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Blattformen im Lese-Con- Text - Innovative Schulen im Netzwerk

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<strong>Blattformen</strong> <strong>im</strong> <strong>Lese</strong>-<strong>Con</strong>-<strong>Text</strong>Beitrag für den net-1-Jahresbericht


ImpressumAuftraggeber: MR Mag. Richard Stockhammer,Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur, Abt. I/5Entwicklungspartner: Prof. Dr. Wilfried Schley (IOS, Hamburg)Projekt: Neue Wege zur <strong>Lese</strong>kompetenzhttp://lesen-gemeinsamlernen.bmukk.gv.atProjektleitung: Dipl. Päd. Sonja VucsinaBericht und Fotos: Dipl. Päd. Sonja Vucsina, Stefan VucsinaNovember 2008


Inhalt<strong>Blattformen</strong> <strong>im</strong> <strong>Lese</strong>-<strong>Con</strong>-<strong>Text</strong>.............................................................................................................11. <strong>Lese</strong>r/in werden – individuelle <strong>Lese</strong>wege gehen............................................................................12. Unser Bildungs-/<strong>Lese</strong>verständnis ...................................................................................................33. Das Projekt „<strong>Blattformen</strong> <strong>im</strong> <strong>Lese</strong>-<strong>Con</strong>-<strong>Text</strong>“..................................................................................44. Beispiele aus der Praxis: Strategie des leeren Blattes...................................................................75. „Du musst verstehn! Aus Eins mach Zehn …“..............................................................................135.1 Projektjahr 2007/2008..............................................................................................................135.2 Sommer-Reflexion ...................................................................................................................155.3 „<strong>Blattformen</strong>“ <strong>im</strong> zweiten Projektjahr........................................................................................176. Wo stehen wir heute? ...................................................................................................................18Projektdaten......................................................................................................................................20Anhang: Beispiele aus der Praxis .....................................................................................................20


<strong>Blattformen</strong> <strong>im</strong> <strong>Lese</strong>-<strong>Con</strong>-<strong>Text</strong>Schulportal: Europaschule Wiener Neustadt1. <strong>Lese</strong>r/in werden – individuelle <strong>Lese</strong>wege gehenDas <strong>Lese</strong>n von Buchstaben auf einer Seite ist nur eine ihrer Erscheinungsformen.Der Astronom liest am H<strong>im</strong>mel in Sternen, die längst nicht mehrexistieren; japanische Architekten lesen die Beschaffenheit des Grundstücks,auf dem sie das Haus errichten wollen, um es vor bösen Geisternzu bewahren; Jäger und Naturforscher lesen die Wildfährten <strong>im</strong> Wald; Kartenspielerlesen die Gesten und Mienen ihrer Partner, bevor sie die entscheidendeKarte ziehen. Balletttänzer lesen die Notierungen des Choreografen,und die Zuschauer lesen dann die Figuren des Tanzes auf der Bühne.Teppichweber lesen die verschlungenen Muster eines gewebten Teppichs;Organisten lesen mehrere s<strong>im</strong>ultane St<strong>im</strong>men, um sie zu einem orchestralenKlang zusammenzuführen; Eltern lesen <strong>im</strong> Gesicht ihres Babys,um nach Anzeichen der Freude, der Angst oder des Staunens zu suchen.Chinesische Wahrsager lesen uralte Zeichen, die in den Panzer einerSchildkröte eingeritzt sind; Liebende lesen den Körper des Geliebtennachts <strong>im</strong> Dunkeln unter der Decke. Psychologen helfen ihren Patienten,die eigenen befremdlichen Träume zu lesen; hawaiische Fischer lesen dieMeeresströmungen, indem sie die Hand ins Wasser halten; der Bauer liestam H<strong>im</strong>mel, welches Wetter zu erwarten ist und sie alle teilen mit den Le-Neue Wege zur <strong>Lese</strong>kompetenzSeite 1


sern von Büchern die Fähigkeit, Zeichen zu erkennen und sie mit Bedeutungzu füllen. 1Rund um uns gibt es viele Sprachen, es gibt viel zu lesen.Kinder sprechen viele Sprachen – m<strong>im</strong>isch, gestisch, <strong>im</strong> Tanz, <strong>im</strong> Spiel, <strong>im</strong> Theater, in Bildern. Essind viele kleine Schritte auf dem Weg zum <strong>Lese</strong>n, viele Ausdrucksmöglichkeiten, die unterschiedlicheInhalte transportieren, und ihre Grenzen spüren lassen, wenn wir eine Sprache in die andereübertragen möchten.<strong>Lese</strong>nlernen, ein „Wunder“ – ein permanenter, vielschichtiger Vorgang, der lange vor dem erstenSchultag beginnt, ein kontinuierlicher, langer Prozess vieler kleiner Schritte ist, eine kulturelle Vermittlungzwischen den Generationen, ein <strong>Netzwerk</strong> verschiedener Disziplinen. <strong>Lese</strong>sozialisation bedeutet,Mitglied zu werden in der umgebenden Gesellschaft und Kultur, bedeutet eine schrittweise Aneignungder dafür best<strong>im</strong>menden Zeichensysteme. Die Fähigkeit, <strong>Text</strong>e zu verstehen, zu lesen, ist eineaktive Konstruktion, nicht bloße Übernahme von Information oder Aneignung einer Verfahrensweise.Sie schließt die Inanspruchnahme des Subjekts ein.Daraus lässt sich schwer eine spezielle „Methode“ entwickeln. Es geht vielmehr um eine Haltunggegenüber Kindern, die ernst n<strong>im</strong>mt, was sie empfinden, denken, wenn sie lesen, darüber sprechen.Neue Wege dahin zu gehen, heißt nicht nur, neue Zugänge zu schaffen, neue Kombinationen zufinden, sondern Wahrnehmungsfähigkeit und Beobachtungsgabe zu sensibilisieren – ein bewusstesSehen gegen die Gewohnheit und Gleichgültigkeit.Es ist ein Versuch, nicht das <strong>Lese</strong>n zu pädagogisieren, sondern Pädagogik zu literarisieren, ästhetisieren,Zusammenhänge neu zu sehen, zu denken und in diesem „Spielraum“ der gegenseitigenWertschätzung und Wahrnehmung <strong>Lese</strong>n/Unterricht ganz anders zu erleben.Ich war vier, als ich entdeckte, dass ich lesen konnte. Überall und <strong>im</strong>merwieder hatte ich gesehen, dass die Buchstaben, die ich kannte (weil mansie mir erklärt hatte), die Namen der Bilder formten, unter denen sie standen.(…) Dann eines Tages sah ich durch das Autofenster eine Plakatflächeam Straßenrand. (…) und dort prangten riesige Zeichen ähnlich denenin meinem Buch, und sie bildeten Folgen, die ich noch nie zuvor gesehenhatte. Trotzdem: Mit einem Mal wusste ich, was sie bedeuteten. Ich hörtesie in meinem Kopf, die schwarzen Zeilen und die weißen Zwischenräumeverwandelten sich in klaren, klingenden Sinn. Ich hatte es ganz allein geschafft.Niemand hatte den Zauber für mich vollbracht. Ich war mit den Zeichenallein, und in einem stummen, respektvollen Dialog gaben wir einanderzu erkennen. Seit ich die dürren schwarzen Zeichen zu lebendigenWirklichkeiten zusammenfügen konnte, war ich allmächtig. Ich konnte lesen.2Das Kind liest sich in die umgebende Welt, um zu begreifen, zu verstehen. Das Eintauchen in fremdeWelten und das Hineindenken und -fühlen in andere Personen ermöglichen Zugang zu unterschiedlichenLebensentwürfen und sind ein Entfalten der Vorstellungskraft, der Fantasie. Nicht Übernehmen,sondern Erschließen steht <strong>im</strong> Vordergrund.Für Alberto Manguel war das <strong>Lese</strong>nlernen die Entdeckung eines neuen „Sinnesorgans“, mit dem erzusätzlich zu den Informationen von Augen, Ohren, Nase, Zunge nun auch lesen konnte, was seinganzer Körper entzifferte: „<strong>Lese</strong>n ist wie das Atmen eine essentielle Lebensfunktion“.1 Manguel, Alberto: Eine Geschichte des <strong>Lese</strong>ns. Volk & Wissen, Berlin 1998, S. 152 ebd., S.14Neue Wege zur <strong>Lese</strong>kompetenzSeite 2


