Leptospirose erkennen und gezielt bekämpfen - Virbac ...
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Mehr Wissen für Sauenhalter <strong>und</strong> Mäster Mai 2009<br />
Sonderdruck aus dem<br />
dlz agrarmagazin/primus<br />
Heft 5/2009<br />
Postfach 40 05 80<br />
80705 München<br />
Telefon 089-12705-276<br />
Email: reddlz@dlv.de<br />
www.dlz-agrarmagazin.de<br />
<strong>Leptospirose</strong><br />
<strong>erkennen</strong><br />
<strong>und</strong> <strong>gezielt</strong><br />
<strong>bekämpfen</strong><br />
Überreicht durch:<br />
Schwein<br />
Sonderdruck<br />
Rögen 20 · 23843 Bad Oldesloe<br />
Tel. 0 45 31 / 8 05-104 · Internet: www.virbac.de
2<br />
Veterinärpraxis<br />
Auch das Duschen der Sauen<br />
vor dem Einstallen in die<br />
Abferkelabteile trägt dazu bei,<br />
Infektketten zu unterbrechen.<br />
<strong>Leptospirose</strong> <strong>erkennen</strong><br />
<strong>und</strong> <strong>gezielt</strong> <strong>bekämpfen</strong><br />
Die <strong>Leptospirose</strong> ist eine chronische,<br />
ansteckende Infektionskrankheit,<br />
die durch sich spiralig<br />
bewegende Bakterien verursacht wird.<br />
Es sind 260 verschiedene Leptospiren-<br />
Typen (Serovare) bekannt. Während<br />
der klinisch oft unauffälligen Infektion<br />
von tragenden Sauen kann es zur Infektion<br />
der Feten innerhalb der Gebärmutter<br />
(intrauterin) kommen. Neben Aborten<br />
<strong>und</strong> Totgeburten werden von weniger<br />
virulenten (krankmachenden) Sero-<br />
Bei Fruchtbarkeitsstörungen sollten auch Leptospiren als<br />
mögliche Ursache in Betracht gezogen werden. Bestätigt<br />
sich der Verdacht, ist ein strategisches Behandlungskonzept<br />
gefragt, um infizierte Sauenbestände zu sanieren.<br />
Über neueste Erfahrungen hierzu berichtet Tierarzt Peter<br />
Latell, Köthen.<br />
Sonderdrucke<br />
Fotos: Kühlewind, Hellwig (2), Göhmann
typen oft „nur“ Konzeptions- <strong>und</strong> Fertilitätsstörungen<br />
verursacht.<br />
Die je nach Infektionsdruck mehr oder<br />
minder schleichend um sich greifenden<br />
Fruchtbarkeitsstörungen führen zu<br />
erheblichen wirtschaftlichen Verlusten<br />
durch erhöhte Umrauschraten, Kleinwürfigkeit,<br />
Aborte, Totgeburten, aber<br />
auch durch lebensschwache Ferkel. Nahezu<br />
alle Haus- <strong>und</strong> Wildsäuger sind<br />
empfänglich für Leptospiren-Infektionen.<br />
Auch der Mensch kann sich bei<br />
unsachgemäßem Umgang mit ausscheidenden<br />
Tieren infizieren (Zoonose),<br />
weshalb die <strong>Leptospirose</strong> der Rinder,<br />
Schafe <strong>und</strong> des Schweins eine meldepflichtige<br />
Tierseuche ist.<br />
Problem Dauerausscheider<br />
Die Übertragung des Erregers kann<br />
durch direkten Kontakt von Schwein zu<br />
Schwein (z. B. mit dem Sperma) erfolgen.<br />
Der Hauptinfektionsweg besteht jedoch<br />
im Eindringen der Leptospiren<br />
über die Schleimhäute oder durch feinste<br />
W<strong>und</strong>en der äußeren Haut (Klauenoder<br />
Hautverletzungen) aufgr<strong>und</strong> Harnkontaminierter<br />
Liege- oder Laufflächen.<br />
Nach der anfänglichen Allgemeininfektion<br />
besiedeln Leptospiren bevorzugt<br />
die Nieren. Von hier aus werden sie phasenweise<br />
<strong>und</strong> in unterschiedlich großer<br />
Menge mit dem Harn über Wochen <strong>und</strong><br />
Jahre ausgeschieden (siehe Abbildung<br />
