Psychiatrische Versorgung und regionale Vielfalt - Integrierte ...
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Psychiatrische Versorgung und regionale Vielfalt - Integrierte ...
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Winterthur<br />
Junge Grossstadt<br />
mit Psychiatrieengagement<br />
EDITOrIAL<br />
Ursula Quiblier-Gantner<br />
Stv. Pflegedirektorin<br />
Mitglied der Redaktion<br />
Bülach-Eglisau<br />
Herausforderungen<br />
wirkungsvoll<br />
begegnen<br />
Wir freuen uns sehr, die Synapse nach<br />
über einem Jahr Pause wieder herausgeben<br />
zu können. Das leicht veränderte<br />
Layout soll die Neuauflage des<br />
Forums für die neue Psychiatrieregion<br />
Winterthur-Zürcher Unterland symbolisieren.<br />
Speziell möchten wir die Leserinnen<br />
<strong>und</strong> Leser aus dem Zürcher<br />
Unterland begrüssen! Wir wünschen<br />
uns, mit der Synapse als neutrale<br />
Plattform für die Akteure im Psychiatrienetzwerk<br />
etwas zum Wir-Gefühl<br />
beitragen zu können.<br />
Auch das Thema der ersten Ausgabe,<br />
«<strong>Psychiatrische</strong> <strong>Versorgung</strong> <strong>und</strong> <strong>regionale</strong><br />
<strong>Vielfalt</strong>», steht im Zusammenhang<br />
mit der neuen <strong>Versorgung</strong>sregion:<br />
Sollen städtische, ländliche <strong>und</strong> Agglo-<br />
merationsregionen mit den gleichen<br />
Angeboten präsent sein? Was haben<br />
die Bezirke Bülach <strong>und</strong> Andelfingen<br />
gemeinsam? Bei genauer Betrachtung<br />
zeigen sich doch wesentliche Unterschiede.<br />
Diese werden uns weiterhin<br />
herausfordern.<br />
Doch lohnt es sich, in eine systematische<br />
Vernetzung mit verschiedenen<br />
Zusammenarbeitsformen zu investieren,<br />
denn sie sind der Schlüssel für<br />
eine umfassende Behandlungsqualität<br />
zu Gunsten unserer Klientinnen <strong>und</strong><br />
Klienten.<br />
Weinland<br />
Mut zur<br />
Verantwortung<br />
Glatttal<br />
Psychiatrie <strong>und</strong><br />
Gemeinden ohne<br />
Berührungsangst<br />
Niklas Baer <strong>und</strong> Tanja Fasel<br />
Fachstelle für <strong>Psychiatrische</strong> Rehabilitation,<br />
Kantonale <strong>Psychiatrische</strong> Dienste BL<br />
Psychisch erkrankte Menschen sind<br />
nach wie vor häufig unter- oder fehlversorgt.<br />
Dabei ist die Inanspruchnahme<br />
der Ges<strong>und</strong>heitsversorgung regional sehr<br />
unterschiedlich ausgeprägt, <strong>und</strong> es zeigen<br />
sich auch in der Schweiz erhebliche kantonale<br />
Unterschiede. Die Hintergründe<br />
werden bis heute erst zum Teil verstanden,<br />
was die Steuerung der psychiatrischen<br />
<strong>Versorgung</strong> hemmt. Wenn bekannt wäre,<br />
welche Menschen aus welchen Gründen<br />
trotz psychiatrischem Behandlungsbedarf<br />
keine Behandlung aufsuchen, liessen sich<br />
Strukturen, Organisation <strong>und</strong> Massnahmen<br />
der psychiatrischen <strong>Versorgung</strong> entsprechend<br />
anpassen.<br />
Dielsdorf Nordost<br />
Sonne <strong>und</strong><br />
Schatten im<br />
ländlichen Wehntal<br />
Seite 2 Seite 3 Seite 3 Seite 4 Seite 5 Seite 6<br />
Bülach-Eglisau<br />
Embrachertal<br />
Glatttal<br />
Weinland<br />
Winterthur Nord<br />
Winterthur<br />
01/2011<br />
kurz <strong>und</strong> bündig<br />
<strong>Psychiatrische</strong> <strong>Versorgung</strong> <strong>und</strong> <strong>regionale</strong> <strong>Vielfalt</strong><br />
Dielsdorf Nordost<br />
Regensdorf-Furttal<br />
Winterthur Ost<br />
E�retikon-Brütten<br />
Eine vom Schweizerische Ges<strong>und</strong>heitsobservatorium<br />
(Obsan, B<strong>und</strong>esamt<br />
für Statistik) in Auftrag gegebene Analyse<br />
von knapp 300 Forschungsarbeiten zeigt,<br />
dass die personen- <strong>und</strong> systembezogenen<br />
Zusammenhänge mit der Inanspruchnahme<br />
von Behandlungsangeboten sehr komplex<br />
<strong>und</strong> dynamisch sind <strong>und</strong> sich kein<br />
einfaches Modell zur Vorhersage resp. zur<br />
Erklärung <strong>regionale</strong>r Unterschiede erstellen<br />
lässt (Fasel, Baer & Frick, 2010). Dennoch<br />
gibt es einige konstante Ergebnisse.<br />
Neben soziodemografischen Merkmalen<br />
(Frauen, Erwerbslose, Alleinstehende ect.),<br />
krankheitsbezogenen Faktoren (Schweregrad,<br />
Komorbidität, Chronizität, subjekti-<br />
Karte: Landschaften <strong>und</strong> Zentren bzw. neue Siedlungsstrukturen in der Psychiatrie-<br />
region Winterthur-Zürcher Unterland
2 01/2011 – <strong>Psychiatrische</strong> <strong>Versorgung</strong> <strong>und</strong> <strong>regionale</strong> <strong>Vielfalt</strong><br />
ves Leiden), <strong>regionale</strong>n Charakteristika (Urbanität, Ärztedichte,<br />
Anteil älterer <strong>und</strong> arbeitsloser Einwohner etc.) stehen auch einige<br />
