />

napisami: „My jesteśmy<br />

narodem” i „Zetnijcie bonzów, chrońcie<br />

drzewa”. Koniec niewoli – nie tylko<br />

we wschodnich Niemczech, ale również<br />

w Polsce, Czechosłowacji i na Węgrzech<br />

przyjął spokojnie i pragmatycznie, chociaż<br />

również z pewną dozą nieufności.<br />

Kiedy wkrótce okazało się, że wieloma<br />

Norbert Honsza: Günter Grass: dziecko szczególnej troski Stasi<br />

pisarzami sterowały służby specjalne<br />

NRD, ostro sprzeciwia się wszelkim<br />

ewentualnym wobec nich represjom,<br />

twierdząc, iż nie należy wspomagać STA-<br />

SI w ich pozagrobowym triumfie. W<br />

najgorszej sytuacji znajduje się Christa<br />

Wolf: ceniona wprawdzie przez Grassa,<br />

ale przez wielu kolegów nazwana pisarką<br />

reżimową.<br />

Kiedy zostają opublikowane o niej<br />

dokumenty jako TW „Margarete”, Grass<br />

stanowczo protestuje przeciwko katom<br />

kręcącym na jej szyi stryczek. Szczególnie<br />

mocno rozczarowuje atak Marcela<br />

Reicha-Ranickiego na pisarkę, bowiem<br />

jako „konwertyta polityczny” powinien<br />

był bardziej ważyć słowa. Fritz J. Raddatz<br />

czy Hellmuth Karasek, również krytykujący<br />

Christę Wolf, zostali przez Grassa<br />

znacznie łagodniej potraktowani. Ogólnie<br />

wyraża zdumienie, że pisarka została<br />

oceniona znacznie ostrzej od funkcjonariusza<br />

partyjnego i dogmatyka Hermanna<br />

Kanta. Następuje nieprzejednana<br />

dyskusja na temat moralności pisarzy i<br />

żadna ze stron nie chce choćby na jotę<br />

ustąpić od swych przekonań i argumentacji.<br />

Grass sprzecza się w telewizji z Rudolfem<br />

Augsteinem o sens i przyszłość<br />

zjednoczonych Niemiec. Od czasu Tomasza<br />

Manna nikt z pisarzy nie posiadał<br />

takiego autorytetu jak autor Blaszanego<br />

bębenka.<br />

Z uwagą, choć często krytycznie, wsłuchiwano<br />

się w jego racje. Nadal wypowiada<br />

się krytycznie czy wręcz pogardliwie<br />

o krytykach, prowadzących show-biznes<br />

w kwartetach literackich. Kogo miał na<br />

myśli, wszyscy wiedzą. Sprowokowany<br />

Reich-Ranicki odpowiada ostro, co<br />

ponownie nakręca spiralę wzajemnych<br />

animozji i niechęci. Na progu wysiłków<br />

57


Refleksje<br />

zjednoczeniowych popełnia Grass ewidentne<br />

błędy polityczne, wypowiadając<br />

się za dwoma niemieckimi państwami<br />

w jednym związku. W Lubece dyskutuje<br />

z przybyłymi z Niemiec Wschodnich<br />

mieszkańcami o federalistycznym państwie.<br />

W Lipsku, w Nikolaikirche, czyta<br />

fragmenty ze Szczurzycy i ostrzega przed<br />

„pustym gadaniem zjednoczeniowym”.<br />

Tezy te powtórzy przed studentami na<br />

Uniwersytecie Gdańskim. Wprawdzie z<br />

tych koncepcji później wycofał się, ale na<br />

początku wywołały one spore zamieszanie,<br />

bo zdecydowanie sprzeciwiał się zadufanej<br />

„pańskości”, reprezentowanej przez Helmuta<br />

Kohla oraz nie podzielał triumfalizmu<br />

i euforii tamtych dni. W „Die Zeit”<br />

napisał w 1990 roku bez ogródek:<br />

„W istocie rzeczy: nie tylko lękam<br />

się Niemiec zredukowanych z dwóch<br />

państw do jednego, ale stanowczo odrzucam<br />

państwo jedności i byłoby mi<br />

lżej na sercu, gdyby – do utworzenia takiego<br />

państwa nie doszło [...] Nie, takiej<br />

ojczyzny, bezczelnie triumfującej, powiększonej<br />

w drodze ingerencji, nie chcę,<br />

jakkolwiek prócz kilku myśli nie dysponuję<br />

żadnymi środkami, by zapobiec<br />

niefortunnemu porodowi [...] W rezultacie<br />

będzie nas niemal osiemdziesiąt milionów.<br />

Będziemy znowu zjednoczeni,<br />

silni i – nawet przy próbach mówienia<br />

cicho – hałaśliwi. Na koniec – ponieważ<br />

dosyć nigdy nie jest dosyć – uda się za<br />

58<br />

pomocą niezawodnie twardej marki – i<br />

po uznaniu polskiej granicy zachodniej<br />

– podporządkować sobie gospodarczo<br />

spory szmat śląska, kawałek Pomorza i<br />

– według aż nadto znanych wzorców niemieckiej<br />

historii – znowu przyjdzie nam<br />

być postrachem i żyć w izolacji. Taką<br />

ojczyznę zdradzam już dziś; moja ojczyzna<br />

powinna być bardziej różnorodna,<br />

kolorowa, lepiej żyjąca z sąsiadami, mądrzejsza<br />

po szkodzie i strawniejsza dla<br />

Europy”.<br />

Pisarz kolejny raz próbuje uaktywnić<br />

się politycznie, ale nie przyjmuje do wiadomości,<br />

że nastały diametralnie inne<br />

czasy. Niewiele pozostało ze starej przyjaźni<br />

z Willy Brandtem, za bardzo się od<br />

siebie oddalili, aby jeszcze kiedykolwiek<br />

zbliżyć się ponownie: niemniej jednak<br />

żąda przyjęcia w Niemczech tysięcy<br />

bezdomnych Cyganów. Broni Salmana<br />

Rushdiego, na którego wszczęto nagonkę:<br />

„Jezus Chrystus kochał prowokacje,<br />

dlatego jest pewne, że ów mężczyzna o<br />

imieniu Mohammed, znany jako prorok,<br />

z największą przyjemnością przeczytałby<br />

powieści Salmana Rushdiego,<br />

szczególnie zaś jego Szatańskie wersety”.<br />

Przed studentami na uniwersytecie we<br />

Frankfurcie nad Menem cytuje opinię<br />

Adorna: „Prawie nierozwiązalne zagadnienie<br />

polega na tym, aby nie dać się<br />

ogłupić ani przez władzę innych, ani<br />

przez własną bezradność”.


Wolfgang Bittner<br />

Wir sind auf einem guten Weg<br />

Bericht über eine Reise nach Schlesien<br />

Das Wiedersehen mit Schlesien ist für<br />

den, der dort geboren ist und dessen<br />

Heimat es einmal war, immer auch eine<br />

Reise in die Vergangenheit. Die Gegenwart<br />

wird unabweisbar geprägt und<br />

durchdrungen von den Erinnerungen<br />

wie es einmal war und was sich dort ereignet<br />

hat. Die Frage ist nach wie vor:<br />

Wie können wir damit umgehen, wenn<br />

wir zwar der Überzeugung sind, dass der<br />

Verlust der Heimat ein Unrecht für Millionen<br />

Menschen war, dass die Ursachen<br />

aber in der mörderischen Politik des NS-<br />

Staates lagen und dass die Abtretung der<br />

deutschen Ostgebiete, die etwa 700 Jahre<br />

zum deutschen Reich gehörten, der zu<br />

erbringende Tribut Deutschlands für<br />

die Verbrechen während des Nationalsozialismus<br />

war – so schmerzlich diese<br />

Erkenntnis auch für viele Heimatvertriebene<br />

und Flüchtlinge sein mag.<br />

Meine wiederholten Lese- und Vortragsreisen<br />

nach Polen, insbesondere<br />

in die ehemals deutschen Gebiete, haben<br />

mir gezeigt, wie wichtig eine Verständigung<br />

mit diesem nicht einfachen<br />

Nachbarn ist, der Deutschland zugleich<br />

fürchtet und verehrt, hasst und liebt.<br />

Nicht zu vergessen ist dabei, dass man<br />

Deutschland in Polen – soweit es politisch<br />

gemäßigt zugeht – ebenfalls für<br />

einen schwierigen Nachbarn hält. Aber<br />

wir müssen zu einer Aussöhnung kommen,<br />

daran besteht kein Zweifel. Und<br />

wie es scheint, sind wir auf dem Wege<br />

dahin, jedoch noch lange nicht am Ziel.<br />

Denn die zu überwindenden Widerstände<br />

sind groß, die emotionalen Belastungen<br />

noch 65 Jahre nach dem Ende des<br />

zweiten Weltkriegs auf beiden Seiten<br />

deutlich spürbar.<br />

Kürzlich war ich wieder einmal in<br />

Breslau/Wrocław, ich war in Gleiwitz/<br />

Gliwice und in Waldenburg/Wałbrzych.<br />

Die Anlässe waren erfreulich. In Breslau<br />

wurde gerade eine Doktorarbeit über<br />

mein bisheriges literarisches Werk abgeschlossen<br />

und ich war zur öffentlichen<br />

Verteidigung der Dissertation eingeladen<br />

worden, die an der Germanistischen<br />

Fakultät der Breslauer Universität stattfand.<br />

Beteiligt waren neben der Doktorandin,<br />

Frau Jasita, die Professoren Norbert<br />

Honsza (als Doktorvater), Edward<br />

Białek (als Vorsitzender der Prüfungskommission)<br />

sowie als Gutachter die<br />

Professorin Irena światłowska-Prędota<br />

und Professor Lech Kolago aus Warschau.<br />

Meine literarische und publizistische<br />

Arbeit hat in den vergangenen Jahren<br />

selten eine so positive und freundliche<br />

Beachtung gefunden wie an der Breslauer<br />

Universität, wo ständig auch Di-<br />

59


Refleksje<br />

plom- und Magisterarbeiten über mein<br />

Werk oder Teile meines Werks geschrieben<br />

werden, ebenso wie in Kattowitz,<br />

Oppeln, Tschenstochau und an weiteren<br />

Hochschulen Polens. Das freut mich<br />

natürlich und ich fühle mich dadurch<br />

geehrt.<br />

In derselben Woche war eine Lesung<br />

aus meinen Büchern mit anschließender<br />

Diskussion in meiner Geburtsstadt Gleiwitz<br />

angesagt. Die Veranstaltung war in<br />

der ganzen Stadt plakatiert, so dass im<br />

Saal der Stadtbibliothek etwa hundert<br />

Zuhörer zusammenkamen, erstaunlich<br />

viele ältere Menschen deutscher<br />

Herkunft sowie zahlreiche Schüler, die<br />

Deutsch lernen. Die Organisation hatte<br />

das Haus der Deutsch-Polnischen Zusammenarbeit<br />

übernommen, eine seit<br />

zwölf Jahren bestehende Einrichtung,<br />

die es sich zur Aufgabe gemacht hat, die<br />

deutsche Minderheit in Schlesien sowie<br />

ihren Dialog mit der polnischen Mehrheit<br />

zu fördern, „ein Ort des Dialogs<br />

und der aktiven Verständigung“, wie es<br />

im Programm heißt. Die von dem Literaturwissenschaftler<br />

Dr. Kowal moderierte<br />

Diskussion entzündete sich unter<br />

anderem an der Frage nach der Bedeutung<br />

von Heimat.<br />

Hochinteressant war am folgenden<br />

Tag die Begegnung mit Studenten der<br />

germanistischen Fakultät der Staatlichen<br />

Fachhochschule in Waldenburg/<br />

Wałbrzych, zu der Prof. Dr. Edward<br />

Białek eingeladen hatte. Die auf anderthalb<br />

Stunden angesetzte Veranstaltung<br />

dauerte aufgrund vieler Fragen<br />

fast drei Stunden. In der Diskussion<br />

spielten sowohl die Literatur wie auch<br />

die Politik eine wesentliche Rolle.<br />

Viele Studenten klagten über die un-<br />

60<br />

haltbaren wirtschaftlichen Umstände,<br />

unter denen sie und ihre Eltern zu leben<br />

gezwungen sind.<br />

Der anschließende Besuch im Museum<br />

in Wałbrzych verdeutlichte, wie<br />

positiv sich die Einbeziehung der deutschen<br />

Vergangenheit in die polnische<br />

Geschichtsschreibung in den letzten<br />

Jahren entwickelt hat. In der außerordentlich<br />

umfangreichen Porzellan-<br />

Sammlung befinden sich zahlreiche<br />

Ausstellungstücke aus der Produktion<br />

der Krister-Porzellan-Manufaktur (1831<br />

gegründet, 1921 von Rosenthal gekauft)<br />

und der Porzellanmanufaktur von Carl<br />

Tielsch (1845 in Altwasser bei Waldenburg<br />

gegründet), die zeitweise einer der<br />

größten deutschen Porzellanhersteller<br />

war und wozu seit 1932 auch die Firma<br />

Hutschenreuther gehörte.<br />

In einem Saal des Museums befinden<br />

sich zudem Vorkriegsansichten von<br />

markanten Gebäuden, Industrieanlagen,<br />

Straßen und Plätzen der Stadt, denen aktuelle<br />

Ansichten gegenübergestellt sind.<br />

Auf den alten Fotos ist deutlich die deutsche<br />

Vergangenheit der Stadt erkennbar.<br />

Auch werden Persönlichkeiten aus dieser<br />

Zeit gewürdigt, was vor einigen Jahren<br />

noch undenkbar gewesen wäre.<br />

Die Stadt, die mit abnehmender<br />

Tendenz noch etwa 125.000 Einwohner<br />

zählt, liegt 65 Kilometer südwestlich<br />

von Breslau zwischen Riesengebirge und<br />

Eulengebirge. Nachdem hier vor einigen<br />

Jahren der Kohlebergbau eingestellt<br />

wurde, gehört Waldenburg heute zu den<br />

ärmsten Gebieten Polens mit einer außerordentlich<br />

hohen Arbeitslosenrate;<br />

nach der Statistik lebt mehr als die Hälfte<br />

der Bevölkerung an oder unterhalb<br />

der Armutsgrenze. Man bemüht sich,


doch die Stadt wirkt heruntergekommen.<br />

Alkoholismus und Kriminalität<br />

haben seit der Zechenstilllegung stark<br />

zugenommen, der illegale Kohleabbau<br />

in den lebensgefährlichen Schächten<br />

fordert ständig neue Opfer.<br />

Wieder in Breslau, war der Hörsaal<br />

überfüllt, die Studenten saßen zum Teil<br />

noch auf den Fensterbänken. Ich las aus<br />

den Büchern „Gleiwitz heißt heute Gliwice“,<br />

„Überschreiten die Grenze“ und<br />

„Niemandsland“; auch hier gab es Fragen<br />

über Fragen und eine rege Diskussion.<br />

Und wie überall in den vielen Gesprächen<br />

während dieser Reise, zeigte sich<br />

das überaus große Interesse an Kontakten<br />

und einem intensiven Austausch mit<br />

Wolfgang Bittner: Wir sind auf einem guten Weg<br />

Deutschland. Wir sind auf einem guten<br />

Weg, das bestätigten auch die polnischen<br />

Gastgeber, wir müssen vorangehen.<br />

Wolfgang Bittner, geboren 1941 in Gleiwitz,<br />

lebt als freier Schriftsteller in Göttingen und Köln.<br />

Der promovierte Jurist schreibt für Erwachsene,<br />

Jugendliche und Kinder, ist Mitglied im PEN<br />

und erhielt mehrere Preise und Auszeichnungen.<br />

2004 und 2006 führten ihn Gastprofessuren<br />

nach Polen. Er veröffentlichte mehr als 60 Bücher,<br />

darunter die Romane „Der Aufsteiger<br />

oder Ein Versuch zu leben“, „Niemandsland“<br />

und „Flucht nach Kanada“, der Erzählband<br />

„Das andere Leben“ sowie das Sachbuch „Beruf:<br />

Schriftsteller“. (Weitere Informationen:<br />

www.wolfgangbittner.de)<br />

61


Refleksje<br />

Klaus Schuhmann<br />

„Noch ist Polen nicht verloren“<br />

– Rudolf Leonhard bezeugte es<br />

mit Gedichten<br />

Nimmt man heutigentags die zu sechs<br />

Bänden gebündelten Hefte der seit 1913<br />

im Leipziger Kurt Wolff Verlag erschienenen<br />

Textfolge „Der jüngste Tag“ zur<br />

Hand, macht sich ein aus den meist<br />

typisch expressionistischen Buchtiteln<br />

heraus ragender besonders bemerkbar:<br />

der 1918 erschienene mit der Überschrift<br />

„Polnische Gedichte“ von Rudolf Leonhard<br />

(1889-1953). Sucht man eine<br />

Erklärung dafür, findet man in den einschlägigen<br />

Lexika eine vordergründige<br />

auf den Geburtsort Lissa bezogen (in<br />

Klammer stets mit dem Hinweis darauf,<br />

dass er in Polen liegt), obwohl Leonhard<br />

als Sohn eines deutschen Rechtsanwalts<br />

im damaligen Schlesien zur Welt kam<br />

und erst in den nachfolgenden Jahren in<br />

westlich davon gelegenen deutsche Universitäten<br />

Jura studierte, danach in Berlin<br />

lebte und 1927 nach Frankreich übersiedelte,<br />

wo er bald auch in der Sprache<br />

dieses Landes schrieb.<br />

Eher schon erinnert die Überschrift<br />

„Polnische Gedichte“ an Schriftsteller<br />

des 19. Jahrhunderts, die damals aus<br />

Sympathie und eigener Freiheitsliebe<br />

das polnische Ringen um Selbstbestimmung<br />

und nationale Unabhängigkeit<br />

mit Gedichten begleiteten, während<br />

die Schriftsteller des 20. Jahrhunderts<br />

62<br />

mit einer veränderten, wenn auch vergleichbaren<br />

politischen Konstellation<br />

konfrontiert waren: die durch den 1.<br />

Weltkrieg hervorgerufene politisch-geographische<br />

Situation, in der sich Polen<br />

zu Republik emporarbeitete. Diesem<br />

zeitgeschichtlichen Hintergrund – einhergehend<br />

mit Leonhards eigener Wandlung<br />

vom deutschgesinnten Kriegsfreiwilligen<br />

zum pazifistischen Internationalisten<br />

– verdanken seine Gedichte<br />

hauptsächlich ihre Entstehung, wie der<br />

„Ende September 1916“ in „Göttingen“<br />

verfassten Nachbemerkung zu entnehmen<br />

ist, die mit den Worten anhebt:<br />

Das Nationalgefühl, wenn es über einen<br />

ohne sittliche Qualitäten wirkenden Instinkt<br />

zu einer Überzeugung gediehen ist,<br />

damit aber anders und höher aufrichtig<br />

wurde als der bisher geltende Urtrieb,<br />

und für sich und andere berechtigter,<br />

muß, neben anderen Tugenden, die freudige<br />

Anerkennung jedes fremden Nationalgefühls<br />

zur Folge haben. Wovon ich<br />

überzeugt bin, daß ich – und nicht als der<br />

so und so zufällig Veranlagte, sondern als<br />

der überhaupt Seiende – es darf, ja daß<br />

ich es soll, dessen Recht und mehr als<br />

Recht muß ich allein in gleichem Stande<br />

Seienden zugestehn. Das Bestehn der<br />

Nationen ist nicht nur die Voraussetzung<br />

des Internationalismus: Folge des eignen<br />

Nationalgefühls ist die Anerkennung des<br />

Prinzips der Nationen, und es ist bloße<br />

Anwendung, ist nur der letzte Schritt


zum Wissen um die Vielfalt ihres Reichtums<br />

und bis zur Liebe der Nationen, zur<br />

Weltliebe.<br />

Es bedürfte bei diesen Sätzen eingehender<br />

Exegese, aus welchen geistigen<br />

oder juristischen Quellen Leonhard<br />

schöpfte, um die nachfolgenden Polen-Gedichte<br />

zu beglaubigen, während<br />

wenig später – nun auf Deutschland bezogen<br />

– literaturgeschichtlich eindeutig<br />

erklärt wird:<br />

Und es heißt deutsche Überlieferung<br />

aufnehmen, die beste deutsche Überlieferung,<br />

wenn wir mit den Völkern in die Zukunft<br />

gehen, und die Hoffnungen eines<br />

schönen, stolzen und strebenden Volkes<br />

mitfühlen. Auch Deutsche kämpften bei<br />

Missolunghi und (im Politischen wohl<br />

falsch genug eingenommen) bei Ladysmith.<br />

Der Marquis San Bacco Heinrich<br />

Manns, in den Romanen der Herzogin<br />

von Assy, kämpfte in allen Erdteilen für<br />

die Völker, die ihre Freiheit suchen, ohne<br />

Besinnen und Bedenken; so sehr hat<br />

der Garibaldiner seines Volkes Freiheit<br />

geliebt. Wir haben noch San Baccos; ihnen<br />

wären, wüßte ich sie namentlich zu<br />

nennen, diese Gedichte leidenschaftlich<br />

gewidmet.<br />

Mit seinem Verweis auf die zu Jahrhundertbeginn<br />

erschienenen „drei Romane<br />

der Herzogin von Assy“ mit dem<br />

Obertitel „Die Göttinnen“ ist jener<br />

Schriftsteller als ein „guter Geist“ angerufen,<br />

der 1932 mit seinem „Bekenntnis<br />

zum Übernationalen“ jenem Nationalismus<br />

deutscher Prägung Paroli zu bieten<br />

versuchte, der sich mit dem Überfall auf<br />

Polen als der kriegerischste in Europa<br />

erwies.<br />

Die polnische „Überlieferung“<br />

kommt mit ihrem Beitrag zur „Weltliebe“<br />

mit zwei Gedichten zu Wort, in denen<br />

Garibaldi vergleichbare Personen<br />

genannt werden: „Poniatowski auf dem<br />

Klaus Schuhmann: „Noch ist Polen nicht verloren“<br />

Balkon“ und der weniger bekannte „Witold<br />

Napierogocki“, von dem zu lesen<br />

ist:<br />

Als ich nach Galizien kam,<br />

lag es vom Kriege noch verschont.<br />

Die Völker drängten an,<br />

sich zu bedrängen.<br />

(…)<br />

Nein, noch ist Polen nicht verloren.<br />

Mein Volk, Du wirst Dich neugeboren<br />

blutend zwischen die blutenden Völker<br />

zwängen,<br />

Völker die in Wunden stöhnen,<br />

Ostens und Westens zu versöhnen.<br />

Während in diesen beiden Gedichten<br />

zwei auf unterschiedliche Weise mit Kriegen<br />

verbundene Namen ins Feld geführt<br />

werden, greifen andere in die polnische<br />

Geschichte aus: „Die Polen an Irland“<br />

und „An Amerika“, worin es heißt:<br />

O die Auswandrer<br />

in den Zwischendecken,<br />

wenn eng die Menge auf den Koffern<br />

hockt,<br />

stumpf übers blendende Wasser sieht,<br />

verstockt<br />

horcht, wie einer, einer nur kläglich<br />

die Harmonika spielt;<br />

und zusieht, wie ein Kind sich keuchend<br />

auf den Brettern sielt;<br />

und ausfährt, um drüben in gleichem<br />

Elend zu verrecken!<br />

Am Schluss des Gedichts überträgt<br />

sich aber Zukunftsglaube expressionistischer<br />

Prägung auch auf die Auswanderer:<br />

Alle hat die Urmutter an die Erdenbrust<br />

genommen.<br />

Jeder wird sie und wird den anderen<br />

lieben.<br />

Wir wollen selbst die neue Welt errichten!<br />

63


Refleksje<br />

Um das ethnisch-politisch gemeinte<br />

Adjektiv „polnisch“ im Titel seines<br />

Gedichtbandes sinnfällig werden zu<br />

lassen, hat sich Leonhard Menschen<br />

geschaffen, die er entweder als einzelne<br />

Personen oder als Gruppe singend sich<br />

verlautbaren lässt, wie es im „Lied der<br />

Polen an Europa“ geschieht, das nach<br />

„Gerechtigkeit“ ruft:<br />

64<br />

Nicht die Liebe sei es, daß Ihr unser<br />

Land befreit:<br />

zweiundzwanzig Millionen,<br />

die im Steinbruch ihrer Städte, im flachen<br />

Land geschart um Ströme wohnen,<br />

ein Volk schreit<br />

Euch zu: Gerechtigkeit.<br />

Im Gedicht „Polnische Schauspielerin“<br />

manifestiert sich aus vergleichbarem<br />

zeitgeschichtlichen Erlebnisgrund<br />

der Wunsch:<br />

O, auf Erden<br />

im eigenen Wort verstanden werden!“<br />

Gemeint ist hier die „polnische Sprache“,<br />

auf die sich nationale Identität<br />

gründen soll, vergleichbar dem „Wappentier“,<br />

das im Gedicht „Der polnische<br />

Adler“ beschworen wird:<br />

Noch tierisch, Wappentier, und tierisch<br />

wirst Du bleiben,<br />

mager, unschuldig, sehnig, alterslos<br />

im Alter –<br />

doch Menschen recken sich als Deine<br />

Wappenhalter<br />

an beiden Seiten Dir – Du kannst sie<br />

nicht vertreiben.<br />

Neben dem Gedicht mit dem heraldischen<br />

Titel hat Leonhard eines mit<br />

kunstgeschichtlichem platziert, das<br />

„Polnisches Barock“ überschrieben ist,<br />

aber mehr noch von den Wunden des<br />

Krieges gezeichnet ist als von der gestal-<br />

terischen Fülle einer Architektur, wie sie<br />

im 18. Jahrhundert in Europa entstand:<br />

Mit Wolkenwülsten steht die Stadt<br />

verrammelt.<br />

Um Türen klammern hyazinthne<br />

Strahlen<br />

geisternder Lichter sich. Der Mond<br />

versammelt<br />

die Schatten, die um schwellende Dächer<br />

greifen.<br />

Bauchige Rinnen stürzen in die Gassen,<br />

an Portalen<br />

vorüber, deren Wölbungen ins Leere<br />

schweifen.<br />

(…)<br />

So viel geschieht. Hier gibt es kein<br />

Verweilen.<br />

Hirngeschlagen zerfallen Tote<br />

in den Grüften,<br />

und über ihren eingewachsnen Spuren<br />

schwingt sich hier alles, in überirdischen<br />

Zeilen<br />

hinhorchend tatenlosen Qualen<br />

in Trotz und Fülle schwer und irdisch<br />

enteilen.<br />

Eingeleitet hat Rudolf Leonhard sein<br />

Buch mit einem „Gespräch zweier Deutschen“,<br />

geschlossen wird es mit einer<br />

Botschaft eines Polen an seine Landsleute,<br />

dargeboten als „Ein sterbender Minister<br />

hinterläßt den Polen“:<br />

Es gibt keine Grenze, wo Deutschland<br />

an Polen stößt,<br />

die Ströme treten ungehindert über<br />

in deutsches Land,<br />

und der Flissak, der seine Stämme<br />

stromabwärts flößt,<br />

hat nie erkannt,<br />

ob es den heimischen Atem<br />

mit feindlicher Luft vertauschen<br />

heißt, - da ihn weiter das Wasser trägt<br />

und hier wie dort<br />

mit gleichem unverstandnem Wort


gluckend eine Weile über die Bretter<br />

schlägt,<br />

und gleiche Melodie die Uferwälder<br />

rauschen.<br />

Ich hörte an den Grenzsteinen<br />

ein schmales Lettenmädchen lachen<br />

und weinen,<br />

in meine Brust hinein;<br />

vor schluchzenden Kadenzen ihrer<br />

Stimme versank der Stein –<br />

Ich wußte: wo polnische Erde liegt,<br />

ist sie in Streifen deutscher und russischer<br />

eingeschmiegt.<br />

Der Strom von Erde, der um den Globus<br />

fließt,<br />

ergießt<br />

auch in Polen sein Gewicht.<br />

Grenzen werden heißen, wo die Völker<br />

einanderstützen –<br />

Die besten Deutschen haben<br />

geschworen,<br />

Polen sei noch nicht verloren;<br />

einst werden die besten Russen Dich<br />

schützen –<br />

Wer Dich zwang und besessen<br />

hatte, Polen, sollst Du vergessen.<br />

Aber, eh nicht der Stern zerfällt,<br />

Polen, vergiß die Russen nicht,<br />

Polen, vergiß nicht die Deutschen,<br />

Polen, vergiß nicht die Welt!<br />

Nicht zufällig ist das Schlussgedicht<br />

wie ein Vermächtnis eines Toten an die<br />

Lebenden angelegt, damit ausgesprochen<br />

werden kann, was sich – auf die erste<br />

Hälfte des 20. Jahrhunderts bezogen<br />

– einerseits wie eine Warnung, aber auch<br />

wie eine Zukunftsvision deuten lässt und<br />

von einem Europaverständnis getragen<br />

wird, wie es die „Geistigen“ in den letzten<br />

Kriegsjahren auch in Deutschland<br />

und Frankreich propagierten, am markantesten<br />

Heinrich Mann, der in den<br />

zwanziger Jahren für die „Vereinigten<br />

Staaten von Europa“ warb.<br />

Klaus Schuhmann: „Noch ist Polen nicht verloren“<br />

Dass Rudolf Leonhard zu den Pionieren<br />

dieses neuen, einen Krieg verhindernden<br />

Denkens zählte, ist auch<br />

dadurch beglaubigt, wie Johannes R.<br />

Becher mit dem Gedichtbuch „An Europa“<br />

wahr werden ließ, was Ludwig Rubiner<br />

vor Kriegsbeginn nur bei einem<br />

Schriftsteller feststellen konnte: „Der<br />

Dichter greift in die Politik“.<br />

Selbst 1916, als Leonhard seine Nachbemerkungen<br />

zu Papier brachte, waren<br />

es nur wenige Dichter der expressionistischen<br />

Generation, die der Überzahl patriotisch-poetischer<br />

Ergüsse ihrer meist<br />

älteren Berufskollegen, allen voran<br />

Thomas Mann mit den „Bekenntnissen<br />

eines Unpolitischen“ grenzüberschreitende<br />

Verbrüderung entgegen hielten,<br />

aber noch lange nicht hoffen konnten,<br />

auf Gehör bei ihren Lesern zu stoßen,<br />

wie Rudolf Leonhard vermutete:<br />

Diese Gedichte werden vielleicht einem<br />

Vorurteil entgegengehen,<br />

da sie der übel beleumdeten<br />

Gattung der politischen<br />

Lyrik angehören. Es bleibt am besten<br />

ihnen selbst überlassen,<br />

sich und ihre Familie zu rechtfertigen<br />

und diesem Vorurteil<br />

zu begegnen (…) Sie verheißt nicht mehr<br />

als etwa „Liebeslyrik“,<br />

und es wird meistens übersehen,<br />

daß es auch unter den<br />

politischen Gedichten gute und schlechte<br />

gibt!<br />

Als die „Polnischen Gedichte“ im<br />

deutschen Revolutionsjahr 1918 erschienen,<br />

bedurfte es solcher Plädoyer für<br />

diese Sorte von Gedichten nicht mehr,<br />

und Rudolf Leonhard gehörte als Mitbegründer<br />

des Theaters „Die Tribüne“<br />

auf exponierte Weise zu jenen Pionie-<br />

65


Refleksje<br />

ren, die auch auf dem Theater eine neue<br />

„Gattung“ kreierten, von Erwin Piscator<br />

in seinen Schriften „Das politische Theater“<br />

genannt.<br />

Rudolf Leonhards nächstfolgende,<br />

dem Titel nach wiederum auf ein Land<br />

und dort auf den Ort seiner Internierung<br />

bezogene Gedichtfolge wird in der<br />

Werkausgabe „Le Vernet“ tituliert. Als<br />

er diesem Schreckensort durch Flucht<br />

entkam, gehörte er zu den Kämpfern<br />

der Rčsistance und überlebte auch in<br />

66<br />

diesen Jahren seiner Illegalität den<br />

Krieg. Als er 1947 am 1. deutschen<br />

Schriftstellerkongress in Berlin teilnahm,<br />

war für ihn endlich die Zeit gekommen,<br />

wieder „Deutsche Gedichte“<br />

zu schreiben und denen an die Hand<br />

zu geben, die seine Botschaft aus dem<br />

Jahr 1916 in den Wind geschlagen hatten,<br />

sich „die beste und deutscheste<br />

Überlieferung“ anzueignen. So wie er<br />

es getan hatte, als er seine „Polnischen<br />

Gedichte“ schrieb.


Sylwetki<br />

Karin Gafert<br />

„Daß eine Nation die ander<br />

verstehen möge“ – Dieter Bänsch:<br />

ein schlesischer Brückenbauer<br />

Am schwierigen Brückenbau zwischen<br />

Deutschland und Polen in der 2. Hälfte<br />

des 20. Jahrhunderts waren, unterhalb<br />

der politischen Ebene, unzählige Menschen<br />

beteiligt – auf beiden Seiten des<br />

Eisernen Vorhangs. Viele blieben und<br />

bleiben namenlos, andere bleiben in<br />

Erinnerung oder sollten nicht vergessen<br />

werden.<br />

Einen dieser deutsch-polnischen Brückenbauer<br />

in Erinnerung zu rufen, ist<br />

Absicht dieser Zeilen, die zugleich ein<br />

verspäteter Nachruf wären. Die Rede ist<br />

von Dieter Bänsch, Professor für Neuere<br />

deutsche Literatur an der Philipps-<br />

Universität Marburg, der 1995 kaum<br />

siebzigjährig verstorben ist. Die unter<br />

dem Strich positive Entwicklung der<br />

deutsch-polnischen Beziehungen in den<br />

letzten zwei Jahrzehnten nach dem Fall<br />

des Eisernen Vorhangs konnte er nicht<br />

mehr erleben. Sein deutsch-polnisches,<br />

besser: sein schlesisches Vermächtnis, ist<br />

die von ihm initiierte Partnerschaft zwi-<br />

schen der Marburger und Breslauer Universität,<br />

sind vor allem aber die Vielzahl<br />

wissenschaftlicher und privater Kontakte<br />

zwischen Deutschen und Polen.<br />

Der Titel der Festschrift zum 60. Geburtstag<br />

des polnischen Barockforschers<br />

Marian Szyrocki: „Daß eine Nation die<br />

ander verstehen möge“ 1 war auch ein Lebensmotto<br />

seines Marburger Kollegen<br />

und Freundes Dieter Bänsch. Bei seinen<br />

Bemühungen, das gegenseitige Verständnis<br />

zu fördern, spielte die eigene germanistische<br />

Fachwissenschaft, spielte der<br />

Dialog über die deutsche Literatur und<br />

Literaturwissenschaft eine Pionierrolle.<br />

Dass die germanistische Forschung<br />

und Lehre an der Breslauer Alma mater<br />

auf eine reiche Tradition zurückblicken<br />

1 Hrsg .v. Norbert Honsza und Hans-Gert<br />

Roloff. Amsterdam 1988. Der Titel bezieht sich<br />

seinerseits auf ein barockes deutsch-polnisches<br />

Lehrbuch, das sein Verfasser, ein Glogauer Philologe,<br />

1616 mit dieser Maxime dem Rat der<br />

Stadt Breslau widmete.<br />

67


Sylwetki<br />

kann, ist von den führenden Germanisten<br />

der Universität Wroclaw in der Jubiläums-Ausgabe<br />

der Germanica Wratislaviensia<br />

124, „Germanistik 2000 Wrocław-<br />

Breslau“ 2 eindrücklich beschrieben worden,<br />

einschließlich der Tatsache, dass<br />

die deutsche Philologie im „Grenzland“<br />

Schlesien sich in den 20er und 30er Jahren<br />

des 20. Jahrhunderts durchaus anfällig<br />

für national-konservative und chauvinistische<br />

Vereinnahmung zeigte. Mit<br />

größten Vorbehalten - und dies nur allzu<br />

verständlich - wurden nach dem Krieg<br />

in Polen germanistische Lehrstühle eingerichtet<br />

- auch im nunmehr polnischen<br />

Wrocław, das die Tradition der Universität<br />

Lwów weiterführte. Die Zäsur, die<br />

das Kriegsende für die germanistische<br />

Ausbildung und Forschung in Polen<br />

und hier insbesondere in den ehemaligen<br />

deutschen Ostgebieten, nicht zuletzt<br />

in Breslau, bedeutete, hatte zugleich<br />

einen grundlegenden Wechsel der Perspektive<br />

zur Folge: handelte es sich doch<br />

nun nicht mehr um die Beschäftigung<br />

mit der eigenen Kultur- und Geistesgeschichte<br />

wie im früheren Breslau, sondern<br />

– nunmehr in Wrocław am Institut<br />

für Germanische Philologie – um die<br />

Pflege einer Fremdsprache in einer politisch<br />

prekären Situation. Nicht selten<br />

– vor allem in der Zeit des Stalinismus<br />

- wurde die Beschäftigung mit deutscher<br />

Sprache und Literatur als klassenfeindlich<br />

gebrandmarkt. Erst die Institutsleitung<br />

des renommierten Barockforschers<br />

Marian Szyrocki ermöglichte in den<br />

70er Jahren den Breslauer Germanisten<br />

wissenschaftlich und didaktisch die<br />

Öffnung zum Westen und seit Beginn<br />

2 Hrsg. von Norbert Honsza. Wrocław 2001,<br />

Acta Universitatis Wratislaviensis No 2260<br />

68<br />

der 90er Jahre eine selbstbewußtere, um<br />

Objektivität bemühte Reflexion über die<br />

deutsche Vergangenheit Schlesiens und<br />

über den für beide Nationen identitätsprägenden<br />

„Kulturraum Schlesien“ als<br />

europäischem Phänomen 3 .<br />

Dass sich die Germanistik in<br />

Wrocław seit nunmehr 65 Jahren so<br />

überaus positiv entwickeln konnte, dass<br />

politische, historische und ideologische<br />

Hindernisse weitgehend überwunden<br />

werden konnten und das Institut für<br />

Germanische Philologie der Universität<br />

Wrocław heute in der polnischen Germanistik<br />

eine führende Rolle spielt – mit 8<br />

Lehrstühlen und 3 Forschungsstellen<br />

- ist nicht zuletzt den germanistischen<br />

Professoren und Professorinnen sowie<br />

den Institutsleitern zu verdanken.<br />

Der für jede wissenschaftliche Disziplin<br />

lebenswichtige internationale<br />

Austausch mit Fachkollegen und in<br />

der Folge mit Partnerhochschulen in<br />

Westdeutschland begann in den 60er<br />

Jahren. Hier spielte der 1970 gegründete<br />

„Lehrstuhl für zeitgenössische Literatur<br />

und Kultur der DDR, der Bundesrepublik<br />

Deutschland, Österreichs und der<br />

Schweiz“ eine wichtige Rolle. (Die Beziehungen<br />

zur DDR-Germanistik bedürften<br />

einer gesonderten Darstellung.)<br />

Die Universität Wrocław, allen voran<br />

das Institut für Germanische Philo-<br />

3 s. den aufschlussreichen Text von Jürgen<br />

Joachimsthaler: Die Zukunft der Vergangenheit.<br />

Die Auseinandersetzung der polnischen<br />

Germanistik mit den deutschen Spuren in Polen.<br />

Aktualisierte Fassung in Studia Germanica<br />

Gedanensia, 2001, S. 77-102; s. auch Walter<br />

Engel, Norbert Honsza: Kulturraum Schlesien.<br />

Ein europäisches Phänomen. Interdisziplinäre<br />

Konferenz Wrocław/Breslau 18. – 20. Oktober<br />

1999, Wrocław 2001


logie, knüpften – abgesehen von den<br />

Verbindungen zu DDR-Hochschulen<br />

(besonders die Zusammenarbeit mit<br />

der Universität Leipzig) – Kontakte zu<br />

Germanisten in Bochum, Berlin, Göttingen,<br />

Tübingen, Heidelberg und eben<br />

zur Marburger Philipps-Universität, an<br />

der Dieter Bänsch seit 1965 als Assistent<br />

und seit 1972 als Ordinarius für Neuere<br />

deutsche Literatur lehrte.<br />

Nicht nur der fachwissenschaftliche<br />

Diskurs bildete das Fundament dieser<br />

Brücke. Fast noch wichtiger war das persönliche<br />

Engagement, bisweilen auch<br />

mit politischem Risiko, waren aber auch<br />

Hilfe und Unterstützung im Alltäglichen.<br />

Die erste Begegnung mit dem polnischen<br />

Barockforscher fand 1966 in<br />

Marburg statt, wohin Dieter Bänsch<br />

Marian Szyrocki eingeladen hatte. Anlass<br />

war ein Fernsehauftritt, bei dem<br />

Szyrocki, damals noch Dozent, über<br />

seine Gryphius-Ausgabe berichtet hatte.<br />

Es entwickelt sich eine zweieinhalb<br />

Jahrzehnte währende Freundschaft, die<br />

auch die Ehefrauen Dorothea Bänsch<br />

und Krystyna Szyrocka mit einbeschloss<br />

und erst durch den vorzeitigen Tod von<br />

Marian Szyrocki 1992 ihr Ende fand.<br />

Mit einbeschlossen in die Marburger<br />

Gastfreundschaft im Hause Bänsch waren<br />

auch jüngere Breslauer Akademiker,<br />

so der Sohn Artur Szyrocki mit Studienfreunden<br />

oder auch der Mediziner Marek<br />

Belda.<br />

Im umfangreichen Nachlass von Dieter<br />

Bänsch finden sich Aufzeichnungen,<br />

Briefe und unveröffentlichte Manuskripte<br />

seiner Lehrveranstaltungen,<br />

die die Fülle seiner „grenzüberschreitenden“<br />

Interessen belegen und die von<br />

Karin Gafert: „Daß eine Nation die ander verstehen möge“<br />

Dorothea Bänsch fachkundig katalogisiert,<br />

mit großer Sorgfalt transkribiert<br />

und archiviert, nunmehr zum größten<br />

Teil der Universität Marburg überlassen<br />

wurden. Sie dokumentieren in eindrucksvoller<br />

Weise die schwierigen, oft<br />

frustrierenden Bemühungen um den<br />

deutsch-polnischen Dialog, zudem den<br />

großen – über das Fachinteresse weit<br />

hinausgehenden - persönlichen Einsatz<br />

eines politisch engagierten Hochschullehrers<br />

4 .<br />

Begünstigt durch den KSZE-Prozess<br />

in den siebziger Jahren, intensiver jedoch<br />

in den 80er Jahren, dem „Jahrzehnt der<br />

Solidarność“, kam es vermehrt zu bilateralen<br />

wissenschaftlichen Austauschbeziehungen<br />

zwischen der Volksrepublik<br />

Polen und der Bundesrepublik. Nunmehr<br />

gab es im Germanistenaustausch<br />

zwischen Marburg und Breslau nicht<br />

nur einzelne Kurzzeitaufenthalte für<br />

polnische Fachkollegen, sondern auch<br />

DFG-Anträge und Gastprofessuren an<br />

der Marburger Universität, die unter<br />

großen Mühen über Fachbereichsräte<br />

und Dekane durchgesetzt werden konnten.<br />

Es kam zu gemeinsamen Projekten<br />

und Veröffentlichungen von Bänsch<br />

und Szyrocki in der wichtigsten polnischen<br />

Germanisten-Zeitschrift Germanica<br />

Wratislaviensia. 1987 erschien dort<br />

der Beitrag Polenlyrik „Harfenklänge,<br />

Polens Erinnerungen und seinen Hei-<br />

4 Um das Thema zu begrenzen, stützt sich<br />

dieser Beitrag exemplarisch fast ausschließlich<br />

auf den Briefwechsel Dieter Bänschs mit<br />

Marian Szyrocki, den mir Dorothea Bänsch<br />

freundlicherweise zur Verfügung gestellt hat.<br />

Auf die ebenfalls vorhandene umfangreiche<br />

Korrespondenz mit anderen polnischen und<br />

anderen ausländischen Wissenschaftern sei nur<br />

der Vollständigkeit hingewiesen.<br />

69


Sylwetki<br />

matlosen geweiht“ (Nr. 77, S. 404-455),<br />

1988 der Beitrag „Siebzehn Polenlieder<br />

von Otto von Wenckstern (Nr. 82, S.<br />

440-482). Bänsch hatte darüber hinaus<br />

umfangreiches Material zum Thema<br />

„Polenlieder“ kopieren lassen, das im<br />

Marburger Staatsarchiv lagert. Es sollte<br />

für weitere Veröffentlichungen nach<br />

der Emeritierung dienen. Leider auch<br />

erst posthum erfolgte 1998 in der Germanica<br />

Wratislaviensia der Abdruck des<br />

Vortrags „Die deutsche Einheit und die<br />

Schriftsteller“ (121, S. 81-92), den Bänsch<br />

in Freiburg, Poitiers und Luxemburg gehalten<br />

hatte, ein literarisches Vermächtnis<br />

geprägt von der für ihn charakteristischen<br />

engen Verbindung seines Denkens<br />

mit Politik und Gesellschaft.<br />

Sucht man nach den Beweggründen<br />

für das anhaltende Interesse Dieter<br />

Bänschs am deutsch-polnischen Dialog,<br />

so finden wir diese nicht zuletzt in<br />

seiner Biografie:<br />

Geboren 1925 im niederschlesischen<br />

Nieder-Hermsdorf, heute Sobiecin,<br />

einem düsteren Bergarbeitervorort<br />

nahe Waldenburg/Wałbrzych, als Sohn<br />

eines Lehrers, der bereits 1933 kurzzeitig<br />

von der SA verhaftet und anschließend<br />

auf die rechte Oderseite in den<br />

Kreis Guhrau strafversetzt wurde. Früh<br />

musisch begabt besuchte der Gymnasiast<br />

das Konservatorium in Waldenburg,<br />

trat als Pianist in Konzerten auf,<br />

aber auch als musikalischer Leiter einer<br />

„Spielschar“, einer Sondereinheit der<br />

Hitlerjugend.<br />

Seinen Plan, in Breslau zu studieren,<br />

machte der Krieg zunichte. Siebzehnjährig<br />

musste er an die Front und verbrachte<br />

insgesamt 7 Jahre als Soldat und<br />

Kriegsgefangener in Russland.<br />

70<br />

Herauszuheben aus seinen zahlreichen<br />

eigenen literarischen Arbeiten<br />

ist der 1989 erschienene Bericht<br />

„Bobruisk“, der Name der weißrussischen<br />

Stadt an der Beresina, in die er<br />

mehrfach als Soldat und Gefangener<br />

kam. Das Buch wurde ins Russische<br />

und Polnische übersetzt und gibt Zeugnis<br />

von den lebenswirksamen Kriegs-<br />

und Elendserfahrungen des kaum<br />

Zwanzigjährigen. 5<br />

Insbesondere die viereinhalb Jahre<br />

währende russische Kriegsgefangenschaft<br />

war eine starke Triebfeder für<br />

Bänschs anhaltendes Interesse für Verständigung<br />

und Versöhnung mit den<br />

polnischen und russischen Nachbarn.<br />

Eine geplante russische Verfilmung des<br />

Schicksals eines Soldaten konnte nicht<br />

mehr realisiert werden. Nur das Exposé<br />

konnte ihm kurz vor seinem Tod noch<br />

vorgelesen werden.<br />

In seiner akademischen Karriere war<br />

Dieter Bänsch nie ein „Elfenbeinturm-<br />

Professor“. Die offene, diskutierende<br />

Haltung zur deutschen Studentenbewegung<br />

1968/69, die kritische Reflexion<br />

über die eigene Disziplin, studentische<br />

Arbeitskreise, fächerübergreifende Veranstaltungen,<br />

Interdisziplinarität und<br />

Öffnung der Literaturwissenschaft für<br />

die Neuen Medien, Verknüpfungen<br />

mit Kunstgeschichte und Musikwissenschaft,<br />

Exkursionen und Theateraufführungen<br />

mit Studierenden sowie die aktive<br />

Beteiligung in Hochschulgremien<br />

und Reformdiskussionen gehörten zu<br />

seinem Verständnis als akademische<br />

5 Bobruisk. Bericht. Basilisken-Presse Marburg<br />

1989. In Fortsetzungen zweisprachig abgedruckt<br />

in der St. Petersburgischen Zeitung,<br />

1995.


