„Hygiene in der Arztpraxis“ Lehrbrief 2 „Vorsorge und ... - Q-Pharm
„Hygiene in der Arztpraxis“ Lehrbrief 2 „Vorsorge und ... - Q-Pharm
„Hygiene in der Arztpraxis“ Lehrbrief 2 „Vorsorge und ... - Q-Pharm
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Autor: Christ<strong>in</strong>e <strong>und</strong> Friedhelm Caspari<br />
Herausgeber:<br />
Interaktive Fortbildung<br />
für Dialogpartner<strong>in</strong>nen<br />
<strong>„Hygiene</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Arztpraxis“</strong><br />
<strong>Lehrbrief</strong> 2<br />
<strong>„Vorsorge</strong> <strong>und</strong> Abwehr“<br />
„Des<strong>in</strong>fektionen <strong>und</strong> Sterilisation“<br />
���������������������������������������������.
Vorwort<br />
Hygiene <strong>in</strong> <strong>der</strong> Arztpraxis – erhöhte Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
����������������������<br />
In Kl<strong>in</strong>iken <strong>und</strong> nie<strong>der</strong>gelassenen Arztpraxen führen die mediz<strong>in</strong>ischen Arbeitsabläufe<br />
sowie so genannte Risiko-Trends zu erhöhten Anfor<strong>der</strong>ungen an die Hygiene. Beispiele<br />
s<strong>in</strong>d neue diagnostische <strong>und</strong> therapeutische Verfahren, vor allem bei den <strong>in</strong>vasiven<br />
Techniken <strong>und</strong> Methoden. Auch die größere Verbreitung von Viruserkrankungen durch<br />
bisher unbekannte Erreger aufgr<strong>und</strong> größerer Reiseaktivitäten erfor<strong>der</strong>n erheblich mehr<br />
Aufmerksamkeit <strong>und</strong> sorgsame Vorbeugung.<br />
Der Entwicklung angepasst s<strong>in</strong>d die amtlichen Überwachungen <strong>der</strong> vorhandenen <strong>und</strong><br />
vorgeschriebenen Hygienestandards <strong>in</strong> den Praxen verschärft worden. H<strong>in</strong>zu kommt, dass<br />
e<strong>in</strong> Teil <strong>der</strong> Patienten heute kritischer als früher ist <strong>und</strong> dabei verstärkt auch auf<br />
hygienische Gegebenheiten <strong>in</strong> den Praxen achten.<br />
Unser erster <strong>Lehrbrief</strong> konzentrierte sich auf Entstehung <strong>und</strong> Ursachen von viralen <strong>und</strong><br />
bakteriellen Erkrankungen sowie auf fach- <strong>und</strong> sachgerechtes Reagieren. Dieser zweite<br />
Teil Ihrer Fortbildung zum Gesamtkomplex Hygiene behandelt das erhöhte Infektionsrisiko<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Arztpraxis. Insbeson<strong>der</strong>e werden die sensiblen Gesichtspunkte von Des<strong>in</strong>fektionen<br />
<strong>und</strong> Sterilisation angesprochen.<br />
Weiterh<strong>in</strong> viel Spaß <strong>und</strong> e<strong>in</strong> aufmerksames Studium des zweiten <strong>Lehrbrief</strong>es!<br />
Und vor allem:<br />
Bitte vergessen Sie nicht<br />
die praktische Umsetzung!<br />
Katja Backen Christ<strong>in</strong>e u. Friedhelm Caspari<br />
Seite 1
Inhalt<br />
����������������������<br />
Seite<br />
1. Das beson<strong>der</strong>e Infektionsrisiko <strong>in</strong> Arztpraxen 3<br />
1.2. Vorsorge <strong>und</strong> Abwehr 5<br />
1.2.1 Vorschriften durch das Infektionsschutzgesetz 8<br />
1.3. Des<strong>in</strong>fektionen 11<br />
1.3.1 Des<strong>in</strong>fektionen beim Patienten 14<br />
1.3.2 Des<strong>in</strong>fektionen <strong>der</strong> Hände 15<br />
1.3.3 Des<strong>in</strong>fektionen von Instrumenten 18<br />
1.3.4 Des<strong>in</strong>fektionen an<strong>der</strong>er Gegenstände sowie von Flächen <strong>und</strong> Böden 22<br />
1.3.5 Des<strong>in</strong>fektionen von Textilien 25<br />
1.4. Die Sterilisation 26<br />
1.4.1 Physikalische Sterilisation 27<br />
1.4.2 Chemische Sterilisation 28<br />
Anhang<br />
1. Medienberichte<br />
2. Tabelle Obergruppen chemische Des<strong>in</strong>fektionsmittel<br />
3. Merkblatt Händehygiene<br />
4. Internet-Adressen <strong>und</strong> an<strong>der</strong>e Informationsquellen<br />
5. Lernkontrolle <strong>Lehrbrief</strong> 2<br />
Seite 2
1. Das beson<strong>der</strong>e Infektionsrisiko <strong>in</strong> Arztpraxen<br />
����������������������<br />
Fallbeispiel: E<strong>in</strong> Allgeme<strong>in</strong>arzt im Rhe<strong>in</strong>land untersucht zwei Patienten <strong>und</strong> setzt danach,<br />
ohne zuvor se<strong>in</strong>e Hände zu des<strong>in</strong>fizieren, e<strong>in</strong>em weiteren Patienten e<strong>in</strong>e Spritze. Bei<br />
diesem kommt es zu e<strong>in</strong>er Infektion, <strong>in</strong>dem Bakterien von e<strong>in</strong>em <strong>der</strong> zuvor untersuchten<br />
Kranken <strong>in</strong> das Gewebe e<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gen.<br />
Der Fall aus dem Jahr 1987 landete damals mit e<strong>in</strong>er Schmerzensgeldklage vor Gericht:<br />
���� „Das Unterlassen <strong>der</strong> gebotenen Des<strong>in</strong>fektion <strong>der</strong> Hände war<br />
<strong>in</strong> Anbetracht <strong>der</strong> stets zu bedenkenden Infektionsgefahren<br />
e<strong>in</strong> unter ke<strong>in</strong>en Umständen verständliches <strong>und</strong> verantwortbares<br />
Versäumnis“,<br />
urteilte <strong>der</strong> Richter. Das Gericht erkannte auf e<strong>in</strong>en groben Behandlungsfehler, zumal <strong>der</strong><br />
Arzt nicht nachweisen konnte, dass er se<strong>in</strong>e Hände gere<strong>in</strong>igt haben könnte 1 .<br />
Zweites Fallbeispiel:<br />
1999 kommt es bei e<strong>in</strong>er Frau zur bakteriellen Infektion des Kniegelenks mit dem Erreger<br />
Staphylococcus (S.) aureus 2<br />
Auch diese Frau zog vor Gericht <strong>und</strong> bekam <strong>in</strong> zwei Instanzen Recht 3 . Das Gericht<br />
befand, dass <strong>der</strong> behandelnde Arzt <strong>und</strong> die Helfer<strong>in</strong> beim Spritzenwechsel sterile<br />
Handschuhe hätten tragen müssen. Das sei auch seit 1985 <strong>in</strong> den verb<strong>in</strong>dlichen Leitl<strong>in</strong>ien<br />
<strong>der</strong> Deutschen Gesellschaft für Orthopädie <strong>und</strong> Traumatologie vorgeschrieben. Die<br />
Richter:<br />
���� Jede Öffnung des Spritzensystems birgt beson<strong>der</strong>e Risiken.<br />
Insbeson<strong>der</strong>e von den Händen des behandelnden Arztes,<br />
die <strong>der</strong> E<strong>in</strong>stichstelle sehr nahe kommen, gehen dabei<br />
erhöhte Gefahren aus.<br />
Das Gericht stellte fest, dass sich beim Spritzenwechsel <strong>der</strong> Punktionskanal mit e<strong>in</strong>em<br />
bakteriellen Erreger <strong>in</strong>fizieren könne. Diese Möglichkeit sei erheblich größer als bei <strong>der</strong><br />
Verwendung von E<strong>in</strong>wegspritzen. Es sei gegen die Hygienebestimmungen verstoßen<br />
worden, so das Gericht, <strong>und</strong> verurteilte den Arzt zur Schadenersatz-Zahlung.<br />
1<br />
OLG Düsseldorf, 4.6.1987, VersR 1988, Seite 40f.<br />
2<br />
Infektionen durch S. aureus s<strong>in</strong>d häufige Ursache für Hospital- bzw. Praxis<strong>in</strong>fektionen. Das Bakterium ist mit e<strong>in</strong>er Vielzahl von<br />
Pathogenitäts-Faktoren ausgestattet <strong>und</strong> kann mehrere Krankheitsbil<strong>der</strong> auslösen, wie Haut-, <strong>und</strong> W<strong>und</strong><strong>in</strong>fektionen, Abszesse,<br />
Harnwegs<strong>in</strong>fektionen o<strong>der</strong> Lungenentzündung. Mehrere S.-aureus-Stämme haben Resistenzen gegen wichtige Antibiotika, wie<br />
Penicill<strong>in</strong>, entwickelt. Sie werden MRSA = Methillic<strong>in</strong>-resistenter Staphylococcus aureus genannt.<br />
3<br />
OLG Düsseldorf, 15..6.2000, Az.: 8 U 99/99.<br />
Seite 3
Und hier <strong>der</strong> Tenor aus e<strong>in</strong>em dritten Urteil 4 :<br />
����������������������<br />
���� Vor je<strong>der</strong> Injektions-Applikation muss die E<strong>in</strong>stichstelle mit<br />
e<strong>in</strong>em geeigneten Des<strong>in</strong>fektionsmittel behandelt <strong>und</strong> die<br />
E<strong>in</strong>wirkungszeit nach Herstellerangaben e<strong>in</strong>gehalten werden.<br />
Zudem wird e<strong>in</strong>e Hand-Dekontam<strong>in</strong>ation vorausgesetzt.<br />
Viertes <strong>und</strong> letztes Beispiel<br />
… e<strong>in</strong>er Gerichtsentscheidung, <strong>in</strong> <strong>der</strong> jedoch die Haftung des Arztes ausgeschlossen<br />
wurde 5 . Es ist <strong>der</strong> Fall e<strong>in</strong>es Patienten, <strong>der</strong> nach e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en ambulanten Geschwulstentfernung<br />
auf <strong>der</strong> Brust e<strong>in</strong>e Streptokokken-Infektion bekam. Der operierende<br />
Arzt trug dabei e<strong>in</strong>en unsterilen Kittel. Die Richter sahen dar<strong>in</strong> ke<strong>in</strong>en gravierenden<br />
Hygiene-Verstoß. Das Verhalten des Arztes war, so erkannten e<strong>in</strong> Sachverständiger <strong>und</strong><br />
das Gericht, „bei <strong>der</strong> e<strong>in</strong>fachen <strong>und</strong> m<strong>in</strong>imalen Operation noch akzeptabel“. In e<strong>in</strong>er Arztpraxis<br />
sei völlige Keimfreiheit nicht zu garantieren, hieß es <strong>in</strong> dem Urteil. Es sei deshalb<br />
nicht auszuschließen, dass an<strong>der</strong>e Ursachen als <strong>der</strong> unsterile Kittel für die Infektion <strong>in</strong><br />
Frage kommen könnten.<br />
�<br />
§<br />
In den genannten Fällen wird e<strong>in</strong>erseits die beson<strong>der</strong>e Infektionsgefahr deutlich,<br />
zudem auch die Vorsorge-Verpflichtung wie auch die rechtlich e<strong>in</strong>geschränkte<br />
Abwehrmöglichkeit gegenüber Risiken.<br />
Denn: Die Hygienemaßnahmen <strong>in</strong> den Praxen müssen konsequent getroffen <strong>und</strong><br />
e<strong>in</strong>gehalten werden. Ärzte <strong>und</strong> Mitarbeiter s<strong>in</strong>d per Gesetz, durch Vorschriften <strong>und</strong><br />
aus beruflicher Ethik heraus gehalten, ihr Bestmöglichstes zu unternehmen, um<br />
Gefahren von Patienten <strong>und</strong> sich selbst fernzuhalten.<br />
4 OLG Stuttgart, Urteil v. 23.5.1999<br />
5 OLG Hamm, Az.: 3 U 93/04.<br />
Seite 4
����������������������<br />
Das „Bestmögliche“ kann sicherlich nicht soweit gehen, dass beispielsweise die<br />
Zeitschriften <strong>in</strong> den Wartezimmern ständig des<strong>in</strong>fiziert o<strong>der</strong> jeden Tag gegen neue<br />
ausgetauscht werden müssen (wann dieses fällig se<strong>in</strong> sollte, wird <strong>in</strong> diesem <strong>Lehrbrief</strong> noch<br />
erörtert).<br />
Denn: Mikroorganismen, wie sie zweifellos den ständig von Patienten<br />
benutzten Zeitschriften anhaften, gehören zum menschlichen<br />
Alltag.<br />
Doch ebenso zweifellos ist, dass<br />
� <strong>in</strong> Arztpraxen - vor allem <strong>in</strong> den Behandlungsräumen - die Möglichkeit e<strong>in</strong>er<br />
Infektion sehr viel höher ist als im Alltagsgeschehen drum herum.<br />
� ständiger Patientenwechsel <strong>und</strong> „die Natur <strong>der</strong> Arbeit“ mit Erkrankten <strong>und</strong><br />
Krankheiten e<strong>in</strong>e überaus genau e<strong>in</strong>zuhaltende Praxishygiene verlangt.<br />
Hierbei gilt es, viele Faktoren zu beachten, für die es die entsprechenden Vorschriften <strong>und</strong><br />
Anleitungen gibt, - von <strong>der</strong> Händehygiene bis zur Des<strong>in</strong>fektion von Instrumenten <strong>und</strong><br />
Textilien.<br />
E<strong>in</strong>e <strong>der</strong> zentralen E<strong>in</strong>richtungen des B<strong>und</strong>es zur Überwachung <strong>der</strong> Vorschriften <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />
Festlegung von Präventionsmaßnahmen ist bekanntlich das Robert-Koch-Institut (RKI) <strong>in</strong><br />
Berl<strong>in</strong>. Verschiedene RKI-Kommissionen bzw. -Arbeitskreise geben dabei auch Empfehlungen<br />
für Hygiene <strong>und</strong> Des<strong>in</strong>fektion.<br />
Abgesehen von <strong>der</strong> ges<strong>und</strong>heitlichen Vorbeugung bedeuten nosokomiale Infektionen auch<br />
betriebs- <strong>und</strong> volkswirtschaftliche Risiken. Die MRSA-Infektionen von Patienten s<strong>in</strong>d nach<br />
Berechnungen <strong>der</strong> Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene (DGKH) 6 mit Kosten<br />
von fast 5.500 Euro pro Sepsis <strong>und</strong> bei e<strong>in</strong>er W<strong>und</strong><strong>in</strong>fektion sogar mit bis zu 20.000 Euro<br />
zu veranschlagen. Jährlich werden, so die DGKH, zwischen 350 000 <strong>und</strong> e<strong>in</strong>er Million Infektionen<br />
<strong>in</strong> Kl<strong>in</strong>iken, Laboratorien, bei ambulanten Diensten, <strong>in</strong> Arztpraxen sowie <strong>in</strong> Alten-<br />
<strong>und</strong> Pflegeheimen registriert. Die volkswirtschaftlichen Kosten werden auf bis zu 1,5 Milliarden<br />
Euro beziffert.<br />
1.2 Vorsorge <strong>und</strong> Abwehr<br />
Die meisten Infektionen lassen sich durch e<strong>in</strong>e konsequente E<strong>in</strong>haltung von Hygiene-<br />
Richtl<strong>in</strong>ien vermeiden, s<strong>in</strong>d sich die Experten e<strong>in</strong>ig. Mit den Anfor<strong>der</strong>ungen an Hygiene<br />
verb<strong>in</strong>de e<strong>in</strong>e Mehrheit <strong>der</strong> Mitarbeiter <strong>in</strong> Krankenhäusern <strong>und</strong> Praxen jedoch lei<strong>der</strong> „nur<br />
e<strong>in</strong>e Re<strong>in</strong>igung sowie Hygieneartikel aus dem Supermarkt, wie etwa Tampons,<br />
6 Ärztezeitung Nr. 36 v. 27.2.2006<br />
Seite 5
����������������������<br />
Toilettenpapier <strong>und</strong> Seifen“, stellt <strong>der</strong> Hygienearzt Dr. Klaus-Dieter Zastrow (Berl<strong>in</strong>)<br />
absichtlich etwas provokativ formuliert fest. 7 Der Arzt, <strong>der</strong> auch im DGKH-Vorstand sitzt,<br />
hält nicht zurück mit Kritik an Kollegen, Praxispersonal <strong>und</strong> Pflegekräften: So würden<br />
Maßnahmen wie Händehygiene <strong>und</strong> das Tragen von Schutzkitteln <strong>und</strong> Handschuhen oft<br />
nur als lästiger Mehraufwand empf<strong>und</strong>en. Aber, so Dr. Zastrow:<br />
Nach Me<strong>in</strong>ung des Experten fehlt es im Ges<strong>und</strong>heitsbereich vielfach an hygienischmikrobiologischen<br />
Gr<strong>und</strong>kenntnissen, „beson<strong>der</strong>s aber mangelt es an <strong>der</strong> Akzeptanz <strong>der</strong><br />
Empfehlungen <strong>der</strong> für Hygiene zuständigen Ärzte.“<br />
Größere Anstrengungen zur Vorsorge <strong>und</strong> Abwehr gegenüber Infektionen for<strong>der</strong>n auch<br />
Hygiene-Koryphäen wie Dr. Alexan<strong>der</strong> W. Friedrich vom Institut für Hygiene am Universitätskl<strong>in</strong>ikum<br />
Münster sowie Professor Henn<strong>in</strong>g Rüden, <strong>der</strong> Leiter des Instituts für Hygiene<br />
<strong>und</strong> Umweltschutz am Berl<strong>in</strong>er Universitätskl<strong>in</strong>ikum (Charité). Beide warnen, dass das<br />
Problem „aus dem Ru<strong>der</strong> laufen könnte“, wenn nicht mehr Hygiene <strong>in</strong> den sensiblen Bereichen<br />
des Ges<strong>und</strong>heitswesens praktiziert werde.<br />
Doch nicht alle<strong>in</strong> Hygienemaßnahmen, wie sie <strong>in</strong> den folgenden Kapiteln noch e<strong>in</strong>gehend<br />
erörtert werden, s<strong>in</strong>d vonnöten, auch <strong>der</strong> Schutz <strong>der</strong> Praxis-Beschäftigten selbst ist unabd<strong>in</strong>gbar.<br />
Empfohlen werden von <strong>der</strong> Ständigen Impfkommission (STIKO) 8<br />
den Ärzten <strong>und</strong> Mitarbeiter<strong>in</strong>nen aufgr<strong>und</strong> des hohen Infektionsrisikos<br />
Impfungen gegen � Tetanus,<br />
� Diphterie,<br />
� Hepatitis B<br />
Infektionen können beispielsweise durch Nadelstichverletzungen o<strong>der</strong> im Umgang mit erkälteten<br />
Patienten erfolgen. Pr<strong>in</strong>zipiell besteht e<strong>in</strong>e Infektionsmöglichkeit bei je<strong>der</strong> Verletzung<br />
mit unsterilen Gegenständen, die Blutkontakt hatten. Beson<strong>der</strong>e Vorsicht ist – ohne<br />
die Patientengruppe mit dieser Anmerkung diskrim<strong>in</strong>ieren zu wollen – bei drogenabhängigen<br />
Menschen geboten. Auf diese bezogen werden <strong>in</strong> halbamtlichen, aber zuverlässigen<br />
Veröffentlichungen 9 Infektionsraten von bis zu 90 Prozent genannt.<br />
7 Zitiert aus „Ärztezeitung“<br />
8 Die STIKO besteht zurzeit aus 17 Experten, die vom B<strong>und</strong>esm<strong>in</strong>ister für Ges<strong>und</strong>heit berufen werden. Sie treffen sich zweimal jährlich,<br />
um sich mit den ges<strong>und</strong>heitspolitisch wichtigen Fragen zu Schutzimpfungen <strong>und</strong> Infektionskrankheiten <strong>in</strong> Forschung <strong>und</strong> Praxis zu<br />
beschäftigen <strong>und</strong> entsprechende Richtl<strong>in</strong>ien herauszugeben. Ihren Sitz hat die STIKO am Robert Koch-Institut <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>. Die Mitglie<strong>der</strong><br />
