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Institut für Innovation und Beratung an der Evangelischen ... - INIB

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lungen ermöglicht, <strong>an</strong><strong>der</strong>erseits als Input für eine offene Diskussion unter den Teilnehmerndiente.Der Gruppendiskussion gingen teilnehmende Beobachtungen vor<strong>an</strong>, die im gleichenZeitraum in den jeweiligen Teams <strong>der</strong> Ortsteile durchgeführt wurden. Die teilnehmendeBeobachtung diente dazu, sich ein eigenes Bild von den vor Ort stattfindendenProzessen sozialraumorientierten Arbeitens zu machen. Die Untersucherkonnten somit etwaige Unstimmigkeiten zwischen den Antworten in den Gruppendiskussionen<strong>und</strong> den eigenen Beobachtungen feststellen <strong>und</strong> <strong>an</strong>sprechen.Die teilnehmenden Beobachtungen wurden zudem durch einen kurzen Vorab-Fragebogenergänzt, <strong>der</strong> es ermöglichte, zu erkennen, ob die relev<strong>an</strong>ten Einzelmeinungenim Team auch vertreten wurden o<strong>der</strong> sich dieses auf Konsensformulierungen einlässt,welche auf Kosten abweichen<strong>der</strong> Meinungen gehen.Die Ermittlung von Aussagen aus dem vorh<strong>an</strong>denen Material erfolgt in drei Auswertungsstufen:In einem ersten Schritt, werden die geführten Gruppeninterviews tr<strong>an</strong>skribiert <strong>und</strong>einer Auswertung nach bestimmten Kategorien entsprechend <strong>der</strong> eing<strong>an</strong>gs erwähntenFragestellungen bzw. <strong>der</strong> Fragen im Leitfaden unterzogen. Dabei soll so viel wiemöglich von <strong>der</strong> Originalität <strong>der</strong> Äußerungen <strong>der</strong> Mitarbeiter über entsprechendeSchlüsselzitate vermittelt werden (siehe Kapitel 2). In einem zweiten Schritt werdenzentrale Aussagen bzw. Rückschlüsse <strong>der</strong> Forscher aus den jeweiligen Teams, wie<strong>der</strong>umnach Kategorien geordnet, in einer verdichteten Form einer Matrix vergleichendgegenübergestellt (siehe Kapitel 3). In einem letzten Schritt werden die Einschätzungen<strong>der</strong> Teams mitein<strong>an</strong><strong>der</strong> verglichen <strong>und</strong> im Hinblick auf verschiedenethematische Schwerpunkte diskutiert (siehe Kapitel 4 <strong>und</strong> 5).Kapitel 2:. Zusammenfassung <strong>der</strong> GruppeninterviewsAuf den folgenden Seiten findet <strong>der</strong> Leser die Zusammenfassungen <strong>der</strong> Gruppeninterviewsmit den drei Ortsteilteams Friedenau, Tempelhof <strong>und</strong> Lichtenrade <strong>und</strong> dieZusammenfassungen <strong>der</strong> Interviews mit den sechs diesen zugeordneten Kiezteams.Die mündlichen MitarbeiterInnen-Zitate wurden behutsam überarbeitet <strong>und</strong> <strong>an</strong> dieschriftsprachliche Form <strong>an</strong>gepasst.2.1 Gruppeninterview Ortsteilteam Friedenau2.1.1 Aufgabenverständnis im Ortsteilteam FriedenauNach Angaben <strong>der</strong> MitarbeiterInnen im Interview dient das Ortsteilteam dazu, einenInformationsaustausch <strong>der</strong> einzelnen Fachbereiche zu gewährleisten <strong>und</strong> diesegleichzeitig zusammenzuführen. Zudem stellt das Ortsteilteam das Bindeglied zwischenden beiden auf den Ortsteil verteilten Kiezteams dar. Im Ortsteilteam soll esnach Einschätzung <strong>der</strong> KollegInnen zur Bündelung <strong>der</strong> Informationen <strong>und</strong> <strong>der</strong> festgestelltenBedarfslagen bzw. <strong>der</strong> Ergebnisse <strong>der</strong> Kiezteams kommen.In den Fragebögen werden noch weitere Aufgabenbereiche gen<strong>an</strong>nt, die allerdingsim Interview nicht zum Ausdruck gebracht wurden. Dies deutet daraufhin, dass möglicheAufgaben gesehen werden, aber noch nicht umgesetzt werden.Im Fragebogen finden sich folgende Benennungen wie<strong>der</strong>:5


- Kontinuierliche Diskussion <strong>der</strong> Rolle <strong>und</strong> Ausrichtung <strong>der</strong> Jugendhilfe im Ortsteil(Steuerungsfunktion des OTT)- Austausch darüber, was im Ortsteil geschieht, sich verän<strong>der</strong>t, wo Auffälligkeitenbestehen, Ressourcen <strong>und</strong> neue Bedarfe gesehen werden- Bedarfsfeststellung <strong>und</strong> Entwicklung von Angeboten- Bündelung von Ortsteilressourcen- Gemeinsame Her<strong>an</strong>gehensweise <strong>an</strong> Problem- <strong>und</strong> Aufgabenfel<strong>der</strong>2.1.2 Sozialraumverständnis/Kernelemente des KonzeptesIm Fragebogen tauchen wie<strong>der</strong>kehrend folgende Punkte auf:- Wohnortnahe Hilfs<strong>an</strong>gebote sollen installiert werden- Auflösung <strong>der</strong> einzelnen Fachbereiche/Aufhebung <strong>der</strong> Versäulung- Ortsteilressourcenentwicklung <strong>und</strong> Nutzung- Passgenaue Hilfs<strong>an</strong>gebote- Gute Vernetzung <strong>und</strong> Kooperation- Ansatz am Willen, Interessen, Bedürfnisse <strong>und</strong> Potentiale <strong>der</strong> Menschen- Fallunspezifische Arbeit in Kooperation- Weg vom Einzelfallblick- Verbesserung <strong>der</strong> sozialen <strong>und</strong> infrastrukturellen Lebensbedingungen- Zusammenarbeit mit den Schwerpunktträgern im Ortsteil soll intensiviert werden- Bürgernahes Arbeiten durch örtliche Nähe- Entwicklung gemeinsamer Anstrengungen, die Lebensqualität für die Kin<strong>der</strong> <strong>und</strong>Jugendliche zu verbessern.2.1.3 Was läuft nach Einschätzung <strong>der</strong> MitarbeiterInnen gut?KooperationNach Meinung <strong>der</strong> MitarbeiterInnen ist die Zusammenarbeit mit den unterschiedlichenLeistungsbereichen intensiver als früher. Gerade auch durch die Nähe zurJugendför<strong>der</strong>ung <strong>und</strong> zur wirtschaftlichen Jugendhilfe würden pl<strong>an</strong>ungsrelev<strong>an</strong>teInformationen aufgenommen, „die wir sicherlich auch irgendwo speichern <strong>und</strong> d<strong>an</strong>nim Bedarfsfall abrufen können (...)“ (Zeile 285 - 287).Inhalt/KonzeptDie MitarbeiterInnen äußern, dass sich <strong>der</strong> Blick auf den Fall geän<strong>der</strong>t habe. Eswerde jetzt stärker <strong>der</strong> räumliche Kontext in die Fallarbeit mit einbezogen <strong>und</strong> <strong>der</strong>Fall nicht mehr ausschließlich isoliert betrachtet.So äußert eine Mitarbeiterin <strong>der</strong> EFB, dass die Gewinnung von Informationen imOrtsteilteam positive Auswirkungen auf die Arbeit mit den Klienten habe <strong>und</strong> eineverbesserte Arbeitsgr<strong>und</strong>lage geschaffen wurde. Es sei „schon ein Unterschied…“,so ein Mitarbeiter „…den ich spüre, wenn ich z. B. mit Familien o<strong>der</strong> Jugendlicheninhaltlich arbeite <strong>und</strong> die mir z.B. erzählen, (...), <strong>der</strong> (Jugendliche) hängt immer in <strong>der</strong>Burg rum, wenn ich weiß, was sie mit diesem Ort meinen, ohne groß nachfragen zumüssen <strong>und</strong> darauf eingehen k<strong>an</strong>n, also wenn <strong>der</strong> Jugendliche o<strong>der</strong> die Familiespürt, dass ich weiß, wovon die Rede ist, (...), das macht schon einen Unterschied in<strong>der</strong> Atmosphäre“ (Zeile 372 - 380).6


2.1.4 Aspekte, die die MitarbeiterInnen als hin<strong>der</strong>lich <strong>an</strong>sehen <strong>und</strong> negativbewertenStruktur <strong>und</strong> Org<strong>an</strong>isationDie MitarbeiterInnen sehen einen großen Wi<strong>der</strong>spruch, dass das Konzept <strong>der</strong> Sozialraumorientierungumgesetzt werden soll trotz ständiger interner Umstrukturierungsprozesse<strong>und</strong> stetigem Personalabbau. Sie weisen auf Rahmenbedingungen hin, insbeson<strong>der</strong>eauf den Stellenabbau, die hin<strong>der</strong>lich sind bei <strong>der</strong> Umsetzung <strong>der</strong> Sozialraumorientierung.Außerdem sehen die MitarbeiterInnen vor allem zeitliche Hin<strong>der</strong>nisse, um notwendigeexterne Kontakte zu <strong>an</strong><strong>der</strong>en <strong>Institut</strong>ionen zu knüpfen <strong>und</strong> zu vertiefen(...) alsowenn unsere Zeit es zulassen würde, wäre es auch vorstellbar, dass m<strong>an</strong> die eineo<strong>der</strong> <strong>an</strong><strong>der</strong>e Jugendfreizeiteinrichtung auch mal hingeht, (...), ich war da mal <strong>und</strong>dachte (...), das ist ja eigentlich g<strong>an</strong>z interess<strong>an</strong>t, aber m<strong>an</strong> hat auch nicht die Zeit,um da d<strong>an</strong>n auch regelmäßig hinzugehen, also vorstellbar wäre es <strong>und</strong> das würded<strong>an</strong>n sicherlich wie<strong>der</strong> zu Rückschlüssen führen, die eben vielleicht für unsere Arbeitwichtig wären, für die praktische Fallarbeit“ (Zeile 332 - 341).Inhalt/KonzeptNach Einschätzung mehrerer MitarbeiterInnen können sie aus dem Informationsaustauschim Ortsteilteam moment<strong>an</strong> noch keinen Nutzen ziehen für die Einzelfallarbeit.„(...) ich erinnere mich dar<strong>an</strong>, dass ich es gut f<strong>an</strong>d so über den Ortsteil gesprochenzu haben, beispielsweise wo sich Jugendliche treffen (...), aber für mich als einzelneArbeitskraft, hat es mir nichts gebracht. (...) es ist auch in den Anfängen, es brauchteinfach auch Entwicklungen, denn die Kontakte <strong>und</strong> das, was im Ortsteil zusammengetragenwird, d<strong>an</strong>n unter Umständen zu verknüpfen (...) in <strong>der</strong> einzelnen Arbeit, in<strong>der</strong> m<strong>an</strong> steckt, das braucht Zeit“ (Zeile 259 - 268).Zusammenarbeit Ortsteilteam <strong>und</strong> KiezteamZur Zusammenarbeit weisen die MitarbeiterInnen darauf hin, dass eine „Rückkopplung“zwischen den beiden Gremien Ortsteilteam <strong>und</strong> Kiezteam nicht ausreichend erfolgt.Dafür sei es ggf. notwendig, bestimmte MitarbeiterInnen mit dieser Aufgabe zubetrauen. Außerdem sei m<strong>an</strong> im Ortsteilteam noch zu sehr mit innerorg<strong>an</strong>isatorischenVerän<strong>der</strong>ungen <strong>und</strong> <strong>der</strong> eigenen Rollenfindung beschäftigt.„(...) also eine Rückkopplung vom Kiezteam in das Ortsteilteam k<strong>an</strong>n ich im Momentnicht sehen <strong>und</strong> nehme ich auch nicht wahr, ehrlich gesagt. Ich erlebe das so, dassim Ortsteilteam (...), dass es hier so viel, so schnelle strukturelle Verän<strong>der</strong>ungen gibt,dass wir m<strong>an</strong>chmal überhaupt nicht wissen, wer ist denn gerade noch in welcherRolle <strong>und</strong> das nimmt einen Raum ein, was aus meiner Sicht (...) verhin<strong>der</strong>t, dass<strong>an</strong><strong>der</strong>es Platz haben k<strong>an</strong>n, nämlich die Entwicklung, die wir jetzt gerade im Kiezteamerleben, fallunspezifische Arbeit, (...), das k<strong>an</strong>n noch nicht funktionieren, dafür müsstenwir doppelte Zeit haben (...)“ (Zeile 167 - 178).2.1.5 Empfehlungen <strong>der</strong> MitarbeiterInnenStruktur <strong>und</strong> Org<strong>an</strong>isationDie MitarbeiterInnen sind <strong>der</strong> Überzeugung, dass ein zeitlich realistischer Rahmennotwendig sei, um die Arbeit effektiv zu gestalten <strong>und</strong> den Prozess <strong>der</strong> Umsetzungzu beschleunigen. Gleichzeitig wünschen sie sich einen H<strong>an</strong>dlungsspielraum, das7


- Weg vom Einzelfall hin zu gemeindeorientierter Arbeitsweise, Kooperation zurVernetzung <strong>der</strong> Gemeindearbeit2.2.3 Was läuft nach Einschätzung <strong>der</strong> MitarbeiterInnen gut?Struktur/Org<strong>an</strong>isationPositiv hervorgehoben wird, dass je<strong>der</strong> Mitarbeiter mehr von den <strong>an</strong><strong>der</strong>en Fachbereichenmitbekommt. Das Ortsteilteam wird als Ort <strong>der</strong> Informationsweitergabe <strong>und</strong> alsgute Austauschmöglichkeit wahrgenommen. „Dass wir Informationen kriegen, wiesieht es in <strong>der</strong> wirtschaftlichen Jugendhilfe aus, womit beschäftigen die sich, was erlebendie, welche Kontakte haben die zu den Klienten, was passiert in <strong>der</strong> Jugendför<strong>der</strong>ung,im Kitabereich o<strong>der</strong> in <strong>der</strong> EFB, da muss ja auch ein Feld sein, wo m<strong>an</strong>einfach den Zug<strong>an</strong>g kriegt <strong>und</strong> mehr über diese Arbeit auch dort erfährt, um sich austauschenzu können“ (Zeile 232 - 236).Externe KooperationDem Ortsteilteam ist es gelungen für jede Gr<strong>und</strong>schule einen Ansprechpartner imRSD bereitzuhalten, was von einigen Schulen gut genutzt wird. Einige Schulen wurdenauch direkt vom Ortsteilteam besucht. Feste Bindungen sind auch dadurch entst<strong>an</strong>den,dass die Hortverlagerung von den Kitas <strong>an</strong> die Schulen vom Ortsteilteambegleitet worden sind: „Es gab regelmäßig Treffen von Schulleiter, Kitaleitern <strong>und</strong>uns als Jugendamt <strong>und</strong> wir haben uns ausgetauscht wie läuft diese Verlagerung <strong>und</strong>diese Gruppe ist mittlerweile eine feste Gruppe, zu <strong>der</strong> auch Koordinationserzieheraus dem Hortbereich kommen.“ (...) „Und wenn m<strong>an</strong> einmal so ein Prozess gemeinsamirgendwie hingekriegt hat, das verbindet ja auch ein bisschen <strong>und</strong> d<strong>an</strong>n ist auchdie Bereitschaft da weiter zu arbeiten“(Zeile 557 - 565). Die Kontakte, die dadurchentstehen, könne m<strong>an</strong> d<strong>an</strong>n auch für die Fallarbeit nutzen: „Eine Schulleiterin, diehier beteiligt ist, die wird viel eher in einem Problemfall jem<strong>an</strong>den <strong>an</strong>rufen, mich hatsie <strong>an</strong>gerufen, <strong>und</strong> ich k<strong>an</strong>n sie d<strong>an</strong>n weitervermitteln, das wird viel eher passieren,wenn m<strong>an</strong> was gemeinsam macht, als wenn m<strong>an</strong> nie Kontakt mitein<strong>an</strong><strong>der</strong> gehabthätte“ (Zeile 572 - 575).2.2.4 Was behin<strong>der</strong>t nach Einschätzung <strong>der</strong> MitarbeiterInnen die Arbeit?Struktur/Org<strong>an</strong>isationDie Mitarbeiter beklagen, dass sie ständig mit org<strong>an</strong>isatorischen Verän<strong>der</strong>ungen zutun haben. So seien insbeson<strong>der</strong>e die Fachbereiche Jugendför<strong>der</strong>ung <strong>und</strong> Kita zusammengelegt<strong>und</strong> die JGH umstrukturiert worden. Es fehle deshalb die Möglichkeitdie Struktur des Ortsteilteams erst noch zu leben.Bei <strong>der</strong> Bedarfsermittlung werden die Strukturen vermisst „wie m<strong>an</strong> so was ermittelnk<strong>an</strong>n, das ist wirklich so, das ist für mich ein Hin<strong>der</strong>nis, wir sind hier wirklich so Pionierem<strong>an</strong>chmal <strong>und</strong> überlegen uns immer wie<strong>der</strong> selber, wie wir uns das so denken“(Zeile 383 - 385). Verbesserungswürdig ist auch das Zusammenspiel bei <strong>der</strong> Deckung<strong>der</strong> Bedarfe; beispielsweise wie k<strong>an</strong>n die Jugendför<strong>der</strong>ung mit ihren Angebotenentsprechend auf die Bedarfe reagieren, die im RSD ermittelt werden.10


2.2.5 Empfehlungen <strong>und</strong> Erwartungen <strong>der</strong> MitarbeiterInnenStruktur/Org<strong>an</strong>isationDa die Bedarfsermittlung noch nicht systematisch verläuft, wünscht m<strong>an</strong> sich einePerson, die die Funktion eines „Mediators“ bzw. „Jugendhilfenetzwerkers“ ausübt,„also es müsste eine Person geben, die zentral in allen möglichen Gremien mitwirkt<strong>und</strong> mitbekommt was sind die Bedarfe hier, wie werden die Bedarfe da gedeckt, wiek<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> hier jem<strong>an</strong>den <strong>an</strong>sprechen, so einer <strong>der</strong> so alles irgendwie im Kopf hat,was findet hier in dem Sozialraum statt <strong>und</strong> d<strong>an</strong>n immer weiß, wo ist das, wo fehltwas <strong>und</strong> wo sind die Bedarfe“ (Zeile 152 - 156).2.2.6 Qualität <strong>der</strong> fallunspezifischen ArbeitFür den Bereich <strong>der</strong> fallunspezifischen Arbeit erhofft m<strong>an</strong> sich Anregungen <strong>und</strong>H<strong>an</strong>dlungsmöglichkeiten von <strong>der</strong> noch <strong>an</strong>stehenden Fortbildung. Bisl<strong>an</strong>g verstehtm<strong>an</strong> unter fallunspezifischer Arbeit im Ortsteilteam das Informieren über zusätzlichbestehende Angebote <strong>der</strong> einzelnen <strong>Institut</strong>ionen – ein eher verkürztes Verständnisvon fallunspezifischer Arbeit. Auch wurde in fallunspezifischer Arbeit ein Kiezatlaserstellt, indem m<strong>an</strong> eine Ortsteilbegehung durchgeführt <strong>und</strong> Angebote zusammengetragenhat, die im Kiezatlas veröffentlicht sind. Angef<strong>an</strong>gen hat die fallunspezifischeArbeit mit einem Karteikasten, indem alle Angebote auch über den Ortsteilhinaus erhalten sind. Dieser verwaist zur Zeit aber völlig.2.2.7 Beispiele gelungener PraxisDie Mitarbeiter benennen zwei Beispiele von Angeboten, <strong>der</strong>en Bedarfe aus <strong>der</strong> Fallarbeit<strong>der</strong> Kiezteams herausgelesen wurden <strong>und</strong> entsprechende Reaktionen desOrtsteilteams hervorgerufen haben. Dabei ging es einerseits um die Bedarfsdeckungdurch ein <strong>Beratung</strong>s<strong>an</strong>gebot für türkische Mütter. Hierbei hat das Ortsteilteam seineSteuerungsfunktion wahrgenommen, indem es den St<strong>an</strong>dort des <strong>Beratung</strong>s<strong>an</strong>gebotesverlegt hat. Den alten St<strong>an</strong>dort, wo das Angebot nicht <strong>an</strong>genommen wurde, gabm<strong>an</strong> auf. Es wurde ein neuer St<strong>an</strong>dort in einem Ortsteil geschaffen, „wo wesentlichmehr türkische Familien wohnen <strong>und</strong> da wird <strong>der</strong> w<strong>und</strong>erbar <strong>an</strong>genommen, das istein g<strong>an</strong>z tolles <strong>Beratung</strong>s<strong>an</strong>gebot für die Mütter“ (Zeile 341 - 343).Des Weiteren wird erwähnt, dass sich aus <strong>der</strong> <strong>Beratung</strong>stätigkeit <strong>der</strong> Bedarf einesAngebotes zur Stärkung <strong>der</strong> elterlichen Kompetenzen <strong>und</strong> Verbesserung <strong>der</strong> Erziehungsfähigkeitvon Eltern ergab. Angesichts <strong>der</strong> Zug<strong>an</strong>gschwierigkeiten bei traditionellenAnbietern wurde speziell für diese Zielgruppe ein niedrigschwelliges Angebotin den Regeleinrichtungen vorbereitet: „Wir haben speziell für diese Gruppen Elternför<strong>der</strong>ungin Kitas vor Ort <strong>an</strong>geboten, sogar mit Abendbetreuung <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>. Dieswurde sehr gut <strong>an</strong>genommen in <strong>der</strong> einen Kita, es gibt ein Folge<strong>an</strong>gebot, was auchausgebucht war“ (Zeile 346 - 349). Auch habe m<strong>an</strong> damit begonnen Eltern direkt in<strong>der</strong> Schule <strong>an</strong>zusprechen; ein Elternberatungs<strong>an</strong>gebot für ältere Kin<strong>der</strong>, für Schüler,für Jugendliche wurde <strong>an</strong> <strong>der</strong> Werner Stef<strong>an</strong> Schule initiiert.In einem weiteren Beispiel gel<strong>an</strong>g es dem Ortsteilteam eine Kita <strong>und</strong> eine Gr<strong>und</strong>schuleals St<strong>an</strong>dorte zu erhalten. Dies wurde in enger Kooperation mit <strong>der</strong> Wohnungsbaugesellschafterreicht. Ohne die enge Zusammenarbeit hätte die Schuledichtgemacht <strong>und</strong> es gäbe auch keine Hortbetreuung. Das Ortsteilteam konnte somit11


seiner Ver<strong>an</strong>twortung für den Ortsteil gerecht werden <strong>und</strong> auch gute Kontakte aufbauen.Dieser Erfolg habe das Team gestärkt <strong>und</strong> zusammengeschweißt.2.2.8 Zusammenspiel Ortsteilteam – Kiezteam – OAGDas Zusammenspiel des Ortsteilteams mit dem Kiezteam wird für gut bef<strong>und</strong>en,gerade was die Bearbeitung von Bedarfen <strong>an</strong>bel<strong>an</strong>gt, die im Kiezteam ermitteltwerden. Nicht so zufrieden stellend verläuft die Anbindung <strong>an</strong> dieOrtsteilarbeitsgemeinschaften (OAG) nach § 78 AGKJHG. Von dort müsste nachEinschätzung <strong>der</strong> Mitarbeiter mehr in das Ortsteilteam eingebracht werden, um denKiez genauer zu betrachten o<strong>der</strong> Problemlagen <strong>an</strong>zuschauen. Die OAG wird als dieStelle gesehen, <strong>an</strong> <strong>der</strong> <strong>der</strong> g<strong>an</strong>ze Sozialraum betrachtet wird. „Von denen würdem<strong>an</strong> sich wünschen, dass da auch noch mehr einfließt“ (Zeile 635-636). Es seinotwendig, sich ein System zu überlegen, wie dem Ortsteilteam rechtzeitig Bedarfeaus <strong>der</strong> OAG zusammengetragen werden. Es sei notwendig, sich ein System zuüberlegen, wie rechtzeitig Bedarfe aus <strong>der</strong> OAG für das Ortsteilteamzusammengetragen werden können. Die OAG tage nur vier o<strong>der</strong> fünf mal im Jahr mitbereits feststehenden Themenblöcken, weshalb Reaktionen oftmals nicht o<strong>der</strong> zuspät erfolgen, obwohl die OAG den notwendigen Gesamtüberblick hat.2.2.9 GesamteinschätzungDie Mitarbeiter sind motiviert das Konzept <strong>der</strong> Sozialraumorientierung im Ortsteilteamumzusetzen, sehen sich aber durch fehlende personelle Kapazitäten <strong>und</strong> damitzeitlichen Möglichkeiten in <strong>der</strong> Verwirklichung eingeschränkt. „Es sind alle Mitarbeiterhier hoch motiviert diese Methoden umzusetzen <strong>und</strong> zu tragen <strong>und</strong> setzen sehr vielZeit <strong>und</strong> Kraft ein um das zu machen <strong>und</strong> es liegt nicht dar<strong>an</strong>, dass sie es nicht wollen,dass es noch nicht weiter ist, es liegt dar<strong>an</strong>, dass sie es nicht schaffen, weil dieArbeit einfach zu belastend <strong>und</strong> zu viel ist, hätten wir mehr Zeit, hätten wir mehr personelleRessourcen, da ist keiner <strong>der</strong> sagt das ist <strong>der</strong> größte Blödsinn, wir lehnen esab, aber das ist ein Hemmschuh, das ist auf jeden Fall ein Hemmschuh, dass esnicht schon weiterentwickelt ist“ (Zeile 269 - 275).In diesem Ortsteilteam bemüht m<strong>an</strong> sich, Bedarfe die im Kiezteam festgestellt werden,durch entsprechende Angebote zu decken. Gerade die Rückkoppelung mit demKiezteam scheint hier gut zu funktionieren. Auch versucht das Ortsteilteam Kontaktezu verschiedenen <strong>Institut</strong>ionen im Sozialraum (Kirchen, Schulen, Wohnungsbaugesellschaft)aufzubauen <strong>und</strong> zu pflegen. Erste Erfolge sind bereits zu verzeichnen. Diefallunspezifische Arbeit wird als Aufgabe des Ortsteilteams gesehen, ist aber nochnicht systematisch ver<strong>an</strong>kert.2.3 Auswertung Gruppeninterview Ortsteilteam Lichtenrade2.3.1 Aufgabenverständnis im Ortsteilteam LichtenradeIm Interview werden die Aufgaben im Ortsteilteam in dem Sinne beschrieben, dassVertreter aus verschiedenen Fachbereichen des Jugendamtes sich austauschen wasaktuell in den verschiedenen Bereichen passiert. Es wird darüber diskutiert was denMitarbeitern im Ortsteil auffällt <strong>und</strong> welche Verän<strong>der</strong>ungen <strong>an</strong>zuregen sind. Bei Problemlagenim Ortsteil wird überlegt was von Seiten des Jugendamtes <strong>und</strong> <strong>der</strong> FreienTräger initiiert werden könnte. Die Funktion des Ortsteilteams wird auch darin gese-12


hen, Angebote von Freien Trägern auszuwerten <strong>und</strong> festzustellen, ob <strong>der</strong>Bedarfslage entsprochen wird <strong>und</strong> möglicherweise konzeptionelle Än<strong>der</strong>ungen nötigsind: „Was wir hier z. B. haben ist das Konfliktschlichtungsprogramm, d<strong>an</strong>n wird hierdarüber diskutiert was wir für Erfahrungen damit gemacht haben, ob dieses Projektsinnvoll ist, wie wir das einsetzen, also das ist schon auch eine relativ weit reichendeGeschichte, (…) aber solche Dinge werden hier schon g<strong>an</strong>z praktisch auch diskutiert<strong>und</strong> (auch) mit Konsequenzen unter Umständen“ (Zeile 178 - 183).Die Antworten, die in den Fragebögen gegeben wurden, decken sich weitestgehendmit <strong>der</strong> Beschreibung im Interview. Zusammenfassend werden folgende Aufgabengen<strong>an</strong>nt:- Infos über Neuigkeiten aus den Bereichen- Austausch über Bedarfe, Angebote im Ortsteil- Bedarfsfeststellungen, Entwicklung von Angeboten bei erk<strong>an</strong>nten Bedarfen- Vernetzung <strong>und</strong> Kooperation <strong>der</strong> unterschiedlichen Arbeitsbereiche zurRessourcenoptimierung- Weiterentwicklung von vorh<strong>an</strong>denen MöglichkeitenInsgesamt lässt sich innerhalb des Teams im Gegensatz zu einigen Kiezteams einhomogenes Aufgabenverständnis feststellen.2.3.2 Verständnis des Konzeptes <strong>der</strong> SozialraumorientierungDie Mitarbeiter benennen in den Fragebögen folgende Kernelemente des Konzeptes<strong>der</strong> Sozialraumorientierung:- Falldarstellung nach <strong>der</strong> Essener Methode- Ressourcenorientiertes Vorgehen: Formulierung einer Aufmerksamkeitsrichtung(dabei h<strong>an</strong>delt es sich um eine verabredete Fokussierung, unter <strong>der</strong> ein Fallwahrgenommen <strong>und</strong> diskutiert werden soll; die Abkürzung lautete AMR),Formulierung von offenen Fragen- Orientierung am Willen <strong>der</strong> Klienten, Zielerarbeitung- Kenntnisse von Angeboten in den Ortsteilen, gegebenenfalls Entwicklung geeigneterAngebote- Vernetzung <strong>der</strong> öffentlichen Jugendhilfe, Träger, Kirche, Schule, Polizei- Aktivierung von Netzwerkstrukturen im Kiez- Entsäulung- Hohe Flexibilität in <strong>der</strong> Reaktion auf Problemlagen im Ortsteil-Es fällt auf, dass bestimmte Methoden, die in <strong>der</strong> Fortbildung vermittelt wurden mitdem Konzept <strong>der</strong> Sozialraumorientierung gleichgesetzt werden. Dies deutet daraufhin,dass in den Schulungen versäumt wurde ein Gesamtverständnis von Sozialraumorientierungweiterzugeben. Auch die gen<strong>an</strong>nten strukturellen Teilaspekte (Vernetzungetc.) lassen erkennen, dass ein verbindendes Arbeitsverständnis unter dem„Dach <strong>der</strong> Sozialraumorientierung“ noch aussteht.2.3.3 Was läuft nach Einschätzung <strong>der</strong> MitarbeiterInnen gut?Externe Kooperation:Gut funktioniert nach Einschätzung <strong>der</strong> Mitarbeiter die Kooperation mit den verschiedenenEinrichtungen (Kirchen, Sportvereine etc.) im Ortsteil/Sozialraum.13


Inhalte/Konzepte:Das Konzept <strong>der</strong> Sozialraumorientierung bzw. das Arbeiten nach diesem Ansatz wirdvon den Mitarbeitern begrüßt, „weil die offizielle Sozialraumorientierung nur Wasserauf unsere Mühle ist, wir konnten damit gut leben, weil wir schon, ich sage mal Ähnlichesschon vorher gemacht haben <strong>und</strong> damit gut gefahren sind“(Zeile 261 - 264).M<strong>an</strong> ist in diesem Ortsteilteam auch stolz darauf was <strong>an</strong> neuen Angeboten schon gewachsenist. Eine Mitarbeiterin zieht folgendes positive Fazit: „Ich denke wir sinddurch die Sozialraumorientierung <strong>der</strong> Lebenswelt des Klientels <strong>und</strong> auch <strong>der</strong> <strong>an</strong><strong>der</strong>enLebenswelt, die sich hier im Ortsteil abspielt, etwas näher gekommen <strong>und</strong> dadurchist eben auch ein frühzeitiges Erkennen <strong>und</strong> ein frühzeitiges Austarieren von Möglichkeiteneher gegeben als wenn es <strong>der</strong> Fall wäre, wenn das Klientel d<strong>an</strong>n wirklicherst herkommt um die Jugendhilfemaßnahme selber zu be<strong>an</strong>tragen o<strong>der</strong> weil esdurch die Schule o<strong>der</strong> sonst wen geschickt wird, ich denke wenn das G<strong>an</strong>ze sichauch noch weiterentwickelt, d<strong>an</strong>n sind auch wesentlich mehr Ressourcen zunutzen“(Zeile 327 - 334).In diesem Sinne wird auch die Ortsteilerk<strong>und</strong>ung positiv hervorgehoben, bei <strong>der</strong> m<strong>an</strong>ausgewählte Schulen, Kitas <strong>und</strong> sehr viele verschiedene Einrichtungen kennen gelernthat. So konnte m<strong>an</strong> sich ein Bild machen, was dort abläuft.2.3.4 Was ist nach Einschätzung <strong>der</strong> MitarbeiterInnen hin<strong>der</strong>lich für die Arbeit?Struktur/Org<strong>an</strong>isation:Kritisch bewerten die Mitarbeiter den zeitlichen Rahmen für die Ortsteilarbeit. Dassozialräumliche Arbeiten sei nach wie vor ein großes Zeitproblem, „weil wir zu eng inunseren Abläufen <strong>und</strong> <strong>der</strong> direkten Fallarbeit drin hängen, weil es einfach erledigtwerden muss, weil es teilweise sehr dringend erledigt werden muss <strong>und</strong> wir zu wenigZeit haben wirklich das Sozialräumliche, die Kontakte, die erweiterten Möglichkeitenzu pflegen“(Zeile 409-413). „Es ist vor allem auch ein Zeitproblem, dass wir hier nochnicht so fallübergreifend denken <strong>und</strong> arbeiten können, also wir sind doch sehr mitunserer Energie <strong>und</strong> das Zeitbudget <strong>an</strong> den Einzelfall geb<strong>und</strong>en <strong>und</strong> diese Ideen denOrtsteil noch mehr zu ergründen, zu mobilisieren, das ist ein Zeitproblem“ (Zeile 217- 221).Es wird auch darauf hingewiesen, dass die Gefahr bestehe sich zu sehr in den KleingruppierungenKiezteam, Ortsteilteam zu verlieren. M<strong>an</strong> müsse darauf achten, „dasswir noch den Austausch mit den <strong>an</strong><strong>der</strong>en Ortsteilen, mit den <strong>an</strong><strong>der</strong>en Regionenhaben <strong>und</strong> dass m<strong>an</strong> da auch nicht in Konkurrenz fällt, also da ist eine große Gefahr<strong>und</strong> da müssen wir wirklich gut hingucken“ (Zeile 277 - 281).2.3.5 Empfehlungen <strong>und</strong> Erwartungen <strong>der</strong> MitarbeiterStruktur/Org<strong>an</strong>isation:Es gibt bei den Mitarbeitern die Einschätzung, dass bei <strong>der</strong> Entwicklung von Hilfeno<strong>der</strong> Angeboten unterhalb <strong>der</strong> Schwelle einer Hilfe zur Erziehung die Schwerpunktträger,die die ambul<strong>an</strong>ten Hilfen <strong>an</strong>bieten, auch im Ortsteilteam vertreten sein müssten.„Von daher werden die aber unter Umständen hier g<strong>an</strong>z richtig mit <strong>an</strong> diesemTisch, wenn das Ortsteilteam heißt, weil sie auch wenn sie nicht zum Jugendamt ge-14


hören auch in <strong>der</strong> Entwicklung von Angeboten ja eigentlich fe<strong>der</strong>führend sind o<strong>der</strong>maßgeblich gute Ideen einbringen.“ (Zeile 638 - 640).Fin<strong>an</strong>zierung/Personal:Im Ortsteilteam Lichtenrade hat m<strong>an</strong> die Erwartung, dass im Zuge <strong>der</strong> Sozialraumorientierungneue Mitarbeiter, insbeson<strong>der</strong>e jüngere Mitarbeiter eingestellt werden,die sich mit dem Konzept verb<strong>und</strong>en fühlen. Es sei problematisch neue Stellen ausdem Personalüberh<strong>an</strong>g zu besetzen, weil nicht je<strong>der</strong> im Personalüberh<strong>an</strong>g ausgerechnetim Bereich <strong>der</strong> Sozialraumorientierung arbeiten k<strong>an</strong>n <strong>und</strong> möchte <strong>und</strong> auchdie Fähigkeiten möglicherweise g<strong>an</strong>z wo<strong>an</strong><strong>der</strong>s liegen. Bei <strong>der</strong> Sozialraumorientierungbräuchte m<strong>an</strong> ein hohes Maß <strong>an</strong> Engagement <strong>und</strong> Offenheit von den Mitarbeitern,„damit steht <strong>und</strong> fällt die Sozialraumorientierung <strong>und</strong> von daher braucht m<strong>an</strong>auch Personal was wirklich die Sozialraumorientierung will <strong>und</strong> auch genau dieseArbeit macht, das ist was ich hier auch sehr schätze, was trotz aller Schwierigkeitenimmer wie<strong>der</strong> aufgebracht wird, aber ohne neues Personal geht es auch nicht <strong>und</strong>ich würde mir einfach die Energie wünschen von jungen Kollegen, (die es hier abernicht gibt), unglaublich m<strong>an</strong> ist ja mit Ende vierzig hier die jüngste, das k<strong>an</strong>n nichtsein.“(Zeile 886 - 892).2.3.6 Fallunspezifische Arbeit im OrtsteilteamDer Begriff <strong>der</strong> fallunspezifischen Arbeit wurde bisl<strong>an</strong>g noch nicht klar definiert, wasauch bei den Schulungen vernachlässigt worden ist. „Wir fragen immer noch fallunspezifischeArbeit wie macht m<strong>an</strong> das, also Fallbesprechungen im Kiezteam dashaben wir gelernt, bei <strong>der</strong> fallunspezifischen Arbeit ist immer noch die Frage wiemache ich das, was ist das genau <strong>und</strong> es birgt immer die Gefahr, dass die fallunspezifischeArbeit von <strong>der</strong> Dringlichkeit des Einzelfalls immer wie<strong>der</strong> verdrängt wird.“(Zeile 528 - 535).Unter fallunspezifischer Arbeit versteht m<strong>an</strong> im Ortsteilteam, „dass wir mehr den Blickauf den Ortsteil haben, wir gucken was wirklich los ist im Ortsteil, was fällt uns daauf, was ist nötig, was stellen wir unterein<strong>an</strong><strong>der</strong> fest, vielleicht k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> es so definieren,also es gibt keine klare Begriffszuordnung dafür“. Die hier gewählte Definitionzeigt, dass in <strong>der</strong> Tat ein näheres Verständnis von fallunspezifischer Arbeit nochfehlt.2.3.7 Beispiele gelungener PraxisDie Mitarbeiter berichten von einem Mediations<strong>an</strong>gebot, das speziell für Jugendlicheeingerichtet wurde, die aufgr<strong>und</strong> einer familiären Krise von zu Hause weg wollen. Beidiesem Unterstützungs<strong>an</strong>gebot ging es darum Konflikte zwischen Eltern <strong>und</strong> Jugendlichenso zu lösen, dass die Unterbringung in einer Wohngemeinschaft entbehrlichist. Ein Modell das darauf ausgerichtet wurde „wirklich Konflikte zwischen Eltern <strong>und</strong>Jugendlichen schnell <strong>an</strong>zugehen, niedrigschwellig ohne Antragstellung dafür habenwir uns <strong>und</strong> das haben wir zwischendurch auch mal ausgewählt, geguckt wie läuftdas, da hat das Ortsteilteam direkt Einfluss darauf nehmen können.“ (Zeile 592 -596).Prinzipiell werden durch das Ortsteilteam Verän<strong>der</strong>ungen im Angebot von FreienTrägern <strong>an</strong>geregt, wenn auffällt, dass entwe<strong>der</strong> die Konzeption nicht umgesetzt isto<strong>der</strong> <strong>der</strong> Bedarf sich verän<strong>der</strong>t hat.15


2.3.8 Zusammenspiel Ortsteilteam / KiezteamEine Überschneidung zwischen Ortsteil- <strong>und</strong> Kiezteam wird nicht gesehen. Die Funktiondes Ortsteilteams gegenüber dem Kiezteam sehen die MitarbeiterInnen darineinen weiteren Blick auf den Ortsteil zu bekommen <strong>und</strong> auch den Austausch zwischenden Kiezteams zu för<strong>der</strong>n. Bliebe m<strong>an</strong> nur auf <strong>der</strong> Ebene <strong>der</strong> Kiezteams, hättem<strong>an</strong> das Problem, dass <strong>der</strong> Ortsteil in zwei Bereiche Kiezteam Lichtenrade Ost <strong>und</strong>Lichtenrade West aufgeteilt wird. Das Ortsteilteam ermöglicht es, <strong>der</strong> Inselbildung<strong>und</strong> Abgrenzung entgegenzuwirken <strong>und</strong> den Blick auf den Gesamtortsteil zu wahren,wozu insbeson<strong>der</strong>e die Vertreter <strong>der</strong> OAG’s beitragen, die den größten Einblick in dieGeschehnisse des Ortsteils haben.2.3.9 GesamteinschätzungIn diesem Team versucht m<strong>an</strong> dem Auftrag gerecht zu werden, zusätzliche Aufgabenim Unterschied zum Kiezteam wahrzunehmen. M<strong>an</strong> bemüht sich hier nicht nur auf<strong>der</strong> Ebene des Informationsaustausches stehen zu bleiben, son<strong>der</strong>n auch zu einerAngebotsentwicklung beizutragen, die die soziale Infrastruktur im Ortsteil verbessert.Insbeson<strong>der</strong>e diskutiert m<strong>an</strong> hier darüber, ob Angebote von Freien Trägern <strong>der</strong> Bedarfslagenim Ortsteil entsprechen <strong>und</strong> möglicherweise in <strong>der</strong> Konzeption verän<strong>der</strong>twerden müssen.Im Team hat m<strong>an</strong> die eigene Einschätzung, dass „unwahrscheinlich viel gute Ideen<strong>und</strong> sehr viel Engagement“ vorh<strong>an</strong>den sind, aber „wenn ich d<strong>an</strong>n höre, dass Stelleneinen KW-Vermerk bekommen <strong>und</strong> Mitarbeiter nicht mehr tätig sein können <strong>und</strong>keine neuen eingestellt werden, d<strong>an</strong>n passt das hier nicht zusammen.“ (Zeile 852 -855).2.4 Auswertung Gruppeninterview Kiezteam 1 Friedenau2.4.1 Aufgabenverständnis im KiezteamDie Diskussionsteilnehmer des Kiezteams 1 Friedenau bringen zum Ausdruck, dasssie ihre Aufgaben, die sie erfüllen sollen, für stark vorgegeben halten, weshalb sichein eigenes Aufgabenverständnis nicht entwickeln bzw. die vorgegebene Aufgabenbeschreibunginnerlich nicht nachvollzogen werden konnte.„Das G<strong>an</strong>ze ist in einer vorgeschriebenen strukturierten Form auszuführen, über dienicht diskutiert werden darf. Über die Sinnhaftigkeit ist keine Debatte möglich. Dashat die Arbeit im Kiezteam stark beeinflusst“.In den Fragebögen wurden folgende Aufgaben erwähnt, die die Arbeit im Kiezteamwesentlich bestimmen:- Kollegiale Fallberatung/Fallbesprechungen- Austausch über fallunspezifische Arbeit- Informationen über Aktuelles im Kiez <strong>und</strong> über Hilfsmöglichkeiten austauschen,Vernetzungen herstellen- Bedarfshäufungen erkennen <strong>und</strong> Angebote entwickeln- Einsparungen durch Vermeidung von Fällen bzw. Optimierung <strong>der</strong> Angebote zuerreichen16


