Erfolgreich arbeiten in Gruppen - Kompetenzsprung
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Moderationsmethode 6.2.6<br />
6.2.6<br />
Moderationsmethode – <strong>Erfolgreich</strong><br />
<strong>arbeiten</strong> <strong>in</strong> <strong>Gruppen</strong><br />
Inhalt<br />
Seite<br />
* Was die Moderationsmethode ist . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3<br />
* Welche Rolle und Grundhaltung der Moderator hat . . . . . . . . 5<br />
* Hilfsmittel und Medien des Moderators . . . . . . . . . . . . . . . . . 7<br />
* Die sechs Phasen e<strong>in</strong>er Moderation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8<br />
* Wie Sie die wichtigsten Moderationsmethoden e<strong>in</strong>setzen . . 10<br />
– Zielbestimmung<br />
– Fragestellung<br />
– Kartenabfrage<br />
– E<strong>in</strong>- und zweidimensionale Matrixabfrage<br />
– Mehrpunktabfrage<br />
(Fortsetzung siehe nächste Seite)<br />
Die Autor<strong>in</strong>:<br />
Elke Meyer, Diplom-Pädagog<strong>in</strong>, DVNLP-Lehrtra<strong>in</strong>er<strong>in</strong> und Mediator<strong>in</strong>, ist Tra<strong>in</strong>er<strong>in</strong>,<br />
Berater<strong>in</strong> und Coach für Unternehmen. Ihre <strong>in</strong>haltlichen Schwerpunkte<br />
s<strong>in</strong>d Kommunikation, Führung, Tra<strong>in</strong>-the-Tra<strong>in</strong>er-Sem<strong>in</strong>are und Lernen lernen<br />
für Erwachsene.<br />
Anschrift: Wassertappen 20a, 38446 Wolfsburg, www.improve-ke.de,<br />
www.flipchartart.de<br />
Ausbilder-Handbuch<br />
104. Erg.-Lfg. – November 2008 Seite 1
6.2.6<br />
Inhalt (Fortsetzung)<br />
– Themenspeicher<br />
– Vier-Felder-Tafel<br />
– Maßnahmenkatalog<br />
* Beispiel für die Umsetzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15<br />
* Wie Sie als Ausbilder die Moderationsmethode e<strong>in</strong>setzen<br />
können. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25<br />
* Literatur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27<br />
Seite 2<br />
Moderationsmethode<br />
Ausbilder-Handbuch<br />
104. Erg.-Lfg. – November 2008
Moderationsmethode 6.2.6<br />
Was die Moderationsmethode ist<br />
Moderation bedeutet im ursprünglichen S<strong>in</strong>ne „Mäßigung“.<br />
In der Leitung von <strong>Gruppen</strong> hat sich unter dem<br />
Begriff „Moderation“ <strong>in</strong> den letzten Jahrzehnten e<strong>in</strong>e Methode<br />
etabliert, bei welcher der Leiter die Gruppe „mäßigend“<br />
und ausgleichend steuert.<br />
Folgende Kernaspekte kennzeichnen die Moderation:<br />
* Der Leiter übernimmt als „Moderator“ e<strong>in</strong>e ganz spezifische<br />
Rolle und Grundhaltung.<br />
* Die Arbeit erfolgt <strong>in</strong> bestimmten Phasen,<br />
* anhand spezifischer Methoden,<br />
* <strong>in</strong> welchen spezielle Hilfsmittel und Materialien e<strong>in</strong>gesetzt<br />
werden.<br />
Die Moderationsmethode trägt der Entwicklung Rechnung,<br />
dass heute e<strong>in</strong>e Führungskraft selten die beste Fachkraft ist<br />
und Entscheidungen kaum noch über die Köpfe der Mitarbeiter<br />
h<strong>in</strong>weg treffen kann. Es geht darum, „aus Betroffenen<br />
Beteiligte zu machen“ – das war das Motto, als die Moderationsmethode<br />
<strong>in</strong> den 60er-Jahren des letzten Jahrhunderts<br />
entwickelt wurde. Man wollte e<strong>in</strong>e Antwort auf folgende<br />
Frage bekommen: Wie kann man <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Gruppe von Menschen<br />
wertschätzend und konstruktiv Lösungen entwickeln<br />
und Entscheidungen treffen, die das Wissen aller e<strong>in</strong>beziehen<br />
und die von allen mitgetragen werden?<br />
Insofern handelt es sich bei der „Moderationsmethode“ um<br />
e<strong>in</strong>e Methode, bei der alle Teilnehmer e<strong>in</strong>es Workshops, e<strong>in</strong>er<br />
Sitzung oder e<strong>in</strong>er Tagung aktiv <strong>in</strong> die Bearbeitung von Themen<br />
mit e<strong>in</strong>bezogen werden. Moderation zielt darauf ab, die<br />
Kreativität der Teilnehmer zu fördern, Ideen und Erfahrungen<br />
allen zugänglich zu machen sowie geme<strong>in</strong>sam zu Ergebnissen<br />
und Entscheidungen zu gelangen, die von der ganzen<br />
Kennzeichen<br />
der Moderation<br />
Aus Betroffenen<br />
Beteiligte<br />
machen<br />
Aktive<br />
Teilnahme<br />
aller<br />
Betroffenen<br />
Ausbilder-Handbuch<br />
104. Erg.-Lfg. – November 2008 Seite 3
6.2.6<br />
Voraussetzung<br />
für<br />
alle Ausbilder<br />
Seite 4<br />
Moderationsmethode<br />
Gruppe getragen und realisiert werden. Dabei ist die Art der<br />
Zusammenarbeit sehr wichtig: Alle Teilnehmer sollen sich<br />
beteiligen und ihre Interessen e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen können und dabei<br />
offen und wertschätzend mite<strong>in</strong>ander und mit abweichenden<br />
Me<strong>in</strong>ungen umgehen.<br />
Jeder Chef benötigt heute das Know-how se<strong>in</strong>er Mitarbeiter,<br />
um Entscheidungen zu treffen; jeder Ausbilder knüpft an den<br />
Erfahrungsschatz se<strong>in</strong>er Auszubildenden an, da Frontalunterricht<br />
heute nur noch <strong>in</strong> klar abgegrenzten Bereichen<br />
funktioniert. Insofern ist das Beherrschen der Moderationsmethode<br />
heute unerlässlich für Führungskräfte, Tra<strong>in</strong>er, Berater<br />
und eben Ausbilder.<br />
Ausbilder-Handbuch<br />
104. Erg.-Lfg. – November 2008
Moderationsmethode 6.2.6<br />
Welche Rolle und Grundhaltung der<br />
Moderator hat<br />
Entscheidend für den erfolgreichen E<strong>in</strong>satz der Moderationsmethode<br />
ist, dass der Moderator e<strong>in</strong>e ganz spezifische<br />
Rolle e<strong>in</strong>nimmt, die von der üblichen Rolle e<strong>in</strong>es<br />
