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BRItta aRNoLd chEfIN dEs BaR25 LaBELs aFRICa RISE actIoN foR ...

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Hier endet dasPirschen nachKirschen.© BEN & JERRY’S HOMEMADE, INC. 2010 COWS: WOODY JACKSON 1997LoCreamPeace, Love & IceWir machen kein normales Eis, sondern Eis mit Geschmackes. Zum Beispiel mit beinahe schonunvernünftig vielen Kirschen. Bei der Entwicklung unserer Sorten gehen wir eben gern ungewöhnlicheWege. Die Idee zu Cherry Garcia schickte uns ein Fan per Postkarte, inspiriert vomGitarristen seiner Lieblingsband. Wir fanden den Vorschlag so gut, dass wir sofort ein Eis darausgemacht haben. In den USA ist die Sorte übrigens längst ein Hit. Mehr gibt’s auf www.benjerry.de


aRt DiRECtoRVinzent BritzPubLishEREmin Henri MahrtRichard KirschsteinCREativE DiRECtoRMoritz StellmacheraDvERtising ManagEREmin Henri MahrtKirsten Toft NagelRichard KirschsteinEDitoRiaL tEaMBenjamin GruberCim TopalIda WestheuserJosephine MüllerLukas KampfmannMiron TenenbergMoritz StellmacherPelen BoramirRon WilsonRonny SchröderSophie SenonerEDitoR in ChiEFEmin Henri MahrtRichard KirschsteinFashion DiRECtoRHaniball SalibaMusiC EDitoRLev NordstromUwe KrassEvEnt ManagERCim TopalRicardo KramerCovERVinzent Britz, Philipp Bögle,Pola KardumContRibutoRsAndrej RübCore AmoreDenise AnkelGesa HollenderNeele IllnerPeer IllnerSarah StaigerSofie ÜhlaTobias SchultJazz MangWilli ZägenhagensPECiaL thanKsAriane KirschsteinEva und Lale MahrtKarl-Heinz KirschsteinNuri SezerOliver KeresztesSünje von AhnKlaus Mabel AschennellerKontaKtKirschstein & Mahrt GbRNaunynstraße 2710997 Berlin Kreuzberg+49 (0) 30 78 08 80 97hq@ .dehanibaLLsaLibaEMPLOYEE OFTHE MONTHPauken und Trompeten, Feuerwerk –Haniball hat unser Moderesort gerettet.Was im Januar 2009 mit der#001 als als engagierter Dilettantismusbegann, erfuhr durch Haniball eineRevolution. Hin zu Konzept und gutemAussehen. In der Bandbreite zwsichenRosenthaler-Szene-Ghetto undWeddinger Hinterhof (dritter links)beherrscht er alle Styles und entzücktmit Nuancen.Wir finden Haniball so geil wie seinlimonen gelbes Auto im Dunklenleuchtet.Text Richard Kirschstein6 staRt


BRAUm o d e r n eKUNSTBrau|kunst, die;im Wesentlichen durchfolgende Attribute definiert:1. Geschmack:Frisches VELTINS –Pilsener Brauart;2. Haptik:Ergonomische Flaschenform,liegt gut in der Hand;3. Design:Puristisch, ohne Label,ausgezeichnet mit demreddot design award.WWW.FACEBOOK.COM/VELTINS


CONTENTzu|frie|den - Adj. - [zusger. aus älteren Wendungenwie zu Frieden setzen = zur Ruhe bringen]EditorialImprintContent040608INTROMaxim Biller Open WordMuskatnuss SoberdoseWinDafydd Dil Focus ArtistDroidcon ReportMono Color Shoot181920212226BERLINFASHIONMUSIC10121416343638444648Flash Miron TenenbergFlash Moritz StellmacherReport strasserauf LadeboxReport PlayStation Sing StarOpen Word Fashion PartyReport Africa RiseArtist Shoot Britta Arnold7DaysChat Axe Po-Star AnnaBottled Wee FlowersPeter Kruder ChatSoundsElleparamour Open WordKopf oder Zahl Open WordPsychogramm eines Idioten StreetsMetamorphose Last Look525456586062ARTOUTRO66Last Word Sophie Senonerdarf nicht ohne das Einverständnis von Richard Kirschsteinoder Emin Mahrt, beziehungsweise den Leuten die derenUnterschriften perfekt fälschen können, verkauft, verliehen odergeknickt werden. respektiert die Unterschiedlichkeit derMenschen und das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz. liebtDich doch!Die publizierten Artikel entsprechen dennoch ausschließlich derMeinung der Autoren und nicht zwangsläufig der Redaktion.Diese müssen auch nicht intelligent oder gut durchdacht sein.Dafür machen wir mal wieder eine schöne Seite zum Angucken.Wenn Ihr uns die Grafik klaut, holen wir unsere Freunde und Ihrseid dran.Ansonsten, alles Roger. Verantwortlicher im Sinne des Presserechtsist Emin Mahrt oder Richard.ist eine freie, monatliche Publikation von Liebhabern undLegenden.Photo: im Hof desBüros8 CONTENT


Onitsuka-Proud.indd 1 07.06.10 11:40ULTIMATE 81 FABRE DC-S COOLDIGE PLUSEvery door hides a story, discover them all at onitsukatiger.com


flasharial ist luxus, BaByFür Arial in diversen Schnitten mussman heutzutage kein Geld mehr ausgeben.Fast alle Rechner sind von Werkaus mit dieser Schriftart bestückt. KeinWunder also, dass wir diese auf allenArten von Ausdrucken finden können.Nur muss man sich das leisten können,liebe Fontfetischisten. Das Portalprinter.com testete mehrere Schriftenaus und kam zu dem Ergebnis, dassdie Druckkosten von Arial 50 Euro imJahr betragen; ausgegangen von 25Druckblättern in der Woche. CenturyGothic liegt gute 15 Euro darunterund auch Times Roman ist günstiger.Egal, Helvetica bleibt die Königin derSchriftarten. Und Königinnen werdennicht getestet!printer.comteuerbilligKoKos, üBernehmen sie!Kennt eigentlich jemand ein niederländischesRestaurant mit gehobenerKüche? Nicht wirklich, oder? HolländischeKüche ist Trash Food soweit dasAuge reicht. Die Niederlande bieteneben die besten Bedingungen für denGenuss von Fettigem und Süßem. Dieneueste Entdeckung: Kokosbrood. Eintraumhafter Brotbelag, der nach gesüßterKokosnuss schmeckt und inForm von Käsescheiben verkauft wird.Drüben obligatorisch auf einem Stückweichen Weißbrotes, hier schmecktes auch auf einem Brötchen. Der vollmundigeGeschmack kickt die Rezeptoren,die Konsistenz schmeichelt derZunge und der Geist will immer mehr.Vergessen wäre die feine Küche, wennman an Kokosbrood ersticken dürfte.KoKa, üBernehmen sie!Da wollte ein Peruaner neulich seinPäckchen vom Zollamt Pforzheim abholenund erhielt anstatt seines peruanischenKräutertees eine schlechteNachricht. „Mate de Coca“ ist aufgrundder getrockneten Kokablätterim Teebeutel in Deutschland illegal.Einfuhr, Besitz und Genuss – alles verboten.Der kräftig nach grünem Teeschmeckende und mäßig berauschendeTee sollte ihn eigentlich beruhigen.Daraus wird wohl nichts, obwohl esder arme Kerl jetzt wohl am nötigstenhätte.Text Miron TenenbergLayout Vinzent Britz10 flash


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flashMenschen sinduMso erfolgreicher,je unterschiedlicherihrefreunde sindMenschen über 50 sind generell glücklicher,weniger gestresst und haben wenigerÄngste als 20jährige.Die Berührung einer Frau erhöht dieRisikobereitschaft beim Mann.Weniger als durchschnittliche sechsStunden Schlaf pro Nacht erhöhen dasRisiko auf einen frühzeitigen Tod.Nikotin erhöht feinmotorische Fertigkeiten,Aufmerksamkeit und Kurzzeiterinnerung.Schon fünf Minuten in der Natur verbesserndie Gesundheit.super­Yogi willnichts essenEin 83-Jähriger Yogi behauptet, seitmehr als 70 Jahren weder etwas gegessen,noch getrunken zu haben. Der InderPrahlad Jani wurde in einer Klinikin Ahmedabad zwei Wochen lang von30 Ärzten untersucht und währenddieser Zeit ununterbrochen überwacht.„Wir wissen immer noch nicht, wie erüberlebt“, sagte der Neurologe SudhirShah.Der Yogi behauptet seine gesamte Energieaus Meditation und Yoga-Übungenzu schöpfen, er brauche keine Nahrungweil ihn als Achtjähriger eine Gottheitgesegnet hat.craig Venter akagottCraig Venter hat es mal wieder geschafft.Wir kennen ihn aus Projektenwie der Genom sequenzierung, Venterwar der erste Mensch dessen DNAkomplett entziffert wurde und alsBad Boy unter den Wissenschaftlern,seine Firma hält gut 6000 Patente anGenomen und wird deshalb als rücksichtloserPrivatisierer von Allgemeingutgeächtet. Jetzt ist es seinem Teamgelungen ein künstliches Genom imLabor herzustellen und in eine Zellezu implantieren. Die Zelle begann nunKopien, also künstliche Wesen herzustellen.Neben Sex nun eine weitereMöglichkeit für den Menschen lebenzu reproduzieren.Text und Design Moritz StellmacherHändewaschen befreit von Zweifelnnach schwierigen Entscheidungen.12 flash


BERLIN TREPTOWARENA 22:00 UHR8 FLOORS: DRAUSSEN, DRINNEN UND AM POOLLEXY & K-PAUL LIVE IN KONZERTBETTY BLITZKRIEG LIVE IN KONZERTAKA AKA LIVE · WHATYES LIVEANDRÉ GALLUZZI · TROY PIERCEDOMINIK EULBERG · LOO & PLACIDOBREAKFASTKLUB · GUNJAHHANSON & SCHREMPF · RECHE & RECALLWIMPY · DJOKER DAAN · JAN MIRAKA KRISTIN VS.BLONDES GIFT SYLVIE MARKS · TOPMODELGLORIA GAME BOYZ · KOFFERBOYSNDK · DEPH & TANATHAN · JORDANK.JELL · ALPHA-NERD · NEO.NASTYFIN PHRANKLIN · GEORGE DEVALLSTANGE / DAS AMT · BENEDICTKAI BRITSCHBAUER · BEAT’N DISCRESTLESS LEGS · OLIVER PLAYFORDROBERT MARTIN · TRAGIK · T-OBSTER


MaLZcafeHOTEL UND RESTAURANTDie schönsten stanDorte Der strasserauf LaDeboxMalzcafeHotel, Restaurant und CaféVeteranenstraße 1010119 Berlin – Mittemalzcafe.de14 rePort