systembezogene Faktoren in einem recht konsistenten Zusammenhang<br />
mit der Inanspruchnahme. Da diese für die Steuerung<br />
der Psychiatrie besonders relevant sind (da beeinflussbar),<br />
soll auf sie näher eingegangen werden.<br />
Sozioökonomische Faktoren – Erwerbsstatus, Bildungsstand<br />
<strong>und</strong> Einkommen – sind von entscheidender Bedeutung für das<br />
Risiko, an einer psychischen Störung zu erkranken bzw. die psychiatrische<br />
<strong>Versorgung</strong> stark überdurchschnittlich in Anspruch<br />
zu nehmen. Erwerbslosigkeit ist einer der bedeutsamsten Prädiktoren<br />
für psychiatrische <strong>und</strong> nicht-psychiatrische Ges<strong>und</strong>heitskosten.<br />
Daher ist entscheidend, wie effizient die Psychiatrie<br />
den Erwerbsstatus ihrer Patienten beeinflussen kann. Hier muss<br />
man annehmen, dass die psychiatrische <strong>Versorgung</strong> noch zu wenig<br />
fokussiert ist: Sehr viele Patienten treten aus den Angeboten<br />
aus, ohne eine geklärte Arbeitssituation, <strong>und</strong> viele verlieren im<br />
Rahmen ihrer psychiatrischen Behandlung ihre Arbeitsstelle.<br />
Dies verweist auf die Bedeutung der Austrittsplanung sowie<br />
der Verfügbarkeit psychiatrischer Angebote. Eine besonders<br />
häufige oder unnötige Nutzung stationärer psychiatrischer An-<br />
Junge Grossstadt mit Psychiatrieengagement<br />
Stadt Winterthur – Dr. med. Andreas Andreae, Ärztlicher Direktor ipw<br />
Winterthur ist im Aufschwung. Kürzlich hat sie sich mit einem<br />
rasanten Einwohnerzuwachs auf über 100'000 förmlich<br />
in die Liga Schweizer Grossstädte katapultiert. Nach deprimierendem<br />
Niedergang als stolze Industriestadt ist sie zum<br />
Dienstleistungs-, Hochschul-, Kultur- <strong>und</strong> Freizeitzentrum neu<br />
erblüht. Die Stadt glänzt wieder, der Anteil jüngerer Leute <strong>und</strong><br />
Familien ist stark gestiegen, in Industriebrachen sind heute schicke<br />
Trendwelten lebendig. Die urbane Lebensqualität wird gelobt,<br />
<strong>und</strong> ein hoher Sozialkontrakt lebt weiter. Die Pionierstadt für<br />
Grossmotoren <strong>und</strong> Versicherungen leistet heute wieder Pionierarbeit,<br />
für erneuerbare Energie oder mobiles Internet etwa.<br />
Und auch für Ges<strong>und</strong>heitsökonomie: die ersten Ärztenetzwerke<br />
sind hier entstanden, <strong>und</strong> bis heute hat man in Ges<strong>und</strong>heitsmodellen<br />
die Nase weit vorne. Auch für eine integrierte Psychiatrie<br />
hat man sich politisch stark gemacht. Die kleine Grossstadt<br />
bietet viel Professionalität <strong>und</strong> Spezialisierung im Ges<strong>und</strong>heitssektor,<br />
die grosse Kleinstadt ein Gemeinwesen mit persönlichen<br />
Begegnungen, Wir-Gefühl, Überblick <strong>und</strong> Hilfe. Grosse Ges<strong>und</strong>heits-<br />
<strong>und</strong> Sozialanbieter sind am Ort konzentriert <strong>und</strong> spannen<br />
zusammen. Ganz selbstverständlich sitzen z.B. das Akutspital,<br />
städtische Departemente, Ärztevereinigungen, Versicherer <strong>und</strong><br />
Hochschule am Tisch <strong>und</strong> verhandeln proaktiv die Zukunft.<br />
Auch die Psychiatrie verhandelt stets mit, die ipw genauso<br />
wie die Verbände der 75 praktizierenden Psychiater <strong>und</strong> der 78<br />
psychologischen Psychotherapeutinnen. Schnittstellengebiete<br />
wie Sucht oder Alter werden zwischen Stadt <strong>und</strong> ipw seit langem<br />
in engster Kooperation angegangen. Auf solchen Pfeilern der Civitas<br />
<strong>und</strong> zentralörtlicher Ressourcenballung konnte sich seit<br />
zehn Jahren eine integrierte psychiatrische <strong>Versorgung</strong> mit moderner<br />
Netzwerkarbeit etablieren, die auch ohne Budgetsteuerung<br />
Qualität <strong>und</strong> Effizienz bringt. Patienten <strong>und</strong> Leistungserbringer<br />
sind mit der <strong>Versorgung</strong> zufriedener als früher. Nirgends<br />
gibt es durchschnittlich so wenige Zwangseinweisungen.<br />
Winterthurer nehmen allerdings 3-4 mal häufiger Behand-<br />
gebote lässt sich teilweise vermeiden durch gut ausgebaute gemeindepsychiatrische<br />
Strukturen <strong>und</strong> durch eine Austrittsplanung,<br />
die vor allem die soziale <strong>und</strong> berufliche Situation der<br />
Patienten fokussiert. Bedeutend ist dabei, dass diese <strong>Versorgung</strong>sstrukturen<br />
nicht nur vorhanden sind, sondern auch patientenbezogen<br />
<strong>und</strong> konzeptionell integriert funktionieren. Ebenfalls<br />
bedeutend ist, dass ein guter Zugang zur hausärztlichen<br />
Behandlung zu einer erhöhten <strong>und</strong> früheren Nutzung der psychiatrischen<br />
Angebote führt.<br />
« Wenn bekannt wäre, welche Menschen aus welchen<br />
Gründen keine Behandlung aufsuchen, liessen sich<br />
