Silberner Katzenbeisser Der Mann mit dem Wow-Effekt ... - E&W
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HINTERGRUND E&W 11/09<br />
SEIT 50 JAHREN IN ÖSTERREICH UND JETZT ...<br />
... am Abgrund<br />
QUELLE IST NICHT IRGENDEIN<br />
Unternehmen.Quelle gilt als<br />
Symbol des Wirtschaftswunders<br />
der Nachkriegszeit, Generationen<br />
von Deutschen und Österreichern<br />
sind <strong>mit</strong> den Katalogen aufgewachsen.<br />
Millionen von Kunden<br />
blieben auch in Zeiten von Diskontern<br />
und des WWW treu. Als<br />
im Oktober in Deutschland<br />
schließlich Konkurs angemeldet<br />
wurde, war auch das Schicksal der<br />
Österreich-Tochter besiegelt.<br />
Traurig, aber wahr: Tradition<br />
schützt nicht vor <strong>dem</strong> Untergang.<br />
<strong>Der</strong> Konkursantrag wurde auch in<br />
Österreich eingebracht. Die Passiva<br />
der Insolvenz werden <strong>mit</strong> 88<br />
Mio Euro angegeben. Insgesamt<br />
rechnet das Gericht allerdings <strong>mit</strong><br />
einem Forderungsvolumen von<br />
100 Millionen Euro. 1.100 Mitarbeiter<br />
sind direkt betroffen, ca 900<br />
weitere Personen dürften indirekt<br />
betroffen sein. Dazu zählen 400<br />
Quelle-Pensionisten und 170<br />
Quelle-Shop-Betreiber plus deren<br />
Angestellte.<br />
Mit Bekanntgabe des Konkurses<br />
haben auch Unterstützungs-Maßnahmen<br />
für betroffene Mitarbeiter<br />
zu greifen begonnen. So haben<br />
sich laut Oberösterreichs<br />
Wirtschaftslandesrat Viktor Sigl<br />
Sozialpartner, AMS, Betriebsrat<br />
und Land Oberösterreich bereits<br />
abgestimmt. Neben der Insolvenzstiftung<br />
sollen auch viele<br />
Quelle-Mitarbeiter bei anderen<br />
Unternehmen Arbeit finden.<br />
Nach ersten Schätzungen werden<br />
300 bis 500 Mitarbeiter in die Insolvenzstiftung<br />
eintreten (300<br />
<strong>Der</strong> Konkursantrag des Versandhändlers wurde eingebracht. Von der Pleite Betroffene gibt es<br />
viele: neben den 1100 Mitarbeitern bangen auch andere Unternehmen um ihre Zukunft.<br />
Auch das Schicksal der Quelle-Shops ist noch offen. Vom endgültigen<br />
Aus bis hin zu einer neuen Händler-Kette – alles ist möglich.<br />
Mitarbeiter<br />
haben keinen<br />
Berufsabschluss,<br />
Anm.).<br />
Dunkle Wolken ziehen<br />
sich auch über<br />
den 170 Quelle-Shops<br />
in Österreich zusammen.<br />
Denn 75 Prozent der Betreiber<br />
verkaufen ausschließlich<br />
Quelle-Produkte. Wie es<br />
<strong>mit</strong> ihnen nach <strong>dem</strong> Konkurs<br />
weitergeht, ist noch nicht klar.<br />
Manche der Franchise-Nehmer<br />
werden ihre Tätigkeit wohl einstellen<br />
müssen. Vor allem jene, die<br />
in ihrem Sortiment ausschließlich<br />
Quelle-Produkte haben.<br />
Kämpferische Shop-Betreiber<br />
Die Shop-Betreiber geben sich<br />
kämpferisch, sie wollen in je<strong>dem</strong><br />
Fall weitermachen. Laut Shop-<br />
Sprecher Hans-Peter Harder gäbe<br />
es bereits Verhandlungen <strong>mit</strong> einigen<br />
Kleinlieferanten. Die Zeit<br />
drängt aber, denn um das Überleben<br />
der Shops zu sichern, müssen<br />
die Gespräche schnell zu einem<br />
Ende bzw Ergebnis kommen.<br />
Denn die Luft wird dünner, „außer<br />
Weißware wird nichts mehr<br />
geliefert“, sagte Harder gegenüber<br />
der APA. Deshalb seien die<br />
Shops nicht nur auf der Suche<br />
nach Lieferanten. Auch Hersteller<br />
von Weißware, Elektrogeräten<br />
und Textilien können sich melden,<br />
so der Shop-Sprecher. Nach<br />
Schätzungen werden 130 bis 150<br />
Shops überbleiben – natürlich<br />
unter der Voraussetzung,<br />
dass Lieferanten<br />
gefunden<br />
werden.<br />
Ein möglicher Ausweg<br />
ist der Zusammenschluss<br />
der Quelle-<br />
Shops, ein<br />
nicht unrealistischesSzenario<br />
(siehe Deutschland). Angeblich<br />
gibt es bereits Anfragen aus<br />
<strong>dem</strong> Nachbarland, ob denn eine<br />
Zusammenarbeit <strong>mit</strong> den Österreichern<br />
möglich sei. <strong>Der</strong> Haken<br />
an der Sache: Sollte eine neue<br />
Händlergemeinschaft entstehen,<br />
so kann sie nicht unter <strong>dem</strong> Namen<br />
„Quelle“ tätig sein. Denn<br />
die Marke wurde bekanntlich an<br />
den Versandriesen Otto verkauft.<br />
Möglich ist ein Betreiben unter<br />
<strong>dem</strong> jeweiligen Namen des Shop-<br />
Besitzers. Oder aber man findet<br />
einen gemeinsamen Namen. Das<br />
wirft aber wieder die Frage auf,<br />
wer denn – sollte eine neue Kette<br />
entstehen – diese führen soll.<br />
Potentielle Kunden für Großhändler<br />
also? Gegenüber E&W<br />
betont etwa Ingo Knoll, GF Knoll<br />
Elektro-Großhandel, dass die österreichischen<br />
Quelle-Shops, die<br />
ja selbstständige Unternehmen<br />
sind, nach der Quelle-Insolvenz<br />
gerne beliefert werden können.<br />
Aber: „Im Vorfeld sind natürlich<br />
Besuche durch unseren Außendienst<br />
notwendig“, betont Knoll.<br />
(Anm.: Ein ausführliches Interview<br />
<strong>mit</strong> <strong>dem</strong> Knoll-GF finden<br />
Sie auf Seite 24).<br />
Auswirkungen<br />
<strong>Der</strong> Konkurs bringt aber nicht<br />
nur die Quelle-Shops in Bedrängnis,<br />
sondern auch jene Firmen,<br />
die bisher vor allem für das<br />
Versandhaus gearbeitet haben und<br />
mehrere hundert Lieferanten. Am<br />
glimpflichsten kommen wohl<br />
große Unternehmen davon, die<br />
nicht in solch großer Abhängigkeit<br />
stehen.<br />
Die größten Handelspleiten in Österreich: So tragisch das Ende des Versandhändlers<br />
ist, im Vergleich zu Konsum erscheint Quelle als „Mini-<br />
Pleite“. Dazwischen <strong>mit</strong> ca 430 Millionen Euro – Libro.