Johannes Kühne empfängt uns imMalzcafe. Er ist ein bulliger Kerl mitfestem Händedruck und breitemKreuz. Emin, mein Verleger und heutigerFotograf, und ich sind schmächtig.Auf dem Weg hierher haben wiruns trotzdem mit einem aggressivenTransporterfahrer angelegt. Und daes beim verbalen Schlagabtauschblieb, sehen wir in Johannes denperfekten Typen, um voller Adrenalinund klarem Kopf das Wortgefechtweiter zu führen.Johannes zeigt sich wenig beeindrucktvon unserem Adrenalinspiegel.Er bleibt ganz ruhig. Die Aufregunggeht einfach an ihm vorbei. DasMalzcafe-Hotel, welches direkt anden Weinbergspark grenzt, hat anscheinendschon alle Frühstücksgästeausgespuckt. Zeit für Johannes daserste Mal am Tag durchzuatmen. Denrestlichen Tag kümmert er sich umdas Büro. Da bleibt der Puls ohnehinruhig. Seinem Partner, Jens Rammelt,scheint es ähnlich zu gehen. Er stehthinter der Bar, schaut einige Maleherüber, poliert Gläser und geht gelegentlichin die Küche. Ein ruhigerTag. Zudem glättet das sonore Brummenvon Johannes’ Stimme alle entstandenenWogen. Emin bestellt einFrühstück für 5,40 Euro und versinktbeim Essen in Gedanken. JohannesStimme, Emins Schweigen – das Interviewkann für mich also beginnen.Das Lokal kenne ich nur von denVorbesitzern, damals hieß es „PrinzAlbert“. Emin hat keine Ahnung wases mit dem Prinzen auf sich hat undich erkläre ihm, dass es der Name fürein Intimpiercing am Penis ist, woraufihm der Bissen im Hals stecken bleibt.einem Ökotrend nachzujagen. „Wirhaben Beelitzer Spargel auf der Karte,der wirklich aus Beelitz ist. Da spieltes keine Rolle, ob ‚öko’ draufstehtoder nicht.“ Da sich das Malzcafe-Hotel im mittleren Preisfeld postiert,muss er sich um ein gutes Preis-Leistungs-Verhältniskümmern. EtwasGutes zu essen sollte auch etwas kosten.„Es soll nicht weh tun, aber denkan die Chinapfanne für zwei fuffzig.Entweder ist da gar kein Fleisch drinoder nur billigste Sorte. Öko ist so einTrend und ich gehe selber im Bioladeneinkaufen, aber ich denke, dassregional wichtiger ist.“»Das Geschäft läuft alsHotelier immer längerals es die Öffnungszeitenangeben.«Er ist ohnehin gerne im Umlandunterwegs. Johannes und Jens sindFallschirmspringer. Jens bereits seitzehn Jahren und viel ambitionierterals er, der gerade mal seine zwölfPflichtsprünge im Jahr absolviert,um die nötige Sprunglizenz zu behalten.„Fallschirmspringen heißt,du brauchst einen blauen Himmelund du brauchst Windstille. Das sindzwei wichtige Faktoren.“ Johannesschaut auf den Außenbereich, der zudem Restaurant gehört. „Das kannstdu mit der Terrasse vergleichen. Dubrauchst gutes Wetter und Windstille,da es hier ziemlich windanfälligist.“ Johannes schmunzelt wehmütig,denn Freizeit bedeutet für ihn Luxus.Das Geschäft läuft als Hotelier immerlänger als es die Öffnungszeiten angeben.ich komme nicht rein!’ Als ich ankamhing der eine dann im Türrahmen,der andere hat gekotzt, noch ein andererhat auf der Treppe gepennt unddie anderen standen davor und habenzugeschaut.“ Johannes wirkt einwenig ratlos, „Aber dann schließt duauf, fährst nach Hause und legst dichwieder hin. Das um zwei Uhr nachts.Ich bin kein Nachtmensch.“ Auchdiese Geschichte scheint Johanneshöchstens etwas zu nerven, aber niemalsaus der Ruhe zu bringen. Unterwelchen Umständen schlägt denndein Puls höher, frage ich ihn. „Beimersten Sprung der Saison. Im Flugzeugsitzt du dann da, konzentrierstdich, bekommst feuchte Hände, keineAngst, aber du bist total nervös. Dannspringst du und alles ist easy. Dannist der Kopf frei – so frei, dass du danachKopfschmerzen hast, weil duvollgepumpt bist mit Adrenalin.“Wer benutzt denn bei euch so diestrasserauf Ladebox?„Die Hotelgäste. Viele vergessen haltihr Ladegerät. Abgesehen davon, dasswir unsere eigenen Handys darin aufladen.Früher hatten wir mal ein paarLadekabel, die in den Zimmern liegengeblieben sind. Aber die sind dann vielzu schnell veraltet. Wir werden oft vonKunden gefragt, ob wir eine Steckdosefür ihre eigenen Geräte hätten. Dannliegen plötzlich fünf Handys im Tresenbereich.So kann ich einfach sagen, daist die Ladebox und fertig.“Mehr Standorte der strasserauf Ladebox& Infos auf strasserauf.deText Miron TenenbergLayout Josephine MüllerSchade um den Bissen! Aber Johannesist es wichtiger auf die Qualität desEssens einzugehen, anstatt Emin beherztauf den Rücken zu schlagen. ImMalzcafe möchte er vor allem frischeregionale Produkte anbieten, eher„Du bist eben immer erreichbar.Wenn irgendetwas ist, dann klingeltdas Handy auch nachts. Wir habenso ein Familienzimmer, da waren malfünf Engländer drin. Mitten in derNacht krieg ich einen Anruf: ‚Ähhh,rePort15


sOBerdOseIn der rauchnuss lIegt dIe KraftAllein die Dosis macht das Gift.überprüft, ob Paracelsus mitdiesem Satz Recht hatte und testetAlltägliches auf unerwartete Eigenschaften.Nennt uns Eure Hausmittelund wir sagen Euch, was sie bringen.miron@ .deMit einem kräftigen Zug in meine Lungen.Ja, ich inhaliere und – es schießtaus mir heraus wie aus dem Eyjafjallajökull.Zumal es sich auch so anhört,als würde ich diesen Namen mitdeutscher Kartoffel neben deutschemAkzent im Mund aussprechen. Trotzdem,ich nehme noch einen Zug. Aberhallo! Im Tabak befindet sich heuteMuskat. Fein gerieben in Muttis alterMuskatreibe und großzügig appliziert.Das Problem dabei: Das Muskatpulverist auf dem frischen Tabak nicht zusehen. Braun hebt sich vor braun einfachnicht ab! Ich nehme an, dass eseine Menge geriebener Muskat ist. Dieversandete Struktur des Tabaks lässtmich das erahnen. Eyjafjalla, Alter.Und wie bei dem Inselberggletscher-Vulkan kommt die Energie von ganztief unten. Es überkommt mich. MeinFreund, mit dem ich das rauche, ziehtsich aus und ich mache es ihm nach.Halbnackt stehen wir in seinem Zimmerund uns wird heiß – innerlichheiß. Wir spüren die Energie, die ungenutztim Raum schwebt. Wir saugensie auf und stehen dadurch vor einemProblem: zuviel Energie.Das Zimmer ist spärlich eingerichtet.In der Mitte ein Tisch, am Rand einigeWohn- und Musik-Accessoires. Wirentscheiden uns für Bewegung undbeginnen um den Tisch zu rennen.Erst joggen wir, dann wird es schneller,zuletzt sprinten wir im Kreis. Wie Beklopptegeht es wieder und wieder umden Tisch herum. Wir jagen hinter einanderher – oder vorneweg. Das Rundemuss um das Eckige. Wir rennenund rennen und rennen – so schnellwir können. Er, ich, er, ich, er, ich…immer weiter. Die Beine scheren aus,die Oberkörper neigen sich in die Kurve.Wir verbrennen uns die Fußkantenam Teppich. Wir sind in höherer Missionum den Tisch unterwegs. HöhereMission. Dieser Tisch. Welche Mission?Irgendeine Mission. Dieser Tisch. Es istuns egal. Hauptsache Mission. HauptsacheTisch. Hauptsache Rennen.Nichts hält uns auf. Der Schweiß läuft,aber niemand wird überrundet. Wirhasten wie die Besenkten. Mittlerweilemachen wir das geschlagene zehn Minuten.Kein Ende in Sicht.Auf einmal ist es doch vorbei. DerSpuk hört auf. Ganz plötzlich, nacheiner knappen Viertelstunde. AußerAtem stehen wir voreinander, verwundertwohin uns dieser Trip geführt hatund würden gerne lachen. Aber wirschnaufen und keuchen, als wäre esder letzte Sprint unseres Leben gewesen.Erst jetzt fällt uns auf, dasswir ziemlich nackt sind. Was war geradelos? Wir ziehen uns schnell wiederan und dabei fällt unser Blick aufdie hässliche, aufgerauchte Tüte imAschenbecher. Das ist also der Muskat-Turn.Der Geist klebt sich an denKörper und der Körper rennt weg.Muskat rauchen empfehle ich allen,die innerhalb von 15 Minuten schnellzu Fuß irgendwo hinkommen müssen.Eine prima Droge für kurze Sprintsund schonungslose Körperaction.Vergesst Espresso und Amphetamine.Muskat kann es besser und vor allemverstrahlt es nicht im Abklang. Viva lanuez moscada!Text Miron Tenenberg18 sOBerdOse


maxImum BIllerBurnDie Oranienstraße liegt wie eineSchlucht vor mir. Ich schaue sie mir an.Es ist früh, knapp sechs Uhr und dasLicht noch verhalten. So auch die Menschen,die zeitig unterwegs sind. Mirfallen die geschlossenen Läden und dasumrahmende Graffiti auf. Es herrschtdie Ruhe bevor es richtig los geht. DerTag beginnt. Ich wohne nicht mehr inMitte, sondern bin nach Kreuzberg gezogen.In diesem Moment wird mir bewusst,dass ich endlich in einer Gegendbin, in der ich nicht immerzu MaximBiller treffe. Ich muss ihn endlich nichtmehr sehen, wenn ich chille, hetze, oderstreite. Endlich nicht mehr, wenn ich imPark liege. Ich muss ihm endlich nichtmehr meine Einkäufe präsentieren.Endlich keine Rauchwolken mehr insGesicht pusten, oder mich an ihm vorbeidrängen,damit ich noch schnell vorder Straßenbahn halsbrecherisch überdie Straße kann. Endlich ist der Spukvorbei.Ich habe mich schon persönlich, vorFremden, als Maxim Biller vorgestellt.Als Antwort erhielt ich meistens nurverwirrte Blicke. Zu guter Letzt habeich auch nicht mehr das Stadtmagazinabonniert, in dem er eine Kolumneschreibt. So erspare ich mir Maxim BillersGesicht und seine geistigen Auswüchseauf der Toilette sehen zu müssen.Endlich nicht mehr. Erstens leseich überhaupt nicht mehr auf der Toilette.Zweitens hat er immer nur blödesZeugs geschrieben. Bücher von ihm besitzeich erst recht nicht. Das erste undletzte, dass mir vor ein paar Monaten indie Hand kam, fischte ich aus dem Papiermüll.Ich legte es dort auch wiederzurück. Sonst grinst er mir noch ununterbrochenmeine neue Wohnung voll.Das würde ich nicht aushalten.Text Miron TenenbergrePOrt19


WINSCANDIVING EPVoN ESQUARELoVE BoXVoN DUREXAPERoL SPRITZDESIGN KIT ByoSKo + DEICHMANNWenn man nicht weiß, wo man imLeben steht, dann steht man halt woanders,aber man steht. Das ist dasWesentliche. FXYZ und Elle P. habenes sich – unter dem gemeinsamen Arbeitstitelesquare – zum Ziel gemacht,die Grenzen des Woanders aufzuspürenund in tanztauglichen, musikalischenStrukturen aufleben zu lassen.Die erste EP einer Serie von 12“-Veröffentlichungenträgt den fetzigenNamen Scandiving und ist in der Tatein Sprung ins Ungewisse und somitwie gesagt auch ein eintauchen insWesentliche, in tiefergelegte, metasonoreSphären. Die Irrfahrt lohnt sich,dachten sich wohl auch Dapayk undUricane, die zu den Originaltiteln jeweilsfetzig-fluktuative Remixe liefern.333 Stück wird es auf Vinyl geben. 5davon verlosen wir aktuell unter win@.de. Den Rest bekommt Ihr woanders.Der Digital Release hat noch zweigrandiose Track mehr in Petto. Das istdas Wesentliche. Wow. Melden undlauschen!Ein buntes Liebesleben findet grundsätzlichin Begleitung statt und diesemöchte man grundsätzlich Beeindrucken.Die Begleitung jedoch mit dereigenen bunten Begleitung zu beeindruckenmag jetzt schon fast zu bunterscheinen. Das ist dann aber eher eineGestaltungsfrage. Mit der durex LoveBox in acht verschiedenen Designs istin jedem Fall jetzt der passende, sichere,diskrete und praktische Begleiter füreine lange und leidenschaftliche Nacht– wie so oft in limitierter Auflage – erhältlich.Ob in der Apotheke, in Drogeriemärktenoder unter shop-durex.de,wer zuerst kommt, verhütet zuerst.Die bunt designten Boxen beinhaltendrei durex Emotions Kondome, könnenaber auch mit anderen liebevollenWegbegleitern bestückt werden. Dasist dann wohl eher eine Frage des Geschmacks.verlost 15 x die durexLove Box. So viel ist sicher. Einfach unterwin@ .de melden und eintaschen!Am Anfang war die Orange...und amEnde der Sommer, oder wie? Die BerlinerWetterlage zeigt sich gewohntschwermütig. Das verlangt nach Initiative.Kommt der Sommer nichtvon selbst zu mir, muss ich ihn mirhalt herbeispritzen. Aperol Spritzist hier die Devise: Aperol, Proseccooder Weißwein, ein Schuss Soda undeine Orangenscheibe. Ab sofort sindunter aperol.de in einer limitiertenAuflage die exklusiven Kits des BerlinerDesignteams Osko + Deichmannerhältlich: Eine traditionell-hölzerneOrangenkiste, eine Flasche Aperol,eine Flasche Prosecco, zwei Orangen,ein edler Glas-Siphon und drei charakteristischeKelche – mit anderenWorten ein erfrischender Sommer fürdie eigenen vier Wände, oder eben fürunterwegs. Achtung: Gesellschaft istnicht im Kit mitinbegriffen! Aber woSommer ist, sind für gewöhnlich auchFreunde, oder? verlost unterwin@ .de drei Aperol Spritz DesignKits. Melden und einschenken!Texte: Lev Nordstrom20 WIN