Als ich reden lernte, war es WinterWir gingen in den Garten hinaus unter den Flockenh<strong>im</strong>mel. Schnee!Schnee! Ich rief das Wort <strong>im</strong>mer wieder, das weiße, flauschige Wort, <strong>im</strong>merweiter, solange es weiterschneite. 32. Unser Bildungs-/<strong>Lese</strong>verständnisUnser Bildungsverständnis ist das des offenen Unterrichts – ein Bildungsverständnis für opt<strong>im</strong>alesund individuelles und gemeinschaftliches Lernen/<strong>Lese</strong>n.Im Rahmen eines gelebten Modells für offenen Unterricht, das letztlich alle D<strong>im</strong>ensionen der Offenheitumfassen soll, sehen wir <strong>Lese</strong>n in seiner Gesamtheit in allen Fächern 4 :• Organisatorische Offenheit von Raum, Zeit, Sozialformen, eine „Differenzierung von oben“;• methodische Offenheit – Öffnung der Lernwege durch die Schüler/innen selbst: eine „Individualisierungvon unten“;• inhaltliche Öffnung – Öffnung der Fächer und Themen, d. h. Aneignung des Wissens nach denAnforderungen der Arbeit/der Lernenden: „Didaktik des weißen Blattes“ / „<strong>Blattformen</strong>“;• soziale Öffnung – Öffnung zur Mitbest<strong>im</strong>mung, Demokratie und zum gegenseitigen Austausch:„Didaktik der sozialen Integration“.Es ist ein Bildungsbegriff, der nicht fremdbest<strong>im</strong>mt ist und vom Lernenden losgelöst einfach „übergestülpt“wird, sondern den sich in einer best<strong>im</strong>mten Kultur (selbst) bildenden Menschen zum Zentrummacht, der hilft, sich die Welt zu erschließen, sich darin wiederzuerkennen. Das Aufbrechen kognitivgeprägter Verhaltensweisen heißt, offen zu sein für Denk- und Handlungsformen der Kinder, derenStaunen, deren Individualität und sie (be)stärken in ihrem Tun.• Ausgehend von einer individuellen Sichtweise erweitern wir unseren Blick auf Menschen undBeziehungen, Inhalte und Fächer und ermöglichen, die Kinder mit ihrem <strong>Lese</strong>n, ihren Bedürfnissen,Interessen differenziert und bewusst zu sehen.• Losgelöst von Fachvermittlung und ohne didaktischen Übereifer, sondern durch Zutrauen, Bestätigung,Rückmeldung und Beziehung sehen wir die Lernenden/<strong>Lese</strong>nden in komplexen Situationen,die vernetztes Handeln ansprechen, Emotion und Reflexion zulassen und in einem sozialenKontext Mut machen, stärken, bestätigen.• Wir trauen den Kindern etwas zu, geben ihnen die Verantwortung für ihr Lernen/<strong>Lese</strong>n und begleitensie dabei – eine Umkehrung der Blickrichtung, die ihre Individualität fördert, ihr Selbstwertgefühlstärkt und sie beobachtet be<strong>im</strong> Hineinwachsen in die Welt (auch in die der Bücher).3 Schubiger, Jürg: Mutter, Vater, ich und sie. Beltz & Gelberg, Weinhe<strong>im</strong> & Basel 1997, S. 174 Peschel, Falko: Offener Unterricht: Idee, Realität, Perspektive und ein praxiserprobtes Konzept in der Evaluation. Schneider,Hohengehren 2006, S. 63Neue Wege zur <strong>Lese</strong>kompetenzSeite 3


• Wir überprüfen unsere Haltungen, denken über die eigene und eine gemeinsame Praxis nachund über ein erweitertes Kompetenzverständnis bzw. Kompetenzlernen – ein Zusammenspiel ausAufgaben, Inhalten, sozialer Umwelt und Blick auf das Subjekt.Darauf baut das Projekt „<strong>Blattformen</strong> <strong>im</strong> <strong>Lese</strong>-<strong>Con</strong>-<strong>Text</strong>“, das sich mit der Realität des <strong>Lese</strong>ns/Lernensauseinandersetzt und nicht „verordnet“; das hilft, „alte“ Denkmuster zu überwinden, starre Strukturenaufzubrechen und damit einen Musterwechsel in Gang setzt, Haltungen nachhaltig ändert.Zur <strong>Lese</strong>kompetenz gehören nicht nur best<strong>im</strong>mte kognitive Leistungen,sondern auch emotionale und motivationale Fähigkeiten, außerdem Fähigkeitenzur Reflexion und zur Weiterverarbeitung des Verstandenen in Anschlusskommunikation<strong>im</strong> Rahmen sozialer Interaktion. 53. Das Projekt „<strong>Blattformen</strong> <strong>im</strong> <strong>Lese</strong>-<strong>Con</strong>-<strong>Text</strong>“ 6Die „<strong>Blattformen</strong> <strong>im</strong> <strong>Lese</strong>-<strong>Con</strong>-<strong>Text</strong>“ sind ein offenes Prozesswerkzeug für die Öffnung des Unterrichts,um einen qualitativen Wandel, Musterwechsel anzubahnen, die Haltung der Lehrer/innen zuverändern. Es möchte die Kolleg/innen anregen, die Kinder in ihrer Unterschiedlichkeit, Komplexitätund Kompetenz wieder wahrzunehmen. Mit diesem Werkzeug kann in allen Fächern und mit allenAltersstufen gelesen/gelernt werden.Die „<strong>Blattformen</strong>“ setzen sich aus unterschiedlichen Denkansätzen, Strategien und eigenen Erfahrungenaus der Praxis zusammen:■ Wir bewegen uns in konzentrischen Kreisen (Leadership for Learning 7 ), die in unterschiedlichenKontexten aufeinander bezogen sind. Der jeweils äußere Kreis wird Umgebung des Inneren, darinbesteht auch seine Verantwortung. Innen ist der/die selbstständig Lernende in seinem/ihrem Entwicklungszyklus;umgeben von der Klasse, Lernpartner/innen; die Lernenden werden inspiriert, angeleitetund begleitet von der Klassenlehrerin/dem Klassenlehrer, dem <strong>Lese</strong>team und sind verbunden mitdem bundesweiten Projekt.■ Wir bewegen uns in einem Lernzyklus in einem Vierertakt, der einerseits <strong>im</strong> Zyklus Bewusstheitund Tiefe für das eigene Lernen gibt und andererseits einen Takt vorgibt für den Unterricht und unsergemeinsames Handeln <strong>im</strong> Projekt, Anhaltspunkte für Vertiefung und Verständigung, Richtung undBasis für Weiterentwicklung (nach Andreas Müller 8 ).■ Die Kargheit der „<strong>Blattformen</strong>“ ermöglicht größtmögliche methodische, inhaltliche und soziale Offenheit<strong>im</strong> Unterricht („Didaktik des weißen Blatts“ nach Zehnpfennig 9 ).Das bundesweite Projekt gibt den Prozessen der Schüler/innen einerseits und den Begleitprozessender Lehrer/innen andererseits Rückhalt, Professionalität und Überblick.5 Groeben, Norbert; Hurrelmann, Bettina (Hg.): <strong>Lese</strong>kompetenz. Bedingungen, D<strong>im</strong>ensionen, Funktionen. Juventa, Weinhe<strong>im</strong>und München 2002, S. 2766 Stockhammer, Richard; Vucsina, Sonja: <strong>Blattformen</strong> <strong>im</strong> <strong>Lese</strong>-<strong>Con</strong>-<strong>Text</strong>. Erstmals in einer Rohfassung publiziert für die Interpädagogika20087 Aus den Unterlagen zur Leadership Academy (nicht öffentlich): www.leadershipacademy.at8 Müller, Andreas: Das Lernen gestaltbar machen. Spirit of Learning. September 2006 (Materialien zum Download:www.institut-beatenberg.ch); Müller, Andreas: Mehr ausbrüten, weniger gackern. Denn Lernen heisst: Freude am Umgang mitWiderständen. Oder kurz: Vom Was zum Wie. hep Verlag, Bern 20089 Zehnpfennig, Hannelore; Zehnpfennig, Helmut: Was ist „Offener Unterricht“. In: Landesinstitut für Schule und Weiterbildung(Hg.): Schulanfang. Soest 1992. Zitiert aus: Peschel, Falko: Offener Unterricht. Teil 1. Schneider Verlag, 2006. S. 97Neue Wege zur <strong>Lese</strong>kompetenzSeite 4