werden für jeweils drei Jahre <strong>in</strong> ihre ehrenamtliche Tätigkeit berufen. Ihre Ratschläge dienen den B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n als Vorlage für ihre<br />
öffentlichen Impfempfehlungen. Rechtsgr<strong>und</strong>lage für die Berufung <strong>der</strong> STIKO ist das Infektionsschutzgesetz (§20 Absatz 2 IfSG).<br />
9 www.hepatitis-c-onl<strong>in</strong>e.de<br />
„Die Beachtung dieser verme<strong>in</strong>tlichen Kle<strong>in</strong>igkeiten<br />
im Gesamtkonzept <strong>der</strong> Behandlung von Patienten<br />
verh<strong>in</strong><strong>der</strong>t oft schwere Infektionen o<strong>der</strong> sogar den Tod!“<br />
� Influenza<br />
� Pertussis<br />
Seite 6
����������������������<br />
Oft werden nur kle<strong>in</strong>ere Nadelstichverletzungen unbemerkt o<strong>der</strong> gar als „nicht so schlimm“<br />
empf<strong>und</strong>en. Doch muss e<strong>in</strong> solcher Unfall sofort e<strong>in</strong>em zuständigen Arzt, <strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Praxis meist schnell erreichbar ist, gemeldet werden. Vorsichtshalber ist auch die<br />
Berufsgenossenschaft zu <strong>in</strong>formieren.<br />
Bei <strong>der</strong>artigen direkten Kontakten (beispielsweise mit Material,<br />
das möglicherweise mit dem Hepatitis-B-Virus (���) <strong>in</strong>fiziert<br />
ist) empfiehlt die STIKO ke<strong>in</strong>e Maßnahmen bei Beschäftigten,<br />
die maximal fünf Jahre zurückliegend geimpft worden s<strong>in</strong>d.<br />
Jedoch sei e<strong>in</strong>e Dosis HBV-Impfstoff für diejenigen nötig, bei<br />
denen seit <strong>der</strong> Impfung mehr als fünf Jahre vergangen s<strong>in</strong>d.<br />
Empfohlen werden jedenfalls sofortige Antikörpertests<br />
(„Titerkontrolle“), wenn Impfungen o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e solche Kontrolle<br />
aus jüngerer Zeit fehlen.<br />
Die jährliche, also möglichst lückenlose Impfung gegen Influenza<br />
sollte bei mediz<strong>in</strong>ischem Personal e<strong>in</strong>e Selbstverständlichkeit<br />
se<strong>in</strong>, obwohl die Grippe lei<strong>der</strong> <strong>in</strong> Listen <strong>der</strong> nosokomialen<br />
Infektionen selten aufgeführt wird.<br />
� Neuere Untersuchungen zeigen, dass die <strong>in</strong> Ges<strong>und</strong>heitsbereichen Beschäftigten<br />
unzureichend gegen Influenza geimpft s<strong>in</strong>d. Die Gefahr <strong>der</strong> Übertragung <strong>in</strong> Arztpraxen<br />
ist deshalb sehr groß.<br />
Weitere Negativbeispiele sollen <strong>und</strong> müssen hier genannt werden, weil diese warnenden<br />
Charakter haben. Sie betreffen Instrumente <strong>und</strong> Untersuchungsgeräte <strong>in</strong> Praxen <strong>und</strong><br />
Kl<strong>in</strong>iken:<br />
2002 berichtet „Der Spiegel“ 10 unter Bezugnahme auf Expertenaussagen über höchst<br />
gefährliche Viren, die unter an<strong>der</strong>em bei Untersuchungen wie Darmspiegelungen, aber<br />
auch bei Blasen-, Magen- <strong>und</strong> Bronchienspiegelungen weitergegeben werden können. Die<br />
Waschapparate <strong>und</strong> auch manuelle Re<strong>in</strong>igungen, mit denen die Endoskopieschläuche<br />
nach den Untersuchungen gesäubert <strong>und</strong> des<strong>in</strong>fiziert werden, vollzögen – so <strong>der</strong> Artikel –<br />
diese wichtige Arbeit oft nur unzureichend. Vor allem <strong>in</strong> den Schlauchbiegungen <strong>und</strong><br />
den dünneren Kanälchen <strong>der</strong> Geräte könnten die Erreger von den voraus gehenden<br />
Spiegelungen hängen bleiben <strong>und</strong> <strong>der</strong> nächste Patient damit <strong>in</strong>fiziert werden.<br />
Als Beweis wird das Ergebnis e<strong>in</strong>es Kontrollgutachtens durch das Max-von-Pettenkofer-<br />
Institut für Hygiene <strong>und</strong> Mediz<strong>in</strong>ische Mikrobiologie (München) herangezogen. Die<br />
Experten hatten 2001/2002 knapp 600 Praxen <strong>und</strong> Kl<strong>in</strong>iken auf Keimrückstände <strong>in</strong><br />
Spülsystemen untersucht. Und es existiert e<strong>in</strong>e weitere Testreihe, die ebenfalls 2001<br />
Erschreckendes an den Tag brachte: Die Hygea-Studie 11 . Dieser liegen Kontrollen <strong>in</strong> 55<br />
Praxen zugr<strong>und</strong>e. (hierzu wird „Der Spiegel“ zitiert: „In den Spülsystemen <strong>der</strong> Optik<br />
10 Ausgabe Nr. 42<br />
11 siehe Internet: www.m<strong>und</strong>ipharma.ch/de/docs/prof_berichte_mart<strong>in</strong>y.pdf<br />
<strong>und</strong> www.thieme-connect.com/ejournals/pdf/zfg/doi/10.1055/s-2002-22326.pdf<br />
Seite 7
����������������������<br />
stießen die Wissenschaftler mitunter auf ganze Biotope mit Mikroben, Hefe- <strong>und</strong><br />
Schimmelpilzen.“):<br />
In mehr als <strong>der</strong> Hälfte <strong>der</strong> E<strong>in</strong>richtungen wurden<br />
selbst nach <strong>der</strong> re<strong>in</strong>igenden Des<strong>in</strong>fektion noch Keime nachgewiesen!<br />
1.2.1 Vorschriften durch das Infektionsschutzgesetz<br />
E<strong>in</strong>e Fülle von Rechtsvorschriften <strong>und</strong> Empfehlungen macht genaue Vorgaben für den<br />
Bereich <strong>der</strong> Praxishygiene. Verankert s<strong>in</strong>d diese beispielsweise <strong>in</strong> den Heilberufsgesetzen<br />
<strong>der</strong> B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>, <strong>in</strong> denen die Berufsordnung für Ärzt<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Ärzte zu gewissenhafter<br />
Berufsausübung verpflichtet. Vorgeschrieben s<strong>in</strong>d auch Hygienepläne <strong>und</strong> <strong>der</strong>en<br />
E<strong>in</strong>haltung. Beson<strong>der</strong>s s<strong>in</strong>d mit <strong>der</strong> E<strong>in</strong>führung des Infektionsschutzgesetzes (IfSG) 2001<br />
nicht nur die Vorschriften über die Meldepflicht (vgl. <strong>Lehrbrief</strong> 1) im E<strong>in</strong>zelnen aufgeführter,<br />
übertragbarer Krankheiten verschärft worden, son<strong>der</strong>n es s<strong>in</strong>d auch<br />
die Anfor<strong>der</strong>ungen an die e<strong>in</strong>zuhaltende Infektionshygiene gestiegen.<br />
Nach § 36 IfSG (E<strong>in</strong>haltung <strong>der</strong> Infektionshygiene) können …<br />
� Arztpraxen <strong>und</strong> Praxen sonstiger Heilberufe, <strong>in</strong> denen <strong>in</strong>vasive<br />
E<strong>in</strong>griffe vorgenommen werden, sowie sonstige E<strong>in</strong>richtungen <strong>und</strong><br />
Gewerbe, bei denen durch Tätigkeiten am Menschen durch Blut<br />
Krankheitserreger übertragen werden, durch das Ges<strong>und</strong>heitsamt<br />
<strong>in</strong>fektionshygienisch überwacht werden.<br />
Im Klartext heißt das:<br />
o Das jeweils zuständige Ges<strong>und</strong>heitsamt schaut genau auf die E<strong>in</strong>haltung<br />
<strong>der</strong> Hygienevorschriften <strong>und</strong> damit dem Personal im wahrsten<br />
S<strong>in</strong>ne des Wortes „auf die F<strong>in</strong>ger“.<br />
o E<strong>in</strong>e Arztpraxis kann auch ohne beson<strong>der</strong>en Anlass auf allgeme<strong>in</strong>e<br />
Sauberkeit sowie Vorschriften gemäße Des<strong>in</strong>fektion <strong>und</strong> Sterilität <strong>der</strong><br />
Instrumente kontrolliert werden.<br />
Der Sterilisator sei e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> häufigsten Problemstellen, stellen die Fachbehörden fest 12 .<br />
Viele Praxen seien sich oft „überhaupt nicht bewusst, dass sie Hygienevorschriften nicht<br />
e<strong>in</strong>halten“, so e<strong>in</strong> Praxisberater aus Münster/Westfalen. In vielen Praxen seien außer den<br />
Arzthelfer<strong>in</strong>nen die Re<strong>in</strong>machefrauen für die Säuberung von Flächen <strong>und</strong> die allgeme<strong>in</strong>e<br />
12 vgl. Bericht <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ärztezeitung v. 8. Januar 2004<br />
Seite 8
����������������������<br />
Hygiene zuständig, „vieles läuft dabei <strong>in</strong> Rout<strong>in</strong>e, nicht jedoch immer optimal“, weiß<br />
die Fachberater<strong>in</strong> Marion Dammberg aus Karlsruhe 13 .<br />
Daraus folgert:<br />
Die selbstverständliche E<strong>in</strong>haltung <strong>der</strong> Hygienestandards, die Infektionsverhütung<br />
<strong>und</strong> die selbst verordnete, möglichst genaue Kontrolle sollten<br />
Die Hygiene umfasst nahezu alle Bereiche e<strong>in</strong>er Praxis, wie die vorschriftsmäßige<br />
Hygienebekleidung 14 , das regelmäßige Wechseln <strong>der</strong> Papierauflage auf <strong>der</strong><br />
Patientenliege, bis h<strong>in</strong> zu allen an<strong>der</strong>en peniblen Vorschriften, also wie Instrumente<br />
sterilisiert <strong>und</strong> aufbewahrt werden müssen. Dabei ist…<br />
„Weit mehr“ bedeutet:<br />
„…e<strong>in</strong> Hygieneplan <strong>und</strong> dessen E<strong>in</strong>haltung<br />
weit mehr<br />
als e<strong>in</strong> Putzplan für die Arztpraxis!“ 15<br />
Mit wirkungsvollen Methoden <strong>und</strong> Mitteln <strong>der</strong> Des<strong>in</strong>fektion <strong>und</strong> Sterilisation sowie mit (bereits<br />
genannten) vorbeugenden Impfungen gilt es die schädlichen, also die Ges<strong>und</strong>heit<br />
gefährdenden Mikroorganismen erfolgreich zu beseitigen o<strong>der</strong> abzuwehren bzw. vorbeugend<br />
zu verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n. Dazu zählen …<br />
13<br />
vgl. Bericht <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ärztezeitung Nr. 45, März 2006, S. 12<br />
14<br />
hierzu folgt Näheres <strong>in</strong> <strong>Lehrbrief</strong> 3<br />
15<br />
Zitat aus e<strong>in</strong>em Informationsbrief <strong>der</strong> KV Nord-Württemberg<br />
zum festen Bestandteil<br />
des Qualitätsmanagements<br />
von Arztpraxen gehören.<br />
Seite 9
Bakterien � Wirkung = bakterizid<br />
Pilze � Wirkung = fungizid<br />
Viren � Wirkung = viruzid<br />
Sporen � Wirkung = sporozid<br />
����������������������<br />
Das geschieht, wie gesagt, durch Des<strong>in</strong>fektionen an lebenden Körpern <strong>und</strong> Geräten<br />
(wie Instrumenten) - sowie<br />
durch Sterilisationen von Geräten <strong>und</strong> Materialien<br />
(wie Textilien).<br />
Gerätschaften <strong>und</strong> Stoffe haben den Sammelbegriff „Mediz<strong>in</strong>produkte“<br />
Das s<strong>in</strong>d 16 alle verwendeten Instrumente (e<strong>in</strong>zeln o<strong>der</strong> mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> verb<strong>und</strong>en), Apparate,<br />
Vorrichtungen, Stoffe o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Gegenstände sowie die für e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>wandfreies<br />
Funktionieren e<strong>in</strong>gesetzte Software, die vom Hersteller für folgende Zwecke bestimmt<br />
s<strong>in</strong>d:<br />
Erkennung, Verhütung, Überwachung, Behandlung o<strong>der</strong> L<strong>in</strong><strong>der</strong>ung von Krankheiten;<br />
Erkennung, Überwachung, Behandlung, L<strong>in</strong><strong>der</strong>ung o<strong>der</strong> Heilung von Verletzungen o<strong>der</strong><br />
Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ungen;<br />
Untersuchung, Ersatz o<strong>der</strong> Verän<strong>der</strong>ung des anatomischen Aufbaus o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>es<br />
physiologischen Vorgangs;<br />
zur Empfängnisregelung.<br />
Sowohl bei nicht angewendeten, erst recht aber bei gebrauchten Mediz<strong>in</strong>produkten s<strong>in</strong>d<br />
mehrere Schritte notwendig <strong>und</strong> genau vorgeschrieben. Diese Abfolge wird Aufbereitung<br />
genannt.<br />
Die Aufbereitung umfasst Tätigkeiten wie das Auspacken, Prüfen, Kennzeichnen, Dokumentieren,<br />
die Anwendungsfreigabe, das Vorbehandeln, Sammeln, Vorre<strong>in</strong>igen, Zerlegen,<br />
Re<strong>in</strong>igung, Des<strong>in</strong>fektion, Sterilisation, Spülung, die Trocknung, Pflege <strong>und</strong> Instandsetzung.<br />
Auf diese Faktoren <strong>und</strong> Notwendigkeiten gehen die folgenden Kapitel, aber <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />
auch <strong>der</strong> <strong>Lehrbrief</strong> 3 e<strong>in</strong>.<br />
16 laut Richtl<strong>in</strong>ie 93/42/EWG<br />
Seite 10
1.3 Des<strong>in</strong>fektionen<br />
����������������������<br />
So def<strong>in</strong>iert das Deutsche Arzneimittelbuch den Begriff „Des<strong>in</strong>fektion“. Das heißt mit<br />
an<strong>der</strong>en Worten:<br />
Maßnahmen, mit denen Gegenstände o<strong>der</strong> Körper(teile) mit Hilfe chemischer o<strong>der</strong><br />
physikalischer Methoden gezielt so behandelt werden, dass dort vorhandene<br />
pathogene Mikroorganismen abgetötet o<strong>der</strong> <strong>in</strong>aktiviert werden. Zweck <strong>der</strong> Des<strong>in</strong>fektion<br />
ist es, das Risiko e<strong>in</strong>er Infektion an Mensch <strong>und</strong> Tier zu m<strong>in</strong>imieren.<br />
Für Des<strong>in</strong>fektion steht auch <strong>der</strong> Begriff „Antisepsis“ 17 .<br />
Im Gegensatz zur Sterilisation, die nur bei Gegenständen bzw. Materialien angewandt<br />
werden kann, beseitigt e<strong>in</strong>e Des<strong>in</strong>fektion nicht alle Mikroorganismen.<br />
Sterilisation wird auch als „Asepsis“ 18 bezeichnet.<br />
Die „Berufsgenossenschaftlichen Regeln für Sicherheit <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit bei <strong>der</strong> Arbeit“<br />
(BGR) stellen die vorrangige gesetzliche Gr<strong>und</strong>lage für die Ergreifung solcher Maßnahmen<br />
dar.<br />
Dabei spricht die Vorschrift BGR 206 von Des<strong>in</strong>fektionsarbeiten im Ges<strong>und</strong>heitsdienst.<br />
Zu den unter diese Vorschriften fallenden Unternehmen gehören auch die Arztpraxen.<br />
Gr<strong>und</strong>sätzlich gibt es die<br />
„Totes o<strong>der</strong> lebendes Material ist<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Zustand zu versetzen,<br />
<strong>in</strong> dem es nicht mehr <strong>in</strong>fizieren kann.“<br />
� physikalische Des<strong>in</strong>fektion a) durch ultraviolettes Licht. Diese Form wird für Des<strong>in</strong>-<br />
fektionen ganzer Räume, wie z. B. mit UV-Deckenlampen<br />
<strong>in</strong> bakteriologischen Labors, <strong>und</strong> von Tr<strong>in</strong>kwasser<br />
e<strong>in</strong>gesetzt.<br />
b) In Form thermischer Des<strong>in</strong>fektion, - das s<strong>in</strong>d durch<br />
Kochen, Pasteurisieren, mittels Dampfdes<strong>in</strong>fektion<br />
o<strong>der</strong> durch Verbrennen.<br />
17<br />
altgriech.: „gegen Fäulnis“ = ke<strong>in</strong>e vollständige Keimfreiheit, aber Reduktion von Keimen; antiseptische Maßnahmen s<strong>in</strong>d die<br />
Des<strong>in</strong>fektion von Körper(oberflächen), Materialien, Gegenständen<br />
18<br />
altgriech: „ohne Fäulnis“ = komplettes Verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n des E<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gens von Viren, Bakterien <strong>und</strong> Pilzen<br />
Seite 11
����������������������<br />
� chemische Des<strong>in</strong>fektion Die häufigste Art <strong>der</strong> Des<strong>in</strong>fektion <strong>in</strong> <strong>der</strong> Mediz<strong>in</strong>. Mit<br />
chemischen Des<strong>in</strong>fektionen werden Krankheitserreger<br />
durch chemische Substanzen so verän<strong>der</strong>t, dass sie<br />
ke<strong>in</strong>e Krankheiten mehr auslösen können. Die Wirkung<br />
ist von <strong>der</strong> E<strong>in</strong>wirkzeit, <strong>der</strong> Konzentration <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />
Temperatur <strong>der</strong> e<strong>in</strong>gesetzten Mittel abhängig.<br />
Bei den chemischen Des<strong>in</strong>fektionen werden diverse Mittel verwendet. Diese werden je<br />
nach ihrem E<strong>in</strong>satzort o<strong>der</strong> Verwendungszweck unterschieden <strong>in</strong> Mittel <strong>und</strong> Methoden <strong>der</strong><br />
Hände-Des<strong>in</strong>fektion<br />
Haut-Des<strong>in</strong>fektion<br />
Instrumenten-Des<strong>in</strong>fektion<br />
Flächen-Des<strong>in</strong>fektion<br />
Wäsche-Des<strong>in</strong>fektion<br />
Es s<strong>in</strong>d somit mehrheitlich chemische Produkte, die <strong>der</strong> Abtötung o<strong>der</strong> Abwehr<br />
pathogener, also Krankheiten erregen<strong>der</strong> Keime dienen. Ähnlich wie bei Impfstoffen gibt<br />
es bei den Des<strong>in</strong>fektionsmitteln ke<strong>in</strong>e universal wirkenden Präparate, die gegen alle<br />
vorkommenden Erreger gleichzeitig angewendet werden können.<br />
Um als Des<strong>in</strong>fektionsmittel geeignet zu se<strong>in</strong>, muss e<strong>in</strong>e solche Substanz jedoch zahlreiche<br />
Eigenschaften besitzen.<br />
� Des<strong>in</strong>fektionsmittel sollen lebende Zellen abtöten (Bakterien, Pilze etc.). In <strong>der</strong><br />
Regel wirken sie aber auch auf menschliche Zellen <strong>und</strong> haben entsprechende<br />