FOCUS ARTISTDAFYDD DILLIrgendwann im letzten Jahr stand er,angekündigt über einen kurzen E-MailWechsel, im Büro. Eine sehr saubereWebseite, viel perfekt bearbeiteteStudiofotografie, viel knall bunt.Dafydd Dil, ob es sein echter oder seinKünstlername ist wissen wir bis heutenicht, ist Schotte. Bereits mit 16 Jahrenstellte er wohl fest, dass Dudelsäckeund Männerröcke nicht sein Ding sindund zog konsequent nach London – woer auch seinem Studiumsabschluss inFotografie holte.Wie jeder gute Fotograf hatte auchDafydd seinen Mentor – Fashion undCelebrity Fotografen Christopher Sims.In 2008 waren ein paar seiner Werkein der AOP Gallery und 2009 in derParfait Gallery (UK) zu sehen. Zu seinengrößten Klienten zählen Markenwie Ray-Ban und die London FashionWeek.Seit 2006 lebt er zwischen Berlinund London. Ende letzten Jahresproduzierte er mit eineStrecke mit zwei sehr begabtenNachwuchsmodellen Verena undLaura aus Hamburg (MegamodelsAgency). Ein Bild aus der Strecke sehtihr auf dieser Seite – in Farbe und buntauf unserer neuen, iPad optimiertenWebseite.dafydddil.commegamodelagency.comText EdFOCUS ARTIST21


droidCon BerlinCoolio in nerdtopiaTrotz der vielen Teilnehmer wird sichan der Damentoilette wohl eher keineSchlange bilden.. "droidcon" – spätestensmit dem Tweet von HansJ dürftees nun wohl auch dem letzten Nerdwie Schuppen von den Augen fallen.In dem 500 Leute fassenden Saal desSeminaris CampusHotel Berlin befindensich nur 6 Frauen. Zwei davonsind Kellnerinnen. Der Reihe nachmuss sich jeder Nerd im Plenummit seinen drei "Tags" präsentieren.Während das Mikrofon durch dievorderen Reihen wandert, tauscheich mit meiner Begleitung Heinrichvan Rixdorf originelle Ideen wie "Hi,my Name is Uwe and my tags are:Android, whiskey and bitches." oder"My name is Ol' Dirty Bastard andI'm an alcoholic". Als das Mikrophonallerdings endlich bei mir landetstottere ich mit zittriger Stimme einpaar kratzige Wörter heraus. MeineBarcamp-Entjungferung hatte ich mireigentlich schöner vorgestellt, so istdas halt mit Entjungferungen. Mögedie droidcon Berlin beginnen. Auf derToilette hole ich mein Milestone raus– es wird nicht das letzte Mal sein. Ichtwittere, wieviele Smartphones wohlheute noch beim Twittern in die Toilettefallen werden.Seit anderthalb Monaten freuen Heinrichund ich uns nun schon auf dieDroidcon. 2 Tage lang Schweißgeruch,Pizza und Apps, Apps, Apps. Da schlägtdas Herz eines jeden Hackers automatischhöher. Seit 4 Monaten sind wirbeide stolze Besitzer eines Milestones.Auch das Update auf Android 2.1 hattenwir selbstverständlich früher alsalle anderen. Vor zwei Monaten habeich selber angefangen mich an AndroidProgrammierung heran zu pirschen.Ich bin also bereit, mit den Eingeborenenin ihrer Sprache zu kommunizieren.Ansonsten sind wir natürlich totalcool – unsere drei wichtigsten Tags:DJ, Reporter, Gigolo. Auf dem Hinwegschließen wir diverse Wetten ab, unteranderem wer die meisten Wedgies verteiltund wer die meisten Pausenbrotezockt. Beim Barcamp heile angekommen,Google Maps sei Dank, stellenwir fest, dass es fast ausschließlichMänner in der Lobby gibt, die Quotean originalen Nerds aber verschwindendgering zu sein scheint. Was machenwir denn, wenn die jetzt auchnoch cool sind? Uns überkommt Nervosität,die wir mit ein paar hilflosenNerd-Witzen, zu verstecken versuchen.Noch bevor PR-Dame Anja unsunsere Akkreditierungen bringt, hatHeinrich bereits Miss Droidcon Berlingesichtet. Unsere Sicherheit kommtzurück. Frauen – damit kennen wiruns aus. Per Augmented Reality werdenihr rasch Scherpe und ein StraußBlumen überreicht. Heinrich möchteihr noch rasch den GPS-Tracker unterden Rock schieben, aber die erste Sessionbeginnt.Ach, ihr wisst garnicht was ein Barcampist? Nix saufen hier, guckt docheinfach mal bei Wikipedia, ihr Noobs.Oder mal für die Technogenerationzusammengefasst: Barcamps sindsowas wie Open Airs, bloß mit mehrComputer, weniger Musik und drinneneben. Check your local barcamp!Die erste Session läuft erst seit 5 Minutenund mein ADHS schlägt wiedervoll und ganz durch. Im Gegensatz zuden Uni-Seminaren muss es mir aberdiesmal nicht unangenehm sein, dassMilestone zu zücken, um Facebookund Mails zu schreiben. Neben mirsitzt Marco, stolzer Besitzer von vierverschiedenen Android Telefonen.Die brauche er alle zum Testen, sagter mir. Marco hat sich vor kurzem alsAndroid Consultant selbstständig gemacht.Wir verplappern die restlicheSession wie früher in der Schule, nurdass die Hauptthemen heute Eclipseund Snapshots von Android Konfigurationensind. Außerdem erzähle ichihm von meinem Problem, die Orientationdes SurfaceView der Systemkameraauf Portrait zu fixen. Da Nerdingja bekanntlich Hunger macht, stürzenwir uns anschließend auf das Buffet.Das Catering lässt keine Wünsche offen.Statt Informatikerschweiß liegtder süßliche Duft von Reichtum in derLuft. Nur die bunten Tücher an der Deckeerinnern irgendwie an Psy-Trance.Den Nachmittag vertreiben wir unsmit diversen Strategiebesprechungen,wie wir denn nun Miss Droidcon Berlinansprechen sollen. Die Macht derSmartphones scheint unsere Kräfte zubeeinflussen. Sind wir hier womöglichdie Geeks und die Programmierer dieCoolen? Aus sicherer Entfernung müssenwir tatenlos mitansehen, wie charismatischeApp-Developer mit ihr lachenund scherzen, ohne dass sie unsauch nur einen Blickes würdigt. Also22 report


doch lieber noch ein paar Sessionsbesuchen, mit dabei "Soundcloud onAndroid", "Open Streetmap" und "UnitTesting", für den angehenden AndroidenUwe war das droidcon BarcampBerlin ein voller Erfolg. WirtschafswissenschaftlerHeinrich beendet dasBarcamp mit der letzten Session "Howcan teleportation be done with theAndroid?" in der Hoffnung sich unterdie Bluse seiner neuen Traumfrau zuteleportieren.Scheinbar hat Heinrich die falschenKoordinaten eingegeben, denn stattunter ihre Bluse beamen wir uns erstzu Rissani und dann zur Afterpartyin die C-Base. Bei der C-Base handeltes sich um ein altes Raumschiff, dasrestauriert und zum Hauptquartierder Berliner Nerd-Community umfunktioniertwurde. Links führt eineLeiter nach oben, eine Wendeltreppeführt nach unten. Auf beiden Etagenwimmelt es nur so von Rechnern undComputerbüchern. Rechts geht es anzwei Getränke und einem Super-Arcadeautomatenzur Bar. Und es riechttatsächlich nach meinem Lieblingsparfüm"Eau du Club", einer Mischungaus kaltem Rausch und getrocknetemBier. Damit kriegt mich jede Frau. Ach,Frauen, stimmt da war ja was. Die Anzahlder Frauen hat sich für die Afterpartyzwar um 6 Frauen erhöht, MissDroidcon ist aber leider nicht mehrda. Ich persönlich entwickle spontanzwei Theorien dazu: entweder sie istnoch mit ein paar puertoricanischenBusenmodels um die Häuser gezogenoder – das wäre natürlich um einigessexier – sie hat ihr Eclipse hochgefahren,um sofort ihre Apps nach den neugelernten Programmierparadigmen zurefaktorisieren.Verunsichert und mit Schawarma-Humus im Bauch drehen Heinrichund ich unsere Runden. Nun habenwir also auch die Chance verspielt, amGrill mit den coolen Android-Typenreport23


ins Gespräch zu kommen. Heinrichversucht sein Glück, indem er nacheinem Ladegerät für sein Milestonefragt, ich versuche es mit dem klassischenAnrempeln-und-Drink-EinladenTrick. Unsere üblichen Maschenziehen in Nerdtopia nicht. Unsere anfänglicheBelustigung ist inzwischenin bodenlosen Neid umgeschlagen.Ich wünsche mir, ich wäre niemalsauf den abermillionen Parties gewesenund hätte meine Zeit in State Machinesund Quellcodes gesteckt. Nerdis the new cool. Endlich verstehe ich,dass hinter dem Spruch mehr stecktals skandinavische Models mit Stashund Rapist-Glasses. Die ganze Zeitging es also tatsächlich um Computer.Um wenigstens so zu tun, als wärenwir Teil dieser Community, schickenwir Heinrichs Milestone ins Rennenfür die Blinkendroid Convention. Gemeinsammit vielen weiteren Droidphonesaller Art soll ein Rekord fürdas größte zusammenhängende Displayaufgestellt werden. Über eineneigenen Server, auf dem sich die Telefonenacheinander anmelden, wirddie Verteilung der Geräte angeordnet.Da mein WLAN Probleme hat und ichaußerdem Fotos fürs Magazin machenmuss, ist meine Kiste raus aus demSpiel. Einzig Heinrich darf ein echterTeil dieses monumentalen Ereignissessein. Als die eigens für die Conventionerstellte Animation bereits über 30Geräte läuft, kommt uns eine genialeIdee, wie ich doch noch teilhabenkann. Mit meinem eigenen Telefonwählen wir Heinrichs Nummer. DasTelefon klingelt. "Hey, da ruft jemandan." – "Das ist meine Mutter!", ruftHeinrich. Die Brüller sind auf seinerSeite. Das Eis ist gebrochen. Endlichsind wir beide Teil der Show. Wir sammelneinige Karten, schütteln Händeund schnacken über das customisierbareLayout von Buttons. Zum Schlußspreche ich mit Carl. Carl wohnt inLondon und organisiert mit seiner Posseim Oktober die London Ausgabe derDroidcon, zu der Heinrich und ich hinfliegenwerden. Bis dahin gibt es nochviel zu tun. Wir wollen ja schließlichnächste Mal die Miss Droidcon Londonauch aus der Nähe begrüßen dürfen.Let's Nerd it on!droidcon.deText Uwe Krass24 report


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MONO COLORStyling • Concept • ProductionHaniball Salibahaniballsaliba.dePhotographerTobias Schult @ Katinka Kriegertobiasschult.comHair • Make-upJazz Mang @ Basics using MAC ProductsPhotographer's AssistantFelix HolkeHair • Make-up AssistantMischka hartModelsTim und Kathi @ SeedsSpecial thanks toStudio 67studio-67.combody American Apparelskirt Acnebelt American ApparelSHOOT27