Drei konzentrische LernzyklenLernzyklus nach Andreas Müller 10 :1. Orientieren:ins Tun kommen,sich und anderenetwas zumuten4. Dokumentieren, reflektieren:Lernen sichtbar und bewusstmachen, Stärken erkennen,Erfolge, lebendiges Wissen entwickeln,das wieder handeln lässt.2. Antizipieren und partizipieren: vorausschauen,planen, sich einst<strong>im</strong>men, sich einenÜberblick verschaffen / aktiv das eigene Lernengestalten, sich beteiligen, sich zu eigenmachen, kommunizieren3. Organisieren, bilanzieren:Wie? Was?In welchem Zeitraum?Austausch, Dialog10 Müller, Andreas: Das Lernen gestaltbar machen. Spirit of Learning. September 2006 (Materialien zum Download:www.institut-beatenberg.ch); Müller, Andreas: Mehr ausbrüten, weniger gackern. Denn Lernen heisst: Freude am Umgang mitWiderständen. Oder kurz: Vom Was zum Wie. hep Verlag, Bern 2008Neue Wege zur <strong>Lese</strong>kompetenzSeite 5


Konzentrische Lernzyklen <strong>im</strong> Vierertakt – die Lehrer/innenVerantwortung für Lernumgebung: Werkzeuge der Kargheit, Abst<strong>im</strong>mung <strong>im</strong> LehrkörperDie Kinder in ihrer Kompetenz ansprechen: Wir trauen ihnen etwas zu und nehmen uns selbst zurück.Dialog: Eine Atmosphäre des Vertrauens und der Beziehung aufbauen, die Kinder in ihrem Wachsensehen, die Freude am Lernen, am Forschen, am Denken, am Neuen in Fluss halten.Dokumentation, Reflexion: Die Lernwege der Kinder, ihre Anstrengungen und Ergebnisse sehen,ihnen eine Bühne geben und gemeinsam reflektieren.Konzentrische Lernzyklen – das bundesweite ProjektIntelligenz der Praxis: Formen für Begleitung selbstbewusster <strong>Schulen</strong>, Zusammenspiel <strong>im</strong> SystemMöglichkeitsräume für selbstbewusste <strong>Schulen</strong>twicklung, ProjektarchitekturPilotierung: „<strong>Blattformen</strong> <strong>im</strong> <strong>Lese</strong>-<strong>Con</strong>-<strong>Text</strong>“ – eine gemeinsame Sprache, gemeinsamen Takt findenPersonen, Systeme, <strong>Netzwerk</strong>e in ihrer Entfaltung wahrnehmen: Muster und Prozesse sichtbar machenDie Kinder erschließen ihre Zugänge selbstDie Kinder arbeiten mit den „<strong>Blattformen</strong>“ <strong>im</strong> Vierertakt des Lernzyklus auf einem leeren A3-Blatt,zwe<strong>im</strong>al gefaltet:• Sie wählen einen <strong>Text</strong> (bzw. die Lehrerin/der Lehrer liest vor, zeigt einen Film, bietet <strong>Text</strong>e an inallen Fächern, stellt Themen, Kinder suchen sich selbst Themen).• Sie überfliegen den <strong>Text</strong>, nutzen ihre Vorkenntnisse, ihre Erfahrungen, Erinnerungen; entwickelneigene Ideen, Wege, um den <strong>Text</strong> zu lesen, zu verstehen, ihn in einen Gesamtkontext einzuordnen.• Sie erarbeiten das Was? (Inhalt) und das Wie? (Lern-/<strong>Lese</strong>weg), finden dazu eigene Strategien,benennen und dokumentieren ihren Weg. Sie stellen Fragen, tauschen sich mit einem Partner/einerPartnerin aus, vergleichen, ergänzen.• Sie stellen Hypothesen auf, prüfen, haben neue Vermutungen. Sie reflektieren, revidieren, kooperieren,präsentieren, vernetzen altes und neues Wissen. Sie präsentieren ihre Arbeit, ihren Lernweg,ihre Erkenntnisse, Überlegungen auf unterschiedliche Arten.Zum Erlesen eines <strong>Text</strong>es gibt es viele verschiedene Wege, nicht den einen richtigen. Diese Wegegilt es für Lehrer/innen zu ermöglichen, zu begleiten, zu beobachten in einem lebendigen Dialog:Nicht belehren, hinzutun, was fehlt, sondern wahrnehmen, aufnehmen, unterstützen, bestätigen, wasda ist.Neue Wege zur <strong>Lese</strong>kompetenzSeite 6


