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Diaspora - Yeziden-Colloquium

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www.yeziden-colloquium.deneue Unterschiede heraus – vor allem im Bezug auf Politik und Religion. So taucht immerwieder die Frage auf, ob die <strong>Yeziden</strong> nicht doch ,eigentlich’ Zoroastrier seien. Dazusind bereits verschiedene, überwiegend verneinende Antworten gegeben worden, ohneaber die Debatte beenden zu können, was vor allem mit den strategischen Konsequenzender jeweiligen Entscheidung zusammenhängt. Abgesehen von dem Veränderungspotential,das dem Zoroastrismus zugeschrieben wird, würden die <strong>Yeziden</strong> als Zoroastrierschließlich auch zu den sogenannten Buchreligionen gehören und innerhalb derislamischen Rechtsordnung die gleiche Duldung erlangen wie Judentum und Christentum.Zudem würde der Mîr zum Oberhaupt eines Millionenvolkes, das (mit den Parsen)bis nach Indien reichte – mit entsprechender politischer Bedeutung.Diese Sichtweise birgt allerdings auch die Gefahr einer Spaltung, denn jenen, die eineZugehörigkeit zur zarathustrischen Religion abstreiten, wird teilweise vorgeworfen, sichvom ,Kurdentum’ trennen zu wollen. Dieser Vorwurf verweist auch auf das heikle Feldder ,kurdischen Frage’, innerhalb dessen sich die <strong>Yeziden</strong> in Deutschland verorten müssen.Obwohl die offizielle Politik der <strong>Yeziden</strong> eher als eine der Nicht-Einmischung beschriebenwerden kann, so dürfte doch die überwiegende Mehrzahl die Errichtung eines„Freien Kurdistans“ als Wunschvorstellung teilen. 18 Weitaus schwieriger und sicherauch nur individuell ist die Frage zu beantworten, wie man sich zu den kurdischen Parteienstellen will, allen voran der „Arbeiter Partei Kurdistans“ (PKK), die in Deutschlandwohl immer noch die einflußreichste Kraft der sogenannten ,kurdischen Patrioten’darstellen dürfte. 19Im Zuge solcher Verortungen, wie sie im Verlaufe der für die <strong>Diaspora</strong> charakteristischenTransformationsprozesse immer wieder nötig sind, scheint sich eine eigenständigediasporische Identität auszubilden, die lokale und verwandtschaftliche Bindungentranszendiert. Ein <strong>Yeziden</strong>tum entsteht, das nicht mehr ausschließlich auf Lalishfokussiert, auch wenn dieser Ort religiöser Bezugspunkt und spirituelle ,Heimat’ bleibenwird. Die Rolle der Wissenschaftler, die diesen Prozeß deutend begleiten und sounter Umständen nicht unwesentlich zur ,Diasporisierung’ beitragen, rechtfertigte sicherlicheinen weiteren Beitrag.18 <strong>Yeziden</strong> nahmen sowohl für die Kurdish Democratic Party (KDP) Barzanis als auch die Patriotic Unionof Kurdistan (PUK) von Jalal Talabani am kurdischen Aufstand im Nordirak teil (Allison 2001:38).19 Während die PKK einerseits den religiösen Minderheitenstatus der <strong>Yeziden</strong> innerhalb der mehrheitlichislamischen Kurden aufzuheben in der Lage ist, indem sie nicht die trennende Religion, sondern die verbindendegemeinsame kurdische Sache propagiert, so fordert sie andererseits doch auch Einfluß- undRichtungsbestimmungsmöglichkeiten. Schließlich argwöhnen viele, daß die <strong>Yeziden</strong> auch in einem unabhängigenKurdistan wieder eine Minderheit bleiben würden.Paideuma 49 (2003), S. 173

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