Die Ressourcenerarbeitung wird zwar für sinnvoll erachtet, „aber für die Fallvorstellunghier im Team halte ich das nicht für hilfreich <strong>und</strong> das ist auch so, dass es garnicht zu be<strong>an</strong>tworten ist, so dass wir erst diesen Einblick bekommen, wenn wir in <strong>der</strong>Familie sind“ (Zeile 634 - 636).Die Vorbehalte gegenüber den Methoden stehen im Zusammenh<strong>an</strong>g mit einer generellnegativen Einschätzung <strong>der</strong> Qualifizierung: „Dass wir wahrscheinlich außerordentlichesPech hatten mit den Multiplikatoren, die wir in <strong>der</strong> Schulung hatten,(....),die versucht haben uns das zu vermitteln, die waren einfach sehr schlecht <strong>und</strong>konnten auf unsere Fragen nicht <strong>an</strong>tworten“ (Zeile 827 - 832).Inhalte/Konzepte:Die Mitarbeiter bemängeln, dass ihnen ein fertiges Konzept übergestülpt worden ist,das ihnen keine eigenen Gestaltungsmöglichkeiten lässt. „Keiner hat sich dafür interessiertwas eigentlich läuft, was wir machen, was wir für Inhalte haben, was wir fürKompetenzen haben, stattdessen wurde gesagt hier haben wir aus Essen das wirdjetzt so gemacht, ihr habt alles falsch gemacht vorher, ihr habt jetzt d<strong>an</strong>ach zuarbeiten“ (Zeile 194 - 197).Nach Einschätzung <strong>der</strong> Diskussionsteilnehmer führt die Einführung von neuen Teamstrukturennicht zu einer verän<strong>der</strong>ten sozialpädagogischen Her<strong>an</strong>gehensweise, geradein <strong>der</strong> Arbeit mit Klienten, da m<strong>an</strong> schon früher so gearbeitet habe.Eine Teilnehmerin stellt fest: „... dass es im Gr<strong>und</strong>e das Alte ist <strong>und</strong> dass ich michjetzt begeistern soll für etwas, was wir schon l<strong>an</strong>ge gemacht haben <strong>und</strong> wie auch dieKollegen im Amt schon l<strong>an</strong>ge gearbeitet haben“. In diesem Sinne weitereDiskussionsbeiträge: „Für mich ist eigentlich nur <strong>an</strong><strong>der</strong>s geworden, dass wir uns hiereinmal die Woche treffen <strong>und</strong> dadurch ein engerer Kontakt ist, also in <strong>der</strong> Arbeitselber, wenn ich mit meinen Klienten mit den Familien arbeite, arbeite ich so wievorher auch“ (Zeile 209 - 212). „Bei <strong>der</strong> eigentlichen Arbeit, Klientenarbeit hat sichwenig bis gar nichts geän<strong>der</strong>t, nur dass wir uns einmal die Woche treffen <strong>und</strong> m<strong>an</strong>sich kennt (…), aber <strong>an</strong> <strong>der</strong> eigentlichen Arbeit mit den Klienten hat sich für michnichts geän<strong>der</strong>t“ (Zeile 220 - 225).Struktur/Org<strong>an</strong>isationDie Mitarbeiter kritisieren, dass sich <strong>der</strong> bürokratische Aufw<strong>an</strong>d durch die neueStruktur erhöht habe. Der Papier<strong>an</strong>teil habe sich ins Unermessliche gesteigert,weshalb m<strong>an</strong> durch die Mehrbelastung weniger Zeit für die Klienten habe <strong>und</strong> dieBeziehungsarbeit darunter leide. Auch für die Ressourcenarbeit bleibe zu wenigRaum: „Also diese Ressourcenarbeit kommt hier ein bisschen zu kurz <strong>und</strong> das hatauch was damit zu tun, dass ich mich unter <strong>an</strong><strong>der</strong>em gar nicht damit beschäftigenk<strong>an</strong>n, überhaupt nicht die Zeit dazu habe mich mit den g<strong>an</strong>zen <strong>an</strong>dren Dingen, dieauch zu einem Kiezteam gehören, zu beschäftigen“ (Zeile 276 - 279). Insbeson<strong>der</strong>esei keine Zeit vorh<strong>an</strong>den sich <strong>der</strong> fallunspezifischen Arbeit zu widmen.2.4.5 Empfehlungen <strong>und</strong> Erwartungen <strong>der</strong> MitarbeiterInnenMethoden/QualifizierungDas Kiezteam 1 Friedenau wünscht sich bei <strong>der</strong> Anwendung <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Qualifizierungvermittelten Methoden einen eigenen Interpretationsspielraum, die Methode so umzusetzen,wie m<strong>an</strong> es für sinnvoll erachtet: „(…) <strong>und</strong> das m<strong>an</strong> uns den Spielraumlässt, das in die praktikablere Richtung zu bringen, wie wir das alle für sinnvoll erachten,also dass <strong>der</strong> Spielraum ein wenig von diesem Schema, wenn es notwendig19


ist abzurücken, dass wir das auch tun können (…) Damit wäre mir schon eine Mengegeholfen. Dass das wie wir es praktizieren auch <strong>an</strong>erk<strong>an</strong>nt wird, neben <strong>der</strong> vorgeschriebenenMethode“(Zeile 780 - 789). Der Sinn des Kiezteams wird im Austausch<strong>der</strong> Fachleute gesehen, auch ohne vorgegebene Methode: „also ich finde wir qualifizierenuns schon dadurch, dass wir hier sitzen, weil es ist eine Menge Fachwissenhier am Tisch (…) <strong>und</strong> ich finde wir brauchen nicht unbedingt jem<strong>an</strong>d von außen, <strong>der</strong>uns irgendwas erzählt, was wir sowieso schon wissen o<strong>der</strong> was sich sowieso nichtumsetzen lässt <strong>und</strong> die Qualifikation findet für mich auch hier statt“ (Zeile 812 - 819).Aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Erfahrung mit <strong>der</strong> Qualifizierung möchte das Kiezteam 1 Friedenau lieberden Weg beschreiten, einen eigenen Qualifizierungsrahmen zu erarbeiten <strong>und</strong>sich dafür fachlichen Rat <strong>und</strong> Unterstützung holen.Struktur/Org<strong>an</strong>isation:Damit die Arbeit im Kiezteam besser funktionieren k<strong>an</strong>n, wünschen sich die MitarbeiterInnenein stärkeres Mitspracherecht <strong>der</strong> Kiezteammitglie<strong>der</strong> bei <strong>der</strong> Gestaltung <strong>der</strong>Kollegialen Fallberatung. Es müsse möglich sein von vorgegebenen Inhalten <strong>und</strong>Schemen abweichen zu dürfen. Es gehe darum, so führt eine Diskussionsteilnehmerinaus, das „was sich in <strong>der</strong> Arbeit auch nicht als relev<strong>an</strong>t erweist, dass wir auch in<strong>der</strong> Lage sein können, diese Inhalte d<strong>an</strong>n abzuän<strong>der</strong>n, also das wäre für mich eineVoraussetzung, dass es hier gut funktioniert, also ich will auch gleich ein Beispiel geben,wenn wir Fälle besprechen müssen, wo einfach nur eine Verlängerung <strong>an</strong>steht,d<strong>an</strong>n finde ich es nicht sinnvoll, wenn wir d<strong>an</strong>n st<strong>und</strong>enl<strong>an</strong>g darüber diskutierenmüssen“ (Zeile 292 - 298).Gerade in Bezug auf das Schema <strong>der</strong> kollegialen <strong>Beratung</strong> verhält es sich so, „dassLeute mit viel Know-how, die im Kiezteam vertreten sind, teilweise mit therapeutischenZusatzausbildungen, die eventuell viel bessere Schemata o<strong>der</strong> viel bessereMöglichkeiten hätten o<strong>der</strong> Modelle, das ist einfach nicht möglich da eventuell was<strong>an</strong><strong>der</strong>es vorzuschlagen“ (Zeile 314 - 318). Es überwiegt <strong>der</strong> Eindruck, dass die Kiezteammitglie<strong>der</strong>sich zu sehr in ein von oben verordnetes Methoden-Schema gepresstfühlen. Sie wünschen sich mehr Raum für eine eigene Gestaltung <strong>der</strong> Kiezteamsitzungen.„Was deutlich fehlt, das ist so was wie Vertrauen von <strong>der</strong> Leitung, dass wirin <strong>der</strong> Lage sind, sinnvolle Arbeit zu machen <strong>und</strong> was weiter fehlt ist, das Loslösenvon dem Ged<strong>an</strong>ken, dass alle dasselbe machen müssen, das ist das, was über <strong>der</strong>Kiezteamgeschichte lauert“ (Zeile 337 - 340).Fin<strong>an</strong>zierung:Die MitarbeiterInnen <strong>der</strong> Freien Träger erhoffen sich gesicherte fin<strong>an</strong>zielle Möglichkeitenin Form eines Rahmenvertrages bzw. eines Sozialraumbudgets, um einePerspektive, Pl<strong>an</strong>ungssicherheit zumindest für ein Jahr zu haben. „Denn dieserwirtschaftliche Faktor, dieser Geldfaktor, spielt eine g<strong>an</strong>z große Rolle <strong>und</strong> beeinflusstg<strong>an</strong>z stark die Arbeit, die wir machen, auch in den Familien, <strong>und</strong> das ist was, wasg<strong>an</strong>z wichtig ist, klare Verträge, klare Rahmenvereinbarungen, die wir bis jetzt nichthatten, so was wünsche ich mir“ (Zeile 288 - 291).Auch wird die Erwartung ausgesprochen den Paragraphen 27 Abs. 2 KJHG als Titelfin<strong>an</strong>ziell zu unterfüttern, damit die Hilfen zur Erziehung flexibel gestaltet werden können.Gemeint ist eine Titelstruktur, die es ermöglicht fallunspezifische Arbeit, Vernetzungstätigkeitenim Vorfeld bzw. um eine Hilfe zur Erziehung herum zu leisten.„Es geht darum, dass wir die Sozialraumorientierung in Bezug auf HzE gar nichtdurchführen können, weil wir ja darauf <strong>an</strong>gewiesen sind nach Paragraphen fin<strong>an</strong>ziertzu werden. Das heißt wir können ja gar nicht flexibel was <strong>an</strong><strong>der</strong>es einsetzen, weil es20


aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Leistungsbeschreibung <strong>und</strong> des Paragraphen nicht kompatibel ist mitdem was wir fin<strong>an</strong>ziert bekommen, das ist unser Problem“ (Zeile 362 - 367).2.4.6 Umf<strong>an</strong>g <strong>und</strong> Qualität <strong>der</strong> fallunspezifischen ArbeitDa in den Sitzungen des Kiezteams die Kollegiale Fallberatung dominiert, fehlte bisl<strong>an</strong>g<strong>der</strong> Raum sich intensiv mit dem Aufgabenbereich fallunspezifische Arbeit zu befassen.Es besteht bisl<strong>an</strong>g auch noch kein gemeinsames Verständnis wie <strong>der</strong> Begrifffallunspezifische Arbeit aufzufassen ist <strong>und</strong> welche konkreten H<strong>an</strong>dlungsschritte fürdie Praxis abzuleiten sind.„Wir haben vorletztes Kiezteam gerade ein Son<strong>der</strong>kiezteam zum Thema fallunspezifischeArbeit gemacht, weil es nämlich genau dieses Problem gab, das je<strong>der</strong> was<strong>an</strong><strong>der</strong>es darunter versteht, (…) ich arbeite in <strong>der</strong> Familie <strong>und</strong> es taucht irgendein Problemauf <strong>und</strong> ich muss mich da sachk<strong>und</strong>ig machen zu einem bestimmten Thema,d<strong>an</strong>n ist das für mich in gewisser Weise fallspezifisch, obwohl es auch fallunspezifischfür die <strong>an</strong><strong>der</strong>en sein k<strong>an</strong>n, indem ich d<strong>an</strong>n die Informationen hier weitergebe,die ich mir irgendwo <strong>an</strong>geeignet habe <strong>und</strong> fallunspezifische Arbeit k<strong>an</strong>n auch sein,dass wir irgendein Bedarf sehen, <strong>der</strong> im Ortsteil besteht“ (Zeile 411 - 419) So sind wireigentlich darauf gekommen, dass je<strong>der</strong> was <strong>an</strong><strong>der</strong>es darunter versteht <strong>und</strong> dass dasauch okay ist so, also dass es gar keine einheitliche Beschreibung dafür gebenmuss, weil das ja gerade <strong>der</strong> Bereich ist, wo es auch mal Zeit für Kreativität gegebensein könnte“ (Zeile 423 - 427). Die Beschäftigung mit fallunspezifischer Arbeit befindetsich also noch im Orientierungs- <strong>und</strong> Findungsprozess. Sie kam in <strong>der</strong> Verg<strong>an</strong>genheitzu kurz: „Also ich würde sagen in <strong>der</strong> Tendenz kommt es eigentlich eher zukurz, weil wir immer damit beschäftigt sind g<strong>an</strong>z viele Verlängerungen aufzuzählen<strong>und</strong> die mussten wir ja d<strong>an</strong>n immer vorstellen (…) <strong>und</strong> d<strong>an</strong>n bleibt einfach wenig Zeit<strong>und</strong> wenig Kraft <strong>und</strong> Kreativität übrig um sich d<strong>an</strong>n hinzusetzen <strong>und</strong> zu gucken, woist <strong>der</strong> Bedarf, wo können wir vielleicht schauen, ob wir neue Angebote schaffen, wogibt es schon Angebote, ist d<strong>an</strong>n eher zu kurz gekommen“(Zeile 458 - 464). In Zukunftsoll das Kiezteam sich aber einmal im Monat nur mit fallunspezifischer Arbeitausein<strong>an</strong><strong>der</strong>setzen.Auch findet keine klare begriffliche Abgrenzung zwischen den Segmenten fallspezifisch,fallübergreifend <strong>und</strong> fallunspezifische Arbeit statt. „In den Diskussionen hat dasbis jetzt noch keine Rolle gespielt also eine Unterscheidung zwischen den Begriffen“.„Weil wir noch nicht so klar unterscheiden zwischen fallspezifisch <strong>und</strong> fallunspezifisch<strong>und</strong> das ja mitein<strong>an</strong><strong>der</strong> verschmort war bisl<strong>an</strong>g“ (Zeile 448 - 450).Auffallend ist – möglicherweise eine Folge <strong>der</strong> fehlenden begrifflichen Klarheit <strong>und</strong>Unterscheidung -, dass die Feststellung von Bedarfen bzw. Entwicklung von Angebotendem Kiezteam zugeordnet wird, was eine vermeintliche Aufgabe des Ortsteilteamswäre. „Und da werden wir uns zusammensetzen, werden das Zusammentragen,was es bereits gibt <strong>und</strong> überlegen wie kommt m<strong>an</strong> <strong>an</strong> Informationen <strong>der</strong> einzelnenSchulen o<strong>der</strong> KiTa`s, um zu erfahren, was die schon alles <strong>an</strong>bieten <strong>und</strong> d<strong>an</strong>n zugucken, was braucht <strong>der</strong> Kiez noch <strong>und</strong> d<strong>an</strong>n eventuell was gemeinsam entwickeln“(Zeile 477 - 481).2.4.7 Beispiele gelungener PraxisDie MitarbeiterInnen weisen daraufhin, dass es nicht zu „Maß<strong>an</strong>zügen“ außerhalb<strong>der</strong> St<strong>an</strong>dardhilfen gekommen sei, m<strong>an</strong> habe aber innerhalb <strong>der</strong> Hilfen stärker füreine Vernetzung <strong>und</strong> bedarfsgerechte Ausgestaltung <strong>der</strong> Hilfen gesorgt. Es wird das21


Beispiel des Integrationsprojektes Dürer Platz gen<strong>an</strong>nt, wo es zu einer Vernetzungdieses Projektes mit einer 30er o<strong>der</strong> 31er Hilfe gekommen sei.Es gelingt auch persönliche Kontakte zu Helfern von Einrichtungen im Sozialraumherzustellen, die m<strong>an</strong> für die Hilfen zur Erziehung nutzen k<strong>an</strong>n. „Es gibt Beispieledafür, dass m<strong>an</strong> d<strong>an</strong>n gesagt hat, dass da ein Fußball<strong>an</strong>leiter ist, <strong>der</strong> mit 16-Jährigendie sehr verhaltensauffällig sind gut k<strong>an</strong>n <strong>und</strong> m<strong>an</strong> da eine Verbindung herstellt“(Zeile 1076 - 1078).Mit den Möglichkeiten des „Son<strong>der</strong>einsatzes Kiezteam“ könne m<strong>an</strong> zudem unkonventionellin Problemkonstellationen <strong>und</strong> sehr schnell für ein erstes Clearing <strong>der</strong>Situation in einer Familie sorgen. Dahinter verbirgt sich ein geson<strong>der</strong>terFin<strong>an</strong>zierungstopf, <strong>der</strong> es den Kiezteammitglie<strong>der</strong>n ermöglicht eineKrisenintervention zeitnah <strong>und</strong> flexibel zu gewährleisten, die Hilfestellungen umfasst,die unterhalb <strong>der</strong> Schwelle HzE liegen bzw. außerhalb des Bereiches Hilfe zurErziehung <strong>an</strong>gesiedelt sind.2.4.8 Gesamteinschätzung des Kiezteams 1 FriedenauIn diesem Team überwiegt eine skeptische Haltung gegenüber dem Ansatz <strong>der</strong>Sozialraumorientierung, wie er im Jugendamt Tempelhof-Schöneberg umgesetztwird. Zwar schätzt m<strong>an</strong> die Zusammenarbeit im Kiezteam, für die Fallarbeit sieht m<strong>an</strong>jedoch keine Verän<strong>der</strong>ungen durch die neue Struktur, die Hilfepl<strong>an</strong>ung bleibt diegleiche.„Was sich geän<strong>der</strong>t hat, ist während eines Prozesses bis es zu eine Hilfe kommt, istdass ich durch eine <strong>Beratung</strong> persönlich eine Unterstützung erfahren habe. Die Art<strong>der</strong> Einleitung <strong>der</strong> Hilfen hat sich deshalb nicht verän<strong>der</strong>t, das ist meistens die Hilfe,die ich d<strong>an</strong>n auch für mich alleine gedacht habe, dass es die zu sein hat“ (Zeile 984 -989).Den vermittelten Methoden steht m<strong>an</strong> überwiegend ablehnend gegenüber. Sie werdenals übergestülpt empf<strong>und</strong>en <strong>und</strong> nicht als Qualitätsverbesserung erlebt.Bei <strong>der</strong> Gestaltung von individuellen Maß<strong>an</strong>zügen sehen sich die Mitarbeiter <strong>der</strong>Freien Träger durch die fehlenden Sozialraumbudgets gehin<strong>der</strong>t, diese umzusetzen:„Wenn es die Sozialraumbudgets in ausreichendem Maße gäbe, d<strong>an</strong>n könnte m<strong>an</strong>natürlich bei jedem <strong>der</strong> Fälle viel spezieller überlegen, was wäre da sinnvoll. So bietenwir natürlich die Hilfen <strong>an</strong>, die je<strong>der</strong> Träger <strong>an</strong>bietet“ (Zeile 1004 - 1008).2.5 Auswertung Gruppeninterview Kiezteam 2 Friedenau2.5.1 Aufgabenverständnis im KiezteamAls hauptsächliche Aufgabe werden sowohl im Interview als auch zusätzlich in denFragebögen die Kollegiale Fallberatung, das Einbringen von Fällen <strong>und</strong> die <strong>Beratung</strong><strong>der</strong> Fälle im Kiezteam gen<strong>an</strong>nt. Aufschlussreich ist folgende Äußerung im Interview:„Bisher ist dieses Kiezteam ein Fallteam, es geht hier um Fälle, die in <strong>der</strong> kollegialen<strong>Beratung</strong> beh<strong>an</strong>delt werden. Die fallunspezifische Arbeit spielte bis dato eine untergeordneteRolle.Weitere Aufgaben sind nach Einschätzung <strong>der</strong> Kiezteammitglie<strong>der</strong>:- Zusammenarbeit zwischen Öffentlichen <strong>und</strong> Freien Trägern- Vernetzung von verschiedensten Informationen <strong>und</strong> Sichtweisen aus den verschiedenstenBereichen- Fachlicher Austausch über aktuelle Geschehnisse, Ressourcen, Bedarfe etc.22


- Im Aufbau, aber noch nicht ausreichend umgesetzt, ist über das Zusammentragenvon Informationen die Bedarfsentwicklung, also Anstöße zu geben, welcheAngebote <strong>der</strong> sozialen Infrastruktur entwickelt werden müssen.Neben diesen Aufgaben, die in <strong>der</strong> Gruppendiskussion gibt <strong>der</strong> Fragebogen Aufschlussüber das Aufgabenverständnis des Kiezteams 2 Friedenau. Dort werdenfolgende Aufgaben beschrieben (stärker in dem Sinne was Aufgaben sein könnteno<strong>der</strong> was erwartet wird):- Kosten Sparen durch effektive Vergabe <strong>der</strong> Hilfe, Reduzierung <strong>der</strong> insgesamtvergebenen Hilfen- Probleme, Brennpunkte im Kiez für die fallunspezifische Einsätze sinnvoll wären,fallunspezifische Themen diskutieren- Das Auffinden von Ressourcen in Form von Gruppen, Einrichtungen Menschenim Kiez <strong>und</strong> wie m<strong>an</strong> sie zu Synergieeffekten vernetzen könnte- Jugendhilfebedarfsermittlung/Koordination des Hilfebedarfs- Kiezbezogene Hilfen entwickeln- Vernetzungen erneuern bzw. etablieren- Schaffung neuer Strukturen im Sozialraum2.5.2 Verständnis des Konzeptes <strong>der</strong> SozialraumorientierungDie Kiezteammitglie<strong>der</strong> nehmen das Konzept <strong>der</strong> Sozialraumorientierung unterfolgenden Aspekten wahr:- Dezentralisierung ehemals zentraler Strukturen mit dem Ziel effektiver Hilfen zugestalten- Bündelung von Ressourcen im Sozialraum- Wohnortsnahe Hilfsmöglichkeiten erarbeiten <strong>und</strong> Ressourcenermittlung- Entsäulung <strong>der</strong> einzelnen Fachbereiche- Tr<strong>an</strong>sparenz über vorh<strong>an</strong>dene Angebote im Sozialraum- Gemeinwesenarbeit mit etwas <strong>an</strong><strong>der</strong>en Begriffen- Schaffung neuer Ideen für die Vernetzung von Unterstützungsmöglichkeiten- Spezifische Kenntnisse <strong>und</strong> Vernetzung dienen <strong>der</strong> Weiterentwicklung von Hilfenauch außerhalb <strong>der</strong> HzE- Ortsnahe Hilfen, die sich am Klienten <strong>und</strong> seiner Umgebung orientieren- Hilfen sollen sich am Alltag <strong>der</strong> Betroffenen orientieren- Konzentration von Helfern <strong>und</strong> Hilfesuchenden in einem überschaubaren Bereich- Mehr Autonomie/Selbstverwaltung <strong>der</strong> Freien Träger bei <strong>der</strong> Installierung <strong>der</strong>verschiedensten Unterstützungen in spe- Kostenersparnis durch bessere Nutzung <strong>der</strong> vorh<strong>an</strong>denen ehrenamtlichenRessourcenDas Konzept <strong>der</strong> Sozialraumorientierung ist den Kiezteammitglie<strong>der</strong>n im Wesentlichenbek<strong>an</strong>nt, wobei allerdings häufig einzelne Bruchstücke des Konzeptes gen<strong>an</strong>ntwerden, ohne dass sie in einen systematischen <strong>und</strong> übergeordneten Zusammenh<strong>an</strong>ggebracht werden. Auffallend ist, dass unter <strong>der</strong> großen Leitvokabel Sozialraumorientierungverschiedene Teilaspekte <strong>der</strong> Sozialraumorientierung gen<strong>an</strong>nt werden.Darüber hinaus nehmen die Kiezteammitglie<strong>der</strong> die Sozialraumorientierung unterverschiedenen Blickwinkeln wahr. Von einem gemeinsamen Verständnis k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong>bisl<strong>an</strong>g wohl noch nicht sprechen.23


Bezüglich <strong>der</strong> Möglichkeit ihre eigenen persönlichen <strong>und</strong> fachlichen Kompetenzen indas Kiezteam einbringen zu können, teilen die Mitglie<strong>der</strong> überwiegend dieEinschätzung, dass das gut gelingt.2.5.3 Was läuft nach Einschätzung <strong>der</strong> MitarbeiterInnen gut?Kooperation:Positiv hervorgehoben wird von den MitarbeiterInnen vor allem die Tatsache, dass imTeam eine engere Zusammenarbeit unter den KollegInnen stattfindet. Durch dieNeustrukturierung werden die Wege kürzer <strong>und</strong> <strong>der</strong> fachliche Austausch effektiver.Die Zusammenarbeit war früher nicht so eng. Deshalb ist es leichter möglich Absprachenzu treffen, <strong>und</strong> mit den Namen werden Gesichter verb<strong>und</strong>en.Es wird als Bereicherung empf<strong>und</strong>en, dass m<strong>an</strong> gemeinsam über Fälle spricht. Diesgilt insbeson<strong>der</strong>e für die Kooperation zwischen Öffentlichen <strong>und</strong> Freien Trägern. DieZusammenarbeit zwischen Öffentlichen <strong>und</strong> Freien Trägern ist eine „Sache wo wirwirklich von profitieren. Es ist wesentlich mehr Nähe da <strong>und</strong> viel mehr Austausch <strong>und</strong>viel engere Zusammenarbeit“ (Zeile1434 - 1438). „Es ist menschlich wichtig, dass wirmit den Fallträgern zusammenkommen <strong>und</strong> uns austauschen“ (Zeile 296 - 297).Auch finde durch die Einteilung <strong>der</strong> Schwerpunktträger eine Entzerrung <strong>der</strong>Konkurrenz statt. Der Zusammenhalt im Team ist zudem in atmosphärischer Hinsichteine Entlastung mit den zusätzlichen Belastungen, die die Neustrukturierung mit sichbringt fertig zu werden.Inhalt/Konzept:Die Mitarbeiter begrüßen die Möglichkeit mit dem im Zuge <strong>der</strong>Sozialraumorientierung geschaffenen Instrumentes „Son<strong>der</strong>einsatz Kiezteam“arbeiten zu können. Das, schnelle <strong>und</strong> flexible Vorgehen, das dieses Instrumentermöglicht, sehen die Mitarbeiter als bedeutsamen Gewinn im Zuge <strong>der</strong>Sozialraumorientierung im Sinne einer präventiven <strong>und</strong> lebensweltorientiertenJugendhilfe <strong>an</strong>.Einige Mitarbeiter betonen den Vernetzungsged<strong>an</strong>ken. Durch die Vernetzung vonHelfern ist die Ch<strong>an</strong>ce größer, wenn die Hilfe endet, dass es d<strong>an</strong>n nicht gleich zueinem absoluten Knick kommt. Dabei gehe es weniger darum Alternativen zu denHilfen zur Erziehung zu installieren als darum Hilfen zur Erziehung sozialräumlich zuergänzen <strong>und</strong> deshalb nach Beendigung <strong>der</strong> Hilfen für eine Abfe<strong>der</strong>ung zu sorgen.2.5.4 Aspekte, die die MitarbeiterInnen als hin<strong>der</strong>lich <strong>an</strong>sehen <strong>und</strong> negativbewertenMethoden/Qualifizierung:Hauptkritikpunkt ist die unflexible H<strong>an</strong>dhabung <strong>der</strong> Kollegialen Fallberatung. Fälle,die einem zu den Ohren herauskommen, müssen immer wie<strong>der</strong> besprochen werden<strong>und</strong> dies nach einem bestimmten Schema. Das nimmt viel Zeit in Anspruch, die fürdie fallunspezifische Arbeit fehlt. „Ich würde viel lieber über fallunspezifische Arbeitsprechen, wobei ich in <strong>der</strong> Ausbildung <strong>und</strong> in dem Arbeitsgebiet noch in <strong>der</strong> Fallarbeitbin“ (Zeile 695 - 697).Zweiter Kritikpunkt ist, dass die gelernten Methoden für den Graubereich zwischenLeistungs- <strong>und</strong> Gefährdungsbereich bzw. dem Gefährdungsbereich keine Unterstützungsind. Die Hälfte <strong>der</strong> Fälle, die in das Kiezteam eingebracht werden, bewegen24


sich im Grau- o<strong>der</strong> Gefährdungsbereich <strong>und</strong> dafür ist die Schulung nicht ausgerichtet.Alles was in <strong>der</strong> Schulung für das Kiezteam entwickelt wurde sei nur für denLeistungsbereich <strong>an</strong>wendbar.Auch wird kritisiert, dass es häufig nicht möglich sei den Willen <strong>der</strong> Klienten zu ermitteln,da diese oftmals keinen Willen hätten. Dies wirke sich auch bei <strong>der</strong> Erarbeitung<strong>der</strong> Ziele aus: „Wenn m<strong>an</strong> Leute fragt nach einem Ziel (…), sagen wir z. B. was wäredenn hast du Lust zur Schule zugehen <strong>und</strong> d<strong>an</strong>n ist die Frage, was willst du dafür tun(…), d<strong>an</strong>n stehen sie da <strong>und</strong> können noch nicht mal sagen, was sie dafür tunmüssen, um zur Schule zu gehen, also das ist m<strong>an</strong>chmal g<strong>an</strong>z schwer, wenn ich mitden Leuten rede <strong>und</strong> ich traf auch Leute, die sitzen denn da <strong>und</strong> gucken <strong>und</strong> wissengar nicht um was es geht, das sind sie gar nicht gewöhnt solche Fragestellungeno<strong>der</strong> offene Fragen o<strong>der</strong> so, sie müssen sich dar<strong>an</strong> gewöhnen <strong>und</strong> viele sind esnicht“ (Zeile 1207 - 1217). Die Wunsch- <strong>und</strong> Zieldebatte sei ehermittelschichtsorientiert <strong>und</strong> weniger für die bildungsfernen Klienten konzipiert, wobeisich Klienten aus <strong>der</strong> Unterschicht sowieso schwerer tun Hilfen zur Erziehung zube<strong>an</strong>tragen <strong>und</strong> es hierbei darum gehe Schwellen abzubauen. Nach Ansicht einigerMitarbeiterInnen sei diese Schwelle aber <strong>an</strong>gesichts <strong>der</strong> Notwendigkeit klarerWillensbek<strong>und</strong>ungen eher gestiegen. Die Gefahr bestünde, dass das knappe Budgeteher von Angehörigen <strong>der</strong> Mittelschicht als von jugendamtsfernenUnterschichts<strong>an</strong>gehörigen genutzt werde.Probleme bereitet den Mitarbeitern, dass sie die Ziele in den Hilfeplänen unterscheidensollen in H<strong>an</strong>dlungsschritte, H<strong>an</strong>dlungsziele <strong>und</strong> Richtungsziele. Durch die Formulierungvon H<strong>an</strong>dlungsschritten fühlen sich die Mitarbeiter zu stark eingeengt.H<strong>an</strong>dlungsschritte seien am Anf<strong>an</strong>g noch nicht festzulegen, da sie sich oftmals erstin <strong>der</strong> konkreten Arbeit mit dem Klienten, nachdem er die Hilfe bekommen hat, in <strong>der</strong>konkreten Beziehungsarbeit ergeben. Problematisch sei dabei ein Tunnelblick aufWille, Ziel, H<strong>an</strong>dlung: „Also sei es mal am Beispiel Schulverweigerung, da k<strong>an</strong>n icheinen Fokus setzen auf Wille <strong>und</strong> Ziel, das k<strong>an</strong>n ich tun, aber in offenen Fragenkommt nach <strong>der</strong> dritten Sitzung oftmals, dass es eigentlich ein Beziehungsproblemzwischen den Eltern ist <strong>und</strong> es gibt eigentlich keine Ch<strong>an</strong>ce, das vorher zu erfülhen<strong>und</strong> auch vorher deutlich zu machen, dafür ist keine Zeit mehr da, indem dass dasalles so eingepresst ist“ (Zeile 1271 1277). Genaue Festlegungen im Hilfepl<strong>an</strong>würden einschränken, blockieren, „weil sie haben es ja g<strong>an</strong>z klar formuliert imHilfepl<strong>an</strong> <strong>und</strong> die Ziele sind zum Beispiel das Kind muss wie<strong>der</strong> zur Schule gehen,möglichst in einem viertel Jahr aber mindestens in einem halben Jahr <strong>und</strong> damitbegegnet <strong>der</strong> Helfer auch g<strong>an</strong>z <strong>an</strong><strong>der</strong>en strukturellen Problemen, müsste eigentlichauch <strong>an</strong> <strong>an</strong><strong>der</strong>en Dingen arbeiten <strong>und</strong> das würde etwas länger dauern als so einVierteljahr, <strong>und</strong> schon ist m<strong>an</strong> in dem Dilemma, m<strong>an</strong> merkt eigentlich schon, dassm<strong>an</strong> diese Schulverweigerung (bei diesem Jugendlichen) nicht bewältigen könnenwird ohne auf <strong>an</strong><strong>der</strong>e Ebenen zu gehen <strong>und</strong> <strong>an</strong><strong>der</strong>e Konflikte <strong>an</strong>zusprechen <strong>und</strong>weiß aber auch, dass das einfach länger dauert <strong>und</strong> da eigentlich eine <strong>an</strong><strong>der</strong>e Hilfesinnvoll wäre <strong>und</strong> ist d<strong>an</strong>n blockiert“ (Zeile 1281 - 1291).Inhalte/Konzepte:Die Mitarbeiter haben Akzept<strong>an</strong>zprobleme, was die Übernahme eines Modells <strong>an</strong>bel<strong>an</strong>gt,was nicht spezifisch für Berlin, son<strong>der</strong>n „ortsfern“ in Essen entwickelt wordenist. Diese „Aufoktroyierung“ sei nicht <strong>der</strong> richtige Weg. „Es ist ja nicht mit <strong>der</strong> Basiserarbeitet worden, es wurden keinerlei Gr<strong>und</strong>kenntnisse o<strong>der</strong> Erfahrungen, die bereitsim RSD o<strong>der</strong> bei den Freien Trägern dalagen, dafür benutzt irgendwas Sinnvo-25


lles aufzubauen, son<strong>der</strong>n es wurde was von <strong>an</strong><strong>der</strong>er Stelle gemacht, das uns aufoktroyiertwurde“ (Zeile 1386 - 1390).Teilweise wird kritisiert, dass die Sozialraumorientierung nur als Vorschub dazu dientunter dem Deckm<strong>an</strong>tel einer qualitativ besseren Arbeit weniger Hilfen zu installierenum Gel<strong>der</strong> einzusparen aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Berliner fin<strong>an</strong>ziellen Mittelknappheit. Aus Sichteiner Vertreterin <strong>der</strong> Freien Träger würde die Fallarbeit bzw. die Kollegiale Fallberatung<strong>an</strong><strong>der</strong>s ablaufen, „wenn m<strong>an</strong> nicht das Gefühl hätte, dass es eigentlich nicht umInhalte geht. Es geht nicht darum die Hilfe zu verbessern inhaltlich, son<strong>der</strong>n die Kostenzu sparen. Es geht doch darum zu gucken, ist jenseits <strong>der</strong> Hilfe zur Erziehungnicht doch irgendwo eine <strong>an</strong><strong>der</strong>e Möglichkeit es billiger zu machen. Es geht nicht umInhalte, es geht darum, dass dieses Gefühl besteht, das ist in <strong>der</strong> Tat so, dass sichdie Sozialarbeiter rechtfertigen müssen dafür wenn sie eine Hilfe zur Erziehung einsetzen“(Zeile 1120 - 1126). Unter dem Zw<strong>an</strong>g eine Hilfe früher beenden zu müssen,leide die Beziehungsarbeit <strong>und</strong> damit auch die Möglichkeit weitergehen<strong>der</strong> Verän<strong>der</strong>ungenvon Personen. Sie sei im Zuge <strong>der</strong> Sozialraumorientierung deutlich reduziertworden.Org<strong>an</strong>isation/Struktur:Durch die Neustrukturierung, kritisieren die MitarbeiterInnen, sei ein erheblicher Zuwachs<strong>an</strong> bürokratischem Aufw<strong>an</strong>d zu verzeichnen, <strong>der</strong> Zeit für <strong>Beratung</strong>sgesprächemit den Klienten nehme, weil die personellen Ressourcen fehlen. „Es sollte eigentlichin <strong>der</strong> Sozialraumorientierung mehr Offenheit <strong>und</strong> mehr direktes Helfen möglich werden<strong>und</strong> auf <strong>der</strong> <strong>an</strong><strong>der</strong>en Seite gibt es immer mehr komplizierte Hilfepläne, es müssenimmer mehr Berichte geschrieben werden, es wird immer mehr gefor<strong>der</strong>t umd<strong>an</strong>n wie<strong>der</strong> nur Einzelfälle zu fin<strong>an</strong>zieren“.Fin<strong>an</strong>zierung:Die Arbeit im Kiezteam wird nach Einschätzung <strong>der</strong> MitarbeiterInnen dadurch erschwert,dass es bisl<strong>an</strong>g noch kein festes Sozialraumbudget gibt. Aus Sicht <strong>der</strong>Freien Träger meint eine Mitarbeiterin: „Und sol<strong>an</strong>ge kein Budget vorh<strong>an</strong>den ist versuchennatürlich alle immer noch irgendwo ihren Etat zu bekommen, da dreht es sichauch wie<strong>der</strong> um Aufträge, Aufträge, die m<strong>an</strong> im Sozialraum d<strong>an</strong>n hat <strong>und</strong> diese Aufträgewerden ja erteilt <strong>und</strong> Grenzen überschritten <strong>und</strong> d<strong>an</strong>n gibt es Unmut, weil d<strong>an</strong>neventuell auch <strong>an</strong> <strong>an</strong><strong>der</strong>e Träger plötzlich Aufträge erteilt werden“ (Zeile 859 - 865).Die ungeklärte fin<strong>an</strong>zielle Situation wirke sich auch auf die Qualität <strong>der</strong> Fallarbeit aus:„Aber wenn wir mal diesen fin<strong>an</strong>ziellen Faktor, <strong>der</strong> uns so belastet, hier rausnehmenwürden, d<strong>an</strong>n würde die Fallarbeit auch <strong>an</strong><strong>der</strong>s laufen. Denn bei uns ist es ja wirklichin <strong>der</strong> Tat so, bei uns Freien Trägern ist es so, dass wir uns aktiv dar<strong>an</strong> beteiligensollen, uns sozusagen die Existenz zu nehmen, uns überflüssig zu machen. Wirsollen uns in <strong>der</strong> Kollegialen Fallbearbeitung dar<strong>an</strong> beteiligen, uns überflüssig zumachen, dass es uns natürlich schwer fällt, k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> sich ja vorstellen“. Aus <strong>der</strong>Perspektive des Öffentlichen Trägers ist ein Budget unwahrscheinlich wichtig, damit„eine gewisse Klarheit besteht <strong>und</strong> in meinen Augen ist ein Gremium, wenn es keinGeld hat machtlos, das braucht d<strong>an</strong>n auch nicht in meinen Augen in dieserDimension d<strong>an</strong>n gemeinsam zu tagen, also wöchentlich d<strong>an</strong>n mit diesem St<strong>und</strong>enaufkommen.2.5.5 Empfehlungen <strong>der</strong> MitarbeiterInnenMethoden/Struktur:26