„Verlauf einer Leptospiren-Infektion”).<br />
Trotz einer sich ausbildenden Immunität,<br />
die sich als Antikörper im Blut ab<br />
etwa 14 Tage nach der Infektion im<br />
Mikroagglutinationstest (MAT) nachweisen<br />
lässt, bleiben solche Sauen damit<br />
Dauerausscheider.<br />
Auch Schadnager (Maus <strong>und</strong> Ratte) machen<br />
eine den Schweinen vergleichbare<br />
Infektion nach Aufnahme von Leptospiren<br />
im Stall durch. Sie sorgen dadurch<br />
als Vektoren für die Verbreitung<br />
der Erreger innerhalb verschiedener<br />
Leptospiren weit verbreitet*<br />
Verlauf einer Leptospiren-Infektion*<br />
Ak-Titer<br />
Erstinfektion<br />
Leptospiren aus der<br />
Umwelt verursachen<br />
eine Allgemeininfektion<br />
Stalleinheiten eines Betriebs. In schweinedichten<br />
Regionen sorgen sie auch für<br />
die Verbreitung zwischen<br />
Beständen.<br />
Die Einschleppung in<br />
einen Betrieb erfolgt jedoch<br />
meist über den<br />
Zukauf unauffällig infizierter, dauerausscheidender<br />
Jungsauen. Daher kommt<br />
der Erregerfreiheit von Auslieferungstieren<br />
besondere Bedeutung zu. Die<br />
Jungsauen können sich bereits früh in<br />
Betrieben mit Leptospiren-ausscheidenden<br />
Altsauen infiziert haben.<br />
Obwohl nicht genau bekannt ist, ob<br />
wirklich alle einmal infizierten Sauen<br />
einen solchen Dauerausscheiderstatus<br />
entwickeln, sollten Ferkelerzeuger zur<br />
eigenen Sicherheit davon ausgehen,<br />
dass Antikörper-tragende Muttersauen<br />
potenzielle Leptospiren-Ausscheider<br />
sind.<br />
Wiederholte, zeitweise Leptospiren<br />
Ausscheidung über den Harn<br />
Aufgr<strong>und</strong> einer „Reaktivierung“ kommt es zu einem<br />
erneuten Kontakt mit dem Immunsystem <strong>und</strong> damit<br />
erneut zu einem Antikörper-Anstieg<br />
Veterinärpraxis<br />
Zeit<br />
* Schematisierte Darstellung des Ablaufs einer Leptospiren-Infektion zur Veranschaulichung des Zusammenhangs<br />
von Antikörperspiegel <strong>und</strong> Ausscheidungsverhalten<br />
Elektronenmikroskopische<br />
Aufnahme<br />
einer Leptospire.<br />
Probenkollektiv Anzahl untersuchter Anteil positiver<br />
Blutproben mittels<br />
MAT gesamt<br />
Proben in %<br />
Routineeinsendungen 9116 51,5<br />
in den Jahren 2003 <strong>und</strong> 2004 91,9 davon L.-bratislava (47,3)<br />
Proben aus klinisch <strong>Leptospirose</strong>verdächtigen<br />
Herden<br />
357 66,0<br />
Proben aus klinisch<br />
ges<strong>und</strong>en Herden<br />
196 35,0<br />
Probeneinsendungen im Rahmen<br />
von Ges<strong>und</strong>heitsmonitorings<br />
2739 36,7<br />
* Häufigkeitsverteilung Antikörper-positiver Blutproben in Abhängigkeit von der Fruchtbarkeitssituation der betreffenden<br />
Sauenherde; (Quelle: IVD Hannover, K. Strutzberg-Minder: Ergebnisse diagnostischer Untersuchungen zum<br />
Nachweis von Leptospiren-Infektionen bei Schweinen in Deutschland (2003/2004) mit dem MAT <strong>und</strong> der PCR).<br />
Sonderdrucke<br />
Infektketten unterbrechen<br />
Da jeder Dauerausscheider wieder neue<br />
Dauerausscheider erzeugt, müssen die<br />
vorhandenen Infektketten durch verbesserte<br />
Hygienemaßnahmen wie<br />
Schadnagerbekämpfung sowie Reinigung<br />
<strong>und</strong> Desinfektion unterbrochen<br />
werden. Parallel dazu ist die Leptospiren-Ausscheidung<br />
durch die bereits<br />
vorhandenen Dauerausscheider möglichst<br />