Diese Prozesse werden so allgemein charakterisiert, damit sie offen sind für situationsbedingte Konkretisierung.Individueller Lernzyklus – Schüler/in1. Ich lese mich in die Welt.Ich komme ins Tun, mute miretwas zu, wähle aus, nehme.2. Ich finde meinen Weg.Ich überfliege den <strong>Text</strong>,nutze das, was ich schonweiß, meine Erfahrungen,Erinnerungen, Ideen.3. Ich breite mich <strong>im</strong> <strong>Text</strong> aus,4. Ich denke über das Gelesene nach,tausche mich aus, vergleiche, erzähle,präsentiere den <strong>Text</strong>, übernehme Neues.schaffe mir von ihm ein Bild – es wirdmein <strong>Text</strong>: Ich teile ein, hole etwasheraus, zeichne, stelle Fragen, redemit jemandem darüber – gestaltemeinen eigenen <strong>Lese</strong>weg.4. Beispiele aus der Praxis: Strategie des leeren BlattesIn der Praxis, <strong>im</strong> Handeln, Tun werden die „<strong>Blattformen</strong>“ an den <strong>Schulen</strong> in ihrer Offenheit erprobt,diskutiert, hinterfragt und dokumentiert. Aufbauend auf den Rückmeldungen sowohl der Schüler/innenals auch der Lehrer/innen werden die Möglichkeiten des Einsatzes in allen Fächern, allen Altersstufenin unterschiedlichen Situationen qualitativ weiterentwickelt und machen dabei Kriterien für einen Musterwechselsichtbar und nachvollziehbar, die Anstoß für ein Umdenken in der <strong>Lese</strong>didaktik bzw. derSchulpraxis geben könnten.Folgende Beispiele aus den <strong>Schulen</strong> zeigen Anzeichen, dass die Arbeit mit den „<strong>Blattformen</strong>“, diesowohl für Schüler/innen als auch für Lehrer/innen eine neue, ungewohnte Situation des Lernens/<strong>Lese</strong>nsdarstellt, von Beginn an ohne „vorbereitende Methode“, ohne große Änderungen <strong>im</strong>alltäglichen Unterricht in allen Klassen, Altersstufen funktioniert: Selbstbest<strong>im</strong>mung, Selbstregulierung,Interessenorientierung der Lernenden fordern heraus, führen zu Eigenmotivation und Eigenverantwortung.<strong>Lese</strong>n wird sichtlich zu einem intensiven Prozess individueller Auseinandersetzung, gesteuert durchden Vierertakt des Lernzyklus, der nicht nur kognitiv, sondern auch <strong>im</strong> persönlichen, emotionalen undsozialen Bereich in die Tiefe führt – anders als bei eind<strong>im</strong>ensionalen, gesteuerten Arbeitsaufträgen.Die Wissensaneignung geschieht entweder über eigene Erfahrungen, Überlegungen, Erkenntnisseoder über Austausch <strong>im</strong> Miteinander in der Lerngruppe, <strong>im</strong> Gespräch mit der Lehrerin/dem Lehrer.Neue Wege zur <strong>Lese</strong>kompetenzSeite 7


Robert, 7. SchulstufeNeue Wege zur <strong>Lese</strong>kompetenzSeite 8


Robert beschreibt <strong>im</strong> ersten Teil seine Erinnerungen (Herbstgedichte, Blätterdrucke, Drachensteigen)und ganz persönliche Ersteindrücke zum Gesamtbild des <strong>Text</strong>es (Wissenschaft erinnert an Lernen,bunte Blätter machen das wieder leichter). Er schildert Erfahrungen (aufgeklebte Blätter werdenbraun) und knüpft an Vorwissen an: Blattgrün in einer Biologiestunde. Einen beinah schon philosophischenGedanken greift er auf, dass so viel passiere in einem kleinen Blatt, wo doch ein Baum tausendesolcher Blätter hat … (wäre ein schöner Anlass für die Lehrkraft, da gemeinsam weiter zu denken).Er nennt auch sein Ziel: <strong>Text</strong> in der Gruppe erzählen.Im zweiten Teil findet Robert mehrere Strategien, sich den <strong>Text</strong> zu erlesen: Zeichnung, Wörter desBildes <strong>im</strong> <strong>Text</strong> unterstreichen, unbekannte Wörter <strong>im</strong> Wörterbuch suchen (womit er schon alleSchlüsselbegriffe gefunden hat), Arbeitsteilung mit dem Freund, und er stellt eine Frage: Wenn InsektenBäume mit weniger Farbe bevorzugen, wie ist das dann bei den farbenprächtigen Blumen? DasWort Pigment lässt ihn auf die Pigmente in seiner Haut schließen (vernetztes Denken).Im dritten Teil, dem Reflexionsteil, fasst er das Neue zusammen – wobei die Frage nach den Blumenfarbenunbeantwortet bleibt (wen frage ich, wo finde ich eine Antwort?) – und schreibt sich „Merkwörter“heraus, eine ihm geläufige Strategie. Die Erkenntnis, dass das Blattgrün das Gelb überdeckt, istein selbständiger Gedankenschluss, das wird <strong>im</strong> Originaltext nicht erwähnt (Anschlusskommunikation).Mit seinem Freund, der nicht zeichnet, hat Robert anscheinend gut zusammengearbeitet.Zwei Beispiele zu Feld 2, das Raum und Möglichkeit gibt zur Verarbeitung eigener Erfahrungen, anknüpftan individuelle Vorkenntnisse der Kinder und Identifikation und Authentizität sichtbar macht –ein erstes Annehmen, Einsteigen in ein Thema, einen Inhalt wird spürbar (ich weiß, ich denke, ichfinde, mir fällt auf, schreibt Alex). (Ausgangstext: Fressen Tiger Gras?)Stefan, 8. SchulstufeAlex, 7. SchulstufeNeue Wege zur <strong>Lese</strong>kompetenzSeite 9


Die Lernenden erleben ihre eigene Kompetenz in sozialer Eingebundenheit – Zusammenarbeit mitPartner/innen, Lehrer/innen. Sie gehen ihren eigenen Weg, auf dem sie sich selbst mit größter individuellerÜbereinst<strong>im</strong>mung/Passung instruieren.Annika (5. Schulstufe, Integrationsschülerin) zeichnet in jedes Tier Gras, das der Grashüpfer gefressenhat und das durch die Nahrungskette letztendlich be<strong>im</strong> Tiger landet, woraus sie schließt, dassTiger Gras fressen: Irgendwie schon.Neue Wege zur <strong>Lese</strong>kompetenzSeite 10


Karoline (7. Schulstufe) lernt mit Mindmap und stellt Fragen.Alexander (5. Schulstufe) zeichnet nach Gesetzmäßigkeiten und schließt daraus: Tiger essen alsokein Gras.Neue Wege zur <strong>Lese</strong>kompetenzSeite 11


Die hohe Lernmotivation zeigt sich nicht nur <strong>im</strong> kognitiven Bereich – auch <strong>im</strong> persönlichen, emotionalenund sozialen Bereich: Selbstbest<strong>im</strong>mung über das eigene Lernen.Julia, 8. SchulstufeNeue Wege zur <strong>Lese</strong>kompetenzSeite 12


Die „<strong>Blattformen</strong>“ werden nicht nur auf Papier sichtbar, sondern auch in anderen Aufgabenstellungenin den Köpfen der Lernenden.„Weiße Flecken auf der Landkarte“ – <strong>im</strong> Vierertaktin der BE/GW-Stunde (HauptschuleRaab)5. „Du musst verstehn! Aus Eins mach Zehn …“Geschichte, Stadien – ein Wechselspiel5.1 Projektjahr 2007/2008• … nicht zehn, sondern 20 <strong>Schulen</strong> haben sich für das Projekt „Neue Wege zur <strong>Lese</strong>kompetenz“<strong>im</strong> Frühling 2007 beworben;• … nicht zehn, sondern viel mehr Ideen, <strong>Lese</strong>n anders zu denken, vielfältig umzusetzen, sind inzwischenan den <strong>Schulen</strong> entstanden.Wenn Johann Wolfgang von Goethe mit dem „Hexeneinmaleins“ beabsichtigte, mit „dem betörendenReiz der Poesie“ 11 die Grundst<strong>im</strong>mung der ganzen Szene in der „Hexenküche“ zu formulieren, leitenauch Literatur, <strong>Text</strong>e, Sprachklang, der Mut zu Neuem und manchmal auch kreative Verwirrung durchVeränderung über das Zahlenspiel hinaus unser Projekt.11 Lange, Victor: Kommentar in: Sämtliche Werke. Hanser, Wien 1986Neue Wege zur <strong>Lese</strong>kompetenzSeite 13