Die MitarbeiterInnen halten eine Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Geschäftsordnung dahingehend fürnotwendig, dass im Rahmen <strong>der</strong> Kollegialen Fallberatung in Zukunft keine Fälle eingebrachtwerden müssen, bei denen eine HzE offensichtlich ist, insbeson<strong>der</strong>e beiVerlängerungen, zu denen es keine Alternative gibt. Bei <strong>der</strong> Kollegialen Fallberatungsollte m<strong>an</strong> sich auf die Fälle konzentrieren, „wo wirklich eine klare Fragestellung vonden einzubringenden Kollegen vorliegt <strong>und</strong> nicht einfach, dass m<strong>an</strong> sich eine Fragewirklich aus den Fingern saugen muss, nur weil eben diese so gen<strong>an</strong>nteAufmerksamkeitsrichtungsorientierungsfrage in diesem Konzept enthalten ist.“ „Ichdenke wenn es eine Kollegiale <strong>Beratung</strong> sein soll, d<strong>an</strong>n muss es auch vondemjenigen <strong>der</strong> einbringt gewollt werden <strong>und</strong> gezielt gefragt werden <strong>und</strong> nicht, dassje<strong>der</strong> Fall <strong>der</strong> hier eingebracht wird eigentlich nach dieser Methode gemacht werdensollte“. Eine Aufmerksamkeitsrichtungsorientierung wird nur d<strong>an</strong>n für sinnvollerachtet „wenn eine AMR von uns gewünscht ist <strong>und</strong> wir auch darüber über dieseAufmerksamkeitsrichtung sprechen wollen, den Austausch haben wollen, aber nichtum vielleicht eine Hilfe durchzusetzen, d<strong>an</strong>n halte ich eine normale Kollegiale<strong>Beratung</strong> ohne diese Form für genauso effektiv <strong>und</strong> vielleicht noch für effektiver , weilich d<strong>an</strong>n noch nicht gezielt <strong>an</strong>tworten muss, son<strong>der</strong>n breit gefächerte“.Die Zielerarbeitung in den Hilfeplänen möchten die MitarbeiterInnen wie<strong>der</strong> großflächigererarbeiten, mit <strong>der</strong> Möglichkeit öfter Zwischenbil<strong>an</strong>zen zu ziehen.Struktur/Org<strong>an</strong>isation:Es wird von MitarbeiterInnen für notwendig erachtet die Schwerpunkte im Kiezteam<strong>an</strong><strong>der</strong>s zu gewichten, d. h. insbeson<strong>der</strong>e weniger Kollegiale Fallberatung <strong>und</strong> mehrRaum für fallunspezifische Arbeit: „M<strong>an</strong>chmal wäre es auch sinnvoll vielleicht einigeswegzulassen <strong>und</strong> uns für <strong>an</strong><strong>der</strong>e Sachen zu interessieren für fallunspezifische Arbeito<strong>der</strong> wo könnte m<strong>an</strong> Ressourcen entdecken o<strong>der</strong> was haben wir erlebt“. Das Kiezteamsei nicht dazu da Hilfen zur Erziehung „..abzuhaken o<strong>der</strong> Fälle durchzuboxen“.Fin<strong>an</strong>zierungDie MitarbeiterInnen sprechen sich eindeutig für ein Sozialraumbudget aus: „Ichglaube wirklich, wenn je<strong>der</strong> Träger, jede Einrichtung ein festes Budget hätte mit demsie wirtschaften könnten <strong>und</strong> was auch ungefähr <strong>an</strong> den Bedarf den m<strong>an</strong> feststellenk<strong>an</strong>n, orientiert wäre, d<strong>an</strong>n wäre das eindeutlich noch eine konstruktivere Zusammenarbeit,weil wir d<strong>an</strong>n nämlich wirklich g<strong>an</strong>z klar auf <strong>der</strong> inhaltlichen Ebene unsergänzen könnten ohne eben genau dies essentiellen Ängste“. Die Freien Trägerbetonen, dass sie dadurch bessere Möglichkeiten hätten die fallunspezifische Arbeitvor<strong>an</strong>zutreiben auch aufgr<strong>und</strong> einer höheren Pl<strong>an</strong>ungssicherheit. „Da muss irgendwoauch ein bisschen Vertrauen da sein, dass klar ist, also für fünf Jahre das Budget<strong>und</strong> ihr macht es jetzt“ (Zeile 1145 - 1148).2.5.6 Qualität <strong>der</strong> fallunspezifischen ArbeitDie fallunspezifische Arbeit hat im Kiezteam 2 Friedenau bisl<strong>an</strong>g noch keinen festenRahmen erhalten. Dies liegt auch darin, dass in <strong>der</strong> Qualifizierung die fallunspezifischeArbeit eine untergeordnete Rolle gespielt hat. Wie in den <strong>an</strong><strong>der</strong>en Kiezteamsfindet auch hier noch eine geson<strong>der</strong>te Schulung statt. Demzufolge fehlt eine H<strong>an</strong>dhabung<strong>der</strong> fallunspezifischen Arbeit in <strong>der</strong> Praxis. Es besteht auch bisl<strong>an</strong>g nochkeine Klarheit was unter dem Begriff fallunspezifische Arbeit zu verstehen ist <strong>und</strong>welche Operrationalisierungen sich ergeben.27


„Das Problem war ja, dass wir für die fallunspezifische Arbeit nicht geschult wordensind <strong>und</strong> jetzt versuchen wir irgendwie gemeinsam einen Weg zu finden in die fallunspezifischeArbeit hineinzufinden“ (Zeile 701 - 705). Die fallunspezifische Arbeit bleibthäufig auf <strong>der</strong> Ebene des Informationsaustausches stehen: „ein Informationsaustausch,ja, dass mitgeteilt wurde, was sich gerade aktuell im Kiez abspielt <strong>und</strong> eventuellwurden d<strong>an</strong>n auch mal Informationen nach außen getragen, aber nie so, dasses eine eigene Struktur hatte“ (Zeile 709 - 713). Angesichts des als verordnet empf<strong>und</strong>enenSchema <strong>der</strong> Kollegialen Fallberatung sehen die Mitarbeiter es durchaus alspositiv <strong>an</strong>, „dass die fallunspezifische Arbeit jetzt von uns selber strukturiert wird <strong>und</strong>wir somit auch in einem freieren Raum mit dieser fallunspezifischen Arbeit weiterarbeiten können“ (Zeile 731 - 733). Fallunspezifische Arbeit wird in Zusammenh<strong>an</strong>gmit <strong>der</strong> Entwicklung von Bedarfen gesehen: „Also mir fällt zum Beispiel das RoteHaus ein, also dass es schon noch mal um Brennpunkte geht, wo geguckt wird, wasist da schon installiert, o<strong>der</strong> was wird installiert, also wenn es da um diese sozialpädagogischeGruppenarbeit geht“ (Zeile 800 - 803).2.5.7 Beispiele gelungener Praxis (Alternativen zu HzE)/Schaffung individuellerMaß<strong>an</strong>zügeDie Gestaltung individueller Maß<strong>an</strong>züge <strong>und</strong> alternativer Möglichkeiten zu den Hilfenzur Erziehung wird von den MitarbeiterInnen skeptisch betrachtet. Dies hänge damitzusammen, dass es die weichen Leistungsbereichsfälle präventiver Natur kaum nochgebe, weil m<strong>an</strong> es eher mit Feuerwehreinsätzen im Gefährdungsbereich zu tun habe.Dabei gehe es eher darum, den Klienten zusätzlich zu den Hilfen zur Erziehung <strong>an</strong>die zur Verfügung stehenden Ressourcen <strong>an</strong>zubinden, als Alternativen zu Hilfen zurErziehung zu entwickeln. Dies wird durchaus als „ein Stück mehr als früher alssozialräumlicher Maß<strong>an</strong>zug“ (Zeile1546 - 1547) empf<strong>und</strong>en, aber um überhauptetwas abzufe<strong>der</strong>n „<strong>und</strong> nicht so sehr, wo können wir die Leute hinschicken ohne Hilfezur Erziehung, ich denke das ist überhaupt noch nicht installiert“ (Zeile 1548 - 1549).2.5.8 Gesamteinschätzung Kiezteam 2 FriedenauHier präsentiert sich ein Team, das noch mit damit ringt, wie es künftig die Anfor<strong>der</strong>ungensozialräumlichen Arbeitens in <strong>der</strong> Praxis gut umsetzt. Der ideale Weg scheintdabei noch nicht gef<strong>und</strong>en. Obwohl einige Kritik geäußert wurde, stellt niem<strong>an</strong>d die<strong>Institut</strong>ion des Kiezteams als solche infrage. Die Kritik bezieht sich auf die Ausgestaltung<strong>und</strong> die Rahmenbedingungen des Kiezteams, die als praxisfern gesehen werden.Die Tatsache hingegen, dass in einem Team bei <strong>der</strong> Fallbearbeitung <strong>der</strong> Öffentliche<strong>und</strong> die Freien Träger eng zusammenarbeiten wird hingegen als Fortschrittbewertet, <strong>der</strong> zur Kompetenzoptimierung beiträgt. Insgesamt wird ein ambivalentesVerhältnis gegenüber dem Konzept <strong>der</strong> Sozialraumorientierung wie es im JugendamtTempelhof-Schöneberg umgesetzt wird deutlich.Dieses Bild sollen abschließend die Äußerungen zweier MitarbeiterInnen illustrieren:„Es geht hier sehr viel um Wi<strong>der</strong>stände, es geht hier sehr viel um ambivalentes Verhalten(gegenüber dem Konzept SO), es geht um interne Konflikte die teilweise garnicht im Amt offen gelegt werden <strong>und</strong> letzten Endes geht es halt auch um denUnterschied zwischen Theorie <strong>und</strong> Praxis“ (Zeile 1420 - 1424).„Die Zusammenarbeit des Öffentlichen mit den Freien Trägern ist eine Sache, wo wirwirklich von profitieren, klar macht das Kiezteam wirklich Sinn, also es ist wirklichmehr Nähe dar <strong>und</strong> viel mehr Austausch <strong>und</strong> viel engere Zusammenarbeit, wir haben28


so viel negative Sachen hier gen<strong>an</strong>nt, aber das k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> wirklich <strong>an</strong> aller ersterStelle stellen, dass das eine sehr positive Entwicklung genommen hat“ (Zeile 1434 -1439).2.6 Auswertung Gruppeninterview Kiezteam1 Tempelhof2.6.1 Aufgabenverständnis im Kiezteam TempelhofNach Meinung <strong>der</strong> MitarbeiterInnen bestehen die Aufgaben des Kiezteams aus demkollegialen Austausch zwischen dem RSD <strong>und</strong> den Freien Trägern. Einerseits wird<strong>der</strong> kollegiale Austausch bezogen auf die Fälle gen<strong>an</strong>nt, <strong>an</strong><strong>der</strong>erseits aber <strong>der</strong> Informationsaustauschüber die Angebote im Kiez. Insgesamt stehe die Kollegiale Fallberatungim Kiezteam im Vor<strong>der</strong>gr<strong>und</strong>, <strong>der</strong> fallunspezifische Teil müsse noch mehrausgeweitet <strong>und</strong> inhaltlich gefüllt werden. Durch die Arbeit im Kiezteam werde u. a.das Ziel verfolgt, neue Kommunikationsstrukturen zu schaffen (kürzere Wege). DesWeiteren wird als Aufgabe gen<strong>an</strong>nt flexible Hilfen zu org<strong>an</strong>isieren. Dieser Bereichmüsse allerdings noch ausgebaut werden.Im Fragebogen tauchen folgende Stichpunkte auf:- Fallbesprechungen, kollegiale <strong>Beratung</strong>, Ideenaustausch- Informationsaustausch über bestehende <strong>und</strong> benötigte Angebote im Kiez- Bedarfsfeststellung/-ermittlung- Fallunspezifische Themen sammeln, daraufhin praktische Umsetzung- Vernetzung <strong>und</strong> Kooperation zwischen RSD <strong>und</strong> freien Trägern- Versuchen passgenaue Hilfen zu finden2.6.2 Kernelemente des Konzeptes/SozialraumverständnisDie MitarbeiterInnen des Kiezteams Tempelhof verstehen unter dem Konzept <strong>der</strong>Sozialraumorientierung eine „kleinteilige, flexible [<strong>und</strong>] bedarfsorientierte Kiezarbeit“(Zeile 200). Die MitarbeiterInnen äußern, dass es für sie kein gr<strong>und</strong>sätzlich neuesKonzept sei, son<strong>der</strong>n sich sehr stark <strong>an</strong> die klassische Gemeinwesenarbeit <strong>an</strong>lehne.Eine solche Arbeit knüpfe nach Meinung <strong>der</strong> Kiezteammitglie<strong>der</strong> am Bedarf <strong>und</strong> <strong>an</strong>den Problemen <strong>der</strong> Bewohner <strong>an</strong>, indem entsprechende bedarfsorientierte Angebote<strong>und</strong> Projekte entwickelt werden. Unter Sozialraumorientierung werden zudem auchVernetzungsaktivitäten verst<strong>an</strong>den <strong>und</strong> die Ver<strong>an</strong>twortungsübernahme für einGebiet.Im Interview wird betont, dass Vernetzungsaktivitäten <strong>und</strong> Sozialraumorientierungauf breiter Ebene erfolgen müsse. Sie dürfe nicht zu sehr in <strong>der</strong> Jugendhilfe verhaftetbleiben, son<strong>der</strong>n müsse u. a. auch Unternehmen mit einbinden, d. h. sich nachaußen öffnen.Sozialraumorientierung wird als Instrument gesehen, um Bürger durch niedrigschwelligeAngebote (Bürgernähe) <strong>und</strong> Projekte ein zu binden, aber solle gleichzeitig auchpassgenaue, individuelle Hilfeleistung ermöglichen.Im Fragebogen werden die Kernelemente des Konzeptes <strong>und</strong> dasSozialraumverständnis durch folgende Punkte ergänzt:- Ressourcenorientierte Fallbearbeitung/Aktivierung von Potentialen im Kiez- Kollegiale <strong>Beratung</strong> (RSD, Freie Träger, WJH)- Stärkung <strong>der</strong> Eigenkompetenz- Klienten müssen Eigenver<strong>an</strong>twortung übernehmen- HzE als letzte Möglichkeit29


- Zielerarbeitung unter Berücksichtigung des Willen <strong>der</strong> Klienten- Passgenaue Hilfen entwickeln/Maß<strong>an</strong>züge unter Einbeziehung <strong>der</strong> Möglichkeitenim Kiez/flexible Angebote- Entsäulung <strong>der</strong> Jugendhilfe- Einführung eines Sozialraumbudgets- „Vom Fall zum Feld“- Lebensweltorientierte Angebote schaffen2.6.3 Was läuft nach Einschätzung <strong>der</strong> MitarbeiterInnen gut?KooperationDie neuen Strukturen haben sich nach Angaben <strong>der</strong> MitarbeiterInnen positiv auf dieZusammenarbeit zwischen RSD <strong>und</strong> Freien Träger ausgewirkt. Die Zusammenarbeitsei im Vergleich zu früher, vor <strong>der</strong> Einführung <strong>der</strong> <strong>Institut</strong>ion Kiezteam, besser geworden<strong>und</strong> m<strong>an</strong> arbeite auf einer <strong>an</strong><strong>der</strong>en Ebene mitein<strong>an</strong><strong>der</strong>, da m<strong>an</strong> sich auch <strong>an</strong><strong>der</strong>skennen lerne. Diese neue Form <strong>der</strong> Zusammenarbeit habe vor allem Auswirkungenauf eine gemeinsame, passgenauere Hilfeentwicklung für den Einzelfall. „Aber wasjetzt die Verbesserung <strong>der</strong> Zusammenarbeit des Öffentlichen <strong>und</strong> Freien Träger <strong>an</strong>geht,denke ich, sind jetzt so Sachen möglich, dass m<strong>an</strong> sich im Einzelfall genau <strong>an</strong>guckt,was wäre in dem Fall nötig <strong>und</strong> möglich für den Jugendlichen o<strong>der</strong> für dieFamilie <strong>und</strong> m<strong>an</strong> arbeitet auf einer <strong>an</strong><strong>der</strong>en Ebene zusammen, m<strong>an</strong> kennt sich, m<strong>an</strong>weiß, dass m<strong>an</strong> ein gemeinsames Ziel hat <strong>und</strong> macht auch viele Sachen möglich(...)“ (Zeile 797 - 801).Die Zusammenarbeit mit Schwerpunktträgern wird beson<strong>der</strong>s positiv gesehen, dadurch die gemeinsame Arbeit im Kiezteam <strong>der</strong> Informationsaustausch besser funktioniert.Die Schwerpunktträger erfahren mehr über den Bedarf <strong>und</strong> die notwendigenAngebote <strong>und</strong> können darauf dementsprechend reagieren <strong>und</strong> ihre Angebote auf denvorh<strong>an</strong>den Bedarf entwickeln <strong>und</strong> ausrichten. So wird von einer Mitarbeiterin desRSD geäußert: „(...) also was die Träger <strong>an</strong>geht, dass die Träger dadurch, dass sieim Kiezteam sitzen, mitbekommen, wo die Bedarfe auch sind, (...) kriegen sie in denKiezteams immer mit <strong>und</strong> da reagieren auch die Schwerpunktträger (...) darauf, d<strong>an</strong>nwirklich zu gucken, was brauchen wir hier im Bezirk, hier im Ortsteil <strong>an</strong> Unterbringungsmöglichkeitenfür kleinere Kin<strong>der</strong>, für jüngere Kin<strong>der</strong>, die d<strong>an</strong>n auch flexibel gestaltetwerden k<strong>an</strong>n <strong>und</strong> das ist natürlich einfacher so was zu machen <strong>und</strong> zu überlegen,wenn es unsere Schwerpunktträger sind, als wenn es wildfremde Träger sind(...), das ist mit unseren Schwerpunktträgern d<strong>an</strong>n schon viel einfacher, weil wir aufeinen gemeinsamen Weg sind (...)“ (Zeile 685 - 704).Die MitarbeiterInnen bringen positive Beispiele <strong>und</strong> Ansätze externer Kooperation imBereich <strong>der</strong> fallunspezifischen Arbeit. Es f<strong>an</strong>den Ver<strong>an</strong>staltungen mit den MitarbeiterInneneines Jugendfreizeitheimes <strong>und</strong> einer Kin<strong>der</strong>tagesstätte statt, um nach gemeinsamenLösungsstrategien für einen problembehafteten Sozialraum zu suchen.Inhalt/KonzeptZur inhaltlichen <strong>und</strong> konzeptionellen Arbeit im Kiezteam wird positiv hervorgehoben,dass die fallspezifische <strong>Beratung</strong> im Kiezteam Möglichkeiten schaffe, Fälle durch dieneue Form <strong>der</strong> Falleing<strong>an</strong>gsphase intensiver zu bearbeiten, d. h. auch zu hinterfragen,ob Jugendhilfe in einigen Fällen als Lösungsmöglichkeit überhaupt infragekomme. In einigen Fällen habe sich herausgestellt, dass durch den Austausch imKiezteam Hilfe zur Erziehung abgewendet wurde, da eine zuvor erwogene Hilfe zurErziehung doch nicht die notwendige <strong>und</strong> geeignete Hilfeform darstellte. Als Ergebnis30


<strong>der</strong> <strong>Beratung</strong> im Kiezteam erfolgte eine Vermittlung von Hilfsmöglichkeiten außerhalb<strong>der</strong> Jugendhilfe.Methode/QualifizierungDie MitarbeiterInnen äußern einstimmig, dass sie gut nach den Methoden, die ihnenin <strong>der</strong> Fortbildung vermittelt wurden, arbeiten. Sie berücksichtigen sowohl den Kreislauf,die Aufmerksamkeitsrichtungsorientierung sowie die neue Form <strong>der</strong> Zielformulierung.AufmerksamkeitsrichtungsorientierungNach einiger Zeit <strong>der</strong> Übung habe sich die Methode <strong>der</strong> Aufmerksamkeitsrichtungsorientierunggut etabliert. Sehr hilfreich sei die Aufmerksamkeitsrichtungsorientierung,bei <strong>der</strong> <strong>der</strong> Fall nun unter einem bestimmten Fokus betrachtet werde. „(...) <strong>und</strong>wir gucken auch sehr auf die AMR, weil wir die Erfahrung gemacht haben, dass eshilfreich ist zu überlegen, unter welchem Fokus wollen wir denn (den Fall) betrachten(...)“ (Zeile 839 - 841).Wunsch/Wille/ZieleDie Fortbildung zu den verschiedenen Methoden hat die Arbeit <strong>und</strong> Sichtweise <strong>der</strong>MitarbeiterInnen verän<strong>der</strong>t <strong>und</strong> wird als hilfreich gewertet. So werde <strong>der</strong> Blick weggelenktvon den Maßnahmen <strong>und</strong> hingelenkt zu dem Willen des Klienten. Die Fälle werdenpräziser vorbereitet <strong>und</strong> Ziele bzw. Begrifflichkeiten werden trennschärfer definiert.So würden in den Hilfeplänen nicht mehr so viele „Worthülsen“ verwendet, son<strong>der</strong>nZiele kleinteilig formuliert. Erfor<strong>der</strong>lich sei eine intensivere Falleing<strong>an</strong>gsphase,in die mehr Zeit investiert werde, aber damit auch die Effektivität erhöht werde. „(...),das heißt, es gibt sehr sehr viel Zeit, die vorher investiert werden muss, damit <strong>der</strong>Fall überhaupt hier vorgestellt werden k<strong>an</strong>n <strong>und</strong> diese zeitliche Vorleistung, die erstmal zu erbringen, das ist eine <strong>an</strong><strong>der</strong>e Präzisionsarbeit <strong>und</strong> das ist auch eine <strong>an</strong><strong>der</strong>eInvestition, wenn es (<strong>der</strong> Fall) d<strong>an</strong>n aufs Gleis gesetzt wird (d.h. in einesntsprechende Hilfeform), glaube ich, dass die Ch<strong>an</strong>ce auf das richtige Gleis ist,höher als das was wir eben früher hatten mit <strong>der</strong> <strong>an</strong><strong>der</strong>en Vorbereitung, nur wirhaben aber auch eine <strong>an</strong><strong>der</strong>e Verlagerung, wir investieren viel in <strong>der</strong> Hoffnung, dasswir da hinten am Ende <strong>der</strong> Hilfe ein höheres Gelingen haben o<strong>der</strong> eine höhereTreffsicherheit, ich bin davon überzeugt, dass das so ist (...)“ (Zeile 625 - 633).Ein Mitarbeiter eines Freien Trägers sieht eine positive Entwicklung <strong>und</strong> eine Qualitätsverbesserungin <strong>der</strong> klareren Trennung von Wunsch <strong>und</strong> Willen <strong>und</strong> <strong>der</strong> wesentlichpräziseren Formulierung <strong>der</strong> Ziele <strong>und</strong> H<strong>an</strong>dlungsschritte. Der Arbeitsauftrag seisomit viel klarer <strong>und</strong> es können auch eher Erfolgserlebnisse für die Familie erzieltwerden.Kollegiale FallberatungDurch die Einführung <strong>der</strong> Kollegialen Fallberatung wurde aus Sicht <strong>der</strong> MitarbeiterInnendes RSD ein Instrument zur Qualitätssicherung eingeführt. Es besteht nun dieMöglichkeit Fälle in einem interdisziplinären Team zu besprechen, welches durch dieunterschiedlichen Sichtweisen ermöglicht, H<strong>an</strong>dlungsalternativen zu entwickeln <strong>und</strong>dem einzelnen Mitarbeiter auch Sicherheit vermittelt. „(...), dass m<strong>an</strong> weiß, gut, daswird in einem großen Team beraten, da gucken g<strong>an</strong>z viele Leute drauf, da werdeng<strong>an</strong>z viele Ideen gesammelt <strong>und</strong> das ist auch ein <strong>an</strong><strong>der</strong>es Spektrum, <strong>und</strong> dieses <strong>an</strong><strong>der</strong>eSpektrum ermöglicht natürlich auch sehr viel mehr H<strong>an</strong>dlungsalternativen (...),also ich finde qualitativ, so k<strong>an</strong>n ich nur sagen, ist es eine Entlastung, Verbesserung31


<strong>und</strong> Anreicherung (...) <strong>und</strong> wenn viele Köpfe mitdenken hat m<strong>an</strong> ein sehr geringesRisiko“. (Zeile 505 - 516).Fin<strong>an</strong>zierungDie MitarbeiterInnen eines Ortsteils haben zum nächsten Haushaltsjahr die Möglichkeit,über die Fin<strong>an</strong>zen <strong>der</strong> Jugendför<strong>der</strong>ung zu entscheiden. Somit können die Projekteim Ortsteil entscheiden, welcher Bedarf vorh<strong>an</strong>den ist <strong>und</strong> welche Angeboteweiter fin<strong>an</strong>ziert <strong>und</strong> geför<strong>der</strong>t werden. In <strong>der</strong> Verg<strong>an</strong>genheit wurden Projekte geför<strong>der</strong>t,aber die Notwendigkeit dieser Angebote nicht weiter überprüft, was sich durchdie verlagerte Fin<strong>an</strong>zver<strong>an</strong>twortung nun vielleicht än<strong>der</strong>n könnte.2.6.4 Aspekte, die die MitarbeiterInnen als hin<strong>der</strong>lich <strong>an</strong>sehen <strong>und</strong> negativbewertenStruktur/Org<strong>an</strong>isationGr<strong>und</strong>sätzlich laufe die Kiezteamarbeit gut <strong>und</strong> wird als hilfreich empf<strong>und</strong>en.MitarbeiterInnen des RSD sehen allerdings aufgr<strong>und</strong> des sehr begrenzten Arbeitszeitbudgetszuweilen die Schwierigkeit, die Kiezteamarbeit in den Arbeitsalltag zuintegrieren. Insbeson<strong>der</strong>e bei auftretenden Kin<strong>der</strong>schutzfällen müssten d<strong>an</strong>n Prioritätenzu Lasten <strong>der</strong> Kiezteamarbeit gesetzt werden. „Was m<strong>an</strong>chmal für uns, alsoPraktiker hier im Jugendamt, schwierig ist, es findet also ein Vormittagstermin in <strong>der</strong>Woche <strong>und</strong> m<strong>an</strong>chmal kommt m<strong>an</strong> in zeitliche Bedrängnis, wenn es also um Krisenfällegeht, nun, d<strong>an</strong>n k<strong>an</strong>n es schon mal passieren, dass m<strong>an</strong> sagt, okay, ich musseine Priorität setzen, es gibt einen Kin<strong>der</strong>schutzfall, ich k<strong>an</strong>n heute nicht zum Kiezteamgehen, so was kollidiert m<strong>an</strong>chmal so ein bisschen, weil unser Arbeitszeitbudgetsehr begrenzt ist <strong>und</strong> wir einen sehr hohen Arbeitsdruck auch haben <strong>und</strong> dadurch,dass <strong>der</strong> Vormittag geb<strong>und</strong>en ist, kommen wir m<strong>an</strong>chmal also mit <strong>der</strong> Restarbeitszeitein bisschen in Bedrängnis, das ist aber ein Strukturproblem, ich denke,dass lässt sich nicht sehr viel <strong>an</strong><strong>der</strong>s lösen, nur was die Fallarbeit <strong>an</strong>geht, so ist esinhaltlich in jedem Fall eine Bereicherung (...)“ (Zeile 68 - 78).Die Personalknappheit <strong>und</strong> die hohen Fallzahlen <strong>der</strong> MitarbeiterInnen lassen wenigbis gar keinen Raum, um sich <strong>der</strong> fallunspezifischen Arbeit <strong>an</strong> Ort <strong>und</strong> Stelle imSozialraum zu widmen. Dies werde auch als Gr<strong>und</strong> gesehen, dass die Kollegiale<strong>Beratung</strong> im Kiezteam die meiste Zeit in Anspruch nehme. „(...), son<strong>der</strong>n das ist auchso die Arbeitsbelastung <strong>der</strong> Mitarbeiter auf dem Jugendamt, weil einfach sehr viel zutun ist, (...), das heißt die einzelnen Mitarbeiter sind auch sehr belastet mit <strong>der</strong>alltäglichen Fallarbeit (...) <strong>und</strong> das spiegelt sich ja teilweise bei uns auch wi<strong>der</strong>, dassdie Kollegiale <strong>Beratung</strong> schon eben auch immer noch einen sehr großen Platzeinnimmt“ (Zeile 209 - 215). „(...), wenn m<strong>an</strong> sich die Gleitzeitbögen <strong>an</strong>guckt, diehaben Überst<strong>und</strong>en, Überst<strong>und</strong>en, die sie mit den Fällen zubringen, weil wirklich eineimmense Arbeitsbelastung ist, da ist kaum Zeit, um wirklich in den Sozialraum rein zugehen, das wäre ja auch eine Vorraussetzung“ (Zeile 321 - 324).Zudem werde <strong>der</strong> dahinterstehende Verwaltungsapparat als hin<strong>der</strong>lich empf<strong>und</strong>en,um flexible <strong>und</strong> bedarfsorientierte Kiezarbeit zu leisten. Die Bürokratie zwinge dieMitarbeiterInnen bedauerlicherweise, bestimmte Abläufe <strong>und</strong> Bestimmungen ein zuhalten. „Also <strong>der</strong> Punkt ist einfach, wir haben auch einen großen bürokratischenApparat hinter uns, ja das heißt, das ist so ein Dinosaurier, <strong>der</strong> sich l<strong>an</strong>gsam bewegt,ja also wir können versuchen kleinteilig, schnell <strong>und</strong> flexibel zu sein, aber das gibtnatürlich auch bei m<strong>an</strong>chen Dingen Begrenzungen <strong>der</strong> zeitlichen Abläufe (...), damüssen bestimmte Abläufe eingehalten werden, es gibt bei vielen Sachen einen sehr32


großen Verwaltungsaufw<strong>an</strong>d, den wir sehr bedauern (...), also da können wir noch soversuchen, schnell <strong>und</strong> flexibel bedarfsorientiert zu sein, da haben wir einen Riesenapparathinter uns, <strong>der</strong> muss in gewisser Weise auch bedient werden (...)“ (Zeile 185- 205).Fin<strong>an</strong>zierungEine MitarbeiterIn äußert kritisch, dass es aus ihrer Erfahrung zu häufig geschehe,dass Projekte bedarfsorientiert initiiert würden, von <strong>der</strong> Bevölkerung gut <strong>an</strong>genommenwürden, aber die fin<strong>an</strong>zielle Situation eine Fortführung nicht möglich mache <strong>und</strong>diese Projekte schließlich wie<strong>der</strong> aufgegeben werden müssen. Es müssten aber diefin<strong>an</strong>ziellen Rahmenbedingungen dafür geschaffen werden, die eine Kontinuität <strong>der</strong>Projekte gewährleisten können.Ein weiterer Mitarbeiter unterstützt die Aussage <strong>und</strong> sieht die unzureichende Fin<strong>an</strong>zierungals großes Hin<strong>der</strong>nis in <strong>der</strong> Umsetzung <strong>der</strong> Sozialraumorientierung. „(...) diewirtschaftliche Situation ist eigentlich nicht hilfreich, um das Modell Sozialraumorientierungumzusetzen <strong>und</strong> (...)“. Er glaubt, „..dass Sozialraumorientierung <strong>und</strong>Kürzungen im Bereich <strong>der</strong> öffentlichen Hilfe sich ein Stück weit wi<strong>der</strong>spricht“ (Zeile426 - 429).MethodeWille (Zeile 1105)In einigen Fälle bringe <strong>der</strong> Ansatz am Willen auch Schwierigkeiten mit sich, insbeson<strong>der</strong>ein den Fällen, bei denen die MitarbeiterInnen einen Hilfebedarf/Gefährdungsbereicherk<strong>an</strong>nt haben, die KlientInnen mit ihrer Lebenssituation aber zufriedenseien <strong>und</strong> keinen Wunsch nach Verän<strong>der</strong>ung äußern. Das sei d<strong>an</strong>n doch ein schwierigesSp<strong>an</strong>nungsfeld, bei dem d<strong>an</strong>n <strong>der</strong> Wille <strong>der</strong> Klienten nicht mehr im Vor<strong>der</strong>gr<strong>und</strong>stehen könne, son<strong>der</strong>n das Jugendamt abwägen müsse.2.6.5 Empfehlungen <strong>der</strong> MitarbeiterInnenStruktur <strong>und</strong> Org<strong>an</strong>isationDie Notwendigkeit niedrigschwelliger Angebote wird von einer Mitarbeiterin hervorgehoben,damit Schwellenängste abgebaut werden <strong>und</strong> das Klientel besser erreichtwerden könne. Viele KlientInnen fänden den Weg zum Jugendamt gar nicht, da eseine zu große Hürde darstelle. „(...), weil oftmals haben wir mit Familien <strong>und</strong> Menschenzu tun, die haben schon viele Probleme <strong>und</strong> Schwierigkeiten, die gehen aberauch gar nicht erst mal zum Jugendamt o<strong>der</strong> so o<strong>der</strong> sie würden auch nicht eine<strong>Beratung</strong>sstelle einfach mal besuchen, weil das ist schon eine zu große Hürde <strong>und</strong>wenn es d<strong>an</strong>n im Stadtteil, im Kiez niedrigschwellige Angebote gibt, (...) k<strong>an</strong>n dasdurchaus eine Hilfe sein, (...)“ (Zeile 265 - 271).Um allerdings fallunspezifische Arbeit leisten zu können <strong>und</strong> <strong>an</strong><strong>der</strong>e Angebote entwickelnzu können, werde aber zusätzliches Personal bzw. zusätzliche zeitlicheKapazitäten benötigt. Mehr Mitarbeiter seien notwendig, damit es nicht nur bei einemtheoretischen Austausch bleibe, son<strong>der</strong>n auch Mitarbeiter in den Sozialraum gehenkönnen. Die Arbeit im Sozialraum werde allerdings noch als zusätzliche Aufgabe gesehen,die als „Luxus“ bewertet werde. „(...) m<strong>an</strong> braucht auch die Kapazitäten, umsich erst mal intensiv damit ausein<strong>an</strong><strong>der</strong> zu setzen, um was zu initiieren o<strong>der</strong> was <strong>an</strong>zu schieben o<strong>der</strong> mal in den Sozialraum gehen zu können, sich den Luxus zu leisten,zu sagen, okay, wir gehen jetzt mal in die Straße (...), <strong>und</strong> es fehlt halt wirklich <strong>an</strong>Zeit <strong>und</strong> das geht den Freien Trägern letztendlich genauso, das ist ja auch eine zu-33


sätzliche Aufgabe für die jetzt noch nicht unbedingt noch zusätzliche Mittel zur Verfügungstehen (...)“ (Zeile 389 - 400).Methode <strong>und</strong> QualifizierungDie MitarbeiterInnen schätzen <strong>an</strong> ihrer Arbeit im Kiezteam <strong>und</strong> auch <strong>an</strong> <strong>der</strong> Umgehensweisemit den Methoden ihre eher flexible H<strong>an</strong>dhabung. Es sei für sie sehr wichtig,dass damit nicht dogmatisch umgeg<strong>an</strong>gen werde, <strong>und</strong> dass jedes Team auchseinen eigenen Weg finden müsse, um eine Umsetzung in <strong>der</strong> Praxis zu gewährleisten.So wird das Beispiel <strong>an</strong>gebracht, dass das Kiezteam den Fallvorstellungsbogenaus <strong>der</strong> Schulung mehrere Male modifiziert haben <strong>und</strong> nun alle mit großer Zufriedenheitdamit arbeiten könnten.Inhalt <strong>und</strong> KonzeptMehrere MitarbeiterInnen äußern, dass es bei <strong>der</strong> Umsetzung <strong>der</strong> Sozialraumorientierungnotwendig sei, nicht zu sehr in <strong>der</strong> Jugendhilfe verhaftet zu bleiben. Bedeutsamsei eine sozialräumliche Orientierung auf breiter Ebene, bereichs- <strong>und</strong> institutionsübergreifendähnlich dem Modell des Quartiersm<strong>an</strong>agement. „Quartiersm<strong>an</strong>agementist meiner Meinung nach sozialräumliche Orientierung auf breiter Ebene <strong>und</strong>mit g<strong>an</strong>z großer Verknüpfung, weil viele Bedingungen damit erarbeitet werden,Wohnraum, Infrastruktur, Verkehr, teilweise Arbeit, <strong>und</strong> das macht die institutionelleArbeit des Jugendamtes nicht <strong>und</strong> von daher ist Sozialraumorientierung, so wie siedurchs Jugendamt org<strong>an</strong>isiert werden k<strong>an</strong>n, würde ich mal sagen, das ist immerhöchstens 30-prozentige Sozialraumorientierung (...)“ (Zeile 170 - 175).2.6.6 Qualität <strong>der</strong> fallunspezifischen ArbeitBezüglich <strong>der</strong> fallunspezifischen Arbeit äußern die MitarbeiterInnen, dass diese imVergleich zur fallspezifischen Arbeit noch im Hintergr<strong>und</strong> stehe, einerseits durch diehohe Fallbelastung, die eine intensive Kollegiale <strong>Beratung</strong> notwendig mache <strong>und</strong>wenig zeitliche Kapazitäten für den fallunspezifischen Part lasse. An<strong>der</strong>erseits steheauch noch eine Fortbildung aus, die den MitarbeiterInnen diesen Arbeitsbereich nochnäher bringen soll.Den MitarbeiterInnen, sowohl <strong>der</strong> Öffentlichen als auch <strong>der</strong> Freien Träger, fehlen diezeitlichen Kapazitäten, um die zusätzliche Aufgabe <strong>der</strong> fallunspezifischen Arbeiterbringen zu können. Das Kiezteam versuche eine St<strong>und</strong>e <strong>der</strong> Sitzung für diefallunspezifische Arbeit zu nutzen, allerdings sei das noch nicht ausreichend <strong>und</strong>nicht zufriedenstellend, da die Arbeit auf einer theoretischen Ebene bliebe. „Wir versuchenhier schon nicht nur die Fälle zu bearbeiten, wir versuchen hier schon uns fürdie fallunspezifische (...) [Zeit zu nehmen] (...), wir haben gesagt, eine St<strong>und</strong>e versuchenwir immer (...) damit es nicht nur Fallbesprechungen sind, nicht nur Kollegiale<strong>Beratung</strong>, aber es bleibt in <strong>der</strong> Theorie hier im Raum, ja geht nicht nach draußen“(Zeile 363 - 368).Überlegungen stehen <strong>an</strong>, einmal im Monat ein komplettes Treffen für die fallunspezifischeArbeit auf zu wenden, was allerdings zu Lasten <strong>der</strong> Kollegialen <strong>Beratung</strong> fiele.„Die Belastung ist so hoch, dass je<strong>der</strong> R<strong>an</strong>d voll ist mit seinen Fällen, die er hat. Waswir schon mal hier überlegt hatten war ja, ob wir einfach mal sagen, okay, zu Lasten<strong>der</strong> Kollegialen <strong>Beratung</strong> <strong>der</strong> Fälle, nehmen wir uns einen Tag im Monat, die dreiSt<strong>und</strong>en beschäftigen wir uns jedes Mal mit einem Sozialraum <strong>und</strong> gehen da auchhin (...), dass m<strong>an</strong> einfach da mehr ein bisschen mehr Gefühl für diesen Sozialraumbekommt (...)“ (Zeile 334 - 339).34


2.6.7 Flexible HilfenDie MitarbeiterInnen <strong>der</strong> Öffentlichen <strong>und</strong> Freien Träger seien hoch motiviert <strong>und</strong>engagiert <strong>und</strong> sehen es als ihre gemeinsame Aufgabe aus <strong>der</strong> Kiezteamarbeitheraus, flexible Hilfen zu schaffen.Die MitarbeiterInnen sehen noch Hin<strong>der</strong>nisse in <strong>der</strong> Umsetzung flexibler Hilfen, insbeson<strong>der</strong>ein <strong>der</strong> Fin<strong>an</strong>zierung flexibler Hilfen. Die Strukturen seien noch nicht aufdie bedarfsorientierten Hilfeformen zugeschnitten. „(...) <strong>und</strong> schwierig macht es d<strong>an</strong>nin <strong>der</strong> Tat wie<strong>der</strong> ein Stück weit, weil die Säule <strong>der</strong> Fin<strong>an</strong>zierung (...), die besteht haltnoch, das heißt also wenn jetzt wirklich etwas finden würde, wenn m<strong>an</strong> sagen würdedas würde <strong>der</strong> Familie jetzt helfen, aber das würde auch schon Geld kosten ein bisschen,ist aber keine Hilfe zur Erziehung, das heißt es gibt nicht wirklich einen Titeldafür, wie soll m<strong>an</strong> es d<strong>an</strong>n machen, also ich glaube, das behin<strong>der</strong>t auch ein Stückweit auf dieser Entwicklung <strong>und</strong> das ist auch kontraproduktiv, also da sind wir sozusagenschon in <strong>der</strong> Praxis hier schneller <strong>an</strong>gekommen als die Bürokratie, die hinktnoch in den alten Strukturen“ (Zeile 442 - 450).Zudem sehen die MitarbeiterInnen aber auch eigene Blockaden, die dazu führen,dass sie viele Ideen von Anf<strong>an</strong>g <strong>an</strong> nicht zulassen aus <strong>der</strong> Überzeugung, dass dieseHilfen nicht zu verwirklichen seien.Durch die Einführung von Schwerpunktträgern, sehen die MitarbeiterInnen allerdingseine große Ch<strong>an</strong>ce, dass Hilfen bedarfsorientierter <strong>und</strong> passgenauer entwickeltwerden können, da eine bessere Kooperation möglich sei <strong>und</strong> die Träger ihreAngebote besser auf den Bedarf ausrichten können, da <strong>der</strong> Informationsfluss durchdie Struktur des Kiezteams reibungsloser verlaufe.Die MitarbeiterInnen bringen ein Beispiel einer bedarfsorientierten <strong>und</strong> flexiblen Hilfeim Bereich des Betreuten Einzelwohnens nach § 34 KJHG (= BEW): „...wir habenden [Jugendlichen] mit einem Schwerpunktträger hier (...) nach Berlin zurück geholt<strong>und</strong> haben speziell für ihn ein beson<strong>der</strong>es Programm gestrickt, <strong>der</strong> ist ins BEWgekommen, aber <strong>an</strong><strong>der</strong>s gestaltet als sonstige Hilfen im BEW <strong>und</strong> es läuftw<strong>und</strong>erbar, ja also das denke ich sind d<strong>an</strong>n auch so kleine Highlights (...), die Mühehat sich gelohnt, er ist jetzt hier, die Eltern, die hier in Berlin leben, beide konntenjetzt mal wie<strong>der</strong> mit ins Boot geholt werden (...)“ (Zeile 726 - 733).2.6.8 Gesamteinschätzung des Kiezteams1 TempelhofDie MitarbeiterInnen begrüßen die neue Form <strong>der</strong> Zusammenarbeit im Kiezteam. Sieempfinden sie als gut <strong>und</strong> hilfreich, sehen aber auch Hin<strong>der</strong>nisse <strong>und</strong> Schwierigkeitenbei <strong>der</strong> Umsetzung des Konzeptes <strong>der</strong> Sozialraumorientierung. „(...) gr<strong>und</strong>sätzlichdenke ich ist <strong>der</strong> Ansatz richtiger, ich denke wir haben hier auch sehr viel davonschon verwirklicht, aber wir stoßen natürlich auch immer wie<strong>der</strong> <strong>an</strong> Grenzen <strong>und</strong>unter <strong>an</strong><strong>der</strong>em natürlich auch <strong>an</strong> fin<strong>an</strong>zielle (...)“ (Zeile 110 - 113).Die neuen Strukturen haben sich nach Angaben <strong>der</strong> Mitarbeit positiv auf die Zusammenarbeitzwischen RSD <strong>und</strong> Freien Träger ausgewirkt. Die Konzentration aufSchwerpunktträger <strong>und</strong> die engere Zusammenarbeit mit diesen habe vor allem Auswirkungenauf eine gemeinsame, passgenauere Hilfeentwicklung für den Einzelfall.Die Zusammenarbeit mit Schwerpunktträgern wird beson<strong>der</strong>s positiv gesehen, dadurch die gemeinsame Arbeit im Kiezteam <strong>der</strong> Informationsaustausch besser funk-35


tioniere als früher. Die Schwerpunktträger erfahren mehr über den Bedarf <strong>und</strong> dienotwendigen Angebote <strong>und</strong> können darauf dementsprechend reagieren <strong>und</strong> ihreAngebote auf den vorh<strong>an</strong>den Bedarf entwickeln <strong>und</strong> ausrichten.Die MitarbeiterInnen sehen durch die verän<strong>der</strong>te bzw. intensivere Falleing<strong>an</strong>gsphase,durch die Methode <strong>der</strong> Kollegialen Fallberatung <strong>und</strong> durch die verän<strong>der</strong>teForm <strong>der</strong> Zielformulierung eine Verbesserung <strong>der</strong> Qualität <strong>der</strong> erstellten Hilfepläne.„Ich denke, letztendlich ist es ja auch eine Qualitätssicherung, die Hilfepläne werdenpräziser, es dauert aber länger, insbeson<strong>der</strong>e so die ersten Hilfepläne zu erfassen ja<strong>und</strong> diese Methodik, also zu gucken irgendwie, welche Ziele sind erreicht worden,was sind die neuen Ziel, was ist im Bewilligungszeitraum möglich, was ist ein längerfristigesZiel, das erfor<strong>der</strong>t natürlich Präzision (...). wir arbeiten inzwischen g<strong>an</strong>z gutdamit. Wir werden besser, also ich meine, wir werden besser, wenn die Worthülsennicht mehr da sind (...)“ (Zeile 934 - 942).MitarbeiterInnen des RSD sehen allerdings aufgr<strong>und</strong> des sehr begrenzten Arbeitszeitbudgetszuweilen die Schwierigkeit, die Kiezteamarbeit in den Arbeitsalltag zuintegrieren. Den MitarbeiterInnen sowohl des Öffentlichen als auch <strong>der</strong> Freien Trägerfehlen die zeitlichen Kapazitäten, um die zusätzliche Aufgabe <strong>der</strong> fallunspezifischenArbeit erbringen zu können.Mehrere MitarbeiterInnen äußern, dass es bei <strong>der</strong> Umsetzung <strong>der</strong> Sozialraumorientierungnotwendig sei, sich nicht ausschließlich im Bereich in <strong>der</strong> Jugendhilfe zu bewegen,son<strong>der</strong>n sich vielmehr nach außen hin zu öffnen. Bedeutsam sei eine sozialräumlicheOrientierung auf breiter Ebene, bereichs- <strong>und</strong> institutionsübergreifend ähnlichdem Modell des Quartiersm<strong>an</strong>agement.2.7 Auswertung Gruppeninterview Kiezteam 2 Tempelhof2.7.1 AufgabenverständnisAls wesentliche Aufgaben heben die Mitarbeiter des Kiezteams 2 im Ortsteil Tempelhofeinerseits vor allem die Kollegiale Fallberatung <strong>der</strong> bestehenden <strong>und</strong> eventuellneu zu installierenden Jugendhilfeleistungen <strong>und</strong> <strong>an</strong><strong>der</strong>erseits das Kennen lernenvon Bedarfen im Ortsteil hervor.Folgende weitere Aufgaben werden im Fragebogen gen<strong>an</strong>nt:- Informationsaustausch zwischen RSD <strong>und</strong> freien Trägern / multiprofessionelleZusammenarbeit- Fallunspezifische Ressourcen im Ortsteil entdecken- Optimierung <strong>der</strong> Hilfen <strong>und</strong> Flexibilisierung <strong>der</strong> Hilfen unter Einbeziehung <strong>der</strong>vorh<strong>an</strong>denen Ressourcen- Informationsfluss über Angebote, Vorfälle, neue problematische Situationen imSozialraum zur Schaffung <strong>an</strong>gemessener Angebote- Ideen für Hilfepl<strong>an</strong>gespräche- Betrachtung <strong>und</strong> Analyse des Kiezes im Hinblick auf Problemfel<strong>der</strong>, Bedarfe,Ressourcen, daraus resultierend: Entwicklung von bedarfsgerechten Angeboten- Finden kostenfreier Lösungen, Hilfen eher beenden.- Unterschiedliche Haltungen, Ideen <strong>der</strong> Kiezteammitglie<strong>der</strong> kennen lernen <strong>und</strong>austauschen2.7.2 Verständnis des Konzeptes <strong>der</strong> Sozialraumorientierung36