Lehrer. „…was man bei ihm lernte“, so<br />

einer seiner Schüler, „war, dass Literatur<br />

zuerst eben kein Gegenstand für Germanisten<br />

ist, sondern lebendige, künstlerische<br />

Wirklichkeit“ 6 .<br />

Seine glücklicherweise als Manuskript<br />

vorhandene zweisemestrige Vorlesung<br />

„Deutsche Literatur von 1900 bis<br />

1945“ 7 zeigt Bänschs Intention, Literatur<br />

zu entmystifizieren, besonders deutlich.<br />

Fern von „werkimmanenter Interpretation“,<br />

verweist er stets auch auf<br />

die historischen und sozialgeschichtlichen<br />

Hintergründe – gleichgültig, ob<br />

es um Kafka, um Hofmannsthal oder<br />

Gottfried Benn ging. Als Zeitgenosse<br />

brachte er Details aus der eigenen Biografie<br />

oder lokale Bezüge ein, die seine<br />

Vorlesungen spannend und lebendig<br />

machten. Kritisch seiner eigenen Wissenschaft<br />

gegenüber war ihm daran<br />

gelegen, die ideologiebildende Funktion<br />

der Germanistik und des Deutschunterrichts<br />

vor allem in der Zeit des<br />

Nationalsozialismus zu reflektieren.<br />

„Von dieser Wissenschaft“ – so Bänsch<br />

am Beispiel des Germanistikstudenten<br />

Baldur von Schirach, „war es besonders<br />

leicht, den Weg zu den Völkischen oder<br />

gleich zu den Faschisten zu finden.“<br />

(S. 546) Wie wenige Hochschullehrer –<br />

weiß die Autorin aus eigener Erfahrung<br />

– verfügte Dieter Bänsch neben seinem<br />

literarischen Fachwissen gleichermaßen<br />

über profunde politische und sozi-<br />

6 Wolfgang Matz, einer seiner Schüler und<br />

heute Cheflektor im Hanser-Verlag München,<br />

in seinem Kondolenzschreiben an Dorothea<br />

Bänsch (9.1.1996)<br />

7 vom handschriftlichen Manuskript abgeschrieben<br />

von Dorothea Bänsch, 582 Seiten, 1.<br />

Teil: WS 1986/87, 2. Teil: Sommersemester 1987<br />

Karin Gafert: „Daß eine Nation die ander verstehen möge“<br />

algeschichtliche Kenntnisse. So konnte<br />

er in seinen literaturwissenschaftlichen<br />

Vorlesungen den „alltäglichen Faschismus“<br />

analysieren, aber auch den Beitrag<br />

vieler deutscher Intellektueller und<br />

„Geistesschaffender“ zur Vorbereitung<br />

von Krieg und Vernichtung. Und nicht<br />

nur in Berlin, erzählte Bänsch seinen<br />

Studenten, auch in der Universitätsstadt<br />

Marburg gab es – ebenfalls am 10.<br />

Mai 1933 – Bücherverbrennungen und<br />

der Rektor der Philipps-Universität<br />

marschierte in Uniform zum Verbrennungsplatz<br />

mit!<br />

Seine umfassende Sicht auf Literatur<br />

und Kultur, die die gesellschaftlichen<br />

und politischen Zustände – aber auch<br />

die deutsche Vergangenheit – stets mit<br />

in den Blick nahm, erklärt auch das anhaltende<br />

Interesse von Dieter Bänsch,<br />

sich politisch einzumischen und für<br />

„friedliche Grenzüberschreitungen“<br />

einzutreten. Dazu gehörte für den gebürtigen<br />

Schlesier die Verständigung mit<br />

Polen, insbesondere mit den polnischen<br />

Fachkollegen, im nunmehr polnischen<br />

Wrocław.<br />

Mit Marian Szyrocki verband Dieter<br />

Bänsch auch die Vorliebe für lange<br />

Geschichten aus Kindheit und Jugend.<br />

„Ich gehöre zu den vielen Zeitgenossen“,<br />

schreibt Bänsch in seinem Beitrag<br />

für die Festschrift zum 60. Geburtstag<br />

von Marian Szyrocki, „denen Du solange<br />

Geschichten erzählt hast, vor allem<br />

von Deinem wirklich merkwürdigen<br />

Großvater, bis sie begriffen haben, was<br />

für Blicke auf Geschichte in solchen Geschichten<br />

enthalten sein können.“ (S.<br />

10) Und später: „Womöglich hast Du aus<br />

Lubliniec wenn nicht dieselbe, so doch<br />

ähnliche wspomnienia: die Kindheiten<br />

71


Sylwetki<br />

waren womöglich gar nicht so weit voneinander<br />

entfernt.“<br />

Die unterschiedlichen Schwerpunkte<br />

beider Germanisten in Lehre und Forschung<br />

hinderten das gegenseitige Verständnis<br />

nicht, wobei von einem Gegenstand<br />

wie der Barockforschung in politisch<br />

prekären Zeiten per se eher keine<br />

Provokationen oder unbequeme Einmischungen<br />

zu gewärtigen waren.<br />

Die Korrespondenz zwischen Bänsch<br />

und Szyrocki gibt auch Aufschluss über<br />

konkrete Hilfen für den an Diabetes und<br />

Augenkrankheiten leidenden polnischen<br />

Kollegen. Am 7. Juli 1982 schreibt er an<br />

Dieter Bänsch:<br />

72<br />

Sehr interessiert bin ich deshalb an Insulinspritzen<br />

für den einmaligen Gebrauch.<br />

Es genügen die kleineren mit 40<br />

Einheiten, am besten sind die amerikanischen,<br />

da ist die Nadel bereits auf die<br />

Spritze montiert. Aber auch die anderen<br />

Einwegspritzen sind gut, sonst ist es eine<br />

wahre Qual mit dem Kochen der Normalspritze.<br />

Einen Monat später (6.8.1982) dankt<br />

Szyrocki für die „nützliche Sendung, die<br />

mich gut erreicht hat. Demnächst fahre<br />

ich zum Barockkongress nach Wolfenbüttel“.<br />

Im September 1982 kündigt<br />

Dieter Bänsch ein weiteres „Päckchen<br />

mit Spritzen“ an sowie seinen Besuch<br />

in Breslau im Frühjahr des folgenden<br />

Jahres. Die dafür erforderliche offizielle<br />

Einladung des Rektors der Breslauer<br />

Universität zu einem 7-tägigen Besuch<br />

an der Universität Wrocław enthält die<br />

Bitte um einen Vortrag, bzw. ein Kolloquium<br />

mit den wissenschaftlichen<br />

Mitarbeitern. Übernommen würden die<br />

Aufenthaltskosten und Tagegeld sowie<br />

die Kosten einer evtl. gewünschten Reise<br />

in die Warschauer Bibliothek. Der War-<br />

schauer Besuch fand nicht statt, dafür<br />

aber der 7-tägige Aufenthalt in Wrocław<br />

vom 11. bis 17. April 1982, an der auch<br />

weitere Personen teilnahmen, nämlich<br />

„meine Frau und die Chauffeurin, eine<br />

Frau Dr. Gafert aus Hannover (ebenfalls<br />

gebürtige Schlesierin, d. Verf.), die bei<br />

mir mit einem Akzent auf Hauptmanns<br />

„Webern“ über die Darstellung des Proletariats<br />

im 19. Jahrhundert promoviert<br />

hat“ (Schreiben vom 6.12.82 an Szyrocki).<br />

Die ca. 10-stündige Reise von Marburg<br />

nach Breslau lief mit den üblichen<br />

DDR-Grenzerfahrungen in Görlitz ab:<br />

Alles Schriftliche, alles Gedruckte und<br />

Geschriebene, das Bänsch für seinen<br />

Vortrag in Breslau bei sich hatte, wurde<br />

konfisziert und erst nach dringlichen<br />

Vorhaltungen und nachdem es kopiert<br />

war, wieder zurückgegeben. (Brief v.<br />

Bänsch an das Auswärtige Amt vom<br />

2.3.1984).<br />

Der Vortrag von Dieter Bänsch über<br />

„Die Anfänge der Deutschen Nachkriegsliteratur“<br />

stieß im germanistischen<br />

Seminar von Marian Szyrocki auf<br />

großes Interesse und schuf eine Reihe<br />

neuer Verbindungen, insbesondere mit<br />

dem Ehepaar Borysiak. Eindrücklich<br />

blieben auch die privaten Besuche bei<br />

Szyrockis in ihrer Breslauer Wohnung<br />

und ihrem Häuschen im Riesengebirge,<br />

blieben der gemeinsame Besuch an<br />

Rübezahls Grab und dem Grab Carl<br />

Hauptmanns, eine Fahrt nach Sobiecin/Neu-Hermsdorf,<br />

dem Geburtsort<br />

von Dieter Bänsch, nach Wałbrzych/<br />

Waldenburg, in den Kreis Oleśnica/<br />

Oels sowie zu den früheren Weberdörfern<br />

am Fuße des Riesengebirges. Ein<br />

Brief von Marian Szyrockis kurze Zeit


später enthielt die Anrede „Lieber Rübezahl-Kumpel“.<br />

Der Aufenthalt in Schlesien im Frühjahr<br />

1983 – noch in der politisch angespannten<br />

Situation in Polen durch den<br />

andauernden Kriegszustand und die<br />

Unterdrückung der Solidarność – bildete<br />

den Grundstein für die offizielle<br />

Partnerschaft zwischen den beiden Universitäten<br />

Marburg und Wrocław, die<br />

jedoch erst nach dem Fall des Eisernen<br />

Vorhangs 1991 unterzeichnet werden<br />

sollte. Allerdings ohne dass der Initiator<br />

einbezogen wurde.<br />

In dem Schriftwechsel der Jahre 1983<br />

bis 1991 zwischen Bänsch und Szyrocki,<br />

soweit er erhalten ist, wird jedoch deutlich,<br />

dass die jeweiligen Akzente unterschiedlich<br />

waren, dass Prioritäten anders<br />

gesetzt wurden und polnische Partner die<br />

Austauschbeziehungen eher individuell,<br />

auf die eigene Person bezogen, verstanden<br />

und strukturelle oder übergreifende<br />

hochschulpolitische Bemühungen eher<br />

nicht im Vordergrund standen.<br />

Diese Asymmetrie wird deutlich in<br />

den Initiativen von Dieter Bänsch an der<br />

Philipps-Universität, die Partnerschaft<br />

mit Breslau auf ein breiteres Fundament<br />

zu stellen. So brachte er im Februar 1984<br />

folgenden Antrag in seinem Fachbereichsrat<br />

ein:<br />

Der Fachbereichsrat stimmt einer mit<br />

dem Jahr 1985 beginnenden wissenschaftlichen<br />

Zusammenarbeit zwischen dem<br />

Institut für Neuere deutsche Literatur<br />

und dem Instytut Filologii Germanskiej<br />

im Wydzial Filologiczny der Uniwersytet<br />

Wroclawski zu. Im Rahmen dieser Zusammenarbeit<br />

sollen in jedem Jahr zwei<br />

Breslauer Germanisten für je eine Woche<br />

nach Marburg und zwei Marburger Germanisten<br />

für je eine Woche nach Wroclaw<br />

fahren, um mit Vorträgen und in Diskus-<br />

Karin Gafert: „Daß eine Nation die ander verstehen möge“<br />

sionen aus der Arbeit der Institute zu<br />

berichten. …Für das SS 1985 wird außerdem<br />

für Herrn Prof. Dr. Marian Szyrocki,<br />

Wroclaw, eine Gastprofessur aus Mitteln<br />

der DFG beantragt. Arbeitsfelder dieser<br />

Gastprofessur soll unter anderem das Polenbild<br />

in der deutschen Literatur des 19.<br />

und 20. Jahrhunderts sein…<br />

In gleicher Zeit berichtet Marian Szyrocki<br />

überwiegend über eigene Projekte<br />

und Publikationen: „Im März erscheint<br />

meine Literaturgeschichte 1895-1945;<br />

demnächst geht ein Wälzer in Druck<br />

– die Literaturgeschichte vom Tacitus<br />

bis Ende des 19. Jahrhunderts (über 1000<br />

Seiten). Dann will ich den Band 5 für<br />

Volk und Wissen zu Ende schreiben…..“<br />

(24.2.1984) Und an anderer Stelle:<br />

Unser Beruf ist faszinierend, aber teuflisch<br />

anstrengend, ist tag- und nacht füllend,<br />

so dass man oft den Eindruck hat,<br />

am Leben vorbeizudenken.<br />

Besonders wichtig war Szyrocki seine<br />

über die DFG finanzierte Gastprofessur,<br />

die für das Sommersemester 1985<br />

in Marburg geplant war, konkret: vom<br />

1. April bis 15. Juli 1985. Der ausführlich<br />

begründete Antrag des Dekans des<br />

Fachbereichs für Neuere Deutsche Literatur<br />

und Kunstwissenschaften vom<br />

20.3.1984 bei der DFG war von Bänsch<br />

konzipiert worden, nachdem er mit<br />

Mühe aus Breslau alle erforderlichen<br />

Informationen erhalten hatte. Die DFG<br />

bewilligte am 30.5.1984 den Aufenthalt<br />

für 4 Monate mit einer Summe von rd.<br />

30.000 DM.<br />

Den an die DFG gerichteten Zwischenbericht<br />

über die Marburger Zeit<br />

unterschrieb der Prodekan Prof. Dr.<br />

Jörg Jochen Berns, der seinerseits schon<br />

länger in Austauschbeziehungen zu<br />

dem Breslauer Barockforscher stand. Er<br />

73


Sylwetki<br />

berichtet, dass Szyrocki drei Lehrveranstaltungen<br />

abgehalten habe: eine Vorlesung<br />

über die „Deutsch-polnischen<br />

Beziehungen in der Zeit der Klassik und<br />

Romantik und ihr literarischer Ertrag“<br />

sowie zwei Forschungsseminare zusammen<br />

mit Dieter Bänsch zu den „Deutsch-<br />

Polnischen Beziehungen in der Literatur<br />

des 19. und 20. Jahrhunderts“ und über<br />

die „Deutsch-Polnischen Beziehungen<br />

in der Nachkriegsliteratur“. Ob – abgesehen<br />

von Dieter Bänsch – die geplanten<br />

Gegenbesuche von Marburger Germanisten<br />

in Breslau im Jahr 1986 stattgefunden<br />

haben, ergibt sich aus den vorliegenden<br />

Quellen nicht. Vorgesehen<br />

waren Kanzler Ewald, die Professoren<br />

Berns, Pickerodt und Lomnitzer.<br />

So wichtig es Dieter Bänsch war,<br />

Netzwerke zwischen Marburg und<br />

Breslau zu knüpfen, so bereitwillig<br />

unterstützte er jedoch auch die individuelle<br />

Karriere von Marian Szyrocki,<br />

der aber selbst eine Reihe weiterer Professoren<br />

an westdeutschen Hochschulen<br />

zu seinen Unterstützern zählen<br />

konnte, etwa Jörg-Ulrich Fechner an<br />

der Universität Bochum, Hans-Gert<br />

Roloff in Berlin und Benno von Wiese<br />

in Göttingen.<br />

Besonders deutlich wird Bänschs<br />

Einsatz für die Person Szyrocki in seinem<br />

von der FU Berlin (H.-G. Roloff)<br />

erbetenen Gutachten zur Verleihung<br />

der Würde eines „Honorarprofessors<br />

für Deutsche Philologie und Deutsch-<br />

Polnische Kulturbeziehungen“. In der<br />

Begründung (vom 3. 1. 1986) wird nicht<br />

nur die hohe Wertschätzung für Marian<br />

Szyrocki deutlich, sondern auch Dieter<br />

Bänschs eigenes wissenschaftethisches<br />

Credo:<br />

74<br />

Schon die Einrichtung einer Honorarprofessur,<br />

zu deren Arbeitsgebiet die<br />

deutsch-polnischen Kulturbeziehungen<br />

gehören, verdient Aufmerksamkeit und<br />

Zustimmung. Es ist ja nicht zu übersehen,<br />

dass von der sehr reichen Geschichte dieser<br />

Beziehungen, gerade der literarischen,<br />

in Polen mehr bekannt ist als bei uns, wo<br />

komparatistische Interessen sich mit Vorliebe<br />

den romanischen und der angelsächsischen<br />

Kultur zugewandt haben. Das<br />

mag in der immer groß und manchmal<br />

übermächtig gewesenen Einwirkung dieser<br />

Kulturen auf die deutsche, auch in vielen<br />

Vorgängen der politischen Geschichte<br />

seine eigene historische Erklärung finden;<br />

es kann aber nicht hinwegtragen über die<br />

Beobachtung, daß umgekehrt das Interesse<br />

an polnischer Sprache und polnischer<br />

Kultur immer viel geringer gewesen ist,<br />

als die enge Nachbarschaft und die bewegte<br />

deutsch-polnische Geschichte es<br />

erwarten lassen müssten. Wahrscheinlich<br />

hat man es hier mit dem Vorwalten eines<br />

Blickes zu tun, der den Nachbarn von<br />

vornherein weniger als Subjekt gelten<br />

lässt denn als Objekt, im günstigen Fall<br />

als bedürftigen Empfänger von Kultur.<br />

Weil dieser Blick von oben herab ergeht,<br />

kann er kulturelle Wechselverhältnisse<br />

und schwerwiegende Lücken in der eigenen<br />

Welterkenntnis nicht wahrnehmen.<br />

Die Einrichtung einer Honorarprofessur<br />

wäre eine der vielen vorstellbaren Schritte,<br />

über die eine gründliche Neuentdeckung<br />

und Nutzbarmachung der deutsch-polnischen<br />

Kulturbeziehungen gefördert<br />

werden kann.<br />

Neben Szyrockis wissenschaftlichen<br />

Qualitäten thematisiert Bänsch in dem<br />

Gutachten ein biografisches Erklärungsmuster,<br />

das auch für ihn selbst zutrifft,<br />

nämlich, dass Szyrocki<br />

die historische und aktuelle Problematik<br />

der deutsch-polnischen Beziehungen<br />

nicht nur aus wissenschaftlicher Rekonstruktion<br />

und Reflexion kennt, sondern<br />

vermittelt durch Erfahrung. Seine Herkunft<br />

aus einem Teil Schlesiens, der zu<br />

den territorialen und ethnischen Zankäpfeln<br />

zwischen dem Deutschen Reich


und Polen gehörte, seine von Jugend an<br />

geschärfte Aufmerksamkeit für kulturelle<br />

Dissimilation, Krieg und Nachkriegszeit,<br />

das wechselseitige Aufbieten der Furie des<br />

Verschwindens und die Einsicht, immer<br />

mitgemeint zu sein, haben ein Bedürfnis<br />

und eine Fähigkeit zur Wahrnehmung<br />

positiver Inhalte im Verhältnis von<br />

Deutschen und Polen ausgebildet, die<br />

vernehmlich in aller wissenschaftlichen<br />

Thematisierung mitsprechen. Das Schriftenverzeichnis<br />

belegt, in welchem Umfang<br />

diese Thematik inzwischen zum Lebensthema<br />

geworden ist. Ich habe dieses<br />

Bedürfnis und diese Fähigkeit in zwei<br />

im Sommersemester 1985 veranstalteten<br />

gemeinsamen Seminaren zu deutsch-polnischen<br />

Beziehungen kennengelernt und<br />

über sie eine merkliche Erweiterung meiner<br />

eigenen Erkenntnismöglichkeiten<br />

von literarischen Zeugnissen dieser Beziehungen,<br />

etwa den sogenannten Polengedichten<br />

von Günter Grass oder der<br />

deutschen Polendichtung des Vormärz,<br />

erfahren können.<br />

Die in den Jahren 1983 bis 1986<br />

häufigen Besuche und Gegenbesuche<br />

wirkten in verschiedener Weise nach.<br />

Bänsch nahm Kontakt mit westdeutschen<br />

Verlagen auf und bat sie um Bücherspenden<br />

für das germanistische<br />

Institut der Universität Wrocław. Vom<br />

Auswärtigen Amt erbat er die Übernahme<br />

der Transportkosten – unter Hinweis<br />

darauf, dass es sich hierbei um eine den<br />

kulturpolitischen Interessen der Bundesrepublik<br />

Deutschland dienende Unternehmung<br />

handele.<br />

Die wissenschaftliche Frucht des<br />

Aufenthalts Szyrockis in Marburg waren<br />

die erwähnten gemeinsamen Veröffentlichungen<br />

in der Germanica Wratislaviensia.<br />

Im Mai 1986 hielt sich Marian Szyrocki<br />

zu einem Gastaufenthalt in München<br />

auf, wo er die Verpflichtung hatte, eine<br />

Vorlesung über Barocklyrik sowie zwei<br />

Karin Gafert: „Daß eine Nation die ander verstehen möge“<br />

Hauptseminare und ein Kolloquium<br />

abzuhalten. In kurzen handschriftlichen<br />

Briefen klagte er zunehmend über gesundheitliche<br />

Probleme – nicht ohne den ihm<br />

eigenen Sarkasmus: „Welchen Körperteil<br />

schädigt die nächste Gastprofessur?“<br />

Doch nicht nur die Germanisten<br />

profitierten von Dieter Bänschs unermüdlichem<br />

Engagement. Er war auch<br />

Ansprechpartner für die Medizinische<br />

Akademie in Breslau, die über seine<br />

Vermittlung die Partnerschaft mit der<br />

Marburger Medizinischen Fakultät<br />

wünschte (Schreiben des Rektors der<br />

Medizinischen Akademie Wrocław vom<br />

1.9.1987). Besonders wichtig waren hier<br />

aber Hilfslieferungen für die Kinderchirurgie,<br />

wo eine „kunstgerechte Behandlung<br />

der vom Schicksal so schwer<br />

betroffenen Kinder“ mangels entsprechender<br />

medizinischer Geräte, Katheter,<br />

Ultraschallgeräte etc. oft nicht möglich<br />

war. (Schreiben von Prof. Jerzy Czernik<br />

an Bänsch vom 2.1.1989). Bänsch<br />

sammelte umgehend Gelder, u.a. beim<br />

Lions-Club Marburg, und sorgte für die<br />

Lieferung der gewünschten Geräte. Am<br />

9. März 1989 erreicht ihn das Telegramm<br />

der Ärztin Prof. Ludmilla Hirnowa, die<br />

sich bereits 1987 zu einem Informationsbesuch<br />

am Marburger Universitätsklinikum<br />

aufgehalten hatte:<br />

FUENF APPARATE ANGEKOMMEN.<br />

BEREITS IN BETRIEB. HERZLICHEN<br />

DANK FUER HERRLICHES GE-<br />

SCHENK.<br />

Die Ausweitung der Kooperationsbeziehungen<br />

auf andere Fakultäten,<br />

etwa auf die Chemie, bzw. die Naturwissenschaften<br />

insgesamt, wird in Bänschs<br />

Briefen an Szyrocki bereits 1984 thematisiert.<br />

Es gab aber offensichtlich eine „zö-<br />

75


Sylwetki<br />

gerliche Haltung“ auf Seiten des Marburger<br />

Präsidenten. (Brief an Szyrocki<br />

am 21.3.1984) Aber auch die polnische<br />

Seite hätte ein solches Partnerschaftsabkommen<br />

auf Ministerebene absichern<br />

lassen müssen und hierfür sah man in<br />

Breslau offensichtlich keine Chancen.<br />

Auch vier Jahre später, als Bänsch erneut<br />

einen offiziellen Partnerschaftsvertrag<br />

anmahnte, äußerte sich Szyrocki eher<br />

zurückhaltend und hielt ein Abkommen<br />

zwischen den beiden Universitäten<br />

für „sehr kompliziert. Hingegen sei ein<br />

Vertrag auf Institutsebene bzw. genauer<br />

gesagt, ein Vertrag über eine Zusammenarbeit<br />

zwischen zwei Wissenschaftlern<br />

und ihrem Gefolge bei der Realisierung<br />

eines Forschungsthemas ohne weiteres<br />

möglich“ (7.3.1988).<br />

Im Sommer 1989 ist Szyrocki wieder<br />

an der FU Berlin und erbittet von<br />

Bänsch bürokratische Hilfe bei der Befreiung<br />

von der Sozialversicherung. Im<br />

Wintersemester 1989/90 hält er sich mit<br />

seiner Frau in Tübingen auf, wo er Vorlesungen<br />

über die schlesische Barockliteratur,<br />

über die Prosa Eichendorffs und<br />

die deutsch-polnischen literarischen Beziehungen<br />

hält.<br />

Auffallend ist, dass sich in den erhaltenen<br />

Briefen Marian Szyrockis an Dieter<br />

Bänsch in den Jahren 1989/1990 kaum ein<br />

Reflex auf die aktuellen politischen Vorgänge<br />

findet. Kein Wort über die „friedlichen<br />

Revolutionen“ in Polen und seinen<br />

Nachbarländern oder gar in Deutschland.<br />

Keine konkrete Parteinahme. Eher allgemeine<br />

Endzeitstimmungen. So schreibt<br />

er im Dezember 1990 an Dieter und Dorothea<br />

Bänsch sehr allgemein:<br />

76<br />

Die Zeiten sind aufregend. Was bringt das<br />

Neue Jahr? Krieg, neue Diktaturen, Anar-<br />

chie, Völkerwanderung? … Es gruselt mir<br />

vor der Zukunft … Ich habe seit vielen<br />

Monaten eine Magengeschichte und lebe<br />

von Pillen. Ich sehnte mich immer nach<br />

einem asketischen Mönchsleben, so bin<br />

ich ihm näher gerückt.<br />

Erstaunlich dennoch, wo Szyrocki<br />

die Kraft hernahm, noch im Februar<br />

1991 zu einem internationalen Germanistenkongress<br />

nach Japan zu fahren,<br />

der dem Thema „Begegnung mit der<br />

Fremde“ gewidmet war. Den überaus<br />

lebendigen Bericht darüber sandte er<br />

Bänsch mit der Widmung: „Den lieben<br />

’zur Hälfte-Schlesiern’ von einem ’fast<br />

Japaner’“.<br />

In der Folgezeit nimmt die Krankheit<br />

Marian Szyrocki zunehmend in Anspruch,<br />

mehrmonatige Krankenhausaufenthalte<br />

folgen, es drohen Amputationen.<br />

Ein letzter längerer Brief vom 24.<br />

November 1991 an Dieter Bänsch resümiert<br />

nun doch die Veränderungen, die<br />

im Stadtbild von Breslau zu beobachten<br />

sind:<br />

Das Zentrum von Breslau ist nicht wiederzuerkennen.<br />

Es blüht auf. Gestern machten<br />

wir einen Spaziergang. Dutzende<br />

von neuen eleganten Geschäften entstehen.<br />

In der Schweidnitzerstraße kann<br />

man in neuen Autosalons französische,<br />

deutsche, japanische Autos kaufen. Südfrüchte<br />

überwiegen auf dem Breslauer<br />

Markt. Fernseher und Computer lümmeln<br />

in den Schaufenstern… Freilich ist<br />

alles teuer, oft teurer als bei Euch und die<br />

Gehälter niedrig, unglaublich niedrig.<br />

Schul- und Gesundheitswesen nagen am<br />

Hungertuch.<br />

Am 3. Februar 1992 erreicht Dieter<br />

Bänsch, der von Marianna Borysiak, einer<br />

Assistentin von Szyrocki und engen<br />

Breslauer Freundin, bereits in der Nacht<br />

angerufen worden war, ein kurzes Telegramm<br />

des Dekans der Philosophischen


Fakultät: „professor marian szyrocki<br />

tot trauerfeierlichkeit 4 februar 9 uhr<br />

im universitätshauptgebäude“. An der<br />

Trauerfeier kann Dieter Bänsch aus gesundheitlichen<br />

Gründen nicht teilnehmen.<br />

Zu Hause am Schreibtisch drückt<br />

er handschriftlich seine tiefe Betroffenheit<br />

aus. Wenige Wochen später zieht er<br />

– sichtlich um Fassung und Rationalität<br />

bemüht – einen Schlussstrich unter<br />

sein rd. 25-jähriges Engagement für die<br />

deutsch-polnische Partnerschaft der beiden<br />

Universitäten. In einem längeren<br />

Schreiben an Prof. Eugeniusz Tomiczek<br />

heißt es:<br />

Das erste Mal eingeladen habe ich Marian<br />

Szyrocki im Sommer 1966, und in<br />

den fünfundzwanzig Jahren seit dieser<br />

Einladung habe ich für die Breslauer<br />

Germanistik zahllose Gastaufenthalte<br />

und Stipendien, private und öffentliche<br />

Kontakte vermittelt. Den Vertrag zwischen<br />

unseren Fächern habe ich im Beisein<br />

Marian Szyrockis dem Marburger<br />

Präsidenten vorgeschlagen, andere Fächer<br />

haben sich meinem Vorschlag angeschlossen,<br />

wesentliche Bestimmungen<br />

gehen auf meine Anregung zurück. Nicht<br />

alles, was ich damals beabsichtigte, hat<br />

sich verwirklichen lassen, vor allem nicht<br />

die Idee gemeinsamer Symposien, aber<br />

dass der Austausch überhaupt vonstatten<br />

geht, erfüllt, einen gebürtigen Schlesier,<br />

mit Genugtuung.<br />

Ihr Telegramm habe ich auch als ein<br />

Zeichen der Anerkennung meiner Bemühungen<br />

aufgefasst. In den allerletzten<br />

Jahren hatte sich in den Beziehungen<br />

zwischen unserem Fach und dem Breslauer<br />

Institut manches geändert. Vom<br />

Abschluss des Vertrages bin ich nicht<br />

einmal mehr benachrichtigt worden,<br />

und mit seiner Abwicklung habe ich nur<br />

noch in der Form etwas zu tun, dass ich<br />

hier und da etwas abrupt zur Betreuung<br />

von angekommenen Gästen aufgefordert<br />

wurde. Dafür tritt ein Marburger<br />

Mitarbeiter, der weder mit dem Austausch<br />

zwischen unseren Fächern noch<br />

Karin Gafert: „Daß eine Nation die ander verstehen möge“<br />

mit der Vorgeschichte des Vertrages etwas<br />

zu tun hatte, als dessen Urheber und<br />

als Sachwalter der Interessen des Breslauer<br />

Institutes auf, angeblich auf Weisung<br />

des Breslauer Institutsdirektors. Ich sage<br />

in aller Aufrichtigkeit, dass mich dieser<br />

Vorgang überrascht, irritiert und auch<br />

etwas verletzt hat. Ich habe Marian Szyrocki<br />

mehrmals um klärende Auskunft<br />

gebeten, wie dies zu verstehen sei: eine<br />

Antwort ist nicht erfolgt. Ich bitte deshalb<br />

… auch um Verständnis, dass ich<br />

meine Teilnahme an der Förderung von<br />

Beziehungen zwischen Marburg und<br />

Breslau als etwas Zurückliegendes, Abgeschlossenes<br />

betrachte.<br />

Das Antwortschreiben von Eugeniusz<br />

Tomiczek vom 15.4.1992 enthält<br />

die Information über den Nachfolger<br />

von Marian Szyrocki, aber auch sehr<br />

persönlich gehaltene Zeilen:<br />

Gern denke ich an diesen schönen Samstagabend<br />

bei Ihnen zurück, an dem Sie<br />

mir so viel Interessantes über Ihre traurige<br />

schlesische Nachkriegsgeschichte<br />

aber auch über all Ihre Bemühungen, die<br />

Kontakte zwischen Marburg und Breslau<br />

zu fördern, erzählt haben. Ich habe damals<br />

viel gelernt.<br />

Deswegen lese ich mit größter Besorgnis<br />

die letzten Zeilen Ihres Briefes, „als<br />

etwas Zurückliegendes, Abgeschlossenes<br />

betrachten“. Nicht nur als Dekan, sondern<br />

als Germanist will ich es nicht, und<br />

Sie wissen auch, dass Sie in Breslau viele<br />

Freunde haben.<br />

Die Hoffnung von Professor Tomiczek,<br />

das Ehepaar Bänsch wieder in<br />

Breslau willkommen zu heißen, erfüllte<br />

sich nicht. Die lebendige Entwicklung<br />

der deutsch-polnischen Hochschulbeziehungen<br />

hätte Dieter Bänsch gefreut,<br />

ebenso wie das gute Wirken der nunmehr<br />

seit 10 Jahren bestehenden Deutsch-Polnischen<br />

Gesellschaft der Universität<br />

Wrocław/Breslau, die sich wie diese Zeitschrift<br />

mit großem Engagement um die<br />

77


Sylwetki<br />

„interkulturellen Annäherungen“ bemüht.<br />

Da die Lebenszeit von Zeitzeugen,<br />

die an das deutsche Schlesien noch persönliche<br />

Erinnerungen haben, bemessen<br />

ist oder auch schon abgelaufen ist, und<br />

mittlerweile schon die dritte polnische<br />

Generation in Wrocław lebt, stellt sich<br />

mit den Jahren ein neuer Blick ein - getragen<br />

von mehr Toleranz und weniger<br />

Vorurteilen. Insgesamt, so eine kluge<br />

Analyse über die Auseinandersetzung<br />

der polnischen Germanistik mit den<br />

deutschen Spuren in Polen, lasse sich<br />

auf polnischer Seite ein „endgültiges<br />

Durchbrechen der langjährigen Wahrnehmungsblockade<br />

gegenüber der deutschen<br />

Vorgeschichte“ feststellen. (Jürgen<br />

Joachimsthaler, s. Anm. 3) Thematisiert<br />

78<br />

und vergleichend analysiert würden aber<br />

zunehmend auch Tabuisierungen und<br />

gemeinsame traumatische Erfahrungen<br />

wie der doppelte, der deutsche wie der<br />

polnische, Heimatverlust.<br />

Auf Schlesien bezogen lässt sich auch<br />

ein wieder erwachtes Regionalbewusstsein<br />

feststellen, das zumal auf dem Gebiet<br />

von Literatur und Kunst nichts mit<br />

hinterwäldlerischem Provinzialismus<br />

zu tun hat. Ein solches Bewusstsein, das<br />

die Vergangenheit nicht ignoriert, die<br />

politischen Realitäten akzeptiert und<br />

die (multi)kulturelle Vielfalt pflegt und<br />

fördert, wäre auch die Grundlage für ein<br />

„Europa der Regionen“.<br />

Die Schlesier Dieter Bänsch und Marian<br />

Szyrocki haben hierfür den Weg bereitet.


Monika Blidy<br />

Jurij Brĕzan – portret pisarza<br />

„Dokładnie pośrodku naszego kontynentu<br />

(...) wytryska Satkula, strumyk,<br />

który poi siedem wiosek, aż napotyka<br />

rzekę, która go połyka. Morze nie zna<br />

strumyka, jak nie znają go atlasy, ale<br />

musiałoby to być inne morze, gdyby nie<br />

przyjęło wód Satkuli” 1 – tymi słowami<br />

wybitny pisarz łużycki Jurij Brĕzan (1916-<br />

2006) rozpoczyna filozoficzną opowieść<br />

o Krabacie, wędrownym czarodzieju,<br />

bohaterze ludowych podań i legend. W<br />

słynnym dziele niewielka rzeczka staje<br />

się metaforą łużyckiej ojczyzny i nadaje<br />

jej zarazem rangę i znaczenie w kontekście<br />

wielkiej historii świata. Z tej niemal<br />

niezauważalnej na mapie krainy wyrusza<br />

Krabat, aby w imieniu ludzkości przemieniać<br />

świat, czynić go piękniejszym i<br />

bardziej ludzkim.<br />

Tym samym głosem, co Krabat przemawiają<br />

inni bohaterowie pojawiający<br />

się na kartach brĕzanowskich powieści.<br />

Łużyczanie Maria Janczowa czy Feliks<br />

Hanusz nie ustają w staraniach o lepszą<br />

przyszłość symbolizując cały naród łużycki,<br />

jego wolę przetrwania i wewnętrzną<br />

siłę. Stojący pod znakiem tego przesłania<br />

całokształt twórczości Brĕzana wywarł<br />

ogromny wpływ nie tylko na rozwój literatury<br />

łużyckiej, ale i zarazem odcisnął<br />

swój ślad w społecznych przemianach<br />

1 Brĕzan, J.: Krabat; Seria Dzieła Pisarzy Łużyckich,<br />

Wydawnictwo „śląsk”; Katowice 1984;<br />

s. 5.<br />

dokonujących się na Łużycach począwszy<br />

od okresu powojennego aż po dzień<br />

dzisiejszy. Z uwagi na niewątpliwy wkład<br />

w pogłębianie świadomości tożsamości<br />

narodowej poprzez propagowanie łużyckiej<br />

kultury pisarz stał się dla wielu<br />

rodaków symbolem łużyckiego ducha.<br />

Dla czytelników ceniących wyjątkowy<br />

charakter jego dzieł i ich wymowny<br />

przekaz śmierć autora była niepowetowaną<br />

stratą. Nasuwające się pytanie, czy<br />

możliwe jest przejęcie literackiej schedy<br />

po pisarzu, w znamienny sposób neguje<br />

parafraza przywołanego wcześniej fragmentu,<br />

mówiąca, iż po odejściu Brĕzana<br />

literatura łużycka nie będzie już taka, jak<br />

niegdyś, podobnie jak i morze, które nie<br />

przyjmie wód Satkuli.<br />

Będąc jednym z „epickich kronikarzy<br />

Łużyczan” 2 Jurij Brĕzan analizował<br />

z wielką uwagą i oddaniem stosunki panujące<br />

w łużyckiej ojczyźnie. We wszystkich<br />

swoich utworach podejmował<br />

kwestie polityczne i socjalne, aktywnie<br />

uczestnicząc również w życiu społecznym.<br />

Biografia pisarza zdradza ponadto<br />

silne osobiste przywiązanie do łużyckiej<br />

tradycji i kultury, co nadało specyficzny<br />

lokalny koloryt twórczości pisarza.<br />

2 Franz, K., Lange, G., Payrhuber, F.J. (Wyd.):<br />

Kinder- und Jugendliteratur. Ein Lexikon. Teil I: Autoren<br />

/ Übersetzer; opublikowane na zlecenie<br />

Niemieckiej Akademii Literatury Dziecięcej i<br />

Młodzieżowej, Volkach 1995, s. 1.<br />

79


Sylwetki<br />

Wyjątkowym spoiwem łączącym<br />

obie te sfery – dorobek literacki pisarza<br />

i jego działalność społeczną – była<br />

umiejętność tworzenia paralelnych dzieł<br />

w języku łużyckim i niemieckim. W<br />

świetle życiorysu Brĕzana zdolność ta<br />

świadczyła bowiem nie tylko o biegłym<br />

warsztacie tłumacza, ale była również<br />

narzędziem realizacji zamierzeń, jakie<br />

stawiał przed sobą autor, angażując się<br />

społecznie. Pisząc w obu językach pisarz<br />

pragnął przyczynić się do zbliżenia pomiędzy<br />

Łużyczanami i Niemcami, między<br />

którymi historia zbudowała trudny<br />

do pokonania mur niechęci i zahamowań.<br />

Dwujęzyczność Brĕzana na tle łużyckiej<br />

literatury powojennej była więc<br />

zjawiskiem niezwykle rzadkim. Wszelkie<br />

działania na rzecz propagowania języka i<br />

kultury niemieckiej spotykały się z ostracyzmem<br />

ze strony łużyckiej społeczności,<br />

gdyż postrzegane były jako przejawy<br />

procesu germanizacji, a w konsekwencji<br />

jako zagrożenie i zamach na odrębność<br />

narodowościową i kulturową Łużyc.<br />

Warto przy tym wspomnieć, że tendencja<br />

ta nie powstała na gruncie dramatycznych<br />

wydarzeń II wojny światowej,<br />

lecz sięgała początków budzącej się w łużyckim<br />

społeczeństwie świadomości narodowej.<br />

Już wczesna literatura łużycka<br />

operowała silnymi przeciwieństwami. Z<br />

jednej strony poprzez poetyckie opisy<br />

idealizujące łużyckie krajobrazy kreowała<br />

pozytywny obraz łużyckiej ojczyzny i<br />

związanych z nim konotacji takich jak<br />

tradycja, rodzina, a także łużycki język.<br />

Z drugiej strony na zasadzie kontrastu<br />

przekazywała negatywny wizerunek<br />

Niemców jako prześladowców, czego<br />

konsekwencją było również utrwalanie<br />

niechęci wobec języka niemieckiego.<br />

80<br />

Wymownym symbolem poczucia odrębności<br />

i wyobcowania Łużyczan była wielokrotnie<br />

przywoływana metafora Łużyc<br />

jako samotnej wyspy w zewsząd otaczającym<br />

(niemieckim) morzu. 3 Młodemu<br />

pisarzowi, który obok utworów w języku<br />

łużyckim zaczął tworzyć ich niemieckojęzyczne<br />

wersje, przyszło więc zmierzyć<br />

się z głęboko zakorzenionymi uprzedzeniami.<br />

Podobnie jak inni łużyccy pisarze<br />

także Jurij Brĕzan pisał początkowo po<br />

łużycku zwracając się wyłącznie do łużyckiego<br />

czytelnika. Jednak pragnienie<br />

upowszechniania literatury i kultury<br />

łużyckiej również poza rejonem Łużyc<br />

skłoniło go do podjęcia prób pisania<br />

także w języku niemieckim. Był to przemyślany<br />

zabieg autora „Krabata”, świadomy<br />

był bowiem, iż bariera językowa,<br />

nie do pokonania dla publiczności nie<br />

władającej językiem łużyckim, spowodowałaby<br />

izolację łużyckich tekstów i ograniczenie<br />

kręgu czytelników do wąskiego<br />

grona rodaków. Nie bez znaczenia pozostało<br />

przy tym osobiste przekonanie<br />

pisarza o istotnej roli, jaką w jego życiu<br />

odegrała umiejętność posługiwania się<br />

językiem niemieckim. Język ten, będący<br />

językiem nauczania w ówczesnych szkołach,<br />

umożliwił Brĕzanowi poznawanie<br />

literatury, filozofii i sztuki i przez to<br />

kształtował sylwetkę młodego pisarza w<br />

niemal równym stopniu, jak język łużycki,<br />

język jego rodziców i sąsiadów, język,<br />

w którym został wychowany.<br />

3 Por.: Teodorowicz-Hellman, E.: W drodze do<br />

„Krabata” Monografia twórczości Jurija Brezana do<br />

roku 1975/ Richtung „Krabat” Jurij Brezans Schaffen<br />

bis zum Jahre 1975 Eine Monographie, Stockholm<br />

Slavic Papers, Stockholms Universitet Slaviska<br />

Institutionen, Łośgraf Oficyna Wydawnicza<br />

(Jakub Łoś), Warszawa 2006, s. 32.


Twórczość w języku niemieckim<br />

budziła początkowo niezrozumienie<br />

wśród Łużyczan, a nawet dezaprobatę.<br />

Podczas gdy czytelnicy niemieccy słusznie<br />

postrzegali pisarza w kontekście<br />

łużyckiego pochodzenia, zaskakująco<br />

sami Łużyczanie zaczęli uważać Brĕzana<br />

za niemieckiego autora. Pisarz zdawał<br />

sobie sprawę z zainteresowania, jakie budziła<br />

jego dwujęzyczność i wielokrotnie<br />

wypowiadał się na ten temat. Sam przedstawiał<br />

się jako autor tworzący w sposób<br />

dostosowany do obu odbiorców – i łużyckiego,<br />

i niemieckiego. W świetle tej wypowiedzi<br />

łatwiej zrozumieć różnice, jakie<br />

uwidaczniają się przy porównywaniu<br />

paralelnych dzieł w dwóch wersjach językowych.<br />

Pod względem treści i stylistyki<br />

utwory te nie są wiernymi przekładami,<br />

lecz stanowią odrębne teksty, napisane z<br />

myślą o obu adresatach i dopasowane do<br />

różnic kulturowych pomiędzy nimi. 4<br />

Dwujęzyczność odgrywała dla<br />

Brĕzana szczególną rolę, pozwalała mu<br />

bowiem wyrazić przekonanie, iż istnieje<br />

możliwość odrzucenia dawnych uprzedzeń<br />

i pokojowej koegzystencji łużyckiego<br />

i niemieckiego narodu w jednym państwie.<br />

Ponad istniejącymi podziałami<br />

między dwoma światami Brĕzan pragnął<br />

przerzucić mosty – budował mosty<br />

między językami i światami dwu kultur<br />

i tradycji.<br />

Bezsporny wpływ na dzieło Brĕzana<br />

miały przeżycia i doświadczenia z jego<br />

dzieciństwa i lat młodzieńczych, które<br />

spędził w okolicach Budziszyna. Przyszedł<br />

na świat w 1916 roku we wsi Räckelwitz<br />

w wielodzietnej rodzinie, gdzie<br />

dorastał w skromnych warunkach. Jako<br />

syn kamieniarza od małego doświad-<br />

4 Tamże, s. 16.<br />

Monika Blidy: Jurij Brĕzan – portret pisarza<br />

czył socjalnej bariery dzielącej ludność<br />

łużycką i niemiecką, uwidaczniającą się<br />

szczególnie w budziszyńskim gimnazjum,<br />

do którego uczęszczał jako jedyny<br />

spośród swojego rodzeństwa. Wyraźny<br />

kontrast między biedą panującą na łużyckiej<br />

wsi a zamożnością miasta, zdominowanego<br />

przez majętną niemiecką<br />

ludność, kształtował światopogląd młodego<br />

chłopca z robotniczej rodziny. Z<br />

latami nauki w gimnazjum zbiegły się<br />

narastające napięcia na tle rozprzestrzeniającej<br />

się ideologii nazistowskiej, ostro<br />

krytykowanej przez gimnazjalistę w<br />

szkolnych wypracowaniach, w których<br />

wbrew obowiązującym wytycznym odważnie<br />

występował w obronie prześladowanej<br />

mniejszości łużyckiej. Dając wyraz<br />

swoim poglądom naraził się na dotkliwe<br />

konsekwencje – sześć tygodni przed maturą<br />

Brĕzan musiał przejść prawdziwy<br />

„egzamin dojrzałości”. Wydalony ze<br />

szkoły z uwagi na „niedojrzałość polityczną”<br />

podjął trudną decyzje o opuszczeniu<br />

Łużyc, zdobyciu wykształcenia<br />

i zdaniu matury w szkole zagranicznej.<br />

Przez Drezno udał się najpierw do Pragi,<br />

gdzie pisywał antyfaszystowskie artykuły<br />

do gazet, a następnie do Poznania i Torunia.<br />

W 1938 r. powrócił ze świadectwem<br />

maturalnym do Niemiec, gdzie wkrótce<br />

został aresztowany przez gestapo, po<br />

tym jak udowodniono mu współpracę<br />

w zdelegalizowanej przez nacjonalistów<br />

„Domowinie” (Związek Serbów Łużyckich).<br />

W każdej biografii pisarza odnotowany<br />

jest fakt jego działalności antyfaszystowskiej,<br />

którą Brĕzan rozumiał<br />

nie jako walkę przeciwko Hitlerowi, lecz<br />

jako opór walczącego o przetrwanie narodu,<br />

skierowany przeciw wrogiemu mu<br />

reżimowi.<br />

81


Sylwetki<br />

Po zwolnieniu z więzienia ze względu<br />

na zakaz pobytu w Łużycach udał się do<br />

Fryzji, gdzie aż do 1941 roku pracował<br />

w rolnictwie, w charakterze zarządcy<br />

majątków ziemskich. Niespokojny o los<br />

rodziny zdecydował się wrócić do Łużyc,<br />

gdzie został przymusowo wcielony do<br />

Wehrmachtu. Lata wojenne 1942-1945<br />

spędził na frontach pełniąc funkcję telegrafisty<br />

i w 1946 r. powrócił do zniszczonej<br />

łużyckiej ojczyzny. 5<br />

W latach powojennych podjął społeczną<br />

i polityczną działalność, którą<br />

uważał za swój moralny i obywatelski<br />

obowiązek 6 i z którego pragnął się wywiązać<br />

poprzez swoją twórczość. Tuż po<br />

wojnie dołączył do łużyckich działaczy<br />

dążących do odbudowy Łużyc na wzór<br />

socjalistycznego programu niemieckiej<br />

partii politycznej SED.<br />

Za szczególny cel Brĕzan obrał sobie<br />

wykształcenie u łużyckiej młodzieży poczucia<br />

przynależności kulturowej. Realizując<br />

ten zamiar objął funkcję przedstawiciela<br />

związków młodzieżowych, a następnie<br />

został kierownikiem Wydziału<br />

Prasy, Radia i Filmu w Urzędzie Kultury<br />

i Oświaty na Łużycach. Będąc gorącym<br />

orędownikiem krzewienia łużyckiej kultury<br />

kładł silny nacisk na propagowanie<br />

nauczania w języku łużyckim. Rezygnacja<br />

z nauczania języka ojczystego zdegradowałaby<br />

– zdaniem pisarza – jego rolę<br />

i znaczenie do mowy zarezerwowanej<br />

niemal wyłącznie do środowiska rodzinnego,<br />

do gwary i w konsekwencji spo-<br />

5 Por.: Schwitzke, W.: Jurij Brĕzan: Auf der Suche<br />

nach Wahrheit oder Von der Notwendigkeit, Fragen<br />

zu stellen, [w:] Deutsch als Fremdsprache, Literarisches<br />

Sonderheft 23/ 1987, s. 27.<br />

6 Por.: Schwitzke, W.: Jurij Brĕzan: Auf der Suche<br />

nach Wahrheit (....); s. 27.<br />

82<br />

wodowałoby jego całkowity zanik. Jako<br />

zaangażowany obrońca łużyckiej szkoły<br />

zdecydowanie opowiadał się przeciwko<br />

zamykaniu placówek prowadzących łużyckie<br />

klasy, wskazując na ich rolę w rozpowszechnianiu<br />

i pielęgnowaniu wiedzy<br />

o łużyckim dziedzictwie kulturowym.<br />

Niesłabnące zaangażowanie w działalność<br />

pro-łużycką Jurija Brĕzana miało<br />

bezpośrednie przełożenie na jego<br />

twórczość. Poprzez nią pisarz pragnął<br />

dać wyraz głębokiemu przeświadczeniu<br />

o woli przetrwania swojego narodu, który<br />

poprzez wieki zdołał oprzeć się działaniom<br />

zmierzającym do wykreślenia go z<br />

etnicznej mapy Europy.<br />

Doświadczenia lat młodzieńczych,<br />

stojące pod znakiem groźby nadchodzącej<br />

wojny, poczucie społecznej izolacji<br />

ze względu na przynależność do mniejszości<br />

narodowej, wreszcie wojenna<br />

tułaczka, spotęgowały pragnienie samookreślenia<br />

się, odbudowy stłamszonego<br />

przez reżim poczucia tożsamości. Nieprzypadkowo<br />

więc jednym z motywów<br />

przewodnich w dziele pisarza był motyw<br />

poszukiwania ojczyzny.<br />

W literaturze łużyckiej temat przynależności<br />

narodowej i kulturowej nie był tematem<br />

nowym – ze względu na brak własnej<br />

państwowości podejmowanie problemu<br />

autoidentyfikacji było dla Łużyczan<br />

kwestią fundamentalną. Zakończenie II<br />

wojny światowej przyniosło konieczność<br />

konfrontacji tych pytań z powojenną rzeczywistością.<br />

Daleko idące przeobrażenia<br />

polityczne w Europie i wraz z nimi szansa<br />

na odrodzenie i zjednoczenie Łużyc rozbudziły<br />

w wielu rodakach pisarza nadzieje, że<br />

opiewana w poezji i łużyckich podaniach<br />

wizja wytęsknionej ojczyzny przybierze realny<br />

kształt suwerennego państwa. Mimo


usilnych starań Łużyczanom nie udało<br />

się jednak uzyskać autonomii. Ogromne<br />

rozczarowanie tym faktem przyniosło<br />

łużyckiej społeczności zwątpienie i narastające<br />

obawy o dalsze losy narodu, a w<br />

konsekwencji przyczyniło się do kryzysu<br />

tożsamości wśród wielu rodaków. Zupełnie<br />

inną postawę wobec tych przemian<br />

reprezentował Jurij Brĕzan, który swoją<br />

wczesną twórczość pisarską – głównie poezję<br />

– natchnął duchem optymizmu i wiary<br />

w pozytywne rezultaty nadchodzących<br />

przemian.<br />

W przeciwieństwie do znacznej części<br />

łużyckiego społeczeństwa, która pragnęła<br />

widzieć przyszłość łużyckiej ojczyzny<br />

jako odrębnego, niezależnego państwa,<br />

Brĕzan nie umniejszał znaczenia faktu,<br />

iż po zakończeniu wojny Łużyczanie zostali<br />

mniejszością narodową w granicach<br />

niemieckiego państwa. Pisarz upatrywał<br />

w tych wydarzeniach szansę na społeczny<br />

i gospodarczy rozwój Łużyc u boku<br />

nowopowstałego państwa NRD (1949 r.)<br />

i zarazem głęboko wierzył w możliwość<br />

pokojowego współistnienia niemieckiego<br />

i łużyckiego narodu. Radość z dokonujących<br />

się zmian i wiązane z nimi<br />

nadzieje Brĕzan przelał na swoje wiersze,<br />

w których koncentrował się na pozytywnym<br />

przedstawianiu aktualnej sytuacji<br />

politycznej i nawoływał do solidarnego<br />

budowania nowej, łużycko-niemieckiej<br />

ojczyzny. W swojej późniejszej twórczości<br />

pisarz wielokrotnie powracał do tamtych<br />

pamiętnych wydarzeń: „tylko ten,<br />

kto w podwójnym stopniu – socjalnie<br />

i narodowościowo – nie miał ojczyzny,<br />

zrozumie, co znaczyło dla mnie odnalezienie,<br />

posiadanie ojczyzny.” 7<br />

7 Cyt. za: Röhner, E.: Interview mit Jurij Brĕzan,<br />

Weimarer Beiträge 9/ 1975; s. 59.<br />

Monika Blidy: Jurij Brĕzan – portret pisarza<br />

Spośród licznych utworów, głównie<br />

poetyckich, podejmujących tę tematykę,<br />

na szczególną uwagę zasługują znane<br />

wiersze: Wie ich mein Vaterland fand (1950)<br />

oraz Wie ich mein Vaterland verlor (1964), oba<br />

w formie swoistego manifestu pisarza.<br />

Pierwszy z nich nawiązywał do osobistych<br />

przeżyć Brĕzana, który powracając<br />

pamięcią wiele lat wstecz próbował dociec<br />

sensu poszukiwania ojczyzny. „Ojczyzną”<br />

nie była jednak ziemia, o którą<br />

podczas I wojny światowej musiał walczyć<br />

ojciec pisarza wysłany na niemiecki<br />

front. Również wiersze o ojczystym<br />

kraju, których Brĕzan uczył się w gimnazjum<br />

w Budziszynie, okazały się kłamstwem.<br />

Snując refleksję nad doświadczeniami<br />

lat młodości poeta podkreślił, iż<br />

wówczas naprawdę czuł, że nie ma własnej<br />

ojczyzny. Tym bardziej zrozumiały<br />

był wybuch jego radości i optymizmu,<br />

kiedy w 1949 r. zaistniała realna szansa<br />

odrodzenia Łużyc u boku niemieckiego<br />

socjalistycznego państwa. Brĕzan mógł z<br />

głębokim przekonaniem potwierdzić, że<br />

odnalazł wreszcie swoją ojczyznę i jego<br />

poszukiwania dobiegły końca. Drugi ze<br />

wspomnianych wierszy stał się natomiast<br />

lustrem, w którym odbijało się wielkie<br />

rozczarowanie po konfrontacji ideałów z<br />

rzeczywistością, w której pisarz na próżno<br />

szukał wymarzonej ojczyzny. Kroplą,<br />

która przepełniła tę czarę goryczy, była<br />

decyzja Biura Politycznego SED o ograniczeniu<br />

nauczania języka łużyckiego w<br />

szkołach (1964 r.). Od politycznych rozstrzygnięć,<br />

które niweczyły jego usilne<br />

starania podtrzymywania i pielęgnowania<br />

kultury i języka łużyckiego, Brĕzan<br />

odciął się jednoznacznie słowami wiersza<br />

oświadczając, że ostatecznie stracił<br />

ojczyznę. Ojczyzna, której z nadzieją<br />

83


Sylwetki<br />

szukał w granicach NRD, okazała się<br />

ułudą. Miejsce początkowego entuzjazmu<br />

pisarza i jego wiary we wsparcie ze<br />

strony niemieckiej zajęło przekonanie<br />

o potrzebie dogłębnej pracy nad zachowaniem<br />

i umocnieniem łużyckiej tożsamości<br />

przez samych Łużyczan, z czym<br />

wiązał się mozolny trud, ale i zarazem<br />

możliwość umocnienia osłabionych<br />

więzi między rodakami.<br />

Zogniskowanie podejmowanych<br />

tematów wokół motywów łużyckich<br />

pozwoliło nadać Brĕzanowi miano zaangażowanego<br />

pisarza-społecznika, dla<br />

którego mały świat łużyckiej społeczności,<br />

jej życie codzienne stanowiły swoisty<br />

punkt odniesienia dla refleksji nad przeszłością<br />

i teraźniejszością, prowadzonej<br />

na tle losów literackich bohaterów.<br />

Ustami swoich postaci Brĕzan wciąż na<br />

nowo opowiada historię łużyckiego narodu,<br />

swojego narodu, wskazuje na jego<br />

mocne i słabe strony, na możliwości i<br />

niebezpieczeństwa, które przynieść mu<br />

może przyszłość.<br />

Ciekawą i wnikliwą analizę przemian<br />

zachodzących w łużyckim społeczeństwie<br />

w pierwszej połowie XX wieku pisarz<br />

zawarł w trzytomowej powieści o życiu<br />

Feliksa Hanusza (Der Gymnasiast 1958,<br />

Semester der verlorenen Zeit 1960, Mannesjahre<br />

1964). Opisując losy głównego bohatera<br />

pisarz szczegółowo przedstawia etapy<br />

kształtowania się światopoglądu młodego<br />

Łużyczanina, którego młodzieńcze<br />

lata przypadły na lata wojny i okres powojenny.<br />

Dzięki wprowadzeniu perspektywy<br />

historycznej autor z powodzeniem<br />

łączy panoramiczny obraz łużyckiego<br />

społeczeństwa z uniwersalną problematyką<br />

emocjonalnego i społecznego dojrzewania.<br />

Konfrontacja protagonisty<br />

84<br />

z różnymi postawami i poglądami, reprezentowanymi<br />

przez rodaków wobec<br />

zawirowań historii, ukazana jest przede<br />

wszystkim w kontekście trudnych decyzji,<br />

rozterek i nie zawsze trafnych wyborów<br />

młodego człowieka. Doświadczenia<br />

bohatera, w których czytelnik bez trudu<br />

odnajdzie liczne odniesienia do osobistych<br />

przeżyć Brĕzana, determinują drogę<br />

Feliksa do odkrycia własnej tożsamości<br />

i stają się punktem wyjścia do dalszej<br />

refleksji nad przyszłością Łużyc.<br />

Z wieloletniej polemiki z problemami<br />

łużyckiej społeczności, która<br />

wciąż przewijała się przez strony dzieł<br />

Brĕzana, powoli wykrystalizował się zamiar<br />

stworzenia obszernej epopei Łużyczan.<br />

Myśl ta dojrzewała wraz z przekonaniem,<br />

iż łużycka dusza nie da się ująć<br />

w ramy czysto historycznej powieści,<br />

lecz wymaga „metaforycznego dzbana”,<br />

którym autor mógłby zaczerpnąć ze<br />

„studni prawdy” i w ten sposób dosięgnąć<br />

istoty łużyckiej tożsamości. 8 Kluczem,<br />

który otworzył przed Brĕzanem<br />

możliwość obrazowego przedstawienia<br />

łużyckiego ducha, stała się słynna legenda<br />

o bohaterskim Krabacie. Pisarz<br />

zaczerpnął z niej postać dobrego czarodzieja<br />

z Łużyc i uczynił z niej przewodnika<br />

prowadzącego czytelnika nie tylko<br />

przez łużyckie wioski i krajobrazy, ale i<br />

inne krainy, państwa, także fantastyczne,<br />

nierealne światy baśni. W ten sposób<br />

w miejsce kroniki łużyckiego ludu<br />

powstała wybitna powieść filozoficzna<br />

„Krabat”, która dzięki specyficznej formie<br />

narracji, licznym paralelom i odnie-<br />

8 Por. Brĕzan, J.: Krabat oder Es ist an der Zeit,<br />

Fragen zu stellen. [w:] Drenkow, R.(Hrsg.): Jurij<br />

Brĕzan - Ansichten und Einsichten aus der literarischen<br />

Werkstatt, Verlag Neues Leben, Berlin 1976, s. 98.


sieniom do pozałużyckich kontekstów<br />

kulturowych uzyskała nowy wymiar,<br />

wykraczający poza regionalne ramy. Zabieg<br />

ten pozwolił pisarzowi również i w<br />

późniejszych dziełach wciąż poruszać<br />

się między kluczowymi dla niego zagadnieniami<br />

tożsamości własnego narodu i<br />

tożsamości człowieka.<br />

Satkula nie kończy swego biegu wokół<br />

Łużyc, lecz podąża dalej, unosząc<br />

ze sobą cząstkę łużyckiego elementu.<br />

Podobnie dorobek literacki Brĕzana<br />

przerasta ramy literatury regionalnej i<br />

przyjmuje kształt szeroko zakrojonej<br />

polemiki o charakterze uniwersalnym.<br />

Cała twórczość pisarza stoi bowiem<br />

Monika Blidy: Jurij Brĕzan – portret pisarza<br />

pod znakiem szczególnych stosunków<br />

między łużycką ojczyzną, a niemieckim<br />

państwem, w dalszej perspektywie – także<br />

światem. Te szczególne odniesienia w<br />

twórczości autora znajdują swój wyraz w<br />

formie specyficznej perspektywy czasowej:<br />

wczoraj – dziś – jutro splatają się w<br />

losach bohaterów i konfrontują czytelnika<br />

z szeroko pojętą problematyką społeczną<br />

i polityczną, a także skłaniają do<br />

filozoficznej refleksji nad ogólnoludzkimi<br />

pytaniami. 9<br />

9 Por. Krause, G.: Die Adaptation der sorbischen<br />

Krabat-Sage in der künstlerischen Literatur; Część II<br />

[w:] Letopis Instituta za Serbski Ludospyt, H2/<br />

1979, s. 152.<br />

85


Rozważania literackie<br />

Ksenia Olkusz<br />

Wampir w wielkim mieście.<br />

Miasto poza czasem Enrique Moriela<br />

jako traktat o dobru i złu<br />

„Wampir pozostaje dziś jedną z najchętniej<br />

eksploatowanych ikon popkultury,<br />

[a] popularność postaci wampira i<br />

jej łatwa rozpoznawalność, efekt silnej<br />

stereotypizacji, stały się po części przyczyną,<br />

dla której wielu autorów podjęło<br />

grę z konwencją” 1 . Wydaje się zatem, że<br />

twórcy literatury niewiele mieć mogą do<br />

zaproponowania, jeśli chodzi o postaci<br />

wampiryczne, zwłaszcza gdy wziąć pod<br />

uwagę znamienną schematyzację i popularność<br />

tego motywu. Są to więc raczej<br />

najczęściej inspiracje lub wariacje czy<br />

rekombinacje postaci wampirycznych.<br />

Funkcja, jaką w utworach pełnią te postaci,<br />

jest w zasadzie identyczna; poprzez<br />

samą obecność sugerują one istnienie<br />

tajemniczego, groźnego universum, wyobcowanego<br />

od ludzkiej cywilizacji i tym<br />

samym niemożliwego do zrozumienia,<br />

1 A. Gemra, Od gotycyzmu do horroru. Wilkołak,<br />

wampir i monstrum Frankensteina w wybranych utworach,<br />

Wrocław 2008, s. 237-240.<br />

86<br />

a tym bardziej pokonania. Reprezentują<br />

zatem tę najbardziej „dojmującą” obcość,<br />

zaznaczają się bezwzględnie jako<br />

istoty spoza ludzkiego wymiaru, będące<br />

traumatycznym dowodem na istnienie<br />

„Innego”. Prezentowane w tekstach literackich<br />

i filmach dwie rzeczywistości<br />

– ludzka i wampiryczna – stają się wobec<br />

siebie opozycyjne nie tylko z powodu<br />

przekroczenia pewnych znanych człowiekowi<br />

zasad funkcjonowania świata,<br />

lecz również ze względu na „niepojętość”,<br />

„obcość” czynników regulujących<br />

istnienie „tamtej”, „innej” przestrzeni.<br />

Nie inaczej konstruuje swoją opowieść<br />

Enrique Moriel (właśc. Francisco<br />

Gonzales Ledesma), kataloński dziennikarz<br />

i pisarz. W utworze Miasto poza czasem<br />

(La ciudad sin tempo) czyni on wampira<br />

bohaterem i jednocześnie elementem ogniskującym<br />

wszystkie wydarzenia. Nadnaturalność<br />

protagonisty, posiadającego<br />

wszelkie atrybuty tradycyjnej postaci


wampirycznej, nie ulega tutaj wątpliwości,<br />

jednak punkt ciężkości przeniesiony<br />

zostaje z aspektu fantastycznego na<br />

filozoficzny i obyczajowy. Wprawdzie<br />

świat demoniczny pozostaje przestrzenią<br />

nieosiągalną i dla ludzi tajemniczą,<br />

lecz groza tej rzeczywistości polega bardziej<br />

na dehumanizacji człowieka niż na<br />

nieludzkości istot nadnaturalnych.<br />

O utworze Moriela pisano, że to<br />

„traktat o walce Dobra ze złem i powieść,<br />

w której Dobro nie ma szans, by<br />

zatryumfować” 2 . W rzeczy samej ono po<br />

prostu w świecie przedstawionym nie<br />

istnieje. Czyny ludzkie podporządkowane<br />

są nie tyle zasadom moralności, co<br />

dwóm rodzajom żądzy – erotycznej (silnie<br />

akcentowanej w scenach seksualnego<br />

zniewolenia, a nawet przemocy wobec<br />

kobiet) oraz egoistycznemu pragnieniu<br />

przetrwania za wszelką cenę. Determinujące<br />

ludzkie zachowania popędy realizują<br />

się jako dążenie do bezustannego<br />

podporządkowywania sobie innych, imperatyw<br />

sprawowania władzy nawet na<br />

tak niewielką skalę, jak własny dom czy<br />

gospodarstwo.<br />

Moriel nie poszukuje jednak odpowiedzi<br />

na pytanie, jaka jest natura Zła,<br />

lecz sugeruje, że historia ludzkości dowodzi<br />

bezustannego „stawania się” świata,<br />

że proces stworzenia jeszcze nie dobiegł<br />

końca. Konstatacja taka pada zresztą z<br />

ust innego bohatera-wampira, zwanego<br />

Tym Drugim (co zresztą jest aluzją do<br />

jego infernalnej proweniencji).<br />

Już same działania podejmowane<br />

przez głównego bohatera (m. in. postanowienie<br />

o nieodbieraniu ludziom życia,<br />

2 J. Czechowicz, www.krytycznymokiem.<br />

blogspot.com/2009/05/miasto-poza-czasemenrique-moriel.html,<br />

data dostępu: 05.03.2010.<br />

Ksenia Olkusz: Wampir w wielkim mieście<br />

nikłe bądź nieobecne poczucie władzy<br />

nad istotami śmiertelnymi) sugerują, że<br />

choć naznaczony pierwiastkiem Zła, nie<br />

dokonuje on jednoznacznego wyboru<br />

pomiędzy Dobrem i Złem. Istnienie Zła<br />

jest według niego relatywne, ponieważ<br />

wiąże się z kategorialnością, wartościowaniem<br />

właściwym raczej człowiekowi,<br />

nie zaś demonowi. Nie-ludzkość bytów<br />

nadnaturalnych polega więc także na<br />

odwróceniu czy negacji ludzkich reguł<br />

postępowania, a nie tylko na nieliczeniu<br />

się z cierpieniem lub pragnieniem życia.<br />

Protagonista jest wobec ludzi neutralny,<br />

z rzadka nawiązuje z kimś bliższą<br />

relację. Zachwianie proporcji pomiędzy<br />

światem demonów a światem ludzi nie<br />

jest więc już tak jednoznaczne, jak w tradycyjnej<br />

historii wampirycznej. W kontekście<br />

działań protagonisty poczynania<br />

monstrów uzasadniają się nie wyłącznie<br />

jako świadoma potrzeba czynienia zła,<br />

lecz stanowią w dużej mierze element<br />

warunkujący przetrwanie w świecie ludzi<br />

(jak na przykład przypadkowe zabójstwo<br />

dziewczynki, bierna postawa wobec skazania<br />

na śmierć matki czy nieodczuwanie<br />

żalu z powodu śmierci rodzącej na polu<br />

bitwy kobiety). Równowaga pomiędzy<br />

Dobrem a Złem jest w tym przypadku<br />

względna, gdyż odnosi się do zbyt jednoznacznego<br />

podziału etycznego. Decyzje<br />

bohatera zależą od tego, czy wybór okaże<br />

się korzystny dla dalszej jego egzystencji,<br />

nie są natomiast dyktowane nienawiścią<br />

lub miłością do ludzkiego gatunku.<br />

Warto zauważyć, że skoligacenie istoty<br />

nadnaturalnej z siłami ciemności jest w<br />

zasadzie podyktowane pewnym przyzwyczajeniem<br />

czytelniczym, wiąże się ściśle<br />

z ugruntowanym w tradycji literackiej i<br />

kulturowej przeświadczeniem, że wampi-<br />

87


Rozważania literackie<br />

ryczność ma zawsze i bezwzględnie znak<br />

ujemny. Tymczasem Morielowski bohater<br />

wprawdzie nosi w sobie Zło, jednak<br />

poza stwierdzeniem tego faktu, nie stara<br />

się on opowiedzieć ani po stronie Dobra<br />

ani sił ciemności. Lata istnienia upływają<br />

mu raczej bardziej na dyskretnej obserwacji<br />

ludzkich poczynań, niż na ich osądzaniu.<br />

Narrator-bohater bezustannie<br />

i od samego początku podkreśla swoją<br />

obcość, nieprzystawalność do porządku<br />

rzeczywistości. Owo wykluczenie odnosi<br />

się zarówno do hierarchii społecznej,<br />

jak i osobowości oraz fizjologii bohatera.<br />

Jako syn prostytutki pozostaje on na<br />

marginesie życia społecznego. Co więcej,<br />

jego matka to niewolnica, która obsługuje<br />

niezamożnych klientów, spełniając<br />

ich najbardziej wyuzdane i perwersyjne<br />

zachcianki. Wykonywany zawód oraz<br />

niska pozycja w hierarchii lupanaru determinują<br />

jej upodlenie i zbrukanie, a<br />

tym samym nikłość społeczną. Jej racje,<br />

marzenia czy potrzeby nie są ani ważne,<br />

ani dostrzegane. Matka bohatera jest<br />

przedmiotem, towarem, który mężczyźni<br />

przekazują sobie każdej nocy.<br />

Kolejny element warunkujący obcość<br />

protagonisty stanowi płaszczyzna emocjonalna.<br />

Bohater nie potrafi i nie chce<br />

identyfikować się z ludźmi, a podobny<br />

brak poczucia wspólnoty uniemożliwia<br />

mu nawiązanie jakiejkolwiek bliższej<br />

relacji emocjonalnej. Popędy, dążenia,<br />

ideały lub wiara są mu obce, wydają się<br />

irrelewantne, niejasne nawet. Z takim<br />

uwarunkowaniem współgrają fizyczne<br />

dowody odmienności, związane już<br />

wyłącznie z aspektem wampirycznym.<br />

Protagonista nie podlega więc procesowi<br />

starzenia, a rysy jego twarzy pozostają<br />

niezmienne, odkąd skończył on pięć lat.<br />

88<br />

Potrzeba picia krwi determinuje wiele<br />

podejmowanych przezeń decyzji, bywa<br />

niekiedy silniejsza od rozsądku. Owo<br />

makabryczne dążenie do zaspokojenia<br />

głodu skutkuje śmiercią matki bohatera,<br />

gdy musi ona ponieść karę za popełnioną<br />

przez syna zbrodnię.<br />

Rytuał spożywania krwi nie jest jednak<br />

pierwszoplanowy; w zasadzie wampiryczność<br />

bohatera stanowi wykładnię<br />

jego nieśmiertelności i inności, otwierając<br />

drogę do analizy historii ludzkich<br />

zbrodni oraz natury zła. Dopiero na dalszym<br />

planie umieszczony zostaje sekret<br />

pochodzenia protagonisty. Jest to historia<br />

łudząco zresztą podobna do opowieści<br />

fantastycznych, których tematem są<br />

narodziny Antychrysta. Pojawia się więc<br />

tajemniczy nieznajomy o diabolicznych<br />

cechach (zwany Tym Drugim), który<br />

zapładnia nieświadomą niczego kobietę.<br />

Z tego związku rodzi się dziecko naznaczone<br />

piętnem Zła. Znamienne przy<br />

tym, że akt zapłodnienia dokonuje się<br />

trzeciej nocy. Liczba trzy odnosić się<br />

może nie tylko do dopełnienia związku<br />

mężczyzny i kobiety o dziecko, lecz także<br />

do tradycji chrześcijańskiej, w której<br />

łączy się z aspektami mistycznymi i duchowymi.<br />

Z kolei w numerologii trójka<br />

reprezentuje kreację i prokreację, niwelując<br />

czy przezwyciężając rozdwojenie<br />

i sprzeczności obecne w niedoskonałej<br />

dwójce. Trzy jest liczbą magiczną, której<br />

doniosłe znaczenie podkreśla w powieści<br />

moment prokreacji, będący najwyższym<br />

poświęceniem, na jakie może zdobyć się<br />

Ten Drugi. Zakuwając swoją wybrankę w<br />

dyby, wampiryczny kochanek nie może<br />

w uniesieniu kąsać jej szyi i ten fakt interpretuje<br />

on jako wykładnię czy dowód<br />

swojej miłości do śmiertelniczki. Trzecia


noc jest darem życia – dla matki bohatera<br />

i dla niego samego, skoro wówczas<br />

został poczęty.<br />

Infernalne pochodzenie nie determinuje<br />

jednak niemal zupełnie poczynań<br />

i wyborów protagonisty. Nie sieje on<br />

zniszczenia, nie wodzi na pokuszenie,<br />

a jedynie przygląda się i dziwi ludziom,<br />

znajdującym upodobanie w krzywdzeniu,<br />

torturowaniu innych, zadawaniu<br />

im śmierci. Udział bohatera w czynieniu<br />

zła jest znikomy, w zasadzie ograniczając<br />

się do aktów eliminacji jednostek<br />

nieprzystosowanych, nieszczęśliwych<br />

czy zagrażających jego bezpieczeństwu.<br />

Więcej nawet; relacjonujący zdarzenia<br />

wampir usiłuje usprawiedliwić się, zasugerować<br />

odbiorcy, że ofiary były przypadkowe,<br />

chciały umrzeć, bądź po prostu<br />

nie zasłużyły na istnienie ze względu<br />

na swoją społeczną szkodliwość. Nie jest<br />

to zatem Antychryst stereotypowy; Moriel<br />

pozbawia go tych cech, które moderowałyby<br />

niechęć czytelników, kształtuje<br />

go w sposób odmienny od tradycyjnego.<br />

To wprawdzie nadal demon, ale też i jednostka<br />

zagubiona we własnej wieczności,<br />

w dodatku bezustannie skonfliktowana<br />

z ojcem-stwórcą. Ten Drugi jest bowiem<br />

wciąż obecny w życiu bohatera, poddając<br />

go licznym próbom psychicznym i fizycznym.<br />

Ojciec bierze udział w skazaniu<br />

matki, jest inkwizytorem, który rozkazuje<br />

torturować bohatera; wrażenie jego<br />

obecności ciągle towarzyszy egzystencji<br />

młodszego wampira, wiążąc się ściśle ze<br />

strachem, bólem i przeczuciem rychłego<br />

końca. Interesujący jest fakt, że odczucia<br />

te kojarzone są powszechnie z obecnością<br />

szatana, tematem często w powieści<br />

przywoływanym. Ważnym elementem<br />

Miasta poza czasem są komentarze doty-<br />

Ksenia Olkusz: Wampir w wielkim mieście<br />

czące sposobu funkcjonowania świata, a<br />

także interpretacji obecności szatańskiej.<br />

Jeden z drugoplanowych bohaterów konstatuje<br />

na przykład, że ludzie zabijają dla<br />

przyjemności, usprawiedliwiając swoje<br />

czyny działaniem w słusznej sprawie.<br />

Skoro zaś świat jest miejscem, w którym<br />

dominuje niczym nieusprawiedliwiona<br />

i niepohamowana przemoc, Bóg musiał<br />

się pomylić, być może „ktoś Go wprowadził<br />

w błąd” 3 . Kiedy Ten Drugi dowodzi<br />

synowi, że Zło i Dobro nie są rezultatem<br />

skończoności świata, że proces stwarzania<br />

jeszcze się nie zakończył, koncepcja<br />

boskiej pomyłki staje się tym bardziej<br />

dojmująca. Rozważania o naturze rzeczywistości<br />

dopełnione zostają koncepcją<br />

szatana jako nieodłącznego elementu<br />

istnienia porządku świata. W tym sensie<br />

bohater nie byłby tylko „obcym”, lecz<br />

jego byt zyskiwałby uzasadnienie, byłby<br />

procesem naturalnym, potrzebnym dla<br />

zachowania równowagi wszechświata.<br />

Przypomnieć jednak trzeba, że większość<br />

opowieści wampirycznych opiera<br />

się z reguły na silnym kontraście między<br />

tym, co ludzkie a tym, co takie nie jest.<br />

W powieści Moriela pojawia się podobne<br />

dążenie do wskazania opozycji, jednak<br />

jest to zamiar odbiegający od tradycyjnego<br />

modelu tego typu opowieści.<br />

Skostniały schemat zostaje przełamany<br />

za pomocą wprowadzenia kolejnego<br />

„nieśmiertelnego” bohatera, jakim okazuje<br />

się miasto, Barcelona. Uwięziony<br />

(choć z wyboru) w obrębie metropolii<br />

wampir obserwuje koleje losu miasta i<br />

jego mieszkańców. Niezmienne pozostaje<br />

tutaj nieprzerwane narastanie tkan-<br />

3 E. Moriel, Miasto poza czasem. Z hiszpańskiego<br />

przeł. A. Sobol-Jurczykowski, Warszawa<br />

2009, s. 81.<br />

89


Rozważania literackie<br />

ki miejskiej, wzajemne pochłanianie się<br />

poszczególnych obszarów Barcelony,<br />

cykliczny rozkwit i upadek poszczególnych<br />

jej terytoriów. Tam, gdzie coś się<br />

rodzi, natychmiast coś innego umiera<br />

i proces taki dotyczy zarówno dzielnic<br />

miasta, jak i ludzi. Poza Złem i Dobrem<br />

nie istnieje nic trwałego, ani budynki, ani<br />

idee czy instytucje nie są wieczne bądź<br />

niezniszczalne. Ustawiczne przeobrażenia,<br />

jakim poddane jest miasto, skontrastowane<br />

zostały z niezmiennością bohatera-wampira.<br />

O ile oblicze Barcelony<br />

podlega nieustannym modyfikacjom, o<br />

tyle twarz głównego protagonisty pozostaje<br />

niezmieniona.<br />

Warto zwrócić uwagę na fakt, że właściwie<br />

samo miasto zyskuje u Moriela<br />

cechy wampiryczne, zabiera bowiem<br />

mieszkańcom ich wolność, a niekiedy<br />

również życie. Tubylcy oddają się we władanie<br />

miejskich, częstokroć okrutnych,<br />

praw i odchodzą w krwawej agonii. Przytrafia<br />

się to m. in. matce bohatera, oskarżonej<br />

o czary i powieszonej ku wielkiej<br />

satysfakcji „praworządnych” obywateli.<br />

Niezawinione śmierci są częścią historii<br />

Barcelony, choć – jak konstatuje bohater<br />

– „może […] moje miasto było bardziej<br />

litościwe niż inne” 4 .<br />

Postrzeganie miasta w kategorii zagrożenia<br />

właściwe jest estetyce grozy, w<br />

której przestrzeń wielkomiejska odgrywa<br />

niekiedy rolę terytorium klaustrofobicznego,<br />

przeobrażając się w niszczycielski<br />

organizm, pochłaniający bohaterów.<br />

Miasto to twór posiadający atrybuty<br />

monstrum, bowiem wyzwalając się spod<br />

kontroli człowieka, w rezultacie pełni<br />

wobec niego rolę destrukcyjną. Literatura<br />

grozy nadała miastu funkcję znamien-<br />

90<br />

4 Tamże, s. 50.<br />

ną, stawiając niezwykle często znak równości<br />

pomiędzy przestrzenią miejską a<br />

obszarem zagrożenia, także tego nieupostaciowanego.<br />

Terytorium cywilizacji,<br />

które wymyka się spod ludzkiej kontroli<br />

stanowi topos tożsamy z popularnym w<br />

fantastyce grozy motywem ożywionego<br />

automatu, który zwraca się przeciwko<br />

swemu twórcy. Interpretować to można<br />

także jako manifestację lęku przed<br />

cywilizacją lub prefigurację obcości, a<br />

zatem swoisty wariant toposu „innego”.<br />

Bywa też ona niekiedy archetypicznym<br />

labiryntem, postrzeganym w kategorii<br />

immanentnego składnika przestrzeni<br />

zagrożenia, ewentualnie wykładnika treści<br />

psychologicznych. Materia miasta w<br />

niewytłumaczalny sposób kształtuje i determinuje<br />

losy jego mieszkańców, wpływa<br />

na jakość ich istnienia oraz śmierć.<br />

To, co żywe współistnieje z tym, co<br />

martwe i taka specyficzna zależność<br />

ujawnia się zarówno w losach współczesnych<br />

bohaterów, jak i w samym sposobie<br />

istnienia Barcelony. Protagoniści egzystują<br />

uwikłani w historie swoich rodzin<br />

(np. Marta Vives), a ich los w dużym<br />

stopniu określony zostaje przez dzieje<br />

antenatów. Tymczasem miasto podlega<br />

bezustannym przeobrażeniom; w miejsce<br />

zburzonych domów budowane są<br />

nowe, niektóre obszary zostają pogrzebane<br />

po to tylko, aby po kilku wiekach<br />

lub dziesięcioleciach być odkryte, wzbudzać<br />

sensację, zdumienie czy podziw.<br />

Dom publiczny, w którym urodził się<br />

bohater, jest właśnie takim miejscem<br />

– najpierw zapomnianym, potem odkrytym<br />

na nowo. Teraźniejszość miasta<br />

nierozerwalnie łączy się z przeszłością,<br />

ponieważ rozmaite wymiary: materialny,<br />

historyczny i duchowy pozostają ze


sobą w bezustannej korelacji. Fakt ten<br />

dokumentują zresztą wypowiedzi kilku<br />

drugoplanowych postaci, dla których<br />

sposób istnienia miasta polega właśnie<br />

na bezustannym procesie rozkwitania,<br />

obumierania i ponownych narodzin.<br />

Także dla bohatera takie związki są<br />

naturalnym składnikiem egzystencji.<br />

Jego opowieść jest retrospektywą, historią<br />

tyleż dziwaczną, co makabryczną.<br />

Trwanie w teraźniejszości oznacza dla<br />

protagonisty ustawiczne zanurzenie w<br />

tym, co już było, ponieważ tam właśnie<br />

znajduje się wyjaśnienie sposobu funkcjonowania<br />

rzeczywistości. świadomość<br />

zmian w perspektywie temporalnej tkwi<br />

w nim zresztą na tyle mocno, że inicjując<br />

swoją opowieść, mógł powiedzieć:<br />

„przybywam z rozległego czasu”. Narrator<br />

informuje czytelników, że upływ<br />

czasu zmienił i jego i przestrzeń, w której<br />

się porusza, a mimo to wciąż jeszcze<br />

pamięta on o rzeczach, miejscach i wydarzeniach<br />

dawno już przez innych zapomnianych.<br />

Bohater-wampir nie jest jednak wyłącznie<br />

kronikarzem własnych losów;<br />

właściwie wszystko, co mu się przytrafia,<br />

ukazane zostaje w perspektywie historii<br />

człowieka, stanowiąc również opowieść<br />

o współistniejącym z ludzkością<br />

Złu. Naznaczenie pierwiastkiem infernalnym<br />

powoduje, że bohater próbuje<br />

odnaleźć przyczynę, dla której został<br />

powołany do istnienia. W tym kontekście<br />

przywołany zostaje motyw walki,<br />

która bezustannie toczy się na świecie.<br />

„Stworzenie jeszcze się nie zakończyło”,<br />

mówi Ten Drugi, sugerując, że proces<br />

kształtowania się struktury rzeczywistości<br />

(a tym samym też i ludzkości) nie<br />

uległ zakończeniu. Finał rozgrywającej<br />

Ksenia Olkusz: Wampir w wielkim mieście<br />

się bezustannie walki jest wciąż jeszcze<br />

nierozstrzygnięty. Dobro jest zaledwie<br />

dopełnieniem Zła, bowiem wszystko na<br />

świecie ma swój awers i rewers. Są zatem<br />

śmiertelnicy, którzy boleśnie odczuwają<br />

własną kruchość, ale są też nieśmiertelni,<br />

którzy (jak bohater) dojmująco doświadczają<br />

wieczności. Główny bohater<br />

jest wampirem, a główna bohaterka nosi<br />

nazwisko Vives, bo śmierć i życie są ze<br />

sobą nierozerwalnie złączone. Jest miasto<br />

„pod spodem”, miasto umarłych i<br />

zapomnianych, lecz jest i miasto żyjących,<br />

istniejące w teraźniejszości. Jest<br />

historia, interpretowana w zależności od<br />

sentymentalnych oczekiwań współczesnych,<br />

lecz jest także historia prawdziwa,<br />

nieprzystająca do ogólnych wyobrażeń.<br />

Tak dzieje się w wypadku znalezionych<br />

przez archeologów szkieletów kobiety i<br />

mężczyzny, którzy trzymają się za ręce.<br />

Wbrew pozorom nie są to zwłoki kochanków,<br />

lecz dwoje obcych sobie ludzi,<br />

których poza momentem śmierci nic nie<br />

łączyło. Rzeczywistość podlega nieustannym<br />

przemianom, ponieważ zmaganie<br />

Dobra ze Złem wciąż jeszcze trwa.<br />

świat jako pole bitwy między tymi<br />

siłami nie jest rzecz jasna koncepcją<br />

nową, choć Moriel wykłada tę hipotezę<br />

w sposób nader zręczny i wiarygodny.<br />

Czyniąc bohatera przedstawicielem sił<br />

ciemności, każe czytelnikowi obserwować<br />

to zmaganie właśnie z jego perspektywy.<br />

Doświadczenie zła jest więc tutaj<br />

podwójne, ma bowiem wymiar ludzki i<br />

nie-ludzki jednocześnie.<br />

Koncepcja istnienia postaci w znacznym<br />

stopniu pokrewna jest gnostyckiemu<br />

przekonaniu, że człowiek - jako<br />

cząstka złego świata - sam również jest<br />

zły. Taką obserwację czyni także bohater,<br />

91


Rozważania literackie<br />

dostrzegając w ludzkim działaniu określony<br />

wzorzec. Egzystencja człowieka<br />

ukształtowana została bowiem zgodnie<br />

ze sposobem, w jaki istnieje rzeczywistość.<br />

To nie upadek więc, lecz metoda<br />

istnienia. Geneza zła przywołana w powieści<br />

wiąże się również z koncepcja manichejską.<br />

Zło jest rezultatem działania<br />

Arymana i w tym kontekście świat to<br />

terytorium ścierania się antagonistycznych<br />

sił. W przeciwieństwie jednak do<br />

koncepcji manichejskich, zakładających<br />

ostateczne zwycięstwo dobra, po które-<br />

92<br />

go stronie ma opowiedzieć się człowiek,<br />

diagnoza Morielowska jest pesymistyczna.<br />

Wykładnikiem bowiem wszelkich<br />

działań człowieka stają się żądza i nienawiść.<br />

Intencje te są przejawem cząstki zła,<br />

która zakorzeniła się w ludzkiej naturze,<br />

a którą bohater identyfikuje także w sobie.<br />

świat przedstawiony powiela tedy<br />

zasadę, wedle której „zło czai się wszędzie:<br />

wielość i zmienność form, jakie<br />

przybiera, jest nieskończona” 5 .<br />

5 J. Baudrillard, Przejrzystość zła. Esej o zjawiskach<br />

skrajnych. Przeł. S. Królak, Warszawa 2009, s. 92.


