12.07.2015 Aufrufe

Die Fred Schaub-Prophezeiung und der Mann in ... - Eintracht-Archiv

Die Fred Schaub-Prophezeiung und der Mann in ... - Eintracht-Archiv

Die Fred Schaub-Prophezeiung und der Mann in ... - Eintracht-Archiv

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN
  • Keine Tags gefunden...

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Diva vom Ma<strong>in</strong> I 9chers. Enttäuscht ist Norbert Nachtweih, <strong>der</strong> das <strong>in</strong>terne Duell mitEhrmantraut sowie se<strong>in</strong>en Platz auf dem Feld an Lorant verliert<strong>und</strong> auf <strong>der</strong> Bank Platz nimmt. Dort sitzt auch seit Wochen wie<strong>der</strong><strong>Fred</strong> <strong>Schaub</strong>, <strong>der</strong> sich zwar im Nachwuchsr<strong>und</strong>enspiel <strong>in</strong> Darmstadte<strong>in</strong>en Platzverweis aufgr<strong>und</strong> e<strong>in</strong>er Tätlichkeit e<strong>in</strong>handelte, für denUEFA-Cup aber e<strong>in</strong>e Spielgenehmigung erhalten hat.Bereits nach zwei gespielten M<strong>in</strong>uten hat <strong>der</strong> mitgereiste <strong>und</strong>lautstarke E<strong>in</strong>trachtanhang unter den 25.000 Zuschauern den Torschreiauf den Lippen, als e<strong>in</strong> Volleyschuss von Nickel aus 20 Meternan die Latte knallt <strong>und</strong> Cha den Abpraller per Kopf <strong>in</strong>s Torbeför<strong>der</strong>n will. Doch Gladbachs Torhüter Kneib ist auf dem Posten<strong>und</strong> kann parieren. Es dauert e<strong>in</strong>e Viertelst<strong>und</strong>e, bis <strong>der</strong> Gastgeberzu se<strong>in</strong>er ersten Chance durch Lienen kommt, <strong>der</strong> se<strong>in</strong>en Kopf vorPahl an den Ball br<strong>in</strong>gt, Pezzey aber klären kann. Insgesamt dom<strong>in</strong>ierendie Frankfurter das Match <strong>und</strong> lassen dem gefürchtetenKonterspiel <strong>der</strong> Hausherren mit e<strong>in</strong>er diszipl<strong>in</strong>ierten Vorstellungke<strong>in</strong>en Raum.Gr<strong>und</strong> zum Jubeln gibt es <strong>in</strong> <strong>der</strong> 37. M<strong>in</strong>ute. Bernd Nickel legtsich den Ball an <strong>der</strong> Eckfahne zurecht <strong>und</strong> beför<strong>der</strong>t das Le<strong>der</strong> präziseauf den Kopf von Karger. E<strong>in</strong>mal mehr zeigt „Schädelharry“,was se<strong>in</strong>e Spezialität ist. Karger bleibt im Duell mit den 196 ZentimeternKörpergröße des Gladbacher Keepers Kneib Sieger <strong>und</strong>köpft aus kurzer Distanz das 1:0 für die Adlerträger. Bereits e<strong>in</strong>eM<strong>in</strong>ute nach <strong>der</strong> Führung verwehrt das Lattenkreuz den zweitenFrankfurter Treffer, als R<strong>in</strong>gels e<strong>in</strong>e halbhohe Flanke Ehrmantrautsans eigene Gebälk abfälscht.Hektik kommt wenige M<strong>in</strong>uten vor <strong>der</strong> Pause auf. Zunächst kannsich Nielsen nicht beherrschen <strong>und</strong> protestiert sich e<strong>in</strong>e Gelbe Kartee<strong>in</strong>, als die Pfeife des spanischen Schiedsrichters Muro nach e<strong>in</strong>emverme<strong>in</strong>tlichen Foul