Nebenwirkungen. Daher sollte e<strong>in</strong> direkter Hautkontakt mit so genannten Grobdes<strong>in</strong>fektionsmitteln<br />
vermieden werden, es sei denn, das Präparat enthält ausschließlich<br />
Alkohole.<br />
Unterschieden wird demnach zwischen<br />
Grob-Des<strong>in</strong>fektion mit Mitteln für Instrumente, Flächen <strong>und</strong> Wäsche<br />
Fe<strong>in</strong>-Des<strong>in</strong>fektion mit hautverträglichen Mitteln für Hände/Haut 19<br />
Raum-Des<strong>in</strong>fektion <strong>in</strong> Krankenhäusern nach Patientenbelegung<br />
<strong>und</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Arztpraxis nach Ende <strong>der</strong> Sprechzeiten<br />
19<br />
Neben den „Klassikern“ Alkohol, Jod, Chlor, Formaldehyd o<strong>der</strong> Phenol s<strong>in</strong>d zahlreiche an<strong>der</strong>e Präparate mit e<strong>in</strong>em deutlich besser<br />
Wirkungs-Verträglichkeits-Profil im Handel.<br />
Seite 12
����������������������<br />
Gr<strong>und</strong>sätzlich ist von e<strong>in</strong>er Des<strong>in</strong>fektion zu sprechen, wenn die Keime um e<strong>in</strong>en<br />
Faktor von m<strong>in</strong>destens 10 5 reduziert werden. Das heißt, wenn von ursprünglich<br />
100.000 vermehrungsfähigen Keimen nicht mehr als e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>ziger überlebt.<br />
Unterschieden wird zwischen<br />
organischen Des<strong>in</strong>fektionsmitteln z. B. Aldehyde, Alkohole, Phenole<br />
anorganischen Des<strong>in</strong>fektionsmitteln z. B. Metalle, Halogene, Oxidationsmittel<br />
Beispiele aus <strong>der</strong> Obergruppe chemischer Des<strong>in</strong>fektionsmittel 20 :<br />
Die relativ hautverträglichen Alkohole haben e<strong>in</strong>e gute des<strong>in</strong>fizierende Wirkung gegen<br />
Bakterien <strong>und</strong> Pilze. Gegen Viren aber s<strong>in</strong>d sie fast wirkungslos, erst recht gegen<br />
Sporenbefall.<br />
Gegen Viren helfen unter an<strong>der</strong>em Oxidationsmittel, Halogene (wie Chlor <strong>und</strong> Jod)<br />
sowie Ethylenoxid.<br />
Für die mediz<strong>in</strong>ischen <strong>und</strong> ges<strong>und</strong>heitlichen Bereiche gibt es verschiedene Listen des<br />
RKI, <strong>der</strong> DGHM 21 sowie des B<strong>und</strong>es<strong>in</strong>stituts für Arzneimittel <strong>und</strong> Mediz<strong>in</strong>produkte<br />
(BfArM). In solchen Listen s<strong>in</strong>d alle von den Instituten geprüften <strong>und</strong> anerkannten<br />
Des<strong>in</strong>fektionsmittel e<strong>in</strong>zeln aufführt.<br />
Tipp: Die Arztpraxen sollten sich an diesen Listen orientieren <strong>und</strong> offiziell empfohlene<br />
Mittel verwenden.<br />
Aber: Die Hersteller <strong>der</strong> Des<strong>in</strong>fektionsmittel s<strong>in</strong>d nicht verpflichtet, ihre Präparate<br />
<strong>in</strong> die Listen e<strong>in</strong>tragen zu lassen. Den Anwen<strong>der</strong>n <strong>in</strong> den Arztpraxen steht<br />
die Wahl <strong>der</strong> Mittel pr<strong>in</strong>zipiell also frei, jedoch mit dieser wichtigen E<strong>in</strong>schränkung:<br />
Bei behördlich angeordneten Entseuchungen von Menschen <strong>und</strong> Material, wie z. B.<br />
Epidemien 22 , dürfen laut IfSG (§ 18) nur Des<strong>in</strong>fektionsmittel <strong>und</strong> Verfahren angewendet<br />
werden, die vom RKI auf Wirksamkeit sowie von weiteren zuständigen Ämtern <strong>und</strong><br />
Behörden auf Unbedenklichkeit für Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Umwelt geprüft <strong>und</strong> zugelassen<br />
worden s<strong>in</strong>d.<br />
20 Auflistung <strong>der</strong> Des<strong>in</strong>fektionsmittel-Obergruppen (das s<strong>in</strong>d nicht die Markenbezeichnungen!) siehe Tabelle im Anhang<br />
21 Deutsche Gesellschaft für Hygiene <strong>und</strong> Mikrobiologie; Adresse für Bezug <strong>der</strong> Liste im Anhang<br />
22 In jüngerer Zeit (2005) war das bei <strong>der</strong> Bekämpfung <strong>der</strong> Vogelgrippe zu sehen<br />
I<br />
Seite 13
����������������������<br />
Zudem unterliegen Des<strong>in</strong>fektionsmittel, die am <strong>und</strong> im menschlichen Körper<br />
e<strong>in</strong>gesetzt werden, dem Arzneimittelgesetz ����������������������). Arzneimittel generell,<br />
also auch diese Des<strong>in</strong>fektionsmittel, dürfen nur <strong>in</strong> Verkehr gebracht werden, nachdem sie<br />
das Arzneimittel-B<strong>und</strong>es<strong>in</strong>stitut zugelassen hat. Dort s<strong>in</strong>d genaue Informationen zur<br />
Zulassung erhältlich. 23<br />
1.3.1 Des<strong>in</strong>fektionen beim Patienten<br />
Die Hautdes<strong>in</strong>fektion beim Patienten soll verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n, dass Keime beim Durchstechen<br />
o<strong>der</strong> E<strong>in</strong>schneiden von <strong>der</strong> Hautoberfläche <strong>in</strong> das Gewebe e<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gen.<br />
� Die Haut des Patienten sollte nicht nur des<strong>in</strong>fiziert, son<strong>der</strong>n auch gere<strong>in</strong>igt werden.<br />
Das bedeutet: Schweiß, Fett <strong>und</strong> an<strong>der</strong>e mögliche Verunre<strong>in</strong>igungen, die e<strong>in</strong>e Des<strong>in</strong>fektionswirkung<br />
verr<strong>in</strong>gern könnten, müssen entfernt werden.<br />
Die Hautdes<strong>in</strong>fektion ist immer durchzuführen<br />
� vor Punktionen (Blut-, Liquorabnahme <strong>und</strong> Injektionen)<br />
� vor operativen E<strong>in</strong>griffen<br />
Dabei werden gr<strong>und</strong>sätzlich alkoholische Des<strong>in</strong>fektionsmittel verwendet (mit 60 bis 80 %<br />
Alkoholgehalt), evtl. komb<strong>in</strong>iert mit an<strong>der</strong>en Wirkstoffen (Phenol- o<strong>der</strong> Peroxidverb<strong>in</strong>dungen,<br />
Chloram<strong>in</strong>, etc.). Außerdem können Jod abspaltende Verb<strong>in</strong>dungen e<strong>in</strong>gesetzt<br />
werden.<br />
Die jeweilig notwendige ………………… E<strong>in</strong>wirkzeit des Des<strong>in</strong>fektionsmittels<br />
ist auf <strong>der</strong> Packung vermerkt<br />
<strong>und</strong> e<strong>in</strong>zuhalten.<br />
Beispielsweise beträgt die E<strong>in</strong>-<br />
wirkzeit alkoholischer Mittel m<strong>in</strong>d. 25 Sek<strong>und</strong>en bzw. r<strong>und</strong> e<strong>in</strong>e halbe<br />
M<strong>in</strong>ute.<br />
Bei Jod abspaltenden<br />
Des<strong>in</strong>fektionsmitteln ist e<strong>in</strong>e M<strong>in</strong>ute nötig.<br />
Auf e<strong>in</strong>er Hautfläche, die beson<strong>der</strong>s<br />
stark mit Talgdrüsen ausgestattet<br />
ist, d.h. <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie über dem<br />
Brustbe<strong>in</strong>, muss das Des<strong>in</strong>fektions-<br />
mittel m<strong>in</strong>d. zehn M<strong>in</strong>uten lang e<strong>in</strong>wirken.<br />
23 Adresse für Anfor<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Infos <strong>und</strong> Liste im Anhang<br />
Seite 14
����������������������<br />
E<strong>in</strong>e Wirkung von Des<strong>in</strong>fektionsmitteln auf Schleimhäuten ist <strong>in</strong> <strong>der</strong> Fachwelt umstritten.<br />
Dennoch wird e<strong>in</strong>e entsprechende Des<strong>in</strong>fektion vor operativen E<strong>in</strong>griffen, vor dem<br />
Endoskopieren <strong>und</strong> nach dem Katheterisieren empfohlen. Dafür s<strong>in</strong>d vor allem Jod<br />
abspaltende Des<strong>in</strong>fektionsmittel, e<strong>in</strong>e Wasserstoffperoxidlösung, Polihexanide o<strong>der</strong><br />
Tosylchlorid-Natrium geeignet.<br />
1.3.2 Des<strong>in</strong>fektionen <strong>der</strong> Hände<br />
Am größten europäischen Universitätskl<strong>in</strong>ikum, <strong>der</strong> Berl<strong>in</strong>er Charité, stellten Hygieniker<br />
bei e<strong>in</strong>em Test Ende 2005 fest 24 , dass Ärzte <strong>und</strong> Pflegekräfte pro Tag <strong>und</strong> Patient nur<br />
knapp 6 Milliliter Hände-Des<strong>in</strong>fektionsmittel benutzen. Notwendig wären 120 Milliliter! „Nur<br />
dann lässt sich von richtiger Händehygiene sprechen“, kommentierte Prof. Dr. Henn<strong>in</strong>g<br />
Rüden, <strong>der</strong> Leiter des Charité-Hygiene<strong>in</strong>stituts, diese Tatsache.<br />
In Kl<strong>in</strong>iken <strong>und</strong> Arztpraxen gehört die Des<strong>in</strong>fektion <strong>der</strong> Hände des ärztlichen<br />
<strong>und</strong> helfenden Personals zu den Vorsichtsmaßnahmen. Es geht dabei<br />
<strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie um den Schutz des mediz<strong>in</strong>ischen Personals vor Infektionen.<br />
Zudem soll verh<strong>in</strong><strong>der</strong>t werden, dass Krankheitserreger durch die<br />
Hände des Personals von e<strong>in</strong>em Patienten auf den an<strong>der</strong>en übertragen<br />
werden.<br />
E<strong>in</strong>e Des<strong>in</strong>fektion <strong>der</strong> Hände soll die transiente Hautflora reduzieren. Damit ist die<br />
„vorübergehende“ hautfremde Besiedelung sowohl mit nicht krank machenden, aber auch<br />
mit pathogenen Keimen geme<strong>in</strong>t. Im normalen Alltag ist diese Besiedelung vor allem<br />
wegen <strong>der</strong> Stärkung des Immunsystems s<strong>in</strong>nvoll – nicht jedoch im Krankenhaus <strong>und</strong><br />
Arztpraxen, wo bereits kranke Menschen behandelt werden.<br />
In <strong>der</strong> Regel genügt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Arztpraxis das „normale“ Waschen <strong>der</strong> Hände <strong>und</strong> möglichst<br />
auch <strong>der</strong> Unterarme - also ohne Des<strong>in</strong>fektionsmittel.<br />
Jedoch gilt es dabei zu beachten, dass die Hände stets gewaschen werden müssen …<br />
� vor Arbeitsbeg<strong>in</strong>n<br />
� bei deutlicher Verunre<strong>in</strong>igung (außer durch Blut!)<br />
� nach dem Essen<br />
� nach dem Naseputzen<br />
� nach <strong>der</strong> Toilettenbenutzung<br />
Und im Zweifelsfall:<br />
Sicherheitshalber stets e<strong>in</strong>e Händedes<strong>in</strong>fektion vornehmen!<br />
24 vgl. Ärztezeitung v. 27.2.2006, Nr. 36<br />
Seite 15
Empfohlene Vorsichtsmaßnahme:<br />
����������������������<br />
Sie sollten während <strong>der</strong> Arbeitszeit<br />
auf das Tragen von Schmuckstücken bzw. R<strong>in</strong>gen<br />
an den Händen <strong>und</strong> Unterarmen verzichten!<br />
Die Beachtung dieser Empfehlung bedeutet e<strong>in</strong>e Vorsorge gegen Infektionen. Denn unter<br />
R<strong>in</strong>gen, Armreifen <strong>und</strong> Uhren können so genannte Des<strong>in</strong>fektionslücken entstehen, die<br />
e<strong>in</strong>e effektive Hän<strong>der</strong>e<strong>in</strong>igung verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n. Außerdem ist nicht auszuschließen, dass durch<br />
R<strong>in</strong>ge die Schutzhandschuhe perforieren <strong>und</strong> so Krankheitserregern „e<strong>in</strong>e Pforte öffnen“.<br />
Für Mitarbeiter <strong>in</strong> Arbeitsbereichen mit Infektionsgefährdung – wie <strong>in</strong> bestimmten Kl<strong>in</strong>ikabteilungen<br />
– gilt daher sogar e<strong>in</strong> „Schmuckverbot“ 25 .<br />
Diese Vorgehensweise ist auch beim normalen Händewaschen befolgen:<br />
E<strong>in</strong>e hygienische Händedes<strong>in</strong>fektion …<br />
� Flüssigseife aus dem Spen<strong>der</strong> entnehmen<br />
(ke<strong>in</strong>e feste Seife verwenden!),<br />
� Armaturen am Waschbecken mit dem<br />
Ellenbogen bedienen,<br />
� zuerst Hände, dann die Unterarme waschen<br />
<strong>und</strong> möglichst F<strong>in</strong>gernägel bürsten,<br />
� mit E<strong>in</strong>wegtüchern abtrocknen!<br />
� ist immer dann durchzuführen, wenn die Hände mit <strong>in</strong>fektiösem Material <strong>in</strong><br />
Kontakt gekommen s<strong>in</strong>d bzw. die Möglichkeit dafür nicht auszuschließen ist.<br />
Die Des<strong>in</strong>fektion <strong>der</strong> Hände ist nötig nach …<br />
� Gew<strong>in</strong>nung von Blut, Harn, Stuhl <strong>und</strong> an<strong>der</strong>en Probematerialien<br />
� Untersuchungen von Probematerialien<br />
� Untersuchungen <strong>in</strong>fizierter W<strong>und</strong>en o<strong>der</strong> Verbandswechsel<br />
� Umgang mit Patienten mit Infektionskrankheiten<br />
� Schleimhautkontakt <strong>und</strong> operativen E<strong>in</strong>griffen<br />
25 Lt. Technische Regeln für biologische Arbeitsstoffe (TRBA)<br />
Seite 16
����������������������<br />
In solchen Fällen s<strong>in</strong>d wirksame Des<strong>in</strong>fektionsmittel zu verwenden <strong>und</strong> nicht nur<br />
normale Seife o<strong>der</strong> Flüssigseife! Durch Seifen werden Krankheitserreger nicht<br />
abgetötet. Denn: Werden die Hände bei e<strong>in</strong>er Gefährdung ohne Des<strong>in</strong>fektionsmittel<br />
normal gewaschen <strong>und</strong> danach erst des<strong>in</strong>fiziert, kann sich das Infektionsrisiko sogar<br />
noch erhöhen. Auch wenn das normale Händewaschen nach direktem Kontakt mit<br />
möglicherweise <strong>in</strong>fektiösem Material, z. B. mit Stuhl, angenehmer ersche<strong>in</strong>t, ist die<br />
sofortige Des<strong>in</strong>fizierung notwendig.<br />
Genaue Vorgehensweise bei <strong>der</strong> Händedes<strong>in</strong>fektion:<br />
Die noch trockene Haut mit Des<strong>in</strong>fektionsmittel gründlich e<strong>in</strong>reiben;<br />
die F<strong>in</strong>gernägel, die Haut zwischen den F<strong>in</strong>gern <strong>und</strong> die Falten <strong>in</strong> den<br />
Hand<strong>in</strong>nenflächen beson<strong>der</strong>s gründlich e<strong>in</strong>massieren;<br />
e<strong>in</strong>e bis drei M<strong>in</strong>uten e<strong>in</strong>wirken lassen (Herstellerangaben beachten!);<br />
die Hände müssen während <strong>der</strong> E<strong>in</strong>wirkzeit durch das Mittel feucht bleiben,<br />
gegebenenfalls nochmals auftragen;<br />
danach erst die Hände <strong>und</strong> Unterarme mit nicht ganz kaltem, aber auch nicht mit<br />
warmem Wasser waschen;<br />
mit E<strong>in</strong>wegtüchern abtrocknen;<br />
nach dem Waschen die Hände <strong>und</strong> Unterarme unbed<strong>in</strong>gt mit e<strong>in</strong>er Hautcreme o<strong>der</strong> –<br />
lotion e<strong>in</strong>reiben!<br />
Mediz<strong>in</strong>isches Personal, das an e<strong>in</strong>em operativen E<strong>in</strong>griff beteiligt ist (<strong>in</strong> Arztpraxen<br />
möglicherweise ambulanten E<strong>in</strong>griffen), muss vorher<br />
e<strong>in</strong>e chirurgische Händedes<strong>in</strong>fektion vornehmen. Dabei ist vor allem zu beachten:<br />
M<strong>in</strong>destens zweimaliges Waschen <strong>der</strong> Hände <strong>und</strong> Unterarme bis über die<br />
Ellenbogen mit lauwarmem Wasser;<br />
die F<strong>in</strong>gernägel mit e<strong>in</strong>er sterilen Bürste bürsten;<br />
mit sterilem Handtuch abtrocknen <strong>und</strong> damit ke<strong>in</strong>e ungewaschenen Hautregionen<br />
berühren;<br />
anschließend e<strong>in</strong> alkoholisches Des<strong>in</strong>fektionsmittel auf Hände <strong>und</strong> Unterarme<br />
gleichmäßig <strong>und</strong> gut feucht verteilen;<br />
drei bis fünf M<strong>in</strong>uten (!) e<strong>in</strong>wirken lassen (Herstellerangaben beachten!);<br />
direkt danach den sterilen Kittel <strong>und</strong> sterile Handschuhe anziehen.<br />
Seite 17
1.3.3 Des<strong>in</strong>fektion von Instrumenten<br />
Vorbemerkungen:<br />
����������������������<br />
Das Thema „Instrumentenaufbereitung“ wird <strong>in</strong> diesem Kapitel (Des<strong>in</strong>fektion) sowie<br />
auch unter dem Punkt 1.4 (Sterilisation) zur Sprache kommen.<br />
Die praxis<strong>in</strong>ternen Arbeitsabläufe <strong>der</strong> Instrumentenaufbereitung müssen für das<br />
Personal klar ersichtlich se<strong>in</strong>, d. h. die Vorgehensweisen <strong>und</strong> Zuständigkeiten<br />
sollten schriftlich festgelegt werden. Das ist vor allem für Haftungsfragen wichtig. E<strong>in</strong>e<br />
allgeme<strong>in</strong> verb<strong>in</strong>dliche Anweisung kann <strong>und</strong> darf aus rechtlichen Gründen <strong>in</strong> diesem<br />
<strong>Lehrbrief</strong> nicht gegeben werden, da die ärztlichen Kompetenzen <strong>und</strong> <strong>der</strong> damit<br />
verb<strong>und</strong>ene E<strong>in</strong>satz von Instrumenten <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen Praxen unterschiedlich ist. Im<br />
Folgenden sollen aber die diversen Möglichkeiten <strong>der</strong> Instrumentendes<strong>in</strong>fektion erläutert<br />
werden.<br />
Bauste<strong>in</strong>e <strong>der</strong> Keimbefreiung von mediz<strong>in</strong>ischen Instrumenten s<strong>in</strong>d die folgend<br />
aufgeführten Methoden. Diese werden je nach Behandlung bzw. E<strong>in</strong>griff <strong>und</strong><br />
Instrumentene<strong>in</strong>satz <strong>in</strong> verschiedenen Komb<strong>in</strong>ationen angewendet:<br />