lange zu reduzieren, besser noch<br />
vollends zu stoppen.<br />
Hierzu werden antibiotische Gesamtbestandsbehandlungen<br />
durchgeführt, die<br />
im Idealfall ausreichend hohe Wirkstoffspiegel<br />
im Nierengewebe <strong>und</strong> den<br />
Schleimhäuten der harnableitenden<br />
Wege erreichen. Tetrazykline stellen<br />
bislang die Standard-Wirkstoffgruppe<br />
zur Behandlung der <strong>Leptospirose</strong> beim<br />
Schwein dar. Allerdings wird in der Praxis<br />
zunehmend beobachtet, dass die<br />
Notwendigkeit zur Bestandsbehandlung<br />
mit klassischen Tetrazyklinen<br />
(CTC, TC-HCL, OTC) in immer kürzeren<br />
Zeitabständen besteht. In betroffenen<br />
Betrieben wird oft zwei-, bisweilen<br />
sogar viemal pro Jahr behandelt. Auch<br />
3
Verlängerungen des Behandlungszeitraums<br />
auf bis zu drei Wochen lassen<br />
zunehmend Zweifel an der Nachhaltigkeit<br />
des klinischen <strong>und</strong> ökonomischen<br />
Erfolgs der klassischen Tetrazyklin-Behandlung<br />
aufkommen.<br />
Neue Möglichkeiten verspricht der<br />
Wirkstoff Doxycyclin, ein halbsynthetisches<br />
Tetrazyklin. Dieser Wirkstoff,<br />
bislang nur für den Einsatz bei Atemwegserkrankungen<br />
beim Schwein zugelassen,<br />
wurde <strong>gezielt</strong> für die orale Gabe<br />
entwickelt <strong>und</strong> wird aufgr<strong>und</strong> seiner<br />
hohen Fettlöslichkeit sehr gut im Darm<br />
resorbiert. Anders als die klassischen<br />
Tetrazykline der ersten Generation wird<br />
Doxycyclin im Nierengewebe, dem<br />
Leptospiren-Rückzugsort, angereichert<br />
<strong>und</strong> über die harnableitenden Wege<br />
ausgeschieden (siehe Abbildung „Effekt<br />
eines neuen Therapieansatzes”).<br />
Ein weiterer Vorteil ist, dass mit einer<br />
deutlich niedrigeren Wirkstoffmenge<br />
gearbeitet werden kann, was ebenso die<br />
Güllebelastung mit antimikrobiell<br />
wirksamen Molekülen erheblich reduziert.<br />
Ein Effekt, der neben ökologischen<br />
Aspekten auch für nachgeschaltete<br />
Biogasanlagen eine Rolle spielt (siehe<br />
hierzu auch dlz 02/2009, Seite 101:<br />
„Erst Hui, dann Pfui”).<br />
Erfolgreich im Praxistest<br />
Der neue Therapieansatz wurde in einem<br />
Praxisbetrieb überprüft. Es handelt<br />
sich hier um einen Jungsauenvermehrer,<br />
der infolge eines PRRS-Einbruchs<br />
vollständig depopuliert wurde.<br />
Der Neuaufbau der Herde erfolgte mit<br />
Tieren, die frei von APP, Mykoplasmen,<br />
Titer<br />
A<br />
Titer<br />
B<br />
Doxycyclin:<br />
Schnell <strong>und</strong> sicher<br />
im Einsatz<br />
Franz Silkenbömer, Züchter <strong>und</strong> Mäster in<br />
Ascheberg, aktiv im Arbeitskreis Sauenhaltung<br />
<strong>und</strong> im Arbeitskreis Schweinemast,<br />
150 Sauen <strong>und</strong> 1.000 Mastplätze, produziert<br />
ca. 3.600 Ferkel <strong>und</strong> Schweine/Jahr<br />
Effekt eines neuen Therapieansatzes*<br />
Bisherige Behandlungen führen<br />
nicht zu einer Elimination der<br />
Leptospiren aus den Nieren!<br />
Doxycyclin wird über die Nieren ausgeschieden<br />
<strong>und</strong> eliminiert die Leptospiren in den Nieren<br />
PRRS <strong>und</strong> Rhinitis atrophicans waren.<br />
Zudem bestand die vertragliche Zusicherung,<br />
dass die Tiere auch frei von<br />
Leptospira pomona, L. tarassovi <strong>und</strong> L. ikterohämorrhagiae<br />
waren. Nach Ankunft<br />
