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Pfr. i.R. G. Köhnlein Das große Festmahl - Predigt über ... - Emmaus

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<strong>Pfr</strong>. i.R. G. <strong>Köhnlein</strong><strong>Das</strong> <strong>große</strong> <strong>Festmahl</strong> - <strong>Predigt</strong> <strong>über</strong> Lukas 14, 16-24Liebe Gemeinde!Mit dem heutigen Tag, dem 21. Juni, beginnt nach dem Kalender der Sommer nun auch ganz offiziell. Sommer, dasist die Zeit, in der wir hoffen, viele Stunden bei angenehmen Temperaturen im Freien verbringen zu können. Kaumeine Organisation oder ein Verein versäumt es, zu einer Gartenparty und oder wenigstens zu einem Grillabendeinzuladen. Die Möglichkeit, einander in zwangloser Runde zu begegnen, miteinander zu essen und zu trinken undsich am Leben zu freuen, darf nicht versäumt werden. Es ist schön, eingeladen zu werden, jedenfalls meistens.Wenn allerdings ein Fest das nächste jagt, kann einem das Feiern schon mal zu viel werden. Es gibt aber auchimmer wieder Gründe, eine Einladung nicht wahr zu nehmen. Da hat man z.B. keine Lust, bei einem Fest Leute zutreffen, mit denen einen nichts verbindet. Oder man hat sogar gegen<strong>über</strong> dem Einladenden Vorbehalte. Selten wirddas offen ausgesprochen. Dann findet man eben als Begründung für das Fernbleiben Entschuldigungen, die derGastgeber wohl oder übel akzeptieren muss. So kann es passieren, dass alles für ein Fest vorbereitet ist, aber kaumeiner der Eingeladenen kommt. Die Geschichte einer solchen Einladung erzählt Jesus in einem Gleichnis:"Es war ein Mensch, der machte ein <strong>große</strong>s Abendmahl und lud viele dazu ein.Und er sandte seinen Knecht aus zur Stunde des Abendmahls, den Geladenen zu sagen: Kommt, denn es ist allesbereit!Und sie fingen an alle nacheinander, sich zu entschuldigen. Der erste sprach zu ihm: Ich habe einen Acker gekauftund muss hinausgehen und ihn besehen; ich bitte dich, entschuldige mich.Und der zweite sprach: Ich habe fünf Gespanne Ochsen gekauft, und ich gehe jetzt hin, sie zu besehen; ich bittedich, entschuldige mich.Und der dritte sprach: Ich habe eine Frau genommen; darum kann ich nicht kommen. aUnd der Knecht kam zurück und sagte das seinem Herrn. Da wurde der Hausherr zornig und sprach zu seinemKnecht: Geh schnell hinaus auf die Straßen und Gassen der Stadt und führe die Armen, Verkrüppelten, Blinden undLahmen herein.Und der Knecht sprach: Herr, es ist geschehen, was du befohlen hast; es ist aber noch Raum da.Und der Herr sprach zu dem Knecht: Geh hinaus auf die Landstraßen und an die Zäune und nötige siehereinzukommen, dass mein Haus voll werde.Denn ich sage euch, dass keiner der Männer, die eingeladen waren, mein Abendmahl schmecken wird."(Lukas 14, 16-24)Hier soll also ein Fest gefeiert werden. Doch es droht daran zu scheitern, weil die zunächst Eingeladenen einfachnicht kommen. Um welches Fest geht es da eigentlich? Luther hat es mit "Abendmahl" <strong>über</strong>setzt. Unwillkürlichdenken wir dabei an unsere Gottesdienste. Auch in unserer Gemeinde scheint es nur eine kleine Zahl derGemeindeglieder zu sein, die sich dazu eingeladen fühlt und deshalb regelmäßig daran teilnimmt. Die Gründe dafürklingen genauso einleuchtend wie die Entschuldigungen der geladenen Gäste im Gleichnis: "Es gibt Dinge, die sindwichtiger als der Gottesdienst." und "Der Gottesdienst bringt mir nichts. Ich kann auf den Gottesdienst verzichten,ohne dass mir etwas fehlt." So denken viele und deshalb bleiben sie fern. Natürlich ist zu fragen, ob unsereGottesdienste wirklich als Einladung zu einem Fest empfunden werden, oder ob sie nur als Frömmigkeitsübung fürdie erscheinen, die halt so etwas brauchen. Immerhin sieht es der Kirchenvorstand unserer Gemeinde als eine seinerAufgaben an, immer wieder dar<strong>über</strong> zu beraten, wie unsere Gottesdienste gerade auch für Menschen, die seineForm und Sprache nicht von Kindesbeinen an eingeübt haben, attraktiver werden könnte. Dennoch ist zu fragen: Istmit dem Fest, von dem Jesus im Gleichnis spricht und zu dem vergeblich eingeladen wird, wirklich nur unserGottesdienst gemeint?<strong>Das</strong>s es um mehr geht, wird deutlich, wenn wir dieses Gleichnis vom <strong>große</strong>n Abendmahl in der Fassung lesen, in dersie der Evangelist Matthäus bringt. Da wird aus dem Gastmahl die Einladung zu einem königlichen Hochzeitsmahl,zu dem die Gäste nicht kommen wollen. Gemeint sind die Juden als das Volk Gottes, dem doch GottesVerheißungen zuerst gelten. Weil sie Jesus und seine Botschaft von Gottes Liebe und seinem Reich nicht annehmen,darum trifft sie nach der Meinung des Evangelisten Matthäus der Zorn des Königs. Sie werden bestraft und vomFest ausgeschlossen. Mit dieser Deutung tun wir uns heute schwer, schiebt sie doch die Schuld für den Tod Jesueinseitig den Juden in die Schuhe. Bis heute hat man daraus immer wieder die Berechtigung zum Hass gegen Judenableitet und antisemitische Judenverfolgungen als gerechte Strafe Gottes dafür dargestellt. Festzuhalten ist jedoch:<strong>Das</strong> Fest, um das es in diesem Gleichnis geht, ist ein Bild für das, wozu Jesus durch seine <strong>Predigt</strong> und sein Handelneinlädt, ein Bild für das Reich Gottes."Tut Buße, also kehrt um von euren falschen Wegen, denn Gottes Herrschaft ist nahe herbei gekommen." So rief esJesus seinen Zuhörern zu. So klingt die Einladung zum Fest im Munde Jesu. Als Zeichen des Festes wurden Krankegesund und Menschen, die an den Rand der Gesellschaft geraten waren, erfuhren, dass Gott sie nicht hatte fallenlassen. Sie bekamen neue Hoffnung. Wo so etwas geschah, da spielte immer wieder das Mahl und das gemeinsameEssen eine Rolle: "Mit Sündern und Übeltätern setzt er sich an einen Tisch und isst mit ihnen!" Was für die einenAusdruck für Versöhnung und Neubeginn war, z.B. für den zwielichtigen Oberzöllner Zachäus, bei dem Jesus


eingekehrt war, empörte viele der gesetzestreuen Pharisäer und Schriftgelehrten. Dennoch: Etwas vom Reich Gotteswird sichtbar, wo Ausgrenzungen, - selbstverschuldete und nichtverschuldete - <strong>über</strong>wunden werden.Und noch ein anderer Aspekt des Reiches Gottes, der auf das Fest hinweist, wurde in Jesu Wirken sichtbar. Als beiihm die Fünftausend in der Wüste satt wurden, strahlte für einen Augenblick etwas vom künftigen Reich Gottesauf: Alle werden satt. Jeder bekommt, was er braucht zum Leben. "Alle an einem Tisch" - das ist das Bild für dieneue Welt Gottes, für das Fest Gottes, zu dem Jesus einlädt. "Es werden kommen von Osten und von Westen, vonNorden und von Süden, die zu Tisch sitzen werden im