von Borchers an Kulik im Strafraum stummbleibt. Wenige Sek<strong>und</strong>en vor dem Halbzeitpfiff nimmt das Unheildann aber se<strong>in</strong>en Lauf, als Pahl e<strong>in</strong>en Schuss von Matthäuszwar noch abwehren kann, dann aber zusehen muss, wie Kulikaus 20 Metern trifft. Wären die Frankfurter vor dem Spiel damite<strong>in</strong>verstanden gewesen, hätte man ihnen e<strong>in</strong> 1:1 als Halbzeitstandangeboten, so s<strong>in</strong>d sie es nach 43 kontrollierten <strong>und</strong> gespielten45 M<strong>in</strong>uten nicht mehr. Nachdenklich geht es für das Team <strong>in</strong> dieKab<strong>in</strong>e.Ähnlich wie zu Spielbeg<strong>in</strong>n nimmt die Partie auch nach <strong>der</strong> Pauseschnell Fahrt auf, Punktvorteile können dabei die Gäste verzeichnen:<strong>Die</strong> E<strong>in</strong>trachtdefensive mit Pezzey, Neuberger, Körbel <strong>und</strong>Ehrmantraut unterb<strong>in</strong>det die Gladbacher Konter recht wirkungsvoll;Lorant gibt im Mittelfeld die gewohnt effiziente Arbeitsbiene;Nickel zeigt durch Spielübersicht <strong>und</strong> lange Pässe e<strong>in</strong>drucksvoll,warum es s<strong>in</strong>nvoll wäre, ihn <strong>in</strong> Frankfurt zu halten; Borchers <strong>und</strong>Hölzenbe<strong>in</strong> stoßen e<strong>in</strong> ums an<strong>der</strong>e Mal mit <strong>in</strong> die Spitze vor. <strong>Die</strong>Belohnung für diesen couragierten Auftritt gibt es <strong>in</strong> <strong>der</strong> 71. M<strong>in</strong>ute.Borchers kann sich auf <strong>der</strong> rechten Seite gegen Hannes durchsetzen<strong>und</strong> flanken, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Mitte fliegt Hölzenbe<strong>in</strong> heran <strong>und</strong> setztBil<strong>der</strong>: 1_Bernd Hölzenbe<strong>in</strong> <strong>und</strong> Jürgen Grabowski mitdem UEFA-Cup. 2_<strong>Die</strong> Siegermannschaft. 3_Harald Karger.4_Jubel nach Hölzenbe<strong>in</strong>s Tor gegen Bukarest. 5_<strong>Fred</strong><strong>Schaub</strong>s Tor.


10 I 30 Jahre UEFA-Cup-Siegden Ball mit e<strong>in</strong>em herrlichen Kopfball von <strong>der</strong> Fünfmeterl<strong>in</strong>ie <strong>in</strong>sNetz. Kneib ist chancenlos.Hatte die E<strong>in</strong>tracht bislang konzentriert agiert, schleichen sichnun Fahrlässigkeiten e<strong>in</strong>, die <strong>in</strong> <strong>der</strong> 77. M<strong>in</strong>ute bestraft werden.Matthäus, angespielt von Lienen, zieht von <strong>der</strong> Strafraumgrenzeab <strong>und</strong> egalisiert zum 2:2. Nun reagiert Rausch<strong>und</strong> verstärkt die Defensive durch die E<strong>in</strong>wechslungvon Nachtweih, <strong>der</strong> für den erschöpftenHölzenbe<strong>in</strong> aufs Feld kommt. Kurz darauf verlässtKarger, <strong>der</strong> sich bei e<strong>in</strong>em Zusammenprallmit Schäfer e<strong>in</strong>e Knieverletzung zuzieht, dasFeld: für ihn kommt Trapp. Für Karger ist dies <strong>der</strong> Beg<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>eslangen Leidensweges, <strong>der</strong> letztlich das Ende se<strong>in</strong>er ebenso kurzenwie