So wurde aus dem ursprünglich angedachten Lehrgang zur <strong>Lese</strong>praxis „Reading Apprenticeship“ein darüber hinaus gehendes Entwicklungsprojekt. Von klar festgelegten Zielen, Inhalten, einem genauenZielbild haben wir uns heraus in einen lebendigen Prozess <strong>im</strong> Miteinander begeben – nichtVorgedachtes, Hilfsangebote, Materialien umsetzen, sondern sich selbst als Lernende, <strong>Lese</strong>nde,Entwickelnde sehen, erleben: ein Umdenken, das Angst macht, verunsichert, Widerstand hervorruft –dadurch aber herausfordert, neu zu interpretieren, Strukturen aufzubrechen, die eigene Person ineinem Dialog zu überdenken, innere Ressourcen zu mobilisieren.Im Oktober 2007 gab es eine Impulsveranstaltung in Wien/Strebersdorf, die heftige Diskussionenauslöste, da die Teilnehmer/innen mit anderen Erwartungen (Lehrgang) gekommen waren und sichnun nur schwer davon lösen konnten: wir sind selbst Lernende, gehen in einen Entwicklungsprozess,schauen auf das <strong>Lese</strong>n aus unterschiedlichen Perspektiven. Diese unterschiedlichen Sichtweisennutzen, verbinden wir, was in der Dynamik ein „Aufbrechen“ bewirkt. Wir lösen uns von traditionellen,didaktischen Mythen (der Lehrer/die Lehrerin lehrt, die Schüler/innen lernen), erarbeiten selbst Möglichkeitenin einem auf Beziehung und Dialog angelegten Unterricht und erforschen gemeinsam mitden Kindern vielfältige Lernwelten.In den darauf folgenden Schulbesuchen, wo ich vor Ort gemeinsam mit Direktor/innen und Lehrer/innenteamsRessourcen und Rahmenbedingungen für „neue <strong>Lese</strong>wege“ an der Schule finde, wireinander kennenlernen, näher kommen und kommunizieren, wurde dieses in der Impulsveranstaltungdiskutierte Grundverständnis zur Veränderung, Entwicklung weitergetragen und gefestigt – in Konferenzenund Teambesprechungen – und damit ein Prozess in Gang gesetzt, Überzeugungsarbeit geleistet,Neugier entfacht, um <strong>Lese</strong>n ganzheitlich, über die Fächergrenzen hinaus anzudenken.Ein erstes Bild entsteht, ein Andenken und eine Vorstellung von Veränderung. Im Fokus der Schulbesuchestehen ein wertschätzendes Hinschauen, ein Miteinanderreden, Wahrnehmen und dadurchBindung, die auf der Beziehungsebene, auf Augenhöhe den Prozess vertieft und ausbaut.Die Startveranstaltung <strong>im</strong> Dezember 2007 in Salzburg war eine Mischung aus fachwissenschaftlichenInputs, fachdidaktischen Zugängen zur <strong>Lese</strong>kompetenz und Theaterpädagogik, die die Einsichtenund Erkenntnisse aufgreift, spiegelt und reflektiert. Auch sollten sich die Teilnehmenden selbst alsLernende/<strong>Lese</strong>nde erleben, aus der eigenen <strong>Lese</strong>biografie Schlüsse ziehen, <strong>Lese</strong>n erfahren, aufeiner Literaturwanderung durch Salzburg weihnachtliches Glänzen mitnehmen – ich meine, ein gelungenerStart, erste Schritte auf einem langen Weg. Wie wir uns selbst einbringen in einen Prozess,selbst darin sehen, wahrnehmen und handeln, macht den Unterschied aus zu genormten Verpflichtungen,Inhalten. „Auf den Weg kommen“, sich ins Bild bringen und aktiv erleben - daraus können nunIdeen, Strategien zur Veränderung erwachsen. Auch als Projektleiterin lerne ich ständig mit, tragediesen Weg des Perspektivenwechsels überzeugt mit – brauche ab und zu aber noch das „Zauberkochbuch“,um die richtigen Zutaten für die Suppe <strong>im</strong> Kessel zu finden.Die zweite Schulbesuchsrunde vertiefte nun das Angedachte mit schulinternen Fortbildungen undgemeinsamen Nachmittagen. Ideenskizzen werden zu <strong>Lese</strong>landschaften, <strong>Lese</strong>orten, <strong>Lese</strong>inseln inden <strong>Schulen</strong>, Köpfen der Lehrer/innen und Kinder. Wir überlegen gemeinsam nächste Schritte, Möglichkeiten,Umwege, tauschen Erfahrungen aus. Wir nehmen einander wahr in unserer Unterschiedlichkeit,manchmal auch Uneinigkeit, was Arbeitsblätter, <strong>Lese</strong>mappen bzw. „Arbeitsaufwand“ betrifft,schöpfen aber aus den Diskussionen und Irritationen wieder Energie für den weiteren Prozess. In dengemeinsamen Besprechungen wird mehr Verbindlichkeit geschaffen, Kolleg/innen aller Fächer werdenin den Prozess einbezogen, an der Schule neue Perspektiven zur Zusammenarbeit, Kommunikationangedacht.Die 3. Plenartagung <strong>im</strong> April 2008 in Salzburg wollte dem Lernen, dem <strong>Lese</strong>n Raum geben, starkeLernumgebungen schaffen und die Prozessstrukturen in übergreifenden thematischen Netzen weiterausbauen, das <strong>Lese</strong>-Feld und die handelnden Personen als Projekt stärker ins Bild bekommen – eineBelastungsprobe für alle Beteiligten. Die Rolle als Projektleiterin wird dabei „vielfältig“ – das Feuerunter dem Kessel etwas dämpfen bzw. schüren, umrühren, kosten, würzen, am Kochen halten …Es war für uns alle eine Herausforderung, „Unsicherheiten“ anzunehmen, d. h. Uneindeutigkeiten,Widersprüche, ungewollte Nebenwirkungen, Nichtplanbarkeit. In dieser Auseinandersetzung werdenaber auch andere Wertorientierungen, Grundpositionen sichtbar: Offenheit, Kooperation, Unterstüt-Neue Wege zur <strong>Lese</strong>kompetenzSeite 14


zung, Gelassenheit, Eigenverantwortung und Widerstandsgeist. Jeder/jede muss seinen/ihren individuellenEinstieg in das Thema finden, Unterscheidungen treffen, einen Musterwechsel vollziehen.Das heißt, Vielfalt sehen, Unterschiede erkennen, aus dem Gewohnten heraustreten, Neues wagen,sich und den Kindern etwas zutrauen, gemeinsam lernen.5.2 Sommer-ReflexionWenn man kein anderes Ziel hatte als die offene See, so musste man <strong>im</strong>merwieder zurückkehren. Erst dann ist man weg, dachte der Junge, wenn manhinter der offenen See Land erreicht. 12Sommer als Zeit der Muße (das englische Wort für Muße, leisure, leitet sich ab von Leere, vom leerenRaum), Loslassen, Nachdenken, das innere Wissen entstehen lassen.Lange Gespräche mit MR Mag. Richard Stockhammer und Dr. Sigrid Gruber-Pretis helfen, auf dasVergangene hinzuschauen und Möglichkeiten für das zweite Jahr entstehen zu lassen. Helmut Strohmaier(IOS) ist wertvolle Unterstützung als Coach und plant mit mir die Herbsttagung, vor allem denGruppenprozess.Bücher begleiten mich in meinem Nachdenken, Ergänzen, Erweitern, zeigen neue Wege auf:C. Otto Scharmer: Theory U. Leading from the Future as it Emerges. Cambridge 2007David Bohm: Der Dialog. Klett-Cotta, 2005Peter M. Senge; Art Kleiner; Charlotte Roberts; Richard B. Ross; Bryan J. Smith: Das Fieldbook zurFünften Disziplin. Klett-Cotta 2004Gemeinsam mit der Projektgruppe brauchen wir eine gemeinsame Intension, müssen hinschauen,wahrnehmen, langsam Muster unterbrechen. Meine Aufgabe für das zweite Projektjahr wird sein,diesen Weg zu finden.C. Otto Scharmer beschreibt zwei Quellen des Lernens – die Vergangenheit und die Möglichkeitender Zukunft.But how we can learn from the future? Learning from the past doesn’t work.It’s not as s<strong>im</strong>ple as saying: Let’s just add, learning from the future as the finalstep of this process. It doesn’t work that way.We have to drop all our old tools and attend to the situation with fresh eyes.We have to abandon our conventional ways of reacting and operating. Wehave to deepen our attention to and wonder about the world. 13Ein Bild von Peter M. Senge zur Vision von einer neuen Schule:Stellen Sie sich vor, wir stehen auf einem wunderschönen offenen Feld undhaben eine Vision von einer neuen Schule, die hier gebaut werden soll – eineSchule, in der Kinder ihre angeborenen Lernfähigkeiten kontinuierlichausweiten könnten. Als Architekten würden wir mit drei wichtigen Elementenarbeiten. Erstens brauchen wir best<strong>im</strong>mte Baumaterialien. Zweitens Werkzeuge,mit denen wir die physische Struktur entwickeln und schließlich zusammensetzenkönnten. Drittens brauchen wir übergreifende Vorstellungendavon, wie das Schulgebäude ausschauen soll und wie es das erwünschteLernen fördern könnte. Letzten Endes werden viele Menschen daran betei-12 Andersch, Alfred: Sansibar oder der letzte Grund. Diogenes, Zürich 2004, S. 713Scharmer, C. Otto: Theory U. Leading from the Future as it Emerges. Cambridge 2007Neue Wege zur <strong>Lese</strong>kompetenzSeite 15