Michael Zeller<br />

Der weite Flug einer Boule<br />

I.<br />

Sommer 1967. Meine erste Reise nach<br />

Frankreich, allein, wie immer in diesen<br />

Jahren. An der Hochschule hatte<br />

ich nach einigem Vagabundieren meinen<br />

Platz gefunden, dem ich eine Weile<br />

ausgewichen war: die Literatur. Ja, ich<br />

hatte Fuß gefaßt in der Welt, mit zweiundzwanzig<br />

Jahren. Endlich.<br />

Wohin im Sommer? Nein, kein<br />

Orient mehr. Die letzten drei Sommer,<br />

direkt nach der Schule, hatte ich das<br />

Fremde gesucht, fernab vom Vertrauten.<br />

Als Anhalter war ich in arabischen Ländern<br />

herumgereist, zwischen Tunesien<br />

und Syrien. Dieser Heißhunger war erst<br />

einmal gestillt. In diesem Jahr, 1967, zog<br />

ich die Kreise enger, wollte mir näher an<br />

die Haut, suchte wohl auch, ohne es so<br />

zu nennen, Europa.<br />

Die Wahl fiel auf Frankreich. Der<br />

Horizont unseres Reisens lag im Westen<br />

oder Süden. Der Osten fand nicht statt.<br />

Die Landmasse des Kommunismus, jenseits<br />

der Elbe, rot bis Wladiwostok, war<br />

Feindesland hinter Stacheldraht und<br />

kam für wildes Reisen nicht in Betracht.<br />

Paris: In diesen Jahren immer noch<br />

der Maßstab für jeden jungen Westdeutschen.<br />

Seine große Kultur, die hohen<br />

Ideale der Französischen Revolution,<br />

verklärt im Geschichtsunterricht der<br />

Schulen, saßen mir fest im Kopf. Der<br />

Wind der Freiheit wehte zuerst bei unserem<br />

Nachbarn im Westen.<br />

Gleichzeitig spielte der letzte Krieg in<br />

meinen Überlegungen noch eine bestimmende<br />

Rolle. Dieses Geschehen vor<br />

meiner Geburt saß mir, vollkommen<br />

unbegriffen, in den Knochen. Kein deutscher<br />

Jugendlicher, nehme ich an, wurde<br />

damals aus der Schule entlassen, dem<br />

nicht tiefe Schuldgefühle eingepflanzt<br />

worden waren. Die beiden letzten Kriege<br />

mit Frankreich erfaßten durchaus<br />

auch die eigene Familiengeschichte und<br />

rührten damit an die eigene Person. Beide<br />

Großväter hatten hier im Ersten Weltkrieg<br />

gekämpft, das wußte ich.<br />

Viel näher war mir natürlich der<br />

Vater, gerade auch, weil ich ihn nicht<br />

kannte. Von ihm gab es sogar einen Feldpostbrief,<br />

den Mutter uns Kindern oft<br />

vorlas, immer mit Tränen in der Stimme.<br />

Wenn alles hier vorbei sei, schrieb<br />

Vater an seine junge Frau in Berlin, mit<br />

der er gerade vier Jahre verheiratet war,<br />

würde er mit ihr hierher kommen, um<br />

ihr alles zu zeigen, was er bisher erlebt<br />

habe. Frankreich sei ein wunderschönes<br />

Land. Wenn erst einmal alles vorbei sei<br />

… Aber jetzt gelte es zunächst, Paris einzunehmen.<br />

Damit wäre der Krieg dann<br />

wohl entschieden.<br />

Vater kam nicht in die Lage, sein Versprechen<br />

einzulösen. Der Krieg hat ihn<br />

93


Rozważania literackie<br />

verschlungen, im Osten. Doch immer<br />

noch, als Mutter sich längst mit seinem<br />

Tod hatte anfinden müssen, hielt ihre<br />

Sehnsucht an diesem verjährten Reiseziel<br />

fest. Daß sie allein nach Paris führe ohne<br />

ihn, lag außerhalb ihres Vorstellungsvermögens.<br />

Da gab es andere Sorgen.<br />

Jetzt also ich, an Vaters Stelle. Ganz<br />

von mir wegdrängen konnte ich seinen<br />

Brief wohl nicht, doch seine Spuren blieben<br />

blaß auf meiner Reise. Die Scham<br />

war zu groß. Ich hatte meine eigenen<br />

Wege zu gehen, heraus aus dem Schatten<br />

dieser bösen Geschichte, in eine hellere<br />

Zukunft hinein, in der an Kriege nicht<br />

mehr zu denken war. Ich jedenfalls würde<br />

niemals ein Gewehr in meine Hände<br />

nehmen oder etwas ähnliches. Wofür<br />

denn auch? Dieses Deutschland etwa?<br />

Da es noch keine Autobahn nach<br />

Paris gab, verließ ich mich als Anhalter<br />

der Führung der Landstraße. Nur deshalb<br />

kam ich durch Verdun. Es war kein<br />

Reiseziel, das ich mir ausgesucht hätte.<br />

Da es nun mal am Weg lag, mußte ich<br />

auch bleiben. Verdun links liegen lassen?<br />

Nicht daran zu denken. Aber bloß ein<br />

Tag, länger nicht. Das müßte reichen.<br />

Nach Paris stand mein Sinn. Der innere<br />

Fahrplan eines jungen Deutschen. Welche<br />

Furien trieben ihn?<br />

Verdun im Regen. Auch das noch.<br />

Ich fror unter meinem Regencape. Kein<br />

Sonnenstrahl, nicht mal ein Steifen helles<br />

Licht brach durch den niedrig hängenden<br />

Himmel, in planem Grau. Es<br />

machte die Dinge, die zu sehen waren,<br />

noch häßlicher. Grabfelder – so weit das<br />

Auge reichte. Kreuze, Kreuze, Kreuze,<br />

niedrig gehalten, reihten sich über die<br />

Hügel. Entzogen sich dem Blick und<br />

lösten sich auf im feuchten Dunst dieses<br />

94<br />

Tages, in irgendeinem Jenseits. Stellungskrieg<br />

im Westen. Versteint. Nichts<br />

bewegte sich über die Jahre, nur der Tod<br />

kroch immer näher an die Schützengräben<br />

heran, Kreuz um Kreuz. Dazwischen<br />

gestreut diese monströsen Beinhäuser,<br />

die schrecklich gewalttätigen Kriegerdenkmale.<br />

Fossile einer fernen Vorzeit,<br />

und war doch gerade erst ein halbes Jahrhundert<br />

her.<br />

Natürlich war bei diesem Wetter kein<br />

Mensch unterwegs. Ich war allein, wanderte<br />

für mich. Nur einmal bot sich mir<br />

in diesen Stunden des Gehens ein anderes<br />

Bild als das vom Tod. In einem Weinberg<br />

(Reben, keine Kreuze) stand ein alter<br />

Mann in seiner Schürze. Mit kurzem<br />

Messer schnitt er Triebe aus dem Stock.<br />

Das klein gewordene zerfaltete Gesicht<br />

eines Großvaters. Ein Winzer, kein Soldat.<br />

Knorrige Hände, die langsam und<br />

schwer das Ihre taten, außerhalb der Zeit.<br />

Ich näherte mich ihm, bis er mich sehen<br />

mußte. Er schaute auf, ein wenig. Grüßen<br />

wollte ich nicht, wegen meines Akzentes.<br />

Ich lächelte, so gut es das eingefrorene<br />

Gesicht hergab, mit steifen Lippen. Er lächelte<br />

nicht zurück, blieb beim Schauen,<br />

wandte sich nicht ab. Ich war ihm kein<br />

Feind. Darauf hätte ich gewettet. Ein solches<br />

Gesicht lächelt nicht so leicht. Den<br />

stummen Blick ausgehalten. Die Arbeit<br />

im Weinberg macht hart.<br />

Es war wenig, aber es war genug. Ich<br />

konnte weitergehen, mit einem fast<br />

freundlichen Gefühl, einer bescheidenen<br />

Wärme im ausgekühlten Körper.<br />

Hinter mir das Tuckern eines Motorrads,<br />

neben mir. Hielt an. Ein junger<br />

Mann, mit breiten Lachen im geröteten<br />

Gesicht.<br />

„Hi.“


Ein Amerikaner. Aus einer anderen Welt.<br />

Nichts mit Krieg. Mir fiel das Lachen<br />

leicht. Ja, es ging noch. Zwei, drei Sätze,<br />

und ich saß hinter ihm auf dem Sozius.<br />

Die Gegend verlor von ihrem bleiernen<br />

Gewicht, wenn man sie durchfuhr. Nur<br />

der Wind. Der war saukalt. Ich war froh,<br />

als das Motorrad vor einem der Beinhäuser<br />

ausfuhr. Gemeinsam lasen wir<br />

die verwitterte Tafel.<br />

„Hier, an dieser heiligen Stelle, ruhen<br />

die sterblichen Reste 130.000 unbekannter<br />

Soldaten. Hier wird der Reisende<br />

zum Pilger, er schweigt und gedenkt<br />

in der tiefen Rührung seines Herzens des<br />

Beispiels derer, die das höchste Opfer<br />

darbrachten. Verharren Sie in Schweigen,<br />

und kleiden Sie sich im Einklang<br />

mit den Gefühlen Ihres Herzens.“<br />

Der Amerikaner stand vollkommen<br />

fassungslos angesichts dieser Worte.<br />

„Flower Power“, sagte er dann, leise,<br />

mehr zu sich selbst als zu diesem Deutschen,<br />

in blauen Jeans wie er. Das war die<br />

Kleidung ihres Herzens.<br />

Flower Power. Ein ziemlich verquerer<br />

Kommentar, fand ich, der Hinweis<br />

auf die Hippie-Kultur seines Landes in<br />

diesen Jahren, das ewige Jungsein, oder<br />

Jungseinwollen. Aber das Wort riß mich<br />

aus der trüben Gefühlssoße von Schuld,<br />

begangen auch in meinem Namen, irgendwie,<br />

oder? Dieses Wort trennte mich<br />

ab von meiner Vergangenheit als Deutscher,<br />

die mit meiner Person wenig zu<br />

tun hatte, genau genommen: gar nichts.<br />

Jetzt lachten wir beide zusammen, über<br />

den Gräbern von Verdun, zwei blutjunge<br />

Männer, deren Leben vor ihnen lag,<br />

nicht hinter ihnen.<br />

Jack übernachtete wie ich in der Jugendherberge.<br />

Gemeinsam aßen wir zu<br />

Michael Zeller: Der weite Flug einer Boule<br />

Abend. Ein gutes Essen wurde ausgegeben<br />

auf einem Tablett, in kleinen Plastiknäpfen<br />

jedes Gericht für sich, nicht<br />

auf einem Teller verteilt, wie ich es von<br />

Herbergen gewohnt war. Kein Malzkaffee.<br />

Eine Karaffe Rotwein, für jeden. Ein<br />

Viertel Liter. Das reichte damals.<br />

„Rabba-dabb-dabb / Thanks for the<br />

crop!“, litaneite Jack, bevor er sich die<br />

Paté aufs Weißbrot strich, und lachte. So<br />

schnell gesprochen, daß er es für mich<br />

wiederholen mußte.<br />

„Zu Hause beten wir vor dem Essen,<br />

und die Eltern ärgern sich über unseren<br />

Spruch. Aber wenn du mächtig<br />

Kohldampf schiebst, muß es schnell<br />

gehen.“<br />

Jack kam aus Boston und war Student<br />

wie ich. Dass heißt: Er fing später<br />

erst an damit und wollte vorher noch<br />

etwas von Europa sehen. Pärris natürlich,<br />

dann Italien, am liebsten Sizilien,<br />

zurück über Germany. Alles mit dem<br />

Motorrad. Drei Wochen. Weil alles so<br />

nah ist in Europa.<br />

„Willst du mit?“<br />

Gleich nach der Landung seines<br />

Flugzeugs in Amsterdam hatte er sich<br />

die Maschine gekauft. Mußte sich erst<br />

daran gewöhnen, auch an die engen Straßen<br />

hier. Aber die Kiste lief prächtig.<br />

„Und Verdun? Bist du zufällig hier?“<br />

„Oh nein!“ Es war der ausdrückliche<br />

Wunsch von Jacks Vater gewesen. Dessen<br />

Vater hatte hier gekämpft, 1918. Jack<br />

wußte genau die Stelle. „Butte de Montfaucan“,<br />

sagte er in einem Französisch,<br />

das ich schwer verstand. Er kam gerade<br />

von dort, als er mich am Straßenrand<br />

aufgepickt hatte.<br />

„Du sahst ziemlich fremd aus“, sagte<br />

Jack und lachte.<br />

95


Rozważania literackie<br />

„Die Amerikaner? Die haben hier<br />

auch gekämpft?“ Das hatte mich in der<br />

Schule nicht erreicht.<br />

„Und ob!“ Jack wunderte sich, aber<br />

nicht lange. Unser Beefsteak war zäh, wir<br />

mußten heftig kauen.<br />

„Mit Ketchup ging´s besser, aber das<br />

mögen die Franzosen nicht so gern. Das<br />

hat Mommie mir noch extra eingetrichtert,<br />

bevor ich los bin.“<br />

„Gute Zähne braucht man da“, sagte<br />

ich.<br />

„Oder einen guten Zahnarzt. Da bist<br />

du bei mir richtig.“ Jack erzählte, daß er<br />

Zahnmedizin studieren werde.<br />

„Fängst du gleich an nach deiner Reise?“<br />

„Nein, erst ist die Army dran.“<br />

„Wie lange?“<br />

„Ein Jahr, denke ich. Wenn mir´s gefällt,<br />

auch zwei.“ Jack wollte nach Vietnam.<br />

Dort brauchten sie Piloten für ihre<br />

Bomberflotte. „Das ist ein phantastisch<br />

bezahlter Job. In einem Jahr verdiene ich<br />

so viel, daß es fast für mein ganzes Studium<br />

reicht. Wir sind nicht arm zu Hause.<br />

Aber ich will meinem Vater nicht zu lange<br />

auf der Tasche liegen. Da verdien ich<br />

mir lieber mein eigenes Geld, weißt du.<br />

Nirgendwo kannst du so schnell Dollars<br />

machen wie bei der Army.“<br />

Wir waren beide müde. Ich vom<br />

Wandern über die Grabfelder des Ersten<br />

Weltkriegs, Jack saß das lothringische<br />

Kopfsteinpflaster in den Gliedern. Beim<br />

Frühstück wollte ich ihm noch meine<br />

Pariser Adresse geben. Aber so lange<br />

blieb er nicht dort. In drei Tagen wollte<br />

er schon in Arles sein, bei van Gogh.<br />

Schade. Mir blieb das Gefühl zurück,<br />

von Jack hätte ich einiges lernen können.<br />

96<br />

Ein Jahr später, 1968: Wer weiß, ob<br />

wir dann noch miteinander gesprochen<br />

hätten.<br />

II.<br />

Paris dann, zum ersten Mal, vier Wochen<br />

lang. Ich wohnte in der Cité Internationale<br />

der Pariser Universität, am<br />

Boulevard Jourdan. Untergebracht, naturgemäß,<br />

in der Maison d’Allemagne.<br />

Obwohl mich, beim Mittagessen in der<br />

Mensa, die Schwarzafrikaner viel mehr<br />

interessierten als ein Zimmernachbar<br />

aus Oldenburg oder Wipperfürth. Wie<br />

sie in ihren langen, schmalen Händen,<br />

die innen so viel heller waren als außen,<br />

die Papierservietten zusammenrollten<br />

zu festen Bällchen und mit gekonnter<br />

Lässigkeit auf ihre Plastiktabletts heruntertropfen<br />

ließen – das bewunderte<br />

ich sehr. Diese Schwarzen schienen mir<br />

hier in Frankreich viel mehr zu Hause<br />

zu sein als ich.<br />

Ich verbummelte meine Tage in der<br />

Stadt, schaute, roch, witterte, las die Zeitungen<br />

und Baudelaire, fotografierte,<br />

schrieb. Ich beobachtete mehr als daß<br />

ich sprach. Vielleicht, denke ich mir heute,<br />

bald ein halbes Jahrhundert danach,<br />

vielleicht war es auch meine Scheu, bei<br />

jedem Öffnen des Mundes sofort als<br />

Deutscher geortet zu werden. Wollte<br />

nicht jedermann Rede und Antwort stehen<br />

müssen für Väter und Vorväter, die<br />

ich selbst nur aus Büchern oder Fotoalben<br />

kannte.<br />

Daß ich mich in ehemaligem Feindesland<br />

bewegte, war mir von Anfang an<br />

klar gewesen, wurde mir aber auch gezeigt<br />

von seinen Bewohnern. Wenn ich Glück<br />

hatte, mit ein paar verzeihenden Worten<br />

– heutzutage sei das alles ja vorbei, Gott


sei Dank, und ich könne sowieso nichts<br />

dafür, bei meinem Alter. Doch oft genug<br />

fing ich einen schmal werdenden Mund<br />

auf, den Blick, der wegging von mir, zur<br />

Seite, wenn ich mit dem plumpen teutonischen<br />

Akzent der Sprache der Sprachen<br />

Gewalt antat. (Wie glatt war das im<br />

Orient gegangen!)<br />

Ja, ich sah mich hier stark auf mein<br />

Deutschtum zurückgeworfen, stärker als<br />

mir lieb war. Hatte doch gerade Reißaus<br />

nehmen wollen vor diesem meinem<br />

Land, das uns Junge so beklemmte, wegen<br />

einer Vergangenheit, die weit über<br />

unser Verstehen ging, wollte hinüber<br />

ins hellere Frankreich, wo, wie ich in der<br />

Schule gelernt hatte, die Idee der Freiheit<br />

zu Hause war. Und kam doch nicht los,<br />

selbst hier, von meinem deutschen Sein.<br />

Wenn ich meine Notizen von 1967<br />

überlese, finde ich viel Bewunderung<br />

darin, aber auch einiges Befremden.<br />

Frankreich, schrieb ich, „Frankreich<br />

hat noch viel europäische Lebensart bewahrt.<br />

Die Parks sind immer voller Menschen,<br />

schreiendem Jungvolk, strickenden,<br />

breitgesäßigen Muttis, Rentner, die<br />

auf kalten Gitanes-Enden herumkauen,<br />

Liebespaaren in kühner Verstrickung.<br />

Aber auch im Arbeitsleben stehende<br />

Männer haben Zeit, ‚Le Monde‘ durchzublättern<br />

oder ‚Le Soir‘, das nächste<br />

Pferderennen zu erörtern, Mädchenbeinen<br />

nachzuschauen, geil oder wehmütig,<br />

je nach Alter. Und diese Boulespieler,<br />

den ganzer Tag über. Komme kaum<br />

los von ihnen, könnte hier glatt die Zeit<br />

vergessen.“<br />

Und sofort, wie oft auf diesen Papieren,<br />

der Zwang, das gesehene Fremde<br />

gleich mit dem Eigenen zu vergleichen.<br />

„Wir in Deutschland“ – wir! – „können<br />

Michael Zeller: Der weite Flug einer Boule<br />

uns das nicht mehr leisten, vielleicht<br />

konnten wir es ja nie.“<br />

Doch immer wieder auch das Abstandhalten.<br />

Eine der letzten Einträge<br />

von 1967: „Die vergoldete Zuckergußfigur<br />

vor der Cité Universitaire stellt Thomas<br />

Paine dar, ‚Citoyen du monde und<br />

Amerikaner‘. Zuerst hielt ich sie für eine<br />

bissige Parodie auf amerikanische Selbstdarstellung,<br />

doch jetzt, nach vier Wochen<br />

in der Stadt, reiht sie sich ein für mich in<br />

die Bildkraft, die Invalidendom, Panthéon,<br />

Sacré Coeur oder Arc de Triomphe<br />

hervorgebracht hat: die große Geste der<br />

Gloire. Während die Deutschen gern<br />

ins Bett der Urmütter steigen, hinab ins<br />

Tiefgründelnde, verlieren sich die Franzosen<br />

oben im Zerrspiegel ihrer Nation.<br />

J’ai epousé la France – so steht es in den<br />

‚Antimémoires‘ des André Malraux, die<br />

während meiner Tage hier mit gewaltigem<br />

Getöse auf dem Markt erscheinen,<br />

nachdem Le Général huldvoll sein Placet<br />

erteilt hatte“ (gemeint natürlich Charles<br />

de Gaulle).<br />

Die Franzosen – die Deutschen: So<br />

zieht es sich durch die Beobachtungen<br />

des jungen Deutschen von 1967 in Paris.<br />

Man wächst eben nicht ohne Folgen<br />

zwanzig Jahre lang auf in einem Land<br />

und wird in seinen Vorstellungen erzogen.<br />

Immer wieder wird das Fremde<br />

auf das Eigene zurückgebogen, mal mit<br />

einem Plus, mal mit Minus versehen.<br />

Ständig das Vergleichen, die Relativierungen.<br />

Hatte der junge Deutsche das<br />

nötig, um sich und das Seine, das doch<br />

das Seine war, wie zerbrochen und besudelt<br />

auch immer – um sich zu behaupten<br />

dagegen, als einzelner, im Angesicht<br />

eines Landes, Frankreichs eben, dessen<br />

Menschen sich ohne Scham in die Au-<br />

97


Rozważania literackie<br />

gen sehen konnten, wie es ihm vorkam,<br />

die für ihn eine höhere Moralität verkörperten<br />

als seine Landsleute? Und blieb<br />

doch selbst einer von ihnen, ob er wollte<br />

oder nicht, gerade hier, mit seinem Akzent.<br />

Kein Entkommen.<br />

Von Europa lese ich so gut wie kein<br />

Wort in den Notizen, auch nichts von Annäherungen<br />

unter Nachbarn, von Freundschaft<br />

gar, Momenten menschlicher Wärme.<br />

Angesichts der deutschen Vergangenheit<br />

– wie hätte es da Freundschaft geben<br />

können, der er trauen durfte?<br />

So war das damals, 1967. War das damals<br />

so?<br />

III.<br />

Fast zwanzig Jahre später, 1985.<br />

Gerade hatte ich ein Jahr lang in<br />

Worpswede gelebt, in der norddeutschen<br />

Tiefebene, teutonischste Landschaft:<br />

Moor, Weiden, Wassergräben dazwischen<br />

als schmale Augen, helles Birkengrün,<br />

reetgedeckte Bauernhöfe ducken<br />

sich vorm Wind, der ohne Widerstand<br />

über das brettflache Land geht. Und der<br />

Himmel – ein Himmel ohne Ende.<br />

Zum Ausgang des vorletzten Jahrhunderts<br />

hatten sich dort Maler niedergelassen,<br />

wegen dieses überirdischen<br />

Lichts im Moor. Hatte mir immer wieder<br />

die Bilder dieser Maler angeschaut,<br />

ihre Geschichten angehört, die Legenden<br />

und Gerüchte über sie, die bis heute<br />

umgehen im Dorf. Ein Maler aber faßte<br />

mich an, versetzte mich in Bewegung.<br />

Der Maler war eine Frau, heißt Paula Becker,<br />

verheiratete Modersohn.<br />

Warum sind ihre Bilder so anders?<br />

Auch sie malt die Birken, das Moor, den<br />

Himmel, norddeutsches Bauernleben.<br />

Aber anders – wieso? Ich schaute länger<br />

98<br />

hin, las in ihren Briefen, Tagebüchern,<br />

bis ich glaubte, den Schlüssel gefunden<br />

zu haben: Paris.<br />

Über mehrere Jahre hinweg hielt Paula<br />

Becker-Modersohn sich in Paris auf,<br />

mietete über Wochen ein Atelier, malte,<br />

ging in Ausstellungen, sah, was andere<br />

malten in Paris, entdeckte die europäische<br />

Malerei ihrer Zeit, damals ohne<br />

Vergleich noch in der Welt. Das alles sah<br />

sie, nahm es auf, in ihre Bilder hinein,<br />

und wurden doch nicht fremd, wurden<br />

immer eigener dadurch, i h r e Bilder,<br />

fand ihre Handschrift in Paris.<br />

Und dann das Ende, von tragikomischer<br />

Wucht. Eine Grille der Götter.<br />

Die Malerin verläßt Worpswede, ihren<br />

Mann, die Freunde, die Heimat, gibt<br />

selbst ihren Wunsch nach Kindern auf,<br />

eine junge Frau von dreißig Jahren, und<br />

geht nach Paris. Endgültig diesmal. Will<br />

nur noch malen, und nur dort. Und malt<br />

und malt, als ginge es um ihr Leben. Sie<br />

hatte recht, es ging darum. Die Frist, die<br />

ihr bleibt, ist kurz. Aber sie schafft es<br />

nicht. Verkauft kein Bild, kein einziges,<br />

verdient keinen Sous. Bettelbriefe nach<br />

Worpswede. Der Mann schickt ihr Geld,<br />

wittert die Chance, fährt dem Geld hinterher,<br />

kommt nach Paris, macht ihr<br />

dort noch ein Kind. Rückkehr ins Moor.<br />

Verdoppelte Produktivität während der<br />

Schwangerschaft. Malt ihre reifsten Bilder<br />

jetzt, in rasender Eile, gebiert eine<br />

Tochter, stirbt daran, mit 31 Jahren.<br />

Punkt. Ein Künstlerschicksal. Tragikomisch,<br />

noch einmal, wie ein starker Wille<br />

sich bricht an der Gleichmütigkeit der<br />

Natur, zerbricht – und bleibt eine Handvoll<br />

Kunst.<br />

Dieses Leben packte mich, wie mich<br />

die Bilder gepackt hatten, die es hervor-


achte. So einen Stoff wählt man sich<br />

nicht, er drängt sich auf, daß man nicht<br />

mehr anders kann. Verließ Worpswede<br />

und plante den Roman DIE SONNE!<br />

FRÜCHTE. EIN TOD. Wo sollte ich die<br />

Geschichte ansiedeln? In Worpswede,<br />

das ich mittlerweile wie auswendig kannte?<br />

Auf gar keinen Fall. Das Leben dieser<br />

Malerin gehörte nach Paris, wo sie sich<br />

selbst gefunden hatte. Und so spielt der<br />

Roman in Paris, im Lateinischen Viertel,<br />

in der Rue Cassette, zur Zeit ihres letzten<br />

Aufenthaltes dort, 1906.<br />

Achtzig Jahre hatte ich zu überbrücken<br />

von 1985 aus. Mußte ich jetzt nicht<br />

unbedingt nach Paris, um mir frisch das<br />

Lokalkolorit anzueignen? Nein, ich tat<br />

es nicht. Besorgte mir alte Stadtpläne,<br />

Fotografien, Reiseführer von Paris nach<br />

der Jahrhundertwende. Aber die Bilder,<br />

die lebendigen Bilder vom Alltag dieser<br />

Stadt aus einer anderen Epoche? Woher<br />

sie nehmen? Bis ich mich meiner Dias<br />

von 1967 erinnerte, die in irgendwelchen<br />

Schränken verstaubten. Nahm mir zwei<br />

Flaschen Bordeaux und verbrachte eine<br />

Nacht lang mit diesen Fotos von damals.<br />

Je tiefer ich mich einsah und eintrank<br />

und einfühlte, desto heller erfaßte mich<br />

mein Glück. Die achtzig Jahre zwischen<br />

1906 und dem Beginn meiner Arbeit waren<br />

bereits, ohne einen Finger zu krümmen,<br />

um zwanzig Jahre geschrumpft,<br />

Jahre meines eigenen Lebens. Was vor<br />

mir auf der Leinwand erschien, war versunken<br />

gewesen oder fremd geworden<br />

oder verzerrt wie Traumgeschichten. Die<br />

Moden der Frauen, der Männer in den<br />

sechziger Jahren - mein Gott! Der Schnösel<br />

da mit Koteletten bis in den Hemdkragen<br />

und den lächerlichsten Hosenbeinen:<br />

Das sollte ich gewesen sein? Zum<br />

Michael Zeller: Der weite Flug einer Boule<br />

Totlachen. Zum Schämen. Das Veralten<br />

bei lebendigem Leib.<br />

Paris, in den blaß gewordenen, farbstichigen<br />

Bildern der Vergangenheit. Patina.<br />

Historie. Ich war ganz bei mir. Die<br />

Echtheit jedes einzelnen Dias hätte ich<br />

beschwören können. Und stand doch<br />

mit einem Bein schon in der Geschichte,<br />

in zweifachem Sinn, in die ich hinabtauchen<br />

wollte.<br />

Doch gab es auch Menschen auf meinen<br />

Fotos, die sich der Vergänglichkeit<br />

entzogen hatten. Spurlos waren die zwanzig<br />

Jahre an ihnen vorübergegangen. Sie<br />

waren viel zu alt gewesen, um noch älter<br />

werden zu können, die Männer, die in<br />

den Parks von Paris Boules spielen. Daß<br />

ich mich von ihnen nicht losreißen könne,<br />

steht in meinen Notizen von damals,<br />

und ich hatte sie fotografiert, immer<br />

wieder, nur sie.<br />

Diese zerknitterten Gesichter, dunkelblaue<br />

Baskenmützen auf meist kahlem<br />

Schädel, den ausgeglühten Zigarettenstummel<br />

vergessen im Mundwinkel,<br />

ihre hohen Stimmen, wenn sie miteinander<br />

um den Abstand der Kugeln zankten.<br />

Und wie weltläufig sie mich übersahen,<br />

den Jüngling mit der Kamera, der<br />

um sie herumstrich und ihnen auf die<br />

Pelle rückte, auf Atemnähe manchmal<br />

bis an den Wurfarm heran. Sie nahmen<br />

keine Notiz davon, gaben mir nie ein<br />

Wort, aber sie ließen es geschehen. Gut<br />

möglich, daß sich noch Kriegsveteranen<br />

von Verdun unter ihnen befanden, die<br />

jahrelang in den Schützengräben gelegen<br />

hatten, genau wie meine beiden Großväter<br />

auf der anderen Seite, nur durch die<br />

Weite eines Kugelflugs getrennt, der dem<br />

einen oder dem anderen den Tod bringen<br />

sollte, zu jeder Sekunde. Kugeln, die<br />

99


Rozważania literackie<br />

jetzt, ein halbes Jahrhundert später, im<br />

Jardin du Luxembourg vielleicht, die allerwichtigsten<br />

von der Welt waren. Von<br />

ihnen drohte keine Gefahr, weder den<br />

Alten noch mir.<br />

Diese Fotos von 1967 dienten mir<br />

jetzt, 1985/86, die Boulespieler des Jahres<br />

1906 zu beschreiben. Es müssen gewaltige<br />

Werfer gewesen sein. Achtzig Jahre<br />

lang hat sich die schwere Kugel in der<br />

Luft gehalten, über zwei Kriege hinweg.<br />

Ich hoffe, ein Leser erkennt keine Unterschiede<br />

zwischen den Pariser Boulespielern<br />

von 1906 oder 1967 oder 1986, so wie<br />

es bis heute geschrieben steht im Buch.<br />

„Fasziniert lauschte ich der stummen<br />

Zwiesprache zwischen Körper und<br />

Wille, bevor der Spieler seine Kugel<br />

warf: das Federn in der Hocke erst, auf<br />

Zehenspitzen, nur für Sekunden so zu<br />

halten, die Fersen in der Luft, der angespannte<br />

Arm lang ausgestreckt nach<br />

hinten, die Kugel schwer gewichtend,<br />

den Adlerblick hinaus aufs Ziel, nach<br />

vorn, gebannten Augs, die Zunge an der<br />

Oberlippe – und dann der Wurf aus sich<br />

heraus, der Schulter-Strahl, und fingerspitzensteil:<br />

den Himmel aufzureißen,<br />

und hoch und weit hinaus die Kugel<br />

100<br />

und flog und flog und senkte sich, die<br />

bestgelegte Kugel wegzuprellen mit<br />

hellem Klinkern: ein Klang, der selbst<br />

den getroffenen Spieler noch erfreuen<br />

muß, wenn er reinen Herzens geblieben<br />

ist. Oder das Einsinken eines Spielers,<br />

wenn sein Wurf fehlgegangen war: das<br />

Mahlen der Kiefern, oft auch ein leiser<br />

Fluch, der nur sich selber galt, dem eigenen<br />

Ungeschick. Oder das Raunen<br />

der Mitspieler, ihr ‚Oho!‘, ‚Allez!‘, ‚Eh<br />

bien!‘, ‚C’est ca!‘ Und traf es diesmal<br />

nicht, so galt es nur, ein neues Spiel zu<br />

wagen, und alles, ALLES konnte anders<br />

werden. Sieg oder Niederlage – sie lagen<br />

millimeterweit nur auseinander.<br />

Und ich, der Fremde, stand dabei, mit<br />

schweißnassen Händen, tatenlos und<br />

doch aufs höchste beschäftigt.“<br />

So hat es der deutsche Schriftsteller<br />

Anderland 1906 in Paris erlebt und beschrieben,<br />

der fiktive Erzähler des Romans<br />

DIE SONNE! FRÜCHTE. EIN<br />

TOD. 1914 kehrt er zurück nach Frankreich,<br />

das Land seiner Liebe, seiner<br />

Ideale, als Soldat der deutschen Armee,<br />

freiwillig. Bereits im September 1914<br />

fällt er, vor Reims. Verdun hatte ich mir<br />

verkniffen.


