12.07.2015 Aufrufe

Konfirmation 2009 - Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde ...

Konfirmation 2009 - Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde ...

Konfirmation 2009 - Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN
  • Keine Tags gefunden...

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>Konfirmation</strong>spredigt <strong>2009</strong>Pfarrer Ralph Thormählen, Uttenreuth, 5. April <strong>2009</strong>„HDL spricht Gott. Ihr seid Zeugen!“ (Apostelgeschichte 1,8)Liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden, liebe Festgemeinde!Da sitzt er: Eine dicke Wollmütze über beide Ohren gezogen. Allein mit der Gitarre in einemkahlen Raum. Ein sympathisches Gesicht. Und er grinst verschmitzt in die Kamera. Ich binZeuge einer Verwandlung. Es ist noch nicht so lange her, da war dieser junge Mann aus unsererVerwandtschaft ein Konfirmand. Nett, freundlich, manchmal ein bisschen schüchtern,manchmal frech – so wie ihr auch. Gitarre hat er schon damals ganz gern gespielt. Aber jetzt,ein paar Jahre später, hat er sich verwandelt. Singt mit voller Stimme, Witz und Charme. DerBeat der Gitarre groovt fetzig dahin. Jasper nennt er sich heute. Und seine Lieder sind derRenner im Internet.Heut muss ich dir mal was sagen,was ich echt nicht gerne tu.“ Höre ich ihn singen.Ich fühl mich mental geschlagenund der Grund dafür bist du.Oder vielmehr deine Sprache,oder was du Sprache nennst,denn ich frag mich, bitte lach nicht,ob du auch ganze Sätze kennst.Wenn ich etwas witzig finde,nenn ich’s "lustig" oder "toll",doch mein Verlegenheitsgegrinsekommentierst du nur mit *lol*deine "Kirschlein" haben "Kernchen",das ist reinster Bildungsmordund ein *gg*,bei aller Liebe, ist kein Wort!Jede Email, jeder lettervon dir ist für mich ne Qual,was du kannst, kann ich much betterund das nicht nur nonverbal.Ich habe mich mal schlau gemachtund habe nächtelang trainiert.Heute zieh ich in die Schlacht,ich weiß schon, wer verliert...______________________________________________________________________________________© Ev.-Luth. <strong>Kirchengemeinde</strong> Uttenreuth <strong>2009</strong> – www.erlangen-evangelisch.de/uttenreuth1


<strong>Konfirmation</strong>spredigt <strong>2009</strong>Pfarrer Ralph Thormählen, Uttenreuth, 5. April <strong>2009</strong>„HDL spricht Gott. Ihr seid Zeugen!“ (Apostelgeschichte 1,8)Ich sag nur:H D G D L F I U E B A E DWie, das kannst du nicht verstehen?Tja, dann kauf dir noch n "W"!"Freu mich dich wieder zu sehen!",das sagst du so, wie man es spricht,ich sag: "C Y A" [See ya! = Tschüss]in dein sprachloses Gesicht.Wir sprechen ganz verschiedene Sprachen. Das spießt Jasper auf. In Email und SMS hat sicheine neue Zeichensprache entwickelt. Sie drückt vor allem Gefühle aus, die elektronischsonst nicht so gut rüberkommen. Lächelnde Smileys in einer Email sprechen ja für sich. Aberdass *gg* „grins“ bedeutet, das verstehen nur ein Eingeweihte. Und wer das Prinzip verstandenhat, weiß dass sieben „g“ zwischen den Sternchen ein besonders breites Grinsen ist. –Ich kann mir vorstellen, dass es vielen Eltern oder Großeltern bei diesem emotionalen Abkürzungskauderwelschso geht wie mir: Sie verstehen nur Bahnhof. Vielleicht fragen Sie sichauch: Wozu soll dieser Buchstaben-Salat gut sein? Und was hat all das bitte in dieser Predigtzu suchen… Ich bitte um etwas Geduld. Denn ich kann mir aber vorstellen, dass es euchKonfirmanden so ähnlich geht, wenn ihr hier am Sonntag in einen normalen Gottesdienstkommt. Da werden Lieder gesungen, die euch fremd sind „Ein feste Burg ist unser Gott“ –wer wohnt heute noch in einer Burg? Da werden Gefühle in einer Sprache ausgedrückt, dieihr kaum versteht – von Sünde und Schuld, Versöhnung und Gnade ist viel die Rede – sospricht da heut niemand. A wie „achselzuck“ würdet ihr vielleicht sagen.„Ihr werdet die Kraft des heiligen Geistes empfangen, der auf euch kommen wird, und ihrwerdet meine Zeugen sein“, sagte Jesus Christus einmal (Apg 1,8). Schon wieder so eine Kirchensprache,werdet ihr vielleicht denken. Na, das war doch zu erwarten… Stimmt! Es ist jaauch <strong>Konfirmation</strong>. Jesus kündigt hier an, dass die Jüngerinnen und Jünger den heiligenGeist erleben werden. Die meisten Menschen haben zu ihm kaum einen Draht. „Mit Gottund Jesus können wir noch etwas anfangen“, hör ich sie sagen. „Aber mit dem HeiligeGeist?“ Nicht nur euch geht das so, euren Eltern bestimmt auch. Fragt sie mal… Und dabeiwäre niemand von uns heute hier ohne diesen Geist.Jesus kündigt etwas an, was die Jünger später an Pfingsten tatsächlich erleben. Dass Menschen,die ganz unterschiedliche Sprachen sprechen, sich trotzdem verstehen. Dass eineVerbindung, eine Gemeinschaft von Menschen entsteht, die sich vorher fremd waren. Sieerleben, dass Gott ihre Sprache spricht und dass er eine lebendige Kraft ist. Sie erleben auch,dass sie durch diesen Heiligen Geist richtig gut drauf kommen. Der Glaube macht ihnen______________________________________________________________________________________© Ev.-Luth. <strong>Kirchengemeinde</strong> Uttenreuth <strong>2009</strong> – www.erlangen-evangelisch.de/uttenreuth2