erfolgreichen Profikarriere bedeutet.Durch diese Auswechslungen bricht die bislang gewahrteDom<strong>in</strong>anz <strong>der</strong> E<strong>in</strong>tracht auf dem Feld zusammen. <strong>Die</strong> Adler wehrensich vehement – Nickel <strong>und</strong> Neuberger kassieren dabei GelbeKarten – ohne <strong>in</strong>des den Druck <strong>der</strong> Gladbacher erfolgreichauffangen zu können. Und so scheitert <strong>der</strong> fünf M<strong>in</strong>uten vordem Abpfiff e<strong>in</strong>gewechselte Thychosen zwar zunächst an se<strong>in</strong>ermangelnden Zielgenauigkeit; setzt jedoch zwei M<strong>in</strong>uten vor demAbpfiff e<strong>in</strong>en Kopfball über die Latte. Kurz darauf kann er e<strong>in</strong>eFlanke schlagen, die Kulik per Flugkopfball zum 3:2 für den Gastgebernutzt. Mit diesem Resultat geht das Spiel auch zu Ende –die E<strong>in</strong>tracht hat wie<strong>der</strong> e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong>en Sieg verschenkt <strong>und</strong> ihrefünfte Nie<strong>der</strong>lage im sechsten UEFA-Cup-Auswärtsspiel kassiert.Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite ist das E<strong>in</strong>trachtlager voller Hoffnung, das2:3 im Rückspiel wie<strong>der</strong> wettzumachen. Denn die Heimbilanz imUEFA-Pokal ist mit fünf Siegen <strong>in</strong> fünf Spielen bei e<strong>in</strong>em Torverhältnisvon 17:3 e<strong>in</strong>drucksvoll.7. Mai 1980, Borussia Mönchengladbach – E<strong>in</strong>tracht 3:2Borussia Mönchengladbach: Kneib, Schäffer, Schäfer, Hannes, R<strong>in</strong>gels,Matthäus, Kulik, Nielsen (66. Thychosen), Del‘Haye (72. Bödeker), Lienen,H. Nickel.E<strong>in</strong>tracht: Pahl, Neuberger, Pezzey, Körbel, Ehrmantraut, Lorant, Borchers,Nickel, Hölzenbe<strong>in</strong> (79. Nachtweih), Karger (81. Trapp), Cha0:1 Karger (37.), 1:1 Kulik (45.), 1:2 Hölzenbe<strong>in</strong> (71.), 2:2 Matthäus (77.),3:2 Kulik (88.).Angefressen zeigt sich nach <strong>der</strong> Partie Tra<strong>in</strong>er Rausch, <strong>der</strong> zwark<strong>und</strong>tut, „e<strong>in</strong> großartiges erstes Endspiel“ gesehen zu haben,den beiden E<strong>in</strong>wechselspielern Nachtweih <strong>und</strong> Trapp aber denSchwarzen Peter für die Nie<strong>der</strong>lage zuweist. Lob gibt es vom Gegner.Gladbachs Tra<strong>in</strong>er Heynckes erkennt an, dass die E<strong>in</strong>trachtler„spielerisch, läuferisch <strong>und</strong> gedanklich überlegen waren. Man hattemanches Mal den E<strong>in</strong>druck, sie hätten e<strong>in</strong>en Spieler mehr aufdem Platz.“ Auf den Punkt br<strong>in</strong>gt es Bernd Hölzenbe<strong>in</strong>: „Wenn wirjetzt den Pott nicht holen, s<strong>in</strong>d wir selbst schuld <strong>und</strong> haben ihnauch nicht verdient.