Jubileusz<br />

Therese Chromik<br />

„Ein paar Perlen“<br />

Bodo Heimann zum 75. Geburtstag<br />

Die Muschel spricht<br />

Ein paar Perlen<br />

will ich doch<br />

hinterlassen<br />

dereinst<br />

Zeichen,<br />

wie viel in mich eindrang<br />

und Schönheit gewann,<br />

auch wenn es schmerzte. 1<br />

Die Dichtern häufig gestellten Fragen:<br />

Warum schreiben Sie? Was veranlasst<br />

Sie, so viel Eigenes preiszugeben? beantwortet<br />

dieses Gedicht auf eindeutige<br />

schlichte Weise. – Es sind Fremdkörper,<br />

die in die Muschel eindringen und einen<br />

Reiz auslösen, der dazu führt, dass<br />

die Muschel Stoffe absondert, mit denen<br />

sie den Fremdkörper umschließt – und<br />

zwar in konzentrischen Schalen. Zwischen<br />

Schale und Mantel entsteht eine<br />

Einbuchtung im Bindegewebe, in der<br />

sich die Perle entwickelt.<br />

Das Dichten geschieht als Antwort<br />

auf das Fremde, auf das, was uns befrem-<br />

1 Sternzeitgemäß, Husum 1988, S. 9<br />

det, erstaunt, was uns berührt, unter<br />

die Haut geht, eindringt in die eigene<br />

emotionale Innenwelt. Nicht nur Schönes,<br />

sondern auch schmerzvoll Erlebtes<br />

kann in der Dichtung Schönheit gewinnen,<br />

sagt das Gedicht. Das können wir<br />

an Bodo Heimanns Gedichten über die<br />

Flucht und Not erleben, sowie an zeitkritischen<br />

Gedichten z.B. den Tschernobyl-Gedichten<br />

in „Sternzeitgemäß“,<br />

von denen die kleinste „Perle“ folgendes<br />

Gedicht ist.<br />

Kinderspiel<br />

Auf dem Schulhof<br />

spielen die Kinder<br />

Ich bin radioaktiv,<br />

wen ich anticke,<br />

der ist verseucht. 2<br />

Aber wenn wir die Zeilen genauer betrachten,<br />

ist es der Vorgang des Dichtens<br />

selbst, der von einem Schmerzgefühl<br />

begleitet werden kann, auch wenn das<br />

Eindringende eigentlich etwas Schönes<br />

2 ebda, S. 46<br />

101


Jubileusz<br />

ist. Und so erklärt es sich, dass auch<br />

die „Lyrischen Skizzen einer Kindheit<br />

in Schlesien“ in „Oderland“ teilweise<br />

heiter und humorvoll sind; das traurig<br />

wehmutsvolle Erinnern wandelt sich<br />

beim Dichten in lebendige Gegenwart.<br />

Die Trauer wird weggeatmet, der Leser<br />

erfreut sich am Glanz der Perle.<br />

102<br />

Himmel und Erde<br />

Himmel und Erde<br />

wünschte ich mir<br />

zum Geburtstag,<br />

Backobst, eingeweicht,<br />

Kartoffelklöße und<br />

schön salzig gekochtes<br />

Schweinefleisch,<br />

alles selbergemacht<br />

aus unserem Garten,<br />

aus unserem Stall,<br />

das getrocknete Obst,<br />

die eingekellerten Kartoffeln,<br />

das geschlachtete Schwein,<br />

Donnerwetter,<br />

sagt Tante Herta,<br />

ihr seid ja autark<br />

wie das Großdeutsche Reich,<br />

und Renate singt;<br />

Himmel und Erde<br />

müssen vergehn. 3<br />

Befasst sich der Leser mit den sechs<br />

erschienenen Gedichtbänden, so wird er<br />

allerdings feststellen, dass es oft positive<br />

Erlebnisse und schöne Beobachtungen<br />

sind, die den Dichter so berührten, dass<br />

er sie „Perle“ werden ließ. Intensiver<br />

dringt bei uns meist ein, was Verdruss<br />

macht als das, was freut. So findet man<br />

bei zeitgenössischen Poeten denn auch<br />

mehr das Wehklagen über diese Welt<br />

– was allerdings auch nicht immer zur<br />

3 Oderland, Husum 1990, S. 30<br />

„Perle“ gelingt. Das feine „Bindegewebe“<br />

nimmt sensibel auch das Schöne<br />

auf, das uns wie ein Fremdes, uns<br />

geschenktes Wunder erscheinen mag.<br />

Die Gedichte über Sm´land im Zyklus<br />

„Nordlicht“, das „Meeresleuchten“ und<br />

„Noctiluca miliaris“ 4 gehören dazu, wie<br />

auch „Waldbingelkraut“ 5 , um nur einige<br />

häufig Gelesene zu nennen und viele andere.<br />

Auch „Sommer“ gehört dazu:<br />

Sommer<br />

Der Sommer, auf eine Formel gebracht,<br />

macht große Augen.<br />

Etwa: Das Bienensummen<br />

am Schlagbaum der Salbeiblüten.<br />

Oder: Der von Ast zu Ast<br />

flüchtende Vogel.<br />

Oder: Das von einem Igel<br />

bewohnte Hexenhaus.<br />

Oder: Der süße Aasgeruch<br />

verborgener Sternanbetungen.<br />

Man funkt wichtige Botschaft,<br />

noch sind wir<br />

weit entfernt,<br />

daraus klug zu werden. 6<br />

Bodo Heimann äußert sich in einem<br />

der frühen Gedichte über „gewisse Autoren“<br />

spöttisch:<br />

„Ihren Anspruch, modern zu sein,<br />

gewinnen sie aus Unkenntnis<br />

der Überlieferung“ 7<br />

Vor allem die Klassik ist gemeint, wie<br />

man in den folgenden Zeilen erfährt, die<br />

viele für abgetan halten. Da muss man<br />

hellhörig werden.<br />

4 in: Sein und Singen, Würzburg 2000<br />

5 in: Frei vor dem Wind, Würzburg 1993<br />

6 Frei vor dem Wind, S. 14<br />

7 Gewisse Autoren in: Sternzeitgemäß, S. 39


Therese Chromik: „Ein paar Perlen“ Bodo Heimann zum 75. Geburtstag<br />

„Unzeitgemäß singt<br />

eine Amsel vom Dachfirst<br />

in den Verkehrslärm“ 8<br />

Die Versöhnung von Kunst und Natur<br />

muss nicht angestrebt werden, sie ist<br />

schon da in diesen drei Zeilen. Und wieder<br />

ein wenig spöttisch lässt der Dichter<br />

die „Amsel vom Dachfirst in den Verkehrslärm“<br />

singen, sie wird kaum bemerkt,<br />

vielleicht nur von denen, die ein<br />

Ohr dafür haben. Keine Belehrung, kein<br />

Weltverbesserungsdrang, aber doch ein<br />

Signal: hier die Natur, da das manchmal<br />

hässliche Gesicht der Zivilisation, hier<br />

der Lyriker, kaum gehört, dort das Laute,<br />

Schrille, Lärmige, worauf die meisten<br />

„abfahren“.<br />

Bodo Heimann ist nicht nur ein „lyrischer<br />

Vogel“, sondern auch jemand,<br />

der ein Ohr für andere dichterische<br />

Töne hat. Er ermuntert andere „lyrische<br />

Vögel“ zu ihrem „Gesang“ in Autoren-<br />

Werkstätten und bespricht, sammelt,<br />

veröffentlicht Texte von jüngeren und<br />

älteren Nachwuchsautoren. Er gehört<br />

also selbst auch zu den „Perlenfischern“<br />

und versteht die Kunst, die Perlen in der<br />

Tiefe an schroffen Felsen zu entdecken<br />

und sie zutage zu bringen.<br />

1984 fasste er zum erstenmal Texte<br />

schleswig-holsteinischer Autoren zusammen<br />

und gründete die Werkstatt „Euterpe“,<br />

wodurch überhaupt erst manche<br />

Autoren von den anderen erfuhren, dass<br />

es sie gab. Das Besondere ist, dass Bodo<br />

Heimann dieser Arbeit treu geblieben<br />

ist, wie man an den zehn Jahrbüchern<br />

und zwei, sowie an den vielen Einzelbänden<br />

der Edition Euterpe ablesen<br />

S. 112<br />

8 Lyrischer Vogel in Frei vor dem Wind,<br />

kann. Andere Gruppen kommen und<br />

vergehen, die Werkstatt-Treffen bei Dr.<br />

Bodo Heimann finden seit 1981 immer<br />

noch regelmäßig am 1. Montag im Monat<br />

statt. Oft belebten Studenten aus<br />

der Universität die Diskussionen an den<br />

Abenden.<br />

Die Nähe zur Klassik kommt auch<br />

darin zum Ausdruck: der wissenschaftliche<br />

Umgang mit Dichtung verträgt<br />

sich mit dem Selbst-Dichten, das Selbst-<br />

Dichten verträgt sich mit dem Erörtern<br />

der Wirkung sprachlicher Mittel. Die<br />

emotionale Beteiligung sowohl bei der<br />

Aufnahme von Dichtung als auch bei<br />

der Produktion von Dichtung verträgt<br />

sich mit dem kognitiven, analytischen<br />

Blick ganz so wie auch bei der Aufnahme<br />

der Dinge in dieser Welt.<br />

Wahrnehmen, Berührtsein, Wundern,<br />

Beobachten, Verstehen, Vergleichen,<br />

Erkennen, Benennen greifen ineinander.<br />

Nicht eines allein bleibt für<br />

sich. Bodo Heimann geht es wie Goethe,<br />

wenn dieser aus dem Fenster schaut.<br />

Goethes Fenster<br />

Objêt trouvé<br />

Ich<br />

brauche nur<br />

zum Fenster hinauszusehen,<br />

um in straßenkehrenden Besen<br />

und herumlaufenden Kindern<br />

die Symbole<br />

der sich ewig abnutzenden<br />

und immer sich verjüngenden<br />

Welt beständig<br />

vor Augen<br />

zu haben. 9<br />

9 Sternzeitgemäß, S. 34<br />

103


Jubileusz<br />

So braucht auch Bodo Heimann nur<br />

auf sein Leben zu blicken und entdeckt<br />

im Einzelnen das Allgemeine und nicht<br />

selten Symbolisches und das kann der<br />

Leser durch alle Epochen seines Lebens<br />

nachvollziehen.<br />

I. Die Kindheit in Breslau, wo er am<br />

20.3.1935 geboren wurde, bis zur Flucht<br />

1945 spiegelt sich in den Gedichten des<br />

Bandes „Oderland“;<br />

II. Die Schulzeit in Wolfenbüttel ab<br />

1948 und das Studium der Germanistik,<br />

Geschichte und Philosophie ab 1955 in<br />

Freiburg, Berlin und Frankfurt bei Alewyn,<br />

de Boor, Heidegger u.a. bis zum<br />

Staatsexamen 1961;<br />

III. 1962 Heirat, Promotion über die<br />

Dichtung Gottfried Benns und Lehrtätigkeit<br />

im Gymnasium in Cuxhaven,<br />

Geburt des ersten Sohnes Ivo 1964;<br />

IV. 1966-69 Professor der Osmania<br />

Universität Haiderabad in Indien, Leiter<br />

des Department of German. Geburt der<br />

beiden Töchter Imme (1967) und Anke<br />

(1969);<br />

V. Seit 1969 Wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />

der Christian Albrechts Universität<br />

in Kiel, Dozent am Institut für<br />

Literaturwissenschaft mit dem Lehrgebiet<br />

Neuere deutsche Literatur. Geburt<br />

des vierten Kindes Heimo (1970) und<br />

zwischendurch von 1976-77 Professor<br />

an der University of Alberta, Edmonton<br />

(Kanada), zweite Heirat und Geburt des<br />

Sohnes Hanno (1979).<br />

Diese 5 Lebensabschnitte spiegeln sich<br />

in Gedichten wider.<br />

I. Seinem Zuhause widmet er das<br />

Gedicht „Damals in Oswitz“ 10 , das in<br />

vielen Details den Ort lebendig werden<br />

104<br />

10 Frei vor dem Wind, S. 107 ff.<br />

lässt, wo die Eltern ein besonders schönes<br />

Ausflugslokal an der Oder betrieben.<br />

Die Oder besingt Heimann in einem Gedicht,<br />

nachdem er den Ort seiner Kindheit<br />

wieder aufgesucht hat: „Oder“ 11 .<br />

Über die Kindheit in Breslau erfahren<br />

wir am meisten in „Oderland“.<br />

Charlotte<br />

Nach der Schule gehe ich mit Charlotte<br />

wie wenn wir verlobt wären,<br />

ich darf ihr helfen<br />

Maulbeerblätter pflücken.<br />

Mit denen gehen wir<br />

in ein fremdes Haus,<br />

dort legen wir neue Schichten Blätter<br />

in die Kästen auf den Tischen, da<br />

fressen sich die Raupen durch,<br />

Schicht für Schicht, bis sie<br />

sich in einen weißen Kokon<br />

einspinnen, daraus macht man<br />

Seide für unsere Fallschirmjäger.<br />

So arbeiten auch die Seidenraupen,<br />

obwohl sie nichts davon wissen,<br />

für unseren Sieg,<br />

meint Charlotte. 12<br />

Vom Einzelerlebnis zum Allgemeinen<br />

einer Erkenntnis – hier in ironischer<br />

Form, hinter der sich das Absurde des<br />

Geschehens entlarvt. Weitere Gedichte<br />

– auch über die Flucht und den Zwischenaufenthalt<br />

in Guben befinden<br />

sich in „Sein und Singen“. Das Gedicht<br />

„Auf der Flucht“ 13 ist ein lyrischer Bericht<br />

ohne Pathos, ohne Selbstmitleid;<br />

Verzweiflung und die Ausweglosigkeit<br />

der Situation werden durch den Galgenhumor<br />

der Schunkellied-Zeilen zum<br />

Schluss um so ergreifender.<br />

11 ebda. S. 11 f.<br />

12 Oderland, S. 57<br />

13 Sein und Singen, S. 23


Therese Chromik: „Ein paar Perlen“ Bodo Heimann zum 75. Geburtstag<br />

II. Die Schulzeit und Studienzeit haben<br />

ihren Niederschlag u.a. in einigen Kurzprosastücken<br />

„Geschichten von Meister<br />

Eckhart“ 14 gefunden sowie in Gedichten<br />

über einzelne Dichter.<br />

Trakls Siebengesang<br />

Trakls Siebengesang des Todes<br />

tönt in der Eichenkrone,<br />

flattert<br />

in blauen Fetzen<br />

im Bürgerpark, man<br />

geht aus dem Weg, man<br />

geht seinen Weg, immerhin<br />

auf rotem Kies unter welkem Gras,<br />

der schwangeren Frau am Teich<br />

kommt ein Fetzen zugeflogen,<br />

sie fängt ihn auf, sie wird<br />

mit ihm das Taufkleid schmücken. 15<br />

Tod und Geburt, die Bürger und die<br />

Einzelne, die Wege der Begegnung und<br />

das Ausweichen. Ein konkretes Bild,<br />

das über sich hinausweist auf allgemein<br />

menschliche Erfahrung. Das Licht, das<br />

durch die Blätter der Eichenkrone flackert,<br />

ist nur das Ergänzungsbild, das<br />

durch den „Siebengesang des Todes“ in<br />

der Eiche entsteht. Wehte der Wind der<br />

Vergänglichkeit nicht, flatterte das Licht<br />

auch nicht in blauen Fetzen. Das hoffnungsvolle<br />

himmlische Blau kommt nur<br />

in „Fetzen“ zu uns, mehr ist uns nicht<br />

vergönnt, nicht einmal der schwangeren<br />

Frau. Auch das Neugeborene – Bild der<br />

Hoffnung und der Zukunft – ist mit<br />

dieser Ambivalenz gezeichnet: das Helle,<br />

Lichte ist nur um den Preis des Todes<br />

möglich und es ist uns nur in „Fetzen“<br />

14 Geschichten von Meister Eckhart, Kiel<br />

1985, Neuauflage Husum 2003<br />

15 Sternzeitgemäß, S. 37<br />

erlebbar. Wir hören in den letzten Zeilen<br />

die Freude der Frau heraus, die im<br />

Moment ihr Glück genießt, den Leser<br />

stimmt die in den Versen allgegenwärtige<br />

Todesnähe dennoch traurig.<br />

III. Die wissenschaftliche Beschäftigung<br />

Bodo Heimanns mit Gottfried Benn hat<br />

auch ein lyrisches Pendant, vor allem<br />

aber hat es sein poetologisches Credo<br />

beeinflusst, das er auch Studenten an<br />

der Universität weitergab. Manche poetologischen,<br />

auch polemischen Auseinandersetzungen<br />

mit anderen Dichtern<br />

scheinen von Gottfried Benns Grundsätzen<br />

inspiriert zu sein.<br />

IV. Die Zeit in Indien hat zu einer intensiven<br />

Auseinandersetzung mit der<br />

Kultur des Landes und seinen mythologischen<br />

Vorstellungen geführt. Zahlreiche<br />

Gedichte künden davon, einige<br />

davon zunächst veröffentlicht in dem<br />

noch eigenen Verlag in „Lebende Spiegel“<br />

(Kiel 1984), etwa 20 Gedichte in<br />

„Frei vor dem Wind“.<br />

Tirukalikundram<br />

Hügel der Vögel,<br />

wo zum rotweißgestreiften<br />

Bergtempel hinauf<br />

heiße Felstreppen<br />

in den hellblaugewölbten<br />

Himmel hineingehn,<br />

Raubvögel werden<br />

dort Tag für Tag gefüttert<br />

von dunklen Priestern. 16<br />

Eine scheinbar einfache Beschreibung<br />

des Gesehenen aber mit kräftigen,<br />

deutenden Farben. Die Vögel als himmlische<br />

Boten werden zu Raubvögeln, die<br />

16 Frei vor dem Wind, S. 52<br />

105


Jubileusz<br />

Priester, Verwalter des Göttlichen, werden<br />

zur unheimlichen Macht.<br />

V. Die erste Kieler Zeit von 1969 bis zum<br />

Kanada-Aufenthalt 1976 ist die Zeit zahlreicher<br />

wissenschaftlicher Aufsätze und<br />

Publikationen (siehe Literaturübersicht)<br />

und der familiären Entfaltung und Freude<br />

an seinen heranwachsenden Kindern.<br />

Hierher gehört u.a. das Gedicht für seine<br />

Tochter Anke.<br />

106<br />

Ankes Geburtstag<br />

Die Sonne von Schinkel<br />

fängt sich tröpfchenweise<br />

in Spinnengeweben des Weißdorngitters.<br />

Ankes Augenblick<br />

begegnet Lupine blau<br />

am Brennesselgraben,<br />

wo der Igel sich einschmiegt.<br />

Ungeduldig auf ihr neues Jahr<br />

entfaltet sich eine<br />

Heckenrose. 17<br />

Wieder nur eine Bestandsaufnahme<br />

in drei Sätzen – und doch mehr. Ein Gegenbild<br />

zum erwähnten Trakl-Bild. Auch<br />

hier ist die Sonne nur „tröpfchenweise“<br />

wahrzunehmen, aber sie verklärt sich,<br />

steigert sich im Glitzern des Spinnengewebes,<br />

das wiederum dem Weißdorngitter<br />

folgt. Der Blick in die Natur, die<br />

eigene phantasievolle Fähigkeit zu sehen,<br />

wird mit dem „Mehr“ als Tröpfchen<br />

belohnt, mit einer Art himmlischem<br />

Glanz. Das Kind hat diese Fähigkeit, es<br />

sieht die blaue Lupine und das genaue<br />

Sehen wird mit dem Igel-Fund belohnt.<br />

Das Kind erkennt: Das Mitgeschöpf, der<br />

Igel, hat einen guten geschützten Platz;<br />

ein Bild der Geborgenheit. Kind und<br />

17 ebda. S. 71<br />

Natur sind im Einklang; ungeduldig beide,<br />

die Heckenrose und das Kind, beide<br />

dabei, sich aufs Allerschönste zu entfalten.<br />

Das lyrische Ich, der beobachtende<br />

Vater, hält sich zurück. Die Liebe zeigt<br />

sich im Beobachten und in der Wahl<br />

der poetischen Bilder, die himmlischen<br />

Schutz (Str.1), Geborgenheit (Str. 2) und<br />

glückliche Entfaltung (Str. 3) beschwören.<br />

Die Zeit in Kanada ist verstreut in<br />

den Gedichtbänden zu finden. Das<br />

Gedicht „In den kanadischen Rocky<br />

Mountains“ gibt die überwältigende Faszination<br />

wieder, die die Natur in Kanada<br />

auf den Dichter ausübte: “In unserer<br />

Sprache gibt es kein Wort /für diesen aus<br />

Bergwäldern eingeflossenen See...“ 18<br />

Die Ratlosigkeit in der privaten Krise<br />

mag das Gedicht „Orakel“ andeuten:<br />

Orakel<br />

Oft warf ich sie hin,<br />

versuchte, sie<br />

zu entziffern,<br />

hob sie auf,<br />

warf sie hin,<br />

zweideutig<br />

lag sie<br />

vor mir<br />

an ihrem<br />

Ort, die Rune,<br />

scharf<br />

zeigte die Spitze<br />

auf mich,<br />

als wollte sie<br />

in mich<br />

eindringen<br />

um den Preis<br />

meines Lebens. 19<br />

18 ebda. S. 73<br />

19 ebda, S. 72


Therese Chromik: „Ein paar Perlen“ Bodo Heimann zum 75. Geburtstag<br />

Kann ein Gedicht weniger über das<br />

Persönliche sagen und zugleich mehr<br />

als dieses Bild? Die Technik, nicht selbst<br />

zu sprechen, sondern das Bild sprechen<br />

zu lassen, das vom Leser auch auf sich<br />

selbst angewendet werden kann, verhindert<br />

das, was Fragende oft mit dem „Sich<br />

Preisgeben“ fürchten.<br />

Statt poetologischer Reflexionen über<br />

die Unsterblichkeit in der Dichtung und<br />

durch Dichtung finden wir das Bild-Gedicht,<br />

das uns über die Anschauung zum<br />

Verstehen führt.<br />

Bernstein<br />

Im Bernstein<br />

ist ein Mückchen<br />

aufbewahrt für alle Zeit.<br />

Flügelchen durchsichtig<br />

zart, Beinchen graziös,<br />

niedlich das Köpfchen.<br />

Aber ein Mückchen<br />

ist etwas, das fliegt,<br />

das in der Luft herum summt,<br />

etwas das stechen kann.<br />

Dies wissend<br />

sehe ich Fotos von früher.<br />

Dies wissend<br />

schreibe ich ein Gedicht.<br />

In der Zeit ab 1980 entfaltet sich bei<br />

Bodo Heimann nach den zahlreichen<br />

vorwiegend wissenschaftlichen Publikationen<br />

eine große Aktivität und Produktivität<br />

auf dem literarischen Gebiet, wie<br />

an den Erscheinungsjahren der Bücher<br />

abzulesen ist.<br />

1981 beginnt er mit der Werkstattarbeit<br />

für Autoren und begründet den<br />

„Euterpe-Kreis“. Ausgangspunkt war<br />

die Arbeit mit Studenten, mit denen<br />

er die literarische Szene zu erschließen<br />

begann. Er führte auch die Studenten<br />

selbst an das „Kreative Schreiben“ und<br />

bot Werkstattseminare an.<br />

1983 beginnt er die Herausgabe des<br />

Literarischen Jahrbuchs „Euterpe“ mit<br />

einem Redaktionsteam (zunächst mit<br />

Friedrich Mülder, Elisabeth Meyer-Runge,<br />

ab 1984 mit Therese Chromik und<br />

Friedrich Mülder) und der Mitherausgabe<br />

des Jahrbuchs „Edition Euterpe“<br />

zusammen mit Therese Chromik, er<br />

wird gewonnen für die Mitarbeit in der<br />

Prüfungskommission des Funkkollegs<br />

“Literarische Moderne“.<br />

Seit 1995 redigiert er mit Therese<br />

Chromik die monatliche literarische<br />

Rubrik in der Kulturzeitschrift „Schleswig-Holstein“.<br />

Reisen nach Polen und Schweden, oft<br />

verbunden mit Vorträgen und Lesungen,<br />

regten ihn zu neuen Gedichten an. Zur<br />

Zeit schreibt er an seinem Roman, von<br />

dem schon Kapitel zu hören waren.<br />

Bodo Heimann ist Vorsitzender der<br />

Goethe-Gesellschaft Kiel, Vorsitzender<br />

des Kuratoriums der Stiftung Kulturwerk<br />

Schlesien, Mitglied verschiedener<br />

Schriftstellerverbände.<br />

Er wurde 1993 mit dem Eichendorff-<br />

Literaturpreis ausgezeichnet und 1996<br />

mit dem Fedor-Malchow-Lyrikpreis,<br />

1998 mit dem Grand Prix Mediterranée.<br />

Liste der Veröffentlichungen:<br />

Bücher<br />

Der Süden in der Dichtung Gottfried<br />

Benns, Dissertation, Freiburg 1962;<br />

Experimentelle Prosa der Gegenwart,<br />

München 1978;<br />

Lebende Spiegel, Gedichte, Kiel 1984;<br />

Geschichten von Meister Eckhart, Kiel<br />

1985; Neuauflage Husum 2003;<br />

107


Jubileusz<br />

Sternzeitgemäß, Gedichte, Husum 1988;<br />

Oderland, Lyrische Skizzen einer Kindheit<br />

in Schlesien, Husum 1990;<br />

Kurzer Besuch, Gedichte, Kiel 1 1992;<br />

2 1998;<br />

Frei vor dem Wind, Gedichte, Würzburg<br />

1993;<br />

Sein und Singen, Gedichte, Würzburg<br />

2000.<br />

Herausgaben<br />

Osmania German Annual, 3 Bände, Hyderabad<br />

1966 ff;<br />

Journal of the Osmania University, Humanities<br />

& Social Sciences, Golden<br />

Jubilee Volume, Hyderabad 1968<br />

(Mhrsg.);<br />

Euterpe, Jahrbuch für Literatur, 10 Bände,<br />

Marne/Kiel/Husum 1983 ff;<br />

Poetische Landschaften, Husum 2001.<br />

Aufsätze und Essays<br />

Thomas Manns ‚Doktor Faustus‘ und<br />

die Musikphilosophie Adornos, in:<br />

Deutsche Vierteljahrsschrift für Literaturwissenschaft<br />

und Geistesgeschichte,<br />

Stuttgart 1964, S. 248-266;<br />

Ich-Zerfall als Thema und Stil, Untersuchungen<br />

zur dichterischen Sprache<br />

Gottfried Benns, in: Germanisch-Romanische<br />

Monatsschrift, Heidelberg<br />

1964, S. 384-403;<br />

Das Wertherproblem in Thomas Manns<br />

Roman ‚Lotte in Weimar‘, in: Osmania<br />

German Annual, Hyderabad<br />

1966, S. 15-35;<br />

Gefühl und Vorsehung in Heinrich von<br />

Kleists Novelle ‚Der Zweikampf‘, in:<br />

Osmania German Annual, Hyderabad<br />

1967, S. 23-38;<br />

A Modern Image of the Poet in Georg<br />

Trakl‘s Poem ‚Karl Kraus‘, in: Journal<br />

of the Osmania University, Humani-<br />

108<br />

ties & Social Sciences, Golden Jubilee<br />

Vol., Hyderabad 1968, S. 47-56;<br />

Einführung in die althochdeutsche<br />

Sprache und Dichtung, in: Osmania<br />

German Annual, Hyderabad 1968, S.<br />

23-58;<br />

Experimentelle Prosa, in: Die Deutsche<br />

Literatur der Gegenwart, hrsg. v.<br />

Manfred Durzak, Stuttgart 1971 (3.<br />

Aufl. 1976), S. 230-256;<br />

Literatur im bürgerlichen Zeitalter (gemeinsam<br />

mit Lore Häger), in: Spektrum<br />

der Literatur, hrsg. v. Bettina<br />

u. Lars Clausen, Gütersloh 1975 (seither<br />

14 Auflagen), S.174-189;<br />

Die Nachtwachen von Bonaventura,<br />

ebda, S. 168 f;<br />

E.T.A. Hoffmann, Der goldene Topf,<br />

ebda, S. 198 f;<br />

Georg Büchner, Dantons Tod, ebda, S.<br />

224 f; Ernst Toller, Masse - Mensch,<br />

ebda, S. 198 f.;<br />

Die Konvergenz der Einzelgänger, Literatur<br />

als Integration des problematischen<br />

Individuums in die Volksgemeinschaft:<br />

Hermann Stehr - Emil<br />

Strauß - Erwin Guido Kolbenheyer,<br />

in: Die deutsche Literatur im Dritten<br />

Reich, hrsg. v. Horst Denkler u. Karl<br />

Prümm, Stuttgart 1976, S. 118-137;<br />

Das Theater des Absurden als experimentelles<br />

Theater, in: Neues Handbuch<br />

der Literaturwissenschaft, hrsg. v.<br />

Klaus von See, Band 22, Wiesbaden<br />

1979, S. 15-42;<br />

Film und deutsche Gegenwartsliteratur<br />

(gemeinsam mit Angela Kandt), in:<br />

Deutsche Gegenwartsliteratur, hrsg.<br />

v. Manfred Durzak, Stuttgart 1981, S.<br />

424-443;<br />

„den bären beim tanzen nicht zu behindern“,<br />

Konrad Bayer und der


Therese Chromik: „Ein paar Perlen“ Bodo Heimann zum 75. Geburtstag<br />

Kopf des Vitus Bering, in: Protokolle,<br />

hrsg. v. Otto Breicha, Wien 1983;<br />

Euterpe, ihre Schwestern und wir. Anmerkungen<br />

zur Rekonstruktion der<br />

Musen, in: Euterpe, Marne 1983, S.<br />

5-12;<br />

Von der Aktualität der Mythen. Zur<br />

neuen Phase im Schaffen von Carl<br />

Lambertz, in: Jahrbuch der Heimatgemeinschaft<br />

Eckernförde 42<br />

(1984);<br />

Nach dem Avantgardismus, in: Euterpe,<br />

Kiel 1984, S. 5-11;<br />

Das Gute und Wertvolle, was erwarten<br />

wir denn? Überlegungen zu Maßgaben<br />

der Literatur und Literaturkritik,<br />

in: Euterpe, Husum 1985, S. 5-12;<br />

Progressive Universalpoesie und Avantgardismus,<br />

in: Perspektiven der Romantik,<br />

hrsg. v. Reinhard Görisch,<br />

Bonn 1987, S. 111-124;<br />

Von der Erneuerung der Poesie. Plädoyer<br />

für einen Paradigmenwechsel ohne<br />

falsche Alternativen, in: Euterpe, Husum<br />

1987, S. 5-10;<br />

Zum Tod von Werner Klose, in: Euterpe,<br />

Husum 1987, S. 183-186;<br />

Schriftsteller auf der Baustelle des europäischen<br />

Hauses, in: Euterpe, Husum<br />

1989, S. 5-10;<br />

Die Wandsbeker Botschaft. Matthias<br />

Claudius, in: Euterpe, Husum 1990,<br />

S. 150-159;<br />

Aleatorik, in:Historisches Wörterbuch<br />

der Rhetorik, hrsg. v. Gert Ueding,<br />

Bd.1, Tübingen 1992, Sp. 319-324.<br />

Genius Loci. Zur Poesie der Landschaften,<br />

in: Poetische Landschaften,<br />

Husum 2001, S. 5 f.<br />

Lexikon-Beteiligung<br />

Mitarbeit an Rowohlts Literaturlexikon:<br />

Weltliteratur im 20. Jahrhundert,<br />

hrsg. v. Manfred Brauneck, Reinbek<br />

1981, darin die folgenden Artikel:<br />

Bertolt Brecht, S. 207 ff;<br />

Hans Fallada, S. 398 f;<br />

Hans Grimm, S. 505 f;<br />

Max Halbe, S. 530 f;<br />

Gerhart Hauptmann, S. 547 ff;<br />

Hanns Johst, S. 649 f;<br />

Ernst Jünger, S. 658 ff;<br />

Erwin Guido Kolbenheyer, S. 713 f;<br />

Erich Mühsam, S. 912 f;<br />

Rainer Maria Rilke, S. 1072 ff;<br />

Emil Strauß, S. 1225 f;<br />

Ernst Toller, S. 1261 ff;<br />

Georg Trakl, S. 1267 f;<br />

Frank Wedekind, S. 1335 ff;<br />

Carl Zuckmayer, S. 1399 ff.<br />

109


Literatura i historia<br />

Jan Papiór<br />

Ein unausgewogenes Bild<br />

des Deutschen Ritterordens<br />

Der Deutsche Ritterorden (DRO)<br />

ist in den vergangenen Jahrzehnten<br />

– sowohl im deutschen Sprachraum,<br />

als auch in Polen – nur selten Gegenstand<br />

ausführlicher Publikationen gewesen.<br />

Dies scheint in beiden Ländern<br />

durch politische, wie auch kulturhistorische<br />

Determinanten bedingt zu sein.<br />

Wenn man sich dann entschloss, das<br />

Forschungsproblem aufzugreifen, so<br />

waren es nur historisch-politische oder<br />

religionsgeschichtliche Problematisierungen.<br />

Soweit sich dies übersehen lässt,<br />

wurde bisher kein Buch zur Geschichte<br />

und Kultur des DRO in der Form<br />

„eines Bildalbums, eines populärwissenschaftliches<br />

Werkes und eines Baedekers“<br />

(vierte Umschlagseite) bearbeitet,<br />

wie dies Małgorzata Jackiewicz-Garniec<br />

und Mirosław Garniec in ihrem Buch<br />

Burgen im Deutschordensstaat Preußen – Pomesanien<br />

Oberland Ermland Masuren (Studio<br />

Arta Olsztyn 2009) realisiert haben.<br />

Sie haben nämlich die 46 Burgen, die in<br />

dem Teil des „eigentlichen“ (S. 7) Pruzzenlandes,<br />

das heute in Polen liegt, in ei-<br />

110<br />

ner kultur- und architekturhistorischen<br />

Bearbeitung dem Leser zugänglich gemacht.<br />

Es wäre festzuhalten, dass durch<br />

die Einschränkung auf das „eigentliche“<br />

Pruzzenland, das in Polen liegt, sowohl<br />

die im heutigen Russland, als auch die in<br />

vielen Fällen in gutem Zustande erhaltenen<br />

Burgen südlich der Linie Deutsch<br />

Eylau/Iława-Marienwerder/Kwidzyń<br />

und westlich der Weichsel/Wisła liegenden<br />

Burgen (z. B. die Burgen in<br />

Dirschau/Tczew, Mewe/Gniew, Graudenz/Grudziądz,Engelsburg/Pokrzywno,<br />

Rehden/Radzyń Chełmiński,<br />

Schwetz/świecie und Thorn/Toruń,<br />

und die weiter westlich liegenden) nicht<br />

berücksichtigt wurden (siehe hierzu die<br />

Karte, S. 442f. im Vergleich mit der auf<br />

S. 21; die zweite Karte suggeriert, als ob<br />

Masovien nicht Teil des Königreiches<br />

Polen wäre). In dem interessanten Buch,<br />

das auf 450 Seiten 475 farbige Fotos<br />

und eine bedeutende Anzahl von Lageplänen,<br />

Grundrissen und Veduten<br />

alter Meister bringt, werden die erhaltenen<br />

Burgen oder ihre Ruinen nach


dem Stand von 2008 dokumentiert. Da<br />

aber nicht alle der 46 bearbeiteten historischen<br />

Objekte als Fotoaufnahmen zu<br />

zeigen sind, haben Bożena Januszewska<br />

und Katarzyna Wolska 26 heute nicht<br />

mehr existierende Objekte in Zeichnungen<br />

(wie z. B. das Modell eines Konventshauses,<br />

S. 34 oder die Pflegerburg<br />

in Bartenburg/Barciany, S. 67) oder in<br />

Form mittelalterlicher Gemälde (wie<br />

z. B. die Kämmererburg in Bäslack/<br />

Bezławki, S. 85, oder die Bischofsburg in<br />

Braunsberg/Braniewo, S. 93) sehr suggestiv<br />

und beeindruckend verbildlicht.<br />

Jeder der 46 aufgenommenen Kulturobjekte<br />

wird von einem kunsthistorischen<br />

und baugeschichtlichen Text begleitet,<br />

der die Lage, Entwicklung und Funktion<br />

des Objektes beschreibt. Da aber in<br />

diesen Beschreibungen der kulturhistorische<br />

und politische Kontext nur<br />

unzureichend dargestellt werden kann,<br />

haben sich die Verfasser entschlossen,<br />

dem umfangreichen und bebilderten<br />

Hauptteil (S. 63-443) einen Textteil voranzusetzen,<br />

in dem drei Verfasser ein<br />

historisches Panorama des DRO zeichnen:<br />

Janusz Trupinda beschreibt die Geschichte<br />

des Deutschordensstaates im<br />

Land der Pruzzen, Marian Arszyński bespricht<br />

die Entwicklung der Wehrarchitektur<br />

(S. 27-40, die zwei ersten Essays<br />

werden auf dem Titelblatt als „Vorwort“<br />

SIC! bezeichnet) und Mirosław Garniec<br />

legt Überlegungen zu den Architekturtypen<br />

der Burgen (S. 41-62) vor. Weil<br />

vor allem die zwei erstgenannten Texte<br />

problematische Auffassungen und Formulierungen<br />

enthalten, sollen diese eingehender<br />

diskutiert werden.<br />

Janusz Trupinda führt seinen Text<br />

Der Deutschordensstaat in Preußen (S. 9-26)<br />

Jan Papiór: Ein unausgewogenes Bild des Deutschen Ritterordens<br />

mit einem längeren Zitat aus der Chronik<br />

des Preußenlandes von Peter von<br />

Dusburg ein, in dem der Orden mit<br />

dem „auserwählten Weingarten des<br />

Herrn Zebaoth“ (S. 9), des alttestamentarischen<br />

Gottes verglichen wird. Dieses<br />

einführende Zitat soll seinem Bild des<br />

DRO vor allem einen religiösen Charakter<br />

verleihen und die Rezeption des<br />

Lesers steuern. Hiermit korrespondiert<br />

J. Trupindas These, dass „der Orden<br />

hauptsächlich eine religiöse Gemeinschaft<br />

war“ (S. 21). Dies wäre im Grunde<br />

noch akzeptabel, denn der Orden<br />

wollte sich in seinem Selbstverständnis<br />

so sehen oder verstehen. Lieblingslektüre<br />

im Orden waren Fragmente aus der<br />

alttestamentarischen Geschichte der<br />

Makkabäer, in der die Kampfideologie<br />

ganz besonders hervorgehoben wird:<br />

„Nimm das heilige Schwert, eine Gabe<br />

Gottes, mit seiner Hilfe wirst du deine<br />

Feinde unterwerfen“ (2 Mach 15, 16).<br />

Dass der Orden in diesem Sinne das eigene<br />

Bewusstsein und die europäische<br />

Öffentlichkeit prägte, davon zeugen die<br />

vielen schriftlichen, vor allem in einem<br />

niederdeutschen Kolonisationsdialekt<br />

verfassten Dokumente, u. a. auch die<br />

Chronistik des Ordens.<br />

Aber das Zitat aus Peter von Dusburgs<br />

Chronik wird durch ein noch<br />

längeres Zitat aus den Dokumenten des<br />

Konstanzer Konzils parallelisiert, das einer<br />

der Ansprachen des Paulus Vladimiri<br />

(Paweł z Włodkowic) entnommen wurde.<br />

Paulus Vladimiri verweist auf die Gewaltakte<br />

des Ordens „die den frommen<br />

Orden zuwider ist“. Der eigentliche – gewiss<br />

nicht vorurteilsfreie – Standpunkt<br />

des Verfassers kommt eklatant im Kommentar<br />

zu diesem Zitat zum Vorschein,<br />

111


Literatura i historia<br />

denn seine Worte seien „auf die erhitzte<br />

Atmosphäre des Konzils und den polemischen<br />

Zorn der polnischen Gesandtschaft<br />

zurückzuführen und weit entfernt<br />

von einer sachlichen Beurteilung“ (S. 9).<br />

Der wunde Punkt, der in dieser Gegenüberstellung<br />

zweier – zeitlich wesentlich<br />

auseinanderliegenden und disparaten<br />

– Zitate liegt und dem Text eine eigenartige<br />

Note verleiht, ist die Tatsache, dass<br />

nicht der Standpunkt des DRO aus den<br />

Ansprachen des Peter Wormdit oder<br />

aus des Johannes Falkenbergs Satira,<br />

die Gegenstand dieser Beratungen war,<br />

angeführt wird. Erst in so einer Gegenüberstellung<br />

gleichrangiger Zitate könnte<br />

von „dem polemischen Zorn“, der einen<br />

oder anderen, oder auch beider Parteien<br />

geurteilt werden. Wenn – wie der Verfasser<br />

postuliert – der Gegenstand der Betrachtung<br />

der Geschichte des DRO von<br />

einer „ideologischen auf die historische<br />

Ebene“ (S. 9) verlagert werden soll, dann<br />

müssen solche Voraussetzungen geprägt<br />

werden, dass beide Parteien in der Untersuchung<br />

gleichrangig und gleichrechtlich<br />

behandelt werden.<br />

Die Geschichte des DRO ist nicht<br />

frei von Konflikten und Interpretationsproblemen,<br />

nicht nur weil dieser in seiner<br />

Tätigkeit im Heiligen Lande, in der<br />

Stadtrepublik Venedig, in Ungarn und<br />

– mit einem Wissen nach diesen Stationen<br />

– dann auch im Lande der Pruzzen<br />

sich Ziele setzte und mit Methoden arbeitete,<br />

die nicht nur „beim heutigen Leser<br />

auf entschiedenen Widerspruch“ (S.<br />

9) stoßen, aber auch in den historischen<br />

Zeiten nicht akzeptiert wurden. Die Verweisung<br />

des DRO aus Ungarn durch<br />

König Andreas II. (weil der DRO einen<br />

autonomen und exemtionellen Staat<br />

112<br />

aufbauen wollte und nicht das Recht des<br />

Königs berücksichtigen wollte), die Verweisung<br />

aus der Stadtrepublik Venedig<br />

(durch eine machtpolitische Konfliktsituation<br />

bedingt) sind die sprechenden<br />

Beweise dafür, dass dessen Tätigkeit<br />

– insbesondere wenn machtpolitische,<br />

weniger religiöse Differenzen auftraten<br />

– nicht von allen akzeptiert wurden. Der<br />

eklatante Unterschied in der Behandlung<br />

der Heiden kommt – dokumentarisch<br />

belegt – im Standpunkt des DRO<br />

und der polnischen Delegation auf dem<br />

Konstanzer Konzil zum Ausdruck. Der<br />

Orden bot den heidnischen Pruzzen<br />

nur die eine Alternative: Bekehrung<br />

oder Tod. Es muss noch ergänzt werden,<br />

dass bei der ev. Taufe der überlebenden<br />

Pruzzen deutsche Vornamen gegeben<br />

wurden, womit eine kulturelle Extermination<br />

eingeleitet wurde. Dagegen war<br />

der Standpunkt der polnischen Delegation,<br />

von Paulus Vladimiri formuliert,<br />

der, dass auch die heidnischen Pruzzen<br />

Kinder Gottes sind, nur dass diese dies<br />

noch nicht wissen, also es wurde eine Bewusstmachung<br />

angestrebt.<br />

In diesem Sinne wurde die Bekehrung<br />

der pruzzischen Stämme – es soll<br />

nicht verschwiegen werden, nicht ohne<br />

Schwierigkeiten – von Bischof Christian<br />

realisiert. Seine Ernennung zum ersten<br />

Bischof im Lande der Pruzzen wurde<br />

vom Papst mit Bedingungen verbunden,<br />

die staatspolitischer Natur waren. Die<br />

Bekehrung der Pruzzen sollte intensiv<br />

realisiert werden, aber diese sollten nicht<br />

aus ihren Besitzungen, Eigentumsverhältnissen<br />

und staatsorganisatorischen<br />

Verhältnissen ausgestoßen, verdrängt<br />

oder gar vertrieben werden. Die günstigen<br />

Entscheidungen des Papstes (ein


Drittel des übertragenen Eigentums sollte<br />

dem Bischof und Kapiteln zufallen,<br />

zwei Drittel dem Orden), waren dem ersten<br />

Landmeister im Lande der Pruzzen,<br />

Hermann Balk (wohl im Einvernehmen<br />

nicht dem Hochmeister Hermann von<br />

Salza), nicht hinreichend, und er nützte<br />

die erste beste Gelegenheit um den Bischoff<br />

(zur Zeit seiner Gefangenschaft)<br />

aus seiner Position zu verdrängen und<br />

die gesamte Gewalt an den Orden zu<br />

reißen. Die Darstellung, die J. Trupinda<br />

zu dieser Phase der Ordensgeschichte (S.<br />

17) anführt, ist einerseits nur ausgewählten<br />

Tatsachen verhaftet, andererseits<br />

– dadurch, dass er diese nicht vorurteilsfrei<br />

behandelt – geht diese nicht auf die<br />

eigentlichen Ursachen der Staatengründung<br />

zurück.<br />

Auch die Darstellung der ungarischen<br />

Episode des DRO, die insgesamt<br />

nur 14 Jahre (1211-1225) dauerte, wird<br />

nach diesem Modell dargestellt. Es wird<br />

angeführt, dass der Orden das Land der<br />

Burzen „durch deutsche Siedler und den<br />

Bau von Burgen“ (S. 17) kolonisierte,<br />

was angeblich auf Widerstand der Ungarn<br />

stieß, und in der Folge der König<br />

„mit Waffengewalt und gegen päpstlichen<br />

Willen“ den DRO aus Ungarn vertrieb.<br />

Es wird aber verschwiegen, warum<br />

diese kolonisatorische Tätigkeit auf Widerstand<br />

der Ungarn – des Königs und<br />

seines Sohnes, wie auch des Bischofs<br />

– stieß! Von explanatorischer und wissenschaftlicher<br />

Seite ein bedeutender<br />

Defizit. Der Orden ging im Burzenland<br />

einerseits so vor, dass die einheimische<br />

Bevölkerung als Sklaven behandelt wurden;<br />

andererseits war seine Tätigkeit<br />

auf die Gründung eines autonomen<br />

und exemtionellen Staates ausgerichtet,<br />

Jan Papiór: Ein unausgewogenes Bild des Deutschen Ritterordens<br />

was nun im Klartext bedeutet, dass der<br />

Orden einen Staat im Königreich Ungarn<br />

gründen wollte. Dieses Vorgehen<br />

ließe sich mit dem folgenden Beispiel<br />

erklären: vom Eigentümer irgendeines<br />

Besitztums wird man eingeladen ihm<br />

in irgendwelchen Arbeiten zu helfen.<br />

Der Gast führt die Arbeit nach seinem<br />

Gutdünken aus und stellt nun fest, dass<br />

es ihm bei dem Gastgeber so gut gefällt,<br />

dass er einen Teil seines Besitztums für<br />

sich annektiert. Dieses Beispiel ließe sich<br />

problemlos personalisieren!<br />

Es wird für die frühere Zeit des 13.<br />

Jahrhunderts euphemistisch formuliert,<br />

dass die Missionierungsversuche des Hl.<br />

Adalbert (der in Polen Wojciech genannt<br />

wird!), wie auch des Hl. Bruno von Querfurth,<br />

und der polnischen Könige, die<br />

allesamt „misslangen“ (S. 17), und in der<br />

weiteren Folge, also seit der Ankunft des<br />

DRO im Lande der Pruzzen „die Missionsversuche<br />

effizienter“ (S. 17) wurden.<br />

Es wäre in diesem Zusammenhang<br />

erst einmal festzuhalten, dass der DRO<br />

auf den – mit bedeutendem Erfolg gekrönten<br />

– Missionierungen des Bischoff<br />

Christian aufbauen konnte; zum anderen<br />

muss festgehalten werden, dass die<br />

vom DRO geführten Erkundungen im<br />

Grunde nicht (oder nicht nur) auf Missionierungen<br />

ausgerichtet waren, sondern<br />

dass diese als Absicherung eines Planes<br />

des Ordens und persönlich Hermann<br />

von Salzas sein sollten, dem in den neusten<br />

Forschungen die Gründung eines autonomen<br />

Staates zugelegt wird. Hiermit<br />

wird das ungarische Vorspiel im Lande<br />

der Pruzzen wiederholt. Dies war einerseits<br />

nur durch die Billigung des Papstes<br />

(von seinen Bedingungen war schon die<br />

Rede) und die militärische Hilfe „pol-<br />

113


Literatura i historia<br />

nischer, schlesischer, pommerscher und<br />

westeuropäischer Truppen“ (S. 18) möglich.<br />

Es wäre in diesem Zusammenhang<br />

erneut die Bedeutung und Funktion der<br />

Einladung, die Konrad von Masovien<br />

an den Hochmeister Hermann von Salza<br />

im Jahre 1225 ergehen ließ, zu berücksichtigen.<br />

Zu fragen wäre, ob Konrad<br />

von Masovien die ungarische Episode<br />

des Ordens kannte? Es gibt dafür keinerlei<br />

tragende Hinweise. Die erste kleine<br />

Erkundungsgruppe ist am Hofe des<br />

Herzogs schon 1228, aber eine erste größere<br />

Truppe der DOR kommt erst 1230<br />

in Masovien an. Es wäre also zum anderen<br />

nach der Zeitdifferenz zu fragen:<br />

Warum braucht Hermann von Salza<br />

fünf lange Jahre um sich für die Mission<br />

– wenn es eine sein sollte – zu entscheiden?<br />

Die folgenden Jahrzehnte der blutigen<br />

und raubgierigen Missionierung<br />

(die nur durch kurze Zeiten des Friedens<br />

gegliedert sind und von den erwarteten<br />

Pruzzenreisen westlicher Ritter bedingt<br />

waren), die der DRO im Kulmer Land<br />

und in den westlichen Teilen des Landes<br />

der Pruzzen führte, auf die auch von J.<br />

Trupinda hingewiesen wird, lassen diese<br />

Effizienz der Missionierung doch in<br />

einem anderen Lichte erscheinen. Zwar<br />

waren in dieser Zeit die Wasserwege die<br />

optimalen Verkehrsverbindungen, aber<br />

die Absicherung des westlichen Weichselufers<br />

durch die Burgenlinie von<br />

Thorn/Toruń, über Dirschau/Tczew bis<br />

nach Danzig/Gdańsk, und das Danziger<br />

Blutbad (1308) scheinen doch keine<br />

Berechtigung für die Feststellung zu<br />

geben, dass „der Orden hauptsächlich<br />

eine religiöse Gemeinschaft war“ (S. 21).<br />

Das Blutbad und die Beherrschung der<br />

Weichselmündung war die kriegerische<br />

114<br />

Notwendigkeit des jungen Ordensstaates,<br />

eine Möglichkeit der Verlegung des<br />

Hauptsitzes des DRO zu prägen und seine<br />

Einkünfte für weiteren Expansionsvorhaben<br />

abzusichern, und – was vom<br />

Orden nicht verschwiegen wurde – auch<br />

den Außenhandel Polens zu kontrollieren<br />

oder gar abzuschneiden.<br />

Zwar erreicht die kriegerische und<br />

in Blut gebadete oder gar getaufte Beherrschung<br />

des westlichen Teils des<br />

Landes der Pruzzen zum Ende des 13.<br />

Jahrhunderts eine Auslaufphase, aber<br />

eine Zäsur in der Entwicklung des Ordensstaates<br />

scheint – aus einigen Gründen<br />

– erst das Jahr 1309 zu ein. Es ist das<br />

Jahr in dem sich der Hochmeister Siegfried<br />

von Feuchtwangen entschloss, das<br />

„Haupthaus und zugleich Hauptstadt“<br />

(S. 22) des DRO – im Grunde gezwungener<br />

Weise – von Venedig nach Marienburg<br />

zu verlegen. Einerseits konnte der<br />

Hauptsitz des Ordens – durch machtpolitische<br />

Konflikte mit der Signoria<br />

in Venedig – nicht länger bestätigt werden,<br />

andererseits waren die Gebietiger<br />

des Ordens davon überzeugt, dass – von<br />

den möglichen Lokalisierungen – Marienburg<br />

eine optimale Absicherung des<br />

machtherrschaftlichen Anspruchs bot,<br />

denn er hatte eine direkte Verbindung<br />

zur Ostsee und bot auch eine möglichst<br />

kurze Verbindung mit dem Reich, die<br />

noch durch die Beherrschung von Pommerellen<br />

gefestigt wurde. All diese Maßnahmen<br />

werden auch durch einen Erlass<br />

des Hochmeisters Siegfried von Feuchtwangen<br />

aus dem Jahre 1309 im Rahmen<br />

der Innenpolitik dokumentiert, in dem<br />

Ordensmitgliedern die Kommunikation<br />

mit Einheimischen in pruzzischer Sprache<br />

verboten wurde, diese nur zu Hilfs-


arbeiten zugelassen und auch in keine<br />

Ordensämter eingesetzt werden sollten.<br />

Von einer religiösen Hebung, geschweige<br />

Missionierung, wird in diesem Erlass<br />

kein Wort verloren. Mit diesen Maßnahmen<br />

wurde auch die jüdische Bevölkerung<br />

erfasst. Im Zusammenhang mit<br />

den schon früher erwähnten deutschen<br />

Taufnamen, mit denen Einheimische<br />

dann auch angesprochen wurden, gehen<br />

diese auf eine kulturelle Extermination<br />

hinaus, die wesentlich später mit dem<br />

ideologisierten und stereotypen Begriff<br />

der Germanisierung belegt wird.<br />

Hermann von Salza und der DRO<br />

haben in realpoltischer Kalkulation die<br />

politischen und wirtschaftlichen Möglichkeiten<br />

skrupellos ausgenützt: 1. die<br />

politische Situation des Senioratspolen,<br />

in dem es keine zentrale Macht gab und<br />

die Territorialfürsten politisch und militärisch<br />

ziemlich schwach waren und<br />

zugleich keine größeren internationalen<br />

Erfahrungen hatten; 2. Die Zeit der Prosperität<br />

in Deutschland und Westeuropa<br />

im 12. und 13. Jahrhundert, die eine Zeit<br />

der wirtschaftlichen und kommunalen<br />

Entwicklung war und gezwungener Weise<br />

zu einer relativen demographischen<br />

Übervölkerung führen musste, für die<br />

man im nordöstlichen Teil Europas Siedlungs-,<br />

Kolonisations- und politische<br />

Expansionsmöglichkeiten sah; 3. Kaiser<br />

und Papst trugen oft Konflikte aus, die<br />

Hermann von Salza – gewiss ein talentierter<br />

Politiker, Diplomat und Staatsmann<br />

– für seinen Orden nutzen konnte;<br />

4. die Situation des DRO selbst, die nach<br />

dem Verlust von Akkon (1291) zur existentiellen<br />

Bedrohung wurde, dann der<br />

Verlust von Venedig und Ungarn zwang<br />

den Orden – wie das vordergründig for-<br />

Jan Papiór: Ein unausgewogenes Bild des Deutschen Ritterordens<br />

muliert wurde – neue «Missionsaufgaben»<br />

zu suchen, um den vielen Söhnen<br />

des deutschen Adels ein Beschäftigungsfeld<br />

und abgesicherte Lebensmöglichkeiten<br />

zu bieten; und nicht zuletzt 5. die<br />

Grundlage, das in den Orden nur deutsche<br />

Adelssöhne aufgenommen werden<br />

durften, was selbstverständlich auch für<br />

das Mittelalter als eine protonationale<br />

Entwicklung einzuschätzen ist. Aber<br />

– alles in allem – war erst das Jahr 1309<br />

ein Schlüsseljahr, weil es danach – sowohl<br />

für den DRO und seit 1320 für das<br />

sich konsolidierende Königreich Polen<br />

– keine Auswegmöglichkeiten mehr gab,<br />

denn der erste musste alles tun, um seine<br />

Existenz zu verteidigen; das Königreich<br />

wiederum wurde letztendlich durch die<br />

Beherrschung der Weichselmündung<br />

durch den DRO politisch extrem unter<br />

Druck gesetzt.<br />

Dies musste in der Konsequenz zur<br />

größten Schlacht des europäischen Mittelalters<br />

führen, nämlich zur Schlacht<br />

des Jahres 1410. Janusz Trupinda formuliert<br />

dessen Ursachen mit dem euphemistischen<br />

Satz: „der Raum an der Unteren<br />

Weichsel [war] für zwei so starke<br />

Staatsorganismen zu eng” (S. 24). Aber<br />

dieser Euphemismus scheint nur die<br />

engere Kontaktsphäre zweier Nachbarstaaten<br />

zu berücksichtigen. Die Situation<br />

war jedoch bedeutend komplexer<br />

und kulturpolitisch auch komplizierter<br />

geworden, denn mit der polnisch-litauischen<br />

Union wird einerseits eine<br />

völlig neue Staatenkonzeption geprägt,<br />

die – wenn auch anfangs brüchig und<br />

locker fundiert – dem zentralistischen,<br />

mittelalterlichen und expansionistischmilitärisch<br />

organisiertem Ordensstaat<br />

(nach süditalienischen und mittelöstli-<br />

115


Literatura i historia<br />

chen Modellen), dessen Elite – die Ordensritter<br />

– aber nicht mit dem Lande,<br />

dass sie zügig eroberten, verbunden war<br />

und keine Verankerung in der lokalen<br />

deutschen Bevölkerung hatte, eine fortschrittlich<br />

orientierte Staatsform entgegensetzt,<br />

in der eine bedeutend größere<br />

Anzahl des Adels Mitspracherecht hatte.<br />

Hiermit werden zwei weitere Probleme<br />

angeschnitten, mit denen der Orden<br />

sich nicht anlegen wollte oder konnte.<br />

Das eine ist seine ideelle Berechtigungsgrundlage,<br />

denn er wurde zur<br />

Missionierung der Pruzzen eingeladen,<br />

diese aber wurden – wie dies die Verfasser<br />

schon im Vorwort euphemistisch<br />

formulieren – „später […] so gründlich<br />

assimiliert, dass jegliche Spur von ihnen<br />

verloren ging“ (S. 6). Jedoch exakt formuliert,<br />

wurde der männliche Teil der<br />

Bevölkerung in den vielen, langen und<br />

schweren Kämpfen zum überwiegenden<br />

Prozentsatz vernichtet, denn den Ordensmitglieder<br />

war töten der Heiden<br />

Gottesdienst, (S. 12, ) und so kannten<br />

sie nur die eine Alternative: Bekehrung<br />

oder Tod; dagegen wurde der weibliche<br />

Teil durch schwere und sklavisch organisierte<br />

Fronarbeit dezimiert und/oder<br />

auch deklassiert, und die bisher noch<br />

heidnischen Litauer wurden als eine der<br />

Bedingungen der polnisch-litauischen<br />

Union von ihren Fürsten christianisiert.<br />

Das Übrige wurde einerseits durch die<br />

deutsche Namenszulegung bei der Taufe<br />

und den erwähnten Erlass des Hochmeisters<br />

Siegfried von Feuchtwangen<br />

«erledigt». Der Terminus «Assimilation»<br />

(dieser scheint wohl eher ein friedlich –<br />

ohne Gewaltanwendung – verlaufender<br />

Kulturprozess zu sein) ist nicht nur ein<br />

Euphemismus, sonder suggeriert auch<br />

116<br />

einen völlig anders verlaufenden Prozess.<br />

Das zweite Problem war die innere<br />

Situation der Bevölkerung des Ordensstaates,<br />

die seit dem 14. Jahrhundert<br />

schon überwiegend aus deutschen Kolonisten<br />

bestand, die aber die oppressive<br />

Politik des DRO nicht mehr akzeptieren<br />

wollten (Eidechsenbund, der dann etwas<br />

später im Städtebund sein Überhöhung<br />

finden wird), denn der sich herausgebildete<br />

Landadel war von jeglicher Anteilnahme<br />

an der Verwaltung und Gestaltung<br />

des Ordensstaates ausgeschlossen<br />

und alle seine Einrichtungen, auch der<br />

Städte, waren nicht nur dem Gutdünken<br />

des Ordens ausgesetzt, sondern auch<br />

sein Eigentum. Aus diesem Grunde<br />

richtete sich der Landadel nach Polen,<br />

wo die Schlachta doch ein bedeutend<br />

größeres Mitspracherecht genoss. Auch<br />

die internationale politische Situation<br />

des DRO hat sich im Verlaufe des 14.<br />

Jahrhunderts im Westen Europas generell<br />

geändert, so dass seine ideelle und<br />

politische Unterstützung bedeutend<br />

nachgelassen hatte. Heinrich von Plauen,<br />

der mit seinen Rittern als Absicherung<br />

der Verbindung zum Reiche nicht<br />

an der Schlacht 1410 teilgenommen hat<br />

und sich zum Retter der Marienburg<br />

aufschwingt und in der Konsequenz<br />

zum Hochmeister gewählt wird, beauftragt<br />

Johannes Falkenberg – um die militärische<br />

Niederlage propagandistisch<br />

zu kaschieren – Texte gegen den König<br />

in Polen und insgesamt gegen die Polen<br />

zu schreiben und um auf Predigt- und<br />

diplomatischen Reisen die meinungsbildende<br />

Öffentlichkeit im Reich und<br />

Westeuropas gegen die Sieger des Jahres<br />

1410 umzustimmen. Vor allem der zwei-


te Text, der den simplen Titel Satira trägt<br />

(nach der Schlacht im Juli 1410, aber vor<br />

der Absetzung Heinrich von Plauens<br />

1413 geschrieben), formuliert zum ersten<br />

Mal in der europäischen Geschichte<br />

das Postulat des Genozids einer ganzen<br />

Nation und seines Königs weil sie – angeblich<br />

SIC! – keine Christen seien. Der<br />

Text wird vom Konstanzer Konzil als häretisch<br />

erklärt, zur Verbrennung verurteilt<br />

(siehe hierzu die Untersuchungen<br />

von H. Bookmann und Z. Włodek) und<br />

der Verfasser zu langjährigem Gefängnis<br />

verurteilt, aus dem ihn die Großmütigkeit<br />

des polnischen Königs befreit. Erst<br />

im Zusammenhang mit diesen Texten<br />

(der frühere ist nur aus den Stellungnahmen<br />

auf dem Konzil bekannt) lässt<br />

sich sagen, ob des Paulus Vladimiri Stellungnahmen<br />

aus „polemischem Zorn“<br />

resultierten, denn die Ansprachen des<br />

P. Wormdit und auch die Texte des J.<br />

Falkenberg sind alles anderes, als ein<br />

gutmütiger und friedlicher Diskussionsbeitrag.<br />

Ein markantes Symbol einer<br />

nicht gleichberechtigten Behandlung<br />

und Betrachtung beider Parteien, des<br />

DRO und des Königreich Polen, von J.<br />

Trupinda ist der simple Verweis auf die<br />

Entsatzung Wiens im Schlussabschnitt<br />

seins Textes, in dem sehr kurz auf die Geschichte<br />

des Ordens unter dem Einfluss<br />

der Reformation verwiesen wird. Es wird<br />

angeführt, das mit „dem ausgehenden<br />

16. Jahrhundert“ (S. 26) das Haus Habsburg<br />

„die höchsten Ämter des Deutschen<br />

Ordens“ übernahmen und „ihre<br />

Fähigkeiten in den Türkenkriegen unter<br />

Beweis stellten, so in der Schlacht bei<br />

Wien 1683“ (ebda.). Ein Beweis hierfür<br />

wird jedoch nicht angeführt. In meiner<br />

Lektüre des gesamten Textes, insbesonde-<br />

Jan Papiór: Ein unausgewogenes Bild des Deutschen Ritterordens<br />

re aus der Perspektive des schließenden<br />

Abschnittes, scheint die Absicht des Verfassers<br />

eindeutig durchzuleuchten, dass<br />

er nämlich auf eine Verharmlosung der<br />

Geschichte des DRO hinarbeitet und<br />

zugleich eine nicht gleichberechtigte Position<br />

der beteiligten Parteien in seinem<br />

Text realisiert. Weil nun das Buch auf der<br />

vierten Umschlagseite als „populärwissenschaftliches<br />

Werk“ eingeordnet wird,<br />

und weil die Geschichte des DRO in der<br />

polnischen und deutschen Kulturgeschichtsschreibung<br />

ein derart disparates<br />

Bild erhält, wäre es wünschenswert, ein<br />

sehr präzises und ausgewogenes Bild zu<br />

entwerfen.<br />

Der zweite Essay Die Wehrarchitektur<br />

des Ordensstaates von Marian Arszyński<br />

(S. 27-40) unternimmt den Versuch, die<br />

Entwicklung dieser Architektur in einen<br />

kulturhistorischen Kontext zu stellen.<br />

Der Text wird auch durch gelegentliche<br />

Verweise auf die wirtschaftlichen Aspekte<br />

des DRO erweitert. Es ist nicht so<br />

wichtig, eher selbstverständlich, dass die<br />

Wehrarchitektur „von entscheidender<br />

Bedeutung“ (S. 27) für die militärische<br />

Expansion des DRO war, aber zugleich<br />

ist die Feststellung sehr interessant,<br />

dass „das erforderliche […] Tempo wäre<br />

beim Bau von gemauerten Burgen nicht<br />

einzuhalten gewesen“, und das demzufolge<br />

– „wegen der unzulänglichen<br />

Transportmöglichkeiten sowie der Mangel<br />

an qualifizierten Arbeitskräfte unter<br />

der lokalen Bevölkerung“ – in der ersten<br />

Eroberungsphase der pruzzischen Gebiete<br />

auf die „vor Ort etablierte Technik<br />

primitiver Befestigungen aus Holz bzw.<br />

Konstruktionen aus Holz und Erde“<br />

(ebda.) angewendet wurden und zugleich<br />

musste der Orden doch „auf die<br />

117


Literatura i historia<br />

Baufertigkeit der einheimischen Bauleute“<br />

(S. 28) zurückgreifen. Hiermit wird<br />

die Frage aufgeworfen, bis wann die gemauerte<br />

Wehrarchitektur des Ordens<br />

im Lande der Pruzzen „zurückverfolgt“<br />

werden kann. Im einführenden Satz des<br />

Essays wird dazu festgestellt, dass „die<br />

Wehrarchitektur des Deutschen Ordens<br />

in Preußen“ im „späten dritten Viertel<br />

des 13. Jhs.“ ansetzt. Es ist wohl hiermit<br />

die gemauerte Wehrarchitektur gemeint.<br />

Die vielen Uneinigkeiten des insgesamt<br />

doch so interessanten Buches kommen<br />

auch in diesem Zusammenhang zum<br />

Ausdruck, denn so wird in diesem Text z.<br />

B. im Zusammenhang mit der Bischofsburg<br />

in Marienwerder/Kwidzyń festgestellt,<br />

dass die „gemauerte Burg“ (S. 188),<br />

die früher eine Ordensburg war, in den<br />

Jahren 1242-1250 erbaut wurde und 1254<br />

dem Bischof übergeben wurde (S. 189),<br />

also in die Schlussphase des zweiten<br />

Viertels des 13. Jahrhundert fällt. Einige<br />

Seiten weiter wird festgestellt, dass eine<br />

Gruppe gewisser Burgen (Konventsburgen)<br />

„beginnend mit dem zweiten<br />

Viertel des 13. Jhs.“ (S. 39) entstanden,<br />

wenn auch nicht eindeutig gesagt wird,<br />

ob es sich um gemauerte Burgen handelt.<br />

Auch M. Garniec stellt in seiner<br />

Klassifizierung der Wehrarchitektur<br />

fest, dass Burgen schon „in der zweiten<br />

Hälfte des 13.“ (S. 42) Jahrhunderts entstanden,<br />

obwohl auch er nicht eindeutig<br />

von gemauerten Burgen spricht, diese<br />

doch anzunehmen sind. Alles in allem<br />

sind für die Entwicklung der gemauerten<br />

Wehrarchitektur nicht nur die „Verbesserung<br />

der Lebensbedingungen“ (S. 29)<br />

ausschlaggebend, sondern auch einerseits<br />

die militärische Absicherung des<br />

eroberten Gebietes, und andererseits die<br />

118<br />

Ansiedlung deutscher Kolonisten (die<br />

ersten kommen schon – auch infolge<br />

der relativen Überbevölkerung im Reich<br />

– zum Anfang der Eroberungskriege),<br />

womit sich die Bevölkerungsstruktur zugunsten<br />

der Deutschen laufend ändern<br />

wird.<br />

In dieser Darstellung wird nun festgestellt,<br />

dass der Verlust der Festung<br />

Akkon (1291) „folgenreich für eine<br />

Idee war, die einige Mitglieder seiner<br />

Führung seit langem beschäftigte. Man<br />

sah in diesen Kreisen die einzige Chance<br />

auf eine Weiterführung des Ordens<br />

darin, den Tätigkeitsschwerpunkt nach<br />

Preußen zu verlagern, auf Gebiete, die<br />

bisher wenig beachtet worden waren“<br />

(S. 29). Wenn man den Forschungen zur<br />

Übergangsphase in der Geschichte des<br />

DRO folgt, die jedoch schon wesentlich<br />

früher, nämlich mit den ersten Siegen<br />

der Andersgläubigen Truppen über die<br />

Kreuzfahrer im Heiligen Lande einsetzen,<br />

so war dieses Gremium, von dem<br />

M. Arszyński spricht, und insbesondere<br />

Hermann von Salza, ursprünglich nicht<br />

an dem Lande der Pruzzen interessiert.<br />

Weile an eine Lokalisierung im Reiche –<br />

trotz der vielen deutschen Besitztümer,<br />

aus demographischen, macht- und kulturpolitischen<br />

Gründen – nicht zu denken<br />

war, nahm der Hochmeister die Einladung<br />

des ungarischen Königs Andreas<br />

II. an. Seit dem Jahre 1211 wirkte der<br />

Orden schon Burzenland. Die ev. Übersiedlung<br />

ins Land der Pruzzen kommt<br />

erst in den Blickpunkt des DRO und des<br />

Hochmeisters mit der Verweisung aus<br />

Ungarn 1225 und der in diesem Jahre erfolgten<br />

Einladung des Konrad von Masovien,<br />

wenn auch die Jahreszahl nicht<br />

unbedingt eine Kongruenz beider Ereig-


nisse belegt. Es wird von M. Arszyński<br />

angeführt, dass der masovische Fürst<br />

„laut erhaltener Quellen“ (S. 27) dem<br />

Orden „die ersten Burgen auf dem linken<br />

Weichselufer“ bauen ließ. Der weitsichtige<br />

Hermann von Salza denkt also<br />

an die territoriale Absicherung und<br />

staatsbildende Aufgabe für den Orden<br />

in Europa (vordergründig nicht aber<br />

im Lande der Pruzzen) mindestens seit<br />

dem zweiten Jahrzehnt des 13. Jahrhunderts.<br />

Der Fall von Akkon im Jahre 1291<br />

war nicht die „Idee“, sondern lediglich<br />

der letzte Tropfen der Bitternis, der den<br />

Orden aus dem Heiligen Lande vertrieb<br />

und diesen zwang seinen Sitz nach Venedig,<br />

und nach wenigen Jahren dann<br />

erst ins Reich, und danach nach Marienburg/Malbork<br />

zu verlegen. Hiermit<br />

entschleiert sich das Land der Pruzzen<br />

nicht als „Idee“, sondern lediglich als<br />

letzte Möglichkeit des DRO.<br />

Aus all diesen Situationen, den im<br />

Heiligen Lande, in Italien und Ungarn,<br />

und auch im Reich gewonnen Erfahrungen,<br />

entwickelte sich die für den<br />

DRO so typische gemauerte Wehrarchitektur.<br />

Diese „fast rechteckigen oder<br />

quadratische Form“ (S. 29) der bunkerartigen<br />

Burgen, waren – wie M. Arszyński<br />

festellt – „aus mindest zwei deutlich<br />

voneinander getrennten Baugliedern“<br />

(S. 29) geprägt, nämlich einen Konventsteil<br />

(auch Haupthaus oder Hochburg<br />

genannt) und einer Vorburg. Wenn<br />

nun „der Orden hauptsächlich eine religiöse<br />

Gemeinschaft war“ (S. 21) – wie<br />

schon früher zitiert, so wäre doch mehr<br />

von einem sakralen und profanen Teil<br />

dieser Burganlagen zu sprechen. Diese<br />

waren zwar mit Kirchen und Kapellen<br />

ausgestattet, beeindrucken auch heute<br />

Jan Papiór: Ein unausgewogenes Bild des Deutschen Ritterordens<br />

noch die vielen Besucher, sind aber vom<br />

äußeren und ersten Eindruck eher militärische<br />

Bauten und lassen nicht einmal<br />

den Gedanken an eine Klosteranlage<br />

aufkommen. Der Vergleich mit anderen<br />

Klosteranlagen des Mittelalters versinnbildlicht<br />

diese Differenz. Sogar der sog.<br />

«Danzker», der Abortturm (mit der Burg<br />

durch einen Wehrgang verbunden) wurde<br />

unter militärischen Voraussetzungen<br />

gebaut. Insgesamt wurden die ersten<br />

Wehranlagen „entlang der Wasserwege,<br />

dem Rückgrat des mittelalterlichen Verkehrsnetzes“<br />

(S. 32) errichtet, tragen aber<br />

später auch andere Funktionen, wie z. B.<br />

die der Einschüchterung oder Isolierung<br />

von Handelsmöglichkeiten, wie dies in<br />

Danzig/Gdańsk mit einer Kette erreicht<br />

wurde, die der dortige Komtur durch die<br />

Motlau ziehen ließ. Generell war der Bau<br />

von Wehranlagen durch die Angriffs-<br />

und Eroberungspläne des Ordens determiniert,<br />

ohne aber von einer „systematischen<br />

Planung“ (S. 32) geleitet zu sein.<br />

Diese Systematik der Planung war mit<br />

den Eroberungsplänen und -aussichten<br />

vorbestimmt. Ob in den Wehrbauten<br />

des DRO eine „gleichrangige Behandlung<br />

dieser beiden Tätigkeitsbereiche“<br />

(S. 32f.), des weltlich-militärischen (profanen)<br />

und des religiösen (sakralen)<br />

auch in ihrer funktionalen Realisierung<br />

bewahrt wurde, wäre ev. ausführlicher<br />

zu diskutieren, denn das in diesen Komplexen<br />

Kirchen und Kapellen gebaut<br />

wurden, war fürs Mittelalter eine Selbstverständlichkeit,<br />

kann aber nicht als<br />

Gleichrangigkeit ausgelegt, ev. verstanden<br />

werden. In keinem der dem interessanten<br />

Buch vorausgeschickten Texte<br />

und auch in den kunsthistorischen und<br />

architektonischen Beschreibungen der<br />

119


Literatura i historia<br />

46 Burgen wird nicht davon gesprochen,<br />

dass der sakrale Teil der Burganlagen<br />

auch von einer so „entscheidenden Bedeutung“<br />

für die Missionsaufgabe war,<br />

ähnlich wie für die militärische Expansion<br />

des DRO.<br />

In dem dritten Text, dem Hauptteil<br />

des Buches vorausgeschickt, wird ein<br />

wichtiger Versuch von M. Garniec unternommen,<br />

die Architekturtypen der Burgen<br />

in Pomesanien, dem Oberland, Ermland und<br />

Masuren zu gruppieren, die das Verhältnis<br />

von Architektur und Staat (S. 41-62)<br />

symbolisieren, wie der erste Satz des Titels<br />

anführt. Es überrascht, dass sowohl<br />

für den Buchtitel, als für den Titel des<br />

Beitrags der Begriff „Oberland“ eingesetzt<br />

wird, dadurch der geläufigere „Pogesanien“<br />

(wie z. B. auf der Karte S. 16)<br />

verlorengeht. Dieser Name der Region<br />

geht doch auf eine Benennung des „eigentlichen<br />

Preußenlandes“ zurück; es<br />

wird aber an keiner Stelle des Buches erklärt,<br />

warum so vorgegangen wird. Auch<br />

in das Namens- und Ortsregister (S. 449-453)<br />

wird dieser und viele andere Termini<br />

nicht aufgenommen. Es ist vor allem<br />

für die polnischen Entsprechungen der<br />

Ortsnamen unzuverlässig. Hier nur einige<br />

Beispiele: es wird ins Register Bartoszyce<br />

(S. 448) und Węgorzewo (S. 453)<br />

eingeführt und auf Bartenstein und<br />

Angerburg verwiesen; aber für Birgelau,<br />

Breslau, Engelsburg, u. v. a. werden keine<br />

Verweise angegeben; nicht einmal für<br />

Grunwald wird ein Verweis auf Tannenberg<br />

gegeben, und bei Tannenberg nicht<br />

auf Grunwald verwiesen, weil doch beide<br />

Orte sich auf dieselbe Schlacht des Jahres<br />

1410 beziehen. Einerseits wird nicht die<br />

im Geleitwort formulierte These durchgehalten,<br />

dass in den „eigentlichen Be-<br />

120<br />

schreibungen und in den Einführungen<br />

[…] ausschließlich mit den historischen<br />

deutschen Namen der Orte“ (S. 8) operiert<br />

wird (Beispiele sind auf vielen Seiten<br />

des Buches zu finden), zum anderen<br />

werden polnische (ohne deutsche) und<br />

deutsche (ohne polnische) Ortsnamen<br />

gebraucht, und die Anordnung der „Beschreibung<br />

der einzelnen Objekte“, also<br />

der 46 Burganlagen, erfolgt nach dem<br />

polnischen Namen. Es entsteht hiermit<br />

ein Durcheinander, das die Lektüre und<br />

den Zugriff bedeutend erschwert. Es<br />

wäre optimaler, wenn in der deutschsprachigen<br />

Edition der Grundsatz durchgehalten<br />

würde, sowohl in den vorausgesetzten<br />

Texten, im Hauptteil, als auch im<br />

Register die deutschen Ortsnamen (mit<br />

Verweisen auf den heute amtlichen Namen)<br />

zu gebrauchen.<br />

Es ist von fundamentaler Bedeutung,<br />

das der Verfasser eingehend darauf verweist,<br />

dass alle Burganlagen Teil „der<br />

eisernen Kette stattlicher, militärischer<br />

und wirtschaftlicher Machtsitze in den<br />

eroberten Gebieten und zugleich eines<br />

der mächtigsten Wehrsysteme des damaligen<br />

Europas“ (S. 41) waren. Es wird<br />

auch hier nicht ihre sakrale – darauf sei<br />

mit Nachdruck verwiesen – Bedeutung<br />

erwähnt, obwohl doch in allen Burganlagen<br />

auch ein sakraler Teil vorhanden<br />

war. Es ist für die Geschichte des Ordensstaates<br />

und seines Wehr- und Wirtschaftssystems<br />

so wichtig, dass die bisherigen<br />

Kenntnisse der bedeutenderen<br />

Burgen (vor allem der Marienburg und<br />

der Konventsburgen) durch eine vertiefte<br />

und dokumentierte Einsicht in das<br />

System der „Burgen niederen Ranges“<br />

(S. 41) ergänzt wird. Dies wird im Buch<br />

nicht nur durch die vielen Lagepläne,


Grundrissen, Veduten, sowie alten und<br />

neuen Zeichnungen, aber insbesondere<br />

durch die 26 – im mittelalterlichen Stil<br />

gehaltenen – malerischen Rekonstruktionen<br />

der Burgen dokumentiert (begonnen<br />

mit Bezławki/Bäslack S. 85, über<br />

Dzierzgoń/Christburg S. 121, Giżycko/<br />

Lötzen S. 159, des Domkapitels in Olsztyn/Allenstein<br />

S. 291, Przezmark/Preußisch<br />

Mark S. 365, bis zur Pflegerburg<br />

Węgorzewo/Angerburg S. 437; auch eine<br />

Gemälde von Malbork/Marienburg S.<br />

230f. wird aufgenommen). Insgesamt<br />

ein interessantes Bildmaterial, das auch<br />

ein visuelles Erlebnis bieten kann. Hiermit<br />

wird nicht nur „das Bild der militärischen<br />

Struktur des Landes“, aber auch<br />

die demographische und wirtschaftliche<br />

Erfassung des eroberten Gebietes abgesichert.<br />

Die Burganlagen des DRO werden<br />

in Komturburgen (S. 44f.), und Amtsburgen<br />

(S. 47f.), diese wiederum in Vogtburgen<br />

(S. 49ff.), Pflegerburgen (S. 50ff.)<br />

und Kämmerburgen (S. 53f.) gegliedert.<br />

Die Größe und Bedeutung der Burganlage<br />

war selbstverständlich bedingt durch<br />

ihre Funktion.<br />

Weil in dieser Klassifizierung der<br />

Burganlagen des DRO die Analgen der<br />

kirchlichen Würdenträger und Organisationen<br />

(Bischöfe und Domkapitel) in<br />

einer eigenen Gruppe erfasst werden,<br />

soll vorerst darauf hingewiesen werden,<br />

dass der Verfasser schon am Anfang<br />

seines Textes darauf verweist, dass die<br />

Einteilung in „kirchliche Verwaltungseinheiten“<br />

schon 1243 von dem päpstlichen<br />

Legaten durchgeführt wurde. In<br />

der Beschreibung dieser Burganlagen<br />

werden zwei Bistümer – wie schon erwähnt<br />

– nicht berücksichtigt, nämlich<br />

Jan Papiór: Ein unausgewogenes Bild des Deutschen Ritterordens<br />

das Bistum Kulm und das Bistum Samland<br />

(siehe Karte S. 42), die in demselben<br />

Jahre erigiert wurden. Zwar lag<br />

die „kirchliche Landesherrschaft […] in<br />

bischöflicher Hand“ (S. 42f.), aber die<br />

„eigentliche Macht über diese Territorien<br />

und ihre Bewohner […] sollten sich<br />

die Bischöfe mit dem Orden teilen“. Es<br />

sollte sich aber sehr schnell erweisen,<br />

das die eigentliche Herrschaft – außer<br />

dem Bistum Ermland, das eine relative<br />

Autonomie über Jahrhunderte bewahren<br />

konnte – bei dem DRO lag, auch<br />

dadurch fundiert, weil die Bischöfe Ordensmitglieder<br />

waren. Auch hierdurch<br />

kommt im Grunde die Staatsautorität<br />

und -macht des DRO zum Ausdruck.<br />

In der Konsequenz werden also die<br />

kirchlichen Burganlagen in den Hochstift<br />

der Bischöfe von Pomesanien (in<br />

Marienwerder/Grudziądz) und Ermland<br />

(in Braniewo/Braunsberg), also die<br />

Bischofsburgen (S. 58ff.) und die Domkapitelburgen<br />

(S. 61f.) gegliedert. Zwar<br />

haben diese Burganlagen eine geringere<br />

oder größere Ähnlichkeit mit den Ordensburgen,<br />

aber der profane (militärische)<br />

Bereich war bedeutend reduziert<br />

zu Gunsten des sakralen.<br />

Der deutsche Leser (und mit der<br />

früheren polnischen Fassung auch der<br />

polnische) hat ein interessantes und bedeutendes<br />

Buch erhalten, das durch die<br />

Form der Darbietung und die Üppigkeit<br />

des graphischen Materials und durch die<br />

Beschreibungen der 46 Kulturobjekte<br />

einen Einblick in die Geschichte ihrer<br />

Entstehung und Funktionen ermöglichen.<br />

Erst durch diese dokumentarische<br />

Konzentration kann sich der Leser ein<br />

Bild von der Leistung des Ordens machen,<br />

zumal das Buch nur über etwas<br />

121


Literatura i historia<br />

mehr als die Hälfte der wichtigsten Burganlagen<br />

berichtet, denn die außerhalb<br />

des eigentlichen Pruzzenlandes im Westen<br />

und außerhalb der nordöstlichen<br />

polnischen Staatsgrenzen liegenden Objekte<br />

des DRO wurden programmgemäß<br />

nicht berücksichtigt. Die Backsteingotik<br />

des DRO ist zwar keine Erfindung ihrer<br />

Baumeister, aber doch haben diese<br />

Kulturobjekte eine eigenartige Note, die<br />

diese als eigenartiges Phänomen der nordeuropäischen<br />

Gotik erkennen lässt.<br />

Aber unabhängig von diesen konzeptionellen<br />

Leistungen, die den europäischen<br />

Entwicklungen (mit südlichen<br />

und nahöstlichen Einflüssen) verpflichtet<br />

sind, sei darauf hingewiesen, dass die<br />

Rittermönche diese immense Arbeit<br />

nicht selbst geleistet haben, sondern nur<br />

als Elite eines zentralistischen Machtapparates<br />

die Bevölkerung hierzu angetrieben<br />

haben. Vielleicht ist es so, dass solch<br />

gewaltige Vorhaben nur durch ideelle<br />

Anleitung einer Elite zu erreichen sind,<br />

aber die Situation scheint im Lande<br />

der Pruzzen doch anders zu sein als im<br />

Westen Europas. Der DRO ist als geladener<br />

Gast – wie dies in vielen Romanen<br />

deutscher Autoren formuliert wird<br />

– ins Land der Pruzzen gekommen und<br />

hat sich selbst zum Herren erhöht. Es ist<br />

nicht zu verschweigen, dass infolge der<br />

Expansion des DRO die Pruzzen und<br />

ihre Kultur exterminiert wurden. Die<br />

Autoren des Buches setzen hierfür die<br />

euphemistische Wendung der „Assimilitation“<br />

(S. 6) ein. An einer anderen Stelle<br />

wird gefordert, dass man die „Marienburg<br />

endgültig von der ideologischen<br />

Einfärbung“ (S. 216) befreien solle, und<br />

dass „mit der Zeit […] die […] Vorurteile<br />

der Polen gegenüber der Burg als Haupt-<br />

122<br />

sitz des feindlichen Deutschen Ordens“<br />

(S. 252) verschwanden. Im Grunde wird<br />

schon im Geleitwort die Beurteilung des<br />

DRO auf die „Stereotypen des 19. und<br />

20. Jahrhunderts“ (S. 7) zurückgeführt,<br />

die „im politischen und ideologischen<br />

Kampf“ eingesetzt wurden. Im Zusammenhang<br />

mit diesen kritischen Verweisen,<br />

die der polnischen Nation und dem<br />

polnischen Selbstbewusstsein angehangen<br />

werden, wäre auf einige Probleme<br />

zu verweisen. Im allgemeinsten Sinne<br />

wäre festzuhalten, das mit diesen – ohne<br />

Belege angeführten – kritischen Verweisen<br />

simple Tatsachen der Geschichte des<br />

DRO, die in den drei einführenden Texten<br />

und den Beschreibungen der 46 Kulturobjekte<br />

zwar in isolierter und intentioneller<br />

Form angeführt werden, doch relativiert<br />

werden und diesen ihre Beweiskraft<br />

entzogen werden soll. In dem Buch<br />

wird an keiner Stelle «expressiv verbis»<br />

angeführt, dass diese Stereotypen „im<br />

politischen und ideologischen Kampf“<br />

auch von deutscher Seite eingesetzt wurden.<br />

In der Konsequenz werden die von<br />

den Autoren benannten Stereotypen<br />

– so ist meine Lesung des Problems<br />

– intentionell nur der polnischen Seite<br />

zugeschrieben. Es ist nicht die Stelle, an<br />

der das Problem ausführlich erläutert<br />

werden könnte, aber seit dem späten 18.<br />

bis in die Kriegsjahre des zweiten Weltkrieges<br />

werden von deutscher Seite Stereotypen<br />

des DRO – auch mit tendenziöser<br />

Umgestaltung der Tatsachen – als<br />

Element der deutschen und nationalsozialistischen<br />

Bewusstseinsbildung eingesetzt.<br />

Noch 1943 wird der Roman Wolter<br />

Plettenberg (er ist Sieger im Kampf mit den<br />

Russen) von Hans Friedrich Blunck in<br />

einer Auflage von 250000 Exemplaren


– getragen vom Oberkommando der<br />

Deutschen Wehrmacht – herausgeben<br />

und 1953 dann noch einmal verlegt (es<br />

scheint in diesem Zusammenhang keine<br />

Marginale gewesen zu sein, dass Symbole<br />

des DRO von westdeutschen Politikern<br />

aktiviert werden). In der Kriegszeit und<br />

den letzten Kriegsjahren werden auch<br />

weitere Werke dieser «Unterhaltungsliteratur»<br />

verlegt. Ganz zu schweigen davon,<br />

dass die für ein – zwar nicht realisiertes<br />

– Hitlerdenkmal gegossenen Skulpturen<br />

der vier wichtigsten Hochmeister des<br />

DRO heute in Malbork ausgestellt werden<br />

und auch in das Buch (S. 255) aufgenommen<br />

werden. Dagegen werden die<br />

enormen Summen, die nach den bedeutenden<br />

Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges<br />

(ein entsprechendes Bild wird im<br />

Buch nicht gezeigt), die das polnische<br />

Staatsbudget für die Renovierung und<br />

Instandsetzung vieler Burganlagen des<br />

DRO zur Verfügung gestellt hat, nicht<br />

einmal erwähnt.<br />

Es ist verständlich, wenn die Verfasser<br />

des interessanten Buches von den<br />

Leistungen des DRO und seinen Burganlagen<br />

fasziniert sind. Indem aber<br />

diese Faszination dazu führt, dass neue<br />

Jan Papiór: Ein unausgewogenes Bild des Deutschen Ritterordens<br />

Stereotypen geprägt werden, die als<br />

Verharmlosung der Tätigkeit es DRO<br />

im Lande der Pruzzen und – unter Berücksichtigung<br />

aller Vorteile, die dieses<br />

Buch bietet – auch als Teil einer neuen<br />

Geschichtsschreibung gesehen werden<br />

muss. Am eklatantesten drückt sich diese<br />

Verharmlosung darin aus, dass die<br />

Extermination der Pruzzen als Assimilation<br />

benannt wird.<br />

Die wirkliche Bedeutung des Buches<br />

kommt nur dann endgültig zum Durchbruch,<br />

wenn man sich dessen bewusst<br />

wird, dass die Burganlagen nicht als architektonische<br />

oder Kunstobjekte, sondern<br />

als Militärobjekte gebaut wurden, dass<br />

hinter dieser enormen Leistung eine ebenso<br />

enorme und nicht zu bemessende Fron-<br />

und/oder Sklavenarbeit zu sehen ist, und<br />

das infolge der länger als zwei Jahrhunderte<br />

(1230-1466) dauernden Kriege (mit<br />

kürzeren oder längeren Unterbrechungen)<br />

in dem Europa, das der Neuzeit zusteuert,<br />

eine erste Extermination einer Volksgruppe<br />

erfolgte. An diesen Tatsachen, die keine<br />

Stereotypen sind, kann auch die Faszination,<br />

die die Wehrarchitektur – heute als<br />

Kunst- und Kulturobjekte gesehen – evoziert,<br />

nichts ändern.<br />

123


Literatura i historia<br />

Henryk Ćwięk<br />

Z dziejów trudnego sąsiedztwa.<br />

Władze Drugiej Rzeczpospolitej<br />

wobec irredenty hitlerowskiej<br />

w Polsce<br />

Zwycięstwo narodowego socjalizmu w<br />

Niemczech otworzyło nowy okres w stosunkach<br />

polsko-niemieckich. Rozwój<br />

wydarzeń w początkowym okresie po<br />

przejęciu władzy przez Adolfa Hitlera w<br />

styczniu 1933 r. wskazywał na pogłębienie<br />

kryzysu między Warszawą a Berlinem.<br />

Mniejszość niemiecka w Polsce z dużym<br />

zainteresowaniem śledziła zmiany<br />

zachodzące w Rzeszy. Hitler podkreślał<br />

konieczność rewizji traktatu wersalskiego.<br />

Propaganda hitlerowska docierała do<br />

Polski nie tylko za pomocą prasy i radia<br />

niemieckiego, lecz także poprzez Niemców<br />

zamieszkujących w rejonie pogranicza.<br />

Ideologia narodowosocjalistyczna<br />

rozbudzała nastroje nacjonalistyczne<br />

wśród mniejszości niemieckiej. Wzrost<br />

nadziei ludności niemieckiej na powrót<br />

ziem utraconych wiązał się w dużym<br />

stopniu z przychylnym stanowiskiem<br />

w tej sprawie mocarstw zachodnich. W<br />

grudniu 1932 r. przyznały one Niemcom<br />

„równouprawnienie w dziedzinie<br />

zbrojeń w systemie przewidującym bezpieczeństwo<br />

dla wszystkich narodów” 1.<br />

1 M. Wojciechowski, Stosunki polsko – niemieckie<br />

1933-1938, Poznań 1980, s.15-16<br />

124<br />

Führer wyznaczył obywatelom polskim<br />

narodowości niemieckiej określone<br />

zadania. Na zorganizowanej wiosną 1934<br />

r. w Berlinie poufnej naradzie z udziałem<br />

przywódców politycznych organizacji<br />

mniejszości niemieckiej powiedział<br />

między innymi: „[…] Przyjęliście – moi<br />

panowie – jedno z najważniejszych zadań.<br />

Macie niemczyznę nie tylko, tak jak<br />

do tej pory, pielęgnować i utrzymywać.<br />

Powinniście przekształcić się w bojowy<br />

oddział […] Dlatego nie macie już działać<br />

według swojego uznania, lecz słuchać<br />

komend. Co wam wydaje się korzystne,<br />

z wyższego punktu widzenia może być<br />

szkodliwe. Nie wy będziecie oceniać, co<br />

należy do waszego zakresu działania.<br />

Dlatego żądam od was przede wszystkim<br />

ślepego posłuszeństwa […] ” 2.<br />

W wystąpieniach publicznych przedstawiciele<br />

władz Trzeciej Rzeszy nie ukrywali<br />

negatywnego stosunku do Polski 3 .<br />

2 S. Potocki, Deutsche Stiftung – tajna agenda<br />

rządu niemieckiego w okresie międzywojennym<br />

do spraw mniejszości niemieckiej w: Rola<br />

mniejszości niemieckiej w rozwoju stosunków<br />

politycznych w Europie 1918-1945, red. A. Czubiński,<br />

Poznań 1984, s.270-271.<br />

3 Archiwum Akt Nowych (AAN), Ministerstwo<br />

Spraw Wewnętrznych (MSW) Wydział Na-


Latem 1933 r. wojewoda śląski Michał<br />

Grażyński informował kierownictwo<br />

resortu spraw wewnętrznych, że nadprezydent<br />

prowincji śląskiej Brückner<br />

wygłosił prowokacyjne przemówienie,<br />

którego tekst przedrukowała prasa niemiecka<br />

4 . Brückner w czasie pobytu w Katowicach<br />

i Bielsku przeprowadził także<br />

poufne rozmowy z tamtejszymi działaczami<br />

mniejszości niemieckiej. Wojewoda<br />

śląski proponował ministrowi spraw<br />

wewnętrznych, aby odebrać Brücknerowi<br />

prawo przyjazdu na teren województwa<br />

śląskiego. Uważał, że Ministerstwo<br />

Spraw Zagranicznych powinno interweniować<br />

w tej sprawie w Berlinie oraz u<br />

prezydenta Komisji Mieszanej 5 .<br />

Minister spraw wewnętrznych Bronisław<br />

Pieracki przekazał tę informację ministrowi<br />

Józefowi Beckowi, który określił<br />

przemówienie Brücknera jako „[…]<br />

wysoce nietaktowne, gdyż dla celów<br />

propagandy nacjonalistycznej wykorzystał<br />

on swój pobyt w Polsce” 6 . Minister<br />

spraw zagranicznych uznał za stosowne<br />

przeprowadzenie interwencji dyplomatycznej<br />

zaznaczając, iż „[…] tego rodzaju<br />

wystąpienie nadprezydenta prowincji<br />

stawia władze polskie w trudnym<br />

położeniu w razie zamiaru ponownego<br />

odwiedzenia Polski przez Brücknera<br />

[…]” 7 . Uważał on, że „[…] rząd Hitlera,<br />

stawiając sobie podstawowe zadania jed-<br />

rodowościowy (WN), sygn. 963, Sprawozdanie<br />

z życia mniejszości narodowych za IV kwartał<br />

1936 r., s.8.<br />

4 AAN, sygn. 1023, Pismo Urzędu Wojewódzkiego<br />

śląskiego do MSW z 19 VIII 1933 r., s.1.<br />

5 Ibidem.<br />

6 AAN, sygn. 1023, Pismo MSW do MSZ z<br />

24 VIII 1933 r., s.4-5.<br />

7 Ibidem, Pismo MSZ do MSW z 16 IX 1933<br />

r., s. 6-7.<br />

Henryk Ćwięk: Z dziejów trudnego sąsiedztwa<br />

noczenia niemczyzny poza granicami<br />

Rzeszy […] za pośrednictwem licznych<br />

emisariuszy, zwiększył swą działalność w<br />

Polsce. […]” 8 .<br />

Tolerancyjny stosunek władz polskich<br />

do mniejszości niemieckiej powodował,<br />

że często jej działalność wykraczała poza<br />

ustalone normy prawne. Niemcy mogli<br />

uczestniczyć w różnorodnych uroczystościach<br />

organizowanych w Rzeszy,<br />

co wywoływało niepokój władz wojskowych.<br />

Trudne do zrozumienia były decyzje<br />

władz zezwalające na przelot przez<br />

Pomorze kilkudziesięciu samolotów niemieckich<br />

czy organizowanie samochodowych<br />

rajdów gwiaździstych do Prus<br />

Wschodnich, także w okresie nocnym.<br />

Rajdy samochodowe były typowym<br />

chwytem propagandy hitlerowskiej,<br />

zmierzającej do większego skonsolidowania<br />

mniejszości niemieckiej z Rzeszą. Na<br />

pojazdach umieszczano girlandy, szarfy,<br />

tarcze z orłem niemieckim. Wszystkie<br />

samochody posiadały proporczyki hitlerowskie<br />

i cesarsko-niemieckie. Większość<br />

uczestników rajdu była ubrana w<br />

mundury hitlerowskie. W czasie przejazdu<br />

przez miasta wnoszono okrzyki<br />

„Heil Hitler”. Rajdy wywoływały oburzenie<br />

ludności polskiej. Wydarzenia te<br />

komentowała polska prasa. Podkreślano,<br />

że przekraczających granicę polsko-niemiecką<br />

witały plakaty przypominające<br />

im, że za „sztucznie” i „nonsensownie”<br />

przeprowadzonymi granicami „korytarza”<br />

żyją Niemcy 9 . Rajdy organizowano<br />

kilka razy w roku. Brały w nich udział<br />

drużyny zakładów samochodowych,<br />

1933 r.<br />

8 Ibidem, s. 7.<br />

9 „Ilustrowany Kurier Codzienny” z 6 IX<br />

125


Literatura i historia<br />

wojska i klubów młodzieżowych 10 . Jako<br />

przykład można podać rajd, w których<br />

uczestniczyło około 400 maszyn, z czego<br />

ponad 50 procent zgłosił Wehrmacht.<br />

Trasa rajdu długości kilkuset kilometrów<br />

przebiegała polnymi drogami. Uczestnicy<br />

pokonywali ją zespołowo. Poszczególne<br />

wozy jechały w kilkudziesięciometrowych<br />

odstępach przy średniej szybkości<br />

30-40 km na godzinę. Tak pomyślane poznanie<br />

terenu było jednocześnie dobrym<br />

treningiem dla kierowców i miało ich<br />

przyzwyczajać do jazdy w trudnych warunkach<br />

na polskich drogach. Podobne<br />

imprezy organizowano także na śląsku.<br />

Obserwowali je zawodowi oficerowie<br />

i fachowcy z fabryk samochodowych.<br />

Organy bezpieczeństwa z niepokojem<br />

śledziły działania niemieckie 11 .<br />

Na obszarze województwa śląskiego<br />

prowadził aktywną działalność Deutscher<br />

Volksbund für Polnisch – Schlesien<br />

(DVB) 12 . Wykorzystywał on w dużym<br />

stopniu trudności gospodarcze<br />

Polski, nieustabilizowaną sytuację polityczną<br />

państwa polskiego oraz brak konsekwentnej<br />

polityki władz wobec mniejszości<br />

niemieckiej. Związkiem kierował<br />

Otto Ulitz. Volksbund odgrywał istotną<br />

rolę w prowadzeniu działalności szpiegowskiej<br />

przeciwko Rzeczpospolitej. Był<br />

on organem wywiadu gospodarczego i<br />

polityczno-wojskowego niemieckiego<br />

konsulatu w Katowicach. Niezależnie od<br />

ścisłej współpracy z konsulatem utrzy-<br />

10 Centralne Archiwum Ministerstwa Spraw<br />

Wewnętrznych (CA MSW), sygn. 654/112, Sprawozdanie<br />

sytuacyjne za maj 1933 r.<br />

11 Ibidem.<br />

12 M. Cygański, Zawsze przeciwko Polsce.<br />

Kariera polityczna Otto Ulitza, Warszawa 1966,<br />

s. 35 i następne.<br />

126<br />

mywał stały kontakt z ośrodkami niemieckiego<br />

wywiadu politycznego na śląsku:<br />

Wydziałem Politycznym Nadprezydium<br />

Prowincji Górnośląskiej w Opolu, granicznym<br />

komisariatem w Opolu i Prezydium<br />

Policji w Gliwicach. Kierownictwo<br />

DVB współpracowało także z niemiecką<br />

placówką wywiadowczą we Wrocławiu i<br />

jej ekspozyturami w Opolu i Bytomiu.<br />

W Zarządzie Głównym DVB funkcjonowała<br />

specjalna placówka informacyjna,<br />

która nadzorowała działalność tego typu<br />

komórek w organizacjach obwodowych.<br />

Te ostanie działające na podstawie ustalonych<br />

wytycznych werbowały do pracy<br />

wywiadowczej mężów zaufania.<br />

Na polskim śląsku aktywnie działała<br />

także Partia Młodoniemiecka (Jungdeutsche<br />

Partei -JDP). Jej szybki rozwój w<br />

tym rejonie na przełomie 1932 i 1933 r.<br />

był wynikiem pozyskania niezdecydowanej<br />

pod względem narodowościowym<br />

części Górnoślązaków. Od połowy 1934<br />

r. rozszerzono działalność poza obszar<br />

śląska 13 . Przejęcie władzy w Niemczech<br />

przez narodowych socjalistów JDP uznało<br />

jako odpowiedni moment do ataku<br />

o władzę nad mniejszością niemiecką.<br />

Inne ugrupowania zachowały pewną rezerwę.<br />

Wyjątek stanowili socjaliści, którzy<br />

od razu zajęli stanowisko wrogie wobec<br />

hitleryzmu 14 . Wpływy JDP rosły bardzo<br />

szybko, do czego w dużym stopniu<br />

przyczyniła się pomoc materialna płynąca<br />

z Reichsjungendführung der NSDAP.<br />

Zmagania między JDP a obozem volks-<br />

13 P. Greiner, R. Kaczmarek, Leksykon mniejszości<br />

niemieckiej w województwie śląskim w latach<br />

1922-1939, Katowice 2002, s. 97.<br />

14 A. Szefer, Mniejszość niemiecka w Polsce<br />

i Czechosłowacji w latach 1933-1938, Katowice-<br />

Kraków 1967, s.92.


undowskim stopniowo się nasilały.<br />

„Młodoniemcy” w swojej propagandzie<br />

uznawali sytuację ludności niemieckiej<br />

na śląsku jako fatalną, wskazując, że winowajcą<br />

jest Volksbund, a personalnie O.<br />

Ulitz. Zarzuty w stosunku do przywódcy<br />

DVB były poważne: zaniedbywanie interesów<br />

narodowych i nieudolność w pracy<br />

nad działem zjednoczenia wszystkich<br />

Niemców w Polsce.<br />

Istotną rolę w rozpowszechnianiu<br />

ideologii narodowosocjalistycznej odgrywały<br />

ugrupowania mieszczańskie.<br />

Agitacja hitlerowska wiązała się ściśle z<br />

mobilizowaniem mniejszości niemieckiej<br />

do walki o przyłączenie zachodnich<br />

ziem polskich do Rzeszy. Szczególną<br />

gorliwością w niszczeniu wszystkiego<br />

co polskie wykazywał Volksbundjugend<br />

– VBJ (Młodzież Związku Ludowego) 15 .<br />

Związek ten prowadził propagandę rewizjonistyczną<br />

i narodowosocjalistyczną<br />

oraz szkolenia o charakterze wojskowym<br />

wśród swoich członków. Prowokował on<br />

także ludność śląska, w szczególności<br />

byłych powstańców śląskich. Niejednokrotnie<br />

dochodziło do incydentów między<br />

„jugendbundowcami” a powstańcami,<br />

które policja likwidowała dopiero<br />

po użyciu siły. Mimo szerzących się<br />

ekscesów władze nie kwapiły się z położeniem<br />

kresu wrogiej działalności Niemców.<br />

Ograniczona operatywność władz<br />

spotkała się z wymowną oceną bezpośredniego<br />

obserwatora wydarzeń, oficera<br />

ekspozytury SRI w Katowicach kpt.<br />

Mieczysława Olszewskiego, który stwierdzał:<br />

„[…] Takie postępowanie nie zapobiegnie<br />

szerzeniu ruchu antypolskiego<br />

młodzieży niemieckiej na Górnym<br />

15 Szerzej: P. Greiner, R. Kaczmarek, op.cit.,<br />

s.157-159.<br />

Henryk Ćwięk: Z dziejów trudnego sąsiedztwa<br />

śląsku. Jugendbundy pod wytrawnym<br />

kierownictwem Volksbundu, zaprawionego<br />

już do organizowania w pozornie<br />

lojalnych związkach przyszłych dywersantów,<br />

stwarza, dzięki tolerancji władz,<br />

szkolone na wzór Reichswehry oddziały<br />

półwojskowe, których celem jest przygotowanie<br />

siły do zbrojnego oderwania<br />

Górnego śląska” 16 .<br />

W maju 1933 r. doszło do spotkania<br />

posła polskiego w Berlinie Alfreda Wysockiego<br />

z Hitlerem i ministrem Konstantinem<br />

Neurathem. Kanclerz Rzeszy<br />

podkreślił „[…] zdecydowany zamiar<br />

rządu niemieckiego utrzymywania swego<br />

nastawienia i postępowania jak najściślej<br />

w ramach istniejących traktatów<br />

[…]”. Wyraził życzenie „[…] aby obydwa<br />

kraje swe wspólne interesy rozpatrywały<br />

i traktowały bez namiętności” 17 .<br />

Porozumienie polsko-niemieckie zawarte<br />

w tym czasie było zwykłą formalnością.<br />

Kończyło ono etap napiętych stosunków<br />

dyplomatycznych między obu<br />

państwami. Zmiana kursu w stosunkach<br />

polsko-niemieckich wpływała na stosunek<br />

polskich władz centralnych i terenowych<br />

wobec mniejszości niemieckiej.<br />

Była to polityka ustępstw i łagodzenia<br />

konfliktów za wszelką cenę. Większość<br />

niemieckich ugrupowań i stowarzyszeń<br />

bez przeszkód ze strony rządu polskiego<br />

rozwijała działalność często niezgodną z<br />

założeniami statutowymi.<br />

Społeczeństwo polskie protestowało<br />

przeciwko nadmiernej tolerancji władz<br />

wobec przejawów wrogiej działalności<br />

ze strony mniejszości niemieckiej. Nie<br />

16 CA MSW, DOK V, sygn. S V/141, Pismo<br />

Ekspozytury SRI w Katowicach do SRI DOK V<br />

w Krakowie z 31 VII 1933 r.<br />

17 M. Wojciechowski, op.cit., s.36-37.<br />

127


Literatura i historia<br />

chciało ono pogodzić się z lekceważeniem<br />

godności narodowej Polaków.<br />

Dochodziło do wielu incydentów między<br />

ludnością niemiecką i polską. „Prywatnych<br />

obrońców” interesów polskich<br />

spotykały często dość surowe kary w trybie<br />

administracyjnym lub sądowym. Odstraszało<br />

to wielu patriotów od dalszego<br />

zwalczania przejawów rewizjonizmu<br />

niemieckiego. Tymczasem Volksbundjugend,<br />

pomimo rozwiązania przez władze<br />

oddziałów, którym udowodniono poczynania<br />

sprzeczne z ustawodawstwem,<br />

nadal rozwijał swą działalność irredentystyczną.<br />

Dopiero w lipcu 1933 r. decyzją<br />

Dyrekcji Policji w Katowicach działalność<br />

VBJ została zawieszona, a centrala<br />

w Katowicach rozwiązana. Władze zdecydowały<br />

jednak likwidować tylko te<br />

grupy, którym udowodniono kontakty<br />

z centralą w Katowicach 18 .<br />

Podpisana w styczniu 1934 r. deklaracja<br />

polsko-niemiecka otwierała nowy<br />

okres w stosunkach między obu krajami<br />

19 . Układ polsko-niemiecki nie obejmował<br />

zagadnień dotyczących mniejszości<br />

narodowych. W trakcie rokowań<br />

poprzedzających podpisanie tego<br />

dokumentu rząd polski unikał jasnego<br />

potraktowania problemów narodowościowych.<br />

Już we wrześniu 1933 r., gdy<br />

rysowały się perspektywy traktatowego<br />

unormowania stosunków z Niemcami,<br />

władze polskie dały temu wyraz. Minister<br />

Beck uważał, że o kierunku polityki<br />

narodowościowej najlepiej zadecyduje<br />

nowa płaszczyzna wzajemnych stosunków<br />

międzynarodowych. Polska nie<br />

18 CA MSW, DOK V, sygn. S V/141, Raport<br />

Ekspozytury SRI w Katowicach do SRI w Krakowie<br />

z 31 VIII 1933 r.<br />

19 M. Wojciechowski, op.cit., s. 106-111.<br />

128<br />

była dla strony niemieckiej partnerem<br />

poważnie traktowanym, skoro jej ziemie<br />

miały być częścią „przestrzeni życiowej”<br />

na wschodzie, a naród polski<br />

miał pracować dla dobra Rzeszy. Dlatego<br />

równolegle do rozmów z Polską<br />

przygotowywano w Niemczech w 1933<br />

r. ujednolicenie wszystkich organizacji<br />

rewizjonistycznych pod kątem widzenia<br />

ideologii hitlerowskiej. Rozbudowano<br />

Bund Deutscher Osten oraz instytuty<br />

naukowe, zajmujące się polityką<br />

wschodnią 20 . Związek Niemieckiego<br />

Wschodu otwarcie oceniał, że podpisany<br />

w styczniu 1934 r. dokument między<br />

Polską a Rzeszą nie jest paktem przyjaźni,<br />

lecz układem o nieagresji, który<br />

nie wyklucza walki narodowościowej.<br />

Hitler w wywiadzie udzielonym korespondentowi<br />

„Gazety Polskiej” w dniu<br />

26 stycznia 1934 r. oświadczył między<br />

innymi: „[…] Niemcy chcą żyć w pokoju<br />

ze wszystkimi swoimi sąsiadami”. Podobnie<br />

wypowiadał się Göring w czasie<br />

swego pobytu w Warszawie. Natomiast<br />

w pałacu brühlowskim powtarzano z<br />

prawie liturgicznym automatyzmem,<br />

że deklaracja polsko-niemiecka jest kamieniem<br />

węgielnym polskiej polityki<br />

zagranicznej 21 .<br />

W zasadzie mniejszość niemiecka w<br />

Polsce przyjęła deklarację o nieagresji<br />

z zadowoleniem. Spodziewała się ona<br />

znacznych ustępstw rządu w kwestiach<br />

politycznych, gospodarczych i kulturalnych.<br />

Przedstawiciele ludności niemieckiej<br />

pospieszyli ze składnikiem deklara-<br />

20 K. Fiedor, Bund Deutscher Osten w systemie<br />

antypolskiej propagandy, Wrocław 1977, s.<br />

91-177.<br />

21 J. Mieysztowicz, Czas przeszły dokonany,<br />

Kraków 1984, s. 218.