Die MitarbeiterInnen nennen einzelne Teilaspekte (teilweise untergeordnete) desKonzeptes <strong>der</strong> Sozialraumorientierung aus methodischer <strong>und</strong> struktureller Perspektive,die aus dem Aufgabenverständnis des Kiezteams entwickelt werden:- Ressourcen des Ortsteils bzw. <strong>der</strong> Klienten kennen lernen <strong>und</strong> nutzen- Fallunspezifische <strong>und</strong> fallübergreifende Aktivitäten entwickeln- Entwicklung bedarfsgerechter Angebote im Bezirk- Zusammenarbeit mit Fachkräften auch außerhalb des Jugendamtes, im Bezirk- Hilfen vor Ort soweit möglich- Passgenauigkeit <strong>der</strong> Unterstützung- Erweiterung <strong>der</strong> Angebote im Sozialraum- Erweiterung <strong>der</strong> Perspektiven/Betätigungsfel<strong>der</strong> für Freie Träger- Fallübergreifende Ressourcen im Sozialraum vorzuhalten um Kosten im Einzelfallzu reduzieren- Orientierung am Willen <strong>und</strong> Zielen <strong>der</strong> Familien- Einbeziehung nichtprofessioneller Personen zur billigen Deckung des Bedarfs- Vernetzung im Kiez- Entwicklung einer bedarfsgerechten Angebotsstruktur orientiert <strong>an</strong> den Bedürfnissen<strong>der</strong> dort lebenden Menschen <strong>und</strong> <strong>an</strong> ihren Ressourcen <strong>und</strong> den Ressourcendes Sozialraums- Guter Kontakt zu den Schwerpunktträgern- Kiez <strong>und</strong> Umfeld <strong>der</strong> betreuten Menschen aktiv einbeziehen, nachbarschaftlicheKontakte, Einbindung för<strong>der</strong>nEs k<strong>an</strong>n festgestellt werden, dass eine Fokussierung auf bestimmte Teilelementestattfindet, die ein additives Nebenein<strong>an</strong><strong>der</strong> ergibt <strong>und</strong> ein Verständnis von Sozialraumorientierungals integratives Gesamtkonzept vermissen lässt. Dieses Gesamtkonzepteiner reformorientierten Jugendhilfe scheint noch nicht ausreichend vermitteltzu sein.2.7.3 Was läuft nach Einschätzung <strong>der</strong> MitarbeiterInnen gut?Methoden:Die Mitarbeiter sind gr<strong>und</strong>sätzlich zufrieden mit dem Vorg<strong>an</strong>g <strong>der</strong> Kollegialen Fallberatung.Dieser Aufgabenbereich k<strong>an</strong>n gut wahrgenommen werden. Auch das methodischeVorgehen bei <strong>der</strong> Kollegialen Fallberatung wird als geeignet akzeptiert <strong>und</strong> alsBereicherung empf<strong>und</strong>en. „Für mich ist es eine große Hilfe, diese Kollegiale <strong>Beratung</strong>sregel,die Aspekte zu kriegen <strong>und</strong> auch Ideen zu kriegen von den Kolleginnen,das hilft mir sehr weiter bei meiner Arbeit <strong>und</strong> <strong>an</strong> den einzelnen Fällen“. „Die <strong>Beratung</strong>von den Kollegen, die Ideen, die kommen, die sind natürlich sehr hilfreich umden Fall auch weiter zu bearbeiten. Es kommen Ideen, auf die m<strong>an</strong> vielleicht selbernicht kommen würde“ (Zeile 612 - 614). Im Gegensatz zu den Kiezteams in Friedenau,sind die MitarbeiterInnen hier <strong>der</strong> Ansicht, dass die Qualität <strong>der</strong> Fallbearbeitungsteigt, die Kollegiale <strong>Beratung</strong> sich auch positiv auf den Einzelfall auswirkt. „Ichdenke, dass die Qualität steigt, was am Ende bei rauskommt durch die Kollegiale<strong>Beratung</strong>, dass m<strong>an</strong> hier die vielen Ideen <strong>und</strong> Sichtweisen <strong>der</strong> Kollegen, die hierbeteiligt sind, auch <strong>der</strong> Freien Träger, dass m<strong>an</strong> da was von mitnimmt <strong>und</strong> auch umsetztd<strong>an</strong>n im Anschluss in <strong>der</strong> Arbeit, wenn m<strong>an</strong> d<strong>an</strong>n wie<strong>der</strong> mit dem Fall weiterarbeitet“(Zeile633 - 637).Die in <strong>der</strong> Qualifizierung vermittelten Methoden (offene Fragen, Erarbeitung vonZielen, vom Willen zum Ziel) werden von einigen Mitarbeitern als qualitative Verbes-37


serung <strong>der</strong> Hilfepl<strong>an</strong>ung <strong>an</strong>gesehen: „Mit den konkreten Nachfragen wird es immerkonkreter in dem Fall, das finde ich hat auch eine Auswirkung auf die Hilfepl<strong>an</strong>ung.Die ist einfach aus meiner Sicht konkreter in <strong>der</strong> Beschreibung, in den Schritten, ausall diesen Sachen von unserer Schulung (…) <strong>und</strong> (…) aus meiner Sicht ist das für dieKlienten oft auch nachvollziehbarer geworden, es steht nicht mehr so ein allgemeinerSatz drin, son<strong>der</strong>n das ist irgendwie messbarer geworden“ (Zeile 729 - 736).Kooperation:Die engere Zusammenarbeit zwischen dem Öffentlichen <strong>und</strong> den Freien Trägernwird einhellig begrüßt. „Ich glaube, dass es g<strong>an</strong>z hilfreich ist, auch für die Kollegenvom RSD, jem<strong>an</strong>den in <strong>der</strong> R<strong>und</strong>e sitzen zu haben, <strong>der</strong> praktisch mit <strong>der</strong> Familiearbeitet, <strong>der</strong> sozusagen das auch d<strong>an</strong>n umsetzt was im Hilfepl<strong>an</strong> festgehalten wird<strong>und</strong> auch mal sagen k<strong>an</strong>n also eure Ideen, w<strong>und</strong>erbar <strong>und</strong> schön, aber das ist nichtimmer so, das klappt nicht immer so in <strong>der</strong> Praxis“ (Zeile 1115 - 1119).Die gute Zusammenarbeit im Kiezteam bedeutet nach Einschätzung eine Verbesserung<strong>der</strong> Arbeit in dreierlei Hinsicht. Erstens werden die Voraussetzungen für einemaßgeschnei<strong>der</strong>te Hilfe geschaffen: „Es ist doch klar, wenn hier zwölf Leute sichüber einen Fall Ged<strong>an</strong>ken machen, dass d<strong>an</strong>n mehr <strong>an</strong> Ideen kommt <strong>und</strong> <strong>an</strong> Überlegungen,auch die unterschiedlichen Professionen einfach noch mal den Blick daraufwerfen, <strong>und</strong> die können d<strong>an</strong>n vielleicht auch individueller sein, m<strong>an</strong> hat ein größeresSpektrum <strong>und</strong> k<strong>an</strong>n eher sagen, das würde zu <strong>der</strong> Familie vielleicht eher passen“(Zeile 682 - 687).Zweitens bewirke die Kooperation eine Entlastung für die KollegInnen: „Ich denke,dass die Kollegen dadurch ein bisschen mehr auch das Gefühl, nicht die Angsthaben, das ist jetzt in meinem Kopf entst<strong>an</strong>den, son<strong>der</strong>n <strong>an</strong><strong>der</strong>e sehen das genauso,gerade bei diesen Krisenfällen ist es ja oft so, ist es eine Krise o<strong>der</strong> ist es eine Kindeswohlgefährdungo<strong>der</strong> nicht, sehe ich das nur so, sehen dass die <strong>an</strong><strong>der</strong>en auchso, m<strong>an</strong> kriegt vielleicht ein bisschen mehr Sicherheit <strong>und</strong> Rückhalt“ (Zeile 691 -698). Ein gemeinsames Votum in <strong>der</strong> Gruppe lasse auch eher die Bereitschaft zu, ineinem Fall die Grenzen <strong>der</strong> Jugendhilfe <strong>an</strong>zuerkennen: „Vielleicht würde <strong>der</strong> Sozialarbeiterim Einzelfall sagen, na ja, probieren wir das noch mal aus <strong>und</strong> durch dieGruppe kriegt er die Rückendeckung <strong>und</strong> sagt also das ist vorbei, da ist nichts mehrda k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> nichts mehr machen, also ich denke schon, dass das durchaus aucheine Hilfestellung sein k<strong>an</strong>n“ (Zeile 701 - 706). Drittens bedeute die Kooperation eineQualitätssteigerung für den Bürger, da dessen Fall von mehreren Sozialarbeitern betrachtetwird, <strong>und</strong> somit die Gefahr einer möglicherweise schlechten Sachbearbeitungdurch den zuständigen Sozialarbeiter reduziert wird. Der Bürger könne abeinem bestimmten Punkt davon ausgehen, dass sein Fall im Team besprochen wird<strong>und</strong> noch mal <strong>an</strong><strong>der</strong>e Sozialarbeiter einen Blick auf sein Problem werfen <strong>und</strong> <strong>der</strong> Fallist nicht so sehr vom Individuum des Beraters abhängig.Struktur/Org<strong>an</strong>isation:Die Struktur des Kiezteams bewirke eine höhere Intensität in <strong>der</strong> Bearbeitung desEinzelfalles. „Ich denke, dass wir qualitativ mit <strong>der</strong> Arbeit <strong>an</strong><strong>der</strong>s umgehen, das daunterm Strich mehr bei rauskommt (…) „das ist schon mein Gefühl geworden, das istintensiver geworden, aber es kommt denke ich dem Einzelfall zugute“ (Zeile 618 -620).2.7.4 Aspekte, welche die MitarbeiterInnen als hin<strong>der</strong>lich <strong>an</strong>sehen <strong>und</strong> negativbewerten38


Inhalt /Konzepte:Problematisiert wird, dass das Gesamtkonzept <strong>der</strong> Sozialraumorientierung zu wenigverdeutlicht wird, welche Überlegungen, Hintergründe dem Konzept zugr<strong>und</strong>e liegen<strong>und</strong> wie die „hehren“ Ziele umgesetzt werden sollen. „Aber das was Sozialraumorientierungausmachen soll das suche ich irgendwie, das weiß ich noch nicht, also wiem<strong>an</strong> das umsetzen will dieses was da alles mal gest<strong>an</strong>den hatte, das hat eigentlichin den Fortbildungen überhaupt kein Gehör mehr gef<strong>und</strong>en, in den Fortbildungenging es d<strong>an</strong>n nur noch um das Proce<strong>der</strong>e, wie geht eine Kollegiale <strong>Beratung</strong>“ (Zeile74 - 78). Die MitarbeiterInnen fühlen sich konzeptionell eingeschränkt: „Ich habe soden Eindruck das liegt dar<strong>an</strong>, dass aus Essen auch g<strong>an</strong>z schön konkrete Vorgabenkommen was die Ideen sein sollen, die Ideen sollen billig sein <strong>und</strong> die Ideen sollenmöglichst Leute einschließen in die Hilfen, die normalerweise keine Professionellensind“ (Zeile 153 - 156). „Ich finde, das war auch ein Stück eine Denkrichtung, dieg<strong>an</strong>z klar ausgerichtet (war) <strong>und</strong> hier wird die benutzt, eben auch um es billiger zumachen“ (Zeile 168 - 170).Es wird auch bemängelt, dass die Feststellung <strong>der</strong> Bedarfe konzeptionell nicht geklärtist. „Je<strong>der</strong> versucht aus seinem Teil, den er bearbeitet, den Bedarf zu ersehe,aber wie das G<strong>an</strong>ze ermittelt wird, da haben wir uns als Kiezteam selbst auf denWeg gemacht <strong>und</strong> das hat mir auch ein bisschen gefehlt gerade dieser Bereich desFallunspezifischen.“ (Zeile 195 - 198).Struktur/Org<strong>an</strong>isation:Angesichts einer zunehmenden zeitlichen Belastung fehlt den Kiezteammitglie<strong>der</strong>neine klare Entscheidung darüber welche Fälle eingebracht werden müssen <strong>und</strong>welche nicht.Vernetzungstätigkeiten in fallunspezifischer Arbeit bleiben punktuell, da hierfür <strong>der</strong>zeitliche Rahmen nicht vorh<strong>an</strong>den ist. Von „Vernetzung wie sie im Idealfall seinsollte, denke ich k<strong>an</strong>n überhaupt nicht die Rede sein, es war auch mal davon dieRede, dass m<strong>an</strong> auch in diesem Bereich intensiv geschult werden muss um überhauptzu wissen wie m<strong>an</strong> so etwas <strong>an</strong>geht, wie m<strong>an</strong> es org<strong>an</strong>isiert, wie m<strong>an</strong> sich daseinteilt (…), die <strong>an</strong><strong>der</strong>e Seite ist wirklich, dass uns die Familien hier überrollen, sei es<strong>Beratung</strong>, sei es Fälle, so dass ich auch denke, dass die Zeit die dafür notwendigwäre, um das wirklich zu machen, zu pflegen, zu intensivieren, dass die Zeit gar nichtvorh<strong>an</strong>den ist <strong>und</strong> ich denke, dass die Zeit immer knapper wird“ (Zeile 331 - 339).„Es ist wirklich die Zeit bei den einzelnen Kollegen nicht vorh<strong>an</strong>den, da gibt es dieentsprechenden Foren, wo m<strong>an</strong> sich beteiligen k<strong>an</strong>n, aber m<strong>an</strong> k<strong>an</strong>n nicht hin, weiles zeitlich einfach nicht möglich ist“ (Zeile 268-270).In Bezug auf die Bedarfsentwicklung wird kritisch bewertet, dass die Jugendfreizeiteinrichtungenihre Bedarfe getrennt ermitteln <strong>und</strong> eine gemeinsame Feststellung <strong>der</strong>Bedarfe nicht gewährleistet sei: „Da gibt es noch keine Verknüpfung <strong>und</strong> je<strong>der</strong> arbeitetsozusagen in seinem Bereich. In <strong>der</strong> Jugendfreizeiteinrichtung die haben eineOrtsteilr<strong>und</strong>e, da ermitteln die ihre Bedarfe für die Jugendlichen, die sie haben <strong>und</strong>da findet noch nicht die Verknüpfung statt was glaubt <strong>der</strong> RSD aus <strong>der</strong> <strong>Beratung</strong> wasfür die Kin<strong>der</strong> <strong>und</strong> Jugendlichen <strong>der</strong> Familien nötig ist“ (Zeile 406 - 411).Fin<strong>an</strong>zierung:Die aktuelle fin<strong>an</strong>zielle Situation steht nach Einschätzung <strong>der</strong> Mitarbeiter im Wegeden Ansatz <strong>der</strong> Sozialraumorientierung zu verwirklichen: „Eine wichtige fin<strong>an</strong>zielleGeschichte die uns hier gerade überrollt <strong>und</strong> uns den Boden wegnimmt, das ist39


jedenfalls so das Gefühl, mich lähmt das ein Stück, wenn wir hier Ideen haben, woauch mit dem Überg<strong>an</strong>gsbudget kleine Erfolge da sind. Da ist was im Bose-Clubinitiiert worden, wo Eltern mit Kin<strong>der</strong>n spielen <strong>und</strong> <strong>an</strong>geregt werden <strong>und</strong> woraus sichauch wie<strong>der</strong> was entwickeln könnte, was sich auch verselbstständigen könnte, washier auch, wo hier auch ein Bedarf gesehen wurde aus den Fällen heraus, jetzt heißtes, das wird also nicht weiter fin<strong>an</strong>ziert werden <strong>und</strong> d<strong>an</strong>n schließen irgendwelcheEinrichtungen, es wird immer weniger“ (Zeile 344 - 352).2.7.5 Empfehlungen, Erwartungen <strong>der</strong> MitarbeiterInnenMethoden:Die Mitarbeiter sprechen sich für einen eigenständigen Umg<strong>an</strong>g mit den Methodenaus, so dass er sich in <strong>der</strong> Praxis bewährt. „M<strong>an</strong> muss schon gucken, was m<strong>an</strong> aus<strong>der</strong> Schulung für sich selber auch mitnimmt <strong>und</strong> umsetzen k<strong>an</strong>n <strong>und</strong> m<strong>an</strong> muss esauch auf uns sozusagen verän<strong>der</strong>n also auf unsere Bedürfnisse <strong>und</strong> Bedarfe verän<strong>der</strong>nkönnen“ (Zeile 863 - 865).Qualifizierungsbedarf sieht m<strong>an</strong> für den Bereich <strong>der</strong> fallunspezifischen Arbeit. Hierbeierwartet m<strong>an</strong>, dass das nötige H<strong>an</strong>dwerkszeug in <strong>der</strong> Fortbildung im Winter vermitteltwird.Struktur/Org<strong>an</strong>isation:Im gegenwärtigen Prozess <strong>der</strong> Sozialraumorientierung halten die Mitarbeiter es fürdringend erfor<strong>der</strong>lich durch eine Entlastung in <strong>der</strong> Fallbearbeitung mehr Zeit für kreativeProzesse <strong>und</strong> auch für die fallunspezifische Arbeit zu haben. „Ich denke erst males müsste ein Stückchen mehr Kapazität, Zeitkapazität zur Verfügung stehen <strong>und</strong>das ist gerade eigentlich <strong>der</strong> gegenwärtige Prozess, dass je<strong>der</strong> Mitarbeiter <strong>und</strong> Mitarbeiterinimmer mehr Fälle zu bewältigen hat <strong>und</strong> das eher das gute M<strong>an</strong>agementso <strong>an</strong> <strong>der</strong> Spitze steht um die Sache abzuwickeln. Es fehlt <strong>der</strong> Zeitrahmen um Ph<strong>an</strong>tasieno<strong>der</strong> kreative Ideen zu entwickeln“.Die Kiezteamsitzungen möchte m<strong>an</strong> in Zukunft stärker für fallunspezifische Arbeitnutzen <strong>und</strong> keine Zeit verlieren, wenn es um eindeutige Fallverlängerungen geht.Deshalb spricht m<strong>an</strong> sich für eine Überarbeitung <strong>der</strong> Geschäftsordnung aus, was dieFalleinführung <strong>an</strong>bel<strong>an</strong>gt.Es besteht die For<strong>der</strong>ung, dass m<strong>an</strong> die Zeit, d. h. keine erneuten org<strong>an</strong>isatorischenVerän<strong>der</strong>ungen <strong>und</strong> die personelle Ausstattung bekommt, um die neue Struktur auchleben zu können. M<strong>an</strong> könne eine neue Struktur in Berlin nicht einführen <strong>und</strong> Mitarbeiteraufgr<strong>und</strong> von Sparmaßnahmen wegnehmen, „also das k<strong>an</strong>n nicht tragbar sein,das geht nicht, (…) diese Struktur, die wirklich für alle eine unglaubliche Verän<strong>der</strong>ungdargestellt hat, wirklich eine Zeit braucht, dass m<strong>an</strong> die nehmen muss <strong>und</strong> dass perm<strong>an</strong>enteneue Verän<strong>der</strong>ungen das blockieren. Wenn wir uns nur noch mit Verän<strong>der</strong>ungenbeschäftigen, d<strong>an</strong>n werden wir nicht fertig die Struktur zu leben“ (Zeile 1350 -1356).2.7.6 Fallunspezifische, fallübergreifende Arbeit im KiezteamDie fallunspezifische Arbeit steckt noch in den Startlöchern. Zwischen den Begriffenfallübergreifend <strong>und</strong> fallunspezifisch wird nicht näher unterschieden. In <strong>der</strong> Verg<strong>an</strong>genheithat m<strong>an</strong> sich im Kiezteam viele Ged<strong>an</strong>ken über die Art <strong>und</strong> Weise <strong>der</strong> Ermittlungvon Bedarfen gemacht. Hierzu hat m<strong>an</strong> ein eigenes System <strong>der</strong> Bedarfsfeststellungentwickelt, in dem m<strong>an</strong> alle Fälle, die in das Kiezteam eingebracht werden, sys-40


tematisch unter Schwerpunktgebiete erfasst <strong>und</strong> bei Häufungen einen Bedarf feststelltentsprechend <strong>der</strong> Kategorie. Ein solches Vorgehen wäre wohl eher dem Begrifffallübergreifendes Arbeiten zuzuordnen.Es besteht <strong>der</strong> Wunsch <strong>und</strong> die Motivation <strong>der</strong> fallunspezifischen Arbeit einen größerenStellenwert zu geben, wenngleich die strukturellen Voraussetzungen <strong>der</strong>zeit nochnicht ausreichend geschaffen sind. „Aber da muss ja unheimlich viel Power reinkommen,von uns letztlich <strong>und</strong> ich wüsste, also eigentlich wäre das meine Aufgabe weitaus mehr in den Sozialraum rein zu gehen“ (Zeile 275 - 277). Ausgehend von demVerständnis, Bürger, die im Sozialraum wohnen aktiv bei <strong>der</strong> Gestaltung ihres Umfeldeseinzubeziehen möchte m<strong>an</strong> stärker die Bürger, die in die <strong>Beratung</strong> kommen aktivierenbzw. bei <strong>der</strong> Bedarffeststellung die Jugendlichen einbinden. Eine Datenb<strong>an</strong>kmit Ressourcen <strong>und</strong> Angeboten, die zur Verfügung stehen ist vorh<strong>an</strong>den. Allerdingsfehlen „so ein bisschen die Erfolgserlebnisse auch, dass wir sagen wir investierenmehr Zeit in die fallunspezifische Arbeit, weil wir merken es bringt uns was für dieFälle <strong>und</strong> für die <strong>Beratung</strong>“ (Zeile 318 - 320).2.7.7 Beispiele gelungener PraxisAls Beispiel für eine maßgeschnei<strong>der</strong>te Hilfe wird <strong>der</strong> Fall eines Jugendlichen geschil<strong>der</strong>t,bei dem es in verschiedenen Einrichtungen <strong>der</strong> Jugendhilfe außerhalbBerlins immer wie<strong>der</strong> zu Beziehungsabbrüchen kam. Für diesen Jugendlichenkonnte mit Hilfe <strong>der</strong> Schwerpunktträger im Kiezteam eine Betreuung org<strong>an</strong>isiert werden,die es ermöglichte ihn wie<strong>der</strong> nach Berlin zu holen <strong>und</strong> dort erfolgreich einzubinden.Dies sei eine maßgeschnei<strong>der</strong>te 35er Hilfe gewesen, die g<strong>an</strong>z speziell für diesenjungen M<strong>an</strong>n initiiert wurde. Die Hilfe sei zwar in eine „gängige § 35er (KJHG-)Hilfe“ eingemündet, „aber wir haben den Vorlauf einfach <strong>an</strong><strong>der</strong>s gestaltet <strong>und</strong> dass<strong>der</strong> da gut <strong>an</strong>kommen k<strong>an</strong>n, da haben wir, denke ich mit den Freien Trägernzusammen was entwickelt <strong>und</strong> ausprobiert <strong>und</strong> das ist auch gelungen“ (Zeile 1199 -1202).2.7.8 Zusammenspiel des Kiezteams mit dem OrtsteilteamDie MitarbeiterInnen sehen hier Optimierungsmöglichkeiten. Gerade was die Entwicklungvon Angeboten im Kiez <strong>an</strong>bel<strong>an</strong>gt müsste m<strong>an</strong> mehr gemeinsam mit denKollegInnen <strong>der</strong> Jugendför<strong>der</strong>ung auf den Weg bringen. Hier mache sich negativ bemerkbar,dass die Vertreter <strong>der</strong> Jugendför<strong>der</strong>ung nicht im Kiezteam vertreten sind.Vor <strong>der</strong> Etablierung <strong>der</strong> Kiezteams habe m<strong>an</strong> mit <strong>der</strong> Jugendför<strong>der</strong>ung Fälle im Ortsteilteambesprochen. Dies falle nun weg, da die Sitzungen des Ortsteilteams <strong>an</strong>gesichtsdes geringeren zeitlichen Umf<strong>an</strong>ges (einmal im Monat) auf <strong>der</strong> Ebene desInformationsaustausches stehen bleiben.„Rein theoretisch hätte m<strong>an</strong> am Beispiel des Alarichplatzes sagen können, okay dahat sich was ergeben, da ist ein Problem: Jugendför<strong>der</strong>ung; was könnt ihr mit dazubeitragen?“ (Zeile 1258 - 1260).2.7.9 Gesamteinschätzung des KiezteamsDas Kiezteam 2 Tempelhof hat einen offenen <strong>und</strong> flexiblen Umg<strong>an</strong>g mit den in <strong>der</strong>Qualifizierung vermittelten Methoden entwickelt. M<strong>an</strong> hat den Eindruck, dass hier einWeg gef<strong>und</strong>en wurde, mit dem die Mitarbeiter gut leben können. Ged<strong>an</strong>ken machtm<strong>an</strong> sich wie m<strong>an</strong> dem Auftrag gerecht wird Bedarfe festzustellen <strong>und</strong> entsprechen-41


de bedarfsgerechte Angebote zu entwickeln. Hier erhofft m<strong>an</strong> sich, ebenso wie fürden Bereich <strong>der</strong> fallunspezifischen Arbeit, weitere Unterstützung durch die <strong>an</strong>stehendenSchulungen. Das Team scheint motiviert zu sein das Konzept <strong>der</strong> Sozialraumorientierungzu verwirklichen. M<strong>an</strong> fühlt sich aber durch eine perm<strong>an</strong>ente org<strong>an</strong>isatorischeUmbruchsituation im Jugendamt <strong>und</strong> durch fin<strong>an</strong>zielle Einsparungen massivblockiert.Die Stimmung im Team sei durch die folgende Äußerung einer Mitarbeiterin beschrieben:„Die Menschen, die hier in dem Modellbezirk Tempelhof-Schöneberg mitg<strong>an</strong>z viel Engagement <strong>und</strong> viel Motivation was Neues mit auf den Weg bringen wollen<strong>und</strong> mögen, <strong>der</strong>en Motivation hat gerade in den letzten Wochen einen erheblichenDämpfer erhalten <strong>an</strong>gesichts <strong>der</strong> Personalsituation, die auf uns zukommen soll<strong>und</strong> das denke ich auch, das sollen die mal hören, dass jetzt so, so k<strong>an</strong>n das nichtgelingen, nein, bei allem Engagement <strong>und</strong> Motivation, die wir hier aufgebracht haben<strong>und</strong> eigentlich auch aufbringen wollen“ (Zeile 1359 - 1365).2.8 Auswertung Gruppeninterview Kiezteam Lichtenrade West2.8.1 Aufgabenverständnis im Kiezteam Lichtenrade West- Aus den Fragebögen lässt sich folgendes Aufgabenverständnis des KiezteamsLichtenrade West entnehmen:- Kollegiale Fallberatung, Unterstützung <strong>und</strong> Ergänzung <strong>der</strong> Sichtweisen- Stärkere Vernetzung- Optimieren <strong>der</strong> Möglichkeiten, die <strong>der</strong> Sozialraum vorhält- Kosten sparen durch Schaffung von Maß<strong>an</strong>zügen- „Die gelernten Methoden umsetzen“- Austausch über regionale Ressourcen- Erfassung von Bedarfen im Kiez- Entwicklung von Hilfe<strong>an</strong>geboten individuell <strong>und</strong> fallübergreifend2.8.1 Verständnis des Konzeptes <strong>der</strong> SozialraumorientierungDie Mitarbeiter benennen in den Fragebögen folgende Aspekte des Konzeptes <strong>der</strong>Sozialraumorientierung:- Maßgeschnei<strong>der</strong>te Hilfen entwickeln- Angebote im Kiez werden erweitert- Willen <strong>der</strong> Betroffenen erarbeiten- Integrative Arbeit zwischen Öffentlichen <strong>und</strong> Freien Trägern- Einbindung <strong>der</strong> Ressourcen im Kiez (Wissen über regionale Ressourcen <strong>und</strong>Nutzung dieser)- Vernetzung <strong>der</strong> Hilfen <strong>und</strong> Angebote- Lebenswelt <strong>der</strong> Bevölkerung reaktivieren, Verbinden <strong>und</strong> einbinden vonMenschen2.8.3 Was läuft nach Einschätzung <strong>der</strong> MitarbeiterInnen gut?KooperationIn <strong>der</strong> engen Kooperation des Öffentlichen Trägers mit den Freien Trägern imKiezteam wird eine qualitative Verbesserung gesehen.Für den Öffentlichen Träger bedeute die Kooperation ein Imagegewinn, eine höhereWertschätzung <strong>und</strong> eine partnerschaftliche Rollenaufteilung mit den Freien Trägern.42


„G<strong>an</strong>z häufig war das Jugendamt immer <strong>der</strong> Buhm<strong>an</strong>n, auch von den Freien Trägern<strong>und</strong> durch die nähere Zusammenarbeit mit den Trägern hat sich meines Erachtensda auch etwas aufgelöst. Auch ich habe den Eindruck, dass auch die Freien Trägererkennen, welche Arbeit wir hier wirklich leisten <strong>und</strong> nicht, dass wir nur diese T<strong>an</strong>tenvom Amt sind, da hat sich sehr viel get<strong>an</strong>, finde ich“ (Zeile 941 - 945). Jugendamt<strong>und</strong> Freie Träger stehen sich nicht mehr wie früher von zwei unterschiedlichen Seitengegenüber, son<strong>der</strong>n würden im Sinne des Jugendlichen am gleichen Str<strong>an</strong>g ziehen:„Früher habe ich das häufiger erlebt, dass die Betreuer <strong>der</strong> Jugendlichen eher alsAnwälte <strong>der</strong> Jugendlichen gegenüber dem Jugendamt aufgetreten sind, <strong>und</strong> jetzt soempfinde ich es, gibt es eine größere Professionalität <strong>und</strong> Zusammenarbeit <strong>der</strong> Betreuer<strong>und</strong> <strong>der</strong> Jugendamtsmitarbeiter für den Jugendlichen“ (Zeile 952 - 957).Die Mitarbeiterin eines Freien Trägers sieht in <strong>der</strong> gemeinsamen Arbeit im Kiezteamden Vorteil, dass das Hilfepl<strong>an</strong>gespräch für den Klienten besser vorbereitet wird <strong>und</strong>von ihm besser nachvollzogen werden k<strong>an</strong>n. Die Methoden, die im Kiezteam zur Anwendungkommen werden auch auf die Gespräche mit den Klienten übertragen, wodurcheine gemeinsame Ausg<strong>an</strong>gsbasis geschaffen wird, „<strong>und</strong> dadurch ist m<strong>an</strong> d<strong>an</strong>nim Gespräch bei <strong>der</strong> Hilfekonferenz so auf einer Basis, unterhält sich so in einer bestimmtenMethode eben, so werden die Klienten darauf vorbereitet <strong>und</strong> sind nicht sovöllig verdutzt, was da gefragt wird“ (Zeile 990 - 993).MethodenObwohl die MitarbeiterInnen vom Verlauf <strong>der</strong> Qualifizierung <strong>und</strong> von den Fortbil<strong>der</strong>nenttäuscht waren, besteht hier eine eher positive Gr<strong>und</strong>haltung gegenüber denMethoden, die im Kiezteam zur Anwendung kommen. Einzelne Best<strong>an</strong>dteile werdenlohnend hervorgehoben.G<strong>an</strong>z <strong>an</strong><strong>der</strong>s als in Friedenau hält m<strong>an</strong> die Erarbeitung von Zielen <strong>und</strong> die Unterteilungin H<strong>an</strong>dlungsschritten für einen lohnenden Weg, auch wenn es mühsam ist.„Wenn m<strong>an</strong> es geschafft hat, diese Ziele herzustellen, die Klienten zur Mitarbeit zuverpflichten, nach ihren Möglichkeiten, d<strong>an</strong>n k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> <strong>an</strong>h<strong>an</strong>d dieser Aufstellung <strong>der</strong>Ziele <strong>und</strong> H<strong>an</strong>dlungsschritte sehr gut sehen, wirkt die Hilfe, greift sie, ist sie überhauptwirklich genau (passend) ?“ (Zeile 715 - 720).Auch die Aufmerksamkeitsrichtungsorientierung (AMR) wird für sinnvoll erachtet, weilsie eine konzentrierte <strong>und</strong> strukturierte Fallbesprechung ermöglicht.Inhalt/KonzepteNach Auffassung einer Mitarbeiterin, <strong>der</strong> nicht wi<strong>der</strong>sprochen wurde, bedeutet <strong>der</strong>neue methodische Ansatz im Zuge <strong>der</strong> Sozialraumorientierung eine Hinwendung zuden Bedürfnissen des Klienten. Hier habe mit den neuen Methoden ein gravierendesUmdenken in dem Sinne stattgef<strong>und</strong>en, „dass wir den Klienten viel mehr in seinenWünschen beachten <strong>und</strong> nicht mehr darauf schauen was wir denken, was gut für dieKlienten wäre, also wir müssen immer weiter weg von unserem Wertesystem <strong>und</strong> hinzu den Ressourcen <strong>der</strong> Leute, was wollen sie, was können sie wirklich verän<strong>der</strong>n<strong>und</strong> damit kommen dies Hilfen den Klienten näher“ (Zeile 26 - 33).Positiv wird hervorgehoben, dass durch den Ansatz <strong>der</strong> Sozialraumorientierung <strong>der</strong>Unterversorgung mit Angeboten in Lichtenrade entgegengewirkt wird. Eine allgemeineBelebung des Kiezes mit neuen spezifischen Angeboten sei festzustellen.„Niem<strong>an</strong>d hat hier eine Jugend-WG gegründet, niem<strong>an</strong>d hat hier solche Vernetzungengeschaffen, also wir waren so unattraktiv hier im Süden <strong>und</strong> durch diese Sozialraumorientierung<strong>und</strong> diese Schwerpunktträgerfestlegung ist hier was entwickelt43


worden, das hätte es vorher nicht gegeben, also da sehe ich schon einen großenUnterschied“ (Zeile 447 - 452). „Es gibt Sachen, die es vor Jahren zuvor nicht gab<strong>und</strong> im Zuge <strong>der</strong> Sozialraumorientierung entstehen hier wirklich Sachen, die sehrnützlich sind, wie auch die Kiezk<strong>an</strong>tine, Hausaufgabenhilfe, womit die Entstehungzusammenhängt, das weiß ich jetzt auch nicht genau, aber im Zuge <strong>der</strong> Sozialraumorientierungist es hier entst<strong>an</strong>den“ (Zeile 386 - 391).Fin<strong>an</strong>zen/StrukturAusgezahlt hat sich nach Einschätzung <strong>der</strong> Mitarbeiter die Auswahl <strong>und</strong> die fin<strong>an</strong>zielleAusstattung von Schwerpunktträgern, „dass die eine fin<strong>an</strong>zielle Gr<strong>und</strong>sicherheitbekommen haben <strong>und</strong> wo Geld hingedacht <strong>und</strong> hingeschickt wird, da können dieLeute auch auf eine g<strong>an</strong>z <strong>an</strong><strong>der</strong>e Art <strong>und</strong> Weise sich mit dem Thema Bedarfsermittlungbeschäftigen“ (Zeile 492-495). Bei <strong>der</strong> Anschiebung von bedarfsorientierten Projekten„bin ich mir als Schwerpunktträger einfach sicherer, ja <strong>und</strong> wage auch malnach Lichtenrade runterzugehen, natürlich auch mit einer Bedarfsermittlung vorher,aber doch nur, weil m<strong>an</strong> weiß, d<strong>an</strong>n werde ich eben belegt als Schwerpunktträger“(Zeile 456 - 460).2.8.4 Aspekte, die die MitarbeiterInnen kritisch bewertenMethoden/QualifizierungDie MitarbeiterInnen kritisieren sehr deutlich den Verlauf <strong>der</strong> Qualifizierung. Dergr<strong>und</strong>sätzliche Kritikpunkt ist, dass nur eine zielgerichtete Methode <strong>der</strong> Einzelfallarbeitvermittelt wurde <strong>und</strong> das sozialräumliche Denken <strong>und</strong> Arbeiten völlig vernachlässigtwurde. „Das war mehr als ärgerlich, weil ich immer auf den Sozialraum wartete<strong>und</strong> immer nur gehört habe nach welcher Methode Einzelfälle jetzt zu bearbeitenseien, das f<strong>an</strong>d ich höchst unhöflich, weil das bei mir Wi<strong>der</strong>stände hervorgerufen hat“(Zeile 677 - 680). Hinzu komme, dass das „was da verkauft werde eben auch nochsehr schlecht verkauft wurde, weil die Schuler (= Fortbildner) uns nur wenig vorauswaren <strong>und</strong> von <strong>der</strong> Methode selber überhaupt nicht überzeugt waren <strong>und</strong> meinerMeinung nach auch g<strong>an</strong>z wichtige Anteile in <strong>der</strong> Methode nicht rüberbringenkonnten“ (Zeile 680 - 684). Es wurde auch unnötig Zeit mit Sachen vergeudet, dieden MitarbeiterInnen längst bek<strong>an</strong>nt waren, <strong>an</strong><strong>der</strong>e Dinge, die viel wichtiger gewesenwären, z. B. wie m<strong>an</strong> <strong>an</strong> den Zielen arbeitet o<strong>der</strong> Ressourcen aufbereitet, wurden imletzten Jahr mühsam selbst erarbeitet. Hilfreich sei lediglich ein Nachmittag mit HerrnSpringer vom ISSAB gewesen. Die Dozenten hätten versucht etwas zu vermitteln,was sie selbst nicht verinnerlicht hätten. Dies sei im Verlauf <strong>der</strong> Fortbildung immeroffenk<strong>und</strong>iger geworden, da auch Fragen nicht be<strong>an</strong>twortet werden konnten.Problematisch sei auch, dass die gelernten Methoden auf Leistungsfälle ausgerichtetsind, obwohl m<strong>an</strong> es überwiegend mit Leistungsfällen zu tun habe. In methodischerHinsicht wird deshalb unbedingt für erfor<strong>der</strong>lich gehalten, dass mit St<strong>an</strong>dards beiFällen <strong>der</strong> Gefährdung des Kindeswohls gearbeitet wird, „<strong>an</strong> welchen Kriterien machtsie sich fest, w<strong>an</strong>n müssen wir einschreiten, wie viele Punkte genügen um aus einemLeistungsbereich einen Gefährdungsbereich zu machen, das ist noch nichtgenügend geklärt <strong>und</strong> ist dringend erfor<strong>der</strong>lich…“ (Zeile 895 - 898).Inhalt/KonzeptDie MitarbeiterInnen monieren, dass eine konzeptionelle Lücke besteht, wie <strong>der</strong> Begriffsozialraumorientiertes Arbeiten zu füllen ist. Das „hat uns noch keiner so richtigerklärt was das sein soll, das ist ein Begriff, den können wir selber füllen, wir kennen44


jetzt die Methode, da sind wir auch dabei die <strong>an</strong>zuwenden, aber ist diese Methodesozialraumorientiert?“ (Zeile 229 - 231). Der Bezug zum Sozialraum wird vor allem in<strong>der</strong> Erk<strong>und</strong>ung von Ressourcen gesehen, aber „entwickeln wir die, nutzen wir sie,för<strong>der</strong>n wir sie, schauen wir uns die auch <strong>an</strong> ?“ (Zeile 234 - 235).Ein Mitarbeiter sieht die Gefahr einer Illusion, wenn es darum geht durch eine SozialraumorientierungHilfen zu vermeiden, da im Gegenteil eine höhere Spezialisierung<strong>und</strong> Professionalisierung nötig sei. „Wir brauchen mehr hoch qualifizierte Hilfen, jaimmer mehr, wir haben es immer mehr mit immer schwierigeren Familien, immerschwierigeren Kids zu tun, oft spielt hier auch noch <strong>der</strong> psychiatrische Bereich eineRolle, da hilft uns nicht <strong>der</strong> Sozialraum, da brauchen wir unsere Träger, spezielleTräger, die auch echte Hilfe leisten“(Zeile 342-346). Damit sind wohl (auch)sozialraumübergreifende Angebote gemeint wie z. B. spezifische Wohngruppen fürsuizidale Jugendliche, von Zw<strong>an</strong>gsverheiratung bedrohte Migr<strong>an</strong>tenjugendliche etc.die Berlin-weit <strong>an</strong>geboten werden müssten o<strong>der</strong> zumindest für zwei o<strong>der</strong> drei Bezirkegemeinsam.Struktur/Org<strong>an</strong>isationEs wird kritisiert, dass bei <strong>der</strong> Implementierung des Kiezteams unklare Strukturen geschaffenwurden, da einiges ungeregelt blieb. So wurde zwar eine Gesamtver<strong>an</strong>twortungfür das Kiezteam definiert, nicht aber <strong>der</strong> persönliche Ver<strong>an</strong>twortungsbereich<strong>der</strong> jeweiligen Kiezteammitglie<strong>der</strong> festgelegt. Auch wurde es versäumt zu klären, wieein sozialraumorientiertes Arbeiten aussehen soll, die Vernetzung im Sozialraum zubewerkstelligen ist. Aufgr<strong>und</strong> des ohnehin knappen Zeitbudgets sei es kaum möglichhierzu zusätzlich noch eine Konzeption zu entwickeln, wobei die Mitarbeiter einigeIdeen hätten, hierzu aber eine professionelle Unterstützung benötigen.2.8.5 Empfehlungen <strong>und</strong> Erwartungen <strong>der</strong> MitarbeiterInnenMethoden/QualifizierungBei <strong>der</strong> Umsetzung <strong>der</strong> Methoden wünschen sich die MitarbeiterInnen einen H<strong>an</strong>dlungsspielraum,so dass nicht Sachen minutiös abgearbeitet werden müssen, son<strong>der</strong>n„wir in Teilen schon nach <strong>der</strong> Methode arbeiten aber uns das von Fall zu Fallauch zurechtlegen können wie wir möchten“.Auch wird es für günstig erachtet, speziell für das methodische Arbeiten im KiezteamMentoren einzusetzen, die eine beson<strong>der</strong>e Ver<strong>an</strong>twortung <strong>und</strong> eine spezielleAufgabe im Rahmen des Kiezteams haben.Inhalte/KonzepteDie MitarbeiterInnen erwarten eine klare Bestimmung <strong>der</strong> Inhalte sozialraumorientiertenArbeitens <strong>und</strong> eine entsprechend definierte Aufgabenbeschreibung <strong>und</strong> Rollenbestimmungfür die Mitarbeiter, insbeson<strong>der</strong>e im RSD.Struktur/Org<strong>an</strong>isationDie Mitarbeiter plädieren für eine Straffung bei <strong>der</strong> Eingabe <strong>der</strong> Fälle. Es sollten nurFälle beraten werden, bei denen neue Bedarfe festgestellt werden o<strong>der</strong> neue Ideenim Kiezteam entstehen können. „Deshalb würde ich Kräfte sparen <strong>und</strong> sagen nur dieFälle, die wirklich allen was bringen, d<strong>an</strong>n bin ich auch bereit diesen Kraftaufw<strong>an</strong>dgerne zu machen <strong>und</strong> ich würde viel eher noch so Fälle hier mit rein nehmen, die imZuge <strong>der</strong> <strong>Beratung</strong>sarbeit hier uns beschäftigen, die nicht <strong>an</strong> eine Hilfe geb<strong>und</strong>ensind, son<strong>der</strong>n die hier im Kiez neue Sachen wachsen lassen“ (Zeile 814 - 818).45