<strong>Gruppen</strong>leiters abweicht. Anstatt zu sagen, wo es langgeht<br />
und Anweisungen zu geben, versteht sich der klassische<br />
Modertor als neutraler Steuermann des Prozesses.<br />
Er verfügt über die Methodenkompetenz und steuert die<br />
Gruppe, ohne <strong>in</strong>haltlich e<strong>in</strong>zugreifen. Als Helfer und<br />
Dienstleister weiß er, dass er nicht alles besser weiß, und<br />
hilft der Gruppe, selber Lösungen für Probleme zu entwickeln.<br />
Wie genau füllt der Moderator dabei die Rolle des „Steuermannes“<br />
aus?<br />
* Der Moderator gibt die Methoden vor, überlässt den Teilnehmern<br />
darüber h<strong>in</strong>aus aber die <strong>in</strong>haltliche Ausgestaltung<br />
und Entscheidung.<br />
* Der Moderator sorgt für zielorientiertes Vorgehen: Im Vorfeld<br />
klärt er ab, was das Ziel ist, gibt die methodischen<br />
Schritte zum Ziel vor und behält während der gesamten<br />
Veranstaltung Ziel und Zeit im Blick. Er sorgt dafür, dass<br />
Abschweifungen und Umwege vermieden oder möglichst<br />
kurz gehalten und Ergebnisse festgehalten werden.<br />
* Er nimmt e<strong>in</strong>e fragende Grundhaltung e<strong>in</strong> anstatt selber zu<br />
entscheiden. So fragt der Moderator eher „Ist diese Diskussion<br />
zielführend?“ anstatt zu sagen „Diese Diskussion<br />
ist nicht zielführend.“ Dadurch macht er die Gruppe auf<br />
bestimmte Entwicklungen aufmerksam, ohne sie anzugreifen<br />
oder zu bevormunden.<br />
* Der Moderator nimmt e<strong>in</strong>e wertschätzende Grundhaltung<br />
e<strong>in</strong>. Er nimmt jede Person und jeden Redebeitrag ernst. Er<br />
weiß, dass h<strong>in</strong>ter jeder Aussage e<strong>in</strong>e persönliche Er-<br />
Rolle des<br />
Moderators<br />
Vorgabe von<br />
Methoden<br />
Zielorientiertes<br />
Vorgehen<br />
Fragende<br />
Grundhaltung<br />
Wertschätzende<br />
Grundhaltung<br />
Ausbilder-Handbuch<br />
104. Erg.-Lfg. – November 2008 Seite 5
6.2.6<br />
Konstruktive<br />
Kommunikation<br />
schaffen<br />
!<br />
Seite 6<br />
Moderationsmethode<br />
fahrung steht, und versucht, diese herauszuf<strong>in</strong>den. Er<br />
weiß, dass h<strong>in</strong>ter jeder Ironie und jedem Angriff e<strong>in</strong> unerfülltes<br />
Bedürfnis steht, und versucht, dieses transparent<br />
zu machen.<br />
* Se<strong>in</strong>e Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, dass die Gruppe<br />
arbeitsfähig ist und bleibt. Um e<strong>in</strong>e konstruktive Kommunikation<br />
zu gewährleisten, werden zu Beg<strong>in</strong>n bei Bedarf<br />
Spielregeln für die Zusammenarbeit festgelegt. So<br />
können Redezeiten, Zuhören und E<strong>in</strong>ander-ausreden-<br />
Lassen vere<strong>in</strong>bart und persönliche Angriffe sowie unsachlicher<br />
Umgang vermieden werden. Der Moderator<br />
sorgt für die E<strong>in</strong>haltung dieser Umgangsformen.<br />
Als Ausbilder bef<strong>in</strong>den Sie sich selten <strong>in</strong> dieser klassischen<br />
Rolle des Moderators. Als Ausbilder ist es geradezu<br />
Teil Ihres Berufes, <strong>in</strong>haltlich zu steuern und das<br />
Ziel vorzugeben. Dennoch können Sie Elemente der Moderation<br />
sehr wohl e<strong>in</strong>setzen und die Auszubildenden<br />
damit unterstützen, sich Wissen oder Lösungen selbstständig<br />
zu er<strong>arbeiten</strong>. Gerade die wertschätzende und<br />
fragende Grundhaltung ermöglicht es, dass die jungen<br />
Leute lernen, eigenverantwortlich zu <strong>arbeiten</strong> und zu ihren<br />
Entscheidungen zu stehen.<br />
Ausbilder-Handbuch<br />
104. Erg.-Lfg. – November 2008
Moderationsmethode 6.2.6<br />
Hilfsmittel und Medien des Moderators<br />
In der Moderationsmethode wird die Kommunikation <strong>in</strong><br />
der Gruppe entscheidend durch Visualisierungen unterstützt.<br />
Fragestellungen, Antworten, Entscheidungen und<br />
Maßnahmen werden schriftlich dargestellt, um Formulierungen<br />
auf den Punkt zu br<strong>in</strong>gen, für alle sichtbar zu machen<br />
und langfristig zur Verfügung zu halten. Für diese Visualisierung<br />
ist spezifisches Moderationsmaterial entwickelt<br />
worden, das <strong>in</strong>zwischen <strong>in</strong> fast allen Sem<strong>in</strong>ar- und<br />
Besprechungsräumen zur Verfügung steht.<br />
Sie benötigen im Wesentlichen:<br />
E<strong>in</strong>en Flipchartständer, auf dessen großen Papierbögen Fragen<br />
vorbereitet, Ideenflüsse oder Lösungsvorschläge gesammelt<br />
werden können.<br />
E<strong>in</strong>e oder mehrere P<strong>in</strong>nwände, auf der Sie e<strong>in</strong>erseits auf<br />
Packpapierbögen schreiben können, hauptsächlich aber<br />
Moderationskarten mit Nadeln anp<strong>in</strong>nen und so flexibel<br />
sammeln, gruppieren sowie umsortieren können. Moderationskarten<br />
gibt es <strong>in</strong> ganz verschiedenen Formen und Größen,<br />
die Sie je nach Zweck unterschiedlich e<strong>in</strong>setzen können.<br />
Damit die Schrift für alle lesbar ist, werden <strong>in</strong> der Moderation<br />
ausschließlich Flipchartmarker, extradicke Filzstifte, e<strong>in</strong>gesetzt.<br />
Entscheidungen und Stimmungsabfragen werden häufig<br />
durch sogenannte Punktabfragen vorgenommen. Dafür werden<br />
selbstklebende „Moderationspunkte“ benötigt, die <strong>in</strong><br />
verschiedenen Farben erhältlich s<strong>in</strong>d.<br />
Das aktuell umfassendste, bestdurchdachte Sortiment an<br />
Moderationsmaterialien bietet die Firma Neuland GmbH<br />
<strong>in</strong>kl. Beschreibungen und Tipps zum E<strong>in</strong>satz (http://<br />
www.neuland.eu).<br />
Flipchart<br />
P<strong>in</strong>nwand mit<br />
Nadeln, Moderationskarten<br />
Flipchartmarker<br />
Moderationspunkte<br />
Ausbilder-Handbuch<br />
104. Erg.-Lfg. – November 2008 Seite 7<br />
!