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MONTAG, JULI 17, 2006Letzten Mittwoch wurde ich von meinembesten Freund eingeladen, ihnund seine wundervolle Freundin zueiner Modenschau zu begleiten. Esmacht immer Spaß mit den Beiden,also sagte ich zu.Ich bin wahrlich kein Feind von Modeund achte auch gerne darauf was ichtrage, aber würde nie behaupten Modedesignzugeneigt zu sein. Beim WortFashion kommt mir da schon eherwas hoch. Da kann man sich ja wahrscheinlichmeine Freude vorstellen,als ich mich hinterm U-Bahnhof Warschauerstr.in der Schlange zum „défiléder besten Mode-Design Absolventen“wiederfand. Zumal die für den Spaß 15Tacken haben wollten, was für ein „alg2“ Empfänger ja nicht gerade geschenktist. Naja, Essen für morgen ist abgesagt,dachte ich mir. Man will ja kein Spielverderbersein. Unsereins lässt sichdoch von so was nicht unterkriegen,dachte ich mir und fluchte still in michhinein, darauf bedacht, dass meine beidenBegleiter nichts mitbekommen. Nahoffentlich gibt es da drin wenigstensSekt-Empfang sagte ich laut an der Kasse.Fehlanzeige.Sekt: 2!Bier: 2 Kindl, warm. Besser kann derAbend ja kaum noch werden. Dann trafich doch tatsächlich eine bekannte ausder Punkerszene und hörte erstaunt,dass sie inzwischen auch studiert. Modedesign!Vielleicht sollte ich meinenStandpunkt noch einmal überdenken?Hat mich meine antiautoritäre, linksautonomeErziehung letzten Endes zumSpießer gemacht?Da standen wir also, ich mit einem warmen,sie mit einem, durch Eis verwässertem,Kindl und schauten uns SkiundGolfmode an.Wow! Ohne vollkommen besoffen zusein geh ich hier nicht weg. Sonst verlierich die Lust morgen, oder eher je wiederaufzustehen.Glücklicherweise gibt es in Berlin aufjeder Party, jedem Straßenfest ja undauch sonst überall, das alt bewehrtePfandsystem. Als Kind sicherte es mirmeine Gummitiere und Wassereis, jetztsichert es meinen, garantierten Suff.Genau wie ich es mir gedacht hattemachte sich keiner der Modebegeistertendie Finger schmutzig. Freie Bahn fürmich also.Nach meinem 5ten Bier, dass entspricht25 gesammelten Flaschen und Gläsern,gingen meine beiden lieben Freunde,denen der Abend mit mir wohl keinSpaß machte, dann. Aber egal, weitergehts. Augen offen, Rücken krumm...Nach ca 15 Bier sammelte ich nur nochvereinzelt. Genau so, dass ich stetigeine Flasche in der Hand hielt. Es wurdeeh immer schwieriger, denn das Bestechungsgeld,welches die Barkeepererhoben, wuchs irgendwann zu stark.Da mein Körper schon seit längeremfür mich dachte und dieser auf Anti-Konflikt eingestellt ist, wurde es Zeit fürmich zu tanzen.Mit dem Schwanz voraus drehte ichauf der Tanzfläche meine Kreise. Ichschwang meine Hüften lechzte nachFrauenkörpern und fand sie auch. Dieerste Dame fand mich auch. Sie fandmich blöd! Glücklicherweise, für sie, gabes genug Ersatz auf dieser Mode-Party.Mein Bericht gerät jetzt leider ins stocken.Was ich noch weiß, ist dass ichirgendwann an der Toilettenwand hing,taggz machen und aggressiv auf dievorbeilaufenden Mode-Designer, Modedesign-Absolventenund Modedesign-Studenten einbrüllte. Dann plötzlich:Knutschen mit einer 30-jährigen. Man,dachte ich mir, die sieht echt kacke aus.Aber so einen guten Kuss habe ich schonlang nicht mehr erlebt. Sie will michmit nach Hause nehmen. Ich frage sie,ob sie genauso gut bläst wie sie küsst?Die meisten sagen ja, antwortet sie. Nurschön muss er sein und gepflegt. Meinerist aber krumm und bei dem ganzenBier bestimmt auch dreckig. Krumm findetsie gut und ein Waschbecken hat sieauch, sagt sie. Scheiße! Meine 19-jährigeFreundin wartet zu hause. Die ist dairgendwie doch attraktiver. Schnell weg.Ich mache mich auf den Weg nach Zehlendorfzur Arbeit und denke mir aus,wie wohl meine 19-jährige Freundinaussehen sollte...Die 19-jährigen Mädchen aus meinemUmfeld sehen auch schon alle wie 30aus. Na ja, denke ich, vielleicht gibt esja eine 17-jährige Zehlendorferin undschlafe ein, dabei denke ich an die OlsenZwillinge.Ich bin dann in Potsdam aufgewacht.Die nächst Bahn fährt erst in 15 Minuten.Egal. Ich setze mich vor den Bahnhofin die Sonne und frage nach 5 Eurofür ein paar Kippen. Nur die Studentenmit ihrem Tabak lassen mich einedrehen. Nun, ich glaube, ich fahr zumSchlachtensee...Text Core AmoreREPORT35


36 REPORT


PROMIS & ENTWICKLUNGACTION FOR AFRIKABERLIN UNd HAMBURG FüRBILdUNG UNd SAUBERES TRINKWASSER IN AFRIKACharity?Was hab ich davon?Das hat doch nichts mit mir zu tun!Ist doch nur ein Tropfen auf den heißenStein!Da kommt doch sowieso nichts dortan wo es hin soll!Außerdem hab doch selbst nichtgenug...Afrika Rise denkt anders. Wir sind einkleiner Verein von jungen, kreativenKöpfen, die Ihre Talente, Potentiale undfreien Kapazitäten dafür einsetzen, sodirekt wie möglich und ohne teuerenVerwaltungsapparat zu helfen. Zu helfen,auf eine Art, die alle Beteiligtenauf verschiedene Art und Weise davonprofitieren lässt (all-profit)!In Afrika geht es uns vor allem um dasSchaffen von Perspektiven und neueMöglichkeiten der Entwicklungszusammenarbeit.In erster Linie konzentrierenwir uns dabei auf die Förderungeiner handwerklichen Berufschule imSüden von Uganda. Junge Menschenauf dem Dorf bekommen dort dieMöglichkeit, eine Ausbildung in Berufenwie Schreiner, Maurer, Schneider,oder Landwirt zu erlernen. Auf dieseWeise können sie nicht nur der Landfluchtund Arbeitslosigkeit entgehen,sondern auch die Lebensbedingungender lokalen Bevölkerung langfristigverbessern.In Deutschland geht es vor allem darum,junge Menschen mit Spaß an derSache für Entwicklungszusammenarbeitund kulturellen Austausch zu begeistern.Sei es gute Musik (live, oderauf CD), freshe Klamotten, oder einstylischer Fußball. Wir sammeln nichteinfach nur Geld für den guten Zweckein, sondern wollen, dass die Leute etwasfür ihr Geld zurück bekommen,das allein schon den Wert deckt, densie investiert haben. Darüber hinausleiten wir die gesamten Erlöse direktin unser gezieltes und langfristig angelegtesEntwicklungsprojekt und arbeitendabei komplett ehrenamtlich.Natürlich kann man auch einfach nurso spenden, aber etwas dafür zurückzu bekommen macht einfach mehrSpaß!2010 ist es der Fußball, der den Erdballbewegt und wir sind natürlich mittendrin statt nur dabei. Dazu haben wiruns mit dem Verein Viva Con Agua ausHamburg verbündet, der sich ebenfallsauf sehr innovative Art und Weisefür sauberes Trinkwasser und Brunnenbauin verschiedenen Ländernder dritten Welt einsetzt. Zusammenhaben wir einen Fair Trade Fußballproduziert, dessen Erlös zu gleichenTeilen in unsere beiden Projekte fließt.Diesen feierlichen Anlass werden wirnatürlich gebührend zelebrieren undzwar mit einem fetten Open Air umsonstund draußen, zum WM Finaleam 11.07.2010 im "11 FREUNDE WMQuatier" (Revaler Straße 99)! Mit dabeisind die Ohrbooten, Nosliw, Chefket,Clusive & Band, Cross Beatbox, CulchaCandela und Special Guests, die wirnoch nicht verraten dürfen. Das solltetihr auf keinen Fall verpassen!Wir freuen uns auf euch und ladeneuch des Weiteren auf einen Besuch aufunserer Website afrikarise.de ein! Undcheckt den Spot im Berliner Fenster.Africa rise!afrikarise.deREPORT37


shirt Minimarketskirt Smeilinener38ARTIST SHOOT


A lIl' BRITTA lOvIn'pROud TRIffT BRITTA ARnOldDu hast gerade deinen ersten Releaseauf Vinyl veröffentlicht, mit demklanghaften Namen Hummerballett.Wie kommt man auf diesen Namen?Wir haben einen Namen gesucht undungefähr zur selben Zeit kam Alice imWunderland heraus und Philip Bader,mein Produzent, war mit seiner Tochterim Kino. In dem Film gibt es so einLied, oder einen Tanz und wir wolltenwissen, wie der heißt. Das Internet hatdann als Erstes Hummerballett ausgespuckt.Den ersten Track habe ich aber2006 auf einer Compilation zusammenmit Matt John gemacht.In dem Jahr ist auch das Bar25 Labelentstanden und du wurdest Labelchefin?Ja. Damals war das eher ein Spaß-Projekt.Matt hat den ersten Release gemachtund dann haben wir auch allezusammen noch am Cover gebastelt.Und so kam es, dass wir das Label insLeben gerufen haben. Ich hatte nochgar keine Ahnung von gar nichts. Aberich hatte schon immer einen gutenMusikgeschmack, finde ich.Du bist 1984 in Ost-Berlin geboren. Istder Mauerfall für dich überhaupt präsent?Ich kann mich noch daran erinnern,wie ich an der Hand meiner Mutti rübergelaufenbin. Wir sind kurz rüberum mal zu gucken, und dann wiederzurück. Ich bin in Schöneweide aufgewachsen,Treptow da hinten. Mit 15-16bin ich dann zu meinem Freund gezogen,nach Hennigsdorf.Die S25!Ja, genau. Mit der bin ich dann jedenTag gefahren. Bis ich ein Jahr späternach Prenzlauer Berg gezogen bin.Und jetzt lebst du wirklich hier, aufdem Areal der Bar25, in einem Wohnwagen?Richtig. Für mich ist das super. Ich bindamals schon unter der Woche immerin Berlin gewesen, am Wochenendeaber dann oft auf dem Campingplatz.Ich habe eigentlich immer schon imWohnwagen gelebt.Was wolltest du denn mal werden?Ich wollte mal Ernährungsberaterinwerden und habe dann eine Ausbildunggemacht, in einer Lebensmittelabteilung.Das war grauenvoll. Danachhabe ich mich aus Protest nur noch vonTütensuppe und Minutenterrine undGummibärchen ernährt. Als kleinesMädchen wollte ich mal Reitlehrerinwerden. Ich war mal eine kleine Wendy.Du hast vor ungefähr einer Wocheeinen Mix auf Soundcloud hochgeladen,mit einem Intro von Pittiplatsch.Ich mache das ganz gerne, wenn ichanfange zu spielen, eine kleine Geschichteals Einleitung zu haben, irgendwasohne Beat auf jeden Fall.Letztens hast du auf dem Karnevalder Kulturen gespielt. Und damalsLove Parade?Ich war '98 schon das erste Mal auf derLove Parade.Aber da warst du 14? Wie denn?Ja ja. Mit 14 war ich auch schon daserste Mal im Tresor feiern. So fing dasalles an. Ich war ganz gut im Ausweisfälschen,mit diesen Steuermarken vonden Zigarettenschachteln. Ich wolltehalt in den Club rein.Mit 14 habe ich mir noch den erstenSister Act Soundtrack gekauft. Gibt esSongs, von damals – also Kindheit inOst-Berlin – die du jetzt wieder hervorholst?Da bin ich gerade dabei mit Steffi Lottaein Projekt aufzubauen. Wir nennenuns die Trümmertanten und verwertenganz viele alte Klassiker, so wie RioReiser. Das ist mehr so eine Art Performance.Wir haben neulich beim Openinggespielt und die CD-Box vor dasDJ-Pult gestellt und jeder konnte sicheine CD aussuchen und uns die gebenund dann haben wir das reingemixt.Und Mikros hatten wir auch.Erzähl mal ein wenig zum Shoot.Der Shoot hat sechs Stunden gedauert.Wir waren bei der Photographin zuhause.Die hat ihre ganze Küche ausgeräumt.Das war ganz witzig, weil sieso eine weiße Holzverkleidung hatte,die dann zur Kulisse wurde. Hat Spaßgemacht. Und es gab Nudelsalat.Hast du noch eine Anekdote aus deinerKindheit?Im Jahrbuch stand über mich, ich seidie mit den verschiedenen Frisuren. Ichbin schon in der ersten oder zweitenKlasse jeden Morgen eine halbe Stundefrüher aufgestanden und habe mit immerwilde Frisuren gemacht, mit vielenSpangen, oder mal eine kleine Palmeund Zöpfe und so.Aber du bist nicht Stylistin geworden,um auch anderen tolle Frisuren zumachen. Das ist ja ein bisschen egoistisch.Was die Haare angeht, ja.Interview: Lev NordstromARTIST SHOOT39