� nicht fixierende Vorre<strong>in</strong>igung<br />
� manuelle Re<strong>in</strong>igung<br />
� masch<strong>in</strong>elle Re<strong>in</strong>igung<br />
� chemische manuelle Des<strong>in</strong>fektion<br />
� masch<strong>in</strong>elle Re<strong>in</strong>igung <strong>und</strong> chemische Des<strong>in</strong>fektion<br />
� masch<strong>in</strong>elle Re<strong>in</strong>igung <strong>und</strong> thermische Des<strong>in</strong>fektion<br />
� Sterilisation (vgl. eigener Kapitelabschnitt 1.4, Seite 26 ff)<br />
Generell gilt diese Vorschrift für mediz<strong>in</strong>ische Bereiche:<br />
Mediz<strong>in</strong>ische Mehrweg-Instrumente<br />
müssen nach <strong>der</strong> Verwendung<br />
so schnell wie möglich des<strong>in</strong>fiziert werden; das gilt beson<strong>der</strong>s,<br />
wenn sie mit Blut o<strong>der</strong> Körpersekreten verunre<strong>in</strong>igt s<strong>in</strong>d!<br />
Das heißt: Die Instrumente sollen sofort nach <strong>der</strong> Behandlung <strong>in</strong> die Des<strong>in</strong>fektions- bzw.<br />
Re<strong>in</strong>igungsmittellösung gelegt werden. Dazu die benutzten Instrumente <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
geschlossenen Behälter transportieren, falls sie für die Des<strong>in</strong>fektion <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en an<strong>der</strong>en<br />
Raum <strong>der</strong> Praxis gebracht werden müssen („kontam<strong>in</strong>ationsgeschützter Transport“).<br />
Seite 18
Dabei ist zu beachten:<br />
� Nicht fixierende Vorre<strong>in</strong>igung <strong>und</strong> manuelle Re<strong>in</strong>igung:<br />
grob organische Verschmutzungen mit Zellstoff entfernen<br />
zerlegbare Instrumente evtl. ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>nehmen;<br />
den eigentlichen Re<strong>in</strong>igungsvorgang nun per Hand<br />
mit e<strong>in</strong>er wässrigen Re<strong>in</strong>igungslösung <strong>und</strong> e<strong>in</strong>er nicht<br />
metallischen Bürste vornehmen<br />
dabei Sicherheitshandschuhe tragen <strong>und</strong><br />
Arbeitssicherheitsvorschriften beachten!<br />
����������������������<br />
Alternative Möglichkeit bei manueller Re<strong>in</strong>igung ist das Ultraschallbad:<br />
Dieses ist nur für dafür geeignete Instrumente empfohlen!<br />
Wenn: Laufzeit nur so lange wie notwendig – meist reichen fünf M<strong>in</strong>uten.<br />
Nur solche Re<strong>in</strong>igungsmittel nehmen, die für Ultraschallbad zugelassen s<strong>in</strong>d.<br />
Nach <strong>der</strong> Re<strong>in</strong>igung,<br />
egal ob per Hand o<strong>der</strong> Ultraschall,<br />
müssen die Instrumente mit Wasser abgespült werden.<br />
� Die masch<strong>in</strong>elle Re<strong>in</strong>igung<br />
erfolgt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Instrumenten-Re<strong>in</strong>igungsautomaten, <strong>der</strong> vom Pr<strong>in</strong>zip her ähnlich<br />
funktioniert wie e<strong>in</strong>e Geschirrspülmasch<strong>in</strong>e. Die Stufen s<strong>in</strong>d Vorspülung, Re<strong>in</strong>igung,<br />
Spülung, Nachspülung mit Neutralisation <strong>und</strong> Trocknung. Hierzu werden die gebrauchten<br />
Instrumente <strong>in</strong> Körbe, Kassetten o<strong>der</strong> Gestelle platziert. Für Instrumente mit Hohlkörpern<br />
gibt es eigene Spülsysteme <strong>in</strong>nerhalb des Automaten. Der eigentliche Re<strong>in</strong>igungsvorgang<br />
wird elektronisch gesteuert. Er wird an das aufzubereitende Instrumentarium per<br />
Programmauswahl entsprechend angepasst.<br />
� Bei <strong>der</strong> chemischen manuellen Des<strong>in</strong>fektion<br />
werden die zuvor gere<strong>in</strong>igten Instrumente blasenfrei <strong>und</strong> komplett benetzt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e<br />
Des<strong>in</strong>fektionslösung gelegt. Dabei ist zu beachten:<br />
Seite 19
Schalen mit Siebe<strong>in</strong>satz <strong>und</strong> Deckel verwenden.<br />
����������������������<br />
Nicht mit den Händen <strong>in</strong> die trübe o<strong>der</strong> meist auch Schaum bildende Des<strong>in</strong>fektionslösung<br />
fassen, denn durch evtl. scharfe Instrumente besteht Verletzungsgefahr.<br />
Die E<strong>in</strong>wirkzeit ist abhängig von <strong>der</strong> Konzentration des Des<strong>in</strong>fektionsmittels, <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Regel beträgt die Des<strong>in</strong>fektion r<strong>und</strong> e<strong>in</strong>e St<strong>und</strong>e (Herstellerangaben beachten!).<br />
Nach <strong>der</strong> Des<strong>in</strong>fektionszeit den Siebe<strong>in</strong>satz mit den Instrumenten aus <strong>der</strong> Schale<br />
nehmen <strong>und</strong> die Instrumente mit Wasser gründlich abspülen; mit fusselfreien Tüchern<br />
o<strong>der</strong> Druckluft trocknen.<br />
Wird anschließend ke<strong>in</strong>e Sterilisation durchgeführt, die Instrumente an e<strong>in</strong>em staubfreien<br />
Ort lagern o<strong>der</strong> verpacken.<br />
� Die masch<strong>in</strong>elle chemothermische Re<strong>in</strong>igung <strong>und</strong> Des<strong>in</strong>fektion<br />
erfolgt <strong>in</strong> Chemo-Des<strong>in</strong>fektoren bzw. Des<strong>in</strong>fektions- <strong>und</strong> Re<strong>in</strong>igungsgeräten. Bei diesen<br />
wird im Gegensatz zum Instrumenten-Re<strong>in</strong>igungsautomaten e<strong>in</strong> Re<strong>in</strong>igungs- <strong>und</strong><br />
Des<strong>in</strong>fektionsmittel e<strong>in</strong>gesetzt. Dieses wird <strong>in</strong> flüssiger Form o<strong>der</strong> als Pulver im jeweiligen<br />
Re<strong>in</strong>igungsabschnitt dazu gefügt. Die zur Des<strong>in</strong>fektion benötigten Temperaturen s<strong>in</strong>d im<br />
Vergleich zum re<strong>in</strong>en Thermo-Des<strong>in</strong>fektor (s. nächstes Verfahren) ger<strong>in</strong>ger <strong>und</strong> liegen bei<br />
60 bis 65 o C.<br />
� Die masch<strong>in</strong>elle Re<strong>in</strong>igung <strong>und</strong> thermische Des<strong>in</strong>fektion<br />
erfolgt ausschließlich <strong>in</strong> Thermo-Des<strong>in</strong>fektoren, auch RDG (Re<strong>in</strong>igungs-Des<strong>in</strong>fektions-<br />
Gerät) genannt. Diese Apparate komb<strong>in</strong>ieren die masch<strong>in</strong>elle Re<strong>in</strong>igung <strong>und</strong> thermische<br />
Des<strong>in</strong>fektion. Diese basiert darauf, dass sie mit feuchter Hitze bei e<strong>in</strong>er bestimmten<br />
Temperatur <strong>und</strong> e<strong>in</strong>er bestimmten Dauer zur Abtötung e<strong>in</strong>er gewissen Anzahl von Mikroorganismen<br />
führt. Die Temperaturen liegen zwischen 80 <strong>und</strong> 93 o C.<br />
Die wesentlichen Parameter zur Sicherheit <strong>und</strong> Wirksamkeit <strong>der</strong> masch<strong>in</strong>ellen<br />
Des<strong>in</strong>fektion sollten dokumentiert werden. Dafür gibt es Formblätter <strong>und</strong> Checklisten. Bei<br />
den neueren RDG s<strong>in</strong>d für e<strong>in</strong>e direkte Aufzeichnung Anschlüsse <strong>in</strong>stalliert, an die e<strong>in</strong><br />
Drucker angeschlossen werden kann.<br />
Seite 20
����������������������<br />
Das Kapitel <strong>der</strong> Instrumenten-Des<strong>in</strong>fektion soll an dieser Stelle nicht verlassen werden,<br />
ohne auf e<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>e Problematik h<strong>in</strong>zuweisen. Hierbei geht es um die<br />
Dazu vier Fallbeschreibungen:<br />
Hygiene <strong>der</strong> endoskopischen Geräte<br />
1997 wird bekannt, dass e<strong>in</strong> an Hepatitis erkranktes Ehepaar vorher endoskopiert<br />
worden war. Die Viren stammten von e<strong>in</strong>em Patienten, das vor den beiden<br />
untersucht worden war.<br />
2001 wird <strong>in</strong> New York e<strong>in</strong>e endoskopische Ambulanz geschlossen, weil sich dort<br />
m<strong>in</strong>destens neun Patienten ebenfalls mit Hepatitis C angesteckt hatten.<br />
2002 werden im Großraum München <strong>in</strong> 25 kl<strong>in</strong>ischen E<strong>in</strong>richtungen sowie <strong>in</strong> 30<br />
Praxen nie<strong>der</strong>gelassener Ärzte die Endoskopie-Geräte auf mikrobielle<br />
Verunre<strong>in</strong>igungen nach ihrer entsprechenden Aufbereitung untersucht. Das<br />
Ergebnis: Die Hälfte <strong>der</strong> <strong>in</strong>sgesamt kontrollierten 150 Geräte mussten beanstandet<br />
werden.<br />
2003 beschreibt das RKI etliche Fälle ungenügen<strong>der</strong> Des<strong>in</strong>fektion von Endoskopen.<br />
Es wurden dadurch Hepatitis B <strong>und</strong> C, Mykobakterien <strong>und</strong> Helicobacter pylori 26<br />
übertragen.<br />
Folgerung:<br />
Der Endoskopie-Aufbereitung kommt<br />
beim Patientenschutz e<strong>in</strong>e sehr hohe Bedeutung zu.<br />
Zur entsprechenden Qualitätssicherung gibt es diverse Empfehlungen, wie von <strong>der</strong><br />
B<strong>und</strong>esärztekammer (2000) <strong>und</strong> vom RKI (2003) 27 .<br />
Auf E<strong>in</strong>zelheiten <strong>der</strong> Re<strong>in</strong>igung von Endoskopiegerät kann hier wegen des Umfangs <strong>und</strong><br />
<strong>der</strong> spezifischen Details nicht e<strong>in</strong>gegangen werden.<br />
Jedoch stellen die Hygiene-Experten fest, dass<br />
� die masch<strong>in</strong>elle Aufbereitung mit e<strong>in</strong>em Des<strong>in</strong>fektionsgerät für Endoskope (RDG-E)<br />
deutlich bessere Re<strong>in</strong>igungsergebnisse br<strong>in</strong>gt als die manuelle. Daher gilt heute die<br />
masch<strong>in</strong>elle Des<strong>in</strong>fektion – von <strong>der</strong> Spülung mit des<strong>in</strong>fiziertem o<strong>der</strong> steril-filtriertem<br />
26<br />
E<strong>in</strong> Bakterium, das im menschlichen Magen vorkommt. Bestimmte Stämme von H. p. werden für e<strong>in</strong>e Reihe von Magen- <strong>und</strong><br />
Darmkrankheiten verantwortlich gemacht.<br />
27<br />
Adressen für Informationen <strong>und</strong> Checklisten im Anhang<br />
Seite 21
����������������������<br />
Wasser bis zur arbeitstäglichen Des<strong>in</strong>fektion <strong>und</strong> Sterilisation des Optik- <strong>und</strong><br />
Spülsystems - als unerlässlicher Stand <strong>der</strong> Technik.<br />
1.3.4 Des<strong>in</strong>fektion an<strong>der</strong>er Gegenstände sowie von Flächen <strong>und</strong> Böden<br />
Auch die Gegenstände <strong>und</strong> Geräte, die ke<strong>in</strong>e speziell mediz<strong>in</strong>ischen Instrumente s<strong>in</strong>d,<br />
sowie Flächen <strong>und</strong> Böden müssen <strong>in</strong> Arztpraxen ständig gere<strong>in</strong>igt <strong>und</strong> nötigenfalls<br />
des<strong>in</strong>fiziert werden.<br />
Darüber h<strong>in</strong>aus ist es selbstverständlich, dass das so genannte Patientenumfeld frei von<br />
Staub <strong>und</strong> Verunre<strong>in</strong>igungen se<strong>in</strong> muss. Es sollte für Patienten, an<strong>der</strong>e Besucher <strong>und</strong> die<br />
Mitarbeiter e<strong>in</strong>er Praxis <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em ansprechenden Zustand se<strong>in</strong>.<br />
Wie sich im „normalen“ Umfeld von mediz<strong>in</strong>ischen E<strong>in</strong>richtungen – also auch e<strong>in</strong>er Arztpraxis<br />
– Bakterien <strong>und</strong> an<strong>der</strong>e Keime tummeln, machen dieses deutlich:<br />
� 2006 ließ <strong>der</strong> Westdeutsche R<strong>und</strong>funk (WDR) 28 Stichproben von Wasserspen<strong>der</strong>n <strong>in</strong><br />
Apotheken <strong>und</strong> Praxen <strong>in</strong> Köln <strong>und</strong> Düsseldorf entnehmen. In 15 von 20 geprüften<br />
Fällen seien <strong>in</strong> den Wasserautomaten Keime „<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Menge gef<strong>und</strong>en worden, die<br />
den Richtwert für Tr<strong>in</strong>kwasser teils mehr als hun<strong>der</strong>tfach überschreitet“. In zwei<br />
Proben habe das untersuchende Labor sogar coliforme Bakterien entdeckt. Gr<strong>und</strong> für<br />
die Verseuchung <strong>der</strong> Wasserspeicher, die eigentlich die Patienten „laben“ <strong>und</strong> nicht<br />
noch zusätzlich krank machen sollen: E<strong>in</strong>e zu seltene Re<strong>in</strong>igung <strong>der</strong> Behälter <strong>und</strong><br />
Leitungen!<br />
� Nicht gerade e<strong>in</strong>ladend wirken Wartezimmer, <strong>in</strong> denen zerfled<strong>der</strong>te <strong>und</strong><br />
verfleckte Zeitschriften <strong>der</strong> „Marke uralt“ herumliegen! (Gott sei dank betrifft<br />
das nur wenige!)<br />
Hand aufs Herz: Müsste <strong>in</strong> solchen Fällen nicht <strong>der</strong> erste E<strong>in</strong>druck den Patienten<br />
vor <strong>der</strong> Konsultation des Arztes abschrecken? Abgesehen von <strong>der</strong> Tatsache,<br />
dass „unappetitliches“ Schriftgut erst gar nicht zum Lesen reizt, ist dieses auch<br />
noch e<strong>in</strong> Keimträger ersten Ranges.<br />
Zwar ist nicht erwiesen, dass Übertragungen schädlicher Mikroorganismen stattf<strong>in</strong>den,<br />
aber es liegt im wahrsten S<strong>in</strong>ne des Wortes „auf <strong>der</strong> Hand“, dass dies passieren kann.<br />
Vorsicht <strong>und</strong> Vorsorge sollte jedenfalls auch beim „Leserservice“ für die Patienten hier<br />
angebracht se<strong>in</strong>:<br />
� Alle<strong>in</strong> aus hygienischen Gründen die Zeitschriften bitte m<strong>in</strong>destens wöchentlich<br />
gegen neue Exemplare austauschen! E<strong>in</strong> nicht zu unterschätzen<strong>der</strong> Nebeneffekt:<br />
Die Wartezeit wird angenehmer, wenn sauberes Lesematerial ausliegt.<br />
28 Magaz<strong>in</strong>sendung „markt“, zitiert aus „Ärztezeitung“<br />
Seite 22
����������������������<br />
Dass im „banalen“ Umfeld, wo sich viele Menschen aufhalten, krankmachende Viren<br />
grassieren, fanden 2006 amerikanische Forscher beispielsweise <strong>in</strong> Hotelzimmern heraus.<br />
Sie entdeckten auf 35 % <strong>der</strong> Objekte e<strong>in</strong>es Zimmers, vor allem auf den Türgriffen, <strong>der</strong><br />
Fernseh-Fernbedienung <strong>und</strong> Lichtschaltern Erkältungs- bzw. Grippeviren!<br />
Auch auf Computertastaturen (auch die <strong>in</strong> Arztpraxen!) können<br />
sich sogar massenhaft pathogene Bakterien versammeln, wenn<br />
die Tastatur nicht mehrmals zwischendurch gere<strong>in</strong>igt bzw.<br />
des<strong>in</strong>fiziert wird. Auf allen kontrollierten 25 Tastaturen seien Keime<br />
<strong>und</strong> sogar Staphylokokken entdeckt worden (Das fanden ebenfalls<br />
US-Wissenschaftler 29 heraus).<br />
Deshalb empfehlen Hygieneexperten die Des<strong>in</strong>fektion <strong>der</strong> Tastatur mehr als fünf<br />
Sek<strong>und</strong>en lang mit e<strong>in</strong>em 70-prozentig Isopropylalkohol getränkten Tuch. Das<br />
elim<strong>in</strong>iert die Keime, ohne <strong>der</strong> Tastatur zu schaden.<br />
Die Hygienevorschriften sprechen bei Flächen, die den Patienten <strong>und</strong> das Personal<br />
umgeben, vom „unbelebten Umfeld“.<br />
„Im Vergleich zu „belebten Reservoiren“ des menschlichen Körpers, also z. B. Haut,<br />
Schleimhäute, W<strong>und</strong>en, sowie kontam<strong>in</strong>ierten Mediz<strong>in</strong>produkten <strong>und</strong> Arzneimitteln ist die<br />
Bedeutung <strong>der</strong> unbelebten Flächen als Quelle nosokomialer Infektionen nachrangig <strong>und</strong><br />
wissenschaftlich weniger umfangreich untersucht“. 30 Da jedoch vere<strong>in</strong>zelte <strong>und</strong><br />
ausbruchartige Erregerübertragungen auf Flächen festgestellt worden seien, „müssen<br />
diese <strong>in</strong> <strong>der</strong> Risikoanalyse berücksichtigt werden“.<br />
Das bedeutet: e<strong>in</strong>e Des<strong>in</strong>fektion für alle Flächen <strong>in</strong> Räumen mit möglichem<br />
Infektionsrisiko, also zum Beispiel <strong>in</strong> Sanitärräumen <strong>und</strong> im<br />
Behandlungsbereich!<br />
Die behördlichen Vorschriften sprechen davon, dass alle<strong>in</strong> die Re<strong>in</strong>igung von Flächen zur<br />
Reduzierung <strong>der</strong> Mikroorganismen um 50 bis 80 % führen kann. Durch e<strong>in</strong>e wirksame<br />
Des<strong>in</strong>fektion wird e<strong>in</strong>e signifikante Keimreduktion von 84 bis 99,9 % erreicht! 31<br />
Bei Des<strong>in</strong>fektion <strong>und</strong> Re<strong>in</strong>igung sollten wegen <strong>der</strong> möglichen „Aggressivität“ von<br />
Wirkstoffen Haushaltshandschuhe getragen werden. Die dünneren Gummihandschuhe<br />
s<strong>in</strong>d dafür jedoch ungeeignet. Wird lediglich e<strong>in</strong> alkoholisches Des<strong>in</strong>fektionsmittel<br />
verwendet, so s<strong>in</strong>d Schutzhandschuhe nicht notwendig.<br />
Zu des<strong>in</strong>fizierende Gegenstände bzw. Geräte, Flächen <strong>und</strong> Böden müssen auch<br />
