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Vier Hausärzte in gemeinsamer Praxis - Eumedias ...

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Januar 2010/03<br />

<strong>Praxis</strong>management<br />

■ Teamgeist fördert<br />

Wohlbef<strong>in</strong>den<br />

■ Ist Motivation<br />

Führungsaufgabe?<br />

■ <strong>Vier</strong> <strong>Hausärzte</strong> <strong>in</strong><br />

geme<strong>in</strong>samer <strong>Praxis</strong><br />

MAGAZIN


ANGEMERKT INHALT<br />

Vertr.-Prof. Dr. Peter Rudolph,<br />

Vorstand der EUMEDIAS Heilberufe AG<br />

und Vertretungsprofessor an der<br />

Hochschule Magdeburg-Stendal<br />

„E<strong>in</strong>e Investition <strong>in</strong> Wissen br<strong>in</strong>gt<br />

noch immer die besten Z<strong>in</strong>sen.“ Besonders<br />

Unternehmen des Gesundheitswesens<br />

folgen diesem Ruf von<br />

Benjam<strong>in</strong> Frankl<strong>in</strong>. Zumal <strong>in</strong> Praxen<br />

neben mediz<strong>in</strong>ischen Leistungen<br />

auch Verwaltungsaufwand und<br />

unternehmerisches Handeln immer<br />

mehr zum Alltag gehören. Dieser<br />

Spagat ist durch den Arzt alle<strong>in</strong><br />

kaum mehr zu realisieren. Das Berufsbild<br />

<strong>Praxis</strong>manager wird auch<br />

deshalb künftig aus e<strong>in</strong>er modernen<br />

Arztpraxis nicht mehr wegzudenken<br />

se<strong>in</strong>. Mit dem berufsbegleitenden<br />

Fernstudium „<strong>Praxis</strong>management“<br />

bietet die Hochschule Magdeburg-<br />

Stendal (FH) e<strong>in</strong> <strong>in</strong>novatives,<br />

deutschlandweit e<strong>in</strong>zigartiges<br />

Weiterbildungsprogramm für <strong>Praxis</strong>mitarbeiter<br />

an. Das Land<br />

Sachsen-Anhalt stellt auch 2010<br />

Fördergelder für die Fort- und Weiterbildung<br />

bereit. Nun heißt es im<br />

Land der Frühaufsteher, die Chancen<br />

zu erkennen und zu nutzen.<br />

In diesem S<strong>in</strong>ne viel Erfolg.<br />

Ihr<br />

2 MAGAZIN<br />

■ 3<br />

REPORTAGE<br />

Dr. Frank Schwarzlose und se<strong>in</strong> Team<br />

schwören auf <strong>Praxis</strong>management<br />

Was macht das Unternehmen <strong>Praxis</strong> aus?<br />

■ 6/7<br />

IM GESPRÄCH<br />

Dr. Burkhard John fordert gleiche mediz<strong>in</strong>ische<br />

Versorgung <strong>in</strong> allen Bundesländern<br />

■ 8<br />

CAMPUS<br />

<strong>Praxis</strong>management-Studium fördert Motivation<br />

und Freude an der Arbeit<br />

■ 9<br />

PRAXIS<br />

Warum fühlen sich die meisten Mitarbeiter<br />

nicht wohl <strong>in</strong> ihrem Unternehmen?<br />

■ 10<br />

PORTRÄT<br />

Drei E<strong>in</strong>zelkämpfer bündelten Kompetenzen<br />

und s<strong>in</strong>d bessere Partner der Patienten<br />

■ 11<br />

FORUM<br />

Mathias Tronnier, KVSA, beantwortet gesundheitspolitische<br />

Fragen


Gutes <strong>Praxis</strong>management<br />

ohne Teamgeist chancenlos<br />

Unternehmen <strong>Praxis</strong>.<br />

Das ist mehr als Dia -<br />

gnose und therapie,<br />

mehr als fürsorgliche<br />

versorgung. zum<br />

unternehmen praxis<br />

gehören auch management-aufgaben.<br />

dass<br />

sie lösbar s<strong>in</strong>d, beweist<br />

e<strong>in</strong> praxisteam<br />

aus genth<strong>in</strong>.<br />

„Früher lief <strong>in</strong> der <strong>Praxis</strong> alles mehr sporadisch.<br />

Heute s<strong>in</strong>d wir relativ straff organisiert, strukturierter,<br />

wir überlassen nichts dem Zufall“, sagt Kerst<strong>in</strong><br />

Müller, die <strong>in</strong> der chirurgischen <strong>Praxis</strong> von Dr.<br />

Frank Schwarzlose meistens an der Rezeption sitzt<br />

und ihrem Arzt zudem vieles <strong>in</strong> punkto <strong>Praxis</strong>organisation<br />

abnimmt. „Schon me<strong>in</strong> Vorgänger hat die<br />

Stärken von Schwester Kerst<strong>in</strong> erkannt. Im Laufe<br />

der Zeit habe ich ihr immer e<strong>in</strong> Stück weit mehr<br />

Verantwortung übertragen.“ So habe der Arzt mehr<br />

Zeit für se<strong>in</strong>e Patienten und Kerst<strong>in</strong> Müller fühlt<br />

sich anerkannt, bestätigt, gefordert. „Die Arbeit<br />

macht e<strong>in</strong>fach Spaß“, sagt sie, schaut <strong>in</strong> die Runde,<br />

ihre Mitstreiter<strong>in</strong>nen Silvia Dieckmann und Isolde<br />

Böse nicken zustimmend und me<strong>in</strong>en: „Wir s<strong>in</strong>d<br />

