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Statement von Herrn Karl-Hans Caprano ... - VCI Hessen

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C H E M I E V E R B Ä N D E H E S S E NSehr geehrte Damen und Herren,ich freue mich, dass Sie unserer Einladung so zahlreich gefolgt sind. Auch ichbegrüße Sie noch einmal herzlich zu unserer heutigen Herbstpressekonferenz derChemieverbände <strong>Hessen</strong>.Wir möchten Ihnen einen Überblick über die wirtschaftliche Lage und die Aussichtender hessischen Chemie- und Pharmaindustrie zu Ende des 3. Quartals 2011 geben.Dazu haben wir Ende Juli bis Anfang August eine Konjunkturumfrage durchgeführt,an der sich 60 unserer Mitgliedsunternehmen beteiligt haben. In diesenUnternehmen sind ca. 67.000 Menschen tätig. Das entspricht 74 Prozent derChemiebeschäftigten im Verbandsbereich.In unserem Bericht stützen wir uns außerdem auf die amtliche Statistik, die uns jetztfür das erste Halbjahr 2011 vorliegt.Hier zunächst das Wichtigste im Überblick:Hessische Chemie auf WachstumskursDie chemisch-pharmazeutische Industrie in <strong>Hessen</strong> liegt im 3. Quartal 2011 weiterauf Wachstumskurs. Die Produktion ist im ersten Halbjahr um knapp 6 Prozentgewachsen. Im weiteren Jahresverlauf werden die Zuwachsraten aufgrund derhöheren Vergleichsbasis aus dem Vorjahr niedriger ausfallen. Für 2011 insgesamtrechnen wir deshalb aus heutiger Sicht mit einem Produktionswachstum in derGrößenordnung <strong>von</strong> 4 Prozent.Auch die Beschäftigung wächst wieder. Die amtliche Statistik weist für Juni d.J. einPlus <strong>von</strong> 0,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr aus. Das entspricht auch dem2


C H E M I E V E R B Ä N D E H E S S E NErgebnis unserer Umfrage. Das Ausbildungsplatzangebot unserer Mitgliedsunternehmenerreicht in diesem Jahr mit 1526 Plätzen einen neuen Höchststand.Hauptsorgenpunkte in unserem Konjunkturbild bleiben die Situation dermittelständischen, überwiegend auf dem Inlandsmarkt tätigen Pharmaunternehmenund die Preisentwicklung bei Rohstoffen und Energie.Erstes Halbjahr übertrifft ErwartungenMit knapp 6 Prozent Produktionswachstum hat sich der Erholungsprozess in derchemisch-pharmazeutischen Industrie in <strong>Hessen</strong> dynamischer fortgesetzt als noch zuJahresbeginn erwartet. Die steigende Nachfrage hat im Chemikalienbereich auch zueiner deutlichen Erholung der Absatzpreise geführt. Infolge dessen konnten dieUmsätze der Branche um 8 Prozent ausgeweitet werden. Für die überwiegendeMehrzahl der Unternehmen war diese Entwicklung mit steigenden Erträgenverbunden. Rund 15 Prozent der Unternehmen meldeten ein Ertrags-Minus.Soweit die Daten für unsere Branche insgesamt. Um ein genaueres Bild zubekommen müssen wir den Bereich der ‚klassischen‘ Chemie und die Pharmaspartegetrennt betrachten.Im Nachkrisenjahr 2010 konnte sich die Produktion in den ‚klassischen‘Chemiesparten mit einem Plus <strong>von</strong> 12,6 Prozent deutlich erholen. Im ersten Halbjahr2011 ging das Wachstum auf 4,3 Prozent zurück. Die Produktion hat in den erstensechs Monaten das Vorkrisenniveau aus dem 1. Halbjahr 2008 nur noch knappverfehlt. Infolge der starken Nachfrage stiegen die Preise für Chemieerzeugnisse imgleichen Zeitraum um durchschnittlich 7,8 Prozent. Der Gesamtumsatz nahm um 10Prozent zu. Dabei wuchs das Auslandsgeschäft mit einem Umsatzplus <strong>von</strong> 12Prozent deutlich stärker als die Umsätze im Inland.3


