Flyer Zierenber Jever (Jo?rn)
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„Für mich entscheidet sich die Menschlichkeit<br />
unserer Welt am Schicksal Afrikas. Ist es nicht<br />
eine Frage der Selbstachtung Europas, sich mit<br />
Blick auf unsere eigenen Fundamente, unsere<br />
Werte und Geschichte in Afrika ehrlich und<br />
großzügig zu engagieren?“<br />
Bundespräsident Horst Köhler<br />
Zitat aus seiner Antrittsrede im<br />
Deutschen Bundestag vom 1. Juli 2004<br />
Jan van Riebeeck Georg Schmidt Xhosa Chef Sandile<br />
Im Mai 1639 erreichte der junge deutsche Edelmann Albrecht<br />
von Mandelslo aus Schönberg bei Lübeck das „Kap der Guten<br />
Hoffnung“. In seinem Reisetagebuch schrieb er einen inte -<br />
r essan ten Artikel darüber, den sein väterlicher Freund Adam<br />
Olearius aufnahm, in seinem 1658 erschienenen Buch „Morgenländische<br />
Reysebeschrei bung“ publizierte und die deutsche<br />
Öffentlichkeit somit erst ma lig auf das Leben in der weit<br />
entfe<strong>rn</strong>ten Region aufmerksam machte.<br />
1652 siedelten sich Holländer, Deutsche und Franzosen unter<br />
dem Koloniegründer Jan van Riebeeck an der afrikanischen<br />
Südspitze an. Vier Jahre später e<strong>rn</strong>annte er den deutschen VOC-<br />
Angehörigen Hermann Rehemagen aus Köln 1657 zum ersten<br />
Frei bürger am Kap und setzte damit ein Symbol für den Beginn<br />
einer engen deutsch-südafrika ni schen Beziehung.<br />
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts hielten sich mehr Deutsche als<br />
Angehörige anderer europäischer Nationen im südlichen Afrika<br />
auf und bildeten einen starken Ke<strong>rn</strong> im neu entstandenen Volk<br />
der Buren. Heute beherrschen etwa 300.000 Bewohner Südafrikas<br />
Deutsch als Mutter spra che, an die 500.000 nutzen sie<br />
erfolgreich als Fremd sprache und insgesamt 1,5 Mio Menschen<br />
berufen sich auf deutsche Wurzeln.<br />
1847 warb der in Ulm geborene <strong>Jo</strong>nas Berg theil weitere Siedler<br />
aus dem Osnabrücker Raum an, die ein Jahr später in der Hafenstadt<br />
Durban den Stadtteil ‚Neu Deutschland‘ gründeten.<br />
Nach den 1853 eintreffenden Hermannsburger Missionaren führte<br />
der deut sche Offizier Richard von Stutterheim 1857 deutschbritische<br />
Soldatensiedler in die heu tige Ostkap-Provinz, denen<br />
bis 1883 viele Aussiedlungswillige auf den schnellen Hamburger<br />
Go deffroy-Segle<strong>rn</strong> folgten.<br />
1866 begann westlich der Drakensberge ein unglaublicher Diamantenboom,<br />
der den Bri ten Ba<strong>rn</strong>ey Bar nato und Cecil Rhodes<br />
sowie mehreren Deut schen um Alfred Beit aus Ham burg, Julius<br />
We<strong>rn</strong>her aus Darmstadt und Max Michaelis aus Eisfeld herum<br />
zu sagenhaftem Reich tum verhalf.<br />
1877 vereinnahmten die Briten den 1854 gegründeten Burenstaat<br />
Trans vaal und lösten damit 1880 den ersten Anglo-Burenkrieg<br />
mit der Entscheidungs schlacht am Berg Majuba aus.<br />
Zwei Jahre später drangen britische Truppen in das bis da hin<br />
noch freie Königreich der Zulu in Natal ein und entzündeten die<br />
berühmte Schlacht am Berg Isandhlwana, die zur größten Nie -<br />
derlage ihrer Kolonial ge schichte führte.<br />
Zulukönig Cetshwayo Alfred Beit Nelson Mandela<br />
1884 betrat das „Deutsche Kaiserreich“ die koloniale Bühne.<br />
Bereits ein Jahr später ver suchte der Bremer Kaufmann Adolf<br />
Lüderitz die St. Lucia- Bay am Indischen Ozean zu erwerben,<br />
was ihm aber nicht gelang. Reichs kanzler Bismarck unterstützte<br />
seine Pläne nicht.<br />
Transvaaler Goldfunde nährten weitere britische Begehrlichkeiten<br />
auf die Burenstaaten. Über ihren missglückten „Jameson<br />
Raid“ von 1895 auf <strong>Jo</strong>hannesburg und die versuchte<br />
Krüger-Entführung durch einen deutschen Abenteurer schlidderten<br />
sie 1899 in den zweiten Anglo-Burenkrieg hinein, der<br />
bis Mai 1902 dauerte.<br />
Ohne Teilnahme der schwarzen Bevölkerung erfolgte 1910<br />
der politische Zusammenschluss des Landes zur „Südafrikanischen<br />
Union“. 1912 wurde der ANC gegründet und 1914<br />
wogte die erste Welle rassendiskri mi nieren der Gesetze durch<br />
das Land. Ab 1924 wurde die Apartheid bis zur gesetzlichen<br />
Verankerung von 1948 immer deutlicher zugunsten der weißen<br />
Bevölkerung ausgelegt. 1955 ver ab schiedete der ANC in<br />
Kliptown seine legen däre Freiheitscharta. 1960 wurde die<br />
Partei verboten und 1964 Nelson Mandela mit anderen Führe<strong>rn</strong><br />
der um ihre Freiheit kämpfenden Apartheids gegner zu<br />
lang jährigen Freiheitsstrafen ver urteilt. 1974 wurde Südafrika<br />
aus der UN ausgeschlossen. Vier Jahre später begann Pieter<br />
Willem Bothas Regierungszeit und mit ihm das große Chaos<br />
der 80er-Jahre. 1989 erklärte sein Amtsnachfolger Frederik<br />
Willem de Clerk die Apartheidpolitik für gescheitert.<br />
Deutschland steuerte zu Beginn des 20. Jahrhunderts über<br />
den Boxer-Krieg in China (1900 bis 1901), den Eingeborenenaufstand<br />
in Südwestafrika (1903 bis 1908) und der Maji-Maji-<br />
Revolte in Ostafrika (1905 bis 1907) auf den Ersten Weltkrieg<br />
zu. Von 1949 bis 1990 war die gegründete Bundesrepublik