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Die Nachkommen der Böhmischen Brüder im preußischen ...

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Daraufhin ging <strong>der</strong> Jude zum höchsten königlichen Gericht nach Berlin und kämpfte dort um sein Recht, doch auch hierbehielten die Hussinetzer Gemeindevertreter ihr, ihnen von König Friedrich II. gegebenes Recht.Der Jude mußte nun das von ihm erworbene Eigentum in Hussinetz verkaufen und das Weite suchen.<strong>Die</strong> Ansässigkeit <strong>der</strong> Glie<strong>der</strong> einer an<strong>der</strong>en Glaubensgemeinschaft in den böhmischen Dörfern hätte sich zum Nachteilihrer so festen Verbundenheit ausgewirkt. Das umso mehr, wenn an<strong>der</strong>sgläubige von ihnen ihre Fluren aufkaufenwürden, dann wäre die feste Verbundenheit aufgelockert und die Selbständigkeit dieser evangelisch-reformiertenböhmischen Kirchengemeinde gefährdet. Da die einzelnen Glie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Gemeinde verpflichtet sind, allen kirchlichenund schulischen Notwendigkeiten beizutragen. Eine gemischte Bevölkerung in <strong>der</strong> Kirchengemeinde würde den Zerfalldieser Kultur bedeuten, sie könnte den Anfechtungen und Bedrängnissen nicht standhalten.Über allen Anfechtungen haben sie ihren Glauben und die Sprache ihrer Väter behalten und sie haben ein Mitgefühl mitan<strong>der</strong>en Menschen, die in ähnlicher Situation leiden, und versuchen zu helfen, ohne auf die Nationalität o<strong>der</strong> dieGlaubensrichtung zu schauen. Das bewiesen sie, als sie von <strong>der</strong> Not <strong>der</strong> Min<strong>der</strong>heit deutscher evangelischer Christen inParis erfahren haben. <strong>Die</strong>se größtenteils armen deutschen menschen in Paris bemühten sich, eine deutsche Kirche undeine deutsche Schule in Paris zu gründen. In ihrer finanzi9ellen Not wandten sie sich an ihre Glaubensbrü<strong>der</strong> in denKirchen Deutschlands und baten um finanzielle Hilfe. Daraufhin wurden in den evangelischen Kirchen DeutschlandsSammlungen durchgeführt. Auch in dem Bereich des Superintendenten, in dem die böhmische Kirche von Hussinetzist. Aber wie hat sich <strong>der</strong> Superintendent gewun<strong>der</strong>et, als die böhmische Kirche in Hussinetz eine außergewöhnlichhohe Spende für die bedrängten Glaubensbrü<strong>der</strong> in Paris gespendet hat und in den an<strong>der</strong>en Kirchen seines Bereichesnur kleine Spenden gespendet wurden. (So ein Bericht des jetzigen obersten Rates des helvetischen Bekenntnisses inWien, Hermann von Tardy aus dem schlesischem Hussinetz.) - In seiner Verwun<strong>der</strong>ung fragte <strong>der</strong> Superintendent denHussinetzer Pastor Josef von Tardy bei einer Zusammenkunft: "Wie ist es zu verstehen, daß die evangelisch-reformierteböhmische Kirchengemeinde Hussinetz so reichlich für eine deutsche Kirchengemeinde in Paris gespendet hat?" Daraufdie Antwort des böhmischen Pastors Josef von Tardy: "Ihr wun<strong>der</strong>t euch, ehrwürdiger Herr? Aber das ist dochvollkommen selbstverständlich. Sie wissen doch, was die Hussinetzer böhmen für ihre Mutterspsrache erduldenmußten, wie gewaltsam ihnen diese Sprache genommen werden sollte. Sie wissen auch, daß in <strong>der</strong> Schule in Pentschein deutscher Lehrer ist und <strong>der</strong> soll die bömischen Kin<strong>der</strong> lehren, obwohl die Kin<strong>der</strong> kein Wort deutsch verstehen und<strong>der</strong> Lehrer kein Wort böhmisch sprechen kann. Wie schwer wird es diesen Kin<strong>der</strong>n gemacht. Alle Bitten, diesen Lehrerdurch einen böhmischen Lehrer zu ersetzen, blieben unbeachtet. <strong>Die</strong> Hussientzer Böhmen haben in <strong>der</strong> Tiefe ihrerHerzen erfahren, wie schl<strong>im</strong>m es ist, wenn Menschen in ihrer Sprache bedrängt werden. So konnten sie es sich lebhaftvorstellen, wie die deutschen Menschen in Paris leiden und aus dieser Erfahrung haben sie so reichlich gespendet,reichlicher als normal."Edelmütig und schön ist diese Tatsache dieser lieben böhmischen Brü<strong>der</strong>! -Zur Feier des fünfhun<strong>der</strong>tjährigen Gedenkens an den ehrenvollen Jan Huß soll in Hussinetz eine böhmische Büchereiangelegt werden. Geg Gott, daß auch in Zukunft diese Kirchengemeinde ihsren Zusammenhalt findet und ausdauerndglauben und Sprache den <strong>Nachkommen</strong> <strong>der</strong> Böhmischen Brü<strong>der</strong> erhalten kann![abgedruckt in: Svetozor vom 14. Januar 1870]

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