cji lojalności wobec władz 22 . Demonstracja<br />

zmiany polityki władz niemieckich<br />

wobec strony polskiej przejawiła się m.<br />

in. w decyzji o zaniechaniu budowy pomnika<br />

„granica płonie” oraz zahamowaniu<br />

antypolskiej i rewizjonistycznej<br />

propagandy prasowej. W takim klimacie<br />

ugrupowania niemieckie w Polsce nie<br />

miały wiele do powiedzenia i musiały<br />

podjąć taktykę ustaloną przez Berlin.<br />

Hitler uważał, że „[…] celowe jest, aby w<br />

każdym kraju istniały co najmniej dwa<br />

zjednoczenia niemczyzny. Jedno z nich<br />

musi powołać się zawsze na swą lojalność<br />

[…] drugie może być radykalne i rewolucyjne<br />

[…]” 23 . Zadania postawione przez<br />

Hitlera mniejszość niemiecka realizowała<br />

nie szczędząc swych sił. Na wszystkich<br />

odcinkach jej życia nastąpiło wysokie<br />

tempo aktywizacji. Sprzyjała temu polityka<br />

ustępstw ze strony władz polskich,<br />

którym zależało, by rząd Trzeciej Rzeszy<br />

nie mógł im wskazać uchybień, godzących<br />

w zawarte porozumienie ze stycznia<br />

1934 roku. W swej polityce kompromisu<br />

władze zgadzały się na takie ustępstwa<br />

wobec mniejszości niemieckiej, które<br />

były niezrozumiałe dla ogółu społeczeństwa<br />

polskiego.<br />

W połowie 1935 r. odbyła się konferencja<br />

poświęcona problematyce mniejszości<br />

niemieckiej w Polsce. Uczestniczył<br />

w niej Józef Beck oraz przedstawiciele<br />

resortu spraw wewnętrznych. Minister<br />

spraw zagranicznych, analizując sytuację<br />

w Niemczech i Polsce po podpisaniu<br />

deklaracji o nieagresji, powiedział między<br />

innymi: „[…] W świadomości rządu<br />

niemieckiego została dokonana pewna<br />

22 CA MSW, sygn. 654/115, Sprawozdanie<br />

sytuacyjne za styczeń-luty 1934.<br />

23 S. Potocki, op.cit., s.93.<br />

Henryk Ćwięk: Z dziejów trudnego sąsiedztwa<br />

rewizja. Ze strony niemieckiej jest ona<br />

wykonywana z wielkim wysiłkiem, godnym<br />

uznania.[…] Pewne ekscesy zaznaczające<br />

się od czasu do czasu są w Berlinie<br />

hamowane […] W Polsce sytuacja<br />

jest odwrotna. Nastawienie prasy i opinii<br />

jest antyniemieckie […]” 24 . W sierpniu<br />

1935 r. prezydent RP Ignacy Mościcki<br />

powołał szefa hitlerowców w Polsce<br />

Rudolfa Wiesnera na członka Senatu.<br />

Wiesner jako „reprezentant narodu” był<br />

członkiem komisji wojskowej Senatu.<br />

Objeżdżał on Polskę wzdłuż i wszerz,<br />

organizując pod ochroną nietykalności<br />

senatorskiej nielegalną działalność<br />

we wszystkich skupiskach niemieckich.<br />

Działo się to w okresie, kiedy po drugiej<br />

stronie granicy – na Opolszczyźnie<br />

– przywódca tamtejszych Polaków, Arka<br />

Bożek, z nakazu gestapo nie mógł już<br />

przebywać na śląsku Opolskim ani też<br />

na innym terenie Rzeszy zamieszkałym<br />

przez polską mniejszość narodową.<br />

Informacje organów bezpieczeństwa<br />

zwracały uwagę władz polskich na konieczność<br />

rozpoznania wpływów niemieckich.<br />

Dochodzenia policyjne potwierdziły<br />

prowadzenie przez JDP wrogiej<br />

działalności wobec państwa polskiego<br />

25 . Poddano ścisłej obserwacji punkty,<br />

w których można było magazynować<br />

broń, tworzyć bazę do realizacji zadań<br />

dywersyjnych przeciwko Polsce. Roztoczono<br />

kontrolę na członkami JDP,<br />

biorącymi udział w wycieczkach do Niemiec.<br />

Zarządzono cofnięcie względnie<br />

nieudzielenie przepustek granicznych<br />

24 AAN, MSZ, Departament Konsularny<br />

Wydz. Polaków za Granicą, sygn. 11464, Konferencja<br />

w MSW w dn. 5 VI 1935 r., s. 2-8.<br />

25 CA MSW, sygn. 654, t. 528, Sprawozdanie<br />

sytuacyjne za wrzesień 1934 r.<br />

129


Literatura i historia<br />

Niemcom, którzy odbywali ćwiczenia<br />

wojskowe poza granicami Polski. Zaostrzono<br />

kontrolę w stosunku do członków<br />

JDP przekraczających punkty graniczne.<br />

Dogodną koniunkturę po podpisaniu<br />

deklaracji w 1934 r. wykorzystywał także<br />

Volksbund, skupiając swą energię na<br />

zdobyciu wpływów wśród młodzieży.<br />

Na licznych wiecach i zebraniach członków<br />

tego związku, organizowanych dla<br />

propagowania ideologii hitlerowskiej,<br />

akcentowano lojalność wobec Polski.<br />

Werbalne deklaracje lojalności zastąpiły<br />

dawniejszą niechęć i opozycję wobec<br />

władz. Volksbund zaczął występować na<br />

zewnątrz w masce organizacji ugodowej<br />

wobec państwa. Ministerstwo Spraw Wewnętrznych<br />

sytuację tę określało jako<br />

zagrywkę taktyczną obliczoną na przyszłość.<br />

Władze polskie niepokoił rozwój<br />

organizacyjny mniejszości niemieckiej.<br />

Jednocześnie dostrzegały one ścisłą korelację<br />

między wzrostem roli mniejszości<br />

niemieckiej, a sukcesami politycznymi<br />

Trzeciej Rzeszy. Rok 1935 przyniósł<br />

Niemcom pewne osiągnięcia na arenie<br />

międzynarodowej. Zdołały one wyjść z<br />

izolacji po wystąpieniu z Ligi Narodów.<br />

Duże znaczenie miało zwycięstwo w plebiscycie<br />

przeprowadzonym w Zagłębiu<br />

Saary. Wielkie mocarstwa występowały<br />

wobec Rzeszy z propozycjami dotyczącymi<br />

paktów (wschodni, lotniczy,<br />

środkowoeuropejski i inne). Istotnym<br />

sukcesem politycznym rządów Hitlera<br />

było wprowadzenie w marcu 1935 r.<br />

powszechnego obowiązku wojskowego,<br />

zrealizowanego wbrew postanowieniom<br />

V części traktatu wersalskiego. Posunięcie<br />

to, wpływające w zasadniczy sposób<br />

na układ sił w Europie, nie spotkało się<br />

130<br />

ze zdecydowanym sprzeciwem mocarstw<br />

europejskich 26 . Mniejszość niemiecka coraz<br />

bardziej akcentowała swą odrębność<br />

narodową. Powszechne stało się demonstracyjne<br />

używanie języka niemieckiego.<br />

Coraz częściej ugrupowania niemieckie<br />

wysuwały wobec władz zarzuty dyskryminowania<br />

mniejszości niemieckiej w<br />

zakresie języka, utrudnień w otrzymaniu<br />

pracy itd. Ministerstwo Spraw Wewnętrznych<br />

zarządziło dokładną obserwację<br />

życia mniejszości niemieckiej. Starało<br />

się wykryć także źródła pogłosek o zamierzonych<br />

zmianach granic Rzeczypospolitej.<br />

Demonstrowany w 1935 r. przez<br />

coraz większą część Niemców w Polsce<br />

wzrost pewności siebie, przejawiający się<br />

w lekceważeniu wszystkiego co polskie,<br />

najbardziej uderzał w patriotyczne uczucia<br />

Polaków 27 .<br />

Sytuacja Polski w okresie po konferencji<br />

monachijskiej była bardzo trudna<br />

28 . Sukcesy Hitlera spowodowały dalszy<br />

wzrost nastrojów rewizjonistycznych<br />

wśród mniejszości niemieckiej w Polsce.<br />

Nasilająca się propaganda hitlerowska<br />

starała się każdy przykład tolerancji<br />

władz polskich wobec ludności niemieckiej<br />

przedstawić jako wyraz słabości.<br />

Ugrupowania mniejszości niemieckiej<br />

wysuwały wobec państwa coraz więcej<br />

nowych żądań. Stan taki wywołał niepokój<br />

rządu polskiego. Postanowił on<br />

wprowadzić pewne ograniczenia wobec<br />

mniejszości niemieckiej. Aby jednak<br />

nie dać Hitlerowi pretekstu do nowych<br />

oskarżeń, władze polskie postanowiły<br />

stosować tylko takie represje, które były-<br />

26 M. Wojciechowski, op.cit., s. 158-161.<br />

27 CA MSW, sygn. 654/118, Sprawozdanie<br />

sytuacyjne za kwiecień 1935 r.<br />

28 M. Wojciechowski, op.cit., s.518-519.


y zgodne z literą prawa. Lecz ta stosunkowo<br />

łagodna taktyka nie odpowiadała<br />

wszystkim przedstawicielom władz centralnych,<br />

których część dążyła do wyraźnego<br />

zwalczania wszelkich działań antypolskich.<br />

Przeciwnikiem zaostrzenia<br />

kursu wobec mniejszości niemieckiej<br />

było przede wszystkim MSZ, którego<br />

stanowisko decydowało o ostatecznym<br />

kształcie polityki. Niezdecydowana polityka<br />

władz centralnych wobec mniejszości<br />

niemieckiej, realizowana na przełomie<br />

1938 i 1939 r., wynikała z faktu,<br />

że niektóre koła rządowe miały jeszcze<br />

nadzieje na możliwość osiągnięcia z nią<br />

porozumienia. Przywódcy ugrupowań<br />

hitlerowskich byli zainteresowani podtrzymywaniem<br />

tych nadziei i dlatego nie<br />

szczędzili demonstracyjnych deklaracji<br />

lojalności wobec Polski 29 .<br />

Władze centralne RP powstrzymywały<br />

się od podejmowania bardziej zdecydowanych<br />

posunięć. Stan taki był związany<br />

zapewne z podjęciem na początku<br />

1939 r. inicjatywy w sprawie uregulowania<br />

z Niemcami wzajemnych problemów<br />

narodowościowych. Władze Trzeciej<br />

Rzeszy, zmierzające do osłabienia<br />

czujności Polski, pozornie przychylały<br />

się do tej propozycji. Pod koniec stycznia<br />

1939 r. w Warszawie rozpoczęły się polsko-niemieckie<br />

rokowania w kwestiach<br />

mniejszościowych. Rozmowy zakończyły<br />

się powołaniem stałych komisji. Były<br />

one organami rządu, pomocnymi przy<br />

rozstrzyganiu sporów o charakterze narodowościowym.<br />

W dniu 12 marca 1939<br />

r. minister Beck podczas obrad senackiej<br />

komisji spraw zagranicznych mówił:<br />

„[…] Wydaje się pożytecznym, żeby ba-<br />

29 AAN, MSW WN, sygn. 969, Komunikat<br />

dzienny nr 276 z 14 XII 1938 r.<br />

Henryk Ćwięk: Z dziejów trudnego sąsiedztwa<br />

danie stanu praktycznego i warunków<br />

życia, w jakich żyją mniejszość polska i<br />

niemiecka, były prowadzone nie tylko<br />

przez czynniki dyplomatyczne, ale przez<br />

organy ministerstw spraw wewnętrznych,<br />

które stykają się na co dzień z tym problemem”<br />

30 . Ugrupowania mniejszości<br />

niemieckiej wiadomość o istnieniu tych<br />

komisji przyjęły z dużym zadowoleniem.<br />

Zapewne przypuszczały, że układ ten<br />

otworzy im drogę do rozwiązania wielu<br />

spraw mniejszości niemieckiej, przy<br />

pominięciu potrzeb ludności polskiej w<br />

Rzeszy. W takim układzie rozmowy polsko-niemieckie<br />

w sprawach mniejszości<br />

nie mogły przynieść istotnych zmian.<br />

Okupacje przez Trzecią Rzeszę Czech<br />

i Kłajpedy wywołały wielkie podniecenie<br />

wśród mniejszości niemieckiej w Polsce,<br />

oczekującej szybkiego „wyzwolenia”<br />

przez Hitlera. Mniejszość ta wykazywała<br />

coraz butniejszą postawę, prowokując<br />

częste incydenty z ludnością polską. Akcje<br />

związków prohitlerowskich powodowały<br />

szybki wzrost zorganizowania ludności<br />

niemieckiej w Polsce. Propaganda<br />

narodowosocjalistyczna przyczyniała się<br />

do wzrostu ucieczek Niemców z Polski.<br />

Najczęściej ich trasa przebiegała przez<br />

„zieloną granicę” lub przez Wolne Miasto<br />

Gdańsk. Zbiegostwo było inspirowane<br />

przez czynniki Rzeszy. Starały się tą<br />

drogą złagodzić deficyt siły roboczej, występujący<br />

w Niemczech. Nasilenie ucieczek<br />

ludności niemieckiej wywoływało<br />

początkowo ostre sprzeciwy ze strony<br />

części działaczy mniejszościowych 31 .<br />

30 AAN, MSW WN, sygn. 971, Komunikat<br />

dzienny nr 28 z 4 II 1939 r.<br />

31 CA MSW, Oddział II SG, sygn. S VIII /3D,<br />

Sprawozdanie z działalności politycznej mniejszości<br />

niemieckiej za luty 1939 r.<br />

131


Literatura i historia<br />

Sprzeciwy te jednak zaniknęły po wypowiedzeniu<br />

przez Hitlera w dniu 28 kwietnia<br />

1939 r. polsko-niemieckiej deklaracji<br />

o niestosowaniu przemocy. Propaganda<br />

hitlerowska wykorzystywała ucieczki<br />

do alarmowania opinii światowej o rzekomych<br />

prześladowaniach mniejszości<br />

niemieckiej w Polsce. Zaostrzająca się<br />

sytuacja międzynarodowa na przełomie<br />

1938/1939 r. spowodowała zmianę kursu<br />

polityki władz polskich wobec mniejszości<br />

niemieckiej. Wydano wiele zarządzeń,<br />

które ograniczyły działalność Niemców<br />

w Polsce oraz zmieniały proces realizacji<br />

podjętych akcji. Szczególnie widoczne<br />

to było na odcinku niemieckiego stanu<br />

posiadania. Rozporządzeniem Rady Ministrów<br />

z dnia 11 lutego 1939 r. ustalono<br />

imienny wykaz nieruchomości podlegających<br />

przymusowemu wykupowi na rok<br />

1939 32 . Plan parcelacyjny przyspieszał<br />

proces likwidacji niemieckiej własności.<br />

Ostatnie miesiące pokoju były okresem<br />

wyraźnych zmian w polityce wobec<br />

mniejszości niemieckiej. Został on zapoczątkowany<br />

w momencie załamania<br />

się „linii 26 stycznia”. O poważnym<br />

zagrożeniu rząd polski przekonał się po<br />

zagarnięciu przez Trzecią Rzeszę Czech i<br />

Kłajpedy. Władze zrozumiały, że sprawy<br />

Gdańska, „korytarza” oraz mniejszości<br />

niemieckiej Hitler wykorzystywał jako<br />

pretekst w realizacji zaborczej polityki.<br />

śmiertelne niebezpieczeństwo dla<br />

suwerenności państwa skłoniło władze<br />

centralne do skorygowania zasad postępowania<br />

wobec mniejszości niemieckiej.<br />

Starano się unikać posunięć, które Trzecia<br />

Rzesza mogła uznać za pretekst do<br />

132<br />

32 Dz. U.RP nr 12, z 15 III 1939 r. poz. 65, s.<br />

145-152.<br />

rozpoczęcia wojny 33 . Wypowiedzenie<br />

przez Hitlera deklaracji o nieagresji w<br />

dużym stopniu skompromitowało polską<br />

politykę zagraniczną. Polska stanęła<br />

w obliczu poważnej alternatywy: przyjęcia<br />

żądań Hitlera lub obrony niepodległości<br />

z bronią w ręku. Minister J. Beck<br />

w dniu 5 maja 1939 r. wygłosił w Sejmie<br />

przemówienie, odrzucając niemieckie<br />

ultimatum. Po raz pierwszy uzyskał on<br />

poparcie całej polskiej opinii społecznej.<br />

Mowę Becka społeczeństwo polskie<br />

przyjęło z entuzjazmem 34 .<br />

W maju 1939 r. władze centralne RP<br />

zakładały, że istniejący kryzys w stosunkach<br />

polsko-niemieckich przeciągnie się<br />

na dłuższy okres. Nie wykluczały one, że<br />

„[…] strona niemiecka będzie używać<br />

różnych metod w swojej akcji politycznej,<br />

a m.in. może wykorzystać zagadnienia<br />

mniejszości niemieckiej”. MSZ<br />

wspólnie z MSW zadecydowały, że „[…]<br />

w obecnym okresie w kraju nie mogą<br />

mieć miejsca żadne odruchy ludności.<br />

Administracja w pierwszym rzędzie powinna<br />

być czynnikiem obiektywnym i<br />

nadrzędnym […]” 35 . Ministerstwo Spraw<br />

Zagranicznych uznało, że wysiedlenia<br />

Niemców mogą spowodować dalsze zaognianie<br />

stosunków polsko-niemieckich.<br />

Wobec tego nakazało wstrzymanie tej akcji<br />

zaznaczając, że wyjątkowe przypadki<br />

w tym względzie będzie rozpatrywać<br />

Ministerstwo Spraw Zagranicznych. Ministerstwa:<br />

spraw zagranicznych i spraw<br />

wewnętrznych postanowiły ograniczyć<br />

do minimum zebrania publiczne i wiece<br />

33 CA MSW, Oddział II SG, sygn. S VIII, Tygodniowy<br />

meldunek sytuacyjny z 6 V 1939 r.<br />

34 „Gazeta Polska” nr 123 z 6 V 1939 r.<br />

35 AAN, MSZ, sygn. 11478, Notatka z rozmowy<br />

w MSZ z 8 V 1939 r., s. 37-38.


ludności polskiej oraz zakazać organizowania<br />

tego rodzaju zebrań mniejszości<br />

niemieckiej. W okresie gdy szefowie ministerstw:<br />

spraw zagranicznych i spraw<br />

wewnętrznych naradzali się nad prowadzeniem<br />

subtelnej polityki wobec<br />

mniejszości niemieckiej w Polsce, wojewoda<br />

pomorski informował Wydział<br />

Narodowościowy MSW o następującym<br />

zdarzeniu: „[…] Na rozkaz władz<br />

budowlanych Wolnego Miasta Gdańsk<br />

rozebrano dom mieszkalny prezesa<br />

Związków Polaków, Olberga, obywatela<br />

gdańskiego narodowości polskiej,<br />

zamieszkałego w Strzępowie. Jako powód<br />

formalny rozebrania domu podano,<br />

że zagrażał on bezpieczeństwu<br />

publicznemu. Robotnicy niemieccy<br />

rozbierający budynek sterroryzowali<br />

Olberga do tego stopnia, że zbiegł on<br />

na stronę polską, pozostawiając żonę<br />

i dziecko, które schroniły się do zabudowań<br />

gospodarczych. Po dokonaniu<br />

rozbiórki domu zarekwirowano Olbergowi<br />

konia dla zapłacenia kosztów<br />

rozbiórki” 36 .<br />

W okresie poprzedzającym wybuch<br />

II wojny światowej działalność V kolumny<br />

hitlerowskiej odgrywała szczególne<br />

znaczenie. Wydaje się, że wiosną<br />

i latem 1939 r. rząd polski był zbyt pobłażliwy<br />

wobec wrogich działań mniejszości<br />

niemieckiej. MSZ wywierało silny<br />

nacisk na MSW oraz rząd, aby nie<br />

ingerować w antypolską działalność<br />

Niemców w Polsce, ponieważ dyplomacja<br />

hitlerowska wykorzystywała te fakty<br />

na forum międzynarodowym przeciw<br />

Polsce, oskarżając ją o stosowanie re-<br />

36 AAN, MSW, sygn. 11479, Notatka służbo-<br />

wa z 7 VI 1939 r., s. 25.<br />

Henryk Ćwięk: Z dziejów trudnego sąsiedztwa<br />

presji wobec mniejszości niemieckiej 37 .<br />

Organizacje hitlerowskie dostarczały<br />

propagandzie goebbelsowskiej odpowiednich<br />

argumentów. Część Niemców<br />

na polecenie ośrodków hitlerowskich<br />

opuszczała Polskę i udawała się do Rzeszy.<br />

Z jednej strony chodziło o uchylanie<br />

się od służby w Wojsku Polskim, a<br />

z drugiej o uzupełnienie przeszkolenia<br />

dywersyjnego w Rzeszy. Najbardziej<br />

istotnym fragmentem działalności V<br />

kolumny hitlerowskiej w Polsce była penetracja<br />

szpiegowska. Druga Rzeczypospolita<br />

była w centrum zainteresowania<br />

Abwery 38 . Latem 1939 r. nastąpiło nasilenie<br />

działań wywiadowczych Trzeciej<br />

Rzeszy, co skłoniło samodzielne referaty<br />

informacyjne DOK oraz wydziały<br />

bezpieczeństwa publicznego urzędów<br />

wojewódzkich do przeprowadzenia akcji<br />

rozbicia sieci wywiadowczych i dywersyjnych.<br />

W tym celu zorganizowano<br />

systematyczną obserwację członków<br />

aktywistów ugrupowań niemieckich o<br />

poglądach hitlerowskich. Akcja ta przyniosła<br />

pożądane efekty. Znaleziono radiostacje<br />

nadawczo – odbiorcze, broń<br />

oraz amunicję. Energiczne działania<br />

władz bezpieczeństwa przeprowadzono<br />

pomimo wielu obaw i braku zdecydowania<br />

resortu spraw zagranicznych. W<br />

tym szczególnie trudnym okresie resort<br />

ten starał się trzymać zwykłej procedury<br />

w przypadkach likwidowania spraw<br />

szpiegowskich 39 . Istotną rolę w rozpo-<br />

37 A. Czubiński, Zachodnioniemiecka synteza<br />

najnowszych dziejów Polski, „Przegląd Zachodni”<br />

1980 nr 1, s. 168-177.<br />

38 W. Dziewanowski, Szpiegostwo, Warszawa<br />

1938, s. 48.<br />

39 AAN, MSW WN, sygn. 1115, Pismo Oddziału<br />

II SG do MSW z 30 V 1939 r.<br />

133


Literatura i historia<br />

znaniu potencjału militarnego Trzeciej<br />

Rzeszy odgrywał Referat „Zachód”.<br />

Był jednak niedoinwestowany, zwłaszcza<br />

w zakresie działań operacyjnych,<br />

wyposażenia oraz środków łączności.<br />

Często dochodziło do różnicy zdań z<br />

MSZ, które niejednokrotnie hamowało<br />

inicjatywy oficerów wywiadu. W rodzących<br />

się na tym tle konfliktach, osadzonych<br />

w sferze pozornej sprzeczności,<br />

przy próbie godzenia dwóch spojrzeń<br />

na dany problem – oficjalnego i wywiadowczego<br />

– górę brało poczucie lojalności<br />

wobec władz i głęboko wpojone<br />

poczucie dyscypliny 40 .<br />

Wywiad Trzeciej Rzeszy angażował<br />

do działań szpiegowskich przedstawicieli<br />

mniejszości niemieckiej, ewentualnie<br />

osoby pochodzenia niemieckiego uważające<br />

się za Polaków, zajmujące eksponowane<br />

stanowiska w różnych gałęziach<br />

przemysłu, handlu, czy administracji<br />

na terenie Polski. Jednym z elementów<br />

pomagającym tej destruktywnej działalności<br />

niemieckiej był zbytni liberalizm<br />

władz polskich wobec mniejszości niemieckiej.<br />

Władze popełniły wiele zaniedbań<br />

w zakresie zabezpieczenia tajemnic<br />

o swoim potencjale materialnym. Nie doceniając<br />

wpływu ekspansywnej ideologii<br />

hitlerowskiej i nie ograniczając przy tym<br />

postępującego procesu konsolidacji niemieckiej,<br />

dopuszczono np. do tego, że<br />

w elektrowni warszawskiej pracowało aż<br />

do wybuchu wojny na eksponowanych<br />

stanowiskach około 30 Niemców, wyrażających<br />

jawnie poparcie dla Trzeciej<br />

Rzeszy. Zatrudnienie w stołecznej elektrowni<br />

dawało możliwość orientowania<br />

się w istotnych dziedzinach, związanych<br />

40 L. Gondek, Wywiad polski w III Rzeszy<br />

1933-1939, Warszawa 1982, s. 99-106.<br />

134<br />

z funkcjonowaniem stolicy i kraju 41 . O<br />

zaangażowaniu mniejszości niemieckiej<br />

w działalność wywiadowczą na rzecz<br />

Rzeszy świadczy liczba wykrytych przestępstw<br />

tego rodzaju. W latach 1935-1938<br />

organa bezpieczeństwa ujawniły około<br />

300 afer szpiegowskich. Natomiast w<br />

ciągu 1939 r. wykryto ich dwa razy tyle.<br />

Oskarżonymi w większości tych spraw<br />

byli obywatele polscy narodowości niemieckiej<br />

42 .<br />

W niemieckiej działalności organizowania<br />

dywersji na ziemiach zachodnich<br />

Polski od wiosny 1939 r. można wyróżnić<br />

dwa rodzaje akcji, w zależności od przeznaczenia.<br />

Jedne z nich miały na celu<br />

prowokacje, drugie natomiast dywersję<br />

zbrojną. Zasadniczo działania prowokacyjne<br />

były skierowane przeciwko instytucjom<br />

i członkom mniejszości niemieckiej.<br />

Były one koniecznym elementem<br />

dla zachowania pozorów logiki w argumentacji<br />

propagandy niemieckiej, dążącej<br />

do obciążenia strony polskiej winą za<br />

wybuch wojny. Represje władz polskich,<br />

odbywające się w myśl określonych wytycznych<br />

z dbałością o zachowanie litery<br />

prawa, mimo wyolbrzymiania ich przez<br />

prasę niemiecką, nie były w stanie dostarczyć<br />

argumentów potrzebnych do<br />

„udowodnienia terroru”. W związku<br />

z tym przygotowano wiele prowokacji<br />

antyniemieckich w Polsce. Spośród 223<br />

akcji prowokacyjnych wymienionych<br />

przez Edmunda Osmańczyka większość<br />

dotyczyła podpaleń lub wysadzeń obiektów,<br />

należących do członków i instytu-<br />

41 L. Gondek, Działalność Abwehry na terenie<br />

Polski 1933-1939, Warszawa 1974, s. 324-326.<br />

42 M. Cygański, Mniejszość niemiecka w Polsce<br />

centralnej w latach 1919-1939, Łódź 1962, s.<br />

118.


cji mniejszości niemieckiej. Prowokacje<br />

hitlerowskie stopniowo nasilały się, przy<br />

czym im bliżej wojny, tym większy był<br />

ich zasięg 43 .<br />

Kilka dni przed wybuchem wojny<br />

Ministerstwo Spraw Zagranicznych zarzucało<br />

Ministerstwu Spraw Wewnętrznych,<br />

że jego posunięcia wobec mniejszości<br />

niemieckiej „budzą zdziwienie<br />

opinii publicznej zagranicy, nie dają się<br />

uzasadnić i mogą być z powodzeniem<br />

wygrywane przez propagandę niemiecką”.<br />

Zdaniem MSZ: „[…] Represje<br />

administracyjne wobec mniejszości niemieckiej<br />

winny się najściślej ograniczyć<br />

do kategorii spraw kryminalnych, jako<br />

koniecznych z punktu widzenia bezpieczeństwa<br />

i obrony Państwa […]” 44 . W<br />

obliczu poważnego niebezpieczeństwa<br />

ze strony Niemiec Ministerstwo Spraw<br />

Zagranicznych zajęło stanowisko, które<br />

jest trudno wytłumaczyć. Starało się<br />

ono obarczyć MSW odpowiedzialnością<br />

za ówczesny stan w stosunkach z mniejszością<br />

niemiecką i wynikające z tego<br />

reperkusje. Kierownictwo resortu spraw<br />

zagranicznych dało kolejny przykład<br />

braku zrozumienia istoty i charakteru<br />

43 E. Osmańczyk, Dowody prowokacji, Warszawa<br />

1951, s.19.<br />

44 AAN, MSZ, sygn. 11480, Notatka służbowa<br />

z 26 VIII 1939 r., s. 97-98.<br />

Henryk Ćwięk: Z dziejów trudnego sąsiedztwa<br />

hitleryzmu, który dążył do wojny za<br />

wszelką cenę.<br />

Pewnego rodzaju ukoronowaniem<br />

prowokacyjnych incydentów hitlerowskich<br />

był upozorowany napad na radiostację<br />

niemiecką w Gliwicach45. Dokonała<br />

go w ostatnich dniach sierpnia 1939<br />

r. grupa agentów SD pod dowództwem<br />

Alfreda Naujocksa, bliskiego współpracownika<br />

Heydricha. Reżyserowie<br />

prowokacji ułatwili przeprowadzenie<br />

akcji, wycofując posterunki Schupo pilnujące<br />

radiostacji oraz jej wartowników<br />

wewnętrznych. Odbiór nadanej przez<br />

grupę Naujocksa prowokacyjnej odezwy<br />

w języku polskim okazał się fatalny, ponieważ<br />

radiostacja w Gliwicach miała<br />

słabą moc i przede wszystkim retransmitowała<br />

program wrocławski, czego<br />

organizatorzy nie uwzględnili w swoich<br />

planach. Zaangażowanie najwyższych<br />

władz Trzeciej Rzeszy w zorganizowanie<br />

prowokacji świadczy o znaczeniu, jakie<br />

miała odegrać.<br />

1 września 1939 r. zakończył się okres<br />

tzw. wojny podjazdowej realizowanej<br />

przez hitlerowskich dywersantów i rozpoczęła<br />

się agresja Trzeciej Rzeszy na<br />

Polskę.<br />

45 E. Osmańczyk, op.cit., s.17-22; E. Guz, Zagadki<br />

i tajemnice kampanii wrześniowej, Warszawa<br />

2009, s.144-159.<br />

135


Recenzje<br />

Norbert Honsza<br />

„Heimliche Liebe”<br />

Dieter Stolz, Günter Grass – Theaterspiele.<br />

Kommentar und Materialien, Steidl Verlag,<br />

Göttingen 2010, 346 S.<br />

Das Schaffen von Günter Grass wird in erster<br />

Linie mit seinen epochalen Romanen<br />

verbunden. Aber wir schätzen ebenfalls<br />

den Lyriker, Essayisten und Polemiker und<br />

nicht zuletzt den Maler und Bildhauer. Der<br />

Schriftsteller pflegte jedoch eine Zeit lang<br />

einen intensiven Flirt mit dem Theater. „Erstaunlich<br />

genug“, - schreibt Dieter Stolz in<br />

seinem neuesten Buch über Grass - „denn<br />

der ehrgeizige Autodidakt beginnt seine Autorenlaufbahn<br />

Mitte der fünfziger Jahre ja<br />

nicht etwa als Geschichtenerzähler, sondern<br />

als zeichnender Lyriker mit stets unterstrichenen<br />

dramatischen Ambitionen“.<br />

In einer inhaltsreichen Einführung erinnert<br />

uns Dieter Stolz an die in den 50. und<br />

60. Jahren entstandenen Theaterstücke, von<br />

denen die Grass-Forschung kaum Notiz<br />

genommen hat, abstrahierend von den Bemühungen<br />

von Dieter Stolz selbst und dem<br />

1985 von Manfred Durzak herausgegebenen<br />

Sammelband Zu Günter Grass: Geschichte auf dem<br />

poetischen Prüfstand. So sehr sich der Verfasser<br />

der Blechtrommel nach Bühnenerfolgen sehnte,<br />

sie blieben ihm verwehrt. „Viele Kritiker“<br />

136<br />

– folgert der Autor des präsentierten Buches<br />

– „zeigten sich nach den Uraufführungen<br />

seiner bewußt undramatischen Werke enttäuscht.<br />

Neuinszenierungen oder szenische<br />

Lesungen sind bis heute nur selten in den<br />

Programmplänen der Schauspielhäuser zu<br />

finden. Ausnahmen bestätigen lediglich die<br />

Regel“.<br />

Fast alle dramatischen Projekte von Grass<br />

(nicht oft genug kann man daran erinnern)<br />

sind im “Dunstkreis“ lyrischer Momente<br />

entstanden. Mit recht erinnert Stolz, dass<br />

„Grass von Anbeginn an nicht nur künste-,<br />

sondern auch gattungsübergreifend [arbeitet]<br />

- und zwar auf der Motivebene, der Figurenebene<br />

und im Hinblick auf die Gesamtstruktur<br />

seiner poetischen Welterfindungen.<br />

Bei diesem spezifischen Verfahren ist es bis<br />

heute geblieben. Die kunstvoll inszenierten<br />

Verknüpfungen gehen inzwischen so weit,<br />

daß behauptet werden kann: Wer an einem<br />

Faden des Grassschen Gesamtwerkes zieht,<br />

bringt das ganze Gewebe in Bewegung“.<br />

Stolz erwähnt natürlich alle Paten und<br />

Ziehväter, die dem Jungdramatiker als Vorbilder<br />

dienten (Shakespeare, Kleist, Grabbe,<br />

Camus), aber auch Vertreter des absurden<br />

Theaters sowie expressionistische und surrealistische<br />

Bühnenprojekte.


Der Verfasser des Kommentarbandes<br />

zeigt mit großer Sachkenntnis den Zusammenhang<br />

der Theaterstücke mit dem Zeitgeist<br />

und der Kulturgeschichte. Im Stellenkommentar<br />

finden wir interessante und aufschlussreiche<br />

Motivverknüpfungen zu allen<br />

elf Theaterspielen: Beritten hin und zurück,<br />

Hochwasser, Onkel, Onkel, Noch zehn Minuten bis<br />

Buffalo, Die bösen Köche, Stoffreste, Zweiunddreißig<br />

Zähne, Goldmäulchen, POUM oder die Vergangenheit<br />

fliegt mit, Die Plebejer proben den Aufstand und<br />

Davor.<br />

Aufschlussreich sind ebenfalls die Materialien<br />

und Dokumente zu den einzelnen<br />

Stücken mit einem imponierenden Bildmaterial.<br />

An dieser Stelle muss der Rezensent<br />

sein Bedauern aussprechen, dass der Band<br />

nicht in einer aufwendigeren Gestaltung<br />

erscheinen konnte. Gerade mit der Präsentation<br />

von Bildmaterial dürfte der Steidl Verlag<br />

keine Probleme haben.<br />

Die Arbeit schließt mit Skizzen, Entwürfen<br />

und Szenen unvollendeter Theaterprojekte<br />

und einem Epilog: Aufführungen der<br />

Theaterspiele.<br />

Mit Akribie und sorgfältig hat Dieter<br />

Stolz die Archivkästen „durchgekämmt“. Es<br />

hat sich erwiesen, dass sie in Bezug auf das<br />

dramatische Schaffen von Grass gar nicht so<br />

dürftig sind.<br />

„Wer sucht, der findet Das verlorengegangene<br />

Scherchen, eine Moritat mit Musik und Tanz,<br />

die Komödie Das Kartenhaus oder den Einakter<br />

Von einem der auszog, das Fürchten zu lernen.<br />

Mehr noch, es existieren Entwürfe zu einem<br />

Passionsspiel mit dem Arbeitstitel Golgatha<br />

aussteigen und den Szenenfolgen Die Schranke,<br />

Der Fischfang oder Die Verführung. Darüber hinaus<br />

liegen vor: Der Tisch, Ein lyrisches Schauspiel<br />

in vier Akten, Notizen zu Theater- und<br />

Ballettprojekten wie Mystisch, barbarisch, gelangweilt,<br />

Askese, Romeo und Julia auf Stelzen oder Der<br />

Ringfinger sowie eine mit eindeutigen Zweideutigkeiten<br />

gespickte Tretrollertragödie, deren<br />

Recenzje<br />

dritter Aufzug zum Libretto Occasion Perdu<br />

umgeschrieben wurde. Blechtrommel-Kenner<br />

merken bei dieser Aufzählung sofort auf,<br />

denn einige Titel sind ihnen als Kapitelüberschriften<br />

vertraut. Doch niemand<br />

kennt diese und viele andere schon vor dem<br />

Romandebüt entstandenen Fingerübungen<br />

des jungen Günter Grass. Es sei denn, ein besonders<br />

wißbegieriger Leser hätte sich gezielt<br />

im Archiv der Berliner Akademie der Künste<br />

umgeschaut. Dort lagert ein Großteil seines<br />

literarischen Vorlasses: interessantes<br />

Forschungsmaterial zuhauf, ein gefundenes<br />

Fressen für pedantische Fußnotensklaven<br />

oder fröhliche Wissenschaftler und ihre im<br />

besten Fall philologisch inspirierten Gelüste“<br />

(Dieter Stolz: Einführung).<br />

Der Autor des hier besprochenen Buches<br />

hat mit seiner Arbeit der Grass-Forschung<br />

wesentlich geholfen, auf die frühen ästhetischen<br />

Entwicklungen deutend, die komplexe<br />

Struktur des Gesamtwerkes zu vervollständigen.<br />

Auch Bildphantasien, Clownerie,<br />

totale Absurditäten, amüsante Szenen,<br />

durcheinander gebrachte Sinnzusammenhänge,<br />

wirbelnde Metaphorik, existenzielle<br />

„schwarze Löcher“, Jux und Farce sind Implikationen<br />

dieses Gesamtwerkes.<br />

„Kein Zweifel, jenseits der eindeutigen<br />

Etikettierungen - endet seine Analyse Dieter<br />

Stolz - gibt es in den vielschichtigen Theaterspielen<br />

von Günter Grass nach wie vor<br />

zahlreiche erhellende Details und aufschlußreiche<br />

Verknüpfungen mit dem Gesamtwerk<br />

des grenzüberschreitend arbeitenden<br />

Künstlers zu entdecken. Es lohnt sich. Und<br />

solange die Bühnen alle damit verbundenen<br />

Chancen ungenutzt lassen, bleibe nur eins:<br />

Man lese und staune. Denn auch in diesem<br />

weiten Bretterhaus schreitet der sinnenfrohe<br />

Melancholiker den ganzen Kreis der Schöpfung<br />

aus. Er wandelt mit bedächt’ger Schnelle<br />

vom Himmel durch die Welt der Hölle<br />

– und bleibt der Erde treu“.<br />

137


Recenzje<br />

Paweł Strózik<br />

Golo Mann – Historiker,<br />

Publizist, Schriftsteller, Humanist<br />

Tilmann Lahme, Golo Mann. Biographie, S. Fischer<br />

Verlag GmbH, Frankfurt am Main<br />

2009, S. 551.<br />

Angelus, Gottfried, Thomas Mann kam am<br />

27. März 1909 zur Welt. Er war nicht nur einer<br />

der meistgelesenen Historiker deutscher<br />

Sprache im zwanzigsten Jahrhundert, (die<br />

Gesamtauflage der verkauften Bücher überschritt<br />

zwei Millionen), sondern auch Essayist,<br />

Schriftsteller, politischer Kommentator,<br />

Redakteur, Herausgeber und Hochschullehrer.<br />

Das schwere Schicksal eines Emigranten<br />

unter der Nazi-Herrschaft blieb ihm auch<br />

nicht erspart, er wurde ausgebürgert, musste<br />

Europa verlassen und konnte sich im Laufe<br />

der Zeit mit dem tschechischen, amerikanischen<br />

und schließlich schweizerischen<br />

Pass ausweisen. Golo Mann war auch (Adoptiv-)Vater<br />

und Großvater, ein treuer Freund<br />

und Liebender, aber auch ein Sonderling<br />

und Außenseiter – erfahren wir in der neulich<br />

erschienenen Biographie dieses aktiven<br />

Intellektuellen.<br />

Das Leben des bekannten Gelehrten wird<br />

von Tilmann Lahme beschrieben, einem Historiker<br />

und Journalisten aus Göttingen, der<br />

mit Kathrin Lüssi an der vom Lesepublikum<br />

so erwarteten Veröffentlichung der „Briefe<br />

1932-1992” von Golo Mann mitarbeitete<br />

und drei Jahre später seine Essays unter dem<br />

Titel „Man muss über sich selbst schreiben”<br />

herausgab. Das Werk von Lahme ist nicht<br />

der erste Versuch, das Leben des Autors von<br />

„Wallenstein” zu dokumentieren, einige Ar-<br />

138<br />

„Wer nicht um seine Herkunft weiß, hat keine Zukunft“<br />

Golo Mann<br />

beiten lagen bereits vor. Erwähnenswert ist<br />

die Dissertation des Niederländers Jeroen<br />

Koch (1994), eine kritische und quellensatte<br />

Studie von Kathrin Lüssi zum politischen<br />

Engagement Manns (2000) und die erste wissenschaftliche<br />

Biographie im eigentlichen<br />

Sinn von Urs Bitterli (2004). Die zu besprechende<br />

Biographie wurde auf Basis meinst<br />

unbekannter und unpublizierter Quellen,<br />

wie Briefe und Tagebuch (das Golo mit einer<br />

Unterbrechung regelmäßig führte), wie auch<br />

auf der Grundlage seines Lebens und Werks<br />

verfasst. Die gründliche Studie wurde dank<br />

des im Schweizerischen Literaturarchiv in<br />

Bern versammelten Materials möglich; viele<br />

Dokumente aus der Emigrationszeit gingen<br />

verloren, so dass intensive Recherchen in europäischen<br />

und amerikanischen Archiven<br />

und in Privatbesitz erforderlich waren, um<br />

einige Lücken zu schließen. Dies ist dem<br />

Biographen gut gelungen. Die einzelnen<br />

Informationen sind glaubwürdig und überzeugend<br />

dokumentiert, die Quellen in den<br />

Anmerkungen angegeben. Die Biographie<br />

enthält einen Anhang, in dem die Schriften<br />

und Interviews Golo Manns gesammelt und<br />

chronologisch aufgestellt sind. Am Ende<br />

findet man die Lebenschronik des Humanisten,<br />

in der die wichtigsten Ereignisse stichwortartig<br />

wiederholt werden.<br />

Das umfangreiche Werk wurde in fünf<br />

Kapitel geteilt, die sich auf die einzelnen Lebensphasen<br />

dieses deutschen Humanisten<br />

beziehen. „Eine deutsche Jugend 1909 – 1933”<br />

stellt die Jahre der Kindheit, der Schule und


des Studiums von Golo Mann dar. Im schulischen<br />

Werdegang ist oft von besonderen<br />

Kenntnissen in Literatur und Geschichte die<br />

Rede, wobei „der Unterschied zwischen seinen<br />

guten Leistungen im Mündlichen und<br />

den eher mäßigen im Schriftlichen” (S. 25)<br />

auffalle. In sonstigen Fächern war Golo eher<br />

ein schlechter Schüler (in der 4. Klasse wurde<br />

er wegen der Noten in Mathematik und<br />

im Griechischen nicht versetzt), er erfreute<br />

sich keiner großen Beliebtheit bei seinen<br />

Mitschülern, litt unter Neigungen zu Depressionen,<br />

psychischen Krisen und (nicht<br />

zuletzt) zur Homoerotik. Die Lehrer klagten<br />

über die Unpünktlichkeit, Unordnung und<br />

Vergesslichkeit. Im Familienkreis wuchs er<br />

in einer intellektuell anregenden Umgebung<br />

auf, spielte leidenschaftlich Theater und<br />

wurde von den Geschwistern als „Gelehrter”<br />

bezeichnet, was auf seine wissenschaftlichen<br />

Interessen und exakte Forschungsweise zurückzuführen<br />

ist. Interessantes erfahren wir<br />

über den (oft durch seine labile Gemütslage<br />

geprägten) Alltag im Studium, das er in<br />

München, Berlin, Paris und Heidelberg aufnahm<br />

und mit einer Dissertation über Hegel<br />

(1932) beendete.<br />

Im Zentrum seines Interesses war nicht<br />

nur Philosophie und Geschichte. Golo<br />

Mann verfasste auch politische Artikel (zuerst)<br />

für die Zeitschrift „Die Sammlung“,<br />

die sein Bruder Klaus im Amsterdamer Verlag<br />

Querido herausgab. Im Kapitel „In der<br />

Emigration 1933-1945/46” wird das aktive<br />

Vita des Geschichtsforschers in Frankreich,<br />

in Amerika, und in anderen Ländern während<br />

des Nationalsozialismus geschildert.<br />

Golo Mann beteiligte sich am Kampf gegen<br />

Hilter vor allem, aber nicht nur intellektuell;<br />

er war Redakteur der Zeitschrift „Maß und<br />

Wert“ und unternahm sogar den Versuch<br />

sich im aktiven Kampf der tschechischen<br />

Legion anzuschließen! Dabei hatte er einen<br />

besondern Sinn für Humor: auf einem Foto,<br />

das er nach seiner Ausbürgerung für den<br />

Tschechischen Pass gemacht hatte und an<br />

Lise Bauer schickte, schrieb er (absichtlich<br />

Recenzje<br />

für die Nazi-Passkontrolle): „G. M., geb. 27.<br />

III 1909. Typischer Rassenmischling und<br />

Untermensch. Wahrscheinlich negroider<br />

Einschlag. Sohn des berüchtigten Romanschmierers<br />

Th. M.“<br />

Die schriftstellerischen Inklinationen<br />

Golo Manns zeigten sich bereits kurz nach<br />

dem Abitur, als er unter Pseudonym die autobiographische<br />

Novelle „Vom Leben des Studenten<br />

Raimund“ verfasste. Sein Erstlingswerk<br />

„Friedrich von Gentz. Geschichte eines<br />

europäischen Staatsmannes“ ist zwar bis<br />

heute nur wenigen bekannt, aber der Schriftsteller<br />

Mann ist mit seinem Stil deutlich erkennbar.<br />

Im Kapitel „Zögerliche Rückkehr<br />

1946-1958” erfahren wir über seinen Essayband<br />

„Geschichte und Geschichten“ (1961<br />

herausgegeben), der viele Polemiken enthält,<br />

unter anderem mit Carl Schmitt, Ernst Jünger,<br />

Oswald Sprengler und dem Ex-Kommunisten<br />

Arthur Koestler. Für Golo Mann<br />

ist das die Zeit des Pendelns zwischen den<br />

Kontinenten. Er wohnte zwar im Elternhaus<br />

in kalifornischen Pacific Palisades, aber er<br />

wollte nicht dauerhaft in Amerika bleiben.<br />

Er suchte nach Möglichkeiten nach Europa<br />

zu kommen, sowohl aus privaten Gründen<br />

(Unglück in der Liebe), als auch wegen der<br />

politischen Situation – „die faschistoide Hexenjagd<br />

des Senators McCarthy“ erschreckte<br />

ihn. Die Krise des bescheidenen Emigranten<br />

war 1952 so schwer, dass er sich in psychiatrische<br />

Behandlung von Friedrich Hacker in<br />

Beverly Hills begeben musste.<br />

Nach dem Tod seines Vaters kamen ruhige,<br />

produktive Monate in Altnau, Reisen<br />

zu den Geschwistern (zu Elisabeth nach San<br />

Domenico oder zu Michael nach Fiesole)<br />

und die mildernde Gesellschaft von Hans<br />

Beck, den Golo Mann als seinen Sohn adoptierte.<br />

In der Zeit entstehen die „Deutsche<br />

Geschichte“ und das gemeinsam mit<br />

Harry Pross geschriebene Außenpolitik-Lexikon.<br />

„Deutsche Geschichte“ ist ein sehr<br />

geschätztes Werk, „leichthändig komponiert<br />

und geschrieben, elegant im Stil, zu<br />

packend, voller brillanter Porträts, von Karl<br />

139


Recenzje<br />

Marx über Bismarck bis zu Heinrich Heine<br />

und Friedrich Nietzsche“ (S. 257), das Buch<br />

bedeutete für Mann einen Durchbruch, er<br />

wurde als Historiker einer bereiten Öffentlichkeit<br />

bekannt und erhielt die angestrebte<br />

Gastdozentur in Münster.<br />

Den Aufstieg als bekannter Gelehrter hat<br />

Mann mit dem nächsten Werk besiegelt. Im<br />

Kapitel „Auf und ab: »I am getting important«<br />

1959-1971” erfahren wir, dass in den<br />

fünf Jahren von 1960 bis 1965 zwölf Bände<br />

der „Propyläen Weltgeschichte“ erschienen<br />

sind. Der Veröffentlichung folgten zahlreiche<br />

Einladungen zu Vorträgen, Vorlesungen,<br />

Radio-Debatten und Diskussionen.<br />

Golo Mann erhielt den Fontane-Preis, den<br />

Mannheimer Schiller-Preis und wurde Mitherausgeber<br />

der „Neuen Rundschau“. Oft<br />

hatte er eine Gelegenheit, sich in publice über<br />

die politischen Fragen zu äußern. Er war einer<br />

der ersten, die bereits im April 1950 forderten:<br />

„die junge Bundesrepublik soll sich<br />

territorial mit den Ergebnissen des Zweiten<br />

Weltkriegs abfinden“ und die Oder-Neiße-<br />

Linie anerkennen. Dabei sah er Deutschland<br />

als den Vermittler einer „europäischen, versöhnenden<br />

Politik“.<br />

Das Kapitel „Späte Jahre: »Der eine Pfeil<br />

in meinem Köcher« 1971-1994” beginnt mit<br />

einer Information über die „monumentale<br />

Biographie, 1368 Seiten umfassend, davon<br />

137 Seiten wissenschaftlicher Anhang“, die<br />

im Oktober 1971 erschienen ist: „Wallenstein.<br />

Sein Leben erzählt von Golo Mann“.<br />

Das Buch war ein Riesenerfolg, in die Lesungen<br />

mit Golo Mann kamen „Menschen<br />

in Scharen“, der Autor selbst hat im Tagebuch<br />

notiert: „dass der steile Höhepunkt<br />

meiner kurzen Karriere als Schriftsteller<br />

erreicht und überschritten ist und nur noch<br />

matte Nachlesen kommen werden. Das war<br />

der eine Pfeil in meinem Köcher“. Danach<br />

kamen zahlreiche Vorträge in Zürich, Passau,<br />

Regensburg, Düsseldorf, Frankfurt am<br />

Main, München, Darmstadt, Bremen an<br />

Universitäten, Akademien und Hochschulen.<br />

Der Historiker wurde mit dem Großen<br />

140<br />

Bundesverdienstkreuz gewürdigt. Im Bereich<br />

der Politik war Mann mit seinen Essays und<br />

Artikeln präsent und äußerte sich zum Thema<br />

der Neuen Ostpolitik und war über die Ratifizierung<br />

der Verträge von Moskau und Warschau<br />

(17. Mai 1972) glücklich. Mit der Zeit<br />

distanzierte er sich von der SPD, kritisierte<br />

unter anderem die sozialdemokratische Bildungspolitik,<br />

was die Trennung von der SPD<br />

zu Folge hatte. Die Bescheidenheit der Privatperson<br />

Golo Manns lässt sich am Beispiel<br />

des „Marcel-Proust-Fragebogens“ darstellen:<br />

„Was ist für Sie das größte Unglück? Ein<br />

falsches Leben zu führen.<br />

Was ist für Sie das vollkommene irdische Glück?<br />

Lieben.<br />

Ihre Lieblingsgestalt in der Geschichte? Bismarck,<br />

trotz allem.<br />

Ihre Lieblingstugend? Treue.<br />

Ihre Lieblingsbeschäftigung? Etwas Gutes lesen.<br />

Wer oder was hätten Sie sein mögen? Arzt.<br />

Ihr Hauptcharakterzug? Gutmütigkeit bis<br />

zu arger Schwäche. Die Unfähigkeit, nein zu<br />

sagen.<br />

Was möchten Sie sein? Jemand, der glücklicher<br />

ist als ich. 1<br />

In den weiteren Lebensjahren publiziert er<br />

die Essaybände „Zeiten und Figuren“ (1979),<br />

„Nachtphantasien“ (1982), „Wir alle sind,<br />

was wir gelesen“ (1989) und „Wissen und<br />

Trauer“ (1991). Der Schriftsteller erhält den<br />

Ernst-Robert-Curtius-Preis für Essayistik,<br />

den Kulturellen Ehrenpreis der Stadt München<br />

und den Goethe-Preis. Im Alter von 71<br />

Jahren (erst!) besaß Golo Mann endlich das<br />

eigene Heim, in dem er leben wollte. Er renovierte<br />

es, ließ einen offenen Kamin einbauen<br />

und richtete es nach seinem Geschmack<br />

ein. In diesen Jahren blickt der Autor von<br />

„Wallenstein“ in seine Lebensgeschichte zurück<br />

und freundet sich mit Spanien an. Es<br />

1 Das Interview erschien im Dezember 1980<br />

im Magazin der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.<br />

Es wurden nur einige Fragen und Antworten<br />

zitiert.