6.2.6<br />
!<br />
Seite 8<br />
Moderationsmethode<br />
Die sechs Phasen e<strong>in</strong>er Moderation<br />
Neben der Person des Moderators und dem entsprechenden<br />
Handwerkszeug ist der systematische Ablauf Erfolgskriterium<br />
e<strong>in</strong>er Moderation.<br />
Seifert ([6], [7]) unterteilt den Prozess <strong>in</strong> folgende Schritte:<br />
0. Vorbereitung<br />
Der Moderator bereitet sich anhand folgender Fragen vor:<br />
* Was s<strong>in</strong>d die Inhalte des Treffens?<br />
* Welches Ziel soll erreicht werden?<br />
* Wer ist die Zielgruppe?<br />
* Wie gestalte ich den Ablauf?<br />
* Welche Methoden wähle ich und was muss ich dazu<br />
vorbereiten?<br />
* Wann und wo wird die Veranstaltung stattf<strong>in</strong>den?<br />
1. E<strong>in</strong>stieg<br />
Zu Beg<strong>in</strong>n eröffnet der Moderator die Veranstaltung, gibt<br />
e<strong>in</strong>e Orientierung und stellt den Rahmen vor:<br />
* Begrüßung und ggf. Vorstellung<br />
* Thema und Ziel vorstellen und Ausblick auf die Veranstaltung<br />
geben<br />
* Ggf. Regeln für das Zusammen<strong>arbeiten</strong> er<strong>arbeiten</strong><br />
2. Themen sammeln<br />
Ist im Vorfeld ke<strong>in</strong>e konkrete Agenda festgelegt worden,<br />
wird hier def<strong>in</strong>iert, an welchen Themen heute gearbeitet<br />
wird. Existiert schon e<strong>in</strong>e Agenda, werden zum entsprechenden<br />
Thema die ersten Ideen gesammelt.<br />
Mögliche Methode: Kartenabfrage<br />
3. Thema auswählen<br />
In dieser Phase wird entschieden, <strong>in</strong> welcher Reihenfolge<br />
die gesammelten Themen oder Ideen bearbeitet werden.<br />
Ausbilder-Handbuch<br />
104. Erg.-Lfg. – November 2008
Moderationsmethode 6.2.6<br />
Es wird e<strong>in</strong>e Priorisierung durch die Gruppe festgelegt.<br />
Hierbei werden unwichtigere Themen zurückgestellt und<br />
die vorrangigen bearbeitet.<br />
Mögliche Methode: Mehrpunktabfrage<br />
4. Thema be<strong>arbeiten</strong><br />
In diesem Schritt werden die Themen entsprechend der<br />
festgelegten Rangfolge bearbeitet.<br />
Mögliche Methode: Diskussion, Kle<strong>in</strong>gruppenarbeit, Vier-<br />
Felder-Tafel<br />
5. Maßnahmen planen<br />
In diesem Schritt wird festgelegt, welche Maßnahmen aus<br />
der Themenbearbeitung resultieren, wer was bis wann<br />
erledigen wird.<br />
Mögliche Methode: Maßnahmenkatalog<br />
6. Abschluss<br />
Die <strong>in</strong>haltliche Arbeit ist beendet. Der Moderator beendet<br />
den Prozess durch folgende Punkte:<br />
* Haben wir das Ziel erreicht?<br />
* Was haben wir vere<strong>in</strong>bart?<br />
* Was ist offen geblieben, wann wird das bearbeitet?<br />
* Wie zufrieden s<strong>in</strong>d die Teilnehmer mit dem Ergebnis<br />
und der Zusammenarbeit?<br />
* Verabschiedung<br />
Mögliche Methode: e<strong>in</strong>dimensionale Matrixabfrage<br />
Ausbilder-Handbuch<br />
104. Erg.-Lfg. – November 2008 Seite 9
6.2.6<br />
Grund der<br />
Moderation<br />
festlegen<br />
Wie Sie die wichtigsten Moderationsmethoden<br />
e<strong>in</strong>setzen<br />
Es gibt <strong>in</strong>zwischen e<strong>in</strong>e große Fülle an Moderationsmethoden.<br />
Hier f<strong>in</strong>den Sie e<strong>in</strong>en Überblick über die<br />
grundlegendsten, mit denen alle<strong>in</strong>e sich e<strong>in</strong> kompletter<br />
Moderationszyklus gestalten lässt.<br />
Zielbestimmung<br />
Der Moderator sorgt dafür, dass das Zusammentreffen e<strong>in</strong><br />
Ziel hat, anstatt sich e<strong>in</strong>fach zu e<strong>in</strong>em lockeren Austausch zu<br />
entwickeln. Dabei bestimmt er nicht <strong>in</strong>haltlich, was zu erreichen<br />
ist, sondern überprüft im Vorfeld, was der Grund der<br />
Moderation ist und was erreicht werden soll.<br />
Als Ausbilder könnten Sie z. B. das Ziel vorgeben: „Die Projekt<strong>arbeiten</strong><br />
s<strong>in</strong>d am Ende dieser Sitzung so verteilt, dass jeder<br />
Auszubildende weiß, was er bis wann <strong>in</strong> welcher Form zu<br />
erledigen hat.“ Damit haben Sie e<strong>in</strong> Ziel vorgegeben, ohne<br />
selber zu bestimmen, wer welche Aufgabe übernimmt; das<br />
er<strong>arbeiten</strong> sich die Auszubildenden selber.<br />
Fragestellung<br />
Der Moderator nimmt e<strong>in</strong>e fragende Grundhaltung e<strong>in</strong>. Fragen<br />
s<strong>in</strong>d se<strong>in</strong> Haupthandwerkszeug zur Steuerung des<br />
<strong>Gruppen</strong>prozesses und der <strong>in</strong>haltlichen Führung. Durch Fragen<br />
bezieht er die Teilnehmer mit e<strong>in</strong>, leitet verschiedene Arbeitsschritte<br />
e<strong>in</strong>, macht <strong>Gruppen</strong>stimmungen transparent<br />
und löst Missverständnisse auf.<br />