e<strong>in</strong> gutes Team und das spüren die Patienten. Sie<br />

fühlen sich bei uns gut aufgehoben.“<br />

Jede der drei Schwestern übernimmt <strong>in</strong> der<br />

Schwarzlose-<strong>Praxis</strong> selbstständig Verantwortung:<br />

Silvia im Sterilisations- und OP-Bereich sowie <strong>in</strong><br />

der Hygiene, Isolde sitzt mit <strong>in</strong> den Sprechstunden,<br />

ist aber auch für Sonografien und Röntgen<br />

zuständig. Frank Schwarzlose: „Jede ist auf ihrem<br />

Gebiet voll verantwortlich, das beg<strong>in</strong>nt bei der<br />

Bestellung von Materialien bis zur Gewährleistung<br />

der vollen Funktionsfähigkeit von Geräten beispielsweise,<br />

aber auch des <strong>Praxis</strong>ablaufs.“ Es sei von<br />

Vorteil, Aufgaben klar abzustecken. „Da ich mich<br />

bemüht habe, jede Schwester entsprechend ihrer<br />

Fähigkeiten e<strong>in</strong>zusetzen, konnte sich jede auf<br />

ihrem Gebiet quasi zum Profi entwickeln.“ Trotz<br />

der Spezialisierungen kann jede Schwester bei Urlaub<br />

oder Krankheit sämtliche anderen Aufgaben<br />

übernehmen. Auch hierfür gibt es klare Regelungen.<br />

Abläufe wurden standardisiert und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

<strong>Praxis</strong>handbuch niedergeschrieben.<br />

Das war nicht immer so. Seit sich Arzt und<br />

Schwestern vor zwei Jahren geme<strong>in</strong>sam entschieden<br />

hatten, die Qualitätszertifizierung nach QEP<br />

(Qualität und Entwicklung <strong>in</strong> Praxen) anzugehen,<br />

hat sich vieles verändert – nach <strong>in</strong>nen und nach<br />

außen. Heute gibt es e<strong>in</strong>e <strong>Praxis</strong>broschüre mit umfassenden<br />

Patienten<strong>in</strong>formationen, regelmäßige<br />

Teambesprechungen, Patienten- und E<strong>in</strong>weiserumfragen,<br />

die helfen sollen, die Arbeit immer noch<br />

e<strong>in</strong> Stückchen mehr zu optimieren. Im Wartezimmer<br />

liegen Lob- und Tadelblätter aus, die Patienten<br />

auch anonym ausfüllen können. Und im <strong>Praxis</strong>-<br />

REPORTAGE<br />

E<strong>in</strong> engagiertes Team. Pro Quartal werden<br />

<strong>in</strong> der chirurgischen <strong>Praxis</strong> rund 1 000<br />

Patienten versorgt. Das Leistungsspektrum<br />

reicht von der Behandlung nach Arbeitsunfällen<br />

über die konventionelle Röntgendiagnostik<br />

und Sonografie bis zu<br />

verschiedenen Operationen – Hand-, Fußund<br />

Weichteilchirurgie, Herniene<strong>in</strong>griffe,<br />

Materialentfernungen oder die chirurgische<br />

Wundversorgung.<br />

MAGAZIN 3


REPORTAGE<br />

4 MAGAZIN<br />

Oben: Jede Schwester trägt eigene Verantwortung. Kerst<strong>in</strong> Müller<br />

ist für Rezeption und Praixsorganisation verantwortlich. Ihr<br />

größtes Problem: Die Term<strong>in</strong>vergabe.<br />

Mitte: Isolde Böse sitzt mit <strong>in</strong> der Sprechstunde des Chirurgen<br />

und kümmert sich um den Sonografie- und Röntgenbereich.<br />

Unten: Für den OP-Bereich und alles, was dazu gehört, hat<br />

Silvia Dieckmann den Hut auf.<br />

computer wurde e<strong>in</strong> „Meckerplatz“ e<strong>in</strong>gerichtet,<br />

auf dem Arzt und Schwestern vermerken können,<br />

was ihnen negativ oder als verbesserungswürdig<br />

aufgefallen ist. „Drängende Probleme werden natürlich<br />

sofort geklärt, aber ansonsten werten wir<br />

die Meckerecke <strong>in</strong> unserer monatlichen Teambesprechung<br />

aus“, sagt Schwester Kerst<strong>in</strong>. „Ich bestimme<br />

hier nicht alle<strong>in</strong>“, ergänzt der Arzt. „Alles,<br />

was die <strong>Praxis</strong> betrifft, beraten und beschließen wir<br />

geme<strong>in</strong>sam. Insgesamt arbeiten wir heute strukturierter<br />

und merken dabei, dass uns vieles leichter<br />

von der Hand geht.“ Im Mai dieses Jahres bestätigte<br />

e<strong>in</strong> Visitor die Bemühungen des <strong>Praxis</strong>teams<br />

und erteilte das Qualitätszertifikat, das nach e<strong>in</strong>em<br />

Zeitraum von drei Jahren erneut erkämpft werden<br />

muss.<br />

Vom Oberarzt im Krankenhaus <strong>in</strong> die<br />

eigene Niederlassung<br />

Seit 2002 arbeitet der Allgeme<strong>in</strong>chirurg und<br />

Durchgangsarzt <strong>in</strong> eigener Niederlassung. Zuvor<br />

war er Oberarzt im nahegelegenen Krankenhaus.<br />

„Als me<strong>in</strong> Vorgänger mir anbot, die <strong>Praxis</strong> zu übernehmen,<br />

musste ich nicht lange überlegen. Besonders<br />

gereizt hatten mich Eigenständigkeit und die<br />

Mittelhandnerv


Chance, noch e<strong>in</strong>mal von vorn zu beg<strong>in</strong>nen. Ich<br />

habe zugesagt und diesen Schritt nie bereut, auch<br />

wenn mir heute e<strong>in</strong> wenig das größere Operieren<br />

fehlt.“ An vieles musste sich Dr. Schwarzlose <strong>in</strong> den<br />

Anfängen se<strong>in</strong>er Selbstständigkeit gewöhnen. An<br />

den Umgang mit Vermietern, große Investitionen,<br />

wie den E<strong>in</strong>bau e<strong>in</strong>es neuen Operationsraumes<br />

oder des abgetrennten Sterilisationsbereiches, den<br />

Kauf hochwertiger mediz<strong>in</strong>ischer Geräte, die volle<br />

Verantwortung für Mitarbeiter. „Geschafft haben<br />

wir es geme<strong>in</strong>sam“, betont er noch e<strong>in</strong>mal.<br />