Massnahmen entsprechend anpassen.»<br />
In Anbetracht der insgesamt gut ausgebauten psychiatrischen<br />
<strong>Versorgung</strong> in der Schweiz liesse sich deren Qualität noch<br />
steigern durch eine ganzheitlichere Wahrnehmung der Patienten<br />
in ihren sozial-beruflichen Bezügen wie auch in ihrem institutionsübergreifenden<br />
Lebensverlauf <strong>und</strong> schliesslich durch<br />
eine integrierte <strong>Versorgung</strong>, welche dynamischen <strong>und</strong> längerfristigen<br />
Krankheitsverläufen gerechter wird.<br />
« Winterthurer nehmen markant häufiger Behandlungen der<br />
ipw in Anspruch als ländliche, kleinstädtische oder suburbane<br />
Teilgebiete.»<br />
lungen der ipw in Anspruch als etwa die Weinländer, <strong>und</strong> auch<br />
die anderen ländlichen, kleinstädtischen oder suburbanen Teilgebiete<br />
der Psychiatrieregion liegen tiefer. Der <strong>Versorgung</strong>splanung<br />
stellen sich deshalb Fragen: Ist man in diesem gut aufgestellten<br />
städtischen Lebensraum dennoch kränker? Suchen<br />
Menschen mit schwereren Störungen hierher Zuflucht? Schaffen<br />
die nach Winterthur konzentrierten Regionsangebote eine zu<br />
hohe Nachfrage im direkten städtischen R<strong>und</strong>um, z.B. auch das
3 01/2011 – <strong>Psychiatrische</strong> <strong>Versorgung</strong> <strong>und</strong> <strong>regionale</strong> <strong>Vielfalt</strong><br />
niederschwellige Kriseninterventionszentrum? Oder ist nur hier<br />
echte Vollversorgung umgesetzt, welche den wahren Bedarf<br />
ausreichend deckt?<br />
Die Analyse zeigt, dass jede Annahme etwas zur Erklärung<br />
beiträgt. Das Problem der Über- <strong>und</strong> Unterversorgung in der<br />
Heterogenität der weiträumigen Psychiatrieregion Winterthur-<br />
Zürcher Unterland stellt sich. Eine Harmonisierung über die<br />
Teilregionen ist anzustreben. Aber nicht überall ist Winterthur.<br />
Mut zur Verantwortung<br />
Herausforderungen wirkungsvoll begegnen<br />
Bülach-Eglisau – Dr. med. Otmar Wäger, Psychotherapeutische Praxisgemeinschaft Bülach,<br />
Mitglied der Arbeitsgruppe «Bülach – Stadt ohne Hindernisse», Regionale Psychiatriekommission<br />
Zürcher Unterland <strong>und</strong> Präsident Verein für Sozialpsychiatrie Zürcher Unterland<br />
Seit über 20 Jahren bin ich eingeb<strong>und</strong>en in eine grössere Praxisgemeinschaft.<br />
Unser Kerngedanke ist es, die Patientinnen<br />
<strong>und</strong> Patienten mit den anderen Versorgenden eng zu vernetzen,<br />
im Sinne einer koordinierten Integration von Dienstleistungen<br />
der psychosozialen Anbieter. Wir haben die Aufgabe, die<br />
Klienten in ihrer «Expertenrolle» bezüglich der von ihnen erlebten<br />
Beeinträchtigung zu stärken, sie in ihren Möglichkeiten des<br />
Teilens, Mitteilens, des Interagierens <strong>und</strong> des Partizipierens zu<br />
ermutigen <strong>und</strong> sie als eigentliche Treiber von Ges<strong>und</strong>heits-, beziehungsweise<br />
Recovery-Innovationen zu anerkennen. Das gemeinsame<br />
Handeln <strong>und</strong> Aushandeln mit befähigten, aktiven,<br />
kompetenten Patientinnen <strong>und</strong> Patienten, in enger Zusammenarbeit<br />
mit den relevanten Bezugspersonen des Helfernetzes, inspiriert<br />
uns heute noch.<br />
« Wir haben die Aufgabe, die Klienten in ihrer Expertenrolle<br />
zu stärken <strong>und</strong> sie als eigentliche Treiber von Recovery-<br />
Innovationen zu anerkennen.»<br />
Bülach – Stadt ohne Hindernisse. Diese vom Sozialvorstand<br />
der Stadt Bülach initiierte Arbeitsgruppe macht es sich zur Aufgabe,<br />
Behinderten den Zugang zum öffentlichen Leben <strong>und</strong> zur<br />
städtischen Gemeinschaft zu ebnen. In der Arbeitsgruppe arbeiten<br />
Betroffene mit unterschiedlichen Behinderungen mit. Ich<br />
kann dort meine Anliegen einbringen, die sich auf Gr<strong>und</strong> meiner<br />
Tätigkeit ergeben. Für die Jahre 2010/2011 stehen die Bemühungen<br />
für Menschen mit einer psychischen Beeinträchtigung<br />
im Vordergr<strong>und</strong> bei den diversen Aktivitäten der Gruppe.<br />
Als Mitglied der «Regionalen Psychiatriekommission Zürcher<br />
Unterland» hatte ich die Möglichkeit, beim Projekt der Fusion<br />
der Psychiatrieregionen Winterthur <strong>und</strong> Zürcher Unterland mit-<br />
Weinland – Kerstin Knebel, Gemeinderätin Rheinau<br />
Mitglied der Aufsichtskommission der <strong>Psychiatrische</strong>n Kliniken Kanton Zürich<br />
Als Vorsteherin der Vorm<strong>und</strong>schaftsbehörde stelle ich eine<br />
deutliche Zunahme von komplexen Fällen psychisch erkrankter<br />
Menschen fest. Ein unliebsamer Parcours von Polizei-<br />
Einsatz, FFE, Entlassung nach wenigen Tagen ohne Anschlusslösung<br />
<strong>und</strong> überfordertem Umfeld wiederholt sich – mit grossem<br />