wurden 20 Tiere beprobt. Drei dieser<br />
Tiere erwiesen sich als positiv für den<br />
Typ Leptospira bratislava.<br />
Dem wurde zunächst keine Bedeutung<br />
beigemessen. Nachdem die erste Gruppe<br />
besamt war <strong>und</strong> nach drei bis sechs<br />
Veterinärpraxis<br />
* Schematisierte Darstellung der Antikörperentwicklung nach einer Antibiose ohne (A) <strong>und</strong> mit (B) Leptospiren-<br />
Elimination aus den Nieren zur Veranschaulichung des neuen Therapieansatzes mit dem Wirkstoff Doxycyclin.<br />
Das neue Antiinfektivum<br />
www.doxycyclin.info<br />
Zeit<br />
Zeit<br />
Wochen die ersten Umrauscher <strong>und</strong><br />
Frühaborte auftraten, wurde die gesamte<br />
Gruppe beprobt. Alle verbliebenen<br />
33 Tiere der Gruppe erwiesen sich ausnahmslos<br />
als serologisch positiv auf<br />
L. bratislava. Daraufhin wurde beschlossen,<br />
den gesamten Bestand von<br />
330 Tieren über 14 Tage mit Doxycyclin<br />
(„Pulmodox”) oral zu behandeln<br />
(Dosis: 10 mg/kg Körpergewicht). Es<br />
sollte die noch günstige Beriebssitua-<br />
“Schon bei ersten Anzeichen einer<br />
Erkrankung setze ich Doxycyclin ein. Seine<br />
schnelle Resorption führt zu erheblich<br />
weniger Neuerkrankungen als früher <strong>und</strong><br />
sichert die Rentabilität des gesamten<br />
Durchgangs.”
5<br />
Veterinärpraxis<br />
tion, dass noch keine Ferkel im Betrieb<br />
waren genutzt werden, da dies die<br />
Chancen für eine Sanierung verbessert.<br />
Nach der Bestandsbehandlung wurden<br />
die Tiere über ein Jahr hinweg regelmäßig<br />
beprobt <strong>und</strong> der Verlauf der Antikörperspiegel<br />
verfolgt. Ohne weitere<br />
Bestandsbehandlungen fielen bei allen<br />
Tieren die Titer innerhalb von drei Monaten<br />
deutlich ab. Einzelne Tiere (r<strong>und</strong><br />
zehn Prozent) wiesen nach etwa<br />
fünf Monaten noch geringe Antikörper-Titer<br />
auf. Die Tatsache, dass am Ende<br />
alle Tiere Antikörper-frei waren,<br />
zeigt jedoch, dass kein neuer Kontakt<br />
mit Leptospiren nach der Behandlung<br />
bestand. Dies lässt auf eine Sanierung<br />
des Bestands von <strong>Leptospirose</strong> mittels<br />
Doxycyclin schließen.<br />
Natürlich wurde die Therapie von einer<br />
gleichzeitigen Entwesung, Reinigung<br />
<strong>und</strong> Desinfektion begleitet. Vor allem<br />
hat man versucht, eine Austrocknung<br />
von feuchten Stellen im Kontaktbereich<br />
der Tiere mithilfe von Stallosan<br />
<strong>und</strong> anderen kalkhaltigen Produkten<br />
zu erreichen.<br />
Der Betrieb hat heute eine Leistung von<br />
über 26 abgesetzten Ferkeln pro Sau<br />
<strong>und</strong> Jahr <strong>und</strong> eine Abferkelrate von<br />
89 Prozent, so dass man durchaus von<br />
einer wirtschaftlich erfolgreichen Sanierung<br />
sprechen kann.<br />
Diagnostisch absichern<br />
Die Erfahrungen zeigen, dass bei blutserologischen<br />
Untersuchungen auf<br />
<strong>Leptospirose</strong> nicht nur auf die „klassischen”<br />
Schweine-Leptospiren wie L. pomona<br />
untersucht werden sollte. Das Serovar<br />
L. bratislava wird noch viel zu oft<br />
in seinen krankmachenden Eigenschaf-<br />
Ohne Schadnagerbekämpfung<br />
ist ein erfolgreiches Vorgehen<br />
gegen Leptospiren<br />
nicht möglich.<br />
Der Lepto-Check<br />
Von der Jungsauen-Eingliederung<br />
geht für ferkelerzeugende Betriebe<br />