Schwestern entscheiden mit über<br />

Fortbildungen und Investitionen<br />

Neben den monatlichen Teambesprechungen treffen<br />

sich die vier zum Ende jedes Jahres zur großen Planungsrunde.<br />

Hier geht es vorrangig um künftige<br />

Fortbildungen und Investitionen. Frank Schwarzlose:<br />

„Wir beraten geme<strong>in</strong>sam, aber entscheiden muss am<br />

Ende ich.“ So steht der Arzt h<strong>in</strong>ter se<strong>in</strong>en Schwestern,<br />

wenn sie sich <strong>in</strong> punkto Hygiene oder Notfallmediz<strong>in</strong><br />

qualifizieren wollen, lehnt dagegen das<br />

gewünschte Impfsem<strong>in</strong>ar ab. „Es ist für unsere <strong>Praxis</strong><br />

mit den sehr wenigen Impfungen e<strong>in</strong>fach irrelevant.“<br />

Volle Übere<strong>in</strong>stimmung gab es am 9. Dezember bei<br />

der Investitionsplanung: So sollen <strong>in</strong> diesem Jahr zwei<br />

neue Röntgenbildschirme für den OP angeschafft<br />

und der Wartebereich verschönert werden. „Zuerst<br />

werden wir neue Vorhänge für die Fenster kaufen“,<br />

sagt Schwester Isolde.<br />

Wie ist Term<strong>in</strong>management <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Durchgangspraxis zu organisieren?<br />

Obwohl die <strong>Praxis</strong> heute so gut aufgestellt ist, wie<br />

nie zuvor, ist es dem Team bislang noch nicht gelungen,<br />

das Problem „Wartezeiten“ <strong>in</strong> den Griff zu<br />

bekommen. Schwester Kerst<strong>in</strong>: „Manchmal läuft<br />

alles reibungslos, aber dann gibt es Tage, an denen<br />

Patienten bis zu drei Stunden warten müssen.“ Vieles<br />

haben die vier ausprobiert und s<strong>in</strong>d vielleicht<br />

sogar e<strong>in</strong> Stück vorangekommen. „Zufrieden s<strong>in</strong>d<br />

wir aber längst nicht.“ Immer wieder steht deshalb<br />

das Thema Term<strong>in</strong>management <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Durchgangspraxis<br />

zur Debatte. Isolde Böse: „Vergeben wir<br />

von vornhere<strong>in</strong> weniger Term<strong>in</strong>e, kann es se<strong>in</strong>, dass<br />

wir unseren eigenen Leerlauf organisieren. Planen<br />

wir die Sprechzeiten nahezu aus, kann das gut<br />

gehen, muss es aber nicht.“ Es gebe Tage, an denen<br />

sich gehäuft Patienten nach Unfällen vorstellen. Da<br />

Akutpatienten Vorrang haben, müssten die anderen<br />

dann warten. „E<strong>in</strong> Teufelskreis, dem wir wohl<br />

vergeblich versuchen, zu entr<strong>in</strong>nen.“<br />

REPORTAGE<br />

Die größte Herausforderung besteht für die heutige Arztpraxis als Unternehmen dar<strong>in</strong> zu erkennen, dass die größten Chancen <strong>in</strong> der<br />

Erfüllung der Bedürfnisse und Wünsche der Patienten liegen. Wer dies erkennt, hat e<strong>in</strong>en wichtigen Teil des modernen <strong>Praxis</strong>managements<br />

bereits <strong>in</strong> Angriff genommen. In diesem Kontext s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Zukunft gut ausgebildete <strong>Praxis</strong>manager<strong>in</strong>nen und <strong>Praxis</strong>manager<br />

unverzichtbar.<br />

Vorteile e<strong>in</strong>er erfolgreichen<br />

Unternehmens- und <strong>Praxis</strong>führung<br />

• Sicherstellung des wirtschaftlichen<br />

Unternehmenserfolges<br />

• Kostene<strong>in</strong>sparung durch optimalen<br />

Ressourcene<strong>in</strong>satz<br />

• Erhöhung der Patientenzufriedenheit und -b<strong>in</strong>dung<br />

• Zeitersparnis durch Optimierung der<br />

<strong>Praxis</strong>abläufe und -strukturen<br />

• Steigerung der Arzt- und Mitarbeiterzufriedenheit<br />

• Generierung von Wettbewerbsvorteilen<br />

Ich bitte me<strong>in</strong>e<br />

Schwestern, mich<br />

auf Fehler h<strong>in</strong>zuwei-<br />

sen. Wenn die Argu-<br />

mente passen, lasse<br />

ich mich korrigieren.<br />

Dr. Frank Schwarzlose<br />

Was macht das Unternehmen <strong>Praxis</strong> aus?<br />

MAGAZIN 5


GESPRÄCH<br />

Gleiche Versorgung für<br />

Patienten aller Bundesländer<br />

Dr. Burkhard John,<br />

Vorstand der Kassenärztlichen Vere<strong>in</strong>igung<br />

(KV) Sachsen-Anhalt<br />

6 MAGAZIN<br />

Bundesgesundheitsm<strong>in</strong>ister Philipp Rösler<br />

will neue Weichen <strong>in</strong> der Gesundheitspolitik<br />

stellen. Was ist davon zu halten? Welche<br />

Auswirkungen wären für die Ärzte des<br />

Landes zu erwarten? E<strong>in</strong> Gespräch mit dem<br />

Vorstand der Kassenärztlichen Vere<strong>in</strong>igung<br />

Sachsen-Anhalt, Dr. Burkhard John.<br />

Brauchen wir die Reform nach der Reform?<br />

Mir macht große Sorge, dass <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> die Rufe<br />