ligt sein, die Vision der neuen Schule zu verwirklichen. Aber ohne die Arbeitder erfahrenen und engagierten Architekten können sie nicht anfangen. DieArchitektur ist die äußere Schale, in der die eigentliche Arbeit der Schuleschließlich stattfinden kann. 14Senge erstellt dazu ein konzeptuelle Landkarte, an der sich jeder an seiner eigenen Vorgehensweiseorientieren kann. Ich finde mich darin, die Landkarte ist die Reduktion der fünf Disziplinen, eineEssenz und vermittelt für mich Machbares und Wesentliches:Vorrang des Ganzen =Beziehungen <strong>im</strong> Sinne einesechten Verständnisses sindgrundlegender als die Dinge.Nicht „reparieren“, „in Ordnungbringen“, „lösen“…Gemeinschaftsmuster desSelbst: andere als Mitmenschenbetrachten, nicht alsObjekte! Subjekt-Subjekt-Beziehungen.Leitgedanken: Ideen, Visionen, Wertvorstellungen… Wofür stehen wir? Begeisterung,Leidenschaft, ein Anliegen. KeineErklärungen, sondern höhere Ziele alsErgebnis langer, grundsätzlicher Überlegungen.Leitgedanken sind nicht statisch,sondern entwickeln sich, sind dynamisch,lebendig.Die schöpferische Kraft derSprache: „Sprache schafftWirklichkeit“: Um- und Neudeutungen,Visionen entwickeln,Resonanz erzeugen,ungewöhnlich kommunizieren,quer denken.Innovationen der Infrastruktur:erforderliche Ressourcen seitensdes Projekts: Zeit, Unterstützung,Infos, Methoden, <strong>Netzwerk</strong>e ….Im Unterricht: Veränderungen inder Organisationskultur, neueArbeitsverfahren, neue Belohnungen,Feedback, Benotung, Lernraum…Theorien. Methoden, Werkzeuge:Theorie, Wissen,Ideen weiterentwickeln, darübernachdenken und nachhaltigpraxistauglich machen.Dafür Werkzeuge finden –keine statischen Systemwerkzeuge,die sich auf Lösungenkonzentrieren, sondern dynamischeWerkzeuge.OrganisationsstrukturQualitätskriterien nicht vorschreiben,sondern dafür sorgen, dassalle diese Techniken lernen,verstehen, leben.Ich wähle das Strukturbild nach Senge 15 gestaltet, um mir die Kriterien für meine Projektgruppe sichtbarzu machen.14 Senge, Peter M.; Kleiner, Art; Roberts, Charlotte; Ross, Richard B.; Smith, Bryan J.: Das Fieldbook zur Fünften Disziplin.Klett-Cotta 2004, S. 2415 ebd. S. 24 ff.Neue Wege zur <strong>Lese</strong>kompetenzSeite 16


Ich reduzierte mein Bild zuerst auf drei Fragen – „Sommer-Puzzlesteine“ für mein Projekt, die zusammengesetzteine Möglichkeit ergeben, in der Zukunft zu handeln, zu entwickeln, ergänzen, sichzu verändern.• Leitgedanken, ein gemeinsames Wollen,• ein einfaches, klares, dynamisches Werkzeug, das offen lässt zur Umsetzung• und als Folge davon bewusste Änderung, Musterwechsel <strong>im</strong> Unterricht.5.3 „<strong>Blattformen</strong>“ <strong>im</strong> zweiten ProjektjahrEine wesentliche Wegmarke zu meinem Projekt liefert Wilfried Schley bei einer Besprechung in Wien,wo er uns Projektleiter/innen den Lernzyklus nach Andreas Müller zeigt und so einen weiteren Anstoßgibt für die „<strong>Blattformen</strong> <strong>im</strong> <strong>Lese</strong>-<strong>Con</strong>-<strong>Text</strong>“, die nun mit Hilfe der innovativen Kraft von Richard Stockhammerentstehen und Form bekommen:„<strong>Blattformen</strong>“ für ein forschendes und entdeckendes Lernen/<strong>Lese</strong>n, ein aktives, eigenverantwortlichesArbeiten der Schüler/innen, für komplexe, fächerübergreifende Kompetenzen, eine Abkehr vom richtig/falschDenken – für eine Haltungsänderung.Das Werkzeug „<strong>Blattformen</strong> <strong>im</strong> <strong>Lese</strong>-<strong>Con</strong>-<strong>Text</strong>“ wird in <strong>Schulen</strong> erprobt, getestet und erfahren – einePilotphase, die zum Ziel hat, <strong>Lese</strong>n weiterzuentwickeln, anzureichern, Haltung zu verändern.Ich gebe <strong>im</strong> Projekt einen Rahmen für Wertschätzung, Pilotierung, Feedback/Evaluation und Entwicklung.Die Projektteilnehmer/innen werden Teil des Projekts, entwickeln die Vorlage weiter. In einemoffenen Kl<strong>im</strong>a werden sie ermutigt und ermutigen Kolleg/innen, Schüler/innen, Eltern, Neues zu tun,mitzugestalten, Beziehungen aufzubauen <strong>im</strong> Miteinander, <strong>im</strong> Dialog. Unterschiedliche Perspektivenwerden wahrgenommen, akzeptiert – ein Abbild der Wirklichkeit.An diesen Aspekten kann sich „Leadership of Learning“ entwickeln. Und sie sind Voraussetzung,dass Entwicklung überhaupt stattfinden kann, Haltungsänderung möglich wird, wir das alte Denkender transaktionalen Führung verlassen.Bei der Plenartagung 4 in St. Pölten Ende Oktober 2008 (mit geplant und moderiert von HelmutStrohmaier) gehen wir aus von einem grundsätzlichen Lernbegriff (Andreas Müller als Referent), denwir dann auf unser Tun an den <strong>Schulen</strong>, in unserem Unterricht umzulegen versuchen, wir verwendendas Werkzeug „<strong>Blattformen</strong>“ <strong>im</strong> Rahmen der vorab definierten pädagogischen Grundüberzeugungen:• Den Einzelnen gerecht werden – individuelle Förderung und Herausforderung als individuelleZuwendung, als Individualisierung des Lernens/<strong>Lese</strong>ns, als Förderung/Integration und in derLernbegleitung, <strong>im</strong> Feedback;• in einem offenen Unterricht – selbsttätiges, eigenverantwortliches Lernen, Qualitätskriterien, Differenzierung,• in einer Schule der Gemeinschaft, als Lern- und Erfahrungsraum und als lernende Institution.Es wurden Themengruppen gebildet (Werkzeuge / <strong>Lese</strong>kultur / <strong>Lese</strong>förderung- Migration / <strong>Lese</strong>n <strong>im</strong>Medienzeitalter), wo die „<strong>Blattformen</strong>“ in ein Themenfeld integriert und weiterentwickelt werden: Wiekönnen die „<strong>Blattformen</strong>“ <strong>im</strong> Unterricht mit Kindern nichtdeutscher Muttersprache, bei der <strong>Lese</strong>förderung,am Computer … eingesetzt werden? Welche Möglichkeiten, Formen, Entwicklungen ergebensich daraus?• Die Arbeit der <strong>Schulen</strong> wird dokumentiert, in den folgenden Tagungen gemeinsam reflektiert undpilotiert.• Jede Themengruppe hat eine/n Teilprojektleiter/in (erstes Treffen: 16. Jänner 2009 in Salzburg),die nun ihrerseits die Gruppe betreuen, eine Kommunikationsstruktur aufbauen und in eigenenTreffen weitere Schritte beschließen.Neue Wege zur <strong>Lese</strong>kompetenzSeite 17