Offene Frage Offene Fragen (W-Fragen: Wie, Was, Welche, Wozu. . .) s<strong>in</strong>d<br />
die zentralen Fragen <strong>in</strong> der Moderation. Sie lassen viele Antworten<br />
zu und eignen sich deshalb für das Sammeln von<br />
Themen, Ideen oder Lösungen hervorragend.<br />
Seite 10<br />
Moderationsmethode<br />
Beispiel: „Welche Themen wollen wir heute be<strong>arbeiten</strong>?“,<br />
„Welche Ideen zu Projekt X haben Sie?“, „Wie empf<strong>in</strong>den Sie<br />
Ausbilder-Handbuch<br />
104. Erg.-Lfg. – November 2008
Moderationsmethode 6.2.6<br />
unsere Zusammenarbeit?“, „Welche Lösungsvorschläge haben<br />
Sie für Problem Z?“, „Was genau me<strong>in</strong>en Sie mit der<br />
Aussage XYZ?“.<br />
Die geschlossene Frage, die nur das Ja oder Ne<strong>in</strong> als Antwort<br />
zulässt, kann der Moderator e<strong>in</strong>setzen, um D<strong>in</strong>ge auf den<br />
Punkt zu br<strong>in</strong>gen, weiterzuleiten oder Me<strong>in</strong>ungen transparent<br />
zu machen.<br />
Beispiel: „Können wir diesen Punkt abschließen?“, „Gibt es<br />
hierzu noch etwas zu klären, bevor wir weitermachen?“, „Ist<br />
es richtig, dass Sie die Me<strong>in</strong>ung Y vertreten?“.<br />
Die eröffnende Frage ist e<strong>in</strong>e Form der offenen Frage, die der<br />
Moderator verwenden kann, um Blockaden oder sche<strong>in</strong>bare<br />
Sackgassen <strong>in</strong> der Kommunikation aufzulösen.<br />
Beispiel: „Unter welchen Bed<strong>in</strong>gungen stimmen Sie dem<br />
Vorschlag zu?“, „Was müsste passieren, damit Sie diesen<br />
Weg mitgehen?“, „Wie könnte es aussehen, damit . . .?“.<br />
Wird e<strong>in</strong>e Frage an den Moderator gerichtet, die eigentlich<br />
nicht er, sondern die Gruppe entscheiden sollte, leitet er<br />
diese Frage weiter.<br />
Beispiel: „Sie möchten gerne wissen, wer den Auftrag übernimmt.<br />
Ich gebe die Frage weiter an die anderen. Wer von<br />
Ihnen ist bereit, die Aufgabe zu übernehmen?“, „Hier taucht<br />
die Frage X auf, wer hat dafür e<strong>in</strong>e Antwort?“.<br />
Kartenabfrage<br />
Bei der Kartenabfrage handelt es sich um e<strong>in</strong>e Methode zur<br />
wertfreien Sammlung von Me<strong>in</strong>ungen, Erfahrungen oder<br />
Ideen. Auf diese Art können viele unterschiedliche Aspekte <strong>in</strong><br />
kurzer Zeit zusammengetragen werden, ohne dass man sich<br />
<strong>in</strong> Diskussionen verliert.<br />
Geschlossene<br />
Frage<br />
Eröffnende<br />
Frage<br />
Weiterleitende<br />
Frage<br />
Wertfreie<br />
Sammlung<br />
von<br />
Me<strong>in</strong>ungen<br />
Ausbilder-Handbuch<br />
104. Erg.-Lfg. – November 2008 Seite 11
6.2.6<br />
!<br />
Stimmung<br />
oder Me<strong>in</strong>ung<br />
sichtbar<br />
machen<br />
Seite 12<br />
Vorgehen:<br />
Moderationsmethode<br />
* E<strong>in</strong>e offene Frage eröffnet die Kartenabfrage. Diese<br />
Frage ist zumeist oben auf e<strong>in</strong>er P<strong>in</strong>nwand deutlich<br />
visualisiert. Alle Teilnehmer erhalten e<strong>in</strong>e begrenzte<br />
oder unbegrenzte Anzahl von rechteckigen Moderationskarten.<br />
Jeweils e<strong>in</strong>e Antwort wird pro Karte geschrieben<br />
und entweder von den Teilnehmern sofort<br />
unsortiert angep<strong>in</strong>nt oder an den Moderator gereicht.<br />
* Im nächsten Schritt werden die Karten geclustert (<strong>in</strong><br />
Clustern zusammengefasst), d. h., dass alle zusammengehörenden<br />
Karten gruppiert und untere<strong>in</strong>ander<br />
gehängt werden. Welche Karten zusammengehören,<br />
entscheidet dabei nicht der Moderator, sondern die<br />
Gruppe. Vorsicht: Das Clustern kann viel Zeit verschl<strong>in</strong>gen.<br />
Verlieren Sie sich nicht <strong>in</strong> unwichtigen Detaildiskussionen,<br />
sondern behalten Sie das Ziel im<br />
Auge. Ggf. er<strong>in</strong>nern Sie Ihre Gruppe an das Ziel und<br />
fragen, ob die aktuelle Diskussion auf dem Weg zum<br />
Ziel nötig und hilfreich ist.<br />
* S<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Gruppe unterschiedliche Me<strong>in</strong>ungen vertreten,<br />
die auch durch Nachfragen und Informationsaustausch<br />
nicht aufgelöst werden, gibt es zwei Möglichkeiten:<br />
Entweder bestimmt der Kartenschreiber,<br />
woh<strong>in</strong> die Karte gehängt wird, oder die Karte wird gedoppelt<br />
und zu zwei Kategorien h<strong>in</strong>zugefügt.<br />
* Abschließend f<strong>in</strong>den die Teilnehmer e<strong>in</strong>e zusammenfassende<br />
Überschrift für alle Kategorien. Mit diesen<br />
Überschriften wird im Folgenden weitergearbeitet.<br />
E<strong>in</strong>- und zweidimensionale Matrixabfrage<br />