C H E M I E V E R B Ä N D E H E S S E NEtwas anders stellt sich die Situation in der hessischen Pharma-Industrie dar. WieSie wissen ist die Nachfrage in diesem Bereich kaum vom Konjunkturverlauf, dafür inhohem Maße <strong>von</strong> staatlichen Regulierungen abhängig. Während hier die Produktionstärker als in den klassischen Sparten, nämlich um gut 8 Prozent zulegte, bliebendie Abgabepreise im Inland weiter unter Druck. Sie lagen im 1. Halbjahr um 1,3Prozent unter dem Vorjahresniveau. Die Auslandsumsätze stiegen mit 10,9 Prozentähnlich stark wie in den klassischen Sparten. Im Inland sanken die Umsatzerlösedagegen um fast viereinhalb Prozent. Weitere Einzelheiten dazu wird Ihnen Herr Dr.Reckmann erläutern.Anlagenauslastung auf RekordniveauDie konjunkturelle Lage beurteilen die an unserer Umfrage beteiligten Unternehmenmit „befriedigend bis gut“. Das spiegelt sich auch in der Anlagenauslastung <strong>von</strong> ca.90 Prozent wider das ist der höchste Wert, den wir bislang im Rahmen dieserUmfrage ermittelt haben. Die gestiegene Menge und die in Folge der stabilenNachfrage durchsetzbaren Preisanpassungen haben sich entsprechend auch in denErtragsrechnungen der Unternehmen niedergeschlagen. Im Branchendurchschnittlässt sich die aktuelle Ertragslage aufgrund unserer Umfrage als „voll befriedigend“bezeichnen. Ausnahme sind auch hier die mittelständischen Pharma-Unternehmen.Dort fällt sie insgesamt „nicht zufriedenstellend“ aus.Die Auftragslage stufen die Firmen überwiegend als „ausreichend/saisonüblich“ ein,ein Viertel <strong>von</strong> Ihnen sogar als „verhältnismäßig groß“. Vor allem dieAuftragseingänge aus dem Ausland sind bis zuletzt angestiegen.Von daher werden Produktion und Umsatz auch im 2. Halbjahr auf Wachstumskursbleiben. Die Zuwachsraten werden allerdings aufgrund der mittlerweile bereits hohenVergleichsbasis aus dem Vorjahr weiter zurückgehen.Anfang Februar hatten wir unsere Wachstumsprognose 2011 auf 2 Prozent beziffert.Nach den Daten des ersten Halbjahres und den Ergebnissen unserer Umfrage4


C H E M I E V E R B Ä N D E H E S S E Ngehen wir jetzt – wie zu Beginn erwähnt – <strong>von</strong> einem Produktionsplus in derGrößenordnung <strong>von</strong> 4 Prozent aus.Auch die Beschäftigung wächst wiederNach dem krisenbedingten Einbruch 2009 setzen auch die Investitionen den bereitsim vergangenen Jahr begonnen Erholungskurs fort. Das Investitionsvolumen wird2011 liegt nach eigenen Schätzungen eine Größenordnung <strong>von</strong> 850 Mio. Euroerreichen. Dabei sind rund 43 Prozent für Ersatzinvestitionen vorgesehen, etwa 30Prozent gehen in Erweiterungen. Knapp ein Fünftel der Unternehmen gibt an, dassdiese Investitionen auch mit zusätzlichen Einstellungen verbunden sein werden.Im Juni war die Zahl der Beschäftigten in der chemisch-pharmazeutischen Industriein <strong>Hessen</strong> nach den Daten der amtlichen Statistik um 0,9 Prozent höher als voreinem Jahr. Die Zuwächse kommen diesmal ausschließlich aus dem Bereich der‚klassischen‘ Chemie (+ 1,3 Prozent). Im Pharmabereich hat sich die zuletzt leichtrückläufige Beschäftigung auf dem Vorjahresniveau stabilisiert. Nach den Angaben,die die Unternehmen im Rahmen unserer Umfrage gemacht haben, wird sich derleichte Beschäftigungszuwachs in der hessischen Chemie auch in den kommendenMonaten fortsetzen.Dabei wird die Personalrekrutierung vor dem Hintergrund steigender Beschäftigungund demografie-bedingter Abnahme des Erwerbspersonenpotenzials für dieUnternehmen schwieriger. Rund zwei Drittel, überwiegend kleine und mittlereUnternehmen spüren entsprechende Auswirkungen auf ihre Personalpolitik. DiePersonalsuche dauert vielfach länger als in den zurückliegenden Jahren und es gibtzunehmend unbesetzte Stellen. Am stärksten machen sich diese Schwierigkeitennach wie vor im Ingenieursbereich, bei naturwissenschaftlichen Akademikern und imBereich der Produktion und Instandhaltung bemerkbar.Auf Wachstumskurs zurück sind auch die Ausbildungsplatzzahlen: Für dasbeginnende Ausbildungsjahr haben unsere Mitgliedsunternehmen 1526Ausbildungsplätze angeboten, 100 mehr als 2010. Das ist zugleich der bislang5