• Eine interne Plattform ist <strong>im</strong> Aufbau, die begleitenden Austausch zu den „<strong>Blattformen</strong>“ ermöglichensoll. Einmal eingespeiste Informationen, Ideen, Erfahrungen werden weitergedacht, entwickelt,ergänzt und bewirken neue Ideen, „verwalten“ sich schließlich „von selbst“ – eine „<strong>Lese</strong>pädia“<strong>im</strong> net-1.Die Tagungen bzw. Treffen der Teilprojektleiter/innen werden mit betreut und moderiert von HelmutStrohmaier (IOS).„Erfolg ist das Ergebnis vieler kleiner Siege über sich selbst.“ 16Vielfalt sehen, Unterschiede erkennenEin Wagnis eingehen, Gewohntes verlassen6. Wo stehen wir heute?Die „<strong>Blattformen</strong>“ sind ein sichtbares, spannendes Ergebnis einer langen Entwicklung, vieler Erfahrungenin und aus meiner Praxis 17 . Sie zeigen, was in der Regelschule möglich ist. Die Unterschiedlichkeitder Kinder in ihren Lernvoraussetzungen und -möglichkeiten, ihre Selbstverantwortung, dieselbst gewählten Lernwege sind stets Wegmarken für die Öffnung des Unterrichts für alle in allenFächern – ein grundsätzliches Umdenken, ein Systemdenken. Statt linearer Wissensvermittlungsstundenstehen <strong>im</strong>mer kreative Offenheit und die Wahrnehmung von Wechselbeziehungen, Prozessen,Entwicklungen <strong>im</strong> Vordergrund.Das Konzept „<strong>Blattformen</strong>“ steht <strong>im</strong> Widerspruch zu vielen Unterrichtskonzepten, die eine starke fachlicheStrukturierung und Steuerung durch die Lehrer/innen als unabdingbar für einen effektiven Unterrichtansehen.• Das leere Blatt als Methode ist die Überwindung der Abhängigkeit von vorgegebenen Strategienund Didaktiken <strong>im</strong> Takt eines Lernzyklus, mit dem die Schüler/innen sich ihren eigenen <strong>Lese</strong>prozesserschließen (<strong>Text</strong> <strong>im</strong> Kontext). Ihr individuelles Lernen/<strong>Lese</strong>n steht <strong>im</strong> Vordergrund. Sie denkenüber ihr eigenes Lernen/<strong>Lese</strong>n nach, es wird ihnen bewusst (Metaebene).• Die „<strong>Blattformen</strong>“ sind ein offenes Prozesswerkzeug <strong>im</strong> Unterricht, sind Rückhalt, Anhaltspunkte,geben einen gemeinsamen Takt vor, eine Richtung. Die Lehrer/innen werden Begleiter/innen,Ansprechpartner/innen und sind in ihrer Aufmerksamkeit auf Personen und nicht auf Fächer zentriert.Sie geben wenig vor, Lernstoff wird nicht strukturiert dargeboten: Offenheit <strong>im</strong> Unterricht16 Müller, Andreas: Wenn nicht ich, …? Und weitere unbequeme Fragen zum Lernen in Schule und Beruf. hep-Verlag, Bern2007 (2. Auflage)17 aus dem Projekt und als Lehrerin an der Hauptschule AdmontNeue Wege zur <strong>Lese</strong>kompetenzSeite 18


(<strong>Blattformen</strong> auf Papier, als Takt einer Unterrichtseinheit, in den Köpfen der Kinder…).• Die „<strong>Blattformen</strong>“ werden auch in der Koordination, <strong>im</strong> Erfahrungsaustausch, in der Selbstreflexionder beteiligten <strong>Schulen</strong> verwendet.Wir tragen Verantwortung• Als Teil des Projekts identifizieren wir uns mit der zur Erprobung entwickelten Vorlage, um denKindern zu ermöglichen, sich ihren eigenen <strong>Lese</strong>prozess zu erschließen. Die Ergebnisse, Materialiensind nachhaltige Schritte zu einem weiteren Ziel und werden rückgemeldet, pilotiert, weiterentwickelt– sichtbar auf einer internen Plattform, in Dokumentationen und Präsentationen <strong>im</strong>Rahmen der Tagungen. Die Teilnehmer/innen sind selbst aktiv Lernende in ihrem Lernzyklus.• In einem positiven Kl<strong>im</strong>a der Offenheit und des Dialogs schaffen wir Nähe, Austausch, gegenseitigeErmutigung, um Entwicklung zu ermöglichen, Beziehungen zu leben, Unterschiede und Vielfaltwahrzunehmen und anzunehmen – in den Plenartagungen, in den Treffen der Teilprojektleiter/innenund auf der internen Plattform.• Aus dem Selbstverständnis des forschenden und entdeckenden Lernens heraus und mit der Offenheitfür Ergebnisse, Entwicklungen nehmen wir uns auf jeder Systemebene verstärkt in unterschiedlichenRollen wahr: als Lerncoaches, Lernpartner/innen, Prozessbegleiter/innen, Kolleg/innen,Teampartner/innen, <strong>Netzwerk</strong>er/innen, Teilprojektleiter/innen,• gehen in Verantwortung und• stärken, unterstützen die am Prozess Beteiligten (Kinder, Eltern, Kolleg/innen …) mit organisationalerEnergie und schöpferischer Kraft.Ein Danke an alle Beteiligten, Mitdenker/innen, Mitgestalter/innen, Wegbereiter/innen, Lernenden indiesem Projekt für Engagement, Ermöglichung, Bereitschaft und Mut, sich zu verändern, einanderwahrzunehmen, zu lernen, Unterricht, Schule neu zu denken.Ein Danke an alle Schüler/innen, die uns mit ihrer Kreativität und Freude am Lernen die vielen bunten„<strong>Blattformen</strong>“ zur Verfügung stellen.loslassen könnenNeue Wege zur <strong>Lese</strong>kompetenzSeite 19