Mit dieser Matrixabfrage können Sie zu e<strong>in</strong>er oder auch zu<br />
zwei Aspekten <strong>in</strong> wenigen Sekunden die Stimmung oder<br />
auch Me<strong>in</strong>ung <strong>in</strong> der Gruppe für alle sichtbar machen.<br />
Bereiten Sie Ihre offene Frage am Flipchart vor und lassen Sie<br />
Ihre Teilnehmer auf der Matrix jeweils e<strong>in</strong>en Klebepunkt setzen.<br />
Die daraus entstehende Übersicht kann H<strong>in</strong>weise dafür<br />
geben, ob noch Probleme bearbeitet werden müssen, bevor<br />
Ausbilder-Handbuch<br />
104. Erg.-Lfg. – November 2008
Moderationsmethode 6.2.6<br />
die thematische Arbeit beg<strong>in</strong>nt, oder ob die Gruppe arbeitsfähig<br />
ist. Möglicherweise ist es auch e<strong>in</strong>e prägnante Rückmeldung<br />
zur Zufriedenheit mit e<strong>in</strong>em <strong>Gruppen</strong>ergebnis oder<br />
der Zusammenarbeit.<br />
Mehrpunktabfrage<br />
Mit der Mehrpunktabfrage können <strong>in</strong> kurzer Zeit Entscheidungen<br />
getroffen oder vorbereitet sowie Prioritäten ermittelt<br />
werden.<br />
Schreiben Sie die zur Auswahl stehenden Aspekte <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e<br />
Liste untere<strong>in</strong>ander. Jeder Teilnehmer erhält halb so viele<br />
Klebepunkten, wie Themen vorhanden s<strong>in</strong>d, und verteilt<br />
diese auf se<strong>in</strong>e Favoriten. Es empfiehlt sich, nicht mehr als<br />
e<strong>in</strong> oder zwei Punkte pro Thema kleben zu lassen, damit e<strong>in</strong>zelne<br />
Teilnehmer das <strong>Gruppen</strong>ergebnis nicht überproportional<br />
bee<strong>in</strong>flussen können.<br />
Aus der Anzahl der Punkte lässt sich e<strong>in</strong> Rang ermitteln, der<br />
entweder e<strong>in</strong>e Entscheidung be<strong>in</strong>haltet oder e<strong>in</strong>e Priorität der<br />
als nächstes zu be<strong>arbeiten</strong>den Themen vorgibt.<br />
Themenspeicher<br />
Offene Themen, die wichtig s<strong>in</strong>d aber <strong>in</strong> der heutigen Agenda<br />
ke<strong>in</strong>en Platz haben, werden im Themenspeicher zwischengelagert.<br />
Am Ende der Zusammenkunft sorgt der Moderator<br />
dafür, dass alle Punkte des Themenspeichers im Maßnahmenkatalog<br />
auftauchen, um nicht <strong>in</strong> Vergessenheit zu geraten.<br />
Auf diese Weise kann man sich gut an die jetzige<br />
Agenda halten, ohne dass Wichtiges verloren geht.<br />
Vier-Felder-Tafel<br />
Die Vier-Felder-Tafel eignet sich zum E<strong>in</strong>satz <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>en <strong>Gruppen</strong>.<br />
In der eigentlichen Arbeitsphase könnten bestimmte<br />
Fragestellungen <strong>in</strong> Kle<strong>in</strong>gruppen bearbeitet und später im<br />
Plenum zusammengetragen werden. Vier Fragen werden <strong>in</strong><br />
jeweils e<strong>in</strong>en Quadranten e<strong>in</strong>er P<strong>in</strong>nwand e<strong>in</strong>getragen. Die<br />
Entscheidungen<br />
treffen<br />
Offene<br />
Themen<br />
sammeln<br />
Arbeit <strong>in</strong><br />
Kle<strong>in</strong>gruppen<br />
Ausbilder-Handbuch<br />
104. Erg.-Lfg. – November 2008 Seite 13
6.2.6<br />
Vere<strong>in</strong>barungenfesthalten<br />
Seite 14<br />
Arbeitsergebnisse werden von der Kle<strong>in</strong>gruppe unmittelbar<br />
auf die freie Fläche der P<strong>in</strong>nwand notiert und später im Plenum<br />
präsentiert. Je nach Themenstellung kann der Moderator<br />
diese Fragen entweder vorbereiten oder sie im Rahmen<br />
der Moderation mit der Gruppe er<strong>arbeiten</strong>.<br />
Maßnahmenkatalog<br />
Im Maßnahmenkatalog wird schriftlich festgehalten, was<br />
vere<strong>in</strong>bart wurde, damit aus guten Ideen auch tatsächlich<br />
gute Veränderungen resultieren. Der Moderator achtet darauf,<br />
dass alle Vere<strong>in</strong>barungen hier aufgeschrieben werden.<br />
Die relevanten Fragen s<strong>in</strong>d:<br />
* „Wer“ = Verantwortlichkeit<br />
* „macht was“ = genaue Aufgabenbeschreibung<br />
* „bis wann“ = exakter Term<strong>in</strong><br />
Moderationsmethode<br />
* „Rückmeldung“ = Was ist der nächste Schritt für den Verantwortlichen,<br />
wenn er se<strong>in</strong>e Aufgabe erledigt hat?<br />
Ausbilder-Handbuch<br />
104. Erg.-Lfg. – November 2008
Moderationsmethode 6.2.6<br />
Beispiel für die Umsetzung<br />
Im Folgenden wird der Zyklus der Moderation mit den oben<br />
aufgeführten Techniken anhand e<strong>in</strong>es Beispiels „Weihnachtsfeier“<br />
exemplarisch dargestellt.<br />
0. Vorbereitung<br />
Ende November steht die Frage an, wie die Gruppe Auszubildender<br />
die Weihnachtsfeier gestalten wird. Der Ausbilder<br />
will diesen Entscheidungsprozess mit der Gruppe<br />
anhand der Moderationsmethode durchlaufen. Er wählt<br />
