Man?Ja ... im Glück ja.Wie soll ich das verstehen?Im Glück will man doch, dass das Glück bestehen bleibt ... und das ist dochder Tod, das <strong>Le</strong>ben ist <strong>di</strong>e Aktion, das Suchen, das Streben.Ich höre FaustIch höre Don Giovanni, und weiss, dass das Spiel mit Gott der höchste Tanzsein wird.Nun nun, verweile doch ...... das wäre <strong>di</strong>e absolute Reduktion, das Ziel eines aktiven <strong>Le</strong>bens, wenn Siees so wollen.Aber jetzt doch noch zu <strong>Figaro</strong>, zu den Musikern, zu den FigurenMit Nayden Todorov haben wir uns für den <strong>Figaro</strong> entschieden weil er unsvon der Beziehungsstruktur her optimal als Zielprojekt für <strong>di</strong>eses Hauserschien, und das ist bereits jetzt komplett aufgegangen: ein jungesEnsemble, das reif spielen kann, mit der Schnelligkeit der Buffa aber dochauch mit der Ernsthaftigkeit des <strong>Le</strong>bens. Wir sind auf Beaumarchaiszurückgegangen und haben <strong>di</strong>e Figuren nach dem Barbiere definiert: und <strong>di</strong>edamalige Hochzeit von Almaviva mit Rosina, sie war damals nochminderjährig, liegt nur knappe zwei Jahre zurück, Rosina und Susanna sindalso gleichaltrig und in der gleichen Stimmlage, der Chor wird bei uns aus
lauter Heiratswilligen gebildet ..., in drei Jahren werden sich hier zweiDutzend Kinder herumtummeln, in fünf Jahren wird man eine Schuleaufmachen müssen. Das Zimmer vom ersten Akt, zwischen den Zimmern desGrafen und der Gräfin ist eigentlich das Kinderzimmer, das Spielzimmer, eineAbstellkammer, ein Durchgangszimmer– das ganze Schloss isteine Sommerresidenz drei Meilenvon der Stadt entfernt, und wirmachen einen grossen Wintergartendaraus, usw. <strong>di</strong>eses jungeEnsemble hat Nayden Todorov imHaus – <strong>di</strong>e jungen Künstler ausBulgarien reissen sich, nachRousse zu kommen, weil siewissen, dass hier mit ihnen in derRichtung des Musiktheatersgearbeitet wird. Für Bulgarien eineneue Dimension. Zum Orchester:aus den zwei Orchestern, <strong>di</strong>eNayden hier leitet (jenes der Operund jenes der Philharmonie),konnte er sehr gut aus 180Musikern jene knapp vierzigzusammenstellen, <strong>di</strong>e für Mozartwirklich gut sind, Donizetti wardafür eigentlich eine Vorarbeit ...Vor drei Jahren sprachen Sie von der absoluten Qualität Rossinis,dann haben Sie den Flirt mit Donizetti präsentiert (also <strong>di</strong>e Vorarbeitwie Sie sagen) und jetzt machen Sie MozartRossini ist nach wie vor perfekt, Donizetti ein Spiel, Mozart ist genial.Das sagen schon ziemlich alleIch habe es gehört, gesagt, wiederholt, vielleicht auch nachgeplappert ...jetzt habe ich es im Innersten erlebt.Macht sich das irgendwo fest?Meinen Sie in einer Figur? Dann vielleicht in Cherubino. Wenn Sie es in einerStimmung festmachen wollen dann vielleicht in der Arie der Susanna "Dehvieni non tardar, oh gioia bella". Wenn Sie es in der Qualität meinen dannvielleicht im Tod nach dem Requiem und in jeder Provokation von Mozart.Provoziert er uns oft?Immer und überall. Wir müssen nur fähig sein, jeden Gedanken in derDimension der Provokation zu verstehen. Der allerliebste musikalischeAugenaufschlag ist bei Mozart von der Verzweiflung besetzt, der tiefsteAbgrund ist voller Hoffnung. Und Cherubino hat <strong>di</strong>ese Dimension in sich: Erspielt in der und mit der tiefsten Ernsthaftigkeit des <strong>Le</strong>bens. Er spielt um sein<strong>Le</strong>ben.