nach Abschaffung des morbiditätsorientierten<br />

Risikostrukturausgleichs (Morbi-RSA) lauter zu<br />

werden sche<strong>in</strong>en. Will der neue Gesundheitsm<strong>in</strong>ister<br />

das durchsetzen, nimmt er bewusst <strong>in</strong> Kauf,<br />

dass Menschen <strong>in</strong> schwächeren wirtschaftlichen<br />

Regionen auch e<strong>in</strong>e schlechtere mediz<strong>in</strong>ische Versorgung<br />

bekommen. Gerade für die neuen Länder<br />

mit e<strong>in</strong>em hohen Anteil an alten und mehrfach erkrankten<br />

Patienten wäre das verheerend. Wer<br />

deutschlandweit e<strong>in</strong>e gleichmäßige Versorgung organisieren<br />

will, kommt an f<strong>in</strong>anziellen Ausgleichs-<br />

verfahren nicht vorbei. Der Morbi-RSA regelt<br />

heute, dass das Geld für die mediz<strong>in</strong>ische Versorgung<br />

dorth<strong>in</strong> fließt, wo es gebraucht wird. Regionen,<br />

<strong>in</strong> denen deutlich mehr chronisch Kranke<br />

leben als <strong>in</strong> anderen, erhalten danach eben mehr<br />

f<strong>in</strong>anzielle Mittel. Wenn Herr Rösler daran drehen<br />

will, muss er den multimorbiden Patienten <strong>in</strong><br />

Sachsen-Anahlt erklären, warum sie hier schlechter<br />

versorgt werden als beispielsweise <strong>in</strong> Bayern oder<br />

Baden-Württemberg.<br />

Befürchten Sie ähnliche Probleme bei der Abschaffung<br />

des Gesundheitsfonds?<br />

Ob der Fonds mit gleichen Beitragssätzen so aufrechterhalten<br />

wird wie jetzt, spielt ke<strong>in</strong>e Rolle.<br />

Wichtig ist, dass es bei der auf drei Säulen – Arbeitgeber,<br />

Arbeitnehmer, Staat/Steuern – basierenden<br />

F<strong>in</strong>anzierung bleibt. Wir haben derzeit mit<br />

dem Gesundheitsfonds e<strong>in</strong> flexibles System, das sicher<br />

weiter ausgebaut werden könnte und sollte.<br />

An e<strong>in</strong>em neuen System herumzubasteln, von dem<br />

niemand wissen kann, ob und wie es sich jemals<br />

bewährt, halte ich zum<strong>in</strong>dest für sehr wagemutig.<br />

Den Gesundheitsfonds gibt es seit knapp e<strong>in</strong>em<br />

Jahr. Gab es während dieser Zeit positive Veränderungen?<br />

Es stehen heute deutlich mehr F<strong>in</strong>anzmittel zur<br />

Verfügung als noch 2008, daraus resultiert auch<br />

e<strong>in</strong>e höhere Vergütung für die Ärzte. Zwischen<br />

West- und Osthonoraren gibt es kaum noch Unterschiede.<br />

Damit s<strong>in</strong>d natürlich auch Anreize für


junge Mediz<strong>in</strong>er gestiegen, sich <strong>in</strong> Sachsen-Anhalt<br />

niederzulassen, statt sich <strong>in</strong> anderen Bundesländern<br />

oder im Ausland umzusehen. In unserem KV-<br />

Bereich haben sich daraufh<strong>in</strong> mehr Ärzte<br />

niedergelassen, als wir erhofft hatten. So konnten<br />

der prognostizierte, dramatische Ärztemangel und<br />

die damit verbundene Unterversorgung zum<strong>in</strong>dest<br />

aufgehalten werden.<br />

Dennoch sieht es <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Regionen des Landes<br />

nicht gerade rosig aus …<br />

Das stimmt. Der Landesausschuss der Ärzte und<br />

Krankenkassen Sachsen-Anhalt hatte deshalb vor<br />

e<strong>in</strong>igen Jahren beschlossen, Ärzte, die sich <strong>in</strong> unterversorgten<br />

Regionen niederlassen oder ältere, die<br />

über das 65. Lebensjahr h<strong>in</strong>aus weiter arbeiten,<br />

f<strong>in</strong>anziell zu unterstützen. Diese Regelung läuft<br />

zum Ende des Jahres aus und soll durch Über- und<br />

Unterversorgungspunktwerte ersetzt werden. Nach<br />

unserer Auffassung macht das wenig S<strong>in</strong>n, weil wir<br />

damit das klassische Steuerungssystem aufgeben,<br />

uns dafür aber jede Menge Mehrarbeit und Probleme<br />

aufbürden ließen.<br />

Wäre e<strong>in</strong>e andere Bedarfsplanung das geeignetere<br />

Instrument?<br />

Sicher, aber nicht die, die jetzt angedacht ist. Der<br />

Geme<strong>in</strong>same Bundesausschuss hat beschlossen,<br />

dass sich die Bedarfsplanung an den durch die Gebietsreformen<br />

vergrößerten Landkreisen auszurichten<br />

hat. Damit erreichen wir den Effekt, dass <strong>in</strong><br />

den Städten genug, vielleicht auch zuviel Ärzte<br />

praktizieren, während auf dem Land kaum noch<br />

e<strong>in</strong>e <strong>Praxis</strong> zu f<strong>in</strong>den se<strong>in</strong> wird. Was wir brauchen,<br />

ist e<strong>in</strong>e Bedarfsplanung, die so kle<strong>in</strong>räumig wie<br />

möglich und vielleicht sogar direkt an den <strong>Praxis</strong>sitz<br />

gebunden ist.<br />

Kurz e<strong>in</strong> Wort zu den Hausarztverträgen. Wie<br />

geht es <strong>in</strong> Sachsen-Anhalt weiter?<br />

Der Vertrag zur hausarztzentrierten Versorgung<br />

zwischen dem <strong>Hausärzte</strong>verband, der AOK Sachsen-Anhalt,<br />

IKK gesund plus und der KVSA hat<br />

sich bewährt. Wir werden diesen Weg weitergehen,<br />

weil er für alle Beteiligten s<strong>in</strong>nvoll ist: die Patienten,<br />

die Ärzte, die Krankenkassen. Vorschriften,<br />

wer mit wem Verträge abzuschließen hat, br<strong>in</strong>gen<br />

uns nicht weiter. Es wäre fatal, wenn die hausarztzentrierte<br />

Versorgung durch unterschiedliche Me<strong>in</strong>ungen<br />

und Ansätze <strong>in</strong> Misskredit geraten würde.<br />

Der Hausarzt muss für die Basisversorgung zu-<br />

ständig se<strong>in</strong> und Lotse <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>er strukturierten<br />