Aufwand für alle Beteiligten <strong>und</strong> ohne Verbesserung der Situati-<br />
Die gemeindenahen Modelle werden sich wohlweislich an lokale<br />
Eigenheiten halten <strong>und</strong> deshalb variieren. Winterthur aber<br />
wird eine Werkstatt bleiben <strong>und</strong> intelligente Modelle suchen<br />
müssen für die bevorstehenden Herausforderungen: Zunahme<br />
der Bevölkerung, Verstädterung, Migration <strong>und</strong> Überalterung,<br />
Schwinden der Hausärzte, Psychiater <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsbudgets<br />
sowie Trends der Suchtproblematik, Arbeitslosigkeit <strong>und</strong><br />
Sozialhilfe.<br />
zuarbeiten <strong>und</strong> meine Vorstellungen von einer patienten- <strong>und</strong><br />
bedarfsgerechten <strong>Versorgung</strong> einzubringen. Dabei brachte ich<br />
den Wunsch zum Ausdruck, dem Zentrum Hard ein unver-<br />
wechselbares Profil zu geben: zukunftsorientierte Visionen, die<br />
nach innen breit abgestützt <strong>und</strong> nach aussen transparent kommuniziert<br />
werden; zeitgemässe Führungsstrukturen, welche ein<br />
zeitgemässes Spitalmanagement ermöglichen. Zudem soll das<br />
Zentrum Hard als Drehscheibe zwischen den verschiedenen Leistungserbringern<br />
als aktiver Vernetzer agieren.<br />
Im Verein für Sozialpsychiatrie Zürcher Unterland «wisli»<br />
setzen wir uns seit über 20 Jahren für die Integration psychisch<br />
kranker Menschen in die Gesellschaft ein. Angebote wie Supported<br />
Employment, Home Treatment <strong>und</strong> Supported Housing<br />
konnten bedarfsgerecht entwickelt werden. Heute führt der Verein<br />
eine eigene, von der IV anerkannte Integrationsfachstelle.<br />
Der Verein bietet 60 Arbeitsplätze im wisli gate catering – einer<br />
Sozialfirma am Flughafen – 50 geschützte Werkstatt-Arbeitsplätze<br />
inklusive Tagesstätte in Bülach sowie ein Angebot von 30<br />
Plätzen im begleiteten <strong>und</strong> 20 Plätzen im betreuten Wohnen. Als<br />
Präsident des Vereins bin ich stolz auf diese gut funktionierende,<br />
Stärken-Schwächen-bewusste, zukunftsorientierte psychiatrische<br />
Institution. Dank zeitgemässen, unternehmerischen Führungsstrukturen<br />
<strong>und</strong> dem attraktiven Leistungsangebot hat sich<br />
der Verein – nebst dem Zentrum Hard der ipw – zu einem sozialpsychiatrischen<br />
Kompetenzzentrum gemausert.<br />
Die beschriebene <strong>Vielfalt</strong> der sozialpsychiatrischen Angebote<br />
mit systematischer Evaluation der Verlaufserfolge <strong>und</strong> entsprechender<br />
Konzeptanpassung, die aktive Öffentlichkeitsarbeit<br />
<strong>und</strong> Medienpräsenz machen uns im Zürcher Unterland fit, den<br />
Herausforderungen der psychiatrischen <strong>Versorgung</strong> wirkungsvoll<br />
zu begegnen.<br />
on für die betroffenen Patientinnen <strong>und</strong> Patienten. Im Spitexbereich<br />
erlebte ich Angehörige, meist ältere Ehepartner, die mit der<br />
Betreuung von psychisch kranken Familienmitgliedern total überfordert<br />
waren, was eine erneute Einweisung zur Folge hatte.<br />
Die Bestrebungen «ambulant vor stationär» im neuen Psychiatriekonzept<br />
können für Viele erfolgreich umgesetzt werden,
4 01/2011 – <strong>Psychiatrische</strong> <strong>Versorgung</strong> <strong>und</strong> <strong>regionale</strong> <strong>Vielfalt</strong><br />
vorausgesetzt es ist eine tragfähige Kooperation vorhanden. Bei<br />
diesem Konzept ist jedoch das betreuende Umfeld schlichtweg<br />
untergegangen, das oft über längere Zeiträume unter körperlicher<br />
oder verbaler Gewalt zu leiden hat. Neue Finanzierungsmodelle,<br />
die noch kürzere Aufenthaltszeiten zum Ziel haben,<br />
oder Konzepte von «offenen Akutstationen» werden diesen Leidensdruck<br />
meines Erachtens noch erhöhen.<br />
In der Psychiatrie wurden in der Vergangenheit viele Menschen<br />
unwürdig in «Anstalten» untergebracht. Hier in der Klinik<br />
« Es gibt kaum noch eine Stelle, die bereit ist, Verantwortung<br />
zu übernehmen.»<br />
Rheinau leben Patienten, die schon mehr als 60 Jahre hinter den<br />
Klostermauern verbrachten <strong>und</strong> um deren Rechte sich damals<br />
niemand kümmerte. In dieser Hinsicht wurden sicher wichtige<br />
Schritte unternommen: Heute setzt man psychisch kranken<br />
Menschen in ihrem Verhalten fast keine Grenzen mehr <strong>und</strong> sie<br />
können eine dringend nötige Behandlung auch verweigern. Das<br />
Gr<strong>und</strong>recht der persönlichen Freiheit überwiegt. Das B<strong>und</strong>esgericht<br />
hat kürzlich erneut ein Urteil zu diesem Thema gefällt.<br />
In ihrer Verzweiflung wenden sich überforderte Angehörige<br />
an die Vorm<strong>und</strong>schaftsbehörde, welche jedoch ohne ärztliche<br />
Gutachten kaum Massnahmen anordnen kann. Ärzte hingegen<br />