sacco Wood Woodshirt Smeilinener40 ARTIST SHOOT


suit Tiger of Swedenbody MotelARTIST SHOOT41


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FACE HUNTINGANNAEIN INTErvIEw mIT ANNA, dEm GEsICHT AUs dErAkTUEllEN AXE kAmpAGNEWer kennt ihn mittlerweile nicht: denschönsten Po der Nation. In der aktuellenAXE Dry+ Sensitive Kampagnespringt uns das Hinterteil der jungenDame förmlich ins Gesicht und bringtso manchen Kerl um den Verstand.Wir wollten wissen: Wem gehört diesesperfekte Antlitz und haben dieBesitzerin des wunderschönen Poszu uns eingeladen, um ihr ein paarbrisante Fragen zu stellen:Hallo, erzähl uns mal ein bisschenwas über Dich!Ich bin Anna. Ursprünglich komme ichaus Schweden, ziehe aber bald nachHamburg.»Aber mein Po machtjetzt eine eigenständigeKarriere.«Seit wann bist Du Model?Ich bin schon seit einiger Zeit dabei.Aber mein Po macht jetzt eine eigenständigeKarriere. Jeder kennt ihn vonden AXE Dry+ Sensitive Plakaten – erist einfach unschlagbar.Gutes Thema. Wir hatten Deinen Poauf einem A3 Poster in unserer Mai-Ausgabe. Jetzt hängt er bei 20.000Berlinern in der Wohnung oder imSpind. Außerdem war er so ziemlichüberall in Berlin auf Plakaten zu sehen.Wurdest Du schon anhand deinesPos erkannt?Die einen oder anderen Jungs drehensich schon nach mir um. Ob sie meinenPo wieder erkennen, kann ich Dirnicht sagen. Neulich ist aber ein Bauarbeiterfast vom Gerüst gefallen, alser mir hinterher geschaut hat.Stimmt. Im Online-Game auf axe.dekann man dich in voller Form bewundern- verrät Dir AXE eigentlich, wieviele hunderttausend Menschen ausaller Welt die Webseite besuchen, ummit Dir zu spielen?Das würde ich auch mal gern wissen.Man kann da ja eine Menge mit miranstellen...Was machst Du neben dem Modelnnoch so, zum Beispiel in Deiner Freizeit?Hast Du irgendwelche Hobbys,machst Du Sport?Klar ich habe so einige Hobbys. Sportauf alle Fälle, außerdem wohne ich imfünften Stock ohne Fahrstuhl. Da wirdman automatisch fit.Wenn man so aussieht wie Du, wasmuss man sich von den Jungs so allesanhören?Eigentlich sind sie immer sehr charmant.Der eine oder andere Spruchkommt natürlich schon, aber dannhole ich meine roten Kellen raus undzeige den Jungs wo' s langgeht. DennLandeanweisungen gebe nur ich.Wie war das Shooting auf dem Flugzeugträger?Warst du seekrank? Wiewaren die Jungs drauf?Seekrank? Nein, ich doch nicht. Ich binein echtes Nordlicht und Wind undWellengang gewöhnt. Eigentlich wares umgekehrt: Ich musste die Jungswieder aufpäppeln. Aber mit meinerFürsorge waren sie ganz schnell wiederauf den Beinen.axe.deCHAT47


A BOTTLE OF HELD VODKAWITH WEE FLOWERS48 BOTTLED


Im Friedrichshain gibt es keine Taxis.Ich komme zu spät zum Interviewund Wee Flowers muss in zweiStunden schon wieder los, zum Auflegenim White Trash, wo sie sonst alsSmith&Wesson vs. Mr. Moustache unterwegsist. Da Miss Smith aber leidermit 39 Grad Körperhitze im Bett liegt,ist Miss Wesson am Laptop heuteauf sich allein gestellt, was eine guteÜberleitung zum Vodka ist, der an diesemAbend auch mal wieder auf sichallein gestellt ist. Und sonst so? Auchsonst pflegt Wee Flowers ein Künstlerinnendasein,als Malerin, überwiegendmit Acryl, als Texteschreiberinund Bassistin, überwiegend für dieBand Asphalt, als Kolumnistin, überwiegendbei Dorfdisco.de und auchals Köchin, überwiegend manchmal.Da wir es in der Strychnin Galerie jedocheher auf die Chaiselongue abgesehenhaben, als auf die Küche, kommeich diesmal nicht in den Genusseiner ihrer Shepherd's Pies oder herzhaftenSuppen. Damit stößt es sicheh schlecht an. Dann lieber die altbewährtenShotgläser und die eiskalteFlasche. Heldenhaft. En garde!Wie oft kannst du solche Interviewsmachen, ohne dass du deine Leber ärgerst?Welche Leber?Ich habe dir schonmal einen halben LiterBier vorweggenommen.Wie? Heute?Eigentlich wollte ich Apfelschorle trinken,aber wir waren Bayrisch essen undauf einmal stand ein Helles auf demTisch.Selbst schuld. Muss ich jetzt einfachmal sagen.Wenn ich einen französischen Akzentbekomme, dann musst du mich hierunauffällig rausschleusen.Santé! Ich dachte wir würden das Interviewjetzt auf Englisch halten, aberdann habe ich gesehen, dass du Berlinschon länger kennst, als ich, weilmich gibt es erst seit 1981.Ich war da auch erst zwei.Natürlich. Eigentlich warst du doch inLondon, oder?Ja. Da bin ich immer als Teenie hingegangen.Da hatte ich Familie von derSeite meines Vaters. Das war eine Großcousinevon mir. Die hatte ihre Kinderschon aus dem Haus und als ich mit12-13 Jahren da ankam, war das halt sowie immer mit Großeltern. Die warensehr kulant. Meine Großcousine warwie eine Art ältere Tante für mich. Diehatte beim Abwaschen dann immerschon eine Kippe im Hals. Und meinOnkel hatte so eine Art – man nenntdas „potting shed“ – eine Art Schrebergartenhäuschen,wo er Wein und Bierangesetzt hat und der hat mich dannimmer probieren lassen.Du hast also schon früh Erfahrungengemacht mit Alkohol.Und, ja.Und, ja?Und Nikotin.Und wo bist Du geboren?In Nord-Deutschland. Der letzte richtigeSchotte, also in Schottland geboren,war mein Urgroßvater.In London hast du dann die Punk-Bewegung kennengelernt und dieseSzene miterlebt.Ich wurde eigentlich reingestoßen.Als es so '76 losging, fanden die meistenkleinen Konzerte in Hinterräumenvon Pubs statt. Ich war immer mit denNachbarsjungs unterwegs und diemeinten eines Tages zu mir, „komm,wir hören uns jetzt Punk an“.Wie nahmen dich die Nachbarsjungswahr? Du warst ja die Deutsche.Ich war für die eine Art Maskottchen.Aber für mich war das eigentlich egal.Ich war durch die Musik sowieso schonanglisiert. Die erste Punkband, die ichdann gesehen habe, das waren dieSplodgenessabounds. Die waren inLondon nur ganz kurz bekannt, weildie nach jedem Gig die Hosen runtergelassenhaben. Und auf den Popos standder Name der Band.Also waren es große Popos, weil dasja ein langer Name ist.Nein. Es waren einfach viele Jungs.Hast du dann auch selber musiziert?Sofort. Ich habe mit Bass angefangen.Und wie kamst du zur Malerei?Das mit der Malerei lief eigentlich immer.Auch als ich klein war, habe ichimmer schon gemalt und ziemlichschnell festgestellt, dass man mit derMalerei viel Freude verbreiten kann.Irgendwann habe ich dann angefangen– ohne dass ich jetzt Andy WarholsMuster kannte – ein Bild, das den Leutengut gefiel, das gelobt wurde, einfachschamlos zu vervielfältigen. Ob Pudelmotive,oder irgendwelche Häuser, wasKinder eben malen.Inzwischen hast du deinen Stilscheinbar gefunden, wenn man vonden Pop-Portraits auf deiner Websiteausgeht.Auf die Frage, warum ich das machehabe ich eigentlich nie eine Antwort gefunden,bis mir meine Mutter eine Mappemit alten Kinderbildern geschickthat. Ich habe früher an Modekatalogengeübt. Ich wusste also eigentlich schonimmer, dass ich Menschen malen wollte.Ich habe mir immer überlegt, wasbei Menschen dahinter steckt. Wennich jemanden nicht kenne, die Personbeobachte, oder mit ihr spreche, dannbin ich immer neugierig zu wissen, wasfür eine Geschichte dazu passt. Daraushat sich eben das Interesse gebildetin meinen Bildern nicht nur Gesichterwiederzugeben, sondern damit auchGeschichten zu erzählen. Deshalb auchBOTTLED49


der Fokus auf die Augen. In der letztenZeit mache ich dann auch richtige Biographiendazu. Das entwickelt sich inletzter Zeit auch in eine dramatischereRichtung. Ich habe letztens zum Beispieldie Geschichte einer Giftmischerinentwickelt.Choose your poison. Cheers!Ja genau. Sowas in der Richtung.Cheers! Hätte ich doch bloß die Apfelschorlegetrunken.Siehst du dich als eine Art Zeitzeugin?Ja. Gestern lief zum Beispiel eine Sendungüber Dennis Hopper. Der hat tolleFotos gemacht und das war immer mitirgendwelchen Martin Luther Kings,oder, oder, oder. Ich war immer irgendwannzu einer Zeit an einem Punkt, woich Glück hatte da zu sein. Die musikalischeErinnerung fängt bei mir ungefähr'73 an, mit Glam Rock und DavidBowie. Die '60er Jahre eigentlich auch.Meine Punk-Phase war für mich eineArt, mir die Ellenbogen abzustoßen.Ich habe aber auch eine Menge Reibungverursacht, gerade in Bayern, woich studiert habe. Das äußere Erscheinungsbildin ganz bewusstem Maßeals Provokation benutzt, um mich einerbayrischen Übermacht gegenüber zusehen, gegen die ich mich dann verteidigthabe. Ich habe mir da auch richtigherbe Ansagen reinziehen müssen,so wie „I moag da Jacken“, also „kommalte, gib die Jacke her, sonst gibt es auf'sMaul“.Welchen Persönlichkeiten bist dudenn mal begegnet, die Idol waren,oder noch sind?Leute die mich schon irgendwie beeindruckthaben und zu meiner Persönlichkeitetwas beigetragen haben, zumeiner Werdung, das war auf jedenFall – da war ich ganz klein, sechs oderso – Keith Richards. Warum, weiß ichnicht. Da war ich noch zu jung. Das warzu unbewusst. Aber nicht Mick Jaggerwohlbemerkt. Es ging um ein Konzertin Essen, dem ich durch meinen Cousin,der Tickets hatte, hätte beiwohnenkönnen, weil er da gearbeitet hat. Alsich dann heimlich nachts im Gangstand in meinem Pullöverchen undmeinen Jeans und mich mein Cousingerade rausschleifen wollte, hat michmeine Mutter systematisch erwischtund meinte, „wohin willst du dennjunge Dame?“ Und ich dann, „zu denRolling Stones?“ Und sie dann, „you'regoing nowhere“. Das war der Grundsteineines ganz verhärteten Rock 'n'Roll Daseins.Gehst du noch auf Konzerte der RollingStones?Ja. Ich bin 2003 das erste Mal gegangen,weil mich meine Freunde eingeladenhaben. Ich habe nämlich immer erzählt,„also wenn es mal dazu kommt,dass ich Keith Richards treffe, dannlasse ich mir seine Unterschrift auf dieHaut geben und lasse mir das danntätowieren“. Es kam dann soweit, dasseine Freundin von mir tatsächlich alsTourbegleitung arbeitete und es dannunweigerlich mit den Stones zu tunbekam. Sie hat sich dann hinter meinemRücken heimlich überlegt, dassich 2003 nach Stockholm fliege, dort indem Hotel absteige, wo auch die RollingStones leben...Was dann auch zerstört wurde wahrscheinlich.Nein, gar nicht.Das war immer meine Assoziationmit den Stones, zertrümmerte Hotelzimmer.Ach, das war einmal. Einmal den Fernseheraus dem Fenster werfen und dukannst dich zurücklehnen. Cheers!Darauf kann man ruhig anstoßen.Cheers!Das ist doch oft so. Wenn du mit demMotorrad in den Pool gefahren bist,dann hast du deinen Ruf und musst esnicht jeden Tag machen.Bist du jetzt letzen Endes zu so einemTatoo gekommen?(Zeigt das Tatoo in die Kamera undlacht.)Und was hast du da am Zeigefingerfür ein Tatoo? Sieht aus wie einSchnurrbart.(Hält sich den Zeigefinger unter dieNase und schaut in die Kamera.) Wennman vor dem Mädchen-Klo steht undda ist immer voll, dann sind wir früherimmer auf das Jungs-Klo gegangen undhaben gesagt, „sorry, sind hier Männer?“Und heute kann ich sagen, (hältsich wieder den Zeigefinger auf dieOberlippe) „sorry, sind hier etwa Mädchen?“Nochmal kurz zu deinen Gemälden.Kennst du das Label Hed Kandi?Kennst du ihr Artwork und hast du daauch gedacht, das ist irgendwie ähnlich?Ja. Ich habe mich natürlich auch orientiert.Ich bin auch nicht unbeeinflusstvon den '20er Jahren Art Déco zumBeispiel, oder von Peter Max in den'70ern. Das sind so die Grundsteine. Ichmache das seit '85 und natürlich habeich mich dann mit der ganzen Pop ArtGraphik, die danach kam, überrollt gefühlt.Aber ich kann mich da nicht beschweren.Das ist nunmal das Zeichender Zeit, neue Trends die alte aufgreifen.Ich habe eigentlich immer auch dieganze Malerei mit der Musik verknüpftgesehen, habe stundenlang vor Albencoverngehockt, sie mir angeguckt undhabe da versucht irgendetwas zu entziffern,und zum Beispiel manche Plattenrückwärts gehört.Welche?The Beatles natürlich. Aber da warenkeine Messages.Zumindest keine, die du entdeckenkonntest.Nee. So drauf kann man gar nicht sein.Glaube ich.50 BOTTLED