PersonalDie MitarbeiterInnen erhoffen sich eine bessere personelle Ausstattung. Eine Mitarbeiterinäußert hier einen deutlichen Warnhinweis: „Wir haben nicht besetzte Stellen,wir haben viel zu viele Fälle, es geht d<strong>an</strong>n einfach auch zu sehr <strong>an</strong> unsere Subst<strong>an</strong>z,wenn dieses hohe (Belastungs-)Level sol<strong>an</strong>ge durchgehalten werden muss, d<strong>an</strong>nk<strong>an</strong>n es irgendwie nicht gut enden“ (Zeile 1047 - 1050).2.8.6 Fallunspezifische Arbeit im KiezteamDie fallunspezifische Arbeit kommt nach Einschätzung <strong>der</strong> MitarbeiterInnen im Kiezteamzu kurz, obwohl großes Interesse vorh<strong>an</strong>den wäre sich diesem Bereich stärkerzu widmen. So würde m<strong>an</strong> zum Beispiel gerne in einem größeren Zirkel von SozialarbeiterInnenin eine Kneipe gehen <strong>und</strong> „einfach mal dort das Leben spüren, wenndas eine Kneipe ist, die in einem bestimmten Teil unseres Sozialraumes eine großeRolle spielt, diese Kapazitäten haben wir nicht, aber das wäre genau das was erstmal gefor<strong>der</strong>t ist <strong>und</strong> d<strong>an</strong>n haben wir die Zeit nicht, also wir könnten gar nicht so sehrdas Ohr am Kiez haben, wie wir es sicherlich auch gerne haben wollen, geschweigedenn eine darauf aufbauende Arbeit leisten zu können“ (Zeile 585 - 591).2.8.7 Beispiele gelungener sozialräumlicher PraxisDie Mitarbeiter führen das Beispiel eines Elternfrühstücks <strong>an</strong>, das ein Schwerpunktträgerfür ambul<strong>an</strong>te Hilfen eingerichtet hat. Ziel ist es gewesen die soziale Isolation<strong>der</strong> Klienten aus benachteiligten Lebensverhältnissen zu überwinden. Beim Frühstücktreffen sich überwiegend Mütter, die sich unterein<strong>an</strong><strong>der</strong> vernetzen (z. B. gegenseitigeKin<strong>der</strong>betreuung) <strong>und</strong> sogar Fre<strong>und</strong>schaften schließen. Auf diese Art <strong>und</strong>Weise entstehen unter den Klienten kleine Netzwerke. „Dies ist was passieren solltehier im Sozialraum, was auch für die Menschen unterein<strong>an</strong><strong>der</strong> ein soziales Netz seinkönnte, bevor Jugendhilfe greifen müsste“ (Zeile 255 - 258). Durch die Anbindungvon Müttern beim Elternfrühstück ist es zum Teil gelungen, dass Fälle nicht alsambul<strong>an</strong>te Hilfen auftauchen. Dieses Angebot sei allerdings nicht im Kiezteam entwickeltworden, son<strong>der</strong>n m<strong>an</strong> habe auf ein niedrigschwelliges Angebot, das einSchwerpunktträger initiiert hat, zurückgegriffen.Die MitarbeiterInnen erwähnen auch das Beispiel eines Mädchens, das während <strong>der</strong>Schulferien rumgammelte <strong>und</strong> die Zeit überbrücken musste bis die Schule wie<strong>der</strong> <strong>an</strong>fing.Hier konnte die Helferin erreichen, dass die Schülerin selbst Nachbarschaftshilfeleistete, indem sie Leuten aus dem Kiez bei Renovierungen o<strong>der</strong> den H<strong>und</strong> ausführenhalf.2.8.8 Zusammenspiel mit <strong>an</strong><strong>der</strong>en GremienVon einem Mitarbeiter wird hier problematisiert, dass die Bedeutung des Kiezteamsim Zusammenh<strong>an</strong>g mit <strong>an</strong><strong>der</strong>n Gremien unklar bleibe <strong>und</strong> das Verbindende <strong>und</strong> <strong>der</strong>Durchfluss <strong>der</strong> Informationen fehle. „Die OAG <strong>und</strong> was die da noch alles für Strukturenhaben, dass die Ortsteilleitungen zusammensitzen <strong>und</strong> im Amt intern <strong>und</strong> was esnoch für <strong>an</strong><strong>der</strong>e R<strong>und</strong>en gibt, da werden Informationen hin <strong>und</strong> her geschoben <strong>und</strong>d<strong>an</strong>n wird möglicherweise o<strong>der</strong> vermutlich <strong>an</strong> Ecken entschieden, die mit dem Kiezteamgar nichts mehr zu tun haben <strong>und</strong> insofern hat m<strong>an</strong> das Gefühl, dass es doch46


irgendwie sehr abgekoppelt ist <strong>und</strong> das wird auch nicht systematisch gemacht“ (Zeile505 - 510).2.8.9 GesamteinschätzungIn diesem Team besteht das Bedürfnis, die fallunspezifische Arbeit stärker zu gewichten.M<strong>an</strong> möchte gerne stärker im Sozialraum präsent sein <strong>und</strong> dort Ressourcenmobilisieren. Um dies zu gewährleisten, sind aber eine stärkere Entlastung bei <strong>der</strong>Einzelfallarbeit <strong>und</strong> eine professionellere Unterstützung im sozialraumorientiertenArbeiten durch entsprechende methodische Kenntnisse erfor<strong>der</strong>lich.Von <strong>der</strong> Fortbildung zeigen sich die MitarbeiterInnen enttäuscht. Dies hat aber nichtdazugeführt, dass die vermittelten Methoden abgelehnt werden, nach <strong>und</strong> nach hatm<strong>an</strong> sich mit den Methoden <strong>an</strong>gefre<strong>und</strong>et <strong>und</strong> einen gut funktionierenden Umg<strong>an</strong>gmit ihnen entwickelt. Es besteht die eigene Einschätzung, dass „wenn wir wirklich dieZeit hätten da g<strong>an</strong>z genau hinzugucken <strong>und</strong> wirklich ausführlicher nach <strong>und</strong> nach <strong>an</strong>den Zielen <strong>und</strong> Zielvereinbarungen <strong>und</strong> <strong>an</strong> den H<strong>an</strong>dlungsschritten arbeiten könnte,ließe sich da vielleicht noch m<strong>an</strong>ches optimieren“ (Zeile 744 - 747). Zufrieden sinddie MitarbeiterInnen mit <strong>der</strong> Angebotsentwicklung. Hierbei hat sich die Auswahl vonSchwerpunktträgern bewährt, die einige Impulse für die Entwicklung im Kiez setzenkonnten.2.9 Auswertung Gruppeninterview Kiezteam Lichtenrade Ost2.9.1 Aufgabenverständnis im Kiezteam Lichtenrade OstNach Angaben <strong>der</strong> MitarbeiterInnen im Interview k<strong>an</strong>n die Arbeit des Kiezteams inzwei Blöcke unterteilt werden: <strong>der</strong> fallspezifische Part (kollegiale Fallbesprechungenzwischen RSD <strong>und</strong> Freien Trägern) <strong>und</strong> <strong>der</strong> fallunspezifsche Teil <strong>der</strong> Arbeit, <strong>der</strong>überwiegend dazu genutzt wird, gegenseitig Informationen über den Kiez auszutauschen.An erster Stelle wird die Kollegiale Fallberatung gen<strong>an</strong>nt unter Einbeziehung <strong>der</strong>Freien Träger in Entscheidungsprozesse des RSD. Die Kollegiale Fallberatung bietetEntscheidungshilfe durch den Austausch mehrerer Sichtweisen, ermöglicht einenIdeenaustausch <strong>und</strong> gibt Anregungen für die Hilfeentwicklung. Die Fallbesprechungennehmen die meiste Zeit <strong>der</strong> Arbeit im Kiezteam ein.Vor allem för<strong>der</strong>e das Kiezteam die Kooperation zwischen dem Öffentliche <strong>und</strong>Freien Trägern (Synergieeffekte).Im Fragebogen tauchen noch folgende Stichworte auf, die sich mit den Aussagen imInterview decken:- Vernetzung/vernetzteres Arbeiten- Erschließung sozialräumlicher Ressourcen- Ressourcenorientierung- Fallvermeidung durch „Abschöpfen <strong>der</strong> Ressourcen“- Ressourcennutzung- Kostenreduzierung2.9.2 Sozialraumverständnis/Kernelemente des Konzeptes47


Die MitarbeiterInnen verstehen unter sozialräumlicher Arbeit überwiegend Vernetzungsarbeitzwischen dem Öffentlichen <strong>und</strong> Freien Träger, aber auch institutionsbzw.bereichsübergreifend. Ihrer Auffassung nach biete das Konzept <strong>der</strong> Sozialraumorientierungdie Möglichkeit, von St<strong>an</strong>dardhilfen abzurücken <strong>und</strong> die Dienstleistungs<strong>an</strong>gebotezu flexibilisieren. „(...) es ist mehr ein vernetzteres Arbeiten, besser zu wissenwas ist im Ortsteil los, was für Angebote gibt es <strong>und</strong> nicht mehr nur auf die St<strong>an</strong>dardhilfenhin zu arbeiten, Familienbetreuungshilfe, son<strong>der</strong>n zu gucken was gibt es<strong>an</strong> ambul<strong>an</strong>ten Angeboten, was bieten die fFreien Träger <strong>an</strong> <strong>und</strong> da sind wir sehr vielbesser informiert (...)“ (Zeile 250 - 254).Weitere Aspekte, die gen<strong>an</strong>nt werden:- Aufbau eines sozialen Netzwerkes im Ortsteil- Erschließung sozialräumlicher Ressourcen- Nutzung <strong>der</strong> Ressourcen im Kiez/Ressourcenorientierung- Bedarf erkennen- Gemeinsame Arbeit/Ver<strong>an</strong>twortung aller Träger über die AG 78 hinaus- Verstärkte Kooperation mit <strong>Institut</strong>ionen im Sozialraum- Vernetzung <strong>der</strong> <strong>Institut</strong>ionen- Fachübergreifen<strong>der</strong> Austausch- Kürzere Wege- Entsäulung <strong>der</strong> Jugendhilfe- Feldperspektive vor Fallperspektive- Kostenreduktion- Hilfe zur Selbsthilfe- Konzentration auf SchwerpunktträgerDie Auswertung <strong>der</strong> Fragebögen <strong>und</strong> des Interviews zeigt ein eher einheitliches Bildvon Sozialraumorientierung.2.9.3 Was läuft nach Einschätzung <strong>der</strong> MitarbeiterInnen gut?KooperationDie MitarbeiterInnen befürworten die Form <strong>der</strong> Zusammenarbeit zwischen demÖffentlichen <strong>und</strong> Freien Träger. Durch das Kiezteam ist eine neue Art <strong>der</strong> Zusammenarbeitentst<strong>an</strong>den, die nach Meinung <strong>der</strong> MitarbeiterInnen viel besser funktioniertals vorher.Die Möglichkeit gemeinsamer Besprechungen zum fachlichen Austausch (überwiegendfallbezogen) werden als großer Vorteil gewertet, <strong>der</strong> <strong>der</strong> Arbeit eine neue Qualitätverleiht. Die Zusammenarbeit zwischen dem Öffentlichen <strong>und</strong> den Freien Trägernfunktioniert viel besser <strong>und</strong> ermöglicht eine hin<strong>der</strong>nisfreiere Kommunikation – dieSozialarbeiter sind zudem besser zu erreichen.Das Kiezteam stärkt die kooperativen Zusammenhänge. Durch einen intensiverenInformationsaustausch ist <strong>der</strong> RSD viel besser über die Angebote informiert <strong>und</strong> <strong>der</strong>RSD greift nicht mehr nur auf St<strong>an</strong>dardhilfen zurück.„(...) die Arbeit hat sich sehr verän<strong>der</strong>t, weil wir halt nicht mehr, sagen wir mal, unsereigenes Süppchen kochen, son<strong>der</strong>n Fälle mit Freien Trägern <strong>an</strong> einem Tisch besprechen,das hat es vorher nicht gegeben, das ist wirklich eine g<strong>an</strong>z neue Sache (...)“(Zeile 238 - 241).48


MethodeKollegiale Fallberatung:Die neue Form <strong>der</strong> fallspezifischen Arbeit nimmt den größten Teil <strong>der</strong> Arbeit im Kiezteamein, in <strong>der</strong> die MitarbeiterInnen nach Angaben einer Mitarbeiterin auch intensivgeschult wurden, wohingegen <strong>der</strong> fallunspezifische Teil noch unstrukturiert verläuft<strong>und</strong> nach Einschätzung <strong>der</strong> MitarbeiterInnen „stiefmütterlich“ weg kommt. (Zeile 93)Die Kollegiale Fallberatung zwischen Öffentlichen <strong>und</strong> Freien Trägern im Kiezteamwird als großer Vorteil <strong>und</strong> große Bereicherung empf<strong>und</strong>en durch die ein viel intensivererfachlicher Austausch erfolgt. „(...) das ist wirklich eine g<strong>an</strong>z neue Sache, dagab es auch viele Vorbehalte <strong>und</strong> Unsicherheiten, die sich wirklich nicht bestätigthaben, son<strong>der</strong>n wirklich die Fälle sich gemeinsam <strong>an</strong>zugucken <strong>und</strong> gemeinsam zudiskutieren, Vorschläge zu erarbeiten, das ist eine neue Qualität, das ist ein Gewinn<strong>an</strong> Qualität, das sehen wir g<strong>an</strong>z deutlich so“ (Zeile 241 - 245).Nach Angaben einer Mitarbeiterin im RSD hat sich die Her<strong>an</strong>gehensweise <strong>an</strong> einenneuen Fall geän<strong>der</strong>t, auch dadurch, dass <strong>der</strong> Fall im Kiezteam ausführlich vorgestelltwerde. Der Wille <strong>der</strong> KlientInnen finde mehr Berücksichtigung, die Kollegin stelle gezieltereFragen <strong>und</strong> die Ressourcen würden mehr berücksichtigt.Aufmerksamkeitsrichtungsorientierung (AMR):„(...) notfalls hilft uns AMR, (...) wenn einem gar nichts mehr einfällt. Aber es hatschon einen Vorteil, wenn m<strong>an</strong> in bestimmten Fällen auch gezielte Fragen hat, d<strong>an</strong>nmuss m<strong>an</strong> sich nicht dieses Riesenteil <strong>an</strong>schauen, son<strong>der</strong>n k<strong>an</strong>n wirklich den Fokusauf bestimmte Dinge legen (...) (Zeile 674 - 678).Struktur-Org<strong>an</strong>isationDie Form des Kiezteams wird positiv bewertet, allerdings wird von einer Mitarbeiterinhinterfragt, ob das Kiezteam die fallunspezifische Arbeit, die auch durch <strong>an</strong><strong>der</strong>e Gremienerfolgt, zusätzlich gewährleisten müsse.2.9.4 Aspekte, welche die MitarbeiterInnen als hin<strong>der</strong>lich <strong>an</strong>sehen <strong>und</strong> negativbewertenStruktur-Org<strong>an</strong>isationDie Arbeit im Kiezteam zur Möglichkeit des Informationsaustausch wird positiv gewertet,<strong>der</strong> Blick auf die Angebote wird geschärft, <strong>der</strong> Bedarf k<strong>an</strong>n festgestellt werden,allerdings sind Möglichkeiten zur Pl<strong>an</strong>ung <strong>und</strong> Umsetzung von Projekten, die inverschiedene Angebote münden, scheinbar nicht gegeben.Mit <strong>der</strong> Struktur des Kiezteams wurde eine Möglichkeit installiert für den Austauschbezogen auf Bedarfe <strong>und</strong> notwendige Angebote im Ortsteil sowie Probleme <strong>und</strong> Ressourcenwahr zu nehmen. Nach Einschätzung <strong>der</strong> MitarbeiterInnen fehlen aber dienotwendigen materiellen Gr<strong>und</strong>lagen für die Realisierung <strong>der</strong> daraus resultierendenH<strong>an</strong>dlungsimpulse. Es müssten nach Meinung <strong>der</strong> MitarbeiterInnen Kapazitäten geschaffenwerden bzw. Feststellungen zunächst zum Personalbedarf erfolgen <strong>und</strong>Investitionen getätigt werden. „(...) eine ideelle Zusammenarbeit ist möglich, ein Austauschist möglich, aber es fehlt eben wirklich <strong>an</strong> Investitionen, <strong>an</strong> Geld <strong>und</strong> <strong>an</strong>Personen.“ (Zeile 287 - 289)Fin<strong>an</strong>zierungFür die Freien Träger werde es zunehmend schwieriger, die Teilnahme am Kiezteamzu sichern, was wie<strong>der</strong>kehrend auf die fin<strong>an</strong>zielle Ebene zurückgeführt wird. Die49


Freien Träger seien immer wie<strong>der</strong> mit <strong>der</strong> Frage konfrontiert, wie sie die Anwesenheitim Kiezteam fin<strong>an</strong>zieren, schließlich werde diese nicht mit den entsprechendenFachleistungsst<strong>und</strong>en vergütet. „(...) <strong>und</strong> wo <strong>der</strong> Träger das Geld hernimmt ist seinProblem <strong>und</strong> das ist einfach die Sache; wir haben viele, viele Leute geschult, wofüres keine Gegenfin<strong>an</strong>zierung gab <strong>und</strong> die Zeit, die für das Kiezteam aufgebracht wird,ist auch nicht gegenfin<strong>an</strong>ziert <strong>und</strong> jetzt ist quasi so Oberk<strong>an</strong>te Unterlippe erreicht,dass wir nicht mehr vier Mitarbeiter wöchentlich in jeweils ein Kiezteam schickenkönnen, (...) es ist völlig abstrus die Leute erst <strong>an</strong>zuschulen <strong>und</strong> zu sagen wirmachen das, (...) wir halten das für eine gute Sache, aber es gibt keinerlei Knetedafür,(...) das heißt das betriebswirtschaftliche Risiko wird so was auf die Träger, aufdie Freien Träger verschoben, dass das eine Gradw<strong>an</strong><strong>der</strong>ung ist <strong>und</strong> bleibt“. (Zeile335 - 345)Für überregional tätige Freie Träger komme erschwerend hinzu, dass sie das Personalfür mehrere Kiezteams abstellen <strong>und</strong> fin<strong>an</strong>zieren müssen. Die Rahmenbedingungenfür Freie Träger stellten sich aber noch so dar, dass sie für die eigene Existenzsicherungüberregional arbeiten müssen.Inhalt/KonzeptFallspezifische ArbeitAls Erschwernis für die fallspezifische Arbeit im Kiezteam wird die strikte Vorgabegesehen, dass je<strong>der</strong> neue Fall <strong>und</strong> je<strong>der</strong> eigentlich eindeutige Verlängerungsfall imKiezteam eingebracht werden muss.Fallunspezifische ArbeitKritisiert wird <strong>an</strong> <strong>der</strong> Einführung des neuen Konzeptes, dass eine neue Arbeitsweise(fallunspezifische Arbeit), ein neues fachliches Prinzip gefor<strong>der</strong>t werde, aber we<strong>der</strong>die zeitlichen noch die fin<strong>an</strong>ziellen Mittel zur Verfügung gestellt würden. Es würdenenorme Haushaltskürzungen vorgenommen, Stellen würden abgebaut, aber von denMitarbeiterInnen werde verl<strong>an</strong>gt, Kapazitäten für gemeinwesenorientierte Arbeit zuschaffen, was zu einer nicht mehr zu bewältigenden Mehrarbeit führe.Verhältnis Sozialraumorientierung - GemeinwesenarbeitEs wird kritisch geäußert, dass die Sozialraumorientierung von Seiten <strong>der</strong> Verwaltungausschließlich als Fin<strong>an</strong>zierungsinstrument gesehen werde könnte, um Umstrukturierungenvor<strong>an</strong> zu treiben, die Kosten einsparen. Eine <strong>der</strong>artige Umsetzung<strong>der</strong> Sozialraumorientierung zur Kosteneinsparung sei allerdings nicht mit <strong>der</strong> Idee<strong>der</strong> Sozialraumorientierung im Sinne <strong>der</strong> Gemeinwesenarbeit vergleichbar. „(...),wenn die Rede ist von bereichsübergreifen<strong>der</strong> fallunspezifischer Arbeit, also Sozialraumorientierungim Sinne <strong>der</strong> Gemeinwesenarbeit ist etwas <strong>an</strong><strong>der</strong>es als die SRO,die dazu beiträgt, die Berliner Hilfe zur Erziehung umzustrukturieren, das sind einfachzwei verschiedene paar Schuh, finde ich“ (Zeile 229 - 233).Sozialraumorientierung als „Ökonomisierungsprinzip“, mit dem die Ressourcen <strong>der</strong>Klienten abgeschöpft werden sollen, damit Kosten vermieden werden, wird als fachlichproblematisch eingeschätzt.Methode/QualifizierungAnsatz am Willen:Übereinstimmend wird geäußert, dass <strong>der</strong> Ansatz „den Willen <strong>der</strong> Klienten zuerk<strong>und</strong>en“ Schwierigkeiten mit sich bringt, da sich <strong>der</strong> Wille häufig än<strong>der</strong>e,insbeson<strong>der</strong>e bei KlientInnen aus desolaten Lebenssituationen. Der Ansatz amWillen gehe einher mit <strong>der</strong> Vorstellung vom mündigen Bürger, <strong>der</strong> fähig sei, seine50


eigenen Ziele <strong>und</strong> Wünsche zu formulieren. Der Ansatz allerdings überfor<strong>der</strong>e vieleKlienten <strong>und</strong> entspreche häufig nicht <strong>der</strong> Realität. „(...) das unterstellt ein sehrselbstständiges Prinzip, was ich absolut gut heiße, aber blendet so ein bisschen aus,dass die Willenslagen, die sie bek<strong>und</strong>en wollen nicht dem entsprechen wie es in <strong>der</strong>Realität ist, also wenn sie das erste Mal ein Gespräch haben im RSD (...) <strong>und</strong>Klienten werden gefragt ja aber was wollen sie denn jetzt än<strong>der</strong>n, d<strong>an</strong>n ist das jaeine g<strong>an</strong>z schwierige Leistung zu sagen also das ist mein Ist-Zust<strong>an</strong>d, den möchteich überwinden in Richtung <strong>und</strong> ich will eigentlich so <strong>und</strong> so, das ist eine g<strong>an</strong>zkomplizierte Leistung, die Viele gar nicht zu Siege bringen können (...)“ (Zeile 462 -470).Die Willenserk<strong>und</strong>ung stelle ein eigenständiges <strong>Beratung</strong>ssegment dar, doch „(...)d<strong>an</strong>n soll m<strong>an</strong> das innerhalb von wenigen Gesprächen abk<strong>an</strong>zeln, [das] halte ich fürunpraktikabel“.Gehe es beispielsweise um eine Hilfeverlängerung bestehe die Gefahr, dass <strong>der</strong>„echte Wille“ verschleiert werde, indem die Klienten versuchen die <strong>an</strong> sie gestelltenErwartungen zu berücksichtigen, um eine Hilfeverlängerung zu erreichen.Der Ansatz am Willen stellt als Methode eine Möglichkeit dar bzw. ein Gerüst um dieArbeit mit Klienten zu strukturieren, allerdings dürfen <strong>an</strong><strong>der</strong>e methodische Ansätzenicht wegfallen, son<strong>der</strong>n müssen ergänzt werden, wie z. B. Familiensystem, klientenzentrierteGesprächsführung. Zu Anf<strong>an</strong>g wurde die Methode skeptisch <strong>und</strong> kritisch<strong>an</strong>gesehen, wird aber nun auch als sinnvoll bewertet.Zielerarbeitung:Im Großen <strong>und</strong> G<strong>an</strong>zen stellt die Zielformulierung <strong>und</strong> Einteilung kein Problem dar.Die MitarbeiterInnen sind sich einig, dass die kleinschrittige Zielerarbeitung <strong>und</strong>Einteilung in H<strong>an</strong>dlungsschritte, H<strong>an</strong>dlungsziele <strong>und</strong> Richtungsziele abhängig ist vonden jeweiligen Klienten.Vor allem bei einer neuen Hilfe stelle es sich schwieriger dar, kleinschrittig vorzugehen,da die Notwendigkeit gesehen werde, sich einen Spielraum zu lassen, um flexibelreagieren zu können. Bei einer genauen Festlegung werden die H<strong>an</strong>dlungsmöglichkeitenzu unflexibel.Seitens des RSD wird geäußert, dass H<strong>an</strong>dlungsziele <strong>und</strong> Richtungsziele keineSchwierigkeiten darstellen, <strong>an</strong><strong>der</strong>s allerdings die Formulierung <strong>der</strong> H<strong>an</strong>dlungsschritte.„Also mir fällt es schwer kleinschrittige Ziele zu formulieren, weil ichm<strong>an</strong>chmal denke, das ist Aufgabe eines Helfers, (...) H<strong>an</strong>dlungsziel wäre z.B. lernenGeld einzuteilen, aber wie die Betreuer das machen, das denke ich (….) müssten dieBe-treuer mit den Jugendlichen alleine erarbeiten. (...) also ich k<strong>an</strong>n schon gutRichtungsziele formulieren, gar keine Frage, auch H<strong>an</strong>dlungsziele, aber wenn esd<strong>an</strong>n kleinteiliger wird, habe ich Mühe damit, tue ich mich schwer mit <strong>und</strong> denke dapfusche ich den <strong>an</strong><strong>der</strong>n ins H<strong>an</strong>dwerk <strong>und</strong> das müssen auch die <strong>an</strong><strong>der</strong>n noch einStück weit selber entscheiden können, wie sie da diese Ziele erreichen wollen (...)“(Zeile 638 - 650).Aufmerksamkeitsrichtungsorientierung:Zur Orientierung stellt die Methode eine gute Hilfe dar, sei bei einer striktenEinhaltung allerdings eher eine Plage. Der entscheidende Punkt bei dieser Methodesei, dies wird übereinstimmend geäußert, dass damit flexibel umgeg<strong>an</strong>gen werdenmüsse. Erweise sich ein Fall als problematischer <strong>und</strong> größer könne dieAufmerksamkeitsrichtungsorientierung zu einengend wirken <strong>und</strong> es bestehe dieGefahr, dass zu einseitig <strong>und</strong> eingeengt entschieden werde. Die Bündelung <strong>der</strong>51


Aufmerksamkeit könne von Vorteil sein, doch profitierten die MitarbeiterInnen auchvon unterschiedlichen Sichtweisen.Die Bewertung <strong>der</strong> Schulung zu dieser Methode wird als eher mäßig <strong>an</strong>gesehen, siewurde zu dogmatisch vermittelt <strong>und</strong> die Fortbil<strong>der</strong> hätten noch selber ihre Mühe damit.„Also zu Anf<strong>an</strong>g haben wir uns sehr damit rumgequält, das war auch in dieserFortbildung, die wir gemacht haben, ein schwieriges Thema, das wurde aber, daswar so mein Eindruck, nicht so sehr gut vermittelt, es wurde sehr dogmatisch unsvermittelt <strong>und</strong> das wir <strong>an</strong> <strong>der</strong> AMR feilen müssen, also das war zu Anf<strong>an</strong>g wirklich einKrampf“ (Zeile 679 - 683).RessourcenorientierungAusschließliche Ressourcenorientierung erweist sich als schwierig, Problem- <strong>und</strong>Ressourcenorientierung müssten gleichermaßen Berücksichtigung finden. „(...) m<strong>an</strong>k<strong>an</strong>n nicht nur ressourcenorientiert denken, son<strong>der</strong>n muss das natürlich in Einkl<strong>an</strong>gbringen mit einer Problemorientierung, also das wäre eine grobe Vereinfachung,wenn m<strong>an</strong> plötzlich alles rosarot sehen würde, was m<strong>an</strong> vielleicht vorher möglicherweisenur schwarz gesehen hat, also das muss im abgewogenen Verhältnis zuein<strong>an</strong><strong>der</strong>stehen“ (Zeile 536 - 540).2.9.5 Empfehlungen <strong>der</strong> MitarbeiterInnenFin<strong>an</strong>zierungDie MitarbeiterInnen sprechen sich eindeutig für die Einführung eines Sozialraumbudgetsaus, das die fallunspezifische Arbeit abdeckt, damit es nicht bei einemIdeen- <strong>und</strong> Informationsaustausch bleibe, son<strong>der</strong>n auch konkrete Projekte ins Lebengerufen werden könnten. „(...) überhaupt Mittel zu haben, um zu sagen, es lohnt sich,wenn wir Sozialräume entwickeln, Gemeinwesen<strong>an</strong>gebote machen, damit Fälle vermieden,ob nun präventiv o<strong>der</strong> wie auch immer, (...) <strong>und</strong> ich warte mit Freude dadrauf, dass das Sozialraumbudget so groß ist, um das abdecken zu können,allerdings habe ich große Zweifel, dass das jemals <strong>der</strong> Fall sein wird“ (Zeile 360 -365).Inhalt-KonzeptDie MitarbeiterInnen wünschen sich eine f<strong>und</strong>ierte Bereichs<strong>an</strong>alyse <strong>der</strong> Strukturen inden Sozialräumen, die we<strong>der</strong> <strong>der</strong> Freie Träger noch <strong>der</strong> Öffentliche Träger ohne zusätzlichverfügbares Geld leisten könnten. Die MitarbeiterInnen sprechen die Empfehlungaus, dass eine professionelle, systematischere Sozialraum<strong>an</strong>alyse erfolgensollte. Der Wunsch richtet sich indirekt <strong>an</strong> die Jugendhilfepl<strong>an</strong>ung, die stärker gefor<strong>der</strong>twerden müsse. „(...) also, dass m<strong>an</strong> sich noch mal überlegen muss wie machtm<strong>an</strong> eine reguläre Bedarfsfeststellung, also reicht es aus, dass m<strong>an</strong> sich bei sich malin einem Team, wie auch dem unseren trifft <strong>und</strong> rein subjektiv darüber austauscht,was glaubt ihr denn, was ist so <strong>der</strong> Bedarf o<strong>der</strong> müssen da g<strong>an</strong>z <strong>an</strong><strong>der</strong>e Quellenauch hinzugezogen werden, es viel systematischer <strong>an</strong>geg<strong>an</strong>gen werden, um so waszu entscheiden einfach was ist <strong>der</strong> Bedarf in einer bestimmten Region (...)“ (Zeile282 - 286).Methoden:Kollegiale <strong>Beratung</strong>:52


Eine Mitarbeiterin wünscht sich für die Fallberatung im Kiezteam, dass nicht alleFälle dort besprochen werden sollten, da die Vorbereitung <strong>der</strong> Fallvorstellungen sehrzeitintensiv sei <strong>und</strong> vorab abgewogen werden müsse, mit welcher Ausführlichkeit dieFälle eingebracht werden. „(...) da würde ich mir schon (...) mal wirklich eine Verän<strong>der</strong>ungwünschen, dass wir nicht alle Fälle, die eigentlich klar sind, (...) <strong>der</strong> Form halbervorgestellt werden, dass m<strong>an</strong> da eine Entscheidung trifft für wirklich Fälle, beiden m<strong>an</strong> <strong>Beratung</strong>sbedarf hat <strong>und</strong> die auch notwendig sind im Kiezteam zu beraten,dass m<strong>an</strong> nur noch die hat“ (Zeile 385 - 389).2.9.6 Qualität <strong>der</strong> fallunspezifischen ArbeitDie fallunspezifische Arbeit verläuft laut <strong>der</strong> MitarbeiterInnen noch eher unstrukturiert<strong>und</strong> am R<strong>an</strong>de, wobei noch eine Fortbildung in diesem Bereich aussteht, wovon sichdie MitarbeiterInnen noch Anregungen erhoffen.Die fallunspezifische Arbeit begrenzt sich auf einen Informations- <strong>und</strong> Ideenaustauschüber Angebote <strong>und</strong> erk<strong>an</strong>nten Bedarf. M<strong>an</strong>gels Fin<strong>an</strong>zierung sehen die MitarbeiterInnen,insbeson<strong>der</strong>e die <strong>der</strong> Freien Träger, allerdings darüber hinaus keineMöglichkeiten, weitergehende fallunspezifische Tätigkeiten zu leisten, wie z. B.gemeinsame Angebote zu entwickeln.2.9.7 Maßgeschnei<strong>der</strong>te/flexible Hilfen – BeispieleIm Hinblick auf maßgeschnei<strong>der</strong>te Hilfen wird kritisch geäußert, dass die Konzeptewie sie in <strong>an</strong><strong>der</strong>en Städten umgesetzt würden zu abstrakt seien <strong>und</strong> dass die Beispiele,die geliefert würden „(...) we<strong>der</strong> auf die Arbeitsstruktur, hier die Org<strong>an</strong>isationsstrukturenpasst, noch auf die Bedarfe <strong>der</strong> Menschen hier, das sind schön geschriebeneBeispiele <strong>und</strong> maßgeschnei<strong>der</strong>te Hilfen (...)“ (Zeile 838 - 840), die <strong>der</strong> Realitätin Berlin nicht entsprächen.Eine Mitarbeiterin des RSD bekräftigt die Aussage <strong>der</strong> <strong>an</strong><strong>der</strong>en, dass weiterhin überwiegendgängige Hilfen zur Erziehung <strong>an</strong>geboten werden, jedoch in einigen Fällenaber auch zusätzliche Alternativ<strong>an</strong>gebote vermittelt werden, z. B. Elternfrühstück,Fahrradwerkstatt o<strong>der</strong> eine Mädchengruppe. Es sei aber eher selten, dass g<strong>an</strong>zneue Angebote bzw. Hilfen erarbeitet werden, die nicht zu den gängigen Hilfen zurErziehung gezählt würden.„Ja, also es hält sich in Grenzen mit <strong>der</strong> flexiblen Hilfe, da sind nicht viele Fälle, wom<strong>an</strong> sagen k<strong>an</strong>n, da ist wirklich was g<strong>an</strong>z Neues gestrickt worden (...) (Zeile 779 -780).Mit dem Begriff flexible Hilfe werden mehrheitlich Angebote verst<strong>an</strong>den, die nicht zuden entsprechenden Paragraphen des KJHG zugeordnet werden, son<strong>der</strong>n völlig neuentwickelte Angebote darunter verst<strong>an</strong>den werden.Es erscheint den MitarbeiterInnen moment<strong>an</strong> schwer zu verwirklichen, flexible Hilfenaußerhalb <strong>der</strong> Paragraphensystematik zu verwirklichen. Vorstellbar sei eine Durchmischungaus z. B. „(...) Kin<strong>der</strong>therapie mit Schularbeitshilfe mit einem Angebot fürdie Eltern zum Elternfrühstück (...) (Zeile 868 - 869), „(...), aber außerhalb <strong>der</strong> Paragraphensystematikk<strong>an</strong>n ich mir das moment<strong>an</strong> schwerlich vorstellen auch wegen<strong>der</strong> Fin<strong>an</strong>zierung <strong>und</strong> den g<strong>an</strong>zen Dingen, die wir vorher schon ben<strong>an</strong>nt haben“(Zeile 873 - 875).53


Über einen im Bezirk vorh<strong>an</strong>denen Spendentopf ist es in einigen Fällen möglich nichtübliche Hilfen zu vermitteln, wie z. B. Reitst<strong>und</strong>en o<strong>der</strong> die Übernahme einer Mietkautionfür einen Jugendlichen.2.9.8 Gesamteinschätzung Kiezteam Lichtenrade OstInsgesamt begrüßen die MitarbeiterInnen die Arbeit im Kiezteam. Sie sehen die Zusammenarbeitzwischen dem Öffentlichen <strong>und</strong> Freien Trägern als eine Bereicherung,die <strong>der</strong> Arbeit eine neue Qualität verleiht, „(...) weil m<strong>an</strong> sich in einer recht ungezwungenenAtmosphäre (...) über eine Form von Bearbeitung von Problemen austauschenk<strong>an</strong>n, ich finde das sp<strong>an</strong>nend, das gehört zu meiner fachlichen Arbeit <strong>und</strong> ichfinde das ist eine unglaubliche Bereicherung“ (Zeile 745 - 749).Durch die Strukturverän<strong>der</strong>ung <strong>und</strong> Einführung des Kiezteams hat sich die Sichtweisegeän<strong>der</strong>t. Der Blick wird vor allem geschärft auf die im Sozialraum vorh<strong>an</strong>denenAngebote <strong>und</strong> auf diese, die entwickelt werden könnten (Bedarfserhebung).Dabei muss m<strong>an</strong> berücksichtigen, dass die fallspezifische Arbeit den größten Teil <strong>der</strong>gemeinsamen Arbeit ausmacht, in <strong>der</strong> die MitarbeiterInnen auch eine intensive Schulungerfahren haben <strong>und</strong> die sich gut entwickelt hat.Die fallunspezifische Arbeit verläuft noch eher unstrukturiert <strong>und</strong> am R<strong>an</strong>de. Die MitarbeiterInnenäußern, dass sich ihre Sichtweise verän<strong>der</strong>t hat, dass sie durch denregelmäßigen Informationsaustausch über Angebote im Kiez besser Bescheid wissen,doch bleibt es wegen <strong>der</strong> m<strong>an</strong>geln<strong>der</strong> Fin<strong>an</strong>zierung überwiegend beim Ideeaustausch<strong>und</strong> einer Bedarfsfeststellung. Umsetzungen gemeinwesenorientierter Projektesind aus dem oben gen<strong>an</strong>nten Gr<strong>und</strong>e nicht zu verwirklichen. Dies hat auchAuswirkungen auf das Angebot flexibler Hilfen, so greifen die MitarbeiterInnen weiterhinüberwiegend auf St<strong>an</strong>dardhilfen zurück.Die Falleing<strong>an</strong>gsphase hat sich verän<strong>der</strong>t, <strong>der</strong> Fall wird mit gezielteren Fragestellungenbearbeitet, die Sichtweise <strong>der</strong> MitarbeiterInnen hat sich verän<strong>der</strong>t, so finden <strong>der</strong>Blick auf die Ressourcen <strong>und</strong> <strong>der</strong> Wille <strong>der</strong> Klienten mehr Berücksichtigung. Allerdingssind die MitarbeiterInnen <strong>der</strong> Überzeugung, dass sie die unterschiedlichenMethoden (Ressourcenorientierung, Zielerarbeitung <strong>und</strong> Aufmerksamkeitsrichtungsorientierung)flexibel h<strong>an</strong>dhaben möchten, da <strong>an</strong><strong>der</strong>nfalls die Gefahr bestehe zu eingeengt<strong>und</strong> starr zu agieren.Kapitel 3: Verdichtung <strong>der</strong> Einschätzungen in Form von MatricesAuf den nächsten Seiten finden die LeserInnen zwei unterschiedlichen Formen vonMatrices: in den ersten sind die Ergebnisse aus den Ortsteilteams in Bezug auf diewichtigsten Fragestellungen holzschnittartig zusammengefasst. Auf den darauffolgenden Seiten sind jeweils die Einschätzungen aus je drei Kiezteams in bezug aufgleiche <strong>und</strong> ähnliche Fragestellungen verdichtet. Mit den Matrices wollten wir denLeserInnen ermöglichen wesentliche Tendenzen auf einen Blick <strong>und</strong> in <strong>der</strong>Gegenüberstellung mit <strong>an</strong><strong>der</strong>en OTT`s o<strong>der</strong> Kiezteams zu erfassen. Damit geratenaber Differenzierungen aus dem Blick, wie sie im Kapitel 2 bzw. 5 geschil<strong>der</strong>twerden. Insofern können die Matrices immer nur einem ersten orientierenden Blickdienen bzw. als eine Art Erinnerungsstütze. Wir weisen auch <strong>an</strong> dieser Stelle nocheinmal darauf hin, dass es sich um Zusammenfassungen von Einschätzungenh<strong>an</strong>delt, <strong>der</strong>en Realitätsgehalt wir nicht einschätzen können. M<strong>an</strong>ches <strong>an</strong> denUnterschieden in den Einschätzungen dürfte sich eher aus innergruppalen54