Versorgung bleiben. Er hat den Überblick über<br />

sämtliche Behandlungen und Verschreibungen.<br />

Das gibt dem Patienten Sicherheit.<br />

Wie sehen Sie die Rolle der <strong>Hausärzte</strong> <strong>in</strong> der<br />

Kassenärztlichen Vere<strong>in</strong>igung?<br />

<strong>Hausärzte</strong> und Fachärzte sollen sich unter dem<br />

Dach e<strong>in</strong>er geme<strong>in</strong>samen KV gut vertreten fühlen.<br />

Dieses – denke ich – haben wir bei uns im Land<br />

ganz gut erreicht, auch wenn wir es vermutlich<br />

nicht <strong>in</strong> jedem Detail allen recht machen können.<br />

Da die Aufgaben und Strukturen der Fach- und<br />

<strong>Hausärzte</strong> zunehmend differenzierter werden, ersche<strong>in</strong>t<br />

es zukünftig für die jeweiligen Versorgungsbereiche<br />

s<strong>in</strong>nvoll, wenn wir <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>er<br />

KV sowohl die Vertreterversammlung als auch den<br />

Vorstand <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Hausarztbereich und e<strong>in</strong>en<br />

Facharztbereich sektionieren und die Vergütung<br />

strikt vone<strong>in</strong>ander trennen. So könnte jeder Versorgungsbereich<br />

se<strong>in</strong>e ganz speziellen Probleme<br />

lösen und dennoch kann e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same Interessenvertretung<br />

nach außen erfolgen. Bei konsequenter<br />

Umsetzung e<strong>in</strong>es solchen Weges besteht<br />

für die <strong>Hausärzte</strong> ke<strong>in</strong>e Notwendigkeit neue Versorgungs-,<br />

Vergütungs- und Abrechnungsstrukturen<br />

aufzubauen, wie es derzeit im Süden<br />

Deutschlands passiert. Durch die gute Zusammenarbeit<br />

von Hausarztverband und KV bei uns<br />

im Land, <strong>in</strong>sbesondere auch <strong>in</strong> Bezug auf die<br />

Hausarztverträge nach §73b, habe ich das Gefühl,<br />

dass sich die <strong>Hausärzte</strong> durch die KV gut vertreten<br />

fühlen.<br />

GESPRÄCH<br />

Die Querelen <strong>in</strong> Süd-<br />

deutschland dürfen<br />

nicht dazu führen,<br />

dass die hausarztzen-<br />

trierte Versorgung <strong>in</strong><br />

Misskredit gebracht<br />

wird.<br />

Dr. Burkhard John<br />

MAGAZIN 7


CAMPUS<br />

Term<strong>in</strong>e<br />

Neuer Studienstart:<br />

01.04.2010<br />

Bewerbungsschluss:<br />

15.03.2010<br />

(bei Beantragung von Zuschüssen<br />

über das Land<br />

Sachsen-Anhalt gilt der<br />

05.02.2010 als<br />

Bewerbungsschluss)<br />

Ansprechpartner:<br />

Ariane Taube<br />

(Tel.: 0391/5356760)<br />

www.praxismanagementeumedias.de<br />

8 MAGAZIN<br />

Erlernte Kompetenzen fließen<br />

mit <strong>in</strong> den <strong>Praxis</strong>alltag e<strong>in</strong><br />

Um Mitarbeiter zu qualifizieren und damit gleichzeitig<br />

die eigene <strong>Praxis</strong> zu stärken, gibt es am Hochschulstandort<br />

Magdeburg das berufsbegleitende<br />

Weiterbildungsangebot „<strong>Praxis</strong>management“, das <strong>in</strong><br />

Kooperation mit der EUMEDIAS Heilberufe AG<br />

durchgeführt wird. Doch welchen Nutzen br<strong>in</strong>gt e<strong>in</strong>e<br />

solche Weiterbildung Teilnehmern und <strong>Praxis</strong><strong>in</strong>habern<br />

generell? E<strong>in</strong>e Evaluationsstudie, die Studierende<br />

des Bachelor-Studiengangs „Gesundheitsförderung<br />

und -management“ vom Fachbereich Sozial- und Gesundheitswesen<br />

unter Leitung von Vertr.-Prof.<br />

Dr. Peter Rudolph durchgeführt haben, ist dieser<br />

Frage auf den Grund gegangen.<br />

Fast 80 Prozent der Absolventen bewerten das Weiterbildungsangebot<br />

„<strong>Praxis</strong>management“ <strong>in</strong>sgesamt als<br />

gut bis sehr gut und würden dieses auch weiterempfehlen<br />

(93 Prozent). Dies machen die Absolventen<br />

unter anderem an der Wichtigkeit und <strong>Praxis</strong>relevanz<br />

der vermittelten Module aus. Beide Indikatoren tref-<br />

fen besonders auf die Lehr<strong>in</strong>halte Personalmanagement,<br />

Konfliktmanagement, Kommunikation, Recht,<br />

Qualitätsmanagement sowie Market<strong>in</strong>g und Öffentlichkeitsarbeit<br />