die Medien aus und bereitet P<strong>in</strong>nwände, Flipcharts vor<br />
und legt Moderationskarten und Stifte bereit. Er lädt die<br />
Auszubildenden e<strong>in</strong> und räumt max. e<strong>in</strong>e Stunde Zeit e<strong>in</strong>.<br />
Als Sitzordnung bereitet er e<strong>in</strong>en offenen Stuhlkreis mit<br />
genügend P<strong>in</strong>nwänden und e<strong>in</strong>em Flipchartständer vor.<br />
1. E<strong>in</strong>stieg<br />
Der Ausbilder begrüßt die Auszubildenden und stellt das<br />
Thema „Planung der Weihnachtsfeier“ vor. Er <strong>in</strong>formiert<br />
die Gruppe, dass er die Entscheidung der Gruppe überlassen<br />
wird und anhand dieses Themas gleicheichzeitig<br />
die Moderationsmethode e<strong>in</strong>führen wird. Er lädt sie e<strong>in</strong>,<br />
sich auf diesen Prozess e<strong>in</strong>zulassen.<br />
Ausbilder-Handbuch<br />
104. Erg.-Lfg. – November 2008 Seite 15
6.2.6<br />
Stimmungsblitzlicht<br />
per<br />
e<strong>in</strong>dimensionaler<br />
Matrixabfrage<br />
Seite 16<br />
Abb. 1: Vorstellung des Themas<br />
Moderationsmethode<br />
Um zu erfahren, welche Stimmung <strong>in</strong> Bezug auf die Feier<br />
herrscht, entschließt er sich zu e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>dimensionalen<br />
Matrixabfrage, um diese transparent zu machen. Jeder<br />
Auszubildende bekommt e<strong>in</strong>en Klebepunkt und kann diesen<br />
se<strong>in</strong>er Vorfreude gemäß auf der Abfrage positionieren<br />
(s. Abb. 2).<br />
Ausbilder-Handbuch<br />
104. Erg.-Lfg. – November 2008
Moderationsmethode 6.2.6<br />
Abb. 2: E<strong>in</strong>dimensionale Matrixabfrage<br />
Das Ergebnis dieser Abfrage ist neutral bis positiv. Auch<br />
auf die ergänzende Frage des Ausbilders, ob jemand se<strong>in</strong>en<br />
Punkt noch durch e<strong>in</strong>en Wortbeitrag ergänzen<br />
möchte, kommen ausschließlich positive Stimmen. Negative<br />
Punkte hätten e<strong>in</strong> Zeichen für e<strong>in</strong>e Missstimmung<br />
im Team se<strong>in</strong> können, die der Ausbilder vor dem nächsten<br />
Schritt hätte klären wollen. Da das nicht der Fall ist, fährt<br />
er fort.<br />
Ausbilder-Handbuch<br />
104. Erg.-Lfg. – November 2008 Seite 17
6.2.6<br />
2. Themen sammeln<br />
Kartenabfrage Als nächsten Schritt hat der Ausbilder e<strong>in</strong>e Kartenabfrage<br />
als Methode gewählt. Die auslösende W-Frage dazu hat<br />
er schon im Vorfeld formuliert und auf e<strong>in</strong>er P<strong>in</strong>nwand<br />
aufgeschrieben. Nun verteilt er Moderationskarten und<br />
dicke Flipchartmarker an die Auszubildenden mit der<br />
Bitte, den bevorzugten Wunsch zur Gestaltung der Feier<br />
<strong>in</strong> Druckbuchstaben deutlich auf e<strong>in</strong>e Karte zu schreiben<br />
und aufzuhängen.<br />
Abb. 3: Kartenabfrage<br />
Clustern Nachdem alle Karten unstrukturiert an der Wand hängen,<br />
beg<strong>in</strong>nt der Ausbilder geme<strong>in</strong>sam mit den Auszubildenden,<br />
die Karten zu „clustern“, also <strong>in</strong> <strong>in</strong>haltlich<br />
zusammenhängende Kategorien zu sortieren: Es wird<br />
überprüft, welche Karten zusammengehören und welche<br />
geme<strong>in</strong>same Überschrift sich f<strong>in</strong>den lässt. Der Moderator<br />
steuert hierbei den Prozess der E<strong>in</strong>igung, ohne selber<br />
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Moderationsmethode<br />
Ausbilder-Handbuch<br />
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Moderationsmethode 6.2.6<br />
e<strong>in</strong>zugreifen oder zu bestimmen. Die Gruppe e<strong>in</strong>igt sich<br />
nach e<strong>in</strong>igem H<strong>in</strong> und Her e<strong>in</strong>vernehmlich auf drei Hauptkategorien<br />
und vergibt für jede e<strong>in</strong>e Überschrift.<br />
Abb. 4: Clustern<br />
3. Thema auswählen<br />
Um nun e<strong>in</strong>e demokratische E<strong>in</strong>igung zu erzielen, hat der<br />
Ausbilder sich im Vorfeld entschieden, e<strong>in</strong>e Mehrpunktabfrage<br />
e<strong>in</strong>zusetzen. Das Flipchart hierfür hat er<br />
schon vorbereitet. Er überträgt die gefunden Themen und<br />
händigt jedem Auszubildenden gemäß der Faustformel<br />
„Anzahl der Themen durch zwei“ zwei Klebe-Punkte aus.<br />
Jeder verteilt se<strong>in</strong>e zwei Punkte auf se<strong>in</strong>e persönlichen<br />
Favoriten.<br />
Mehrpunktabfrage<br />
Ausbilder-Handbuch<br />
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6.2.6<br />
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Abb. 5: Mehrpunktabfrage<br />
Der Moderator zählt die Punkte aus und ermittelt so den<br />
Rang.<br />
4. Thema be<strong>arbeiten</strong><br />