Dynamiken <strong>und</strong> gemeinsam entwickelten Wahrnehmungs-Kalibrierungen ergebenhaben als aus „objektiv“ nachweisbaren <strong>an</strong><strong>der</strong>en Tatsachen, die erlebt wurden.Zugleich sind in die Spalte „gibt es blinde Flecke hinsichtlich des fachlichenKonzeptes Sozialraumorientierung ?“ unsere Bewertungen als Forscher bzw. Lehrer<strong>an</strong> <strong>der</strong> Fachhochschule eingeflossen. Vielleicht waren wir <strong>an</strong> m<strong>an</strong>chen Stellen zustreng? Die Umsetzung <strong>der</strong> Sozialraumorientierung wird am aller wenigsten <strong>an</strong> <strong>der</strong>„unsaubereren“ Verwendung von Fachtermini scheitern.55


Gibt es „blindeFlecken“ in Beug aufAufgabenverständnis<strong>und</strong>/o<strong>der</strong> Konzept <strong>der</strong>Sozialraumorientierung?Ortsteilteam Friedenau Ortsteilteam Tempelhof Ortsteilteam LichtenradeDie MitarbeiterInnen verwenden die Eine Unterscheidung <strong>der</strong> Segmente Bei Durchsicht <strong>der</strong> Fragebögen fälltBegriffe <strong>der</strong> fallübergreifenden <strong>und</strong> fallübergreifende <strong>und</strong> fallunspezifische auf, dass bestimmte Methoden mitfallunspezifischen Tätigkeiten häufig Arbeit findet nicht statt.dem Konzept <strong>der</strong> Sozialraumorienierungsynonym. Ob die Verwechslung <strong>der</strong> Es fehlt ein gemeinsames Verständnisgleichgesetzt werden <strong>und</strong> einbeiden Kategorien nur begrifflicher des Konzeptes <strong>der</strong> Sozialraumorienierungverbindendes ArbeitsverständnisNatur sind o<strong>der</strong> auch im Alltag zurim Gesamtzusammenh<strong>an</strong>g. unter dem Leitbild Sozialraumorien-Vermischung <strong>der</strong> Aufgabenbereicheierung noch aussteht.führen, können die Interviewer nichtabschließend sagen.Einschätzung <strong>der</strong>Zusammenarbeitzwischen Ortsteilteam<strong>und</strong> KiezteamDas Ortsteilteam befindet sich nachMeinung <strong>der</strong> MitarbeiterInnen nochin <strong>der</strong> Findungsphase. Sie sind sehrmit innerorg<strong>an</strong>isatorischen Verän<strong>der</strong>ungen<strong>und</strong> <strong>der</strong> eigenen Rollenfindungbeschäftigt.Moment<strong>an</strong> findet noch kaum einAustausch zwischen den beidenGremien statt.Bedarfe <strong>und</strong> Problemlagen, die von denKiezteams erk<strong>an</strong>nt werden, werden demOrtsteilteam mitgeteilt, damit es entsprechendreagieren k<strong>an</strong>n. Insofern bearbeitetdas Ortsteilteam Anregungen desKiezteams. Es findet eine Rückkoppelungzwischen den Kiezteams <strong>und</strong> demOrtsteilteam statt.Das Ortsteilteam för<strong>der</strong>t den Austauschzwischen den beiden Kiezteams<strong>und</strong> bewahrt den Blick auf denGesamtortsteil.Stellenwert <strong>der</strong> fallunspezifischenbzw.fallübergreifendenArbeitInsgesamt befindet sich das Ortsteilteamnoch in <strong>der</strong> Anf<strong>an</strong>gs- <strong>und</strong>Orientierungsphase. Den MitarbeiterInnenfehlen insbeson<strong>der</strong>e diezeitlichen Kapazitäten, um fallunspezifischeArbeit zu leisten (Kontakteknüpfen <strong>und</strong> pflegen). Sie geben einBeispiel fallübergreifen<strong>der</strong> Arbeit.Die fallunspezifische Arbeit ist nochnicht systematisch ver<strong>an</strong>kert. M<strong>an</strong> erhofftsich Anregungen von <strong>der</strong> noch <strong>an</strong>stehendenFortbildung. Bisl<strong>an</strong>g verstehtm<strong>an</strong> unter dem Stichwort fallunspezifischeArbeit das Informieren über zusätzlicheAngebote <strong>der</strong> einzelnen<strong>Institut</strong>ionen.Die MitarbeiterInnen befinden sichnoch in <strong>der</strong> Orientierungsphase, wie<strong>der</strong> Begriff fallunspezifische Arbeitauszufüllen ist. Die fallunspezifischeArbeit wird häufig von <strong>der</strong> Dringlichkeitdes Einzelfalles verdrängt.Erreichte Qualitäten<strong>und</strong> St<strong>an</strong>dards imbisherigenUmsetzungsprozessDer Fall wird nicht mehr ausschließlichisoliert betrachtet, son<strong>der</strong>n <strong>der</strong>räumliche Kontext wird vermehrt indie Fallarbeit einbezogen. Durch dieZusammenarbeit mit den unter-Es wurden Angebote entwickelt, die zurVerbesserung <strong>der</strong> Jugendhilfeinfrastrukturim Ortsteil beigetragen haben. Insbeson<strong>der</strong>eniedrigschwellige Angebote inden Regeleinrichtungen konnten ent-Angebote von Freien Trägern werdendahingehend überprüft, ob <strong>der</strong> Bedarfslageentsprochen wird <strong>und</strong> möglicherweisekonzeptionelle Än<strong>der</strong>ungennötig sind. Auf Problemlagen im56


schiedlichen Fachabteilungen werdenpl<strong>an</strong>ungsrelev<strong>an</strong>te Informationenaufgenommen.wickelt werden.Dem Ortsteilteam gel<strong>an</strong>g es auch, Kontaktezu wichtigen <strong>Institut</strong>ionen imSozialraum aufzubauen <strong>und</strong> mit Erfolgzu pflegen.Ortsteil versucht m<strong>an</strong> mit einer entsprechendenAngebotsstruktur zureagieren. Einzelne Angebote unterhalb<strong>der</strong> Schwelle HzE wurden entwickelt.Hin<strong>der</strong>nisse auf demWeg einer adäquatenUmsetzungDie MitarbeiterInnen sehen denStellenabbau als großes Hin<strong>der</strong>nisbei <strong>der</strong> Umsetzung <strong>der</strong> SRO. Siehaben keine zeitlichen Kapazitäten,um externe Kontakte zu <strong>an</strong><strong>der</strong>en<strong>Institut</strong>ionen zu knüpfen <strong>und</strong> zu pflegen.Aufgr<strong>und</strong> fehlen<strong>der</strong> fin<strong>an</strong>ziellerMittel sehen die MitarbeiterInnenkeine Möglichkeiten, aktiv zu werden<strong>und</strong> sinnvolle Projekte zu initiieren.Fehlende personelle Kapazitäten <strong>und</strong>damit zeitliche Möglichkeiten schränkendie Umsetzung <strong>der</strong> Sozialraumorientierungein.Die MitarbeiterInnen bemängeln auch,dass professionelle Strukturen bei <strong>der</strong>Ermittlung von Bedarfen noch fehlen.Hierbei wünsche m<strong>an</strong> sich mehr Unterstützung,beispielsweise in Form einesJugendhilfenetzwerkes.Den MitarbeiterInnen fehlen zeitlicheKapazitäten, um eine adäquatesozialräumliche Arbeit zu gewährleisten.Es dominiert weiterhin noch dieFallarbeit.57


Gibt es „blinde Flecken“in Bezug auf Aufgaben<strong>und</strong>/o<strong>der</strong> Sozialraumverständnis?Tempelhof 1 Lichtenrade Ost Lichtenrade WestDas Interview lässt keine Rückschlüsseauf blinde Flecken zu.Die MitarbeiterInnen verbinden mit demBegriff <strong>der</strong> flexiblen Hilfen, eine Hilfeleistung,die außerhalb <strong>der</strong> „St<strong>an</strong>dardhilfen“(KJHG) erbracht wird. Es fehltihnen das Verständnis, dass Flexibilität<strong>und</strong> Passgenauigkeit auch innerhalb<strong>der</strong> Paragraphen 27 ff. zu verwirklichensindDie MitarbeiterInnen vermissen eineinhaltliche Unterfütterung des Begriffs„Sozialraumorientiertes Arbeiten“.Ihnen fehlt <strong>der</strong>Zusammenh<strong>an</strong>g zwischen denvermittelten Methoden <strong>und</strong> demKonzept <strong>der</strong> Sozialraumorientierung.Einschätzung <strong>der</strong>Kooperation zwischenÖffentlichen <strong>und</strong> FreienTrägernEinschätzung von <strong>und</strong>Umg<strong>an</strong>g mit MethodenDie MitarbeiterInnen arbeiten sehrgut mit den Schwerpunktträgern zusammen.Durch den intensiven Informationsaustauschkönnen dieSchwerpunktträger besser reagieren<strong>und</strong> ihre Angebote auf den vorh<strong>an</strong>denenBedarf entwickeln <strong>und</strong> ausrichten.Die MitarbeiterInnen äußern einstimmig,dass sich die vermitteltenMethoden nach einiger Zeit <strong>der</strong>Übung gut etabliert haben <strong>und</strong> siewerden als hilfreich gewertet. Allerdingsbetonen sie, dass es für sievon großer Bedeutung sei mit diesenflexibel <strong>und</strong> <strong>und</strong>ogmatisch umzugehen<strong>und</strong> diese ggf. für die eigenePraxis zu modifizieren.Die neue Form <strong>der</strong> Zusammenarbeitführt zu einem intensiveren Informationsaustauschals früher <strong>und</strong> bedeutetfür die MitarbeiterInnen eine Qualitätsverbesserungin ihrer Arbeit. Der RSDist viel besser über die Angebote informiert<strong>und</strong> greift nicht mehr nur aufSt<strong>an</strong>dardhilfen zurück.Nach Aussagen <strong>der</strong> MitarbeiterInnenstellt die Kollegiale Fallberatung einegroße Bereicherung <strong>und</strong> ein Gewinn <strong>an</strong>Qualität dar. Die Falleing<strong>an</strong>gsphasewird intensiver, <strong>der</strong> Wille <strong>und</strong> dieRessourcen <strong>der</strong> Klienten finden mehrBerücksichtigung.In <strong>der</strong> engen Kooperation wird einequalitative Verbesserung gesehen.Die partnerschaftliche Rollenverteilungbedeutet für den ÖffentlichenTräger eine höhere Wertschätzung.Aus Sicht <strong>der</strong> Freien Träger wirddurch die Kooperation im Kiezteamdas Hilfepl<strong>an</strong>gespräch für denKlienten besser vorbereitet.Es besteht eine positive Gr<strong>und</strong>haltunggegenüber den Methoden, dieim Kiezteam zur Anwendung kommen.Insbeson<strong>der</strong>e die Erarbeitungvon Zielen <strong>und</strong> Unterteilung inH<strong>an</strong>dlungsschritte wird als lohnen<strong>der</strong>achtet.Allerdings seien die Methoden nichtauf die Gefährdungsfälle zugeschnitten.Erreichte Qualitäten <strong>und</strong>St<strong>an</strong>dards im bisherigenUmsetzungsprozessIn <strong>der</strong> Kollegialen <strong>Beratung</strong> sehen dieMitarbeiterInnen ein Instrument zurQualitätssicherung. Durch den Austauschin einem interdisziplinärenTeam können H<strong>an</strong>dlungsalternativenDer Blick auf den die im Sozialraumvorh<strong>an</strong>denen <strong>und</strong> die zu entwickelndenAngebote hat sich geschärft. Die gemeinsamenFallbesprechungen werdenals Qualitätsgewinn bewertet. Die Mit-Mit den neuen Methoden sind dieHilfen näher am Klienten <strong>und</strong>seinen Bedürfnissen ausgerichtet.Die Auswahl von Schwerpunktträgernhat dazu geführt, dass sich die58


entwickelt werden. Die intensivereFalleing<strong>an</strong>gsphase erhöhe dieEffektivität.Die Fälle werden präziser vorbereitet,die Ziele trennschärfer definiert <strong>und</strong>die H<strong>an</strong>dlungsschritte präziser formuliert.Somit wird <strong>der</strong> Arbeitsauftrag fürdie Freien Träger klarer <strong>und</strong> für dieFamilien können früher Erfolgserlebnisseerzielt werden.arbeiterInnen versuchen passgenaue,individuelle Hilfen zu gestalten <strong>und</strong>nicht auf St<strong>an</strong>dardhilfen zurück zugreifenDie Falleing<strong>an</strong>gsphase hat sich verän<strong>der</strong>t:<strong>der</strong> Fall wird mit gezielterenFragestellungen bearbeitet dabeifinden die Ressourcen <strong>und</strong> <strong>der</strong> Wille<strong>der</strong> Klienten mehr Berücksichtigung.Angebotsstruktur im Kiez verbesserthat.Hin<strong>der</strong>nisse auf demWeg einer adäquatenUmsetzungDie MitarbeiterInnen des RSD sehenaufgr<strong>und</strong> ihrer hohen Fallzahlen <strong>und</strong>Arbeitsbelastung die Schwierigkeit,die Kiezteamarbeit neben demArbeitsalltag <strong>an</strong>gemessen zurealisieren. Sowohl denMitarbeiterInnen des Öffentlichen alsauch <strong>der</strong> Freien Träger fehlen diezeitlichen Kapazitäten, um diezusätzliche Aufgabe <strong>der</strong> fallunspezifischenArbeit erbringen zu können.Die Rahmenbedingungen für eine adäquateUmsetzung werden als unzureichendgesehen. So fehlen den freienTrägern die fin<strong>an</strong>ziellen <strong>und</strong> personellenKapazitäten, um einerseits die Kiezteamarbeitzu gewährleisten <strong>und</strong> <strong>an</strong><strong>der</strong>erseitsdie notwendigefallunspezifische Arbeit zu leisten. DenMitarbeiterInnen des Öffentlichen Trägersfehlen personelle bzw. zeitlicheKapazitäten, um die <strong>an</strong>fallenden Arbeitenfachgemäß durchzuführen.Die MitarbeiterInnen haben das Bedürfnisdie fallunspezifische Arbeitstärker zu gewichten. Dazu ist abereine stärkere Entlastung bei <strong>der</strong>Einzelfallarbeit <strong>und</strong> eine professionellereUnterstützung im sozialraumorientiertenArbeiten durchentsprechende methodische Kenntnisseerfor<strong>der</strong>lich.Fortbildungsrelev<strong>an</strong>teAussagenNach Aussagen <strong>der</strong> MitarbeiterInnenhaben sich die in <strong>der</strong> Fortbildung vermitteltenMethoden nach einiger Zeit<strong>der</strong> Übung gut etabliert. Sie könnengut damit arbeiten <strong>und</strong> werden alshilfreich <strong>an</strong>gesehen.Die MitarbeiterInnen wurden für die fallspezifischeArbeit intensiv geschult <strong>und</strong>arbeiten nun mit den neuen Methoden.Allerdings sehen sie auch noch einigeSchwierigkeiten in <strong>der</strong> Umsetzung. Insbeson<strong>der</strong>edie Methode <strong>der</strong> AMR gestaltetesich zu Anf<strong>an</strong>g sehr schwierig.Die Vermittlung dieser Methode wurdeals eher mäßig <strong>an</strong>gesehen, da sie dogmatischvermittelt wurde <strong>und</strong> die Fort-Fobil<strong>der</strong> selbst ihre Mühe damit hatten.Die MitarbeiterInnen äußern sichkritisch über die Fortbildung. Dassozialräumliche Denken <strong>und</strong> Arbeitensei völlig vernachlässigt worden.Auch hätten die Dozenten versuchtetwas zu vermitteln, was sie selbstnicht verinnerlicht hätten. Trotz <strong>der</strong>Kritik <strong>an</strong> <strong>der</strong> Fortbildung werden dieMethoden aber <strong>an</strong>erk<strong>an</strong>nt.59


Gibt es „blinde Flecken“in Bezug auf Aufgaben<strong>und</strong>/o<strong>der</strong> Sozialraumverständnis?Tempelhof 2 Friedenau 1 Friedenau 2Die MitarbeiterInnen unterscheiden nichtzwischen den Begriffen <strong>der</strong> fallübergreifenden<strong>und</strong> fallunspezifischen Arbeit.Dies könnte möglicherweise zu einerVermischung <strong>der</strong> Aufgabenbereiche imAlltag führen. Auch vermissen die MitarbeiterInnendie Überlegungen <strong>und</strong>Hintergründe, die dem Konzept <strong>der</strong>Sozialraumorientierung zugr<strong>und</strong>e liegen.Den MitarbeiterInnen fällt es schwereine vorgegebene Aufgabenbeschreibungzu erfüllen, die sie innerlich nichtnachvollziehen können. Auch fehltihnen ein verbindendes gemeinsamesAufgabenverständnis im Rahmen desAnsatzes <strong>der</strong> Sozialraumorientierung.Die MitarbeiterInnen befürchten, dassmit <strong>der</strong> Einführung <strong>der</strong> Sozialraumorientierungdie Beziehungsarbeit amKlienten in den Hintergr<strong>und</strong> trete <strong>und</strong>vielmehr Tätigkeiten des Fallm<strong>an</strong>agementserbracht werden müssen.Einige MitarbeiterInnen sehen in <strong>der</strong>Sozialraumorientierung nur einenVorw<strong>an</strong>d, <strong>der</strong> dazu dient, unter demDeckm<strong>an</strong>tel einer qualitativen Arbeit,weniger Hilfen zu installieren, umGel<strong>der</strong> einzusparen. Nach Ansichteiniger MitarbeiterInnen geht es bei<strong>der</strong> Umsetzung <strong>der</strong> Sozialraumorientierungnicht um Inhalte, son<strong>der</strong>ndarum Kosten zu sparen.Einschätzung <strong>der</strong>Kooperation zwischenÖffentlichen <strong>und</strong> FreienTrägernDie neue Kooperationsform wird in dreierleiHinsicht begrüßt: 1. Die Voraussetzungenfür maßgeschnei<strong>der</strong>te Hilfenwerden geschaffen. 2. Entlastung fürden einzelnen Mitarbeiter durch Kollegiale<strong>Beratung</strong>. Durch den Rückhalt wirddie Bereitschaft erhöht, die Grenzen <strong>der</strong>Jugendhilfe <strong>an</strong>zuerkennen <strong>und</strong> ggf.Maßnahmen <strong>der</strong> Jugendhilfe zu beenden.3. Qualitätssteigerung in <strong>der</strong>Fallbearbeitung durch Kooperation <strong>und</strong><strong>Beratung</strong> im Team.Die enge Zusammenarbeit wird alsVerbesserung <strong>der</strong> bisherigen Arbeitgesehen. Die Kommunikationswegewerden kürzer <strong>und</strong> es wurde einehöhere Tr<strong>an</strong>sparenz <strong>der</strong> Arbeit erreicht.Zugleich wird das Kiezteam auch alsatmosphärische Entlastung bei <strong>der</strong>Bewältigung <strong>der</strong> gestiegenenAnfor<strong>der</strong>ungen in <strong>der</strong> Alltagsarbeiterlebt.Die MitarbeiterInnen befürworten dieneue Zusammenarbeit zwischendem Öffentlichen <strong>und</strong> Freien Träger.Der fachliche Austausch ist effektiver<strong>und</strong> Absprachen können leichter getroffenwerden. Der Einsatz vonSchwerpunktträgern wird als Entzerrung<strong>der</strong> Konkurrenz zwischen denFreien Trägern gewertet.Einschätzung von <strong>und</strong>Umg<strong>an</strong>g mit MethodenDie in <strong>der</strong> Qualifizierung vermitteltenMethoden (offene Fragen, Erarbeitungvon Zielen, vom Willen zum Ziel) werdenvon den MitarbeiterInnen akzeptiert<strong>und</strong> als qualitative Verbesserung <strong>der</strong>Hilfepl<strong>an</strong>ung <strong>an</strong>gesehen. Die Mitarbei-Die Kiezteammitglie<strong>der</strong> stehen denneuen Methoden skeptisch bis ablehnendgegenüber. Im Zentrum <strong>der</strong> Kritiksteht die AMR, die möglicherweise inihrer Anwendung missverst<strong>an</strong>den wird.Auch sehen die MitarbeiterInnen zumBei den MitarbeiterInnen überwiegtdie Skepsis gegenüber den vermitteltenMethoden. So orientiere sich dasAnsetzen am Willen des Klienteneher <strong>an</strong> <strong>der</strong> Mittelschicht, die in <strong>der</strong>Lage ist, ihre Bedürfnisse zu äußern.60


terInnen empfinden den Vorg<strong>an</strong>g <strong>der</strong>Kollegialen <strong>Beratung</strong> als Bereicherung,wodurch die Qualität <strong>der</strong> Fallbearbeitungsteigt.Zeitpunkt <strong>der</strong> Falleing<strong>an</strong>gsphase sichnicht in <strong>der</strong> Lage, bereits Willen <strong>und</strong>Ressourcen <strong>der</strong> Klienten zu ermitteln<strong>und</strong> dadurch H<strong>an</strong>dlungs- <strong>und</strong> Richtungszielezu bestimmen.Für die Klienten aus <strong>der</strong> Unterschichtbedeute dies eine weitere Zug<strong>an</strong>gsbarrierefür eine Be<strong>an</strong>tragung einerHzE. Durch die kleinteilige Unterscheidungin H<strong>an</strong>dlungsschritte,H<strong>an</strong>dlungs- <strong>und</strong> Richtungszielefühlen sich die MitarbeiterInnen zustark eingeengt. Außerdem könnensie sich häufig zu Anf<strong>an</strong>g nicht festlegen,da die Ziele sich erst in <strong>der</strong> konkretenBeziehungsarbeit ergeben.Erreichte Qualitäten<strong>und</strong> St<strong>an</strong>dards imbisherigenUmsetzungsprozessIm Team hat m<strong>an</strong> erste Schritte entwickelt,wie Bedarfe festgestellt werden(Bündelung von Themen), um ggf. entsprechendeAngebote zu entwickeln.Durch die Kollegiale <strong>Beratung</strong> steigtnach Ansicht <strong>der</strong> MitarbeiterInnen dieQualität in <strong>der</strong> Einzelfallarbeit. Auch dieHilfepl<strong>an</strong>ung wird konkreter durch dieBeschreibung kleinteiliger H<strong>an</strong>dlungsschritte<strong>und</strong> Ziele. Die Etablierung vonSchwerpunktträgern ermöglichte zumTeil passgenauere <strong>und</strong> flexiblere Hilfen.Mit den Möglichkeiten des „Son<strong>der</strong>einsatzesKiezteam“ (spezielles Fin<strong>an</strong>zierungsinstrument)gelingt es zu einemfrühen Zeitpunkt unbürokratische Hilfezu leisten <strong>und</strong> in Gefährdungssituationeneine schnelle Intervention zuermöglichen.Die MitarbeiterInnen profitieren von<strong>der</strong> <strong>Institut</strong>ion „Son<strong>der</strong>einsatz Kiezteam“(spezielles Fin<strong>an</strong>zierungsinstrument).Hierdurch wird eine Kriseninterventionermöglicht, die zeitnahe<strong>und</strong> flexible Hilfestellungen umfasst,die unterhalb <strong>der</strong> Schwelle HzEliegen bzw. außerhalb des BereichesHzE <strong>an</strong>gesiedelt sind.Hin<strong>der</strong>nisse auf demWeg einer adäquatenUmsetzungDie fallunspezifische Arbeit kommt aufgr<strong>und</strong><strong>der</strong> sehr hohen Fallbelastung zukurz. Außerdem bemängeln die MitarbeiterInnen,dass eine Schulung zurfallunspezifischen Arbeit noch ausgebliebenist. Sie vermissen eine professionellere<strong>und</strong> koordiniertere Bedarfsfeststellungim Kiez. Die Kiezteamsitzungensehen sie als zu überfrachtet mitFällen <strong>an</strong>. Sie wünschen sich, dassDie MitarbeiterInnen betonen den bürokratischenMehraufw<strong>an</strong>d, den die Vorbereitungenfür das Kiezteam mit sichbringt. Durch diese Mehrbelastung leidetdie Beziehungsarbeit mit den Klienten<strong>und</strong> die Ressourcenarbeit kommt zukurz. Die MitarbeiterInnen bemängeln,dass sie keine Gestaltungsmöglichkeitenbei <strong>der</strong> Umsetzung <strong>der</strong> Sozialraumorientierunghaben <strong>und</strong> ihnen ein ferti-Die MitarbeiterInnen sehen einenerhöhten bürokratischen Aufw<strong>an</strong>d,<strong>der</strong> Zeit für <strong>Beratung</strong>sgespräche mitden Klienten nehme. Zudem fehlendie personellen Ressourcen für eine<strong>an</strong>gemessene Umsetzung. DieFreien Träger sehen zudem ihreArbeit dadurch erschwert, dass esnoch kein Sozialraumbudget gibt,das fallvermeidende <strong>und</strong> präventive61


nicht alle Fälle, wie z. B. eindeutige Verlängerungsfälle,ins Team eingebrachtwerden müssen. Die m<strong>an</strong>gelnde fin<strong>an</strong>zielle<strong>und</strong> personelle Ausstattung stehteiner Umsetzung <strong>der</strong> Sozialraumorientierungim Wege.ges Konzept übergestülpt wurde. Aus<strong>der</strong> Perspektive <strong>der</strong> Freien Träger führtdas Fehlen einer gesicherten Fin<strong>an</strong>zierungin Form eines Sozialraumbudgetsdazu, dass weiterhin St<strong>an</strong>dardhilfen<strong>an</strong>geboten werden.Tätigkeiten fin<strong>an</strong>ziert. So sehen sichdie Freien Träger gezwungen umFälle zu kämpfen, damit ihre Existenzgesichert ist. Dem Öffentlichen Trägerfehlt mit dem Sozialraumbudgetein wichtiges Gestaltungsmittel fürsozialräumliches Arbeiten.Fortbildungsrelev<strong>an</strong>teAussagenDie MitarbeiterInnen bemängeln, dasskeine Fortbildung für die fallunspezifischeArbeit stattgef<strong>und</strong>en hat. Dieshin<strong>der</strong>e sie dar<strong>an</strong>, die fallunspezifischenTätigkeiten <strong>an</strong>gemessen umzusetzen.Im Rahmen <strong>der</strong> Kollegialen Fallberatunghaben sie einen offenen <strong>und</strong> flexiblenUmg<strong>an</strong>g mit den in <strong>der</strong> Qualifizierungvermittelten Methoden entwickelt.Die Ablehnung <strong>der</strong> Methoden steht imZusammenh<strong>an</strong>g mit einer negativenEinschätzung <strong>der</strong> Qualifizierung. Aufgestellte Fragen konnten die Multiplikatoren<strong>der</strong> Fortbildung nicht eingehen.Die MitarbeiterInnen sehen Schwierigkeitendie vermittelten Methodenfür Fälle von Kindeswohlgefährdung<strong>an</strong>zuwenden. Die fallunspezifischeArbeit spielt in <strong>der</strong> Qualifizierung eineuntergeordnete Rolle. Deshalbbesteht bisl<strong>an</strong>g noch keine Klarheit,was unter dem Begriff <strong>der</strong> fallunspezifischenArbeit zu verstehen ist <strong>und</strong>welche Operationalisierung sich ergibt.62


Kapitel 4: Die Aufgaben <strong>der</strong> Ortsteilteams <strong>und</strong> <strong>der</strong> Kiezteams im Spiegeloffizieller Aufgabenbeschreibungen <strong>und</strong> im Vergleich mit deneigenen Arbeitsbeschreibungen4.1 Die offiziellen AufgabenbeschreibungenEine wesentliche Etappe auf dem Weg <strong>der</strong> Sozialraumorientierung im JugendamtTempelhof-Schöneberg stellte die Etablierung von fachbereichsübergreifenden Ortsteilteamsdar. Diese Teams setzen sich zusammen aus allen MitarbeiterInnen desregionalisierten Allgemeinen Sozialpädagogischen Dienst – abgekürzt RSD-, die fürden Ortsteil zuständigen Mitarbeiter <strong>der</strong> Jugendgerichtshilfe (JGH), <strong>der</strong> Erziehungs<strong>und</strong>Familienberatung (EFB), <strong>der</strong> Jugendför<strong>der</strong>ung, <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>tagesbetreuung <strong>und</strong><strong>der</strong> wirtschaftlichen Jugendhilfe.Die Ortsteilteams sollen nach Beschlüssen <strong>der</strong> Steuerungsgruppe des Projektes„Einführung <strong>der</strong> Sozialraumorientierung im Jugendamt Tempelhof-Schöneberg“folgende Aufgaben verwirklichen:- Den fachübergreifenden Austausch <strong>der</strong> beteiligten Mitarbeiter mit dem Ziel <strong>der</strong>optimalen Bündelung <strong>und</strong> Abstimmung <strong>der</strong> einzelnen Jugendhilfeleistungen imOrtsteil- Die Abstimmung <strong>und</strong> Bündelung von Ortsteilressourcen bei <strong>der</strong> Erbringung vonJugendhilfeleistungen- Einzelfälle von gr<strong>und</strong>sätzlicher Bedeutung für das Ortsteilh<strong>an</strong>deln werden imOrtsteilteam diskutiert- Angebote <strong>der</strong> Tagesbetreuung <strong>und</strong> <strong>der</strong> Jugendför<strong>der</strong>ung sollen in <strong>der</strong> bisherigenFalleing<strong>an</strong>gsphase frühzeitig zum Einsatz kommen- Erarbeitung von fallübergreifendenAktivitäten“- Entwicklung von Angeboten durch fortlaufende BedarfsfeststellungDie Struktur <strong>der</strong> Ortsteilteams ist seit dem 1. Oktober 2003 in Kraft. Als nächster Vern<strong>der</strong>ungsschritterfolgte die Bildung <strong>der</strong> sog. „Kiezteams“. Hier treffen sich Vertreterdes Öffentlichen Trägers <strong>und</strong> <strong>der</strong> Freien Träger, um gemeinsame Aufgaben kooperativzu bewältigen. Den Kiezteams gehören alle für den Ortsteil zuständigen MitarbeiterInnendes RSD, <strong>der</strong> wirtschaftlichen Jugendhilfe, die Mitarbeiter <strong>der</strong> EFB sowie dieim Ortsteil <strong>und</strong> für den Ortsteil tätigen Fachkräfte <strong>der</strong> Schwerpunktträger <strong>an</strong>. Schwerpunktträgersind Freie Träger, die im Ortsteil einen Versorgungsauftrag im BereichHilfe zur Erziehung (HzE) übernehmen <strong>und</strong> dabei eng mit dem Öffentlichen Trägerbzw. <strong>an</strong><strong>der</strong>en Freien Trägern kooperieren. Die Kiezteams sind insbeson<strong>der</strong>e zuständigfür den fallspezifischen Austausch zwischen den MitarbeiterInnen <strong>der</strong> beiden Träger,die wechselseitige Kollegiale <strong>Beratung</strong> <strong>und</strong> die fortlaufende Überprüfung allerHzE. Näheres zu den Aufgaben <strong>der</strong> Kiezteams k<strong>an</strong>n <strong>der</strong> Geschäftsordnung <strong>der</strong> HzE-Kiezteams entnommen werden. Darin ist aufgeführt, dass die fallspezifische Arbeit<strong>der</strong> Kiezteams von folgenden Gr<strong>und</strong>sätzen getragen werden soll:- Beziehungsabbrüche vermeiden- An Stärken <strong>und</strong> Ressourcen <strong>der</strong> Adressaten <strong>an</strong>setzen- Die Interessen <strong>der</strong> Betroffenen in den Mittelpunkt stellen- Die Ressourcen des Stadtteils für das Hilfesetting mobilisieren- Die Hilfen wohnortnah durchführen- Flexibel auf unterschiedlichen <strong>und</strong> sich verän<strong>der</strong>nden Bedarf eingehen (vgl.Geschäftsordnung <strong>der</strong> HzE-Kiezteams vom 17.10.2003).63


Neben <strong>der</strong> fallspezifischen Arbeit wird ausdrücklich auch die fallunspezifischeArbeit als Best<strong>an</strong>dteil <strong>der</strong> Kiezteamarbeit hervorgehoben. Hierunter wird verst<strong>an</strong>den,dass Informationen über den Ortsteil <strong>und</strong> den Kiez ausgetauscht <strong>und</strong> ggf. bewertet,Ideen für einzelfallvermeidende bzw. fallübergreifende Projekte <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Umsetzungengepl<strong>an</strong>t, Strategien für Ressourcenmobilisierung entwickelt werden (vgl.Geschäftsordnung HzE-Kiezteams vom 17.10.2003)Genauere Angaben dazu, wer im Kiezteam in diesem für beide Seiten neuen Aufgabenfeldwelche konkreten Arbeitsschritte zu leisten hat, bzw. wie viel Zeit <strong>und</strong> Gelddafür zur Verfügung stehen, sind in dem o.g. Pl<strong>an</strong>ungspapier nicht enthalten.4.2 Vergleich <strong>der</strong> offiziellen mit den selbstgeäußerten Aufgabenbeschreibungen – KlärungsbedarfeDie offiziellen <strong>und</strong> die selbst vorgenommenen Aufgabenbeschreibungen <strong>der</strong> Ortsteilteamsdecken sich weitgehend. Es werden Aufgaben nach innen <strong>und</strong> nach außenbeschrieben.Nach Innen:A) Informationsaustausch zwischen den jugendamtsinternen Fachabteilungeninklusive wirtschaftlicher JugendhilfeB) Aufnehmen <strong>und</strong> Prüfen von Informationen <strong>und</strong> Einschätzungen <strong>der</strong> KiezteamsC) Diskussion von exemplarischen Einzelfällen, die Bezüge zum Ortsteil bzw. zurSozialraumorientierung aufweisen <strong>und</strong> damit über den Einzelfall hinausweisenD) Informationssammlung bzw. -austausch bezogen auf alle Angebote bzw. Entwicklungenim Ortsteil (<strong>und</strong> im Bezirk), die für Jugendhilfeaufgaben hilfreich seinkönntenE) Steuerung <strong>und</strong> Weiterentwicklung <strong>der</strong> Jugendhilfe-Infrastruktur mit Blick auf beideKiezteam-Gebiete mit Blick auf aktuelle Probleme o<strong>der</strong> fehlende AngeboteNach Außen:A) Aufbau <strong>und</strong> Pflege <strong>der</strong> Kooperationsbeziehungen mit den <strong>an</strong><strong>der</strong>en im Ortsteil<strong>an</strong>sässigen <strong>Institut</strong>ionen (z. B. Schule, Polizei etc.) <strong>und</strong> Leistungsträgern (z. B.Wohnungsbaugesellschaft, Kr<strong>an</strong>kenhaus etc.)B) Sammlung von Ideen <strong>und</strong> Vorschlägen, die in die Ortsteilarbeitsgemeinschaftengetragen werden müssen, um dort weiter bearbeitet zu werdenAbweichungen zwischen offiziellen <strong>und</strong> selbst gegebenen Aufgaben ergeben sichlediglich in Bezug auf zwei Punkte:1. Die MitarbeiterInnnen des OTT Lichtenrade geben <strong>an</strong>, dass sie im OTT auchüber die Qualität <strong>der</strong> Konzepte <strong>und</strong> <strong>der</strong> Leistungserbringung <strong>der</strong> Freien Trägersprechen, auch im Hinblick auf die Angemessenheit im Rahmen <strong>der</strong> Sozialraumorientierung.Das gilt wohl speziell für einzelne von diesen ver<strong>an</strong>twortetenHilfeformen. Eine solche Form kollegialen Austausches über den „<strong>an</strong><strong>der</strong>en“ Partnererscheint durchaus wünschenswert, weil er helfen k<strong>an</strong>n positive Bil<strong>der</strong> zu bestärkenbzw. individuellen Ärger zu relativieren, aber auch gemeinsame Kritikpunktewahrzunehmen. Es wäre allerdings sicher zu stellen, dass diese Infosbzw. Rückmeldungen d<strong>an</strong>n auch <strong>an</strong> den speziellen Freien Träger, den sie betreffenweitergegeben werden <strong>und</strong> nicht nur innerhalb des Jugendamtes kommuniziertwerden. In einzelnen Fällen könnten die im OTT gesammelten Infos auchals Gr<strong>und</strong>lage für die „Gespräche zur Qualitätsentwicklung bzw. -sicherung“dienen wie sie <strong>der</strong> § 78.2 KJHG vorschlägt.64