Reich Gottes" verheißt darum das Evangelium. Doch bereitsdas Alte Testament hat ein Wort für den Zustand, der damit gemeint ist: "Schalom"- Frieden". Schalom ist dabeimehr als ein vordergründiger Frieden, hinter dessen Fassade die alten Konflikte und Feindseligkeiten weiter brodeln."Schalom" meint eine Welt, in der jeder seinen Platz und sein Recht hat. Heute haben wir andere Begriffe dafürgefunden. Wir sprechen von "Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung" und meinen doch nichtsanderes als dieses "Alle an einem Tisch". Es ist das Gegenbild zu der Wirklichkeit, wie wir sie Tag für Tag erleben.Jesus aber lädt uns ein, uns schon heute bei unseren Denken und Tun von dem Bild der neuen Welt Gottes leiten zulassen. Ob wir uns von ihm einladen lassen?Doch kommen wir auf das Gleichnis vom <strong>große</strong>n Abendmahl zurück! Wenn das Fest, zu dem der Hausherr einlädt,wirklich so etwas Großartiges ist, wie es im dem "Alle um einen Tisch" anklingt, dann bleibt die Frage: Warumkommen die Eingeladenen schließlich doch nicht und lassen sich entschuldigen? Ich meine: Sie haben einfach keineLust auf diese Einladung. Wer satt ist, den kann man mit einer Einladung zum Essen nicht hinter dem Ofen hervorlocken. Wer hungrig ist, kommt dagegen gern. Ich muss daran denken, wie schön es für uns als Theologiestudentenwar, wenn uns einmal im Semester der zuständige Oberkirchenrat aus München an unserem Studienort besuchte.Der Höhepunkt dieses Besuches war die Einladung zu einem gemeinsamen Essen, bei dem wir so richtig zulangenkonnten. Wer hungrig ist, lässt sich gerne zum Essen einladen. Kein Wunder, dass die Armen, Verkrüppelten, Blindenund Lahmen, die von den Straßen und Gassen und den Landstraßen und Zäunen nur zu gern der Einladung zum Festdes Hausherrn folgen. Auf unsere heutige Situation bezogen ist zu fragen: Könnte es sein, dass viele heute einfachkeinen Hunger, keine Sehnsucht nach der Gemeinschaft mit Gott haben, weil sie meinen, sie bräuchten ihneigentlich nicht?Doch so offen sprechen es die Eingeladenen im Gleichnis nicht aus. Sie schieben stattdessen mehr oder wenigerplausible Gründe für ihr Fernbleiben vor. Was sie damit zu erkennen geben, ist, wenn man es unverblümt ausdrückt:"Es gibt für uns Wichtigeres, als zu deinem Fest zu kommen." Und diese Einschätzung, die zu allen Zeiten aktuellwar und es auch heute ist, hat auch etwas für sich. Denken wir z.B. an die Einladung zum Gottesdienst am Sonntag.Was kann man nicht alles an schönen und wichtigen Dingen an einem Sonntagvormittag unternehmen! Man kannausschlafen, in Ruhe mit der Familie frühstücken. Man kann einen Ausflug machen. Man kann Wäsche waschenund in Ruhe all das erledigen, wozu man unter der Woche nicht gekommen ist. Man kann auf den Fußballplatzgehen oder einfach alle Fünfe gerade sein lassen.Und was wird aus Gottes Einladung für unser Leben? Sie erscheint so ferne von dem, was uns bewegt. Ja, und wennuns irgendein Ereignis unseres Lebens doch einmal von neuem nach Gott fragen lässt, brauchen wir dann aufunserer Suche die anderen in einer Gemeinde, um Antworten zu finden? "Alle um einen Tisch", ach ja, dieses Bildfür das Reich Gottes, ist es nicht zu schön, um wahr zu sein? Fährt man da im Leben nicht besser, wenn man sichmit den Gegebenheiten unserer Wirklichkeit arrangiert, statt