ProjektdatenDie Teilnehmer/innen kommen aus 17 <strong>Schulen</strong> an 16 Standorten in ganz Österreich:12 Hauptschulen, 2 Praxisschulen, 2 AHS, 1 SPZ45 hauptverantwortliche Kolleg/innen | 163 Kolleg/innen an den <strong>Schulen</strong> arbeiten <strong>im</strong>/am Projekt.Arbeitsform:Alle hauptverantwortlichen Kolleg/innen treffen sich dre<strong>im</strong>al pro Schuljahr in 3-tägigen Plenartagungen:• Schuljahr 2007/08: 10/2007: Wien; 12/2007 und 04/2008: Salzburg• Schuljahr 2008/09: 10/2008: St. PöltenGeplant: Plenartagungen <strong>im</strong> März und Juni 2009; Schulbesuch an der Bodenseeschule (CH) bzw. derHS-Friedrichshafen (D)• Die Themengruppen treffen sich in regionalen/themenspezifischen <strong>Netzwerk</strong>en nach Bedarf.• Die Themengruppenleiter/innen haben zwei begleitete Treffen <strong>im</strong> Schuljahr (16.01.2009 in Salzburg,betreut von Sonja Vucsina und Helmut Strohmaier).• Die Projektleiterin besucht <strong>Schulen</strong> vor Ort und arbeitet mit dem ganzen Lehrkörper oder mit den<strong>Lese</strong>teams (SCHILF, pädagogische Konferenzen, Workshops), <strong>im</strong> Unterricht mit den Schüler/innen.Gleichzeitig finden Gespräche mit den Bezirksschulinspektor/innen statt.Schuljahr 2007/08: 22 SchulbesucheSchuljahr 2008/09: Hauptschule Raab (17.-19.11.2008), Hauptschule Gmünd (9.12.1008)• Treffen net-1 einmal <strong>im</strong> Jahr (25.-27.5.2009)• Theorie-Praxis-Dialog (Schulleiter/innen und eine projektverantwortliche Lehrkraft pro Schule(12.-13.1.2009, 15.-16.4.2009)Kommunikation: Außerhalb der Treffen per E-Mail (zurzeit), zukünftig auch über den internen Bereichder Teamwebsite (Aufbau und Betreuung durch Projektteilnehmer Bernhard Köck, HS Absam).Anhang: Beispiele aus der PraxisBeispiele eines internen Austauschs (zurzeit nur per E-Mail)Mail vom 30. 10.: heute erster Versuch, zu schauen, wie selbständig meine Kids denken und arbeitenkönnen:• Feld: <strong>Text</strong>, Thema …• 2. Feld: was ich schon weiß, was mir einfällt - zum Bild, zur Überschrift, Eindrücke, Mutmaßungen,Ideen, Erinnerungen ...• 3. Feld: wie er/lese ich den <strong>Text</strong>, wie teile ich ihn ein, zeichne ihn … d.h., was mache ich, damitich ihn verstehe, ihn mir merke, damit ich weiß, was drinnen steht. Austausch, Dialog, Strategien• 4. Feld: was hab ich gemacht, was du? Vergleichen, austauschen, ergänzen, präsentieren, erzählen,wie gearbeitet, gedacht wurde, was schwierig war, was leicht ... und die eigenen Lösungenpräsentieren, darüber reden – wie ist es euch ergangen, Erfahrungen, Schwierigkeiten... und dann auf zur zweiten, dritten ... „Blattform“ mit neuen Ideen ...Neue Wege zur <strong>Lese</strong>kompetenzSeite 20


31.10.: Wir haben uns auf der langen Zugfahrt nach Hause schon Gedanken gemacht, wie wir dieFragen an die Kinder formulieren sollten, ohne die Kinder zu sehr einzuengen.1.11.: Ich habe gestern mit meiner Polyklasse ein Songbook in Englisch in dieser Art begonnen (dawir den Tiger in Deutsch ausprobieren). Es war einfach wunderschön zu sehen, wie unsere Kids draufangesprochen haben. Ich habe ihnen nur das Lied You´ve got a friend vorgespielt und ihnen leereBlätter in den verschiedensten Farben zur Verfügung gestellt, den Liedtext konnten sie sich holen,wenn sie wollten. Sie haben die ganze Stunde so konzentriert gearbeitet, es war eine richtige Freudebe<strong>im</strong> Zusehen, als die Stunde aus war, haben sie gefragt, ob sie es zu Hause fertigstellen dürfen!2.11.: Natürlich haben sich meine kleinen Heinzelmännchenhirnzellen schon auf den Weg gemacht,um den „Vierertakt“ für Kinder anschaulich zu machen. Dabei kam mir folgende Idee:OPERO = Oh, ein <strong>Text</strong> (Buch, Bild, Film …)!P = Purzelnde GedankenE = Eintauchen ins Abenteuer!R = Rede drüber!Somit bekäme der Takt auch noch eine musikalische Untermalung. Ich werde diese Idee unseremGruppenleiter schicken. Vielleicht ist sie brauchbar!2.11.: Habe gerade von BR musikalische Idee des "Vierertaktes" (OPER) bekommen … Genial, wasihr trotz Regen, Nebel, Kälte ... eingefallen ist.6.11.: Anbei schicke ich euch mal unsere ersten, von den Kindern selbst erarbeiteten <strong>Lese</strong>strategien:• Durchlesen• Schülerfeststellung: „In jedem Satz steht FRESSEN“ – es geht also ums Fressen!• Kennzeichnung der Sätze durch: x / / ~• Markierung / Unterstreichen der „wichtigsten“ Wörter; und: das, was er nicht frisst;• durch <strong>Lese</strong>n und Nachdenken auf die Nahrungskette kommen;• <strong>Text</strong> erinnert an Dinosaurier-Zeit;• was der Tiger nicht frisst, wird raus geschrieben;• Markierung mit verschiedenen Farben: blau = was er nicht frisst, der Rest = rot;• Teilweise wurden Bilder dazu gezeichnetSatz: „Gras frisst Sonnenlicht“: erste Reaktion = gibt es nicht!! Dann kamen die Schüler/innen aberdrauf, dass das Gras ohne Sonnenlicht nicht wachsen kann.16.11.: Meine erste Erfahrung kann ich dir schon mitteilen: In der 4. Klasse (= 8. Schulstufe) habe ichdie <strong>Blattformen</strong> eingeführt. Dabei kam mir als <strong>Text</strong> der TOPIC-Artikel über die Präsidentschaftskandidatender USA sehr entgegen, da wir mit der Arbeit genau am Mittwoch begannen, als in der Frühdas Ergebnis der Wahl feststand. Wir benötigten 2 Unterrichtsstunden + <strong>Lese</strong>zeit zu Hause. Das Ergebniswar unfassbar! Als ich den Kindern anschließend Fragen zu dem <strong>Text</strong> gestellt hatte, konntenfast alle alle Fragen beantworten, auch die Schwächsten der Schwachen - Gänsehautfeeling! Und aufdie Reflexion (für mich), wie sie sich bei der Arbeit getan hätten, gab es eine 100%ige Zust<strong>im</strong>mungund auf alle Fälle wollen sie so wieder arbeiten!!! Die Begründungen der Schüler, warum ihnen dieArbeit leicht gefallen ist, waren hörenswert. Ein kleiner Auszug:"..., weil ich mein Tempo selbst best<strong>im</strong>men konnte. ..., weil mir keiner vorgab, wie ich es zu machenhatte. ..., weil ich durch die ‚purzelnden Gedanken‘ (2. Feld) eh schon viel gewusst habe.Neue Wege zur <strong>Lese</strong>kompetenzSeite 21


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