“Zwischen den beiden UEFA-Cup-F<strong>in</strong>als schlagen die AdlerträgerBremen im Waldstadion mit 3:2. Bei diesem Spiel stellt <strong>der</strong> AmateurChristian Peukert e<strong>in</strong>en Effizienzrekord auf, <strong>der</strong> wohl kaum zuübertreffen se<strong>in</strong> wird: In <strong>der</strong> 90. M<strong>in</strong>ute zu se<strong>in</strong>em ersten <strong>und</strong> e<strong>in</strong>zigenE<strong>in</strong>satz für das B<strong>und</strong>esligateam <strong>der</strong> E<strong>in</strong>tracht e<strong>in</strong>gewechselt,erzielt er <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nachspielzeit den Siegtreffer.Am 21. Mai 1980 um 20 Uhr ist es so weit: <strong>Die</strong> E<strong>in</strong>tracht trittim mit knapp 60.000 Zuschauern ausverkauften Waldstadion zumE<strong>in</strong> E<strong>in</strong>wechselspieler br<strong>in</strong>gt50.000 zum RasenRückspiel des UEFA-Cup-F<strong>in</strong>ales an. Den 2:3-Rückstand will Tra<strong>in</strong>erRausch mit e<strong>in</strong>er gegenüber dem ersten F<strong>in</strong>alspiel lediglich aufe<strong>in</strong>er Position geän<strong>der</strong>ten Startelf wettmachen: Für den verletztenKarger rückt Nachtweih <strong>in</strong>s Team. Mittun kann auch <strong>der</strong> leichtangeschlagene Cha, verzichten muss Rausch auf die ReservistenMüller, Trapp <strong>und</strong> Gruber. Endgültig zerschlagen hat sich auch fürJürgen Grabowski die leise Hoffnung, zum<strong>in</strong>dest beim zweiten F<strong>in</strong>aleauf dem Platz zu stehen. „Grabi“ wird nun von großen Teilen<strong>der</strong> Fans als Nachfolger des ungeliebten Präsidenten Achaz vonThümen gefor<strong>der</strong>t.Schon kurz nach dem Anpfiff durch den belgischen SchiedsrichterPonnet wird die Marschrichtung <strong>der</strong> E<strong>in</strong>tracht deutlich: Nichtbed<strong>in</strong>gungslos, aber konsequent soll nach vorne gespielt werden.Und bereits <strong>in</strong> <strong>der</strong> zweiten M<strong>in</strong>ute sche<strong>in</strong>t das Konzept aufzugehen.Bernd Nickel wird nach e<strong>in</strong>em Doppelpass mit Nachtweihim Strafraum von Fleer elfmeterreif gelegt. Doch die Pfeife desSchiedsrichters bleibt stumm. Nur fünf M<strong>in</strong>uten später hat Chadas 1:0 auf dem Schlappen, verfehlt aber mit se<strong>in</strong>em Volleyschussden Kasten von Kneib knapp. In <strong>der</strong> zehnten M<strong>in</strong>ute dann e<strong>in</strong>eSchrecksek<strong>und</strong>e: Borchers verliert den Ball im Mittelfeld, dieFlanke von Lienen rutscht Pahl über die Fäuste, doch Ehrmantrautkann klären. Zwei M<strong>in</strong>uten darauf zeigt sich <strong>der</strong> FrankfurterSchlussmann dann von se<strong>in</strong>er besseren Seite, als er vor dem Strafraummit dem Kopf klärt.Dann ist wie<strong>der</strong> die E<strong>in</strong>tracht an <strong>der</strong> Reihe. Der an diesem Tagüberragende Bernd Nickel zieht Richtung Tor ab, trifft aber e<strong>in</strong>enGladbacher – <strong>und</strong> <strong>der</strong> Ball wird zur Ecke abgelenkt! Nickel ist esauch, <strong>der</strong> Kneib <strong>in</strong> <strong>der</strong> 26. M<strong>in</strong>ute mit e<strong>in</strong>em Schuss aus <strong>der</strong> Drehungzu e<strong>in</strong>er Glanzparade zw<strong>in</strong>gt. Nur zwei M<strong>in</strong>uten später weist„Dr. Hammer“ nach, dass er als L<strong>in</strong>ksfuß das rechte Be<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>h<strong>in</strong>nur zum