1 - Historische Gesellschaft der Deutschen Bank e.V.
1 - Historische Gesellschaft der Deutschen Bank e.V.
1 - Historische Gesellschaft der Deutschen Bank e.V.
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
eine umfassende Fürsorgep flicht zu. Er müsse Verlauf und Ergebnisse <strong>der</strong> wirtschaft-<br />
lichen Entwicklung steuern, Investitionen und Forschungen lenken und soziale Ge-<br />
rechtigkeit herstellen.<br />
Dementsprechend ist die Wirtschaftspolitik des letzten Jahrzehnts gestaltet wor-<br />
den: Die Anzahl <strong>der</strong> in den Markt eingreifenden Gesetze, Verordnungen, Erlasse und<br />
Maßnahmen ist rapide gestiegen; die Zahl <strong>der</strong> im öffentlichen Dienst Beschäftigten<br />
nimmt zu, wobei auch ein Prozeß <strong>der</strong> Selbstbeschleunigung (Parkinson) Platz greift.<br />
Der Anteil <strong>der</strong> Staatsausgaben am Sozialprodukt einschließlich Sozialversicherun-<br />
gen hat sich seit 1970 von 38% auf 48% erhöht.<br />
Und das Ergebnis? Entwicklung und Zustand unserer Wirtschaft sind nicht so, daß<br />
von ihnen auf überwiegend positive Wirkungen <strong>der</strong> vielen staatlichen Eingriffe geschlossen<br />
werden könnte. Das Gegenteil ist <strong>der</strong> Fall. Mehr Staat hat bei uns - und<br />
auch in an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n - nicht zu mehr Wohlfahrt, mehr Wachstum, mehr Gerechtigkeit<br />
und mehr Zufriedenheit geführt. Vielmehr sind die Abhängigkeiten jedes einzelnen<br />
vom bürokratischen Apparat gewachsen, seine Freiheitsräume haben sich<br />
verengt, eine spürbare Staatsverdrossenheit greift um sich. 1/2/lr leiden unter Inflation,<br />
stagnierendem o<strong>der</strong> gar schrumpfendem Sozialprodukt und Arbeitslosigkeit. Das erreichte<br />
Maß an sozialer Sicherheit ist au fgrund <strong>der</strong> ständigen Anspannung <strong>der</strong> öffentlichen<br />
Haushalte seinerseits unsicher geworden, und die Biirger fragen, ob und wie<br />
lange wir es uns wohl noch leisten können. Das Argument, alles wäre noch 'viel<br />
schlimmer, wenn <strong>der</strong> Staat nicht eingegriffen hätte, verlie~t auch vor dem Hintergrund<br />
<strong>der</strong> steil gewachsenen Staatsverschuldung seine Glaubwürdigkeit.<br />
Wir müssen erkennen, daß es falsch ist, auf die wirtschaftlt'chen und gesellschaftli-<br />
chen Verän<strong>der</strong>ungen immer nur mit mehr anstatt mit weniger Staat zu antworten:<br />
- Die Struktur unserer mo<strong>der</strong>nen <strong>Gesellschaft</strong> hat, wie F. A. von Hayek darlegt, den<br />
heutigen Grad von Komplexität erreicht, weil sie n ich t von einer geplanten Or-<br />
ganisation abhängig war, son<strong>der</strong>n als spontane Ordnung entstand. Die Regeln, die<br />
diese komplexe Ordnung möglich machten, sind eben kelhes wegs zu dem Zweck<br />
entworfen worden, sie bewußtzu schaffen. ,Es ist daher paradox und das Ergebnis<br />
eines völligen Mißverständnisses dieser Umstände, wenn man behauptet, daß wir