äussern sich immer zurückhaltender, stehen sie doch ständig<br />
unter Druck, mit dem Recht in Konflikt zu geraten. Es gibt kaum<br />
Psychiatrie <strong>und</strong> Gemeinden ohne Berührungsangst<br />
Glatttal – Gisela Heim, Leiterin Soziales + Netzwerk ipw,<br />
im Gespräch mit Barbara Neff (li) <strong>und</strong> Carmen Jucker<br />
Inwieweit tangiert das Thema Psychiatrie Ihren Arbeitsalltag?<br />
Frau N.: In meiner Funktion habe ich wenig direkte Berührungspunkte<br />
mit der Psychiatrie.<br />
Frau J.: In meinem Arbeitsalltag bin ich immer häufiger damit<br />
konfrontiert; hauptsächlich mit Menschen, die an Demenz oder<br />
Depressionen leiden. Aber auch die Isolation älterer Menschen<br />
nimmt zu. So stossen wir immer häufiger auf starke Verwahrlosung<br />
<strong>und</strong> das Messie-Syndrom. Dann haben wir auch alte Menschen<br />
mit Schizophrenie <strong>und</strong> Persönlichkeitsstörungen.<br />
Wie schätzen Sie die Entwicklungen im Ges<strong>und</strong>heitsbereich<br />
Ihrer Gemeinde ein?<br />
Frau N.: Ich bin überzeugt, dass die Bevölkerung durch die gute<br />
medizinische <strong>Versorgung</strong> <strong>und</strong> durch die Ges<strong>und</strong>heitsprävention<br />
heute allgemein gesünder ist. Im psychiatrischen Bereich liegen<br />
uns aktuell keine Zahlen darüber vor, wie viele Personen<br />
eine entsprechende Unterstützung oder Leistung beziehen. Es<br />
scheint aber, dass es immer mehr Menschen mit psychischen/<br />
seelischen Erkrankungen gibt. Das Lebensumfeld hat sich stark<br />
verändert. Schwierige familiäre Situationen, belastende Kindheit,<br />
Überforderung oder Unterforderung im Beruf, Anonymität<br />
<strong>und</strong> fehlende soziale Netzwerke bringen viele Menschen an<br />
ihre psychischen Grenzen.<br />
Die Gemeinden müssen ihr <strong>Versorgung</strong>sangebot den neuen<br />
Gegebenheiten anpassen <strong>und</strong> Angebote auch über die Gemeindegrenzen<br />
hinaus prüfen. Seit einiger Zeit arbeiten wir in der<br />
Altersplanung mit Dietlikon <strong>und</strong> Wangen-Brüttisellen zusam-<br />
noch eine Stelle, die bereit ist, Verantwortung zu übernehmen.<br />
Aus meiner Sicht müssen Angehörige vermehrt ernst genommen<br />
<strong>und</strong> zwingend – gemeinsam mit dem Helfernetz – in eine<br />
nachhaltige Austrittsplanung einbezogen werden. Ihnen sollen<br />
eine kompetente 24-St<strong>und</strong>en-Hotline sowie genügend Unterstützungs-<br />
<strong>und</strong> Entlastungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen,<br />
welche nicht noch zusätzlich finanziell belasten. Die Zusammenarbeit<br />
mit den Hausärztinnen <strong>und</strong> Hausärzten, die meist<br />
die ganze Familienkonstellation kennen, ist eine wertvolle Ressource,<br />
die vermehrt genutzt werden soll. Einsätze von Case-<br />
Managern wären zu begrüssen.<br />
Für Menschen, die aufgr<strong>und</strong> ihrer schweren Erkrankung nicht<br />
fähig sind, sich an Vereinbarungen oder Therapievorgaben zu halten,<br />
müssten mehr betreute Einrichtungen geschaffen werden.<br />
Ganz besonders fehlen auch spezialisierte Angebote für stark<br />
auffällige Jugendliche mit psychischen <strong>und</strong> psychosozialen Problemen,<br />
wo sie «als Ganzes» betreut werden. Es darf nicht sein,<br />
dass solche Jugendliche über lange Zeiträume zwischen psychiatrischen<br />
<strong>und</strong> sozial-therapeutischen Institutionen hin- <strong>und</strong><br />
hergeschoben werden, weil keine sich zuständig fühlt.<br />
Ich appelliere an die Verantwortlichen, sich vermehrt auch<br />
über die «Kässeligrenzen» hinaus für ganzheitliche Betreuungsmodelle<br />
einzusetzen, welche Bedingungen schaffen für ein gemeinsames<br />
Zusammenleben aller Beteiligten – auch in erschwerten<br />
Situationen. Das könnte sich im Gesamten sogar<br />
kostensenkend auswirken.<br />
men. Auch in der Psychiatrie wäre so etwas denkbar.<br />
Welche psychiatrischen Angebote entsprächen Ihren<br />
Bedürfnissen?<br />
Frau N: Im Spitex-Bereich wäre dringend mehr psychiatrisches<br />
Wissen notwenig. Vielleicht gäbe es hier die Möglichkeit von medizinisch<br />
geleiteten Fallsupervisionen.<br />
Mein Wunsch wäre eine niederschwellige Anlaufstelle für<br />
psychisch kranke Menschen aller Altersgruppen. Ein Angebot<br />
vor Ort, das die Menschen dort abholt, wo sie sind – beispielsweise<br />
auch zu Hause. Die Kliniken sind häufig zu weit weg, auch<br />
Bülach <strong>und</strong> Winterthur. Es stellt sich allerdings die Frage, ob sich<br />
die Gemeinde solche eigene Angebote leisten kann.<br />
Wichtig ist, dass die Psychiatrie mit den Gemeinden zusammenarbeitet,<br />
damit Angebote koordiniert werden. Insofern freuen<br />
wir uns auf die Koordinations- <strong>und</strong> Beratungsstelle Zürcher<br />