Stehen nutzt, als er den von Neuberger nach <strong>in</strong>nengetretenen Ball freistehend knapp über das Tor säbelt. Kurz vor <strong>der</strong>Pause kann sich dann Pahl erneut auszeichnen. Bei e<strong>in</strong>em Konter<strong>der</strong> Gäste eilt er weit aus dem Kasten <strong>und</strong> klärt vor dem heranstürmendenHarald Nickel.Mit 0:0 geht es <strong>in</strong> die Pause, Anspannung <strong>und</strong> Nervosität erfüllendas Stadion. „Wir müssen jetzt e<strong>in</strong>fach mehr machen, sonst langtes nicht“, for<strong>der</strong>t Jürgen Grabowski. Doch Tra<strong>in</strong>er Rausch <strong>und</strong> ManagerKlug scheuen sich, die bed<strong>in</strong>gungslose Offensive als Paroleauszugeben. Zu tief sitzt die Angst vor den berüchtigten GladbacherKontern.In <strong>der</strong> zweiten Hälfte wird das Spiel zusehends verbissener <strong>und</strong>härter. So tritt Harald Nickel kurz nach Wie<strong>der</strong>anpfiff zum wie<strong>der</strong>holtenMale Cha um <strong>und</strong> sieht die Gelbe Karte. Auch Pezzey


das Publikum, ähnlich dem <strong>in</strong> britischen o<strong>der</strong> italienischen Arenen, zum zwölften Spieler,peitschte mit rhythmischem Klatschen <strong>und</strong> pausenlosen Anfeuerungsrufen die <strong>Mann</strong>schaftnach vorne.“Und dann kam die 87. M<strong>in</strong>ute: Nickels Eckstoß flog hoch <strong>in</strong> den Strafraum, Junghansverharrte auf <strong>der</strong> L<strong>in</strong>ie <strong>und</strong> Pezzey übersprang se<strong>in</strong>en Gegenspieler um e<strong>in</strong>e halbe Körperlänge,um die Kugel zum 2:0 <strong>in</strong>s Netz zu köpfen. Das Waldstadion, bislang schon e<strong>in</strong>Irrenhaus, wurde vollends zur geschlossenen Anstalt. 60 Sek<strong>und</strong>en vor dem Abpfiff hatteNickel die Gelegenheit, alles klar zu machen. Doch se<strong>in</strong> Freistoß aus 30 Metern knallte ansGebälk. Auch für Cha <strong>und</strong> Karger eröffneten sich danach Chancen, doch beide fanden ausdem Gewühl ke<strong>in</strong>en Weg, den Ball <strong>in</strong>s Gästetor zu beför<strong>der</strong>n. Schließlich pfiff <strong>der</strong> schottischeReferee McG<strong>in</strong>lay ab – es g<strong>in</strong>g <strong>in</strong> die Verlängerung.In <strong>der</strong> 102. M<strong>in</strong>ute folgte <strong>der</strong> erste große Auftritt von Karger – angespielt von Nickelzog er aus halbl<strong>in</strong>ker Position ab, Junghans war geschlagen, die E<strong>in</strong>tracht stand <strong>in</strong> diesemMoment im F<strong>in</strong>ale. Nur zwei M<strong>in</strong>uten später schien <strong>der</strong> Traum von den Endspielen <strong>in</strong>deswie<strong>der</strong> zu platzen, als Dremmler, getrieben vom puren Mut <strong>der</strong> Verzweiflung, aus 25 Meternabzog. Alle glaubten an e<strong>in</strong>e sichere Beute für Pahl, <strong>der</strong> bislang e<strong>in</strong>e fehlerlose Partieabgeliefert hatte. Doch unter dem Körper des Frankfurter Schlussmanns h<strong>in</strong>durch rutschte<strong>der</strong> Aufsetzer zum 3:1 <strong>in</strong>s Netz. Mit diesem Zwischenstand endete die