entstehen die autobiographischen Bücher:<br />

„Erinnerungen und Gedanken. Eine Jugend<br />

in Deutschland“ und posthum als Fragment<br />

erschienen „Erinnerungen und Gedanken.<br />

Lehrjahre in Frankreich“. Golo Mann starb<br />

am 7. April 1994.<br />

Die Biographie von Tilmann Lahme<br />

präsentiert Golo Mann als einen Historiker,<br />

Publizisten, Schriftsteller, Essayisten,<br />

Recenzje<br />

Demokraten und Humanisten – kurzum als<br />

einen intellektuell aktiven, enorm begabten<br />

und klugen Menschen. Dank zahlreicher<br />

Informationen, die das Private, manchmal<br />

sogar das (labile) Intime des bescheidenen<br />

Wissenschaftlers betreffen, wird seine Person<br />

von einer anderen Perspektive beleuchtet,<br />

was ihre Leistungen um so mehr schätzen<br />

lässt.<br />

Tomasz G. Pszczółkowski<br />

Manowce subiektywizmu czyli<br />

na marginesie dwóch wersji jednej<br />

książki Steffena Möllera o Polsce<br />

i Polakach<br />

Steffen Möller: Polska da się lubić. Mój prywatny<br />

przewodnik po Polsce i Polakach. Poznań: Publicat<br />

2008, ss. 128.<br />

Steffen Möller: Viva Polonia. Als deutscher Gastarbeiter<br />

in Polen. Fischer Verlag, Frankfurt<br />

2009, 400 S.<br />

Steffen Möller, najbardziej znany Niemiec<br />

w Polsce po roku 2000, uważa się za kabarecistę,<br />

aktora, lektora języka niemieckiego,<br />

ostatnio także za literata. Nakładem wydawnictwa<br />

„publicat” bodaj w 2008 roku<br />

ukazał się jego „prywatny przewodnik po<br />

Polsce i Polakach” pt. „Polska da się lubić”,<br />

który następnie w kwietniu 2009 wyszedł<br />

w niemieckim wydawnictwie Fischera pod<br />

wielce obiecującym tytułem „Viva Polonia.<br />

Jako niemiecki robotnik gościnny w Polsce”<br />

(Viva Polonia. Als deutscher Gastarbeiter in Polen).<br />

Rzecz w tym, że wbrew temu, co autor obiecuje<br />

na stronie zachęcającej do zakupu pol-<br />

skiego wydania www.najlepszyprezent.pl, a pisze<br />

tam mianowicie, iż „żeby jednak książka nie<br />

wywołała powszechnego skandalu, zdecydowałem<br />

się umieścić w niej również kilka negatywnych<br />

uwag”, mamy w przypadku obu<br />

książek dwa różne w istotnych fragmentach<br />

wydania – jedno wygładzone, dla polskiego<br />

odbiorcy, znającego zawsze uśmiechniętego,<br />

przymilającego się do publiczności Steffena<br />

z serialu „M jak miłość”, i drugie – pisane już<br />

otwartym tekstem dla rodaków, w którym<br />

formułuje opinie nie do końca prawdziwe<br />

lub zgoła fałszywe i jątrzące, podtrzymujące<br />

negatywne stereotypy o Polsce i Polakach.<br />

Wpisuje się tą książką w niechlubną listę lektur<br />

szkodzących wizerunkowi naszego kraju,<br />

do której zaliczam omówioną przeze mnie<br />

na łamach numeru 3. z 2008 roku „Zbliżeń<br />

Interkulturowych” książkę pod red. Stefanie<br />

Peter „Alfabet polskich cudów”. Poniżej<br />

ukażę to swoiste rozdwojenie jaźni ulubień-<br />

141


Recenzje<br />

ca miłośników rzeczonego serialu, którzy<br />

zapewne nigdy nie przypuszczaliby, iż ten<br />

uroczy człowiek ze śmiesznym akcentem<br />

może głosić tak niepochlebne opinie o kraju,<br />

któremu w ogóle zawdzięcza swoje medialne<br />

istnienie, a poprzez nie także popularność<br />

poza granicami Polski.<br />

Wprawdzie Möller już w przedmowie<br />

zastrzega, iż jego twierdzenia są oparte na<br />

„bardzo subiektywnych obserwacjach” (s. 6),<br />

ale tym gorzej świadczy to o jego znajomości<br />

kraju, a może i o środkach i sposobach<br />

tychże obserwacji. Generalnie Möller, chcąc<br />

przybliżyć swym rodakom Polskę i jej mieszkańców,<br />

powtarza liczne stereotypy, ale i<br />

tworzy nowe, czego nie pozazdrościłby mu<br />

sam mistrz antypolskich wypowiedzi w telewizji<br />

niemieckiej Harald Schmidt, a ostatnio<br />

także pochodzący z Polski showman i „robiący”<br />

za polskiego gastarbeitera w Niemczech<br />

niejaki Marek Fis (pseudonim „artystyczny”<br />

niedokończonego studenta socjologii<br />

Wojciecha Oleszczaka ze Słupska, który<br />

twierdzi o sobie, iż jest „pierwszym polskim<br />

komediantem w Niemczech od czasu ostatniej<br />

podróży Jana Pawła II”). Trzeba oddać<br />

prawdę Möllerowi, że nie porównuje się do<br />

papieża-Polaka, a jego poziom intelektualny<br />

przewyższa o niebo odkrycie pewnego byłego<br />

gwiazdora gejowskich filmów porno dla<br />

niemieckich Comedian TV, jakim jest Fis.<br />

Treść niemieckiej książki Möllera podzieliłbym<br />

na kilka tematów, przy czym on<br />

sam jest jej głównym bohaterem, a wypowiada<br />

swoje opinie kierując się subiektywnymi<br />

odczuciami, rzadko na gruncie wiedzy,<br />

której po prostu częstokroć mu brak.<br />

Można by nieco przewrotnie powiedzieć, iż<br />

taka jest rola kabarecisty, ale na pewno autor<br />

książki nie korzystał z obserwacji Jana<br />

Pietrzaka, na którego zresztą jako swego mistrza<br />

raz się powołuje. Tematami obserwacji<br />

Möllera są: charakter narodowy Polaków,<br />

historia, polityka, porównania Polaków i<br />

Niemców, język.<br />

Czytelnik niemiecki dowiaduje się z<br />

książki Möllera wielu rzeczy nieprawdzi-<br />

142<br />

wych. Zacznijmy od historii. XVI wiek to<br />

„średniowiecze” (s. 107), kiedy Polska była<br />

krajem o największym obszarze w Europie,<br />

zaś „w XIX wieku została podzielona między<br />

sąsiadów” (tamże). Za chwilę Möller<br />

stwierdza autorytatywnie, iż znajomość<br />

historii w Niemczech przed rokiem 1700<br />

nie jest zbyt głęboka. Mając tu zapewne na<br />

myśli siebie, zaliczył Karola Wielkiego do<br />

Niemców (s. 108). Nazywanie sekretarzy<br />

partii „polskimi namiestnikami Moskwy”<br />

(passusu tego nie ma w wersji polskiej!)<br />

wpisuje się wprawdzie w aktualną retorykę<br />

środowisk prawicowych, ale w odniesieniu<br />

do konkretnych postaci, jak Gomułka (pisany<br />

przez Möllera niepoprawnie Gomólka),<br />

Gierek czy Jaruzelski (s. 109) jest grubą<br />

przesadą. Nie sądzę, by „zwłaszcza starsi<br />

ludzie bardzo często” go pocieszali, iż<br />

„Rosjanie byli o wiele gorsi od Niemców”<br />

(s. 122). „Po okupantach hitlerowskich<br />

przyszli Sowieci – i pozostali dziesięć razy<br />

dłużej, aż do 1990. Są oni tymi, o których<br />

dzisiaj myśli się w Polsce z nienawiścią (voller<br />

Hass)” (s. 123).<br />

O Polsce po 1989 roku pisze, iż panuje<br />

tu „manchesterski kapitalizm”, a związki<br />

zawodowe są słabe i pracownicy na własną<br />

rękę dochodzą swych praw – zapewne ma<br />

na myśli górników urządzających rozróby<br />

pod budynkami państwowymi w Warszawie.<br />

Ludzie jego rocznika (1969) rzekomo „śmieją<br />

się z lat, kiedy byli pionierami w komunistycznej<br />

młodzieży”, nikt w Polsce „nie<br />

zna Związku Chrześcijańskiej Młodzieży<br />

Męskiej YMCA” (s. 43). Pisze, że „nie ma w<br />

Polsce Polaka, który by nie miał wuja w Ameryce<br />

czy stryjecznej babki w Australii” (s. 55).<br />

W hotelu Marriott wieczorami roi się od<br />

amerykańskich menadżerów, którzy świętują<br />

przejęcie kolejnego polskiego banku (s.<br />

56), zaś Andrzej Lepper był dyrektorem…<br />

kołchozu (s. 62).<br />

Nie wiem, od jak dawna Möller jeździ do<br />

Berlina koleją, ale zapewniam go, iż w ciągu<br />

minionych 50 lat, wbrew temu, co sam twierdzi<br />

(na s. 263), jadłospis w Warsie wiele razy


się zmieniał. Dawny gmach Komitetu Centralnego<br />

PZPR nigdy nie był „pałacem”, jak<br />

pisze autor. Na pewno do rzadkości należą<br />

prywatki w stylu PRL, na które zjeżdżają się<br />

posiadacze samochodów marki syrena. Nie<br />

sądzę, by ktokolwiek posiadał jeszcze kartki<br />

na mydło, trudno więc by było nimi na<br />

tych prywatkach płacić (s. 268). Czy słyszał<br />

ktoś w Polsce o wódce z denaturatu o nazwie<br />

„Uśmiech traktorzysty”? Rozważań o tzw.<br />

ostalgii, czyli tęsknocie za minionym ustrojem<br />

na s. 269 i następnych w wersji polskiej<br />

brak. Podobnie jak zestawu wulgaryzmów,<br />

w których dominują zresztą wyrazy z gwary<br />

więźniarskiej i gejowskiej. Nie dociekam,<br />

dlaczego akurat z tych środowisk autor czerpał<br />

swą leksykę… Pewnym wytłumaczeniem<br />

tej skłonności Möllera do zjawisk subkulturowych<br />

jest środowisko, w którym zdaje się<br />

obracać. świadczyć o tym może jego wyimaginowana<br />

opinia, jakoby „każdy Polak potrafi<br />

jak z rękawa opowiedzieć trzy dowcipy<br />

o menelach” (s. 211).<br />

Trzeba także oddać autorowi sprawiedliwość.<br />

Są w książce pewne obserwacje, które<br />

wydają się odkrywcze dla czytelników w obu<br />

krajach – jak np. odmienny stosunek do pracy<br />

Polaków i Niemców. Ci pierwsi należą do<br />

najbardziej pracowitych w Europie, ale praca<br />

nie jest dla nich wszystkim, gdyż zajmuje<br />

drugie miejsce na skali wartości – po rodzinie.<br />

W Niemczech zaś każdy pracownik<br />

„do ostatniej kropli krwi” identyfikuje się<br />

z pracą (s. 34 n.). Ubolewa Möller nad tym,<br />

że pracownicy ambasady niemieckiej czy<br />

Instytutu Goethego nie interesują się Polską<br />

(s. 44). Naśmiewa się z różnych niemieckich<br />

osobliwości, które w zetknięciu z realiami<br />

innych krajów zdają się być wynikiem pewnego<br />

ideologicznego myślenia. Wymienia<br />

tu np. segregację odpadów, szeroko rozpowszechnioną<br />

wiarę w zdrową żywność, ekologię,<br />

które są co prawda znane i w Polsce, ale<br />

jej rzecznicy nie są tak zacietrzewieni (s. 99<br />

nn.). Te i wiele innych pozytywnych opinii<br />

nie przysłoni jednak przeważającej krytyki<br />

pod adresem Polski i Polaków.<br />

Recenzje<br />

Dużo pisze Möller o sobie i te jego megalomańskie<br />

opisy są chyba najbardziej nużące,<br />

choć zapewne wynikają z wszechobecnej<br />

w książce chęci autopromocji. Czytelnik<br />

dowiaduje się, że autor pracował jako nauczyciel<br />

języka niemieckiego w warszawskim<br />

liceum i jako lektor w Instytucie Lingwistyki<br />

Stosowanej Uniwersytetu Warszawskiego.<br />

Na swoim dawnym uniwersyteckim pracodawcy<br />

nie pozostawił zresztą suchej nitki,<br />

pomawiając profesorów o niepoważne traktowanie<br />

studentów czy upubliczniając wewnętrzne<br />

konflikty na wydziale, na którym<br />

był zatrudniony (s. 205 – tego fragmentu w<br />

wersji polskiej brak). Profesorowie ponoć<br />

nie powiadamiają studentów o odwołanych<br />

egzaminach magisterskich, nie mają zwyczaju<br />

pisać maili. Moderował niemiecki „gastarbeiter”<br />

jubileusze firm niemiecko-polskich;<br />

pięciokrotnie występował na zaproszenie<br />

stuttgarckiego Institut für Auslandsbeziehungen w<br />

ośrodkach mniejszości niemieckiej w Polsce;<br />

dorabiał w kampanii reklamowej dealera jednej<br />

z firm samochodowych; wykładał nawet<br />

(tylko czy z tym samym skutkiem co w Polsce?)<br />

na kursach letnich języka niemieckiego<br />

we Lwowie (na zlecenie uniwersytetu w Salzburgu);<br />

pracował na kursach w Instytucie<br />

Austriackim, gdzie „kompetencje językowe<br />

nie odgrywały roli” (s. 338); chciał wystąpić<br />

w epizodzie filmu „Pianista” R. Polańskiego<br />

(s. 296) – za jedyne 70 złotych za dzień zdjęciowy.<br />

Miał też – ale nie wiadomo, z jakim<br />

skutkiem – komentować dla jednej z rozgłośni<br />

radiowych wybory w Polsce. Jednym<br />

słowem – człowiek-orkiestra.<br />

O tym, że język polski nadal sprawia Möllerowi<br />

trudności, świadczą lapsusy językowe,<br />

które popełnia w książce – niemieckie Nicht<br />

hinauslehnen zapamiętał jako „nie wychylać”,<br />

zapomniał, iż jest to czasownik zwrotny (s.<br />

38); „za dziesięć jedenasta” tłumaczy Möller<br />

dosłownie nach zehn elf (mogłoby być jeszcze<br />

hinter zehn elf). Naiwnie brzmią niektóre wypowiedzi<br />

autora o języku i aż trudno uwierzyć,<br />

iż pracował na wydziale lingwistycznym.<br />

Brak przygotowania filologicznego<br />

143


Recenzje<br />

poniekąd tłumaczy jego zdziwienie. Möllera<br />

zastanawia w języku polskim np. brak żeńskich<br />

odpowiedników niektórych funkcji,<br />

jak kanclerz czy komisarz, ale i istnienie rzeczowników<br />

obcych – nieodmiennych typu<br />

blond, Borneo, hobby i in., zna tylko trzy<br />

czasy (s. 293). Zdarzają się mu także błędy w<br />

języku niemieckim – używa słowa Worte tam,<br />

gdzie powinno być Wörter (s. 292).<br />

Szczególnie irytująca jest lektura tych<br />

fragmentów książki dla czytelnika niemieckiego,<br />

których brak w wersji dla Polaków.<br />

Czy pominięcie ich w tej ostatniej wersji jest<br />

przypadkowe? Dotyczy to np. rozdziału pt.<br />

„Demokracja”, w którym autor zawarł kilka<br />

mocno dyskusyjnych i niekiedy krzywdzących<br />

opinii. Np. twierdzi, iż „polski<br />

system oświaty wychowuje człowieka w taki<br />

sposób, by nosił przed obcymi maskę”, albo<br />

że „w życiu publicznym Polacy są często<br />

powściągliwi” (zurückhaltend). Polacy mają<br />

rzekomo „problemy z wzajemnym komunikowaniem<br />

się”. I poucza, iż „demokracja<br />

wymaga bezwzględnej jawności, Polacy zaś<br />

cenią dyskrecję” (s. 63). Niejednokrotnie<br />

(immer wieder) „marszałkowie Sejmu usiłują<br />

przeforsować kagańcowe rozporządzenia<br />

przeciwko poszczególnym gazetom, stacjom<br />

radiowym i telewizyjnym” (s. 63) – tutaj<br />

Möller miał na myśli zapewne jednego z<br />

byłych marszałków, L. Dorna, ale uogólnienie<br />

brzmi bardziej przekonująco. Wniosek<br />

z tych obserwacji polskiej demokracji wysnuwa<br />

autor zbyt uogólniony – ponieważ<br />

szkoła i społeczeństwo nie dały politykom<br />

okazji do rozwinięcia swych zdolności demokratycznych,<br />

należy „zmienić nieco polską<br />

demokrację albo poprawić polski system<br />

edukacji”. Jakie zmiany proponuje autor?<br />

Prowadzenie konkursów retorycznych, dobry<br />

przykład dawać mają nauczyciele, którzy<br />

mają pokazywać, w jaki sposób można<br />

z umiarem krytykować innych i cierpliwie<br />

znosić krytykę, a także częściej chwalić niż<br />

ganić uczniów, by cieszyli się ze swych sukcesów<br />

(s. 64). Złośliwi Niemcy z byłej NRD<br />

powiedzieliby w tym miejscu o Möllerze:<br />

144<br />

typowy Besserwessi (parafraza besserwissera z<br />

zachodnich landów).<br />

W książce „Polska da się lubić” znaleźć<br />

można większość obserwacji opisanych<br />

także w „Viva Polonia”. Jest tam także rozdział<br />

zatytułowany „Kobieta w autobusie”,<br />

w którym autor opisuje „jedno, jedyne negatywne<br />

doświadczenie z moim twardym,<br />

niemieckim akcentem” (s. 42, interpunkcja<br />

z polskiego oryginału!). Otóż pewna matka z<br />

dzieckiem w wózku wzięła go za ślązaka, on<br />

zaś przekonywał ową tytułową bohaterkę, iż<br />

jest Niemcem. W wersji polskiej przypowieść<br />

ta kończy się słowami: „Od tamtego dnia zamiast<br />

z samotnymi matkami solidaryzuję się<br />

ślązakami” (s. 43 „Polska da się lubić”). W<br />

„Viva Polonia” zakończenie jest wręcz zaskakujące:<br />

Diese Menschen werden schlimm schikaniert<br />

in Warschau, es ist eine Schande (s. 97, w tłumaczeniu<br />

na język polski: „Ci ludzie są bardzo<br />

szykanowani w Warszawie, to jest hańba.”).<br />

Pytałem znajomych ślązaków, czy czują się<br />

szykanowani przez warszawiaków – żaden<br />

tego nie potwierdził. Czemu więc Möller<br />

mówi o „hańbie”? W wersji polskiej brak jest<br />

rozdziału pt. „Doktor Jekyll i Mister Hyde”<br />

(s. 137 nn.) – może dlatego, że nikt w Polsce<br />

nie uwierzyłby w opisane tam sytuacje. Rozdział<br />

zaczyna się dość obiecująco – Polacy to<br />

Włosi północy. Ale po kilku wierszach kreśli<br />

niewiarygodny obraz: jadąc tramwajem<br />

rano obserwował „zawsze kompletną ciszę.<br />

Wszyscy gapili się w okno lub na podłogę,<br />

kurczowo trzymając portmonetki lub telefony<br />

komórkowe. Nikt nie rozmawiał. Nawet<br />

dorastający uczniowie siedzieli spokojnie i<br />

w milczeniu przewracali kartki zeszytów.”<br />

(s. 137). Żadnemu Polakowi chyba nie udało<br />

się nigdy zaobserwować takiej sytuacji<br />

– autor zaś wmawia swoim niemieckim czytelnikom,<br />

iż nie słychać u nas ani głośnych<br />

rozmów, ani kłótni rodzinnych. Oczywiście<br />

to rozróżnienie sfery publicznej i prywatnej<br />

„wpływa na polską demokrację”. Troska<br />

o demokrację pojawia się w pracy Möllera<br />

częściej – np. na stronie 225, gdzie pisze o<br />

unikaniu otwartej krytyki w rozwiązywaniu


sporów. I znów winne jest wychowanie nastawione<br />

na uprzejmość.<br />

Kompletną bzdurą jest twierdzenie, iż ludzie<br />

na widok przebijającego się na sygnale<br />

przez uliczny korek wozu strażackiego, pokpiwają:<br />

„Oszuści! Włączyli koguta, żeby się<br />

nie spóźnić na brydża z kolegami” (s. 228).<br />

Podobnie nieprawdopodobna jest podejrzliwość<br />

sprzedawców w supermarketach, którzy<br />

rzekomo pilnują każdego klienta. „Lepiej<br />

stać dziesięć minut w kolejce i otrzymać w<br />

zamian uczciwie paragon, aniżeli opuszczać<br />

sklep z etykietką ‘wyrafinowanego złodzieja’<br />

na czole.” Tutaj pan Möller padł zapewne<br />

ofiarą swej popularności…<br />

To, że brak jest w wydaniu polskim rozdziału<br />

zatytułowanego „Kościół katolicki”,<br />

nie dziwi. Tutaj obserwacje niemieckiego autora<br />

pokrywają się z odczuciami czytelnika<br />

polskiego. Dziwi zaś epatowanie czytelnika<br />

tylko w wersji niemieckiej konfliktami polsko-ukraińskimi<br />

i porównywanie ich do…<br />

sytuacji w dawnej Jugosławii (s. 170). Nie<br />

wiem, jakie kontakty ma Möller z Polakami<br />

– abstrahując od środowisk wspomnianych<br />

wyżej, ale na pewno nie wszyscy, jak twierdzi<br />

znów uogólniając, kpią sobie z Czechów (s.<br />

208). Pisze o trwającej 400 lat „nienawiści”<br />

(sic!) między Warszawą i Krakowem – o tym<br />

także nie wspomina w wersji polskiej swej<br />

książki. Przy okazji kolejna uszczypliwość<br />

– Warszawę nazywa najbrzydszym miastem<br />

Europy (s. 340 i 343) – zapewne nie pamiętając,<br />

iż lewobrzeżna część stolicy została<br />

zniszczona w czasie II wojny światowej przez<br />

jego rodaków! Brak ulubieńcowi niektórych<br />

polskich mediów po prostu wyczucia historii.<br />

Osładza im jednak tę gorycz pochlebnym,<br />

acz nieprawdziwym twierdzeniem, iż<br />

Uniwersytet Jagielloński jest trzecim w kolejności<br />

swego założenia (s. 339).<br />

Möller przedstawia też w niekorzystnym<br />

świetle młodych inteligentów – w rozdziale<br />

zatytułowanym Verschwörungstheorien (teorie<br />

spiskowe – w wersji polskiej go nie ma) na s.<br />

327 i następnych przytacza wręcz nieprawdopodobną<br />

historię pewnych zajęć ze stu-<br />

Recenzje<br />

dentami, na których mowa była o… końcu<br />

świata. Abstrahując od samego wyboru tematu<br />

tych zajęć, Möller twierdzi, iż po wysłuchaniu<br />

referatu połowa studentek opuściła<br />

salę z płaczem i udała się do … banków, by<br />

zlikwidować konta (s. 327). Im bliżej końca<br />

książki, tym takich nieprawdopodobnych<br />

lub wydumanych zdarzeń więcej. Na stronie<br />

333 czytelnik dowiaduje się, że „tymczasowy<br />

termin ukończenia budowy” warszawskiego<br />

metra to rok 2050. Ironię może tutaj zrozumieć<br />

tylko Polak. Zresztą na kolejnej stronie<br />

autor przyznaje się do pomyłek.<br />

Kończąc czytelnik mógłby zapytać, jaki<br />

sens ma wyciąganie tak nieprawdziwych,<br />

uogólniających opinii, które wywołać mogą<br />

rozczarowanie autorem i niepochlebne komentarze<br />

o nim? Przecież zrobił tyle dobrego,<br />

spopularyzował Polskę, a jednocześnie<br />

odbrązowił niektóre jej ikony. W jednym z<br />

końcowych rozdziałów używa zwrotu „My<br />

Polacy…” (Wir Polen, s. 357). Dostrzega też walory<br />

Warszawy jako miasta, w którym można<br />

łatwo dokonywać zakupów, chwali komunikację,<br />

brak turystów (znów przesada), różnorodność<br />

społeczeństwa, liczne parki i tereny<br />

zielone. Nawet jeśli w dodatku do książki,<br />

w którym chwali walory turystyczne Polski,<br />

zachęca potencjalnych turystów do podróży<br />

wybranymi przez siebie szlakami, Viva Polonia<br />

pozostanie książką dwuznaczną i – niestety<br />

– mimo pozorów prawdomówności autora<br />

– publikacją zbyt subiektywną dla niemieckojęzycznego<br />

odbiorcy, której lektura wymaga<br />

ciągłych weryfikacji treści z rzeczywistością.<br />

A tego przypadkowy czytelnik niemieckiego<br />

(i w międzyczasie także austriackiego) wydania<br />

nie jest w stanie dokonać. Gdyby książka<br />

ta była literacką opowieścią „na kanwie”<br />

tematyki polskiej, nie wzbudziłaby tych niepochlebnych<br />

uwag recenzenta. Szkoda więc,<br />

że autor nie odróżnia faktów od fikcji, myli<br />

rzeczywistość z własnymi wyobrażeniami o<br />

niej. Jej wydobycie spod płaszczyka subiektywizmu,<br />

polonofilstwa i dobrych chęci, którymi<br />

zapewne kierował się autor, pozwoli właściwie<br />

ocenić to dzieło.<br />

145


Recenzje<br />

Bodo Heimann<br />

Was ist sprichwörtlich polnisch?<br />

Jan Papiór: Aus fremden Rücken ist gut<br />

Riemen schneiden. Das deutsche parömiologische<br />

Bild Polens (Ein Versuch), Wydawnictwo<br />

Rys, Poznań 2010, 209 S.<br />

Eine Parömie ist ein Sprichwort. Der Verfasser<br />

macht den Versuch, das deutsche sprichwörtliche<br />

Bild Polens zu beschreiben.<br />

Aber was ist sprichwörtlich? Der Verfasser<br />

verzichtet auf eine Definition: „Die oft auseinandergehenden<br />

Begriffsbestimmungen<br />

sollen hier nicht diskutiert werden, es soll<br />

auch kein Ausgleich der Definitionen konstruiert<br />

werden.“ (S. 19) Stattdessen „soll die<br />

allgemeinverständliche Begriffsbestimmung<br />

des Sprichwortes und die der sprichwörtlichen<br />

Redensart dadurch erweitert werden,<br />

dass einige Termini (...), die zwar (...) nicht als<br />

sprichwörtliche Redensart, geschweige als<br />

Sprichwort zu klassifizieren sind, die aber<br />

(...) doch den Charakter eines parömiologischen<br />

Textes annehmen.“ (S. 20)<br />

Eine in sich widersprüchliche und zugleich<br />

tautologische Erklärung. Einerseits<br />

Verzicht auf Begriffsbestimmung, aber Hinweis<br />

auf widersprüchliche Definitionen, zugleich<br />

Erweiterung des gar nicht definierten<br />

Begriffs durch zusätzliche Funde, die den<br />

Charakter eines - undefiniert gebliebenen -<br />

parömiologischen Textes annehmen.<br />

Der Willkür sind Tür und Tor geöffnet.<br />

„Das zusammengetragene (...) parömiologische<br />

Textmaterial kann und soll nicht<br />

den Eindruck hervorrufen, als ob all diese<br />

Sprichwörter, Redewendungen, Begriffe und<br />

Wörter im laufenden und aktiven Sprachgebrauch<br />

wären.“ (S. 42) Die meisten der hier<br />

verzeichneten Belege dürften den heutigen<br />

Deutschen tatsächlich unbekannt sein.<br />

146<br />

Aber da es sich in vielen Fällen gar nicht um<br />

Sprichwörter handelt, waren diese wohl auch<br />

früheren Deutschen nicht bekannt.<br />

Ein Beispiel: Im umfangreichen Verzeichnis<br />

„Parömiologische Textsammlung<br />

(Sprichwörter – Materialien)“ wird gleich im<br />

ersten Teil ‚Aggression‘ als Nr. 5 ein Satz aus<br />

Bismarcks Brief an seine Schwester Malvine<br />

vom 14. 3. 1861 aus Petersburg aufgelistet:<br />

„Haut doch die Polen, dass sie am Leben verzagen!“<br />

(S. 53), eine Äußerung, die außer der<br />

Empfängerin den Deutschen jener Zeit unbekannt<br />

gewesen sein dürfte, weder war das<br />

ein Sprichwort noch eine sprichwörtliche<br />

Redensart.<br />

Seltsam muten manche Erklärungen an,<br />

z. B. zu einem von Arno Schmidt (Danzig<br />

1924) dokumentierten Kolonistenlied aus<br />

der Friderizianischen Zeit: „trettet eure Reise<br />

an, / in das Polnische Canaan“ (S. 54).<br />

Papiór bemerkt dazu: „Das Adjektiv ‚polnisch‘<br />

(...) trägt oft einen verächtlichen Sinn<br />

und ergänzt durch die Konnotation ‚ungeschickt,<br />

dumm, unordentlich‘ den eigentlichen<br />

Sinn der Wendung“. (S. 54) Weiß der<br />

Verfasser nicht, dass „Canaan“ für die Juden<br />

das gelobte Land war, wo Milch und Honig<br />

fließt? Wo findet sich hier ein verächtlicher<br />

Sinn? Hier – und nicht nur hier – wird die<br />

Konnotation missverstanden.<br />

Es wird eine immer wieder festzustellende<br />

Voreingenommenheit des Verfassers<br />

deutlich: Er möchte ein negatives Polenbild<br />

der Deutschen nachweisen, das angeblich<br />

einem positiven Selbstbild der Deutschen<br />

gegenübersteht. Ihm geht es immer wieder<br />

um das negative ‚Heterostereotyp‘ Polen gegenüber<br />

dem positiven, sogar überheblichen<br />

‚Autostereotyp‘ der Deutschen.