generell ein nicht unerhebliches Einschleppungsrisiko<br />
von Neu-Erregern<br />
oder Neu-Varianten solcher Erreger<br />
aus (Biosecurity). Hier ist vor allem<br />
an neue Serovare oder Stämme von<br />
Leptospiren zu denken.<br />
In Zusammenarbeit mit der Gesellschaft<br />
für Innovative Veterinärdiagnostik<br />
(IVD GmbH) in Hannover<br />
unterstützt <strong>Virbac</strong> Tierarzneimittel<br />
GmbH mit dem <strong>Virbac</strong>-Lepto-Check<br />
ein Projekt, um mehr über den<br />
generellen Leptospiren-Infektionsstatus<br />
der Jungsauen in Deutschland<br />
zu erfahren.<br />
Mehr Informationen <strong>und</strong> Hinweise<br />
zur Labor-kostenfreien Teilnahme am<br />
<strong>Virbac</strong>-Lepto-Check finden Sie unter<br />
www.virbac.de oder erhalten Sie direkt<br />
bei Ihrem betreuenden Tierarzt.<br />
ten unterschätzt. Es erzeugt meist nur<br />
vergleichsweise niedrige Antikörperspiegel.<br />
Die Titerhöhe hat aber keine<br />
Aussagekraft für das Ausmaß klinischer<br />
Probleme in solchen Fällen.<br />
Es ist ratsam, sich bei klinischem Verdacht<br />
auf <strong>Leptospirose</strong> von negativen<br />
Blutprobenergebnissen nicht irritieren<br />
zu lassen <strong>und</strong> eine zweite Probennahme<br />
von denselben Tieren nach weiteren<br />
14 Tagen vorzunehmen. Hintergr<strong>und</strong> ist<br />
die Tatsache, dass ein Antikörperanstieg<br />
erst 10 bis 14 Tage nach der Infektion zu<br />
erwarten ist <strong>und</strong> der genaue Infektionszeitpunkt<br />
in der Regel nicht bekannt ist.<br />
L.-bratislava ist in deutschen Sauenbeständen<br />
die am häufigsten anzutreffende<br />
Leptospiren-Art. Entgegen weit verbreiteter<br />
Meinung haben Datenauswertungen<br />
von Untersuchungsmaterial des<br />
IVD in Hannover zeigen können, dass<br />
Betriebe mit Fruchtbarkeitsstörungen<br />
doppelt so häufig L.-bratislava-Antikörper<br />
aufweisen als klinisch unauffällige<br />
Betriebe (siehe Tabelle „Leptospiren weit<br />
verbreitet”).<br />
Ist das Problem einmal erkannt, gibt<br />
die jeweilige Betriebssituation vor, ob<br />
sich der betreffende Bestand sanieren<br />
lässt oder ob die Rahmenbedingungen<br />
nur eine Kontrolle des Infektionsgeschehens<br />
erlauben. Letzteres bedeutet,<br />
den Infektionsdruck so weit zu senken,<br />
dass seine Folgen auf die Fruchtbarkeit<br />
wirtschaftlich nicht mehr ins Gewicht<br />
fallen (mit dem Erreger leben). Eine Sanierung<br />
ist im komplett belegten Stall<br />
bei laufender Produktion wirtschaftlich<br />
nicht möglich. Die <strong>Leptospirose</strong> lässt<br />
sich aber mit einem gelegentlichen Einsatz<br />
von Doxycyclin, begleitet von entsprechenden<br />
hygienischen Maßnahmen,<br />
gut kontrollieren.<br />
Oft werden in diesem Zusammenhang<br />
feuchte Ausläufe <strong>und</strong> feuchte Sammelbuchten,<br />
z. B. beim Nutzen einer so genannten<br />
Arena nach dem Absetzen, in<br />
ihrer Bedeutung unterschätzt. Gruppenbuchten<br />
mit Teilspaltenboden während<br />
der Tragezeit bilden ebenfalls gute<br />
Infektionsmöglichkeiten, weil Leptospiren<br />
im feuchten Milieu lange<br />
überleben. Fakt ist: Wer meint, allein<br />
mit antibiotischen Bestandsbehandlungen<br />
wieder alles in den Griff zu bekommen,<br />
der irrt! Ohne eine intensive<br />
Schadnagerbekämpfung bleibt auch<br />
das Leptospiren-Reservoir auf der<br />
Schadnagerseite weiter aktiv. Von hier<br />