Unterland.<br />
Frau J: Bedarf sehe ich bei einer Wohngruppe für jüngere Senioren<br />
mit psychiatrischer Diagnose. Auch punkto Demenzabklärung<br />
wären spezialisierte Beratungen <strong>und</strong> gute Therapien wünschenswert.<br />
Einschneidend für uns ist die immer kürzer werdende Aufenthaltsdauer<br />
in den Spitälern. Dadurch sind die Patienten immer<br />
schneller wieder in der Gemeinde <strong>und</strong> wir müssen sie oft in<br />
reichlich kritischem Zustand übernehmen – häufig ohne die nötigen<br />
Informationen. In der Psychiatrie geht das auch immer<br />
stärker in diese Richtung. Leider sind auch Helferkonferenzen
5 01/2011 – <strong>Psychiatrische</strong> <strong>Versorgung</strong> <strong>und</strong> <strong>regionale</strong> <strong>Vielfalt</strong><br />
nicht möglich, da man die Behandlungspartner nicht an einen<br />
Tisch bringt, weil sich der Aufwand nicht vergüten lässt. So wäre<br />
eigentlich viel Wissen vorhanden, aber man nutzt es zu wenig,<br />
um etwas gemeinsam zu realisieren. Interdisziplinäre Zusammenarbeit<br />
ist ganz wichtig. Wir pflegen eine gute Zusammenarbeit<br />
zu den niedergelassenen Psychiatern. Gewünscht wären<br />
noch mehr koordinierende Gefässe, innerhalb derer ein Austausch<br />
auf gleicher Augenhöhe zwischen unterschiedlichen Berufsgruppen<br />
<strong>und</strong> Institutionen passiert.<br />
Wir werden in einen Pflegenotstand geraten, wenn wir nicht<br />
andere Formen der Übergangspflege – wie beispielsweise aufsu-<br />
Sonne <strong>und</strong> Schatten im ländlichen Wehntal<br />
Dielsdorf Nordost – Dr. med. Andreas Andreae, Ärztlicher Direktor ipw, im Gespräch mit<br />
Dres. Christian <strong>und</strong> Ursula Köppel-Bigler, Ärzte für Allg. Medizin FMH mit Gemeinschaftspraxis in Oberweningen<br />
Auf welches Gebiet im Zürcher Unterland richtet sich eure Praxis<br />
Oberweningen aus? Welches sind seine Charakteristika?<br />
Auf das Wehntal, ein eher ländliches Gebiet, welches sich vom<br />
Bezirkshauptort Dielsdorf bis zu den Aargauer Grenzgemeinden<br />
erstreckt. Gut 12'000 Menschen leben da. Einige Gemeinden<br />
sind in den letzten Jahren stark gewachsen, junge oft gut gestellte<br />
Familien ziehen zu; es sind viele neue Eigenheime entstanden.<br />
Aber auch Traditionelles <strong>und</strong> Bäuerliches ist verankert <strong>und</strong><br />
trägt zur Lebensqualität bei. Eine eher heile Welt also, abseits<br />
grosser städtischer Zentren. Lediglich ein halbes Dutzend ärztliche<br />
Gr<strong>und</strong>versorger stehen hier zur Verfügung. Das verlangt<br />
uns viel ab, in der Praxis wie auch im Notfalldienst, den wir sehr<br />
häufig leisten müssen.<br />
Wieweit seid ihr von psychiatrischen Problemstellungen<br />
gefordert?<br />
Vor allem Depressionen sehen wir sehr viele. Burn out <strong>und</strong> Mobbing<br />
sind da gehäuft im Spiel. Wir halten die Depressionsausprägung<br />
auf Ratingskalen fest <strong>und</strong> können in etwa 80% der Fälle<br />
erfolgreich mit Antidepressiva behandeln. Gelegentlich lassen<br />
wir uns von einem psychiatrischen Kollegen in Dielsdorf beraten.<br />
Schwere Fälle überweisen wir der Spezialarztpraxis oder<br />
chende psychiatrische Nachbetreuung – entwickeln. Ganz zentral<br />
ist dabei die Entlassungsphilosophie der stationären Einrichtungen,<br />
verb<strong>und</strong>en mit einem frühzeitigen Einbezug des bereits bestehenden<br />
professionellen Netzes. Ausserdem bräuchte es mehr ambulante<br />
<strong>und</strong> teilstationäre psychiatrische Angebote vor Ort.<br />
Barbara Neff ist Gemeinderätin von Wallisellen, Ressort Gesellschaft<br />
(Jugend, Familie, Alter, Ges<strong>und</strong>heit).<br />
Carmen Jucker ist Beauftragte für Altersfragen der Gemeinde Wallisellen<br />
<strong>und</strong> Leiterin LUNAplus – ein kostenloses Lebensassistenz- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsförderungsangebot<br />
der Gemeinde Wallisellen für Menschen ab 65 Jahren.<br />
dem Ambulatorium der ipw in Dielsdorf, das kurzfristiger übernehmen<br />
kann. Auch Altersdemenzen nehmen deutlich zu, vor<br />
allem auch im Alterszentrum Wehntal, das von uns betreut wird.<br />
Auch sie lassen sich zu einem Grossteil hausärztlich gut betreuen.<br />
Die Angehörigen wünschen heute vermehrt Abklärungen in<br />
der Memory Clinic, der praktische Gewinn bleibt aber meist bescheiden.<br />
Hingegen sind wir froh um Stellen, welche die psychosoziale<br />
Betreuung <strong>und</strong> Pflege koordinieren.<br />
Habt ihr auch mit psychotischen <strong>und</strong> schizophrenen<br />
Störungen zu tun?<br />
Ja natürlich, allerdings kaum in der Praxis, sondern im Notfalldienst<br />
oder wenn uns Familien oder Gemeinde von auffälligen<br />
Veränderungen einzelner Menschen berichten, die auf Frühentwicklungen<br />