gere<strong>in</strong>igt werden. Hierfür gibt es zwar komb<strong>in</strong>ierte Re<strong>in</strong>igungs- <strong>und</strong> Des<strong>in</strong>fektionsmittel,<br />
besser ist es aber, die getrennte Säuberung zunächst mit Des<strong>in</strong>fektionsmitteln<br />
<strong>und</strong> dann mit speziellen Re<strong>in</strong>igungsmitteln vorzunehmen.<br />
29 Infect Control Hospital Epidemiol 27, Chapel Hill 2006, zitiert aus “Ärztezeitung”<br />
30 Zitiert aus B<strong>und</strong>esgesetzblatt Ges<strong>und</strong>heitsforschung/Ges<strong>und</strong>heitsschutz 2004, Seite 51, erschienen im Spr<strong>in</strong>ger-Verlag<br />
31 dto, Seite 52<br />
Seite 23
����������������������<br />
Sprühdes<strong>in</strong>fektionen s<strong>in</strong>d gr<strong>und</strong>sätzlich empfehlenswert. Die jeweils notwendige<br />
E<strong>in</strong>wirkzeit ist abhängig von den Wirkstoffen <strong>und</strong> auf <strong>der</strong> Sprayflasche vermerkt. Für<br />
Geräte jedoch sollte ke<strong>in</strong> Spray verwendet werden, da die Des<strong>in</strong>fektionsmittel <strong>in</strong> das<br />
Innere geraten <strong>und</strong> Funktionsstörungen verursachen können. Für Wischdes<strong>in</strong>fektionen<br />
speziell auf Geräteoberflächen empfehlen sich die praktischen<br />
Des<strong>in</strong>fektionstücher. Achtung: Die Packungen nicht offen herumstehen lassen, weil<br />
die Tücher sonst schnell austrocknen <strong>und</strong> unbrauchbar werden.<br />
Für Des<strong>in</strong>fektionen von Waschbecken <strong>und</strong> Toiletten s<strong>in</strong>d handelsübliche Re<strong>in</strong>igungsmittel<br />
mit e<strong>in</strong>em Des<strong>in</strong>fektionsmittelzusatz praktisch. Es können dafür auch die üblichen<br />
Flächendes<strong>in</strong>fektionsmittel verwendet werden. Die anschließende Re<strong>in</strong>igung erfolgt am<br />
besten mit Scheuermittel.<br />
Die Des<strong>in</strong>fektion des Fußbodens ist hygienewissenschaftlich umstritten, denn es konnte<br />
bisher nicht e<strong>in</strong>deutig geklärt werden, ob speziell durch Fußböden Übertragungen von<br />
Krankheiten erfolgen.<br />
Jedoch ist e<strong>in</strong>e Fußboden-Des<strong>in</strong>fektion sehr wohl <strong>in</strong> Räumen mit <strong>in</strong>sgesamt hohem<br />
Infektionsrisiko notwendig. Das s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Arztpraxen die Räume für …<br />
� Endoskopie<br />
� Patienten mit hoch ansteckenden Infektionen<br />
� Dialyse<br />
� zentrale Des<strong>in</strong>fektion <strong>und</strong> Sterilisation<br />
� Laborarbeiten<br />
� Abfallbeseitigung<br />
In den an<strong>der</strong>en Räumen kann <strong>der</strong> Fußboden ebenfalls des<strong>in</strong>fiziert werden; <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel<br />
genügt jedoch e<strong>in</strong>e tägliche Re<strong>in</strong>igung. In Fällen jedoch, <strong>in</strong> denen dort <strong>in</strong>fektiöses Material<br />
auf den Fußboden gelangt bzw. wenn dieses nicht ausgeschlossen werden kann, muss<br />
<strong>der</strong> Boden m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>mal täglich des<strong>in</strong>fiziert werden. Das könnte beispielsweise für<br />
das ärztliche Behandlungszimmer zutreffen.<br />
Die Fußbodendes<strong>in</strong>fektion sollte – entsprechend dem Hygieneplan –<br />
nur von mediz<strong>in</strong>ischem Personal<br />
<strong>und</strong> nicht von Mitarbeitern e<strong>in</strong>er Re<strong>in</strong>igungsfirma ausgeführt werden!<br />
Bei <strong>der</strong> Fußbodendes<strong>in</strong>fektion müssen strapazierfähige Handschuhe getragen werden. Es<br />
s<strong>in</strong>d zwei Eimer o<strong>der</strong> e<strong>in</strong> Eimer mit zwei Kammern notwendig – e<strong>in</strong>e/r für das<br />
Des<strong>in</strong>fektionsmittel, <strong>der</strong>/die an<strong>der</strong>e für Wasser. Des<strong>in</strong>fektionsmittel <strong>und</strong> Wasser dürfen<br />
ke<strong>in</strong>e Re<strong>in</strong>igungsmittel zugefügt werden.<br />
Seite 24
Weiteres Vorgehen:<br />
Achtung:<br />
Des<strong>in</strong>fektionsmittel mit Schwamm o<strong>der</strong> Lappen<br />
gleichmäßig auf Boden verteilen;<br />
zwischendurch Schwamm o<strong>der</strong> Lappen<br />
im Wasser re<strong>in</strong>igen <strong>und</strong> ausdrücken;<br />
wie<strong>der</strong> mit Des<strong>in</strong>fektionsmittel tränken,<br />
wie<strong>der</strong> wischen <strong>und</strong> auf dem Boden verdunsten lassen;<br />
Fußboden während <strong>der</strong> E<strong>in</strong>wirk- bzw. Verdunstungszeit<br />
m<strong>in</strong>destens für e<strong>in</strong>e St<strong>und</strong>e nicht betreten;<br />
����������������������<br />
Lappen o<strong>der</strong> Schwämme, mit denen gewischt wurde,<br />
m<strong>in</strong>destens vier St<strong>und</strong>en lang <strong>in</strong> <strong>der</strong> Des<strong>in</strong>fektionslösung liegen lassen.<br />
Zu des<strong>in</strong>fizierende Räume dürfen nicht ausgefegt werden!<br />
Krankheitserreger würden sonst mit dem Staub aufgewirbelt <strong>und</strong> auf an<strong>der</strong>e Räume<br />
verteilt.<br />
Diese Räume dürfen auch nicht mit Bohnerwachs versiegelt werden!<br />
Wachs verschlechtert die Wirkung von Des<strong>in</strong>fektionsmitteln erheblich; außerdem könnten<br />
im Wachs Bakterien sozusagen konserviert werden. Empfehlenswerte Fußböden <strong>in</strong><br />
Räumen mit Infektionsgefahr s<strong>in</strong>d resistente Beläge, am besten Fliesen!<br />
Schließlich gibt es für Räume noch die Des<strong>in</strong>fektionsmöglichkeit mit ultravioletten<br />
Strahlen (UV). Diese kurzwellige UV-Strahlung dient speziell <strong>der</strong> Des<strong>in</strong>fektion großer<br />
Flächen bzw. kompletter Räume, z. B. durch UV-Deckenlampen <strong>in</strong> bakteriologischen<br />
Labors, die über Nacht e<strong>in</strong>geschaltet werden.<br />
1.3.5 Des<strong>in</strong>fektion von Textilien<br />
In mediz<strong>in</strong>ischen E<strong>in</strong>richtungen benutzte Textilien s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> drei Gruppen e<strong>in</strong>geteilt:<br />
<strong>in</strong>fektionsverdächtige Textilien<br />
<strong>in</strong>fektiöse Wäsche<br />
hoch<strong>in</strong>fektiöse Wäsche<br />
Wir gehen hier lediglich ausführlicher auf die für Arztpraxen <strong>in</strong>frage kommende Gruppe <strong>der</strong><br />
<strong>in</strong>fektionsverdächtigen Textilien e<strong>in</strong>. Für <strong>in</strong>fektiöse Wäsche (wie Kittel aus<br />
Infektionsstationen, benutzte OP-Kleidung, Hygienekleidung aus mikrobiologischen<br />
Labors) sowie für hoch<strong>in</strong>fektiöse Wäsche (wie Hygienekleidung <strong>und</strong> Patientenwäsche aus<br />
strenger Isolation) gelten beson<strong>der</strong>e bzw. geson<strong>der</strong>te Vorschriften.<br />
Seite 25
����������������������<br />
Infektionsverdächtige Textilien s<strong>in</strong>d solche, die nicht mit gefährlichen Infektionserregern<br />
<strong>in</strong> Kontakt kamen. Dazu gehört die Hygienebekleidung nach normalem<br />
Gebrauch, also auch die Dienstkleidung von Angestellten <strong>in</strong> Arztpraxen. Zu dieser Gruppe<br />
zählt auch die normale Krankenhauswäsche <strong>in</strong> kl<strong>in</strong>ischen E<strong>in</strong>richtungen.<br />
Gr<strong>und</strong>sätzlich gelten diese Regeln:<br />
� Die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Praxis verwendeten Kleidungsstücke s<strong>in</strong>d von an<strong>der</strong>en getrennt zu<br />
sammeln. Sie sollten verschlossen gelagert <strong>und</strong> transportiert werden.<br />
� Sie müssen des<strong>in</strong>fizierend gewaschen werden, d. h.<br />
mit e<strong>in</strong>er thermischen Wäschedes<strong>in</strong>fektion bei m<strong>in</strong>destens 90 o C<br />
über m<strong>in</strong>destens 15 M<strong>in</strong>uten<br />
o<strong>der</strong><br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er komb<strong>in</strong>ierten thermisch-chemischen Wäschedes<strong>in</strong>fektion bei etwa 60 0 C<br />
mit Zusatz e<strong>in</strong>es Des<strong>in</strong>fektionsmittels (z. B. Aldehyde, Peroxidverb<strong>in</strong>dungen).<br />
Mediz<strong>in</strong>textilien <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Bereiche, wie <strong>in</strong> Krankenhäusern <strong>und</strong> Altenheimen, werden <strong>in</strong><br />
großen Mengen produziert. Sie stehen an vierter Stelle aller verkauften Textilien, die nicht<br />
zu Mode- bzw. alltäglichen Kleidungs- <strong>und</strong> Wäschezwecken gehören. Mediz<strong>in</strong>textilien zu<br />
waschen <strong>und</strong> zu des<strong>in</strong>fizieren ist aufwändig, teuer <strong>und</strong> vor allem e<strong>in</strong> nicht zu<br />
unterschätzen<strong>der</strong> Umweltfaktor bezüglich von Energiee<strong>in</strong>satz <strong>und</strong> Gewässerbelastung.<br />
Zunehmende Resistenzen <strong>und</strong> Virulenzen von Viren, Bakterien <strong>und</strong> Pilzen sowie<br />
verän<strong>der</strong>te OP-Techniken stellen neue Anfor<strong>der</strong>ungen an die Waschverfahren.<br />
Bei den jüngsten Forschungen wurden Ressourcen schonende Re<strong>in</strong>igungs- <strong>und</strong><br />
Des<strong>in</strong>fektionsverfahren entwickelt. Dabei können e<strong>in</strong>ige Qualitäten von Mediz<strong>in</strong>textilien <strong>in</strong><br />
Verb<strong>in</strong>dung mit antimikrobiell wirkenden Peroxosäuren <strong>in</strong> Nie<strong>der</strong>temperaturbereichen (30<br />
bis 40 o C) gewaschen werden. 32 Entsprechende Erkenntnisse fließen <strong>in</strong> die vom RKI <strong>und</strong><br />
von <strong>der</strong> DGHM offiziell gelisteten Des<strong>in</strong>fektionsverfahren e<strong>in</strong>.<br />
1.4 Die Sterilisation<br />
Gr<strong>und</strong>sätzlich ist e<strong>in</strong>e Sterilisation nicht für alle Instrumente erfor<strong>der</strong>lich. Genauen<br />
Aufschluss geben die Richtl<strong>in</strong>ien <strong>und</strong> Empfehlungen des RKI.<br />
Durch Sterilisationen werden alle Mikroorganismen sowie <strong>der</strong>en Sporen abgetötet o<strong>der</strong><br />
<strong>in</strong>aktiviert. Im Gegensatz zur Des<strong>in</strong>fektion werden auch solche Organismen bzw.<br />
Lebewesen beseitigt, die ke<strong>in</strong>e Krankheiten verursachen.<br />
32<br />
Quellen aus dem Jahr 2000: Bekleidungsphysiologisches Institut Hohenste<strong>in</strong>, 74357 Bönnigheim, <strong>und</strong> B<strong>und</strong>esm<strong>in</strong>isterium für Bildung<br />
<strong>und</strong> Forschung (Abt.: Integrierter Umweltschutz, Bonn)<br />
Seite 26
����������������������<br />
Wie bereits erläutert (vgl. 1.3) können wegen <strong>der</strong> hohen Intensität <strong>der</strong> Verfahren nur<br />
Gegenstände bzw. Materialien – <strong>in</strong>nen <strong>und</strong> außen - sterilisiert werden. In <strong>der</strong> Praxis<br />
jedoch gel<strong>in</strong>gt auch e<strong>in</strong>e komplette Sterilisation nicht mit hun<strong>der</strong>tprozentiger Sicherheit.<br />
1.4.1 Physikalische Sterilisation<br />
Deshalb for<strong>der</strong>n die e<strong>in</strong>schlägigen Vorschriften e<strong>in</strong>e<br />
deutliche Herabsetzung <strong>der</strong> Anzahl vermehrungsfähiger<br />
Mikroorganismen o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e bestimmte<br />
Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit <strong>der</strong> vollständigen<br />
Sterilisation.<br />
Man unterscheidet zwischen physikalischer <strong>und</strong><br />
chemischer Strilisation:<br />
a) Durch heißen Dampf <strong>und</strong> Druck <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Sterilisator („Autoklavieren“)<br />
Die Dampfsterilisation ist das sicherste Verfahren <strong>in</strong> <strong>der</strong> Praxis <strong>und</strong> im Krankenhaus.<br />
Nach dem Pr<strong>in</strong>zip des Dampfdruck-Kochtopfs wirken hier Hitze (m<strong>in</strong>destens 121 bis<br />
140 o C), Überdruck (2 bis 3 bar) <strong>und</strong> re<strong>in</strong>er Wasserdampf (15 bis 30 M<strong>in</strong>uten lang)<br />
zusammen. Bei dieser Technik werden die mediz<strong>in</strong>ischen Geräte. Instrumente <strong>und</strong><br />
auch Textilien vorher <strong>in</strong> dampfdurchlässiges Material (e<strong>in</strong>geschweißt <strong>in</strong> Spezialpapier<br />
o<strong>der</strong> mit Folie umwickelt) verpackt. Die Methode hat den Vorteil, dass sie relativ rasch<br />
abläuft <strong>und</strong> - wegen <strong>der</strong> ger<strong>in</strong>geren Temperaturen - auch textile Materialien sowie<br />
wärmebeständiges Glas sterilisiert werden können.<br />
Achtung:<br />
Sterilgut, das nach dem Autoklavieren noch Ansammlungen von Kondensat enthält<br />
o<strong>der</strong> dessen Verpackung noch feucht ist, muss als unsteril angesehen werden <strong>und</strong><br />
darf nicht verwendet bzw. es muss erneut sterilisiert werden.<br />
b) Durch trockene Hitze <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Heißluftsterilisator<br />
Hierbei s<strong>in</strong>d die für diese Methode unempf<strong>in</strong>dlichen zu sterilisierenden Instrumente<br />
<strong>und</strong> mediz<strong>in</strong>ischen Kle<strong>in</strong>geräte unbed<strong>in</strong>gt m<strong>in</strong>destens 30 M<strong>in</strong>uten lang trockener Hitze<br />
von etwa 180 o C auszusetzen. Das Sterilisiergut muss vor dem Vorgang<br />
hitzebeständig verpackt werden, z. B. <strong>in</strong> Metallschalen mit Deckel o<strong>der</strong> Alum<strong>in</strong>iumfolie.<br />
Es muss nach <strong>der</strong> Sterilisation im geschlossenen Apparat abkühlen.<br />
Achtung: Hitzeempf<strong>in</strong>dliche Materialien können im Heißluftsterilisator nicht keimfrei<br />
gemacht werden. Weiterer Nachteil: Gegenüber dem Autoklavieren dauert die<br />
Heißluftsterilisation wegen <strong>der</strong> langen Abkühlzeit erheblich länger. Von<br />
Ausnahmefällen abgesehen ist die Heißluftsterilisation ke<strong>in</strong> hun<strong>der</strong>tprozentig<br />
Seite 27
����������������������<br />
zuverlässiges Verfahren. 33 Diese Methode <strong>der</strong> Sterilisation ist <strong>in</strong> Kl<strong>in</strong>iken <strong>und</strong> Praxen<br />
dann nicht vertretbar, wenn nicht die genannte M<strong>in</strong>desthitze <strong>und</strong> Dauer e<strong>in</strong>gehalten<br />
werden.<br />
c) Durch Radioaktivität<br />
Diese wird nur zur Sterilisation mediz<strong>in</strong>ischer E<strong>in</strong>mal-Artikel praktiziert. Die Gamma-<br />
Strahlen töten bei entsprechend hoher Dosierung alle Organismen ab, ohne dass die<br />
Materialien bzw. Gegenstände selbst radioaktiv werden. Die Methode wird aus<br />
Umweltschutzgründen heute kaum noch angewendet.<br />
1.4.2 Chemische Sterilisation<br />
Bei <strong>der</strong> chemischen Sterilisation werden Mikororganismen mittels chemischer Mittel<br />
abgetötet. Bei diesen Verfahren handelt es sich <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie um die Gassterilisation,<br />
komb<strong>in</strong>iert mit dem Verwenden von Des<strong>in</strong>fektionsmitteln. Es ist das Sterilisieren mit e<strong>in</strong>em<br />
mikrobioziden Gas 34 bei möglichst niedrigen Temperaturen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em geschlossenen<br />
System.<br />
Die Sterilisation mit Gasen ist somit vom Pr<strong>in</strong>zip her e<strong>in</strong> physikalisch-chemisches<br />
Nie<strong>der</strong>temperatur-Verfahren, aber<br />
� nur für so genannte „thermolabile“ Sterilisiergüter. Das s<strong>in</strong>d solche, die ke<strong>in</strong>en<br />
Temperaturen von mehr als 100 o C ausgesetzt werden können. Bei <strong>der</strong><br />
Gassterilisation s<strong>in</strong>d jedoch m<strong>in</strong>destens 60 o C Temperatur erfor<strong>der</strong>lich.<br />
Beste Beispiele hierfür s<strong>in</strong>d die<br />
� Sterilisationen von Endoskopen (nach Magen- <strong>und</strong> Darmspiegelungen) sowie<br />
� Laparoskopen (für die Bauchhöhlenspiegelung).<br />
Es gibt jedoch auch Endoskope, die autoklaviert werden können.<br />
33 laut Untersuchungen <strong>der</strong> Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft <strong>der</strong> Wissenschaftlichen <strong>und</strong> Mediz<strong>in</strong>ischen Fachgesellschaften (AWMF)<br />
34 E<strong>in</strong>e Substanz, die durch Druck <strong>und</strong> Temperatur <strong>in</strong> den Aggregatzustand Gas verwandelt wird; die drei klassischen<br />
Aggregatzustände s<strong>in</strong>d fest, flüssig <strong>und</strong> gasförmig. Flüssigkeiten <strong>und</strong> Gase werden auch Fluide genannt.<br />
Seite 28
����������������������<br />
Wie bei den an<strong>der</strong>en Verfahren muss auch bei <strong>der</strong> Gassterilisation das Sterilisiergut<br />
verpackt werden, bevor es <strong>in</strong> die dicht verschlossene Kammer kommt. Die Verpackung<br />
besteht aus gasdurchlässiger Spezialfolie o<strong>der</strong> –papier. Danach wird das jeweilige Gas<br />
e<strong>in</strong>geleitet, das nach <strong>der</strong> Sterilisationszeit umweltfre<strong>und</strong>lich aus <strong>der</strong> Kammer <strong>und</strong> dem<br />