Ein weiteres Beispiel: Als Nr. 317 führt<br />

er als Zitat aus Heines Gedicht ‚Zwei Ritter‘<br />

an: „Krapülinski und Waschlapinsky, / Polen<br />

aus der Polackei“. Korrekt heißt es: „Crapülinski<br />

und Waschlapski“. Heine spottet<br />

in diesem lustigen Gedicht von 1851 über<br />

polnische Emigranten, die nach der gescheiterten<br />

Revolution in Paris auftauchten und<br />

sich dort als Freiheitskämpfer feiern ließen.<br />

Auch dieses Beispiel entspricht nicht dem<br />

zugrunde gelegten antithetischen Konzept<br />

von ‚Heterostereotyp‘ und ‚Autostereotyp‘.<br />

Heine, der geniale große Spötter, hat bekanntlich<br />

nicht nur Polen, sondern ebenso<br />

Deutsche verspottet, auch sich selbst, so viel<br />

Freiheit nahm er sich.<br />

Auf Heine trifft übrigens auch nicht die<br />

Überschrift des Buches zu. „Aus fremden<br />

Rücken ist gut Riemen schneiden“? Heine<br />

schnitt seine Riemen nicht nur aus fremdem,<br />

sondern auch aus eigenem Rücken,<br />

wenn überhaupt man dieses etwas humorlose<br />

Sprichwort ins Spiel bringen möchte.<br />

Papiór wählte als Titel seiner Untersuchung<br />

dieses in Deutschland wenig bekannte<br />

Sprichwort, das er dem Sprichwörterbrevier<br />

von Karl Friedrich Wander (Ps. N. R. Dove)<br />

entlehnt hat. Wander konstatierte in seiner<br />

1872 veröffentlichten Sammlung, dass sich<br />

Deutschlands Nachbarn immer wieder auf<br />

Kosten deutscher Rücken ihre Riemen geschnitten<br />

hätten. Papiór wendet nun den<br />

Vorwurf gegen Deutschland selbst, „weil<br />

doch Deutschland (...) zu den größten ‚Riemenschneidereien‘<br />

Europas – insbesondere<br />

aus den Rücken östlicher Ethnien – gehörte“<br />

(S. 9 f.).<br />

Zu den „östlichen Ethnien“ scheint<br />

er auch die Österreicher zu zählen: „Es ist<br />

symptomatisch, dass die Österreicher in<br />

den zwei Völkertafeln übergangen werden!<br />

Ist das ein Zeichen, dass im 18. Jahrhundert<br />

diese als Deutsche gesehen werden?“ (S. 40)<br />

Eine solche Frage scheint eher symptomatisch<br />

für das historische Verständnis des Verfassers<br />

zu sein. Selbstverständlich sind die<br />

Österreicher - nicht nur im 18. Jahrhundert<br />

Recenzje<br />

– als Deutsche zu sehen, Österreich gehörte<br />

zum ‚Heiligen Römischen Reich Deutscher<br />

Nation‘ und stellte mehrere Jahrhunderte<br />

lang den deutschen Kaiser.<br />

Immer wieder und schon von ihrem Ansatz<br />

her gewinnt die Untersuchung einen<br />

parteilichen, stellenweise polemischen Charakter.<br />

Von den 745 vom Verfasser aufgeführten<br />

Beispielen, von denen die meisten bereits in<br />

früheren Sammlungen enthalten waren und<br />

bei anderen ein sprichwörtlicher Charakter<br />

nicht feststellbar ist, dürften die allermeisten<br />

zumindest den heute lebenden Deutschen<br />

völlig unbekannt sein.<br />

Bekannt bis heute ist die sprichwörtlich<br />

gewordene Schönheit der Polin, wie sie in<br />

Millöckers Operette „Der Bettelstudent“<br />

1882 gepriesen wird: „Der Polin Reiz bleibt<br />

unerreicht“ (vgl. Nr. 328, S. 111).<br />

Der unter Nr. 423 verzeichnete Begriff<br />

„polnische Klöße“, der nichts Sprichwörtliches<br />

hat und wie so manches andere nicht<br />

in diese Sammlung gehört, bekommt „eine<br />

problematische Erklärung“: „viereckige,<br />

weiche Pfeffernüsse“ (S. 126). Es handelt sich<br />

aber um die besonders in Schlesien sehr beliebten<br />

auf der Basis roher geriebener Kartoffeln<br />

gekochten runden Kartoffelklöße.<br />

Seit der Überwindung des Ost-West-Konflikts<br />

kam ein wohl aus der Erfahrung einiger<br />

Auto-Diebstähle gespeister neuer Reim zu einer<br />

gewissen Popularität: „Kaum gestohlen,<br />

schon in Polen“ (Nr. 28, S. 59).<br />

Und nach wie vor großer Bekanntheit erfreut<br />

sich die Devise „Noch ist Polen nicht<br />

verloren“ (Nr. 88, S.69).<br />

Fast sprichwörtlich geworden sind die<br />

polnische Freiheitsliebe (Solidarność) und<br />

die polnische Frömmigkeit (der polnische<br />

Papst); eher etwas skeptisch gesehen wird der<br />

polnische Nationalismus, auch als Chauvinismus<br />

beargwöhnt, wie er sich in manchen<br />

Medien und Politikerverlautbarungen äußerte.<br />

Die berühmte ‚polnische Wirtschaft‘ (Nr.<br />

563, S. 147) ist und war übrigens für Kinder<br />

147


Recenzje<br />

nicht nur negativ konnotiert, denn sie wurde<br />

gern von den Erwachsenen in deutschen<br />

Kinderzimmern konstatiert, aber die Kinder<br />

liebten die angebliche ‚polnische Wirtschaft‘<br />

in ihren Zimmern meist mehr als die ‚deutsche<br />

Ordnung‘, die sie mühsam herstellen<br />

sollten, wenn es ans Aufräumen ging.<br />

Sowohl wissenschaftlich-methodisch<br />

als auch europa-politisch kann man Einwände<br />

haben. Es fragt sich, welche Bedeutung<br />

heute einem Buch zukommen<br />

könnte, das ein Material ausbreitet, das<br />

zum großen Teil schon in älteren speziellen<br />

Büchern mitgeteilt ist, zum anderen<br />

Teil, weil nicht parömiologisch, gar nicht<br />

hineingehört, überdies vom wertenden<br />

Sonja Hilzinger: Elisabeth Langgässer. Eine<br />

Biografie. Berlin, Verlag für Berlin-Brandenburg<br />

2009. 498 Seiten mit 20s/w-Abbildungen.<br />

Wer kennt diese Kurzgeschichte mit dem Titel<br />

„Saisonbeginn“ nicht? Am Ortseingang<br />

des Kurortes in den Bergen stehen sie beide<br />

nebeneinander: der gekreuzigte Jude Jesus<br />

und das Schild, dessen Aufschrift erst im<br />

letzten Satz enthüllt wird: „In diesem Kurort<br />

sind Juden unerwünscht“. Kreuzigung und<br />

Judenverfolgung in der Nazizeit werden in<br />

Parallelität gesetzt. Dieser Ort ist ein modernes<br />

Golgatha, eine Hinrichtungsstätte. Was<br />

ist aus der christlichen Botschaft in der Zeit<br />

148<br />

Ansatz her zeitlich überholt ist. Wenn es<br />

im heutigen Deutschland Pauschal-Urteile<br />

über Polen gibt, dann sind sie eher positiv<br />

konnotiert und lassen deutliche Sympathien<br />

erkennen, auch bei denen, die ihre<br />

ehemalige Heimat gern besuchen und mit<br />

den heute dort Lebenden freundschaftliche<br />

Beziehungen unterhalten. Und die<br />

jüngere Generation ist ohnehin unvoreingenommen<br />

und soll es bleiben. Wem also<br />

nützt das Buch? Es läuft in der Tendenz<br />

eher den Bemühungen beider Völker um<br />

Versöhnung, Verstehen und der Förderung<br />

freundschaftlicher Beziehungen zuwider,<br />

weil es vergessene und überholte Vorurteile<br />

erneut ins Bewusstsein bringt.<br />

Klaus Hammer<br />

Ein Werk, modellhaft<br />

für das Schicksal einer ganzen<br />

Generation in Deutschland<br />

der Judenverfolgung geworden? Das Judenunerwünscht-Schild<br />

ist wie eine Verhöhnung<br />

des leidenden Jesus. Dieser wird zwar<br />

verehrt, aber seine Liebesbotschaft ignoriert.<br />

Er leidet Schmerzen am Kreuz und wird zusätzlich<br />

verhöhnt durch das Schild, auf das<br />

er ständig sehen muss. In der Reaktion der<br />

Dorfbewohner auf das Schild kommt die<br />

Reaktion vieler Deutscher auf die Judenverfolgung<br />

zum Ausdruck.<br />

Nach 1945 galt die Autorin dieser Kurzgeschichte<br />

– sie erschien in der Prosa-Sammlung<br />

„Torso“ (1947) -, Elisabeth Langgässer,<br />

als eine typische Vertreterin der deutschen<br />

Nachkriegsliteratur. Als NS-Verfolgte (Halb-<br />

Jüdin) schrieb sie in einem Pessimismus


oder Realismus, der die Shoa immer im Hintergrund,<br />

oft auch als Thema hatte. Dabei<br />

sparte sie nicht an Kritik an den Autoren<br />

der inneren Emigration und an ihrer eigenen<br />

Haltung in der NS-Zeit, die sie als „Tändeln<br />

mit Blumen und Blümchen über dem<br />

scheußlichen, weit geöffneten, aber eben mit<br />

diesen Blümchen überdeckten Abgrund der<br />

Massengräber“ bezeichnete. Aber schon zu<br />

ihren Lebzeiten wurde sie vielfach verkannt<br />

und war wiederholten Angriffen ausgesetzt.<br />

Ihr religiöses Welterleben, das das Wesen des<br />

Menschen von Sünde und Gnade, Verführung<br />

und Erlösung bestimmt sieht, schränkt<br />

doch den Rezipientenkreis weitgehend ein.<br />

Der Leser hat im Symbolwert der Welt der<br />

Natur und der Dinge die Handlung der<br />

großen Zusammenhänge wahrzunehmen,<br />

eine Doppelschichtigkeit, die den Texten der<br />

Langgässer eine heilsgeschichtliche Dimension<br />

gibt, die gemäß der geschichtsphilosophischen<br />

Vorstellungswelt der Dichterin<br />

auch ihre fragwürdige Seite hat. Nicht als<br />

freies selbstverantwortliches Individuum ist<br />

der Mensch in die Welt gestellt, sondern als<br />

prädestinierte Marionette auf dem Welttheater<br />

zwischen Gott und Satan. Es war gerade<br />

ihr theologisch-geschichtsphilosophische<br />

Weltbild, das sie in ein für ihre Zeit bezeichnendes<br />

Dilemma geführt hat.<br />

Die Literaturwissenschaftlerin Sonja Hilzinger,<br />

die bereits Biographien von Anna<br />

Seghers, Inge Müller und Christa Wolf verfaßt<br />

hat, schreibt nicht die erste Lebensgeschichte<br />

über Elisabeth Langgässer, aber es<br />

ist die bisher materialreichste, gründlichste<br />

und ergiebigste. Langgässer hat selbst in<br />

einem ihrer Briefe gesagt, sie sei eine der Stillen<br />

im Lande, aber so wie ihre dichterische<br />

Welt eine ausgesprochen kämpferische und<br />

dramatische ist, die so gut wie keine Idyllen<br />

kennt, so ist auch ihr Lebensschicksal<br />

hochdramatisch: ihr Aufwachsen in der<br />

rheinhessischen Landschaft, die spannungsreiche<br />

Parallelität ihrer Entwicklung mit<br />

der von Anna Seghers, ihre exemplarische<br />

deutschjüdische Familiengeschichte in der<br />

Recenzje<br />

NS-Zeit, ihre Konflikte, Widersprüche, ihre<br />

Umstrittenheit – und das vermag die Biographin<br />

Sonja Hilzinger auch überzeugend<br />

dem Leser zu übermitteln. Vieles im Leben<br />

und Schaffen der Schriftstellerin war auch<br />

ihrer Biografin unverständlich, fremd, erschreckte<br />

sie geradezu. Aber sie wollte sich<br />

– so schreibt sie im Vorwort - als Biografin<br />

„auf ihre Seite stellen und alles tun, sie zu<br />

verstehen und verständlich zu machen“. So<br />

führte Hilzinger parallel zur Biografie ein<br />

Arbeitstagebuch, um “Gefühle wie Wut und<br />

Entsetzen, das Nachspüren eigener Verdrängungen<br />

und Momente unerwarteter Nähe“<br />

festzuhalten und darüber zu reflektieren.<br />

Schade eigentlich, dass diese persönlichen<br />

Reflexionen nicht stärker in die Biographie<br />

eingebracht wurden, aber es ging ihr ja um<br />

eine an den Fakten und Dokumenten – weniger<br />

an Mutmaßungen und fiktiven Überlegungen<br />

– orientierten Darstellung. Indem<br />

sie die Biografie Langgässers in die Familien-<br />

, Zeit- und Literaturgeschichte einbettete<br />

und ihre „Innenwelten“ zu erhellen suchte,<br />

wollte sie das Exemplarische dieses Lebens<br />

verdeutlichen: Hilzinger folgt den Lebensstationen<br />

Langgässers und damit „dessen<br />

Bewegungsgesetz, am Ende zu den Anfängen<br />

zurückzukehren, ein Lebenszyklus im<br />

wahrsten Sinne des Wortes“ – und das Zyklische<br />

war ja auch Langgässers literarisches<br />

Kompositionsprinzip. Dabei diente ihr die<br />

kommentierte Briefausgabe, die Elisabeth<br />

Hoffmann, die Enkelin Langgässers, zusammengestellt<br />

hat, als unentbehrliche Grundlage<br />

für ihre „biographische Erzählung“,<br />

wie sie dennoch ihre Biografie bezeichnet.<br />

Die Zitatation beispielhafter Textpassagen<br />

– nicht nur aus den Briefen – bietet dem Leser<br />

einen unmittelbaren Zugang zu einem<br />

Werk, das aus unserem Bewusstsein zu fallen<br />

droht, doch paradigmatisch deutsche Geschichte<br />

und deutsche Schicksale vorführt.<br />

Elisabeth Langgässer, Tochter eines konvertierten<br />

Juden, unterrichtete nach dem<br />

Studium an verschiedenen Schulen. 1928<br />

brachte sie ein uneheliches Kind – Cordelia<br />

149


Recenzje<br />

– zur Welt und gab den jüdischen Vater des<br />

Kindes an, ohne zu ahnen, dass Cordelia<br />

später nach den NS-Rassengesetzen als Volljüdin<br />

gelten und in immer bedrohlichere<br />

Situationen geraten wird. Im Kreis um die<br />

Zeitschrift „Die Kolonne“ betätigte sie<br />

sich als freie Schriftstellerin und Hörspielautorin.<br />

1931 wurde sie für ihre Erzählung<br />

„Proserpina. Welt eines Kindes“ mit dem<br />

Literaturpreis des Deutschen Staatsbürgerinnen-Verbandes<br />

ausgezeichnet. Es folgten<br />

ihre „Tierkreisgedichte“ (1935), ein Zyklus<br />

von christlich inspirierten Naturgedichten,<br />

die Welt und Kosmos als göttlich durchflutete,<br />

erlösungssuchende Sphäre darstellen,<br />

und der erste Roman „Der Gang durch das<br />

Ried“ (1936), der die Suche eines Schuldbelasteten<br />

nach Erlösung von der Sünde und<br />

die Rückkehr ins Leben beschreibt.<br />

1936 – kurz nach der Heirat mit dem Philosophen<br />

Wilhelm Hoffmann – wurde das<br />

für so genannte Halbjuden herrschende Publikationsverbot<br />

über sie verhängt. Schwer<br />

krank wurde sie 1944 als Zwangsarbeiterin<br />

verpflichtet. Im gleichen Jahr war ihre Tochter<br />

Cordelia nach Theresienstadt deportiert<br />

worden. Seit 1948 mit der Familie wieder im<br />

heimatlichen Hessen ansässig, avancierte<br />

sie in ihren letzten Lebensjahren zu einer<br />

gefragten und aufgrund ihrer theologischen<br />

Position umstrittenen Autorin. Anna Seghers,<br />

die emigrierte Jüdin und Kommunistin,<br />

und Elisabeth Langgässer, die im Dritten<br />

Reich als „Halbjüdin“ bedrohte Katholikin,<br />

galten damals als Repräsentantinnen der äußeren<br />

und inneren Emigration.<br />

Postum wurde ihr 1950 der Georg-Büchner-Preis<br />

verliehen.<br />

Ihr bedeutendster Roman ist zweifellos<br />

„Das unauslöschliche Siegel“ (1947) – und<br />

ihm widmet Hilzinger auch ihre besondere<br />

Aufmerksamkeit. Durch die symbolisierende<br />

Erzähltechnik besitzt der Roman eine labyrinthische<br />

Struktur. Diese Struktur spiegelt<br />

das Labyrinthische der Zeit, bedarf aber<br />

andererseits der durchlaufenden Kommentierung<br />

der Dichterin, die allerdings einge-<br />

150<br />

stehen muss, dass sie bei dem Versuch, ihre<br />

Zeit darzustellen, gescheitert sei. Die drei<br />

Bücher des Romans werden von zwei erläuternden<br />

Partien, „Proszenium“ und „Epilog“,<br />

gerahmt. Im „Proszenium“, also vor<br />

Einsetzen der Handlung, erfolgt der Eintritt<br />

in den Raum des Romans. Das Haus Mundus<br />

wird ausdrücklich als „wahrhaftes Labyrinth“<br />

bezeichnet. Hermes, der Totenführer,<br />

ist sein Besitzer, Chronos, die Zeit, die<br />

ihre eigenen Kinder frisst, sein Auktionar.<br />

Schauplatz des Romans ist also die dem Tod<br />

gehörende und der Zeit verfallene Welt. In<br />

ihr vollzieht sich das Schicksal von Herrn<br />

Belfontaine, eines Juden aus gutbürgerlichen<br />

Kreisen. Seine Erfahrungen werden<br />

mit denen seiner Verwandten und Freunde<br />

verwirrend kunstvoll verknüpft. Der dauernde<br />

Wechsel der einzelnen Schauplätze<br />

– in Deutschland und Frankreich – sowie<br />

der dauernde Wechsel der Zeitebenen – des<br />

Ersten Weltkrieges und der 1920er Jahre<br />

– ermöglicht die symbolische Auslegung<br />

sowie die Übertragung der Ereignisse in die<br />

unmittelbare Gegenwart.<br />

Hilzinger bezeichnet ihn als „christlichen<br />

Roman“. Langgässer habe ihr Buch<br />

als „Exemplifizierung der christlichen Gnadenlehremit<br />

den Mitteln der Literatur“ verstanden.<br />

In der Tat, das ist kein Zeitroman.<br />

Im Schicksal Belfontaines wird vielmehr das<br />

Leiden des Menschen an seiner Zeitlichkeit<br />

schlechthin beschrieben. Belfontaine – das<br />

jüdische Schicksal erscheint als Menschenschicksal<br />

– ist Hiob, ist Ahasver, der Geschlagene<br />

und der Unbehauste, aber er ist<br />

auch der trotz aller Wirrsale in Gottes Liebe<br />

Geborgene, der in diese Liebe Zurückkehrende.<br />

Langgässer will Trost spenden: durch Religion.<br />

Erst der „Epilog“ vollzieht die Übertragung<br />

auf die unmittelbare Gegenwart. Im<br />

Kriegsjahr 1943 sind in einem dörflichen<br />

Pfarrhaus vier Männer mit der Reparatur der<br />

Verdunkelung beschäftigt. Während eines<br />

Luftangriffs gesellen sich drei Feuerwehrleute<br />

hinzu. Ihr Alltagsgespräch öffnet sich<br />

ins Mythische, aber gerade dadurch wird die


vorangegangene Romanhandlung in den gegenwärtigen<br />

Alltag zurückgeführt.<br />

„Der Laubmann und die Rose. Ein Jahreskreis“<br />

(1947) enthält dann Mysteriengedichte,<br />

die in verschiedenen religiös-symbolträchtigen,<br />

zyklisch geordneten Naturbildern<br />

das Geheimnis der Schöpfung<br />

und der Erlösung behandeln. Sie zeigen<br />

– schreibt Hilzinger – „die unerlöste Natur<br />

in ihrer Verwandlung, im Durchgang<br />

zu einer von heidnischen Resten befreiten<br />

und erlösten Über-Natur, dem Reich des<br />

Logos, in dem es weder Geburt noch Tod<br />

und deshalb auch keine Zeitlichkeit mehr<br />

gibt“. Unter dem Eindruck des Weltkriegs<br />

schildert der postum erschienene Roman<br />

„Märkische Argonautenfahrt“ (1950) die<br />

Erlebnisse einer schicksalhaft verbundenen,<br />

heilsuchenden Gruppe von Menschen<br />

während einer Pilgerfahrt. Hier wird das<br />

menschliche Leben mit einer Schiffsfahrt<br />

verglichen, als die Fahrt der „Argo“, die<br />

die suchenden Argonauten zum ersehnten<br />

Ziel des Goldenen Vließes bringen soll.<br />

Aber alle scheinbaren Lösungsmöglichkeiten<br />

erweisen sich als dämonische und<br />

magische Täuschungen, die aus der gefallenen<br />

Welt aufsteigen. Erst als die irdische<br />

Argo scheitert und die Fahrt aus Raum und<br />

Zeit hinausführt, gelangen die Pilger zum<br />

wahren Goldenen Vließ, dem sie als gänzlich<br />

Verwandelte gegenübertreten. Das Goldene<br />

Vließ erweist sich nun als etwas Überirdisches,<br />

das von jeder dinglichen Magie<br />

befreit ist: die Gnade, das „Haus zu dem<br />

Goldenen Vließ“, das die „heile Ordnung“<br />

enthält. Ist das Schreiben als Gottesdienst,<br />

als Erinnerungsarbeit, als Spuren-Verwischen,<br />

als Maskierung, fragt Hilzinger?<br />

In der Erklärung Langgässers ihrer Tochter<br />

Cordelia gegenüber, dieser Roman sei<br />

„ein Versuch, die verschiedenen deutschen<br />

Häresien, die typisch deutschen Sünden in<br />

verschiedenen Schicksalen darzustellen“,<br />

sieht die Biografin das ins Unkenntliche<br />

verallgemeinerte Bekenntnis der Schuld,<br />

ihre eigene Tochter nicht bewahrt haben<br />

Recenzje<br />

zu können vor Verfolgung, Deportation<br />

und Konzentrationslager.<br />

Immer wieder in der Lebensgeschichte<br />

Langgässers ist ihre Beziehung zur Tochter<br />

Cordelia erörtert worden – und auch Hilzinger<br />

wendet sich diesem beklemmenden<br />

Kapitel besonders zu. Weil sonst ein Judenstern<br />

an der Haustür kleben würde, musste<br />

Cordelia damals aus dem Haus. In ihren<br />

damaligen Briefen beschönigte die Dichterin<br />

die Situation. Langgässer erfuhr 1946,<br />

dass ihre Tochter überlebt hatte, aber erst 3<br />

Jahre später sahen sie sich wieder. Beide Biographien<br />

– die der Mutter wie der Tochter<br />

– korrigieren sich gegenseitig. Die Perspektive<br />

Cordelias rückblickend wirft doch ein<br />

anderes Licht auf Langgässer. Die Berichte<br />

der Tochter nutzte dann Langgässer für ihre<br />

literarische Arbeit. Versuchte sie als Schreibende<br />

eine emphatische Annäherung an<br />

deren Leid? Wollte sie als Schuldige Buße<br />

tun und Vergebung erlangen? Aber warum<br />

verschwieg sie, dass es sich um die Notizen<br />

der eigenen Tochter handelt?<br />

Hier spricht Hilzinger deutliche Worte.<br />

Schon die uneheliche Schwangerschaft und<br />

die jüdische Herkunft waren für die junge<br />

Langgässer Makel, die man am Besten wohl<br />

verschwieg. In der weiblichen Familienlinie<br />

– bei der Mutter der Dichterin wie auch bei<br />

ihr selbst – wiederholte sich nicht nur die<br />

uneheliche Schwangerschaft, sondern auch<br />

das „Muster“ der Rettung der durch einen<br />

Makel „entwerteten“ Frau durch einen<br />

Mann, Wilhelm Hoffmann, der sie „trotzdem“<br />

liebt. Ihrem Selbstverständnis als Frau<br />

und Katholikin entsprechend ersehnte sich<br />

Langgässer einen „priesterlichen“ Mann,<br />

der sie, die „gefallene Natur“, erlöst. Dagegen<br />

begriff Cordelia, dass sie einer anderen<br />

Gemeinschaft, der ihrer jüdischen Mithäftlinge,<br />

zugehörte. Sie fand ihre Identität als<br />

Überlebende der Shoa, als Jüdin – nicht im<br />

religiösen Sinne, sondern in ihrer Zugehörigkeit<br />

zu einer Leidensgemeinschaft. Jahrzehnte<br />

nach dem Tod der Mutter schrieb<br />

Cordelia Edvardson ihre Geschichte auf, in<br />

151


Recenzje<br />

dem Roman „Gebranntes Kind sucht das<br />

Feuer“, in dem sie eine Gegenposition zu<br />

Langgässers im „Unauslöschlichen Siegel“<br />

vertretenen Auffassung von der „Chimäre<br />

der Vernunft“ und der „finsteren Aufklärung“<br />

bezieht.<br />

Langgässers Standpunkt zum Verhältnis<br />

Christentum und Judentum wird von<br />

Hilzinger kritisch untersucht, Illusionen<br />

und Täuschungen der Dichterin werden<br />

aufgedeckt, Verwerfungen, die sich da auftun,<br />

Befremdliches, was sich da ergibt, wer-<br />

Therese Chromik, Bodo Heimann (Hg.),<br />

Anrufung des Friedens, Husum 2010, 127 S.<br />

Krieg und Frieden begleiteten seit tausenden<br />

Jahren die Menschheit in einem dauernden<br />

„Wechselspiel“. In der neueren Zeit wurden<br />

„klassische Kriege“ durch viele andere,<br />

manchmal ziemlich unübersichtliche Formen,<br />

ersetzt, um nur auf Bürgerkriege oder<br />

ethnische Säuberungen zu verweisen. Die<br />

Übergänge sind fließender und die genaue<br />

Benennung schwieriger geworden, schreibt<br />

mit recht Therese Chromik im Vorwort:<br />

„Die gegenwärtigen unterschiedlichen Formen<br />

des machen die Benennung<br />

und damit auch ein Erkennen und Reagieren<br />

der Menschen, wie die Demokratie es<br />

voraussetzt, schwieriger – auch für die Dichter,<br />

von denen Hilde Domin fordert, dass sie<br />

diese gesellschaftliche Aufgabe übernehmen<br />

sollen, die Dinge beim Wort zu nennen, Beschönigungen<br />

zu entlarven“.<br />

Die Anthologie enthält ein Gedicht voller<br />

Expression von Domin – Napalm-Lazarett:<br />

152<br />

den offen benannt. Die Biografin macht<br />

deutlich: Hier haben wir es mit einem Werk<br />

zu tun, das gerade in seiner Gebrochenheit<br />

nahezu modellhaft für das Schicksal<br />

einer ganzen Generation in Deutschland<br />

erscheint. Zudem ist die Kenntnis des individuellen<br />

Schicksals Langgässers unabdingbare<br />

Voraussetzung für ein richtiges,<br />

angemessenes Verständnis ihres Werkes.<br />

Diese Biografie könnte wesentlich zur<br />

Wiederentdeckung Elisabeth Langgässers<br />

beitragen.<br />

Norbert Honsza<br />

Die Dinge beim Namen nennen<br />

Am Rande des Schlafs<br />

tauchen sie auf<br />

Köpfe<br />

sie schwimmen<br />

auf dem Traumwasser<br />

auf den Bettdecken<br />

ein Horizont von Sterbenden<br />

Köpfe mit großen Augen<br />

„Kriege werden von Menschen geführt“<br />

sie sehen mich an<br />

Augen<br />

Kein Himmel hat die Blässe klagender<br />

Augen<br />

Die Verfasserin des Vorwortes verweist<br />

mit recht auf einen wichtigen Moment in<br />

der Friedensdiskussion, indem sie an Kants<br />

Schrift Zum ewigen Frieden (1795) erinnert.<br />

Heute sind friedliche Koexistenz von Staaten<br />

und Friedensforschung Voraussetzung<br />

einer glaubhaften Demokratie geworden.<br />

Die Auswahl zeigt Texte unterschiedlicher<br />

Generationen: Neben Rose Ausländer,<br />

Hilde Domin und Erich Fried, finden


wir Texte von Sarah Kirsch, Ulla Hahn und<br />

Günter Kunert oder auch manchmal weniger<br />

bekannter Autoren wie Emma Ewert, Ingrid<br />

Quack, Julia Ziegler.<br />

Den Band eröffnet ein durchdringendes<br />

Gedicht von Rose Ausländer Im Krieg:<br />

Erblindete Stadt<br />

im Dickicht der Straßen<br />

spinnt das Grauen ein Netz<br />

Kinder<br />

ihre Angst in sternlosen Augen<br />

Krüppel wachsen wie Pilze<br />

im Blutmoos des Gettos<br />

Auf Fensterkreuzen hängen Gerippe<br />

Soldatenkappen bedecken Totenköpfe<br />

Der Alpdruck wandert als Bettler<br />

von Tür zu Tür<br />

Wir legen unsre Herzen<br />

in eine Schale<br />

Auch die Herausgeber sind hier mit<br />

überzeugenden Texten vertreten: Therese<br />

Chromik stellt einen Auszug aus dem noch<br />

unveröffentlichten Roman Subway. Notizen<br />

vor und Bodo Heimann eine kleine Perle<br />

über den jüdischen Friedhof in Breslau.<br />

HINTER MAUERN<br />

Hinter Mauern<br />

aufbewahrt für die Stille aller Zeiten<br />

in schöner, selten gewordener deutscher<br />

Sprache<br />

auf teils zerkratzten, zerborstenen, teils<br />

heilen<br />

Recenzje<br />

Steinen und Stelen von Klassik<br />

und Jugendstil<br />

Erinnerungen, Namen von Deutschen,<br />

die<br />

Deutschland liebten und groß machten<br />

in Kunst, Wissenschaft, Wirtschaft<br />

Der Breslauer<br />

Hermann Ludwig Breslauer<br />

geboren 23. Dezember 1818, gestorben 6.<br />

März 1912<br />

hat die schlimmsten Jahre<br />

nicht mehr erlebt.<br />

„Sein Trachten war bis an das letzte<br />

Ende,<br />

Daß er das Werk fortsetzte und vollendete,<br />

Was seines Weibes nimmermüde Hände<br />

Den Seinen ausgewirkt als Lebensspende.<br />

Der reiche Eltern-Schatz an Lieb und Güte<br />

Stets uns’ren Pfad erhelle und behüte”.<br />

Kurze Zeit später zogen sie in den Krieg<br />

und kämpften und fielen<br />

für Deutschland,<br />

die deutschen Juden, oft ausgezeichnet<br />

mit dem Eisernen Kreuz. Der spätere<br />

Dank<br />

des Vaterlandes macht uns traurig,<br />

wütend und<br />

stumm in dieser deutschsprechenden<br />

Stille<br />

hinter den Mauern, unter Steinen<br />

und Efeu<br />

in dieser jetzt polnisch sprechenden<br />

Stadt.<br />

153


Recenzje<br />

Lucyna Wille<br />

Günter Grass w Gdańsku<br />

i na świecie<br />

M. Brandt, M. Jaroszewski, M. Ossowski<br />

(red.), Literatura – Sztuka – Polityka. Materiały<br />

z międzynarodowej konferencji naukowej Gdańsk<br />

4-6.10.2007. Gdańsk 2009.<br />

W dniach 4-6.10.2007 odbyła się w Gdańsku,<br />

z okazji osiemdziesiątych urodzin Güntera<br />

Grassa, międzynarodowa konferencja naukowa,<br />

poświęcona całości jego dorobku w różnych<br />

dziedzinach. Prezentowano nie tylko<br />

pisarstwo laureata literackiej nagrody Nobla<br />

z 1999 roku, ale także jego prace plastyczne i<br />

rzeźbiarskie. Nie zabrakło też elementu ciekawostki<br />

i subiektywnej impresji. Pokłosiem<br />

trzydniowych obrad, w których uczestniczył<br />

sam jubilat, jest tom zbiorowy, zawierający<br />

opracowane wystąpienia konferencyjne. W<br />

pierwszej kolejności został on wydany w wersji<br />

niemieckojęzycznej, a następnie w tłumaczeniu<br />

na język polski. Ponieważ redaktorzy<br />

tomu definiują go jako zbiór materiałów<br />

konferencyjnych, a zatem treści wystąpień<br />

odpowiadają treściom druku, będę poniżej<br />

używać synonimicznie pojęć typowych dla<br />

relacji z konferencji (referat, wystąpienie) i<br />

tych właściwych dla tekstów drukowanych<br />

(artykuł, rozprawa, tekst).<br />

Tom został niezwykle starannie opracowany<br />

od strony redakcyjnej, poprzedzony<br />

wstępem do wydania polskiego, zaopatrzony<br />

w przypisy redaktorów i kolorowe fotografie<br />

z konferencji. Niektóre artykuły, traktujące o<br />

wytworach sztuki plastycznej, zawierają także<br />

barwne fotografie tych dzieł. Ze względu<br />

na bardzo szeroki wachlarz tematyczny – od<br />

biografii prywatnej, politycznej i artystycznej<br />

pisarza, poprzez jego twórczość literacką,<br />

154<br />

plastyczną i rzeźbiarską po recepcję dzieła i<br />

echa światowej sławy – tom stanowi swoiste<br />

kompendium wiedzy o Grassie. Z uwagi na<br />

to, że poszczególne rozprawy poruszają się<br />

na bardzo zróżnicowanych poziomach konkretu<br />

i abstrakcji, warto sięgnąć po tę lekturę<br />

bez względu na stopień własnej znajomości<br />

twórczości pisarza. Przy okazji pragnę nadmienić,<br />

że w Polsce ukazała się dawno temu<br />

i ze sporym opóźnieniem (1984) inna praca<br />

zbiorowa poświęcona w całości twórczości<br />

Grassa (Günter Grass i polski Pan Kichot, red. M.<br />

Janion), która również była owocem spotkania<br />

z Grassem w Gdańsku i przeprowadzonego<br />

tam seminarium z udziałem pisarza.<br />

Wspomina o tym jedna z autorek omawianego<br />

tutaj tomu (M. Brandt).<br />

Redaktorzy naukowi podzielili zbiór na<br />

6 części tematycznych. Pierwsza z nich obejmuje<br />

wygłoszone przez zaproszonych gości<br />

mowy powitalne, w tym krótkie wystąpienie<br />

samego Grassa. Mówcy polscy (B. Borusewicz,<br />

A. Ceynowa, P. Adamowicz) odnoszą<br />

się przede wszystkim do gdańskich korzeni<br />

pisarza, zaś goście niemieccy (M.H. Gerdts,<br />

A. Fuchs, A. Schwall-Düren) podkreślają<br />

ponadto jego wielkie zaangażowanie polityczne.<br />

Sam Grass wygłosił mowę bardzo<br />

skromną i krótką, w której podziękował za<br />

wsparcie okazane mu w Gdańsku w ciężkich<br />

chwilach debaty nad jego książką autobiograficzną<br />

oraz wspomniał historyczną podróż<br />

z kanclerzem Brandtem do Warszawy w<br />

grudniu 1970 roku.<br />

Czytelnik musi pamiętać, że charakter<br />

konferencji (a zarazem dopełniającej<br />

publikacji), w której chodzi z założenia o


uczczenie pisarza, nie zaś o otwarcie forum<br />

dla polemicznej dyskusji, narzuca uczestnikom<br />

pewne konwencje dyskursu. Nie jest to<br />

bynajmniej zarzut, lecz konstatacja faktu,<br />

który odegrał rolę swoistej autocenzury – w<br />

tym wypadku o znaczących i wymiernych<br />

korzyściach. Bowiem autorzy – przy zachowaniu<br />

wszelkich zasad rzetelności naukowego<br />

argumentowania – skupiają się przede<br />

wszystkim na tym, co u Grassa wybitne,<br />

wiarygodne, unikatowe, uniwersalne i wielkie.<br />

Unikają zarazem tematów drażliwych i<br />

kontrowersyjnych, nie odnosząc się w żaden<br />

sposób do powszechnie znanych zarzutów,<br />

chociażby pornografii, amoralizmu i braku<br />

psychologicznych podstaw w konstrukcji<br />

postaci, których nie szczędzili pisarzowi<br />

krytycy, nierzadko tendencyjnie i złośliwie.<br />

Badacze generalnie abstrahują od wypowiedzi<br />

recenzentów nieprzychylnych pisarzowi.<br />

Od tej reguły są jednak wyjątki i od nich<br />

właśnie zacznę.<br />

Omawiając dramatyczne próby Grassa<br />

N. Honsza nie tylko śmiało przytacza głosy<br />

adwersarzy, lecz wprost przyznaje, że niektóre<br />

z nich podziela. Ta deklaracja stanowi jednak<br />

zarazem chwyt metodologiczny w koncepcji<br />

znakomitego wywodu, którego przesłanie<br />

głosi, że to właśnie porażkom Grassa<br />

jako dramatopisarza czytelnik zawdzięcza<br />

jego zwrot ku domenie prozy, gdzie pisarz<br />

pokazał prawdziwą wirtuozerię i odniósł<br />

niekwestionowany sukces. Nieco podobnie,<br />

lecz bez wyrazistego punktu zwrotnego, zaprojektował<br />

swoje wystąpienie hinduski badacz<br />

z Kalkuty S. Dasgupta. Wychodzi on od<br />

reakcji oburzenia, jakie wywołały w Indiach<br />

zawarte w prozie Grassa opisy Kalkuty jako<br />

miejsca ludzkiej nędzy. Jednak sam prelegent<br />

od tych opinii nie tylko się odcina, lecz<br />

bierze gdańskiego autora w obronę. Odwołując<br />

się do pozaartystycznych komentarzy<br />

Grassa badacz dowodzi symbolicznych i humanitarnych<br />

wartości wspomnianych obrazów<br />

Kalkuty, która urasta w dziele pisarza<br />

do rangi symbolu dyskryminacji, stając się<br />

zarazem wielkim wyzwaniem dla ludzkości.<br />

Recenzje<br />

W artykule poświęconym florze i faunie Kaszub<br />

w Trylogii Gdańskiej autorzy (Jaroszewski,<br />

Kołaczkowska) mimochodem wskazują<br />

na niedoskonałości wiedzy przyrodniczej<br />

Grassa (współautorka reprezentuje nauki<br />

przyrodnicze), zaś w tekście prezentującym<br />

Dom Güntera Grassa w Lubece pojawia się<br />

wzmianka o głośnej w Niemczej debacie o<br />

przeszłości pisarza, jednak autor (Wißkirchen)<br />

nie rozwija tego wątku.<br />

I to już wszystkie „krytyczne” uwagi o<br />

Grassie i jego dziele, na jakie zdecydowali<br />

się prelegenci. Również relacja o prasowych<br />

echach przyznania pisarzowi literackiej nagrody<br />

Nobla (J. Gesche) przedstawia jedynie<br />

odzew pozytywny, który potwierdza, że<br />

wyróżnienie nie stanowi zaskoczenia i jak<br />

najbardziej się należało. Czy nie było innych<br />

reakcji, nie wiadomo – ale to już ciekawe<br />

wyzwanie dla kolejnych badań nad recepcją<br />

dzieła Grassa i o tego rodzaju inspiracje badawcze<br />

chodzi przecież w debacie naukowej.<br />

W tomie poświeconym pisarstwu Grassa<br />

nie mogło zabraknąć rozważań o Gdańskiej<br />

Trylogii. Te, które przedstawiono, potwierdzają<br />

sensowność i potrzebę nowych, zrewidowanych<br />

odczytów dzieł literackich w<br />

dynamicznym kontekście historycznym. W<br />

przekonujący sposób pokazano aspekty historyczno-kulturowe<br />

Blaszanego bębenka z perspektywy<br />

współczesnej, z uwzględnieniem<br />

autobiografii Grassa (B. Neumann), a także<br />

nowe, niedostrzeżone do tej pory elementy<br />

symboliki Kota i myszy (J. Stüben) oraz rzadko<br />

podejmowany problem eskapizmu, który<br />

autor (P. Øhrgaard) rozumie nie tylko jako<br />

ucieczkę od pewnej rzeczywistości, lecz także<br />

poszukiwanie innej, bardziej autentycznej.<br />

Przykłady pochodzą nie tylko z Gdańskiej<br />

Trylogii, lecz m.in. również z autobiografii<br />

Przy obieraniu cebuli oraz powieści Miejscowe<br />

znieczulenie i Rozległe pole. Ten ostatni artykuł<br />

należy koniecznie przeczytać wraz z tekstem<br />

(V. Neuhausa) traktującym o ucieczkach pisarza<br />

Grassa od literatury w świat sztuk plastycznych<br />

i rzeźbiarskich, czyli prywatnym<br />

eskapizmie artysty.<br />

155


Recenzje<br />

Także szeroko dyskutowana, kontrowersyjna<br />

autobiografia Grassa zajmuje, rzecz<br />

jasna, poczesne miejsce wśród prezentowanych<br />

tematów. Jeden z autorów (D. Stolz)<br />

umieścił ją w samym centrum swoich dywagacji,<br />

postulując odczyt autobiograficznej<br />

powieści Grassa jako artystycznej próby poszukiwania<br />

własnej tożsamości – nie zaś jako<br />

oczyszczającej spowiedzi grzesznika. Uwagi<br />

o autobiografii gdańskiego noblisty pojawiają<br />

się również w innych wystąpieniach (m.in.<br />

M. Ossowskiego, D. Röhmhild i wspomnianego<br />

już P. Øhrgaarda).<br />

Czytelnik zainteresowany relacją pomiędzy<br />

faktem a fikcją spotka w jednym z tekstów<br />

(M. Ossowskiego) opisane z niezwykłą<br />

pedanterią realia gdańskie, które znalazły<br />

odzwierciedlenie w prozie Grassa. Warto<br />

zapamiętać sformułowane na koniec ostrzeżenie<br />

przed pochopnym utożsamianiem literackiego<br />

obrazu z historycznym miastem.<br />

Do podobnej konkluzji prowadzą wywody,<br />

w których G. B. Szewczyk kreśli literackie<br />

portrety śląskich poetów baroku w dziele<br />

Grassa, akcentując szersze zagadnienie<br />

fikcyjnych wariacji historii z odwołaniem<br />

do pewnych postaci autentycznych. Także<br />

rozważania o artystycznych wydaniach historycznych<br />

treści, których Grass dokonał<br />

w utworach Z dziennika ślimaka i Idąc rakiem<br />

prowadzą autorkę (A. Popien) do wniosku o<br />

dydaktycznym potencjale literackich przeróbek<br />

historii. Dzięki artystycznym obrazom,<br />

motywowanym prawdą historyczną, lecz<br />

zarazem od tej (często smutnej) prawdy odbiegającym,<br />

można przeprowadzać swoiste<br />

lekcje historii. Do szeregu prac omawiających<br />

prowadzoną przez Grassa grę z faktem<br />

podszytym fikcją należy dołączyć tekst dyrektorki<br />

Archiwum Theodora Fontanego w<br />

Poczdamie (H. Delf von Wolzogen), która<br />

wskazuje na przebrane w kostium prawdy<br />

fikcyjne elementy powieści Rozległe pole. Czyni<br />

to z perspektywy kolektywu archiwistów,<br />

który Grass uczynił zbiorowym narratorem<br />

swej obszernej powieści, i z którym rzeczywisty<br />

personel poczdamskiego archiwum mu-<br />

156<br />

siał się zmierzyć mentalnie i emocjonalnie.<br />

Co ciekawe, autorka przemawia miejscami w<br />

stylu Rozległego pola, co potwierdza jej tezę o<br />

momentach utożsamiania się archiwistów z<br />

powieściowym narratorem.<br />

Niektórzy badacze zdecydowali się na<br />

prezentacje elementów natury, wprowadzając<br />

po części odkrywcze ujęcia. Zwrócono<br />

uwagę nie tylko na wielokrotnie opisywaną<br />

symbolikę ślimaka, lecz również na mało do<br />

tej pory zbadaną rolę zwierząt powszechnie<br />

nielubianych i odpychających, przy czym<br />

autorka (D. Röhmhild) podkreśla obraną<br />

przez Grassa drogę od idei do natury, nie zaś<br />

na odwrót. W nowatorski sposób omówiono<br />

(S.H. Kaszyński) symbolikę, metaforykę oraz<br />

identyfikacyjną funkcję Wisły jako inspiratora<br />

twórczej wyobraźni, miejsca, w którym<br />

powstają zarówno mity jak i historia. Przez<br />

szkiełko i oko przyrodnika, a zarazem ze<br />

smakiem konesera literatury przyjrzano się<br />

bogactwu zwierząt i roślin grassowskich Kaszub<br />

(wspomniana już praca Jaroszewskiego<br />

i Kołaczkowskiej).<br />

Dwóch autorów dokonuje analizy porównawczej<br />

utworów Grassa z dziełami innych<br />

znanych pisarzy, mianowicie Tourniera (P.<br />

Arnds) oraz Rushdiego i Irvinga (B. Beltz).<br />

Z Tournierem łączy Grassa zdaniem badacza<br />

charakterystyczne dla magicznego realizmu<br />

pomieszanie historii z fantazją, a także odsłonięcie<br />

wspomnień poprzez fikcjonalizację,<br />

na poziomie osobistym i kolektywnym.<br />

Paralele te ukazano na przykładzie powieści<br />

Grassa Idąc rakiem i Króla olch Tourniera. Pomiędzy<br />

Blaszanym bębenkiem Grassa, Dziećmi<br />

północy Rushdiego i Synem cyrku Irvinga wykazano<br />

– w sposób nowatorski – związki intertekstualne,<br />

określone mianem intertekstualności<br />

międzykontynentalnej, co wynika<br />

z geograficznego i kulturowego oddalenia<br />

pomiędzy trzema pisarzami. Związki te pokazano<br />

w zakresie koncepcji bohaterów, motywów<br />

oraz metafikcji. Podkreślono fakt, że<br />

zarówno Rushdie jak i Irving to zdeklarowani<br />

wielbiciele pisarstwa Grassa, pozostający<br />

pod jego wpływem. Sam fakt jest oczywiście


znany, lecz jego egzemplifikacja zachęca do<br />

dalszych pogłębionych badań – i miejmy nadzieję,<br />

że zachęci naukowców.<br />

Niektórzy autorzy podejmują tematy<br />

rzadko obecne w dyskusji nad dziełem<br />

Grassa, co przydaje omawianemu tomowi<br />

wyjątkowego charakteru. Czytelnik polski<br />

nieczęsto miewa sposobność zapoznania się<br />

z recepcją dzieła wybranego pisarza w innym<br />

kraju. Warto zatem skorzystać z okazji, jaką<br />

stwarza artykuł S. Varetskiej, która przedstawia<br />

status twórczości Grassa w swoim<br />

kraju. Z jej informacji wynika, że brak tam<br />

systematycznych badań, a także przekładów<br />

nowszych dzieł, i tylko Trylogia Gdańska<br />

jest czytana, jednak bardziej z racji poruszanej<br />

tematyki niż walorów estetycznych. Być<br />

może polscy badacze wyciągną z tego faktu<br />

praktyczne wnioski, i zechcą podjąć próbę<br />

popularyzacji pisarstwa Grassa u naszych<br />

sąsiadów, publikując tam swoje prace. Również<br />

obecna w twórczości Grassa muzyka trafiła<br />

na warsztat naukowy (A. Weyer). Pieśń<br />

przedstawiono w jej instrumentalnej funkcji<br />

wyrażania skrajnych niemieckich uczuć<br />

narodowych, ale także w funkcji budującej,<br />

łagodzącej i w pewnym sensie matczynej, bo<br />

przywołującej obraz matki. Wielki rarytas<br />

stanowi wielowątkowa rozprawa o powiązaniach<br />

pisarza z polskim ruchem solidarnościowym,<br />

której autorka (wspomniana już M.<br />

Brandt) odnosi się do osobistych kontaktów<br />

Grassa z działaczami podziemia, jego wizyt<br />

w Polsce, publikacji Blaszanego bębenka w drugim<br />

obiegu, aluzyjności końcowych scen<br />

Turbota i motywu społeczeństwa solidarnościowego<br />

w Szczurzycy oraz roli orędownika<br />

polskiej demokracji, jaką pisarz odegrał w<br />

Niemczech. Prezentacja jest interesująca dla<br />

każdego Polaka, nie tylko literaturoznawcy<br />

czy historyka, i zachęca do kontynuacji badań<br />

w tym zakresie.<br />

Tom zbiorowy posiada również ofertę dla<br />

miłośników kina i adaptacji filmowych w<br />

postaci omówienia ekranizacji Wróżb kumaka<br />

Recenzje<br />

(F. Reinartz), w którym – wychodząc od wymownego<br />

podtytułu filmu (Czas pojednania)<br />

– podkreślono znaczenie dzieła dla polskoniemieckiego<br />

pojednania: Późna miłość polsko-niemieckiej<br />

pary głównych bohaterów<br />

oraz realizowany przez nich wspólny projekt<br />

dostarczają okazji do zrozumienia historii<br />

dwóch narodów. Zwrócenie uwagi polskiego<br />

czytelnika na ten film jest o tyle istotne, że<br />

jest on w Polsce dużo mniej znany niż słynna<br />

ekranizacja Blaszanego bębenka.<br />

Szereg prac poświęcono plastycznym<br />

i rzeźbiarskim dziełom Grassa (artykuły<br />

V. Neuhausa, A. Wirtha, E. L. Thomas, H.<br />

Wißkirchena), w których podkreślono komplementarność<br />

artystycznego wyrazu idei<br />

gdańskiego noblisty w różnych sztukach.<br />

Grass wykonywał bowiem rysunki i rzeźby,<br />

przedstawiające postaci i motywy z własnego<br />

pisarstwa (m.in. turbot i Aua). Niezwykle<br />

inspirujące wydaje się omówienie postaci<br />

tańczących, w których autorka (E. L. Thomas)<br />

dopatruje się obrazu zdominowania<br />

posłusznej kobiety przez prowadzącego w<br />

tańcu mężczyznę – być może temat zostanie<br />

podchwycony przez badaczy.<br />

Podsumowując należy stwierdzić, że<br />

omawiany tu tom zbiorowy stanowi nieocenione<br />

źródło informacji o dziele Grassa w<br />

zakresie różnych sztuk – o jego motywach,<br />

inspiracjach, zamierzeniach, przesłaniach,<br />

powinowactwach z wyboru, dostarczając<br />

zarazem obszernej wiedzy o życiu i obywatelskiej<br />

aktywności pisarza. Składają się nań<br />

artykuły świetnie skomponowane, skondensowane,<br />

napisane z dużym rozmachem<br />

i emocjonalnym zaangażowaniem autorów.<br />

Zapewniają one przekrojowy, wielopłaszczyznowy<br />

i bardzo wnikliwy ogląd twórczości<br />

gdańskiego pisarza i takiż obraz jego<br />

ludzkiej i artystycznej osobowości. Ponadto<br />

– a może przede wszystkim – zebrane prace<br />

mogą stanowić cenne źródło inspiracji dla<br />

obecnego i nowego pokolenia badaczy dzieła<br />

Grassa.<br />

157


Recenzje<br />

Wolfgang Schlott<br />

Liebe und Sex im Umfeld<br />

einer Studentenrevolte<br />

Li Dawei: Love, Revolution und wie Kater<br />

Haohao nach Hollywood kam. Roman. Herausgegeben<br />

und aus dem Amerikanischen<br />

übersetzt von Anne Rademacher. Mit Zeichnungen<br />

und Comics von Sheng Tao. München<br />

(Knaus Verlag) 2009, 230 S.<br />

Am 4. Juni 2009 jährte sich das Massaker<br />

des chinesischen Militärs auf dem Platz des<br />

Himmlischen Friedens in Peking zum zwanzigsten<br />

Mal. Eine Tragödie, die mehreren<br />

Hundert Studenten das Leben kostete und<br />

deren Ursachen in einem bislang geheim<br />

gebliebenen Dokument in diesen Tagen enthüllt<br />

wurden. Es stammt aus der Feder des<br />

in Ungnade gefallenen ehemaligen Generalsekretärs<br />

der Chinesischen KP, Zhao Ziyang<br />

(vgl. The Time, Nr. 21/2009, S. 20-21). Die<br />

zur Niederwalzung der Studenten-Manifestationen<br />

führenden Ereignisse bilden auch<br />

die Initialzündung für den Roman des 1963<br />

in Peking geborenen Li Dawei. Sein werbeträchtiger<br />

deutscher Titel enthält alle wichtigen<br />

Essenzen für eine spannende Lektüre:<br />

Liebe und ein wenig Sex im Umfeld einer<br />

gescheiterten Studenten-Revolte, Einblicke<br />

in das Pekinger Studentenmilieu der 1980er<br />

Jahre, ein sprechender Kater, dessen umwerfende<br />

Intelligenz selbst Hollywood-Reife<br />

erreicht, eine Story, die mit Comic-Zeichnungen<br />

ausgeschmückt ist, eine Dosis chinesische<br />

Zeitgeschichte und ein Ich-Erzähler,<br />

dessen Lebenslauf sich in einigen Passagen<br />

mit dem des Autors deckt. Li Dawei, nach<br />

dem Studium der Amerikanistik seit 2001 in<br />

den USA lebend, wo er als Journalist „für die<br />

chinesischen Zeitungen Jintian und Caijing<br />

158<br />

sowie das in Deutschland herausgegebene<br />

Magazin Ouline schreibt“ (so der Klappentext<br />

des Verlags), gehört zu der Gruppe jüngerer<br />

chinesischer Autoren, die unter dem Einfluss<br />

anderer Kulturen ihre Texte schreiben.<br />

Darüber hinaus weisen ihn seine literaturwissenschaftlichen<br />

Publikationen als einen<br />

Schriftsteller aus, der sich nicht nur mit der<br />

Ästhetik der Postmoderne beschäftigt. Sein<br />

in englischer Sprache 2005 erschienener Roman<br />

„A Cartoon Cat’s American Dream“,<br />

offensichtlich in manchen Passagen die<br />

Vorlage für den jetzt auch auf Deutsch vorliegenden<br />

„Roman“, zeichnet ihn auch als<br />

Trendsetter einer medial aufbereiteten Erzählliteratur<br />

aus. Es ist die Verbindung von<br />

Erzählsträngen und von Comicstrips, die<br />

über den Plot verteilt, eine Handlung vorantreiben,<br />

die darüber hinaus mit historischen<br />

Fakten gespickt ist.<br />

Der Ich-Erzähler, an der Kunstakademie<br />

in Peking eingeschrieben, will Cartoonist<br />

werden, obwohl es in China keine institutionalisierten<br />

Ausbildungsmöglichkeiten dafür<br />

gibt. Deshalb sucht er jede Gelegenheit,<br />

um zu Hause auf Cartoons seine wuchernde<br />

Phantasie und seine künstlerischen Fertigkeiten<br />

zu befriedigen. So werden die überall<br />

in den Buchladen herumhängenden Bildreproduktionen<br />

des großen Führers Mao Zedong<br />

die Grundlage für seine künstlerischen<br />

Entwürfe: „Neben die Hand, die der große<br />

Führer auf eine Marmorbalustrade stützte,<br />

montierte ich eine photorealistische Colaflasche.<br />

Über den roten Stern auf seiner Armeemütze<br />

klebte ich einen triumphierenden<br />

Garfield, der seine Pfote so ähnlich hoch-


eckte wie Mao die rechte Hand. Das Heft<br />

nannte ich: Kids of Mao & Coke“ (S. 11).<br />

Doch nicht nur die kommunistischen<br />

Führer verwandeln sich unter der Hand<br />

des Ich-Erzählers in Pop-Figuren. Auch die<br />

heroische chinesische Geschichte wird zum<br />

Spielball seiner kreativen Phantasie. Er entwickelt<br />

sie bei der Lektüre von einst verbotenen<br />

Büchern, die er in der nach der Kulturrevolution<br />

wieder geöffneten Stadtbibliothek<br />

liest. Er lebt in diesen Phantasiewelten und<br />

schafft es oft nicht, sie von der Realität zu unterscheiden.<br />

Doch diese Wirklichkeit dringt<br />

immer stärker in sein Leben ein, das von<br />

ungenehmen Überraschungen, jähen Kehrtwenden,<br />

aber auch von beruflichen Erfolgen<br />

gekennzeichnet ist. Da ist zum Beispiel die<br />

Kleine Kim, eine Mathematik-Studentin, die<br />

er auf den beginnenden Protestdemonstrationen<br />

rund um und auf dem Tian’namen<br />

Platz kennen lernt. In sie verliebt er sich, mit<br />

ihr verbringt er seine Freizeit zwischen den<br />

Manifestationen. In beruflicher Hinsicht<br />

fördert die Begegnung mit Dan O’Neill den<br />

Kontakt zu ausländischen Zeitungen und<br />

damit auch die bessere Entlohnung für seine<br />

Arbeit. Doch private Unternehmen, noch<br />

dazu unversteuerte, sind in China in den<br />

1980er Jahren noch nicht erlaubt. Der Staat<br />

greift ein, Polizisten drohen ihm eine hohe<br />

Geldstrafe an, falls er sein illegales Gewerbe,<br />

die Herstellung von unabhängigen Comic-Magazinen,<br />

so genannte Comic Zines,<br />

nicht aufgebe. Auch in seinem Privatleben<br />

häufen sich die Konflikte. Seine Freundin<br />

Kleine Kim bezichtigt ihn des individuellen<br />

Eskapismus. Er solle sich der Studenten-Protestbewegung<br />

anschließen, die im Mai und<br />

Juni 1989 die gesamte Innenstadt von Peking<br />

erfasst. Anfang Juni ist er inmitten der<br />

demonstrierenden Studenten, die mit Losungen<br />

für Freiheit und Demokratie ihren<br />

Unwillen gegenüber dem kommunistischen<br />

Regime zum Ausdruck bringen. Er zeichnet<br />

Sprechblasen, schreibt Persiflagen auf Militärmärsche,<br />

reiht sich ein in die aufgebrachte<br />

Menschenmenge, um zu erleben, wie das<br />

Recenzje<br />

Militär gegen die Demonstranten vorgeht.<br />

Zunächst mit Tränengas und Wasserwerfern,<br />

dann mit scharfer Munition. Auf der<br />

Flucht vor den tödlichen Schüssen rettet er<br />

ein weißes Kätzchen, das sich nach dem ersten<br />

Bad als eine echte Schönheit entpuppt:<br />

„Das lange weiße Fell, die ausdrucksvollen<br />

grünen Augen und der buschige schwarze<br />

Schwanz, der mit einem schwarzen Fleck<br />

auf dem Kopf korrespondierte, verrieten die<br />

Perserkatze im Stammbaum.“ (S. 64) In den<br />

folgenden Wochen, die der junge Cartoonist<br />

vor den staatlich überwachten TV-Kanälen<br />

verbringt, entpuppt sich Haohao als sprechender<br />

Kater. Mit ihm führt er lange Dialoge,<br />

toleriert die pubertären Launen der<br />

männlichen Diva, die eifersüchtig ist auf die<br />

Mädchen, die den Cartoonisten dann und<br />

wann in seinem Privatquartier besuchen. Bei<br />

seinen nächtlichen Ausflügen registriert er<br />

die strenge militärische Überwachung der<br />

Straßen und Plätze in Beijing, erfährt, dass<br />

manche seiner Freunde und Bekannte bei<br />

dem Massaker ums Leben kamen, andere<br />

verhaftet wurden. Bald schon meldet sich<br />

die Universitätsverwaltung, der Parteisekretär<br />

fragt den Genossen Li (so der Vorname<br />

des Ich-Erzählers) nach dessen Bekanntschaft<br />

mit der Kleinen Kim, die, wie sich<br />

herausstellt, nach dem Massaker in die USA<br />

flüchtete. Doch Li erweist sich als geschickt<br />

genug, um nicht in die ideologischen Fallen<br />

der Partei zu geraten.<br />

Eines Morgens entdeckt er, dass sein<br />

Kater Haohao, den er auch mit weiblichen<br />

Eigenschaften versieht, ihn in Dialoge<br />

verwickelt, schauspielerische Fähigkeiten<br />

entwickelt und eigene Lebensstrategien<br />

entwirft. Damit ist er reif für Hollywood,<br />

nicht nur für das Trickfilm-Studio von Walt<br />

Disney, sondern für echte Bühnenshows.<br />

An der Seite von Lin, einer angeblich erfahrenen<br />

Show-Business-Frau, einer alten<br />

Bekannten von Li, reist er gut vorbereitet<br />

(sogar Englisch-Unterricht hat Haohao genommen)<br />

in die USA. Nach anfänglichen<br />

Auftrittserfolgen zeichnen sich die ersten<br />

159


Recenzje<br />

Enttäuschungen im monströsen Show-<br />

Geschäft ab. So heißt es lakonisch, dass er<br />

wegen seiner Hundephobie viele Chancen<br />

auf lukrative Verträge vergab und „schließlich<br />

aus Geldmangel zusätzlich in Las Vegas<br />

auftreten“ (S. 261) musste. Doch die wahre<br />

Geschichte des missglückten Aufenthaltes<br />

im Lande der unbegrenzten Möglichkeiten<br />

erfährt Li, der Ich-Erzähler, nach der überraschenden<br />

Heimkehr von Haohao.<br />

Die mit zahlreichen Comicstrips versehene<br />

Romanhandlung (sie stammen aus<br />

der Feder von Sheng Tao) erweist sich als ein<br />

geschickt arrangiertes Wechselspiel zwischen<br />

der Darstellung der Lebenswelten im Peking<br />

der späten 1980er und frühen 1990er Jahre<br />

und der Phantasiewelt des Ich-Erzählers.<br />

Der Leser wird somit einerseits in die private<br />

und halböffentliche Sphäre des gesellschaft-<br />

Thomas Mann Jahrbuch, Band 22, 2009.<br />

Begründet von Eckhard Heftrich und Hans<br />

Wysling, Herausgegeben von Thomas Sprecher<br />

und Ruprecht Wimmer, Vittorio Klostermann,<br />

Frankfurt am Main 2010, 344 S.<br />

Die in Verbindung mit der Deutschen Thomas-Mann-Gesellschaft<br />

Sitz Lübeck und der<br />

Thomas-Mann-Gesellschaft Zürich herausgegebenen<br />

Jahrbücher werden seit vielen<br />

Jahren auf dem höchsten wissenschaftlichen<br />

Niveau redigiert, was der vorliegende Band<br />

22 (2009) eindeutig beweist. Er enthält u.<br />

a. die Vorträge, die 2008 beim Kolloquium<br />

„Thomas Mann und Weimar“ gehalten wurden,<br />

aber auch reichhaltige Abhandlungen,<br />

eine Auswahlbibliographie und Mittei-<br />

160<br />

lichen Lebens und dessen politische Indoktrinierung<br />

in China eingeweiht, andererseits<br />

wird er in virtuelle Welten entführt, in denen<br />

die irdischen physikalischen Gesetze aufgehoben<br />

sind. Diese doppelte Wahrnehmung<br />

chinesischer Wirklichkeit charakterisiert<br />

den gegenwärtigen Zustand der Großmacht<br />

China, zwanzig Jahre nach dem Massaker<br />

auf dem Platz des Himmlischen Friedens,<br />

mit einer unvergleichbaren Tiefenschärfe.<br />

Staatlich angeordnetes Verschweigen der<br />

Studentenrevolte, Unterdrückung der Bürgerrechtsbewegung<br />

stehen parallel zur Förderung<br />

privatkapitalistischer Unternehmen<br />

und zur Propagierung der kommunistischen<br />

Ideologie. Widersprüche also, die sich<br />

in erstaunlicher Weise ausbalanzieren und<br />

möglicherweise die Grundlage für neue gesellschaftliche<br />

Modelle bilden.<br />

Norbert Honsza<br />

Thomas Mann Jahrbuch 2009<br />

lungen der oben erwähnten Thomas-Mann-<br />

Gesellschaften.<br />

Das Weimarer Kolloquium präsentierte<br />

einige hervorragende, bisher vielleicht weniger<br />

exponierte, Themen der Thomas-Mann-<br />

Forschung: Thomas Sprecher – Altersliebe<br />

als Entwürdigung und Grösse. Thomas Mann in<br />

Marienbad, Friedhelm Marx – „Durchleuchtung<br />

der Probleme“. Film und Photographie in Thomas<br />

Manns Zauberberg, Sabina Becker – Jenseits der<br />

Metropolen. Thomas Manns Romanästhetik in der<br />

Weimarer Republik. Der letzte Text zeigt das<br />

spannungsreiche und schwierige Verhältnis<br />

Thomas Manns zur Weimarer Republik,<br />

obwohl er immer wieder zu den wichtigsten<br />

Repräsentanten der Republik gekrönt wurde.<br />

Die Autorin vertritt die Meinung, dass


literarische Innovationen der zwanziger Jahre<br />

nicht immer mit ästhetischen Anschauungen<br />

von Thomas Mann zu vereinbaren<br />

waren. In so einem Zusammenhang entsteht<br />

dann unwillkürlich die Frage nach der Modernität<br />

des Zauberberges.<br />

In den zwanziger Jahren – argumentiert<br />

die Verfasserin – „redet Mann selten von Demokratie<br />

und Republik, stattdessen viel von<br />

Humanität und Menschlichkeit, nutzt also<br />

ältere, dem Aufklärungsdiskurs entnommene<br />

Begriffe, die nach der Erfahrung des<br />

Ersten Weltkriegs viel von ihrer Konkretheit<br />

und Anziehungskraft verloren hatten“. Thomas<br />

Mann scheint damals eindeutig eine<br />

klassische Form der Moderne zu vertreten,<br />

die sich unter den Hut eines „literarästhetischen<br />

Demokratisierungsprozesses“ nicht<br />

bringen lässt. „Er hält sich – konstatiert Sabina<br />

Becker – an die strikte Trennung von<br />

erzähltem Kosmos und aktuell erfahrbarer<br />

Außenwelt: Phänomene und Erfahrungswerte<br />

wie Pluralisierung, Diversifizierung<br />

der Erfahrungsrealität infolge der Masse,<br />

Vermassung, Beschleunigung und Schnelllebigkeit,<br />

soziale, technische, politische und<br />

kulturelle Mobilität, Ganzheitsverlust, u. a.,<br />

Kategorien also, die die Geschlossenheit und<br />

Linearität des Erzählten und der narrativen<br />

Welten nachhaltig stören, bleiben ihm von<br />

daher, zumindest als Autor, fremd. Wichtig<br />

ist für ihn vielmehr die Verfestigung des<br />

‚epischen Kunstgeistes’; und das meint letztendlich<br />

eben auch die Abwehr der Moderne-<br />

Erzählung, d. h. jener Erfahrung, die für die<br />

Weimarer Republik, für ihre gesellschaftliche<br />

Entwicklung ebenso wie für ihre literarische<br />

Profilierung geradezu substantiell ist“.<br />

Unter den Abhandlungen finden wir in<br />

dem hier besprochenen Jahrbuch interessante<br />

Texte von Niels Hansen (Im Bannkreis<br />

Goethes. Zu den Reden Thomas Manns und Franz<br />

Böhms 1949 in Frankfurt) und Aufsätze von Ivo<br />

Tartalja über Ivo Andric und Thomas Mann<br />

wie Bemerkungen zur Thomas-Mann-Rezeption<br />

in Japan von Ibuki Shitahodo und<br />

Eberhard Scheiffele. Ein aufschlussreiches<br />

Recenzje<br />

Zeitdokument sind ferner die Erwägungen<br />

von Armin Wishard über den zweiten Teil<br />

des Briefwechsels zwischen Thomas und<br />

Katia Mann und Hans W. Rosenhaupt 1932-<br />

1947.<br />

Zu einem der interessanteren Texte im<br />

22. Band gehört der Beitrag von Ehrhard<br />

Bahr „Nach Westwood zum Haarschneiden“. Zur<br />

externen und internen Topographie des kalifornischen<br />

Exils von Thomas Mann“. Es ist eine aufschlussreiche<br />

Ergänzung zum kalifornischen Aufenthalt<br />

des deutschen Schriftstellers, mit vielen,<br />

fast peniblen Recherchen über Ausflugsziele<br />

und Eisenbahnreisen. „Es ist wichtig<br />

daran festzuhalten, meint Bahr, dass fast alle<br />

der bekannten Exilschriftsteller in Los Angeles,<br />

wie zum Beispiel Bertolt Brecht, Lion<br />

Feuchtwanger, Thomas und Heinrich Mann,<br />

Franz Werfel im Westen und Nordwesten<br />

der Stadt lebten: in Beverly Hills, Brentwood,<br />

Santa Monica und Pacific Palisades.<br />

Wegen der kühlen Ozeanbrise gehörten die<br />

genannten Stadtteile zu den bevorzugten<br />

Wohngegenden. Ähnlich wie in den Metropolen<br />

Europas lagen die besseren Viertel<br />

von Los Angeles im Westen. Hollywood war<br />

eine Ausnahme; es war der Stadtteil mit den<br />

größten Gegensätzen (und ist es heute noch):<br />

arm und reich lebten dort auf engem Raum<br />

nebeneinander, doch streng getrennt durch<br />

den Sunset Boulevard, nördlich davon die<br />

Wohlhabenden, südlich davon die Arbeitslosen<br />

und Wohlfahrtsempfänger“.<br />

Manns Rückkehr nach Europa war zunächst<br />

nicht geplant. Wie er in einem Brief<br />

mitteilte, wollte er sein historisches Lebenswerk<br />

in einem schon wesentlich festgelegten<br />

Ort zu Ende führen und, wie seine Söhne,<br />

amerikanischer Bürger werden. Seine Meinung<br />

änderte sich nach der Welle des unerträglichen<br />

Anti-Kommunismus unter der<br />

Führung von Senator McCarthy. Wir wissen,<br />

dass diese Verdächtigungen sehr eng die<br />

Familie betrafen, besonders Klaus Mann.<br />

Dazu kamen seine Reise nach Weimar und<br />

die Unterschrift unter den Stockholmer<br />

Appell gegen Atomwaffen. Der Abschied<br />

161


Recenzje<br />

von Amerika war nicht leicht, es war ein<br />

schmerzlicher Prozess. „Die Angriffe – erinnert<br />

Bahr – kamen von verschiedenen Seiten,<br />

doch sie hatten einen kumulativen Effekt.<br />

Thomas Mann und seiner Familie wurde<br />

der Aufenthalt in den Vereinigten Staaten<br />

verleidet. Erika Mann, die ihrem Vater als<br />

Mitarbeiterin unentbehrlich geworden war,<br />

musste befürchten, dass ihr die Wiedereinreise<br />

verweigert würde. Es ist nicht verwun-<br />

Heinrich Mann Jahrbuch, Band 27, 2009.<br />

Begründet von Helmut Koopmann und<br />

Peter-Paul Schneider, Herausgegeben von<br />

Andrea Bartl, Ariane Martin und Hans Wißkirchen,<br />

Lübeck 2010, 348 S.<br />

In der Satzung der am 27. März 1996 gegründeten<br />

„Heinrich-Mann-Gesellschaft“<br />

wurde ihr Zweck definiert, und zwar wollen<br />

die Mitglieder die „Kenntnis des Lebens<br />

und Werkes ihres Patrons vertiefen und deren<br />

Zusammenhänge mit der Literatur und<br />

Geschichte seiner Zeit durch Vorträge, Tagungen<br />

und Publikationen darstellen“. Aus<br />

Anlass des 100. Erscheinungsjahres „eines<br />

der wichtigsten und schönsten Romane“<br />

des Autors – wie der Vorsitzende der HMG,<br />

Peter-Paul Schneider ankündigte – wurden<br />

die Tagung und somit der vorliegende Band<br />

27/2009 dem Roman Die kleine Stadt gewidmet.<br />

Geplant war, das Werk „in seiner besonderen<br />

Qualität und in seinen verschiedenen<br />

Kontexten in das Blickfeld zu rücken“, seine<br />

Entstehungs- und Rezeptionsgeschichte zu<br />

beleuchten und Verfilmungen, Dramatisierungen<br />

und Opernentwürfe zu erwähnen.<br />

162<br />

derlich, dass sich um diese Zeit die Aussagen<br />

in Manns Briefen und im Tagebuch vermehren,<br />

die von der Sehnsucht sprechen, ”.<br />

In Zürich wählte er, seinen alten Gewohnheiten<br />

nach, ein Haus in Kilchberg, das an die<br />

topographische Konstellation in Kalifornien<br />

erinnerte: die Nähe zum „Ländlichen“ und<br />

der „bequeme Kontakt mit der Stadt“.<br />

Paweł Strózik<br />

Heinrich Mann Jahrbuch 2009<br />

Unter den Autoren der während der<br />

Sitzung in Lübeck gehaltenen Vorträge, die<br />

in diesem Jahrbuch als wissenschaftliche<br />

Beiträge veröffentlicht wurden, findet man<br />

Forscher aus dem Ausland: Angela Merte-<br />

Rankin aus Maynooth in Ireland (Die ganze<br />

Stadt ist eine Bühne. Theatrale Konzepte,<br />

urbane Räume und Formen der Performanz<br />

in Heinrich Manns Die kleine Stadt), Stefania<br />

Sbarra aus Venedig (Heinrich Manns Die kleine<br />

Stadt (1909) oder die Lust am Stimmengewirr<br />

der Fremde), Margit Raders aus Madrit<br />

(Überlegungen zur Rezeption von Heinrich<br />

Manns Roman Die kleine Stadt im spanischen<br />

Sprachraum) und von den deutschen Universitäten<br />

und Hochschulen: Jürgen Joachimsthaler<br />

aus Heidelberg (Die Stadt als Palimpsest.<br />

Heinrich Manns symphonischer<br />

Roman Die kleine Stadt und sein narrativer<br />

Untergrund), Paolo Panizzo aus Halle-Wittenberg<br />

(Das »hohe Lied der Demokratie«<br />

und seine Sänger. Künstler und Bürger in<br />

Heinrich Manns Kleiner Stadt), Maren Ermisch<br />

/ Christina Ulrich aus Göttingen<br />

(»Die Schule der Menschlichkeit«. Thomas<br />

Manns Königliche Hoheit und Heinrich Manns


Die kleine Stadt. Stationen einer Ausstellung)<br />

und andere.<br />

Wie den angeführten Themen zu entnehmen<br />

ist, wurde das Werk in unterschiedlichen<br />

Aspekten und Dimensionen, aus der<br />

deutschen und nicht-deutschen Perspektive<br />

untersucht. Die Poetik Heinrich Manns<br />

und seine Kunst im auktorialen Erzählen<br />

wird von Joachimsthaler analysiert. An konkreten<br />

Beispielen wird belegt, wie durch die<br />

Einführung von Aberglauben in die Ereigniskette<br />

nicht das (zu erwartende, übliche)<br />

Ziel verfolgt wird, Schauereffekte oder Überirdisches<br />

herbeizurufen, sondern „zu sinnlicher<br />

Bildlichkeit drängende, starke Emotionalität<br />

auszudrücken“ (S. 10). Ferner bezeichnet<br />

der Verfasser den Roman als „eine<br />

stark akustisch orientierte Beschreibung oft<br />

gleichzeitiger und miteinander konkurrierender<br />

Rede- und Gesprächsereignisse, die<br />

sich überlagern wie (…) Noten und Melodiebögen<br />

einer Symphonie bzw. Oper“ (S. 10).<br />

Einen Versuch, die Mannsche Erzähltechnik<br />

zu beschreiben, unternimmt Panizzo.<br />

Mit Recht konstatiert er, dass „die Pluralität<br />

der Stimmen, mit denen der Leser der Kleinen<br />

Stadt ständig konfrontiert wird [im Roman<br />

fast ein hundert Personen – P.S.], letztlich<br />

den Inhalt selbst von den jeweiligen Äußerungen<br />

der einzelnen Figuren relativiert“<br />

(S. 71). Um eine Aussage einer Bedeutung<br />

zuzuordnen, müsse man sie in ein konkretes<br />

Rollenspiel setzen – erst in dem „performativen<br />

Akt in einer bestimmten dialogischen<br />

Situation“ ist der Inhalt verständlich. Merte-<br />

Rankin erklärt das Phänomen und die Modernität<br />

des Romans im Aspekt des theatralen<br />

Konzepts. Es handelt sich zwar um die<br />

allgemeine „Tradition des Stadtromans und<br />

seine Präsentation des städtischen Lebens<br />

als Theater“ (S. 89), aber im Unterschied<br />

zum Ursprünglichen bedient sich Heinrich<br />

Mann nicht des Theaters als Metapher, sondern<br />

verwebt Theater und Stadt sehr viel enger<br />

miteinander. „Die Theatermodelle (…)<br />

befinden sich zum Teil aufs Engste in einem<br />

Wechselspiel von Medium, Topographie der<br />

Recenzje<br />

Stadt und Funktionen städtischen Lebens“.<br />

So – argumentiert die Autorin – sei die Stadt<br />

Kulisse und Protagonist in einem (S. 94). Die<br />

Wissenschaftlerin weist auf ein interessantes<br />

Phänomen in den Romanen von Heinrich<br />

Mann hin, und zwar auf die „Doppelung<br />

der Handlungsebene“, die als das sich wiederholende<br />

Vorkommen von symbolhaften<br />

Begriffen oder Szenen zu verstehen ist. In<br />

der Kleinen Stadt ist das die Verdoppelung in<br />

der Liebesgeschichte zwischen Nello und<br />

Alba (mit ihrem tragischen Ende) und in der<br />

Handlung der Oper „Die arme Tonietta“.<br />

Im Werk Im Schlaraffenland werden die Doppelschicksale<br />

in den Liebesbeziehungen der<br />

Protagonisten deutlich (Andreas Zumsee<br />

und Adelheid Türkheimer, Andreas Zumsee<br />

und Agnes Matzke).<br />

Der Band enthält einen aufschlussreichen<br />

dokumentarischen Teil. Magali<br />

Laure Nieradka präsentiert den Briefwechsel<br />

zwischen Heinrich Mann und seiner zweiten<br />

Frau Nelly Kröger. Die Erstveröffentlichung<br />

(!) dieser Korrespondenz enthält insgesamt<br />

59 Briefe, 23 der Feder von Nelly und 36 von<br />

Heinrich Mann. Der Großteil der Briefe<br />

stammt aus den Jahren der französischen<br />

Emigration. Die Texte wurden wissenschaftlich<br />

bearbeitet und sind mit zahlreichen Anmerkungen<br />

(306) zu Umständen, genannten<br />

Personen und zur Sprache (einige Passagen<br />

im Französischen) versehen – eine angenehme<br />

und empfehlenswerte Lektüre.<br />

Unter den Buchbesprechungen, die das<br />

Jahrbuch enthält, finden wir den Text von<br />

Peter Stein, der drei Veröffentlichungen erörtert<br />

(Sieglinde Fliedner-Lorenzen, Marta<br />

Feuchtwanger, Nelly Mann, Salka Viertel. Drei<br />

Schriftstellerehefrauen im Exil 1933-1945, Kirsten<br />

Jüngling, »Ich bin doch nicht nur schlecht.« Nelly<br />

Mann. Die Biographie und Evelyn Juers, House<br />

of Exile. The Life and Times of Heinrich Mann and<br />

Nelly Kroeger-Mann).<br />

Die veröffentlichten Bände der Heinrich-<br />

Mann-Gesellschaft stehen auf einem hohen<br />

Niveau, sowohl im wissenschaftlichen, als<br />

auch im editorischen Sinne. Mit Erfolg wer-<br />

163


Recenzje<br />

den die in der Satzung angekündigten Ziele<br />

realisiert, indem sie ein breites internationales<br />

Lesepublikum faszinieren und auf eine<br />

interessante Art und Weise die (immer noch)<br />

Tomasz Honsza<br />

Zapomniana historia<br />

Abraham Ascher, Oblężona społeczność.<br />

Wrocławscy Żydzi w czasach nazizmu. Z języka<br />

angielskiego przeł. Jakub Tyszkiewicz,<br />

Wydawnictwo Nova, Wrocław 2009, ss. 318<br />

Pojawiające się w ostatnich latach na naszym<br />

rynku wydawniczym Judaica zostały wzbogacone<br />

interesującym studium Abrahama<br />

Aschera, emerytowanego profesora historii<br />

City University of New York, poświęconemu<br />

likwidowaniu w latach 30. i 40. żydowskiej<br />

społeczności we Wrocławiu. Na podstawie<br />

wielu dotychczas nieznanych lub częściowo<br />

znanych, ale dotąd niewykorzystanych źródeł<br />

oraz doświadczeń rodziny autora, sugestywnie<br />

ukazana została tragiczna historia<br />

jednej z najliczniejszych gmin żydowskich<br />

w Niemczech. Była to jednak zdecydowana<br />

mniejszość: 3,5 % ludności Wrocławia i<br />

mniej niż 1 % całej ludności Niemiec.<br />

W krótkiej, lecz rzeczowej Przedmowie<br />

do tego wydania kreśli Maciej Łagiewski<br />

bogatą, choć zawiłą historię Żydów wrocławskich.<br />

Walki frakcji kulturowych i religijnych<br />

były tu bowiem na porządku dziennym,<br />

co doprowadziło nawet w swoim czasie<br />

do wybudowania dwóch „konkurujących”<br />

synagog. Maciej Łagiewski przypomina historię<br />

powstania cmentarzy żydowskich,<br />

a przy tym prezentuje wielkie osobowości<br />

gminy Zachariasza Frankela i Abrahama<br />

Geigera oraz profesorów uniwersyteckich:<br />

Christlieba J. Branissa, Rudolfa Leonharda,<br />

164<br />

zu erforschenden Tatsachen über Heinrich<br />

Mann an die Öffentlichkeit bringen. Das<br />

Jahrbuch 2009 entspricht vollkommen diesem<br />

Ansatz.<br />

Ferdynanda Cohna i innych. W tym gronie<br />

znaleźli się też laureaci Nagrody Nobla: Fritz<br />

Haber i Max Born. Autor Przedmowy wspomina<br />

ponadto o bogatym życiu społecznym<br />

i kulturalno-artystycznym, gdzie niezwykle<br />

dużo mieli do powiedzenia Clara Sachs, Eugen<br />

Spiro czy Heinrich Tischler. Zarysowane<br />

przez M. Łagiewskiego prolegomena do<br />

książki Aschera są o tyle istotne, że ukazują<br />

żywą i pulsującą życiem społeczność, którą<br />

na skutek braku tolerancji religijno-obyczajowej<br />

i etnicznej w brutalnym akcie czystki<br />

antysemickiej próbowano bez skrupułów<br />

unicestwić.<br />

Sam Abraham Ascher przedstawia historię<br />

własnej rodziny w obszernym wstępie. Te<br />

wątki biograficzne znakomicie przygotowują<br />

czytelnika do fascynującej, nie pozbawionej<br />

dramatycznych momentów lektury aż do<br />

momentu, kiedy ojcu udało się na początku<br />

listopada 1938 roku wyjechać do Nowego<br />

Jorku. „Do maja 1939 roku mojej matce i<br />

mnie pozostawały niewesołe perspektywy.<br />

Wszystkie nasze wysiłki, aby uzyskać wizę,<br />

nie powiodły się. Przenieśliśmy się z przestronnego,<br />

czteropokojowego mieszkania<br />

do jednego pokoju w dużym mieszkaniu jednej<br />

z moich ciotek. Nasze fundusze topniały<br />

i groziło nam, że wydamy w ten sposób te kilka<br />

tysięcy marek, które rodzice odłożyli na<br />

„czarną godzinę”. Mój ojciec robił wszystko,<br />

aby nas wydostać, ale, niestety, bezskutecznie.<br />

Nie mógł także znaleźć pracy. Zdespe-


owany, rozważał przeniesienie się do Palestyny,<br />

gdzie, jak sądził, jego sytuacja byłaby<br />

lepsza i mógłby pomóc nam w emigracji, i<br />

gdzie najprawdopodobniej, po prostu chciał<br />

mieszkać. Moja matka nie chciała się zgodzić<br />

na takie rozwiązanie.”<br />

Następnie autor opisuje emigrację do<br />

Anglii, gdzie emigrantom żydowskim wiodło<br />

się różnie, niestety, często również nie najlepiej.<br />

Stąd udało im się szczęśliwie w 1943<br />

roku przenieść do USA. Mogli się kształcić:<br />

zostali nauczycielami w kręgu tradycji judaistycznych,<br />

a siostra Esther zajmowała różne<br />

ważne stanowiska w instytucjach edukacyjnych.<br />

Max wykładał w Hajfie język hebrajski,<br />

a sam autor ukończył Columbia University<br />

i został profesorem historii. Po przejściu<br />

na emeryturę zajął się bliżej historią Żydów<br />

wrocławskich. Owocem tych studiów jest<br />

prezentowana książka.<br />

Na przykładzie rodziny Ascherów można<br />

prześledzić jedną z wielu tragedii emigracyjnych.<br />

Była to bowiem rodzina, której<br />

z trudem udało się ochronić przed zagładą.<br />

Wrocław, jako jedno z największych skupisk<br />

ludności żydowskiej w Niemczech, stosunkowo<br />

późno objęty został totalną eksterminacją.<br />

Ale polityczne i społeczne wykluczenie<br />

Żydów przebiegało konsekwentnie i<br />

równie okrutnie, co wynikało z rasistowskiej<br />

ideologii. Ci, którzy do wybuchu drugiej<br />

wojny światowej nie zdążyli wyemigrować,<br />

znaleźli się w potrzasku, będąc na co dzień<br />

konfrontowani z coraz większa pogardą i<br />

nienawiścią. „Bez końca debatowano o tym,<br />

– pisze Ascher – ile procent żydowskiej krwi<br />

czyni daną osobę wrogiem rasy aryjskiej,<br />

i jestem przekonany, że oczyszczając państwo<br />

z Żydów, ludzie ci głęboko uwierzyli,<br />

że uczestniczą w wartościowym i moralnym<br />

Recenzje<br />

oraz intelektualnie uprawnionym przedsięwzięciu”.<br />

Zatem bez skrupułów przejmowano<br />

na korzyść Niemców majątki żydowskie.<br />

Autor książki stara się na podstawie<br />

skrupulatnej analizy setek dokumentów<br />

obiektywnie przedstawić dzieje Żydów wrocławskich<br />

i pisze, zgodnie z prawdą, że nie<br />

wszyscy mieszkańcy Wrocławia aprobowali<br />

czy popierali te haniebne działania. Ale był<br />

to na ogół cichy i bojaźliwy opór w nadziei,<br />

że Niemcy kiedyś wrócą do „normalności”.<br />

Jeżeli Żydzi do wybuchu wojny przetrwali,<br />

to raczej dzięki intensywnym staraniom<br />

różnych instytucji żydowskich, a nie mieszkańcom<br />

Wrocławia, chociaż po „nocy kryształowej”<br />

amerykańska ambasada w Berlinie<br />

stwierdziła, że „w tym rzeczywiście totalitarnym<br />

państwie zaskakującą cechą jest w tej<br />

sytuacji intensywność i rozmiar potępienia<br />

ostatnich wydarzeń wobec Żydów wśród niemieckich<br />

obywateli”. Jak wiemy na podstawie<br />

dalszych wydarzeń, protesty te nie miały<br />

żadnego wpływu na bieżącą politykę, prowadzoną<br />

przez Hitlera.<br />

Poruszające wspomnienia Aschera czyta<br />

się z tym większym zainteresowaniem, iż<br />

autorowi udało się wiarygodnie przedstawić<br />

dojście nazizmu do władzy w kontekście<br />

skomplikowanych losów wielu rodzin żydowskich,<br />

w tym również rodziny własnej.<br />

„Mimo dużej liczby zachowanych dokumentów<br />

– konkluduje Abraham Ascher<br />

– źródła te nie odpowiadają na wszystkie<br />

pytania historyczne, zawierają jednak wystarczająco<br />

dużo informacji, aby umożliwić<br />

opis i analizę dziejów jednego z większych<br />

skupisk niemieckiej ludności mozaistycznej<br />

w okresie nieporównywalnym z żadnymi z<br />

wcześniejszych prześladowań, który zakończył<br />

się zagładą”.<br />

165


Recenzje<br />

Anna Warakomska<br />

Schopenhauerowska rewolta<br />

w dobie dzikich czasów filozofii<br />

Rüdiger Safranski: Schopenhauer. Dzikie czasy filozofii.<br />

Biografia, przeł. Mateusz Falkowski, posłowiem<br />

opatrzyła Prof. Maria Janion. Wyd.<br />

Prószyński i S-ka, Warszawa 2008, s. 422<br />

Maria Janion, wyrażając w posłowiu do<br />

książki Rüdigera Safranskiego opinię o jednym<br />

z centralnych punktów rozważań Schopenhauera,<br />

mianowicie o etyce współczucia,<br />

wskazała jednocześnie na możliwą przyczynę<br />

regularnie odnawiającego się co pewien<br />

czas zainteresowania tym myślicielem. Owo<br />

współczucie czy, jak czytamy, „praktyczna<br />

mistyka”, łagodząc pesymizm, zapewniając<br />

chwilową ulgę od świadomości wszechogarniającego<br />

cierpienia, jest, wedle badaczki,<br />

tym, co zarówno ocala samego filozofa uwikłanego<br />

w niezwykle konsekwentny system,<br />

jak i daje wytchnienie jego wnikliwym czytelnikom<br />

„pomimo wszystko” powracającym<br />

do lektury dzieł mistrza (por. s. 415).<br />

Z kolei Rüdiger Safranski w przedmowie<br />

do swojej książki, którą traktuje jako wyznanie<br />

miłości do filozofii, podkreśla historyczno-praktyczny<br />

wymiar zapatrywań swego<br />

bohatera i ich przydatność dla człowieka<br />

współczesnego. Uważa, iż zadaniem filozofii<br />

dziś jest „dorosnąć do tego”, co ujawniło się<br />

w wielkich wydarzeniach epoki takich, jak:<br />

Auschwitz, Archipelag Gułag i Hiroszima.<br />

Aby cel ten osiągnąć, zaleca ponowne zagłębienie<br />

się w przemyślenia Artura Schopenhauera;<br />

poszukanie inspiracji nie tylko w jego<br />

pesymizmie, ale także w projekcie radykalnej<br />

powściągliwości i sprzeciwu (por. s. 9-10).<br />

Podobne rekomendacje wydają się niezwykle<br />

intrygujące. Stawiają bowiem przed<br />

czytelnikiem trudne pytanie, mianowicie,<br />

166<br />

czy idee, jakie znalazły zrozumienie i odzew<br />

w drugiej połowie dziewiętnastego wieku,<br />

choć spisano je znacznie wcześniej, mogą nadal<br />

autentycznie pobudzać? Safranski udziela<br />

na nie pozytywnej odpowiedzi, a swoją<br />

książką udowadnia słuszność zawartej w<br />

nim poniekąd tezy. Pokazuje nam Schopenhauera<br />

niezmiennie aktualnego wraz z jego<br />

wyobrażeniem świata jako woli i przedstawienia,<br />

zdecydowanym przeciwstawieniem<br />

się świeckiej filozofii rozumu, absolutyzacją<br />

woli – wizją ciała jako jej inkarnacji, metafizyką<br />

sztuki – zwłaszcza wielkim uznaniem<br />

dla niezależnej aktywności duchowej nienakierowanej<br />

na cel i potrzebę (zob. głównie<br />

księga II, rozdz. 14-16 oraz 21-22). Autor spokojnie<br />

i rzeczowo wyjaśnia fundamentalne<br />

zasady filozofii Schopenhauera, sięgając do<br />

jego pism i opatrując je gruntownym komentarzem.<br />

Zadaje sobie równocześnie trud<br />

przedstawienia rodzących się myśli w szerszym<br />

kontekście biograficznym. Wspominając<br />

np. górskie przeżycia bohatera, poszukuje<br />

potencjalnych impulsów do refleksji oderwanych<br />

od konkretnych wydarzeń. Cytuje:<br />

„Kiedy jednak powód zewnętrzny lub nastrój<br />

wewnętrzny wydobywają nas nagle z bezkresnego<br />

nurtu pragnień i odrywają poznanie od<br />

niewolniczego służenia woli, kiedy […] rzeczy<br />

rozpatrywane są […] bezinteresownie,<br />

[…] z całkowitym im oddaniem, […] wtedy<br />

spokój, zawsze poszukiwany, lecz nie osiągalny<br />

nigdy pierwszą drogą, drogą pragnień,<br />

naraz pojawia się sam i jest nam bez reszty<br />

dobrze. Jest to bezbolesny stan, który Epikur<br />

zachwalał jako dobro najwyższe i stan boski,<br />

albowiem przez tę chwilę wolni jesteśmy od<br />

haniebnego naporu woli, świętujemy sabat


okiełznania woli, koło Ixiona zatrzymało<br />

się w miejscu” (s. 249). I ten wyimek ze Świata<br />

jako woli i przedstawienia nieco dalej został<br />

omówiony następująco: „Człowiek wolny<br />

od ‘haniebnego naporu’ może spokojnie<br />

widzieć we wszystkim już wyłącznie spektakl<br />

woli. Głównym aktorem tego spektaklu jest<br />

ciało. Schopenhauer w swojej filozofii ciała<br />

porzuca tradycyjny dualizm dusza – ciało,<br />

dokonując przy tym rzeczy wcześniej niesłychanej:<br />

ciało jako ucieleśniona wola staje się<br />

fundamentalną zasadą całej metafizyki” (ibidem).<br />

Rozpatrując zatem właściwy żywioł<br />

filozofii Schopenhauera, autor przechodzi<br />

niepostrzeżenie do kolejnej istotnej odsłony<br />

tych rozważań, a w podobny sposób skonstruowana<br />

jest cała opowieść. Nie tylko ów<br />

spokojny, wyważony ton wywodu, również<br />

jasny styl i piękny język, także język polskiego<br />

przekładu autorstwa Mateusza Falkowskiego,<br />

niezmiernie zachęcają przy tym do<br />

lektury.<br />

Podkreślić jednocześnie należy, że książka<br />

Safranskiego oferuje znacznie więcej niż<br />

wyłącznie pogłębione sprawozdanie z historii<br />

filozofii. Artur Schopenhauer nie został<br />

bowiem przedstawiony jak postać z leksykonu.<br />

Poza treścią i sensem głoszonych przezeń<br />

teorii ukazano też jego uczucia: zwłaszcza<br />

trudne relacje z matką i siostrą, uzależnienie<br />

od ojca, specyficzny stosunek do otoczenia,<br />

przyjaźnie, przeżycia intymne itp. (zob.<br />

m.in.: rozdz. 1-6 księgi pierwszej oraz rozdz.<br />

12, 14-20 księgi drugiej).<br />

Nade wszystko interesująca jest jednak<br />

w tej biografii bogata siatka odniesień, jakie<br />

misternie kreśli autor. Prezentuje przemyślenia<br />

Schopenhauera zarówno na tle<br />

otaczających go wydarzeń, dziejów, jak i w<br />

perspektywie dokonań poprzedników czy<br />

filozofów jego epoki. Jak zapewnia podtytuł<br />

książki, a także fragment introdukcji,<br />

mamy do czynienia nie tylko z curriculum vitae<br />

wybranej postaci, ale również z deskrypcją<br />

specyficznego okresu historii. Czytamy:<br />

„Był czas, gdy namiętnie myślano o Bogu<br />

i świecie; kiedy zdziwienie budził fakt, że<br />

Recenzje<br />

istnieje coś, a nie nic. Książka sięga do lat,<br />

w których filozofia raz jeszcze, być może<br />

po raz ostatni, rozkwitła w pełnej krasie.<br />

‘Dzikie czasy filozofii’: Kant, Fichte, Schelling,<br />

romantyzm, Hegel, Feuerbach, młody<br />

Marks. W tak ekscytujący sposób i tak<br />

gorączkowo jeszcze nigdy w zasadzie nie<br />

myślano. A wszystko z powodu odkrycia<br />

Ja, czy to w formie ducha, czy etyczności,<br />

natury, ciała, czy proletariatu – zawsze równie<br />

łatwo budziło najbardziej przesadne nadzieje.<br />

Odbierano ‘roztrwonione na niebie<br />

bogactwa’: podkreślając przy tym, że idzie<br />

o czyste wytwory Ja” (s. 9). Powyższa zapowiedź<br />

całkowicie znajduje potwierdzenie w<br />

treści książki. Poza wymienionymi nazwiskami<br />

znajdziemy w niej odniesienia do<br />

wielu innych znamienitych postaci: Pascala,<br />

Rousseau, Woltera, Matthiasa Claudiusa,<br />

Wielanda, Herdera, Jeana Paula, Jacobiego,<br />

Goethego, Schillera, braci Schleglów, Tiecka,<br />

Hölderlina, Schleiermachera, Wackenrodera,<br />

E.T.A. Hoffmanna, Heinego (m.in.:<br />

rozdz. 4-18). Ale poza plejadą gwiazd epoki,<br />

poza kunsztownie przedstawionym katalogiem<br />

wpływów i wzajemnych inspiracji,<br />

znajdziemy też w książce zajmujące połączenia<br />

intelektualne wybiegające w przyszłość.<br />

Mówi się tu bowiem o znaczeniu filozofii<br />

Schopenhauera zarówno dla jego najpilniejszego<br />

i jednocześnie najmniej pokornego<br />

ucznia – Friedricha Nietzschego, jak i o<br />

jej oddziaływaniu na pisarzy niemieckich:<br />

dziewiętnastowiecznych realistów, jak np.<br />

Wilhelma Buscha, Theodora Fontanego<br />

czy Wilhelma Raabego oraz przede wszystkim<br />

na chronologicznie późniejszą ironię<br />

Tomasza Manna (zob. rozdz. 19, 23).<br />

Można się zatem z Schopenhauera. Dzikich<br />

czasów filozofii wiele dowiedzieć, wiele nauczyć.<br />

Książkę, jak już wspominałam, napisano<br />

pięknym językiem, a ponieważ nie<br />

brakuje jej również poetyckiego rozmachu,<br />

to czyta się ją właściwie jak powieść. Ciekawą<br />

opowieść o niezwykłej epoce i jednym z<br />

jej wyjątkowych przedstawicieli. Polecam ją<br />

wszystkim miłośnikom mądrości.<br />

167


Recenzje<br />

Norbert Honsza<br />

Eine würdige Festschrift<br />

Breslau und die ganze Welt. Festschrift für<br />

Prof. Dr. Irena światłowska-Prędota zum 65.<br />

Geburtstag. Hrsg. von Wojciech Kunicki,<br />

Jacek Rzeszotnik und Eugeniusz Tomiczek,<br />

Wrocław-Dresden 2009, 722 S.<br />

Festschriften zu besprechen, ist manchmal<br />

ein vages Unternehmen. Man kennt meistens<br />

die Jubilarin (den Jubilar), oft ist es ein<br />

ehemaliger Mitarbeiter oder Schüler. Auch<br />

die Beiträger sind meistens Kolleginnen<br />

und Kollegen, zerstreut in der ganzen Welt.<br />

Wenn ich dennoch an dieser Stelle, ziemlich<br />

allgemein und flüchtig, auf die Festschrift<br />

für Irena światłowska-Prędota verweise,<br />

dann habe ich meine Gründe dafür. Die<br />

Jubilarin ist für die Breslauer Germanistik<br />

eine wichtige Persönlichkeit, mit welcher ich<br />

über viele Jahre als Vorgesetzter, Kollege und<br />

Freund kollegial und erfolgreich zusammen<br />

gearbeitet habe. Ihr Fleiß, hohe Disziplin,<br />

menschliche Wärme und ausgezeichnete<br />

didaktische Fähigkeiten haben mich immer<br />

stark beeindruckt. Als vieljähriger Lehrstuhlleiter<br />

am Germanistischen Institut konnte<br />

ich immer mit ihrer klugen und besonnenen<br />

Mitarbeit und Hilfe rechnen. Ihre Kreativität<br />

war (und ist wohl weiterhin) kaum zu<br />

bändigen: Ihre Teilnahme an Symposien<br />

und wissenschaftlichen Konferenzen im In-<br />

und Ausland ist überwältigend, ähnlich wie<br />

ihre Mitgliedschaften in wissenschaftlichen<br />

Gesellschaften. Also kein Wunder, dass so<br />

viele Kolleg(inn)en aus Polen, Deutschland,<br />

Frankreich, USA, Holland, Großbritannien,<br />

Belgien, Ungarn, Slowenien und Litauen an<br />

Ihrer Festschrift mitwirken wollten.<br />

168<br />

Von den vielen, wichtigen und interessanten<br />

Aufsätzen nennen wir nur einige,<br />

die besondere Beachtung und Würdigung<br />

verdienen:<br />

Bernd Balzer – Haubentaucher und Heroinen<br />

– Beobachtungen beim Wiederlesen<br />

von Günter Grass’ Ein weites Feld und Christa<br />

Wolfs Medea.<br />

Marcin Cieński – Einige Bemerkungen<br />

über die Kontinuität des Klassizismus in der<br />

polnischen frühneuzeitlichen Literatur.<br />

Hans Esselborn – Das Paris der Emigranten.<br />

Günter Häntzschel – Gespenster der Vergangenheit.<br />

Zu Wolfgang Koeppens Romanen<br />

der fünfziger Jahre.<br />

Tomasz Małyszek – Parks und Gärten als<br />

literarisches Phänomen.<br />

In drei weiteren Teilen der Veröffentlichung<br />

wurden sprachwissenschaftliche<br />

und kulturpolitische Texte, sowie u. a ein<br />

Auszug aus dem Roman Marmelsteins Verwandlung<br />

von Wolfgang Bittner präsentiert.<br />

Der letzte Teil bringt ein beachtliches<br />

Publikationsverzeichnis der Jubilarin:<br />

3 Monografien, 6 Herausgeberschaften,<br />

3 Bibliografien, 69 Studien und wissenschaftliche<br />

Abhandlungen, 13 Buchbesprechungen,<br />

3 Berichte und 11 andere Veröffentlichungen.<br />

Ein grobes Missverständnis dieser wissenschaftlich<br />

auf hohem Niveau herausgegebenen<br />

Festschrift ist ihr Titel: Warum<br />

Breslau? Warum die ganze Welt? Worum<br />

geht es? Denn Megalomanie darf ich weder<br />

den Herausgebern noch der Jubilarin unterstellen.


Recenzje<br />

Klaus Hammer<br />

Eine dichterische Topografie Berlins<br />

Frank Möbus (Hg.): Ringelnatz. Nach Berlin,<br />

nach Berlin, nach Berlin! Gedichte, Prosa<br />

und Dokumente aus der Berliner Zeit.<br />

Berlin, Verlag für Berlin-Brandenburg 2009.<br />

250 Seiten, 8 Farb- und 10 Schwarzweiß-Abbildungen.<br />

Bitternis, Melancholie, Clownerie, Leiden<br />

an der Zeit, harte Schale, hinter der aber<br />

eine „zarte Weltseele“ durchscheint - das<br />

sind die Elemente seiner Poesie. Zeitlebens<br />

wollte Joachim Ringelnatz, der eigentlich<br />

Hans Bötticher hieß, anders sein, als er sich<br />

gab. Aber er war rettungslos auf sich selber<br />

zurückgeworfen. Das hat er in grotesken lyrischen<br />

Figurationen ebenso rücksichts- wie<br />

rückhaltlos ausgesprochen. Denn Ringelnatz<br />

ist Bekenntnis- und Gelegenheitsdichter.<br />

Viele seiner Gedichte haben die Funktion<br />

von Briefen, Kartengrüßen, Widmungen,<br />

Dankadressen. Die Rückhaltlosigkeit von<br />

Ringelnatz resultiert dabei nicht in großen<br />

Worten, sondern immer im Bezug auf das<br />

Alltägliche.<br />

Seine künstlerische Laufbahn begann<br />

Ringelnatz in der Schwabinger Künstlerkneipe<br />

„Simplicissimus“, wo er als Hausdichter<br />

und Kabarettist tätig war. 1920<br />

erhielt er ein Engagement an der Berliner<br />

Kleinkunstbühne „Schall und Rauch“ von<br />

Hans von Wolzogen. Er unternahm Tourneen<br />

im deutschsprachigen Raum und trug<br />

seine eigenen Dichtungen unter dem 1919<br />

gewählten Namen Ringelnatz vor - der seemännischen<br />

Bezeichnung für das Glück<br />

bringende Seepferdchen, dieser Name sollte<br />

ihn schützen wie eine „Tarnkappe“. Er betätigte<br />

sich auch als Maler und schuf über 200<br />

Ölbilder, Aquarelle und Zeichnungen.<br />

Mit den beiden Bänden von 1920 war<br />

ihm der Durchbruch gelungen: „Turngedichte“<br />

und „Kuttel Daddeldu oder das<br />

schlüpfrige Leid“. Die „Turngedichte“ geben<br />

sich so, als ob sie der jeweiligen Turnübung<br />

synchron liefen. Jede einzelne Übung oder<br />

Sportart wird in Richtung der ihr innewohnenden<br />

Möglichkeiten übersteigert. Dabei<br />

wird das Groteske an den Punkt getrieben,<br />

an dem es in schieren Irrsinn umschlägt.<br />

Das Gedicht bricht in dem Augenblick ab,<br />

in dem sein Gegenstand zerbricht. Es ist, in<br />

übertragenem Sinne, ein Salto mortale mit<br />

tödlichem Ausgang. Zugleich sind diese<br />

Groteskgedichte durchweg literarische Parodien:<br />

Ringelnatz nutzt tradierte literarische<br />

Formen, Reminiszenzen, Assoziationen,<br />

Zitate und Fehl-Zitate, um im Medium des<br />

Turnens seine Zeit insgesamt lyrisch zu attackieren.<br />

Gelegentlich verwendete er die<br />

Form des Rollengedichts, um Leid, Groll,<br />

Angst, Hoffnung artikulieren zu können:<br />

„Die Lumpensammlerin“, „Stimme auf einer<br />

steilen Treppe“, „Worte eines durchfallkranken<br />

Stellungslosen in einen Waschkübel<br />

gesprochen“. Den täglichen Existenzkampf<br />

meistern seine Außenseiter und Armen mit<br />

einem Mundwerk, das sich um Konventionen<br />

und Etiketten wenig schert.<br />

Das Rollengedicht wird schließlich an<br />

eine andere Figur delegiert, das andere Ich<br />

des Dichters, die „Tarnkappe“, die nicht<br />

verbirgt, sondern enthüllt: den Seemann<br />

Kuttel Daddeldu. Mit den moritatenhaften<br />

Seemannsliedern, in denen der Titelheld<br />

von wilden Seefahrten und nicht weniger<br />

chaotischen Binnenlandaufenthalten in<br />

Hafenkneipen, Bordells, bei der festen Braut<br />

Marie, die aus Bayern stammt, und Kindern<br />

169


Recenzje<br />

in aller Herren Ländern Bericht gibt, tingelte<br />

Ringelnatz in den 20er und frühen 30er Jahren<br />

quer durch Deutschland. Die Moral, die<br />

sich auf diese Welt beziehen lässt, ist banal<br />

und nüchtern, zuweilen zynisch und brutal:<br />

„Du musst die Leute in die Fresse<br />

knacken…<br />

Und wenn du siegst: so sollst du traurig<br />

gehen,<br />

Mit einem Witz. Und sie nicht<br />

wiedersehen.“<br />

Frank Möbus, Professor für Neuere<br />

Deutsche Literatur an der Universität Göttingen<br />

und Herausgeber mehrerer Ringelnatz<br />

–Bände, hat jetzt Gedichte, Prosa und<br />

Dokumente aus Ringelnatz’ Berliner Zeit<br />

zusammengefasst und sie mit Zeichnungen,<br />

Aquarellen und Gemälden des Dichters versehen.<br />

Seit 1920, seit seinem Engagement an<br />

der Kleinkunstbühne „Schall und Rauch“,<br />

kannte Ringelnatz Berlin und 1930 bis zu<br />

seinem Tode 1934 sollte die Metropole sein<br />

ständiger Wohnsitz werden. 1929 heißt es in<br />

dem Gedicht „Sehnsucht nach Berlin“:<br />

170<br />

Berlin wird immer mehr Berlin.<br />

Humorgemüt ins Große.<br />

Das wär mein Wunsch: es anzuziehn<br />

Wie eine schöne Hose.<br />

Und wär Berlin dann stets um mich<br />

Auf meinen Wanderwegen.<br />

Berlin, ich sehne mich in dich.<br />

Ach komm mir doch entgegen.<br />

Es kam ihm entgegen, dieses Berlin der<br />

Weimarer Republik, das Ringelnatz auf seinen<br />

Wanderwegen durchstreifte, tagsüber<br />

und in der Nacht, zu allen Jahreszeiten, auf<br />

den Straßen und in den Hinterhöfen, in<br />

den Parks und Biergärten, in der „Herren-<br />

Bar“ und bei den Prostituierten. „Unter den<br />

Linden / Schwindet der Hass, / Sieht man<br />

immer etwas / Um die Ecke verschwinden“.<br />

Ihm begegnen die Lumpensammlerin und<br />

„schöne Fraun mit schönen Katzen“, ihn<br />

stört das Reden, „weil es nichts Neues dir<br />

enthüllt“, und so zieht er sich müde in seine<br />

vier Wände zurück: „Leg dich in deine Hände,<br />

/ Dann schäumt das schillernde Berlin /<br />

Um deine ernsten Wände. - - / Dein Schiff<br />

wird in die Ferne ziehn“. Und immer wieder<br />

bricht die unerschütterliche Liebe zu seiner<br />

Frau durch, die er zärtlich „Muschelkalk“<br />

nannte und der er in einem „Privat-Telegramm“<br />

anvertraut: „Unsrer beider Herzen<br />

mögen schwer sein / Durch gemeinsames<br />

Missgeschick. / Aber keine Stunde zwischen<br />

uns darf liebeleer sein. // Denn ich liebe<br />

dich durch dick und dünn“. Er dankt dem<br />

Stück Bindfaden, das er fand: „Bindfaden,<br />

du dünne Kleinigkeit / Wurdest mir zum<br />

Tau. - / Damals war Hungerszeit; / Und ich<br />

hätte ohne dich in jener Nacht / Den Kartoffelsack<br />

nicht heimgebracht“. Da steht ein<br />

Mann, „der unverwandt nach einem Fenster<br />

sah“, und dieser Anblick lässt ihn nicht<br />

mehr los: „Zu sehen, wie der Mann dort<br />

stehen bleibt; /Vielleicht sind wir dann nur<br />

sentimental“. Die Klugheit der Krähe, die<br />

weiß, „was hinter Vogelscheuchen steckt“,<br />

imponiert ihm ebenso sehr („Sie torkelt<br />

scheue Ironie, / Flieht souverän beschaulich.<br />

/ Und wenn sie mich sieht, zwinkert sie<br />

/ Mir zu, doch nie vertraulich“) wie ihn ein<br />

„regenzerschlagener Schmetterling. – Arm<br />

Ding!“ zu Tränen rührt. Der Wandel und das<br />

Unbestimmbare bei Ringelnatz wird in allen<br />

Spielarten gezeigt: witzig und voller Tristesse,<br />

deftig und zart, spielerisch und erschütternd<br />

ernsthaft, aber auch sentimental-romantisch,<br />

lyrisch-heiter und bizarr-grotesk oder<br />

unheimlich bis gewalttätig-abstoßend.<br />

Die innere Misere der Weimarer Republik<br />

lässt sich aus Ton, Thematik und Tendenz<br />

seiner Berlin-Gedichte aufs Genaueste<br />

erschließen. Eigene Verworrenheit und Lust<br />

am Verwirren bedingen einander wechselseitig.<br />

Je mehr sich Ringelnatz auf sich selbst,<br />

dickhäutig, aber hochgradig schmerzempfindlich,<br />

zurückzieht, desto stärker wird er<br />

zum Medium seiner Epoche. Instinktsicher<br />

bevorzugt er die Form der poetischen Epistel.<br />

Sie ist bei Ringelnatz nicht Mittel ge-


danklicher Kommunikation im Sinne der<br />

Aufklärung, sondern beiläufige, gebrochene,<br />

verschrobene Übermittlung von Gefühlen,<br />

Stimmungen, Befindlichkeiten. Ringelnatz<br />

liefert eine lyrische Topografie Berlins. Markiert<br />

wird nur das, was der Dichter zu assimilieren<br />

vermag. Der reisende Artist, der er<br />

trotz seines Wohnsitzes in Berlin geblieben<br />

ist, Sinnbild des unbehausten Menschen, bewegt<br />

sich am Rande der Gesellschaft, er hat<br />

Angst, das Leben zu versäumen und verfehlt<br />

es dann auch wirklich permanent. Bescheiden,<br />

zermürbt, überflüssig, wagt er doch<br />

den Protest. Dass sich dieser Protest letzten<br />

Endes nicht politisch artikuliert, ist selber<br />

wieder politisches Symptom.<br />

Und doch stimmt das so nicht. Ja, die<br />

Welt wird als bekannt vorausgesetzt, dann<br />

aber – mit der Beiläufigkeit des „Allerdings“,<br />

so der Titel des 1928 erschienenen<br />

zentralen Gedichtbandes – leise, aber energisch<br />

in Frage gestellt. Ohne rigoroser Moralist<br />

zu sein, unterscheidet Ringelnatz sehr<br />

genau zwischen Gut und Böse. Seine Liebe<br />

gilt den Kleinen und Unscheinbaren, sein<br />

Hass denen, die sich aufspielen, die mehr<br />

sein wollen, als sie sind. „Nichts stimmt, was<br />

mir begegnet“, stellt Ringelnatz fest. Bündiger<br />

hat keiner die Atmosphäre der 20er<br />

Jahre getroffen. Liebe und Freundschaft<br />

sind bei Ringelnatz nicht zu trennen. Denn<br />

jede Liebe ist Freundschaft, ist nichts weiter<br />

als zarte, das Eigensein des anderen achtende<br />

Berührung. Die Intensität des Fühlens<br />

verbirgt sich hinter scheuen Gesten, deren<br />

Unbeholfenheit sich auch sprachlich manifestiert.<br />

Bevorzugte Geste ist die des Schenkens,<br />

in der immer zugleich auch die Geste<br />

des Opferns verborgen ist. Wenn Ringelnatz<br />

auf die Erfahrung des Einzelnen mit<br />

der Welt schlechthin zu sprechen kommt,<br />

dann versagt stets eines am anderen. Dieses<br />

Versagen wird vorzugsweise in Monologen<br />

ausgesprochen. Die Reduktion des lyrischen<br />

Ich vom Menschen auf das Tier dient dann<br />

gelegentlich dem schärferen Herausarbeiten<br />

dieses Versagens: „Immer noch studiere /<br />

Recenzje<br />

Ich am kleinsten Tiere: / Welche himmelhohen<br />

Rätsel es gibt“. Dabei schlagen Strukturelemente<br />

der tradierten Fabel durch. Hinzu<br />

tritt die Wortverkehrung, der Wortwitz, das<br />

Wortspiel. Doch allzu oft sinkt das Wortspiel<br />

auch zum Kalauer ab. Stärker ist Ringelnatz<br />

dort, wo er sich die Auflösung der Sprache<br />

als Medium der Kommunikation zunutze<br />

macht. Einsamkeit ist, verschärft, Kommunikationslosigkeit.<br />

Wo dieses Problem thematisiert<br />

wird, das sind die Gedichte über<br />

Dichtung. Vermittels des Gedichts wird demonstriert,<br />

dass es unmöglich ist, Gedichte<br />

zu schreiben. Auch das „Unanständige“<br />

vieler Gedichte von Ringelnatz ist wohl nur<br />

eine Form, diese „Unmöglichkeit“ zu bekunden.<br />

Im öffentlichen Bewusstsein hatte sich<br />

Ringelnatz zwar das Image eines Komikers<br />

und Humoristen geschaffen, als ernsthaften<br />

Dichter hat ihn dabei aber kaum jemand<br />

wahrgenommen. Erich Kästner hat das<br />

schon 1924 bedauert: „Es ist so traurig, dass<br />

sich die meisten gewöhnt haben, über Ringelnatz<br />

als einen Hanswurst und Suppenkaspar<br />

zu lachen. Erkennen denn so wenige,<br />

dass man keine Kabarettnummer, sondern<br />

einen Dichter vor sich hat? ... Ringelnatz ist<br />

ein Dichter. Und bei Gott kein geringer.“<br />

Großstadt- und Seemannsgedichte, Kinderlyrik,<br />

Liebesgedichte, Lieder, Parodien,<br />

Episteln, Epigramme, Chansonnetten und<br />

Couplets und vieles andere mehr finden wir<br />

in diesem Berlin-Band. In diesen Texten vermischen<br />

sich die Realitätsebenen, Namen<br />

assoziieren Eigenschaften und werden um<br />

neue Konnotationen erweitert. Ungewöhnliche<br />

Kombinationen bringen ursprüngliche<br />

Bedeutungen und Zusammenhänge ins<br />

Wanken. Da gibt es Brüche, Irritationen und<br />

Unvollständiges, das ergänzt werden muss.<br />

In seinen Bildern wie Texten ist die Imaginationskraft<br />

des Lesers oder Betrachters immer<br />

mit einbezogen. Mitunter wenden sie sich<br />

an Kinder und Erwachsene zugleich. Ein<br />

Wagnis – aber warum nicht? - ist der „…liner<br />

Roma…“ (1924), mit zehn Bildern von ihm<br />

171


Recenzje<br />

selbst, ein Berliner Roman in dadaistischer<br />

Collagetechnik, der weder über einen „ordentlichen<br />

Anfang“ noch über ein “rechtes<br />

Ende“ oder eine eigentliche Handlung verfügt.<br />

Es ist die Großstadt, die sozusagen die<br />

Handlung übernommen, die ihre der Apokalypse<br />

entgegentaumelnden Bewohner instrumentalisiert<br />

hat. Im Unterschied zu dem<br />

5 Jahre später erschienenen Döblinschen<br />

Roman „Berlin Alexanderplatz“, in dem<br />

Franz Biberkopf im Dickicht der großen<br />

Stadt überlebensfähig werden soll, werden<br />

bei Ringelnatz keine Handlungsangebote<br />

gemacht, sein diagnostischer Text empfiehlt<br />

keine politische Therapie der gesellschaftlichen<br />

Missstände.<br />

In Ringelnatz’ Roman fordert am<br />

Schluss Gustav seine Freundin auf, Berlin<br />

„visionär zu genießen“: „Wenn der Frühling<br />

die städtischen Anlagen beehrt, dann<br />

stehl’ ich mir einen Zweig, daran zarte<br />

gelbe Wollwürstchen hängen, die duften<br />

wie: Alles wird einmal wieder gut…Miezko<br />

will antworten. Da poltert die Tür schreckhaft,<br />

und auf der Stelle steht ein eleganter<br />

Neger, der einen Muff und eine Handgranate….“<br />

Abrupt bricht der Satz ab. Sechs<br />

Jahre später geht Fabian in Erich Kästners<br />

ironisch bitterem Roman gleichen Namens<br />

mit seiner neuen Freundin durch das<br />

abendliche Berlin: „Aber Sie täuschen sich.<br />

Der Mondschein und der Blumenduft, die<br />

Stille und der kleinstädtische Kuss im Torbogen<br />

sind Illusionen…Soweit diese riesige<br />

172<br />

Stadt aus Stein besteht, ist sie fast noch wie<br />

einst. Hinsichtlich der Bewohner gleicht<br />

sie einem Irrenhaus. Im Osten residiert das<br />

Verbrechen, im Zentrum die Gaunerei, im<br />

Norden das Elend, im Westen die Unzucht,<br />

und in allen Himmelsrichtungen wohnt<br />

der Untergang.“<br />

Unter der NS-Diktatur hatte Ringelnatz<br />

1933 Auftrittsverbot erhalten und seine<br />

Werke wurden als „undeutscher Schmutz“<br />

bei den Bücherverbrennungen ins Feuer<br />

geworfen. Sein Name stand auf der berüchtigten<br />

„Schwarzen Liste“ der aus den Bibliotheken<br />

zu verbannenden Bücher. Er starb<br />

verarmt 1934 an einer Lungenkrankheit in<br />

seiner Berliner Wohnung am Sachsenplatz,<br />

wo er in besseren Zeiten dem Gesang der<br />

„Nachtigall“ gelauscht und den Vogel gebeten<br />

hatte:<br />

Nachtigall,<br />

Besuche bitte ab und zu<br />

Den Sachsenplatz;<br />

Dort wohne ich. – Ich weiß, dass du<br />

Nicht Verse suchst von Ringelnatz.<br />

Frank Möbus schreibt in seinem bestechend<br />

formulierten Vorwort, dass die hier<br />

versammelten Texte eine „fortlaufende Liebeserklärung“<br />

an die Stadt Berlin seien, „in<br />

der manchmal eben doch die Nachtigallen<br />

sangen“. Ein Lesebuch, das man so schnell<br />

nicht wieder aus der Hand legt. Das Ringelnatz<br />

nun auch als Berliner Dichter entdeckt<br />

und festschreibt.