Moderationsmethode<br />
In der Phase der Bearbeitung hat der Ausbilder sich für<br />
e<strong>in</strong>e offene Diskussion entschieden. Nachdem bisher sehr<br />
Ausbilder-Handbuch<br />
104. Erg.-Lfg. – November 2008
Moderationsmethode 6.2.6<br />
strukturiert und formell kommuniziert wurde, darf es nun<br />
ruhig zu e<strong>in</strong>em persönlichen Austausch kommen, bei dem<br />
der Moderator natürlich auch moderierend e<strong>in</strong>greift, wenn<br />
nötig: Er sorgt dafür, dass alle nache<strong>in</strong>ander zu Wort<br />
kommen, fragt nach, um Missverständnisse zu vermeiden<br />
und hält Wichtiges schriftlich fest. In der Diskussion werden<br />
verschiedene Ideen und Varianten ausgetauscht und<br />
das Team kommt zu folgender vorläufiger Lösung:<br />
* Da der Weihnachtsmarkt nur drei Punkte erhalten hat,<br />
fällt er aus der weiteren Bearbeitung heraus. Die drei<br />
Personen, die diese Punkte geklebt haben, s<strong>in</strong>d damit<br />
e<strong>in</strong>verstanden, da sie so e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e M<strong>in</strong>derheit darstellen.<br />
* Da die anderen Vorschläge beide recht hoch bewertet<br />
wurden, wird diesbezüglich heute noch nicht entschieden.<br />
Die Auszubildenden werden erst noch Informationen<br />
e<strong>in</strong>holen, ob und wie man die beiden Vorschläge<br />
verknüpfen kann.<br />
5. Maßnahmen planen<br />
Systematisch werden die Vorschläge, wer nun welche<br />
Aufgaben übernimmt und wie die Gruppe Rückmeldung<br />
erhält, im Maßnahmenkatalog aufgenommen. Der Moderator<br />
hat auch diese P<strong>in</strong>nwand im Vorfeld vorbereitet, da<br />
abzusehen war, dass sich To-Dos ergeben würden, wenn<br />
er natürlich auch nicht wissen konnte, welche.<br />
Maßnahmenkatalog<br />
Ausbilder-Handbuch<br />
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6.2.6<br />
Zusammenfassung<br />
ZweidimensionaleMatrixabfrage<br />
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Abb. 6: Maßnahmenkatalog<br />
6. Abschluss<br />
Moderationsmethode<br />
Der Moderator fasst das heutige Ergebnis zusammen: Die<br />
gefundenen Vorschläge zur Weihnachtsfeier wurden bewertet.<br />
E<strong>in</strong> vorläufiges Ergebnis lautet, dass zwei Vorschläge<br />
komb<strong>in</strong>iert werden, wenn es f<strong>in</strong>anziell möglich ist.<br />
Dazu werden Informationen e<strong>in</strong>geholt, die am 7.12. auf<br />
der Teamsitzung von den Verantwortlichen vorgestellt<br />
werden. E<strong>in</strong>e endgültige Entscheidung wird dann auf Basis<br />
dieser Informationen gefällt.<br />
Abschließend verwendet der Ausbilder e<strong>in</strong>e zweidimensionale<br />
Matrixabfrage, um für sich und die Gruppe<br />
offenzulegen, wie die Moderationsübung angekommen<br />
ist. Wieder erhält jede Person e<strong>in</strong>en Klebepunkt und kann<br />
nun se<strong>in</strong> Empf<strong>in</strong>den zu zwei Fragen visualisieren. Der<br />
Moderator nimmt die so entstandene Übersicht, um e<strong>in</strong><br />
Gespräch <strong>in</strong> Gang zu br<strong>in</strong>gen. Er könnte die Visualisierung<br />
auch unkommentiert als Abschlussblitzlicht stehen und<br />
sie für sich selber sprechen lassen.<br />
Ausbilder-Handbuch<br />
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Moderationsmethode 6.2.6<br />
Abb. 7: Mehrdimensionale Matrixabfrage<br />
Da er sich im Ausbildungskontext bef<strong>in</strong>det und die Moderationsmethode<br />
neu für die Auszubildenden ist, hat der<br />
Ausbilder im Anschluss an den ganzen Prozess e<strong>in</strong>e Reflexionsphase<br />
e<strong>in</strong>geplant. Auch für diese greift er auf e<strong>in</strong>e<br />
weitere Moderationsmethode zurück: Er hat für drei<br />
Kle<strong>in</strong>gruppen jeweils e<strong>in</strong>e P<strong>in</strong>nwand mit e<strong>in</strong>er Vier-Felder-<br />
Tafel vorbereitet. In jedem der Felder steht e<strong>in</strong>e Frage oder<br />
e<strong>in</strong> Aspekt, den die Auszubildenden <strong>in</strong> ihrer Kle<strong>in</strong>gruppe<br />
be<strong>arbeiten</strong> sollen. Ihre Antworten und Erfahrungen kön-<br />
Vier-Felder-<br />
Tafel<br />
Ausbilder-Handbuch<br />
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6.2.6<br />
Seite 24<br />
nen sie unmittelbar <strong>in</strong> die leeren Kästchen schreiben und<br />
später im Plenum präsentieren.<br />
Abb. 8: Vier-Felder-Tafel<br />
Moderationsmethode<br />
Ausbilder-Handbuch<br />
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Moderationsmethode 6.2.6<br />
Wie Sie als Ausbilder die Moderationsmethode<br />
e<strong>in</strong>setzen können<br />
Für Sie als Ausbilder ergeben sich daraus drei verschiedene<br />