Sterilgut beseitigt werden muss.<br />
Als Sterilisationsgase werden Ethylenoxid <strong>und</strong> Formaldehyd e<strong>in</strong>gesetzt. Beides s<strong>in</strong>d<br />
giftige Gefahrstoffe. Außerdem gibt es die Möglichkeit <strong>der</strong> Sterilisation mit ungiftigem<br />
Wasserstoffperoxid-Plasma 35 , das nur für thermolabile <strong>und</strong> feuchtigkeitsempf<strong>in</strong>dliche<br />
Instrumente verwendet wird.<br />
Abschließen<strong>der</strong> redaktioneller H<strong>in</strong>weis:<br />
Die Sicherheitsvorschriften für die verschiedenen Sterilisations-Apparaturen sowie für<br />
Des<strong>in</strong>fektions- <strong>und</strong> Sterilisationsmittel bei <strong>der</strong> Aufbereitung von Mediz<strong>in</strong>produkten werden im<br />
<strong>Lehrbrief</strong> 3 behandelt.<br />
35<br />
Plasma ist e<strong>in</strong> leitendes Gas, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Wissenschaft auch vierter Aggregatzustand genannt; mehr als 99 Prozent <strong>der</strong> sichtbaren<br />
Materie des Universums bef<strong>in</strong>den sich im Plasma-Zustand.<br />
Seite 29
Anhang<br />
1. Medienberichte<br />
2. Tabelle Obergruppen chemische Des<strong>in</strong>fektionsmittel<br />
3. Merkblatt Händehygiene<br />
4. Internet-Adressen <strong>und</strong> an<strong>der</strong>e Informationsquellen<br />
5. Lernkontrolle <strong>Lehrbrief</strong> 2
Volltext Agentur/ dpa-Textdatenbank Seite 1 von 1<br />
Meldung vom 23.10.2006 09:037:00<br />
rhs0018 4 vm 214 Irs 7069<br />
Urteile/Ges<strong>und</strong>heit/<br />
Hygienemängel: Arzt muss nach Infektion Patient<strong>in</strong> 25 000 Euro zahlen<br />
Koblenz (dpa/Irs) – E<strong>in</strong> Arzt aus dem Raum Bad Kreuznach muss wegen Hygienemängel <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er<br />
Praxis e<strong>in</strong>er Patient<strong>in</strong> 25 000 Euro Schmerzensgeld zahlen. Das entschied das Oberlandesgericht (OLG)<br />
Koblenz <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em am Montag bekannt gewordenen gr<strong>und</strong>legenden Urteil. E<strong>in</strong> Mediz<strong>in</strong>er muss demnach<br />
für die E<strong>in</strong>haltung <strong>der</strong> maßgeblichen Hygieneregeln sorgen. E<strong>in</strong>e Haftung entfalle nur, wenn <strong>der</strong> Arzt<br />
nachweisen könne, dass die bei e<strong>in</strong>em Patienten aufgetretene Infektion auch trotz Beachtung dieser<br />
Vorschriften e<strong>in</strong>getreten wäre (Az.: 5 U 1711/05).<br />
Das Gericht gab mit se<strong>in</strong>em Urteil <strong>der</strong> Klage e<strong>in</strong>er Patient<strong>in</strong> statt. Die Frau hatte e<strong>in</strong>e Spritze im<br />
Nacken <strong>und</strong> daraufh<strong>in</strong> e<strong>in</strong>en so genannten Spritzenabszess bekommen. Laut OLG fehlten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Praxis<br />
Hygienepläne <strong>und</strong> –anweisungen. Außerdem seien Des<strong>in</strong>fektionsmittel häufig nicht <strong>in</strong> ihren<br />
Orig<strong>in</strong>albehältnissen aufbewahrt worden <strong>und</strong> teilweise verkeimt gewesen. Zudem habe sich das<br />
Praxispersonal vor dem Aufziehen e<strong>in</strong>er Spritze <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel nicht die Hände des<strong>in</strong>fiziert.<br />
Vor diesem H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> sah es das Gericht als h<strong>in</strong>reichend wahrsche<strong>in</strong>lich an, dass mangelnde<br />
Hygiene <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong> für die Infektion <strong>der</strong> Kläger<strong>in</strong> war. Zwar gehörten Keimübertragungen zum<br />
Krankheitsrisiko e<strong>in</strong>es Patienten, für das e<strong>in</strong> Arzt nicht unbed<strong>in</strong>gt haftbar gemacht werden könne. An<strong>der</strong>s<br />
liege <strong>der</strong> Fall jedoch, wenn <strong>der</strong> Arzt nachweisbar gegen Hygienevorschriften verstoßen habe.<br />
Das Urteil des OLG Koblenz ist allerd<strong>in</strong>gs noch nicht rechtskräftig. Der Fall liegt nun vielmehr wegen<br />
se<strong>in</strong>er gr<strong>und</strong>sätzlichen Bedeutung dem B<strong>und</strong>esgerichtshof (BGH) <strong>in</strong> Karlsruhe vor (Az.: VI ZR 158/06).<br />
dpa gla hx em yyrs ja<br />
230937 Okt 06<br />
powered by APA-IT
�<br />
�������������������������<br />
�<br />
�������������������������������������������<br />
������������������������������������������������������������������������������������<br />
����������������������������������������������������������������������������������<br />
����������������������������������������������������������������������������������<br />
�������������������������������<br />
�����������������������������������������������������������������������������������������������<br />
����������������������������������������������������������������������������������������������<br />
���������������������������������������������������������������������������������������������<br />
������������������������������������������������������������������������������������������������<br />
����������������������������<br />
���������������������������������������������������������������������������������������������<br />
�����������������������������������������������������������������������������������������<br />
�������������������������������������������������������������������������������������������<br />
����������������������������������������������������������������������������������������������<br />
�
�������������������������<br />
�<br />
��������������������������������������������<br />
�������������������������<br />
���������������������������������������������������������������������������������<br />
�������������������������������������������������������������������������������������<br />
����������������������������������������������������������������������������<br />
������������������������������������������������������������������������������<br />
������������<br />
������������������������������������������������������������������������������������������������<br />
�������������������������������������������������������������������������������������������<br />
�������������������������������������������������������������������������������������������������<br />
�����������������������������������������������������������������������������������������<br />
�������������������������������������������������������������������������������������������<br />
����������������������������������������������������������������������������������������������<br />
�������������������������������������������������������������������������������<br />
�������������������������������������������������������<br />
����������������������������������������������������������������������������������������������������<br />
�����������������������������������������������������������������������������������������������<br />
�����������������������������������������������������������������������������������������<br />
�����������������������������������<br />
��������������������������������������<br />
����������������������������������������������������������������������������������������������<br />
���������������������������������������������������������������������������������������������<br />
������������������������������������������������������������������������������������������������<br />
����������������������������������������������������������������������������������������������<br />
���������������������������������<br />
��������������������������������������������������������������������������������������������������<br />
���������������������������������������������������������������������������������������<br />
������������������������������������������������<br />
�<br />
�<br />
�<br />
�
Obergruppen chemischer Des<strong>in</strong>fektionsmittel,<br />
ihre Wirkungsweisen <strong>und</strong> Anwendungsgebiete<br />
Des<strong>in</strong>fektionsmittel Bakterien Sporen Pilze Viren Anwendung<br />
Haut,<br />
Oxidationsmittel bakterizid sporozid fungizid viruzid<br />
Schleimhaut,<br />
Oberflächen,<br />
Instrumente<br />
Chlor:<br />
Oberflächen<br />
Halogene<br />
(Chlor, Jod)<br />
bakterizid sporozid fungizid viruzid<br />
<strong>und</strong> Wasser<br />
Jod:<br />
Haut,<br />
Schleimhaut<br />
Haut,<br />
Alkohole bakterizid wirkungslos fungizid<br />
nur bed<strong>in</strong>gt<br />
viruzid<br />
Schleimhaut,<br />
Oberflächen,<br />
Instrumente<br />
Aldehyde bakterizid sporozid fungizid viruzid<br />
Oberflächen,<br />
Instrumente<br />
Haut,<br />
Phenole bakterizid wirkungslos fungizid viruzid<br />
Schleimhaut,<br />
Oberflächen,<br />
Instrumente<br />
Oberflächen,<br />
Ethylenoxid bakterizid wirkungslos fungizid viruzid<br />
Instrumente,<br />
thermostabile<br />
Arzneimittel<br />
Detergenzien bakterizid wirkungslos fungistatisch wirkungslos Haut,<br />
Schleimhaut<br />
Chlorhexid<strong>in</strong><br />
bakteriziostatisch<br />
wirkungslos fungistatisch virustatisch Haut,<br />
Schleimhaut
Empfehlungen<br />
Händehygiene<br />
Mitteilung <strong>der</strong> Kommission für Krankenhaushygiene <strong>und</strong><br />
Infektionsprävention am Robert Koch-Institut<br />
1 Zielsetzung<br />
Die Hände des Personals s<strong>in</strong>d das wichtigste Übertragungsvehikel von<br />
Krankheitserregern [1-6]. Deshalb gehört die Händehygiene zu den wichtigsten<br />
Maßnahmen zur Verhütung von Krankenhaus<strong>in</strong>fektionen.<br />
Die Hand kann darüber h<strong>in</strong>aus als Infektionsquelle fungieren, wenn sich<br />
Mikroorganismen <strong>in</strong> den oberen Schichten <strong>der</strong> Haut o<strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>in</strong>fizierten Läsionen<br />
vermehren <strong>und</strong> von dort freigesetzt werden, was <strong>in</strong> <strong>der</strong> Infektionsprophylaxe zu<br />
berücksichtigen ist.<br />
Die unterschiedlichen Maßnahmen <strong>der</strong> Händehygiene dienen dem Schutz vor <strong>der</strong><br />
Verbreitung von Kontam<strong>in</strong>ation <strong>der</strong> Haut mit obligat o<strong>der</strong> potentiell pathogenen<br />
Erregern, <strong>der</strong> Entfernung <strong>und</strong>/o<strong>der</strong> Abtötung transienter Mikroorganismen, <strong>der</strong><br />
Reduktion <strong>der</strong> residenten Flora <strong>und</strong> <strong>der</strong> Entfernung von Verschmutzungen. Als<br />
Voraussetzung für die Händehygiene dürfen <strong>in</strong> Arbeitsbereichen mit erhöhter<br />
Infektionsgefährdung an Händen <strong>und</strong> Unterarmen ke<strong>in</strong>e Schmuckstücke,<br />
e<strong>in</strong>schließlich Uhren <strong>und</strong> Eher<strong>in</strong>ge, getragen werden [7] (Kategorie IV).<br />
2 Schutz vor Kontam<strong>in</strong>ation<br />
2.1 Nicht sterilisierte Schutzhandschuhe<br />
Bei vorhersehbarem o<strong>der</strong> wahrsche<strong>in</strong>lichem Erregerkontakt sowie bei möglicher<br />
massiver Verunre<strong>in</strong>igung mit Körperausscheidungen, Se- <strong>und</strong> Exkreten s<strong>in</strong>d<br />
Schutzhandschuhe anzulegen (Kategorie I B). Das betrifft z. B. die Pflege<br />
<strong>in</strong>kont<strong>in</strong>enter Patienten, das Waschen von MRSA-<strong>in</strong>fizierten Patienten, den<br />
Umgang mit Beatmungsschläuchen, die Entleerung von Wasserfallen,<br />
endotracheales Absaugen. Tracheostomapflege, Entsorgung von Sekreten,<br />
Exkreten <strong>und</strong> Erbrochenem, Blutentnahmen, Entfernen von Dra<strong>in</strong>agen,<br />
Verbänden u. a. mit Sekreten, Exkreten o<strong>der</strong> Fäzes kontam<strong>in</strong>ierten Materialien (z.<br />
B. Stoma). Nach Beend<strong>in</strong>gung <strong>der</strong> Tätigkeit, u. U. auch zwischen <strong>der</strong> Verrichtung<br />
verschiedener Tätigkeiten an e<strong>in</strong>em Patienten, s<strong>in</strong>d die Handschuhe im<br />
allgeme<strong>in</strong>en abzulegen, <strong>und</strong> es ist e<strong>in</strong>e hygienische Händedes<strong>in</strong>fektion<br />
durchzuführen, da Handschuhe ke<strong>in</strong>en absolut sicheren Schutz vor e<strong>in</strong>er<br />
Händekontam<strong>in</strong>ation gewährleisten (Perforation, ggf. auch Kontam<strong>in</strong>ation beim<br />
Ablegen) [8,9], (Kategorie I B).<br />
E<strong>in</strong>e hygienische Händedes<strong>in</strong>fektion behandschuhter Hände wird nicht allgeme<strong>in</strong><br />
empfohlen (Kategorie III), kann aber im Ausnahmefall erwogen werden, da auf<br />
angelegten Schutzhandschuhen e<strong>in</strong>e höhere Keimzahlreduktion als auf <strong>der</strong> Haut<br />
<strong>der</strong> Hand selbst erreichbar ist [10 - 12]. Das betrifft vor allem Situationen, die<br />
e<strong>in</strong>en sehr häufigen Handschuhwechsel erfor<strong>der</strong>n würden (z. B. i.v.-<br />
Blutentnahme), <strong>der</strong> erfahrungsgemäß häufig nicht durchgeführt wird (bzw. wird
<strong>in</strong> diesen Fällen vielfach ke<strong>in</strong> Handschuh angelegt). Allerd<strong>in</strong>gs müssen dabei<br />
folgende Voraussetzungen beachtet werden:<br />
- nachgewiesene Des<strong>in</strong>fizierbarkeit (Häufigkeit, Materialverträglichkeit,<br />
Handschuhfabrikat, Des<strong>in</strong>fektionsmittel),<br />
- ke<strong>in</strong> vorangegangenes Perforationsrisiko <strong>und</strong> ke<strong>in</strong>e bemerkte Perforation, ke<strong>in</strong>e<br />
Kontam<strong>in</strong>ation mit Blut, Se- <strong>und</strong> Exkreten,<br />
- ke<strong>in</strong>e erhöhte Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit e<strong>in</strong>er Kontam<strong>in</strong>ation mit Viren o<strong>der</strong><br />
multiresistenten Erregern [12].<br />
2.2 Verhütung e<strong>in</strong>er Infektionsübertragung von <strong>in</strong>fizierter Haut<br />
Bei Vorliegen <strong>in</strong>fektiöser Krankheitsprozesse <strong>der</strong> Haut des Personals ist jede mit<br />
e<strong>in</strong>em Infektionsrisiko verb<strong>und</strong>ene Tätigkeit, z. B. Operieren, Pflege <strong>und</strong><br />
Behandlung protektiv isolierter Patienten, Sterilabfüllung, Speisenzubereitung, bis<br />
zur Sanierung zu unterlassen [13], (Kategorie IB).<br />
2.3 Verh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung e<strong>in</strong>er Kontam<strong>in</strong>ation <strong>der</strong> Umgebung bei<br />
Durchführung von Maßnahmen <strong>der</strong> Händehygiene<br />
Waschplatz<br />
Wasserhähne an Waschbecken mit fließendem warmen <strong>und</strong> kalten Wasser, die<br />
von Beschäftigten mit direktem Patientenkontakt o<strong>der</strong> bei direktem Umgang mit<br />
Körperflüssigkeiten o<strong>der</strong> <strong>in</strong>fektiösem Material (z. B. <strong>in</strong> Laboratorien) benutzt<br />
werden, müssen ohne Handkontakt (z. B. Fuß- o<strong>der</strong> Ellbogenbedienung) zu<br />
bedienen se<strong>in</strong> [7], (Kategorie II). In Arbeitsbereichen mit erhöhter<br />
Infektionsgefährdung müssen an Handwaschplätzen für alle Beschäftigten<br />
Wasserarmaturen ohne Handkontakt zu betätigen se<strong>in</strong> [7] (Kategorie IV). Der<br />
Wasserstrahl darf nicht direkt <strong>in</strong> den Siphon gerichtet se<strong>in</strong>, um e<strong>in</strong> Verspritzen<br />
keimhaltigen Wassers zu vermeiden (Kategorie III).<br />
Spen<strong>der</strong><br />
Spen<strong>der</strong> sollten bequem per Ellenbogen, auf ke<strong>in</strong>en Fall aber nur durch direktes<br />
Anfassen, zu betätigen se<strong>in</strong>. Ebenso sollte <strong>der</strong> Auslass am Spen<strong>der</strong> nicht mit den<br />
F<strong>in</strong>gern berührt werden. Für die Benutzung von Des<strong>in</strong>fektionsmittelspen<strong>der</strong>n ist<br />
<strong>der</strong>en bequeme Erreichbarkeit wesentlich [1,14] (Kategorie I B).<br />
Waschlotion-, Des<strong>in</strong>fektionsmittel- <strong>und</strong> Handtuchspen<strong>der</strong> müssen leicht zu<br />
re<strong>in</strong>igen <strong>und</strong> zu des<strong>in</strong>fizieren se<strong>in</strong>. Waschlotionenspen<strong>der</strong> müssen vor dem<br />
erneuten Füllen gründlich gere<strong>in</strong>igt <strong>und</strong> des<strong>in</strong>fiziert werden. Dabei ist das System<br />
mehrfach gründlich mit heißem Wasser durchzuspülen, um Ablagerungen zu<br />
entfernen. Nicht vollständig entleerte Behälter dürfen nicht nachgefüllt werden<br />
[15]. Falls das Hautpflegemittel aus Spen<strong>der</strong>n entnommen wird, gelten die<br />
gleichen Anfor<strong>der</strong>ungen.<br />
Waschlotionen<br />
Die Waschlotionen müssen frei von pathogenen Keimen se<strong>in</strong>. Empfehlenswert ist<br />
die Verwendung von E<strong>in</strong>malflaschen, weil die Wie<strong>der</strong>aufbereitung <strong>und</strong> das<br />
Nachfüllen mit Kontam<strong>in</strong>ationsrisiken verb<strong>und</strong>en s<strong>in</strong>d (Kategorie III).<br />
Seifenstücke s<strong>in</strong>d nicht zulässig (Kategorie I B).