<strong>in</strong> hohem Maße zu.<br />

Die vermittelten Kompetenzen haben e<strong>in</strong>en positiven<br />

E<strong>in</strong>fluss auf den <strong>Praxis</strong>alltag. Durch die Qualifizierung<br />

sieht sich e<strong>in</strong> Großteil der Absolventen nachhaltig <strong>in</strong><br />

ihrer Persönlichkeit gestärkt. Damit e<strong>in</strong>her gehen gesteigerte<br />

Motivation und Freude.<br />

Drei <strong>Vier</strong>tel der Teilnehmer erachtet e<strong>in</strong>e Weiterführung<br />

des Fernstudiums „<strong>Praxis</strong>management“ zum ersten<br />

akademischen Grad „Bachelor of Arts“ als s<strong>in</strong>nvoll<br />

und über die Hälfte der Absolventen (55 Prozent)<br />

zieht dies konkret <strong>in</strong> Erwägung. Fast zwei Drittel der<br />

Absolventen kommt übrigens aus Sachsen-Anahlt.<br />

Mittlerweile nehmen <strong>Praxis</strong>mitarbeiter aus <strong>in</strong>sgesamt<br />

zwölf Bundesländern an diesem Weiterbildungsprogramm<br />

teil, u.a. aus Sachsen, Bayern oder Nordrhe<strong>in</strong>-<br />

Westfalen.


Ist Motivation<br />

Führungsaufgabe?<br />

Die jährlich deutschlandweit durchgeführte Studie zur<br />

Mitarbeiterzufriedenheit der Beratungsfirma Gallup<br />

zeigte für 2008 e<strong>in</strong> alarmierendes Ergebnis.<br />

Nur 13 Prozent der Arbeitnehmer s<strong>in</strong>d engagiert<br />

und fühlen sich emotional an das Unternehmen gebunden.<br />

Sie s<strong>in</strong>d somit als besonders produktiv e<strong>in</strong>zuschätzen.<br />

67 Prozent s<strong>in</strong>d Mitläufer und haben e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>ge<br />

emotionale B<strong>in</strong>dung. Sie leisten nur Dienst nach Vorschrift.<br />

20 Prozent s<strong>in</strong>d destruktiv und fühlen sich emotional<br />

kaum an ihre Firma gebunden. Sie arbeiten aktiv<br />

gegen die Interessen des Arbeitgebers, haben die <strong>in</strong>-<br />

Als verbesserungswürdig<br />

empf<strong>in</strong>den Helfer<strong>in</strong>nen:<br />

• Lob und Anerkennung der eigenen Leistung<br />

(71%)<br />

• E<strong>in</strong>deutigkeit von Arbeitsanweisungen und<br />

Entscheidungen (69%)<br />

• Aufgabenzuordnung <strong>in</strong>nerhalb des <strong>Praxis</strong>teams<br />

(66%)<br />

• Kompetenzverteilung (66%)<br />

• Def<strong>in</strong>ition konkreter Arbeitsziele (61%)<br />

• Möglichkeit eigenständigen Arbeitens (59%)<br />

• Fortbildung (59%)<br />

• Lösung von Teamkonflikten durch den Arzt (42%)<br />

• Berücksichtigung von Verbesserungsvorschlägen<br />

(38%)<br />

• leistungsbezogene Honorierung, <strong>in</strong>sbesondere bei<br />

Selbstzahlerleistungen (32%)<br />

(Quelle: IFABS-Analyse 2008)<br />

nere Kündigung vollzogen oder s<strong>in</strong>d mit der Arbeitssituation<br />

unglücklich.<br />

Gruppe zwei und drei addieren sich auf schw<strong>in</strong>delerregende<br />

87 Prozent. Dabei s<strong>in</strong>d die Auswirkungen fehlender<br />

Motivation und B<strong>in</strong>dung gravierend, wie<br />

nachfolgend dargestellt ist:<br />

1. Mitarbeiter mit hoher emotionaler B<strong>in</strong>dung fehlen<br />

rund 2,4 Tage weniger pro Jahr als ihre frustrierten<br />

Kollegen.<br />

2. Dreiviertel der hochloyalen Mitarbeiter werben per<br />

Mundpropaganda für die Dienstleistungen des eigenen<br />

Unternehmens, h<strong>in</strong>gegen macht das nur e<strong>in</strong><br />

<strong>Vier</strong>tel der Frustrierten.<br />

3. Motivierte Mitarbeiter entwickeln doppelt so viele<br />

Ideen und Verbesserungsvorschläge wie Unmotivierte.<br />

Motivation ist Führungsaufgabe! Aber niemand ist <strong>in</strong><br />

der Lage, unentwegt zu motivieren.<br />

Eigen<strong>in</strong>itiative und Engagement entwickeln Mitarbeiter<br />

<strong>in</strong> den meisten Fällen von <strong>in</strong>nen heraus. Die<br />

Aufgabe des Arztes besteht vor allem dar<strong>in</strong>, se<strong>in</strong>e Mitarbeiter<br />

nicht zu demotivieren. Dementsprechend<br />

muss er für organisatorische Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />

und klare Spielregeln <strong>in</strong> der <strong>Praxis</strong> sorgen. Aber gerade<br />

hier<strong>in</strong> sehen die <strong>Praxis</strong>mitarbeiter Handlungsbedarf.<br />

Stärken Sie die Motivation Ihrer Mitarbeiter?<br />

Fünf Fragen geben Aufschluss…<br />

PRAXIS<br />

Jeanette de la Barré,<br />

Dipl.-Gesundheitswirt<strong>in</strong> (FH), Tra<strong>in</strong>er<strong>in</strong><br />

<strong>in</strong> Arzt- und Zahnarztpraxen<br />

„Führen heißt e<strong>in</strong>e<br />

Welt zu gestalten, der<br />

andere Menschen gern<br />

angehören möchten.“<br />

Prof. Dr. Burkhard von<br />

Velsen-Zerweck,<br />

HS Magdeburg-Stendal<br />

1. Wie häufig loben Sie Ihre Mitarbeiter und geben Ihnen<br />

konstruktives Feedback?<br />

2. Welche teambildenden Maßnahmen (Weihnachtsfeier,<br />

geme<strong>in</strong>sames Frühstück, Geburtstagsrituale etc.) führen Sie durch?<br />