Wie war das, als du 1981 nach West-Berlin gezogen bist?Grau. Grau und nass und kalt.Komm wir machen noch ein Foto.Ein großes Verbrüderungsfoto. Müssenwir uns jetzt auch noch küssen?Du musst erst in einer Stunde los. Dahaben wir ja noch Zeit. Wir könntenja mal kurz rausgehen einen Dönerholen, um dem Vodka entgegenzusetzen.Oder ein Fläschchen Olivenöl.Sieht so aus.Okay, aber Wange.Wollen wir mal rübergehen? Dannkannst du mir deine Kunst zeigen.Kennst du die schon?Aber du wirkst noch recht fit.Ja, aber da war das halbe Bier. Nein. Ichbin mental vorbereitet. Ich habe michvor ein paar Wochen so weggeballert,dass es mir selber nicht mehr bewusstwar. Das passiert mir eigentlich nie, daich den Standpunkt vertrete, man sollteschon noch wissen, wo es lang geht.Elegantly wasted ist so ein Motto. Alsonicht unterm Tisch, lieber oben drauf.Auf Tische! Cheers. Was wollte ichdenn jetzt fragen? Sag mal, deinSchönheitsfleck ist auch tätowiert,oder?Ja, das war mein erstes Tatoo. Das habeich von Lady De Winter von den DreiMusketieren abgeguckt. Ich fand dieganz toll. Ich habe das bewundert, dasssie diese Kraft hat dazu böse zu sein,wo doch alle so gut sind.Aber du bist nicht böse, oder?Nein. Aber ich habe meine Grenzen.Cheers! Was legst du heute Abendauf?Ich glaube ich werde etwas John SpencerBlues Explosion auflegen und dannnoch einige Delikatessen aus dem Untergrund,die keiner kennt. Zum BeispielSachen von Freunden aus L.A.,die ich geschickt bekommen habe, oderMusik die ich selber finde. Alles neu.Klassiker kann ich selber. Neues, schrägesZeug finde ich gut. Alles, was amElektronischen vorbeischrabbert, aberin Wirklichkeit schwer Gitarre hat.Nein, also von deiner Website.Dann hast du jetzt keine Ahnung, wasdich erwartet.(Drei junge Menschen kommen in dieGalerie hineinspaziert.)Galeristin: Sind das Eure Freunde?Nein.Galeristin: Sorry guys, the gallery isclosed. We are doing an interview here.Junger Mann: So we destroyed the interview?No, not really, but you are now goingto finish the interview. We're going totake a picture of each you, having afinal shot of this vodka.Hi, I'm Wee, Wee Flowers. I'm the artist.Cheers Wee!Wee Flowers arbeitet aktuell an derGeschichte der Salomé Otterbourne:Portraits der Hauptigur und ihrer Famile,ein ausgewachsener Familienstammbaum,eine Mord-und-SkandalGeschichte und eine Solo-Ausstellungim März 2011 in der Strychnin Galerie.Mehr Infos zu Wee Flowers hier:weeflowers.comsawrock.dedorfdisco.destrychnin.orgheldvodka.deInterview Lev NordstromPhotos Richard KirschsteinBOTTLED51


Sixteen F**KingMinuteS!A ChAt With Peter Kruder52ChAt


Ein Biergarten in Nähe der „Castingallee“und die ersten warmen Sonnenstrahlen.Wer konnte ahnen, dass esfür lange Zeit wieder die letzten seinwürden? Und wer konnte ahnen, dassich ein Interview mit Peter Krudermachen würde – ein unwegdenkbarerTeil von Kruder & Dorfmeister, Musiker,Macher, Produzent, Sammler,Labelchef, Leitwolf und Lebemensch.Und überhaupt, wer konnte ahnen,dass G-Stone Records dieses Jahr miteiner riesigen Torten- und Doppel-CDvoll Tönen-Schlacht, ihr inzwischensechszehnjähriges Bestehen, verdientfeiern und verkünden würden? Ichnicht. Aber das tut ja auch nichts zurSache. Und was würde Peter sagen?Nein. Was sagt Peter?Willst du eine Zigarette?Nein danke. Du kommst gerade an,aus?Aus Wien.Wo du immer noch lebst und umtriebigbist?Naja, umtriebig bin ich dort nicht so.Hast du eine Familie?Nein.In einem anderen Interview hattestdu nämlich viel von der Damenweltgesprochen.Es macht einfach mehr Spaß, wenn duspielst und da sind ein paar hübscheMädels. Die Partys sind ja immer nurgut, wenn die Frauen da sind. Partys,wo nur Jungs da sind, die sind meistenslangweilig. Und vor allem ist die Musikauch meistens schlecht, oder?Siehst du bei dir noch Mängel?Ich bin sehr perfektionistisch. Eigentlichschon krankhaft perfektionistisch.Deswegen sind meine Releases auchspärlich. Ich habe tausende eigeneSongs herumliegen. Aber ich releasesie nicht, weil ich sie einfach nicht gutgenug finde.Die aktuelle Sixteen F**king Years OfG-Stone Records ist in zwei Teile geteilt.Die erste CD mit Sixteen F**kingClassics gemixt und die zweite CD mitSixteen F**king New Tracks als ungemixteCompilation. Wie schwer warfür dich die Auswahl der Classics?Ich habe das nicht kompiliert unter einemMix-Aspekt. Wir haben es eigentlichkompiliert unter dem Aspekt, wasist für uns jetzt noch relevant? Waskann man da mit raufnehmen, wasjetzt immer noch gut klingt und ebennicht diesen berühmten Zeitstempeldrauf hat, sonder immer noch Wirkunghat? Das ist einfach Gefühlssache. Dasschiebt man so lange herum, bis dieSachen sich richtig anfühlen und derFlow von Anfang bis Ende stimmt.Der neue Track von dir mit Dorfmeister,Aikon, ist doch immer noch ganzklar Kruder & Dorfmeister.Das ist lustig. Als wir den Track gemachthaben, hat uns der Urbs mal imStudio besucht. Und der ist reingekommen,hat die ersten paar Dinge gehörtund hat dann irgendwie gesagt, „daskönnt ihr nicht abstreiten, dass das ihrwart.“Du hast 35.000 Platten zuhause stehen.Wie sind die geordnet?Alben sind alphabetisch und nachGenres geordnet. Maxis und 12-inchessind nach Jahrgängen geordnet. Bei denMaxis weiß ich besser, wann ich sie gespielthabe. Maxis mit Namen? Das warschon beim DJ-ing unmöglich. Das wareinfach die Platte mit dem gelben Logo,oder die mit dem roten Cover.Wie bekannt bist du in Wien?Ich bin schon bekannt in Wien, aberWien ist eigentlich eine Stadt, wo dieLeute dich in Ruhe lassen. Es sprichtdich keiner an.Ist das etwas Österreichisches?Das ist total etwas Wienerisches. Wienist interessanter Weise auch ein extremstrenges Publikum. Frank Zappa hatzum Beispiel jede Tour die er gemachthat immer in Wien angefangen. InWien hat er gewusst, wenn das Konzertgut war, dass er eine coole Band hat.Wien ist ein verwöhntes, ein komischesPublikum.Liegt das an der Klassik?Ja, es liegt etwas an der Klassik, aber esliegt auch daran, dass die Wiener mitTaten motiviert werden müssen, umaus sich herauszugehen. Und das istauf alle Fälle gute Schule.In Interviews kommst du sehr gelassenrüber. Bist du ein gelassenerMensch? Ich bin zum Beispiel jemandder unterm Tisch gerne mit den Knienwackelt.Ja, das habe ich auch. Ich habe auchdas nervöse, zuckende Bein. Aber ichbin eigentlich ein sehr entspannterMensch. Ich schaue, dass ich alles ummich herum so organisiere, dass ichauch entspannt sein kann.Wen würdest du noch gerne für eineZusammenarbeit gewinnen?Ich würde wahnsinnig gerne mit JimmyScott etwas machen. Aber da muss ichschnell sein, weil der ist wirklich schonsehr alt und gebrechlich. Aber die Stimmeist einfach außerirdisch.Für das aktuelle G-Stone SixteenF**king Years Cover, habt ihr eine Kuchenschlachtinszeniert. War das deineerste Kuchenschlacht?Ja.Hat's Spaß gemacht?Hat irrsinnig Spaß gemacht. Das empfehleich jedem.Sixteen F**king Years of G-Stone Recordingserscheint am 04.06.g-stoned.comInterview: Lev NordstromChAt53


ellen alienDustchannel XX-FilesdopWatergate 06Bpitchstil vor talentWatergate recordsBerlins Technofee hat sang- und klangvollein überragendes fünftes Albumüber das Parkett gestreut. Und wiedereinmalwird einiges unklar und vielesklarer. Wenn die Dame Hand anlegt,wird es kohärent, kontrastreich undkosmo-kosmetisch klar. Und dochgleicht kein Werk dem Vorherigen. Auchdiesmal hat die Berlinette mit Dust einavantgardistisch, technopoppiges Fabelwesenzum Leben erweckt. Ein kontemplativesNachtschattengewächs, sowohlangenehm geerdet, als auch unheimlichfreischwebend. In frohdüsterer Klangmethodikund süß-saurem Ideenreichtum,wirbelt Ellen Allien Staub auf. EinSternenstaub, der sich sanft schmetternd,von tropfsteinhöhlernen Trommelfeldernaus, auf unser Trommelfelllegt und subtil ins Innere zieht. Staub alseine Ode an die Stadt, die uns umgibt, andie Menschen, die uns ausmachen, andie Natur, die an uns haftet und an dieMusik, die wir sind und die wir machen.Wir sind Träumerinnen und Träumer.Wir wollen auf dem Boden der Tatsachenund Tagsachen bleiben. Wir wollenrealistisch denken und nachhaltig wirken.Wir wollen mehr als Staub sein. Wirwollen mehr als Staub machen. Das istunsere Utopie. Traumhaft.Berlin ist Partystadt. Stil Vor Talentsind Stadtlabel. Channel X sind Labelschmuckund X Files ist ein Schmuckstück.Punkt. In der letzten Zeit fällt eseinem schwer die eigenen vier Wände zuverlassen und den persönlichen WerkundKlangraum zu erweitern. Ich willnicht wieder feiern gehen. Es ist Montagund Montags wird gearbeitet. Aber mussman die Arbeit immer wieder aufs Neueim Büro verrichten? Und überhaupt,muss man sich immer wieder im selbenAmbiente der Feierei verpflichten?Hat man die richtigen Files in Reichweite,kann man sowohl von Zuhause ausdas erwartete Soll abarbeiten, als auchwieder genüsslich dem rhythmischenBewegungstrieb in all seinen Facettenund Farben verfallen. Die Ausprägungdessen ist der individuelle Faktor X undin diesem Fall sind es die X Files, ganzohne Scully und Mulder, dafür voll undganz mit Channel X. Ein erschreckendsolides Debütalbum, schlüssig, eloquentund aufbauend, gar belebend. DickflüssigeBasswaben, taktvolle Vokalschlaufenund spritzige Sprungstrukturen. Dasatmosphärische Aufbaupaket für diewankende Tanzwährung, ob Homezoneoder Togo. Talent macht es einem leichter.We Love The X.dOP steht für dEEP, ORGANIC & fromPARIS. Ja. Deep ist das allemal, aber ehertiefgreifend, als tiefziehend. Organisch?Ja. Wahrscheinlich auch noch Bio. AusParis? Ja. Man denkt sich: „Mist! Wiesokönnen die nicht aus Berlin sein?“ Mandenkt sich: „Wieso können die nichtuns gehören?“ Man denkt sich: „Allesist gut.“ Und dann setzen die Bläser ein.Und dann wird es zum einen anders,und zum anderen als man denkt. EineFanfare senkt sich langsam von der Decke,gleitet warmblechern auf die Tanzflächenund prallt gegen die Scheiben.Man kennt dieses Gefühl. Es ist das Gefühlder allumfassenden, festlichen Gegenwart,der wiegenden Geschichte undder schleierhaften Zukunft, verpacktin jedem musikalischen Moment. Mansteht still, aber man ist unterwegs. DerKiefer senkt sich. Die Poren öffnen sich.Der Körper spannt sich. Der Körper entspanntsich. Der Körper spannt dich. DerKörper entspannt dich. Man tanzt. Mantanzt. Man tanzt, bis sich die Fototapetevom Stuck löst. Na? Lust aufs Watergateheute Abend? Das Programm? dOP undFreunde. That's what friends are for!Merci.Text: Lev Nordstrom54 soUnds