Des<strong>in</strong>fektionsmittelflaschen<br />
Entleerte Flaschen von Händedes<strong>in</strong>fektionsmitteln dürfen aufgr<strong>und</strong> des<br />
Arzneimittelgesetzes nur unter aseptischen Bed<strong>in</strong>gungen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />
Krankenhausapotheke nachgefüllt werden [15], (Kategorie IV). Daher empfiehlt<br />
sich auch hier die Verwendung von E<strong>in</strong>malflaschen.<br />
3 Maßnahmen <strong>der</strong> Händehygiene<br />
3.1 Hygienische Händedes<strong>in</strong>fektion<br />
Bei tatsächlicher wie auch fraglicher mikrobieller Kontam<strong>in</strong>ation <strong>der</strong> Hände muss<br />
e<strong>in</strong>e hygienische Händedes<strong>in</strong>fektion durchgeführt werden [13], (Kategorie I A).<br />
Bei mutmaßlicher o<strong>der</strong> wahrsche<strong>in</strong>licher Viruskontam<strong>in</strong>ation muss e<strong>in</strong> gegen die<br />
entsprechenden Viren wirksames Präparat, sofern dafür valide Prüfergebnisse<br />
vorliegen, verwendet werden. (z. B. Isoliere<strong>in</strong>heit, K<strong>in</strong><strong>der</strong>station, Verdacht o<strong>der</strong><br />
gesicherte übertragbare Virus<strong>in</strong>fektion; Kategorie I B).<br />
Die hygienische Händedes<strong>in</strong>fektion ist so durchzuführen, dass die<br />
Kontam<strong>in</strong>ationsflora noch auf den Händen weitgehend abgetötet wird (Kategorie I<br />
A).<br />
Zur hygienischen Händedes<strong>in</strong>fektion s<strong>in</strong>d vorzugsweise Mittel auf Wirkstoffbasis<br />
von Alkoholen zu verwenden [13,16]. Die zu verwendenden Mittel müssen den<br />
Standardzulassungen gemäß § 36 des AMG entsprechen [15], vorzugsweise s<strong>in</strong>d<br />
DGHM-gelistete Mittel zu verwenden. Auf Mittel aus <strong>der</strong> Des<strong>in</strong>fektionsmittelliste<br />
des RKI ist bei behördlich angeordneten Entseuchungen zurückzugreifen<br />
(Kategorie IV).<br />
Das alkoholische Präparat wird über sämtliche Bereiche <strong>der</strong> trockenen Hände<br />
unter beson<strong>der</strong>er Berücksichtigung <strong>der</strong> Innen- <strong>und</strong> Außenflächen e<strong>in</strong>schließlich<br />
Handgelenke, Flächen zwischen den F<strong>in</strong>gern, F<strong>in</strong>gerspitzen, Nagelfalze <strong>und</strong><br />
Daumen e<strong>in</strong>gerieben <strong>und</strong> für die Dauer <strong>der</strong> E<strong>in</strong>wirkungszeit feucht gehalten<br />
[13,17,18].<br />
E<strong>in</strong>e hygienische Händedes<strong>in</strong>fektion ist erfor<strong>der</strong>lich (Kategorie I B):<br />
- vor dem Betreten <strong>der</strong> re<strong>in</strong>en Seite <strong>der</strong> Personalschleuse von<br />
Operationsabteilungen, Sterilisationsabteilungen <strong>und</strong> an<strong>der</strong>en Re<strong>in</strong>raumbereichen,<br />
- vor <strong>in</strong>vasiven Maßnahmen, auch wenn dabei Handschuhe (steril o<strong>der</strong> nicht<br />
sterilisiert) getragen werden (z. B. Legen e<strong>in</strong>es Venen- o<strong>der</strong> Blasenkatheters, vor<br />
Angiographie, Bronchoskopie, Endoskopie, Injektionen, Punktionen),<br />
- vor Kontakt mit Patienten, die im beson<strong>der</strong>en Maße <strong>in</strong>fektionsgefährdet s<strong>in</strong>d (z.<br />
B. Leukämiepatienten, polytraumatisierte Patienten, bestrahlte o<strong>der</strong> sonstige<br />
schwer erkrankte Patienten, Verbrennungspatienten),<br />
- vor Tätigkeiten mit Kontam<strong>in</strong>ationsgefahr (z. B. Bereitstellung von Infusionen,<br />
Herstellung von Misch<strong>in</strong>fusionen, Aufziehen von Medikamenten),<br />
- vor <strong>und</strong> nach jeglichem Kontakt mit W<strong>und</strong>en,<br />
- vor <strong>und</strong> nach Kontakt mit dem Bereich <strong>der</strong> E<strong>in</strong>stichstellen von Kathetern,<br />
Dra<strong>in</strong>agen u. ä.,<br />
- nach Kontakt mit potentiell o<strong>der</strong> def<strong>in</strong>itiv <strong>in</strong>fektiösem Material (Blut, Sekret<br />
o<strong>der</strong> Exkremente) o<strong>der</strong> <strong>in</strong>fizierten Körperrregionen,<br />
- nach Kontakt mit potentiell kontam<strong>in</strong>ierten Gegenständen, Flüssigkeiten o<strong>der</strong><br />
Flächen (Ur<strong>in</strong>sammelsysteme, Absauggeräte, Beatmungsgeräte,
Beatmungsmasken, Trachealtuben, Dra<strong>in</strong>agen, Schmutzwäsche, Abfälle u.ä.),<br />
- nach Kontakt mit Patienten, von denen Infektionen ausgehen können o<strong>der</strong> die<br />
mit Erregern von beson<strong>der</strong>er krankenhaushygienischer Bedeutung besiedelt s<strong>in</strong>d<br />
(z. B. MRSA),<br />
- nach Ablegen von Schutzhandschuhen bei stattgehabtem o<strong>der</strong> wahrsche<strong>in</strong>lichem<br />
Erregerkontakt o<strong>der</strong> massiver Verunre<strong>in</strong>igung.<br />
Vor aseptischen Maßnahmen (z. B. bei Verbrennungspatienten) kann ggf.<br />
vergleichbar e<strong>in</strong>er chirurgischen Händedes<strong>in</strong>fektion e<strong>in</strong>e Händewaschung vor <strong>der</strong><br />
Händedes<strong>in</strong>fektion erfor<strong>der</strong>lich se<strong>in</strong>.<br />
In folgenden Situationen ist risikoabhängig die Entscheidung hygienische<br />
Händedes<strong>in</strong>fektion o<strong>der</strong> Händewaschung zu treffen (Kategorie I B):<br />
- vor Essenzubereitung <strong>und</strong> Essenverteilung,<br />
- vor <strong>und</strong> nach <strong>der</strong> Pflege bzw. Versorgung von Patienten, sofern nicht die zuvor<br />
genannten Indikationen für die hygienische Händedes<strong>in</strong>fektion zutreffen,<br />
- nach Toilettenbenutzung (bei Diarrhöe besteht hohe Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit e<strong>in</strong>er<br />
massiven Ausscheidung von viralen, bakteriellen o<strong>der</strong> parasitären<br />
Krankheitserregern mit zum Teil extrem niedriger Infektionsdosis; Rotavirus,<br />
SRSV, EHEC, Cl. difficile, Cryptosporidien, deshalb zuerst Händedes<strong>in</strong>fektion),<br />
- nach dem Naseputzen (bei Rh<strong>in</strong>itis besteht hohe Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit e<strong>in</strong>er<br />
viralen Infektion mit konsekutiver erhöhter Ausscheidung von S. aureus, deshalb<br />
zuerst Händedes<strong>in</strong>fektion).<br />
3.2 Händewaschung<br />
Vor Arbeitsbeg<strong>in</strong>n <strong>und</strong> nach Arbeitsende genügt e<strong>in</strong>e Händewaschung.<br />
Vor allem wegen <strong>der</strong> ger<strong>in</strong>geren Wirksamkeit ist die hygienische Händewaschung<br />
ke<strong>in</strong>e Alternative für die hygienische Händedes<strong>in</strong>fektion. Wird zusätzlich zur<br />
hygienischen Händedes<strong>in</strong>fektion e<strong>in</strong>e Re<strong>in</strong>igung gewünscht, soll diese bis auf<br />
folgende Ausnahmen erst nach <strong>der</strong> Des<strong>in</strong>fektion durchgeführt werden [13]<br />
(Kategorie I B). Stark beschmutzte Hände werden zunächst vorsichtig abgespült<br />
<strong>und</strong> warm gewaschen, wobei darauf zu achten ist, dass Umgebung <strong>und</strong> Kleidung<br />
nicht bespritzt werden (z. B. bei Blutverunre<strong>in</strong>igung). Gegebenenfalls ist <strong>der</strong><br />
Kontam<strong>in</strong>ationsbereich ist danach zu des<strong>in</strong>fizieren <strong>und</strong> <strong>der</strong> Kittel zu wechseln. Im<br />
Anschluss s<strong>in</strong>d die Hände zu des<strong>in</strong>fizieren. Bei punktueller Verunre<strong>in</strong>igung kann<br />
diese mit e<strong>in</strong>em mit Händedes<strong>in</strong>fektionsmittel getränktem Papierhandtuch,<br />
Zellstoff o. ä. entfernt <strong>und</strong> danach die Hand des<strong>in</strong>fiziert werden.<br />
3.3 Chirurgische Händedes<strong>in</strong>fektion<br />
Die chirurgische Händedes<strong>in</strong>fektion ist vor allen operativen E<strong>in</strong>griffen<br />
durchzuführen (Kategorie I A).<br />
Bed<strong>in</strong>gungen s<strong>in</strong>d (Kategorie I B):<br />
- F<strong>in</strong>gernägel müssen kurz <strong>und</strong> r<strong>und</strong> geschnitten se<strong>in</strong>.<br />
- Es dürfen ke<strong>in</strong>e Nagelbettverletzungen o<strong>der</strong> entzündliche Prozesse vorhanden<br />
se<strong>in</strong>.<br />
- Ausschließlich Nägel <strong>und</strong> Nagelfalze sollen bei Bedarf mit weicher (!),<br />
(thermisch) des<strong>in</strong>fizierter Kunststoffbürste <strong>und</strong> hygienischem Handwaschpräparat<br />
gere<strong>in</strong>igt werden [19,20].<br />
- Bürsten <strong>der</strong> Hände <strong>und</strong> Unterarme ist wegen Hautirritation <strong>und</strong> höherer
Keimabgabe zu unterlassen [13], (Kategorie I A).<br />
- Armaturen <strong>und</strong> Spen<strong>der</strong> dürfen nicht über Handkontakt bedient werden!<br />
Ausführung (Kategorie I B):<br />
Vor <strong>der</strong> am Op.-Tag erstmalig durchgeführten chirurgischen Händedes<strong>in</strong>fektion<br />
werden Hände <strong>und</strong> Unterarme bis zum Ellenbogen mit nach oben gerichteten<br />
F<strong>in</strong>gerspitzen <strong>und</strong> tief liegendem Ellenbogen während etwa 1 m<strong>in</strong> mit e<strong>in</strong>em<br />
Handwaschpräparat gewaschen.<br />
Länger dauernde Händewaschungen s<strong>in</strong>d wegen potentieller Hautschädigung<br />
abzulehnen, zumal dadurch ke<strong>in</strong>e weitere Keimzahlverm<strong>in</strong><strong>der</strong>ung erreicht wird<br />
[21 - 23]. Nach Abtrocknen mit e<strong>in</strong>em keimarmen E<strong>in</strong>malhandtuch [24] wird die<br />
Händedes<strong>in</strong>fektion durchgeführt [13].<br />
Während <strong>der</strong> vom Hersteller <strong>der</strong> Präparate angegebenen E<strong>in</strong>wirkungszeit müssen<br />
Hände <strong>und</strong> Unterarme vollständig mit Des<strong>in</strong>fektionslösung benetzt se<strong>in</strong>. E<strong>in</strong>e<br />
Händetrocknung danach ist mit Rekontam<strong>in</strong>ationsrisiko verb<strong>und</strong>en <strong>und</strong> nicht<br />
erfor<strong>der</strong>lich (falls jedoch gewünscht, nur mit sterilem Tuch zur<br />
E<strong>in</strong>malbenutzung); allerd<strong>in</strong>gs müssen die Hände vor dem Anlegen <strong>der</strong> Op.-<br />
Handschuhe lufttrocken se<strong>in</strong>, um Hautschäden vorzubeugen [13] <strong>und</strong> die<br />
Integrität des Op.-Handschuhs nicht zu gefährden [25].<br />
Bei Aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong>folge kurzer E<strong>in</strong>griffe (Op. + Op.-Pause < 60 m<strong>in</strong>) mit ger<strong>in</strong>ger<br />
Kontam<strong>in</strong>ationswahrsche<strong>in</strong>lichkeit (<strong>in</strong>takter Handschuh!) kann vor dem nächsten<br />
E<strong>in</strong>griff die Händewaschung unterbleiben [26], (Kategorie II).<br />
Ferner s<strong>in</strong>d folgende Aspekte von Bedeutung:<br />
Durch E<strong>in</strong>bürsten e<strong>in</strong>es alkoholischen Des<strong>in</strong>fektionsmittels <strong>in</strong> den Nagelfalz kann<br />
e<strong>in</strong>e Wirkungssteigerung erzielt werden [27]; dies empfiehlt sich, wenn e<strong>in</strong>e hohe<br />
Keimarmut erfor<strong>der</strong>lich ist, z. B. vor Implantation alloplastischer Materialien<br />
(Kategorie II).<br />
Sofern bei <strong>der</strong> Händewaschung bereits die Op.-Bereichskleidung angelegt ist,<br />
sollte e<strong>in</strong>e wasser<strong>und</strong>urchlässige keimarme Schürze [24] getragen werden, um e<strong>in</strong><br />
Durchnässen <strong>der</strong> Op.-Bereichskleidung zu verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n [28], (Kategorie I B).<br />
Es ist darauf zu achten, dass Bereiche oberhalb des Ellenbogens (Ärmel!) nicht<br />
befeuchtet werden (Kategorie III).<br />
3.4 Hautschutz <strong>und</strong> Hautpflege<br />
Hautpflege an Händen <strong>und</strong> Unterarmen ist e<strong>in</strong>e berufliche Pflicht, weil bereits<br />
kle<strong>in</strong>ste Risse bzw. Mikrotraumen potentielle Erregerreservoire s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> sich e<strong>in</strong>e<br />
nicht gepflegte Haut nicht sicher des<strong>in</strong>fizieren lässt [29], (Kategorie I B). Wichtig<br />
für die Bereitstellung von Hautpflegemitteln wie auch von Mitteln zur<br />
Händedes<strong>in</strong>fektion <strong>und</strong> Händewaschung ist neben <strong>der</strong> nachgewiesenen<br />
Wirksamkeit <strong>und</strong> e<strong>in</strong>em akzeptablen Preis auch die Akzeptanz durch das<br />
Personal, was se<strong>in</strong>en Nie<strong>der</strong>schlag <strong>in</strong> <strong>der</strong> Compliance bei allen Maßnahmen <strong>der</strong><br />
Händehygiene f<strong>in</strong>den wird.<br />
Hautpflegemittel sollten aus Spen<strong>der</strong>n o<strong>der</strong> Tuben entnommen werden [7] <strong>und</strong><br />
wegen präparatabhängig nachgewiesener Wirkungsbee<strong>in</strong>trächtigung <strong>der</strong><br />
alkoholischen Händedes<strong>in</strong>fektion am günstigsten <strong>in</strong> Arbeitspausen bzw. nach <strong>der</strong>
Arbeit angewendet werden, sofern vom Hersteller ke<strong>in</strong>e begründeten<br />
Anwendungsh<strong>in</strong>weise gegeben werden [30].<br />
Bei Gefährdung <strong>der</strong> Haut durch Arbeiten im feuchten Milieu s<strong>in</strong>d<br />
feuchtigkeitsdichte Handschuhe zu tragen, e<strong>in</strong>e gezielte arbeitsmediz<strong>in</strong>ische<br />
Vorsorge zu gewährleisten, e<strong>in</strong>e Betriebsanweisung zu erstellen <strong>und</strong> e<strong>in</strong><br />
Hautschutzplan zu erarbeiten [31], (Kategorie IV). Dabei gilt als Feuchtarbeit<br />
auch das Arbeiten mit flüssigkeitsdichten Handschuhen länger als zwei St<strong>und</strong>en.<br />
4 Funktionelle Voraussetzungen <strong>und</strong> Ausstattung für die<br />
Händehygiene<br />
Für jedes Patientenzimmer muss e<strong>in</strong>e für die Beschäftigten leicht erreichbare<br />
Waschgelegenheit verfügbar se<strong>in</strong>. Waschgelegenheiten müssen ebenso <strong>in</strong> Räumen<br />
angebracht werden, <strong>in</strong> denen diagnostische o<strong>der</strong> <strong>in</strong>vasive Maßnahmen bzw.<br />
Arbeiten durchgeführt werden, die Maßnahmen <strong>der</strong> Händehygiene erfor<strong>der</strong>n [14],<br />
(Kategorie II). Waschgelegenheiten sollen auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nähe unre<strong>in</strong>er<br />
Arbeitsbereiche vorhanden se<strong>in</strong>.<br />
Die Waschbecken s<strong>in</strong>d mit fließendem warmen <strong>und</strong> kalten Wasser <strong>und</strong><br />
Mischbatterie (vorzugsweise E<strong>in</strong>hebelmischbatterie) auszustatten. Die vom<br />
Personal benutzten Waschbecken s<strong>in</strong>d mit je e<strong>in</strong>em Spen<strong>der</strong> für<br />
Händedes<strong>in</strong>fektionsmittel <strong>und</strong> Waschlotion sowie mit Hautpflegemittel <strong>in</strong><br />
Spen<strong>der</strong>n o<strong>der</strong> Tuben auszustatten [7], (Kategorie IV). Jede Waschgelegenheit,<br />
die das Personal benutzt, ist mit e<strong>in</strong>em Handtuchspen<strong>der</strong> auszustatten, da die<br />
gründliche Trocknung Hautirritationen vorbeugt <strong>und</strong> das Übertragungsrisiko für<br />
Infektionen verm<strong>in</strong><strong>der</strong>t [32], (Kategorie IV). Falls ke<strong>in</strong> Retraktivspen<strong>der</strong><br />
verwendet wird [33], ist für gebrauchte Handtücher e<strong>in</strong> Sammelbehälter<br />
(Papierkorb bzw. Plastiksack) vorzusehen <strong>und</strong> für dessen regelmäßige Entleerung<br />
Sorge zu tragen.<br />
Die Empfehlung wurde im Auftrag <strong>der</strong> Kommission für Krankenhaushygiene <strong>und</strong><br />
Infektionsprävention des Robert Koch-Institutes <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> wesentlich bearbeitet<br />
von:<br />
A. Kramer, Leiter <strong>der</strong> Arbeitsgruppe (Greifswald), B. Christiansen (Kiel), M.<br />
Exner (Bonn), M. Rotter (Wien)<br />
Literatur<br />
1. Benzer H, Brühl P, Dietzel W, Hartenauer U, H<strong>in</strong>gst V, Kilian J, Kramer A, Lackner F, L<strong>in</strong>gnau<br />
W, Pauser G, Reybrouck G, Rotter M, Wewalka G (Europäisches <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>äres Komitee für<br />
Infektionsprophylaxe, EURIDIKI) (1996)<br />
Me<strong>in</strong>e Hände s<strong>in</strong>d sauber. Warum soll ich sie des<strong>in</strong>fizieren? Leitfaden zur hygienischen<br />
Händedes<strong>in</strong>fektion.<br />
mhp, Wiesbaden<br />
2. Casewell M, Phillips I (1977)<br />
Hands as route of transmission for Klebsiella species.<br />
Br Med J 2: 5-7<br />
3. Larson EL (1995)<br />
APIC guidel<strong>in</strong>e for handwash<strong>in</strong>g and hand antisepsis <strong>in</strong> health care sett<strong>in</strong>gs.<br />
Am J Infect Control 251-269<br />
4. Larson EA (1988)<br />