3. Wie häufig kommunizieren Sie mit dem gesamten Team<br />

(z.B. Teamsitzungen, morgendliches Brief<strong>in</strong>g)?<br />

4. Wie und zu welchen Anlässen führen Sie Mitarbeitergespräche<br />

durch?<br />

5. Durch welche Maßnahmen fördern Sie die Weiterentwicklung<br />

Ihrer Mitarbeiter?<br />

MAGAZIN 9


PORTRÄT<br />

!<br />

Ärzte und Schwestern des <strong>Praxis</strong>teams<br />

Gartenstraße <strong>in</strong> Oschersleben.<br />

Warum drei E<strong>in</strong>zelkämpfer<br />

ihre Kompetenzen bündelten<br />

Geme<strong>in</strong>sam haben<br />

wir sehr viel erreicht:<br />

Wir s<strong>in</strong>d besser orga-<br />

nisiert, bieten e<strong>in</strong><br />

breiteres Leistungs-<br />

spek trum, besprechen<br />

gegenseitig Patienten,<br />

gehen mit mehr Freude<br />

zur Arbeit. Nur die<br />

Vorstellung, <strong>in</strong> der<br />

Geme<strong>in</strong>schaft weniger<br />

arbeiten zu können,<br />

hat sich nicht erfüllt.<br />

10 MAGAZIN<br />

Dr. Joachim Kl<strong>in</strong>smann<br />

Zweie<strong>in</strong>halb Jahre ist es her, da sich die drei <strong>Hausärzte</strong><br />

Doreen Ste<strong>in</strong>ke, Dr. Joachim Kl<strong>in</strong>smann und<br />

Dr. Gerhard Junge, der zugleich auch Chirurg ist,<br />

zur Berufsausbildungsgeme<strong>in</strong>schaft zusammengeschlossen<br />

haben. Aus E<strong>in</strong>zelkämpfern wurde e<strong>in</strong>e<br />

Geme<strong>in</strong>schaft, <strong>in</strong> der heute auch die Diabetolog<strong>in</strong><br />

und Geriater<strong>in</strong> Dipl.-Med. Elke Dammasch sowie<br />

zwölf Schwestern und Arzthelfer<strong>in</strong>nen angestellt<br />

s<strong>in</strong>d. 4500 Patienten werden hier durchschnittlich<br />

Quartal für Quartal behandelt. Da zum Klientel<br />

auch sehr viele ältere Menschen gehören, hatten sich<br />

die <strong>Praxis</strong><strong>in</strong>haber frühzeitig entschlossen, am so genannten<br />

„Mopra“-Modell teilzunehmen. Zwei exam<strong>in</strong>ierte<br />

Schwestern der Geme<strong>in</strong>schaft s<strong>in</strong>d Mobile<br />

<strong>Praxis</strong>assistent<strong>in</strong>nen, die die Ärzte entlasten, <strong>in</strong>dem<br />

sie ihnen e<strong>in</strong>ige Hausbesuche abnehmen. So zum<br />

Beispiel bei Blutdruckkontrolle, Blutabnahmen oder<br />

Verbandswechseln. „Pro Woche fahren unsere Mopras<br />

zu 40 bis 45 Patienten <strong>in</strong> der Region“, so Dr.<br />

Kl<strong>in</strong>smann. „Das könnten wir gar nicht schaffen.“<br />

Das Ärztehaus <strong>in</strong> der Innenstadt hat von montags<br />

bis freitags sowohl vor- als auch nachmittags geöffnet.<br />

E<strong>in</strong> Service, den die rund 17000 E<strong>in</strong>wohner<br />

Oscherslebens und der umliegenden Region sehr zu<br />

schätzen wissen. „Was wir unseren Patienten heute<br />

als Geme<strong>in</strong>schaft bieten“, ist Dr. Kl<strong>in</strong>smann überzeugt,<br />

„hätten wir als E<strong>in</strong>zelkämpfer nie und nimmer<br />

leisten können.“ Zum Spektrum gehören<br />

Sonografien, Langzeit-Blutdruckmessungen, Langzeit-EKG,<br />

Ergometrie, kle<strong>in</strong>e Chirurgie, Kryotherapie,<br />

DMP-Behandlungen, Ernährungsberatungen<br />

und Schulungen, u.a. auch für die rund 800 e<strong>in</strong>geschriebenen<br />

Diabetiker.<br />

Um aber nicht nur das mediz<strong>in</strong>ische Leistungsangebot<br />

und dessen Qualität ständig e<strong>in</strong> Stück weiter<br />

optimieren zu können, sondern eben auch alles<br />

Drumherum, angefangen bei den Wartezeiten bis<br />

zu zusätzlichen Serviceangeboten, hat sich Christ<strong>in</strong>e<br />

Kl<strong>in</strong>smann <strong>in</strong> den vergangenen zwei Jahren noch<br />

e<strong>in</strong>mal auf die Schulbank gesetzt und „<strong>Praxis</strong>management“<br />

an der Hochschule Magdeburg-Stendal<br />

gebüffelt. E<strong>in</strong>ige der Anregungen, die sie dort<br />

bekam, gehören heute zum <strong>Praxis</strong>alltag. Die tägliche<br />

Teambesprechung morgens gleich um sieben<br />

beispielsweise, <strong>in</strong> der nicht nur der Tag kurz durchgeplant<br />

wird, sondern auch alle Fragen und Probleme<br />

auf den Tisch kommen können. Christ<strong>in</strong>e<br />

Kl<strong>in</strong>smann: „In dieser <strong>Praxis</strong> ist jeder gleichberechtigt,<br />

jeder wird geachtet. Und weil das so ist, br<strong>in</strong>gt<br />

sich auch jeder so gut e<strong>in</strong>, wie er/sie es kann. Das<br />

wiederum spüren die Patienten sehr deutlich.“ Seit<br />

Anfang des Jahres ist die <strong>Praxis</strong> zugleich Wundkompetenzzentrum<br />

und damit wichtiger Partner für<br />

alle Patienten mit chronischen Wunden. Die <strong>Praxis</strong><br />

kooperiert hier mit dem Mediz<strong>in</strong>ischen Versorgungszentrum<br />

„Herderstraße“ <strong>in</strong> Magdeburg.<br />

!


