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Zum erfolgreichen Plagiat in zehn einfachen Schritten - Eine ...

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wirkung durchaus steuern, etwa über e<strong>in</strong>en wissenschaftlich drittklassigen Verleger ohne<br />

Werbebudget, besser noch über die Publikation im Selbstverlag oder im Kopierladen an der<br />

Ecke 29 .<br />

Die nachträgliche Aberkennung e<strong>in</strong>er Prüfungsleistung oder e<strong>in</strong>es Doktortitels ist zwar momentan<br />

noch die seltene Ausnahme, die eher bei rechtskräftiger Verurteilung wegen Völkermords<br />

e<strong>in</strong>greift als bei Verletzung wissenschaftlicher Regeln. Aber das mag sich ändern.<br />

b) Insgesamt vielversprechender s<strong>in</strong>d jedenfalls die „kle<strong>in</strong>en“ Arbeiten des akademischen Tagesgeschäfts.<br />

300 Teilnehmer e<strong>in</strong>er Fortgeschrittenenübung führen selbst dann zu e<strong>in</strong>er vorhersehbaren<br />

Abstumpfung des Lesers, wenn der Lehrstuhl die Last der Erstkorrektur auf acht<br />

Hilfskräfte 30 verteilt. Ob wirklich zum Schluss e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zige natürliche Person 31 alle Arbeiten<br />

noch e<strong>in</strong>mal nebene<strong>in</strong>ander liest, ist ungewiss. Und selbst wenn – nach kurzer Zeit schwirrt<br />

dem Lesenden der Kopf von den vielen Wiederholungen der immergleichen Def<strong>in</strong>itionen, mit<br />

oder ohne Belegstelle.<br />

c) Mehr Aufmerksamkeit erhalten wieder Sem<strong>in</strong>ararbeiten, Schwerpunktbereichsabschlussarbeiten,<br />

Master-, Diplom- und Bachelorarbeiten. Hier hat oft der Leser e<strong>in</strong> eigenes Interesse an<br />

den Ergebnissen. Überwiegend hat er das Thema selbst konzipiert (und daher auch e<strong>in</strong>e Vorstellung<br />

von e<strong>in</strong>er guten Bearbeitung), teils mit dem Bearbeiter geme<strong>in</strong>sam. Sie müssen also<br />

mit gründlicher und nicht selten mehrfacher Lektüre ebenso rechnen wie mit erheblicher Enttäuschung<br />

bei Entdeckung von <strong>Plagiat</strong>en.<br />

4. Richtige Auswahl des Quelltexts<br />

a) Tabu s<strong>in</strong>d Texte, die Ihr Leser geschrieben hat. Wenn Sie ihm schmeicheln wollen, zitieren<br />

Sie ihn. Am besten nicht wörtlich, sondern s<strong>in</strong>ngemäß und mit sauberer Quellenangabe. Aber<br />

kommentarlos abschreiben geht gar nicht. Fast ebenso gefährlich s<strong>in</strong>d die Texte se<strong>in</strong>er Schüler<strong>in</strong>nen,<br />

also etwa die <strong>in</strong> den letzten Jahren betreuten Doktorarbeiten. Meist hat er diese anständig<br />

betreut und daher mehrfach gründlich gelesen.<br />

b) Auch die Sem<strong>in</strong>ararbeiten, die die Teilnehmer e<strong>in</strong>es thematisch ähnlich überschriebenen<br />

Sem<strong>in</strong>ars vor zwei Semestern abgegeben haben, sollten Sie nur mit äußerster Vorsicht heranziehen.<br />

Manche davon haben nämlich zu Recht e<strong>in</strong>e schwache Note bekommen – und die anderen<br />

werden langweilig, wenn man sie wortlautidentisch unter neuem Namen wieder vorgelegt<br />

bekommt 32 . Im Allgeme<strong>in</strong>en gibt es e<strong>in</strong>en Grund dafür, e<strong>in</strong> Thema wenig oder gar nicht<br />

verändert erneut auszugeben: aktuelle Rechtsprechungsentwicklungen, Reform der gesetzlichen<br />

Regelung, <strong>in</strong>teressantes jüngeres Schrifttum etc. Die Wiederverwertung e<strong>in</strong>es alten<br />

Texts verursacht also Enttäuschung auch jenseits des <strong>Plagiat</strong>svorwurfs.<br />

c) Am besten eignet sich e<strong>in</strong> fremdsprachiger Text, der nicht <strong>in</strong> deutscher Übersetzung vorliegt.<br />

Die Rohübersetzung kann vielleicht sogar e<strong>in</strong> Übersetzungsprogramm übernehmen.<br />

29<br />

Dass auch e<strong>in</strong> abgelegener Veröffentlichungsort nicht vor fachkundiger strenger Kritik schützt, zeigt das Beispiel<br />

von Jochen Schneider, Die männliche Beschneidung (Zirkumzision) M<strong>in</strong>derjähriger als verfassungs- und<br />

sozialrechtliches Problem, 2008. Nach e<strong>in</strong>er onl<strong>in</strong>e-Rezension von Holm Putzke (ZJS 2009, 177 ff. = www.zisonl<strong>in</strong>e.com/dat/artikel/2009_4_308.pdf),<br />

erschien e<strong>in</strong>e gedruckte Besprechung aus gleicher Feder (<strong>in</strong> myops 6<br />

(2009), 59 ff.), wenig später war die causa <strong>in</strong> der allgeme<strong>in</strong>en Presse angelangt (Jochen Zenthöfer FAZ v.<br />

10.6.2009, S. N 5); welche Spuren sie dann <strong>in</strong> etlichen blawgs h<strong>in</strong>terlassen hat, f<strong>in</strong>det man mit e<strong>in</strong>er Suchmasch<strong>in</strong>e<br />

schnell heraus. Zur Klarstellung: Schneider werden zwar etliche wissenschaftliche Unsorgfältigkeiten<br />

vorgeworfen, aber ke<strong>in</strong> <strong>Plagiat</strong>.<br />

30<br />

Diese Hilfskräfte werden nach den Grundsätzen des öffentlichen Dienstes bezahlt; auch ihr Tag hat nur 24<br />

Stunden – und die Examensvorbereitung duldet wenig Aufschub. Die auf die e<strong>in</strong>zelne Prüfungsarbeit entfallende<br />

Zeit ist daher endlich.<br />

31<br />

Der beste Kandidat wäre der Lehrstuhl<strong>in</strong>haber, der aber se<strong>in</strong>erseits noch Fördermittelanträge schreiben, e<strong>in</strong><br />

Blocksem<strong>in</strong>ar vorbereiten, e<strong>in</strong>e Kommentierung überarbeiten, e<strong>in</strong>e Doktorarbeit zweitbegutachten und die älteste<br />

Tochter aus dem K<strong>in</strong>dergarten abholen muss. So bleibt die Aufgabe an den drei wissenschaftlichen Assistent<strong>in</strong>nen<br />

hängen, die die Zeit lieber darauf <strong>in</strong>vestieren würden, den toten Punkt <strong>in</strong> ihren Habilitationsprojekten<br />

zu überw<strong>in</strong>den.<br />

32<br />

Das bedeutet aber nicht, dass man sich nicht e<strong>in</strong>e gute Sem<strong>in</strong>ararbeit oder Doktorarbeit <strong>in</strong> vielerlei H<strong>in</strong>sicht<br />

zum Vorbild nehmen könnte.<br />

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