2. Ebenso aus Lichtenrade wird die Aufgabenbeschreibung formuliert, „<strong>der</strong> Inselbildung<strong>und</strong> Abgrenzung <strong>der</strong> Kiezteams entgegenzuwirken“ <strong>und</strong> dort den Blick fürden Gesamtortsteil wach zu halten. Diese Aufgabe scheint unmittelbar einleuchtend.Als Diskussionbedarf bezogen auf die Strukturen des Ortsteilteams werden vonOrtsteilteam-MitarbeiterInnen gen<strong>an</strong>nt:A) Systematisierung <strong>der</strong> Bedarfsentwicklung d. h. eines Verfahrens mit Hilfe dessenInformationen gesammelt, Diskussionen <strong>und</strong> Prüfungen durchgeführt <strong>und</strong>Neupl<strong>an</strong>ungen auf den Weg gebracht werdenB) Etablierung einer festen, namentlich bek<strong>an</strong>nten Koordinatorin im Ortsteilteam, diesowohl als Ansprechpartnerin für die Kiezteams fungiert, als auch für zeitnaheRückkoppelungsschleifen <strong>an</strong> diese <strong>und</strong> die Ortsteil-Arbeitsgemeinschaften nach§ 78 KJHG ,bzw. von diesen <strong>an</strong> die OTT’s <strong>und</strong> Kiezteams ver<strong>an</strong>twortlich istDie offiziellen <strong>und</strong> die selbst vorgenommenen Aufgabenbeschreibungen <strong>der</strong> Kiezteamsdecken sich weitgehend:Es werden Aufgaben nach innen <strong>und</strong> über die Teamgrenzen hinaus beschrieben.Nach innen d. h. in <strong>der</strong> Kooperation <strong>der</strong> JugendamtsmitarbeiterInnen mit den MitarbeiterInnen<strong>der</strong> Freien Träger, insbeson<strong>der</strong>e des Schwerpunktträgers:A) Kollegiale Fallberatungen in Bezug auf neue Fälle <strong>und</strong> Hilfepl<strong>an</strong>fortschreibungenB) Entwicklung von möglichst passgenauen Maß<strong>an</strong>zügen d. h. flexiblen, kreativenLösungen im HzE-Bereich o<strong>der</strong> „darunter“C) Austausch über Entwicklungen im KiezteamgebietD) Sammlung von Ressourcen im KiezteambereichE) Pl<strong>an</strong>ung <strong>und</strong> Durchführung bestimmter Formen von fallunspezifischen AktivitätenÜber die Teamgrenzen hinaus bzw. mit Blick auf <strong>an</strong><strong>der</strong>e:A) Meldungen <strong>an</strong> das Ortsteilteam über Problemlagen bzw. Problemhäufungen, fürdie bisher keine adäquaten Angebote existierenB) Einsparung von Kosten durch genau mit den Ideen <strong>der</strong> AdressatInnen abgestimmteHilfeformen, durch die Nutzung von Ressourcen für die Fallarbeit bzw.durch l<strong>an</strong>gfristige Vermeidung von Hilfebedarfen im HzE-Bereich durch rechtzeitigeinsetzende präventive AngeboteDer letzte Punkt (B) ist zwar in den offiziellen Aufgabenbeschreibungen des Kiezteamsnicht enthalten, dürfte sich aber mit den Gesamtzielen des Konzeptes decken<strong>und</strong> ist insofern zu Recht in das Bewusstsein <strong>der</strong> MitarbeiterInnen „eingew<strong>an</strong><strong>der</strong>t“.Abweichungen zwischen offiziellen <strong>und</strong> eigenen Aufgabenbeschreibungen haben wirbei den Kiezteams nicht wahrgenommen. Allerdings scheint es <strong>an</strong> einigen StellenUnklarheiten bzw. Unzufriedenheiten in Bezug auf die eigene Rolle o<strong>der</strong> das Zusammenspielmit <strong>an</strong><strong>der</strong>en Gremien zu geben:A) Auch wenn den meisten Kiezteams klar ist, dass sie selbst zwar Beobachtungenmachen <strong>und</strong> Vorschläge ausarbeiten sollen, aber selbst keine Entscheidungenüber neue Projekte etc. vornehmen können, scheint doch das Zusammenwirken<strong>der</strong> unterschiedlichen Gremien bzw. das Verfahren, mit dem neue Ideen umgesetztwerden, unklar. So formuliert ein Mitarbeiter im Hinblick auf die Ortsteilteam-Arbeitsgemeinschaften:„Die OAG <strong>und</strong> was die da noch alles für Strukturen65


haben, dass die Ortsteilteamleitungen zusammen sitzen (...) <strong>und</strong> was es da nochalles für R<strong>und</strong>en gibt, da werden Informationen hin- <strong>und</strong> hergeschoben <strong>und</strong> d<strong>an</strong>nwird möglicherweise o<strong>der</strong> vermutlich <strong>an</strong> Ecken entschieden, die mit dem Kiezteamgar nichts mehr zu tun haben, <strong>und</strong> insofern hat m<strong>an</strong> das Gefühl (als KiezteammitarbeiterIn),dass es doch irgendwie sehr abgekoppelt ist <strong>und</strong> das wirdauch nicht systematisch gemacht (...)“ (Zeile 505 - 510).Was hier bemängelt wird, ist die Tr<strong>an</strong>sparenz von Entscheidungswegen. Deneinzelnen KiezteammitarbeiterInnen scheint häufig unklar zu sein, wohin ihreInformationen bzw. Empfehlungen gehen, wer sie alles mit wem diskutiert <strong>und</strong> wodarüber entschieden wird, ob <strong>und</strong> wie sie in Form von Angeboten etc. umgesetztwerden. Insofern deckt sich diese Wahrnehmung mit den oben aus den Orstteilteamsberichteten (siehe Diskussionsbedarfe Ortsteilteams: A) <strong>und</strong> B).B) Eine spezifische Unklarheit in diesem Komplex betrifft das Zusammenwirken desÖffentlichen mit dem Freien Träger. Aus m<strong>an</strong>chen Äußerungen könnte m<strong>an</strong> dieExistenz des Bildes entnehmen, das Jugendamt besitze die Pl<strong>an</strong>ungshoheit imSozialraum <strong>und</strong> die Freien Träger seien die Ausführenden <strong>der</strong> jugendamtsinternenBeschlüsse. Ob dieses „Bild“ auch offiziell propagiert wird o<strong>der</strong> nur in m<strong>an</strong>chenKöpfen als Zeichen von Angst o<strong>der</strong> Misstrauen kursiert, können wir alsAußenstehende nicht feststellen. Was offensichtlich fehlt ist o<strong>der</strong> zumindest nichtbek<strong>an</strong>nt ist, ist eine gemeinsame Absichtserklärung von Jugendamt <strong>und</strong> FreienTrägern zum Thema „wie gestalten wir den Sozialraum gemeinsam“ <strong>und</strong> welchegleichen <strong>und</strong> unterschiedlichen Aufgaben <strong>und</strong> Rollen <strong>und</strong> Entscheidungskompetenzenkommen uns dabei jeweils zu. Eine solche „Absichtserklärung“ müsste –um auch politisches Gewicht <strong>und</strong> Verbindlichkeit zu erhalten – mit dem Jugendhilfeausschussabgestimmt werden.C) Die Kiezteams haben zwar die Aufgabe „fallunspezifische Aktivitäten“ zu pl<strong>an</strong>en<strong>und</strong> durchzuführen „im Kopf“ <strong>und</strong> äußern dar<strong>an</strong> auch starkes Interesse. Allerdingsist es unklar, wer in diesem Feld genau was machen soll bzw. k<strong>an</strong>n, wieviel das Kiezteam selbst darüber bestimmen k<strong>an</strong>n, was mit Leitung abzusprechenist <strong>und</strong> wie es mit den dafür benötigten Zeit- bzw. Fin<strong>an</strong>zbudgets aussieht (ausführlicherdazu in Kap. 5.3)Insgesamt k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> von einer erfreulich hohen Homogenität zwischen offiziellen<strong>und</strong> berichteten bzw. selbst verst<strong>an</strong>denen Aufgabenbeschreibungen ausgehen.Auf zwei Aspekte, in denen die Praxis noch nicht so gut gelingt wie offiziell <strong>an</strong>gestrebt,weisen wir im nächsten Kapitel hin (siehe 5.3 <strong>und</strong> die wenigen Beispiele vonkreativen Einzelfallhilfen).Kapitel 5: Diskussion <strong>der</strong> Rückmeldungen zu den Aufgabenstellungen aus dendrei Ortsteil- <strong>und</strong> sechs KiezteamsIn Kapitel 4 wurde das Selbstverständnis <strong>der</strong> Ortsteil- <strong>und</strong> KiezteammitarbeiterInnenbezogen auf ihre Arbeitsaufgaben sowie <strong>der</strong>en Verständnis von Sozialraumorientierungmit den offiziellen Aufgabenbeschreibungen für diese Gremien verglichen. Damitwurden die beiden Eing<strong>an</strong>gsfragen des Gruppeninterviews abgearbeitet (sieheLeitfaden des Gruppeninterviews, Fragen 1 <strong>und</strong> 2), In diesem Kapitel stehen die<strong>an</strong><strong>der</strong>en Fragenkomplexe aus den Interviews im Mittelpunkt: in ihnen wurden Einschätzungen<strong>der</strong> MitarbeiterInnen zu folgenden Themen erhoben:66


- Entwicklung <strong>der</strong> Kooperationsbeziehungen zwischen Öffentlichen <strong>und</strong> Freien Trägernseit Einführung <strong>der</strong> Sozialraumorientierung bzw. zwischen Ortsteilteams <strong>und</strong>Kiezteams- Umg<strong>an</strong>g mit zentralen Methoden in <strong>der</strong> Kiezteamarbeit, wie sie in <strong>der</strong>Weiterbildung vermittelt wurden- Stellenwert <strong>der</strong> fallunspezifischen bzw. fallübergreifenden Arbeit- Ereichte St<strong>an</strong>dards <strong>und</strong> Qualitäten im bisherigen Umsetzungsprozess- Beispiele gelungener Praxis- Hin<strong>der</strong>nisse auf dem Weg einer adäquaten Umsetzung- Fort- <strong>und</strong> Weiterbildungsrelev<strong>an</strong>te AussagenZu diesen sieben Themenbereichen folgen nun einzelne Kapitel, in denen die Einschätzungen<strong>der</strong> Kiezteams- <strong>und</strong> Ortsteilteams zunächst nach Art des Gremiumsgetrennt zusammengefasst <strong>und</strong> <strong>an</strong>schließend mit ein<strong>an</strong><strong>der</strong> verglichen werden.Gr<strong>und</strong>lage dieser zusammenfassenden Verdichtungen <strong>und</strong> Vergleiche <strong>und</strong> damit <strong>der</strong>dritten <strong>und</strong> letzten Auswertungsstufe sind sowohl die einzelnen Interviewauswertungenwie auch die Matrices (Kap. 3).Sprachlich entfernt sich dieses Kapitel sicher am weitesten von den wörtlichen Formulierungenaus den Interviews, versucht aber den „Geist“ dieser Äußerungen bzw.ihre Intentionen zu erfassen <strong>und</strong> auszudrücken.5.1 Einschätzungen zu den KooperationsbeziehungenIn allen sechs Kiezteams wird eine deutliche Intensivierung <strong>und</strong> Verbesserung <strong>der</strong>Kooperationsbeziehungen zwischen den MitarbeiterInnen <strong>der</strong> Öffentlichen <strong>und</strong>Freien Trägern hervorgehoben. Dabei sind es vor allem sechs Aspekte, die in denInterviews betont werden:- Schnellere bzw. kürzere, durch das persönliche Kennenlernen im Kiezteam auchmenschlich unkompliziertere <strong>und</strong> somit insgesamt effektivere Kommunikationswegebzw. Abstimmungsprozesse zwischen den MitarbeiterInnen sowohl im alsauch außerhalb des Kiezteams (vier Nennungen)- Intensivierung des fachlichen Austausches, <strong>der</strong> zu einer besseren Vorbereitung<strong>der</strong> Gespräche in <strong>der</strong> Falleing<strong>an</strong>gsphase, bei den Hilfepl<strong>an</strong>gesprächen <strong>und</strong> in <strong>der</strong>Auswahl individuell passen<strong>der</strong> Hilfen führt (drei Nennungen)- Qualifizierung <strong>der</strong> hilfepl<strong>an</strong>ungsrelev<strong>an</strong>ter Entscheidungen <strong>und</strong> Entlastung <strong>der</strong>Einzelnen vom individuell empf<strong>und</strong>enen Ver<strong>an</strong>twortungsdruck durch regelmäßigeKollegiale <strong>Beratung</strong> (drei Nennungen)- Verbesserung <strong>der</strong> Informationsgr<strong>und</strong>lage für die RSD-MitarbeiterInnen in Bezugauf Angebote im Sozialraum <strong>und</strong> damit verbesserte Einbeziehung können dieserAngebote im Rahmen von Hilfeprozessen (zwei Nennungen)- Erfahrung einer höheren (gegenseitigen) Wertschätzung bzw. des Abbaus von„feindlichen“ Bil<strong>der</strong>n bzw. Misstrauen zwischen den MitarbeiterInnen <strong>der</strong> unterschiedlichen<strong>Institut</strong>ionen (Amt <strong>und</strong> Freier Träger) (zwei Nennungen). Dasmenschlich <strong>an</strong>genehme Klima in den Kiezteams bietet auch Entlastung bei <strong>der</strong>Bewältigung <strong>der</strong> gestiegenen Arbeitsbelastungen (zwei Nennungen).- Gemeinsame Anerkennung <strong>der</strong> Grenzen <strong>der</strong> Jugendhilfe durch die VertreterInnenbei<strong>der</strong> Träger, in Fällen in denen m<strong>an</strong> trotz <strong>der</strong> Zusammenlegung <strong>der</strong> unterschiedlichenKompetenzen wenig erreichen k<strong>an</strong>n (eine Nennung)67


Die Auswahl von „Schwerpunktträgern“ als Partner in den Kiezteams wird dabei alsEntzerrung <strong>der</strong> Konkurrenzsituation zwischen den Freien Trägern gesehen <strong>und</strong> alsgute Entscheidung innerhalb des Gesamtorg<strong>an</strong>isationsprozesses gewertet.Die Ortsteilteams haben bezogen auf das Thema „Kooperation“ nicht dieselbeFrage gestellt bekommen wie die Kiezteams. Bei ihnen wurde die Frage nach <strong>der</strong>Kooperation einerseits auf das Zusammenspiel <strong>der</strong> beiden Gremien zugespitzt (s.Kap. 4) <strong>und</strong> <strong>an</strong><strong>der</strong>erseits auf externe Kooperationspartner im Ortsteil hin orientiert(Kirchengemeinden etc.) Da im Kiezteam Freie Träger regelmäßig beteiligt sind, imOrtsteilteam dagegen die MitarbeiterInnen <strong>der</strong> verschiedenen Abteilungen desJugendamtes unter sich bleiben, spielen bei <strong>der</strong> Frage nach dem Zusammenspiel<strong>der</strong> Gremien sowohl innerinstitutionelle als auch interinstitutionelle Aspekte <strong>der</strong>Kooperation eine Rolle.Je nach Grad <strong>der</strong> Org<strong>an</strong>isiertheit des eigenen Ortsteilteams fallen die Antworten aufdie Frage nach <strong>der</strong> Zusammenarbeit zwischen Ortsteil- <strong>und</strong> Kiezteams sehrunterschiedlich aus: Während in einem Ortsteilteam im Sommer 2005 zwar schon eindeutlich besserer Austausch zwischen den Fachabteilungen (RSD, Jugendför<strong>der</strong>ung,Wirtschaftliche Jugendhilfe etc.) konstatiert wurde, st<strong>an</strong>d mit Blick auf das Kiezteamdie Klärung <strong>der</strong> eigenen Aufgaben <strong>und</strong> Rollen noch im Vor<strong>der</strong>gr<strong>und</strong> (Friedenau). Ein<strong>an</strong><strong>der</strong>es Ortsteilteam sah sich bereits in <strong>der</strong> Lage die Kommunikation zwischen denbeiden Kiezteams (innerhalb des Ortsteils) zu beför<strong>der</strong>n, bei gleichzeitigem Blick aufden Gesamtortsteil (Lichtenrade). In einem <strong>an</strong><strong>der</strong>en Ortsteilteam wurden Anregungenaus den Kiezteams <strong>an</strong> das Ortsteilteam weitergeleitet <strong>und</strong> dort weiter beraten,unter ausdrücklicher Beachtung einer Rückkoppelungsschleife <strong>an</strong> das Kiezteam(Tempelhof) (siehe auch Kap. 4, Aufgabenverständnis).Neben <strong>der</strong> Wahrnehmung <strong>und</strong> Bündelung <strong>der</strong> inneramtlichen Kooperationsschienen,ist das Ortsteilteam auch für das Knüpfen von Beziehungen zu externen Kooperationspartnernver<strong>an</strong>twortlich: Dieser Aspekt wird vor allem in Lichtenrade <strong>und</strong> Tempelhofbetont.In diesem Zusammenh<strong>an</strong>g wurden auch die Ortsteilerk<strong>und</strong>ungen positiv hervorgehoben,bei denen m<strong>an</strong> Schulen, Kitas etc. intensiver kennen gelernt hätte.Auffällig ist, dass die Etablierung <strong>der</strong> Beziehungen zu den externen Kooperationspartnernbei den Kiezteams kaum Erwähnung findet. Unklar bleibt, ob das <strong>an</strong> <strong>der</strong>fehlenden direkten Thematisierung durch die Forscher lag, o<strong>der</strong> ob diese Kooperationenmit externen Partnern im Bewusstsein <strong>der</strong> RSD-Basis-MitarbeiterInnen ehereine untergeordnete Rolle spielen.Überraschend für uns Außenstehende war die Nichterwähnung von vier von unsgemutmaßten Sp<strong>an</strong>nungsfel<strong>der</strong>n:A) mit dem engeren Zusammnenschluss von MitarbeiterInnen von Freien <strong>und</strong>Öffentlichen Trägern auf Kiezteamebene könnte dort auch ein Protest- <strong>und</strong> Misstrauenspotentialwachsen, das den Leitungs<strong>an</strong>spruch des Ortsteilteams offeno<strong>der</strong> subtil behin<strong>der</strong>t o<strong>der</strong> infrage stellt. An die vorige, potentielle SpaltungslinieJugendamt-Freie Träger könnte sich im Rahmen einer verbesserten Zusammenarbeit<strong>der</strong> Frontline-Worker eine neue potentielle „Bruchstelle“ auftun: „Ihr daoben, wir da unten“. Insofern wäre es wünschenswert, dass parallel zu dem Sich-68


Kennen-lernen <strong>der</strong> BasismitarbeiterInnen bei<strong>der</strong> Träger auch ein gleichermaßenintensives Sich-Kennen-lernen <strong>der</strong> Leitungsebenen einhergeht.B) Das Kiezteam k<strong>an</strong>n <strong>und</strong> soll Anregungen <strong>an</strong> das Ortsteilteam weitergeben. Klarist, dass das Kiezteam, vor allem bei fin<strong>an</strong>zintensiven Vorschlägen, nicht selbstdarüber entscheiden k<strong>an</strong>n, welche seiner Ideen umgesetzt werden o<strong>der</strong> nicht.Die Steuerungsfunktion muss beim Ortsteilteam liegen. Dennoch müssten aufdieser örtlichen Pl<strong>an</strong>ungsebene, zumindest wenn m<strong>an</strong> ein kooperatives Jugendhilfepl<strong>an</strong>ungsverständnisbesitzt, auch die Freien Träger frühzeitig mit einbezogenwerden. Von solchen gemeinsamen Pl<strong>an</strong>ungsworkshops von OrtsteilteammitarbeiterInnen<strong>und</strong> Leitungskräften (<strong>und</strong>/o<strong>der</strong> MitarbeiterInnen ) <strong>der</strong> FreienTräger haben wir jedoch nichts gehört.C) Auch für die verschiedenen Abteilungen/Leistungsgruppen des Jugendamtes war<strong>der</strong> Anspruch eine Zusammenarbeit in sozialräumlichen Zusammenhängen zuleisten, sicher zum Teil neu <strong>und</strong> verl<strong>an</strong>gte die Überwindung einer gewissenResortmentalität. Zu diesem Zweck wurden ja zum Teil auch beträchtlicheUmorg<strong>an</strong>isationsprozesse eingeleitet (z.B. wurde die JGH mit in dieOrtsteilteamarbeit einzubezogen). Von den „Freuden <strong>und</strong> Mühen“ dieserinneramtlichen Neuorientierung erfährt m<strong>an</strong> aus den Interviews wenig.D) Sich von Seiten <strong>der</strong> Jugendhilfe externe Kooperationspartner aufzuschließen,gehört mit zu den zentralen Gesichtspunkten <strong>der</strong> Sozialraumorientierung. Mitwachsenden Außenkontakten <strong>und</strong> <strong>der</strong> Nutzung „externer Ressourcen“ könntenaber auch wachsende Wünsche <strong>und</strong> Ansprüche dieser externen Kooperationspartner<strong>an</strong> das Jugendamt her<strong>an</strong>getragen werden <strong>und</strong> dieses in Einzelfall auchüberfor<strong>der</strong>n o<strong>der</strong> zu als von Außen als „unkooperativ“ erlebter Abgrenzungnötigen.Es ist gut möglich, dass diese von uns als „heiße Eisen“ vermuteten Zusammenhänge– zumindest moment<strong>an</strong> – keine Praxisrelev<strong>an</strong>z besitzen. Es ist aber auchmöglich, dass sie im Rahmen <strong>der</strong> Großgruppen-Interviews o<strong>der</strong> <strong>an</strong>gesichts <strong>der</strong>begrenzten Zeit dort nicht thematisiert werden konnten.Als letzter Gesichtspunkt soll erwähnt werden, dass ein engeres Zusammenrückenzwischen Öffentlichem <strong>und</strong> Freiem Träger neben sehr vielen Vorteilen, zweifellosauch für die KlientInnen selbst, den Nachteil haben k<strong>an</strong>n, dass sich die entsprechendenMitarbeiterInnen zu gut kennen <strong>und</strong> von den KlientInnen als „Einheitsfront“ wahrgenommenwerden können bzw. sich auch in <strong>der</strong> Verkennung von legitimen Interessen<strong>der</strong> KlientInnen zu gut ergänzen könnten. Diesem Risiko k<strong>an</strong>n allerdings durchein niedrigschwellig <strong>an</strong>gesetztes <strong>und</strong> gut funktionierendes Beschwerdem<strong>an</strong>agementhalbwegs vorgebeugt werden.Insgesamt betrachtet liegen nach Eindruck <strong>der</strong> MitarbeiterInnen im Bereich <strong>der</strong> Kooperationsbeziehungenzwischen Öffentlichen <strong>und</strong> Freien Trägern die einhelligsten<strong>und</strong> als größten eingeschätzten Gewinne <strong>der</strong> bisherigen Entwicklung <strong>der</strong>Sozialraumorientierung.5.2 Einschätzungen zu den sozialpädagogischen Methoden <strong>und</strong> <strong>der</strong>enfachgerechter AnwendungZentrale Gegenstände in den 2004 <strong>und</strong> 2005 durchgeführten Weiterbildungen waren:- Methoden zur Erk<strong>und</strong>ung des Willens von potentiellen Klienten,69


- Methoden zum Aufspüren von Ressourcen in <strong>der</strong> Familie o<strong>der</strong> dem Umfeld <strong>der</strong>Klienten,- Methoden <strong>der</strong> schrittweisen Zielentwicklung <strong>und</strong> konkretern Zielformulierung sowie- Methoden <strong>der</strong> Kollegialen <strong>Beratung</strong> inklusive <strong>der</strong> Technik <strong>der</strong> „Aufmerksamkeitsrichtungsorientierung“.Was die Einschätzung zur Vermittlung <strong>und</strong> Anwendung <strong>der</strong> gelernten Methoden<strong>an</strong>geht, zieht sich ein Riss durch die Kiezteams: Während sich vier Kiezteams insgesamtpositiv o<strong>der</strong> zumindest eher positiv (siehe Lichtenrade Ost) über die in <strong>der</strong>Weiterbildung vermittelten Methoden äußern, stehen bei den beiden FriedenauerTeams Skepsis bis Ablehnung im Vor<strong>der</strong>gr<strong>und</strong>.Die Wertschätzung <strong>der</strong> Methoden durch die Lichtenra<strong>der</strong> <strong>und</strong> Tempelhofer Kiezteamsbezieht sich vor allem auf die Komplexe:- Falleing<strong>an</strong>gsphase, Erk<strong>und</strong>ung des Willens, Aufspüren von Ressourcen, dieintensiver betrieben würden- Zielformulierungen, die konkreter, h<strong>an</strong>dlungsbezogener geworden seien- Kollegiale Fallberatung, die intensiver <strong>und</strong> fruchtbarer geworden seiKritikpunkte beziehen sich bei den vier eher „positiv gestimmten“ Kiezteams auf dieGrenzen, auf welche die vermittelten Methoden z. B. im Zusammenh<strong>an</strong>g mit Kin<strong>der</strong>schutzfällenstoßen, bei denen <strong>der</strong> „Wille <strong>der</strong> Eltern“ relativiert werden o<strong>der</strong> m<strong>an</strong> garin diesen eingreifen müsse. Einen <strong>an</strong><strong>der</strong>en Punkt betrifft die Umsetzung des in <strong>der</strong>Fortbildung gelernten: in den zufriedenen Teams geht m<strong>an</strong> davon aus, dass m<strong>an</strong> dieMethoden nicht „dogmatisch“ <strong>an</strong>wenden müsse, son<strong>der</strong>n dass bestimmte Adaptionsprozessein <strong>der</strong> Alltagspraxis möglich <strong>und</strong> sogar gewünscht seien.Eine <strong>an</strong><strong>der</strong>e Kritik betrifft den Anspruch <strong>an</strong> die Klienten ihren Willen formulieren zukönnen (siehe unten).Der Großteil <strong>der</strong> Kritik <strong>der</strong> beiden Friedenauer Kiezteams bezieht sich auf vierPunkte:- Das Ausdrücken <strong>und</strong> Offenlegen des Willens <strong>der</strong> Betroffenen bzw. ihrer Wünsche<strong>und</strong> Ziele stelle häufig eine Überfor<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Klienten dar, da sie vom Ideal desmündigen <strong>und</strong> verbal kompetenten Bürgers ausgehe (dieser Punkt wurde auchim Kiezteam Lichtenrade Ost formuliert). Eine professionelle Erk<strong>und</strong>ung sei nurim Rahmen einer mittelfristigen <strong>Beratung</strong>s- bzw. Beziehungsarbeit möglich, dadie Klienten in hohem Maße gegenüber den Hilfs<strong>an</strong>geboten des Jugendamtesambivalent eingestellt seien. Deshalb äußerten sie auf Anfrage von außen immernur bestimmte Ausschnitte bzw. Teil-Willen, auf die sie von den Helfern d<strong>an</strong>nhäufig zu früh festgelegt würden. Diese früh geäußerten Willensbek<strong>und</strong>ungen,wären noch keine hinreichende Basis für einen Hilfepl<strong>an</strong>, sie könnten sich sehrrasch wie<strong>der</strong> verän<strong>der</strong>n. Häufig spüre m<strong>an</strong> <strong>an</strong> nonverbalen Kommunikationeno<strong>der</strong> atmosphärischen Umständen, dass es jede Menge Ungesagtes gäbe, dasaber erst nach einiger Zeit zum Vorschein käme. Vor allem bei skeptischen o<strong>der</strong>gar abwehrenden Eltern würde m<strong>an</strong> später im Prozess häufig g<strong>an</strong>z <strong>an</strong><strong>der</strong>eWillensäußerungen hören, hätte aber nach den ersten Willensäußerungen garkeinen Auftrag bei ihnen bekommen.- Eine zusätzliche Pointierung erfährt diese Kritik hinsichtlich <strong>der</strong> schichtabhängigenSprachfähigkeit <strong>der</strong> potentiellen KlientInnen: weil Mittelschichtseltern eher70


ational prüfen, was das Jugendamt im Angebot hat <strong>und</strong> sich gut ausdrückenbzw. besser strategisch verhalten könnten, würden sie bei <strong>der</strong> ausschließlichenOrientierung am ausgesprochenen Willen bevorzugt „bedient“. Von <strong>der</strong> Entwicklungwäre zu befürchten, dass Unterschichtseltern, die aufgr<strong>und</strong> von Ambivalenzen<strong>und</strong> ungeklärten Emotionen weniger klar denken o<strong>der</strong> sich weniger klar auszudrückenvermögen, im Wettbewerb um die weniger werdenden Hilfe unterliegen.- Eine mit <strong>der</strong> Willenserk<strong>und</strong>ung zusammenhängende Kritik richtet sich auf dasTempo <strong>der</strong> Zielformulierung. Gerade was die H<strong>an</strong>dlungsziele betrifft, würdendiese oft zu früh im Prozess festgelegt <strong>und</strong> damit die Arbeit mit den Klienten zufrüh in eine g<strong>an</strong>z bestimmte Richtung gezwängt, die sich nach ein paar Wochen<strong>der</strong> Zusammenarbeit als falsch o<strong>der</strong> zumindest ergänzungsbedürftig herausstelle.- Speziell die Technik <strong>der</strong> Aufmerksamkeitsrichtungsorientierung scheint mehrerenMitarbeiterInnen als nicht hilfreich. Bei dieser sehr speziellen Methode mussoffen bleiben, ob sie „falsch“ beigebracht wurde o<strong>der</strong> ob die Teams dabei entmutigtwurden, eigene fachlich nachvollziehbare Anpassungen <strong>der</strong> ursprünglichenMethode zu vollziehen. Insgesamt herrscht <strong>der</strong> Eindruck, dass das großeWissen <strong>und</strong> die hohe Methodenkompetenz, welche zahlreiche MitarbeiterInnenüber eigene Fort- <strong>und</strong> Weiterbildungen erworben hatten, im Rahmen <strong>der</strong> Fortbildungsreihe(konzeptionell) viel zu wenig berücksichtigt bzw. eingebracht werdenkonnten. Hier wurden nach Eindruck <strong>der</strong> MitarbeiterInnen vorh<strong>an</strong>dene Ressourcenviel zu wenig genutzt <strong>und</strong> fremden „Propheten“ viel zu viel Einfluss eingeräumt.Eine zusätzliche Kritik bezieht sich auf die Unterscheidung von „Leistungs-, Grau<strong>und</strong>Gefährdungsbereich“ im Hinblick auf Kin<strong>der</strong>schutz. Über die auch von einem<strong>an</strong><strong>der</strong>en Team geäußerte Kritik hinaus (siehe oben), geht <strong>der</strong> Ged<strong>an</strong>ke, dass mindestensdie Hälfte aller ins Kiezteam eingebrachten Fälle, dem Grau- o<strong>der</strong> Gefährdungsbereichzuzuordnen sind <strong>und</strong> diese einen sehr viel breiteren Raum in den Fortbildungenbzw. den dort vermittelten Methoden erhalten müssten.Ob die Unterschiede in <strong>der</strong> Beurteilung <strong>der</strong> Methoden(-Qualifizierung) sich eherdurch die Art <strong>der</strong> Vermittlung durch die Fortbildner erklären lassen (<strong>an</strong><strong>der</strong>e Fortbildner:ISSAB - Glienicke, geübtere Fortbildner bei den zufriedenen Teams) o<strong>der</strong> aufinnergruppale Dynamiken, im Verlauf <strong>der</strong>er die Fortbildungsinhalte zum Kristallisationspunktdiffuser Ängste <strong>und</strong> Abwehrhaltungen gegenüber dem Konzept Sozialraumorientierungwurden, muss <strong>an</strong> dieser Stelle offen bleiben. Immerhin stehen dieFriedenauer Kiezteams dem gesamten Konzept bzw. seiner konkreten Umsetzung inTempelhof-Schöneberg deutlich skeptischer gegenüber.Interess<strong>an</strong>t ist <strong>der</strong> sozialräumliche Aspekt des Risses: Er trennt Friedenau von den<strong>an</strong><strong>der</strong>en Kiezteams; wenn m<strong>an</strong> von einer größeren Nähe <strong>der</strong> beiden FriedenauerKiezteams ausgeht, d<strong>an</strong>n könnte sich hier ein weiterer Verfestigungsprozess <strong>der</strong> <strong>an</strong>fänglichenSkepsis qua selektiver Kommunikation ereignet haben. Interess<strong>an</strong>t wärezu beobachten, ob ein inneramtlicher Austausch bezogen auf Methodenfragen zwischeng<strong>an</strong>z unterschiedlichen Kiezteams Bewegung in die Fronten bringen k<strong>an</strong>n(o<strong>der</strong> inzwischen schon gebracht hat; die hier dargestellte Stimmung bezieht sich jaauf den Sommer 2005).71


5.3 Stellenwert fallübergreifen<strong>der</strong> <strong>und</strong> fallunspezifischer ArbeitFragen nach Überlegungen zu bzw. bereits eingespielten Praxen bezogen auf fallübergreifende<strong>und</strong> fallunspezifische Arbeits<strong>an</strong>sätzen wurden sowohl <strong>an</strong> die Kiezteamsals auch die Ortsteilteams gerichtet. In die Matrices haben wir diesen Komplexjedoch nur bei den Ortsteilteams aufgenommen, da wir diese für fe<strong>der</strong>führend bei <strong>der</strong>Erstellung von Konzeptionen bzw. <strong>der</strong> Festlegung <strong>der</strong> damit verb<strong>und</strong>enen Zeit- bzw.Fin<strong>an</strong>zbudgets halten.Erste Diskussionen über fallübergreifende <strong>und</strong> fallunspezifische Arbeits<strong>an</strong>sätzehaben in allen sechs befragten Kiezteams stattgef<strong>und</strong>en. Bei diesen Arbeits<strong>an</strong>sätzen,welche die fallspezifischen Tätigkeiten ergänzen, fl<strong>an</strong>kieren <strong>und</strong> l<strong>an</strong>gfristig bereichernsollen, h<strong>an</strong>delt es sich um ein Konzeptelement <strong>der</strong> Sozialraumorientierung,das den MitarbeiterInnen unmittelbar einleuchtet <strong>und</strong> zu dessen Umsetzung siegerne bereit sind bzw. wären. Erste konkrete Umsetzungen haben bereits stattgef<strong>und</strong>enwie z. B. die Einrichtung einer Ressourcendatei (siehe Tempelhof Kiezteam2) o<strong>der</strong> die regelmäßige Thematisierung als Punkt bei den Kiezteambesprechungen.Alle Kiezteams weisen darauf hin, dass zu diesem Themenkomplex noch eine Fortbildungaussteht (St<strong>an</strong>d Sommer 2005), (die inzwischen stattgef<strong>und</strong>en haben wird).Aus dem Fehlen dieser Fortbildung erklären sich wohl auch begriffliche Unschärfen,die zu einer Vermischung o<strong>der</strong> Verwechslung <strong>der</strong> Begriffe „fallübergreifend“ bzw.„fallunspezifisch“ führen, wie sie aus m<strong>an</strong>chen Interviewpassagen herausgelesenwerden können.Angesichts <strong>der</strong> hohen Arbeitsbelastung insbeson<strong>der</strong>e im Einzelfallbereich wird aberebenso deutlich, dass die MitarbeiterInnen sich fragen, wie sie die weiteren Ansprüche,die mit diesen Arbeits<strong>an</strong>sätzen verb<strong>und</strong>en sind, realisieren sollen. Nebenbei, so<strong>der</strong> Konsens, k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> das nicht (auch noch) erledigen. Über Zeit- bzw. Fin<strong>an</strong>zbudgetszur Umsetzung dieser Arbeitsbereiche wurde nach Aussage <strong>der</strong> MitarbeiterInnenbisher noch nicht gesprochen. Genaue Definitionen <strong>der</strong> von <strong>der</strong> Leitung gewünschten,von den RSD-MitarbeiterInnen in die fallunspezifische Arbeit zu investierendenZeit-Kontingente bzw. <strong>der</strong> Höhe konkreter Geldsummen, die dafür für dieFreien Träger zu Verfügung gestellt werden, stehen noch aus.Auch die Ortsteilteams befinden sich im Hinblick auf „fallübergreifende“ <strong>und</strong> „fallunspezifische“Arbeits<strong>an</strong>sätze noch in einer Orientierungsphase. Auch hier erwarten dieMitarbeiterInnen von den ausstehenden Fortbildungen zu diesem ThemenkomplexAnregungen <strong>und</strong> Strukturierungsvorschläge. Erste konkrete Operationalisierungenwerden aus Tempelhof berichtet (Kiezatlas, Ressourcendatei).Es deutet sich <strong>an</strong>, dass es zwischen den Kiezteams <strong>und</strong> den Ortsteilteams zuAufgabenüberschneidungen o<strong>der</strong> Kompetenzunklarheiten bezogen auf dieseArbeitsfel<strong>der</strong> kommen könnte:Einerseits stellen die „fallübergreifenden“ <strong>und</strong> „fallunspezifischen“ Arbeits<strong>an</strong>sätze originäreAufgaben <strong>der</strong> Frontline-Worker des RSD <strong>und</strong> <strong>der</strong> Freien Träger da, <strong>an</strong><strong>der</strong>seitsbedürfe diese Tätigkeiten eines klar definierten Rahmens <strong>und</strong> einer Begleitung durchLeitung <strong>und</strong> die für infrastrukturelle <strong>und</strong> org<strong>an</strong>isatorische Fragen zuständigen Ortsteilteams.Insofern k<strong>an</strong>n die Verfolgung dieser Ansätze we<strong>der</strong> in praktischer noch inkonzeptioneller Hinsicht, we<strong>der</strong> nur <strong>an</strong> die Ortsteilteams noch nur <strong>an</strong> die Kiezteamsgeb<strong>und</strong>en werden. Ebenso klar ist, dass die RSD-MitarbeiterInnen gerade für projektartigeErk<strong>und</strong>ungen <strong>und</strong> einmalige Aktionen im Bereich „fallunspezifische Arbeit“72


häufig ungeeignet, weil zu eingeb<strong>und</strong>en sein dürften. An<strong>der</strong>erseits darf das kostbareWissen um Sozialraumressourcen <strong>und</strong> die entsprechenden Zugänge zu diesen nichtnur von den Freien Trägern geschaffen <strong>und</strong> verwaltet werden. Hier bedarf es in Zukunftklarer Absprachen, sowohl zwischen Ortsteil-Teams <strong>und</strong> Kiez-Teams wie auchzwischen Öffentlichem <strong>und</strong> Freien Trägern.5.4 Einschätzungen zu den bisher erreichten Qualitäten durch die SozialraumorientierungWas den St<strong>an</strong>d des bisher Erreichten <strong>an</strong>geht, unterscheiden sich die Einschätzungenin <strong>der</strong> Fokussierung auf unterschiedliche Ebenen. Die drei Ortsteilteams benennenüberwiegend org<strong>an</strong>isatorisch-strukturelle Elemente wie Verbesserung <strong>der</strong>Jugendhilfe-Infrastruktur (Lichtenrade), Entwicklung niedrigschwelliger Angeboteunterhalb <strong>der</strong> Schwelle HzE, bessere Zusammenarbeit <strong>der</strong> jugendamtsinternenFachabteilungen, intensiveres Kennen lernen <strong>und</strong> verstärkte Zusammenarbeit mitexternen Kooperationspartnern.Die Kiezteams stellen dagegen stärker die methodischen <strong>und</strong> auf den Einzelfall bezogeneGewinne in den Mittelpunkt ihrer Überlegungen. Gen<strong>an</strong>nt werden „Kollegiale<strong>Beratung</strong> als Qualitätssicherung“, „intensivere Falleing<strong>an</strong>gsphase“, „trennschärfereZielformulierungen“, klarere Berücksichtigung des Willens <strong>und</strong> <strong>der</strong> familieneigenenbzw. umfeldbezogenen Ressourcen.Von den beiden Kiezteams aus Friedenau wird neben <strong>der</strong> Verbesserung <strong>der</strong> Kooperationsbeziehungenzwischen Öffentlichen <strong>und</strong> Freien Trägern die Möglichkeit des„Son<strong>der</strong>einsatzes Kiezteam“ als eine innovative, niedrigschwellige, flexible, unbürokratische<strong>und</strong> damit zeitnahe Form <strong>der</strong> Krisenintervention bzw. des Clearings hervorgehoben.Die oben <strong>an</strong>gesprochene Unterscheidung drückt eine deutliche Tendenz aus, istaber nicht absolut zu setzen: So bil<strong>an</strong>ziert das Ortsteilteam Friedenau die stärkereEinbeziehung <strong>der</strong> räumlichen Dimensionen in die Fallarbeit, o<strong>der</strong> hebt das KiezteamLichtenrade-West die Verbesserung <strong>der</strong> Angebotsstruktur im Kiez hervor o<strong>der</strong> dasKiezteam 2 Tempelhof die Etablierung passgenauerer Hilfen durch die Etablierungdes Schwerpunktträgers.Aus <strong>der</strong> Perspektive Außenstehen<strong>der</strong> war für uns überraschend wie wenig bei <strong>der</strong>positiven Bil<strong>an</strong>zierung die Möglichkeit innovative, kreative Hilfeideen, umzusetzen,die deutlich vom K<strong>an</strong>on <strong>der</strong> etablierten Hilfen abweichen (sog. „Maß<strong>an</strong>züge“), eineRolle spielt. Nach den Beobachtungen <strong>der</strong> Neuorg<strong>an</strong>isierungsprozesse in Stuttgartzu schließen, f<strong>an</strong>d die Befreiung aus dem Korsett <strong>der</strong> versäulten Hilfen, dort auch aufMitarbeiterInnen-Ebene, einen sehr viel größeren Beifall (siehe aber auch 5.5, diepositiven Beispiele). Eventuell sind die Fin<strong>an</strong>zierungsvorgaben in Tempelhof-Schöneberg noch nicht flexibel genug <strong>an</strong>gelegt o<strong>der</strong> werden die MitarbeiterInnennoch nicht stark genug ermutigt, ungewöhnliche bzw. quer zu den Paragraphen 29 -35 KJHG liegende Hilfenformen zu entwickeln.Insgesamt scheint es, dass alle drei Ortsteilteams <strong>und</strong> vier Kiezteams sich auf denProzess <strong>der</strong> Sozialraumorientierung eingelassen haben, im vollen Bewusstsein, dasses sich dabei um einen längerfristig <strong>an</strong>gelegten Prozess, mit noch etlichen zu bewältigendenAufgaben in praktischer <strong>und</strong> org<strong>an</strong>isatorischer Hinsicht h<strong>an</strong>delt. Insgesamt73


wird <strong>der</strong> Prozess bisher als positiv bil<strong>an</strong>ziert, auch wenn es bezogen auf die Zukunfterhebliche Sorgen zu verzeichnen gilt. Auch die beiden Friedenauer Teams stehendem Konzept Sozialraumorientierung zunächst offen <strong>und</strong> positiv gegenüber; siehaben allerdings einige Kritik <strong>an</strong> <strong>der</strong> bisherigen Umsetzung, in die sie sich zu wenigeinbezogen sahen („von oben runter“) bzw. <strong>an</strong> den (fin<strong>an</strong>ziellen) Rahmenbedingungen<strong>der</strong> Umsetzung, die sie für unzureichend bezogen auf ein Vorhaben dieserGrößenordnung halten. Diese Vorbehalte gelten für die MitarbeiterInnen <strong>der</strong> Freienebenso wie die des Öffentlichen Trägers, auch wenn sich die existenzielle Situation<strong>der</strong> Freien Träger prekärer darstellen wird als die <strong>der</strong> relativ abgesicherten MitarbeiterInnendes Amtes. Aus <strong>an</strong><strong>der</strong>en Quellen als den Interviews wissen wir beispielsweise,dass einige Schwerpunktträger-MitarbeiterInnen beispielsweise auf einen Teilihres Gehaltes verzichten, um sich den hohen Aufw<strong>an</strong>d <strong>der</strong> gleichzeitigen Präsenzvon drei o<strong>der</strong> vier MitarbeiterInnen leisten zu können. Auf Dauer k<strong>an</strong>n es nicht <strong>an</strong>gehen,dass die MitarbeiterInnen <strong>der</strong> Freien Träger bezogen auf die Sozialraumorientierung„aus eigener Tasche draufzahlen“ müssen.5.5 Beispiele innovativer Praxis im Zusammenh<strong>an</strong>g mit SozialraumorientierungBeispiele gelingen<strong>der</strong> Umsetzung des Sozialraumorientierungskonzeptes werdenaus vier Kiezteams bzw. drei Ortsteilteam berichtet. Etliche bewegen sich auf <strong>der</strong>Einzelfallebene, die auch im Konzept Sozialraumorientierung eine hohe Bedeutungbehält. Aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> knappen Informationen, die sie umrahmen, sind sie fürAußenstehende allerdings nur teilweise nachzuvollziehen bzw. müssten erst in einer<strong>an</strong><strong>der</strong>en Form aufbereitet werden. Wichtig <strong>an</strong> ihnen ist jedoch, dass das Kiezteamsie als möglich „abgespeichert“ hat. An<strong>der</strong>e Beispiele betreffen einzelne, „neuentdeckte“ (Helfer-)Personen wie den „gest<strong>an</strong>denen Fußballtrainer“, <strong>der</strong> auch mitverhaltensauffälligen, bis zu sechzehn Jahre alten Jugendlichen gut klar kommt(Friedenau).Wie<strong>der</strong> <strong>an</strong><strong>der</strong>e Beispiele berühren hingegen dezidiert sozialräumlich <strong>und</strong>/o<strong>der</strong>strukturelle Momente <strong>der</strong> Sozialen Arbeit. Sie hören sich auch für Außenstehendebeeindruckend <strong>und</strong> vielversprechend <strong>an</strong>:- In Tempelhof wurde <strong>der</strong> St<strong>an</strong>dort eines <strong>Beratung</strong>s<strong>an</strong>gebotes für türkische Mütterverlegt. Der vorige St<strong>an</strong>dort wurde aufgegeben, ein neuer St<strong>an</strong>dort mitten ineinem Kiez, in dem viele türkische Migr<strong>an</strong>tenfamilien leben gezielt gesucht <strong>und</strong>gef<strong>und</strong>en. Das <strong>Beratung</strong>s<strong>an</strong>gebot wird dort sehr viel besser <strong>an</strong>genommen alsvorher.- Ebenfalls aus Tempelhof wird von einem neuen niedrigschwelligen Projekt <strong>der</strong>Elternbildung berichtet, das direkt in <strong>der</strong> Kita <strong>an</strong>gesiedelt wurde <strong>und</strong> am AbendElternkurse <strong>an</strong>bietet. Auch dieses Angebot wurde gut <strong>an</strong>genommen, während<strong>an</strong><strong>der</strong>e Angebote vorher ohne Reson<strong>an</strong>z blieben.- In enger Zusammenarbeit mit <strong>der</strong> Wohnungsbaugesellschaft konnte <strong>der</strong> St<strong>an</strong>dorteiner Schule <strong>und</strong> einer Kita erhalten bleiben. Ansonsten wäre für diesen Kiezauch die ortsnahe Hortbetreuung weggefallen (Tempelhof). In diesen Prozeßwurde das Jugendamt zwar von außen involviert, hat aber sofort erk<strong>an</strong>nt, dass essich hier um einen originären Sozialraum-Gesichtspunkt h<strong>an</strong>delt <strong>und</strong> deswegensofort alles nötigen Zeitressourcen zu Verfügung gestellt, um diesen Prozeß imSinne des Jugendamtes zu unterstüzten.- In Lichtenrade wurde ein Konfliktschlichtungsprojekt für typische pubertäre o<strong>der</strong>spätpubertäre Familienkonflikte entwickelt. Vorher seinen etliche <strong>der</strong>74