lali pUnaOur inventiOnsMorr MUsichealthDisCO2city slangchristopher raU& achiM MaerzDérive vOl. 2dérive schallplattenFest in der Erinnerung bleibt 2004,das Erscheinungsjahr von „Faking TheBooks“. Vermehrt hörte man damalsvom Mythos um Weilheim, als sei esdas Königreich der Indieszene, Burgvon z.B. The Notwist, Ms. John Sodaoder eben auch Lali Puna. Jung, begeistertund gierig überspielte ich derenLieder auf diverse Mixtapes, welchesich durch das Aufnehmen gar zuins Gedächtnis einbrannten. Denn eserforderte natürlich höchste Aufmerksamkeit,Anfang und Ende nicht allzuabgehackt klingen zu lassen. Undnach dem ganzen Aufwand verstehtes sich fast wie von selbst, dass manbestimmte Melodien mit ihren Textenüber die Jahre nicht mehr verliert. „I'llbe true again / but until then I fakethe books". 2010 besuche ich eines derschönsten Konzerte des Jahres undnehme „Our Inventions" voller Erwartungenmit nach Hause. GlücklicherWeise, schafft es zu überzeugen. Neuerfunden haben sich Lali Puna nicht,was allerdings recht angenehm ist.Denn neben diesem ganzen Hype-Gedöns liegt die Abwechslung manchmaleinfach darin, dass sie nicht stattfindet.Nur etwas sanfter sind sie wohlgeworden. Ja.„You Will Love Each Other" schreibensich Health dieses Jahr auf die Fahnen.Ein Gewinnersatz, denn wir wissenja, das mit der Liebe wünscht sich irgendwiejeder. Doch man beachte, dieseWorte kommen von einer Band, diezuletzt noch mit ihrem mega Splattervideozu „We Are Water" für Wirbelsorgte. In Zeitlupe verfolgt darin einwabbeliger Glatzkopf mit Säbel einblondes Mädchen durch den Wald, umin der Umkehrung von ihr abgemetzeltzu werden. Das Blut spritzt undleise rieselt der Schnee. Nun kommtder Sommer mit dem zweiten Remix-Album von Health im Gepäck. Schonalleine die erste Single „USA Boys" istGarant für beste Laune zu jeder Tageszeit.Die CFCF-Bearbeitung von „BeforeTigers" treibt das Spiel im Anschluss sogekonnt weiter, dass es schwierig wird,sein Grinsen zu verbergen. Womit einemwohl nichts anderes übrig bleibt,als sich gemeinsam zu freuen undsich in den Armen zu liegen. Healthin Noise oder Disco, die funktioniereneinfach immer. Juchu, you will loveeach other. Ja, wir werden uns lieben!Text: Anne BehrndtFast ein Jahr nach dem ersten DériveRelease mit dem wunderbar-programmatischenNe Travaillez Jamais,kommt nun die zweite Singledes Situationistenlabels. Sie beginntlocker-flockig mit einer blubberndenHousenummer von Christopher Rau,die sofort die Beinmuskulatur anregt,sich aber nach einem schönen Builtupetwas im Nichts verliert. Viel bessermacht es da der zweite Rau Track MyLesson, der das Tempo herausnimmtund eine relaxte Acid Synth-line übereinen diskreten Beat legt und damiteinen herzergreifend kontemplativenTrack zaubert. Das dritte Stück vonAchim Maerz beschließt die EP mit einemkräftigen Stück Dub Techno. TollePlatte!Text: Peer IllnersoUnds55


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EiN` TEquila miT ROTENmaRziPaNhERzENJetzt wirft sie sich ihm wieder um denHals, dabei will sie doch eine ernsthafteBeziehung...Wenn man als Frau Männer trifft, diemit einem rummachen, obwohl sieFrauen haben, die im sechsten Monatschwanger sind und dies mit keinerSilbe erwähnen, wenn man Männerkennen lernt, die ums Verrecken keineBeziehung mit einem haben wollen,nach zwei Monaten es aber eine andereFrau schafft, ihn doch davon zu überzeugen,man einem Mann begegnet, dereinem Dinge erzählt, die einem „verliebtauf den ersten Blick“ sehr nahe gehen,und der nur Monate später plötzlich anGedächtnisschwund leidet – kann mandann nachvollziehen, dass man alsFrau das Vertrauen in „gute“ Männernverloren hat? Wir wollen Männer, diedas tun, was sie sagen, das sagen, wassie haben und das haben, was sie versprechen.Und ich spreche keineswegsvon materiellen Dingen. Ich rede von’wenn du ständig um mich herumwanderst,wie ein Hund auf der Suche nachFutter, dann wundere dich nicht, wennich irgendwann mein Fleisch auspacke,wenn du eine Freundin hast, die unübersehbarvon dir ein Kind erwartetund du mich nur dafür benutzen willst,noch Spaß zu haben oder du eigentlicheine Beziehung möchtest, dich nicht inmich verliebt hast, ich aber eine guteZwischenlösung bis zur Richtigen bin.’„Warum kannst du mir nicht in die Augenschauen?“ Augen bedeuten Nähe.Schauen wir in die Augen des Anderen,so haben wir das Gefühl verletzlichund ausgeliefert zu sein. Wir Frauenkönnen diese Nähe nicht immer zulassen,aus Angst wieder diese Kategorievon Mann an Land gezogen zu haben,die es im Grunde nicht ernst mit unsmeint. Wieder enttäuscht zu werden,wieder nächtelang durchweinen unddas eigentliche Projekt – man selbst –zu vernachlässigen? Nein.Und vielleicht gibt es für all diese Idioteneine einfache Erklärung – wir sindein bisschen selbst schuld.Wir lernen sie kennen, meist im Club,tragen unsere Partyweste, die nichtmehr wirklich weiß ist. Der größte Feindvon uns Frauen sind nicht die Männer,es ist der Alkohol. Und nicht unbedingtder Alkohol an sich, sondern die Masse.In unserer Generation fließt er, malmehr, mal weniger, aber er fließt. „Ichhabe ein Date“, dann trink dir Mut an.„Die Party ist extrem langweilig“, danntrink dir Spaß an. Der Alkohol als Hilfsmittelfür eine gewisse Zeit eine anderePerson zu sein, locker, frei und spaßig.Und nun lernen wir diese Sorte vonMann kennen, sind lustig, zeigen so gutwie keine Grenzen und kennen die Regel„kein Sex vor dem dritten Date“ nuraus schlechten Jennifer Lopez Filmen.Wie also soll der Mann in solch eineralkoholisierten Situation herauslesen,dass man eigentlich schüchtern ist, respektiertwerden möchte und eine ernsthafteBeziehung wünscht? Die Nutteda drüben ist eigentlich Katholisch-Lehrerin. Ah, ok.Die besten männlichen Freunde,die einen in jeder Situation kennen:lachend, weinend, ungeschminkt, ar-beitend und feiernd – die verliebensich in einen, weil sie jede Seite an einemkennen, die ehrlichen und diegewollten. Die Männer, die man will,kennen einen besoffen aus dem Club,gut gekleidet, sexy und für jeden Spaßzu haben und plötzlich kommen wiran und wollen ihnen sagen „Entschuldigung,aber eigentlich bin ich ganzanders.“ Dass viele Männer trotzdemuncool sind und wichtige Dinge verschweigen,einen klein halten wollen, umkein Risiko einzugehen – keine Frage.Doch sich als jemanden auszugeben,der man eigentlich nicht ist – wie coolsoll das sein?Wir werfen unsere Prioritäten überBord, sobald der Alkohol das Blut begrüßt,schreiben unnötige sms, die wiram nächsten Tag bereuen, gehen mitMännern nach Hause, die wir nüchternnach fünf Dates erst küssen würdenoder sind plötzlich doch noch nichtüber einen Mann hinweg, den wir eigentlichschon in die Wüste geschickthaben.Der Alkohol, um den Spaß zu fördern,aber bitte nicht mehr um das Geschlechtoder die Identität zu wechseln.Bemerkung: Wenn dir der ersteSatz nach der Überschrift nicht gefällt,könnten wir auch den nehmen„Die Nutte da drüben ist eigentlichKatholisch-Lehrerin. Ah, ok."Text Elleparamourelleparamour.blogspot.comLayout Vinzent BritzOPEN WORD 57


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KOPf ODER ZahlDie Pille flog, sich stetig um 360 Graddrehend, quasi schwerelos, in derLuft. Die Kamera wanderte um michherum, sie blieb stehen. Closeup. Matrix-Effekt...Von der Seite kommt ein verrückterShaolin Mönch mit langen schwarzenHaaren und Zöpfen an den Ohren insBild gerast, mit einem sut cuter tritt erin feinster 1000-Bilder-die-Sekunde-Slo-mo die Pille an den Zähnen vorbeiRichtung Darmeingang.Eingetaucht schwimmt der kleineblaue Delfin Richtung Magengrube,um dort seine kleine Show vorzuführen.All die schönen Tricks, der doppelteSalto und wie einer auf ihmreitet. Um das Becken herum stehenkleine Kinder, die ihn als den perversenFlipper bezeichnen, den sieals die pädophile Labertasche kennenund zum Schluss der große Stunt: Derphänomenale Sprung durch den brennendenReifenDoch das, wofür der Delfin eigentlichausgebildet wurde, ist den Weg zumgeheimen Serotonin-Tresor zu finden.Also nimmt der blaue Säuger Reißausüber die Blutbahn und versucht sichdurch den Lüftungschacht vorzuarbeiten.Dort angekommen knackter mit einem angenehmen Lächelndas Schloss und das kleine rosaneSparschwein wird mit einem Hammerzerschlagen und auf der Welle, die dadurchausgelöst wird, reitet der Delfinaus meinem Kopf. Ausblende.Da stehe ich nun, einundzwanzigJahre alt, fühle mich unbekleidet, dieZeit steht einen kurzen Moment still.Das ansteigende Rauschen des Meereslässt mich vermuten, dass ich bald biszum Kopf im Wasser stehe. Und derKick setzt wieder ein. Fünfhundertoder sechshundert Menschen reagierengleichzeitig und reflexartig auf denBeat. Herzryhtmus.Eine kurze Anekdote eines Gastes:„So viele Menschen sagen immer,dass sie mit Techno nichts anfangenkönnen, doch reagieren tun sie alleirgendwann. Das ist wie im Urwald,wenn afrikanische Völker anfangen,auf Hölzern rumzuhauen und sich inTrance zu tanzen.“Da stehe ich nun, die Wellen durchwandernmeinen Körper, alles wirkt sounsagbar attraktiv. Such dir den PunktX. Den Schnittpunkt der Diagonalenauf dem die Anlage gerichtet ist. Wirsind in einem alten Rechenzentrumder Stadt. Der Saal wurde mit vielMühe in das Innere eines feuerspeiendenDrachens verwandelt. Es brodelt,es kocht, die Körper sind nahe an demPunkt angelangt aufzugeben.Aus einem Gespräch zweier Gäste:„Siehst du die da vorn, die hab ich vordrei Tagen im Ballhaus schon gesehen.“„Apropros, ich glaub, ich muss nunauch mal nach Hause, meine Mutterkriegt sonst wieder nen Anfall, wennich drei Tage lang unterwegs bin.“Die Nacht hat sich ergeben und ist wieein Aufgeschrecktes Reh geflohen. ImDickicht der Nacht versucht es sich zuverstecken doch nun steht die Sonnesoweit am Himmel das nichts mehr zuverstecken ist. Nach und nach kleckernimmer mehr der weißen zurückentwickeltenWesen aus der großengrauen Box. Wie ein noch eben gefangenerSchmetterling, der noch benommenaus seinem Gefängnis, dem Glas,befreit wird. Sie breiten Ihre Flügel ausund brauchen mindesten ein, bis zweiStunden Tageslicht, um wieder an Farbezu gewinnen. Die Idiotie, die hinter alldem steht, ist das alle denken, sie wärenachso Bunt, doch nach 36 Stunden istselbst die neonfarbene Leggings mehrgrau als neongrün. Die Haare sind zerzaust,das Gesicht hat keine Farbe mehr.Eine oft unterschätze Reaktion ist, dasswenn man plötzlich in all das Licht gestoßenwird, man sich vorkommt wieein überlichteter Film und mit all dieserfrischen Luft kommt der Delfin denselben Weg wieder zurück, wie er zuvorgegangen war.Text Ronny SchröderLayout Vinzent BritzOPEN WÖRD 59


