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Der Mensch ohne Träume geht zugrunde - Otto Hegnauer - Swissfot

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Nr. 4/Oktober 2012<strong>Der</strong> <strong>Mensch</strong> <strong>ohne</strong> <strong>Träume</strong> <strong>geht</strong> <strong>zugrunde</strong> - <strong>Otto</strong> <strong>Hegnauer</strong>Dieses Jahr möchten wir das Leben, die Aktivitäten und das Engagement von <strong>Otto</strong><strong>Hegnauer</strong> für seine Schule für Strassenkinder in Haiti in den Mittelpunkt rücken.Ein persönliches Interview von Fredy Schmid – wie seinerzeit mit Kurt Pfister überdas Projekt Green Ethiopia – war aufgrund der geografischen Distanz jedoch nichtmöglich.Fredy Schmid hat Otti deshalb aus der Ferne ein paar Fragen gestellt: Zu seinem früheren Leben,zu seiner Migros-Zeit, weshalb er in Haiti gelandet ist, zur Zeit vor und nach dem Erdbeben, zuseinen Erfolgen und Rückschlägen, der Zusammenarbeit mit der Bevölkerung, den Kontakten zurSchweiz, zu seinen Zukunftsplänen, und wie er sich fühlt als 80-Jähriger, zu seinen Wünschen undwie man ihn unterstützen könnte.Otti <strong>Hegnauer</strong> hat aus seinen Antworten den nachstehenden bewegenden Bericht gemacht:Ich startete als Lehrer, Leiter von Studienreisenund Tausendsassa und arbeitete mit meinemMini-Betrieb unter anderem für die Migros-Genossenschaften Winterthur-Schaffhausen, fürdie ich Ausbildungsmedien kreierte, von Hygienebis zu Diebstahlverhütung, von Inventarbewirtschaftungbis zu Motivation. In den Klubschulenderselben und weiterer Genossenschaftenwar ich ein wenig "Hansdampf in allenGassen" und erteilte Kurse über das Filmen biszur Hinterglasmalerei. 1981 landete ich im MGB15. Stock, und es war keine Bruchlandung.In der "Ausbildung AMG" wurde ich von PaulFischer mit der Bildung der "Medienstelle"betraut, und da wartete Neuland. Spannend undganz nach meinem Geschmack. Ich suchtefähige Partner aus dem In- und Auslandzusammen und vereinigte sie zu Erfa-Gruppen,wie "Gruppe Schinznach" und andere. Es entstandendringend nötige Einrichtungen, von derVideo-Technik bis zu Kursen für Ausbildungsfilm-Autoren.Die Medienstelle schuf Ausbildungsmedienin mehreren Sprachen. ÜberMigros und die Schweiz hinaus bekannt wurdevor allem "VideoMit". Ich durfte Erfolge feiern.<strong>Der</strong> grösste Erfolg ist für mich persönlich, dassich heute noch mit all meinen noch lebendenMitarbeitern in regem Mail-Kontakt stehe, siehelfen mir zum Teil intensiv bei meinen Projekten,und zwar freiwillig und gratis. Einige kommenmich sogar hie und da im fernen Haïtibesuchen und Röbi pumpt wohl schon die Reifenfür seine Radtour nach Leipzig, wo ich ander Buchmesse 2014 mein neues Buch "Schuleunter dem Mangobaum" vorstellen darf. Ja, Röbiwird nach Leipzig radeln, wenn DAS kein Aufstellerist!Leider ging die Migros-Zeit vorbei, für mich eineschöne und herausfordernde Zeit. Aber es ging(und <strong>geht</strong>) weiterhin aufwärts. Wobei ich Erfolgein meinem Leben nie geldwert gemessen habe.Für mich liegt "Reichtum" in der Gegend vonErleben und Glück, das war immer schon so.Meine Frau ist Haïtianerin, ich hatte sie schon inder Schweiz kennen gelernt. Sie bildete sichbeim SRK zur Pflegerin aus und arbeitet heutedort für zwei Spitäler. Unsere Wege haben sichgekreuzt, denn ich bereitete in Haïti das "Paradies"vor, aber die Natur wollte das anders, sohielt es nicht lange. Am 12. Januar 2010 zeigtemir das schreckliche Ereignis, wo es entlang<strong>geht</strong>, denn es tötete über 300‘000 <strong>Mensch</strong>enund vernichtete auch alles, was ich "besass",nur mich selbst liess es unversehrt, mit meinem"Reichtum", der blieb intakt in Kopf und Herz.Das hat sich bewährt.Ich wurde als Flüchtling ein "Mann der Woche"und Frank Elstner fragte mich noch, warum ichin die Trümmerwelt zurückfliegen wolle. Ich antwortete,weil ich kein Deserteur sei. Man kanndoch die <strong>Mensch</strong>en nicht einfach allein undsterben lassen.Meine Familie lebt heute noch in der Schweizund in Frankreich. Meine Frau Rosi baut in denFerien an einem neuen Heim und spart für Alteund Gebrechliche in Haïti, meine TochterNahomie für Waisen in meinem einstigenWohnort Gresye.Materiell werde ich auch in Zukunft ein Habenichtsbleiben, denn ich habe bestimmt, dass allmeine Einkünfte in der Schweiz meiner Familiegehören, die AHV lasse ich nach Haïti überweisen,für die Gemeinschaft von <strong>Mensch</strong>en, diemit mir überlebt und mich geschützt haben, unddie Schule für Strassenkinder, die aus denTrümmern entstand, schon bald das dritte Jahr.Das erklärt meine komische Postadresse: "c/oSchweizer Botschaft, Etage 3, Place St-Pierre.Pétion-Ville, Haïti". Meine Wohnadresse aber ist"Rue Bossier à l'interieur, Montagne Noire". Da6