C H E M I E V E R B Ä N D E H E S S E Nhöchste Wert in unserer Ausbildungsstatistik seit Abschluss des Chemie-Tarifvertrags „Zukunft durch Ausbildung“ im Jahr 2003. Die Vorgaben diesesVertrages haben wir auch im vergangenen Jahr übertroffen. Allerdings waren dieZahlen krisenbedingt deutlich zurückgegangen.Zwar haben die Unternehmen letztlich fast alle angebotenen Plätze auch besetzenkönnen. Allerdings nimmt der Aufwand, um für diese Stellen auch mit ausreichendqualifizierte, ausbildungsreife Kandidaten zu finden, weiter zu.Auch bei der Übernahme der Ausbildungsabsolventen haben wir wieder Vorkrisen-Verhältnisse erreicht. Knapp 1300 Auszubildende haben im laufenden Jahr IhreAusbildung in der hessischen Chemie erfolgreich abgeschlossen. Da<strong>von</strong> sind 970 inihrem Ausbildungsunternehmen in ein Beschäftigungsverhältnis gewechselt. 260haben entweder ein Studium aufgenommen oder sich bei einem anderen Arbeitgebereine Stelle gesucht. Damit liegt die Übernahmequote – bezogen auf die für eineÜbernahme zur Verfügung stehenden Absolventen – wieder über 90 Prozent.Risiokopotenzial weiter gewachsenWir haben ein in weiten Teilen sehr positives Bild der konjunkturellen Entwicklung inder hessischen Chemie präsentieren können. Die wesentliche Ausnahme sindunsere mittelständischen Pharmaunternehmen, die im Inlandsgeschäft mit denFolgen der Gesundheitsreform kämpfen.Dieser Befund ergibt sich in einem wirtschaftspolitischen Umfeld, das ansonsten zurZeit vor allem Risiken für die wirtschaftlichen Akteure bereithält.Wir haben im Frühjahr darauf hingewiesen, dass die Folgewirkungen derWirtschaftskrise 2008/2009 nicht abzusehen seien. Wie berechtigt dieser Hinweiswar, machen auf schmerzliche Weise die beinahe wöchentlich aufs Neue notwendigwerdenden Maßnahmen zur Euro-Stabilisierung deutlich.6


C H E M I E V E R B Ä N D E H E S S E NWir haben außerdem hervorgehoben, dass der Wachstumsvorsprung der deutschengegenüber den übrigen europäischen Volkswirtschaften nicht <strong>von</strong> langer Dauer seinkann. Auch das hat sich leider als begründet erwiesen: Das deutscheBruttoinlandsprodukt ist im zweiten Quartal kaum noch gewachsen.Diese beiden Punkte haben in der Rangliste der Risiken an Bedeutung eher nochzugenommen. Hinzu kommt, dass wir Ende Juli bereits wieder heftige Verwerfungenan den Weltfinanzmärkten erlebt haben. Dies konnte sich in den Ergebnissenunserer Wirtschaftsumfrage nicht mehr niederschlagen. Wir haben aber keineZweifel, dass auch <strong>von</strong> dieser Entwicklung dämpfende Effekte auf die Realwirtschaftausgehen werden. Sie werden auch unsere Branche betreffen. Über das Ausmaßlassen sich Zurzeit noch keine belastbaren Aussagen machen.Es gibt einen Haupt-Sorgenpunkt, der sich auch in unserer aktuellen Umfragegezeigt hat und der fast alle Unternehmen betrifft: Die Kosten für den Einsatz <strong>von</strong>Rohstoffen und Energie haben in den zurückliegenden Monaten weiter angezogen.Und die überwiegende Mehrzahl der Unternehmen geht da<strong>von</strong> aus, dass sich dieseEntwicklung in den kommenden Monaten fortsetzt. Bislang konnten die meistenUnternehmen diese Belastungen durch die Mengeneffekte und entsprechendeSpielräume bei den Verkaufspreisen kompensieren. Viele der an unserer Umfragebeteiligten Unternehmen signalisieren, dass hier jetzt eine Grenze erreicht, zum Teilbereits überschritten ist.Eine besondere Rolle spielt in diesem Zusammenhang die abrupte Änderung desenergiepolitischen Kurses der Bundesregierung in der Folge der Katastrophe <strong>von</strong>Fukushima. Zwei Drittel unserer Mitgliedsunternehmen gehen da<strong>von</strong> aus, dass damitin der Zukunft zusätzliche Kostenbelastungen beim Energieeinsatz verbunden seinwerden. Herr Dr. Reckmann wird diesen Punkt weiter ausführen.Gleichwohl können wir feststellen: Die hessische Chemie ist mit deutlich mehrSchwung aus der Krise herausgekommen als noch im Frühjahr zu erwarten war.7


C H E M I E V E R B Ä N D E H E S S E Nder Reduzierung oder wenigstens der Begrenzung der Personalzusatzkosten bei denUnternehmen nicht aus den Augen zu verlieren. Wir erwarten deshalb, dass dieBundesregierung diese Beitragssenkung jetzt umsetzt und nicht - wie in denvergangenen Jahren geschehen - durch anderweitige Eingriffe in das derzeitgeltende Recht verhindert bzw. verzögert.Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.9

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