weisen. Hier lassen wir uns mit guten Resultaten vom<br />
Bauchgefühl leiten, wo eine gute Prognose zu erwarten <strong>und</strong> Geduld<br />
angesagt ist <strong>und</strong> wo eine rasche Überweisung an Spezialisten<br />
Sinn macht. Nicht selten ist ein Suchtmittelmissbrauch im<br />
Spiel. Etwa 5-6 Mal im Jahr werden wir zu psychiatrischen Notfällen<br />
gerufen. Dann fehlt uns oft die Möglichkeit, auf einen psychiatrischen<br />
Notfallarzt zurückzugreifen, der ausrückt <strong>und</strong> den<br />
Fall übernimmt. Den Notfallservice könnte man erheblich besser<br />
organisieren. Verfügbarkeit <strong>und</strong> Erreichbarkeit sind minimal.<br />
Eure Praxis bietet ein breites Spektrum an Spezialitäten an:<br />
manuelle Medizin, Ultraschall, Gynäkologie, Lasermedizin,<br />
Physiotherapie …. Sollte man auch psychiatrisch in der<br />
Allgemeinpraxis mehr abdecken?<br />
Bei psychischen Problemstellungen geraten wir schnell an ein kritisches<br />
zeitliches Limit im Praxisbetrieb. Zeitraubende psychiatrische<br />
Abklärungen <strong>und</strong> Betreuungen können wir uns nicht leisten.<br />
Was über eine halbe St<strong>und</strong>e dauert, wird den lokalen Spezialisten<br />
überwiesen, das funktioniert gut. Kommt es zu Einweisungen,<br />
sind die Erfahrungen mit der Klinik Hard stets gut gewesen.<br />
Wünsche <strong>und</strong> Vorschläge an die Psychiatrie, auch mit Blick<br />
in die Zukunft?<br />
Die Bevölkerung wird noch weiter zunehmen, die Praxen könnten<br />
dagegen schwinden. Dann ginge einiges an Qualität verloren.<br />
Dass die Spitäler die Lücken füllen, ist nicht unsere Vorstellung<br />
von Gr<strong>und</strong>versorgung. Auf Nachwuchs ist zu hoffen. Gut <strong>und</strong><br />
schnell zugängliche Ambulatorien der Psychiatrie machen sicher<br />
gr<strong>und</strong>sätzlich Sinn, auch zur Abklärung von Frühentwicklungen.
6 01/2011 – <strong>Psychiatrische</strong> <strong>Versorgung</strong> <strong>und</strong> <strong>regionale</strong> <strong>Vielfalt</strong><br />
KUrZ UND BüNDIG<br />
Koordinations- + Beratungsstelle jetzt<br />
auch im Unterland<br />
Ab sofort existiert neben Winterthur auch eine<br />
Koordinations- + Beratungsstelle (KoBe) für<br />
den Sektor Zürcher Unterland. Standort ist<br />
das GEZ in Bülach. Die neue KoBe richtet<br />
sich mit ihren Dienstleistungen an psychisch<br />
kranke Menschen im Erwachsenenalter <strong>und</strong><br />
an deren Angehörige, aber auch an die Fachpersonen.<br />
Aufgabenschwerpunkte sind die<br />
Vermittlung von Informationen über Hilfsangebote<br />
<strong>und</strong> die Förderung der Netzwerkarbeit.<br />
Zuständig für die KoBe Sektor Unterland ist Frau<br />
Magdalena Briant, Koordinations- + Beratungsstelle<br />
ipw, GEZ Bülach, Gartematt 6, 8180<br />
Bülach. Telefon: 044 866 37 21. Siehe auch:<br />
www.ipw.zh.ch/psychiatrienetzwerk.<br />
Neues ipw-Angebot: Station für Traumafolgestörungen<br />
Im Zentrum Hard in Embrach wird seit 1. Mai<br />
eine Spezialstation für Menschen mit einer<br />
Traumafolgestörung betrieben. Das Angebot<br />
mit 16 Betten ersetzt die dortige Psychotherapiestation<br />
<strong>und</strong> ist ein dringendes Bedürfnis<br />
in der kantonalen Psychiatrieversorgung. Die<br />
Station wird von Oberarzt Dr. med. Jochen<br />
Binder geleitet.<br />
Kontakt: Telefon 044 866 14 55 (Sekretariat);<br />
traumastation@ipw.zh.ch.<br />
Wiedereröffnung Psychotherapiestation<br />
für junge Erwachsene<br />
Die Psychotherapiestation für junge Erwachsene<br />
PTSJ wird als Nachfolgeangebot der<br />
früheren «Villa» per 1. September in der Klinik<br />
Schlosstal eröffnet. Diese bietet für Patienten<br />
bis 25 Jahre mit affektiven <strong>und</strong> neurotischen<br />
Symptombildern sowie persönlichkeitsstrukturellen<br />
Störungen eine spezialisierte Behandlung.<br />
Interpersonelle- <strong>und</strong> Selbstregulationskompetenzen<br />
sollen soweit gefördert<br />
werden, dass eine ambulante Behandlung<br />
möglich wird.<br />
Ab Mitte August 2011 können Abklärungsgespräche<br />
mit Dr. phil. Kornelia Gillhoff, Tel. 052 224 33 33<br />
(Zentrale), vereinbart werden. Die stationäre Aufnahme<br />
ist ab Mitte September möglich.<br />
1. DBT-Netzwerktreffen im September in<br />
der Klinik Schlosstal<br />
Am 22. September 2011, nachmittags, veranstalten<br />
die Schweizer Verbände Dialektisch-Behavioraler<br />
Therapie (DBT) (DBT Netzwerk<br />
Schweiz, DBT-Netzwerk Ostschweiz,<br />
DBT-Forum Deutschschweiz) zusammen mit<br />
ipw das 1. Schweizer Netzwerktreffen in Winterthur.<br />
Das übergeordnete Thema dieser<br />
halbtägigen Veranstaltung heisst «DBT mit<br />
Adoleszenten <strong>und</strong> Familien». Dr. Renate Böhme,<br />
Freiburg Bg <strong>und</strong> Dipl. Psych. Hans Gunia,<br />
Darmstadt, werden je einen einstündigen<br />