A causal l<strong>in</strong>k between handwash<strong>in</strong>g and risk of <strong>in</strong>fection? Exam<strong>in</strong>ation of the evidence.<br />
Infect Contr Hosp Epidemiol 9: 28-36
5. Bauer TM, Ofner E, Just HM, Just H, Daschner F (1990)<br />
An epidemiological study assess<strong>in</strong>g the relative importance of airborne and direct contact<br />
transmission of microorganisms <strong>in</strong> a medical <strong>in</strong>tensive care unit.<br />
J Hosp Infect 15: 301-309<br />
6. Pittet D, Dharau S, Touveneau S, Sauvan V, Perneger V (1999)<br />
Bacterial contam<strong>in</strong>ation of the hands of hospital staff dur<strong>in</strong>g rout<strong>in</strong>e patient care.<br />
Arch Int Med 159: 821-826<br />
7. VBG 103 (1994)<br />
Unfallverhütungsvorschrift Ges<strong>und</strong>heitsdienst v. 1.10.1982 i.d.F.v. 1.1.1997 (1. Nachtrag), <strong>in</strong>:<br />
RKI-Richtl<strong>in</strong>ie Krankenhaushygiene, Lieferung 15, 1998,<br />
Stuttgart: Gustav Fischer Verlag,<br />
8. Doebbel<strong>in</strong>g BN, Pfaller MA, Houston AK, Wenzel RP (1998)<br />
Removal of nosoco-mial pathogens from the contam<strong>in</strong>ated glove.<br />
Ann Intern Med 109: 394–398<br />
9. Olsen RJ, Lynch P, Coyle MB, Cumm<strong>in</strong>gs J, Bokete T, Stamm WE (1993)<br />
Exam<strong>in</strong>ation gloves as barriers to hand contam<strong>in</strong>ation <strong>in</strong> cl<strong>in</strong>ical practice.<br />
J Am Med Ass 270: 350-353<br />
10. Mitchell R, Cumm<strong>in</strong>g CG, Mac Lennan ED, Ross PW, Peutherer JG, Baxter PM (1983)<br />
The use of operat<strong>in</strong>g gloves <strong>in</strong> dental practice.<br />
Br Dent J 154: 372–374<br />
11. Gobetti JP, Cerm<strong>in</strong>aro M, Shipman CJR (1986)<br />
Hand asepsis. The efficacy of different soaps <strong>in</strong> the removal of bacteria from sterile, gloved<br />
hands.<br />
J Am Dent Assoc 113: 291–292<br />
12. Pitten F-A, Müller P, Heeg P, Kramer A (1999)<br />
Untersuchungen zur wie<strong>der</strong>holten Des<strong>in</strong>fizierbarkeit von E<strong>in</strong>weghandschuhen während des<br />
Tragens.<br />
Zbl Hyg Um-weltmed 201: 555-562<br />
13. Rotter M (1999)<br />
Hand wash<strong>in</strong>g and hand dis<strong>in</strong>fection. In: Mayhall CG (Ed) Hospital Epidemiology and Infection<br />
Control.<br />
Baltimore: Williams Wilk<strong>in</strong>s, , 1339-1355<br />
14. Garner JS, Favero MS (1986)<br />
Guidel<strong>in</strong>e for handwash<strong>in</strong>g and hospital environmental control, Atlanta: Centers for Disease<br />
Control, 1985.<br />
Infect Control 7: 231–235<br />
15. Arzneimittelgesetz, § 2 Abs. 1 <strong>und</strong> § 4 Abs. 14 (1994).<br />
BGBl. I S.3018<br />
16. Eckert DG, Ehrenkranz NJ, Alfonso BC (1989)<br />
Indications for alcohol or bland soap <strong>in</strong> removal of aerobic gram-negative sk<strong>in</strong> bacteria:<br />
assessment by a novel method.<br />
Infect Contr Hosp Epidemiol 10: 306-311<br />
17. Ayliffe GAJ, Babb JR, Davies JG, Lilly HA (1988)<br />
Hand dis<strong>in</strong>fection: a comparison of various agents <strong>in</strong> laboratory studies and ward studies.<br />
J Hosp Infect 11: 226–243<br />
18. Taylor LS (1978)<br />
An evaluation of handwash<strong>in</strong>g techniques.<br />
Nurs Times 74: 54–55, 108–111<br />
19. McG<strong>in</strong>ley KJ, Larson E, Leyden JJ (1988)<br />
Composition and density of microflora <strong>in</strong> the subungual space of the hand.<br />
J Cl<strong>in</strong> Microbiol 26: 950–953<br />
20. Hann JB (1973)<br />
The source of the “resident" flora.<br />
Hand 5: 247-252
21. Rotter M, Wewalka G, Koller W (1982)<br />
E<strong>in</strong>fluss e<strong>in</strong>iger Variablen auf die Ergeb-nisse von Prüfungen hygienischer<br />
Händedes<strong>in</strong>fektionsverfahren.<br />
Hyg Med 7: 157–166<br />
22. Heeg P, Oswald W, Schwenzer N (1986)<br />
Wirksamkeitsvergleich von Des<strong>in</strong>fektionsverfahren zur chirurgischen Händedes<strong>in</strong>fektion<br />
unter experimentellen <strong>und</strong> kl<strong>in</strong>ischen Bed<strong>in</strong>gungen.<br />
Hyg Med 11: 107–11<br />
23. Larson EL, Butz AM, Gullette DL, Laughon BA (1990)<br />
Alcohol for surgical scrubb<strong>in</strong>g.<br />
Infect Control Hosp Epidemiol 11: 139–143<br />
24. Robert Koch-Institut (1996)<br />
Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Hygiene an die Wäsche aus E<strong>in</strong>richtungen des Ges<strong>und</strong>heitsdienstes, die<br />
Wäscherei <strong>und</strong> den Waschvorgang <strong>und</strong> Bed<strong>in</strong>gungen für die Vergabe von Wäsche an<br />
gewerbliche Wäschereien.<br />
Anlage zu den Ziffern 4.4.3 <strong>und</strong> 6.4 <strong>der</strong> Richtl<strong>in</strong>ie Krankenhaushygiene <strong>und</strong> Infektionsprävention<br />
25. Pitten F-A, Herdemann G, Kramer A (2000)<br />
Sicherheit im Umgang mit Latex-Handschuhen: Experimentelle <strong>und</strong> kl<strong>in</strong>ische<br />
Beobachtungen.<br />
Stomatol, Heft 1/00<br />
26. Rehork B, Rüden H (1991)<br />
Investigations <strong>in</strong>to the efficacy of different procedures for surgical hand dis<strong>in</strong>fection between<br />
consecutive operations.<br />
J Hosp Infect 19: 115-127<br />
27. Heeg P, Ulmer R, Schwenzer N (1988)<br />
Verbessern Händewaschen <strong>und</strong> Verwendung <strong>der</strong> Handbürste das Ergebnis <strong>der</strong><br />
chirurgischen Händedes<strong>in</strong>fektion?<br />
Hyg Med 13: 270–272<br />
28. Rudolph H, Herberhold H J (1990)<br />
Des<strong>in</strong>fektion <strong>der</strong> Haut, hygienische <strong>und</strong> chirurgische Händedes<strong>in</strong>fektion. In: Hierholzer G,<br />
Hierholzer S (Hrsg) Hygieneanfor<strong>der</strong>ungen an operative E<strong>in</strong>heiten.<br />
Berl<strong>in</strong> Heidelberg New York: Spr<strong>in</strong>ger-Verlag, 19-41<br />
29. Mäkelä P (1993)<br />
Ges<strong>und</strong>e Haut als Voraussetzung für e<strong>in</strong>e effektive Händedes<strong>in</strong>fektion. In: Kramer A,<br />
Weuffen W, Gröschel D, Heeg P, H<strong>in</strong>gst V, Lippert H, Rotter M (Hrsg) Kl<strong>in</strong>ische Antiseptik.<br />
Berl<strong>in</strong> Heidelberg New York: Spr<strong>in</strong>ger-Verlag 97-103<br />
30. Schubert R (1982)<br />
Zur Kompatibilität von Hautpflege-Cremes mit Hautdes<strong>in</strong>fektions-Präparaten.<br />
Umweltmed 3: 56-58<br />
31. TRGS 531 – Gefährdung <strong>der</strong> Haut durch Arbeiten im feuchten Milieu, September 1996<br />
32. Patrick DR, F<strong>in</strong>don G, Miller TE (1997)<br />
Residual moisture determ<strong>in</strong>es the level of touch-contact associated bacterial transfer<br />
follow<strong>in</strong>g hand wash<strong>in</strong>g.<br />
Epidemiol Infect 119: 319-325<br />
33. Schmidt T, Kramer A (1996)<br />
E<strong>in</strong>fluss von Textil- <strong>und</strong> Papierhandtuch auf Hautparameter <strong>und</strong> Beziehungen zur<br />
Akzeptanz <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Modellversuch <strong>und</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Praxis.<br />
Hyg Med 21: 393-411
Informationsquellen<br />
Für die Beachtung von Aufbereitungen, Des<strong>in</strong>fektionen <strong>und</strong> Sterilisationen s<strong>in</strong>d<br />
folgende (Internet)-Adressen empfehlenswert.<br />
E<strong>in</strong> vorbildliches Muster-Beispiel für e<strong>in</strong>en Hygieneplan <strong>in</strong> <strong>der</strong> Arztpraxis kann<br />
<strong>der</strong> folgenden Website entnommen werden; die Seiten können ausgedruckt<br />
o<strong>der</strong> direkt <strong>in</strong> das eigene Praxis-Dateisystem zur <strong>in</strong>dividuellen Gestaltung<br />
übernommen werden:<br />
www.tag-<strong>der</strong>-haut.de/MusterPlanArztpraxis.doc<br />
Weitere Muster-Hygienepläne:<br />
www.kvnw.de<br />
www.frankfurt.de/sis/fr_ges<strong>und</strong>heitsamt.html<br />
www.Hygieneplan.de<br />
Checkliste zur Hygiene sowie spezielle Seiten zur Hygiene <strong>in</strong> <strong>der</strong> Endoskopie:<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Arztpraxis: www.aekno.de (über Kammerarchiv)<br />
Service/Fach<strong>in</strong>fos zu Hygienefragen, wie<br />
Des<strong>in</strong>fektionsmittellisten:<br />
www.dghm.org<br />
www.rki.de<br />
Infos zu allen Hygienefragen <strong>und</strong> speziell zur Händehygiene:<br />
www.hygnet.de/Compliancecontrol.htm<br />
Diese Enzyklopädie liefert alle Informationen auch zu mediz<strong>in</strong>ischen Themen<br />
<strong>und</strong> Hygienefragen: www.de.wikipedia.org<br />
Effektiver Webpräsentation für MFA mit generellen <strong>und</strong> speziellen Seiten:<br />
www.praxisfit.de<br />
Die aktuelle Des<strong>in</strong>fektionsmittel-Liste <strong>der</strong> DGHM ersche<strong>in</strong>t im<br />
mhp-Verlag, Ostr<strong>in</strong>g 13, 65205 Wiesbaden<br />
Przybylski, Frank: Regeln <strong>und</strong> Maßnahmen - Hygiene <strong>in</strong> <strong>der</strong> Praxis (Reihe<br />
Fachwissen kompakt, Cornelsen-Verlag, Berl<strong>in</strong> 2001)
Lernkontrolle Lernko kontrolle <strong>Lehrbrief</strong> 2<br />
GRATIS-Rück-Fax GRATIS-Rück-Fax an (0800) 3 99 56 00<br />
z. H. Frau Katja Backen, Q-<strong>Pharm</strong> AG<br />
������� ������� �� �<br />
Nachname, Vorname Praxis Dr. med. … PLZ Ort<br />
1. Was versteht man unter Des<strong>in</strong>fektion? __/2<br />
(Zwei Antworten s<strong>in</strong>d richtig, deshalb bitte nur zwei ankreuzen!)<br />
Gegenstände o<strong>der</strong> Körper(teile) mit chemischen<br />
o<strong>der</strong> physikalischen Methoden so behandeln, dass dort<br />
vorhandene pathogene Mikroorganismen abgetötet<br />
o<strong>der</strong> <strong>in</strong>aktiviert werden.<br />
Totes o<strong>der</strong> lebendes Material <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Zustand versetzen,<br />
<strong>in</strong> dem es nicht mehr <strong>in</strong>fizieren kann.<br />
Die Re<strong>in</strong>igung von Gegenständen <strong>und</strong> Materialien.<br />
2. Was soll mit Des<strong>in</strong>fektion <strong>und</strong> Sterilisation erreicht werden? __/1<br />
(Bitte nur e<strong>in</strong>e Antwort ankreuzen)<br />
Bakterien, Pilze, Viren <strong>und</strong> Sporen erfolgreich beseitigen,<br />
abwehren o<strong>der</strong> verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n.<br />
E<strong>in</strong>e keimfreie Praxis.<br />
3. Was s<strong>in</strong>d Mediz<strong>in</strong>produkte? __/2<br />
(Bitte nur e<strong>in</strong>e Antwort ankreuzen)<br />
Alle verschreibungspflichtigen Medikamente.<br />
Instrumente, Apparate, Geräte, Vorrichtungen <strong>und</strong> Stoffe, die<br />
Zur Erkennung, Verhütung, Überwachung, Behandlung<br />
<strong>und</strong> L<strong>in</strong><strong>der</strong>ung von Krankheiten e<strong>in</strong>gesetzt werden.<br />
4. Welche Art <strong>der</strong> Des<strong>in</strong>fektion wird am meisten angewandt? __/1<br />
_____________________________________________________<br />
Erreichte von<br />
Punktzahl <strong>in</strong>sgesamt<br />
__________ __________ / 35 Punkten<br />
Seite 1 von 4 Seiten
Lernkontrolle Lernko kontrolle <strong>Lehrbrief</strong> 2<br />
GRATIS-Rück-Fax GRATIS-Rück-Fax an (0800) 3 99 56 00<br />
z. H. Frau Katja Backen, Q-<strong>Pharm</strong> AG<br />
������� ������� ���� ���� �� �<br />
Nachname, Vorname Praxis Dr. med. … PLZ Ort<br />
5. Des<strong>in</strong>fektionsmittel werden <strong>in</strong> zwei Kategorien e<strong>in</strong>geteilt, <strong>und</strong><br />
zwar <strong>in</strong> organische <strong>und</strong> anorganische. anorganische. Ordnen Sie von den<br />
Substanzen Aldehyde, Alkohole, Phenole, Metalle, Halogene<br />
<strong>und</strong> Oxidationsmittel je<strong>der</strong> Kategorie die richtigen Substanzen<br />
zu. __/6<br />
a. organische Des<strong>in</strong>fektionsmittel:<br />
_____________________________________________________<br />
b. anorganische Des<strong>in</strong>fektionsmittel:<br />
_____________________________________________________<br />
6. Welche chemischen Des<strong>in</strong>fektionsmittel helfen gegen Viren?<br />
Benennen Sie bitte vier. __/4<br />
____________________________________________________<br />
____________________________________________________<br />
7. Des<strong>in</strong>fektionen werden <strong>in</strong> drei Kategorien e<strong>in</strong>geteilt:<br />
a) Grob-Des<strong>in</strong>fektion<br />
b) Fe<strong>in</strong>-Des<strong>in</strong>fektion<br />
c) Raum-Des<strong>in</strong>fektion<br />
Ordnen Sie hier die jeweils richtige Kategorie zu - __/3<br />
(Bitte <strong>in</strong> den Kästchen a, b o<strong>der</strong> c e<strong>in</strong>tragen!)<br />
…<strong>in</strong> <strong>der</strong> Arztpraxis nach <strong>der</strong> Sprechst<strong>und</strong>e<br />
…mit Mitteln für Instrumente, Flächen <strong>und</strong> Wäsche<br />
…mit hautverträglichen Mitteln für Hände <strong>und</strong> Haut<br />
Seite 2 von 4 Seiten
Lernkontrolle Lernko kontrolle <strong>Lehrbrief</strong> 2<br />
GRATIS-Rück-Fax an (0800) 3 99 56 00<br />
z. H. Frau Katja Backen, Q-<strong>Pharm</strong> AG<br />
������� ������ ���� ���� �� �<br />
Nachname, Vorname Praxis Dr. med. … PLZ Ort<br />
8. In Kl<strong>in</strong>iken <strong>und</strong> Arztpraxen gehört die Händedes<strong>in</strong>fektion zu<br />
den wichtigsten Maßnahmen des Personals. Erklären Sie warum! __/2<br />
(Zwei Antworten s<strong>in</strong>d richtig, deshalb bitte nur zwei ankreuzen!)<br />
…um zu verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n, dass Krankheitserreger durch die Hände<br />
des Personals von e<strong>in</strong>em auf den an<strong>der</strong>en Patienten übertragen<br />
werden<br />
…da es schon immer so gehandhabt <strong>und</strong> aus Gründen <strong>der</strong><br />
mediz<strong>in</strong>ischen Tradition weiter so praktiziert werden muss.<br />
…um Ärzte <strong>und</strong> helfendes Personal vor Infektionen<br />
zu schützen.<br />
9. Warum soll während <strong>der</strong> Arbeitszeit auf das Tragen von Schmuck<br />
an Händen <strong>und</strong> Armen verzichtet werden� werden������������������������������������������� ���������������������������������������� __/2<br />
_____________________________________________________<br />
_____________________________________________________<br />
_____________________________________________________<br />
10. Bei <strong>der</strong> chemisch-manuellen Des<strong>in</strong>fektion ist die E<strong>in</strong>wirkzeit<br />
abhängig von <strong>der</strong> Konzentration des Des<strong>in</strong>fektionsmittels.<br />
Wie lange dauert <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel die E<strong>in</strong>wirkzeit? __/1<br />
30 M<strong>in</strong>uten<br />
1 St<strong>und</strong>e<br />
1,5 St<strong>und</strong>en<br />
11. In mediz<strong>in</strong>ischen E<strong>in</strong>richtungen benutzte Textilien<br />
s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> drei Gruppen e<strong>in</strong>geteilt. Zu welcher Gruppe gehört<br />
die Dienstkleidung von Angestellten <strong>in</strong> Arztpraxen?<br />
(Bitte nur e<strong>in</strong>e Antwort ankreuzen!) __/1<br />
hoch<strong>in</strong>fektiöse Wäsche<br />
<strong>in</strong>fektiöse Wäsche<br />
<strong>in</strong>fektionsverdächtige Textilien<br />
Seite 3 von 4 Seiten
Lernkontrolle Lernko kontrolle <strong>Lehrbrief</strong> 2<br />
GRATIS-Rück-Fax an (0800) 3 99 56 00<br />
z. H. Frau Katja Backen, Q-<strong>Pharm</strong> AG<br />
������� ������ ���� ���� �� �<br />
Nachname, Vorname Praxis Dr. med. … PLZ Ort<br />
12. Welche Arten <strong>der</strong> Des<strong>in</strong>fektion kommen für die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Praxis<br />
getragenen Kleidungsstücke <strong>in</strong>frage? (Zwei Antworten s<strong>in</strong>d richtig) __/2<br />
Thermische Wäschedes<strong>in</strong>fektion bei m<strong>in</strong>destens 90 Grad<br />
Komb<strong>in</strong>iert thermisch-chemische Wäschedes<strong>in</strong>fektion bei<br />
60 Grad mit Des<strong>in</strong>fektionsmittel-Zusatz<br />
Normale 60-Grad-Wäsche mit Wasch- <strong>und</strong> Bleichmittel<br />
13. Welche Hauptverfahren <strong>der</strong> Sterilisation gibt es? __/2<br />
(Zwei Antworten s<strong>in</strong>d richtig)<br />
neutral-ökologische<br />
physikalische<br />
chemische<br />
14. Welchen Formen <strong>der</strong> physikalischen Sterilisation gibt es?<br />
(Drei Antworten s<strong>in</strong>d richtig) __/3<br />
die radioaktive Abtötung von Mikroorganismen<br />
durch heißen Dampf <strong>und</strong> Druck<br />
das Schockfrostverfahren<br />
mittels trockener Hitze mit hohen Temperaturen<br />
15. Welche mikrobioziden Gase werden bei <strong>der</strong> chemischen<br />
Sterilisation e<strong>in</strong>gesetzt? (Drei Antworten s<strong>in</strong>d richtig) __/3<br />
Formaldehyd<br />
Halogen<br />
Wasserstoffperoxid-Plasma<br />
Etyhlenoxid<br />
Chlorgas<br />
Seite 4 von 4 Seiten