Psychogrammeines idiotenauch demut hat ihren PreisDas Geld liegt auf der Straße. So oderso ähnlich muss ich gedacht haben,als ich vor kurzem zu einem willfährigenOpfer des „White Van SpeakerScam“ wurde. Eine Tragikomödie indrei Akten.1. AktHi. Mein Name ist Max Schröder under wurde von der Redaktion geändert.Warum? Weil ich es für eine gute Ideehalte, vor 20.000 potentiellen Lesernmeine intellektuellen Hosen runter zulassen. Manche Menschen muss maneben vor sich selbst schützen. Und ichgehöre seit neuestem dazu.Meine Geschichte ließe sich problemlosin zwei Sätzen zusammenfassen,doch weil man sich manche Dingewirklich auf der Zunge zergehen lassensollte, hole ich etwas weiter aus.Alle Leute, die mir in meinem Lebenwirklich nahe gekommen sind, konntenmir übereinstimmend ein großesEgo attestieren. Ich hingegen würdees weniger diplomatisch ausdrücken.Prinzipiell halte ich mich für den heißestenScheiß unter der Sonne. Warumauch nicht?Seit ich klein war, bin ich keinem Wettbewerbaus dem Weg gegangen. Vordem Abitur (Einser-Schnitt, ich bitteDich) habe ich mich zum Stufensprecherwählen lassen, weil ich der Meinungwar, dass ich das ganze Regieren,Delegieren und Repräsentieren besserkonnte als meine Mitschüler. Ich binjahrelang um die Welt getourt, ummir den Stempel „weitgereist“ zu verdienenund seit ich in Berlin bin, verdieneich mehr Asche als die meistenanderen Leute in meinem Alter. MeineFreundin ist so hübsch, dass sich jederKerl nach ihr umdreht, wenn wir zusammeneine Bar betreten – ein Umstand,der mich noch mehr anmacht,weil mein Aussehen gerade mal gutgemeinter Durschnitt ist. Dabei habich mir immer Mühe gegeben, keinYuppie zu werden, ehrlich. Aber heute,mit Mitte Zwanzig, könnte im Lexikonunter dem Begriff wohl auch meinFoto abgedruckt sein. Und ich find’sgeil. Ich bin jung, hip und erfolgreich.Und komplett voll mit Scheiße.2. AktErnst-Reuter-Platz, 10:17 Uhr. Die Vorlesunghat vor zwei Minuten angefangen,ohne mich. Kein Grund zur Hektik.Ich schlendere die Straße runter,als hinter mir ein weißer Lieferwageneinbiegt. Das Fenster senkt sich, ichhöre den Beifahrer murmeln: „Achkomm, ich frag den jetzt einfach.“Er winkt mich zu sich, na gut, denkeich, sag ich denen halt den Standardspruch:Sorry, ich komm nicht ausCharlottenburg. Der Beifahrer grinstmich an. „Willst Du 'n Paar Boxen?“,fragt er erwartungsvoll. „Na, was dennfür Boxen?“, „HiFi-Boxen, Standlautsprecher“,verkündet er.Ich bin ein spontaner Mensch. Ich maglaute Musik. Ich höre mir seine Storyan. „Wir liefern gerade 24 Lautsprecheraus, aber der Chef hat vier Stückzu viel eingeladen. Die stehen nichtauf dem Lieferschein und nix. Jetztfahren wir rum, und versuchen die loszu werden. Warte mal, wir fahren malran.“ Sie fahren mal ran.Die beiden Kerle machen einen sympathischenEindruck. Bodenständig,ernsthaft, pragmatisch. Lautergute Yuppie-Qualitäten. Der Jüngerespringt aus dem Fahrzeug und schiebtdie Tür zum Laderaum auf. Vor mir liegenzwei Dutzend große Pakete, allesamtgefüllt mit Standlautsprechern.„Hier, schau mal“, er schneidet einender Kartons auf und rupft die Plastikhüllezur Seite, „Das sind absoluteTop-Modelle aus Kalifornien. ParamaxLM-48. 8 Ohm Impedanz bei 90 Dezibel,mit frei schwingendem Kevlar-Hochtöner auf Aluminium-Nabe.“ Ichhabe keine Ahnung wovon er spricht,aber nicke höflich. Die Lautsprechersehen teuer aus. „Und was wollt ihrdafür haben?“, sage ich, mit Skepsis inder Stimme. Die Dinge nehmen ihrenLauf. „Was kannst du uns denn geben?“ist die vorhersehbare Antwort.„Naja,“ stottere ich, „jedem von euch'n Hunni?“ Der Jüngere lächelt selbstzufrieden.Er hat seinen Part gemacht.Der Ältere der beiden setzt ein: „Passauf, ich zeig dir mal was.“ Er holt eineFachzeitschrift raus und schlägt denKleinanzeigenteil auf. „Schau mal,die Paramax LM-48 werden in ganzDeutschland gesucht.“ Er deutet aufeine Anzeige, in der das exakte Modellangeboten wird, das dutzendfach aufder Ladefläche liegt: Paramax LM-48. 2Jahre alt. VB 3000 €. „Neu kosten dieDinger 4000 Euro das Stück. Wir bietendir also gerade 8000 Euro an.“ Ichsehe es schwarz auf weiß und spüre,60 streets


wie sich meine Pupillen beim Anblickder Worte „VB 3000 €“ weiten. Hier gibtes was zu holen und heute ist meinGlückstag.Ein paar Minuten später sitze ich mitden Jungs im Auto, auf dem Weg zumir nach Hause. Wir haben uns auf600 Euro geeinigt und ich mache geradedas Geschäft des Jahres. Wir unterhaltenuns darüber, was ihr Cheffür ein Penner ist und sind ruck zuckin Friedrichshain. Zehn Minuten späterliegen zwei riesige Kartons in meinemWohnzimmer und ich drücke denbeiden Kerlen zwölf knusprige Fuffisin die Hand. Ich wünsche ihnen allesGute und gehe zurück in meine Wohnung,um mal zu googlen, was fürSahneboxen ich mir da ins Haus geholthabe. Das Gefühl der Selbstzufriedenheitdauert exakt so lange, wie einMacBook braucht, um hochzufahren.Schon der erste Sucheintrag machtmir klar: Ich bin nicht Gustav Gans.Ich bin Gerd Geldhai.3. AktDie Paramax LM-48 sind vielleicht200 Euro wert. Und sie sind keine HiFiStudioboxen aus einer kalifornischenLuxus-Manufaktur, sondern das Kernstückdes „White Van Speaker Scams“:Einer Betrugsmasche, die seit Jahrzehntenmit wechselnden Produktenund wechselnden Marken rund umden Globus selbstverliebte Vollidiotenwie mich in die Falle lockt. Das Prinzipist immer dasselbe: Die Hintermännergründen eine Firma und importierenbilligen aber gut aussehenden Elektro-Schrott aus China. Dann schicken sieVertriebsteams los, die in gemietetenLieferwagen durch die Stadt fahren,bis ein Passant anbeißt. Die Kleinanzeigeals schlagendes Verkaufsargumentist fingiert. Sollten sie mal vonder Polizei angehalten werden, habensie einen Gewerbeschein dabei – undbetreiben deshalb juristisch gesehenganz legalen Straßenverkauf.Nun habe auch ich mich in die langeReihe an strunz dummen Opfern eingereihtund bin um 600 Euro ärmer.Was mich stört, ist nicht das Geld. Klarist es ein Haufen Knete, aber letztenEndes werde ich das Geld früher oderspäter wieder reinholen. Was michstört, ist darauf reingefallen zu sein.Ausgerechnet ich. Von allen Leutenich. Ich habe Marketing studiert. Ichhabe jedes Buch zu der Materie gelesen,ich weiß, was neurolinguistischeProgrammierung ist und kenne dieMystery Methode. Ich könnte allesüber Zielgruppen oder Positionierungen,über Wertschöpfungsketten oderKonversionsraten runterbeten. Ichbin halb Gordon Gekko, halb OctaveParango, und ich habe mich abziehenlassen wie eine Oma auf Kaffeefahrt.Nun könnte man sagen, ich war zurfalschen Zeit am falschen Ort. Wäreich in der U-Bahn zusammengeschlagenworden, würde ich nun wohl auchkeine Sinnkrise erleben. Aber wennman selbst der Meinung ist, einenschwarzen Gürtel in Kommunikationzu haben, stellt man sich die existenziellstealler Fragen: Warum?Die Antwort liefert auch hier wiederdie Kommunikationswissenschaft,oder besser gesagt, ihr Fundament,die Neuropsychologie. Es gibt drei sogenannteMotiv- und Emotionssysteme,die das menschliche Verhaltenbestimmen: Die Bedürfnisse nachBalance, Stimulanz und Dominanz.Jeder Mensch hat unterschiedlicheAusprägungen innerhalb dieses Dreiecks,aber je stärker man in eine Richtungausschlägt, desto empfänglicherist man für Angebote, die eben jenesBedürfnis bedienen. In meinem Falleregiert der Dominanz-Gedanke. UndDominanz ist in unserer Gesellschaftimmer öfter synonym mit Geld. DerErfolg dieser beiden Typen mit ihremLieferwagen basiert also nicht aufdem Pech oder der Dummheit andererLeute, sondern auf ihrer Verblendung,auf ihrer Verbissenheit. Diese kurzeGeschichte ist damit keine Warnungvor weißen Lieferwagen, sondern einevor übersteigertem Verlangen. Nichtnur Liebe macht blind. Die Lektion istübertragbar. Auch das Bedürfnis nachGeld, Macht oder Sex, nach Geborgenheit,Abenteuer oder Sicherheit kannein erstklassiges Narkotikum sein undeinen messerscharfen Verstand in einenbutterweichen Keks verwandeln.Die Grenzen sind fließend. Und Demuthat ihren Preis.Text Maximilian SchröderPhoto Richard Kirschsteinstreets61


meTAmOrPhOSeConcept • ProductionVinzent Britz, Pola Kardumvinzentbritz.de, pola-kardum.dePhotographerPhilipp Böglephilippboegle.comHair • Make-upVerena Lindauerverenalindauer.dePhotographer's AssistantJohanna KunigStylingPola Kardumpola-kardum.dePostproductionVinzent Britzvinzentbritz.deModelSelinaizaio.de62 LAST LOOK


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ozialbau ist der neue Altbau, Billig wird das neue Vintage, Burlesquelöst den Pooldance ab. Yoga ist nicht die Lösung füralles. Bio alleine macht nicht dünn. Jungs müssen sich mehrmit Ernährung beschäftigen. Kann meine Biomilch bitte wiederfrische Vollmilch werden und nicht "länger haltbar"? Ichfinde, man darf Sellerie auf Buffets nicht als Phallussymbolgebrauchen.Der Flughafen Tempelhof ist vielleicht das Schönste, was Neukölln zu bieten hat oderauch um drei Uhr nachts völlig breit auf den Rummel der Hasenheidner Maitagerunterblicken und denken es sieht aus wie ein Hobbitdorf und sowieso drei NächteChampagneria in der Berliner Kindl Brauerei, wo wir Speeddating neu definieren undalle Teil der Berliner Arroganz sind, die nichts anderes geleistet hat, als sicher hiergebären zu lassen.Überall laufen nur Heimkinder mit BWL-Denke rum und ich sage immer: ich bin eineMischung aus Kirschkaugummi und Coco Mademoiselle und du bist mehr Typ LebensartMode Essen Trinken Partnerschaft und dann schenkst du mir eine USB Compilationund ich muss mich fragen, welcher der 500 Songs hat dich an mich erinnert?Zeig mir sein facebook-Profil und ich sage dir wie cool er ist, raunt mir Laura mit grabestieferStimme am nächsten Morgen zu und wir sitzen bei Frustobst im Bateau undich weiß wir müssen aufhören Diskriminatoren zu sein, sonst brauchen wir wiederzum Ausgleich zu viele Karma-Cleaning-Dates. Bist Du mehr der Typ Geliebte oderdie Frau, die man heiratet? Pfeifen die Spasten von den Dächern. Wie kann es sein,dass nur der Eine den Anderen liebt und dass es nicht immer auf Gegenseitigkeit beruht?Wie kann man sich schon ein Jahr kennen und sich erst jetzt lieben? Bedeutetes heute wirklich so viel, wenn man nach 2 Wochen noch keinen Sex hatte?Die Nanny hat mein Männerbild geprägt. Ist Männermangel eigentlich ein Berlinproblem?Die Krise ist da, die Krise ist echt. Fragen kann man ja mal, Bionade nicht.Lieber Gott, lass mich dieses Jahr jemanden lieben, ich werde auch immer Kondomebenutzen. Wir dachten, ihr H&Muschis seht im Bikini geiler aus und ja, wir BerlinerMädchen schlafen mit B-Promis nur um unseren Freundinnen davon zu erzählen.Ich sage immer: Hegemann lesen, bevor über Hegemann reden und alle klauen mitmoralischer Überlegenheit Bio-Lachs bei Kaufland. Einfacher ist es, Probleme sofortzu klären. Wo ist denn nun die scheiß Aschewolke? Lasst uns zum Nokia 3210 zurückkehrenund wieder prepaid werden, bemerke den Flow und welcher Kiez bist Duso? Die Fragen sind: Bin ich bereit für einen Burberry-Mantel und wer freut sich nichtüber eine Maus, die über die Gleise läuft?Im Herzen sind wir doch alle bi.Sophie Senoner66 LAST WORD


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