Anwendungsgebiete:<br />
1. Sie können dieses Verfahren mit Ihren Auszubildenden<br />
anwenden.<br />
2. Die Methode ist Lern<strong>in</strong>halt für die Auszubildenden und<br />
Sie können ihnen die Methode direkt beibr<strong>in</strong>gen.<br />
3. Oder Sie nutzen die Moderationsmethode für Ihre eigenen<br />
Teambesprechungen.<br />
In erster L<strong>in</strong>ie bietet Ihnen die Moderationsmethode die Option,<br />
dieses Verfahren mit Ihren Auszubildenden anzuwenden.<br />
Dabei können Sie sowohl den kompletten Zyklus<br />
durchlaufen, wie <strong>in</strong> dem oben aufgeführten Beispiel dargestellt<br />
wurde, oder auch nur e<strong>in</strong>zelne Methoden isoliert herausgreifen.<br />
* Für e<strong>in</strong>e komplexe Situation können Sie die sechs Phasen<br />
der Moderation komplett übernehmen.<br />
* Um z. B. Erfahrungen transparent zu machen, könnten Sie<br />
ausschließlich die Kartenabfrage herausgreifen.<br />
* Für die Reflexion der Zusammenarbeit und die Zufriedenheit<br />
mit der Qualität der Ausbildung könnte e<strong>in</strong>e zweidimensionale<br />
Matrixabfrage die passende Methode se<strong>in</strong>.<br />
* Die Hilfsmittel wie P<strong>in</strong>nwand, Flipchart und Flipchartmarker<br />
können jederzeit e<strong>in</strong>gesetzt werden, um Unterrichts<strong>in</strong>halte<br />
zu visualisieren, für alle sichtbar oder auch<br />
langfristig verfügbar zu machen.<br />
* Die wertschätzende und fragende Grundhaltung des Moderators<br />
kann Sie grundsätzlich unterstützen, e<strong>in</strong>en guten<br />
Kontakt zu Ihren Auszubildenden herzustellen. Wenn Sie<br />
eher e<strong>in</strong>e fragende als e<strong>in</strong>e bestimmende Haltung e<strong>in</strong>-<br />
Im Umgang<br />
mit den Auszubildenden<br />
Ausbilder-Handbuch<br />
104. Erg.-Lfg. – November 2008 Seite 25
6.2.6<br />
Als Lern<strong>in</strong>halt<br />
für die Auszubildenden<br />
Als Methode<br />
für Ihre<br />
Teambesprechungen<br />
Seite 26<br />
Moderationsmethode<br />
nehmen, motivieren Sie zudem die Auszubildenden zu eigenständigem<br />
Denken. Natürlich gibt es Situationen, <strong>in</strong><br />
denen klare Anweisungen und Aussagen absolut notwenig<br />
s<strong>in</strong>d. Diesen Unterschied zu erkennen, bedeutet<br />
e<strong>in</strong>e Gratwanderung für Sie als Ausbilder.<br />
Durch den Prozess und den positiven Umgang mite<strong>in</strong>ander<br />
erfahren und tra<strong>in</strong>ieren die jungen Leute e<strong>in</strong>en sehr wertschätzenden<br />
Kommunikationsstil, der nicht für alle selbstverständlich<br />
ist.<br />
Natürlich können Sie den Auszubildenden die Methode direkt<br />
beibr<strong>in</strong>gen. Damit erlernen diese e<strong>in</strong> wertvolles Werkzeug,<br />
welches sie schon für die Teamarbeit während der Ausbildung<br />
anwenden und tra<strong>in</strong>ieren können, spätestens aber im<br />
Beruf für die Leitung von Besprechungen auf jeden Fall benötigen.<br />
Letztlich können Sie die Moderationsmethode auch mit Kollegen<br />
<strong>in</strong> eigenen Teambesprechungen und Workshops anwenden,<br />
um die Zusammenarbeit konstruktiv und zielführend<br />
zu gestalten.<br />
Wie immer gilt auch <strong>in</strong> der Moderationsmethode: „Übung<br />
macht den Meister“. Je häufiger Sie die Grundhaltung des<br />
Moderators e<strong>in</strong>nehmen oder Methoden der Moderation anwenden,<br />
umso vertrauter wird beides werden. Viel Spaß dabei!<br />
Ausbilder-Handbuch<br />
104. Erg.-Lfg. – November 2008
Moderationsmethode 6.2.6<br />
Literatur:<br />
[1] EDMÜLLER, A./Th. WILHELM: Moderation. Freiburg 2007<br />
[2] HARTMANN, M.: Zielgerichtet moderieren, 4. aktualisierte<br />
Ausgabe. We<strong>in</strong>heim, Basel 2003<br />
[3] KLEBERT, K./E. SCHRADER/W. STRAUB: Kurz-Moderation:<br />
Anwendung der Moderations-Methode <strong>in</strong> Betrieb,<br />
[4]<br />
Schule, Kirche, Politik, Sozialbereich und Familie, bei<br />
Besprechungen und Präsentationen. Hamburg 2003<br />
LIPP, U./H. WILL: Das große Workshop-Buch: Konzeption,<br />
Inszenierung und Moderation von Klausuren, Besprechungen<br />
und Sem<strong>in</strong>aren. We<strong>in</strong>heim, Basel 2008<br />
[5] MEYER, E./St. WIDMANN: FlipchartArt. Erlangen 2006<br />
[6] SEIFERT, J. W.: Moderation und Kommunikation: <strong>Gruppen</strong>dynamik<br />
und Konfliktmanagement <strong>in</strong> moderierten<br />
<strong>Gruppen</strong>. Offenbach 2007<br />
[7] SEIFERT, J. W.: Visualisieren. Präsentieren. Moderieren.<br />
Offenbach 2007<br />
Ausbilder-Handbuch<br />
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6.2.6<br />
Seite 28<br />
Moderationsmethode<br />
Ausbilder-Handbuch<br />
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