<strong>Konfirmation</strong>spredigt <strong>2009</strong>Pfarrer Ralph Thormählen, Uttenreuth, 5. April <strong>2009</strong>„HDL spricht Gott. Ihr seid Zeugen!“ (Apostelgeschichte 1,8)Spass und lässt sie verrückte Dinge tun, so merkwürdige Dinge, dass die anderen denken, sieseien besoffen.Ihr werdet heute konfirmiert. Und ich hoffe natürlich, dass das ein toller Tag für euch wird,dass ihr viel Spaß habt, dass ihr ihn nicht so schnell vergessen werdet. Und ich hoffe nicht,dass ihr heute Abend besoffen seid – obwohl das in manchen Gegenden noch zur <strong>Konfirmation</strong>dazu gehört. Aber noch viel mehr hoffe ich, dass ihr etwas von der kraftvollen Lebendigkeitdes Heiligen Geistes erfahrt. Mit der <strong>Konfirmation</strong> werdet ihr mit allen Rechten undPflichten in unsere <strong>Kirchengemeinde</strong> aufgenommen. Und so eine Gemeinde, wie wir es sind,die lebt von den Begegnungen von Mensch zu Mensch. Sie lebt davon, dass wir versuchen,einander zu verstehen, dass wir versuchen, die Sprache des anderen zu sprechen. Und dashat mit dem Heiligen Geist zu tun.„H D L“ singt Jasper weiter. Das ist das, was wir altmodische Mensche früher mit Briefen undBlumen ausgedrückt haben. Das ist die elektronische Liebeserklärung per SMS. und Es stehtfür „Hab dich lieb“„H D LIst dir ein ganzer Satz zu schwer,oder kennst du's gar nicht mehr?H D LWer in Abkürzungen wühlt,bleibt gefühlstechnisch unterkühlt.H D LJa ja, du nee... is klar...Und meine Antwort: I D A.H D G D L F I U E B A E DWie, das kannst du nicht verstehen,Tja, dann hast du wohl "K P"! [Keinen Plan]H D G D L F I U E B A E DI hope you have verstanden,worin ich die trouble seh. […]H D G D L F I U E B A E DIch werd dir auch noch verraten,wofür dieses Kürzel steht.Hilf deinem Gehirn! Dauerhaftes *LoLn* führt im Unterbewusstsein eine Beschädigung amEinfühlungsvermögen durch!“______________________________________________________________________________________© Ev.-Luth. <strong>Kirchengemeinde</strong> Uttenreuth <strong>2009</strong> – www.erlangen-evangelisch.de/uttenreuth3