Jugendlichen in eskalierten Streitsituationen von zu Hause weggelaufen <strong>und</strong>hätten gehofft über das Jugendamt „Betreutes Wohnen“ o<strong>der</strong> eineJugendwohngemeinschaft <strong>an</strong>geboten zu bekommen. Heute hat m<strong>an</strong> mit <strong>der</strong>Familienstreitschlichtung ein sehr kurzfristig einzusetzendes, niedrigschwelligesAngebot, das ohne Antrag zugänglich ist <strong>und</strong> nach Eindruck <strong>der</strong> MitarbeiterInnenerfolgreich arbeite.- In Lichtenrade Ost wurde vom Schwerpunktträger ein Elternfrühstück entwickelt,mit dem Ziel vor allem alleinerziehende Mütter, aber auch <strong>an</strong><strong>der</strong>e Klienten ausbenachteiligten Lebensverhältnissen, <strong>an</strong>zusprechen. Dieses niedrigschwelligeAngebot würde gut genutzt, es hätten sich auch schon Fre<strong>und</strong>schaften <strong>und</strong>gegenseitige Unterstützungen daraus entwickelt. Einige Besucherinnen musstenso nicht zu „Fällen“ ambul<strong>an</strong>ter Hilfe werden.- In Tempelhof wurde für jede Gr<strong>und</strong>schule ein persönlicher Ansprechpartner imRegionalen Sozialen Dienst gef<strong>und</strong>en, so dass die LehrerInnen nun nicht mehrherausfinden müssen, wer zuständig ist, son<strong>der</strong>n sich zunächst mal <strong>an</strong> eine bek<strong>an</strong>ntePerson wenden können, die d<strong>an</strong>n gegebenenfalls weiter vermittelt. Dieser„Service“ verbessert das Klima zwischen Schule <strong>und</strong> Jugendamt erheblich(Tempelhof).Nach unserem Eindruck wäre es hilfreich, die Kiezteams <strong>und</strong> die Ortsteilteams einmalim Jahr aufzufor<strong>der</strong>n, ihre ein bis drei Lieblingsbeispiele für innovatives Arbeitenim Sozialraum schriftlich zu fixieren. Diese sollten gesammelt, redaktionell überarbeitet<strong>und</strong> <strong>an</strong>schließend allen Teams zugänglich gemacht werden. Das wäre ein Arbeit,die sicher auch im Zusammenarbeit mit Fachhochschulen für Soziale Arbeit o<strong>der</strong> imRahmen einer Diplomarbeit (beinahe) kostenneutral zu bewerkstelligen wäre.5.6 Hin<strong>der</strong>nisse auf dem Weg einer adäquaten Umsetzung des SozialraumorientierungskonzeptesHin<strong>der</strong>nisse auf dem Weg zur Umsetzung des Sozialraumorientierungskonzepteswerden von allen Teams mit großer Klarheit <strong>und</strong> Dringlichkeit <strong>an</strong>gesprochen.Auf Jugendamtsseite wird das größte Hin<strong>der</strong>nis im Stellenabbau gesehen (wobei <strong>der</strong>zu letzt <strong>an</strong>gekündigte im Sommer 2005 zum Zeitpunkt <strong>der</strong> Interviews noch nicht bek<strong>an</strong>nto<strong>der</strong> abzusehen war) bzw. in den fehlenden zeitlichen Ressourcen für die Umsetzung<strong>der</strong> <strong>an</strong>fallenden Arbeit. Nach dem Eindruck <strong>der</strong> meisten MitarbeiterInnen sowohlin den Ortsteil- wie auch den Kiezteams kommen sie <strong>der</strong> „vielen Arbeit“ d. h.den zu hohen Fallzahlen nicht mehr hinterher. Der neue Ansatz hat nach Eindrucketlicher MitarbeiterInnen auch zu einer erheblichen Erhöhung des bürokratischenAufw<strong>an</strong>des bzw. Ausdehnung <strong>der</strong> zu dokumentierenden Arbeitsprozesse geführt.Erschöpfungszustände bahnen sich nach Beobachtung einiger MitarbeiterInnen bei<strong>der</strong> eigenen o<strong>der</strong> <strong>an</strong><strong>der</strong>en Personen <strong>an</strong>. Stellvertretend für viele MitarbeiterInnendürfte <strong>der</strong> Kollege stehen, <strong>der</strong> sagt:„Die Menschen, die hier im Modellbezirk Tempelhof-Schönberg mit g<strong>an</strong>z viel Engagement<strong>und</strong> viel Motivation etwas Neues mit auf den Weg bringen wollen, <strong>der</strong>enMotivation hat in den letzten Wochen einen erheblichen Dämpfer erfahren <strong>an</strong>gesichts<strong>der</strong> Personalsituation, die auf uns zukommen soll (…).so k<strong>an</strong>n das (Projekt M.S.)nicht gelingen, nein bei allem Engagement <strong>und</strong> Motivation, die wir aufgebracht haben<strong>und</strong> eigentlich auch aufbringen wollen“ (Zeile 1359 - 1365).75


Einsparungspotentiale werden lediglich im Kiezteam gesehen, wo nicht alle Verlängerungenausführlich beraten werden müssten, <strong>und</strong> so mehr Zeit für z. B. fallunspezifischesArbeiten entstehen könnte.Das bisher als noch fehlend erlebte Engagement im Bereich „fallübergreifen<strong>der</strong>“ <strong>und</strong>„fallunspezifischer“ Arbeit, stellt ebenfalls für viele MitarbeiterInnen ein Hin<strong>der</strong>nis aufdem Weg einer „wirklichen“ Sozialraumorientierung dar. Allerdings sei m<strong>an</strong> <strong>an</strong>gesichts<strong>der</strong> moment<strong>an</strong>en Arbeitsbelastung mehr als unsicher, wer das w<strong>an</strong>n leistenkönne.Für die MitarbeiterInnen <strong>der</strong> Freien Träger stellen die fehlenden fin<strong>an</strong>ziellen Absicherungeneine große Hürde dar. Vor allem von den Friedenauer Kiezteams wird dasSteuerungsmittel des „Sozialraumbudgets“ eingeklagt. Dieses sollte einerseits einenbestimmten Sockelbetrag für die Arbeit <strong>an</strong> konkreten Fällen beinhalten, <strong>der</strong> vomTräger im Einzelfall relativ autonom flexibel geh<strong>an</strong>dhabt werden können soll, <strong>an</strong><strong>der</strong>erseitsaber auch fallvermeidende, präventive <strong>und</strong> fallunspezifische Aktivitätenfin<strong>an</strong>zieren.Über das Gesagte hinaus geht <strong>der</strong> Hinweis, dass Jugendhilfe alleine kaum in <strong>der</strong>Lage ist, das Konzept Sozialraumorientierung umzusetzen („(…) bestenfalls zu 30 %(...)“), son<strong>der</strong>n dazu dringend auf die Mitwirkung <strong>an</strong><strong>der</strong>er kommunaler Org<strong>an</strong>e <strong>an</strong>gewiesensei wie z. B. Wohnungsverwaltung, Sozialamt, Agentur für Arbeit, Verkehrsbzw.Stadtentwicklungsamt etc.Diese Ideen sollten nach Meinung einiger MitarbeiterInnen in ein die Jugendamtsaktivitätenergänzendes Konzept von Quartiersm<strong>an</strong>gement (o<strong>der</strong> ähnlicher Arbeits<strong>an</strong>sätze)münden, um mit Hilfe gezielter Maßnahmen strukturelle Verbesserungeno<strong>der</strong> Aufwertungen bestimmter Kieze zu erreichen.Ein <strong>an</strong><strong>der</strong>er Hin<strong>der</strong>ungsgr<strong>und</strong> wird eher in <strong>der</strong> fehlenden Unterstützung durch dieJugendhilfepl<strong>an</strong>ung gesehen. Zwei Kiezteams <strong>und</strong> ein Ortsteam bemängeln, dass eszu wenig Informationen aus kleinräumigen Jugendhilfestudien gäbe, auf die sie aberdringend zur mittelfristigen Angebotspl<strong>an</strong>ung <strong>an</strong>gewiesen wären. Sie selbst verfügtennicht über das entsprechende Methoden-Know-How, wären aber gerne bereit sichdarin (von den Jugendhilfepl<strong>an</strong>erInnen) schulen zu lassen o<strong>der</strong> diesen zuzuarbeiten.Ob die Jugendhilfepl<strong>an</strong>ung über das nötige Methoden-Know-How in „kleinräumigerJugendhilfepl<strong>an</strong>ung“ verfügt bzw. ob dieses bei seiner Anwendung nicht wie<strong>der</strong> soarbeitsaufwendig, dass es ohne die tatkräftige Unterstützung <strong>der</strong> RSD-MitarbeiterInnen nicht umzusetzen wäre, muss <strong>an</strong> dieser Stelle offen bleiben. Sehrwahrscheinlich wird m<strong>an</strong> für etliche Bedarfserhebungsprojekte auf externeRessourcen <strong>an</strong>gewiesen sein <strong>und</strong> bleiben (u.a. die Fachhochschulen).Trotz einiger Kritik aus den Kiezteams in Friedenau <strong>an</strong> <strong>der</strong> Art <strong>und</strong> Weise <strong>der</strong> Realisierungdes Sozialraumorientierungs<strong>an</strong>satzes (zu stark „top down“, mit zu wenig Berücksichtigung<strong>der</strong> Ideen <strong>der</strong> Mitarbeiterschaft), bleibt die Leitungsebene von konkreterKritik weitgehend ausgespart. Das ist für uns Außenstehende bei einem Projekt insolcher Größenordnung durchaus bemerkenswert. Es scheint den Leitungsebenenalso durchaus gelungen zu sein, in Kontakt mit den MitarbeiterInnen zu kommen <strong>und</strong>zu bleiben <strong>und</strong> sie genügend eng bei <strong>der</strong> bisherigen Umsetzung zu begleiten bzw. zuunterstützen, auch wenn das nicht explizit so geäußert wird.Insgesamt steht bzw. st<strong>an</strong>d das Projekt Sozialraumorientierung in Tempelhof-Schöneberg im Sommer 2005 nach unserem Eindruck <strong>an</strong> einer sensiblen Schwelle:76


etliches ist erreicht worden, erste Erfolge <strong>und</strong> Gewinne sind bil<strong>an</strong>zierbar; gleichzeitigfühlen sich viele MitarbeiterInnen am R<strong>an</strong>d ihrer Kräfte <strong>und</strong> droht ein Kollaps, wasdie weitere Motivation <strong>an</strong>geht. Ob dieser nur Einzelne betrifft o<strong>der</strong> sich stimmungsmäßigauf mehrere Teams durchschlägt, ist nicht abzusehen. Wünschenswert wäre,wenn konkrete Entlastungen von bestimmten Arbeiten <strong>und</strong> Sicherheit in Bezug aufZugehörigkeiten <strong>und</strong> sinnstiftende Aktivitäten in Aussicht gestellt werden könnten.Der Vorwurf <strong>an</strong> die Jugendamtsleitung mit dem neuen fachlich begründeten Ansatzeigentlich g<strong>an</strong>z <strong>an</strong><strong>der</strong>e Zwecke verfolgen zu wollen, nämlich Einsparungen, steht(bzw. st<strong>an</strong>d im Sommer 2005) bei den meisten Kritikern nicht mehr im Vor<strong>der</strong>gr<strong>und</strong>,könnte aber bei weiterer ungünstiger Entwicklung erneut die Diskussion bestimmen.5.7 Fortbildungsrelev<strong>an</strong>te AussagenBei <strong>der</strong> Einordnung <strong>der</strong> Einschätzungen <strong>der</strong> MitarbeiterInnen hinsichtlich <strong>der</strong>Fortbildungen sind einige Hintergründe zu berücksichtigen:A) die Fortbildungen wurden zu einem Zeitpunkt „<strong>an</strong>geordnet“ als etlicheRSD-MitarbeiterInnen dem Gesamtprozeß <strong>der</strong> Sozialraumorientierungnoch skeptisch gegenüber st<strong>an</strong>den. Etliches <strong>an</strong> Unmut <strong>der</strong>MitarbeiterInnen gegenüber unterschiedlichen Hierarchieebenen <strong>der</strong>JA-Leitung artikulierte sich in den Fortbildungen <strong>und</strong> hat dort auch zuSp<strong>an</strong>nungen zwischen FortbildnerInnen <strong>und</strong> TeilnehmerInnen geführt.Ohne l<strong>an</strong>ge <strong>und</strong> gut aufgearbeitete Erfahrungen im Hinblick auf„Zw<strong>an</strong>gs-Fortbildungen“ waren diese Ver<strong>an</strong>staltungen sicher sehr vielschwerer zu „h<strong>an</strong>deln“ als „normale“ d.h. selbst gewählteFortbildungsver<strong>an</strong>staltungen.B) Die „erste Generation“ <strong>der</strong> FortbildnerInnen musste ein fremdesKonzept, das des ISSAB vertreten, ohne selbst erlebt zu haben, dassdieses praxistauglich ist <strong>und</strong> ohne die Praxisformen, auf die sich dieFortbildung bezieht, selbst jahrel<strong>an</strong>g <strong>an</strong>gew<strong>an</strong>dt zu haben. Dass dieszu Unsicherheiten in <strong>der</strong> Vermittlung führt, ist klar. In <strong>der</strong> zweitenGeneration <strong>der</strong> MultiplikatorInnen wurden bereits PraktikerInnen aus<strong>der</strong> ersten Fortbildungswelle als Fortbildner gewonnen. Diese besitzenfür die TeilnehmerInnen erheblich mehr „street-credibilty“, mögen dafüraber von Fortbildungsmethodik weniger verstehen.Wenn m<strong>an</strong> diese Kontextbedingungen bedenkt, relativieren sich einige <strong>der</strong> hierreferierten Einschätzungen <strong>der</strong> RSD-MitarbeiterInnen. Sie verdienen es trotzdemaufmerksam zur Kenntnis genommen zu werden, weil sie in <strong>der</strong> Zwischenzeit vonden Ver<strong>an</strong>twortlichen <strong>der</strong> Fortbildungsstätte Glienicke bereits zur Verbesserung <strong>der</strong>Fortbildungspraxen dienlich gemacht wurden <strong>und</strong> sicherlich auch <strong>an</strong> <strong>an</strong><strong>der</strong>en Orten(Städten) noch weiter genutzt werden können. Einige <strong>der</strong> inhaltlichen Kritikpunktez.B. des Friedenauer Teams bezogen auf die Methoden <strong>und</strong> ihrer Vermittlung (siehe5.2) sollten u.E. unbedingt ernst genommen werden.Wie bereits im Zusammenh<strong>an</strong>g mit den „Methoden“ ausgeführt (siehe 5.2), ergabensich aus den Interviews, ohne dass wir das explizit abgefragt hätten, positive <strong>und</strong>kritische Rückmeldungen zu den Weiterbildungen bzw. Schulungen in bzw. vonGlienicke:77


Deutlich positive Rückmeldungen kommen aus den beiden Kiezteams in Tempelhof.Nach Aussage <strong>der</strong> MitarbeiterInnen haben sich die vermittelten Methoden nach einerZeit <strong>der</strong> Einübung gut etabliert.Die deutlichste Kritik stammt aus von MitarbeiterInnen aus den vier KiezteamsLichtenrade <strong>und</strong> Friedenau.Sie betrifft vor allem die Fortbildner selbst, von denen <strong>der</strong> Eindruck entst<strong>an</strong>d, siestünden selbst nicht h<strong>und</strong>ertprozentig hinter den Inhalten, die sie vertreten sollten/mussten o<strong>der</strong> würden das von ihnen Vermittelte nicht aus eigener Erfahrung kennen<strong>und</strong> es deswegen zu dogmatisch bzw. zu wenig flexibel vertreten. In Friedenauwurde darüber hinaus <strong>an</strong>gesprochen, dass die Schulungen zu wenig <strong>an</strong> die vielenWeiterbildungen <strong>an</strong>gekoppelt hätten, die zahlreiche MitarbeiterInnen zu zum Teilähnlichen Inhalten gemacht hätten. So hätten sich hochqualifizierte MitarbeiterInnenzum Teil wie Anfänger beh<strong>an</strong>delt gefühlt.Eindeutig hilfreich sei dagegen ein Nachmittag mit Herrn Springer vom ISSABgewesen.Bei <strong>der</strong> geäußerten Kritik ist zu beachten, dass kaum ein Fortbildner in <strong>der</strong> Lage ist,methoden-fokussierte <strong>und</strong> dezidiert praxisorientierte Konzepte, die er nicht selbstjahrel<strong>an</strong>g praktisch <strong>an</strong>gew<strong>an</strong>dt hat, fortbildungs-adäquat zu präsentieren. Insofernhatten es die ISSAB-FortbildnerInnen, als Entwickler <strong>und</strong> Praktiker <strong>der</strong> von ihnen vermitteltenMethoden, sehr viel leichter als die Glienicker MitarbeiterInnen, die darinlediglich geschult wurden. Die schnelle Überleitung <strong>der</strong> Fortbildungsaufgaben vonEssen nach Berlin-Glienicke scheint aus Fin<strong>an</strong>zierungsgründen zwingend gewesenzu sein, stellte aber für die Ausführenden zumindest nach den Aussagen <strong>der</strong> Fortgebildetenimmer wie<strong>der</strong> eine Überfor<strong>der</strong>ung dar.Sicher wäre eine Abfrage zu Beginn <strong>der</strong> Schulung, wer denn von den TeilnehmerInnenschon welche Inhalte auf welchen Weiterbildungen genossen hätte, von Vorteil<strong>und</strong> wenn sie nur einem Akt von kollegialer Achtung bzw. Anerkennung entspricht.Auf das als M<strong>an</strong>gel erlebte Fehlen <strong>der</strong> Schulungen zum „fallunspezifischem <strong>und</strong> fallübergreifendenArbeiten“ haben wir hingewiesen. Diese dürften in <strong>der</strong> Zwischenzeitstattgef<strong>und</strong>en haben. Dass m<strong>an</strong> sich trotz einiger Enttäuschungen doch etwas vonweiteren Fortbildungen versprach, spricht für sich. Die inzwischen stattgef<strong>und</strong>enenFortbildungen zum „fallunspezifischen H<strong>an</strong>deln“ wurden nach dem, was wiraußerhalb dieser Evaluation wahrgenommen haben, sehr gelobt. Pl<strong>an</strong>ungstechnischwäre eine zeitlich engere Verzahnung <strong>der</strong> einzelfall- <strong>und</strong> <strong>der</strong> fallunspezifischenFortbildungsteile sicher wünschenswert, wenn auch wegen <strong>der</strong> erheblichen zeitlichenBelastung durch die ohnehin schon vielen Fortbildungstage außer Haus, schwer zurealisieren.Kapitel 6: EmpfehlungenWo immer es uns sinnvoll o<strong>der</strong> nötig erschienen ist, haben wir im bisherigen TextAnregungen formuliert. Die Wichtigsten seien hier noch einmal zusammengetragen.Alle unsere Empfehlungen kr<strong>an</strong>ken dar<strong>an</strong>, dass sie sich auf den Entwicklungsst<strong>an</strong>dim Sommer 2005 beziehen. Etliche Problem<strong>an</strong>zeigen werden sich inzwischen aufgelösthaben, weil sie bereits bearbeitet worden sind. An<strong>der</strong>e mögen durch m<strong>an</strong>gelnde78


Informationen über amtsinterne Vorgänge begründet sein. Die Ver<strong>an</strong>twortlichen werdenwissen, <strong>an</strong> welchen unserer Empfehlungen weiter zu arbeiten ist.- Es stellt sich die Frage, wie konkrete Arbeitsentlastungen für die MitarbeiterInnen<strong>der</strong> Öffentlichen Träger aussehen könnten, damit sie den weiteren Anfor<strong>der</strong>ungen<strong>der</strong> Umsetzung des Sozialraumkonzeptes st<strong>an</strong>dhalten können. Die Frage <strong>an</strong>alle Arbeitsprozeduren <strong>und</strong>/o<strong>der</strong> -aufgaben müsste sein, „was k<strong>an</strong>n wegfallen?“,wobei m<strong>an</strong> aufpassen muss, dass davon nicht gerade als <strong>an</strong>genehm <strong>und</strong> attraktiverlebte Tätigkeiten betroffen sind. Nach Einschätzung <strong>der</strong> MitarbeiterInnen isteine Überarbeitung <strong>der</strong> Geschäftsordnung<strong>der</strong> HzE- Kiezteams dahingehend notwendig,welche Art von Fällen unbedingt eingebracht <strong>und</strong> beraten werden müssen.Die bisherige Praxis wird als Überfrachtung des Kiezteams mit Fällen empf<strong>und</strong>en,die den Raum etwa für die Gestaltung <strong>der</strong> fallunspezifischen Arbeitnimmt. Die MitarbeiterInnen <strong>der</strong> Freien Träger bedürfen in absehbarer Zeit einerstärkeren fin<strong>an</strong>ziellen bzw. existenziellen Absicherung. Zu prüfen ist, ob Möglichkeitenbestehen zusätzliche personelle Kapazitäten bereitzustellen. Es sollteüberlegt werden, ob im Zuge des Modellprojektes Sozialraumorientierung ein Einstellungskorridorgeschaffen wird, <strong>der</strong> zumindest zeitlich befristete Einstellungenerlaubt. Die Gefahr ist groß, dass ohne solche „deutlichen Zeichen“ Erschöpfungszuständebzw. Prozesse <strong>der</strong> Demotivation auf Seiten <strong>der</strong> MitarbeiterInnendrohen.- Das fin<strong>an</strong>ztechnische Instrument <strong>der</strong> „Sozialraumbudgets“ sollte zumindest ineinigen Ortsteilen o<strong>der</strong> Kiezen zwischen Jugendamt <strong>und</strong> Schwerpunktträgernvereinbart <strong>und</strong> ausprobiert werden, durchaus mit <strong>der</strong> Maßgabe, dass die Erfahrungenaus den Experimenten später zu neuen Budgetberechnungen o<strong>der</strong><strong>an</strong><strong>der</strong>en Org<strong>an</strong>isations- <strong>und</strong> Verteilungsformen führen. Das Budget sollte ausreichendbemessen sein, damit genügend Anreize geschaffen werden innovativeKonzepte zu verwirklichen. Damit sich l<strong>an</strong>gfristig Erfolge einstellen, die evt. auchzu Kostenreduzierungen führen können, müssen zunächst zusätzliche fin<strong>an</strong>zielleInvestitionen in das Projekt Sozialraumorientierung getätigt werden.- Bezogen auf das Thema „fallunspezifische Arbeit“ sind klare Richtlinien zu erarbeiten,welche Aufgaben im Rahmen welcher Zeitkontingente von RSD-MitarbeiterInnnen<strong>und</strong> welche Aufgaben im Rahmen welcher Fin<strong>an</strong>zbudgets von MitarbeiterInnen<strong>der</strong> Freien Träger <strong>an</strong>geg<strong>an</strong>gen werden können. Klar ist, dass dieseArbeitsformen dokumentiert <strong>und</strong> ihr Nutzen mittelfristig überprüft werden müssen.Über Art <strong>und</strong> Umf<strong>an</strong>g <strong>der</strong> „fallunspezifischen Arbeit“ müssen die Ortsteilgremienmit den Leitungen <strong>der</strong> Freien Träger Übereinkünfte treffen, wobei sie sich dabeidurch die BasismitarbeiterInnen beraten lassen sollten. Für die Funktionsfähigkeit<strong>der</strong> Ortsteil- <strong>und</strong> Kiezteams ist es notwendig, dass vorab geklärt ist in welcherStruktur <strong>und</strong> mit welchem methodischen Ansatz die fallunspezifische Arbeit bewerkstelligtwird. Die Methodik <strong>der</strong> fallunspezifischen Arbeit sollte gleichr<strong>an</strong>giggegenüber den übrigen Methoden <strong>und</strong> möglichst frühzeitig vermittelt werden. Bei<strong>der</strong> Implementierung <strong>der</strong> neuen Teamstrukturen sollte daher darauf geachtet werden,dass bei allen Teammitglie<strong>der</strong>n bereits zu Beginn ein fachliches Wissen <strong>und</strong>Können in fallunspezifischer Arbeit vorh<strong>an</strong>den ist. Ein Kompetenzgefälle bei denMitarbeitern gilt es zu vermeiden.79


- Eventuell müssten die Fin<strong>an</strong>zierungsvorgaben in Tempelhof-Schönberg bezogenauf kreative, flexible „Maß<strong>an</strong>züge“ noch einmal geprüft werden o<strong>der</strong> erörtert werden,was die MitarbeiterInnen <strong>an</strong> Unterstützung bräuchten, um Hilfeformen nochhäufiger quer zu den Paragraphen 29 – 35 KJHG liegenden Hilfenformen zu entwickeln.Dabei gilt es aber auch Missverständnisse auszuräumen, wonach „Maß<strong>an</strong>züge“nur außerhalb <strong>der</strong> „versäulten“ Paragragraphenstruktur umzusetzenseien. Individualität, Flexibilität, <strong>und</strong> Sozialräumlichkeit sind auch innerhalb einerHzE nach den §§ 27 ff. KJHG zu verwirklichen (vgl. B<strong>und</strong>esmodellprojekteINTEGRA). Hier gilt es insbeson<strong>der</strong>e Übergänge zwischen ambul<strong>an</strong>ten Hilfen<strong>und</strong> Angeboten <strong>der</strong> Jugendför<strong>der</strong>ung bzw. von Regeleinrichtungen (integrativerAnsatz) bereitzuhalten. Eventuell k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> die Sozialraumbudgets <strong>an</strong> die Entwicklungvon flexiblen Einzelfalllösungen (unter Einbeziehung von Sozialraumressourcen)binden bzw. mit diesen verbinden.- Wünschenswert wäre eine gemeinsame Absichtserklärung von Jugendamt <strong>und</strong>Freien Trägern zum Thema „Wie gestalten wir den Sozialraum gemeinsam <strong>und</strong>welche gleichen <strong>und</strong> unterschiedlichen Aufgaben <strong>und</strong> Rollen <strong>und</strong> Entscheidungskompetenzenkommen dabei dem Öffentlichen <strong>und</strong> den Freien Trägern dabeizu?“. Dort könnten auch konkrete Verfahren <strong>und</strong> Entscheidungswege in Bezugauf die Umorg<strong>an</strong>isation vorh<strong>an</strong>dener o<strong>der</strong> die Gründung neuer Angebote ver<strong>an</strong>kertwerden. Eine solche „Absichtserklärung“ müsste – um auch politisches Gewicht<strong>und</strong> Verbindlichkeit zu erhalten – mit dem Jugendhilfeausschuss abgestimmtwerden.- Insbeson<strong>der</strong>e das Zusammenspiel von Orstteilteams, Ortsteilteamleitungen <strong>und</strong>Ortsteilarbeitsgemeinschaften scheint <strong>der</strong>zeit noch nicht hinlänglich geklärt. Dasgilt sowohl für das interne Zusammenspiel (Ortsteilteam – Leitungen) als auch fürdas zwischen Öffentlichem <strong>und</strong> Freiem Träger. Aufgr<strong>und</strong> des geringerenTagungsumf<strong>an</strong>ges des OTT ist darauf zu achten, dass in diesem Gremium nichtnur Informationen ausgetauscht werden. Die Steuerungsfunktion wurde in deneinzelnen Ortsteilteams unterschiedlich stark wahrgenommen.- Die Tr<strong>an</strong>sparenz von Entscheidungswegen sollte gerade im Hinblick auf die vonden Kiezteams festgestellten Bedarfe bzw. die von diesen vorgeschlagenen Aktivitätenerhöht werden. Den einzelnen KiezteammitarbeiterInnen sollte klar sein,wohin ihre Informationen bzw. Empfehlungen gehen, wer sie mit wem näher bzw.weiter diskutiert <strong>und</strong> wo darüber entschieden wird, ob <strong>und</strong> wie sie in Form vonAngeboten etc. umgesetzt werden. Dazu gehören auch verbindliche Rückkoppelungsschleifen<strong>an</strong> das Kiezteam.- In die Kiezteamarbeit müsste stärker das systematische Erfassen von Ressourcendes Sozialraumes in einer Ressourcendatei eingebaut werden. Der systematischeAufbau eines Ressourcenlagers stellt ein unverzichtbares Instrument bei<strong>der</strong> sozialräumlichen Gestaltung von HzE-Fällen dar.- Nach unserem Eindruck wäre es hilfreich, die Kiezteams <strong>und</strong> die Ortsteil-Teamseinmal im Jahr aufzufor<strong>der</strong>n, ihre ein bis drei Lieblingsbeispiele für innovativesArbeiten im Sozialraum schriftlich zu fixieren. Diese sollten gesammelt, redaktionellüberarbeitet <strong>und</strong> <strong>an</strong>schließend allen Teams zugänglich gemacht werden. Daswäre eine Arbeit, die sicher auch in <strong>der</strong> Zusammenarbeit mit Fachhochschulen80


für Soziale Arbeit o<strong>der</strong> im Rahmen einer Diplomarbeit (beinahe) kostenneutral zubewerkstelligen wäre.- Bezogen auf den Verdacht, dass durch „die Orientierung am geäußerten Willen“ein bestimmter neuer Typ von sprachgew<strong>an</strong>dten Mittelschichtsklienten bevorzugtbzw. <strong>der</strong> klassische Kliententyp aus Armutsmilieus verdrängt wird, wären vergleichendeUntersuchungen bezogen auf die Jahrgänge z. B. 2000 <strong>und</strong> 2006 sinnvoll.Interess<strong>an</strong>t wäre auch die Frage, ob es in Tempelhof-Schöneberg auf mittlereSicht eine Häufung von Kin<strong>der</strong>schutzfällen gibt, die eskalierte d. h. nichtrechtzeitig beachtete <strong>und</strong> bearbeite Jugendhilfefälle darstellen. Falls die Jugendhilfepl<strong>an</strong>ungaufgr<strong>und</strong> ihrer Datenlage solche Entwicklungen nicht fassbarmachen k<strong>an</strong>n, wäre zu prüfen welche Daten für solche Statistiken dienlich wären<strong>und</strong> wie m<strong>an</strong> diese konform mit den Datenschutzgesetzen gel<strong>an</strong>gen k<strong>an</strong>n.- Hilfepläne könnten darauf hin untersucht werden, zu welchem Zeitpunkt im Hilfeprozessdie Zielformulierungen für H<strong>an</strong>dlungsziele <strong>und</strong> H<strong>an</strong>dlungsschritte erfolgen<strong>und</strong> wie häufig diese im weiteren Verlauf verän<strong>der</strong>t werden müssen. Erst dadurchkönnte m<strong>an</strong> die Frage be<strong>an</strong>tworten, ob diese zu schnell festgelegt werden<strong>und</strong> demnach Prozesse <strong>der</strong> Zielentwicklung mehr Zeit in Anspruch nehmen alsbisher <strong>an</strong>genommen.- Da es nach Angaben einiger MitarbeiterInnen bisher zu wenig Informationen auskleinräumigen Jugendhilfestudien gäbe, wäre zu prüfen wie bzw. über wenArbeitsaufträge <strong>an</strong> die Jugendhilfepl<strong>an</strong>ung gerichtet werden können bzw. wie dieJugendhilfepl<strong>an</strong>ung ein entsprechendes Methoden-Know-How zur Verfügungstellen könnte. So l<strong>an</strong>ge <strong>der</strong> Faktor Zeit bei diesen Studien keine all zu großeRolle spielt, könnten auch Fachhochschulen für Soziale Arbeit o<strong>der</strong> Erzieherfachschulenmit kleinräumigen Studien betraut werden.- Pl<strong>an</strong>ungstechnisch wäre eine zeitlich engere Verzahnung <strong>der</strong> einzelfall- <strong>und</strong> <strong>der</strong>fallunspezifischen Fortbildungsteile sicher wünschenswert, wenn auch wegen <strong>der</strong>erheblichen zeitlichen Belastung durch die ohnehin schon vielen Fortbildungstageaußer Haus schwer zu realisieren. Einige Mitarbeiter äußerten den Wunsch, dassdie Vermittlung <strong>der</strong> Methoden <strong>der</strong> Kollegialen Fallberatung zugunsten eines„training on the job“ <strong>und</strong> mehr fallunspezifischer Anteile (Ressourcenmobilisierung)abgespeckt werden.- Bei <strong>der</strong> Qualifizierung ist darauf zu achten, dass bei den vermittelten Methodenein Zusammenh<strong>an</strong>g zum Konzept <strong>der</strong> Sozialraumorientierung in seinen Gesamtbezügenhergestellt wird. Einige Mitarbeiter vermissen immer noch eine Vorstellungdessen, was Sozialraumorientierung eigentlich ausmachen soll <strong>und</strong> wasdar<strong>an</strong> neu ist. Auch das abgefragte Verständnis des Konzeptes <strong>der</strong> Sozialraumorientierungverdeutlicht, dass zwar verschiedene einzelne Best<strong>an</strong>dteile des Ansatzesbek<strong>an</strong>nt sind, aber eine gemeinsame Vorstellung von einem innovativenArbeits<strong>an</strong>satz noch ausbleibt. Gelänge es eine verbindende Werthaltung sozialraumorientiertenArbeitens bei den Mitarbeitern herzustellen, könnte möglicherweiseeine größere Aufbruchstimmung erzeugt werden.81


Anhänge 1 - 4:Anh<strong>an</strong>g 1: Leitfaden für das Gruppeninterview im Ortsteilteam1. Was sind Ihrer Meinung nach die wesentlichsten Aufgaben des Ortsteilteams?2. Was sind für Sie die Kernelemente des Konzeptes <strong>der</strong> Sozialraumorientierung?3. Können Sie bitte beschreiben, was sich durch die Einführung des Ortsteilteams für IhreArbeit geän<strong>der</strong>t hat?4. Was sind Ihrer Meinung nach die Voraussetzungen dafür, dass Sie im Ortsteilteam gutmitein<strong>an</strong><strong>der</strong> arbeiten <strong>und</strong> die <strong>an</strong>visierten Aufgaben erfüllen können? (org<strong>an</strong>isatorische,strukturelle, teilnehmerInnenabhängige, gruppendynamische Voraussetzungen)5. Welche dieser Voraussetzungen für eine gute Zusammenarbeit <strong>und</strong> Aufgabenerfüllungsind Ihrer Meinung nach erfüllt, welche noch nicht o<strong>der</strong> sind strittig?6. Trägt das Ortsteilteam Ihrer Meinung nach dazu bei, Angebote im Ortsteil zu entwickeln,die in irgendeiner Weise zur Verbesserung <strong>der</strong> sozialen Infrastruktur beitragen <strong>und</strong>unterhalb <strong>der</strong> Schwelle HzE liegen? Bitte nennen Sie Beispiele was konkret initiiertworden ist <strong>und</strong> wozu es beiträgt?7. Spielt die in Fachkreisen häufig gebrauchte Unterscheidung in fallspezifische,fallübergreifende <strong>und</strong> fallunspezifische Arbeit in ihren Diskussionen im Ortsteilteam eineRolle? Ist es möglich die Arbeitsaufgaben des Ortsteilteams entsprechend dieser Begriffezeitlich zu gewichten?82


8. Trägt die Zusammenarbeit im Ortsteilteam zur Bündelung <strong>der</strong> Ressourcen desJugendamtes bei bzw. ergeben sich durch das Ortsteilteam Anstöße für eine engereZusammenarbeit? Wenn ja in welcher Hinsicht? Bitte nennen sie Beispiele?9. Welche <strong>der</strong> von Ihnen ben<strong>an</strong>nten Aufgaben des Ortsteilteams werden ihrer Meinung nachzurzeit gut, befriedigend bzw. nicht so gut wahrgenommen? Wor<strong>an</strong> liegt das jeweils?10. Wie beurteilen Sie das Zusammenspiel zwischen Ortsteilteam <strong>und</strong> Kiezteam? Gibt eszwischen ihnen auch unnötige Überschneidungen <strong>und</strong>/o<strong>der</strong> Sp<strong>an</strong>nungen?11. Welche Einschätzungen wollen Sie aufgr<strong>und</strong> Ihrer Erfahrung <strong>der</strong> Leitung desJugendamtes bzw. <strong>der</strong> Senatsverwaltung mitgeben?12. Was wären Ihrer Meinung nach noch weitere Themen, die das Ortsteilteam betreffen <strong>und</strong>noch nicht <strong>an</strong>gesprochen sind?Anh<strong>an</strong>g 2: Leitfaden für das Gruppeninterview im Kiezteam1. Was sind Ihrer Meinung nach die wesentlichen Aufgaben des Kiezteams?2. Was sind für Sie die Kernelemente des Konzeptes <strong>der</strong> SO?3. Können Sie bitte beschreiben, was sich durch die Einführung des Kiezteams für IhreArbeit geän<strong>der</strong>t hat?4. Was sind Ihrer Meinung nach die Voraussetzungen dafür, dass Sie im Kiezteam gutmitein<strong>an</strong><strong>der</strong> arbeiten <strong>und</strong> die <strong>an</strong>visierten Aufgaben erfüllen können? (org<strong>an</strong>isatorische,strukturelle, personenabhängige, gruppendynamische Voraussetzungen)5. Welche dieser Voraussetzungen für gute Zusammenarbeit, Aufgabenerfüllung sind IhrerMeinung nach erfüllt, welche noch nicht o<strong>der</strong> strittig?6. Spielt die in Fachkreisen häufig gebrauchte Unterscheidung in fallspezifische, fallübergreifende<strong>und</strong> fallunspezifische Arbeit in ihren Diskussionen im Kiezteam eine Rolle? Istes möglich die Arbeitsaufgaben des Kiezteams entsprechend dieser Begriffe zeitlich zugewichten?7. Wie stehen Sie im Kiezteam zu <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Schulung vermittelten Methode <strong>der</strong> KollegialenFallbearbeitung (Aufmerksamkeitsrichtung) <strong>und</strong> wie gut gelingt es Ihnen diese hierumzusetzen?8. Welche <strong>an</strong><strong>der</strong>en in <strong>der</strong> Schulung vermittelten Methoden spielen für Ihre Diskussionen imKiezteam eine Rolle <strong>und</strong> wie gut werden sie umgesetzt? (Vom Willen zum Ziel,Ressourcencheck, Offene Fragen etc.)83


9. Wünschen Sie sich weitere Unterstützungs- o<strong>der</strong> Qualifizierungsformen, um noch besserden Ansatz <strong>der</strong> Sozialraumorientierung zu verwirklichen?10. Inwiefern hat Ihrer Einschätzung nach die intensivere Zusammenarbeit des öffentlichenTrägers mit den freien Trägern im Kiezteam zur Qualitätsverbesserung <strong>der</strong> Arbeitbeigetragen?11. Können Sie Fallbeispiele nennen, wo durch <strong>Beratung</strong> <strong>und</strong> Zusammenarbeit im KiezteamLösungen entwickelt worden sind, die entwe<strong>der</strong> zu einem flexiblen Maß<strong>an</strong>zug geführthaben o<strong>der</strong> durch die eine vermeintliche HzE-Lösung alternativ gestaltet werden konnte?12. Welche <strong>der</strong> von Ihnen ben<strong>an</strong>nten Aufgaben des Kiezteams werden Ihrer Meinung nachzurzeit gut, mittelmäßig bzw. nicht gut wahrgenommen?13. Wie beurteilen Sie das Zusammenspiel zwischen Ortsteilteam <strong>und</strong> Kiezteam? Gibt eszwischen ihnen auch unnötige Überschneidungen <strong>und</strong>/o<strong>der</strong> Sp<strong>an</strong>nungen?14. Was wollen Sie aufgr<strong>und</strong> Ihrer Erfahrungen <strong>der</strong> Leitung des Jugendamtes bzw. <strong>der</strong>Senatsverwaltung mit auf den Weg geben?15. Was wären Ihrer Meinung nach noch weitere Themen, die das Kiezteam betreffen <strong>und</strong>noch nicht <strong>an</strong>gesprochen worden sind?Anh<strong>an</strong>g 3: Fragebogen zur Arbeitsweise im Ortsteilteam1. Was sind Ihrer Meinung nach die wesentlichsten Aufgaben des Ortsteilteams?2. Was sind für Sie die Kernelemente des Konzeptes <strong>der</strong> Sozialraumorientierung?84


3. Wie gut können Sie Ihre fachlichen Kompetenzen <strong>der</strong>zeit in das Ortsteilteameinbringen einbringen?Sehr gut ( ) gut ( ) mäßig ( ) gelingt nicht ( )Kurze Begründung4. Trägt die neue Struktur (Ortsteilteam/Kiezteam) Ihrer Meinung nach zur Verbesserung<strong>der</strong> fachlichen Qualität bei?Ja ( ) zum Teil ( ) Nein ( )Kurze Begründung:5. Gibt es fachliche Ansprüche <strong>an</strong> Ihre Arbeit, die Sie <strong>der</strong>zeit zurückstellen müssen?Ja ( ) Nein ( )Wenn ja welche ?Anh<strong>an</strong>g 4: Fragebogen zur Arbeitsweise Im Kiezteam1. Was sind Ihrer Meinung nach die wesentlichsten Aufgaben des HzE-Kiezteams?2. Was sind für Sie die Kernelemente des Konzeptes <strong>der</strong> Sozialraumorientierung?85


3. Wie gut können Sie Ihre fachlichen Kompetenzen <strong>und</strong> Ressourcen <strong>der</strong>zeit in dasKiezteam einbringen?Sehr gut ( ) gut ( ) mäßig ( ) gelingt nicht ( )Kurze Begründung:4. Trägt die neue Struktur <strong>der</strong> Kiezteams <strong>und</strong> Ortsteilteams Ihrer Meinung nach zurVerbesserung <strong>der</strong> fachlichen Qualität bei?Ja ( ) zum Teil ( ) Nein ( )5. Gibt es fachliche Ansprüche <strong>an</strong> Ihre Arbeit, die Sie <strong>der</strong>zeit zurückstellen müssen?Ja ( ) Nein ( )Wenn Ja welche?86

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