sich von einer Fata Morgana verführen zu lassen?Ja, es gibt Gründe, warum die Einladung Gottes zur Gemeinschaft mit ihm so leicht an den Rand unseres Lebensgerät. Dabei gehen wir freilich ein hohes Risiko ein: dass wir uns nämlich verlieren in vorläufigen und alltäglichenDingen. Wir vergessen dann den Ursprung und das Ziel unseres Lebens, kommen wir doch von Gott und kehren zuihm zurück. Er lädt uns ein, mit ihm zu leben. Wir sind ihm wichtig. Er möchte uns seine Liebe zeigen. Als Geliebtekönnen wir auch darauf vertrauen, dass wir auch auf schweren Wegstrecken unseres Lebens nicht verlassen sind. Inder Gemeinschaft mit ihm lernen wir zu unterscheiden zwischen dem, was wirklich wichtig ist und dem, wasunwesentlich ist. Von ihm eingeladen zu sein zum Fest, bedeutet, dass wir seine Liebe für uns annehmen und sieweitergeben an die, die uns brauchen. Es bedeutet, Jesu Ruf zu folgen " Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig undbeladen seid, ich will euch erquicken." Und es bedeutet, dass wir uns wie er den Mühseligen und Beladenenzuwenden. In einem neuen Lied wird die Einladung Gottes an uns so beschrieben:"Unser Leben sei ein Fest. Jesu Geist in unserer Mitte. Jesu Werk in unseren Händen Jesu Geist in unseren Werken.Unser Leben sei ein Fest. An diesem Morgen und jeden Tag."Es gehört zum Wesen eines Festes, dass man es nicht allein feiern kann. Zum Fest Gottes gehören die anderen, dieGemeinde. Deshalb feiern wir auch Gottesdienst. Hier will uns Gott in besonderer Weise begegnen. Hiervergewissern wir uns des Glaubens, um dann unseren Weg gemeinsam weiter zu gehen, auch durch Fragen undZweifel. Was das heißen kann, habe ich von einem Schwarzen in New York Harlem gelernt. Auf die Frage, warum eram Abendmahl teilnimmt, antwortete er: "Es geht darum, die richtige und hilfreiche Vision für das Leben zubehalten. Man sagt uns, jeder müsse darauf schauen, wie er möglichst viel an Geld und Besitz für sich sammelt.Davon können nur wenige profitieren. Es führt dazu, dass die Armen immer ärmer und die Reichen immer reicherwerden. Die Ungerechtigkeit in der Welt wird dadurch nur immer schlimmer. Im Abendmahl um einen Tisch sindalle gleich. Es ist für alle gesorgt. Jeder bekommt, was er braucht zum Leben. Wir wissen, dass unsere Wirklichkeit


heute noch nicht so aussieht. Aber das Abendmahl hilft uns, die Vision der neuen Welt Gottes wach zu halten.Darum gehe ich zum Abendmahl."Ja, so kann es in unseren Gottesdiensten sein: Feiernd nehmen wir vorweg, was Gott in seinem Reich für uns bereithält. So bleibt uns das Ziel unseres Weges, auf das wir zugehen, vor Augen. Die Einladung Gottes zum Fest desLebens will uns aus der Hoffnungslosigkeit, der Resignation oder der bloßen Anpassung an die Verhältnisseherausreißen und zu Anwälten des Lebens machen. So geht der Sonntagsgottesdienst nahtlos <strong>über</strong> in denGottesdienst im Alltag, nämlich so zu leben, wie es der Vision vom Reich Gottes entspricht. Darum gilt für alle,wozu ein Lied von Manfred Siebald ermutigt:"Gott lädt uns ein zu seinem Fest, lasst uns gehen, und es allen sagen, die wir auf dem Wege sehn. Gott lädt unsein! <strong>Das</strong> haltet fest, wenn wir gehn. Worauf noch warten? Warum nicht starten? Lasst alles andre stehn!"Amen

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