In der nächsten Ausgabe ■ Market<strong>in</strong>g:<br />

Juni 2010 Was br<strong>in</strong>gt es der e<strong>in</strong>zelnen <strong>Praxis</strong>?<br />

Impressum<br />

Herausgeber:<br />

Hochschule Magdeburg-Stendal (FH)<br />

e-mail: poststelle@hs-magdeburg.de<br />

Kassenärztliche Vere<strong>in</strong>igung Sachsen-Anhalt<br />

e-mail: <strong>in</strong>fo@kvsa.de<br />

EUMEDIAS Heilberufe AG<br />

e-mail: <strong>in</strong>fo@eumedias.de<br />

Redaktion/Satz/Layout:<br />

AZ publica GmbH Magdeburg<br />

www.az-publica.de<br />

e-mail: agentur@az-publica.de<br />

FORUM<br />

Ke<strong>in</strong>e Ungleich-Behandlung<br />

Auf fragen der ärzte antwortet mathias Tronnier, KVSA<br />

Müssen wir uns auf e<strong>in</strong>e neue<br />

Gesundheitsreform e<strong>in</strong>stellen?<br />

Was soll dabei auf den Prüfstand?<br />

Der Koalitionsvertrag von CDU/CSU und<br />

FDP befasst sich auf 7 von 132 Seiten mit<br />

dem Thema Gesundheit, wobei verständlicherweise<br />

konkrete Aussagen eher die Ausnahme<br />

darstellen und viele Themenbereiche<br />

e<strong>in</strong>er Prüfung unterzogen werden sollen. Insbesondere<br />

werden die F<strong>in</strong>anzierung über den<br />

Gesundheitsfonds und der morbiditätsorientierte<br />

Risikostrukturausgleich <strong>in</strong> Frage gestellt.<br />

Dabei sehen wir die Gefahr, dass aus re<strong>in</strong> politisch<br />

motivierten Gründen Bundesländer mit<br />

ger<strong>in</strong>gerer Morbidität wieder mehr F<strong>in</strong>anzmittel<br />

erhalten sollen. Dieses würde zu Lasten der<br />

Versorgung <strong>in</strong> den Regionen mit vielen alten<br />

und kranken Menschen gehen.<br />

Was br<strong>in</strong>gt e<strong>in</strong>e Sektionierung<br />

<strong>in</strong> Haus- und Facharztebenen?<br />

In den Gremien der ärztlichen Selbstverwaltung<br />

wird seit Jahren darüber diskutiert, ob<br />

und wie e<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>nvolle Aufgabenteilung und<br />

Entscheidungsstruktur aussehen kann. E<strong>in</strong>e<br />

Möglichkeit ist e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>heitliche Vertretung<br />

der Ärzteschaft durch e<strong>in</strong>e KV mit getrennten<br />

Sektionen. In diesen Sektionen können <strong>Hausärzte</strong><br />

und Fachärzte jeweils über die ihren jeweiligen<br />

Bereich betreffenden Sachverhalte<br />

entscheiden, ohne dass befürchtet werden<br />

muss, dass der jeweils andere Bereich E<strong>in</strong>fluss<br />

nimmt. Dieses Modell kann <strong>in</strong>sbesondere <strong>in</strong><br />

den KV-Bereichen, <strong>in</strong> denen sich Haus- oder<br />

Fachärzte schlecht vertreten fühlen, für e<strong>in</strong>e<br />

breitere Akzeptanz sorgen und den ökonomisch<br />

uns<strong>in</strong>nigen Weg des Aufbauens von Parallelstrukturen<br />

zur KV <strong>in</strong> Frage stellen. In der<br />

KVSA haben wir die Interessen bisher ausgewogen<br />

und gebündelt vertreten.<br />

<strong>Praxis</strong>management<br />

Wie gefällt das Magaz<strong>in</strong> ?<br />

Gefallen Ihnen Form und Inhalte des Magaz<strong>in</strong>s? Das möchten die<br />

Herausgeber nach der dritten Ausgabe gern von Ihnen erfahren.<br />

Beteiligen Sie sich deshalb bitte an der Fax-Umfrage, die <strong>in</strong> den kommenden<br />

Tagen von der KVSA gestartet wird. Vielen Dank.<br />

S<strong>in</strong>d künftig wieder ger<strong>in</strong>gere<br />

Arzthonorare zu erwarten?<br />

Bei zunehmender Arbeitsbelastung der Vertragsärzte<br />

und Psychotherapeuten aufgrund<br />

von hoher Morbidität und e<strong>in</strong>er abnehmenden<br />

Zahl an Ärzten darf es nicht zu ger<strong>in</strong>geren Honoraren<br />

kommen. Die Politik hat dieses erkannt<br />

und sieht e<strong>in</strong>e gleiche Vergütung von<br />

Behandlungen vor, egal <strong>in</strong> welcher Region <strong>in</strong><br />

der Bundesrepublik dieses geschieht. Daher<br />

gehe ich davon aus, dass die Vergütung <strong>in</strong> Regionen<br />

mit vielen Kranken steigen wird. Flankierend<br />

müssen die Krankenkassen <strong>in</strong> diesen<br />

Regionen auch entsprechende F<strong>in</strong>anzmittel<br />

über den RSA erhalten.<br />

Fotos:<br />

AZ publica, EUMEDIAS, Techniker Krankenkasse<br />

(2), Harry Hautumm/pixelio.de,<br />

Stephanie Hofschlaeger/pixelio.de (3)<br />

Druck:<br />

Harzdruckerei GmbH Wernigerode<br />

MAGAZIN 11

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