aus kann ein neuerliches Ansteigen des<br />
Infektionsdrucks erfolgen.<br />
Sonderdrucke
Für<br />
Schlussfolgerungen<br />
● Der Verdacht auf Leptospiren-Infektionen<br />
lässt sich oft nur schwer direkt<br />
durch den Erregernachweis im Einzeltier<br />
(Nachgeburt, Feten) bestätigen. Für<br />
die Bestandsdiagnostik wird daher oft<br />
der stichprobenartige indirekte Infektionsnachweis<br />
anhand von Antikörper-<br />
Spiegeln genutzt. Einzeltieruntersuchungen<br />
sind hier in der Regel ohne<br />
Aussagewert, da der mögliche Infektionszeitpunkt<br />
oft nicht bekannt ist<br />
<strong>und</strong> damit auch eine Antikörperfreiheit<br />
Altreno<br />
nicht einfach mit einer Erregerfreiheit<br />
gleichgesetzt werden darf.<br />
● Im Falle des positiven Antikörpernachweises<br />
in der Stichprobe vor dem Hintergr<strong>und</strong><br />
klinisch aufgetretener Fruchtbarkeitsstörungen<br />
in der Herde ist eine Leptospiren-Beteiligung<br />
(zu über 90 Prozent<br />
L. bratislava) wahrscheinlich.<br />
● Hohe Umrauschraten <strong>und</strong> ein<br />
hoher Anteil leerer, nicht wieder<br />
rauschender Sauen sollte in jedem<br />
Fall an eine L.-bratislava-Infektion<br />
denken <strong>und</strong> entsprechend handeln lassen,<br />
da Antikörperträger generell als<br />
das UV-stabile, direkt verwendbare<br />
Applikationssystem PUMP-IT®<br />
NEU<br />
• Einfach in der Anwendung<br />
• Verlässliche Dosierung<br />
• Mehr Sicherheit für den Anwender<br />
• Keine UV-bedingten Wirkstoffverluste<br />
beim Verbleib im Dosiersystem<br />
• Garantierte Anbruchsstabilität für 60 Tage<br />
… für eine praktikable Rausche-Synchronisation<br />
Fragen Sie Ihren Tierarzt!<br />
Bei Aborten können<br />
auch Leptospiren<br />
eine Rolle spielen.<br />
Veterinärpraxis<br />
Dauerausscheider <strong>und</strong> damit Ausgangsquelle<br />
weiterer Leptospiren-Infektionen<br />
im Bestand angesehen werden<br />
müssen.<br />
● Bisherige Erfahrungen zeigen,<br />
dass es bei weitgehender<br />
Vermeidung von Reinfektionen<br />
aus der Umwelt möglich<br />
ist, durch eine Doxycyclin-<br />
Behandlung eine nachhaltige Leptospiren-Elimination<br />
zu erreichen. Dies<br />
eröffnet z. B. Zuchtunternehmen generell<br />
die Möglichkeit einer Leptospiren-<br />
Sanierung von Vermehrungsbetrieben.<br />
● Im klassischen Ferkelerzeugerbetrieb<br />
mit <strong>Leptospirose</strong>-Symptomatik kann<br />
die nachhaltigere Therapie mit Doxycyclin<br />
die Häufigkeit von Bestandsbehandlungen<br />
deutlich reduzieren.<br />
Die Nachhaltigkeit hängt dabei in<br />
hohem Maße von einer gleichzeitig zu<br />
verbessernden Betriebshygiene ab.<br />
● Mit der strategischen Behandlung<br />
von Jungsauen im Quarantänestall des<br />
Empfängers lässt sich das Einschleppungsrisiko<br />
betriebsfremder Serovare<br />
oder Leptospiren-Stämme bei wechselnden<br />
Bezugsquellen oder bekannten<br />
seropositiven Jungsauenlieferungen<br />
nachweislich reduzieren. Als nützlicher<br />
Nebeneffekt erweist sich hier das breite<br />
Wirkspektrum des Doxycyclins. Neben<br />
Atemwegserregern (z. B. Mykoplasmen,<br />
APP) werden auch Lawsonien (PIA) <strong>und</strong><br />
Chlamydien erfasst. Dies reduziert<br />
kombinierte oder zusätzliche Antibiotika-Anwendungen.<br />
(br)<br />
Primus-Autor Peter Latell ist Inhaber<br />
einer auf Schweine spezialisierten Tierarztpraxis.