erste Hälfte <strong>der</strong> Verlängerung.» Der letzte Akt des DramasDen letzten Akt des Dramas eröffnete die E<strong>in</strong>tracht mit e<strong>in</strong>em Paukenschlag. Wie<strong>der</strong> standKarger im Mittelpunkt. Nickel servierte „Schädelharry“ den Ball per Freistoß so präzise aufden Kopf, dass dieser aus sieben Metern das 4:1 erzielen konnte. <strong>Die</strong> E<strong>in</strong>tracht hatte dieNase wie<strong>der</strong> vorn.Kurz darauf verweigerte <strong>der</strong> Schiedsrichter <strong>der</strong> E<strong>in</strong>tracht nach e<strong>in</strong>em klaren Foul vonAugenthaler im Strafraum e<strong>in</strong>en Elfmeter. <strong>Die</strong> Gelegenheit, den versäumten Pfiff nachzuholen,nutzte McG<strong>in</strong>lay freilich <strong>in</strong> <strong>der</strong> 118. M<strong>in</strong>ute, als Karger sich im Strafraum e<strong>in</strong>errustikalen Attacke ausgesetzt sah. Werner Lorant, <strong>der</strong> „Elfmeterschütze vom <strong>Die</strong>nst“, ließsich die Chance nicht entgehen <strong>und</strong> erzielte das 5:1. Kurz darauf g<strong>in</strong>g <strong>der</strong> Schlusspfiff <strong>in</strong><strong>der</strong> Geräuschkulisse des tobenden Stadions fast unter. <strong>Die</strong> E<strong>in</strong>tracht stand zum zweitenMal <strong>in</strong> ihrer Vere<strong>in</strong>sgeschichte im F<strong>in</strong>ale e<strong>in</strong>es großen europäischen Fußballwettbewerbs.<strong>Die</strong> Frankfurter R<strong>und</strong>schau titelte: „Jede Logik wurde von <strong>der</strong> E<strong>in</strong>tracht aus den Angelngehoben.“Der total überwältigte Karger, <strong>der</strong> von <strong>der</strong> Abendpost Nachtausgabe die Höchstnote 1erhielt, stammelte kurz nach dem Schlusspfiff: „Das war <strong>der</strong> bisherige Höhepunkt me<strong>in</strong>erKarriere.“ Lei<strong>der</strong> war es auch fast schon <strong>der</strong> letzte. Harald Karger war bekanntlich ke<strong>in</strong>egroße Zukunft vergönnt, weil er sich im ersten UEFA-Cup-Endspiel <strong>in</strong> Mönchengladbachschwer verletzte – auch dort schoss er allerd<strong>in</strong>gs noch e<strong>in</strong> wichtiges Tor. Den UEFA-Pokalsiegbejubelte er nach dem 1:0 gegen Borussia Mönchengladbach dann wie Kapitän JürgenGrabowski <strong>in</strong> „Zivil“.# Text: Frank Gotta <strong>und</strong> Roland Stipp / Foto: E<strong>in</strong>tracht-<strong>Archiv</strong>22. April 1980, Frankfurter Waldstadion, Uefa-Pokal, Halbf<strong>in</strong>ale (Rückspiel),E<strong>in</strong>tracht Frankfurt – Bayern München 5:1 (2:0) n.V.E<strong>in</strong>tracht: Pahl, Neuberger (83. Müller), Pezzey, Körbel, Ehrmantraut (83. Karger),Lorant, Nachtweih, Borchers, Nickel, Cha, Hölzenbe<strong>in</strong>.Bayern München: Junghans, Dremmler, We<strong>in</strong>er, Augenthaler, Horsmann, Nie<strong>der</strong>mayer,Dürnberger (91. Janzon), Breitner, Kraus (40. Oblak), Rummenigge, <strong>Die</strong>ter Hoeneß. –Tore: 1:0 Pezzey (31.), 2:0 Pezzey (87.), 3:0 Karger (103.), 3:1 Dremmler (105.),4:1 Karger (107.), 5:1 Lorant (118., Foulelfmeter).

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!