<strong>Konfirmation</strong>spredigt <strong>2009</strong>Pfarrer Ralph Thormählen, Uttenreuth, 5. April <strong>2009</strong>„HDL spricht Gott. Ihr seid Zeugen!“ (Apostelgeschichte 1,8)Wir brauchen Begegnungen von Mensch zu Mensch, nicht nur Chats. Wir brauchen eineSprache, die von Herzen kommt und die zu Herzen geht, nicht nur Abkürzungen. Wir brauchenGemeinschaft und Lebendigkeit und nicht nur einsames Funktionieren. Wir brauchenein Lächeln, das uns unter die Haut geht, und nicht nur ein *loLn* auf dem Handy. Wirbrauchen Gott und den Heiligen Geist, sonst wird unser Leben fad, wie abgestandenes Bier.Ihr werdet die Kraft des heiligen Geistes empfangen. Und diese Lebenskraft Gottes ist euchverheißen. Sie gilt euch. Ihr werdet sie erleben, irgendwo irgendwann. Vielleicht schonnachher, wenn wir euch einsegnen. Vielleicht irgendwann in einem Gottesdienst. Vielleichtauch gar nicht in der Kirche. Vielleicht auf einem Fest mit guten Freunden, wo auf einmalein atemberaubende Stimmung aufkommt. Vielleicht im Zusammensein mit dem Freundoder Freundin, wo ihr euch fast ohne Wort versteht. Vielleicht auf einem Konzert, wo ihrmit allen Poren lebendig seid. Vielleicht nachts unterm Sternenhimmel, wo ihr etwas vonUnendlichkeit Gottes und des Lebens spürt. Wo auch immer: der Geist Gottes weht, wo erwill.„Und ihr werdet meine Zeugen sein“ sagt Jesus noch. Und ich behaupte, ihr seid es schonlängst. Zeugen sehen oder erleben etwas, was andere nicht gesehen haben. „Na gut, werdetihr sagen. Jeder hat mal was erlebt, was andere nicht erlebt haben. Aber wieso sollen wirseine Zeugen sein. Wir haben Jesus doch nicht gesehen, oder?“ Ja und nein, würde ich sagen.Natürlich hat niemand von euch Jesus gesehen, wie ihn die Jünger gesehen haben, die mitihm herumgezogen sind. Und vermutlich hat auch niemand eine Erscheinung gehabt wiez.B. Paulus es hatte. Aber ich behaupte mal, viele von euch haben etwas von Heiligen Geisterlebt. Wie das?Ich denke an die letzte Konfi-Freizeit zurück. Da war für mich ganz viel Gemeinschaft spürbar.Ihr kommt alle aus verschiedenen Schulen und Klassen und habt euch in neuen Gruppengefunden. Sicherlich gab es mal Ärger und Unzufriedenheit. Aber insgesamt war’s einesuper Erfahrung. Einen kleinen Geschmack von den Früchten eurer Arbeit davon haben wirja alle auch beim Vorstellungsgottesdienst bekommen. Eine ganze Reihe von Gemeindegliedernhaben mich übrigens darauf angesprochen, dass ihr das so klasse und pfiffig gemachthabt. Ihr hattet kreative Ideen miteinander. Ihr habt an Selbstbewusstsein gewonnen. Ihrhabt in eurer Sprache gesprochen, und zugleich so, dass die anderen es verstehen konnten.Außerdem habt ihr auf der Freizeit einiges an Lebendigkeit erlebt. Ich erinnere mich an denwunderbaren Skecheabend. Er hat ungeahnte Talente ans Licht gebracht. Wir haben vielgelacht. Und ihr habt ganz intensive Momente erlebt, bei den Andachten, am Feuer oderbeim Singen. In allem war ein guter Geist unterwegs, der mit Respekt und Gemeinschaft undLebendigkeit und Liebe zu tun hat. Da habt ihr etwas vom Heiligen Geist mitbekommen –______________________________________________________________________________________© Ev.-Luth. <strong>Kirchengemeinde</strong> Uttenreuth <strong>2009</strong> – www.erlangen-evangelisch.de/uttenreuth4


<strong>Konfirmation</strong>spredigt <strong>2009</strong>Pfarrer Ralph Thormählen, Uttenreuth, 5. April <strong>2009</strong>„HDL spricht Gott. Ihr seid Zeugen!“ (Apostelgeschichte 1,8)auch wenn ihr das vielleicht nicht so nennen würdet. Wenn Jesus sagt: ihr seid meine Zeugen,könnte er auch schlicht sagen: Erinnert euch an das Gute, das ihr in der Konfi-Zeit undder Gemeinde erlebt habt – auch wenn euch vielleicht nicht alles so gut gefallen hat. Vergesstdas Gute nicht und erzählt anderen davon mit euren Worten.Gott spricht unsere Sprache. Gott spricht eure Sprache. Eigentlich spricht nur ein einzigesWort, wird einmal in der Bibel gesagt: „Jesus Christus“ ist das Wort Gottes schlechthin (Joh1,14). In ihm teilt Gott alles mit, was von ihm wichtig ist: In Jesus Christus zeigt er seine Liebezu uns, mit der uns annimmt, so wie wir sind. Seine Freiheit, die sich nicht groß um Konventionenschert. Seine Lebendigkeit, die andere berührt und mitreißt, weit über den Todhinaus. Seine Freundschaft und Gemeinschaft mit Menschen, die verschiedener nicht seinkönnen. Das hat Jesus Christus gelebt. Dafür ist er gestorben. Und dafür hat ihn Gott auferweckt.In Jesus Christus ist alles über Gott gesagt. In ihm ist das Leben, das pralle und lebendigeLeben. Alles, was wir Gutes in der Gemeinde zu versuchen, kommt von ihm und weistauf ihn hin. So sind wir alle nur Zeugen dieser Lebendigkeit durch seinen Geist, der heutenoch wirkt.Oder anders gesagt: Gott sagt in Jesus Christus nichts anders als HDGDL – „Hab dich ganzdoll lieb.“ Es ist seine Liebeserklärung an uns. Und ihr habt sie bekommen. Ihr seid Zeugen!Und eure Antwort, euer Ja bei der <strong>Konfirmation</strong>, bedeutet im Grunde nichts anderes als IDA– „Ich dich auch.“AmenPfarrer Ralph ThormählenLieder von Jasper unter: http://www.youtube.com/user/Jaspermusik______________________________________________________________________________________© Ev.-Luth. <strong>Kirchengemeinde</strong> Uttenreuth <strong>2009</strong> – www.erlangen-evangelisch.de/uttenreuth5

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!