Vortrag sowie einen 90-minütigen Workshop<br />
halten. Die Fachtagung richtet sich an Pflegekräfte,<br />
Ärzte, Psychologen <strong>und</strong> andere<br />
psychotherapeutisch tätige Fachpersonen,<br />
wobei gewisse DBT-Vorkenntnisse <strong>und</strong> klinische<br />
Erfahrungen in der Behandlung von<br />
Borderline Persönlichkeitsstörungen vorauszusetzen<br />
sind.<br />
Informationen: www.borderline.ch,<br />
www.awp-zuerich.ch <strong>und</strong> www.ipw.zh.ch<br />
22. September 2011, Klinik Schlosstal, Winterthur<br />
10 Jahre KIZ Winterthur: Krise <strong>und</strong> Suizid.<br />
Gemeinsam intervenieren – aber wie?<br />
Das KIZ führt im Rahmen seines 10-jährigen<br />
Jubiläums eine Fachveranstaltung zum Thema<br />
Suizid durch. Mit Podium <strong>und</strong> World Café.<br />
1. November 2011, Nachmittag. Fabrikkirche am<br />
Bahnhof Winterthur. Programm ab August unter<br />
www.ipw.zh.ch/Aktuell.<br />
<strong>Integrierte</strong> Psychiatrie im Diskurs: Ist die<br />
Psychiatrie der Adoleszenz gewachsen?<br />
2012 findet die erste ipw-Jahrestagung «<strong>Integrierte</strong><br />
Psychiatrie im Diskurs» statt. Das<br />
Thema widmet sich der Herausforderung<br />
«Adoleszenz <strong>und</strong> Psychiatrie». National <strong>und</strong><br />
international anerkannte Spezialisten werden<br />
Stellung beziehen: Klaus Hurrelmann, Universität<br />
Bielefeld, Patrick McGorry, Australien,<br />
Hans Ulrich Wittchen, Universität Dresden,<br />
Klaus Schmeck, Universität Basel, Susanna<br />
Walitza, Universität Zürich. Bei Interesse senden<br />
Sie ein E-mail an Barbara.Seifert@ipw.<br />
zh.ch; Sie erhalten zur gegebenen Zeit ein<br />
Programm.<br />
1. März 2012, Kongresshaus am Stadtpark in<br />
Winterthur.<br />
rEG. PSyCHIATrIEKOMMISSION<br />
WINTErTHUr UND<br />
ZürCHEr UNTErLAND<br />
Maribel Fischer, Präsidentin RPK Winterthur,<br />
Christof Bidoggia, Präsident RPK ZH Unterland<br />
Die Ges<strong>und</strong>heitsdirektion<br />
wünscht,<br />
dass sich die<br />
beiden Regionalen<br />
Psychiatriekommissionen Zürcher<br />
Unterland <strong>und</strong> Winterthur per 1. Januar<br />
2012 zusammenschliessen. Diesen<br />
Auftrag haben wir entgegengenommen.<br />
Wir versuchen ihn so zu realisieren,<br />
dass dabei nicht der Verlust von<br />
regional gewachsenen Strukturen <strong>und</strong><br />
Eigenständigkeiten im Vordergr<strong>und</strong><br />
steht, sondern die damit verb<strong>und</strong>ene<br />
Chance erkennbar wird: eine noch<br />
professionellere <strong>und</strong> stärkere Psychi-<br />
atriekommission ins Leben zu rufen.<br />
Im Herbst 2010 hat sich der «Projektausschuss<br />
Fusion» gebildet. Bereits<br />
wurde über Strategie <strong>und</strong> Ausrichtung<br />
der neuen RPK diskutiert. Dabei hat<br />
sich gezeigt, dass die formulierten<br />
Werte <strong>und</strong> Anliegen beider Gremien in<br />
der <strong>Versorgung</strong> von psychisch kranken<br />
Menschen sehr ähnlich sind. Aus den<br />
strategischen Schwerpunkten wurden<br />
die konkreten Aufgaben für die künftige<br />
RPK abgeleitet. In einem zweiten<br />
Schritt wird die Struktur des künftigen<br />
Gremiums thematisiert. Hier gilt es,<br />
sehr unterschiedliche Bedürfnisse unter<br />
einen Hut zu bringen: Zum einen muss<br />
die neue RPK auch künftig die besonderen<br />
Bedürfnisse der einzelnen Subregionen<br />
berücksichtigen können,<br />
zum anderen sollte sie aber auch die<br />
Gesamtregion im Blick behalten <strong>und</strong><br />
auf dieser Ebene Entscheide treffen.<br />
Wir sind beide davon überzeugt, dass<br />
wir eine einvernehmliche <strong>und</strong> sach-<br />
orientierte Lösung finden werden.<br />
Beide Ausschüsse haben sich erfreulicherweise<br />
auf persönlicher Ebene, aber<br />
auch in vielen Werte- <strong>und</strong> Sachfragen<br />
positiv angenähert. Im Herbst 2011<br />
wird vom Projektausschuss ein Konzept<br />
der neuen RPK vorliegen, der von<br />
den beiden Psychiatriekommissionen,<br />
Unterland <strong>und</strong> Winterthur, genehmigt<br />
werden muss.<br />
IMPRESSUM: Ausgabe 01/2011. Auflage 3'000 Exemplare. Erscheint 3x jährlich.<br />
Herausgeberin: ipw <strong>Integrierte</strong> Psychiatrie Winterthur-Zürcher Unterland, Postfach 144, 8408 Winterthur. Telefon 052 224 35 31, synapse@ipw.zh.ch<br />
Redaktion: Dr. med. Andreas Andreae (Vorsitz), Susanne Gimmi, Gisela Heim, Barbara Hochweber, Ursula Quiblier. Layout formerei gmbh, Zürich. Satz <strong>und</strong> Druck Erni Druck <strong>und</strong> Media AG<br />
Anmerkung der Redaktion: Die «Synapse» versteht sich als freies Forum. Die Meinungen der Autorinnen <strong>und</strong> Autoren müssen sich nicht mit der Redaktion decken.<br />
Bildnachweis: Stefan Kubli (Bhf Winterthur), Pascal Zingg (Thurbo)