Nr. 4/Oktober 2012gibt es keine Post. Tut nichts, eine Briefzustellungkönnte <strong>ohne</strong>hin 6 Jahre dauern … ! Dortsieht es recht haïtisch aus; im Hinterhof lebenmehr als 400 Geister und Götter. Sie lassen sichnicht zählen, aber in der Vaudou-Religion"kennt" man deren über 400, man verehrt sie in"Peristylen", und zwei von denen sind direktangebaut.Hier w<strong>ohne</strong> ich mit lieben Einheimischen hochüber der Stadt, die Lage ist einzigartig, die <strong>Mensch</strong>enauch. Die Kinder tragen auf ihren Köpfenjeden Tag das Wasser herauf, das ist leidernormal, und ich bew<strong>ohne</strong> eines der zwei Zimmerund belege das einzige Bett.Nach dem Erdbeben startete ich auf einer deutschenBriefmarke und landete auf einem Buchdeckel,denn ich schreibe seitdem Bücher –deren Einnahmen an die Strassenkinder gehen.Bisher erschienen sind: "Alma Zombie" über den fast stattgefundenenWeltuntergang(ISBN 978-3-86279-033-3), "Von der Leseratte zum Erlebnisdrachen" -meine Autobiografie (ISBN 978-3-86279-109-5), "Märchen aus der Vaudou-Trommel"(ISBN 978-3-86279-077-7) "<strong>Otto</strong>s Tiergeschichten"(ISBN 978-3-86279-285-6)."Schule unter dem Mangobaum" (ISBN978-3-86279-421-8) wird etwa im Aprilerscheinen und beschreibt die Geschichteunserer Schule für Strassenkinder.Mit den Einnahmen aus meiner AHV und denSpenden meiner Freunde haben wir nach demErdbeben ESMONO (Ecole Soleil sur les MontagnesNoires) geschaffen, eine Schule fürStrassenkinder. Als sie begann, waren es 40,heute sind es über 100 Kinder, die sonst keineSchule hätten, es werden täglich noch mehr. DieLehrerinnen arbeiteten das erste Jahr gratis,manchmal essen sie bei uns, wie auch vereinzelteSchüler, die keine Familie mehr haben. DieEinnahmen aus meinen Büchern sollen derSchule in einer Zukunft helfen, in der meineAHV nicht mehr besteht …Ich schäme mich beinah, wenn sie mir alleszutragen, was ich gerne mag und selber nichtshaben, die vergöttern mich fast, und ich bin dochkein Gott!Kontakte zur Schweiz habe ich wenig, hie undda kommen mich Freunde besuchen, gelegentlichwird auch ein neues Buch fertig, bald kommtdas fünfte heraus. Dann ist eine Lesung inLeipzig fällig, und auf dem Rückweg vielleichteine Fernsehsendung in der Schweiz.Heute feiere ich mit Freunden meinen Achtzigstenbei guter Gesundheit, zufrieden und fast"wunschlos glücklich". Feiern sind selten. Unterwww.swissfot.ch/htm_public_d/basis/0-esmono-6.htm ist Alltag zu sehen und zu hören. DieSchule erhält eben ein Dach aus Beton, dasletzte Wellblech wird ersetzt. Ich würde mir mehrWIRKLICHE statt nur Facebook-Freunde wünschen,die uns helfen. Denn es sind nur Freundeund keine Staaten und Hilfswerke, dieESMONO, SOS-Enfants Haïti, Nouvelle Espoir,Brotofen und andere Projekte kräftig unterstützen.Ich meine, der <strong>Mensch</strong> braucht von Zeit zuZeit einen neuen Traum, da er sich sonst nichtweiter entwickle. <strong>Der</strong> neuste Traum betrifft einWaisenheim, Ideen liegen schon in der Schublade(Redensart, denn mein "Tisch" ist nochschubladenlos) .Und wenn ich einen Zukunfts-Wunsch äusserndarf, dann sind es (nach Gesundheit undSchaffenskraft) viele Kunden für die MIGROS,viele Leser meiner täglichen Geschichten (unterwww.swissfot.ch), und viele Käufer meinerBücher – deren Einnahmen ja an die Strassenkindergehen.Briefmarken der Deutschen Bundespost zur Würdigung von drei der BücherNatürlich sind auch Spenden sehr willkommen, die dem Auf- und Ausbau der Schule zugute kommen:Mystal C. Melise Kto.1711038636 Sogebank Truitiers Haïti SWIFT SOGHHTPP(IBAN gibt es in Haiti nicht, Konto-Nummer + SWIFT-Code+Bank- + Empfängername genügen)oder<strong>Otto</strong> <strong>Hegnauer</strong> Migrosbank IBAN CH0708401016802863506 Migrosbank Winterthur SWIFTMIGRCHZZ80A7

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