Wolfgang Schlott<br />

Exil in der Kinematographie<br />

Ulrich Meurer, Maria Oikonomou (Hg.):<br />

Fremdbilder. Auswanderung und Exil im<br />

internationalen Kino. Bielefeld (transkript)<br />

2009, 245 S.<br />

Das Exil als Massenbewegung, ausgelöst<br />

durch die Radikalisierung des nationalpolitischen<br />

Denkens und Handelns wie auch<br />

die diffuse Erfahrung einer transzendentalen<br />

‚Obdachlosigkeit’ (Georg Lukacs)<br />

und ‚Unbehaustheit’ (Martin Heidegger)<br />

hat einen wesentlichen Anteil an der psychosozialen<br />

Gestimmtheit der Moderne.<br />

Mit dieser These unternehmen die Herausgeber<br />

in ihrer fundierten Einleitung den<br />

Versuch, im Rahmen eines dreifachen argumentativen<br />

Vorgehens die durch Migration<br />

hervorgerufene Bewegung in medialer und<br />

geographischer Hinsicht an ausgewählten<br />

filmischen Beispielen darzustellen. Es sind<br />

drei Syllogismen, die dem logischen Dreierschritt<br />

folgend die Wechselbeziehung zwischen<br />

Migration, Welt, Moderne, Form und<br />

Kino erläutern. Der erste Syllogismus (vgl.<br />

S. 9-11) geht davon aus, dass, wenn „die Migration<br />

in der Topographie der Welt angelegt<br />

ist, … dann sind Exil und Auswanderung<br />

auf besondere Weise auch mit einer anderen<br />

Form der Bewegung verwandt.“ (S. 10) Diese<br />

Bewegung sei in der Kinematographie angelegt,<br />

in der nach Gilles Deleuze (vgl. Das<br />

Bewegungs-Bild, Kino I, Frankfurt/M. 1997)<br />

keinerlei Unterschied zwischen Welt und<br />

Film angelegt ist. Der zweite Syllogismus (S.<br />

11-16) stellt die Behauptung auf, dass es vor<br />

allem die Moderne in der ersten Hälfte des<br />

20. Jahrhunderts gewesen sei, die aufgrund<br />

der ihr innewohnenden wachsenden Mobilität<br />

und Geschwindigkeit nach einem Ins-<br />

Recenzje<br />

trumentarium suchte, das auch die schneller<br />

werdenden geographischen Verschiebungen<br />

im Zusammenhang von Ein- und Auswanderung<br />

großer Menschenmengen technisch<br />

erfassen konnte. Der Film als genuine Repräsentations-<br />

und Kunstform erwies sich<br />

für die vor allem von der Politik geforderte<br />

Rahmung der Migrationsprozesse als besonders<br />

geeignet. Der dritte Syllogismus, der<br />

in dem Dreierschritt: Migration ist Form,<br />

Kino ist Form, Migration ist Kino (vgl. 16)<br />

die Pole bestimmt, zwischen denen die kinetische<br />

Erzählstruktur des Kinos festzulegen<br />

ist, verweist auf die These der Herausgeber,<br />

dass Exil und Kino ein Wechselverhältnis<br />

eingehen, in dem es kein Primat gebe.<br />

Die exemplarische filmische Umsetzung<br />

ihrer These belegen Meurer / Oikonomou<br />

an dem Stummfilm The Immigrant (Charly<br />

Chaplin, 1917, in dem das Bild der polymorphen<br />

Bewegung idealtypisch gezeichnet<br />

sei. Chaplin habe „das Thema der Auswanderung<br />

an die große mobile Maschine<br />

des Schiffs, das Schiff an den in Bewegung<br />

versetzten Reisenden, …, all dies wiederum<br />

an den Aufnahmeapparat, an die Bewegung<br />

der Narration“ (S. 21) angeschlossen. Was<br />

zu Beginn des 20. Jahrhunderts gleichsam<br />

typologisch vorgezeichnet wurde, habe sich<br />

in den folgenden Jahrzehnten in einer Begriffsvielfalt<br />

(Aus- und Einwanderung, Landesflucht,<br />

Diaspora, Verbannung, Exil) ausdifferenziert,<br />

die kaum noch trennscharfe<br />

Definitionen erlaubt. Nicht zuletzt deshalb<br />

bemühten sich Philosophie, Soziologie und<br />

Kulturwissenschaft um immer neue Erklärungsansätze<br />

des Fremdseins.<br />

Der aus einer Film- und Vorlesungsreihe<br />

im Wintersemester 2005/2006 an der Univer-<br />

173


Recenzje<br />

sität München hervorgehende Sammelband<br />

verknüpft „topographische mit medialen<br />

Aspekten, indem die Mehrzahl der Beiträge<br />

die Darstellung räumlicher Veränderung mit<br />

Überlegungen zum Film … verschränkt.“<br />

(S. 27) Mit diesem konzeptuellen Anspruch<br />

verbinden die Herausgeber ein Leitmotiv für<br />

ihre Publikation, das in der Formel: der Film<br />

erkennt sich in der Migration wie auch die<br />

Migration im Film zum Ausdruck komme.<br />

Die folgenden zehn Beiträge setzen sich mit<br />

ähnlichen und sehr unterschiedlichen Ausprägungen<br />

von Migration in Spielfilmen<br />

auseinander. Volker Mergenthaler untersucht<br />

in Josef von Sternbergs The Last Command<br />

(1928) strukturelle Probleme des Transitorischen<br />

am Beispiel eines zaristischen<br />

Generals namens Sergius, der nach seiner<br />

Flucht aus Russland in einem Hollywood-<br />

Studio als Statist arbeitet und die Chance<br />

erhält, nun die Rolle eines zaristischen Generals<br />

zu spielen. Leo, der russischstämmige<br />

Regisseur des Films, gibt sie ihm, nachdem<br />

er in ihm den Offizier erkannt hatte, der ihn<br />

während der revolutionären Unruhen 1917<br />

inhaftieren ließ. Sergius spielt seine Rolle<br />

so überzeugend und engagiert, dass er nach<br />

den abgedrehten Filmszenen stirbt. Die im<br />

Film dargestellten Migrationen beschreiben<br />

psychomentale Wandlungsprozesse, welche<br />

die aus der russischen Heimat geflohenen<br />

Akteure durchlaufen.<br />

Mit der Poetik der Auswanderung setzt<br />

sich Maria Oikonomou am Beispiel des<br />

Spielfilms von Elia Kazan: America, America<br />

(1963) und des Romans von Thanasis Valtinos:<br />

Legende des Andreas Kordopatis (1964) auseinander.<br />

Sie hat nicht den Anspruch, alle<br />

Kriterien einer Migrationskunst zu erfüllen,<br />

die gemeinsame Motive und ästhetische<br />

Verfahren im Rahmen einer vergleichenden<br />

Parallelanalyse unterziehen will. Vielmehr<br />

sind es einige zentrale Merkmale jenseits<br />

der medialen Grenzen zwischen Literatur<br />

und Film, auf die sie ihre Untersuchung fokussiert.<br />

Dabei gelingen ihr eine Reihe von<br />

Beobachtungen, die sie mit dem Verweis auf<br />

174<br />

kompetente Quellen (Deleuze, Adorno) verifiziert.<br />

Die Ikonographie des Exils erweist sich<br />

in Andrej Tarkowskis Spielfilm Nostalghia<br />

(1983) als „ein episches Poem, das in einer<br />

fremden Sprache verfasst wurde.“ (S. 108)<br />

Nach Ansicht von Georgiana Banita, der<br />

Verfasserin des Beitrags über den russischen<br />

Filmemachers, kulminiert die ikonographisch<br />

und religiös verdichtete Vision Russlands<br />

auf der Abbild-Folie der italienischen<br />

Abteikirche von San Galvano, wo der filmische<br />

Protagonist, der aus der Sowjetunion<br />

emigrierte russische Dichter Gortschakow,<br />

eine vorläufige Zufluchtsstätte gefunden<br />

hat. In dieser Vision überlagern sich die abweisende<br />

Fremde (Italien) und „das ferne<br />

Erinnerungsbild der verlorenen Heimat“<br />

(S. 111), in die Gortschakow ebenso wie der<br />

1983 emigrierte Filmregisseur nicht zurückkehren<br />

werden. Der Artikel, mit Verweisen<br />

auf religionsphilosophischen Sekundärquellen<br />

(Andrej Tarkowski, Die versiegelte Zeit,<br />

2000; Pavel Florenskij. Die Ikonostase, 1990)<br />

und Passagen aus kunsthistorischen Abhandlungen<br />

(wie z.B. Paul Evdokimov, L’art<br />

de l’icône, 1970) abgesichert, liefert auch einen<br />

Beitrag zur Filmpoetik des 1986 in Paris<br />

verstorbenen Tarkowski.<br />

In weiteren Beiträgen geht es um die Geschichte<br />

der österreichischen Musik-Emigrantenfamilie<br />

Trapp, deren Werk Robert<br />

Wise in The Sound of Music (1965) verfilmt hat,<br />

um Jim Jarmuschs Film Dead Man (1995),<br />

den Roger Lüdecke unter der Themenstellung<br />

Religiöse Transgression und groteske<br />

Gewalt behandelt und um die Inszenierung<br />

der ‚Heimat’ in dem Hindufilm Aa ab laut<br />

chalen (Komm, wir gehen zurück, R. Kapoor,<br />

1999). Er setzt sich mit der US-amerikanische<br />

Diaspora auseinander, die für den indischen<br />

Auswanderer zum Ort der traurigen Anpassung<br />

wird. Die anschauliche Darstellung<br />

der filmischen Sujets und die theoretisch<br />

fundierte Erläuterung der Filmpoetiken ist<br />

auch in Hans-Edwin Friedrichs Aufsatz über<br />

Martin Scorseses Gangs of New York (2005),


und Jörn Glasenapps Auseinandersetzung<br />

mit Steven Spielbergs The Terminal (2004),<br />

hervorzuheben. Dass filmtheoretisch und<br />

literaturwissenschaftlich argumentierende<br />

Beiträge mit hoher syntaktischer Verdichtung<br />

nicht immer zu einer transparenten<br />

Darlegung führen, zeigt der abschließende<br />

Beitrag von Ulrich Meurer „Zur Wiederaufführung<br />

amerikanischer Soziotopologien in<br />

M. Night Shyamalans The Village (2004)“. Er<br />

Joanna Mikuła<br />

Okręt błaznów<br />

Brant Sebastian: Okręt błaznów. Przeł. i<br />

objaśnił: Andrzej Lam, słowo wstępne: Wojciech<br />

Dudzik. Pułtusk: Akademia Humanistyczna<br />

im. A. Gieysztora 2010, 379 s.<br />

„Dla pożytku i zbawiennej nauki /napomnienia<br />

i utwierdzenia mądrości/ Rozumu<br />

i dobrych obyczajów: Także dla zganienia i<br />

poskromienia błazeństwa/ ślepoty, błędów<br />

i głupoty/ wszystkich stanów/ i rodzajów<br />

ludzkich…” (z przedmowy do wydania)<br />

Po pięciu wiekach trafia do rąk polskiego<br />

czytelnika wyjątkowe dzieło – Okręt błaznów<br />

– Das Narrenschiff (1494) Sebastiana<br />

Branta. Niemieckie arcydzieło z początków<br />

epoki Gutenberga, wydawane i znane w całej<br />

niemal Europie, dzisiaj doczekało się polskiego<br />

tłumaczenia. Zadania tego podjął się<br />

literaturoznawca, historyk i krytyk literatury,<br />

prof. A. Lam. Promocja książki odbyła się<br />

w dniu światowej prapremiery „Statku błaznów”<br />

w reżyserii Piotra Tomaszuka. Spektakl<br />

wybitnego reżysera, oparty na motywach<br />

dzieła Sebastiana Branta, stał się jednym z<br />

najciekawszych wydarzeń artystycznych w<br />

dziejach Wrocławskiego Teatru Lalek. W wieczorze<br />

promocyjnym uczestniczyli również<br />

Recenzje<br />

sollte Gegenstand einer kritischen Betrachtung<br />

sein, die im Rahmen dieser Besprechung<br />

auch aus räumlichen Gründen nicht<br />

zu leisten ist. Im Ganzen gesehen also eine<br />

mit unterschiedlichen methodischen Ansätzen<br />

geleistete überzeugende Einführung in<br />

die schwierige Thematik der Fremdbilder,<br />

in denen Exil und Auswanderung so viele<br />

filmpoetisch verdichtete Überlagerungen<br />

erfahren.<br />

prof. Dieter Wuttke – wybitny znawca dzieł<br />

S. Branta i prof. Wojciech Dudzik – teatrolog,<br />

kulturoznawca i opiekun merytoryczny<br />

całego przedsięwzięcia. Czytelnicy i goście<br />

WTL otrzymali dzieło wyjątkowe zarówno<br />

pod względem treściowym, jak edytorskim<br />

i graficznym. „Okręt błaznów” Sebastiana<br />

Branta to dzieło, które zasługuje na uznanie,<br />

jakie zdobyło już wcześniej niemal w<br />

całej Europie. Sebastian Brant (1457-1521),<br />

niemiecki humanista i poeta, z wykształcenia<br />

doktor praw, urodził się w Strasburgu,<br />

studiował w Bazylei, aby po latach osiąść na<br />

stałe w rodzinnym mieście.<br />

Na czym zatem polega fenomen jego<br />

dzieła, uchodzącego za największy bestseller<br />

renesansu, porównywalny z Cierpieniami młodego<br />

Wertera Goethego?<br />

Pomysł autora co do treści książki wydaje<br />

się bardzo prosty. Główny bohater, Kapitan<br />

Brant, zabiera na statek grupę stu błaznów, z<br />

których każdy wyróżnia się inną cechą. Każdy<br />

z błaznów charakteryzuje się specyficzną<br />

wadą, słabością, przywarą czy grzechem.<br />

Spotykamy tu więc głupotę, lenistwo, szyderstwo,<br />

zazdrość, bluźnierstwo, fałszerstwo,<br />

oszustwo, nienawiść i wszelkie inne wady,<br />

175


Recenzje<br />

przy czym każdej autor poświęca w swoim<br />

poemacie osobną satyrę. Tak np. o chciwości<br />

pisze: „Chciwych błaznów wszędzie pełno, liczyć by<br />

ich nadaremno, Pieniądz ponad honor cenią/ i się<br />

nie przejmują biedą” 1 , a o samych błaznach taką<br />

snuje refleksję: „Jak błazen pada, co dzień widać<br />

/ I stąd się chętnie ich wyszydza; Mądrzy nimi pogardzają,<br />

Choć czapkę błazna też wkładają” 2 . Brant<br />

umieszcza swoich bohaterów na okręcie i<br />

wysyła w podróż do szczęśliwego kraju Narragonii<br />

w poszukiwaniu rozumu i zdrowego<br />

rozsądku. Okrętem błaznów rządzą, jak na<br />

ironię, złowieszczy bohaterowie i nieszczęścia.<br />

Prym wiodą Czterej Jeźdźcy Apokalipsy<br />

– Zaraza, Wojna, Głód i śmierć. Jest też siedem<br />

grzechów głównych i błazeńskie tańce.<br />

Bohaterowie Branta, bez względu na pochodzenie,<br />

status społeczny etc. odnajdują na<br />

statku własny świat – cywilizację, którą mogą<br />

rządzić, narzucając jej swoje prawa i kanony.<br />

Statek Branta jest więc metaforą cywilizacji<br />

rządzonej przez odmieńców, ludzi pełnych<br />

ułomności, niedoskonałości i wad. Szukając<br />

ucieczki do lepszego świata wpadają w sidła<br />

jeszcze większej nietolerancji, bezmyślności<br />

i głupoty. W swoim zamkniętym świecie nie<br />

dostrzegają zniszczenia i degradacji, jakiej<br />

ulegają oni i otaczający ich świat. świat błaznów<br />

rządzony przez innych błaznów. Koło<br />

się zamyka. Z tego świata nie ma ucieczki.<br />

Pozostaje cierpienie, bezduszność i trwanie<br />

w beznadziejnej egzystencji.<br />

Dlaczego Sebastian Brant wybrał do swojego<br />

dzieła postać błazna i motyw okrętu?<br />

Błazen jest postacią, która od zawsze inspirowała<br />

twórców i badaczy, filologów, historyków<br />

kultury. Postać ułomna, obłąkana,<br />

która zarówno swoim charakterystycznym,<br />

specyficznym wyglądem jak i zachowaniem<br />

przeciwstawiała się wszelkim konwencjom i<br />

zasadom. Charakterystycznym elementem<br />

1 Brant Sebastian, Okręt błaznów. Przeł. i objaśnił:<br />

Andrzej Lam, słowo wstępne : Wojciech<br />

Dudzik. Pułtusk: Akademia Humanistyczna<br />

im. A. Gieysztora, 2010. s. 217<br />

2 Tamże, s. 100.<br />

176<br />

stroju błazna oprócz kontrastowych w barwach<br />

tunikach była czapka o trzech rogach<br />

zakończonych dzwoneczkami, które symbolizowały<br />

ośle uszy i ogon. Postać błazna<br />

dopełnia specjalny atrybut: zwierciadło lub<br />

berło, w którym każdy z obserwatorów przejrzeć<br />

się winien. Jak pisze Wojciech Dudzik w<br />

przedmowie do polskiego wydania, „Brantowskie<br />

błazny stanowiły istotną reprezentację<br />

społeczeństwa, a każdy z nich trzymał<br />

w ręku lustro, w którym powinni przejrzeć<br />

się czytelnicy. A może trzymały one szkło<br />

powiększające, a nie zwierciadło? Jedno i<br />

drugie narzędzie służy zresztą właściwie do<br />

tego samego, co można wyrazić znaną maksymą:<br />

nosce te ipsum (poznaj samego siebie aut.).<br />

Swych błaznów ulokował Brant na okręcie,<br />

by opisana przez niego reprezentacja uzyskała<br />

status mikrospołeczności, w której wszystko<br />

staje się bardziej jednoznaczne – i lepiej<br />

służy humanistycznej dydaktyce.” 3<br />

Motyw okrętu i życiowej tułaczki jest dobrze<br />

znany i popularny w literaturze i malarstwie<br />

XV wieku. Twórcy często przywoływali<br />

motyw życiowej żeglugi i tułaczki człowieka<br />

ukazując życie jako dryfowanie po morzu i<br />

zmaganie z żywiołem. Sam zaś statek symbolizuje<br />

ostoję, bezpieczeństwo i opieranie się<br />

życiowym trudnościom i klęskom. Sebastian<br />

Brant przywołuje w swoim dziele znane nam<br />

z literatury i sztuki postacie. Odwołuje się<br />

do wielu postaci historycznych, biblijnych i<br />

literackich. Nawiązuje do statku Odyseusza,<br />

Ulissesa, Pompejusza, przywołuje historie<br />

mitologicznych bogów, m.in. Demostenesa,<br />

Apolla, Herkulesa, nimfy Kalipso, Jonasza,<br />

Hioba, Kirke, Tobiasza i wielu innych.<br />

Brantowski statek jest jednak wyjątkowy<br />

ze względu na swoich specyficznych pasażerów:<br />

szaleńców, odmieńców, grzeszników.<br />

Brantowskie błazny były szaleńcami, ale ich<br />

szaleństwo nie polegało li tylko na przeciwstawianiu<br />

się wszystkiemu, co rozsądne i<br />

uporządkowane, na odwracaniu praw boskich<br />

i ludzkich. XV wieczny błazen to ten,<br />

3 Tamże, s. 10.


który zmieniając i lekceważąc wszelkie panujące<br />

prawa, na zasadzie kontrastu spełnia<br />

rolę dydaktyka i moralisty. Błazeńskie zwierciadło<br />

pozwala nam spojrzeć na nas samych.<br />

Jak twierdzi autor: „W to zwierciadło winni patrzyć<br />

/ Wszyscy męże i niewiasty: gdy się razem ich<br />

ustawi,/ Nie tylko męże są błaznami” 4 . Pomimo<br />

licznych wcześniejszych – XIII i XIV wiecznych<br />

utworów rękopiśmiennych z motywem<br />

błazeńskiej żeglugi, dopiero Narrenschiff drukowany,<br />

z unikalnymi drzeworytami, stał się<br />

prawdziwym i coraz bardziej popularnym w<br />

kulturze statkiem błaznów-szaleńców.<br />

Dzieło Sebastiana Branta swój fenomen<br />

zawdzięczało m.in. licznym tłumaczeniom i<br />

kolejnym edycjom wychodzącym w niemal<br />

całej Europie. W trzy lata od ukazania się<br />

oryginału dzieło przetłumaczone zostało na<br />

język łaciński – w tym też języku pojawiały<br />

się kolejne wydania „Okrętu”. Szczególnym<br />

zainteresowaniem cieszyły się wydania oficyny<br />

Johannesa Bergmanna von Olpe. Brant<br />

za życia starał się osobiście kontrolować i<br />

4 Tamże, s. 7.<br />

Recenzje<br />

autoryzować wszystkie kolejne edycje dzieła.<br />

Już w XVI wieku powstawały też tłumaczenia<br />

w językach niderlandzkim, francuskim, angielskim.<br />

„Okręt błaznów” stawał się coraz<br />

popularniejszym, jak na czasy wczesnego humanizmu<br />

i początków druku, dziełem.<br />

Do rąk czytelnika trafiło dzieło wyjątkowe<br />

pod względem edytorskim i graficznym.<br />

Bogactwa treści dzieła dopełniają niepowtarzalne<br />

drzeworyty autorstwa Albrechta<br />

Dürera. Znajdujemy tu również pojedyncze<br />

drzeworyty anonimowych artystów. Każdy<br />

z nich powiązany jest tematycznie z kolejnym<br />

rozdziałem poematu. Obwolutę dzieła<br />

zdobi reprodukcja obrazu Hieronima Bosha<br />

La Nef des fous. Starannie wydane, w twardej<br />

oprawie, stanowić będzie cenną pozycję w<br />

niejednej bibliofilskiej kolekcji. Książka została<br />

objęta patronatem Ministra Kultury i<br />

Dziedzictwa Narodowego. Ukazała się nakładem<br />

Akademii Humanistycznej im. Aleksandra<br />

Gieysztora w Pułtusku przy wsparciu<br />

Fundacji Współpracy Polsko-Niemieckiej<br />

oraz Ministerstwa Kultury i Dziedzictwa<br />

Narodowego.<br />

Marian Szczodrowski<br />

Das Bedeutungswörterbuch<br />

Duden. Das Bedeutungswörterbuch. 4., neu bearbeitete<br />

und erweiterte Auflage. Herausgegeben<br />

von der Dudenredaktion. Duden Band<br />

10. Dudenverlag. Mannheim . Leipzig . Wien<br />

– Zürich. Bibliographisches Institut AG,<br />

Mannheim 2010, 1151 S.<br />

Die vierte, neu bearbeitete und erweiterte<br />

Auflage des Bedeutungswörterbuches präsentiert<br />

sich als gut durchdachte und genau<br />

erklärte Darbietung von 20 000 Stichwörtern<br />

und Wendungen mit grammatischen<br />

und phonetischen Angaben, die mit Defi-<br />

nitionen und Beispielen sowie mit Synonymen<br />

und Infokästen ergänzt und eo ipso<br />

um wertvolle Informationen bereichert worden<br />

sind.<br />

Die Dudenredaktion und der Dudenverlag<br />

haben sich zum Ziel gesetzt, den Benutzern<br />

ein sehr brauchbares Sprachhilfsmittel<br />

sowohl für den mündlichen als auch schriftlichen<br />

Gebrauch des Deutschen zur Verfügung<br />

zu stellen (vgl. Vorwort). Der allgemeine<br />

Zweck dieses Bedeutungswörterbuches<br />

besteht darin, dass es nicht nur den Muttersprachlern,<br />

sondern auch - oder besonders -<br />

177


Recenzje<br />

jenen, die das Deutsche als Fremdsprache erlernen<br />

und sich aneignen, eine zuverlässige<br />

Hilfe in der korrekten Handhabung dieser<br />

gewiss nicht leichten Sprache ist.<br />

Der Inhalt des Bedeutungswörterbuches<br />

umfasst folgende Themen: Die Behandlung<br />

der Stichwörter (S. 11-15), Die einzelnen<br />

Wortarten (S. 16-17), Die Lautschrift<br />

(S. 18-19), Im Wörterbuch verwendete Abkürzungen<br />

und Zeichen (S. 20-21), Liste der<br />

Wortbildungselemente (S. 21-24), Zahlen (S.<br />

25-26), Zahlen – Ordnungsfaktor im Leben<br />

und in der Sprache (S. 27-32), Übersicht über<br />

die sprachwissenschaftlichen Fachausdrücke<br />

(S. 33-38), Auflistung der Sachgebiete und<br />

deren Fach- und Sondersprachen (S. 39), Die<br />

gebräuchlichsten unregelmäßigen Verben<br />

(S. 40-43) und Wörterbuch (S. 45-1149).<br />

Bei einigen Zahlen sind ihre möglichen<br />

Formen angeführt; so lesen wir bei 1001 als<br />

Kardinalzahl: tausendeins, tausendundeins,<br />

eintausendeins, eintausendundeins, tausendein<br />

..., tausendundein ..., eintausendein ...,<br />

eintausendundein ..., und als Ordinalzahl:<br />

der, die, das tausenderste, tausendunderste,<br />

eintausenderste, eintausendunderste (S. 25).<br />

Den semantischen Kern des Bedeutungswörterbuches<br />

bilden vor allem die Grundbedeutungen,<br />

aber zusätzlich werden auch<br />

bedeutungsgleiche und -ähnliche Wörter<br />

angefügt, was ein paar Beispiele aufzeigen<br />

mögen:<br />

Fe|der 1 , die: -, -n:<br />

1. auf dem Körper von Vögeln (in großer Zahl)<br />

wachsendes, dem Fliegen und dem Schutz vor Kälte<br />

dienendes Gebilde: der Vogel verliert während<br />

der Mauser seine Federn; ein mit Federn gefülltes<br />

Kissen. Syn.: Daune, Flaum, Gefieder.<br />

Zus.: Entenfeder, Gänsefeder, Hahnenfeder,<br />

Hühnerfeder, Pfauenfeder, Schwanzfeder,<br />

Straußenfeder, Vogelfeder.<br />

2. spitzer Gegenstand aus Metall, der Teil eines Gerätes<br />

zum Schreiben oder Zeichnen ist: mit einer breiten,<br />

spitzen Feder schreiben. Zus.: Goldfeder,<br />

Schreibfeder, Stahlfeder, Zeichenfeder.<br />

178<br />

3. elastisches, spirales oder blattförmiges Teil aus Metall,<br />

mit dem eine Spannung erzeugt werden kann,<br />

das einen Zug oder Druck aushalten oder ausüben<br />

soll: die Feder der Uhr ist gespannt, gebrochen.<br />

Zus.: Bettfeder, Spiralfeder, Uhrfeder.<br />

(S. 368).<br />

mick|rig (ugs. abwertend):<br />

schwächlich oder zu dürftig aussehend: ein kleines,<br />

mickriges Pflänzchen; er hatte nur ein mickriges<br />

Geschenk für sie. Syn.: klein, kümmerlich,<br />

verkümmert. (S. 642).<br />

schi|cken<br />

1. a) (jmdn.) veranlassen, sich (zu einem<br />

bestimmten Zweck o Ä.) an einen bestimmten Ort<br />

zu begeben, einen bestimmten Ort zu verlassen: sie<br />

schickte ihn einkaufen / zum Einkaufen,<br />

aufs Feld, aus dem Zimmer nach Hause.<br />

Syn.: abkommandieren, abordnen, delegieren,<br />

entsenden, kommandieren.<br />

b) bringen, befördern lassen: er schickte seinem<br />

Vater / an seinen Vater ein Päckchen; etwas<br />

an jmds. Adresse, nach Berlin schicken. Syn.:<br />

anweisen, einsenden, 1 senden, übermitteln,<br />

überweisen, zugehen lassen, zuleiten. Zus.:<br />

mitschicken, nachschicken, wegschicken.<br />

2. * sich in etwas schicken:<br />

etwas (Unangenehmes) geduldig und ohne Widerstand<br />

ertragen: ich schicke mich in das Unvermeidliche.<br />

Syn.: etwas auf sich nehmen, etwas hinnehmen,<br />

etwas über sich ergehen lassen, sich<br />

in etwas ergeben, sich in etwas fügen.<br />

3. * sich schicken: sich ziemen: es schickt sich<br />

nicht, mit vollem Mund zu sprechen. Syn.:<br />

angemessen sein, sich gehören, sich geziemen<br />

(veraltend), sich ziemen (geh.). (S. 801).<br />

1 Aus technisch-objektiven Gründen wird<br />

in dieser Rezension auf die Wiedergabe der<br />

Lautschrift in den Zeichen der International Phonetic<br />

Association (IPA), wie sie im besprochenen<br />

Buch bei den Hauptstichwörtern angewendet<br />

wird, verzichtet.<br />

* Der Asterisk kennzeichnet feste Verbin-<br />

dungen.


Zap|fen, der; -s,-:<br />

1. holzige, die Samen enthaltende Frucht der Nadelbäume:<br />

Nadelbäume mit stehenden, hängenden<br />

Zapfen. Zus.: Fichtenzapfen, Kiefernzapfen,<br />

Tannenzapfen.<br />

2. zapfenförmiger Verschluss zum Schließen des<br />

Spundloches (an Fässern): einen Zapfen in<br />

das Fass schlagen. Syn.: Pfropfen, Stöpsel.<br />

(S. 1112).<br />

Diese angeführten Beispiele berücksichtigen<br />

ausgewählte Wörter in idiomatischen<br />

Wendungen, wo die Einzelwörter andere Inhalte<br />

bekommen als in ihren Grundbedeutungen.<br />

Was die Wortbildungsmittel anbelangt, so<br />

werden nicht nur die traditionellen (z.B.: herbei-,<br />

-bar vide fehlerhaft, -los) dargestellt und<br />

erläutert, sondern auch solche, die mithilfe<br />

der Affixoide gebildet werden, und zwar als<br />

Präfixoide (Halbpräfixe (emotional verstärkend):<br />

(in Bezug auf Veranstaltungen, Tätigkeiten)<br />

sehr viel länger dauernd als gewöhnlich, z.B.: Marathondiskussion;<br />

oder (derb verstärkend: saublöd,<br />

saudämlich, saudoof usw.; todhungrig,<br />

todkrank) und Suffixoide (Halbsuffixe:<br />

etwas, was in Bezug auf das im Basiswort Genannte<br />

überhaus lange andauert, z.B.: Verhandlungsmarathon;<br />

oder Sauhitze, Saukälte) .<br />

75 Infokästen bringen nützliche Informationen<br />

über die zu leicht verwechselbaren<br />

Wörter; sie weisen sicherlich auf die manchmal<br />

nicht ganz scharfe Grenze hin, die zwischen<br />

den bedeutungsähnlichen Wörtern<br />

verläuft, z.B.:<br />

begreiflich/begrifflich<br />

Das Adjektiv begreiflich ist von dem Verb<br />

>>begreifen >begreiflich<br />

>begreiflich<br />

>Begriff >Programmablauf>ProgrammablaufplanGehirnHirn


Recenzje<br />

Mit Gehirn verbindet sich in stärkerem<br />

Maße noch die Vorstellung eines konkreten<br />

(menschlichen) Organs:<br />

– Die Reize werden an das Gehirn weitergegeben.<br />

– Der Patient wurde am Gehirn operiert.<br />

(S. 499).<br />

Kosten/Unkosten<br />

Unter Kosten versteht man alles, was für eine<br />

Sache aufgewendet wird oder worden ist, sowohl<br />

das Entgelt für die gekauften oder zu<br />

kaufenden Gegenstände als auch das Entgelt<br />

für die geleistete oder zu leistende Arbeit:<br />

– Die Angeklagte trägt die Kosten des Verfahrens.<br />

Die Firma will versuchen, die Materialkosten<br />

erheblich zu senken.<br />

Als Unkosten bezeichnet man die oft unvorhergesehen<br />

entstehenden Kosten, die<br />

außer den normalen Ausgaben zusätzlich<br />

und ohne eigentlichen Gewinn entstehen.<br />

Unkosten werden als Verlust oder unnötig<br />

angesehen. Bei gewerblichen Veranstaltungen,<br />

an denen also verdient wird, entstehen<br />

>>BetriebskostenUnkostenKosten>Unkosten>Kosten des VerfahrensUn-UntreueUnfreundlichkeitUnwetterUnmengeUnzahl


Janusz Ruszkowski<br />

Papież – dyplomata i polityk<br />

Marian Wilk, Łukasz Donaj (red.): Jan Paweł<br />

II – w kręgu myśli politycznej i dyplomacji.<br />

Wyd. Wyższej Szkoły Studiów Międzynarodowych<br />

w Łodzi, 2009<br />

Jan Paweł II pozostawił ogromne dziedzictwo,<br />

z którego czerpać będą pokolenia, i<br />

które jest ze wszech miar uniwersalne. Każda<br />

jego encyklika, list pasterski, orędzie, czy adhortacja<br />

apostolska stanowi zbiór wskazań,<br />

kierunków myślowych oraz szeroko pojętego<br />

nauczania, które może być wykorzystywane<br />

w wielu dyscyplinach naukowych, w tym<br />

także – a może przede wszystkim w naukach<br />

społecznych.<br />

Odniesienie owego dziedzictwa Jana Pawła<br />

II do myśli politycznej oraz dyplomacji<br />

proponuje praca zbiorowa pt. „Jan Paweł II<br />

– w kręgu myśli politycznej i dyplomacji”<br />

pod redakcją naukową Mariana Wilka oraz<br />

Łukasza Donaja. Tekst składa się z 30 opracowań<br />

podzielonych na bloki tematyczne:<br />

1. Stosunki międzynarodowe – sukcesy i nierozwiązane<br />

problemy, 2. Ideologia i kultura,<br />

3. Pokój etyka, solidarność, państwo, Europa<br />

(łącznie 374 strony).<br />

Międzynarodowe reperkusje wyboru<br />

Jana Pawła II na Papieża, odbiór (przede<br />

wszystkim polityczny i społeczny) tego wydarzenia<br />

na Wschodzie i Zachodzie ówczesnego<br />

bipolarnego świata to wciąż frapujący<br />

temat, zawierający niezwykle interesujący<br />

wątek dotyczący podejmowanych prób wykorzystania<br />

tego wydarzenia do demontażu<br />

systemu totalitarnego (M. Wilk). Dalsze międzynarodowe<br />

konteksty okresu pontyfikatu<br />

Jana Pawła II to kolejne przełomowe chwile,<br />

jak np. konflikt w Zatoce Perskiej czy konflikt<br />

plemienny w Ruandzie. Wydarzenia te<br />

pokazują jak wiele troski Papieżowi przyspa-<br />

Recenzje<br />

rzał otaczający świat, jak często zmuszał do<br />

reakcji, jak nie pozwalał pozostawać obojętnym.<br />

Jan Paweł II stał się swoistym, aczkolwiek<br />

często realnym, mediatorem sporów<br />

międzynarodowych, mediatorem zaangażowanym,<br />

o prestiżu i autorytecie niespotykanym<br />

wśród mediatorów (M. Sobczyński).<br />

Rolę mediacyjną Papieża można zauważyć<br />

na przykładzie konfliktu chilijsko-argentyńskiego<br />

o wyspy położone na Kanale Beagle.<br />

Papież był głosicielem pokoju w każdej sytuacji<br />

konfliktowej, choć „tym, co odróżnia<br />

papieską koncepcję pokoju od innych, jest<br />

to, że przypisuje jej duże znaczenie pojęciu<br />

osoby” oraz silnie akcentuje potrzebę pomocy<br />

humanitarnej (Dominika Narożna, ss.<br />

283, 285).<br />

Jedno z przełomowych wydarzeń końca<br />

XX w., czyli upadek Związku Radzieckiego,<br />

nie mogło przejść bez echa w Stolicy<br />

Apostolskiej. Ten fakt wygenerował zresztą<br />

swoistą i misterną reakcję dyplomacji watykańskiej.<br />

„Normalizacja przez Stolicę Apostolską<br />

struktur kościelnych w Rosji oraz dynamizm<br />

misyjny katolików w tym kraju otworzyły<br />

kolejne pole sporu, w rezultacie którego<br />

doszło do zerwania oficjalnego dialogu<br />

ekumenicznego pomiędzy Kościołami (...)”<br />

(M. Mróz, s. 66). Wygaśniecie jednego sporu<br />

wygenerowało zatem kolejny problem.<br />

W relacjach z państwami prawosławnymi<br />

nie wszystko udało się Janowi Pawłowi II<br />

osiągnąć. Pokazuje to przebieg wizyty Jana<br />

Pawła II na Ukrainie w czerwcu 2001 r. (Ł.<br />

Donaj). Rezultaty tej wizyty także nie były<br />

pasmem zamierzonych sukcesów, gdyż nie<br />

udało się utworzyć patriarchatu we Lwowie,<br />

czy też zaliczyć metropolity Andrzeja Szeptyckiego<br />

do grona męczenników za wiarę (s.<br />

79). W jeszcze trudniejszych relacjach po-<br />

181


Recenzje<br />

zostawał Jan Paweł II w odniesieniu do Rosji,<br />

choć w swoich koncepcjach myślowych<br />

Papież traktował Rosję jako symbiotyczną<br />

część tzw. „wschodniego płuca Europy” (O.<br />

Nadskakuła).<br />

Ekumenizm w działaniu Jana Pawła II<br />

obejmował wiele wyznań mniej lub bardziej<br />

oddalonych od chrześcijaństwa rzymskokatolickiego.<br />

Pozornie egzotyczne stosunki<br />

ekumeniczne pomiędzy Kościołem Rzymsko-Katolickim<br />

a Kościołem Anglikańskim<br />

za czasów pontyfikatu Jana Pawła II (W.<br />

Wilk-Reguła) nadały formalne ramy tym<br />

stosunkom, oparte o Wspólną Deklarację<br />

z 1982 r., która została podpisana zarówno<br />

przez Jana Pawła II jak i Arcybiskupa Canterbury.<br />

Deklaracja zawierała m.in. wzajemne<br />

uznanie chrztu świętego.<br />

Posoborowa jedność chrześcijan nie była<br />

jednak pasmem samych sukcesów pontyfikatu<br />

Jana Pawła II. Zdarzały się w niej także porażki<br />

(K. Pawlak). Zapewne więcej trudności<br />

ekumenizm papieski musiał natrafić w tzw.<br />

kościołach wschodnich niż w kościołach zachodnich,<br />

choć w przypadku stosunków z<br />

tymi drugimi brak porozumienia dotyczył<br />

m.in. kapłaństwa kobiet. Instrumentem dialogu<br />

ekumenicznego były wizyty Papieża w<br />

krajach muzułmańskich (Turcja, Maroko,<br />

Egipt, Jordania, Syria) oraz symboliczne<br />

gesty (np. ucałowanie Koranu). Jan Paweł<br />

II zainicjował swoisty przełom mentalny w<br />

relacjach chrześcijańsko-muzułmańskich,<br />

bowiem trudno było oczekiwać przełomu<br />

praktycznego, tym bardzie doktrynalnego<br />

(J. Cuper). Ów przełom mentalny i tak okazał<br />

się bez precedensu w relacjach pomiędzy<br />

obu największymi religiami świata.<br />

Globalizacja i jej instytucjonalny aspekt,<br />

w tym zaangażowanie w ten proces ONZ, nie<br />

mogło pozostać obojętne dla dyplomacji watykańskiej,<br />

która w swoim działaniu okazała<br />

swój specyficzny charakter, także polityczny<br />

(A. M. Solarz). „Dotyczyło to nie tylko konfrontacji<br />

z systemem komunistycznym, ale<br />

także sporu z indywidualistycznym liberalizmem,<br />

a zwłaszcza z tzw. nową moralnoś-<br />

182<br />

cią (...)” (s. 113). Stolica Apostolska, czynnie<br />

uczestnicząca w obradach oenzetowskich<br />

konferencji na temat globalizacji, dostrzegała<br />

w ich konkluzjach bardzo pozytywne<br />

sekwencje odnoszące się do praw człowieka,<br />

problemu głodu na świecie czy ochrony klimatu<br />

i ekosystemu Ziemi.<br />

Okazuje się, że najtrudniej prowadzić<br />

politykę zagraniczną wobec państwa, które<br />

nie szuka kontaktu, nie szuka wzajemności.<br />

Taki krajem były Chiny, które jednak dla<br />

Jana Pawła II nie mogły być obojętne nie<br />

tyle ze względu na swoją wielkość terytorialną<br />

i demograficzną, ile przede wszystkim ze<br />

względu na problem prześladowań mniejszości<br />

katolickiej w tym kraju oraz na problem<br />

Tybetu (J. Przybysz).<br />

Równie trudno było dyplomacji watykańskiej<br />

jednoznacznie odnieść się i ocenić<br />

teologię wyzwolenia. Dla Jana Pawła II teologia<br />

wyzwolenia była nazbyt rewolucyjna,<br />

choć nie można było jej potępiać w całości<br />

(J. Pros). Po pontyfikacie „introwertycznego<br />

dyplomaty Pawła VI – pisze Maciej Zięba<br />

– przyszedł (...) dynamiczny duszpasterz.<br />

Po odnajdującym się w lewicowym klimacie<br />

epoki (sprzyjanie teologii wyzwolenia)<br />

papieżem został człowiek krytyczny wobec<br />

wszelkich - czy to teologiczno-filozoficznych<br />

czy politycznych - form marksizmu, który<br />

doświadczenie ideologii miał wpisane we<br />

własną biografię.” 1 Stanowisko watykańskie<br />

wobec teologii wyzwolenia było niejasne lub<br />

co najmniej dychotomiczne, z jednej strony<br />

bowiem autorzy przypisują Jemu doktrynalny<br />

i praktyczny (personalny) demontaż<br />

teologii wyzwolenia, a z drugiej strony przytaczają<br />

Jego słowa z 1985 r.: „Byłoby niedobrze,<br />

gdybyśmy jej (teologii wyzwolenia) nie<br />

mieli. Ja sam jestem teologiem wyzwolenia.”<br />

(B. Abramowicz).<br />

Dyplomacja watykańska oraz sam Papież<br />

zainteresowani byli nie tylko współpracą<br />

międzynarodową i globalną, ale także jej wy-<br />

1 M. Zięba, Dwutakt Karola Wojtyły, „Rzeczpospolita”,<br />

28.02.-1.03. 2009, s. A16.


miarem lokalnym (M. Waniewska). W takim<br />

ujęciu zagadnienia nieodzowne wydają się<br />

odniesienia do zasady subsydiarności, która<br />

wywodzi się ze społecznej nauki Kościoła.<br />

Efektywne zastosowanie zasady subsydiarności<br />

(principle of subsidiarity), zwanej także zasadą<br />

pomocniczości (łac. subsidium - pomoc),<br />

polega na stworzeniu serii horyzontalnych<br />

metod współpracy. Subsydiarność, choć<br />

jest uniwersalną wartością etyczną (bowiem<br />

wspominali o niej już średniowieczni filozofowie,<br />

którzy faworyzowali władzę polityczną<br />

usytuowaną blisko ludzi), to jednak<br />

jako zasada pojawiła się u Gustava Gundlacha.<br />

Następnie została wprowadzona przez<br />

Piusa XI do encykliki Quadragesimo anno (nr<br />

79-80) z 1931 r. Zatem subsydiarność może<br />

być wartością samorządu w każdej postaci i<br />

podstawą oddolnego zaangażowania wspólnot<br />

lokalnych.<br />

Wykorzystanie nauczania Jana Pawła II<br />

służy nie tylko do analizy świata zewnętrznego<br />

(świeckiego w stosunkach międzynarodowych)<br />

i ekumenicznego (w stosunkach<br />

pomiędzy religiami), ale także służy do analizy<br />

Jego polityki oraz Jego działalności społeczno-publicznej,<br />

stanowi ciekawy zabieg<br />

badawczy. Nauczanie Papieża nie było defensywne<br />

i statyczne, ale dynamiczne i ofensywne,<br />

bowiem wkraczało na obszary zajęte<br />

przez adwersarzy. To odważna i skuteczna<br />

metoda papieska, aby jego nauki dotarły<br />

tam, gdzie są dysonansem. To zabieg, który<br />

daje większy efekt niż najgłębszy dydaktyzm<br />

(A. Stroynowski).<br />

Wpisanie przez Papieża UNESCO do<br />

instytucji przyczyniającej się do antropocentrycznej<br />

koncepcji kultury i człowieka,<br />

musiało zdeterminować postrzeganie przez<br />

równie antropocentrycznego Papieża całej<br />

instytucji, a przede wszystkim jej misji, tak<br />

bliskiej jego sercu (J. Kulska). Papież filozof,<br />

duszpasterz i kreator nowej rzeczywistości<br />

ogniskował swoją intelektualną przygodę<br />

wokół personalizmu - to w filozoficznym<br />

personalizmie ulokowany był właśnie papieski<br />

uniwersalizm (A. Modrzejewski).<br />

Recenzje<br />

Konteksty polityczne w nauczaniu i<br />

działalności Jana Pawła II to poszukiwanie<br />

bezustannych symboli i znaków, metafor i<br />

aluzji, to misterna konstrukcja uprawiania<br />

niezależnej polityki uniwersalnej bez politycznych<br />

zależności (A. Dudziak).<br />

Mass media to instrument nauki, mądrości,<br />

ale zarazem potężny instrument władzy,<br />

wpływu i presji, który musi być połączony z<br />

ogromną odpowiedzialnością za jego wykorzystanie.<br />

Ale Jan Paweł II chętnie korzystał<br />

z mass mediów, był także ich uczestnikiem<br />

(A. M. Zarychta,), pokazywał, jak w praktyce<br />

mogą być narzędziem dobra. Papież był<br />

„świadom tego, że żyje w epoce mediów, (...)<br />

choć to On korzystał z mediów, a nie media<br />

z Niego”. 2<br />

Dzieło Jana Pawła II zdeponowane zostało<br />

w wielu źródłach, z których jednym z najważniejszych<br />

są jego encykliki. Znajdujemy<br />

tam cały ładunek duchowy Papieża, a w nim<br />

wskazówki do życia społecznego, do całej nowoczesnej<br />

polityki społecznej, w której można<br />

pogodzić miłość do ludzi z ich potrzebami,<br />

ich zaspokajaniem oraz dystrybucją<br />

dóbr (E. Kristanova). Wolność człowieka, w<br />

tym wolność religijna, poszanowanie mniejszości,<br />

prawda, zaufanie, dialog, przestrzeganie<br />

prawa, to tylko niektóre warunki lub<br />

czynniki sprawcze efektywnego uzyskania<br />

pokoju jako wartości fundamentalnej, nie<br />

tylko w odniesieniu personalistycznym (duchowym),<br />

ale także np. międzynarodowym<br />

(A. Ranke). Wolni ludzie to także ludzie migrujący,<br />

potrzebujący poszanowania swoich<br />

praw jako mniejszości. Polacy na obczyźnie,<br />

ich losy oraz ich rozproszenie generowały<br />

troskę Jana Pawła II o to, czy zachowają swoje<br />

prawa, swoje dziedzictwo, czy też „roztopią”<br />

się w nowych skupiskach, w których się<br />

znaleźli (A. Chodubski).<br />

„Etyczny wymiar myśli Ojca świętego<br />

dotyczył wszelkich rzeczy związanych ze<br />

światem i istotą ludzką” (R. Grochowski, s.<br />

290). Także solidarność jako pojęcie o wy-<br />

2 Ibid.<br />

183


Recenzje<br />

miarze etycznym jest jedną z podstawowych<br />

zasad nauki społecznej Kościoła, sytuującym<br />

w centrum człowieka. Papież okazywał potężne<br />

wsparcie duchowe dla ruchu Solidarności<br />

w Polsce, bowiem u podstaw zakładał<br />

on aktywność a nie apatię. (W. Muszyński).<br />

Sprawiedliwość to kolejna po solidarności<br />

i subsydiarności główna zasada usytuowana<br />

w nauce społecznej Kościoła. Dla<br />

Jana Pawła II najważniejszą wartością w<br />

ramach sprawiedliwości było zmniejszanie<br />

różnic społecznych (A. Tasak). Jeżeli „jedność<br />

w różnorodności” może być podstawą<br />

pielęgnowania równego traktowania<br />

wszystkich, otwartości oraz budowania<br />

wspólnoty, to takie ujęcie tej koncepcji wydaje<br />

się jak najbardziej bliskie Papieżowi<br />

(M. Gierycz).<br />

Sprawiedliwość najlepiej ocenić przez<br />

pryzmat funkcjonującej gospodarki. Jan Pa-<br />

184<br />

weł II uważał, że Kościół jest od oceny ustrojów<br />

gospodarczych, a nie od ich kreacji (P.<br />

Urgacz). Jeżeli liberalizm jako doktryna polityczna<br />

i ekonomiczna zakłada m.in. potępienie<br />

totalitaryzmów, demokrację, wolność<br />

człowieka i wiele innych przymiotów akceptowalnych<br />

przez kościół, to na ich gruncie<br />

nie można mówić, że jest sprzeczny z ideami<br />

Jana Pawła II (D. Góra-Szopiński).<br />

Czytelnik w recenzowanym zbiorze<br />

otrzymuje ciekawy zestaw opracowań, które<br />

w sposób oryginalny analizują różnorodne<br />

aspekty myśli Jana Pawła II i tworzą przemyślany<br />

układ merytoryczny. Adresatem tekstu<br />

może być szeroko rozumiane środowisko<br />

akademickie, ale także publicyści, dziennikarze,<br />

urzędnicy oraz politycy, tym bardziej, że<br />

recenzowany tom zawiera silnie uniwersalny<br />

zbiór odniesień nauki Papieża Jana Pawła II<br />

do otaczającego świata.


Polemika<br />

<strong>Zbliżenia</strong> <strong>Interkulturowe</strong><br />

Redaktor Naczelny<br />

Prof. dr hab. Marian Wilk<br />

Z wielkim zdziwieniem oraz coraz bardziej<br />

rosnącą irytacją przeczytałem tekst „Integration<br />

der deutschen Bevölkerung von<br />

Pommern in der neuen Ordnung nach dem<br />

Krieg” w czasopiśmie „<strong>Zbliżenia</strong> <strong>Interkulturowe</strong>”<br />

nr 6, 2009, s. 70-79. Ponieważ tekst ten<br />

został opublikowany w języku niemieckim,<br />

pozwalam sobie pisać dalej po niemiecku.<br />

Der Text der beiden Autoren über die Rolle<br />

der Vertriebenen aus Pommern, beziehungsweise<br />

der geflüchteten und zwangsausgesiedelten<br />

deutschen Bevölkerung, enthält<br />

nichts Neues, er ist miserabel konzipiert und<br />

schlecht geschrieben, kurzum: der Text verdiente<br />

eigentlich keinerlei kritische Auseinandersetzung,<br />

wenn er nicht haarsträubende<br />

Unwahrheiten verbreiten würde.<br />

Worum geht es?<br />

Die Autoren gehen auf das „Zentrum<br />

der Pommern“ in Lübeck-Travemünde ein<br />

und die dort 1988 gegründete Ostsee-Akademie.<br />

Nachdem sie eine Vertreterin der<br />

Landsmannschaft (der Begriff scheint den<br />

Autoren unbekannt zu sein, sie sprechen<br />

stattdessen umständlich von „Verband der<br />

Vertriebenen aus Pommern“) mit den Worten<br />

zitieren, dass die deutschen Pommern<br />

eine Brücke zu den Polen in Pommern bauen<br />

wollen, heißt es im folgenden, dass der<br />

Akademieleiter Dietmar Albrecht, der „für<br />

seine radikale Einstellung zur Oder-Neiße-<br />

Grenze“ bekannt sei, beinahe die Schließung<br />

der Ostsee-Akademie herbeigeführt habe.<br />

Worin die radikalen Ansichten bestehen,<br />

wird nicht erläutert. Sein Nachfolger Christian<br />

Pletzing, so fahren die Autoren fort,<br />

habe die Akademie dann wieder in die richtige<br />

Bahn gelenkt. Weiter heißt es wörtlich:<br />

„Trotz Widerspruchs der Anhänger von Dr.<br />

Albrecht strebt das neu gewählte Gremium<br />

nach einer Aussöhnung und einem Dialog<br />

zwischen den Deutschen und Polen.“ An<br />

diesen Informationen stimmt außer dem<br />

Namen der Beteiligten nichts, aber auch gar<br />

nichts: Tatsächlich wurde Dietmar Albrecht<br />

als Akademieleiter von der Führung der<br />

Landsmannschaft im Jahr 2000 abgesetzt, da<br />

seine auf Verständigung mit den östlichen<br />

Nachbarn Deutschlands orientierte Arbeit<br />

– anders als in den ersten Jahren nach dem<br />

Ende des Ost-West-Gegensatzes – von der<br />

Landsmannschaft politisch nicht mehr getragen<br />

wurde. In der Konsequenz verlor die<br />

Ostsee-Akademie jegliche öffentliche Unterstützung<br />

seitens der Bundesregierung und<br />

der Landesregierung von Schleswig-Holstein.<br />

Ebenfalls entlassen wurde Christian<br />

Pletzing, der als Studienleiter an der Ostsee-<br />

Akademie wirkte. 2001 kam es dann zu der<br />

Gründung einer neuen Akademie, der „Academia<br />

Baltica“ in Lübeck, mit ausdrücklicher<br />

Unterstützung der genannten öffentlichen<br />

Geldgeber. Leiter der Academia Baltica, die<br />

von einem eingetragenen Verein gleichen<br />

Namens getragen wird, wurde Dietmar Albrecht.<br />

Christian Pletzing war dort zunächst<br />

als Studienleiter tätig und übernahm nach<br />

185


Polemika<br />

Albrechts Ausscheiden aus Altersgründen<br />

2004 die Leitung der Akademie. Daraus ist<br />

zu ersehen, dass die Konstruktion eines Gegensatzes<br />

zwischen Albrechts „Anhängern“<br />

und der neuen Leitung der Academia Baltica<br />

frei erfunden ist. Die Academia Baltica setzt<br />

die Arbeit der Ostsee-Akademie fort, wie sie<br />

bis zur Entlassung Dietmar Albrechts in Travemünde<br />

geleistet wurde. Dietmar Albrecht<br />

wurde im übrigen von der Kaschubisch-<br />

Pommerschen Vereinigung (Zrzeszenie Kaszubsko-Pomorskie)<br />

2003 in Danzig für seine<br />

Verdienste um die deutsch-polnische Nachbarschaft<br />

die Bernard-Chrzanowski-Medaille<br />

verliehen. Wenn man den Verfassern nicht<br />

von vornherein bösen Willen unterstellen<br />

will, dann lassen sich diese Ungereimtheiten<br />

nur dadurch erklären, dass ihnen die Existenz<br />

der Academia Baltica bei ihrer Recherche<br />

schlicht entgangen ist. Sollten sie jedoch<br />

der Meinung sein, dass die Ostsee-Akademie<br />

im Pommern-Zentrum seit Albrechts<br />

und Pletzings Entlassung erst so richtig zur<br />

deutsch-polnischen Verständigung beitrage,<br />

dann folgen die Autoren offensichtlich bar<br />

jeder Kritik den Einlassungen der „Pommerschen<br />

Zeitung“, deren für sich selbst sprechenden<br />

Untertitel sie akribisch in den Fußnoten<br />

wiedergeben. Und noch eins: die Formulierung,<br />

die genannten Personen, seien in<br />

ihre Ämter „gewählt“ worden, ist ebenso frei<br />

erfunden oder beruht auf den sprachlichen<br />

186<br />

Unzulänglichkeiten, die den gesamten Text<br />

durchziehen.<br />

Wenn die Autoren, wie sie selbst<br />

schreiben, Denkstereotypen beiderseits<br />

der deutsch-polnischen Grenze auflösen<br />

wollen, so haben sie dieses Ziel um Meilen<br />

verfehlt, beziehungsweise – und noch<br />

schlimmer – sie betreiben genau das Gegenteil:<br />

aus irrlichternden Informationsfetzen<br />

und ihren eigenen Denkschablonen<br />

produzieren sie genau die Stereotypen, die<br />

sie zu überwinden vorgeben. Inwieweit diese<br />

Tatsache dem Unvermögen der Autoren<br />

geschuldet ist oder auf Kalkül basiert, vermag<br />

ich nicht zu entscheiden. Beide Ursachen<br />

freilich disqualifizieren zusätzlich<br />

zu den eingangs erwähnten Unzulänglichkeiten<br />

den Aufsatz für eine wissenschaftliche<br />

Zeitschrift.<br />

Ponieważ dla czasopisma „najwyższym<br />

autorytetem [jest] krytyczny czytelnik”,<br />

oczekuję, że moje pismo do redakcji będzie<br />

opublikowane w następnym wydaniu czasopisma.<br />

Z poważaniem,<br />

prof. dr hab. Jörg Hackmann<br />

Uniwersytet Szczeciński<br />

Instytut Historii<br />

i Stosunków Międzynarodowych<br />

Profesura im. Alfreda Döblina (DAAD)


<strong>Zbliżenia</strong> <strong>Interkulturowe</strong><br />

Redaktor Naczelny<br />

Prof. dr hab. Marian Wilk<br />

Z ogromnym zdziwieniem przyjęliśmy opinię<br />

prof. J. Hackmanna dotyczącą artykułu<br />

pt. „Integration der deutschen Bevölkerung<br />

von Pommern in der neuen Ordnung nach<br />

dem Krieg”, który został zamieszczony w<br />

„<strong>Zbliżenia</strong>ch Interkulturowych” (6/2009).<br />

Wykorzystano w nim nie tylko materiały<br />

naukowe, lecz także opinie kompetentnych<br />

osób ze środowiska przesiedlonych. Wydaje<br />

się, że prof. Hackmannowi zabrakło tolerancji<br />

wobec wywodów dotyczących kontrowersyjnej<br />

problematyki powojennej integracji<br />

osób wysiedlonych do Niemiec.<br />

Można przypuszczać, że związki prof.<br />

Hackmanna z Dietmarem Albrechtem, o<br />

którego działalności jedynie wspomnieliśmy,<br />

miały wpływ na określoną ocenę artykułu.<br />

Ponieważ tekst i recenzja są publikowane<br />

w języku niemieckim, zatem dalej będziemy<br />

używać tego języka.<br />

Das Ziel des Artikels war die Darstellung<br />

ausgewählter Aspekte, wie der vielschichtigen<br />

und schwierigen Problematik bezogen<br />

auf die Integration der umgesiedelten Bevölkerung<br />

nach dem Krieg aus dem pommerschen<br />

Raum nach Deutschland. Dies wurde<br />

bereits im Titel hervorgehoben. Im Unterschied<br />

zu Herrn Hackmann meinen wir,<br />

dass die dargestellte Thematik immer noch<br />

aktuell ist. Sie kann ebenfalls im Zusammenhang<br />

mit dem geplanten Bau des Zentrums<br />

gegen Vertreibungen in Berlin betrachtet<br />

werden. Man sollte wissen, dass sogenannte<br />

Organisationen der Vertriebenen durch<br />

deutsche Politiker auf gewisse Weise ausgenutzt<br />

wurden.<br />

Es fällt uns schwer die Aussage nachzuvollziehen,<br />

dass wir das Wort Landsmannschaft,<br />

das im Kontext durchaus vorkommt,<br />

nicht kennen. Im Artikel werden nicht nur<br />

wissenschaftliche Bearbeitungen verwertet,<br />

Polemika<br />

sondern auch Meinungen und Stimmen<br />

der Mitglieder der Landsmannschaft, auch<br />

Verband der Vertriebenen aus Pommern<br />

und Heimatkreis genannt. Wir haben die<br />

bestehende, innere Aufteilung im Umfeld<br />

der Vertriebenen aufgezeigt (die Befürworter<br />

und die Gegner von Dr. Dietmar Albrecht).<br />

Dieses Problem wurde im Artikel allerdings<br />

ausschließlich am Rande behandelt. Es sollte<br />

in einem separaten Artikel genauer erforscht<br />

und ausgearbeitet werden. Wir möchten<br />

unterstreichen, dass wir nicht beabsichtigt<br />

haben, einen Kampf gegen Dr. Dietmar<br />

Albrecht, der gewisse Verdienste besitzt, zu<br />

führen. Seine Tätigkeit löste bei den Mitgliedern<br />

der Ostsee-Akademie viele Emotionen<br />

aus, die wir in unserem Artikel erwähnt haben.<br />

Sein Nachfolger wurde Dr. Christian<br />

Pletzig, der den Prozess der Versöhnung und<br />

den Dialog mit Polen weiterführt.<br />

Die Suggestion Prof. Hackmanns, wir<br />

hätten eine „böse Absicht”, ist schwierig<br />

zu verstehen. Denn im Text ist es komplett<br />

anders formuliert... In dem Artikel sind<br />

verschiedene Aspekte der untersuchten<br />

Problematik vorgestellt, die dem Leser die<br />

zwei verschiedenen (sich konfrontierenden)<br />

Gruppierungen der Vertriebenen vor Augen<br />

führt. Der Leser findet ohne Probleme viele<br />

positive Ansichten gemeinsamer Symbiose,<br />

die in angemessenem Inhalt des Textes besprochen<br />

wurde. Es reicht, den Text mit Aufmerksamkeit<br />

und nicht nur selektiv zu lesen.<br />

Wir möchten betonen, dass wir keine Stereotypen<br />

erschaffen, sondern auf ihre Existenz<br />

und Bedeutung verweisen wollten. Wir sind<br />

der Meinung, dass man eine gemeinsame<br />

Brücke zwischen Polen und Deutschland<br />

nicht ohne Erkenntnis und Erläuterung der<br />

schwierigen Vergangenheit aufbauen kann.<br />

Łączymy wyrazy najwyższego szacunku,<br />

Tomasz Butkiewicz<br />

Henryk Ćwięk<br />

187


Zespół czasopisma<br />

Bernd Balzer, prof. dr hab., doktorat w 1971 r., od 1976 do 2007 r. profesor nowszej<br />

literatury niemieckiej w berlińskim Freie Universität. Zainteresowania naukowe: literatura<br />

XVI, XIX i XX wieku. Profesury gościnne w Madison/Wisconsin (1976) i Pekinie<br />

(1982). Autor licznych publikacji książkowych dotyczących życia i twórczości<br />

Hansa Sachsa, Heinricha Bölla, Wolfganga Borcherta, Rolfa Hochhutha, literatury<br />

powojennej i realizmu mieszczańskiego. Wydawca prac zbiorowych o Richardzie<br />

Huch, Adolfie Glassbrennerze, Heinrichu Böllu. Autor artykułów o literaturze XIX<br />

i XX wieku, historii nauki oraz glos językowych.<br />

Manfred Durzak, prof. zw. dr. hab., profesor nowszej literatury niemieckiej na Uniwersytecie<br />

Paderborn (w poprzednich latach również na Uniwersytecie w Kilonii<br />

i Oldenburgu), do 1980 r. profesor zwyczajny na uniwersytetach w USA (Yale University,<br />

Indiana University) i Kanadzie (University of Toronto, McGill University<br />

Montreal). Profesor wizytujący w wielu uczelniach zagranicznych, m.in. w USA,<br />

Turcji, Australii, Indiach. Główne obszary badań naukowych: niemiecka literatura<br />

współczesna, literatura XVIII i XX wieku, literatura w mediach, literaturoznawstwo<br />

porównawcze, germanistyka interkulturowa. Autor licznych książek i artykułów naukowych.<br />

Karol Fiedor, prof. dr hab., historyk i politolog, w latach 2000-2008 kierownik Katedry<br />

Badań Niemcoznawczych WSSM. Autor 10 książek i ponad 150 szkiców i artykułów<br />

niemcoznawczych, m. in. Niemieckie plany integracyjne Europy na tle zachodnioeuropejskich<br />

doktryn zjednoczeniowych 1918 – 1945 (1991), Niemiecki ruch obrońców pokoju (1995),<br />

Austria. Zarys dziejów politycznych (1996), Polska i Polacy w polityce III Rzeszy 1933 – 1939<br />

(2007).<br />

Norbert Honsza, prof. zw. dr hab., germanista, kulturoznawca, niemcoznawca. Kierownik<br />

Katedry Języka i Kultury Niemieckiej w Wyższej Szkole Studiów Międzynarodowych<br />

w Łodzi oraz profesor w PWSZ w Raciborzu. W latach 1970-2003 kierownik<br />

Zakładu Współczesnej Literatury i Kultury Niemieckiej w Instytucie Filologii<br />

Germańskiej Uniwersytetu Wrocławskiego. Wykładał gościnnie na uniwersytetach<br />

niemieckich (Bochum, Siegen, Hamburg). Występował z referatami na kongresach<br />

i sympozjach naukowych w Europie (Austria, Szwajcaria, Szwecja, Francja, Czechy),<br />

Azji i Ameryce Północnej.<br />

Obszary badawcze: literatura i kultura niemiecka wszystkich epok ze szczególnym<br />

uwzględnieniem XX wieku, stosunki polsko-niemieckie, krytyka literacka. Autor<br />

i wydawca 80 pozycji książkowych oraz kilkuset artykułów, promotor 52 prac<br />

188


doktorskich, członek kilku polskich i zagranicznych towarzystw naukowych. Od<br />

2003 roku członek Komitetu Nauk o Literaturze PAN.<br />

Hans-Adolf Jacobsen, prof. dr. hab., wieloletni dyrektor Instytutu Nauk Politycznych<br />

Uniwersytetu Bonn. Autor licznych publikacji (także przy współudziale polskich<br />

naukowców m.in. z Wrocławia, Poznania i Warszawy) na temat historii stosunków<br />

polsko-niemieckich, członek Niemiecko-Polskiej Komisji ds. Podręczników<br />

Szkolnych. Członek zarządu Fundacji Współpracy Polsko-Niemieckiej.<br />

Lucjan Meissner, dr hab., germanista, politolog, profesor w Katedrze Badań Niemcoznawczych<br />

WSSM. Członek władz Stowarzyszenia Germanistów Polskich. Autor<br />

ok. 100 publikacji niemcoznawczych, m.in. Polska i Polacy w myśli politycznej wojskowego<br />

i liberalno-konserwatywnego ruchu oporu w III Rzeszy (2000), Widerstand und Opposition. Die<br />

deutschen Gegner des Nationalsozialismus im Lichte der polnischen Geschichtsschreibung (2006), Interkulturelle<br />

und globale Aspekte der Medienkritik in Polen und Deutschland (2008), Die deutschen<br />

Gegner des Nationalsozialismus in Lodz (2010).<br />

Przemysław Sznurkowski, doktor nauk humanistycznych, germanista, literaturoznawca.<br />

Autor publikacji i szkiców z zakresu współczesnej prozy niemieckojęzycznej,<br />

najnowszej literatury niemiecko-żydowskiej, polsko-niemieckich stosunków pogranicza.<br />

Doktorat w 2006 r. na Uniwersytecie Wrocławskim – rozprawa dotycząca<br />

postaw moralnych bohaterów twórczości Siegfrieda Lenza. Dyrektor Instytutu Filologii<br />

Obcych Akademii im. Jana Długosza w Częstochowie, adiunkt w AJD oraz<br />

Wyższej Szkole Studiów Międzynarodowych w Łodzi.<br />

Alois Wierlacher, prof. dr hab., studiował germanistykę, historię oraz filozofię<br />

w Kolonii, Wiedniu, Monachium i Bonn. 1964 – promocja. 1964-66 – Assistant Professor<br />

w University of California w Los Angeles. 1970-72 – twórca Instytutu Deutsch als<br />

Fremdsprachenphilologie na Uniwersytecie w Heidelbergu. Od 1975 – wydawca rocznika<br />

Deutsch als Fremdsprache (Intercultural German Studies). 1982 – habilitacja. 1983 – profesura<br />

w Hamburgu. 1984-1994 – prezydent Gesellschaft für Interkulturelle Germanistik. 1986-2001<br />

– profesor na Uniwersytecie w Bayreuth. 1994 – założyciel Internationaler Arbeitskreis für<br />

Kulturforschung des Essens, 1996 – Akademie für Interkulturelle Studien. Profesor honorowy<br />

uniwersytetów w Karlsruhe oraz Qingdao (Chiny). Prezydent honorowy Gesellschaft<br />

für Interkulturelle Germanistik oraz członek honorowy Akademie für Interkulturelle Studien.<br />

Od 2008 r. członek prezydium Kulinaristik-Forum. Ważniejsze publikacje: Jahrbuch<br />

Deutsch als Fremdsprache (od 1975 r.), Fremdsprache Deutsch (1980), Das Fremde und das Eigene<br />

(1985), Vom Essen in der deutschen Literatur (1987), Kulturthema Fremdheit (1993), Kulturthema<br />

Toleranz (1996), Kulturthema Kommunikation (2000), Architektur interkultureller Germanistik<br />

(2001), Handbuch interkultureller Germanistik (współaut. Andrea Bogner, 2003), Kulinaristik<br />

(współaut. Regina Bendix, 2008).<br />

189


Marian Wilk, prof. dr hab., historyk i politolog. Jego zainteresowania naukowe<br />

obejmują najnowszą historię powszechną, ze szczególnym uwzględnieniem historii<br />

Rosji oraz dyplomację Watykanu. Dorobek naukowy obejmuje 20 książek i ok. 150<br />

artykułów, m.in. monografie: Piotr I – car reformator; Rok 1917 w Rosji; Stalin. Biografia<br />

polityczna; Młode pokolenie w ZSRR 1917-1927; Petersburg. Historia stara i nowa; Jan Paweł II<br />

– wielki dyplomata i polityk (współautorstwo i redakcja). Jest założycielem i rektorem<br />

Wyższej Szkoły Studiów Międzynarodowych w Łodzi. W roku 2007 został wyróżniony<br />

dyplomem „Europejczyka Roku” w dziedzinie nauki. W roku 2005 otrzymał<br />

medal „Sokrates International Award”.<br />

Andrzej J. Zakrzewski, prof. dr hab., ukończył studia wyższe w Uniwersytecie Łódzkim<br />

w 1971 r. Stopień doktora nauk humanistycznych w zakresie historii uzyskał w<br />

1976 r. Habilitacja w Uniwersytecie Łódzkim w 1988 r. Tytuł profesora uzyskał w 2000<br />

r. Profesor zwyczajny w Akademii im. Jana Długosza w Częstochowie, w której pracuje<br />

od 1976 r. Autor wielu prac monograficznych z zakresu historii kultury i około<br />

150 artykułów naukowych publikowanych w kraju i za granicą. Promotor 6 rozpraw<br />

doktorskich. W macierzystej Uczelni pełnił funkcję prorektora ds. nauki, dziekana<br />

wydziału Filologiczno-Historycznego. Aktualnie jest kierownikiem Zakładu Historii<br />

Nowożytnej w Akademii im. Jana Długosza. Jest członkiem wielu towarzystw naukowych,<br />

w tym Towarzystwa Badań nad Wiekiem XVIII i Voltaire Foundation.<br />

190


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